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Full text of "Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin"

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Mittheilungen 
des  Seminars 


für 


orientalische 


sprachen  an 


Friedrich 


Mitteilungen  des  Seminars 
für  Orientalische  Sprachen 

an  der  Königlichen 
Friedrich-Wilhelms-Universität 

zu  Berlin 


Herausgegeben  von  dem  Direktor 

Prof.  Dr.  Eduard  Sachau 

Geh.  Reglerungarat 


JAHRGANG  VII 

ERSTE  ABTEILUNG:  OSTASIATISCHE  STUDIEN 


Berlin  1904 
Kommissionsverlag  von  Georg  Reimer 


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Geschäftliche  Mitteilung. 


— — 

1.  Der  Preis  jedes  Jahrganges  der  »Mitteilungen«  (bestehend 
aus  drei  Abteilungen:  1.  »Ostasiatische  Studien«,  2.  »West- 
asiatische  Studien«,  3.  »Afrikanische  Studien«)  beträgt  15, 
der  Preis  der  einzelnen  Abteilung  6  Mark. 

2.  Die  »Mitteilungen«  sind  durch  alle  Buchhandlungen  des  In- 
und  Auslandes  zu  beziehen. 

3.  Die  für  die  »Mitteilungen«  bestimmten  Zuschriften,  welche 
in  Deutscher,  Französischer,  Englischer  oder  Italienischer 
Sprache  abgefaßt  sein  können,  wolle  man  an  die  Seminar- 
direktion, Berlin  NW.  7,  Dorotheenstr.  6,  oder  an  die  ein- 
zelnen Redakteure  adressieren. 


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Mitteilungen  des  Seminars 
für  Orientalische  Sprachen 

an  der  Königlichen 
Friedrich-Wilhelms-Universität 

zu  Berlin 

<4 


JAHRGANG  VII 

ERSTE  ABTEILUNG:  OSTASIATISCHE  STUDIEN 


Herausgegeben  von  dem  Direktor 

Prof.  Dr.  Eduard  Sachau 


Berlin  1904 
Kommissionsverlag  von  Georg  Reimer 


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Mitteilungen 

des  Seminars  für  Orientalische  Sprachen  zu  Berlin 

Erste  Abteilung 


Ostasiatische 
Studien 

Redigiert  von 
Prof.  Dr.  R.  Lange  und  Prof.  Dr.  A.  Forke 

1904 


Berlin 

Kommissionsverlag  von  Georg  Reimer 

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Inhalt. 


Seniinarchronik  filr  die  Zeit  vom  Oktober  1903  his  August  1904    1 

Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape  von  Hahl  .    .    .  1 

Grundregeln  der  Bainingsprache  von  P.  Matthias  Rascher   31 

Ein  japanischer  Fürstenspiegel  von  Kaibara  Kkken,  übersetzt  von  T.  Tsu  ji   .  86 

Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba  von  A.  Forke   117 

Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen ,  Geschichte  der  Ostmongolen,  im 

Vergleiche  mit  dem  mongolischen  Uncxtc  von  K.  Hacnisch   173 

Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln  von  Friedrich  Hirth  .  .  .  ,  200 


ed  by  Google 


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Seminarchronik  für  die  Zeit  vom  Oktober  1903 

bis  August  1904. 


Uas  Seminar  zählte: 

a)  im  Wintersemester  1903/04:  215  Mitglieder  —  darunter 
20  Postbeamte  als  Mitglieder  des  Kursus  behufs  Ausbildung  im 
praktischen  Gebrauch  der  russischen  Sprache  —  und  15  Hospi- 
tantinnen. An  dem  fur  Kaufleute  und  Bankbeamte  einge- 
richteten Kursus  im  Chinesischen  nahmen  11,  im  Russi- 
schen 76,  im  Spanischen  82  und  an  der  Vorlesung  über 
die  Grundlagen  der  Nationalökonomie  68  Personen  teil.  Ge- 
samtzahl der  Seminarbesucher:  467  Personen. 

b)  im  Sommersemester  1904:  156Mitglieder  —  darunter  18  Post- 
beamte als  Mitglieder  des  Kursus  behufs  Ausbildung  im  prak- 
tischen Gebrauch  der  russischen  Sprache  —  und  12  Hospitan- 
tinnen. An  dem  fur  Kaufleute  und  Bankbeamte  eingerich- 
teten Kursus  im  Chinesischen  nahmen  7,  im  Kussischen  30, 
im  Spanischen  24  und  an  der  Vorlesung  über  Konsular-  und 
Kolonialrecht  48  Personen  teil.  Gesamtzahl  der  Seminar- 
besucher: 230  Personen. 

Der  Lehrkörper  bestand: 

a)  im  Wintersemester  1903/04  aus  24  Lehrern  und  9  Lektoren. 
Zu  Beginn  des  Wintersemesters  trat  der  Kaiserlieh 
russische  Hofrat  Herr  Rudolf  Jürgen  aus  Riga  als 
Lehrer  des  Russischen  und  Herr  Ralph  IL  Carr  aus  Wor- 
cester als  Lehrer  des  Englischen  in  den  Lehrkörper  des 
Seminars  ein,  während  Herr  Djin-Da-Min  die  Stellver- 
tretung des  seit  August  beurlaubten  chinesischen  Lektors 
Hsüeh  Shen  und  Herr  Miludi  Ben  Mohammed  Siadi 
Talbi  aus  Casablanca  die  nach  Ausscheiden  des  in  seine 
Heimat  zurückgekehrten  Lektors  Sid  Gilani  Schirkawi 
vakante  Lektorstelle  für  das  Marokkanisebe  übernahm. 
Leider  schied  der  letztere  nach  kurzer  Tätigkeit  durch 
Tod  Mitte  Dezember  wieder  aus.    Ende  des  Semesters 

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II 


wurde  dem  Lehrer  des  Suaheli  Herrn  Dr.  Carl  Velten  von 
Seiner  Exzellenz  dem  Herrn  Unterrichtsminister  das  Prä- 
dikat »Professor«  verliehen; 
b)  im  Sommersemester  1904  aus  24  Lehrern  und  11  Lektoren. 

An  Stelle  des  im  Dezember  1903  verstorbenen  marok- 
kanischen Lektors  Sid  Miludi  trat  anfangs  April  1904 
Herr  Abdel-Wahhab  Bu-Bekr  aus  Tanger  in  den  Lehr- 
körper des  Seminars.  Zur  Verstärkung  des  Duala-  und 
Ephe -Unterrichts  wurden  im  Juli  1904  Herrn  Pastor 
Meinhof  der  Duala  Otto  Ekwala  und  der  Ephe  Ludwig 
Adzaklu  beigegeben. 

Mitte  August  schied  der  Lehrer  des  Englischen  Herr 
Ralph  H.  Carr  aus  dem  Lehrkörper  des  Seminars,  wäh- 
rend der  Lehrer  des  Arabischen  Herr  Professor  Dr.  Bruno 
Meißner  zum  1.  Oktober  d.  J.  einem  Rufe  als  außer- 
ordentlicher Professor  der  semitischen  Sprachen  an  die 
Universität  Breslau  folgen  wird.  Der  Lehrer  fur  die  wirt- 
schaftlichen Verhältnisse  in  den  Kolonien  Herr  Legations- 
rat Professor  Dr.  Helfferich  wurde  zum  »Wirklichen 
Legationsrat«  ernannt. 
Der  Seminarunterricht  erstreckte  sich: 

a)  im  Wintersemester  1903/04 

auf  15  Sprachen: 
Chinesisch,  Japanisch,  Arabisch  (Syrisch,  Ägyptisch,  Ma- 
rokkanisch), Persisch,  Türkisch,  Suaheli,  Haussa,  Herero, 
Duala,  Ephe,  Englisch,  Französisch,  Neugriechisch,  Russisch 
und  Spanisch 

und  6  Realicnfächer: 
wissenschaftliche  Beobachtungen  auf  Reisen,  Tropenhygiene, 
tropische  Nutzpflanzen,    Landeskunde   von   Deutsch -Ost- 
afrika, Landeskunde  der  deutschen  westafrikanischen  Ko- 
lonien sowie  Kolonien  und  Kolonialpolitik; 

b)  im  Sommersemester  1904 

auf  dieselben  15  Sprachen 
und  7  Realienfächer: 
wissenschaftliche  Beobachtungen  auf  Reisen,  Tropenhygiene, 
tropische   Nutzpflanzen,    Landeskunde  von  Deutsch-Ost- 
afrika, Landeskunde  der  deutschen  westafrikanischen  Ko- 
lonien, Kolonien  sowie  Kolonial-  und  Konsularrecht. 
Der  Unterricht  wurde  erteilt: 

a)  im  Wintersemester  1903/04  zwischen  8  Uhr  morgens  und 
9  Uhr  abends. 


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III 


b)  im  Sommersemester  1904   zwischen   7  Uhr  morgens  und 
9  Uhr  Abends; 

Während  der  Osterferien  1904  fanden  Ferienkurse  vom  15.  März 
bis  zum  14.  April  statt. 

Zu  einem  außerstatutenmäßigen  Termin  im  Friihling  und 
zum  statutenmäßigen  Termin  im  Sommer  1904  brachten  die  nach- 
stehend verzeichneten  Mitglieder  des  Seminars  durch  Ablegung  der 
Diplomprüfung  vor  der  Königlichen  Diplom  -  Prüfungskommission 
ihre  Seminarstudien  zum  vorschriftsmäßigen  Abschluß: 

1.  Kurt  Scheffler,  stud,  jur.,  im  Türkischen; 

2.  Max  Hau schild,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

3.  Ferdinand  Lessing,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

4.  Bruno  Loesdau,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

5.  Robert  Oelrichs,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

6.  Gerhard  Pernitzsch,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

7.  Erich  Schuchart,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

8.  Wilhelm  Villa  ret,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

9.  Bernhard  Beck,  Vorschullehrer,  im  Japanischen; 

10.  Hans  Mahner- Möns,  Musikstudierender,  im  Japanischen; 

11.  Edmund  Simon,  stud,  jur.,  im  Japanischen; 

12.  Ludwig  Katz,  stud,  jur.,  im  Arabisch- Ägyptischen; 

13.  Karl  Steinführer,  stud,  jur.,  im  Arabisch  -  Marokkani- 
schen ; 

14.  Wilhelm  Waßmuß,   Referendar,  im  Arabisch -Marok- 
kanischen ; 

15.  Waldemar  Petersen,  stud,  jur.,  im  Persischen; 

16.  Eberhard  Ulrich,  stud,  jur.,  im  Türkischen; 

17.  Franziska  Stadthagen,  Frau  Regierungsrat,  im  Russi- 
schen ; 

18.  Ernst  Schaum  bürg,  Referendar,  im  Russischen; 

19.  Adolf  Kindor,  Rektor,  im  Russischen; 

20.  Adalbert  von  Boetticher,  stud,  jur.,  im  Russischen. 
Am  27.  Juli  1904  fand  die  Entlassung  des  diesjährigen  Kursus 

der  dem  Seminar  zur  Ausbildung  im  praktischen  Gebrauch  der 
russischen  Sprache  überwiesenen  Post-  und  Telegraphenbeamten 
statt,  der  sich  aus  den  folgenden  Mitgliedern  zusammensetzte: 

1.  R.  Alkewitz,  Postassistent,  aus  Provinz  Ostpreußen; 

2.  H.  Annus,  Ober- Postpraktikant,  aus  Provinz  Posen; 

3.  J.  Becker,  Telegraphensekretär,  aus  Provinz  Hannover; 

4.  K.  Diebold,  Ober- Postpraktikant,  aus  Provinz  Schlesien; 

5.  P.  Großmann,  Ober- Postpraktikant,   aus  Provinz  Ost- 
preußen; 


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IV 

6.  A.  Hahn,  Ober-Postpraktikant,  aus  Provinz  Ostpreußen; 

7.  R.  Hamel,  Postassistcut,  aus  Berlin; 

8.  G.  Heinemann,  Ober  -  Postpraktikant ,  aus  Provinz 
Schlesien : 

9.  L.  Hübscher,  Ober- Postpraktikant,  aus  Provinz  Posen; 

10.  H.  Huke,  Postassistent,  aus  Schwarzburg- Sondershausen ; 

11.  G.  Just,  Postassistent ,  aus  Provinz  Ostpreußen; 

12.  G.  Klotz,  Postassistent,  aus  Braunschweig; 

13.  G.  Peukert,  Postassistent,  aus  Provinz  Schlesien; 

14.  P.  Red  eil,  Postassistent,  aus  Provinz  Westpreußen; 

15.  O.  Schaumkessel,  Postassistent,  aus  Provinz  West- 
preußen ; 

16.  F.  S mend,  Postassistent,  aus  Provinz  Westpreußen; 

17.  K.  Specht,  Ober- Postpraktikant,  aus  Provinz  Westfalen; 

18.  R.  Stolle,  Ober -Postpraktikant,  aus  Berlin. 

Soweit  vom  Seminar  aus  festgestellt  werden  konnte,  haben  die 
nachstehend  aufgeführten  früheren  Mitglieder  des  Seminars  während 
der  Zeit  vom  August  1903  bis  August  1904  in  verschiedenen  Ländern 
Asiens  und  Afrikas  Amt  und  Stellung  gefunden: 

1.  Walter  Zech  Ii  n,  Referendar,  aus  Hannover,  als  Dol- 
metschereleve bei  der  Kaiserlichen  Botschaft  in  Konstan- 
tinopel; 

2.  Erich  Nord,  Dr.  jur.,  Referendar,  aus  Provinz  Sachsen, 
desgl.; 

3.  Kurt  Kratzsch,  Dr.  jur.,  Referendar,  aus  Königreich 
Sachsen,  als  Dolmetschereleve  bei  der  Kaiserlichen  Gesandt- 
schaft in  Peking; 

4.  Wilhelm  von  Weickhmann,  Dr.  jur.,  Assessor,  aus 
Pommern,  bei  der  Justizverwaltung  des  Kaiserlichen  Gou- 
vernements von  Deutsch- Ostafrika; 

5.  Adolf  Schlettwein,  Geriehtsassessor,  aus  Mecklenburg- 
Schwerin,  desgl.; 

6.  Christian  Schräder,  Dr.  jur.,  Assessor,  aus  Schleswig- 
Holstein,  desgl.; 

7.  Eugen  Dinkelacker,  Assessor,  aus  Württemberg,  desgl. 
in  Kamerun; 

8.  August  Kirchhof,  Assessor,  aus  Lippe-Detmold,  desgl.; 

9.  Waldemar  von  Sobbe,  Oberleutnant  aus  Brandenburg, 
in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Kamerun; 

10.  Gerhard  Jacob,   Leutnant,   aus  Brandenburg,   in  der 
Kaiserlichen  Sehutztruppe  für  Kamerun; 


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V 


11.  Eugen  Kirch,  Leutnant,  aus  der  Rhein  pro  vinz ,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  fur  Kamerun; 

12.  Fritz  Werner,  Leutnant,  aus  der  Rheinprovinz,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  fur  Kamerun; 

13.  Georg  von  Prittwitz  und  Gafl'ron,  Hauptmann,  aus 
Berlin,  als  Offizier  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  in  Deutsch- 
Ostafrika; 

14.  Walter  von  Wiese  und  Kaiserswaldau,  Leutnant, 
aus  Schlesien,  in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  fur  Deutsch- 
Ostafrika; 

15.  Hans  Schulz,  Leutnant,  aus  Sachsen,  in  der  Kaiserlichen 
Schutztruppe  für  Deutsch -Ostafrika; 

16.  Hermann  Trefurth,  Leutnant,  aus  Königreich  Sachsen, 
in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  fur  Deutsch- Ostafrika; 

17.  Detlef  von  Kleist,  Oberleutnant,  aus  Schlesien,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  fur  Südwestafrika; 

18.  Alexander  von  Fritsch,  Freiherr,  Oberleutnant,  aus 
Königreich  Sachsen,  in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  fur 
Südwestafrika; 

19.  Graf  Saurma-Jeltsch,  Leutnant,  aus  Schlesien,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

20.  Hermann  Runkel,  Leutnant,  aus  Hannover,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

21.  Willi  Grünewald,  Leutnant,  aus  Berlin,  in  der  Kaiser- 
lichen Schutztruppe  für  Südwestafrika ; 

22.  Paul  von  Bojanowsky,  Leutnant,  aus  Hessen -Nassau, 
in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

23.  Georg  Trainer,  Leutnant,  aus  Westfalen,  in  der  Kaiser- 
lichen Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

24.  Albert  Fürnrohr,  Leutnant,  aus  Posen,  in  der  Kaiser- 
lichen Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

25.  Volkmar  von  Wurmb,  Leutnant,  aus  Sachsen,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

26.  Günther  von  Billerbeck,  Leutnant,  aus  Pommern,  in 
der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

27.  Otto  Dempwolff,  Dr.  med.,  Stabsarzt,  aus  Ostpreußen, 
in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Deutsch -Ostafrika; 

28.  Willibald  Schellmann,  Dr.  phil.,  Chemiker,  aus  der 
Rheinprovinz,  im  Dienste  des  Kaiserlichen  Gouvernements 
von  Deutsch  -  Ostafrika ; 

29.  Gottfried  Thiesmeyer,  Landmesser,  aus  Lippe -Detmold, 
als  Landmesser  in  Südwestafrika; 


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VI 

30.  Paul  Iloentzsch,  Finanzaspirant,  aus  Schlesien,  als  Be- 
amter beim  Kaiserlichen  Gouvernement  in  Deutsch -Ost- 
afrika; 

31.  Otto  Mich  eisen,  Gerichtsaktuar,  aus  Schleswig- Holstein, 
desgl.; 

32.  Fritz  Techraer,  Landmesser,  aus  Pommern,  desgl.; 

33.  Berthold  Freitag,  Regierungs- Zivilsupernumerar,  aus 
Brandenburg,  desgl.; 

34.  Ernst  Kerb  er,  Haupt- Zollamtsassistent,  aus  Westfalen, 
desgl.; 

35.  Fritz  Kiene,  Gerichtsaktuar,  aus  Schleswig -Holstein, 
desgl.; 

36.  Karl  Scholz,  Steuer- Zivilsupernumerar,  aus  Schlesien, 
desgl. ; 

37.  Wilhelm  Nagel,  Regierungs- Zivilsupernumerar,  aus  Han- 
nover, desgl.; 

38.  Jakob  Dern,  Postassistent,  aus  Großherzogtum  Hessen, 
im  Kaiserlichen  Postdienst  in  Deutsch -Ostafrika; 

39.  Alois  June  mann,  Lehrer,  aus  Provinz  Sachsen,  als 
Lehrer  an  einer  Regierungsschule  in  Deutsch- Ostafrika; 

40.  Hermann  Andres,  Lehrer,  aus  Brandenburg,  desgl.; 

41.  Friedrich  Wilhelm  Brandt,  Lehrer,  aus  Brandenburg, 
desgl.; 

42.  Hermann  Hülle,  Lie.  theol.,  Königlicher  Bibliothekar, 
aus  Berlin,  als  Professor  an  der  Kaiserlich  chinesischen 
Universität  in  Peking; 

43.  Erich  Haenisch,  Dr.  phil.,  aus  Berlin,  als  Lehrer  an 
der  chinesischen  Militärschule  in  Wuchang; 

44.  Friedrich  Pferd ek ämper,  stud,  phil.,  aus  Westfalen, 
als  Lehrer  an  der  chinesischen  Regierungssehule  in  Tsinanfu; 

45.  Walter  Trittelvitz,  Pastor,  aus  Pommern,  als  Missions- 
inspektor in  Südafrika; 

46.  Siegfried  Delius,  Missionakandidat,  aus  Provinz  Sachsen, 
als  Missionar  in  Deutsch  -Ostafrika; 

47.  Johannes  Riese,  Missionskandidat,  aus  Provinz  Sachsen, 
desgl. ; 

48.  Friedrich  Wilhelm  Hartmann,  Missionskandidat,  aus 
Schlesien,  als  Missionar  in  Uvambo,  Deutsch -Ostafrika; 

49.  Wilhelm  Schmidt,  Missionskandidat,  aus  Pommern, 
desgl.  in  Uhehe,  Deutsch- Ostafrika; 


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VII 


50.  Hermann  Krelle,  Missionskandidat,  aus  Brandenburg, 
desgl.  in  Daressalam,  Deutsch-Ostafrika; 

51.  Johannes  Hahn,  Missionskandidat,  aus  Braunschweig, 
desgl.  in  Uhehe,  Deutsch -Ostafrika. 

Von  dem  vom  Seminar  herausgegebenen:  »Archiv  für  das 
Studium  deutscher  Kolonialsprachen«  ist  im  August  1904 

Bd.  II.    Fritz,  Wörterbuch  des  Chamorro  (der  Sprache  der  ein- 
heimischen Bevölkerung  der  Marianen) 

zur  Ausgabe  gelangt. 

Berlin,  den  26.  August  1904. 


Der  Direktor, 
Geheimer  Regierungsrat 

Sachau. 


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1 


Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache 

von  Fonape. 

Von  Ha  hl, 

Kaiserlicher  Gouverneur  Ton  Neu-Guine*. 


I.  Einleitung. 

Die  Verkehrssprache,  welche  im  ganzen  Gebiete  der  Karolinen  auf  jeder 
Insel  verstanden  wird,  ist  das  Englische.  Ich  hatte  Anweisung  erhalten, 
Küsten  malaiisch  als  Umgangssprache  einzuführen.  Dies  wäre  vielleicht  möglich, 
wenn  eine  größere  Anzahl  malaiischer  Angeworbener  sich  hier  befunden  hätte. 
Allein  das  Häuflein  der  20  Makassaren,  welche  unter  sich  Buginesisch  sprechen, 
konnte  sich  in  dem  Gewirre  der  16  Sprachen,  die  innerhalb  der  Ringmauern 
den  Verkehr  vermitteln,  keine  Geltung  verschaffen.  Sollte  nicht  das  'Eng- 
lische die  Herrschaft  behaupten,  so  konnte  ihm  nur  durch  Einführung  der 
Sprache  Abbruch  getan  werden,  welche  von  der  größten  Zahl  Menschen 
gesprochen  wurde;  das  ist  die  Ponapesprache.  Diese  vermittelt  jetzt  den 
Verkehr;  mit  den  Malaien  wird  Küstenmalaiisch  gesprochen.  Für  später  ist 
es  erforderlich,  um  nicht  doch  eine  völlig  Englisch  sprechende  und  denkende 
Kolonie  zu  erhalten ,  auf  den  deutschen  Unterricht  allen  Nachdruck  zu  legen. 

Sprachlich  zerfällt  nun  das  Gebiet  der  ostlichen  Karolinen  in  drei 
Teile:  das  Gebiet  der  Ponapesprache;  es  umfaßt  Kusaie,  Mokil,  Pingelap. 
Ngatik ,  Ponape.  Auf  Kusaie  wird  rein  Ponape  nicht  mehr  verstanden ,  aber 
die  Verwandtschaft  der  Sprachen  ist  sehr  groß.  Jedermann  spricht  dort 
übrigens  Englisch  und  Jaluit,  in  welchen  Sprachen  der  Unterricht  seitens 
der  Mission  erteilt  wird.  Das  zweite  Gebiet  ist  das  der  Ruksprache  (Ruk 
heißt  Berginsel ,  im  Gegensatz  zu  einer  flachen  Koralleninsel  fanäpi).  Diese 
Sprache  zeichnet  sich  durch  starke  Beeinflussung  durch  polynesische  Ele- 
mente aus,  während  die  Ponapesprache  dem  Bau  und  teilweise  dem  Wort- 
schatze nach  mehr  den  melanesischen  Sprachen  sich  zuneigt.  Die  Ruk- 
sprache ist.  allerdings  mit  Abweichungen,  über  Mortlock ,  Namoluk,  Oraluk, 
Losap,  Hall,  Namouoitu,  außer  der  Rukgruppe  verbreitet.  Das  Volk  dieser 
beiden  unter  sich  wieder  verwandten  Sprachgebiete  ist  malaiischen  oder  viel- 
leicht besser  prämalaiischen  Ursprungs.  Das  dritte  Gebiet  ist  polynesisch, 
die  Nukuoroinseln. 

Die  auf  der  Insel  Ponape  wohnenden  Beamten  werden  so  wenige  Ge- 
legenheit zum  Besuche  der  übrigen  Inseln  erhalten,  daß  es  nicht  möglich 
und  auch  nicht  nötig  ist,  deren  Sprache  sich  anzueignen.  Dagegen  würde 
ich  die  Erlernung  der  Ponapesprache  für  praktisch  bedeuLsam  halten,  um 

**l  d.  Sem.  I  Orieot  Sprachen.  1901  L  AbL  1 


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•2 


Hahl:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umganjissprarlu'  von  Pouape 


diese  allmählich  in  den  Verkehr  einzuführen.  Die  hier  befindlichen  Ruk- 
eingeburenen  haben  sie  bereits  sich  angeeignet. 

In  der  Ponapesprache  sind  folgende  Bücher  geschrieben: 

1.  Puk  en  Matauatan,  Rechenbuch. 

2.  Puk  en  kak  akan  iran  Lamalam,  eine  biblische  Geschichte. 

3.  Puk  en  kajanjal  cu,  ein  Kinderlesebuch  mit  Abbildungen. 

4.  Puk  en  kaul,  eine  Sammlung  geistlicher  Lieder. 

5.  Puk  en  Peutial,  ein  Geographiebuch. 

Von  diesen  1  bis  5  aufgezählten  Buchern  halte  ich  das  Rechen-  und 
das  Geographiebuch,  letzteres  verfaßt  von  dem  Häuptling  Henry  Nanpei. 
für  wertvoll.  Bei  einer  Neuherausgabe  des  Geographiebuches  müßte  im 
Gegensatze  zu  Amerika  mehr  auf  Kuropa  hingewiesen  werden.  Sie  er- 
scheinet) in  dein  V erläge  des  American  Board  of  Commissioners  for  foreign 
Missions  in  Boston,  No.  1  Somersetstreet. 

6.  Diccionario  Hispano- kanaka  o'sea  Modesta  Colecciön  de  las  voces 
mäs  usuales  y  conocidas  de  esta  lengua  de  la  Ascension  o  Ponape. 

7.  Devocionario  kanaka.  Te  puk  me  pataki  tuen  tiak  en  choulang 
katek  kan. 

8.  Catecismo  do  doctrina  Christiana  Hispano  -  kanaka. 

Die  letzten  drei  Bücher  sind  von  Vätern  der  Kapuzinermission  ver- 
faßt und  recht  verständlich  gehalten.  Bei  einer  Neuauflage  müßte  der 
spanische  Text  unterdrückt,  wenn  nicht  durch  den  entsprechenden  deutschen 
ersetzt  werden. 

Für  deutsche  Begriffe  ist  die  herrschende  Schreibweise  nicht  genügend. 
Der  Missionar  Gulik  führte  in  seinem  Schriftchen  «Notes  on  the  grammar  of 
the  Ponape  Dialect,  Honolulu,  Commercial  Advertiser  Press  1858«  14  Buch- 
staben ein ,  teilweise  unter  Zugrundelegung  englischer  Vokalisation.  Mißlich 
erscheint  namentlich  1 .  die  Wahl  eines  einzigen  Buchstabens  zur  Darstellung 
der  verschiedenen  S- Laute,  j  muß  bald  wie  s,  ß,  tsch,  dsch,  tß  gelesen 
werden,  2.  die  ungenügende  Unterscheidung  zwischen  a-  und  e- Lauten, 
uud  den  Doppellauten  ou  und  au.  Die  spanischen  Missionare  hatten  eine 
eigene  Schreibweise  gewählt,  deren  sich  auch  Christian  bediente;  sie  haben 
aber  seit  Jahresfrist  den  Kampf  gegen  die  herrschende  Schreibweise  auf- 
gegeben und  selbst  sich  ihr  anbequemt.  Vorerst  wird  nur  erübrigen ,  diesem 
Beispiele  zu  folgen,  um  keine  Verwirrung  anzurichten. 

Außer  den  acht  aufgezählten  Büchern  der  Ponapesprache  sind  nach 
meiner  Kenntnis  noch  vorhanden: 

9.  Kapas  Fei -Puk  eu  kapas  en  kot  usw. 

Bible  stories,  Mortlock,  Micronesia,  American  Tract  Society,  150 
Nassaustreet,  New  York. 

10.  Mwo  Sasu  lun  Jisus  kraist  Leum  las  ma  Mattu  el  Sim,  New  York, 
American  Bible  Society  1871. 

11.  Puk  en  Ais  Fei,  me  tis  an  lamalam  kana  lan  kapas  an  re  Ruk, 
Mortlock  Catechism.  Published  by  A.  B.  C.  F.  M.  for  the  Ruk  Mission. 
Honolulu  H.  J.  Press  Publishing  Company  Steam  Print  1888. 

12.  Ais  Fei  usw.  Ruk.    Bostoner  Mission. 


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Hahl:  Kin  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Pnnupe.  3 

13.  Puk  en  Afalafal:  Kapas  en  Tnik.    Bostoner  Mission. 

14.  Aritinetik  kapas  an  Iteit  an  Peirak  kana  lan- kapas  au  Ruk  nie 
Mortlok.  Ruk  -  Aritinetik ,  Second  Edition.  The  Hicks-Judd  Co.  Printers, 
Publishers  and  Book- hindere,  23  First  Street,  San  Francisco,  California. 

15.  Puk  an  kel  usw.  Ruk  en  Mortlock.  Hymn  Book,  heraus- 
gegeben von  der  unter  14  erwähnten  Gesellschaft. 

16.  Jiokrafi  usw.  Ruk,  herausgegeben  von  der  Bostoner  Mission. 

II.  Grammatik. 

Vorbemerkungen. 

(Vgl.  Note»  on  the  grammar  of  the  Ponapc  Dialect  by  L.  H.  Gulik,  Honolulu, 

Commercial  Advertiser  press  1858.) 

Die  bestehende  Schreibweise,  eingeführt  durch  die  Bostoner  Mission 
(American  Board  of  Commissioners  for  foreign  Missions),  bedient  sich  zur 
Darstellung  der  Sprache  der  in  der  nachstehenden  Reihenfolge  geordneten 
14  Buchstaben:  a,  e,  i,  o,  u,  j,  k,  l,  m,  n,  h,  p,  r,  l.  j  bringt  den  s- 
und  Zischlaut  zum  Ausdruck,  lautet  meist  wie  dsch,  aber  auch,  je  anch 
dem  Dialekte,  wie  ß,  tsch,  tß,  ds.  »  (oder  n)  entspricht  dem  Nasallaut  ng. 
Cm  jede  Verwirrung  zu  vermeiden,  muß  zunächst  diese  Schreibweise  an- 
gewendet werden.  Ihre  Einfachheit  mag  auch  dem  Bedürfnisse  der  Ein- 
geborenen genügen.  Es  unterliegt  aber  keinem  Zweifel,  daß  sich  die 
Sprache  damit  nicht  erschöpfend  wiedergeben  läßt.  Die  Verschiedenheit 
der  Zischlaute  ist  erwähnt.  Eine  Unterscheidung  zwischen  ä  und  e  er- 
scheint nicht  möglich.  Da  zur  Bezeichnung  des  Zwischenlautes  ä  sehr  häufig, 
nach  englischem  Vorbilde,  a  gewählt  wurde,  ohne  daß  eine  Leseregel  sich 
ausfindig  machen  ließe,  so  besteht  für  das  Auge  eiu  einheitliches  Bild  der 
Schrift,  während  die  Aussprache  sehr  verschieden  ist.  au  und  ou.  ä,  rf,  o, 
ferner  o,  ö,  ö,  ü  können  nicht  zur  rechten  Darstellung  gebracht  werden. 

p,  t  bezeichnen  die  weichen  und  harten  Laute  ihrer  Klasse.  Die  Übung 
allein  kann  schließlich  Sicherheit  im  Hören,  Sprechen  und  Schreiben  ver- 
leihen. Als  Besonderheit  findet  sich  bei  einzelnen  Worten  ein  Vorschlags-»/««, 
bei  den  melanesischen  Sprachen  eine  regelmäßige  Erscheinung,  z.  B.  mpomp 
gewölbt,  mmara  Titel,  Würde.  Eine  Häufung  der  Mitlauter  ist  selten;  die 
Häufung  der  Selbstlauter  ist  gewöhnlich.  Im  Flusse  der  Rede  finden  aber 
starke  Zusammenziehungen  statt,  z.  B.  koue  du  =  ke  oder  ka;  ta  oh  =  tdh, 
la  tr  =  lar. 

Die  Sprache  kennt  die  Beugung  der  Worte  nicht 
Der  Artikel  fehlt. 

Das  Geschlecht  der  Worte  wird  gewöhnlich  nicht  besonders  unter- 
schieden; wo  es  zum  Verständnis  notwendig  erscheint,  bedient  man  sich 
des  Zusatzes  von  o/  Mann,  Ii  Weib,  rioi  ol  mein  Bruder,  rioi  Ii  meine 
Schwester.  Vielfach  sind  auch  verschiedene  Wörter  für  die  Geschlechter 
vorhanden,  An«  Hahn,  lutok  Henne. 

l» 


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4  Hami.:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape. 

Die  Unterscheidung  zwischen  Einzahl  und  Mehrzahl  muß  sich  aus 
dem  Zusammenhang  ergeben.  Hier  kommen  besonders  die  Fürwörter  zur 
Hilfe,  welche  für  Einzahl,  Zweizahl  und  Mehrzahl  besondere  Formen  bilden. 
Man  kann  dem  betreffenden  Worte  auch  kern,  akan,  pukat  <=  einige, 
mehrere)  als  Pluralzeichen  beisetzen.  Die  Abhängigkeit  der  Satzteile  er- 
gibt sich  aus  den  jeweils  angewandten  Bindewörtern;  besondere  Fälle  der 
Beugung  und  der  Abhängigkeit  zu  unterscheiden .  durfte  schwierig  sein  und 
der  Sprache  Gewalt  antun.  Das  alleinstehende  Eigenschaftswort  nimmt 
mlvor  sich,  ein  Bindewort,  das  am  besten  mit  -es  ist-  wiedergegeben  wird. 
Das  Eigenschaftswort  steht  nach  dem  Hauptwort,  tuka  kajeJel  der  schöne 
Baum;  me  kajeM  tuka  der  Baum  ist  schön  (auch  tuka  me  kajelet).  Die 
Steigerung  wird  durch  jon  als  (selten  to)  ausgedrückt.  Imoi  memau  Jon 
imom  mein  Haus  ist  besser  als  dein  Haus. 

Die  Nachsilbe  ia,  welche  auch  Zeitwörtern  angehängt  wird,  drückt 
den  höchsten  Grad  der  Steigerung  aus.  memania  es  ist  überaus,  sehr  gut. 
/  men  mdiiataria  ich  bin  sehr  hungrig,  ira pepetxa  die  beiden  kämpfen  sehr 
heftig  (pei  dazu  verdoppelt  s.  u.).  Die  Art  der  Zählung  in  den  Grund- 
zahlen ist  eine  achtfache,  je  nachdem  von  verschiedenen  Gegenständen  die 
Rede  ist.  Außerdem  gibt  es  für  gewisse  Dinge  noch  besondere  Zahlen- 
begriffe, z.  B.  ak  (spr.  äk)  10  lebende  Wesen  (Menschen,  Hühner)  usw. 
Für  den  gewöhnlichen  Gebrauch  genügen  drei  Klassen: 

1.  Alles,  was  rund  ist,  wird  gezählt  mit  w,  also  eu,  riau  jUu  usw. 
Diese  Art  der  Zählung  ist  die  regelmäßige. 

2.  Alles,  was  lang  ist,  wird  mit  pot  gezählt,  also  apot,  riapot,  jüipot, 
papot  usw. 

3.  Lebende  Wesen  werden  gezählt  mit  men,  also  amen,  riamen  usw. 
Die  Fürwörter  unterscheiden  eine  Zweizahl  in  der  persönlichen  und 

besitzanzeigenden  Form.  Zur  Unterscheidung  der  Zeiten  werden  besondere 
Hilfswörter  gebraucht. 

Die  Gegenwart  wird  gebildet  durch  met  oder  ap\  letzteres  erscheint 
selten.  Im  Laufe  der  Rede  werden  diese  beiden  Hilfswörter  meist  nicht 
gesetzt,    met  steht  gewöhnlich  vor,  ap  nach  seinem  Zeitwort. 

Die  Zukunft  wird  durch  pan  (selten  anük)  ausgedrückt;  sie  stehen 
vor  ihrem  Zeitwort.  /  pan  uia  ich  werde  tun.  Die  befehlende  Form  be- 
dient sich  welches  vor  dem  Zeitwort  steht  (*»,  «  dumpf)-  kwna  m 
pokata  ihr  zwei  hebt  auf. 

Die  Vergangenheit  wird  durch  er  bezeichnet,  welches  dem  Zeitwort 
nachsteht.  /  uiatar  {—uia  ta  er)  Ich  habe  (es)  getan,  kin  drückt  die 
Möglichkeit,  Gewohnheit  aus.  let  uan  tuka  eu  hier  ist  eine  Frucht,  aramqj 
kin  mäna  Leute  pllegen  (sie)  zu  essen  =  ist  sie  eßbar,  kann  man  sie  essen. 

Wünschen,  verlangen,  die  Wunschform  wird  durch  men  gegeben. 
Ich  bin  durstig  =  ich  will  Wasser  trinken  /  men  nim  pH. 

Verstärkungen  werden  durch  Verdoppelung  des  Grundwortes  erzielt 

lokaia  sprechen ,  reden,  lokafokaia  gewaltig,  fleißig  reden. 

Die  Vorsilbe  kit  verwandelt  das  intransitive  Zeitwort  in  das  transitive. 
mela  sterben,  kamäa  töten. 


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Haht.:  Eilt  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape. 


Die  einzelnen  Zeitwörter,  im  besonderen  Maße  die  der  Bewegung, 
bilden  mit  Adverbien  des  Ortes  Zusammensetzungen,  deren  Häufung  das 
Verständnis  mitunter  schwierig  gestaltet.    Die  wichtigsten  sind: 

1.  Ld  (iid  wenn  das  Zeitwort  auf  einen  Mitlauter  endigt)  zeigt  an: 

a)  die  Vollendung  eines  Zustandes  und  das  Beharren  in 
demselben, 

b)  die  Abkunft,  Trennung  von  etwas.    /  matrela  ich  bin 
schläfrig  oder  schon  im  Schlafe 

2.  ta  (Äo)  zeigt  die  Bewegung  nach  aufwärts  an 

3.  ti  abwärts 

4.  to  her  (zum  Sprechenden) 

5.  ue  weg  (vom  Sprechenden) 

6.  n  fort  von  (selten) 

7.  Ion  in ,  einwärts 

8.  on  zu,  hinzu 

9.  jöii  weg  von  (vom  Handelnden) 

IL  pdjoh  auseinander 

ko  geben,  Grundwort: 
ko  la  gehe  fort 

kota  (auch  kota  la)  gehe  hinauf 

koti  gehe  hinab 

koto  komme  her  (zu  mir) 

koue  gehe  weg  (von  mir) 

ko  m  fort! 

ko  Ion  geh  hinein 

ko  on  gehe  zu  (jem.) 

ko  jön  gehe  weg  (von  jem.) 

ko  pena  komm  zusammen 

ko  pajoh  geh  (auseinander),  trenne  dich. 

Zusammensetzungen  sind  häufig 
ko  H  la  Jon  geh  fort  (von  mir)  und  weg ,  da  hinab 


HI  Wörtersammlung. 

(Deutsch-Ponapc.) 


Himmel  ndlon 
Mond  jounipoh  (spr.  jduni — ) 
Wolke  tdpok 
Regen  kdtau  (spr.  kiiaü) 
Sturm  m&mel 
Wind  kijmian 
Ostwind  mäjeloü 


1.  Himmel,  Luft. 

Blitz  Uöl 


Flamme  ümpümpul 
Nacht  poh 
Schatten  ntota 
Sonne  kdttpm 

Regenbogen  aid 
Stern  üju 


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ß  Hahi.:  Ein  Beitrag  zur  K«Miiitiiis  der  Umgangssprache  von  Ponape. 


Glanz  linan 
Donner  nanjdpue 
ruhig  Wetter  moläi 
Tropfen  tinitin 
Luftraum  nanueiw 
westlich ,  Westen  kdpi 


Erde  (Land)  jdmpä  (dschdmpä) 
Erde  (Boden)  püel 
Stein  tdkai 
Hügel  Uli  _ 
Seite,  Ufer  Ä'm  /wZ 
Riff  wa/ 
Weg  «/ 
Asche  paj 
Rost  mfr 
Wasser  i 

pit 


2.  E 


frisches  Wasser 
Meer 

tiefes  Meer  mdtau,  lam 

auf  hoher  See  nan,  mä/au  na/am 

seekrank  mm  mätaü 

Insel  (je  nach  dem  Dialekt)  teka,  toka 

Vorgebirge  imuinjap 

Kanal  (Einfahrt)  tau 

Hafen  kdpitau 

Koralle  rdr 

Strom  lapäkc 

Woge  iluk 

Durchlaß  nänkapaj 


östlich,  Osten  mdja 
nördlich,  Norden  apdh 
südlich,  Süden  dir 
Licht  mdrain 
nach  Westen  pdli  kdpi 
Vollmond  mat 

rde. 

Horizont  loh 

Sumpfland  lepuet 

Brücke  käukot,  paj 

Werft,  Anlegebrücke  dror,  jdkar 

Zone  jöun 

Treibholz  (in  der  See)  kdjm  {a  =  d) 

Seegras  dot 

Strand  oror 

Lagune  nenam  . 

Grund,  Boden  kdpi 

Seite.  Ecke  kail 

See,  Brackwasser  Upen 

Ende  (des  Landes)  imum 

Bucht  nam 

Süßwassersee  U> 

Kanal  nanatikitik 

Grenze,  Absatz  iron 

Teil  paj  on 

Platz,  Ort  ndja 

Stadt  kamin 

Grasfläche,  Wiese  moj,  mdle 
Einöde,  Haus  lüak 


Mensch  aramaj 
Mann  ol 
Vater  jam 


3.  Mensch. 

Herr  mahl 
Gefährte  uorek 
I  Kopf  moii 


(mein  V.,  dein  V.,  sein  V.  jamoi,  [  (mein  Kopf  moiim) 


jamom,  jama) 
Mutter  in 

(mein)  älterer  Bruder  rioi  melap 
(mein)  jüngerer  Bruder  rioi  metik 
Schwager  ma 
König,  Häuptling  jou  peiti 

(pri  dem  Volke  das  Antlitz  zuwenden,  Brüste  titi 
jou  peiti  einer,  der  dies  ex  professo  Bauch  kapeti 
(jou)  tut;  ti  hinab  ;iuf  etwas)        Bein  tid  (spr.  na) 


Ohr  jalon 
Auge  por  en  maja 
Nase  tum 
Mund  au 
Bart  jap 

Arm  pd  (spr.  pä) 


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Habl:  Ein  Beitrag  wir  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape. 


7 


Knie  puk 
Herz  üulunul 
Ader  jalm  utuk 
Knochen  H 
Blut  ntd 
Weib  &" 

meine  Schwester 
Knabe  pütak 
Mädchen  jeripen 
Diener  litu 
Ehefrau  Ii  pauta 
meine  Frau  ai  pauta 
Ehemann  öl  pauta 
Kinder  ^"en  kan 
Mutter  (=  Stammutter)  nono 
Kuß  mpöke 

lieben,  Liebe  pökapöka  (a  /.wischen  a 

und  e) 
Stirne  (seine)  toma 
Haar  pit  en  moiia 
Finger  jSntinpa 
Daumen  ihttilap 
Zeigefinger  Jentömotoma 
kleiner  Finger  jentitiki 
Hals  tapinuära 
Hand  kumut 
Gesiß  kau* 
Brust 
Körper 
Seele  neni 
Rücken  ponjoua 
Nägel  kiki 
Zehe  jdntin  na 
Geschlechtsteile  lak ,  üjol 

Kinn  kaikai 
Brauen  pdti  {a  —  ä) 
Kehle  kaptnxiära 
Zahn  m 

Uppen  kümäüa 
Haut  küm 
Hingwurm  kilinuai 
Kopfschmerz  mäUel 
Schnupfen  toi 

Zahnschmerzen  haben  ni  metek 
Schmerzen  haben  metek  oder  metak 
Krieg  pepei 


\  Fest  kämatip 

I  Geräusch  katairoil 

Lärm  kuinukum 
[  Geist ,  Schatten  am 

Engel  touloli 

Christ  jou/od 

Gott  *of 

Erstgeborener  mejdni 

Liebchen  mejmdti  (spr.  -äti) 

nachgeboren  pokintiti 

Starke,  Kraft  kel 

Ewigkeit  murin  mein 

Freund,  Freundin  kömpokepai 

das  einzige  Kind  iiroj 

Abkömmling  katautok 

Vielweiberei  ( —  ein  Mann  mit  vielen 

Frauen)  pdkai 
Waise  jopopo 
Rucken  jakSri 

Verheiratung,  Hochzeit  kdpapaut 
Gestalt,  Aussehen  mom 
ein  fleißiger  Mann,  ein  Schaffer,  Ar- 
beiter pörijok 
Fleisch  utuk 
Geist  nen 
Geburt  ipui 
Welt  jampa 
Taten,  Schöpfung 
Jip 
Lap 

Kugel,  Einheit  pon 
Zahl  pat 
Null  kataüaul 
Günstling  könikon 
Geschichte  kdjokajoi 
Begräbnis  platz  joujou 
Stammesangehöriger,  Freund  pirioti 
Opfer  (=  gebraten)  ijij 
Erinnerung  tamataman 
Leiden,  Elend  lökolok 
Schmerz  mdtak  (a  —  ä) 
Stimme  Ml 
Apostel  unnporon 
junger  Mann  mdnäkap 
junge  Frau  p&näkap 
Bitternis.  Schmerz  kdtik 


Wort 


en  lokaio 


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Haul:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Urngangsspraclir  von  Ponape. 

kanonama 


Inmalnm 


T&tigkeit,  Beschäftigung 
Religion 
Lüge  likam 

Lektion,  Abschnitt  *ra 
Figur,  Beispiel  intih" 
Priester,  Lehrer  joünpatak 
Arzt  jotJnuini 
Fischer  jounlait,  joujet 


4.  Tiere, 

Hund  kiti 

Fledermaus  puak  (spr.  puäk) 
Vogel  man  pir  (pir  fliegen) 
Taube  muroi 

Schlange,  Aal  kamijüe  (=  etwas,  was 

Furcht  bereitet) 
Fisch ,  viele  Fische  mam ,  jaikan 
Hummer  dlimoh 
Schmetterling  lipdrärü 
Ameise,  kleine  Ameise  kat,  katitik 
Fliege  Ion 
Mucke  om 
Laus  likäräk 
Krebs  likätöp 


Weiser,  ein  } 

Geographie  (—  ein  Anblick)  ptütial 

Gesellschaft,  Begleitung  udrak 

Gier  dnak 

Frage,  Thema  käk 

Kenntnis,  Wissen  kupürakon 

Unart  (eines  Kindes)  jökon  (jdkan) 

mdn  äkdn. 

»Schwein  püik 
Ziege  kot 
Schaf  jip 
Kuh  kau 

Huhn,  Hühnchen  lütok,  pürok 
Hahn  king 
Gelinget  mdUkä 
Ente  tuk  (spr.  tök) 
Gans  kanj 
Pferd  qj  (aus  horse) 
Ei  ktitor 
Schildkröte  ui 
Muscheltier  (jede  Art) 
Schwanz  iki 


5.  Pflanzen,  tuka  akan. 


Baum  täkä 
Wurzel  kdJo 
Rinde  kil  (en  tuka) 
Blatt  ta 
Frucht  ua 
Banane  ut 

Kokosnuß  (reife)  drin 

(allgemein)  mdnas 
Kokosnußmilch  pen 
äußere  Schale  der  Kokosnuß  tip 
Jam  kep 
Taro  mon  (mdii) 
Rohr  dlek 
Zuckerrohr  jeii 


Brotfrucht  mai 

Elfenbeinnuß  uoj 

Mandel  (einheimische)  kSma 

Papaia  mdmiop 

Gras  rä  (spr.  rä) 

cordia  subcordata  ijau 

inophyllum  kaloph.  tdmana 

Ananas  pamaper 

Mango  kaiiit 

Zitrone  karer 

Schößling  ponj 

hibiscus  populneus  kdlau 

Zweig  rä  (spr.  rä) 

Same  uä 


Zaun  kel 
Pfahl  t/r 

Schutz,  Schirm  kdtauk 
Brett,  Bank  tinap 


ti.  Wohnung,  Geräte,  Kleidung. 

Kopfkissen  ui 


Kahn  üar 
Mast  kau 
Ruder  pdtel 


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Haul:  Eüi  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Pnnnpe. 


0 


Segel  jerok 

Nagel  kijin  mdta  (spr.  mätf)  (mata  aus 

metal) 
Kamm  körne  (comb) 
Tasche  et 
Korb  kopita,  kiam 
Schnur,  Tau  jai 
dünne  Schnur  kijin  puel 
Gürtel  Gr 
Fächer  tdnvr 
Grasrock  kal  (spr.  kdl) 
Kleiderstoff  likau 
Frauenkleid  likauli 
Hosen  rattjej 
Jacke  jdkit 
Hut  lijörop 
Kranz  alin  jeir 
Salböl  Ii  (spr.  lö) 
Malte  (zum  Schlafen)  fc; 

(zum  Sitzen)  Itrop  (spr.  Itrrop) 

Mörser  pernor 

Stuhl  ;>r 

Tisch  tepel 

Koffer,  Kiste  kdpa 

Knopf  pdten 

Papier  kijinlikau 

Schwamm  lim 

Farbe  lUop 

Schleuder  pai 

Zuspeise  jdlia  (spr.  jiüiä) 

Netz  (großes)  uk 


beide 
senkrecht 
zun»  Flur 


>  (kleines) 
Fackel  intÜ 

Teil  pumjatj,  pdjon 
Flur  (Hausflur)  tdtanim 
Vorhang,  Wand  Htmim 
Dach  ojenim 


Dachsparren  reunim 
'  Balken  (Pfeiler)  urenim 
i  Querbalken  loloenim 

Haus  im 

Kalk 

Bett  /xwJAr 

Tür  udnim  (a  =  d) 
Fenster  uaninituk  (a  =  d) 
Hauspfosten,  kleiner, 

seitlicher  kdtar 
Hauspfosten,  großer, 

mittlerer  or 
Balken  (im  Haus,  <|uerlaufend)  r/wjentit 
.  Habe,  Gut  tipijo 
Musikinstrument  kdjoh 
Außenseite,  Oberfläche,  Haut  kilin 
Schatten,  Karte  neu 
die  Achse  pitrian 

Äquator  (=  in  zwei  Teile  geschnitten) 
lipalap 

Rückseite  jaua 
i  Ding,  Habe  kapüa 
|  kostbare  Habe  kajömpual 

Umkreis  kdpil 
j  Handhabe,  Zügel  kolepa 

Gewebe  Hl 

ein  Stück  (von  etwas)  ekij 
Bund,  eine  zusammengebundene  Men- 
ge; auch  Fig.  tüntun 
Ding  (jeder  Art)  miakot 
Kreuz  löpu 
Loch  por 
Statue  tiketik 

Licht,  Lampe,  Fackel  (ursprünglich 

getrocknetes  Kokosblatt)  jer 
Wanderstock  jökon 
Spitze  köma 


l  ag  ran 

Sonntag  ran  jeraui 
Montag  nidt  (spr.  niät) 
Dienstag  ni  are 
Mittwoch  ni  ejü 
Donnerstag  ni  apdn 


7.  Von  der  Zeit,  uatauat  en  anjou. 

Freitag  ni  dlem 

Sonnabend  ni  kaonop  (spr.  kd&nöp) 
Woche  uik 
Monat  jfiOnipofi 
Jahr  jotlnpar 
Stunde  klok 


10 


Hahi.:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape. 


Zeit  änjou 

Morgen,  in  der  Frühe  ninjöran 

Vormittag  nimenjaii 

mittags  ninjouaj 

nachmittags  ninjouaj  m  jmitik 

abends  ninjoutik ,  udja  poh 

nachts  nipoii 

heute  rdnuet 

morgen  ldkap 

gestern  aio 
übermorgen  pdli 

vorgestern  mdntakenaio 


bis,  mit  der  Zeit,  innerhalb 

wissen  Zeit  Idö 
immer  kököldte,  pdtepote 

in  alten  Zeiten  kailanaio 

wie  lange  Zeit:'  id  reini 
nicht  lange  Zeit  l  jötä  udrei 
was  ist  die  Zeit;'  dnjou  tat 
nach  und  nach 


in  drei  Tagen  peild 

zuerst,  von  Anfang  an  tdpipan 

in  Zeit,  mit  der  Zeit  kötekoteo 


8.  Von  der  Behörde,  momot  en  kaon. 


ehrfurchtsvolle  Anrede  ( 

~  Hoheit) 

Tabu  (an  einem  Kokosbaum),  Feld- 

kotin 

zeichen  indpui 

Regierungszeit  muein 

Abteilung,  Klasse  (  =  eine  besondere 

Bevölkerung  totm 

Zahl  Volkes)  püin 

Sünde  tip;  V erbrechen  (- 

gegen  des 

Sitte,  Art  und  Weise  Hak 

Königs  Wort)  tip  laut 

Titel  mmar 

Dieb  lipirap 

Obrigkeit,  Herrschaft,  Herrscher. 

Macht  mdnaman 

Haupt  kdon 

Leute  (mit  Bezug  auf  eine 

Landschaft) 

Häuptling  (=  erster  im  Stamm) 

min,  z.  B.  menkiti 

jöumaj 

Gesetz  kapuh  (a  —  d),  majen 

Häuptling  (=  Landherr)  monjap 

Erbschaft  müririk 

9.  Eigenschaftswörter. 

0 

heilig  jerdui 

schön  kdjaiel 

sanft  (me)tdrok 

schwer  tautau  (au  zwischen  au  und  d) 

zahm  mant 

kalt  pan;  mich  friert  I  men  pau 

recht,  gerade  inen 

schnell  pitipit 

fertig  enekier 

alle  kdroj 

reif  maä 

klein  HkiHk 

leicht  rdra 

groß  kaUimun 

leer  tan 

viele  töto 

schwach  lüet 

wenige  laulau 

klein,  dünn  titi 

heiß  kdrakar 

neu  kap 

gut  mdu 

heiß  kdrakar 

schlecht  juä 

rot  ueltdta 

wahr  mdälel 

schwarz  tontol 

nahe  kdran 

weiß  potapot 

groß  j      (von       k  laut 

grün  mfi 

alt   )  Personen)  '  ma 

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alt  (von  Dingen)  marin 
stark,  kräftig  ktfeil 
stark  (vom  König)  rüjun 
schwach  lüet 
krank  jomau 

krank  (vom  König)  lümutn 

betrunken  jakdular 

aligegenwärtig  kditar 

ewig  (=  einer,  der  nie  endigt)  lölopot 

immer  potepote 

unveränderlich ,  immer  sein  eigen  (von 

der  Gottheit)  lolen 
unsichtbar  rir 
sichtbar  jdnjal 

wohltätig,  Segen  spendend  kapdnolol, 

kdlanan  (vom  Könige) 
rein  kölokol 
schmutzig  puslepütl 
nachlässig  jam  in 

angehörig  (einem   König)  japuilimen 
(auch  Anrede  auf  einer  Adresse, 
etwa  =  Hochgeboren) 
weiblich  pen 
männlich  man 

eben,  gerade  (im  Raum)  dpton 
gleich,  gleich  messend  pdrok 
rund  pönapon 
eben,  flach  pdtapai 
ausgedehnt,  ausgestreckt  üue 
halb  apdli 
trocken  mdtakon 
sehr,  Oberaus  kdvalap 
rechts  mdun 
links  main" 
anderer  meteru 

andere  teko,  meteko,  meiekat 
»Hein,  einsam  kilep  (keleip) 

stolz,  unabhängig  ktjej,  Limei 
freundlich,  liebreich  kdtak  (spr.  katäk) 
lerstreut,   auseinanderliegend  mdrö- 
pajoii  (das  zweite  o  fast  nicht  ge- 
hört) 

geschickt,  geweckt,  weise  lolokon 
j»ng  (von  Tieren)  püäel 


nicht  geschickt,    nicht    passend  für 
Mausarbeit  (von  der  Frau)  jah'/ink 
zu  Kndc,  leer,  aufgebraucht  drojer 
krumm,  nicht  gerade  pirok 
gewölbt  (nach  außen)  mpomp 
sehr  hübsch,  überaus  meit 
wild,  wütend kdmat{a  zwischen  a  und  o) 
gewebt  tintil 

verzweigt,  zweigartig  kajorla 
!  zusammengeformt    (so   daß    es  ein 

Ganzes  ausmacht)  unjok 
|  heraufgewnsehen  (von  der  Seewoge) 

diiüetok 
i  verfault,  verrottet  mtmueti 
umringt,  rings  umgeben  käpil 
abgeschieden,    entfernt   von    tftr  (o 

zwischen  o  und  e) 
trocken  (vom  Riff)  mdtdtä 
hoch  Ulla  (a  zwischen  a  und  r) 
gerade  inen 

ausgestreckt,  Iiineinreichend  (z.  B.  ein 
Kanal  in  das  Land)  uuöii 

nachlässig,  nicht  gefällig  aussehend 
(vom  Weihe)  mömoaj 

ein  gefällig  aussehendes  Weih,  gut 
von  Gestalt  momatik  (a  nahe  an  o) 

mitten,  in  der  Mitte  von  etwas  be- 
findlich dilapan  {nan  ailapan  uel  in 
der  Mitte  des  Waldes) 

ruhig  (von  der  See)  m6le 

getragen,  gebracht  uijik 

zuerst,  voran  maj 

viele  niter 

einzelne  (=  nur)  4ta 
kurz  motämot 

feindlich  peirvt 

gut.  freundlich  aussehend  mdj  ä  mau 
außerordentlich,  wundervoll  mdnaman 
ähnlieh,  gleich  raj  (z.  B.  wie  ich  raj 

on  xa) 
schlimm  n 

gekocht  (im  Feuer)  ain 

ohne  Verwandtschaft,  einsam  japdtipau 

sehr,  überaus  nvuldUtk 

faul,  lässig  tahana 


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12        Haul:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape. 


10.  Zeitwörter. 


hören  roü ,  korftii 
ansehen  kiUm.  Aar 
schreien  jan 


trinken  nim 

heißen  (zusammenbeißen)  ke  (ke-j>cnd) 

speien  umnj 

kosten  (versuchen)  joii 

Hegen  uen 

niederlegen,  sich  uen-ti 
ankommen  lel 

wandern  (zum  Vergnügen)  momeit 

wandern,  umher-  koko  jili 

eintreten  petelon 

kriechen  karop 

schlafen  mair 

wachsen  udj 

sterben  mela 

gestorben ,  tot  milar  (aus  mela  er) 
wissen  dja 

erfreuen,  jemand  kaperen 
sich  freuen  peren 
erlangen,  besitzen  die 
festhalten  kdlckol 
verbergen  ruk 
bringen  üd 
lösen  (Fesseln)  lapüa 
kneifen  kini 

beschneiden  jirkvmjaij  (circumscise) 
durchbohren  pure 
schießen  kdjik 

(kajik  eigentlich   federn,  elastisch 
sein) 
ertränken  kdmop 
umdrehen  ptrer 
einschließen  reHHiti 
reiben  et 

streichen,  fegen  tri; 
schneiden  top  (spr.  löp) 
schneiden,  teilen  nek 
austeilen  nek  pajoA 
teilen  jadÄ 
graben  wir 
jäten,  ausraufen  uj 


fällen  paldti  (spr.  päläti) 
schälen  ki-joA-kilin 
waschen  (Kleider)  lopetöpü 
waschen  (die  Hände)  dmiom 
waschen  (das  Gesicht)  opuinok 
a i isbessern  kamau  -  ila 
rösten  umun 
anzünden  ijik 
baden  tutu 

Schmerz  bereiten,   jemand  kamttak 

oder  kametek 
schmerzen  metek 
öffnen  (die  Tür)  retinata 
öffnen  (den  Mund)  pdrapajen  (aue) 
schließen  (den  Mund)  kipena  (aue) 

(ki-pena  =  zusammenbringen) 
herkommen  ko-to 
fortgehen  ko-la 
vergessen  mönikila 
schreiben,  tätowieren  inhn 
können,  vermögen  kdk 
verstehen  uefä 
arbeiten  totök 
fegen  kokdk 
nähen  fiit 
machen,  tun  uia 
aufpassen,  wachen  jinjila 
geben,  reichen  ki 
hergeben  kian 
gib  mir  kito 
gib  weg  An  ue,  ki  joA 
ausruhen  konuil 
Abschied  nehmen  kamuirimuir 
zerbrechen,  reißen  (auf  dem  Papier) 

durclistreichen  kaudla 
anziehen  (Kleider)  puriah  nan  Hkau 
ausziehen  (Kleider)  kijarl  nan  likau 
aufstehen  (vom  Lager)  pörHä 
aufstehen  (vom  Sitz)  uta 
zählen  uat&üat 
sich  setzen  mdnti 
tanzen,  spielen  mötomotön 
weinen  mamauk  (spr. 
blöken,  wimmern 


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Hahl:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape.  13 


schlagen  kdmikatn,  puoki 
furchten,  sich  mdjak 
klettern  taur 

herunterholen  (vom  Baum)  taureti 
wegwerfen  kaß-la 
wenden  pur 

zurückkehren  (zu  mir)  puröto 
zurückkehren  (—  wenden  hin  zu  einem 

andern)  purdla 
sprechen ,  reden  lokaia 
befehlen  mdjani 

bleiben,   sein,   existieren  mi  (mimi, 

stehlen  ptrap 

lügen  likam 

benetzen  topolofi 

wischen  limui 

lachen  kaurur 

umarmen  pölopol  { p.  pena) 

pflanzen  patükeü  (auch  potöketi) 

umherlaufen  kojtU 

rufen  eher,  liku&rt 

laufen  tafi 

weglaufen  tail  taut 

lehren  patdk 

zeigen,  erklären  kaWapok 
ölen  (den  Körper)  kSe 
ölen  (das  Haar)  uijöre 
schulden  puaipant 
bezahlen,  kaufen  puatn 


riechen  net 

gut  riechen,  duften  pömau 
es  riecht  sehr  gut  pommae 
übel  riechen,  stinken  pojuit  (zugleich 

Schimpfwort) 
*treichen"(mit  Farbe)  litöpui 
streicheln  tdmatamor 
denken,  meinen  Idme  (spr.  läme) 
erinnern  tdmatamdn 
spitzen  par 

wandern  (ohne  festes  Ziel)  kwru 
freundlich  sein  kätek 
terbrechen  öia 
verbergen,  etwas  öki 
in  Reihen  legen  katrak 


unartig,  böse,  eigensinnig  sein  joko- 

jökonai  (jakajdkanai) 
richten  (als  Richter)  kateika 
begünstigen,  bevorzugen  kakdnikon 
emporheben,  einen   Rang  verleihen 

kajapmlata 
absetzen ,  der  Würde  entkleiden  kaja- 

pmliti 

ausgraben  (einen  Toten)  jaripöta 

Partei  nehmen  üpor,  üpali 

zurückgeben,  rächen  pelian 

puffen ,  knuffen  jikon 

sich  bewegen  (in  Richtung  auf  oder 
von  etwas)  kaikai 

hören,  auf  jemand  peiki  oil 

verlängern  (einen  Stock  durch  An- 
satz); überliefern  pouj 

sich  abwenden  jopSue 

verbrennen  ijik 

erregt  sein  HAaraHar 

knirschen  (mit  den  Zähnen)  teterok 

steinigen,  mit  Steinen  werfen  hdjukkdte 

sich  erinnern  kdkalik 

wach  sein,  tätig  sein  papdt 

überraschen  kömpa 

verleumden  karauneki 

böses  Gewissen  haben  laualo 

vorbereiten  önonop 

bewegen  (intr.)  kai 

sich  nähern  kai  on 

herankommen,  heranrücken  kai  to 

fortrücken  kai  joü 

wegrücken  kai  ue 

hinaufrücken  kai  ta 

herabfuhren  kai  ti 

wechseln,    sich    ändern    (von  einer 

Farbe,  Krankheit)  jare 
verjagen ,  weggehen  machen  kajdrejoü 
halten,  stillstehen  pö 
halten  machen,  anhalten  kapöuia 
berühren  töke 
ankleiden  (jemand)  kapuat 
ertrinken  mop 
betrauern ,  beweinen  mSie 
rauben  (aus  einem  Hause)  kuli 
beten,  beschwören  umdnt 


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14        Haiii.:  Ein  Hriimg  zur  Kenntnis  der  lTmgaiigs.>pra»-|ie  von  l'ouape. 


bereuen  injino 
antworten  japoii 

schneiden  (mit  der  scharfen  Muschel, 

nun  mit  der  Schere)  köte 
brechen  (vom  Wasser)  puil 
spritzen  (das  Wasser  brechen  machen) 

punapun 
hineinspringen  luji 
emporspringen  lujiia 
schelten,   rauhe   Worte  gebrauchen 

pijerak 

ehebrechen,  Unzucht  treiben  nenek 
vorbeugen  kdpo  (po  stillstehen) 
folgen,  jemand  Hauen 
schärfen  ita  (spr.  etä) 
werfen  kdte 
schleudern  tSkö 
wünschen  närokä 
fischen  loit 
schweigen  nen&nla 
wachsen  käpardpar 
sprossen  uöjata 
träumen  auramcn 
gähnen  jardpqjoii 
erben  jojÖki 
mischen  kotia 
überraschen  puridmui 
roden,  den  Boden  bearbeiten  uiajdpdjap 
stampfen  (zu  Brei)  jttk 
zerstampfen ,  zerschlagen  jükpajoii 
töten  kamdla 
atmen  rjine'kitar 
beichten  jakdrtip 
ordnen  kairdkauei 
auflieben,  aufbewahren  ndkittmaut 
einladen  kajdmo 
drehen  (ein  Tau)  koleit 
zielen  kainetUoü 
krähen  kökorot 
kneten  kdpal 
sieden  poil 
wechseln  kauilian 
verbieten  pele'ki 
tragen  helfen  likitdta 
trafen   («in  Stock    auf  den  Achseln 
zweier  Männer)  rr>' 


gehen,  reisen  (auf  dein  Lande)  jdpal 

beginnen  (intr.)  tdpi 

wollen,  wünschen,  men  mal/ki 

nicht  wollen  kan 

wissen  dja 

nicht  wissen  jdja  (spr.  dschädschä) 
aufheben  (mit  der  Hand)  pökata 
lesen  töropua 
rudern  jü 

niederkauern  (zum  Zeichen  des  Re- 
spekts) kaipüni 

sich  schämen  ndmenok 

binden ,  fesseln  jalifti 

aufhängen  Idiiata  (spr.  länyüto) 

ein  Tau  hochziehen,  heißen  dpi 

einen  Menschen  hängen  apiata 

streiten,  kämpfen  pei 

Krieg  fuhren  mauin 

aufrichten,  geradestellen  kaisata 

Lust  haben,  wollen  pen 

stärken,  Kraft  geben  kamdnaman 

sehen,  blicken  (auf  ausgebreitete 
Dinge)  kdjalc 

wünschen,  begehren  inoü 

auffinden  kdtiar 

fürsorgen,  Bequemlichkeit  geben 
kämmt 

uberlassen,  hingeben  tauet 
zurückgeben  tupuk 

Freundschall    schließen,    ein  Herz 

sein  min 
aufrücken  (in  Würden)  japtiilitd 
spielen ,  ein  Musikinstrument  kajokajrm 
auszeichnen  (vom  Fürsten  einem  Manne 

gegenüber)  mdjamaj 
sitzen;  übertragen:  mot,  gehorchen, 

z.  B.  mot  on  hot 
setzen,  legen  kau 

(mit  allen  möglichen  Variationen 
kaiiota  hinauf- 
kaueti  herab- 
kävolo  her- 
kaune  weg- 
kauala  hin- 
kauajoil  fort- 
kauatoü  herzu- ) 


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Hahl:  Kin  Beitrag  wir  Kenntnis 


der  Umgangssprache  von  Pnnape.  15 


kennen,  wissen  6re 
aufwachsen  katre 

müde  sein  pan ,  far 
eingraben,  bestatten  jdri 
verurteilen  torn 
belehren,  zeigen  kajtdre 
glauben  kamelile 

Zeuge  sein,  sehen  als  Zeuge  ütial 
sagen  kdtiti 

zusammensetzen ,  zusammenbringen 
pdkon 

bewohnen  (ein  Land)  taue 
stehen  jok 

gleichen,  ähnlich  sein  jdnjal 
den  Anschein  haben,  gleichen  tikd- 
mata 

einladen  (zum  Feste)  löki 

anerkennen,  vorziehen  man» 

.sich  in  acht  nehmen,  aufpassen;  ein 

Warnungszeichen   geben,  warnen 

kdhka 

opfern  (der  Gottheit)  koßr,  matron 
Marten,  zuwarten  üti 
handeln,  tun  puai 

± 

etwas  vollbringen  kapuatata 
eindringen  (in  eine  Öffnung)  pet 
fangen,  fassen  lo 
fesseln,  fangen  ioti 
vertrauen  Wri 

verwandeln  pikila  (Grundwort  pik) 
aufsteigen  (intr.)  tikata;  uk  steil,  hinauf 

oder  herab 
abfallen  (vom  Berg)  üketi  v 
sagen,  erzählen  inta 
sinken  kfr 

bewegen,  etwas  mökit 


fallen  pöp 
herabfallen  p6piti 
aufstehen  kajinen 
schwindelig  sein  lonk 
fahren  im  Kanu  tdka 
reiten  tdkataka 

hinterlassen,  übrigbleiben  ludti 
etwas  hinterlassen,  niederlegen  kiti 
sich  zeigen,  in  die  Erscheinung  treten 
para 

niederströmen  (vom  Regen)  mörati 
treiben  in  der  See,  triften  petto 
sich  erstrecken,  ausdehnen  ü 
ankern  pautok 

halten,  festhalten  kol,  meist  koliti 
halten,  Sicherheit  geben  kölepan 
zornig  sein  onion 
hungern  tüpok 

Wasser  schöpfen  (vom  Schiff)  maiti 
Tabu  anlegen,  verbieten  (durch  ein 

geflochtenes  Kokosblatt)  kainapui 
herüberkommen  jipal 
stiften,  geben   (für   einen  irominen 

Zweck)  kdleir 
ausfinden  tiar 

begrenzen,  Grenzzeichen  setzen  irair 

wohnen,  sich  aufhalten  kahjon 

schenken  kijdkij 

fortziehen  kdjau 

beanspruchen  dneki 

prophezeien  kdkop 

vorausgehen,  jemand  tiaü 

singen,  im  Feste  ny 

singen,  ein  Lied  kaul 

vollenden,  beendigen  kdroja 
;  spazieren  gehen  mölol 
i  spalten  püal 


11.  Verhältniswörter. 


an  (diesem  Phitze)  uajdo 
auf  na,  nan,  pon 
außerhalb  tiki 
diesseits  pdtiet 
darüber,  jenseits  palt  pajon 
in,  darinnen  ni, 


vor  mon,  moa 
von  (weg  von)  jan 
mit  iaii 
nach  mw, 
innerhalb  Idle 
jenseits  pdtio 


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lfi        Hahl:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape. 


gegenüber  jalduoH  |von,  mit,  Ober  eki 

über  (senkrecht  über  dem  Haupte)  unter  pan,  panaA,  iti 

kainene  Ober,  in  bezug  auf 

zwischen  ndnpoß,  ndnaponen  über,  in  betreff  ki 


nahebei  korenion 

längsseit  mpa  (längsseit  des  Schiffes 
mpenjop) 

Seite  pali,  unten  pali  pa,  oben  pali  poe 


gleichwie,  von,  über  iran 
an  poa 

entfernt  von  etwas  tdpa  jon 
vor  (jem.)  moa 


12.  Fürwörter. 

ich  Hai,  i 

du  köü(a),  oft  auch  ka,  gewöhnlich 

köu,  koue 
er,  sie,  es  a,  i  (es  —  es  ist  m«;  es 

ist  schön  mi  käjelel) 
wir  zwei  kita 
ihr  zwei  ktima 
sie  zwei  ira 

wir  (auch  der  Angeredete)  kitail  oder  je 
wir  (der  Angeredete  nicht  einbegriffen) 


kit 

ihr  kötnail  (o  zwischen  o  und  u) 
sie  trail  oder  re 
mich  ia 
dich  uk 
ihn,  es  ie,  e 

mein  ai,  nai,  als  Suffix  ot 

dein  am,  nom,  als  Suffix  om  (am) 

sein  a,  «a,  als  Suffix  o(a),  wa 

uns  beiden  gehörig  at  .  andere  For- 

euch  beiden  gehörig  oma  \  men,z.B.n'to, 

ihnen  beiden  gehörig  ara  )  sind  selten 

13.  Allgemeines. 

Wie  heißt  du? 

Wer  bist  du? 

Wohin  gehst  du? 

Was  bringst  du? 

Woher  kommst  du? 

Wer  kommt  mit  dir? 

Bring  mir  dies  Buch. 

Nimm  die  Sachen  weg  (räume  ab). 

Was  geht  vor? 

Hebe  es  auf  (mit  deiner  Hand). 
Redet  nicht  so  viel!  Schweige! 
Du  bist  trage. 


unser 

euer  dmaü  (d  zwischen  a  und  o) 
ihre  drail  (r  =  rr) 
welcher,  e,  es  mi 
was  to,  tdkot 
wer  ij 

dasselbe  tudta  (spr.  tuhte) 
wieviel  tdpa  (spr.  täpi) 
wie  viele  sind  me  tdpa 
warum  pükStd  (e  zwischen  e  und  i), 

menta 
selbst  pein 
dieser,  e,  es 


jener,  e,  es 

dieser,  e ,  es 
jener,  e,  es 
alle  kdroj 


Sing. 


/  wen, 


Plural 


uen,  et,  mtt, 
ko 

met,  vet,  men,  en 

kijet 
puka,  mepakat 
mepako ,  kan 


Lokalokaia  momot. 

Ia  atom? 
Ij  kou? 

Koue  pan  kola  ia? 
Ta  me  koue  uato? 
Koue  kojan  ia? 
Ij  me  iaii  uk  koto? 
Uatoft  ia  puk  en. 
Uaue  jon  meakot. 
Takot? 

Proke  kita  pom. 

Kumaü  ter  lokaia  toto!  Nenenlaf 
K(»te  me  tanatla. 


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Haul:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis 
Komm  mit  mir! 

Willst  du  nicht  mit  mir  kommen? 
Gib  her! 

Wie  viele  seid  ihr  hier? 
Wie  heißen  sie? 
Warum  weinst  du? 
Wer  hat  dich  geschlagen? 
Um  wieviel  Uhr  kommst  du? 
Wann  wirst  du  fortgehen? 
Besitzest  du  Schweine? 
Wie  viele  Sohne  hast  du? 
Wer  hat  dies  getan? 
Ich  bin  hungrig. 

Ich  bin   durstig    (ich   will  Wasser 

trinken). 
Wieviel  Geld  hast  du?  Keines. 
Hast  du  viele  Bananen? 
Ja,  Herr,  sehr  viele. 
Sind  sie  reif  oder  grün? 
Eioige  sind  reif,  einige  grün. 
Wann  wirst  du  sie  bringen? 
Ich  weiß  nicht,  ob  morgen  oder  an 

einem  anderen  Tage. 
Willst  du  sie  mir  verkaufen? 
Ja,  ich  will. 

Wieviel  soll  ich  dir  bezahlen? 

Zwei  Mark. 

Das  ist  zu  teuer. 

In  Wahrheit,  was  ist  der  Preis? 

Nein,  es  ist  billig. 

Nun.  wieviel  Geld  willst  du? 

Ich  will  zwei  Mark. 

Hier  sind  zwei  Mark. 

Ich  gebe  dir  deutsches  Geld. 

Mir,  Herr,  mein  Vater  hat  es  bepllanzt. 

Ich  bitte  sie,  mir  eine  Eigentums- 
urkunde auszustellen. 

Ich  will  erst  wissen,  wer  recht  hat. 

Ich,  Herr,  die  beiden  sind  schlecht; 
sie  sind  stark  und  wollen  mich  ver- 
treiben; sie  haben  mich  gestern 
mit  dem  Messer  auf  den  Kopf  ge- 
schlagen. 

Ich  werde  erst  den  Häuptling  hören 
und  dann  Gericht  halten. 

Mit!  .1.  Sern.  £  Orient  Sprachen.  1IKVI.  LAU. 


der  Umgangssprache  von  Ponapc.  17 

Koto  iah  iaf 

Koue  jo  pan  iaii  ia? 

Kita! 

Kumail  tapa  me  mi  met? 

Ij  at  arrail? 

Ta  me  koue  jaüijatikii 

Ij  me  käme"  iuk? 

Ni  klok  tapa  koue  koto? 

Koue  pan  jamoan  iat? 

Noum  pttik  mia? 

Noum  putak  kan  me  tapa/ 

Ij  me  uia  ta  men? 

I  men  mdhatar. 

I  men  nim  pilatar. 

Noum  moni  tapa?  Jota. 

Me  toto  ut  mi  rem? 

Ei  mahl  metoto  ia. 

Re  me  ma  te  pulopul. 

Akai  me  ma  o  akai  me  jmfopuf. 

Koue  pan  uato  iat? 

I  jaja  lakap  te  eu  ran. 

Koue  men  natiki  ia  la? 
Ei,  i  mauki. 

Uen  makamauki  i  pan  puain  oil  uk? 

Mark  riau. 

Me  puai  laut. 

A  mealcl,  ta  puai  na? 

Jo,  puai  me  tikitik. 

A,  moni  tapa  koue  mauki? 

1  mauki  Mark  riau. 

Jet  Mark  riau. 

Nai  kiouue  rem  moni  J er  men. 

Japoi  maiii,  ai  papa  patokiti  er. 

I  poki  komui  en  uia  kijinlikav  en  ja/H». 

I  men  aja  maj  ij  me  pvH. 

Nai  maiA,  ira  me  jakanakan,  ira  me 

keleil  o  men  kajare  jorl  ia ;  nin  ira 

palakiti  naip  mangoi. 

I  pan  koroüe  maj  monjap  o  mur  uia 
kapuü. 

■2 


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18        Haul:  Kin  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponapc. 


IV.  Wörterbuch. 

(Ponape-Deutseh.) 


A. 

ani  Geist  (—  Kobold,  Seele,  eines 

Toten,  der  keine  Ruhe  findet) 
auramen  träumen 
anekier  fertig,  zu  Ende 
aramaj  Leute,  Volk 
amaj  roh  (--  ungekocht) 
ai  mein 
am  dein 
a  sein 
atail  unser 
amail  euer 
arail  ihr 
aia  Regenbogen 
ale  nehmen 
aküa  verstecken 
allap  Straße 
atiniai  Rauch 
aniki  beanspruchen 
akkelail  gewaltsam 
air  südlich 
apan  nördlich 
apali  halb 

E. 

f-ma  icr  Schwager 

etiet  benommen  (im  Kopfe) 

eletter  gar  (--=  gekocht) 

ejnek  ta  atmen 

eta  Schärfe  (des  Messers) 

I. 

itök  fragen 
ink  Tinte 
irail  sie 

imt'tin  jap  Vorgebirge 
inen  gerade 
im  Haus 
ijouar  vornehm 
itar  ott  genug 
imuin  tili  Feind 
iat  wann 

inauki  versprechen 


irei  roh  ausspähen 

im  pei  leicht  (  =  schwimmend) 

Hak  die  Woge 

ilek-uei  schicken 

injenoki  achtlos 

intil  Hackern  (vom  Licht),  rauschen 
(von  den  Zweigen) 

o. 

opuitiok  waschen  (das  Gesicht) 
omuiam  waschen  (die  Hände) 
oj  rn-im  das  Dach  (oj  die  Elfenbein» 
nußpalme,  dann  das  zur  Dach- 
deckung benutzte  zusammenge- 
schlungene  Blatt  =  A  tap,  also  oj 
en  im  Blatt  zum  Haus) 

u. 

uiauxa  die  Nichte 

uu  Fisch  korb 

uihit  ausringen  (Wäsche) 

ueiraia  aufgraben 

udrauar  Strömung,  Graben  für  fließen- 
des Wasser 
uaja  lal  tief 
uajapetejwt  seicht 
itai  uai  langsam 
ue  Stamm 

uia  japajap  roden,  Land  bearbeiten 
umun  toi  Kohlen ,  den  Steinherd  (um) 
bereiten 

umun  pot  Kalk  brennen  (eig.  den  um 

weiß  machen) 
ur  en  im  Balken 
uk  Netz  (zum  Fischen) 
ujor  ölen  (das  Haar) 
ueitlaut  Flut 
umuj  speien,  erbrechen 
uan  um  Küche 

uöj-a-ta  sprossen  (uoj  das  Grund- 
wort, a  Bindevokal,  ta  Partikel  der 
Ortsbestimmung  =  herauf) 

m  ti  warten 


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Ham.:  Ein  Beitrag  zur  Konntni*  drr  Umgangssprache  von  I*oii;i |»<». 


19 


uaja  Teil 

u  H  al  Zeuge  sein 

ueir  m  jai  wettrudern 

ueir  en  jerek  wettsegeln,  jerrk  Segel 

J. 

jarapajon  gähnen 
jojoki  erben 
heilig 
Arbeit 
jamm  unrein 
jantinpä  Finger 
jantilapa  Daumen 
jantomotoma  Zeigefinger 
jantiki  kleiner  Finger 
jei  Zuckerrohr 
jafon  ala  verirrt 

jdtik  ohne  Geschmack,  geschmacklos 
jamfim/i  arm 

jon  a  ta  ain  nächsten  (vom  Orte) 

jon  schmecken 

jan  weg  von 

jalieti  binden,  fesseln 

japoh  antworten 

jinjila  wachen 

jaripiti  eingraben,  bestatten 

jouLm  Christ 

jounpatak  Lehrer 

jouaja  helfen 

japaion  nicht  passen 

jor  tauschen  (von  Dingen) 

jonojon,  janijan  weinen 

jtr  Stuhl 

jft  See 

jap  Schiff 

jama  Vater 

jm  Kind 

jo  nein 

juk  pa  jon  zerschlagen  (juk  stoßen, 

stampfen  zu  Brei,  z.  B.  Kawa) 
jarotier  erregt 

jakar  tip  beichten  (Up  —  Sünde) 
jdf,  —  weg  von  etwas 
joii  —  Art  und  Weise,  Sitte 
jon  =.  in  Versuchung  führen 
jon  =  ausmessen 


K. 

kattn  ton  kam  Wettbewerb 
karauniki  anklagen 
kalu  ki  la  die  Reue 
!  kapai  ata  segnen 
kajoh  Musik 
karirioh  geheim 
kapiti  Witz 

kapure  to  zurückgeben 
kaon  iajxilap  Herrscher,  Führer,  Re- 
gierung 
katotoeoh  vermehren 
i  katwti  einweichen,  klopfen 
kauk  on  hart,  stark,  angestrengt 
kaijei  jol  fasten 
katia  ni  Priesteriti 
katalela  geschwollen 
kapinuar  Reisevorrat 
kamama  leugnen 

kakarakara   erhitzen,    karakar  heiß. 

pil  karakar  heißes  Wasser,  Tee 
kamelele  glauben 
kauafap  sehr,  überaus 
kapi  westlich 
kepena  beißen 
keia  reiben 
kaiuei  geh  weg 
kaito  komm  nahe 
kotia  ausschütten 
kapua  to  schmücken 
i  kumukum  Lärm 
katairoh  Geräusch 
kot  Gott 

kapardpar  wachsen 
koto  komme 

kaon    Herrschaft    (wie    oben  kaon 
lapaJap) 

kainok  Gesellschaft,  Gemeinschaft 

kaintinta  berühmt 

kairtt  Aufenthalt 

kalöTien  tiika  Wurzel 

karaunki  Jagen 

kijon  gib  weg 

kito  gib  her 

kak  können 

kajik  schießen 


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20        Hajil:  Kin  Hei  trag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape. 


kapitau  Hafen 
karqj  alle 
kamait  fürsorgen 
koko  kehren,  fegen 
käikdi  das  Kinn 
kamatt'p  das  Fest 
komöl  ruhen 
kapardpar  wachsen 
kate  werfen 
kauata  aufrichten 

kah  oti    langgleich    (gleich    in  t 

Wurde) 
kijiniai  Feuer 
kilok  Uhr  (clock) 
kat  Katze. 
kitail  wir 
komail  ihr 
kou,  koe  kw  du 
kaukau jon  wohnen 
kätau  der  Regen 
kajanjal  zeigen 
kaMapok  erklären 
kapakap  beten 

kenjoumau  zu  Krankheiten  geneigt 
kapal  kneten 

L. 

lipanet  Verleumder 
luak  verleumden 
lemeta  denken 
lapu  Kreuz 
lakop  Morgen 

lapudta  lösen  (Fesseln  lösen) 

loti  fesseln,  fangen 

liki  außerhalb 

lopolop  waschen  (Kleider) 

Ii  a  laut  Weib,  altes 

Ii  Weib 

Ii  maipon  Jungfrau 

lija  rop  der  Hut 

Ii  tu  Diener 

tu  ji  am  Selbstmörder 

lao  bis  (von  der  Zeit) 

lol  m  im  Querbalken  (im  Haus) 

likit  ata  tragen,  helfen 

litnpui  streichen 


I  litop  Farbe 

Una  Glanz 

lijoi  schläfrig 

lait  fischen 

lekila  verhungern 
i  lao  Zunge 

lomolom  dumpf 

j  lola  km)  ein  Weiser,  Gelehrter 
]  lamuin  gehorsam 
I  luet  schwach 

luati  der  Rest 

lamüir/amuir  schattig 

laualo  wild  (von  Tieren) 

lete  let  klopfen 

M  ankommen  (an  einem  Orte) 
lol  pote  beharren 
lapa  ke  Strom 
Ii  ol  Blitz 

M. 

meteio  anderer 
metoutou  schwer 

murin  mela   Ewigkeit  (=  nach  dem 
Tode) 

(me)marara  leicht  (me  Vorsilbe  —  das  ist) 

tnotamot  abschneiden 

mctentel  glatt 

men  jeiren  gehorchen 

men  tnatau  seekrank 

min  rein 

moiipikoj  locken 

mo/ijapot  glatthaar 

mohiniiiin  flüstern 

motomotoft  spielen 

me  tona  ton  gebunden 

malek  Huhn 

mant  zahm 

mata  das  Eisen 

mia  mia  sein,  verweilen,  sich  befinden 
marain  das  Licht 

i 

ma  wenn 
mairla  schlafen 
mealel  wahr 
muroi  die.  Taube 
maja  Gesicht 
maur  leiten 
malaualn  wenig 


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Hahl:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape.  21 


melar  tot,  gestorben 

mela  sterben    (melar  —  mrla  er,  er 

Partikel  der  Vergangenheit) 
man  Tier 

man  pir  Vogel  (j)ir  fliegen) 
mam  Fisch 

mauki  wollen,  wünschen 
nuUokon  trocketi 
mekajnpual  Kostbarkeit 
moreti  Regenguß 

makata  das  Nachlassen  des  Kegens 
motomot  klirr 
manga  (sein)  Haupt 
mueit  zulassen,  erlauben 
murin  Regierungszeit 

N. 

nan  inalau  auf  hoher  See 

nan  ue  ue  Luftraum,  im  Luftraum 

nan  kapaj  Durchlaß 

nin  juran  Morgendämmerung 

naik  Hammer 

ni-i  Kokospalme 

nan  puh  zwischen 

nan  lukepa  die  Mitte,  mitten  in 

nan  mat  Riff 

nioror  Ufer.  Wassermarke 
M»a  Berg 

nan  uel  Wald,  Busch 
nan  kotoka  Krone 
nantapi  Wurzel,  Beginn 
nan  mal  die  Wiese 
nan  irepena  Landenge 
nikit  aufbewahren 
ntk  pajoh  austeilen 
naroke  wünschen 
nia  (sein)  Blut 

P. 

pan  me  pak  auf  einmal,  zugleich 
piripir  wirbeln 
patoketi  pflanzen 
popol  glücklich 
pokentüi  geboren 

pokomokom  lächelnd,    freundlich  im 
Antlitz 


pel  liki  scheuen  (jemand) 

puai  ]>ant  .Schulden 

papaa  aufwarten  (am  Tisch) 

palio  jenseits 

paltet  diesseits 

pueiok  halten,  stehen 

pemitik  aufwachen 

paijaij  Teil 

pen  Kokosnuß 

poil  sieden 

peila  abtreiben  (auf  See),  pat  jeri 
Kinder  abtreiben  (  Leibesfrucht 
abtreiben) 

pureta  bohren 

patapat  eben 

pokfmpena  zusammenbringen 
ptmapon  rund 

pejeret  pajoh  sich  abwenden 

ponjcje  jemand  schneiden,  sich  stellen 

jemand  nicht  zu  kennen 
putaua  schwitzen 
palank  Veranda 
puil  peipei  Zopf 
porrmela  senden 
ptrea  Schlafzimmer 
pijok  Muße,  freie  Zeit 
pinjel  Bleifeder 
potopote  immer 
pojon  gehorchen 
puh  Recht 

pirita  aufstehen  (vom  Lager) 

poii  Nacht 

panatar  milde 

puk  Buch 

patak  lehren 

puei  puei  verrückt 

palt  uar  Korper 

pai  Schleuder 

pepei  Krieg,  Krieg  fuhren 

pati  die  Brauen 

par  Spitzen 

poren  maja  Auge 

puriamui  überraschen 

porijok  fleißig 

piten  mona  Haar  auf  dem  Kopfe 


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22        Hah i.:  Kin  Beitrag  zur  Kenntnis 

R. 

remui  ihnen 

raipel  Gewehr 

rerer  zittern 

reirei  lang 

riti  ta  öffnen 

ritiniti  schließen 

ro  e  ta  an  einem  Stock  tragen 

rati  tuka  Ast 

ran  Tag 

rar  Koralle 

ri  a  Ii  (seine)  Schwester 

re- un  -  im  Dachsparren 

rirjan  unsichtbar,  rir  sieh  unsichtbar 

inachen 
rotorot  finster,  ungebildet 
ron  hören,  roii  a  ta  aufhorchen 

T. 

tan  tuka  das  Laub 
tan  ir  Fächer 
tuna  ta  Krankenkost 
toii  Schnupfen 
tuma  (seine)  Nase 
toma  (seine)  Stirn 
te  tikitik  schmal 
te  lap  breit 

tuka  Stock,  Baum,  Stuck  Holz 
tuka  me  laut  Stamm 


der  Umgangssprache  von  I'oiiape. 

tuka  uojta    Baum    (=  gewachsenes 

Holz) 
ter  tuki  ort  bleiben 
tukiti  stumpf 
totok  arbeiten 
tip  Sünde 
faul  ul  fortgehen 
tamataman  Erinnerung 
taker  ata  beleuchtet 
tarepena  pflücken 

tua  über,  von  etwas,  z.  B.  sprechen 

über 
topohm  benetzen 
An  Feuerholz 
tapuok  Wolke 
tihitih  Tropfen 
tapi  ata  beginnen 
takai  Stein 
toko  Schleuder 
tamatamor  streicheln 
tejxl  Tisch 

N. 

(iVT,  n,  ii  .  -  ng,  eigener  Buchstabe  im  Mir 
von  Ponape.) 

flai  ich 
nar  sich 

t'ten  Geist,  Seele 
nil- a  tonen 


V. 

Beitrag  von  Hrn.  Dr.  Gökschner, 

Rcgicruugsarzt  in  Ponftpt. 

L  Der  Körper  und  seine  Teile. 

Die  Bezeichnungen  für  den  Körper  und  seine  Organe  werden  stets 
in  Verbindung  mit  dem  Pronomen  possessivum  gebraucht,  welches  hinten  an 
den  Wortstamm  angrfügt  wird.  Schließt  der  Wortstamm  mit  einem  Vokal, 
so  finden  gewöhnlich  Assimilierungen  und  Kontraktionen  zwischen  diesem 
und  dem  nachfolgenden  Vokal  der  Pronomina  statt. 

Das  Pronomen  lautet  für  den  Singular:  ot",  öm,  ä  (auch  e), 

>      ■    Dual :  Ata ,  dtna ,  ära, 
.     -    Plural:  ätail,  ömail,  ärail. 


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Habl:  Ein  Beitrag  zur  Kcniilnis  der  Uingangsspraeh«'  von  Ponape.  23 


Soll  der  Korperteil  im  allgemeinen  ohne  Beziehung  auf  eine  be- 
stimmte Person  gebraucht  werden,  so  setzt  man  gewöhnlich  die  3.  Person 
singularis  (<J). 

wir- a  der  Körper  1  pör  in  mäja  der  Augapfel,  das  Auge 

uarendramaj der  menschliche  Körper      kilin  mäja  das  Augenlid 
päli  uar-a  der  Leib  im  Gegensatz      kilin  mäja  jxtna  (poue)  das  obere 
zur  Seele  (biblisch)  Augenlid 

utük-a  das  Fleisch  kilin  mäja  pä  das  untere  Augenlid 

utuk  en   dramaj   das   menschliche  nrw  maja  die  Augenwimpern 
Fleisch  \  jalan-a  das  Ohr 

ntä  das  Blut  paen  jalan-a  das  Ohrläppchen 

ntai,  ntäm ,  ntatail,  ntämaii ,  ntärail      por  en  jalan-a  das  Ohrloch 

jäl-a  die  Ader,  Sehne,  der  Nerv        karön  das  Ohr  (h.  S.) 


/<  der  Knochen 

ff,  tön,  füail,  (wnail,  ttrail 
tin  (=  tTen)  mono  der  Schädel 
rth  /xw  Ann-,  Handknochen 
tin  nae  Bein-,  Fußknoehen 
fhi  mdramära  Brustbein 
fin  kupu  Rippen 

(in  jaua  Kückenknochen  (Wirbel- 
säule) 
kilin  Haut 

%  kilin,  ka  kilin,  a  k.  meine,  deine, 
seine  Haut  usf. 

kiSm  uai  Ring  wurm 

wxi  =  fremd ,  aus  der  Fremde  stam- 
mend 
«rf  das  Fett 

«t,  mom,  uiatail,  uiomail,  uiarail 
man- a  (mdha)  der  Kopf 
tapu-a  der  Kopf  (h.  S.1) 

pan  kapun  en  mona  der  Scheitel 

Itkin  paiki  der  Hinterkopf 
paiki,  paikim,  paikUail  usf. 
maliali  das  Gehirn 
pit  en  mona  das  Haupthaar 
antkot  en  mona  ein  einzelnes  Haar 
mdjd  {miji)  das  Gesicht 
jünn-a  das  Gesicht  (h.  S.) 
likin  jdp-a  (jepi)  die  Wange 

likin  japa  ka  (ko)  beide  Wangen 
pdti  die  Augenbrauen 

pati,  pafim,  pafilail,  patimail  usf. 


fäma  (tÖme)  die  Stirn 
i  tapu-a,  tapuai ,  tapuom  usw.  die  Stirn 
(h.  S.) 

tum- a  die  Nase 

komon  tuma  die  Nasenspitze 
pein  tutna  die  Nasenflügel 
piköj  en  btma  die  Nasenwurzel 
por  en  tümd  die  Nasenlöcher 

kaimunü-a  die  Nase  (h.  S.) 

keikei  das  Kinn 

keikeim ,  keikeitatl,  keikeirnaU  usf. 

alij-a  der  Bart  (Schnurr-  und  Kinn- 
bart) 

manipinip-a  der  Backenbart 

au-a  au-a  der  Mund 
jiÄin-a  der  Mund  (h.  S.) 
kilin  aua  die  Lippen 
kilin  aua  ka  beide  Lippen 
kilin  aua  paua  die  Oberlippe 
kilin  aua  pä  die  Unterlippe 

laua-a  die  Zunge 

n»  der  Zahn 

nlm,  nitail ,  iiimail,  ilirail 
ni  ka  alle  Zahne 

nitf/M  der  Backenzahn  (große  Zahn) 
äjan-a  der  Zahn  (h.  S.) 

«n  Mor-a  der  Hals 
käjan-a  der  Hals  (h.  S.) 
kapen  uar-a  die  Luftröhre 
mdremära  die  Brust 
fiW  die  weibliche  Brust 


1  h.  S.  =  höhere  Sprache,  mit  welcher  man  den  Nanniareki  anredet. 


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24        Haul:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape. 


pon  jau-a  der  Rucken 

peliki-a  der  Rücken  (h.  S.) 

paria  pan- a  die  Seiten 

mejenet-a  die  Magengrubengegend 

käpet-a  der  Bauch,  die  Bauchgegend 

küpür-a  der  Bauch  (h.  S.) 

fioliholi  die  Lunge 

n.  im,  Tlaif,  vnail.  Trail 
tnonioft  - a  das  Herz 
5  (äe)  die  Leber 

äem,  detail ,  aetnail,  aerail 
«t- a  die  Galle 

et  en  katik  die  gewöhnliche  Bezeich- 
nung für  Galle 
mütÜik-a  die  Niere 
ätik-a  die  Milz 
kau- a  das  Gesäß 

putaut-a  männliche  Geschlechtsteile 
üjül-a     männliche  Geschlechtsteile 
(vulgär) 

pTpi-a  weibliche  Geschlechtsteile 
pop- a  die  Schulter 

popoi,  popom,  popotail  usf. 
pa  (pd)  der  Ann 

pa>  pedm,  patail,  pamail,  parail 
pan  pa  die  Achselhöhle 


tüpoh  en  pa  die  Ellenbeuge 
kaimün  en  pa  der  Ellenbogen 
kaimüt  en  pa  die  Hand 
jentin  (jenti  en)  pa  die  Finger 

apali  pa  jenti  Umpot  jede  Hand  hat 

fünf  Finger 
jenti  lap  der  Daumen 
jenti  tdmatama  der  Zeigefinger 
jenti  jökatäpa  der  Ringfinger 
jenititik  der  kleine  Finger 
jenti  pot  ein  Finger 
kik  en  pa  der  Fingernagel 
pali  mann  die  rechte  Hand 
pali  mein  die  linke  Hand 
lima  die  Hand,  der  Arm  (h.  S.) 
na  s.pei  das  Bein 

pan  pukqj  en  na  die  Kniebeuge 
pat  en  na  der  Fuß 
kaimün  na  die  Ferse 
pan  na  die  Fußsohle 
jentin  na  die  Zehe 
tapen  tan- a  der  Oberschenkel 
puki-a  das  Knie 

poun  tal  en  puki-a  die  Kniescheibe 
alua  alua  das  Bein  (h.  8.) 
pi-a  die  Gebärmutter 


IL  Die  Verrichtu 

maur  leben 

ka  maur  leben  machen 
melar  sterben 

dramaj  melar  der  Leichnam 
äjihak  atmen 

a.  kalaimun,  a.  tiketik  stark,  wenig 
atmen 

moniofi  möke  mökit  das  Herz  schlägt 
m.  laut  schlägt  stark 
m.  mälä  möl  schlägt  langsam 
m.  tontot  schlägt  schnell 
m.piripir  schlägt  fliegend 

nta  pülopul  das  Blut  fließt 
n.  mätöto  p.  viel  Blut  fließt 
n.  tiketik  p.  wenig  Blut  fließt 
n.  Hjüküj  das  Blut  spritzt 
n.  per  eher  das  Blut  sickert 


ngen  des  Körpers. 

moua  essen ,  futtern 

kamona  zu  essen,  zu  futtern  geben, 
futtern 
ndmendm  essen,  genießen 
kdn  genießen,  zu  sich  nehmen 
könöt  essen  (wenn  man  den  Namnn- 

reki  anredet) 
puhio  essen  (wenn  zur  Frau  des  Nan- 

märeki  geredet  wird) 
jäk   essen    (wenn    man    zu  Perso- 
nen spricht,  die  dem  »Adel«  an- 
gehören) 

tüt  essen  (wenn  man  zu  den  Kindern 
höherstehender  Personen  spricht) 

i  men  namenam  ich  möchte  essen ,  ich 
bin  hungrig 

tüpdkelar  fasten 


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Hahl:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis 

ntm  trinken 

t  men  nmipilatar  ich  bin  durstig 
}njxij  Wasser  lassen  (vulg.) 
kömüjij  Wasser  lassen 
]#kepeh  Kot  von  sich  geben  (vulg.) 
pitakcüar  Stuhlgang  haben 
känt  (kenf)  Harn 
puje  Kot 

mair  (mnr)  schlafen 
matrilar  eingeschlafen  sein 
htrpah  müde  sein 
pirita  aufwachen 
aurdmän  träumen 
lokaia  reden 

lokelokaia  viel  reden,  schwatzen 
ntd  sprechen,  verkundigen 
hil  laut  laut  sprechen 
likuer  rufen,  schreien 
mohmihin  (lüstern 
köpaköp  husten,  der  Husten 
köpatan  Auswurf  beim  Husten 
mantöl  gähnen 
nonö  schnarchen 
kirer  aufstoßen 
müj  brechen 
dji  niesen 

i  kdräip  ich  spucke 

känttp  der  Speichel,  Schleim 
i  pülo  ich  schwitze 

püto  der  Schweiß 


der  Umgangssprache  von  Ponape.  25 

t  kdräkar  ich  habe  Hitzegefühl 

i  pon  ich  habe  Kältegefühl 

i  lau  ich  habe  WRrmegefiihl 

i  kiloh  (kilah)  ich  sehe 

•  här  ich  gucke 

i  mäjäni  ich  sehe  (h.  S.) 

i  kilaii  ndja      )  ich  sehe  deutlich, 

i  harat  a  ndja  \  gut 

I*  kilaii  nqja  tiketik  ich  sehe  wenig 
i  rwi  ich  höre 

i  roh  naja  ich  höre  gut 

I  Toii  naja  tiketik  ich  höre  wenig 
i  nSt  pana  ich  rieclie 

i  pou  en  kerasm  ich  rieche  nach 
Petroleum 

i  jiita  net  naja  ich  rieche  nicht 
t  joh  nama  ich  schmecke 

i  jota   joh"    nama    ich  schmecke 
nichts 

i  joh  nama  en  jeu  ich   habe  den 
Ueschmack  von  Zuckerrohr 
i  päm  naja  ich  fühle 
i  tarn  ich  taste 

*  tarn  taqxl  ich  fühle,  taste  einen 
Tisch 
i  majai  ich  weine 

pil  en  maja  Augenwasser,  Träne 
t  kaurur  ich  lache 
i  kepena  ich  beiße 


Kur  viele  der  folgenden  Zeitwörter,  welche  eine  Bewegung  im  Raum, 
eine  Ortsveränderung  bedeuten,  gilt  die  Regel,  daß  die  Richtung,  in  der 
die  Bewegung  erfolgt,  durch  Anfügung  bestimmter,  kurzer  Silben  an  den 
Wortstamm  bezeichnet  wird.    Es  bedeutet: 


to  her  (vom  Sprechenden  ge- 
dacht) 

la  hin 

ta  auf,  aufwärts 
H  hinab,  abwärts 
tato  herauf 
tala  hinauf 
tito  herunter 
tUa  hinunter 
iei  nach  außen 
ieäo  heraus 


ieila  hinaus 
loh  nach  innen 
loh  oto  herein 
Um  ala  hinein 
uai  (ue)  weg,  fort 
iei  uai  nach  außen  fort 
loh  auuai  hinein wärts  fort 
p&tta  (pene)  zusammen 
jah,  pejah  {joh,  pajoh)  ausein- 
ander 


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26        Haml:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis 


der  Umgangssprache  von  Ponape. 


gehen 


ko-  koko- 
alu-  alualu- 
uta  sich  aufrichten 
fiter,  aufgerichtet  sein ,  stehen 
tan-  tanatan  laufen 
tau-  klettern 
uka-  steigen 
lujata  hüpfen 
m&jiak  springen 
kdmp  kriechen 

limatak  sich  winden,  sich  schlängeln 

töroku-  rücken,  schieben 

kaü  rücken 

jopai-  drehen 

kakuai  wegschreiten 

tiaketi  niedertreten 

paureta  aufstehen 

ueketdketa  sich  auf  den  Rucken  legen 
kainifi  sich  auf  die  Seite  legen 
wkftdketi  sich  auf  den  Bauch  legen 
kilepäki  niederkauern 
mönti  sich  niedersetzen 
mömäot  sitzen 

tairuketi  sich  nach  unten  bücken 
järäia  sich  aufrichten  (aus  gebeugter 

Stellung) 
jopöluai  den  Kopf  wegdrehen 
tut  mona  mit  dem  Kopfe  nicken 
tatu  alek  den  Kopf  schütteln 
jopt  uai  den  Körper  wegdrehen 
pirakauai  den  Körper  wegwälzen 
uenti  sich  niederlegen 
kqjüpena  sich  beugen 
lanatejan  pa  die  Hand  -auseinander- 
falten«, strecken 
roköpena  pa  die  Hand  ballen 
kojupena  pa  den  Arm  beugen 


katdnepejan  pa  den  Arm  strecken 
kapatila  pa  den  Arm  heben 
kapattia  pa  den  Arm  senken 
kojtpöttla  pa  den  Arm  ausstrecken 
kajaranepejan  jentin  pa    die  Finger 
spreizen 

kipena  jentin  pa  die  Finger  zusammen- 
legen, aneinander  legen 
tuaripejan  die  Augen  öffnen 
meirepena  die  Augen  schließen 
jdrdpejafi  den  Mund  öffnen 
kupene  den  Mund  schließen 
kiiei  laua  die  Zunge  herausstecken 
kilon  laua  die  Zunge  hereinziehen 
jair  berühren 
pdkeri  sich  stoßen 
koleti  ergreifen,  halten 
taheti  drücken 
litilet  klopfen 
tamurpoh  streichen,  reiben 
itik  schütteln 
pupüH  herabfallen 

ttkanti  umstürzen,  auf  den  Kopf  stellen 
fikanta  wieder  auf  die  Füße  stellen 
kanuai  sinken 

kakanuai  senken 
rankata  umfallen  machen,  umwerfen 
ki-  geben,  reichen 
käpa-  reichen 
pampap  schwimmen 
hitu-  baden 

ömiom  die  Hände  waschen 
ütae  die  Füße  waschen 
apünak  das  Gesicht  waschen 
töpähm  den  Kopf  waschen 
kdrüput  jucken,  kratzen 


DI.  Die  krankhaften  Veränderungen  des  Körpers. 


kel  gesund 

keleil  stark 

ritjin  gesund  (h.  S.) 

jömdu  krank 

lümum  krank  (h.  S.) 

lüet  siech,  hinfällig 


rnitak  Schmerz 

wi.  kalaimun,  laut  heftiger,  starker 
Schmerz 

geringer,  leichter  Schmerz 
i  nwtak  ich  habe  Schmerzen 
karnetak  Schmerz  verursachen 


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Hahl:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape.  27 


metak  na,  pa  Sclimerz  im  Fuß,  im 
Ann 

pahapana  metak  Seitensch  merzen 
tin  jana  metak  Kreuzschmerzen 
nan  kokon  metak  Schmerzen  im  Ge- 
lenk 

mäliel  Kopfweh 

neirak  vor  Schmerzen  stöhnen 

janejah  vor  Schmerzen  schreien 

mhtpäu  Fieber  mit  Frostgefühl 
i  mhpait  ich  habe  Fieber 

jaHel  Schwindel 

löp  die  Wunde 

rfp  juckender  Hautausschlag 

kehj  Geschwür 

kilitöp  Hautkrankheit  (Pocken) 
änon  Hautkrankheit  mit  Bläschenbil- 
dung 
täketuk  Lepra 
mpoj  Geschwulst 

mptjj  epejan  (  die  Geschwulst  ver- 
mirirpejan   i    größert  sich ,  geht  auf 
manüti  die  Geschwulst  geht  zurück, 
verkleinert  sich 
peke  nta  Dysenterie 
Ujoiiepoh  Wassersucht 
timaneman  Abzehrung 
lidnemät  Elephantiasis 
Durchfall 
Verstopfung 


putoh  Juckgefühl 

kdtekät  Taubseingefühl,  Gefühllosig- 
keit 

.  mittor  Lähmungserscheinungen 

nemötor  Lähmungserscheinungen  in 
den  Füßen 
toi  Schnupfen 

kopakop  lukeluketa  der  Husten  nimmt 

die  Luft  weg 
pämetik  schlaflos  sein 
liaurära  ängstlich  träumen 
ömatak  Schmerz,   Krankheit  an  den 

männlichen  Geschlechtsteilen 
üjüiemöt  dasselbe  (vulg.) 
i  majai  atiat  ich  sehe  trübe,  schlecht 
mdjökon  blind 

pünan  Augenentzündung  mit  Augen- 
triefen 

hkäre  naita  Ektropium  (Augenkrank- 
heit) 

iiirinirijok  jalaiia  Sausen,  Geräusche 
im  Ohr  haben 

i 

i  papoh  dasselbe 
^jalanepon  taub 

ol  (Ii)  mona  puet  ein  Mann  (eine  Frau) 

mit  weißen  Haaren 
Öpap  zahnlos 
monemat  Glatzkopf 
ol  (Ii)  mpokoj  ein  krummer  Mann  (Frau) 
ol  (Ii)  pan  ein  schiefer  Mann  (Frau) 


IV.  Die  zu  einer  Krankenuntersachung  nötigen  Begriffe  und  Redewendungen. 

Wer  bist  du?  ij  kouaf 

Wer  sind  Sie?  ij  komui? 

Welches  ist  dein  Name?  iat  rmf1  (atom) 

Welches  ist  Ihr  Name?  iat  omui? 

Wober  kommst  du?  kou  kojan  ia? 

Woher  kommen  Sie?  komui  kotejaii  ia?  (zum  Nänamareki) 

Woher  kommen  Sie?  äpe  jan  ia  (zu  einem  zum  -  Adel-  Ge- 
hörigen) 

Wie  ist  der  Name  der  Gegend  wo  iat  en  naja  kotikin  mimi  ia?  oder  kou 

du  her  bist?  kin  miaf 

Wer  ist  krank?  y  jomauf 


1  Über  ata,  der  Name,  gilt  dasselbe  wie  über  die  Körperteile  hinsichtlich 
der  Iuterruinalsuffixe. 


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28        Haiil:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape. 


Mein  Vater 
Meine  Mutter 

Mein  Großvater  (Vaters  Vater) 
Mein  Großvater  (Mutters  Vater) 
Mein  Oheim  (Vaters  Bruder) 
Mein  Oheim  (Mutters  Bruder) 
Mein  Bruder 
Meine  Schwester 
Meine  Eltern  (beide) 
Mein  Kind 

Mein  Kind ,  Mädchen ,  Tochter 

Das  Kind  (im  allgemeinen)  bis  2  Jahre 

Der  Knabe 

Das  Mädchen 

Noch  nicht  erwachsen 

Das  Mädchen  herangereift 

Der  Jüngling 

Der  alte  Mann  (Frau) 

Ich  selbst 

In   welcher  Körpergegend   bist  du 
krank  ? 

Wann  bist  du  krank  geworden? 
Wann  ist  er  krank  geworden? 
Vorgestern 

Früher  als  gestern  (im  allgemeinen) 

Gestern 

Heute 

Morgen 

Übermorgen 

Uberubermorgen 

Cberuberubennorgen 

Morgens  (in  der  Frühe) 

Vormittags 

Mittags 

Nachmittags 

Abends  (bei  Sonnenuntergang) 
Nachts 

Gegen  Morgen 

Um  wieviel  Uhr? 

Wieviel  Tage  bist  du  krank? 

Wieviel  Wochen? 
Wieviel  Monate? 


jamai  oder  at  papa 1 
inai  oder  ai  nono 
jamai  kälap 
inai  kälap 

rien  ai  papa  oder  rien  jamai 
i  oder  rien  inai  oder 
ol 
rtai  Ii 

jautail  (jauta) 
nadi 

na  jerijten  oder  nai  jerimän 
jeri  (pue'lel) 
pütak 
j&rtpen 
pülopul 
kupün  Ii 
küpun  ol 
ol  laut  (Ii) 
pen  iiai 

tapänam  ine  jotndu 

iät  me  ka  jomautar  f 
iät  me  a  jomauiar? 
mania  kan  ain 
ran  teio 
am 


rien  at  nam 


lAkap 
pdli 
peiU 


ar 


iläläjau 
nirnenjan 

nin  jouaj  en  menjan 
jouaj 

jouaj  en  jautik 

mnjautik 

mpoit 

ninjou  rän  oder  ninjouta 
kldk  tdpa 

ran  tdpa  me  koujomau?  oder  ran  tapa 

me  koujomauki? 
uik  tdpa? 
jounepon  tdpa? 


1  Bei  den  Bezeichnungen  fur  Verwandschaftsgrade  gilt  mit  zwei  Ausnahmen 
das  in  der  vorigen  Bemerkung  Erwähnte. 


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Hahl:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponajw.  29 


Wieviel  Jahre?  jounepar  tdpaf 

Bist  du  lange  krank?  ko  jomau  uareit 

Fortwahrend  krank  jomau  potapotata 

Kurze  Zeit  anjou  motemot 

Setz  dich  auf  den  Stuhl  mönti  pon  jer 

Lege  dich  auf  die  Matte  (Ponapetnatte)  uenti  nä  loj 
Lege  dich  aufs  Bett  uenti  pon  pet 

Lege  dich  auf  die  Matte  uenti  nan  Itrop 

Lege  das  Kleid  ab  kijah  Wcan 

Ziehe  das  Kleid  wieder  an  püriaii  nan  Ufcati 

Ich  möchte  sehen,  welche  Gegend  t  men  kikm  naja  me  jomau 
krank  ist 

Sitze  (verhalte  dich)  ruhig  nihila 
Bewege  dich  nicht  kater  mökit 

Dein  Zahn  ist  schlecht  him  jinet 

Dein  Zahn  hat  ein  Loch,  oder:  du  pur  en  him 

hast  ein  Loch  in  deinem  Zahn 
Ich  werde  den  Zahn  ausziehen  t  pan  tupajah  him 

Der  Schmerz  wird  aufhören  metak  pan  kojoh 

Ich  werde  die  Geschwulst  aufschneiden  i  pan  Ukepijan  kenj 
Herausschneiden  liketajah 

Ich  werde  eine  Binde  um  die  Hand  i  pan  pitepäna  kijin  likau  ni  pam 
wickeln 


Wickle  die  Binde  ab  pitepajan  kijin  likau 

Es  fließt  sehr  viel  Eiter  heraus  mätötöia  nän  kokola 

Ich  werde  dir  Medizin  geben  i  pän  ki  oh  uk  uwi 

Iß  die  Medizin  kah  uini 

Trink  die  Medizin  nun  uini 

Dreimal  taglich  einen  großen  Löffel  jilipak  ni  eu  rän  eu  jepun  laut 

Einmal  täglich  ein  Stuck  dpak  ni  apot  ran  eu  uar 

Schüttle  die  Flasche  so  lange,  bis  alles  itik  potel  lan  karüj  tölopejah 

aufgelöst  (gemischt)  ist 

Streich  die  Medizin  auf  die  Haut  tamüreki  uini  kÜim 

Massiere  so  lange,  bis  der  Schmerz  auf-  iliä  lan  metak  kojah 

hört 

Iß  viel  (wenig)  nioha  laut  (tiketik) 

Ich  glaube,  er  wird  besser  werden  i  lamelam  me  a  pan  maular 

Ich  glaube,  er  wird  sterben  i  lamelam  me  a  pan  mielar 

Die  Krankheit  ist  ansteckend  jomau  lujeluj 

Komme  nach  drei  Tagen  wieder  puroto  ni  ran  jilu  oder  mur  in  ran  jilu 

Gib  die  Flasche  wieder  zurück  pürokito  potel 

Lebe  wohl!  kajelele  main! 


Der  Herr  Verfasser  hat  bei  den  Worten:  Pferd  =  oj,  Kamm   ^  körne, 
Uhr,  Stunde  =  klok  oder  kilok  und  beschneiden  =  jirkumjaij  hervorgehoben , 


30        Ham.:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Umgangssprache  von  Ponape. 


daß  sie  aus  dem  Englischen  entlehnt  sind.  Wir  finden  bei  der  Durchsicht 
der  Wörterverzeichnisse  noch  eine  Anzahl  anderer  solcher  Lehnworter.  die 
ein  interessantes  Streiflicht  auf  den  Kulturzustand  der  Ponapeleute  werfen, 
denn  wir  können  annehmen,  daß  sie  die  betreffenden  Dinge  bzw.  Begriffe 
erst  von  den  amerikanischen  Missionaren  kennen  gelernt  haben. 

Auf  Kultus  und  Wissenschaften  bezuglich  sind:  Gott  =  kot  (God); 
geistliches  Lied  =  kaul  (choral);  Tinte  =  ink  (ink);  Bleifeder  =  pinjel  (pencil); 
Buch  =  jnik  (book);  Arithmetik  =  aritmetik  (arithmetic);  Geographie  =  Jio- 
kraß  (geography). 

Früher  unbekannte  Gebrauchsgegenstände  waren  jedenfalls:  Jacke  = 
jakit  (jacket);  Stuhl  —  ßr  (chair);  Tisch  =  tepcl  (table);  Bett  =  pet  (bed); 
Flasche  —  potel  (bottle);  Gewehr  ~  raipel  (rille). 

Die  Tatsache,  daß  es  auf  den  Karolinen  ursprunglich  fast  gar  keine 
Säugetiere  gab  und  daß  unsere  Haustiere  erst  eingeführt  wurden,  wird 
durch  die  folgenden  Worte  bestätigt:  Pferd  —  nj  (horse);  Kuh  =  kau  (cow); 
Katze  =  kat  (cat);  Ziege  =  knt  (goat);  Schaf  =  jip  (sheep);  Knie  --  tuk 
(spr.  tok)  (duck).  Dagegen  scheint  kanj  —  Gans  deutschen  Ursprungs  zu 
sein.  Als  einziges  anderes  deutsches  Wort  finden  wir  Mark.  -Deutsch« 
ist  in  Ponape  Jertnen  (German). 

Mit  der  neuen  Kultur  kamen  auch  die  folgenden  Ausdrücke:  Ananas 
--  jwmajtrr  (pine- apple);  Petroleum  —  kerasm  (kerosine);  Eisen  =  mdta 
(spr.  mate)  (metal);  Geld  =  moni  (money);  Woche  —  uik  (week). 

Selten  scheint  die  Entlehnung  von  Verben  zu  sein,  z.B.  schneiden 
(mit  der  Schere)  =  kdte  (cut);  sieden  =  poil  (boil). 

[Zusatz  der  Redaktion.] 


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31 


Grundregeln  der  Bainingsprache. 

Von  P.  Matthaus  Rascher, 

Missionar  Tom  heiligen  Henctt  Jesu. 


Vorwort 

Die  folgenden  Blatter  sind  das  Resultat  von  einem  fast  vierjährigen  Stu- 
dium in  der  Bainingersprache. 

Der  Bainingervolksstamm ,  der  bislang  nur  dem  Namen  nach  bekannt 
war,  bewohnt  die  Gebirge  im  Innern  der  Gnzellenhnlbinsel  von  Neupom- 
mern.  Ob  mit  der  Gazelle  auch  das  Gebiet  der  Baininger  aufhört  und  ob 
überhaupt  die  ganze  Bergbevölkerung  dieselbe  Sprache  spricht,  ist  noch 
nicht  mit  Sicherheit  zu  bestimmen.  Tatsache  ist,  daß  der  Bainingertypus 
im  Innern  der  Gazelle  vorherrscht  und  die  Bergbewohner  am  Weberhafen 
bis  hinunter  zu  den  Vulkanen  Vater  und  Sohn  sich  verstehen.  Die  Kinge- 
borenen  im  Innern  an  der  Nordostkuste  von  Neupommern  bis  zum  Powell- 
fluß (Mävlu)  in  der  Weiten  Bucht,  mit  denen  ich  infolge  ihrer  Furcht  und 
Wildheit  nur  für  Augenblicke  in  Berührung  kommen  konnte,  schienen  mir 
alle  auch  echte  Baininger  zu  sein. 

Die  Baininger  gelten  als  das  Urvolk  von  Neupommern.  Auswanderer 
oder  Abenteurer  aus  Neumecklenburg  kamen  in  unvordenklichen  Zeiten 
über  den  Kanal  und  drängten  die  ansässigen,  furchtsamen  Baininger  in  die 
Berge  zurück.  Überall ,  wo  der  Baininger  in  geringer  Entfernung  von  dem 
Küstenbewohner  lebte,  stand  er  durchweg  in  einem  Verhältnisse  von  einem 
Hörigen  oder  auch  vollständigem  Sklaven.  Andere  Gegenden  waren  bis  in 
die  jüngste  Zeit  den  Einfällen  der  Küstenbewohner  ausgesetzt.  Die  Gefan- 
genen wurden  teils  geschlachtet,  teils  in  die  verschiedenen  Ortschaften  als 
Sklaven  verkauft.  Mit  der  Gründung  von  Missionsstationen,  sowohl  unter 
den  Sklavenjägern  als  unter  dem  Sklavenvolke,  ist  seit  einigen  Jahren  ein 
bedeutender  Umschwung  zum  Besseren  eingetreten.  Die  Sklavenkriege  ha- 
ben, wenigstens  im  Wirkungskreis  der  Mission,  vollständig  aufgehört,  in 
einigen  Gegendeu  sind  die  Sklaven  ihren  Eigentümern  durch  die  Regierung 
weggenommen  worden ,  und  die  so  lange  unterdrückten  Baininger  selbst 
fangen  an,  freier  aufzuatmen  und  selbständiger  zu  werden. 

Der  Baininger  unterscheidet  sich  wie  in  Sitten  und  Gebräuchen,  so 
auch  in  der  Sprache  von  dem  sogenannten  Uferbewohner,  seinem  Unter- 
drücker. Die  anthropologischen  Merkmale  des  Bainingers  sind:  ein  unter- 
setzter mittelgroßer  Wuchs ,  ein  etwas  viereckiger  Kopf,  eine  breite  platte 
Na.se  und  häufig  ein  unförmlich  dicker  Bauch.  Seine  Gehöfte  liegen  ent- 
weder auf  den  Gipfeln  der  Berge  oder  auf  den  Abhängen.  Täler  und  Fluß- 


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32 


Raschkr:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


bette  meidet  er.  Seine  größte  Sorgfalt  widmet  er  der  Kultur  der  Taros, 
während  er  hinsichtlich  seiner  Hutten  und  persönlichen  Reinlichkeit  eine 
auffallende  Gleichgültigkeit  zeigt.  Kr  kennt  kein  Geld,  noch  zeichnet  er 
sich  sonst  durch  besondere  Fähigkeiten  oder  irgendwelchen  Kunstsinn  aus, 
die  ihn  vor  seinem  Nachbarn  vorteilhaft  hervorstechen  ließen. 

Wie  in  seinen  Gepflogenheiten  und  seinem  Äußern,  so  unterscheidet 
der  Baininger  sich  auch  von  dein  Küstenbewohner  durch  seine  Sprache. 
Nicht  nur  der  Wortschatz,  sondern  auch  der  Aufbau  der  Sprache  ist  ein 
anderer.  Der  Prozentsatz  derjenigen  Wörter,  welche  mit  Bezeichnungen  der 
Küstensprache  wurzelverwandt  sind,  ist  ein  sehr  geringer;  meistens  sind  es 
Namen  von  Vögeln  und  Tieren,  ferner  die  Bezeichnungen  von  Vater  und 
Mutter,  die  mit  Sicherheit  als  verwandt  gehalten  werden  können.  Doch 
ist  hierin  zu  bemerken,  daß  ein  Einfluß  der  Küstensprache  sich  nur  da  nach- 
weisen läßt,  wo  der  Baininger  Grenznachbar  der  Uferleute  ist,  oder  in  einem 
Hörigkeitsverhältnisse  zu  dem  Küstenbewohner  steht.  Je  mehr  man  ins  Innere 
dringt,  und  je  geringer  die  Beziehungen  der  zwei  Stämme  zueinander  werden, 
desto  seltener  stößt  man  auf  Spuren  einer  Verwandtschaft  in  der  Sprache. 

So  einfach  die  Küstensprache,  so  erschreckend  groß  tritt  uns  der 
Formenreichtum  des  Bainingischen  entgegen.  Dieser  zeigt  sich  besonders 
in  der  Fähigkeit,  die  verschiedenen  Stadien  eines  und  desselben  Dinges 
durch  ein  einfaches  Suffix  zum  Ausdruck  zu  bringen.  Auch  unsere  Ablei- 
tungen im  Deutschen  stehen  hinter  der  großen,  dem  Bainingerdialekt  eigen- 
tümlichen Bildungsfähigkeit  zurück.  So  können  wir  z.  B.  im  Deutschen 
von  Mann  wohl  die  Diminutivform  Männlein  oder  Männchen  bilden,  das 
ist  aber  das  Weiteste,  was  wir  in  der  deutschen  Sprache  erreichen  können. 
Wollen  wir  noch  andere  Stadien  der  Entwickelung  oder  des  Baues  vom 
Manne  ausdrücken,  so  müssen  wir  uns  mit  Eigenschaftswörtern  behelfen 
und  sagen:  er  ist  ein  lang  gewachsener,  ein  untersetzter  Mann ;  — nicht  so 
der  Baininger.  Seine  Sprache  gibt  ihm  die  Möglichkeit  an  die  Hand,  alle 
die  verschiedenen  Stadien  im  Werdegang  oder  im  Sichbefinden  eines  Dinges 
durch  ein  Suffix  auszudrücken,  das  der  Grundbenennung  des  Dinges  angehängt 
wird.  Er  benötigt  nicht  der  Beihilfe  von  Eigenschaftswörtern.  So  sagt  der  Bai- 
ninger: a  choatka  der  Mann,  a  chodrini  der  kleine  Mann,  das  Männlein,  a 
choarit  der  schlanke,  lang  gewachsene  Mann,  a  choärem  der  untersetzte  Mann. 

Ein  weiteres  Merkmal  des  Bainingeridioms  besteht  darin,  daß  es 
eine  flektierende  Sprache  ist.  Damit  tritt  sie  aus  dem  Zusammenhang  mit 
der  melnnesisch-polynesischen  Sprachgruppe  heraus,  um  eine  Sonderstellung 
für  sich  einzunehmen. 

Die  Baininger  bilden  die  verschiedenen  Numeri  nicht  wie  die  anderen, 
bis  jetzt  in  der  Südsee  bekannten  Volksstämme.  Bei  Bildung  der  Numeri 
bedienen  sie  sich  nicht  der  Beihilfe  von  gewissen  Wörtern,  sei  es  Für- 
wörtern oder  Zahlwörtern,  die  dem  Substantiv  vorausgehen  oder  folgen, 
während  das  Substantiv  selbst  stets  unverändert  bleibt.  In  der  Baininger- 
sprache  gibt  es  eine  Flexion.  Die  Wortendungen  werden  verändert,  um 
die  verschiedenen  Numeri  zum  Ausdrucke  zu  bringen.  Während  z.  B.  der 
Oststamm  der  Gazelle  sagt:  a  dovai  der  Baum  oder  eiu  Baum,  a  um  davai 


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Rascbkb:  Grundregeln  der  Batningaprache. 


an 


die  zwei  Biume  oder  zwei  Bäume,  a  umana  davai  einige  Bäume  oder 
Bäume,  a  latntr  davai  die  Bäume,  eigentlich  alle,  die  es  gibt  (absoluter 
Plural),  druckt  sich  der  Baininger  wie  folgt  aus:  a  muga  der  Baum  oder 
ein  Baum,  a  muQiem  die  zwei  Bäume  oder  zwei  Baume,  a  muQ  die  Baume 
oder  Bäume.  Die  Bainingersprache  unterscheidet  sich  ferner  von  ihrem 
Nachbaridiom  an  der  Küste  durch  das  Vorherrschen  der  Konsonanten. 
Während  in  der  Ufersprache  der  Reichtum  der  Vokale  auffallt,  vermißt 
man  denselben  in  der  Bainingersprache  fast  gänzlich.  In  ihr  herrschen 
vielmehr  die  Konsonanten  vor,  daher  sie  sich  auch  viel  rauher  anhört  und 
die  Aussprache  derselben  dem  Lernenden  bedeutend  mehr  Schwierigkeiten 
bietet  als  die  Küstensprache.  Auffallend  ist  an  den  übrigen  bis  jetzt  be- 
kannt gewordenen  melanesischen  und  polynesischen  Sprachen  das  Vor- 
kommen eines  eigenen  Possessivpronomens  bei  einer  bestimmten  Gruppe 
von  Wörtern,  die  Körperteile  oder  Verwandtschaftsverhältnisse  bezeichnen. 
Diese  Art  Possessivpronomen  wird  den  betreifenden  Substantiven  einfach 
angehängt.  Nicht  so  in  der  Bainingersprache.  Diese  kennt  keinen  Unter- 
schied im  Possessivpronomen.  Die  Bainingersprache  hängt  kein  Possessiv- 
pronomen an  irgend  ein  Substantiv  an;  das  Possessivpronomen  steht  immer 
vor  seinem  Substantiv.  Allerdings  kennt  auch  der  Baininger  gewisse  Sub- 
stantive (die  ebenfalls  Körperteile  oder  Verwandtschaftsverhältnisse  be- 
zeichnen), welche  er  nie  ohne  Possessivpronomen  gebraucht.  Man  sieht 
daraus,  daß  die  Denkweise  des  Bainingers  sich  deckt  mit  der  der  ihn  um- 
gebenden Volksstamme,  nur  ist  seine  Ausdrucksweise  eine  verschiedene,  z.  B. : 
Bainingersprache.  Kastensprache. 


gm 

chames 

a  pal  a  mata-pii 

meine  Stirn 

goa 

saknetchi 

a  mata-gu 

mein  Gesicht,  mein  Antlitz 

goa 

ren 

a  baia-gu 

mein  Bauch,  mein  Inneres, 

mein  Leib 

gm 

ch&ntm 

a  ko§ko§i-gu 

mein  Hals 

gm 

a  tamuru-gu 

mein  Rücken 

goa 

a  vara-gu 

meine  Schulter 

9»  > 

tarna  -  gu 

mein  Vater 

gu  > 

na-gu 

meine  Mutter 

goa 

ak 

mein  Freund 

goa 

mdtd 

a  umana  nktru-gu 

meine  Verwandten 

o.  a.  m. 

Als  allgemeines  Merkmal  der  melanesisch  •  polynesischen  Sprachen 
gilt  das  Vorhandensein  eines  Trials.  Das  trifft  in  der  Bainingersprache 
nicht  zu,  sie  ermangelt  jeglichen  Trials.  Überhaupt  sei  bemerkt,  daß  die 
Ausbildung  des  Pronomens  in  der  Bainingersprache  nicht  so  weit  vorge- 
schritten ist  wie  in  vielen  anderen  Sprachen  der  Sudsee. 

Was  die  Verbreitung  des  Dialektes  anbelangt,  der  meiner  Arbeit  zu- 
grunde liegt,  so  kann  ich  folgendes  feststellen.  Dieser  Dialekt  wird  auf 
den  Bergen  gesprochen,  die  im  Hintergrunde  der  Massawabucht  liegen. 
Im  Osten  bildet  die  Grenze  der  Lauf  des  Patongo,  im  Westen  und  Süden 
der  Nabungtluß,  der  zwischen  dem  Kap  Angißgiß  und  der  Gawitbucht 

Mi«.  «1.  Sem.  t  Orient.  Sprachen.  1904.  1.  Abu  3 


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34 


Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


mundet.  Im  Norden  reicht  das  Sprachgebiet  dieses  Dialektes  bis  au  das 
Meer.  Ferner  stieß  ich  auf  denselben  Dialekt  am  Kap  Tongilus  (Lambert), 
das  eine  beträchtliche  Strecke  weiter  westlich  liegt.  Das  rührt  daher,  weil 
die  Bevölkerung,  die  jetzt  am  Kap  Tongilus  wohnt,  vor  Jahren  aus  dem 
umschriebenen  Gebiete  verzogen  ist.  Die  Baininger,  welche  zwischen  Kap 
Tongilus  und  Nabung  sitzen,  haben  einen  etwas  verschiedenen  Dialekt 
Diese  Verschiedenheit  erstreckt  sich  auf  den  Gebrauch  von  gewissen 
Wortern,  die  einem  Gebiete  im  Unterschiede  von  dem  anderen  eigentümlich 
sind.  Die  Gegend,  in  der  dieser  zweite  Dialekt  gesprochen  wird,  ist  die 
von  Gawit.  Merkwürdig  ist,  daß  dieser  Dialekt  der  Gawitleute  sich  noch 
im  ganzen  Gebiete  des  Weberhafens  wiederfindet,  wo  Baininger  sich  auf- 
halten. Vielleicht  haben  wir  es  auch  hier  mit  einer  Auswanderung  zu  tun, 
indem  die  Gawitleute  aus  dem  Weberhafen  in  die  jetzige  Gegend  gesiedelt  sind. 

Es  mögen  hier  an  einigen  Beispielen  die  Dialektunterschiede  gezeigt 
werden : 

Dialekt  im  Hintergrunde  Dialekt 
der  Massawabu'cht.  der  Gawitleute. 


surup 

sup 

trinken 

hiidas.  kure 

kula 

nicht  wollen,  warten 

a  lubicha 

a  qri  tka 

der  Fisch 

kuku 

kukun 

nicht 

fi  Jt/iri  Jen 

fi  (}iptf'hfi 

U    uir  ft  / 1<_* 

tlas  Klpisrh 

a  tavreichi 

a  bakutka 

Miscanthus  japon. 

a  armriki 

a  chaiki 

der  Regen 

a  eicht 

a  tmitki,  auch  a  eicht 

das  Wasser 

a  daga 

a  munipka,  auch  a  dagt 

%  der  Hund 

a  a{ferkit  a  rechichi 

a  rechichi 

die  Gattin 

a  linki 

a  mukhi 

der  Zucker 

a  chenkenki 

a  chuivenaski 

das  Erdbeben 

a  slepki 

a  ikmetki 

das  Schienbein 

a  hinkt 

a  lipätki 

das  Messer 

a  luanka 

a  baulki 

das  Kleid 

a  adacha 

a  aducha 

die  Taro 

a  mlaoski 

a  veseig'metki 

der  Kahn 

a  mitdemki 

»  • 

a  gan 

a  nira§ 

das  Pfefferblatt 

a  vaska 

a  chaviacha 

der  Brotfruchtbaum 

sep 

a  remdem  sa 

fallen 

a  goanki 

a  gitmanichi 

der  fliegende  Hund 

a  chdflka 

a  hatnarimka 

das  Känguruh 

a  gisgiska 

•  * 

a  ralemka 

a  chaoika 

das  Gras 

a  gimeichi 

a  gulaga 

malaiischer  Apfel 

a  arevunki 

a  ganag~eichi 

der  Rauch 

a  dulka 

der  Stein 

u.  a.  m. 


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Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache.  35 

Schließlich  sei  es  mir  noch  gestattet,  meinem  verehrten  Konfrater  und 
Freund,  P.  J.  Meier,  der  sich  der  mühevollen  Arbeit  der  Durchsicht  des 
gesammelten  Materials  unterzogen  und  mir  eine  Reihe  trefflicher  diesbezüg- 
licher Bemerkungen  gemacht,  meinen  verbindlichsten  Dank  auszusprechen. 

I.  Lautlehre. 

Alphabet  und  Aussprache. 

Die  Bainingersprache  umfaßt  20  Buchstaben.  .Sie  lauten  bis  auf 
wenige  kleine  Abweichungen  wie  die  deutschen. 

Einige  Buchstaben  unseres  Alphabets  sind  überhaupt  nicht  bekannt, 
andere  erleiden,  wie  erwähnt,  einige  Abänderungen  in  der  Aussprache. 

Das  Bainingeralphabet  lautet: 

a,  b,  ch,  d,  e,  §,  g,  A,     k,  /,  m,  n,  o,  p,  r,  s,  t,  u,  t>. 

1.  Als  Vokale  gelten  wie  im  Deutschen  a,  e,  i,  o,  «.  Zu  a  und  o 
stellen  sich  als  Umlaut  ä,  ö.  Vokale  und  Umlaute  kommen  den  entsprechen- 
den deutschen  gleich;  nur  ist  zu  bemerken,  daß  n  im  Bainingischen  meist 
den  kurzen  Ton  hat. 

Anmerkung,  a)  a  wird  zuweilen  zu  u  in  a  choatu  anstatt  a  ckoata 
die  Männer,  ebenso  goa  aht  anstatt  goa  aha  mein  Freund  u.  a.  m. 

b)  t  und  u  werden  sehr  häufig  der  Euphonie  wegen  gebraucht,  z.  B. 
a  vui  §i  du  bist  bös,  anstatt  a  vu  §i;  nu  goa  richit  anstatt  na  goa  richit  mit 
meinem  Arm. 

2.  Doppellaute  sind :  <w,  ei,  oi,  vi,  au,  oa  und  tie  in  a  dopgitSa  —  3. 
Anmerkung.    Die  Diphthonge  werden  wie  im  Deutschen  ausge- 
sprochen; man  merke  jedoch: 

a)  daß  ei  nicht  den  hellen  klaren  Ton  hat,  sondern  den  dumpfen, 
der  sich  z.  B.  im  schwäbischen  Dialekt  findet  in  Ze-it. 

b)  oa  entspricht  vollständig  dem  französischen  oi. 

c)  oi  ist  gleichlautend  mit  dem  deutschen  eu  in  Eule  und  deckt  sich 
vollständig  mit  dem  englischen  oi  (oy) ,  z.  B.  in  boy,  voice. 

d)  ui  hat  Ähnlichkeit  mit  dem  französischen  oui,  wie  in  Louis. 

e)  w  klingt  fast  wie  oa. 

3.  Die  Konsonanten,  über  die  nichts  bemerkt  wird,  lauten  gleich 
den  deutschen. 

a)  b  nimmt  stets  den  Vorschlagston  m  voraus,  z.  B.  a  bie&ka,  spr. 
a  mbiesha  die  Wunde. 

b)  ch  ist  ein  schwierig  zu  beschreibender  Hauchlaut.  Im  allgemeinen 
klingt  er  weitaus  sanfter  als  unser  ch,  etwa  wie  das  deutsche  g  als  Auslaut 
nach  a,  o,  u  in  Lug  mit  dem  Anklang  von  ch.  Der  Laut  wird  hervorge- 
bracht, indem  man  die  Zungenwurzel  fast  ganz  an  den  hinteren  Gaumen 
bringt,  was  von  selbst  eine  Wölbung  der  Zunge  zur  Folge  hat. 

c)  d  hat  ähnlich  wie  b  einen  Vorschlag  und  zwar  »,  z.  B.  a  dtilka, 
spr.  a  ndulka  der  Stein. 

3» 


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36 


Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


d)  §  entspricht  dem  deutschen  ng  in  lang,  z.  B.  §oay  spr.  ngoa  ich. 

e)  g  vereinigt  die  beiden  Laute  §g,  z.  B.  a  gundrka,  spr.  a  ng-gunarka, 
der  Schreibstift  (eigtl.  Bambusstift). 

Anmerkung.  Fällt  nach  g  der  folgende  Vokal  weg,  so  wird  die 
Aussprache  des  g  wie  unter  d,  z.  B.  a  muga  der  Baum,  a  mu§  die  Bäume. 

f)  h  wird  wie  unser  deutsches  h  ausgesprochen.  Es  hat  nur  das 
Eigentümliche,  daß  es  im  An-  und  Inlaut  durch  ein  s  ersetzt  werden  kann, 
z.  B.  a  hur  oder  a  sur  die  Zäune,  puhub  oder  pusup  droben,  h  steht  nie- 
mals im  Auslaut,  außer  wenn  ein  Vokal  darauf  folgt,  z.  B.  ka  tex  er  ißt, 
ka  tes  ut  oder  ka  teh  ut  er  bekriegt  uns. 

g)  k  hat  nicht  den  harten  Gaumenstoßlaut  wie  im  Deutschen ,  es  klingt 
fast  wie  unser  g  im  Anlaut  k  wird  bei  ka  —  er,  dem  persönlichen  Für- 
wort der  3.  Person  Singular,  immer  zu  ch,  wenn  ein  Vokal  vorausgeht; 
in  anderen  Fällen  entscheidet  über  diese  Veränderung  der  Gebrauch;  bald 
steht  k,  bald  ch,  z.  B.  a  choatka  cha  mit  anstatt  a  choatka  ka  mit  der 
Mann  geht  fort;  dagegen  goa  aka  mein  Freund,  kikaf  Knabe! 

h)  p  zwischen  zwei  Vokalen  muß  in  e  verwandelt  werden,  z.  B. 
§u  tan  a  mu§  anstatt  §u  tap  a  mu§  ich  fälle  Bäume. 

Anmerkung,  pr  in,  an,  mit  vorhergehendem  Vokal  wird  zu  er, 
z.  B.  a  vleichi  vracha  er  ist  müde. 

i)  *,  wenn  es  nicht  zu  h  wird,  hat  den  scharfen  Laut  eines  ss  wie 
in  reißen. 

k)  Wie  Ä  mit  *  in  vielen  Fällen  wechselt,  so  kann  der  r-Laut  den 
/-Laut  vertreten  und  umgekehrt.  Die  Versetzung  kann  stattfinden  oder 
unterbleiben,  wenn  t  im  Anlaut  zwischen  zwei  Vokalen  zu  stehen  kommt, 
z.  B.  gu  tar  oder  goa  rar  ich  bade.  Die  Verwechslung  muß  aber  statthaben 
(wenigstens  in  der  Deklination  und  Konjugation),  wenn  /  im  Auslaut  und 
Inlaut  zwischen  zwei  Vokalen  steht,  z.  B.  ka  mir  dmano  anstatt  ka  mit 
dmano  er  ist  da  hinübergegangen.  Wo  ein  Konsonant  vorhergeht  oder 
folgt  oder  t  zwischen  zwei  Konsonanten  steht,  kann  es  nicht  in  r  verwan- 
delt werden,  z.  B.  koasir  Um§oa  ich  nicht. 

Ausnahme.  Die  Silbe  vet  in  a  avetki  Haus  wird  bei  ausfallendem  e 
zu  vr:  a  avrini  Häuslein.    So  auch  noch  in  einigen  anderen  Wortern. 

1)  v  lautet  gleich  w  im  Deutschen. 

4.  Doppelkonsonanten,  z.  B.  tt,  nn  vermeidet  die  Bainingersprache ; 
sie  umgeht  dieselben,  indem  sie  einen  ausfallen  läßt,  z.  B.  u  tit  anstatt 
ut  tit  wir  gehen;  gen  pan  anstatt  gen  npan  ihr  schenkt.  Auch  bei  den 
Vokalen  findet  mitunter,  besonders  in  der  Deklination  und  Konjugation, 
entweder  ein  Zusammenziehen  zweier  gleichlautender  Vokale  statt,  oder 
man  läßt  einen  ausfallen. 

5.  Der  Wortton  ruht  gewöhnlich  auf  der  Stammsilbe,  z.  B.  husupka 
der  Himmel,  Stamm:  husup.  Abweichungen  hiervon  sind  durch  den  Akut 
gekennzeichnet. 

6.  Bemerkung  zur  Schreibweise  der  Präposition  mit  nachfolgen- 
dem Substantiv  oder  Pronomen  sowie  auch  zur  Schreibweise  des  Zeit- 
wortes oder  Eigenschaftswortes  mit  nachfolgendem  Pronomen: 


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Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


37 


Obwohl  die  Logik  verlangte,  die  Präposition  vom  Artikel  und  Pro- 
nomen zu  trennen ,  so  habe  ich  doch  mit  Rücksicht  auf  bequemes  Lesen 
und  Aussprechen  die  Präposition,  die  oft  nur  aus  einem  Konsonanten  be- 
steht, mit  dem  Artikel  oder  Pronomen  zusammengeschrieben. 

Aus  demselben  Grunde  habe  ich  auch  beim  Zeitwort  und  beim  Ad- 
jektiv mit  nachfolgendem  Pronomen  das  (Subjekt)  Pronomen  mit  dem 
Eigenschaftswort  und  Zeitwort  zusammengeschrieben. 

TL  Wortlehre. 
Grundregeln  der  Balningersprache. 

Die  Bainingersprache  beruht  auf  folgenden  5  Grundgesetzen: 

1.  Die  Hauptwörter  zerfallen  in  3  durch  Nachsilben  (Suffixe)  er- 
kenntliche Gruppen. 

2.  Alle  übrigen  Wortklassen,  mit  Ausnahme  der  Umstandswörter, 
Verhältniswörter  und  zum  Teil  auch  der  Zeitwörter,  nehmen,  falls  sie 
attributivisch  oder  prädikativisch  auf  ein  Hauptwort  bezogen  werden,  den 
Hauptwörtern  entsprechende  Silben  in  allen  Numeri  an. 

3.  Die  Wörter  (Substantiv  und  Adjektiv)  der  1.  und  2.  Gruppe, 
welche  mit  Vernunft  begabte  Wesen  bezeichnen,  haben  für  die  3.  Person 
Plural  ein  eigenes  persönliches  Fürwort. 

4.  Alle  Bezeichnungen  für  vernunftlose  Wesen,  die  der  1.  und 
2.  Gruppe  angehören,  haben,  wenn  sie  im  Plural  stehen,  ebenso  wie  die 
Wörter  der  3.  Gruppe,  gleichviel,  ob  diese  vernunftlose  oder  mit  Vernunft 
begabte  Wesen  ausdrücken  oder  ob  sie  im  Singular  oder  Plural  stehen, 
ein  und  dasselbe  Pronomen,  nämlich  §a  oder  §eri. 

5.  Die  Wörter  der  1.  Gnippe  haben  ein  besonderes  Possessivpronomen 
im  Singular  und  Plural  (a  —  a  ra),  die  Wörter  der  2.  und  3.  Gruppe 
haben  ein  und  dasselbe  Possessivpronomen  für  Einzahl  und  Mehrzahl, 
nämlich  a  t  (s.  das  Nähere  weiter  unten  beim  Genitiv  und  Pronomen). 

L  Der  Artikel 

1.  Die  Bainingersprache  weist  in  der  Einzahl  und  Mehrzahl  für 
den  Nominativ  und  Akkusativ  einen  und  denselben  Artikel  auf,  nämlich  a 
oder  owia,  z.  B.  a  ika  der  Vogel,  a  müga  der  Baum,  a  lex  die  Türen. 

Anmerkung,  ama  ist  bloß  die  erweiterte  Form  des  Artikels,  ama 
steht  als  Artikel  beim  ersten  Fall  gewöhnlich  nur  in  Verbindung  mit  den 
Konjunktionen  und,  aber  (da,  dap)  und  auch  wenn  da  den  Sinn  von  so, 
alsdann  in  einem  Bedingungssatz  hat. 

2.  a  ist  auch  der  Artikel  für  das  unbestimmte  Geschlecht:  a  ein 
Vogel,  a  ik  Vögel. 

3.  Genitiv  und  Dativ  entbehren  einer  eigenen  Partikel. 


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38 


R  a  streb:  Grundregeln  dor  Bainingsprarhe. 


4.  Eigennamen,  Namen  von  Dörfern,  Gegenden,  Flüssen  und  Bergen 
stellen  im  Nominativ  ohne  Artikel,  z.  B.: 

Kamain  Name  eines  Mannes 
Dauns  Name  einer  Frau 
Puktas  Name  eines  Dorfes 
Loan  Name  einer  Gegend 
Krau  Name  eines  Flusses 
Mrachoap  Name  eines  Berges 

Im  Akkusativ  und  nach  Präpositionen  aber  kann  vor  dem  Eigen- 
namen eine  andere  Form  des  Artikels,  nämlich  ma,  gesetzt  werden.  Ma 
kann  ebensogut  weggelassen  werden,  z.  B.  Goa  lu  Chomain  oder  §oa  lu 
ma  Chamain  ich  sehe  Kamain. 

Ma  steht  auch  vor  einigen  Adverbien,  wie  gut.  schön  und  adverbial 
gebrauchten  Zahlwörtern. 

Dagegen  muß  der  Artikel  vor  Namen  von  Dörfern  und  Gegenden  7.n 
stehen  kommen,  wenn  durch  letztere  die  Herkunft  oder  Abstammung  von 
Personen  bezeichnet  wird,  z.  B.  a  Puktaska  ein  Einwohner  von  Puktas, 
a  Lodnkina  die  Bewohner  von  Loan. 

5.  Die  Wörter  mdcha  Mann,  Vater,  Herr,  Dingskirchen,  mäichi  Frau, 
Mutter,  kika  Knabe,  kiki  Madchen  werden  nicht  wie  im  Deutschen  bloß 
in  der  Anrede  ohne  Artikel  gebraucht,  sondern  durchgehends ,  z.  B.  mdcha 
sa  cha  mit  der  Vater  ist  fortgegangen,  kika,  @ie  n,  §ie  chuch  a  eichi,  Knabe 
komm,  hole  Wasser! 

Der  Plural  mdra  Manner,  Frauen,  Viter,  Mutter,  Verwandte,  Freunde, 
Leute,  steht  in  der  Anrede  und  in  Verbindung  mit  Präpositionen  ebenfalls 
ohne  Artikel,  z.  B.  Tumun  kuricha  sa  gel  mdra  Tumun  wohnt  bei  seinen 
Eltern. 

Sinnverwandt  mit  mdcha  ist  das  Wort  a  matka.  Dasselbe  hat  stets 
den  Artikel  vor  sich  und  kommt  in  der  Anrede  nur  in  Verbindung  mit 
dein  Possessivpronomen  vor.  Es  steht  aber  in  der  Anrede  nicht  allein, 
z.  B.  uri  hrd§  ha  gel  a  ur  a  mdtä  wir  schlafen  bei  unseren  Verwandten, 
Goa  mdtka  cha  tamar  mein  Vater  ist  krank. 

6.  Die  Wörter  mam  Vater  und  nan  Mutter  stehen  im  Singular  ohne, 
im  Plural  mit  Artikel:  a  mdmkänd  die  Väter,  a  ndrtkinä  die  Mütter  (Frauen). 
Diese  Pluralbezeichnungen  werden  selten  gebraucht  und  haben  in  diesem 
Fall  nicht  die  strikte  Bedeutung  von  Vater  und  Mutter,  sondern  von  Ver- 
wandten überhaupt.  Gewisse  Wörter  werden  bloß  in  Verbindung  mit  dem 
Personalpronomen  gebraucht.  Es  sind  in  der  Regel  Wörter,  die  Körper- 
teile oder  Verwandtschaftsverhältnisse  bezeichnen.  Sie  stehen  nie  allein. 
Vgl.  hierzu  die  Wortbildungen  der  Sprache  des  Oststammes  der  Gazelle, 
die  Körperteile  und  Verwandtschaftsverhältnisse  bezeichnen.  Auch  diese 
haben  beständig  das  Possessivpronomen  bei  sich ,  nur  wird  das  Possessiv- 
pronomen hier  im  Unterschied  von  der  Bainingersprache  an  das  Ende 
des  Wortes  angehängt.  In  der  Bainingersprache  steht  das  Possessivum 
in  diesem  Falle  voraus,  z.B.: 


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Rascbkb:  Grundregeln  der  Bainingsprachc. 


39 


Goa  ckmem , 
goa  mkneichi, 


a  ko§  kogHgu 
a  viatag u 
a  tomurugu 
a  baiagu 
tamagu 
nagu 


mein  Hals 
mein  Angesicht 
mein  Rucken 


goa  reQ, 
goa  ren , 
gu  mom, 
gu  nan. 


meine  Mutter 


mein  Leib 
mein  Vater 


u.  a.  m. 


7.  Ebenso  werden  goa  ak,  gi  ak  usw.  mein  Freund,  dein  Freund, 
goa  arei,  gi  arei  meine  Freunde,  deine  Freunde,  gu  rka,  gi  rka,  gu  rki, 
gi  rki  mein  Ehemann,  dein  Ehemann,  mein  Eheweib,  dein  Eheweib  stets 
mit  dem  Pronomen  possessiv  und  ohne  Artikel  im  Singular  und  Plural 
gebraucht. 

8.  Alle  übrigen  Substantive,  die  noch  Personen  benennen,  wie  Kind, 
haben  in  der  Anrede  den  Artikel,  z.  B.  a  igelta,  geni  teig~\  Kinder,  singt! 

9.  Ohne  Artikel  stehen  ferner  die  Namen  für  Finger  und  Zehen 
sowie  das  Wort  kutmes  lava  eine  Heuschreckenart. 

10.  Außer  bei  Hauptwörtern  findet  der  Artikel  noch  Verwendung 
vor  Adjektiven,  Zahlwortern,  bei  den  Possessivpronomen  und  den  drei 
Personen  des  Duals  (s.  besitzanzeigendes  Fürwort),  z.  B.: 


1.  Die  Bainingersprache  weist  3  Numeri  auf:  Einzahl,  Zweizahl 
und  Mehrzahl. 

2.  Die  Hauptwörter  bilden,  wie  bereits  erwähnt,  3  verschiedene 
Gruppen,  die  sich  durch  Nachsilben  unterscheiden. 

3.  Der  Nachsilbe  der  Einzahl  bei  der  1.  und  2.  Gruppe  entspricht 
keine  eigene  fur  die  Mehrzahl. 

4.  Den  verschiedenen  Nachsilben  der  1.  Gruppe  steht  nur  eine 
besondere  Form  des  Duals  zur  Seite  (iem). 

5.  Den  verschiedenen  Nachsilben  der  2.  Gruppe  steht  ebenfalls  nur 
eine  Form  des  Duals  zur  Seite  (im). 

6.  Den  verschiedenen  Nachsilben  der  3.  Gruppe  entsprechen  auch 
im  Dual  und  in  der  Mehrzahl  je  eigene  Suffixe. 

Also  a)  die  1.  Gruppe  hat  in  der  Einzahl  die  Nachsilben  acha,  cha, 
ka,  ga.  Für  die  Mehrzahl  ist  kein  bestimmtes  Suffix  vorhanden.  Haupt- 
wörter dieser  Gruppe  bilden  der  Regel  nach  die  Mehrzahl,  indem  sie  das 


a  mer  §oa  ich  bin  gut 

a  ratpes  vier 

a  achak  irgendeiner 

a  ur  a  hum  unsre  Kleider 

a  §en  a  nat  eure  Taros 

a  ra  a  hin  ihre  Messer 

a  un  a  chip  unser  zweier  Lanzen 

a  oan  o  lat  euer  zweier  Pflanzung 

a  im  a  vrika  ihrer  zweier  Schleuder 


2.  Das  Substantiv. 


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40 


Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprarhe. 


Singularsuffix  weglassen.  Diese  Gruppe  enthält  vorzugsweise  männliche 
Personen-  und  Tiernainen,  doch  auch  vielfach  Bezeichnungen  von  lebosen 
Wesen,  z.  B.: 


Singular 
a  Idmasacha 
a  chadücha 
a  Jbacha 
a  urka 
a  goaremJca 


der  Kokosbauni 
eine  Vogelart 
der  Küstenbewohner 
das  Wildschwein 
der  Schaum 


Plural 
a  lämas 
a  chadu 
a  Iba 
a  ur 
a  goarem 

Anmerkung.    Der  Dual  wird  später  behandelt  werden, 
b)  Die  2.  Gruppe  hat  im  Singular  die  Nachsilben  eicht,  cht,  ki,  gi 
Es  fehlt  auch  dieser  Gruppe  ein  eigenes  Pluralsuffix.   Die  Pluralfonn 
ist  der  Stamm  des  Wortes  ohne  Singularendung.    Diese  Gruppe  enthält 
vorzugsweise  weibliche  Personen-  nnd  Tiernamen,  aber  auch  Namen  von 
leblosen  Dingen,  z.B.: 


Singular 

Plural 

a  huleichi 

a  hui 

der  Spaten 

a  sdgeneichi 

a  sägen 

das  Tragnetz 

a  birichi 

a  biri 

die  Keule 

a  chdmki 

a  chant 

eine  sagenhafte  Schlange 

a  dagi 

a  day 

die  Hündin 

a  agetki 

a  aget 

der  Hunger 

c)  Die  3.  Gruppe  (Ableitungen)  hat  die  Nachsilben: 

Plural 


Singular 

U,  eit,  bit 

ar 

as  (us,  es) 


igrig 
dp,  bdp 

isug*  oder  itrwk 


Anmerkung.  1.  Die  meisten  unter  den  Substantiven  der  1.  und 
2.  Gruppe  können  diese  Ableitungssuffixe  annehmen.  Gewisse  Worter 
nehmen  jedoch  nicht  die  ganze  Skala  der  Ableitungssilben  an.  Sie  kommen 
bloß  in  der  einen  oder  anderen  Form  vor.  Wieder  andere  Worter  haben 
je  nach  der  Ableitungssilbe  einen  ganz  speziellen  Sinn,  so:  a  elriga  die  Zehe, 
a  eUrigit  das  Bein,  a  eleigigl  der  Fuß,  a  rika  der  Finger,  a  richit  der  Arm, 
a  richigl  die  Hand,  a  mki  der  Mund,  a  migl  die  Lippe,  der  Schnabel. 

2.  Die  Bildung  der  zu  dieser  Gruppe  gehörenden  Wörter  geschieht 
der  Regel  nach  dadurch,  daß  man  eine  der  aufgezählten  Singularsuffixe 
an  den  Stamm  eines  Wortes  der  1.  oder  2.  Gruppe  hängt,  z.  B.: 

a  daga  der  Hund,  Stamm:  daQ,  a  ddgmi  das  Hündchen 

a  muga  der  Baum,  Stamm:  mu§,  a  mugHgl  das  Scheit 

a  duUea  der  Stein,  Stamm:  dul,  a  dulem  der  Felsen 

a  avetki  das  Haus,  Stamm:  avet,  a  avrdr  das  große  Haus 


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Rascheb:  Grandregeln  der  Bainingsprache. 


41 


Ausnahmen:  a)  Die  Wörter,  deren  Stamm  mit  einem  m  endigt,  haben 
Int  anstatt  it,  z.B.  a  rdtemka  das  Gras,  Stamm:  ratem,  a  ratebit  der  Grashalm. 

b)  Die  auf  vet,  sowie  die  Eigenschaftswörter  pel  und  mer  stoßen  das  e 
aus.  Dies  gilt  auch  beim  Dual:  vi  wird  zu  vr,  so  a  avet,  a  avrdr  ein 
großes  Haus.    Pel,  klein  ptini\  mer,  gut  mrini. 

c)  Selbstverständlich  hat  man  auch  hier  auf  das  in  der  Lautlehre 
über  p  und  t  Gesagte  zu  achten. 

d)  Einige  Unregelmäßigkeiten  in  der  Bildung  dieser  Ableitungen,  wie 
z.  B.  bei  siehiak  ein  anderer,  s.  an  Ort  und  Stelle. 

3.  Die  Wörter  auf  mt  haben  Diminutivbedeutung,  z.  B.  a  ludnmi 
das  Kleidchen. 

4.  Die  Suffixe  it,  eit,  bit  bezeichnen  ein  schlankes,  dönnes  Ding  oder 
lebendes  Wesen,  z.  B.  a  mu§it  der  Stock,  die  Stange;  a  choarU  ein  langer 
Mann,  ein  schlank  gewachsener  Knabe. 

Anmerkung.  Die  Wörter  der  1.  Gruppe  auf  acha  haben  in  der 
abgeleiteten  Form  nicht  it,  sondern  eit. 

5.  Die  Nachsilben  um,  em,  bem  bezeichnen  den  größeren  Teil  eines 
Ganzen  (es  ist  aber  für  sich  noch  ein  Ganzes)  oder  Oberhaupt  etwas  Mittel- 
großes, Dickes  und  Starkes,  z.  B.  a  chodrem  ein  starker,  untersetzter  Mann, 
a  rerem  der  Backenzahn. 

6.  Die  Nachsilbe  igl  bedeutet  den  kleineren  Teil  eines  Ganzen ,  z.  B. 
a  duligl  ein  Stück  von  einem  Stein,  a  duligrig  Steinstacke,  kleine  Stücke 
eines  Steines. 

7.  Die  Nachsilbe  ar  bezeichnet  ein  in  größere  Teile  zerlegtes  oder 
zerlegbares  Ding,  z.  B.  a  mu§ar  ein  größeres  Scheit  Holz  (vgl.  oben 
a  avrdr  das  große  Haus). 

8.  Die  Nachsilben  us,  as,  es  bezeichnen  ein  sehr  großes  (dickes),  nicht 
in  Teile  zerlegtes  Ding,  z.  B.  a  dules  ein  sehr  großer  Stein. 

Anmerkung.  Die  Endung  es  {bes,  us),  an  den  Stamm  von  Gewächs- 
Damen  gehängt,  bezeichnet  das  Blatt  der  betreffenden  Bäume  oder  Sträucher, 
z.  B.  a  vases  das  Blatt  des  Brotfruchtbaumes,  a  gdlives  das  Blatt  des  Mandelnuß- 
baumes, a  vasebes  das  Blatt  des  Arekabaumes,  a  lamasus  das  Kokosblatt 

Bemerkungen  zu  den  drei  Numeri. 

A.  Einzahl. 

1.  Der  Form  nach  Singulare  tantum,  aber  mit  Pluralbedeutung  ist 
o  savireiehi  Leute,  Menge,  Volk,  viele. 

2.  mam  (Vater)  und  nan  (Mutter)  haben  keine  Singularendung.  Von 
goa  aka  (mein  Freund)  ist  die  Abkürzung  goa  ak  gebräuchlicher. 

B.  Dual  (Zweizahl). 
Bei  den  Wörtern  der  1.  und  2.  Gruppe. 
1.  Der  Dual  bei  den  ersten  zwei  Gruppen  wird  gebildet,  indem  man 
die  Endung  iem  oder  im,  je  nach  der  Endung  des  Substantivs,  an  den 
Stamm  desselben  anhängt;  z.B.  a  ludnka  das  Kleid,  Stamm  luan,  a  htdniem 
zwei  Kleider;  a  ndnki  die  Frau,  Stamm  nan,  a  nanim  zwei  Frauen. 


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42  Raschkh:  Grundregeln  der 

2.  Nach  der  beschriebenen  Weise  bilden  ihren  Dual  meistens  regel- 
mäßig die  Worter,  deren  Stamm  auf  n,  m,  g,  a  endigt.  Den  Stamm  des 
Wortes  erhält  man,  wie  aus  den  angeführten  Beispielen  zur  Genüge  hervor- 
geht, dadurch,  daß  man  die  Singularform  abstreicht. 

3.  Bei  den  auf  eich»  auslautenden  Wortern  lautet  der  Dual  nicht  m, 
sondern  eim,  z.  B.: 

a  huletchi  der  Spaten  a  huleim  (anstatt  a  hulim)  zwei  Spaten 

a  bireichi  das  Bett  a  bireim  (anstatt  a  birim)  zwei  Betten 

a  chachreichi  die  Bainingcrin       a  chachreim  (anstatt  a  chachrim)  zwei 

Bainingerinnen 
Anmerkung,    a  eicht  (das  Wasser)  hat  im  Dual  a  eim. 

4.  Die  Wörter  auf  acha  bilden  ihren  Dual  regelmäßig,  z.  B.  a  lamasacha 
der  Kokosbaum,  a  lumasiem  zwei  Kokosbäume.  Bei  dem  Worte  a  chachracha 
der  Bainingcr,  Stamm  cfmchra,  wird  im  Dual  das  letzte  fl  in  «  verwandelt: 
a  cJuichri'ietn  zwei  Baininger.    JMdcha  (Vater)  hat  im  Dual  maiem. 

Goa  ak{ä)  (mein  Freund)  hat  regelmäßige  Dualbildung:  goa  aiem;  da- 
gegen hat  goa  aki  (meine  Freundin)  im  Dual:  goa  aüim.  Ähnlich  lautet 
müichi  (Mutter)  im  Dual:  mauim. 

ö.  Scheinbar  unregelmäßig  ist  die  Dualbildung  von  a  choatka  (der 
Mann),  a  chodriem  (zwei  Männer).  Nach  Abstreifung  der  Endsilbe  ka  wurde 
der  zwischen  zwei  Vokalen  zu  stehen  kommende  t-  Laut  der  Regel  gemäß  zu  r. 

0.  Vollständig  unregelmäßig  im  Dual  sind:  a  achepka  (der  Kalk), 
a  achevuaim,  a  chorevetki  (der  Mond),  a  chorforim,  a  avetki  (das  Haus), 
a  avrim  u.  a.  in. 

Der  Dual  bei  den  Wörtern  der  3.  Gruppe. 

.lede  der  verschiedenen  Nachsilben  der  3.  Gruppe,  mit  Ausnahme 
der  von  as,  das  im  Dual  wie  in  der  Mehrzahl  gleichlautend  ist  mit  Dual 
und  Mehrzahl  von  it,  hat  ihre  eigene  Dualendung,  die  an  den  Stamm  des 
Wortes  angehängt  wird. 

Eine  Übersicht  der  verschiedenen  Dualformen  bei  den  Wörtern  der 
3.  Gruppe  gibt  folgende  Tabelle: 

Singular  Dual 
ini  iram 
,  it  (eit,  bit)  ihhn 
igl  igrbn 
ar  isutn 
em  (um,  bem)  am  (bam) 

as  (us,  fs)  üiim 
Anmerkung.    Bei  nemka  wer?,  —  bes,  aber  nemuaim. 

C.  Mehrzahl, 
a)  Bei  den  Wörtern  der  1.  und  2.  Gruppe. 

1.  Die  Bildung  des  Plurals  bei  den  Wörtern  der  zwei  ersten  Gruppen 
geschieht,  indem  man,  wie  bereits  bemerkt,  die  Singidarendung  (Suffix) 
wegläßt.    Als  Ausnahmen  merke: 


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Rascheb:  Grundregeln  der  Bamingsprache. 


43 


Singular 

Plural 

a  ika 

*• 

a  tk 

der  \  ogel 

a  eichi 

a  eiei 

das  Wasser 

goa  ak{a) 

goa  arei 

mein  rreund 

goa  aki 

goa  arei 

meine  Freundin 

a  chüracha 

a  chudr 

die  Ader 

a  choatka 

a  choata 

der  Mann 

a  chlövacha 

a  chlap 

die  Raupe,  Larve 

a  chulacha 

a  chülak 

der  Lehm 

a  chantickt 

a  chandg 

das  Gift,  Vergiftung,  Behexung 

a  uemka 

a  uis 

der  Sohn,  das  Kind 

a  ruemka 

a  ruis 

der  Sohn,  das  Kind 

a  uemki,  a  ruemk 

f        a  wis,  a  ruis 

die  Tochter,  das  Madchen 

a  dluacha 

a  alau 

das  Ei 

a  laroichi 

a  larau 

Bundel 

(a)  mam 

a  mdmkdnd 

der  \*ater 

(a)  tum 

a  ndnkhid 

die  Mutter 

a  nanki 

a  nänkinä 

die  Frau 

a  grtichi 

a  gar 

das  Tal 

a  gateichi 

a  gala 

das  Körhchen 

a  bärigi 

a  barei§ 

das  Harz 

a  armrlki 

a  artnrer 

der  Hegen 

a  *dkndcha 

a  sachaQ 

das  Auge 

a  savirac/ia 

a  suvit 

der  Feind 

u.  a.  m. 

2.  a  lot  die  Pflanzung,  a  tik  das  Fest,  a  alawiais  Lianenart,  a  harichis 
die  Lüfte,  {a)  ren  der  Leib,   (a)  i's  das  Gesäß  u.  v.  a.  sind  Plurale  tautiiin. 

3.  Wörter,  welche  Verwandtschaftsverhältnisse  und  Abstammung  aus- 
drücken, haben  im  Plural  die  Endung  pik  (üt'Ar),  z.B.: 

Singular  Plural 

a  ruacha  a  ruavik  der  Bruder 

a  rudichi  a  ruatrik  die  Schwester 

a  agerka,  a  aQerki  a  a§ervik  der  Ehemann,  die  Ehefrau 

Anmerkung,  a  choatka  (der  Mann),  a  igetka  (das  Kind),  a  levüpka, 
a  kvüpki  (der  Bruder,  die  Schwester),  a  reveska,  a  rer&ki  (der  Srhwaher, 
die  Schwäherin),  a  matka,  a  matki  (Vater,  Mutter,  Verwandter,  Verwandte) 
können  im  Plural  entweder  das  Suffix  pik  annehmen  oder  der  gewöhnlichen 
Pluralbildung  folgen,  also  a  choatka  (Sing.),  a  choata  oder  a  choatpik  (Phir.), 
a  igelta  r>der  a  igelvik  usw. 

4.  Das  Pluralsuffix  kana,  kina  bedeutet  die  Herkunft  und  Abstammung 
von  Personen  oder  das  Zusammensein  mit  mehreren  Personen  (vgl. 
a  mdmkdnd,  a  ndnkhid),  z.  B.  a  Puktaskina  die  Einwohner  von  Puktas, 
o  Bagaichina  die  Einwohner  von  Baga,  oder  auch  einfach  a  fakta.s,  a  Baga. 
Der  Singular  lautet  entweder  a  Puktaska  oder  a  IWctas. 


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44  Rascbeh:  Grandregeln  der  Bainingsprache. 

h)  Bildung  der  Mehrzahl  von  Wörtern  der  3.  Gruppe. 

Es  gibt  sechs  Klassen  von  abgeleiteten  Wörtern.    Jeder  Klasse  steht 
ein  eigenes  Pluralsuffix  zur  Seite,  wie  aus  folgender  Zusammenstellung 


ersichtlich  ist: 

Singular  Dual  Plural 

vn  tram  trag 

it  (ext,  bit)  ihim  isi$ 

igl  igrim  igrig 

em  (um,  bem)  am  (bam)  ap  (bap) 

ar  isum  istuj  oder  itnek 

as  (us,  es)  isim  isi{j 


Anmerkung.    Bei  nemka  (wer?),  nebest  nemuaimf  nemuauj! 

Deklination. 

A.  Genitiv. 
Allgemeine  Regel. 

1.  Das  subjektive  und  objektive  Genitivverhältnis  wird  durch  ein 
entsprechendes  Possessivpronomen  ausgedruckt,  z.B.: 

a  choatka    a  a  chipka 

der  Mann  seine  Lanze  (die  Lanze  des  Mannes) 

a  choata    a  ra  a  chip 
die  Männer    ihre  Lanzen 

a  chodriem  a  ten  a  chiviem 

die  beiden  Manner  ihre  beiden  Lanzen 

a  ndnki  a  r  a  luanka 
die  Frau    ihr  Kleid 

a  ndnkina  a  ra  a  hum 
die  Frauen    ihre  Kleider 

2.  Das  entsprechende  Possessivpronomen  gestaltet  sich  verschieden 
nach  den  verschiedenen  Gruppen  der  Substantive  (vgl.  Grundregeln  der 
Bainingersprachc).  Bei  der  1.  Gruppe  lautet  es  a  in  der  Einzahl,  a  ra  oder 
a  t  (r)  in  der  Mehrzahl  (je  nachdem  es  sich  auf  mit  Vernunft  begabte  oder 
vernunftlose  Wesen  bezieht)  und  a  im  im  Dual. 

a)  Beispiele  zur  1.  Gruppe: 

a  choatka  a  a  bümki 

der  Mann  sein  Knie  (das  Knie  des  Mannes) 

a  choata    a  ra  a  bum 
die  Manner  ihre  Kniee  (die  Kniee  der  Männer) 

a  choariem  a  ten  a  bubim 

die  beiden  Männer  ihre  beiden  Kniee  (die  beiden  Kniee  der  beiden 
Männer) 
a  vlemka      a  a  visirka 
das  Schwein  seine  Rippe  (die  Rippe  des  Schweines) 


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Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


45 


a  vlem       a  r  a  visir 
die  Schweine  ihre  Rippen 

a  vlemiem  a  ten  a  visiriem 

die  beiden  Schweine  ihre  beiden  Rippen 

b)  Bei  der  2.  Gruppe  lautet  das  Possessivpronomen  a  t  (r)  in  der 
Einzahl,  a  ra  oder  a  t  (r)  in  der  Mehrzahl  (je  nachdem  es  sich  auf  mit 
Vernunft  begabte  oder  vernunftlose  Wesen  bezieht)  und  a  ten  im  Dual. 

Beispiele  zur  2.  Gruppe: 

a  ndnki  a  r  a  sdgeneichi 
die  Frau    ihr       Netz  (das  Netz  der  Frau) 

a  ndnkina  a  ra  a  sägen 
die  Frauen    ihre  Netze 

a      nanim  a  ten  a  sägeneim 

die  beiden  Frauen  ihre  beiden  Netze  (die  beiden  Netze  der  beiden  Frauen) 

a     läpki  a  r  a  ichwdretki 

der  Kakadu  sein     Flügel  (der  Flügel  des  Kakadu) 
a      Idv    a  r  a  ichwdret 

der  Kakadu  ihre    Flögel  (die  Flügel  der  Kakadu) 

lamm  a  ten  a  univarertm 

die  beiden  Kakadu  ihre  beiden  Flügel  (die  beiden  Flügel  der  beiden 
Kakadu) 

c)  Das  Possessivpronomen  bei  Wörtern  der  3.  Gruppe  lautet  a  t  in 
der  Einzahl  und  Mehrzahl  und  a  ten  oder  a  t  im  Dual. 

Beispiele  zur  3.  Gruppe: 

a  chsxtrir  a  r  a  gateiehi 
der  lange  Mann  sein  Körbchen  (das  Körbchen  des  langen  Mannes) 

a  choariei§  a  r  a  gaia 
die  langen  Minner  ihre  Körbchen  (die  Körbchen  der  langen  Manner) 

a  choarisim         a  r  a  od.  a  ten  a  gateim 

die  beiden  langen  Männer  ihre  beiden  Körbchen 
a     nanigl  a  r  a  niski 

das  Mädchen  sein  Grasschurz  (der  Grasschurz  des  Mädchens) 

a    nanigrUf  a  r  a  nie 
die  Mädchen  ihre  Grasschurze 

a        nanigrim    a  r  a  od.  o  im  a  nieim 
die  beiden  Mädchen  ihre  beiden  Grasschurze 

a     ichini  a  r  a  migl 
das  Vöglein  sein  Schnabel 

a  ichirag~  a  r  a  migrig 
die  Vöglein  ihre  Schnäbel 

a  ichtram  a  r  a  od.  a  ien  a  migrim 

die  beiden  kleinen  Vöglein    ihre  beiden  Schnäbel 


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46 


Kascber:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


3.  Beim  Zusammentreffen  von  mehr  als  einem  Genitiv  wird  der  2. 
durch  ama  oder  a  r  ausgedrückt;  ama  scheint  jedoch  die  beliebtere  Form 
zu  sein,  z.  B.: 

Dauris  a  r  a  nigacha  ama  c  hörig 
Dauris  ihr  Kopf  seine  Haare 
Kamain  a  a  mäkeichi  a  r  a  leichi 
Kamain  sein    Haus     seine  Türe 

a      igelki     a  r  a  larini         a  r  a  sürini 

das  Madchen  seine  kleine  Pflanzung  ihr  kleiner  Zaun 

4.  Überhaupt  sei  bemerkt,  daß  der  Gebrauch  des  Genitiv  kein  so 
häufiger  ist,  als  in  unserer  Sprache.  Er  wird  sehr  oft  durch  präpositionale 
Ausdrucke  wiedergegeben,  z.  B.: 

a  chasig  pra  nigacha  die  Haare  des  Kopfes, 

eigtl.:  die  Haare  am  Kopf 

a  mug  pra  chövl  die  Baume  des  Waldes 

a  nat  pra  lat  die  Taros  der  Pllanzung(en) 

a  gtrik  pra  muga  die  Zweige  des  Baumes 

a  chasig  pra  ika  die  Federn  des  Vogels 

a  chloig  pra  husüpka  die  Wolken  des  Himmels 

a  vahg  pa  acetki  das  Dach  des  Hauses 

a  hies  pra  el*igit  die  Wunden  des  Beines 

a  Qerik  pra  richigl  die  Finger  der  Hand 

Anmerkung.  Der  eigentliche  Genitiv  kommt  also  fast  nur  als  ge- 
nitivus  possessivus  vor. 

B.  Dativ. 

1.   Fine  eigentliche  Dativpartikel  fehlt.    Der  Dativ  kommt  durch  Um- 
schreibungen, wie  Fürwörter  und  Präpositionen,  zum  Ausdruck,  z.  B.: 
(rie  chur    a    savireichi  ra  Itigi 

Du  gibst  den   Leuten    Feuer  (du  beschenkst  die  Leute  mit  Feuer) 

Ka  rech  ama  huiki  baf/oa 
Fr  gibt     Tabak  mir 

Gu  tal  a  adum  hair  Paskam 
Ich  bringe  den  Taro  dem  Paskain 

Goa     mr      a     hinki    nep    gi  a  rik 

Ich  nehme  das  Messer  aus  deiner  Hand  (eigtl.:  deinen  Fingern) 
Gie     it     nanir  goa  eicht 

Hole  mir  Wasser,  eigtl.:  (du)  geh(st)  (bring)  um  Wasser 

Nemka  a  a  makeichi?   Goa  od.  ka  goa  mäkeichi 
Wessen      Haus?         Mein  Haus,  es  ist  mein  Haus 

Nrmta       a  ra       a    addp?     ka  a  ur      a  adap 
Welchen  (gehören)  die  Taros?    Ks  sind  unsere  Taros 

Nemki  a  ra  sagencichif      Ivuran  od.  Tika    ma  Ivuran 

Welcher  (Frau)  (gehört)  das  Tragnetz?  Ivuran  od.  es  ist  auch  Ivurans 
Tragnetz 


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Raschkb:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


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C.  Akkusativ. 

1.  Der  Akkusativ  ist  in  vielen  Fällen  gleich  dem  Nominativ,  z.B.: 

Goa   lu     a  choata 
Ich  sehe  die  Männer 

Ka  tack  a  a  chunakprmchi 
Er  baut  sein  Haus 

Ta     tes        a  vas 
Sie  essen  Brotfrüchte 

2.  Außerdem  kommt  auch  ama  in  Akkusativveibindungen  vor.  Letz- 
tere Partikel  findet  sich  auch  im  Nominativ,  jedoch  nur  im  beschrankten 
Maße,  uäinlich  nur  nach  der  Verbindungspartikel  da,  dap  (und,  aber)  bei 
verschiedenen  Subjekten  in  demselben  Satze,  z.  B.  a  rabdska  dama  chlap 
der  Hühnerhabicht  und  die  Raupen. 

Im  Akkusativ  dagegen  kann  ama  häufiger  da  gesetzt  werden,  wo  a 
steht,  z.  B.  ka  tal  a  nat  oder  ama  nat  er  trägt  Taros;  uri  hav  a  oder  ama 
charhracha  wir  fangen  einen  Bainingmann. 

3.  Eigennamen  im  Akkusativobjekt  haben  entweder  ma  oder  gar  keine 
Partikel  vor  sich,  z.  B.  kie  rbur  Faskam  oder  ma  Vaskam  sie  zürnt  Paskain. 

4.  In  den  meisten  Fällen  wird  das  Akkusativobjekt  durch  präposi- 
u'onale  Wendungen  ausgedrückt,  z.  B.: 

örn  tekmet  na        od.  noma  lat 

Ihr     baut  (legt)  eine  Pflanzung  (an) 


Wir  zwei  hören  ihn 

Oan  pan  a  chodriem  tama  hidniem 

Ihr  beide  gebt  (beschenkt)  den  (die)  beiden  Männer(n)  (mit)  2  Kleider(n) 

Ii      tkut      rama  nanki 
Sie  begraben  eine  Frau 

3.  Das  Verkleinerungswort 

Der  Gebrauch  des  Verkleinerungswortes  ist  ein  sehr  häufiger.  Es  gibt 
nicht  nur  verkleinerte  Personen-  und  Sachnamen,  sondern  auch  verkleinerte 
Eigennamen,  Adjektiva,  Verben  und  Fürwörter,  z.B.: 

a  ludnini  ein  Kleidchen 

a  lärmt  eine  kleine  Pflanzung 

a  ruemini  ein  Kindlein 

KoaiQmi  der  kleine  Koaing 

a  hlvrmi  der  kleine  Große 

kurini  es  (das  kleine)  sitzt,  bleibt 

barachini  fur  es  (das  kleine) 
Allgemeine  Regeln: 

1.  Die  Diminutivform  wird  gebildet,  indem  man  die  Endung  ini  (ini) 
an  das  Stammwort  anhängt,  z.  B.  a  hmki  das  Messer;  Stamm  hm,  Dimi- 


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48 


Rasches:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


nutiv  a  htnmi  das  kleine  Me.sser.  a  vaska  der  Brotfruchtbaum;  Stamm  ras, 
Diminutiv  a  vdsini  der  kleine  Brotfruchtbaum. 

Anmerkung.    Bei  Wörtern,  welche  die  Diminutivform  auf  regel- 
mäßige Weise  nehmen,  ist  die  Betonung  in  vu  kurz,  bei  unregelmäßiger 
Bildung  oder  Lautveranderungen  wird  das  erste  t  gewöhnlich  lang,  z.B.: 
a  mugwi  das  Baumchen  (regelmäßige  Diminutivbildung) 
a  muruvini  der  kleine  Kasuar  (Lautveränderung:  murup) 
a  revini  das  kleine  Beil  (Lautveränderung:  rep) 

2.  Die  Wörter  auf  n,  /,  m,  g,  u,  *  bilden  den  Diminutiv  regelmäßig, 
d.  h.  durch  Anhängen  von  ini  an  den  Stamm. 

Anmerkung,  a  ruemka  oder  -  Art  (Sohn,  Tochter)  lautet  in  der  Di- 
minutivform a  ruemini  und  a  rutmini. 

3.  Die  Wörter  auf  Ar,  p,  f,  vet  erleiden  Lautveränderungen,  nicht 
nur  bei  Anfügung  dieser  Ableitungssilbe,  sondern  überhaupt,  wie  in  der 
Lautlehre  bemerkt  worden  ist,  z.  B.i 

a  chaiöp  die  Hühner,  a  chowomi  das  Hühnchen 

a  evet  der  Erdboden,  a  evrini  ein  kleines  Stück  Erde 

4.  Wie  der  Deutsche  zuweilen  in  der  Volkssprache,  so  gebraucht  der 
Baininger  bei  attributiven  Adjektiven  stets  eine  doppelte  Diminutivform, 
d.  h.  die  des  Hauptwortes  und  die  des  Eigenschaftswortes ,  z.  B. : 

a    lochuvini  ama  igeUni 
ein  Dörfchen  ein  kleines 

a  mrini         ama  avrini 

ein  kleines  schönes  ein  Häuschen 

4.  Das  Eigenschaftswort 

A.  Das  attributive  Eigenschaftswort  kann  vor  und  nach  dem  Sub- 
stantiv stehen.  In  beiden  Fällen  hat  es  ama  oder  a  als  Verbindungspartikel. 

1.  Steht  das  Eigenschaftswort  vor  dem  Substantiv,  so  ist  es  das  un- 
veränderte Grundwort  mit  vorhergehendem  Artikel,  sowohl  in  der  Einzahl 
als  in  der  Mehrzahl,  z.B.: 

a  mrer  a  chodtka  oder  besser  (gebräuchlicher): 

a  mrer  ama  choättca  der  gute  Mann 
a  mrer  ama  ndnki  die  gute  Frau 
a  mrer  ama  ndnkina  die  guten  Frauen 

2.  Steht  das  Eigenschaftswort  nach  dem  Substantiv,  so  behält  letzteres 
seinen  Artikel  und  das  Adjektiv  wird  mit  ihm  mittels  des  einfachen  Artikels 
oder  der  erweiterten  Form  desselben,  ama.  verbunden;  außerdem  erleidet 
das  Eigenschaftswort  selber  noch  bestimmte  Veränderungen ,  je  nachdem  es 
zu  einem  Substantiv  der  verschiedenen  Gruppen  in  Beziehung  steht. 

a)  In  Beziehung  zu  einem  Wort  der  1.  und  2.  Gruppe. 

1.  In  der  Einzahl.  In  diesem  Numerus  nimmt  das  Eigenschafts« 
wort  mit  geringen  Änderungen  die  Endung  des  Substantivs  an,  worauf  es 
sich  bezieht,  z.  B.: 


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Kascheb:  Grundregeln  der  Bainingsprachc. 


40 


a    choatka  ama  vucha 
der  Mann    der  böse 

a   nanki  ama  igeUri 

die  Frau  die  kleine 

a     gateichi  ama  pelki 

das  Korbchen  das  kleine 

2.  In  der  Zweizahl.  Hier  erhalt  das  Eigenschaftswort  dieselbe 
Endung  wie  das  Substantiv,  z.  B. : 

a        cnoarwm         ama   m  nein 
die  beiden  Männer    die    guten  (beiden) 

ei  latnm         ama  asuobtm 

die  beiden  Kakadu  die  diebischen  (beiden) 

a  mu§am        ama  onparn 

die  zwei  Holzstamme  die  beiden 

Anmerkung.  Wenn  das  Adjektiv  vor  dem  Dual  steht,  so  kann  es 
entweder  die  Dualform  annehmen  oder  sie  entbehren.  Steht  es  aber  nach 
einem  Dual,  so  muß  es  immer  mit  seinein  Substantiv  übereinstimmen. 

3.  In  der  Mehrzahl.  Hier  ist  zu  unterscheiden,  ob  das  voraus- 
gehende Hauptwort  ein  mit  Vernunft  begabtes  oder  ein  vernunftloses  Wesen 
bezeichnet.  Trifft  das  erstere  zu ,  d.  h.  ist  das  Substantiv  ein  mit  Vernunft 
begabtes  Wesen  männlichen  oder  weiblichen  Geschlechts  und  gehurt  das 
Substantiv  zu  den  beiden  ersten  Gruppen,  so  nimmt  das  Eigenschaftswort 
die  Endung  ta  (ra)  an,  was  eigentlich  Pronomen  personale  der  3.  Pers.  plur. 
ist,  so  daß  das  Eigenschaftswort,  wie  weiter  unten  noch  ausführlicher  her- 
vorgehoben wird,  eine  verbale  Konstruktion  erhält,  z.B.: 

a    choata  ama  hlurta 
die  Männer  die  großen  sie 

a  ndntrina  ama  vüra 
die  Frauen    die    schlechten  sie 

Hat  das  zweite  statt,  d.  h.  bezeichnet  das  vorausgehende  Substantiv 
ein  vernunftloses  Wesen,  so  wird  die  Endung  get,  das  wieder  Pronomen 
personale  der  3.  Pers.  plur.  für  derlei  Substantive  in  manchen  Fällen  ist.  direkt 
oder  in  vielen  Fällen  mittels  Präposition,  dem  Eigenschaftswort  beigefügt,  z.B.: 

a         vas  ama  hlür§et 

die  Brotfrüchte  (Brotfruchtbäume)  die  großen  sie 

a     mrachoav   ama  gaunipQet 
die  Eukalyptus  die  langen  sie 

a        snem      ama  garig"  präget 
die  Baumbären  die  bunten  sie 

b)   In  Beziehung  zu  einem  Substantiv  der  3.  Gruppe. 

Allgemeine  Regel.  Hier  gilt  nur  die  eine  Regel,  daß  nämlich  das 
Eigenschaftswort  in  allen  drei  Numeri  dieselben  Endungen  sich  aneignet, 
wrie  das  Substantiv,  worauf  es  sich  bezieht,  z.B.: 

Ätt  <i.  S*ro.  t  Orieot  Sprachen.    1904    l  Abt.  4 


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50  K Ascher  :  Grundregeln  der  Bainingsprachc. 

a        daQini      ama  Itfüfsmi 
der  kleine  Hund  der  kleine  sclüaue 

a  chuvdffirag'  ama  igelhray 
die  Schätze     die  kleinen 

a   chavrem  ama  chumikumichem 
die  reife  Banane    die  weiche 

Anmerkung.  Eine  Ausnahme  macht  a  r/7  groß,  das  eine  besondere 
Konstruktion  erfordert,  z.  B.  a  vit  nama  vlemka  oder  a  vlemka  ama  vit  nacha 
das  große  Schwein. 

a  adum  ama  vit  naum 
der  Taro  der  große 
B.  Ist  das  Subjekt  ein  Pronomen  und  das  Prädikat  ein  Adjektiv 
(bezieht  sich  also  letzteres  auf  kein  Substantiv),  so  steht  das  Adjektiv  dem 
ersteren  immer  voran  und  das  Pronomen  selber  wird  dem  Adjektiv  nach- 
gestellt ,  z.  B. : 

a  vu$oa  ich  bin  schlecht  (eigtl.  schlecht  ich) 
a  vtuichi  sie  ist  kurz 
a  iamesQet  sie  sind  grün 

a  chlakijrt  sie  sind  schwach  (Dinge,  vernunftlose  Wesen) 
a  chlakta  sie  sind  schwache  (feige)  Personen 

0.  Einige  Substantive  werden  zuweilen  auch  adjektivisch  gebraucht, 
z.B.:  a  chloiga  (die  Wolke)  blau,  schwarz 

a  choatka  (der  Mann)  männlich,  das  Männchen 
a  nanki  (das  Weib)  weiblich,  das  Weibchen 
a  bdfucha  (reife  Banane)  reif 
a  alüdcha  (das  Ei)  weiß 
a  nukgeichi  (die  Dotter)  gelb 
u.a.m.    A ndererscits  werden  Eigenschaftsworter  zuweilen  substantivisch  ge- 
braucht.   In  diesem  Falle  befolgen  sie  die  Gesetze  des  Eigenschaftswortes. 

D.  Manchmal  gebraucht  der  Baininger  einen  prapositionalen  Aus- 
druck, wo  wir  ein  Eigenschaftswort  haben,  z.B.: 

a  urinka  vra  evet  der  Boden  ist  schlüpfrig  (eigtl.  die  Schlüpfrigkeit 
am  Boden) 

a  chttrseiy  pra  esko  der  Weg  ist  schmutzig  (eigtl.  Schmutz  auf  dem 

Wege) 

E.  Die  Bildung  des  Duals  (abgesehen  von  den  bereits  oben  er- 
wähnten Fällen,  wo  das  Adjektiv  nachsteht)  und  der  Diminutivform  ge- 
schieht wie  bei  den  Substantiven.  Nur  ist  zu  beachten,  daß  a  vu  (schlecht) 
im  Dual  a  viem  anstatt  a  vuiem  und  a  rim  anstatt  a  vttim  hat. 

Das  erste  t  in  int  ist  ähnlich  wie  bei  den  Substantiven  bald  kurz 
bald  lang,  je  nachdem  die  Verkleinerungsform  eine  regelmäßige  oder  un- 
regelmäßige ist ,  z.  B. : 

a  v»  (schlecht)  a  rmi 
a  pel    (klein)    a  plini 
a  hlur  (groß)    a  hltirmi 


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Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


51 


F.  Steigerung  des  Eigenschaftswortes. 

Die  Steigerung  geschieht  nicht  wie  im  Deutschen  durch  Endungen. 

1.  Die  Verschiedenheit  des  Grades  einer  Eigenschaft  wird  dadurch 
ausgedrückt,  daß  man  dem  Wesen  oder  dem  Ding,  welches  die  Eigenschaft 
in  geringerem  Maße  besitzt,  die  entgegengesetzte  Eigenschaft  beilegt,  z.B.: 

Kalka  ama  merka ,  Lömoam  ama  xmcha 
Kalka  (ist)    gut,    Lömoam  (ist)  schlecht  =  Kalka  ist 
besser  als  Lömoam. 

2.  Eine  Art  Komparativ  wird  durch  die  Präpositionen  namm  {nameni), 
pr  (vr)  und  sa  vet  von,  unter,  zwischen  gebildet,  z.B.: 

Paskam  ki  ka§  nameni  Bureik 

Paskam  er  geht  schneller)  von  (als)  Dureik 

Tavanes    a    hlurka  sa  vet  Lamvtka 
Tavanes  (ist)  größer  als  Lamiska 

a       maraga      i  a  slurka     vra     chaducha       a  a  oves 
der  Nashornvogel  ist  größer  als  der  Kanducha  um  den  Kopf 

a     Ivanka  ära  ama  chritka  nameni  luchära 
dieses  Kleid      ist      kürzer      als  jenes 

3.  Der  Superlativ  kann  annähernd  durch  das  Adverb  mos  oder  pem 
(rem)  gebildet  werden.  Fem  steht  hinter  dem  Eigenschaftswort;  dem  per- 
sönlichen Fürwort  wird  pem  angehängt;  mos  dagegen  steht  hinter  dem 
Eigenschaftswort  und  dem  Pronomen,  z.B.: 

a   chamki  ama  vuichi  mos 
der  Teufel    (ist)  bös  sehr 

a  dlochut,      dap  Deo    a  dlok  pemka 
stark  sind  wir,  aber  Gott  ist  am  stärksten 

4.  Der  Superlativ  kann  auch  durch  die  Verdoppelung  des  Adjektivs 
gebildet  werden,  z.  B.:  Deo  ama  merka  Gott  ist  sehr  gut. 

5.  Das  Zahlwort 

A.  Bestimmte  Zahlwörter. 

1.  Die  Zahlwörter  sind  bis  5  einschl.  einfach;  die  übrigen  zusammen- 
gesetzt. 

2.  Zahlen  über  10  hinaus  sind  nicht  gebräuchlich,  es  fehlt  auch  da- 
für die  Benennung.  Die  Eingeborenen  zählen  überhaupt  im  gewöhnlichen 
Verkehr  nur  von  1  bis  4  einschl. 

3.  Alle  Zahlwörter  haben,  wie  bereits  bemerkt,  den  Artikel  vor  sich. 

4.  Die  Zahlwörter  eins  und  zwei  nehmen  adjektivische  Formen 
an ,  die  übrigen  Weiten  stets  unverändert.  Außerdem  wechselt  noch  demka 
eins  die  ganze  Linie  durch. 

Die  Grundzahlen  sind: 

1  a  gigsacha,  a  gtijsiehi  (für  die  1.  und  2.  Gruppe),  a  gig*it,  a  gigsigl, 
a  gigsus  usw.  (für  die  3.  Gruppe) 

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52 


Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


1  a  choandska 

2  a  rekmmeiem  (fur  die  1.  Gruppe) 
a  rekmeneim  (fur  die  2.  Gruppe) 

a  rekmentram ,  a  rekmenihhny  a  rekmenigrttn ,  a  rektnenam  (für  die 

3.  Gruppe) 
a  odochiem  (fiir  die  1.  Gruppe) 
a  odochim  (fur  die  2.  Gruppe) 

a  odochiram,  a  odochisim,  a  odochigrim,  a  odocham  (fur  die  3.  Gruppe) 
a  onpim  (für  die  2.  Gruppe) 
a  onpam  (fur  die  3.  Gruppe) 

3  a  dopgues 

4  a  ra/pe*  oder  a  bageigi 

5  a  garichit 

6  a  garichit  dat  demka  (1.  Gruppe),  db/  r/mW  (2.  Gruppe)  usw. 

7  a  garichit  dat  demiem  (1.  Gruppe)  usw. 

8  a  garichit  dat  demQer  ama  dopgues 

9  a  garichit  dat  dem§er  ama  ratpes 
10  a  garichigrim 

Anmerkung  1.  In  einigen  Gegenden  heißt  1  a  odoka,  4  außer  roi/** 
auch  a  bageigi  oder  a  ba§a§. 

Ferner  ist  zu  bemerken,  daß  die  Eingeborenen  dieser  Gegenden,  falls 
sie  holier  als  5  zählen,  stets  wieder  auf  4  als  Ausgangspunkt  zurückgreifen, 
z.  B.  a  ratpes  dat  detnka  =  5,  a  ratpes  dat  demiem  =  6.  a  garichit  zur 
Bezeichnung  von  5  scheint  nicht  gebräuchlich  zu  sein,  wahrend  a  garichigrim 
fur  10  vorkommt. 

2.  Die  übrigen  Zahlnrten  finden  sich  bei  den  Bainingern  nicht  vor, 
nur  für  der  erste  und  der  zweite  bestehen  die  verbalen  Ausdrücke  rwr 
oder  uir  und  nasat  und  navasasat,  die  eigentlich  vorangehen  und  nach- 
folgen bedeuten. 

3.  a  gerksacha  der  einzige,  a  gigsacha  einer,  a  rekmeneiem,  a  odochiem, 
a  onpim  und  a  onpam  werden  wie  Adjektiva  durch  ama  mit  dem  Substantiv  ver- 
bunden, die  übrigen  entweder  durch  ama  oder  nama  oder  durch  beide  zugleich. 
Beachte,  daß  nama  sich  je  nach  dem  vorausgehenden  Substantiv  verändert, 
d.h.  zur  Präposition  n  das  entsprechende  Pronomen  personale  hinzutritt,  z.B.: 

a  gtrksacha  ama  choatka  ein  einziger  Mann 

a  gigsacha  ama  chäelka  ein  Känguruh 

a  gdrumki  ama  gtgsichi  ein  Kasuar 

a  dagir  ama  gigsit  ein  Hund  (schlanker,  dünner) 

a  arev-im  ama  rekmeneim  zwei  Beile 

a  onpim  ama  igeJim  zwei  Mädchen 

a  mtigatn  ama  onpam  zwei  Ilolzstänune 

a  mlaos  ama  dopgues  drei  Kähne 

a  rat)**  nama  chaiop  vier  Hühner 

a  chaiwirag  ama  ratpes  nirag  vier  kleine  Hühner 

a  garichit  nama  suvit  dat  demka  oder  a  garichit  dat  demka  na  suvit  sechs 
Feinde 


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Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache.  53 

Anmerkung.  Taros  werden  bündelweise  (ä  6  Stück)  verkauft,  z.B. 
a  mrucha  na  not  oder  einfach  a  mrucha  ein  Bündel  Taros. 

Kokos,  Brotfrüchte  und  Tavet  (Miscanthus  japon.)  werden  ebenfalls 
halbdutzendweise  gezählt,  z.  B.  a  nanoichi  na  lamas  oder  auch  a  mrucha  na 
lamas;  a  raguigi  na  tavet  ein  Bündel  wilden  Zuckerrohres,  a  läireichi  noma 
tos  ein  Bündel  Brotfrüchte. 

B.  Unbestimmte  Zahlworter. 
a  chasna  nama  oder  na  wie  viele? 

a  aehak  (a  ak),  a  achik  (a  aik)  irgendeiner,  irgendeine  (ist  aller  Ab- 
leitungen fähig) 

a  aret  (für  Personen  bei  den  2  ersten  Gruppen)  irgendweiche,  einige 

a  aQet  (für  vernunftlose  Wesen)  irgendwelche,  einige 

a  achra§  (für  die  3.  Gruppe)  irgendwelche,  einige 

koaMr  a  achak  usw.  keiner,  niemand,  auch  koasir  a  ra,  koasir  a  a§et 

a  achdni  etwas 

a  §  irgendwelcher,  irgendwelche,  irgendwelches,  irgendwelche  (bleibt 

unverändert  für  die  3  Gruppen) 
hak  einer,  baik  eine  (s.  unbestimmte  Fürwörter) 

a  uoik  ein,  a  uaik  eine,  nimmt  gleich  a  achak  alle  Ableitungen  an. 

a  uoik  kommt  bloß  in  Verbindung  mit  dem  Possessivpronomen 

vor  und  hat  besitzanzeigenden  Sinn 
a  aber  noma  od.  na  viele,  zahlreiche 
a  abriki  nama  od.  na  viele,  zahlreiche 
a  savireichi  nama  od.  na  viele,  zahlreiche 
ntika  nama  od.  na  viele,  zahlreiche 
a  malet  nama  od.  na  viele,  zahlreiche 
a  märik  nama  od.  na  wenige 


6.  Das  Fürwort 

a)  Das  personliche  Fürwort. 
Einzahl 

§oa  ich,  mich  ki  (chi)  er 

§u  ich  ku  (chu)  er 

Qi  du,  dich  kie  (chie)  sie 

§ie  du  ki  (chi)  sie  (Objekt) 

ka  (cha)  er,  ihn  §a  (geri,  ini)  es 

Zweizahl 

un  wir  zwei,  uns  zwei  ten  sie  zwei 

ödn  ihr  zwei  iem  (im)  sie  zwei 

üKn  ihr  zwei,  euch  zwei 

Mehrzahl 

ut  wir,  uns 
gtn  ihr,  euch 

ta  (ra)  sie,  für  Personen  (1.  u.  2.  Gruppe) 


54 


R Ascti KB :  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


ti  (n)  sie,  für  Personen  (1.  u.  2.  Gruppe) 
tu  (ru)  sie,  für  Personen  (1.  u.  2.  Gruppe) 
Qa  sie  (3.  Gruppe) 

Qet  (Qeri)  sie,  für  Personen  (3.  Gruppe)  und  Sachen  (1.,  2.  u.  3.  Gruppe) 

1.  Gebrauch  der  angefahrten  persönlichen  Fürwörter. 

1.  Qoa  ich,  mich;  Qu  ich. 

a)  Qoa  steht  ausschließlich  von  Qu  in  Fallen,  wo  das  Pronomen  der 
1.  Person  selbständig  gebraucht  wird,  z.  B.  nemka  cha  tit  wer  geht?  Qoa  ich. 

b)  in  Verbindungen  mit  V7 erben  oder  in  Fälleu,  in  denen  es  Subjekt 
und  das  Prädikat  ein  Adjektiv  ist.  z.  B.  Qoa  tüma  ich  lache,  Qoa  ttil  ich 
sage,  a  miQiesgoa  ich  bin  faul. 

Anmerkung.  Bei  den  Zeitwörtern,  welche  das  Pronomen  nach 
sich  verlangen,  steht  nur  Qoa,  kuriQoa  ich  sitze,  ich  bleibe. 

c)  in  Verbindungen  mit  Verben,  bei  welchen  das  persönliche  Fürwort 
vor  dem  Zeitwort  steht,  kann  in  gewissen  Fällen  Qu  oder  Qoa  gebraucht 
werden  (s.  Verba  defectiva  Anm.  3). 

d)  Qoa  bezeichnet  auch  das  Objekt,  z.  B.  ka  lu  Qoa  er  sieht  mich. 

2.  Qi  du,  dich;  gie  du. 

a)  Qi  wird  gebraucht  bei  Verben  mit  nachstehendem  Pronomen  zur 
Bezeichnung  der  2.  Person  Kinzahl,  z.  B.  kudasQi  du  willst  nicht. 

b)  Qi  steht  ausschließlich  von  Qie  in  allen  Fällen ,  wo  das  persönliche 
Fürwort  der  2.  Person  selbständig  auftritt,  z.  B.  ^i,  Qie  teig  du,  du  singst! 

c)  Qi  steht  auch  als  Objekt,  z.  B.  ta  frs  Qi  sie  schlagen  dich. 

3.  Qie  du.  Qie  wird  gebraucht  bei  V erben  mit  vorangehendem  Pro- 
nomen, z.  B.  yie  breiQ  du  schläfst,  Qie  kdk  du  lügst. 

Anmerkung,  e  in  QU  klingt  zuweilen  wie  a,  z.  B.  Qia  chu  Qoa  du 
furchtest  mich. 

4.  ka  {cha)  er  wird  nur  bei  Wörtern  der  1.  Gruppe  gebraucht,  und 

zwar: 

a)  zur  Bezeichnung  der  3.  Person  Einzahl.  Es  steht  vor  und  nach 
dem  Zeitwort,  bloß  wird  es,  wie  in  der  Lautlehre  angedeutet,  zwischen 
zwei  Vokalen  zu  cÄ,  z.  B.  ka  sürtip  er  trinkt;  a  ika  cha  tes  der  Vogel  frißt; 
kuricha  er  bleibt. 

b)  ka  ist  mit  derselben  Beschränkung,  wie  oben  angegeben,  auch 
Objekt,  z.B.  ka  rbur  ka  er  zürnt  ihm;  Qoa  lu  cha  ich  sehe  ihn. 

5.  Art  (cht)  er.  Obwohl  dem  gewöhnlichen  Gebrauch  nach  Pronomen 
der  3.  Person  Einzahl  bei  Wörtern  der  2.  Gruppe,  so  steht  doch  auch  ki 
bei  einigen  Zeitwörtern  zur  Bezeichnung  der  3.  Person  Einzahl  bei  Wörtern 
der  1.  Gruppe,  z.B.  Kamain  ki  Qnig  Kamain  fürchtet  sich;  Bumet  kt  Qigrem 
Bumet  geht  spazieren. 

6.  kie  (chifi),  ki  sie. 

a)  wie  ka  (cha)  bei  den  Wörtern  der  1.  Gruppe,  so  wird  kie  (chie, 
ki)  bei  den  Wortern  der  2.  Gruppe  zur  Bezeichnung  der  3.  Person  Einzahl 
gebraucht,  z.  B.  kie  surup  sie  trinkt;  Krau  chie  tes  der  Kraubach  rauscht; 
kudaski  sie  will  nicht 


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Rascheb:  Grundregeln  der  Bainingsprache.  55 

b)  ki  ist  auch  Objekt,  z.  B.  §u  nen  ki  ich  bitte  sie;  ut  hu  cht  wir 
sehen  sie. 

7.  ga  (geri)  es,  sie. 

§a  steht  als  3.  Person  Einzahl  und  Mehrzahl  bei  Wortern  der  3.  Gruppe, 
ferner  als  3.  Person  Mehrzahl  bei  Wörtern  der  1.  u.  2.  Gruppe,  welche 
vernunftlose  Wesen  bezeichnen,  z.  B.  a  mu$mi  {ja  sep  das  B&umchen 
fällt;  a  chaiop  ga  tes  die  Huhner  fressen;  a  ruimirag  geri  chuoik  die  Kinder 
(liehen. 

8.  ini  es. 

a)  tri*  steht  in  Verbindung  mit  Adjektiven  und  Verben ,  die  das  Pro- 
nomen nach  sich  haben,  z.  B.  a  ruimini  menepmenevim  das  Kind  ist  schläfrig; 
a  hinini  ama  grichini  das  kleine  Messer  ist  scharf. 

b)  tni  steht  auch  manchmal  in  Verbindung  mit  Verben ,  die  das  Pro- 
nomen vor  sich  haben.  In  diesem  Fall  haben  wir  aber  ein  doppeltes  Sub- 
jekt, z.  B.  a  ichmi  ini  ga  tes  das  Vögelchen  frißt. 

c)  mi  steht  als  Objekt,  z.B.  goa  hat  ini  ich  fange  es  (das  kleine);  ka 
mif  ini  er  nennt  es  (das  kleine). 

9.  un  wir  beide. 

n)  un  steht  in  Verbindung  mit  Verben,  die  das  Pronomen  vor  und 
nach  sich  haben,  z.  B.  un  tit  wir  beide  gehen;  kurun  wir  beide  sitzen. 

b)  un  steht  selbständig,  z.B.  uemiem  ten  tit?  welche  beide  gehen?  un 
wir  beide. 

c)  un  steht  als  Objekt,  z.  B.  ka  nem  un  er  sendet  uns  beide. 

10.  oan  ihr  beide. 

oan  steht  in  Verbindung  mit  Verben,  die  das  Pronomen  vor  sich 
haben,  z.  B.  oan  pig  ihr  beide  klettert. 

Anmerkung,    oan  steht  weder  selbständig  noch  als  Objekt. 

11.  um  ihr  beide. 

a)  um  steht  in  Verbindung  mit  Verben,  die  das  Pronomen  nach  sich 
haben ,  z.  B.  kurum  ihr  beide  sitzt. 

b)  uin  steht  als  Objekt  und  selbständig,  z.  B.  ta  tar  uin  sie  waschen 
euch  beide;  uin,  oani  feig  ihr  beide  singt 

12.  ten  sie  zwei. 

ien  steht  in  Verbindung  mit  Verben,  die  das  Pronomen  vor  sich 
haben,  z.  B.  um  mos  sie  beide  liegen. 

Anmerkung,  ien  steht  niemals  als  Objekt,  noch  wird  es  selbständig 
gebraucht. 

13.  iem,  im  sie  zwei. 

a)  iem  steht  in  Verbindung  mit  Verben  (und  Adjektiven),  welche  das 
Pronomen  nach  sich  verlangen,  z.  B.  kuriem  sie  beide  sitzen;  a  viem  sie 
beide  sind  böse;  kurim  sie  beide  (Frauen)  sitzen. 

b)  iem,  im  steht  als  Objekt,  z.  B.  ka  rbur  iem  er  zürnt  den  beiden; 
vr  bur  im  wir  zürnen  ihnen  beiden  (Frauen). 

c)  äwi,  im  steht  selbständig,  z.  B.  iem  mtini,  ieni  tres  sie  beide,  sie 
verstecken  sich;  im  mani,  ieni  ires  sie  beide  (Frauen)  verstecken  sich. 

14.  ut  wir,  uns. 


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56 


Hasche»  :  Grundregeln  der  Rainingsprachc. 


a)  ut  stellt  selbständig,  wo  das  Pronomen  der  1.  Person  Mehrzahl 
selbständig  gebraucht  wird,  z.B.  ut,  uri  tmatna  wir,  wir  arbeiten;  nemta  ri 
main?  ut  welche  tanzen?  wir. 

b)  ut  steht  in  Verbindung  mit  Verben,  die  das  Pronomen  sowohl  vor 
als  nach  sich  haben,  /..  B.  ut  rnes  wir  essen;  kudasut  wir  wollen  nicht. 

c)  ut  ist  auch  Objekt,  z.  B.  ka  nem  ut  er  sendet  uns;  gie  chura  ut 
du  beschenkst  uns. 

15.  yen  ihr,  euch  wird  wie  ut  gebraucht. 

16.  to,  ti  (ra,  ri)  sie. 

to,  ti  (ra,  ri)  werden  bloß  bei  Wortern  der  1.  Gruppe  gebraucht, 
die  mit  Vernunft  begabte  Wesen  bezeichnen. 

to  (ra)  steht  bei  Verben  mit  vorhergehendem  und  nachfolgen- 
dem Pronomen,  z.  B.  to  tü  sie  gehen;  kudasta  sie  wollen  nicht. 

Anmerkung,  to  (ra)  steht  bei  einigen  Verben  und  Adjektiven,  deren 
.Stamm  mit  einem  Konsonanten  beginnt  oder  endet,  z.  B.  to  to/  sie  tragen; 
asuamta  sie  stehlen;  kurira  sie  sitzen. 

17.  ga,  get  sie. 

a)  get  steht  bei  den  Verben,  welche  das  Pronomen  nach  sich  haben, 
z.  B.  a  chiripget  sie  schämen  sich. 

b)  ga,  yet  (yeri)  steht  bei  Verben  mit  vorhergehendem  Pronomen, 
wenn  sich  das  Verb  auf  ein  Substantiv  (in  der  Mehrzahl)  der  1.  u.  2.  Gruppe 
bezieht,  welches  verminftlose  Wesen  bezeichnet,  oder  auch,  wenn  sich  das 
Verb  auf  ein  Substantiv  (in  der  Einzahl  oder  Mehrzahl)  der  3.  Gruppe  be- 
zieht, gleichviel  ob  es  vernunftlose  oder  mit  Vernunft  begabte  Wesen  be- 
zeichnet, z.  B.  a  mug  ga  tu  die  Baume  tragen;  a  ruimini  ya  mes  das  Kind 
ißt;  a  nanirag  geri  tal  ama  not  die  Mädchen  tragen  Taros. 

c)  ff  et  steht  bei  Adjektiven  (s.  Adjektive). 

d)  get  steht  als  Objekt,  z.  B.  ut  lu  yet  wir  sehen  sie  (Sachen,  ver- 
nunftlose  Wesen). 

Anmerkung,    i  in  geri  ist  euphonisch. 

2.  Die  übrigen  Formen  des  persönlichen  Fürwortes. 

1.  i  ka  goa  das  bin  ich,  das  ist  mein  (vgl.  das  Fran- 

zösische: c'est  moi,  c'est  mon  ...) 

käi  g% 
ka  cha 
kai  chi 

ka  ini,  ka  it,  ka  iyl,  ka  ar,  ka  um,  ka  us 

(Je  nach  der  Endung  des  abgeleiteten  Sub- 
stantivs ,  worauf  sich  das  Fürwort  bezieht.) 

ka  un 
ka  uin 

Zweizahl  (  ka  iem 
I  ka  im 

\  ka  ifäm ,  ka  iravi ,  ka  iyrim ,  ka  ihum ,  ka  am,  ka  i&im 


Einzahl 


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Raschkb:  Grundregeln  der  Bahiingsprache. 


57 


/  ka  ut 
\  ka  gen 
Mehrzahl  l  ka  ra 

I  ka  get,  ka  trag,  ka  ihiy,  ka  igrig,  ka  itnek,  ka  ap, 
[  ka  isig* 

Anmerkung,  ka  läßt  auch  euphonische  Änderungen  zu,  z.B.  di  ki  gen. 

2.  Ka  ani  §oa  usw.  das  bin  ich  vielleicht,  das  ist  mein  vielleicht  usw. 

3.  Temgoa  ich,  mich 
ttmyi 

temka 
temki 

temini  tebit,  temig I,  tebem,  tebar,  teles 

temun 

trmuin 

temusm,  tebim,  temiram,  temihim,  temigrim,  tebam,  temihum 


temget,  temiraQ,  temihig,  temigrig,  tebdp,  temitwk,  temihig 

4.  Bagoa  mir,  mich,  für  mich 

5.  Nagoa  mir,  mich  (ich) 

Anmerkung.  1.  Hierzu  gehören  noch  magoa,  saQoa,  pra§oa  u.  n.  in. 
Ks  sind  dies  alles  Verbindungen  einer  Präposition  mit  dem  personliehen 
Fürwort.  Die  Präposition  wird  von  dem  vorausgehenden  Verb  l>estinunt 
(vgl.  auch  bagoa,  temgoa,  nagoa). 

2.  §oa,  ka  goa,  ka  ani  tjoa  und  temgoa  stehen  in  Fällen,  wo  dos 
Pronomen  der  1.  Pers.  (Sing.  u.  Plur.)  selbständig  gebraucht  wird. 

3.  goa,  ka  goa  können,  wenn  sie  selbständig  gebraucht  weiden, 
eines  fur  das  andere  stehen.  Der  einzige  Unterschied  liegt  in  einer  stärkeren 
oder  schwächeren  Betonung,  je  nachdem  die  längere  oder  kürzere  Form 
zur  Anwendung  kommt. 

4.  temgoa  steht  selbständig  bloß  bei  gewissen  Verben  und  in  Ver- 
bindung mit  der  Negation  koasir  (nicht). 

5.  bagoa,  magoa,  sagoa,  prag~oa  u.  a.  m.  stehen  bloß  als  Objekt. 

6.  nagoa  steht  als  Objekt,  ferner  selbständig  nach  Substantiven  oder 
substantivierten  Adjektiven  zur  Hervorhebung  des  betreffenden  Zustandes, 
z.  B.  ka  ruchun  näigi  er  sagt  zu  dir;  a  ioska  nacha  er  ist  ein  Teufel  (arm), 
Brigi  nagoa  ich  bin  Bringi. 

b)  Das  besitzanzeigende  Fürwort. 

goa  (gu)  mein,  meine,  mein  (Sing.  u.  Plur.) 
gi  dein,  deine,  dein  (Sing.  u.  Plur.) 
a  sein 
a  t  ihr 

a  get  sein,  ihr,  steht  zur  Bezeichnung  der  Abstammung  bei  den 
Wörtern  mam  und  nan 


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58 


Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


a  tin  unser  zweier 
a  oan  euer  zweier 
a  ten  ihrer  zweier 
a  ut  unser 
a  §en  euer 
a  ra  seine,  ihre 
a  t  seine,  ihre 
a  get  seine,  ihre 

Anmerkung.  1.  Wie  aus  dem  Schema  hervorgeht,  ist  das  Possessiv- 
pronomen dasselbe  wie  das  persönliche.  Nur  ist  zu  bemerken,  daß  es 
den  Artikel  vor  sich  hat,  ferner  daß  das  weiche  nasale  Q  in  g~oa  und  gi 
in  der  Regel  zu  einem  harten  Nasenlaut  g  wird. 

2.  Die  Pronomen  der  1.,  2.  und  3.  Pers.  sing,  der  1.  Gruppe  haben 
keinen  Artikel  vor  sich. 

3.  Das  besitzanzeigende  Fürwort  ist  allen  3  Gruppen  von  Substan- 
tiven gemein.  Eine  Ausnahme  macht  nur  das  Possessivpronomen  a,  das 
nur  der  1.  Gruppe  von  Substantiven  im  Singular  eigen  ist. 

4.  Das  besitzanzeigende  Fürwort  steht  vor  dem  Substantiv  und  wird 
mit  demselben  durch  den  einfachen  Artikel  verbunden.  Eine  Ausnahme 
macht:  goa  mein,  meine. 

5.  Worter,  die  ohne  Artikel  gebraucht  werden,  entbehren  gewöhnlich 
desselben  auch,  wenn  ein  Possessivpronomen  mit  denselben  verbunden  wird, 
z.  B.  (mam)  a  ut  mam  unser  Vater,  a  (Jen  nan  eure  Mutter,  a  r  mam  ihr 
Vater,  doch  hört  man  auch  a  ura  mam. 

6.  Anstatt  a  nanki  a  r  a  rik  sagt  man  a  nanki  r  e  rik  die  Finger  der 
Frau;  anstatt  a  damki  a  r  a  oves,  a  damki  r  e  ves  der  Gipfel  des  Berges, 
a  dam  are  ves  die  Gipfel  der  Berge .  a  choata  r  e  nan  die  Mütter  der 
Männer,  anstatt  a  r  a  sakneichi  sagt  man  a  t  sakneicM  ihr  Angesicht  u.  v.  a.  m. 

7.  Bei  gewissen  Wörtern,  wie  mam  (Vater),  nan  (Mutter),  a  ileiyiyl 
(der  Fuß),  a  üeigit  (das  Bein),  a  ileiga  (die  Zehe)  lautet  das  Possessivpro- 
nomen der  1.  Pers.  gu  statt  goa,  dagegen  sagt  man:  goa  eleigigl,  goa  eJeigiX 
goa  eleiga. 

c)   Das  hinweisende  Fürwort. 
Es  wird  hier  nicht  streng  unterschieden  zwischen  den  verschiedenen 
Arten  von  Demonstrativen,  dem  näherliegenden  und  dem  entfernteren. 

1.  a,  äro,  a«f/,  la,  /«,  für  alle  Numeri,  dieser,  jener,  diese,  jene.  Sie 
stehen  stets  nach  dem  Substantiv  ohne  irgendwelche  Verbindung,  z.  B.  a  ika 
ära ,  oder  a  ika  aie't  oder  a  ika  a  dieser  Vogel ,  a  sagen  ära  oder  a  sagen 
aie't  oder  a  sagen  a  diese  Tragnetze,  la  a  ruiminia  dieses  Kind  da. 

Anmerkung,  ära,  aie't,  a  werden  nur  adjektivisch  gebraucht,  in 
Verbindung  mit  lucha  jedoch  auch  substantivisch. 

2.  lücJta  (1.  Gr.)  Sing.       luicha  (2.  Gr.)  Sing,  dieser,  jener,  diese,  jene 
liema  (1.  Gr.)  Dual        lima  (2.  Gr.)  Dual  diese,  jene  beide 

Iura  (1.  u.  2.  Gr.)  Plur.  luQera  (1.  u.  2.  Gr.)  für  vernunftlose  Wesen 
diese,  jene. 


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Raschzb:  Grundregeln  der  Bainingsprache.  59 

Singular  Dual  Plural 

lina  (3.  Gr.)    lirama  liraga        dieser,  jener 

lira       •        lihima  lihiga  •  > 

ligela     •        ligrima  Hgri/Ja  • 

Unna      •        Idma  lava 

Idr        >        lihutna  Utnacha 

Ins        .        lisuma  (2.  Gr.),  lisuga.  lm§a  - 
lisima  (l.u.  3.  Gr.) 

Anmerkung.  1.  /ticA«  kann  vor  oder  nach  dem  Substantiv  stehen. 
Steht  es  vor.  so  wird  es  mit  dem  Substantiv  durch  den  erweiterten  Artikel 
ama  verbunden,  z.  B.  lucha  ama  dtüka  dieser  Stein. 

Steht  es  nach,  so  folgt  es  dem  Substantiv  ohne  irgendwelche  Ver- 
bindungspartikel,  z.  B.  a  dulka  lucha  dieser  Stein,  der  Stein  da. 

2.  lücha  wie  überhaupt  das  ganze  Demonstrativ  hat  keinen  Artikel 
vor  sich. 

3.  luicha  folgt  denselben  Regeln  wie  lücha. 

4.  luQtra  steht  bei  Wörtern  der  1.  und  2.  Gruppe,  die  vernunftlose 
Wesen  bezeichnen,  wie  bereits  bemerkt. 

5.  Bei  den  Ableitungen  befolgt  das  in  Rede  stehende  Demonstrativ 
dieselben  Regeln  wie  das  Adjektiv,  d.  h.  es  nimmt  alle  Kndungen  des  Sub- 
stantivs an,  z.B.  a  iyeliray  liraga  oder  lira/)  ama  igelirag  jene  kleinen  Kinder. 

6.  ära  und  atä  werden  sehr  häufig  mit  lucha  in  allen  Numeri,  .sowohl 
wenn  es  sich  auf  ein  Wort  der  1.  und  2.  als  auf  ein  Wort  der  3.  Gruppe  bezieht, 
verbunden,  z.  B.  a  igipka  luchdra  dieser  Tote,  a  dafjit  Hraiet  dieser  Hund. 

7.  Die  abgekürzte  Form  la,  die  unverändert  bleibt,  steht  nur  vor 
dem  Substantiv,  z.B.laa  mutfit  oder  la  a  muyir  a  dieses  Bäumchen,  la  a 
cÄodriem  diese  zwei  Männer. 

8.  Die  Form  lu  steht  bloß  vor  dem  Substantiv,  z.  B.  lu  ama  chuatkd 
dieser  Mann  da. 

d)  Das  ruckbezügliche  Fürwort. 

Die  rückbezüglichen  Fürwörter  werden  gebildet: 

1.  durch  Verdoppelung  der  persönlichen  bei  Verben  von  subjektivem 
Begriff,  z.  B. : 

Qoa  §oa  it  ich  selbst  gehe 
gi  §ie  it  du  selbst  gehst 
ha  cha  it    er  selbst  geht  usw. 

2.  Durch  Anfügung  von  den  Silben  nax,  mis  an  das  Zeitwort  oder 
an  den  Stamm  der  Präposition ,  welche  mit  dem  betreffenden  Zeit- 
wort konstruiert  zu  werden  pflegt,  z.  B.: 

<)oa  mi§  nas  ich  töte  mich  selbst 

aremut  nacranas  wir  lieben  uns  selbst 

ka  kdk  tern  is  er  betrügt  sich  selbst 

§u  okmes  temis  ich  wasche  mich 

ka  iaJiur  sanas  er  irrt  sich 

ti  nin  bonos  sie  kochen  für  sich 


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GO 


Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


e)  Das  fragende  Fürwort. 

nemka?  Sing.  (1.  Gr.)  wer?        nemiem?  Dual  (1.  Gr.)  welche  beide? 

nemkil  Sing.  (2.  Gr.)  wer?        nebhnt  Dual  (2.  Gr.)  welche  beide? 

nemtal  Plur.  (1.  u.  2.  Gr.)  wer?  welche?  (bei  Wörtern,  die  eine 
Person  bezeichnen) 

nem$et?  Plur.  (1.,  2.  u.  3.  Gr.)  wer?  welche?  (bei  Wörtern,  die  ver- 
nunftlose Wesen  bezeichnen). 

Anmerkung.  1.  nemka,  substantivisch  gehraucht,  steht  immer  vor- 
aus, z.  B.  nemka  sa  cha  rekmet  nacliat  wer  hat  es  getan? 

2.  nemka,  adjektivisch  gehraucht  im  Sinne  von:  was  für  ein,  steht 
immer  nach  und  nimmt  alle  Endungen  des  Substantivs  an,  z.  B.  nemkaa  a 
ag~erki?  wessen  Frau?  aber  a  aQerki  nemkif  was  für  eine  Frau?  a  ika  nem- 
kaf  was  für  ein  Vogel?  a  gam  nemQeti  was  für  Früchte? 

3.  Die  abgeleiteten  Formen  von  nemka: 

Singular  Dual  Plural 

nemmit  (3.  Gr.)  nemiromt  nemiragt 

nebitt         •  nemihim?  mmisigl 

nemigll       •  nemigriml  nemigrig"! 

nebart        •  nemihumt  nemxsu§  u.  nemitnek? 

nebem?       »  nebaml  nebdpi 

nebest         »  nemuahn  1  nemuai§  f 

4.  A  igac/tat  Sing.  (1.  Gr.)  was?  was  für  ein?  a  igiem?  welche  beide? 

Dual 

a  igichi?  Sing.  (2.  Gr.)  was?  was  für  eine?  a  igimf  welche  beide 
Dual 

a  igigetl  Plur.  was?  welche? 
Als  abgeleitete  Formen  von  a  igacha? 

Singular  Dual  Plural 

a  igtnif  a  igiramt  a  igiraQt 

a  igiti  a  igisim?  a  igisig? 

a  igiglf  a  igigrimt  a  igigrigf 

a  igdr?  a  igihum?  a  igitnekf 

a  igumK  a  igdm?  a 


f)  Das  unpersönliche  Fürwort 

Ein  unpersönliches  Fürwort  gibt  es  nicht.  Unser  unpersönliches  Für- 
wort wird  in  der  Regel  durch  ein  Substantiv  wiedergegeben,  z.  B.: 
a  armriki  es  regnet  (eigtl.  der  Regen) 
a  armrer  es  regnet  (eigtl.  die  Regen) 
a  mfimini  es  blitzt  (der  Blitz) 
a  mgSmira§  es  blitzt  (die  Blitze) 
a  rariiska  es  donnert  (der  Donner) 
a  rdries  es  donnert  (die  Donner) 

a  rarieska  vrekprek  metka  es  donnert  stark  (der  Donner  kracht) 
a  iaigi  es  ist  finster  (die  Finsternis) 


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Raschkb:  Grundregeln  der  Bainingsprache.  61 

n  es  ist  Nacht  (die  Nacht) 
so  reträt  es  dunkelt 
a  ntracha  es  ist  heiß  (die  Sonne) 

a  ntracha  cha  snis  die  Sonne  scheint  sehr  heiß;  große  Hitze 
a  vtnika  na  ntracha  die  Sonne  steht  im  Zenit;  es  ist  Mittag 
a  ntracha  cha  levitik  die  Sonne  neigt  sich;  nachmittags 
sa  unun  es  ist  Abend 

a  lavrka  es  ist  Wind,  der  Wind  weht  (der  Wind) 
getget  es  schmerzt,  geiget  pra§oa  es  schmerzt  mich 
a  viski  es  ist  kalt  (die  Kälte) 
a  visgoa  ich  bin  kalt,  ich  friere 

g)  Das  unbestimmte  Fürwort. 

ta  (ti)  man  (eigtl.  3.  Pers.  plur.  des  personlichen  Fürwortes) 
iak,  iaik  einer,  eine,  der  andere,  die  andere 

sichiak  oder  stak  (1.  Gr.),  sichiaik  oder  siaik  (2.  Gr.)  ein  anderer,  eine 
andere 

tarak  (l.Gr.),  taraik  (2.  Gr.)  ein  anderer,  eine  andere 
iviak  (l.Gr.),  iviaik  (2.  Gr.)  ein  anderer,  eine  andere 
bak1  (l.Gr.),  baik  (2.  Gr.)  irgendeiner,  jemand 

Anmerkung,  sichiak,  tarak  und  iviak  haben  für  die  1.  und  2. Gruppe 
je  eine  bestimmte  Nachsilbe  und  für  die  3.  Gruppe  alle  Suffixe,  ähnlich 
wie  die  Substantia. 

Paradigma, 
a)  Für  die  1.  und  2.  Gruppe. 
sichiak  für  die  1.  Gruppe 
sichiaik  für  die  2.  Gruppe 

i,  Dual  für  die  1.  Gruppe 
i ,  Dual  für  die  2.  Gruppe 
sichiärei  oder  sidret\  Plural  für  Personen  der  1.  und  2.  Gruppe 
sichid§  oder  sid§t  Plural  für  vernunftlose  Wesen  der  l.und  2.  Gruppe. 

Anmerkung.  Die  Endung  ak  scheint  sich  mit  dem  ähnlichen  Worte 
in  goa  ak  (mein  Freund)  zu  decken.  Dual  davon  auch  atemy  auim, 
Plural 

b)  Für  die  abgeleiteten  Formen  (3.  Gruppe). 
Singular  Dual  Plural 

sichiäni  oder  sidni  sichiäram  oder  sidram      sichidrag~  oder  sidrag 

sichiduU  oder  siduit  sichidsim  oder  sidsim        sichiasig  oder  siasig 

sichtdgl  oder  sidgl  sichiagrim  oder  siagrim     sichiagrig  oder  siagrig 

oder  siaxtar        sichidsum  oder  sidst/m       sichidtnek  oder  sidtnrk 
sichiduam  oder  sidvam       sichidudp  oder  siauap 


1  bak  wird  bloß  substantivisch  gebraucht,  z.  B.  a  yen  bak  tea  n  einer  von 
eueh  komme;  at  t'c  a  yen  bak  ka  nari  cha  *urup,  da  elui  xurup  wenn  jemand  von 
euch  trinken  will,  der  trinke. 


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62 


lUsriiKR:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


Anmerkung.  1.  sichiak,  iriak  und  tarak  stehen  vor  dein  Sub- 
stantiv und  werden  mittels  ama  mit  demselben  verbunden,  z.  B.  tarach  ama 
t'ka  ein  anderer  Vogel;  taraich  ama  Idpki  ein  anderes  Kakaduweibchen. 
sidrei  ama  igella  andere  Knaben;  siarag  ama  naniraQ  andere  Mädchen. 

2.  iak  steht  auch  mit  a  igacha?  z.  B.  a  igacha  iach  dmani?  Was 
gibt  es  da  unten? 

7.  Das  Zeitwort 

1.  Man  unterscheidet  in  der  Bainingersprache  drei  verschiedene  Arten 
von  Zeitwörtern: 

a)  solche,  die  das  persönliche  Fürwort  vor  sich  haben, 

b)  solche,  die  das  persönliche  Kurwort  nach  sich  haben, 

c)  solche,  die  aus  einem  Substantiv  oder  Adjektiv  und  einer  Prä- 
position nebst  Pronomen  gebildet  werden.  Präposition  und  Pronomen  stehen 
dem  Substantiv  nach. 

2.  Die  1.  Klasse  enthält  sowohl  transitive  als  intransitive  Zeitwörter, 
die  zwei  übrigen  nur  intransitive. 

3.  Das  Bainingerverb  hat  wie  das  Hauptwort  3  Numeri:  1.  Einzahl, 
2.  Zweizahl  und  3.  Mehrzahl  und  jede  derselben  3  Personen. 

4.  Das  Bainingerverb  kennt  ferner  3  Hauptzeiten:  Präsens,  Futur 
und  Perfekt. 

f>.  Im  Präsens  und  Futur  erleidet  der  Stamm  des  Zeitwortes  selbst 
keinerlei  Veränderungen,  mit  Ausnahme  von  manchen  Abkürzungen. 

6.  Im  Perfekt  bleibt  der  Stamm  bald  unverändert,  bald  erfährt  er 
Abkürzungen  oder  Lautverwechselungen. 

7.  Die  Verschiedenheit  der  Tempora  (Futur  und  Perfekt)  wird  durch 
die  Partikeln  i,  ik,  ip,  du,  di,  da,  di  iv,  di  ik  für  das  Futur  und  sa  für 
das  Perfekt  ausgedrückt. 

Das  Präsens  hat  keine  besondere  Partikel.  Es  besteht  aus  dem 
Pronomen  und  dem  Stamm  des  Zeitwortes. 

Anmerkung.  1.  Das  Futur  ist  zweifach:  i,  ik,  ip  und  du,  di,  da. 
ik  entspricht  dem  deutschen  ich  werde,  z.  B.  ich  werde  essen  ik  {joa  tes. 

Die  zweite  Form  du  wird  bloß  bei  gewissen  Adverbien  und  im  Satz 
gebraucht,  wenn  wir  im  Deutschen  so  oder  dann  setzen  würden,  z.  B. 
Inga  da  cha  Iii  er  wird  morgen  schreiben;  ai  §ie  kdk,  du  g~oa  tes  §i  wenn 
du  lügst,  so  werde  ich  dich  schlagen. 

2.  Die  Zeitwörter  mit  nachfolgendem  Pronomen,  welche  nicht  mit 
dem  A:- Laut  beginnen,  haben  im  Futur  ip  (iv)  anstatt  ik,  z.B.  iv  a  vugoa 
ich  werde  böse  sein. 

Die  Zeitwörter  mit  nachfolgendem  Pronomen,  welche  mit  dem  Ar-Laut 
beginnen,  haben  bloß  i  im  Futur  (s.  Lautlehre  unter  1),  z.  B.  i  karak  pragoa 
ich  werde  schweigen. 

Bei  diesen  Zeitwörtern,  wenigstens  bei  denen  unter  ihnen,  die  mit 
dem  A'-Laut  (ch)  beginnen,  wird  die  zweite  Futurform  durchgehend  mit  da 
gebildet. 


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Rascb.ir:  Grundregeln  der  Rniningsprachc.  63 

3.  Zwischen  die  Perfektpartikel  sa  und  das  Pronomen  der  2.Pers.  sing. 
1.  Gruppe  und  der  2.  und  3.  Pers.  sing.  2.  Gruppe  §ie  und  ckie  tritt  ein 
euphonisches  i,  z.  B.  sai  gie  tes  anstatt  sa  gie  tes  du  hast  gegessen;  sai  chie  vin 
sie  ist  gekommen. 

Die  Abwandlung  des  Verbs  lautet  folgendermaßen: 

I.  Klasse.   Verba  mit  vorhergehendem  Pronomen. 

1.  Präsens. 
Einzahl.  Zweizahl. 
goa  tes  ich  esse  un  tts  wir  beide  essen 

gie  tes  du  ißt  oan  tes  ihr  beide  eßt 

ka  tes  er  ißt  (1.  Gr.)  ten  tes  sie  beide  essen 

kie  tes  sie  ißt  (2.  Gr.) 
ga  tes  es  ißt  (3.  Gr.) 

Mehrzahl. 

u  tes  wir  essen 
Qen  tes  ihr  eßt 

ta  tes  sie  essen  (fur  Personen  der  1 .  u.  2.  Gr.) 

ga  tes  sie  essen  (für  vemunftlose  Wesen  der  1.,  2.  u.  3.  Gr.) 

2.  Futur  (erste  Form). 

Einzahl.  Zweizahl. 
ik  goa  tes  ich  werde  essen  iv  un  tes 

üc  §ie  tes  w  oan  tes 

i  ka  tes  iv  im  tes 

i  kie  tes 

i  ini  ga  tes  oder  iv  ini  ga  tes 

Mehrzahl. 

iv  u  tes 
ik  gen  tes 

t  ta  tes  (fur  Personen  der  l.u.  2.  Gr.) 

ik  ga  tes  (für  vernunftlose  Wesen  der  1.,  2.  u.  3.  Gr.) 

Futur  (zweite  Form). 

Einzahl.  Zweizahl.  Mehrzahl. 

du  goa  tes  ich  werde      div  un  tes  div  u  tes 

essen  div  oan  tes  dik  gen  tes 

di  gie  tes  ^  ^  ft  m  tM 

da  cha  tes  (ja  tes 

di  ini  ga  tes 

Anmerkung.  Wie  nus  dem  Paradigma  hervorgeht,  paßt  sich  das 
zweite  Futur  in  einigen  Formen  dem  ersten  an.  Merke,  daß  auch  da  noch 
an  Stelle  von  die  steht,  z.B.  im  Satze  biga  da  uri  Iii  morgen  werden  wir 
schreiben. 


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04 


Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprarhe. 


3.  Perfekt  und  unmittelbar  bevorstehende  Zukunft. 


Einzahl. 

sa  §oa  tes  ich  habe  ge- 
gessen, ich  werde  so- 
fort essen 

sai  gie  tes 

sa  cha  tes 

sai  chie  tes 

sa  ga  tes 


Zweizahl. 
sa  un  tes 
sa  oan  tes 
sa  ten  tes 


Mehrzahl. 
so  u  tes 
sa  §en  tes 
sa  ra  tes 
sa  (ja  tes 


4.  Befehlsform. 

gie  tes  iß  oder  sai  gie  tes 
gen  tes  iß  oder  sa  gen  tes 
u  tes  laßt  uns  essen  oder 


sa  u  tes 


II.  Klasse.    Verba  mit  nachfolgendem  Pronomen. 

1.  Präsens. 
Zweizahl. 
kudasun 
kudasuin 


Einzahl. 
kudasyoa  ich  will  nicht 
kudasgi 
kudaska 
kudaski 


Mehrzahl. 

kudasgen 
kudasta 
kudasget 


2.  Futur  (erste  Form). 
i  chtidasgoa  ich  werde 


usw. 

3.  Futur  (zweite  Form). 
da  chudasgoa 
da  chudasgi  usw. 

4.  Perfekt. 

sa  chudasyoa  ich  habe  nicht  gewollt 
sa  chudasgi  usw. 

5.  Befehlsform. 

kudasgi  oder  sa  chudasgi  wolle  nicht,  schlage  es  ab  usw. 

Anmerkung.  Die  Verneinung  beim  Imperativ  wird  durch  kurima  (i) 
ausgedrückt,  z.B.  kurimai  gie  kdk  luge  nicht,  kurima  ic  u  tes  laßt  uns  nicht 
essen,  kurimai  churigi  bleibe  nicht,  kurimai  asuamgen  ihr  sollt  nicht  stehlen. 

III.  Klasse.    Verba,  die  aus  einem  Substantiv  und  einer 
Präposition  gebildet  sind. 

Bei  Verben  dieser  Art  folgt  nach  dem  Substantiv  die  Präposition, 
der  das  Pronomen  angehängt  wird.  Substantiv  und  Präposition  erleiden 
keinerlei  Veränderungen.  Die  Abwandlung  geschieht  wie  bei  den  Verben 
der  2.  Gruppe;  die  Präpositionen,  welche  zur  Bildung  von  Zeitwortern 
dienen,  sind  vorzüglich  pra  in,  an,  na  an,  pem  an. 


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Raschkb:  Grundregeln  der  Baiuingsprache.  65 
Paradigma. 

Einzahl.  Zweizahl.  Mehrzahl. 

a  chreika  vraQoa  ich     a  chreika  vraun  a  chreika  vraut 

^aste  a  chreika  vrauin  a  chreika  wagen 

a  chreika  vraigH  a  chreika vraiem(\. Gr.),      a  chreika  vrara 

a  chreika  vracha  rrawi  (2.  Gr.)  a  chreika  vraget 

a  chreika  vreichi 
a  chreika  vrmi 

2.  Fntnr  (erste  Form), 
ic  a  chreika  vraQoa  ich  werde  fasten  usw. 

3.  Futur  (zweite  Form). 
da  a  chreika  vraQoa  usw. 

4.  Perfekt. 

sa  a  chreika  vraQoa  ich  habe  gefastet. 

Wie  a  chreika  vra§oa  werden  noch  konjugiert: 
a  rais  pragoa  ich  bin  fett  (a  raiska  das  Fett) 

a  chuirei§  pra§oa  ich  bin  mit  der  Hautkrankheit  behaftet  (a  chuireigi 

die  Hautkrankheit) 
a  vleichi  vrag~oa  ich  bin  müde  (a  vleichi  die  Müdigkeit) 
a  uerka  vra§oa  ich  freue  mich  (a  uerka  die  Freude) 
a  tik  pra§oa  ich  begehe  ein  Fest  (a  tik  das  Fest) 
a  meir  praQoa  ich  begehe  eiti  Fest  (a  tne'wki  das  Fest) 
a  tos  pragoa  ich  rufe  [ein  bestimmter  Ruf  beim  Tanz]  (a  ioska  der 

Geist,  Teufel) 
a  ioska  na§oa  ich  bin  arm ,  ein  armer  Teufel 
a  hiski  vragoa  ich  bin  unantastbar  (a  Mski  die  Schnur) 
a  ragen  pemg~oa  ich  bin  mager  (a  ragenki  die  Magerkeit) 
a  a§er  vraffoa  ich  verheirate  mich  (a  a/Jerka,  a  a0erki  der  Ehemann, 

die  Ehefrau) 

a  choar  vem§oa  ich  bin  mager  (a  choarka  das  Magere) 

a  uildigi  vragoa  ich  bin  krank  (a  uildigi  die  Hitze,  das  Fieber) 

a  guigi  vra§oa   ich  bin   krank,    ich  habe  Fieber,    ich  bin  durstig 

(a  guigi  die  Hitze) 
a  draraves  prag*oa  ich  bin  fruchtbar  (a  araraveska  gute  Erde) 
a  agetki  em§oa  ich  hungere  (a  agetki  der  Hunger) 
a  chumki  emgoa  ich  huste  (a  chumki  der  Husten)  u.  a.  m. 

Unregelmäßige  Zeitwörter  (Verba  defectiva). 
Einige  Zeitwörter,  wie  tit  gehen,  tes  essen,  «,  ten,  tden  kommen, 
herankommen  u.  m.  a.  weisen  verkürzte  Konjugationsformen  auf.   Der  Dual 
derselben  lautet  gewöhnlich  wie  der  des  unverkürzten  Verbs. 

1.  Präsens. 
1.  goa  it  (von  Ht)  ich  gehe        kie  it 

gie  it  §a  it  (oder  int  ger  it) 

ka  it  ta  it 

nu.  £  Orient.  Sprach™.  1904.  1.  Abt  5 


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66  Ra«cmch:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 

Die  übrigen  Formen  sind  regelmäßig:  un  tity  u  tit  usw.  und  nicht 
un  il,  ut  it. 

2.  Futur  (erste  Form). 
Qoa  it  i  kie  it 

ik  gUe  it  ik  ga  it  (ik  §er  it) 

i  ka  it  i  ta  it 

3.  Futur  (zweite  Form). 

du  §oa  it  di  gie  it  usw. 

4.  Perfekt. 
Sa  g~oa  it. 

2.  n  von  tden  herankommen. 

1.  Präsens. 

öoa  n  if  den  oder  its  deren 

§ie  n  u  ren 

ka  n  §e  den  oder  §e  deren 

kie  n  ta  n 

u  den  oder  u  deren  §a  n 

oa  den  oder  oa  deren 

2.  Futur. 
Ik  §oa  n 

3.  Perfekt. 
Sa  §oa  n 

4.  Imperativ. 
Gie  n  oder  fjie  ren  oder  pie  tden 
ge  den  oder  §e  deren 

3.  *  essen. 

1.  Präsens. 
öoa  s  §a  s 

§ie  s  us 
ka  s  ta  s 

kie  8 

2.  Futur. 
Ik  goa  s  usw. 

3.  Perfekt. 
Sa  goa  8  usw. 

4.  Imperativ. 
Gie  s,  8ai  fiie  s  usw. 

Anmerkung.  1.  Unregelmäßige  Formen  von  tes  sind  ferner  «  dres, 
oa  dres,  ie  dres,  <fe  dres. 

Ähnlich  wie  hei  dem  Zeitwort  tes  geht  auch  bei  anderen  Verben ,  die 
mit  einem  /-Laut  beginnen,  in  einigen  Konjugationsformen  das  t  in  dr 
über,  z  B.  u  drachen  wir  beide  sprechen,  gen  drat'hen  ihr  sprecht  (von 
tachen). 


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:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


67 


2.  Das  Zeitwort  pin  kommen,  ankommen  erleidet  folgende  Ver- 
änderungen: der  /»-Laut  bleibt  stehen,  wenn  ein  Konsonant  vorhergeht; 
geht  ein  Vokal  vorher,  so  wird  p  zu  r,  z.  B.  un  pin,  oan  pin,  im  pin, 
ut  pin,  gen  pin,  Qoa  vin,  ha  vm. 

3.  Gewisse  Zeitworter  haben,  wenn  sie  sich  auf  Suhstantiva  der 
1.  Gruppe  beziehen,  in  der  3.  Pers.  sing,  hi,  und  ti  fur  die  3.  Pers.  plur. 
(bei  Wörtern,  die  ein  mit  Vernunft  begabtes  Wesen  bezeichnen),  z.  B. 
kag  schnell  sein,  gehen,  Uichu  furchten,  sich  furchten,  *khi*  die  Erde 
aufwerten,  aufwühlen,  »ire*  weinen.  Bei  anderen  Zeitwörtern  lautet  das 
Pronomen  der  3.  Pers.  sing,  ku  und  in  der  3.  Pers.  plur.  tu,  z.B.  amiQ 
töten,  okmes  waschen. 

4.  Andere  Zeitworter  haben  ka  in  der  3.  Pers.  sing,  und  ti  im  Plural, 
i.  B.  kdk  lugen ,  kndk  weinen ,  singen ,  trig  singen ,  titain  tanzen ,  dedel  an- 
klopfen, tap  fällen,  lual  pfeifen,  tckmet  tun,  machen,  tien  bitten,  beten, 
mgim  erblicken,  schauen  u.  a.  m. 

5.  Wieder  andere  Verba  haben  in  der  3.  Pers.  plur.  (1.  Gr.)  beide 
Formen  zugleich:  ta  und  ti. 

6.  Eine  Anzahl  Zeitwörter  haben  einen  zweifachen  .Stamm,  einen 
abgekürzten  und  einen  verlängerten.  Bei  Verben  mit  abgekürztem  Stamme 
lautet  das  Pronomen  der  1.  Pers.  sing,  meistens  Qoa,  bei  dem  verlängerten 
meistens  Qu,  z.  B.: 

Qoa  sne*     und  Qu  nes  ich  rufe 


Qoa  rkur  »    Qu  rhur  ich  schenke,  ich  gebe 

yoa  uoik  >    Qu  chuoik  ich  fliehe 

Qoa  matna  *    Qu  tmatna  ich  arbeite 

Qoa  tv*  •    Qu  spes  ich  rode 

Qoa  nak  »    Qu  knak  ich  weine 

Qoa  Q  »Qu  QaQ  ich  gehe 

Qoa  nismet  •    Qu  snismet  ich  zerreiße 

Qoa  van  -    Qu  npan  ich  gebe 

Qoa  chuig  .    Qu  kguig  ich  salbe,  ich  reibe  ein 

Qoa  igrem  -    Qu  Qigrem  ich  gehe  spazieren 

Qoa  iaQ  'Qu  ikaQ  ich  gehe  schnell 

Qoa  viQ  'Qu  QpiQ  ich  steige,  ich  klettere 

Qoa  ichim  •    Qu  mkim  ich  pflöcke  Brotfrüchte 

Qoa  ual  »    Qu  lual  ich  pfeife 

Qoa  nkrxäm  »    Qu  nkruim  ich  störe 

Qoa  &p  •    Qu  psep  ich  falle 

Qoa  hi  •    Qu  tlu  ich  sehe 

Qoa  chal  -    Qu  Ikal  ich  verbiete 

Qoa  lak  -Qu  tlak  ich  schäle  ab 

Qoa  hü  •    Qu  Ihil  ich  sage 

Qoa  sal  >    Qu  Ihal  ich  gebäre 


7.  Andere  Zeitwörter  haben  keinen  zweifachen  Stamm,  sie  erleiden 
bloß  Veränderungen  im  Anfangskonsonanten.  Diesen  Veränderungen  paßt 
sich  auch  das  Pronomen  der  1.  Person  an,  das  bald  Qu,  bald  Qoa  lautet,  /..  B.: 


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OS 


Haschkb:  Grundregeln  der  ßainingsprachc. 


Qu  tekmet  und  Qoa  rekmet  ich  tue 
Qu  tar        •    Qoa  rar  ich  wasche 
Qu  tapmet    •    Qoa  rapmet  ich  falle 
Qu  tkut       •    Qoa  rkut  ich  grabe 
Qu  tat         •    Qoa  ral  ich  trage 

ii.  a.  in. 

8.  Gewisse  Zeitwörter,  meistens  solche,  die  das  Pronomen  nach  sich 
verlangen,  lassen  manchmal  eine  Verdoppelung  ihres  Stammes  zu  (s.  auch 
Passiv),  i.  B.: 

bäiQ  sa  und  bäigbäig  sa  hervorgehen,  aufgehen 

krek  pra  und  krechrek  pra  schweigen 

mos  pra  und  masmas  pra  ausruhen 

pitk  sa  und  pukpuk  sa  hervorgehen 

pur  ma  und  purvur  ma  wachsen,  keimen 

svg  na  und  suQsuQ  (susug)  na  schweigen 

u.  a.  m. 

Die  übrigen  Formen  des  Verbs. 

1.   Die  negative  Konjugation. 

Die  negative  Konjugation  außer  heim  Imperativ  wird  mittels  der 
Verneinungspartikel  koasir,  nicht,  hergestellt,  welche  immer  vor  dem  Verb 
in  allen  seinen  Konjugationsformen  steht,  z.  B.: 

koasir  Qu  tmatna  ich  arbeite  nicht 

koasir  ti  nari  sie  hören  nicht 

koasir  sug  nacha  er  schweigt  nicht 

koasir  aremut  navraiQi  wir  lieben  dich  nicht 

koasir  ik  Qoa  it  ich  werde  nicht  gehen 

koasir  sai  chie  vin  sie  ist  nicht  gekommen 

koasir  sa  uni  nin  wir  beide  haben  nicht  gekocht 

2.   Die  fragende  Form: 

a)  Bei  Krgiinzungsfragen  ist  dieselbe  wie  die  Indikativform  des  Zeit- 
Wortes,  z.  B. :  Qic  (/  a  igacha?  was  siehst  du?  Goa  tl  a  cfinr/ka  ich  sehe 
ein  Känguruh.  Gm  trkmet  nama  igiQftt  was  tut  ihr?  Uri  spes  wir  roden. 
Jjäi  cha  tin  dar  ari  biga?  kommt  er  heute  oder  morgen?  Lara  Qic  tmattia 
däi  choasir?   arbeitest  du  jetzt  oder  nicht? 

b)  Iti  Entscheidungsfragen  werden  dem  Zeitwort  gewisse  Partikeln 
vorgesetzt,  wie  köä,  aekoa  (i)  ari  etwa,  vielleicht,  /..  B. :  koa  biga  ri  main? 
(oder  da  ri  main  oder  d  ri  mainÜ),  koasir,  ta  tdan  bamar  tama  ur  tanzen 
sie  morgen?  nein,  sie  gehen  auf  die  Saujagd.  Koa  sa  l/rmoam  ka  käk-f 
hat  etwa  Lömoam  gelogen?  Aekoai  gie  tit  sak  Narif  gehst  du  vielleicht 
nach  Nawiu?  Ari  gie  brrig?  schläfst  du  etwa?  Ari  Qoa  Us  nas?  soll  ich 
selbst  meinen  Namen  nennen? 


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Raschkr:  Grundregeln  der  Bainingspraehe. 


(51) 


3.  Die  Möglichkeitsform.  —  Nebensätze. 

Hier  werden  die  Verbindungswörter  gebraucht:  t,  ba  daß,  damit, 
auf  daß,  di  daß,  ae'koa  ob,  kurima  daß  nicht,  z.  B.  a  savireichi  chie  mir  i 
chie  Ü  a  mabucha  die  Leute  gehen  fort,  damit  sie  den  Tanz  sehen.  Durrik 
ka  IMI  baijoa,  i  Lomoam  i  aremka  naQoa  Dureik  erzählte  mir,  daß  Lömoam 
mir  zürne.  Gie  it  §ie  lu,  i  ae'koa  Bumet  ka  vin  geh  und  sieh,  ob  Bumet 
angekommen  ist.  Ka  snanpet  nacha,  i  ae'koa  (oder  t  koä)  cha  nari,  i  ka  tit 
samök  ich  fragte  ihn,  ob  er  ans  Meeresufer  gehen  wolle.  A  choata  ri 
tuchun,  i  ta  tes  §i  die  Männer  sagen,  daß  sie  dich  töten  werden.  A  iyelta 
ra  tuchun,  ip  koasir  (oder  ip  kurimai)  ti  tmatna  die  Knaben  sagen,  daß  sie 
nicht  arbeiten  werden.  Gie  tlu,  i  kurimai  ri  lui  gH  gib  acht,  daß  sie  dich 
nicht  sehen.  Ka  rkura  §oa  rama  gam,  bu  g~oa  s  §et  er  gab  mir  Fruchte, 
damit  ich  sie  esse. 

Anmerkung,  t  ist  in  den  meisten  Fällen  bloß  Zeichen  des  Futurs. 

4.  Der  Konditionalis. 

Er  wird  eingeleitet  durch  die  Konjunktionen  ai  wenn,  aniy  art  viel- 
leicht, etwa;  es  können  dieselben  jedoch  auch  fehlen,  /..  B.  Qie  tmatna,  du 
(ju  rkurai  $i  oder  ai  gie  tmatna,  da  gu  rkurai  gi  wenn  du  arbeitest,  werde 
ich  dich  beschenken.  Ai  perhet  na  mabucha,  da  uri  Iii  wenn  der  Tanz  vor- 
über ist,  werden  wir  Schreibunterricht  halten.  Gie  tit  sa  va  chövl,  di  gie 
gag  na  ma  Baga  wenn  du  in  den  Busch  gehst,  wirst  du  den  Bangaleuten 
begegnen.  Ani  läi  iv  ur  it  sa  vet  ma  Vuktas,  dama  hlur  ama  armrer  sa 
traut  wenn  wir  heute  nach  Puktas  gegangen  wären,  so  würden  wir  viel- 
leicht von  einem  starken  Regen  überrascht  worden  sein.  Ai  iv  ari  law  uri 
sjrx  ma  mrer,  da  cha  va  naut  wetin  wir  vielleicht  heute  gut  gerodet  hätten, 
so  würde  er  uns  beschenkt  haben. 

5.  Die  Wunschform: 

Sie  wird  gebildet  mit  der  Konjunktion  ari  vielleicht,  wenn  etwa, 
wenn  doch,  oder  auch  mit  dem  Zeitwort  nari  wünschen,  z.  B.  ari  goa  hinki 
ära!  wenn  das  Messer  doch  mir  gehörte!  oder  gu  nari,  ik  goa  hinki  ära! 
ich  wünschte,  daß  das  Messer  mir  gehörte! 

6.  Die  Gewohnheitsform. 

Die  üewohnheitsform  kann  ausgedrückt  werden: 

1.  indem  man  das  Zeitwort  oder  Adjektiv  wiederholt; 

2.  durch  die  adverbialen  Ausdrücke  oarich  oarik  alle  Morgen,  jeden 
Morgen,  pra  aren  mani  alle  Tage,  täglich,  sa  unun,  sa  unun  jeden  Abend, 
alle  Abend  usw.; 

3.  durch  den  Ausdruck  sa  tu  (sa  ta,  sa  ti). 

Bsp.  ka  mam,  ka  main  er  hat  die  Gewohnheit  zu  tanzen,  ka  suau,  ka 
mau  er  hat  die  Gewohnheit  zu  stehlen,  a  Igik  nacha,  a  lg*ik  nacha  er  ist 
wahr,  aufrichtig,  er  lügt  nicht.  Oarich  oarik  da  uri  Iii  alle  Morgen  schreiben 
wir.   Sa  ttnun  m  unun  da  gern  nen  jeden  Abend  werdet  ihr  beten.  Sa  tu  Qu 


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70 


Raschkb:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


gigrem  ich  habe  die  Gewohnheit  spazieren  zu  gehen.  A  nanki  sa  ti  chit  nin 
die  Frau  hat  die  Gewohnheit  zu  kochen.  Sa  tu  ri  §a§  satnök  sie  haben  die 
Gewohnheit  ans  Ufer  zu  gehen. 

7.  Die  I nfinitivform. 

Eine  eigentliche  Inßnitivform  existiert  nicht  in  der  Bainingersprache. 
Unser  deutscher  Infinitiv  kann  auf  zwei  verschiedene  Weisen  wiedergegeben 
werden,  indem  man  den  Infinitiv  entweder  in  einen  Haupt-  oder  in  einen 
Nebensatz  auflöst,  je  nachdem  es  der  Sinn  der  Rede  erheischt,  z.  B.  ka 
drem  ka  Iii  er  versteht  zu  zeichnen.  Un  tir  uni  rar  oder  un  tir,  w  uni  rar 
wir  beide  gehen  baden.  A  chiak  naQoa,  ik  Qu  tat  ama  dulkaära  ich  bin 
zu  schwach,  um  diesen  Stein  zu  tragen.  Uri  sui  Qi,  Qie  tei§  oder  uri  sui 
Qi,  ik  Qie  teig  wir  lehren  dich  singen. 

Passiv. 

Eine  Passivform  fehlt.  Sie  wird  durch  das  Aktiv  umschrieben  und 
zwar  durch  die  3.  Pers.  plur.  (vgl.  hierzu  das  unbestimmte  Fürwort), 
z.  B.  lüi  koasir  ti  tmatna  heute  wird  nicht  gearbeitet,  eigtl.  heute  arbeiten 
sie  nicht.  Ta  tes  gi  du  wirst  getötet.  Ta  lachen,  i  Dureik  ka  suau  es  wird 
gesagt,  daß  Dureik  stiehlt.  Biga  di  ri  main  morgen  wird  (getanzt)  man 
tanzen. 

Von  einigen  wenigen  Verben  existiert  jedoch  eine  Passivform,  die 
auf  ähnliche  Weise  wie  das  Adjektiv  gebraucht  wird.  Sie  wird  gebildet, 
indem  man  den  Artikel  vor  den  Stamm  des  Zeitwortes  setzt  und  die  von 
letzterem  bedingte  Präposition  mit  dem  persönlichen  Fürwort  folgen  laßt. 
Der  Stamm  des  Zeitwortes  wird  in  diesem  Falle  meist  verdoppelt,  z.  ß. 
a  bug  mena  hinki  oder  a  hinki  ama  bug*  meneichi  oder  a  buQbuQ  mena  hinkt 
oder  a  hinki  ama  bugbug  meneichi  das  zerbrochene  Messer  (buQ  zerbrechen). 
A  barbar  da  kaurka  oder  a  kaurka  ama  barbar  demka  der  zerspaltene  Bam- 
bus (bar  zerspalten).  A  siksich  ama  muga  oder  a  muga  ama  siksika  das 
verfaulte  Holz. 

Hilfszeitwörter. 
Die  Hilfszeitwörter:  sein,  haben  und  werden  sind  der  Baininger- 
sprache fremd. 

1.  Sein,    a)  Vertritt  sein  die  Kopula  zwischen  Subjekt  und  einem 
prädikativen   Eigenschaftswort,   so  wird  es   durch  ein  dem  Subjekt  in 
Endung  und  Zahl  entsprechendes,  persönliches  Fürwort  ausgedrückt.  Das 
Eigenschaftswort  wird  auf  diese  Weise  zu  einem  intransitiven  Verb  und 
wird  auch  gleich  den  Verben  mit  nachfolgendem  Pronomen  konjugiert,  z.  B. : 
a  nanki  ama  mriki  die  Frau  ist  gut  (die  gute  Frau) 
a  vt'.semka  ama  reterka  der  Arekabaum  ist  gerade 
a  choata  ama  rit  nara  die  Männer  sind  groß, 
b)  Verbindet  s<*in  zur  Bezeichnung  eines  Zustnndes  ein  Subjekt  mit 
einem  substantivischen  Prädikat  oder  präpositionalen  Ausdruck,  so  wird 
es  entweder  mit  ka  oder  bloß  mit  ama  übersetzt  oder  auch  na  mit  dem 
Pronomen,  z.  B.: 


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Rasches:  Grundregeln  der  Bainingsprache.  71 

a  cham  ka  ama  vu  ama  Agelura  die  Teufel  sind  schlechte  Engel 

ka  a  ur  a  Uji  ära  unsere  Wörter  sind  diese,  so  sprechen  wir,  so 

drücken  wir  uns  aus 
Ar«  ama  merket  es  ist  gut,  schon 
ka  ama  retkinara  sie  sind  weise,  schlau 
a  yamanki  ama  ika  oder  i  ama  ika  die  Taube  ist  ein  Vogel 
Deo  ama  ioska  ama  merka  nacha  Gott  ist  ein  guter  Geist 
ka  ca  makeichi  er  ist  im  Haus 
ta  gel  a  Iba  sie  sind  bei  den  Küstenbewohnern. 

c)  Das  Zeitwort  kur  sitzen,  bleiben,  wohnen  kann  auch  in  vielen 
Valien  sein  vertreten,  z.  B.  a  nanki  churichi  vra  lot  die  Frau  ist  in  der 
Pflanzung. 

kur  kann  auch  ohne  irgendwelches  Pronomen  sein  bedeuten.  In 
diesem  Falle  steht  es  immer  am  Anfang  des  Satzes,  z.  B.  kur  a  eicht  mara 
rmern  es  ist  Wasser  im  Gefäß.  Kur  a  ik  mera  muga  es  sitzen  (sind)  Vögel 
auf  dem  Baum.    Koa  chur  a  achach  af  ist  jemand  da? 

d)  Zuweilen  ist  sein  überhaupt  zu  ergänzen,  z.  B.  §oa  ra  avetki  ich 
bin  im  Haus;  goa  main(i)  a  das  ist  mein  Ding  da;  ka  a  §en  a  nat  das  sind 
eure  Taros. 

2.  Haben.  Haben  wird  stets  mit  einem  Pronomen  wiedergegeben, 
z.  B.  goa  mriem  ich  habe  zwei  Tarobündel.  Koa  Lamiska  a  §  a  atferkif 
koasir  a  achik  hat  Lamiska  eine  Frau?  nein,  er  hat  keine.  A  chasna 
ni  gi  a  Am?  wieviel  hast  du  Messer?  A  ratpes  naget  vier.  Koaig  i  ama 
ratpes  na  eleig  Koaing  hat  vier  Zehen.  Koasir  goa  a  g  a  huanka  ich  habe 
kein  Kleid.  Koai  gi  a  latf  hast  du  eine  Pflanzung?  Koasir  goa  get  ich 
habe  keine. 

3.  Werden.  Werden  wird  durch  die  Partikeln  ip  fürs  Futur  und 
sa  für  die  Vergangenheit,  welche  dem  Eigenschaftswort  oder  Hauptwort 
vorangehen,  ausgedrückt,  z.  B.  a  igelka  iv  a  (jerhurka  das  Kind  wird  blind. 
A  harucha  sa  a  gerhurka  oder  sa  a  Qerhur  ama  harucha  der  Greis  ist  blind 
geworden.  Jesus  Kristus  sa  ama  choatka  nacha  Jesus  Christus  ist  Mensch 
geworden. 

Anmerkung.  Können  in  der  Bedeutung  von  verstehen  wird 
durch  das  Verb  drem  ausgedrückt,  z.  B.  ka  drem,  i  ka  main  er  kann  tanzen. 
A  Iba  choasir  ta  drem  i  ti  mhem  a  sareicha  die  Uferleute  können  keine  Tanz- 
maskeu  verfertigen.  A  chumökmetka  choasir  ka  drem  i  cha  lachen  der  Säug- 
ling kann  nicht  sprechen. 

Nicht  können  im  Sinne  von  nicht  vermögen  heißt  durhup,  das 
dem  Zeitwort  angehängt  wird,  z.  B.  goa  tit  duchup  ich  kann  nicht  gehen, 
uri  teiQ  duchup  wir  können  nicht  singen. 

Beispiele  zu  den  Verben:  Gu  man  sa  va  avetki  ich  gehe  (trete)  in 
das  Haus.  Gie  tuachen  a  suvit  du  ahmst  die  Feinde  nach.  A  savireichi 
churichi  da  rik  na  lat  die  Leute  sitzen  außerhalb  der  Pflanzung.  Ki  em  a 
vrika  er  schwingt  die  Schleuder.  Bugmet  nagen  ihr  erschreckt.  Kurimai 
gie  gnig  fürchte  dich  nicht!    Sa  cha  nari,  gie  nen  er  hat  dich  Insten  hören. 


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72  Raschm:  Grundregeln  der  Bainingsprachc. 

Sai  chie  sal  a  ruis  ama  ratpes  nara  sie  hat  vier  Kinder  geboren.  A  uerka 
vraun  wir  beide  freuen  uns.  Ti  suruv  a  chrapki  sie  trinken  Wasser.  V  ri* 
uin  wir  nannten  euch  beide.  Gi  a  rsavracha  naQoa  ich  bin  dein  Sklave. 
Kie  kay  satmit  sie  geht  schnell,  sie  läuft.  A  ioska  nacha  er  ist  arm.  A 
niracha  bäiybäiy  sacha  die  Sonne  geht  auf.  So  uri  §uQ  a  ur  a  luan  wir 
haben  unsere  Kleider  eingewickelt.  Iv  aremQen  naut  ihr  werdet  uns  zürnen. 
Knasir  iv  a  chiripta  sie  werden  sich  nicht  schämen.  A  urka  cha  tden,  da 
a  daga  chulkul  temka  wenn  ein  Wildschwein  kommt,  wird  der  Hund  bellen. 
A  nanini  a  ayetki  emmi  das  Mädchen  ist  hungrig.  A  naniram  a  ayetki  emi- 
ram  die  beiden  Mädchen  sind  hungrig.  A  iyeliray  kiskisieyriy*  die  Kinder 
nießen.  Chi  mam  yakydkmetka  mein  Vater  gähnt.  Goa  ruavik  ama  ruarta 
meine  Bruder  sind  linkshändig.  Sa  tnenepmenevuin  ihr  beide  seid  schläfrig 
gewesen.  A  day  ama  rdnyet  die  Hunde  sind  satt.  A  lap  Qeri  surup  die 
Kakadu  trinken.  Goa  ras,  ik  §u  breig  ich  lege  mich  nieder  um  zu 
schlafen.  A  nankina  i  ra  tit  a  muy~ ,  i  ti  nin  die  Frauen  werden  um  Holz 
gehen,  damit  sie  kochen.  La  choasir  a  nankina  sa  ra  in  heute  haben  die 
Frauen  nicht  gekocht.  Iv  u  s  ama  chdelka  wir  werden  ein  Känguruh  essen. 
öie  ruchun  dt  yie  teiy*  setze  dich  und  singe!  Ik  yti  main,  dt  y~ir  yiQ  mirk 
nayoa  ich  werde  tanzen  und  du  wirst  um  mich  herumgehen.  Sa  yua  il 
sa  verset  ich  habe  fertig  geschrieben. 


8.  Das  Verhältniswort 


1.  Als  Präpositionen  gelten: 

Ba,  bark,  barak  für,  zu  yelem  bei,  neben 

bedey"  bis  yelemna  na  unweit,  neben,  bei 

da  auf,  an,  in,  bei,  um,  zu,  mittels,  j  yir  (kir),  yirna  na  bei,  neben 


innerhalb 
da  rik  na  außerhalb 
mar.,  mer,  mr  auf,  in,  durch 
men  (meni)  an,  auf,  über,  durch,  neben 
met  in,  zu,  bei,  wegen,  fur 
mirk  um,  herum 

munkrup  ma,  pa  chlichi  na  in  der 

Mitte,  zwischen 
na  (noma)  mit,  aus,  wider,  an 
nair  von,  durch,  unter 
namen  (i)  vor,  von 
namr  mit 
nanir  um,  nach 
nasak  während 

nav  (nev)  narr  zu,  gegen,  von,  aus,  an 

nayel  von,  durch 

nasar  für,  um 

yel  bei,  neben,  während 


sa  über,  wegen,  mit 
sak  .  .  .  rhames  vor 
sair  zu 

sak  (sasak)  an,  hinter,  nach 
sar  (sarc/n)  zu,  an,  vor 
sat>  (sev)  in 

pa,  pra,  pet  in,  über,  hinter,  mit,  von 
pik  an 

pra  —  ui  unter,  unterhalb 
/  wegen,  mit,  auf,  hinter 
tik,  Hohem  wegen,  mit 
tuar  —  tuar  diesseits,  jenseits 
da  ...  is  Km  Fuß,  am  Rand,  am  An- 
fang ,  im ,  am  Grunde 
sa  .  .  .  oves,  pra  .  .  .  ves  wegen 
pik  ara  re§  über,  sak  .  .  .  re§  hinter, 
Gegensatz    des    räumlichen  vor; 
auch  im  übertragenen  Sinn. 


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Raschsr:  Grundregeln  der  Baiumgsprachc. 


73 


2.  Beispiele  zu  den  Präpositionen. 

Ba.  barak,  bark.  A  huiki  baun  Tabak  für  uns  beide.  Ka  sil  baQen 
er  sagt  zu  euch.  Ti  tal  a  adap  barachaut  sie  bringen  Taros  für  uns.  A  hinki 
luicha  bark  «der  bark  ma  Bumet  dieses  Messer  ist  fur  (gehört)  Bumet. 

Bedey.  Sa  ut  tmatna  bedey  i  ama  Stmtacha  wir  haben  bis  zum  Sonn- 
tag gearbeitet. 

Da.  A  bieska  da  a  miyl  eine  Wunde  auf  der  Lippe.  Kie  tisavet  da 
a  r  a  ren  sie  denkt  nach,  sie  besinnt  sich  (in  ihrem  Bauch).  Gie  oamty  du 
goa  chames  du  schlägst  mich  an  den  Kopf  (Stirne).  Ta  tit  da  chip  sie  gehen 
mittels  Lanzen,  auf  Lanzen  gestützt.  Da  niracha  (=  yel  a  niracha)  hei 
Tag.  Da  niracha  a  a  ren  mittags.  A  chabaiki  chie  knak  dama  arm  a  r  is 
oder  da  aretik  a  r  w  der  Kambaikvogel  ruft  während  der  Nacht  (zur 
Nachtzeit).  A  choata  ri  tmatna  da  lar  a  yer  a  ren  die  Männer  arbeiten 
innerhalb  der  Pflanzung.  A  duliyl  churiyl  da  avetki  a  r  a  ren  die  Schiefer- 
tafel liegt  innerhalb  des  Hauses. 

Mar,  mer  (met)  mr.  A  ika  cha  mara  muya  oder  mra  muya  der  Vogel 
sitzt  auf  dem  Baum.  A  lapki  chie  til  mera  sarichis  der  Kakadu  fliegt  in 
den  Lüften.  Kur  a  Irtan  mara  yateichi  die  Kleider  befinden  sich  im  Körb- 
chen. Ka  iyip  mara  ichiranas  oder  na  ichiranas  er  starb  durch  Zauber. 
Läi  ri  breiy  met  Rukvs  heute  schlafen  sie  in  Rukus.  Areboar  da  a  ren  mera 
rüget  er  ist  betrübt  wegen  seiner  Sünden.  A  Itiyi  met  yoa  paip  Feuer  für 
meine  Pfeife. 

Mirkna.  U  tit  mirk  nara  wir  gehen  um  sie  herum.  Ka  tkut  mirk 
nama  achavet  er  gräbt  um  die  Bananen  herum. 

Munkrup  (ma),  pa  chlichi  na.  Ldmiska  churicha  munkruv  a  Ibeiem 
o<ler  munkruv  ama  Ibeiem  Lamiska  sitzt  zwischen  zwei  Uferleuten.  A  vaska 
cha  munkrup  mena  lat  der  Brotfruchtbaum  steht  in  der  Mitte  der  Pflanzung. 
Gie  tal  ama  muya  va  chlichi  trag  das  Holz  in  der  Mitte  (faß  es  in  der 
Mitte  an). 

Na,  nama.  A  iyelka  cha  tal  a  lamaseit  na  a  rik  der  Knabe  trägt  ein 
Kokasblatt  in  seiner  Hand.  Gu  chut  na  huleichi  ich  grabe  mit  dem  Spaten. 
Jan  rar  menanas  na  git  die  beiden  bekleiden  sich  mit  Blättern.  Ti  rekmet 
nama  Idnini  na  punki  a  r  a  lau  der  Kamm  wird  aus  Schildpatt  verfertigt. 
7T  Aerm  nara  man  ist  böse  auf  sie,  man  zürnt  ihnen.  A  Puktaskina  aremta 
na  Loankina  die  Puktasleute  zürnen  den  Loan.  Ka  pnap  na  a  oveska  er 
verneigt  sich. 

Nair.  Goa  chietdem  wi  noir  Mainam  ich  erhielt  es  durch  (von) 
Mainain. 

Namen.  Ki  chuoik  namenayoa  er  flieht  von  mir.  Ta  mit  namena 
hinki  sie  haben  das  Messer  vergessen.  A  ayelucha  cha  noa  naiem  namena 
fbradis  der  Engel  vertrieb  beide  aus  dem  Paradies. 

Na  m  r.  Gie  Imel  a  yam  namra  muya  pflücke  Früchte  vom  Baum ! 
Goa  r  a  ccsemka  namra  yateichi  ich  nehme  eine  Arekanuß  aus  dem  Körb- 
chen. Ta  mat  namra  suoit  sie  ahmen  die  Feinde  nach.  Goa  tat  namra  Iba, 
i  yu  tmatna  ich  all  me  die  Uferleute  in  der  Arbeit  nach. 


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74 


Rascher:  Grundregeln  der  Bainingaprache. 


Nanir.  A  machracha  cha  mas  nanir§oa  die  Steinkeule  liegt  vor  mir. 
Gie  it  natiir  ama  alau  hole,  suche  Eier!  Kur  a  luski  sak  goa  chamex  der 
Geinüsetopf  steht  vor  mir  (=  vor  meinem  Angesicht). 

Na  sak.  U  tit  da  uri  mlei  »ama  ur  nasach  ama  armriki  wir  suchen 
nach  Wildschweinen  wahrend  des  Regens. 

Nagel.  U  Ht  nagel  iak  wir  kommen  von  jemand.  Goa  vm  nagelemka 
ich  komme  von  ihm. 

Nasar,  nak.  A  chasna  nama  nar,  ik  g\t  tal  Get  nasar  ama  luanka? 
wieviel  Taros  muß  ich  fur  ein  Kleid  bringen;'  Lömoam  koarii  ka  nachrim 
wo  ist  Lömoam?  er  ist  hinter  uns  beiden.  Geni  maravit  sak  §oa  reg  ihr 
steht  hinter  meinem  Rücken. 

Gel.  A  muga  cha  mas  gel  (oder  mena)  a  avetki  der  Baum  liegt  neben 
dem  Hause.  A  Puktaskina  ri  main  gel  ama  Bagaichina  die  Leute  von  Puktas 
tanzen  bei  denen  von  Bangga.    Gel  ama  niracha  bei  Tag. 

Gelemna  na.  Ka  tmatna  gelemna  na  Jiivun  er  arbeitet  in  der  Nahe 
des  Riwunbaehes.  Sa  u  tden  gelemna  na  Nävi  wir  sind  bei  Nawiu  ange- 
kommen. 

Gir,  girna  na.  Gu  mam  kuricha  girQoa  mein  Vater  wuhnt  bei  mir. 
A  vaska  vurvur  maeha  chir  ama  vesemka  der  Brotfruchtbaum  wachst  neben 
dem  Arekabaum.  Kur  a  lat  girna  na  avetki  die  Pflanzung  ist  neben  dem 
Hause.  A  clutata  sa  ra  vin  girna  naut  die  Männer  sind  zu  uns  gekommen. 
A  charnulkuska  vurvur  macha  mena  dul  girrta  na  eichi  die  Kamulkuska  (Orchi- 
deenart) wächst  in  der  Nähe  des  Wassers  an  Felsen. 

Sa.  Ta  lachen  sa  Lömoam  sie  sprechen  über  Lömoam.  A  verka 
vragoa  su  goa  lat  ich  freue  mich  über  meine  Pilanzung.  Ka  tit  sa  tavet  er 
trägt  Tawet  (Mise,  japon.)  bei  sich,  ergeht  mit  Tawet  fort,  er  entfernt  sich 
mit  Tawet. 

Sair.  Geni  tavlag*  sair  gu  nan  geht  zu  meiner  Mutter  zurück.  A 
Igieska  chu  rut  na  nanki  sairut  der  Häuptling  führt  die  Frau  zu  uns.  «So 
la  ra  mit  sair  ama  Batja  sie  sind  heute  zu  den  Banggaleuten  gegangen. 
Lara  ra  hav  a  vlemka  sair  a  tik  jetzt  fangen  sie  ein  Schwein  zum  Feste. 

Sak,  sasak.  A  bieska  sak  goa  reg  ich  habe  eine  Wunde  am  Rücken. 
Ka  rar  demut  sasak  Loan  er  führt  uns  nach  Loan.  Kur  a  huleichi  sak  gi 
a  reg  der  Spaten  liegt  hinter  dir.  Jen  mit  sak  Nävi  die  beiden  gehen  fort 
nach  Nawiu  (s.  auch  sa  vet). 

Sar  sarem.  Gie  mir  sare'nujoa  gehe  vor  mir!  Gu  surup  sar  Lömoam 
ich  trinke  vor  Lömoam.    Ti  nin  sdrvmgH  sie  kochen  vor  dir. 

Pr,  Savr.  sep,  pet.  A  mlaoxki  vra  eichi  der  Kahn  ist  im  Wasser. 
Gie  n,  ic  un  tit  sa  vra  lat  komm,  laß  uns  beide  in  die  Pflanzung  gehen! 
A  .sacireichi  chic  teig  m  vraut  die  Leute  singen  auf  uns.  Gie  tu  gi  a  gatetchi 
vra  leichi  stelle  dein  Körbchen  an  die  Tür.  V  tkut  sa  vra  muga  a  a  ribit 
wir  graben  um  den  Stamm  des  Raumes.  Michael  ka  noa  nama  vu  ama 
Agclttra  sa  vra  Iteig  Michael  stürzte  die  bösen  Engel  in  das  Feuer.  A  areska 
sa  vra  ur  a  §u§  Salz  zu  unserem  Gemüse.  A  ut  mamiem  aries  preiem  pra 
Paradis  unsere  Stammelten  freuten  sich  im  Paradies.  Deo  sa  cha  rekmet 
nama  husupka  da  nama  rvetki  vra  garichit  na  arm  dat  demki  Gott  schuf  den 


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Raschkb:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


75 


Himmel  und  die  Erde  in  sechs  Tagen.  A  clioata  ra  tes  na  m  vra  nanki  die 
Männer  stritten  untereinander  wegen  einer  Frau. 

Pra  —  rut  (uf).  Kurvt  pra  husupka  ut  wir  sind  unter  dem  Himmel. 
Pra  leichi  rut  unter  der  Tür.  Pra  evetki  rut  unter  der  Erde.  Pra  eirhi  rut 
unter  dem  Wasser. 

Pik.  A  hiska  pik  goa  chmem  eine  Kette  an  meinem  Hals.  A  biet 
picht  a  nankina  a  r  sacha§  die  Frauen  haben  Wunden  im  Gesicht. 

ta,  tem.  A  savireichi  chie  tesna  ta  nanki  die  Leute  streiten  wegen 
einer  Frau.  Gti  churai  gi  ra  hitiki  ich  beschenke  dich  mit  einem  Messer. 
Uri  tuma  remta  wir  lachen  über  sie. 

Tiki  tichem.  Kurimai  Qie  tres  tichetngoa  verstecke  dich  nicht  vor 
mir.  A  ruimini  ini  /jeri  tres  tich  ama  daga  das  Kind  versteckt  sich  vor  dem 
Hunde. 

Tuar  —  Tuar.  Torotea  churicha  ruar  na  Genanki,  di  ki  goa  churigoa 
ruar  Torotea  wohnt  jenseits  Genanki  und  ich  diesseits. 

Sa  .  .  .  oves.  Deo  cha  tes  ut  sa  vra  ur  a  ruacha  a  oves  Golt  straft 
uns  wegen  unseres  Bruders.  A  igelta  ra  t?s  na  sa  vra  adav  a  rr  res  die 
Knaben  streiten  um  das  Essen  (Taros). 

Da  .  .  .  is.  Da  chövl  a  r  is  am  Saum  des  Busches.  Da  ratem  a  r  is 
auf  dem  Boden  des  Grasfeldes.  Da  a'chi  a  r  is  am  Boden  des  Wassers. 
Da  lar  a  r  is  am  Rand  der  Pilanzung.  Ka  mit  da  hurki  a  r  is  er  ging  an 
den  Zaun. 

Anmerkungen  zu  den  Präpositionen.  1.  Manche  Verba,  die  im 
Deutschen  mittels  einer  Präposition  konstruiert  werden ,  entbehren  einer 
solchen  im  Bainiugischen ,  z.  B.  tes  Krieg  fuhren.  A  Iba  ra  tes  ama  vhächat 
die  Küstenbewohner  kämpfen  mit  den  Bainingern.  Pig  klettern,  r.s  sich 
umwickeln,  mrir  herabsteigen. 

2.  Manche  der  Präpositionen  sind  zusammengesetzt  aus  einer  Prä- 
position und  einem  Umstandswort  oder  Hauptwort,  z.h.gelemna  na,  girna 
na  usw. 

9.  Das  Umstandswort 

1.  Adverbien  der  Zeit. 


lära,  ka  Iura  jetzt  eben,  jetzt,  soeben 

im  Augenblick 
nach  as  ka  lära  jetzt  eben,  soeben 
la,  läip,  läi  heute,  seit  einiger  Zeit 
nach  ai*a  la  vor  — ,  seit  einiger  Zeit 
ka  luaiet,  ka  lära  jetzt  im  Augen- 
blick 

at  läip  heute  noch,  jetzt,  bald  — 

nach  einiger  Zeit 
nutr,  madu  früher,  ehemals,  seit  einiger 

Zeit,  vor  langer  Zeit 


mä  sa  mur  vor  sehr  langer  Zeit 

biga  morgen  (Gdvit:  balda) 

oarik  bal  in  der  Frühe 

biga  da  oarik,  läiv  oarik,  läip  da  oarik 

morgen  in  der  Frühe 
la  oarik  heute  in  der  Frühe,  heute 

Morgen 

oarich  oarik,  balbal  sehr  frühe  (jeden 
Morgen) 

a  ger  ama  aren,  na  ka  ger  ama  aren 
einige  Tage 


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70 


Raschkr:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


areip  eines  Tages 

areipma,  maiei  eines  Tages  (in  der 
Zukunft) 

pri  a  aich  ama  arenki  eines  Tages  (in 

der  Vergangenheit) 
mänt  gestern 
mani  ravano  vorgestern 
tavano  übermorgen 
a  aber  na  aren ,  mika  na  aren  oft 

pra  aren) 
mas  immer,  fur  immer,  sehr 


nauir  zuerst 

sies,  siebtes,  mäka  wieder,  abermals, 
nochmals 

nasat,  navasasat,  tavano  nachher,  hier- 
auf, dann 
pa  aren  im  Dunkeln,  nachts 
da  arenk  a  ris,  da  ama  aren  a  r  is, 
pra  arenki  nachts 
!i  da  a  c/u/reretki  beim  Mondschein 
sa  unun  ahends 

|  da  niracha ,  gel  a  niracha  bei  Tag. 


2.  Adverbien  des  Ortes. 


<*,  ära,  ti  (sa  ri,  sasa  ri)  hier 

iei  vielleicht  hier 

na  ri,  ka  na  ri  von  hier 

koai  koari?  koaridi!  wo?  wohin? 

na  choa  ri?  von  wo?  von  woher? 

puk,  pit  (ivit)  oben,  droben 

pusup  oben,  droben 

nai  vvk,  na  vusup  von  oben 

nai  vit  von  oben 

ina  vtik  von  oben  herab 

mana  evet  auf  der  Krde,  am  Boden 

mas  durch,  hindurch 

amuk  dort,  drüben 

la  amuk  dort  drüben 

lucha  ama  cha  muk  dieser  dort 

Iura  ama  cha  muk  die  Personen  dort 

libera  ama  cha  muk  die  Dinge  dort 

da  rik  draußen 


Ida  a  r  a  ren  drinnen 
I  imak  drunten 
nai  mak  von  unten 
imani  drunten  (auch  ama  mani) 
na  imani  von  unten 
temani  unten  (am  Boden) 
wuk  oben  (in  der  Nähe) 
dvano,  avdvano  droben  (weit  weg) 
bu  churi  bloß,  unbeschäftigt 
pa  unes  im  Schatten 
pa  chool  im  Busch 
pa  inim  im  jungen  Busch 
gelemna  in  der  Nähe 
gis  weit,  fern 

da  etferkig  am  Strand  (dagerkig,  de- 
gerkig) 

sa  da  egerkig  an  den  Strand 
taguir  anderwärts,  hinaus,  nebenan 


3.  Adverbien  der  Art  und  Weise. 


perhet  genug,  fertig,  sa  goa  verset  ich 

bin  fertig 
sa  chap  genug,  fertig,  sa  chapg~r>a 
a  mrer,  ma  mrer,  a  mres  gut,  schön 
tna  oik  schlecht,  ka  feig  ma  vik  er 

singt  schlecht 
a  vucha,  a  vwa,  a  vuget  er  ist  schlecht, 

sie  sind  schlecht 
tachorära,  tachord  so,  auf  diese  Weise 
tachoar  wie,  tachoar  madü,  madu  ra- 

choar  wie  früher 
savaremna  gleich  sein 


meni  abschüssig,  steil,  vorüber,  vorbei 
(gehen) 

iaf  ivat  evivaf  warum?  weswegen? 
neik  allein,  bloß,  nur 
naka  doch,  bloß,  nur 
sanat  wie? 

ka  nana?  wie  ist  es?  wie  verhält  es 

sich  damit? 
ma  Qerksus  allein 

menana    übereinander,  aufeinander, 

nebeneinander 
na  demna  (demna)  nebeneinander 


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Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprachc.  77 

im  Zickzack  (=  a  ig 


ichat  herum 
pa  beinahe ,  fast 
tief 

duchup  vergeblich,  umsonst  (s.  oben 

nicht  können) 
a  chasna  1  wieviel? 
sa  vra  igacha?  weswegen? 
a  l§ik,    wirklich,   wahrlich,  in  der 

Tat,  wahr 
asmiru,  endlich 
malet,  maden  sehr,  stark,  fest 
martk  wenig,  etwas,  nicht  lange 
ma  aber  viel 
merdchas  allein 
temna  zusammen 

Anmerkung  zu  ikag  und  tak 


metki) 

ma  reter  gerade,  aufrecht 
küre,  kuküre  warte,  halt,  genug 
as  kuküre  warte  noch ! 
kdoet  ist  es  wirklich  so? 
meni  quer 

pa  tresis  im  Versteck 

ika§,  ia§  schnell,  rasch  (nur  in  Ver- 
bindung mit  dem  persönlichen  Fur- 
wort) 

hatmit  schnell,  sofort  (in  Verbindung 

mit  ika§  gebraucht) 
tak  langsam  (nur  in  Verbindung  mit  dem 

persönlichen  Fürwort  gebraucht.) 

Die  beiden  Adverbien  schnell  und 


langsam  werden  auf  folgende  Weise  in  der  Bainingersprache  wieder- 
gegeben, z.  B.:  ka  tes  ki  kag  oder  ki  kag  sa  smes  er  ißt  schnell,  ka  teig  ki 
kag  oder  ki  kag"  sa  teig  er  singt  schnell,  gu  main  g\t  ikag"  oder  Qu  ika{j  sa 
main  ich  tanze  schnell,  gie  fach  a  sines  oder  (jie  tak  ma  smes  du  ißt  langsam, 
gv  fach  a  tmatna  ich  arbeite  langsam,  kie  tach  a  mam  sie  tanzt  langsam, 
gie  tach  a  tmit  (nicht  gie  tach  a  tit)  gehe  langsam,  uri  tach  a  mrachen  wir 
reden  langsam. 

4.  Adverbien  der  Verneinung. 

koasir  nicht,  nein  (Taunit:  koasik) 

kuku  nein,  durchaus  nicht,  nichts  (Gai-it:  kukan) 

askoasir,  as  kuku  noch  nicht,  doch  nicht. 

5.  Adverbien  der  Bejahung. 

ce,  echerer,  ä  (indem  man  zu  gleicher  Zeit  den  Kopf  schüttelt)  ja 
ka  ehoia  ja  gewiß ,  es  ist  so 
saka  wohlan! 
luchaiet  das  ist  es. 

6.  Adverbien  der  Möglichkeit. 
art,  ani,  oan  vielleicht 
ari  rik,  rieh  ari  vielleicht,  wahrscheinlich 
koa?  etwa?  (=  aekod[i\)  (koar) 
ei  ob. 

Beispiele  zu  den  Adverbien.  Nach  as  ka  lära  cha  tit  na  ri  so- 
eben ist  er  von  hier  weggegangen.  Den  tnur  ka  rekinet  nama  husupka  vor 
Zeiten  schuf  Gott  den  Himmel.  Biga  da  oarik  da  uri  gigretn  morgen  in  der 
Frühe  gehen  wir  spazieren.  Im  oarik  di  gie  oami  gm  heute  Morgen  hast 
du  mich  geschlagen.  Oarich  oarik  da  getti  sunas  jeden  Morgen  habt  ihr 
Unterricht.     Koai  §ie  nari,  ra  fachen?   hörst  du  sie  sprechen?     A  lapki 


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78 


Raspheb:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


arttk  Hiera  muga  i  chie  tes  a  gam  der  Kakadu  da  oben  auf  dem  Baume 
frißt  Fruchte.  Pa  da  un  igip  nama  aremki  wir  beide  waren  fast  an  der 
Krankheit  gestorben.  Kasna  da  verser  i  </ie  knak?  wann  hörst  du  auf  zu 
weinen?  A  igelta  ama  merta  choasir  H  käk  td  rc  mam  gute  Kinder  belugen 
ihren  Vater  nicht,  die  tmatna  rachoar  mani  arbeite  wie  gestern!  Koasir 
Qie  nari,  i  gi  a  uemka  clta  tit  sa  gelemgoa]  evival  warum  willst  du  nicht, 
daß  dein  Sohn  zu  mir  kommt?  Gen  mrachen  ia?  warum  sprecht  ihr? 
Kurigi  va  unes,  i  htrimai  Qie  tarnar  bleib  im  Schatten  sitzen,  damit  du  nicht 
krank  wirst,  den  drachm  sa  igacha?  worüber  sprecht  ihr?  A  tos  lern  an  i  ra  eret 
die  Geister  sind  unter  der  Erde.  A  rdlitka  imak  pra  evet  der  Wurm  unten 
am  Boden.  Gi  a  ruacha  choarif  wo  ist  dein  Bruder?  Ka  lit  ma  mrer 
er  schreibt  schön.  Jen  tit  sa  vra  darnki  ioit  die  beiden  gingen  den  Berg 
hinauf.  A  a  mis  ti  nari,  i  ri  Ikal  a  re  mam ,  dap  ti  Ikal  ka  duchup  seine 
Kinder  wollten  ihn  trösten,  sie  vermochten  es  aber  nicht.  Ai  sies  gie  rachQ, 
di  gie  ral  goa  hinkt  wenn  du  zurückkehrst,  so  bring  mein  Messer  mit.  Ka 
mgim  nasat  er  wachte  nachher  auf.  A  nat  kuriQet  menana  die  Taros  liegen 
nebeneinander.  Gie  tu  a  mru  na  demna  stelle  die  Tarobündel  zusammen! 
Koar  ama  iQich  i  cha  suau?  ka  ama  iQik  ist  es  wahr,  daß  er  gestohlen 
hat?  es  ist  wahr.  A  eska  cha  tit  ma  irikpet  der  Weg  geht  im  Zickzack. 
A  igurikmetki  na  Rivun  der  Rivimbach  hat  viele  Krümmungen,  Hießt  im 
Zickzack.  Tika  a  ur  a  ruacha  efta  iQip  auch  unser  Bruder  ist  gestorben. 
Kurimai  sies  gie  raclag  sep  goa  chrigi  komme  nicht  wieder  in  mein  Gehöft! 
A'ure,  areip  Qie  iQip  mera  agetki  warte,  eines  Tages  wrirst  du  des  Hungers 
sterben.  Oarich  oarik  baiQbäiQ  sacha  nava  avetki  da  cha  sne-s  jeden  Morgen 
geht  er  aus  der  Hütte  und  jodelt.  Koa  goa  levupki  as  ama  iameskit  lebt 
meine  Schwester  noch?  Koasir,  mani  ravano  chie  iQip  nein,  vorgestern  ist 
sie  gestorben.  Ka  tära  {Jen  ikag  satmit  ha  gel  gu  mam  di  Qeni  ruchun  tacho- 
rära:  a  uerka  vraiQi  malei,  gi  a  uemka  as  ama  iameska  jetzt  geht  schnell 
zu  meinein  Vater  und  sprechet  so:  freu'  dich  sehr,  denn  dein  Sohn  lebt 
noch.  Gie  n  ina  vuk  di  churigi  sa  ri  gelemtU  komm  herab  und  wohne  hier 
bei  uns!  Asmiru  ra  rin,  i  ri  tmatna  endlich  kommen  sie  zur  Arbeit.  A 
igelta  ama  miQiesta  ri  t/u  ichat  mos  pa  Hl  a  r  a  avetki  die  faulen  Kinder 
schauen  in  der  Schule  stets  herum.  Gie  mir,  da  kurimai  churiQi  mena  eska 
geh  voraus  und  bleib  nicht  am  Wege.  A  ika  cha  revrep  sa  Qis  mera  harichis 
der  Vogel  fliegt  hoch  in  die  Lüfte. 


10.  Das  Verbindungswort 


ai  —  da  wenn  .  .  .  dann,  so 
bai  —  da  wenn  .  .  .  dann 
i  weil 

ha  daß,  damit 
i  art  daß  etwa 

i  kurima,  bu  choasir  daß  nicht,  damit 
nicht 

den  sowohl  —  als  auch 


Art,  tika  auch 

Qen,  da  Qen  und  (steht  zur  Verbindung 
von  Personen  und  Dingen  im  Sin- 
gular, Dual  und  Plural) 

kan  und  (steht  zur  Verbindung  von 
Personen  und  Dingen  in  der  Ein- 
zahl (1.  Gr.)) 

chien  und  (steht  zur  Verbindung  von 


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:  Grundregeln  der  Bainingsprache.  79 


Personen  und  Dingen  in  der  Ein- 
zahl (2.  Gr.) 
ten  (e  in  ten  klingt  oft  wie  a)  und, 
(steht  zur  Verbindung  von  Personen 
im  Plural  (L,  2.  und  3.  Gr.) 


Verben,  Pronomina  und  Substan- 
tiven (Sing,  und  Plur.) 

dot  uud 

dap  aber 

dap,  da,  däi  oder 


gen  und  ;  koarik — koarik  oder,  entweder —  oder 

da  und ,  steht  zur  Verbindung  von  ar  —  ar  oder,  entweder  —  oder 

Beispiele  zu  den  Verbindungs Wörtern.  Ai  tr  ama  chorevetki, 
domo  sareichi  wenn  der  Mond  wieder  aufkommt,  findet  der  Tanz  statt. 
A  nankina  ri  suchuv  a  lochupki,  i  ip  biga  da  tik  die  Frauen  kehren  das 
Gehöft,  weil  morgen  Fest  ist. 

A  choatka  dama  nanki  der  Mann  und  die  Frau.  A  choariem  dama 
nanim  die  beiden  Männer  und  die  beiden  Frauen.  A  choata  dama  nankina 
die  Männer  und  die  Weiber.  A  choatka  chan  ama  nanki  der  Mann  und 
die  Frau.  A  choariem  ien  ama  nanim  die  beiden  Manner  und  die  beiden 
Frauen.  A  choata  ren  ama  nankina  die  Männer  und  die  Frauen.  A  choatka 
da  chan  ama  nanki  der  Mann  und  die  Frau.  A  choariem  da  im  ama  nanim 
die  beiden  Männer  und  die  beiden  Frauen.  A  choata  da  ren  ama  nankina 
die  Manner  und  die  Frauen.  A  choata  da  §en  ama  nankina  die  Männer 
und  die  Frauen.    A  choata  gen  ama  nankina  die  Männer  und  die  Frauen. 

A  daga  chan  ama  chaiopki,  a  daga  dama  chaiopki,  a  daga  gen  ama 
chaiopki,  a  daga  da  §en  ama  chaiopki  der  Hund  und  das  Huhn. 

A  dagiem  ien  ama  chaiovim,  a  dagiem  dama  chaiovim,  a  dagiem  gm 
ama  chaiovim,  a  dagiem  da  gen  ama  chaiovim  die  beiden  Hunde  und  die 
beiden  Hühner. 

A  daQ  §en  ama  chaiop,  a  dag  dama  chaiop,  a  dag  da  gen  ama  chaiop 
die  Hunde  und  die  Hühner. 

A  richit  gen  a  richigl,  a  richit  dama  richigl,  a  richit  da  gen  a  richigl 
der  Arm  und  die  Hand. 

A  richisim  gen  a  richigrim,  a  richimm  gm  a  richigrim,  a  richisim  da 
gen  a  richigrim  die  beiden  Arme  und  die  beiden  Hände. 

A  richisig  gen  a  richigrig,  a  richisig  da  gen  a  richigrig  die  Arme  und 
Hände. 


11.  Das  Empfindungswort. 


aria  !  los ,  also  auf,  dran !  (bei  der  Arbeit) 
di,  aef  ja,  richtig,  wirklich,  was  nicht 
gar! 

hon  (indem  man  zu  gleicher  Zeit  mit 
der  Achsel  zuckt)  doch  nein ,  keines- 
wegs, nicht  im  geringsten 
oai,  u !  um  jemand  zu  rufen 
oe,  goa  ak,  goa  arei!  Ruf,  um  die 
Aufmerksamkeit  jemandes  zu  ge- 
winnen 


achaif  Ausruf  der  Verwunderung,  des 

Erstaunens 
haik,  hak!  Ausruf  der  Verwunderung 
ftdkaf  fertig!  Ausruf  nach  Beendigung 

der  Arbeit,  Aufruf  zur  Flucht 
kövi?  so?  wirklich? 
are!  ja,  natürlich! 

ui!  Ausruf  vor  einer  schweren  Arbeit 
dkin!  Ausruf  des  Staunens 


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Hascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 


Hl  Satzlehre. 
1.  Einfaches  Subjekt  und  Prädikat 

A.  Subjekt 

a)  Wenn  das  Subjekt  ein  persönliches  Fürwort  und  das  Prädikat  ein 
Zeitwort  ist,  so  steht  es  vor  oder  nach  dem  Prädikat,  je  nachdem  das 
Zeitwort  das  persönliche  Fürwort  vor  oder  nach  sich  verlangt,  z.  B.:  goa 
lu  ich  sehe,  §u  nari  ich  will,  uri  lual  wir  pfeifen,  maspraui  wir  ruhen  aus. 
a  chreika  vraut  wir  fasten. 

b)  Wenn  das  Subjekt  ein  hinweisendes  Fürwort  ist,  so  steht  es  vor 
dem  Prädikat,  z.  B.:  lucha  cha  svau  dieser  stiehlt,  Ligt  aiet  bug~  menigl 
dieses  da  ist  zerbrochen,  Lura  mani  ri  tmatna  da  läi  ra  ir,  i  ti  satjar  diese 
haben  gestern  gearbeitet  und  heute  gehen  sie  zum  Fischen. 

c)  Ist  das  Subjekt  ein  Substantiv,  so  wird  es  in  der  Regel  dem 
Prädikat  vorangesetzt,  z.  B. :  a  mabücha  sa  verset  nacha  der  Tanz  ist  be- 
endigt, a  vaska  cha  sep  der  Brotfruchtbaum  fallt,  a  ruitnirag  geri  tamar 
die  Kinder  sind  krank. 

Anmerkung.  1.  Die  Zeitwörter:  kur  sitzen,  bleiben,  sein,  wohnen, 
liegen  und  kudos  nicht  wollen,  sich  weigern,  welche  vor  ihrem  Subjekt 
stehen  können,  nehmen  in  diesem  Falle  überhaupt  kein  Pronomen  an,  z.  B.: 
Kur  a  Itei/j  pra  ririveichi  die  Zündhölzer  liegen  auf  dem  Tisch.  Kur  a 
luanka  mena  evet  das  Kleid  liegt  auf  dem  Boden. 

2.  Das  unbestimmte  Subjekt  man  wird  durch  die  3.  Pers.  plur.  aus- 
gedrückt (vgl.  oben  Passiv). 

B.  Prädikat. 

1st  das  Prädikat  a)  ein  Verbum,  so  richtet  es  sich  nach  seinem  Subjekt. 
Dabei  ist  im  einzelnen  zu  beachten: 

1.  zu  welcher  Gruppe  das  betreffende  Subjekt  gehört, 

2.  ob  es  in  der  Einzahl,  Zweizahl  oder  Mehrzahl  steht, 

3.  wenn  es  zur  1.  oder  2.  Gruppe  gehört  und  Personen  bezeichnet, 
so  ist  das  Pronomen  der  3.  Pel's,  plur.  ein  anderes  für  Personen  und  ein 
anderes  für  vernunftlose  Wesen, 

4.  endlich,  steht  das  Pronomen  nach,  so  nimmt  das  Zeitwort  bei  den 
Ableitungen  die  Endung  des  Substantivs  an,  z.  B.:  A  ansska  cha  tes  a 
achavet  der  Papagei  frißt  Bananen.  A  ones  ga  tes  a  chavet  die  Papageien 
fressen  Bananen.  A  makeichi  churichi  ret  ma  Vurar  das  Haus  steht  auf  dem 
Platz,  genannt  Purar.  Jiumet  ka  tit  na  nanki  sa  gel  a  Iba  Bumet  begegnete 
einer  Frau,  welche  zu  den  Küstenbewohnern  ging.  A  choatka  cha  rar  der 
Mann  badet.  A  choata  ri  tar  die  Manner  baden.  A  nanki  chie  tar  die  Frau 
badet.  A  nankiua  ri  tar  die  Frauen  Imden.  A  lapki  a  r  a  migl  atna  irichigl 
des  Kakadus  (sein)  Schnabel  ist  gebogen.   A  lac  a  r  a  migrig  a  ma  irichigrig 


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Rascher:  Grundregeln  der  Bainingspraehe.  81 

der  Kakadus  (ihre)  Schnäbel  sind  gebogen.  A  yarvdp  kurdp  mara  mugunki 
die  Schleudersteine  liegen  im  Körbchen.  Mdra  a  rista  dir  Leute  frieren. 
A  ruimiray  a  risiray  die  Kinder  frieren. 

1))  Ist  das  Prädikat  ein  .Substantiv,  so  muß  es  mit  dem  Subjekt  im 
Numerus  und,  wenn  es  einen  mannlichen  oder  weiblichen  Personen-  oder 
Tiernamen  bezeichnet,  auch  in  der  entsprechenden  Nachsilbe  des  Subjekts 
vielfach  übereinstimmen,  z.  B. :  A  chamki  i  ama  ioaka  oder  a  ioski  die 
Kauiki  (eine  mythische  Schlange)  ist  ein  Teufel.  Seele,  Geist.  A  lapki  i 
ama  iki  das  Kakaduweibchen  ist  ein  weiblicher  Vogel. 

c)  Ist  das  Prädikat  ein  Adjektiv,  so  lichtet  es  sich  in  allem  nach 
seinem  Subjekt,  ähnlich  wie  das  Verb  mit  nachfolgendem  |>ersönlichen 
Fürwort,  z.  U.:  A  virki  ama  ruichi  die  Keule  ist  schlecht.  A  chachracha 
ama  harucha  der  Baininger  ist  alt  (ein  Greis).  A  chachar  ama  fuirura  die 
Baininger  sind  alt.  A  chivini  ama  mrmi  die  kleine  I,anze  ist  schon.  A 
ckiviray  ama  mriray  die  kleinen  Lanzen  sind  schön.  A  lahar  ama  nanyet 
die  Haben  sind  Weibchen.  A  lahar  ama  choatyet  die  Raben  sind  Männchen. 
A  daya  ama  asuamka  der  Hund  ist  diebisch.  A  day  ama  asvamytt  die 
Hunde  sind  diebisch. 

d)  Ist  das  Kollektivum  — ■  a  sarireichi  die  Menge,  die  Leute,  viele  — 
Subjekt,  so  richtet  sich  das  Prädikat  zuweilen  im  Numerus  nicht  nach  der 
grammatischen  Form  des  Kollektivums,  sondern  nach  dem  Sinti  desselben, 
z.  B.  a  savireichi  chie  rlntr  oder  ri  rbttr  die  Leute  zürnen. 

- 

2.  Häufung  von  Subjekten  und  Prädikaten. 

a)  Bei  mehreren  Subjekten  steht  das  Zeitwort  in  der  Zweizahl  oder 
Mehrzahl ,  z.  B. :  A  atjerim  ieni  mes  nanir  a  im  a  ayerietn  die  beiden  Weiber 
rufen  nach  ihren  beiden  Männern.  Goa  arei  ri  rar  a  rim  meine  Leute 
pflanzen  Taros.  A  ik  §eri  tach  a  r  a  avet  die  Vögel  bauen  ihre  Nester. 
A  ur  a  lat  sa  ver.set  nayet  unsere  Pflanzung  ist  fertig  bestellt.  A  iyelta  ri 
hirtich  a  rim  di  ri  rat  Qet  die  Knaben  schneiden  die  Taros  ab  und  pflanzen 
die  Ableger. 

b)  Sind  die  Subjekte  Personen  und  Sachen  von  verschiedenen 
Endungen,  so  Helltet  sich  das  Prädikatsverb  oder  Adjektiv  gewöhnlich 
nach  dem  zunächststehenden  Subjekt,  z.  B. :  A  not  yen  avia  chavriray  ama 
tamesirag  die  Taros  und  Bananen  sind  frisch  (neu).  A  iyelta  reit  ama  <lag 
ama  asuamyet  die  Knaben  und  Hunde  sind  diebisch.  A  nanirag  gen  ama 
natikina  ama  chiripta  die  Mädchen  und  Frauen  sind  verschämt. 

c)  Bestehen  die  Subjekte  aus  Substantiven  und  Pronomina  oder  aus 
lauter  Pronomina,  so  richtet  sich  das  Prädikat  nach  dem  Pronomen  des 
dialogischen  Verkehrs,  d.  h.  die  erste  Person  geht  der  zweiten  und  dritten 
und  die  zweite  der  dritten  vor.  Was  die  Zahl  betrifft,  so  steht  das 
Prädikat  in  der  Zweizahl  oder  Mehrzahl,  je  nach  der  Zahl  der  Personen1, 

1  Ich  und  du  heißt  nicht  yoa  du  yi,  sondern  yun. 
Mitt  <L  Sfit.  L  Orient.  Sprachen.  1904.  1.  Abt  t; 


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82  Rascheb:  Grundregeln  der  Bainingsprache. 

bette  meidet  er.  Seine  größte  Sorgfalt  widmet  er  der  Kultur  der  Taros, 
während  er  hinsichtlich  seiner  Hütten  und  persönlichen  Reinlichkeit  eine 
auffallende  Gleichgültigkeit  zeigt.  Kr  kennt  kein  Geld,  noch  zeichnet  er 
sich  sonst  durch  besondere  Fähigkeiten  oder  irgendwelchen  Kunstsinn  aus. 
die  ihn  vor  seinem  Nachbarn  vorteilhaft  hervorstechen  ließen. 

Wie  in  seinen  Gepflogenheiten  und  seinem  Äußern,  so  unterscheidet 
der  Baininger  sich  auch  von  dem  Kiistenbewohner  durch  seine  Sprache. 
Nicht  nur  der  Wortschatz.,  sondern  auch  der  Aufbau  der  Sprache  ist  ein 
anderer.  Der  Prozentsatz  derjenigen  Wörter,  welche  mit  Bezeichnungen  der 
Küstensprache  wurzelverwandt  sind,  ist  ein  sehr  geringer;  meistens  sind  es 
Namen  von  Vögeln  und  Tieren,  ferner  die  Bezeichnungen  von  Vater  und 
Mutter,  die  mit  Sicherheit  als  verwandt  gehalten  werden  köunen.  Doch 
ist  hierin  zu  bemerken,  daß  ein  Einfluß  der  Küstensprache  sich  nur  da  nach- 
weisen läßt,  wo  der  Baininger  Grenznachbar  der  Uferlcute  ist,  oder  in  einem 
Hörigkeitsverhältnisse  zu  dem  Küstenbewohner  steht.  Je  mehr  man  ins  Innere 
dringt,  und  je  geringer  die  Beziehungen  der  zwei  Stämme  zueinander  werden, 
desto  seltener  stößt  man  auf  Spuren  einer  Verwandtschaft  in  der  Sprache. 

So  einfach  die  Kustensprache,  so  erschreckend  groß  tritt  uns  der 
Formenreichtum  des  Bainingischen  entgegen.  Dieser  zeigt  sich  besonders 
in  der  Fähigkeit,  die  verschiedenen  Stadien  eines  und  desselben  Dinges 
durch  ein  einfaches  Suffix  zum  Ausdruck  zu  bringen.  Auch  unsere  Ablei- 
tungen im  Deutschen  stellen  hinter  der  großen,  dem  Baiuingerdialekt  eigen- 
tümlichen Bildungsfähigkeit  zurück.  So  können  wir  z.  B.  im  Deutschen 
von  Mann  wohl  die  Diminutivform  Männlein  oder  Männchen  bilden,  das 
ist  aber  das  Weiteste,  was  wir  in  der  deutschen  Sprache  erreichen  können. 
Wollen  wir  noch  andere  Stadien  der  Entwicklung  oder  des  Baues  vom 
Manne  ausdrücken,  so  müssen  wir  uns  mit  Eigenschaftswörtern  behelfen 
und  sagen:  er  ist  ein  lang  gewachsener,  ein  untersetzter  Mann;  — nicht  so 
der  Baininger.  Seine  Sprache  gibt  ihm  die  Möglichkeit  an  die  Hand,  alle 
die  verschiedenen  Stadien  im  Werdegang  oder  im  Sichbefinden  eines  Dinges 
durch  ein  Suffix  auszudrücken,  das  der  Grundbenennung  des  Dinges  angehängt 
wird.  Er  benötigt  nicht  der  Beihilfe  von  Eigenschaftswörtern.  So  sagt  der  Bai- 
ninger: a  choatka  der  Mann,  a  chodrini  der  kleine  Mann,  das  Männlein,  a 
choarit  der  schlanke,  lang  gewachsene  Mann,  a  chodrem  der  untersetzte  Mann. 

Ein  weiteres  Merkmal  des  Bainingeridioms  besteht  darin,  daß  es 
eine  flektierende  Sprache  ist.  Damit  tritt  sie  aus  dem  Zusammenhang  mit 
der  melanesisch- polynesischen  Sprachgruppe  heraus,  um  eine  Sonderstellung 
für  sich  einzunehmen. 

Die  Baininger  bilden  die  verschiedenen  Numeri  nicht  wie  die  anderen, 
bis  jetzt  in  der  Südsee  bekannten  Volksstämme.  Bei  Bildung  der  Numeri 
bedienen  sie  sich  nicht  der  Beihilfe  von  gewissen  Wörtern,  sei  es  Für- 
wörtern oder  Zahlwörtern,  die  dem  Substantiv  vorausgehen  oder  folgen, 
während  das  Substantiv  selbst  stets  unverändert  bleibt.  In  der  Baininger- 
sprache  gibt  es  eine  Flexion.  Die  Wortendungen  werden  verändert,  um 
die  verschiedenen  Numeri  zum  Ausdrucke  zu  bringen.  Während  z.  B.  der 
OsLstamin  der  Gazelle  sagt:   a  darai  der  Baum  oder  ein  Baum,  a  ura  davai 


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Rascher:  Grundregeln  der  Bainingsprache.  83 

Anmerkung.  Ein  eigentliches  zurück  beziehendes  und  bestimmendes 
Fürwort  ist  nicht  vorhanden.  Deutsche  Relativsätze  gestalten  sich  wie  folgt: 
Gie  rekmet  na  Una,  i  mani  goa  ruchun  nai§i  tu  das,  was  ich  dir  gestern  ge- 
sagt habe.  Koaig  ka  tat  a  huiki,  ti  rktir  a  §er  mam  nasar  a  nat  oder  barach 
ama  nat  Koaing  trägt  den  Tabak,  man  hat  gegeben  ihn  seinem  Vater  für 
die  Taros.  A  chtjatka,  a  rekmeneim  i  ur  ay  nacha,  däi  sa  lära  cha  tgip  der 
Mann,  dem  wir  vor  zwei  Tagen  begegnet  sind,  ist  heute  gestorben.  A  rim, 
mäichi  chie  mu  get  pro  ririceichi  vra  ur  a  lochupki  da  achak  ka  suau  ränget 
da  arenka  r  is  die  Taroableger,  welche  meine  Mutter  auf  das  Gerüst  in  un- 
serem Hof  gelegt  hat,  hat  jemand  heute  Nacht  gestohlen.  Koasir  u  tkur 
Iura  da  artmta  naut  wir  beschenken  die  nicht,  die  uns  zürnen.  A  repki 
choaridi,  i  §ie  tav  a  resemka  naichif  Wo  ist  das  Beil,  mit  dem  du  den 
Arekabaum  gefällt  hast?  A  eska  a  i  mur  ut  mit  rwpka  sa  vra  Baga  das  ist 
der  Weg,  auf  dem  wir  früher  nach  Bangga  gegangen  sind.  A  achach  i  cha 
vlatj  iak,  da  cha  rekmet  nama  mitjtt  ein  jeder  (derjenige,  welcher)  einen  tötet, 
tut  Böses.  Luchära  choasir  ka  tmatna,  da  läi  choasir  ka  s  wer  nicht  arbei- 
tet, soll  heute  nicht  essen.  Lära  ri  tmatna,  dai  biga  da  ri  gigrem  diejenigen, 
welche  heute  arbeiten,  gehen  morgen  spazieren,  Gu  nara ,  i  ra  tit  samrik 
ich  gehe  mit  denen,  die  sich  an  die  Küste  begeben. 


4.  Ergänzung. 

a)  Die  Ergänzung  im  Akkusativ  steht  nach  dem  Prädikat,  z.B.  goa 
tin  gi  a  arenki  ich  nenne  deinen  Namen.  Ta  tis  un  ia?  Warum  nennen  sie 
uns  beide  beim  Namen?  A  a  ruacha  mänt  cha  tirekmet  a  gamanki  sein  Bru- 
der schoß  gestern  eine  Taube.  Ani  chie  tes  uin  vielleicht  straft  sie  euch 
beide.  Eva  chie  Imel  ama  gam  di  chie  mes  get  Eva  pflückte  Fruchte  und  aß 
sie.  Deo  cha  chal  ur,  iv  uri  kdk  Gott  verbietet  uns  zu  lügen.  A  chacilki 
rvemka  cha  su  ut  ama  teig~  oder  rama  teifi  oder  sa  teiij  der  Weiße  lehrt  uns 
Lieder.  Luich  ama  nanki  chie  sal  a  aber  na  ruis  diese  Frau  gebar  viele 
Kinder.  Lauer  koasir  ka  rbur  ut,  däi  chi  achu  ut  Lauer  zürnt  uns  nicht, 
aber  er  fürchtet  uns.  Gu  mam  ka  rer  a  nat,  da  gu  nan  kie  hirtich  atjet  mein 
Vater  zieht  die  Taros  aus  und  meine  Mutter  schneidet  sie  ab.  Gie  tak  gi 
a  richigl  nanir  ama  hinki  du  streckst  deine  Hand  nach  dem  Messer  aus.  A 
abriki  nama  chachat  ta  drem  ama  fbeigl ,  da  cltoasir  a  ga  Ibacha  cha  drem  a 
chachrigl  viele  Baininger  sprechen  die  Ufersprache,  aber  kein  l'fermann 
spricht  die  Bainingersprachc.  Dureik  ka  tal  a  nat  i  rdriem  da  rdriem  Dureik 
bringt  Taros,  zwei  und  zwei  (Bündel). 

b)  Viele  Zeitwörter,  welche  im  Deutschen  transitiv  sind,  werden  im 
Bainingischen  intransitiv  gebraucht  und  das  Objekt,  das  im  Deutschen  im 
Akkusativ  stehen  würde,  wird  in  der  Bainingersprache  mittels  einer  Prä- 
position mit  dem  Zeitwort  verbunden,  z.B.  Gie  nari  sa  vra  igacha?  Was 
hast  du  gehört?  Ka  rekmet  na  igigeti  Was  tut  er?  A  saviracha  cha  mlei 
nanir  un,  i  ku  oamig"  un  der  Feind  sucht  nach  uns  beiden,  damit  er  uns 
töte.   Sa  unun  ieni  nkavöp  nanir  a  igelka  saget  a  a  mata,  da  choasir  ta  drem 


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84  Ra8cbeb:  Grundregeln  der  Bain'mgsprache. 

sa  vracha  als  es  Abend  geworden  war.  fragten  die  beiden  nach  dem  Kinde 
bei  den  Verwandten,  aber  sie  wußten  nichts  von  ihm.  A  atem  §a  ves  nas 
ta  rucha  nepka  die  Nebel  verhüllen  das  Meer.  Goa  mit  namena  sulrichi,  madu 
pu  tmatna  naichi  ich  ging  vom  Spaten  (ich  vergaß),  mit  dem  ich  früher 
gearbeitet  habe.  Goa  chur  iak ,  du  Qoa  met  niak  ich  beschenke  den  einen 
und  schlage  den  anderen.  A  (ha  choasir  ta  drema  ut,  da  choasir  ta  drem  sa  , 
vra  ut  die  Küstenbewohner  kennen  uns  nicht  und  denken  nicht  an  uns. 


5.  Vom  Zeitwort. 

1.  Das  Präsens  wird  in  der  Bainingersprache  oft  da  gebraucht,  wo 
wir  im  Deutschen  das  Imperfekt  oder  Perfekt  haben,  so  bei  Erzählungen. 
Vergangenes  gibt  der  Baininger  in  der  Präsensform  wieder. 

2.  Das  Perfekt  in  der  Bainingersprache  kommt  nur  im  Sinne  und  in 
der  Bedeutung  des  eigentlichen  Perfekts  vor,  d.  h.  das  Perfekt  findet  sich 
nur  da,  wo  eine  Handlung  sich  soeben  vollzogen  hat  und  als  Ergebnis  in 
der  Gegenwart  noch  andauert. 

Ähnlich  wie  der  Lateiner  in  der  verneinenden  Imperativform  den  Kon- 
junktiv des  Perfekts  anwendet,  um  eine  Handlung  zu  verbieten,  die  jemand 
im  Begriffe  steht  zu  tun,  so  gebraucht  der  Baininger  mit  Vorliebe  die  Per- 
fektform anstatt  des  Imperativs  des  Präsens  in  der  befehlenden  und  vernei- 
nenden Form. 

3.  Das  Perfekt  weist,  wie  erwähnt,  eine  eigene  Partikel:  sa  auf. 
Diese  steht: 

a)  In  einfachen  Sätzen  vor  dem  Verb  und  vor  dem  Subjekt,  z.  B. 
sa  goa  il  ich  habe  geschrieben.  Sa  goa  reit]  ich  habe  gesungen.  Sa  u  tuma 
wir  haben  gelacht.  Sa  gen  pin  ihr  seid  angekommen.  .Sa  a  uemini  §a  Us 
oder  a  uemini  sa  ga  tes  das  Kind  hat  gegessen.  Sa  choasir  ka  vin  oder  koa- 
sir  sa  cha  tin  er  ist  nicht  angekommen. 

b)  In  erweiterten  Sätzen  kann  sie  vor  dem  Zeitwort,  Adverb  oder 
vor  der  Präposition  stehen.  Zuweilen  steht  die  Perfektpartikel  sowohl  vor 
dem  Verb  als  vor  dem  Adverb  oder  der  Präposition,  z.  B.  Sa  läi  perhet 
nama  nat  die  Taros  sind  heute  auf.  A  galipka  churicha  sa  gelemna  ni  gi  a 
makeichi  der  Nußbaum  hat  in  der  Nähe  deines  Hauses  gestanden.  A  choatka 
clux  igip  sa  vra  lat  der  Manu  ist  in  der  Ptlanzung  gestorben.  A  maraga  cha 
tit  sa  mra  muga  der  Nashornvogel  ist  auf  den  Baum  gellogen.  Sa  la  §oa 
lu  ra,  i  ru  oamig  mrra  machracha  ich  habe  sie  jetzt  gesehen,  sie  höhlen 
einen  Stein  zu  einer  Steinkeule  aus.  Sa  choa  sa  chao  ama  mag"?  Ist  genug 
Holz  dagewesen;'    Ka  mit  sn  choarii  Wohin  ist  er  gegangen? 

4.  Bezeichnet  ein  Adverb  schon  an  und  für  sich  die  Vergangenheit, 
so  steht  das  Verb  stets  im  Präsens,  /..  B.  mani  u  tes  na  gestern  haben  wir 
gekämpft.  Mur  koasir  Ii  tmatna  nama  hin,  i  choasir  a  get  sa  gelemta  früher 
arbeitete  man  nicht  mit  Messern,  weil  es  bei  den  Leuten  keine  gab,  weil 
die  Leute  keine  hatten. 


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Rascher:  Grundregeln  der  Öainingsprache. 


85 


6.  Adverbiale  Bestimmungen. 

Gewisse  Adverbien  können  bloß  vor  dem  Subjekt  (oder  Zeitwort) 
stehen,  andere  müssen  ihm  folgen. 

a)  Beispiele,  in  denen  das  Adverb  am  Anfang  steht:  Biga  du  fjoa  it 
goo  lu  morgen  werde  ich  sehen.  Sa  la  a  visut  heute  hat  es  uns  gefroren. 
Ari  §ie  tit  da  a  armriki  vielleicht  regnet  es ,  wenn  du  gehst.  Mur  a  cha- 
ctiaria  Iba  a  ra  a  rsavrara  nara  vor  Zeiten  waren  die  Baininger  die  Sklaven 
der  Uferleute.  Biga  da  sa  unun  da  C/iamain  ama  chreika  vracha  morgen 
Abend  wird  Kamain  fasten.  Koai  gie  nari  ra  fache»?  Hörst  du  sie  sprechen? 
At  koasir  a  agetki  emQoa  ich  hungere  noch  nicht.  Koasir  kuricha  na  achak 
es  ist  niemand  bei  ihm. 

b)  Beispiele,  in  denen  das  Adverb  nach  dem  Subjekt  steht:  Koasir 
§U  tmatna  ivaf  Warum  arbeitest  du  nicht?  A  urka  choarif  Wo  ist  das 
Wildschwein?  Oan  pin  na  choari?  Wo  kommt  ihr  beide  her?  Gie  tu  a 
mrucha  ari  stelle  das  Tarobündel  hierher!  Maspraut  i  da  maspragen  ti  wir 
ruhen  hier  und  ihr  ruht  dort.  A  savireichi  ivuk  pet  Puktas  dir  Leute  dro- 
ben in  Puktas.  A  Iba  imak  ti  tapmes  mera  mlaoski  die  Uferleute  drunten 
bauen  (hauen  aus)  einen  Kahn.  A  Nacharunepkina  remit  tuar  nama  Chrau 
die  Nacharunep  drüben,  wohnen  auf  der  anderen  Seile  des  Krau.  17  ruchun 
tachord  wir  sprechen  so.  Lömoam  ka  vin  bu  churi  oder  bu  churicha  Lömoam 
kommt  und  bleibt  unbeschäftigt.  A  savireichi  choasir  kie  nari  mos  gel  a  ur 
a  l§i  die  Leute  gehorchen  nicht  immer  unseren  Worten.  Pra  aber  na  aren 
§it  fachen  pemis  naut  taglich  murrst  du  über  uns.  Gie  it  Qie  ruchun,  i  ta 
bach  a  ak  ki  ag  satmit  geh  und  sage,  daß  sofort  jemand  von  ihnen  komme. 


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86 


Ein  japanischer  Fürstenspiegel. 

Von  Kaibara  Ekken. 


Übersetzt  von  T.  Tsuji. 


In  Japan  gab  es  vor  der  Restauration  von  1868  eine  zweimalige  Blütezeit 
der  Kultur  und  Wissenschaft,  welche  mit  der  chinesischen  bzw.  koreani- 
schen Hand  in  Hand  ging.  Wie  im  7.  Jahrhundert  n.  Chr.  die  Kultur  und 
Wissenschaft  der  Zui  (pp|)-  und  Tö  (||^)- Dynastie,  so  übte  seit  Anfang 

des  17.  Jahrhunderts  die  Sö  (^J^;)-  un(^  (tjH)- Dynastie  großen  Einfluß  auf 
Japan  aus.  Für  die  letztere  Zeit,  die  Ära  der  Tokügawaregierung  (1G03 
bis  1868),  ist  es  charakteristisch,  daß  durch  den  Einfluß  der  Zentralregieruog 
in  Yedo  sowie  gelehrter  Feudalfürsten  das  wissenschaftliche  Interesse  viel 
allgemeiner  wurde,  wahrend  es  sich  früher  in  der  Hauptsache  auf  die  Hof- 
und  Adelskreise  beschrankt  hatte.  Mehrere  Strömungen  machten  sich  unter 
den  Gelehrten  der  letzten  Periode  bemerkbar.  Die  einen,  meist  Gelehrte 
an  den  Regierungslehranstalten,  vertraten  die  Schule  des  chinesischen  Phi- 
losophen Shu-shi  ihnen  gegenüber  standen  die  Verehrer  der  Phi- 
losophie von  Ö  Yömei  (3l  Außerdem  gab  es  auch  Gelehrte,  welche 
danach  strebten,  den  Konfuzianismus  und  den  einheimischen  Kultus,  den 
Shintoismus,  zu  vereinigen,  während  andere  auf  Grund  der  Forschungen 
über  die  historische  Entwicklung  des  Landes  und  der  kaiserlichen  Familie 
das  nationale  Bewußtsein  zu  heben  suchten.  Daneben  blieben  auch  die 
Buddhisten  nicht  untätig ,  um  ihren  EinÜuß  auf  das  Volk  nicht  zu  verlieren. 

Die  bedeutendsten  dieser  zahlreichen  Gelehrten  unterrichteten  fast  alle, 
entweder  als  Lehrer  an  den  fürstlichen  Lehranstalten  oder  als  Privatgelehrte, 
oft  als  Leiter  ihrer  eigenen  Schulen ,  vorwiegend  die  Söhne  der  Samurai  im 
Chinesischen,  und  tatsächlich  verdankt  die  damalige  Jugend  der  gebildeten 
Kreise  diesen  Gelehrten  ihre  geistige  Bildung.  Der  Hauptzweck  dieser 
Gelehrten  scheint  allerdings  nur  gewesen  zu  sein,  ihre  philosophischen 
Grundsätze  zu  verbreiten,  nicht  aber  das  gewöhnliche  Volk  zu  erziehen. 
Sie  suchten  zwar  ihre  Lehre  bekannt  zu  machen  und  bekämpften  einander  nicht 
selten;  aber  sie  dachten  nicht  daran,  wie  die  japanische  Jugend  im  allge- 
meinen erzogen  werden  könne.  Für  sie  kam  nur  der  gelehrte  Unterricht 
in  Betracht.  Daher  weist  diese  Ära  trotz  des  geistigen  Aufschwunges  wenige 
Gelehrte  auf,  die  sieh  nicht  nur  die  Erziehung  der  Söhne  des  Samurai- 
standes, sondern  auch  der  männlichen  und  weiblichen  Jugend  des  Bürger- 


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Ekken:  Ein  japanischer  Fürstenspiegel. 


87 


Standes  zuin  Ziel  setzten.  Unter  den  wenigen  Gelehrten  dieser  Art  steht 
der  Verfasser  der  im  folgenden  übersetzten  Schrift,  Kaibara  Ekken  (1630 
bis  1714),  an  der  Spitze.  Von  seinem  Leben  und  Wirken,  von  seiner  um- 
fassenden Gelehrsamkeit  usw.  ist  bereits  in  der  Einleitung  zur  Übersetzung 
des  »Onna  Daigaku«  von  Prof.  Dr.  R.  Lange  (Bd.  I  der  Mitteilungen)  die 
Rede  gewesen,  worauf  ich  den  Leser  verweisen  möchte.  Neuerdings  hat 
sich  in  Japan  die  Aufmerksamkeit  auf  diesen  Gelehrten  als  eine  der  be- 
deutendsten Autoritäten  der  japanischen  Pädagogik  gelenkt.  Wer  sich  über 
seine  pädagogischen  Grundsatze  orientieren  will,  dem  sei  vor  allem  die 
wissenschaftliche  Abhandlung  von  Prof.  Y.  Miyake  (Tökyö):  »Ekken  no 
Kyöikuhö.  —  Pädagogik  von  Kaibara  Ekken  —  empfohlen,  in  der  der 
Autor  Ekkens  pädagogische  Grundsätze  mit  denen  eines  zeitgenossischen 
Philosophen  in  England,  John  Locke  (1632 — 1704),  vergleicht  und  eine 
große  Ähnlichkeit  zwischen  beiden  nachweist.  Merkwürdig  ist  es ,  daß  die 
beiden  Gelehrten  sich  trotz  der  großen  geographischen  Entfernung  in  ihren 
Grundsätzen  so  nahestehen. 

Die  folgende  Übersetzung  beruht  auf  dem  Texte  in  dem  Sammelwerk: 
-Ekken  jukkun-,  zehn  Lehren  von  Ekken  (Tökyö  1902,  X.  Auflage),  der 
Titel  ist  »Kuushi  kun-  Lehre  für  Herrscher. 

Zum  Inhalt  hat  dieses  Werk  die  allgemeinen  Lehren  und  Grundsätze, 
die  Fürsten  und  Beamte  beim  Regieren  und  in  der  Verwaltung  vor  Augen 
haben  sollen.  Als  Seitenstücke  in  Europa  verdienen  das  bekannte  -Buch 
vom  Fürsten«  von  Macchiavelli  und  -Der  Herr  und  Diener,  geschildert 
mit  patriotischer  Freiheit«  von  F.C.Moser  (Frankfurt  a.  M.  17ö8)  genannt 
zu  werden.  Besonders  das  zweitgenannte  Werk  dürfte  zur  Veigleichung 
mit  dem  vorliegenden  Werke  herangezogen  werden.  Ekken  hat  seine  Ge- 
danken über  das  Regieren  an  der  Hand  der  Sitten-  und  staatswissen- 
schaftlichen Lehren  von  Konfuzius  und  Metizius  ohne  besondere  systema- 
tische Ordnung  niedergeschrieben,  während  Moser  seine  praktischen  Er- 
fahrungen in  folgenden  sechs  Abschnitten  dargestellt  hat:  allgemeine  Maximen 
und  Anmerkungen;  von  der  Hof-  und  Privathaushaltung  eines  Regenten; 
von  der  Wahl  und  den  Eigenschaften  der  Diener;  von  den  Ministem ;  von 
den  Geschäften  und  deren  Behandlung  und  endlich  von  Besoldungen.  Die 
beiden  Werke  kommen  darin  zusammen,  daß  das  eine  wie  das  andere  aus 
der  tiefen  patriotischen  Gesinnung  der  Autoren  hervorgegangen  ist. 

Es  braucht  kaum  erwähnt  zu  werden ,  daß  die  im  Ekkenschen  Werke 
erwähnten  Fälle  und  Beispiele  sich  lediglich  auf  die  Tokugawazeit,  eine 
Zeit  des  Feudalwesens  beziehen.  Außerdem  ist  die  Darstellungsweise  apho- 
ristisch gehalten,  wie  es  in  den  meisten  Werken  jener  Zeit  üblich  war. 
Dadurch  ist  allerdings  das  Verständnis  des  Ganzen  und  die  Übersicht  über 
dasselbe  etwas  erschwert. 

Der  Stil  des  Originaltextes,  welcher  zwar  japanisch,  aber  bedeutend 
durch  chinesische  Ausdrucksweise  beeinflußt  ist,  gilt  als  Muster  derartiger 
Darstellung  und  ist  jedem,  der  sich  mit  den  philosophischen,  staatswissen- 
schaftlichen  sowie  volkswirtschaftlichen  Schriften  der  damaligen  Gelehrten 
beschäftigen  will,  zu  empfehlen. 


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88 


Ekksn  :  Ein  japanischer  Fürstenspiegcl. 


Die  Übersetzung  ist  möglichst  getreu.  Bei  den  Namen  der  zitierten 
Autoren  und  historischen  Personen,  den  Titeln  von  BQchern  sowie  schwer 
zu  übersetzenden  Ausdrücken  sind  die  chinesischen  Zeichen  zum  leichteren 
Verständnis  beigefugt.  Über  die  chinesischen  historischen  Personen  s.  das 
biographische  Lexikon  von  Giles  und  Notes  on  Chinese  literature  von  Wylie. 

Hier  sei  meinem  verehrten  Kollegen  Hrn.  Prof.  Dr.  R.  Lange  für  die 
große  Freundlichkeit,  mit  der  er  das  ganze  Manuskript  durchgelesen  und 
verbessert  hat,  mein  aufrichtigster  Dank  ausgesprochen. 

Vorwort  des  Textes. 

.Schon  vor  alters  fand  man  daran  Freude,  in  der  Zeit  tiefen  Friedens 
geboren  zu  sein.  Käme  man  in  Kriegszeiten  zur  Welt,  so  müßte  man 
das  ganze  Leben  in  Trübsal  verbringen.  Ist  das  nicht  ein  großes  Unglück? 
Im  Altertume  sind  die  Spuren  von  Friede  und  Unruhe  nicht  mehr  deutlich 
erkennbar.  Seit  dem  Mittelalter  aber  wechselten  Ruhe  und  Unruhe,  und 
zur  Zeit  der  Shögtine  aus  dem  Hause  Ashikaga  kam  während  der  Regierung 
der  dreizehn  Herrscher  der  Krieg  nie  zu  Ende,  so  daß  das  Volk  lange  in 
Not  und  Bedrängnis  war  und  nicht  wußte,  wohin  es  Hand  und  Fuß  legen 
sollte.  Später  folgten  zwar  einige  hervorragende  Herrscher,  aber  es  mangelte 
ihnen  an  Tugenden,  und  sie  lebten  nicht  lange.  Gegenwärtig  herrscht  infolge 
der  Gnade,  die  so  hoch  ist  wie  der  Tsukubaberg,  keine  Unzufriedenheit, 
so  tief  wie  der  Asukailuß.  Die  Wellen  der  Meere  an  den  vier  Seiten  unseres 
Vaterlandes  sind  still  und  die  sieben  Landstraßen  ruhig. 

In  einer  solchen  Zeit  des  tiefen  Friedens  geboren  zu  sein,  würde 
eine  Freude  für  die  Leute  des  Altertums  gewesen  sein.  Wie  groß  ist  das 
Glück  der  jetzigen  Bevölkerung!  Wie  kommt  es,  daß  die  Bevölkerung  in 
rühercn  Zeiten  unter  den  Unruhen  so  leiden  mußte,  während  die  jetzige 
dagegen  den  Frieden  genießen  kann?  Solche  große  Gnade  zu  vergelten, 
dürfte  unerreichbar  sein,  wie  der  unendliche  Himmel. 

Es  ist  nicht  nötig  zu  erwähnen,  daß  man  beim  Regieren  des  Volkes 
die  Methoden  der  alten  Weisen  zur  Richtschnur  nehmen  soll;  aber  die 
Leute  der  Gegenwart  sind  meistens  nicht  mit  der  Geschichte  und  den 
Klassikern  vertraut.  Auch  haben  die  Beamten  der  Regierung  wenig  Zeit 
zum  Studium  und  sind  daher  mit  der  alten  Staatswissenschaft  unbekannt. 
Trotz  meines  geringen  Wissens  schreibe  ich  hier  im  vorliegenden  Büchlein 
nieder,  was  ich  bisher  gehört  habe,  um  einen  kleinen  Teil  der  alten  Me- 
thoden zu  empfehlen.  Für  Ungebildete  ist  es  in  japanischer  Schrift  ge- 
schrieben. Den  Tadel  der  Anmaßung  muß  ich  zwar  hinnehmen;  aber  das 
Buch  ist  nieht  für  hohe  unterrichtete  Personen  wie  Fürsten  und  Minister 
geschrieben,  sondern  es  hat  nur  den  Zweck,  niederen  Beamten,  die  ein 
Dorf  regieren,  und  Vögten,  denen  die  Regierung  eines  Kreises  anvertraut 
ist,  und  die  wider  ihren  Wunsch  keine  Gelegenheit  zum  Studium  der  Ge- 
schichte und  der  Klassiker  haben,  dies  zu  erleichtern.  Dies  ist  ein  geringes 
Zeichen  meiner  Erkenntlichkeit  für  die  große  Gnade,  daß  ich  mich  des 
Friedens  des  Landes  erfreuen  kann. 


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Eicken:  Ein  japanischer  Fflrstenspiegel. 


89 


L 

1.  Himmel  und  Erde  sind  Vater  und  Mutter  aller  Wesen.  Ihre 
Macht  ist  unendlich  groß.  Sie  allein  sind  es,  die  allen  Wesen  ununter- 
brochen Wachstum  verleihen.  Der  Mensch  wird  ganz  besonders  bei  der 
Gehurt  von  der  Lebenskraft  ( J£  ajö)  des  Himmels  und  der  Erde  beein- 
flußt; die  Eigenschaften  der  Humanität  (^Z)  und  Gerechtigkeit  (^^)  sind 
ihm  angeboren.  Daher  ist  er  das  vornehmste  aller  Wesen;  sowohl  die  Vor- 
nehmen als  auch  die  Niederen,  alle  sind  Geschöpfe  des  Himmels  und  der 
Eitle.  Vor  allem  aber  bevorzugt  der  Himmel  die  Fürsten,  setzt  sie  an  die 
Spitze  der  Länder  und  läßt  sie  die  Untertanen  regieren.  Er  erschafft  zwar 
die  Menschen,  ernährt  und  liebt  sie;  aber  er  ist,  da  er  der  Sprache  er- 
mangelt, selbst  nicht  imstande,  Befehle  zu  erteilen  und  die  Menschen  zu 
regieren.  Dafür  setzt  er  Fürsten  ein,  die  er  besoldet  und  denen  er  das  be- 
treffende Volk  anvertraut.  Jeder,  dem  die  Verwaltung  der  Teile  eines 
Landes  obliegt,  steht  unter  der  Leitung  seines  Uberherrn;  in  der  Tat  aber 
ist  er  nur  der  Verwalter,  den  Himmel  und  Erde  angestellt  haben.  Daher 
spricht  mau    vom   «Dienst   für  den  Himmel«  (^I^'j-     Der  Ausdruck 

•  Kunshi«  ( 3^  ~  Herr  und  Kind)  bezeichnet  einen  Herrscher,  der  ein 
Volk  wie  seine  Kinder  betrachtet,  und  kommt  daher,  daß  der  Regierende 
einerseits  das  Land  beherrscht,  andererseits  in  dem  Volk  seine  Kinder  hat. 
Der  Dienst  für  den  Himmel  bedeutet,  daß  man  an  Stelle  des  Himmels  das 
Volk  regiert.  Der  Beherrscher  des  Landes  und  die  der  Provinzen,  der  Mi- 
nister, die  Verwalter  der  Kreise  und  Dörfer,  sie  alle  sind,  wenngleich  sich 
ihre  Gebiete  der  Größe  nach  unterscheiden,  Herrscher;  sie  teilen  diesen 
HimmeLsdienst  miteinander.  Der  Himmel  verleiht  den  Fürsten  und  Ver- 
waltern eines  Kreises  nicht  für  ihren  eigenen  Gebrauch  Reichtum  und  Ehren, 
sondern  er  gewährt  ihnen  nur  die  Macht,  um  ihnen  die  Regierung  zu  er- 
leichtern. Es  ist  also  ihre  Pflicht  von  Amts  wegen,  den  Willen  des  Himmels 
zu  befolgen  und  das  Volk  als  ihre  Kinder  zu  betrachten. 

•  2.  Ein  alter  Schriftsteller  sagt:  »Der  Herrscher  ist  zum  Besten  der 
Bevölkerung  da.»  Überhaupt  ist  der  Herrscher  dazu  da,  um  das  Volk  zu 
regieren,  nicht  etwa  sich  ganz  allein  zu  ernäliren,  zu  bereichern  oder  zu 
verherrlichen.  Das  Haupt  der  Bevölkerung  soll  daher  nicht  an  sein  eigenes 
Vermögen,  sondern  zunächst  daran  denken,  daß  es  seine  Pllicht  ist,  die  Be- 
völkerung zufriedenzustellen ,  das  Land  gut  zu  regieren  und  stets  ein  humanes 
und  liebevolles  Herz  für  das  Beste  zu  halten.  1st  man  sich  dieser  Wahrheit 
bewußt,  so  wird  einem  sein  Beruf,  d.h.  die  Pflicht,  das  Volk  zufriedenzu- 
stellen und  das  Land  gut  zu  regieren,  zum  Vergnügen;  die  Vergnügungen, 
die  das  gewöhnliche  Volk  interessieren,  wie  unanständige  Lieder,  Fischfang, 
Jagd,  geschlechtlicher  Verkehr  u.  dgl.,  werden  dann  von  selbst  abnehmen.  Als 
der  Kaiser  Mei  (fj|J)  einst  dem  Prinzen  Töhei  (^^)  Von  der  Kan  (j?J|)- 


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Ekkcn:  Ein  japanischer  Füistenspiegel. 


Dynastie  in  der  Hauptstadt  Audienz  erteilte,  fragte  er  diesen:  »Was  bereitet 
dir  Vergnügen,  wenn  du  zu  Hause  bist?-  Die  Antwort  lautete:  -Mein 
größtes  Vergnügen  ist  Gutes  zu  tun.»  Hiernach  dürfte  es  kein  größeres 
Vergnügen  geben,  als  eine  gute  Regierung  zu  führen  und  das  Volk  zufrieden- 
zustellen. Wie  wäre  dies  auch  anders  möglich,  wenn  sich  diejenigen,  welche 
Länder,  Kreise  und  sogar  kleine  Dörfer  beherrschen,  die  alten  Lehren  an- 
eigneten und  die  alte  Methode  des  Regierens  zum  Vorbilde  nähmen,  obgleich 
ihre  Tugenden  denen  der  alten  Weisen  nicht  gleichkommen.  Dadurch 
werden  sie  zu  hohem  Ansehen  und  zur  Unsterblichkeit  gelangen ,  was  jeder- 
mann zur  höchsten  Ehre  gereicht.    Ist  das  nicht  die  wahre  Freude;' 

3.  Wir  alle  lieben  das  Leben  und  fürchten  uns  vor  dem  Tod.  Wir 
alle  vermeiden  gern  Anstrengungen  und  wünschen  uns  ein  behagliches  Leben. 
Mit  den  Eltern,  mit  Weib  und  Kindern  zusammen  zu  leben,  macht  uns 
Freude.  Wir  scheuen  Hunger  und  Kälte  und  lieben  warme  Kleidung  und 
Befriedigung  des  Hungers;  das  alles  ist  bei  dem  einen  ebenso  der  Fall,  wie 
bei  dein  andern.  Daher  soll  man  an  den  eigenen  Freuden  und  Schmerzen 
die  der  anderen  messen  und  auch  seinem  Nächsten  Freude  bereiten;  dies 
heißt  Mitleid  (^)-  Das  ist  die  Art  und  Weise,  wie  mau  Huiiinnitiit  übt. 
Freuen  sollte  man  sich  nur  dann,  wenn  man  anderen  Vergnügungen  bereitet 
hat;  man  sollte  sich  keine  Freude  gönnen,  indem  man  die  Schinerzen  anderer 
unbeachtet  läßt.  Wenn  einer  z.  B.  in  einer  Gesellschaft,  die  sich  beim 
Trinken  vergnügt,  in  einer  Ecke  steht  und  weint,  so  wird  dadurch  allen 
Anwesenden  die  Freude  verdorben.  Auch  Mencius  sagt  einmal:  »Die  alten 
Weisen  teilten  die  Freude  mit  dem  Volke;  es  war  dalier  eine  wahre  Freude.» 
Diejenigen,  welche  die  Menschen  leiten,  sollten  diese  Wahrheit  genau  be- 
herzigen. 

1.  Der  Weise  besitzt  klare  Einsicht,  er  weiß,  was  das  Volk  quält 
und  ihm  Sorge  macht,  und  sucht  dies  zu  vermeiden.  Er  weiß,  was  das 
Volk  erfreut  und  was  es  wünscht,  und  danach  trifft  er  seine  Maßregeln. 
Der  Törichte  dagegen  weiß,  weil  er  klarer  Einsicht  ermangelt,  nicht,  was 
dem  Volk  Kummer  und  Schmerzen  bereitet.  Er  folgt  nur  seinen  eigenen 
Neigungen  und  liebt  es  nicht,  dem  Volke  Wohltaten  zu  erweisen.  Daher 
besitzt  der  Weise  immer  Menschenliebe;  dem  Toren  fehlt  dieselbe.  Wie 
könnte  man  nicht  einer  humanen  Gesinnung  teilhaftig  werden,  wenn  man 
studiert,  um  die  Wahrheit  zu  erkennen. 

5.  Unter  den  Wissensehaften  ist  jene  die  nützlichste,  die  dazu  dient, 
sich  selbst  zu  veredeln  und  andere  zu  leiten;  das  ist  die  wahre  Wissenschaft. 
Wenn  man  die  Kenntnisse  chinesischer  Zeichen  oder  ein  auch  noch  so  aus- 
gedehntes Wissen  von  Gehörtem  und  Gesehenem  für  Wissenschaft  hält,  das 
dürfte  unnütz  sein.  Man  soll  sich  nur  mit  der  nötigen  Wissenschaft  be- 
schäftigen, nicht  aber  der  unnützen. 

b\  Shinzeizan  ( jf X.  [5^  )  ^at  gesagt:  »Wer  über  andere  herrscht, 
muß  das  Daigaku  (^*^)  studieren;  aber  auch  die  Untertanen  müssen  e,s 
lesen.-  In  demselben  sind  die  Methoden  zur  Ausbildung  der  Persönlichkeit 
und  zur  Leitung  des  Landes,  sowohl  für  Herrschende  wie  auch  für  Be- 


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Ekken:  Ein  japanischer  Fßrstciispiegel.  91 

herrschte  angegeben.  Man  lese  dieses  Buch  und  bringe  seine  Lehre  zur  An- 
wendung. Auch  in  den  neun  Grundsätzen  des  Chüyö  (l^lj^) 
ist  von  diesen  Methoden  die  Kede.  Diese  muß  man  beherzigen.  Wenn  man 
diese  beiden  Bücher  genau  liest  und  danach  handelt,  so  braucht  man  nach 
anderen  nicht  zu  suchen,  denn  die  wichtigsten  Punkte  sind  darin  angegeben. 

7.  Es  gibt  zwei  Hanptmethoden  der  Regierung,  die  Zivil-  (  »nd 

Militär-  Ri  •gierung.    Bei  der  ersten  gilt  die  Tugend  als  Hauptsache, 

bei  der  anderen  die  Gewalt.  Beide  zusammen  bilden  die  Regierungsinethoden. 
Wenn  man  keine  Tugend  hat,  wird  man  nicht  geliebt;  wenn  man  ohne 
Macht  ist,  wird  man  nicht  gefürchtet.  Wenn  es  einem  an  bürgerlichen 
wie  militärischen  Tugenden  fehlt  und  man  nicht  geliebt  oder  gefürchtet  wird, 
so  tritt  Haß.  Ungehorsam,  Verachtung  usw.  ein;  das  Land  bleibt  nicht  in  Ord- 
nung.   Die  Liebe  zu  den  Mensehen,  die  auf  der  Humanität  beruht,  ist  die 

bürgerliche  Tugend  (^^f]^)'»  die  militärische  Tugend  besteht 
darin,  daß  man  Gerechtigkeit  besitzt  und  dadurch  andere  auf  den  rechten 
Weg  bringt.  Zu  glauben,  daß  die  Kenntnisse  alter  Geschichten  und  der 
Dichtkunst  bürgerliche,  das  Erlernen  des  Reitens,  Schießens  und  Fechtens 
aber  militärische  Tugenden  seien,  ist  kleinlich  und  unwesentlich. 

8.  Die  Bildung  derjenigen,  die  über  die  anderen  gesetzt  sind,  be- 
steht nicht  im  Dichten,  in  der  Abfassung  von  Aufsätzen  und  im  mechani- 
schen Wissen  von  japanischen  und  chinesischen  Ereignissen  aus  alter  Zeit 
Ein  Fürst  soll  vielmehr  die  Lehren  der  alten  Weisen  annehmen  und  dadurch 
die  Methode  kennen  lernen,  durch  die  man  selber  ein  tugendhafter  Mensch 
wird  und  die  anderen  regiert.  Darin  besteht  das  Studium  der  Fürsten.  Das 
Daigaku  dürfte  den  Eingang  zur  Erlernung  dieser  Methoden  bilden;  dann 
sollte  er  das  Rongo  (fggg),  Mcishi  (gj^),  Shösho  (fSjfj£),  Dai- 
gaku engi  ("^^rfj?7^S)  studieren.  Dies  alles  bringt  zur  eigenen  Aus  il- 
dung  und  zur  Leitung  der  anderen  nicht  geringen  Nutzen.   Auch  das  Tsugan 

j|f£  [f|£ )  *  die  Annalen  der  alten  chinesischen  Dynastien,  das  eine  Kritik 

der  guten  und  schlechten  Taten  der  Alten  enthält,  trägt  näciist  den  Shisho  ( JJlj 

und  den  Rikugyö  (■^,  zur  Erlernung  der  Regierungskunst.  Sitten- 
lehren und  Moral  am  meisten  bei.  Man  denke  über  die  guten  und  schlechten 
Taten  der  Alten  nach  und  man  wird  verstehen  können,  wie  man  heute  zu 
handeln  hat  Die  Lehren  der  Weisen  sind  die  Gesetze  für  alle  Ewigkeit 
und  das  Tsugan  ist  der  Spiegel  für  alle  Generationen.  Die  Werke  der 
Weisen  gleichen  medizinischen  Büchern;  man  lernt  gleichsam  dadurch  die 
Ursachen  der  Krankheiten  und  ihre  Therapie  kennen.  Das  Tsugan  lehrt  die 
Diagnose  und  das  Rezeptieren  der  Alteu.  Es  ist  für  die  Gegenwart  von 
großer  Bedeutung,  daß  man  sich  der  Taten  der  Alten  erinnert,  um  die 
Kranken  der  Gegenwart  zu  heilen.  Zweckmäßig  und  notwendig  ist  es, 
daß  man  das  Tsugan  studiert  und  es  als  Spiegel  der  Gegenwart  benutzt. 
Wer  die  Regierung  ausübt,  der  muß  dies  beherzigen. 

9.  Es  gibt  eine  Methode,  die  dem  Willen  des  Himmels,  dem  des 
Volkes  und  zugleich  der  Gerechtigkeit  entspricht.    Es  ist  der  Gemeingeist. 


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Ekken:  Ein  japanischer  Fürstenspiegel. 


Dies  bedeutet  soviel  wie  Selbstlosigkeit.  Es  gibt  noch  eine  andere  Methode, 
die  dem  Willen  des  Himmels  und  des  Volkes  und  zugleich  der  Gerechtigkeit 
zuwider  ist.  Es  ist  die  Selbstsucht.  Selbstsucht  ist  identisch  mit  dem  Mangel 
an  Gemeingeist.  Gemeingeist  besteht  darin,  daß  man  sich  vergißt  und 
nicht  selbstsüchtig  handelt;  Selbstsucht  darin,  daß  man  andere  vergißt  und 
ausschließlich  an  den  eigenen  Vorteil  denkt.  Wenn  man  z.  Bv  im  Dienste 
eines  Herrn  sich  vergißt  und  ihm  Treue  bew&hrt,  so  ist  man  selbstlos;  wenn 
man  umgekehrt  nur  an  den  eigenen  Vorteil  denkt  und  den  Herrn  vergißt,  so 
ist  man  selbstsüchtig.  Große  Selbstsucht  erlaubt  sich  alle  möglichen  Un- 
gerechtigkeiten. Man  vermag  also  die  Qualität  der  Menschen  an  diesen 
zwei  Charaktereigenschaften,  Selbstsucht  und  Gemeingeist,  zu  erkennen.  Der 
selbstsüchtige  Herrscher  besitzt  keine  reine  Liebe  zudem  Volk;  dieses  schenkt 
ihm  daher  kein  Vertrauen  und  keinen  Gehorsam.  Der  selbstsüchtige  Vasali 
kennt  keine  Treue  gegen  den  Herrn  und  keine  Liebe  zu  dem  Volk.  Die 
Klugheit  und  Fähigkeit  solcher  Leute  darf  nicht  in  Betracht  kommen .  für 
alles  müssen  jene  Tugenden  maßgebend  sein. 

10.  Wer  sich  veredeln  will,  der  sehe  zu,  ob  Vernunft  die  Leiden- 
schaften überwindet;  das  letztere  gilt  aueh  von  der  Ernährung  des  Körpers. 
Man  kann  das  Schicksal  eines  Landes  danach  vorausbestimmen,  was  für 
Leute  sieh  geltend  machen,  tugendhafte  oder  untugendhafte. 

11.  Wenn  die  Hochgestellten  sich  vor  dem  Volke  habsüchtig  zeigen, 
so  werden  die  Vasallen  und  das  ganze  Volk  untugendhaft.  Wenn  die  Hohen 
den  Niederen  mit  Anstand  entgegenkommen,  so  weiden  die  Vasallen  und 
das  Volk  intelligent,  lin  allgemeinen  entstehen  die  Sitten  von  oben  her. 
Was  die  Hochgestellten  gern  haben,  lieben  auch  die  Niederen  und  so  wird 
es  zur  Sitte.  Fü  in  dem  Ausdruck  fü/.oku  (föjjL'f^  —  Sitten  und  Gebräuche) 
heißt,  daß  die  Hohen  die  Führung  übernehmen,  zoku,  daß  sich  die  Nie- 
deren danach  richten. 

12.  Der  Hauptmethoden,  mit  denen  die  alten  Weisen  regierten  und 
das  Volk  zufriedenstellten,  gibt  es  drei:  Es  sind  Verwaltung  (lE^)»  Er- 
ziehung (ttf)  und  Reehtspllege  (J{\\  Strafe).  Den  Samurai  gibt  man 
Renten,  damit  sie.  Redlichkeit  übend,  von  Habsucht  fernbleiben.  Den 
Hauern  erleichtert  man  die  öffentlichen  Dienste  und  ermäßigt  die  Abgaben, 
damit  sie  sich  dem  Ackerbau  hingeben  können.  Man  pflanzt  Maulbeerbäume 
und  Hanf  an,  damit  sie  seidene  und  baumwollene  Stoffe  weben.  Man  be- 
günstigt die  Handwerker  und  belohnt  ihre  nutzbringende  Arbeit,  verbietet 
aber  die  Anfertigung  von  unnützen  Luxusgegenständen.  Man  fördert  den 
Handel,  erleichtert  Steuern ,  hält  die  Marktpreise  gleichmäßig  und  man  ver- 
bietet, seltsame  oder  unnütze  Gegenstände  zu  verkaufen  und  ungerechten 
Verdienst  zu  suchen.  Außerdem  warnt  man  vor  der  Trägheit,  verbietet 
den  Luxus,  fördert  die  Sparsamkeit  und  so  sind  die  vier  Klassen  des 
Volkes  mit  ihrer  Lage  zufrieden,  gehen  lleißig  ihrem  Berufe  nach  und 
haben  Lebensrnittel  und  Kleider  zur  Genüge.  Dies  ist  die  Weise,  wie  man 
das  Volk  ernährt.  Die  Hochgestellten  zeigen  sich  tugendhaft,  damit  sie 
dein  Volke  zum  Vorbild  dienen.    Man  errichtet  Schulen,  stellt  Lehrer  an. 


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Ekkek:  Ein  japanischer  Förstenspiegel.  1)3 

lehrt  die  Samurai  und  das  Volk  die  Prinzipien  fur  die  Beziehungen  der 
Menschen  zueinander;  so  lernen  die  ersteren  den  Anstand  das 
ganze  Volk  wendet  sich  dem  Guten  zu  und  bleibt  den  Verbrechen  fern. 
Dies  ist  Erziehung.  Man  untersucht  und  bestraft  diejenigen,  die  trotz  alle- 
dem der  Regierung  nicht  gehorsam  sind,  durch  die  Erziehung  nicht  ge- 
bessert werden  und  den  Mitmenschen  schädlich  sind.  Das  ist,  was  man 
Strafe  nennt.  Diese  drei  Methoden  sind  die  wichtigsten  fur  die  Regierung 
eines  Landes.  Auch  in  spateren  Zeiten  sind  sie  nicht  unbeachtet  geblieben. 
Aber  in  der  Art  und  Weise  kommen  sie  den  alten  nicht  gleich.  Überdies, 
wenn  diejenigen,  die  sie  ausfuhren,  nicht  geeignet  dazu  sind,  so  kommen 
die  Methoden,  obwohl  sie  vorhanden  sind,  zu  keiner  richtigen  Anwendung 
und  das  Land  befindet  sich  in  Unordnung. 

13.  Bei  den  Funktionen  des  menschlichen  Körpers  ist  der  Geist  der 
Herr,  der  sich  beider  Hände  und  Beine  bedient.  Wenn  irgendeine  Stelle 
am  Korper  schmerzt  oder  juckt,  so  fahrt  die  Hand  dahin,  um  sie  zu 
streichen  und  zu  reiben.  Der  Grund  dafür  liegt  darin,  daß  unser  Geist 
den  Körper  sehr  liebt,  und  daß  er  mit  ihm  eins  ist  und  in  Verbindung  steht. 
Wenn  die  Herrscher  große  Menschenliebe  besitzen  und  das  Volk  aus  der 
Tiefe  des  Herzens  lieben,  so  können  sie  nicht  umhin,  Mitleid  zu  fühlen 
und  nach  Linderung  zu  suchen,  wenn  sie  den  Jammer  und  die  Schinerzen 
des  Volkes  erfahren. 

14.  Im  Mencius  steht:  -Wenn  man  auch  humane  Gesinnung  besitzt, 
sie  jedoch  während  der  Regierung  nicht  zur  Ausführung  bringt,  so  hat  das 
Volk  keinen  Segen  davon.  Wenn  die  Regierenden  noch  so  human  denken, 
die  Methoden  einer  guten  Regierung  aber  nicht  kennen ,  so  vollbringen  sie 
nur  augenblickliche  unbedeutende  Wohltaten.  Es  gelingt  ihnen  nicht,  sich 
beim  Volke  Ehrerbietung  zu  verschaffen.   In  alter  Zeit  gab  der  Fürst  von  Sei 

namens  Kankö  einem  allen  Mann  zu  essen,  als  er  seinen 

Hunger  sah.  Der  Alte  untersagte  es  ihm  mit  den  Worten:  »Wenn  der 
Fürst  allen  Hungrigen  im  Lande  zu  essen  geben  würde,  so  hätte  auch  ich 
keinen  Hunger.«  Der  Minister  eines  Landes,  der  gern  den  Armen  spendet, 
ließ  sich  beim  Ausgehen  von  seinem  Diener  begleiten ,  der  einen  Geldbeutel 
trug.  Es  versammelten  sich  jedesmal  viele  Bettler  auf  der  Straße,  die  an 
seinen  Spenden  Anteil  nehmen  wollten.  Ein  Mann  riet  ihm  ab  und  sagte: 
•  Wenn  man  weise  Leute  anstellt  und  für  die  Armen  sorgen  läßt,  so  tut 
das  Volk  seine  Pflicht  und  ist  vor  Hunger  und  Frost  geschützt.  Wozu 
pflegt  man  so  kleinliches  Wohltun?  Wenn  man  auch  ein  wohlwollendes 
Herz  hat,  aber  keine  humane  Regierung  führt,  so  trägt  es  nicht  zur  Ret- 
tung des  Volkes  bei  und  ist  dem  Frieden  eines  Landes  nicht  forderlich. 

15.  Mencius  sagt:  -Man  behandle  zunächst  die  Blutsverwandten  als  solche 
und  sei  dann  human  gegen  das  Volk  und  liebe  weiter  die  übrigen  Wesen.-  Die 
Methode  für  die  Herrscher  besteht  vorwiegend  in  der  Anwendung  der  Hu- 
manität, in  der  Liebe  gegen  die  Menschheit  und  im  Mitleid  mit  allen  Wesen. 
Es  ist  hierin  natürlich  ein  Unterschied:  »die  Verwandten  lieben«  heißt  gegen 
die  Eltern,  Geschwister  und  sonstige  Verwandten  pietätvoll  handeln.  »Das 


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94  Ekkkn:  Ein  japanischer  Fürstenspiegel. 

Volk  human  behandeln«  heißt  die  Lehnsleute  und  das  ganze  Volk  bemit- 
leiden und  jedem  seine  .Stelle  gewähren.  Wo  sich  nur  ein  einziger  nicht 
an  seiner  Stelle  befindet,  da  existiert  keine  Humanität.  Schließlich  -alle 
Wesen  lieben«  heißt  Vögel;  vierfüßige  Tiere,  Fische,  Gräser,  Bäume  usw. 
nicht  ohne  Grund  töten,  fällen,  u.  dgl.  Zwischen  allein  diesem  besteht  je  nach 
der  Verwandtschaft,  dem  Stand,  ferner  danach,  ob  das  betreffende  ein 
organisches  oder  ein  anorganisches  Wesen  ist,  und  schließlich  der  Quantität 
nach  ein  Unterschied.  Daher  spricht  der  Weise  von  den  oben  erwähnten 
drei  Klassen  der  Liebe.    Kurz,  Liebe  sowie  Mitleid  gehören  zur  Humanität. 

16.  Wenn  man  eine  humane  Regierung  fuhren  will,  übe  man  zunächst 
Sparsamkeit,  d.h.  man  hüte  sich  vor  jedem  Luxus.  Sparsamkeit  besteht 
darin,  daß  man  in  Kleidung,  Wohnung  und  in  allem,  was  zum  Haushalt 
gehört,  keine  Pracht  treibt  und  nichts  ohne  Überlegung  ausgibt.  Ein  Land 
mag  noch  so  groß  sein ,  Getreide  und  sonstige  Produkte  eines  Landes  haben 
doch  eine  bestimmte  Grenze.  Wenn  daher  die  Herrscher  unnütze  Ausgaben 
machen,  braucht  man  die  Vorräte  auf;  jedes  Jahr  tritt  ein  größerer  Mangel 
ein.  Dazu  kommt,  daß  die  Ernte  nicht  jedes  Jahr  gleichmäßig  ausfällt  und 
daß  man  somit  nieht  gleichmäßig  sparen  kann.  Eine  arme  Regierung  ist 
nicht  imstande,  ihr  Ansehen  aufrechtzuerhalten,  Maßregeln  gegen  Unfälle 
zu  treffen  und  den  Armen  zu  spenden.  Schließlich  beginnt  man,  die  Menge 
zu  bedrücken ,  Schulden  zu  inachen ,  das  Vertrauen  zu  verlieren ,  so  daß  das 
Land  in  Gefahr  kommt.  Wie  vermöchte  mau  so  eine  humane  Regierung  zu 
fuhren?  Seit  alters  her  hates  noch  keinen  weisen  Herrscher  gegeben ,  der 
nicht  sparsam  lebte.  Sparsamkeit  ist  fürwahr  eine  schöne  Tugend  des 
Herrschers. 

17.  Nach  dem  alten  System  ptlegte  man  nach  einer  Bestellung  von 
drei  Jahren  Nahrungsmittel  für  ein  Jahr  zu  erübrigen.  Ein  Bauer  z.  B., 
der  vier  C'hö  (Hektar)  Reisfelder  bebaute,  teilte  sein  Einkommen,  nachdem 
er  den  für  die  Abgaben  bestimmten  Anteil  zurückgelegt  hatte,  in  vier  Teile. 
Das  Getreide,  das  drei  Hektar  Reisfelder  gebracht  hatten,  brauchte  er  im 
Jahre  auf  und  das  von  dem  einen  Hektar  ließ  er  unberührt.  Wenn  man 
dies  jedes  Jahr  wiederholte,  so  hatte  man  i»ch  drei  Jahren  das  Getreide 
von  drei  Hektar  übrig.  Das  ist  es.  was  oben  gesagt  war,  daß  die  Bestellung 
von  drei  Jahren  die  Nahrungsmittel  für  ein  Jahr  lieferte.  Die  Herrscher  und 
Vasallen  teilten  ihr  Einkommen  in  vier  Teile.  Von  drei  Teilen  machte  man  in 
einem  Jahre  Gebrauch  und  ein  Viertel  sparte  man.  Nach  drei  Jahren  fand 
man  das  Einkommen  von  einem  Jahre  erübrigt;  nach  neun  Jahren  hatte  man 
die  Ersparnisse  für  drei  Jahre,  nach  dreißig  Jahren  die  für  zehn  Jahre.  Es  er- 
eignete sieh  zur  Zeit  des  Kaisers  Gyö  ( ,  daß  eine  Überschwemmung, 

die  neun  Jahre  dauerte,  das  Land  verheerte.    Unter  dem  König  Tö 

der  In  (j^)- Dynastie  herrschte  eine  Dürre  von  7  Jahren.  Daß  beim  Volke 
dennoch  keine  Hungersnot  ausbrach,  kam  daher,  daß  damals  Sparsamkeit 
herrschte  und  die  Herrschenden  und  Beherrschten  vor  Not  gesichert  waren. 
In  späteren  Zeiten  herrschten  luxuriöse  Sitten  und  infolge  der  jährlichen 
Zunahme  der  Ausgaben  litt  man,  selbst  wenn  eine  Durchschnitternte  war. 


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Ekken:  Ein  japanischer  Fürstenspicgel.  95 

Mangel.  Schon  bei  der  ersten  Mißernte  fiel  das  ganze  Volk  der  Not  an- 
heim.    Dem  lag  Mangel  an  Sparsamkeit  und  an  Ersparnissen  zugrunde. 

18.  Kein  Herr  kann  es  vor  seinem  Gewissen  verantworten,  wenn  ersieh 
nur  seiner  eigenen  Neigung  hingibt  und  sich  allein  Freude  bereitet,  während 
er  die  Menge  in  Not  und  Angst  versetzt.  Das  Gewissen,  das  jeder  Herrschende 
besitzt,  fordert  es,  daß  er  die  Mitmenschen  liebt.  Jeder  Herrschende  strebe 
danach ,  sein  gutes  Gewissen  und  den  Frieden  des  Geistes  zu  bewahren. 
Keinem  ist  es  angenehm,  allein  zu  genießen,  indem  er  anderen  Not  bereitet 
und  sie  auspreßt.  Im  Taumel  der  Selbstsucht  findet  man  schließlich  auch 
in  dem  Unangenehmen  Vergnügen.  Dies  beruht  darauf,  daß  der  eigentliche 
Trieb,  der  darin  besteht,  daß  er  Mitleid  mit  der  Menge  hat,  verloren  ge- 
gangen ist.  Man  denke  sich  einen  Fieberkranken,  ihm  schmecken  Reis, 
Miso  =  Brei  aus  Soyabohnen),  Fisch,  Gellügel,  das  er  sonst  zu 
essen  pile#t.  nicht  und  er  mag  sie  in  seinen  Fiebercjualen  nicht.  Er  ißt 
die  Speise  nicht,  die  ihm  sonst  gut  schmeckt;  aber  er  trinkt  vor  Durst 
viel  kaltes  Wasser  und  befindet  sich  dabei  wohl.  Jedes  Land  erzeugt  Ge- 
treide, Gold  und  Silber  von  selbst.  Wenn  die  Herrschenden  Sparsamkeit 
üben,  so  tritt  kein  Mangel  an  Vorräten  ein,  auch  wenn  man  die  Abgaben 
erleichtert  und  keine  Steuer  nimmt.  In  alter  Zeit  erließ  der  Kaiser  Bun 
i^yC)  ^cr  ^an* Dynastie  dem  armen  Volk  oft  für  ein  Jahr  oder  ein  halbes 
Jahr  die  Abgaben  und  erhob  keine  Steuer.  Infolge  der  Abnahme  des 
Staatseinkommens  und  dein  dadurch  eintretenden  Mangel  an  Mitteln  hätte 
er  in  Verlegenheit  kommen  müssen;  aber  während  seiner  23jährigen  Re- 
gierung befand  sich  das  Land  im  Wohlstand  und  Frieden.  Sogar  große 
Mengen  Reis  in  den  Speichern  des  Kaisers  verdarben,  und  die  Münzen- 
schnüre verfaulten  und  gingen  in  Stücke,  wie  in  der  Geschichte  Kanshi 

Jitl)  geschrieben  ist.  Der  Grund  hierfür  ist  darin  zu  suchen,  daß  man 
Sparsamkeit  ausübte  und  alle  Ausgaben  beschränkte.  Von  der  Tugend  der 
Sparsamkeit  dieses  Kaisers  berichtet  die  Geschichte:  »Der  Kaiser  hatte  stets 
Kleider  von  grünschwarzer  Seide  an.  Die  Schleppen  an  den  Gewändern 
seiner  Shinpuj in  (jP(j5^C>^)  berührten  die  Erde  nicht,  an  den  Vorhängen 
in  den  Schloßgemächern  fehlten  die  Stickereien.  Er  wollte  einen  Soller 
erbauen  und  ließ  einen  Architekten  die  Baukosten  schätzen.  Auf  seine  Vor- 
stellung, daß  man  eine  große  Summe  dazu  gebrauche,  sagte  der  Kaiser: 
•  Das  ist  eine  Summe,  die  einem  Vermögen  von  zehn  Familien  des  Mittel- 
standes entspricht-  und  verzichtete  auf  den  Plan.  Kein  Wunder,  daß  die 
Untertanen  unter  dem  Einfluß  des  Kaisers,  der  aus  Mitleid  mit  den  unteren 
Klassen  auch  in  einer  solchen  Kleinigkeit  sparsam  war  und  sich  auch  nicht 
den  kleinsten  Luxus  erlaubte,  Sparsamkeit  übten  und  ein  genügsames 
Leben  führten. 

19.  Tugendhafte  Menschen  erweisen  gern  Wohltaten ,  um  Armen  und 
Unglücklichen  zu  helfen;  dies  hat  aber  seinen  Grund  nicht  darin,  daß  sie 
ihr  Vermögen  nicht  schonen.  Sie  gehen  im  Gegenteil  mit  ihren  Mitteln 
sparsam  um ,  aber  sie  verwenden  es  nur  um  guter  Zwecke  willen.  Eben 
aus  diesem  Grunde  leben  Leute,  die.  gern  andere  unterstützen,  stets  spar- 


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96 


Ekken:  Ein  japanischer  Förstenspiegel. 


sam,  und  verschwenden  ihr  Geld  nicht  so  ohne  weiteres.  Törichten  Leuten 
erscheint  dies  als  Geiz.  Wer  ferner  immer  luxuriös  lebt  und  mit  seinem 
Gelde  rücksichtslos  umgeht,  der  spendet  anderen  und  unterstützt  andere 
nicht  gern,  und  /.war  aus  Geiz.  Die  Methode  des  tugendhaften  Menschen  im 
Gebrauch  seiner  Mittel  besteht  darin,  daß  er  für  die  eigene  Person  sparsam, 
in  der  Erteilung  von  Spenden  an  andere  aber  freigebig  ist.  Für  sich  zwar 
die  Ausgabe  von  kleinen  Summen  nicht  scheuen,  aber  in  der  Mildtätigkeit 
gegen  andere  knauserig  sein,  das  ist  die  Art,  wie  niedrigdenkende  Mensehen 
ihre  Mittel  verwenden. 

20.  Es  gibt  viele  Leute,  die  keine  handbreit  Land  besitzen,  an  Kleidung 
und  Speisen  Mangel  leiden,  und  doch  sind  sie  Kinder  des  Himmels  und  der 
Erde.  Ebenso  sind  die  Herrscher  der  Lander  und  Kreise  Kinder  der  Natur, 
aber  sie  besitzen  Vermögen  und  Renten ,  die  ungleich  größer  sind .  als  die  der 
einfachen  Leute.  Beide  sind  Kinder  der  Natur;  aber  die  Verschiedenheit 
der  Renten  und  des  Vermögens  ist  so  groß  wie  Himmel  und  Erde.  Die 
Regierenden  aber  leben  von  den  Schätzen  der  Länder  oder  Kreise  und  es 
genügt  ihnen  noch  nicht.  Es  dürfte  dem  Willen  der  Natur,  die  das  ganze 
Volk  ernährt  und  ihm  Wohltaten  verleiht,  nicht  entsprechen,  die  niederen 
Klassen,  denen  es  an  Kleidern  mangelt  und  die  nicht  vor  Hunger  und  Kälte 
geschützt  sind,  auszupressen.  Auch  die  Beherrscher  der  Länder  und  Kreise 
können  keinesfalls  mehr  essen,  als  die  niederen  Klassen.  Ihre  Gewänder 
können  auch  nicht  länger  zugeschnitten  sein,  als  die  der  anderen,  sie 
können  nur  ein  Haus  bewohnen.  Die  Herrscher  sollten  demnach  auch  nicht 
nach  einem  großen  Vermögen  streben.  Was  ihr  Gebiet  aufbringt,  sollte 
ihnen  genügen.  Wenn  aber  das  Einkommen  ihres  Gebietes  nicht  ausreicht, 
so  dürfte  dies  auf  dem  Luxus  des  Herrschers,  übermäßigen  Ausgaben  und 
Verschwendung  beruhen. 

2\.  Wenn  man  den  Gesamtertrag  der  fünf  Getreidearten .  den  ein 
Land  in  einem  Jahre  aufbringt,  mit  dem  der  Nahrungsmittel,  die  die  Be- 
völkerung eines  Landes  in  einem  Jahre  braucht,  vergleicht,  so  ergibt  sich, 
daß  die  Ernte  eines  Jahres  für  den  Nahrungsbedarf  eines  Jahres  nicht  aus- 
reicht. Aus  diesem  Grunde  müssen  die  Armen  Getreide  schlechterer  Sorte 
und  Gemüse  essen,  um  sich  vor  dem  Hunger  zu  schützen.  Die  Kaufleute, 
die  Sake  und  Kuchen  bereiten,  die  Lehnsleute,  die  luxuriös  leben,  sie  ge- 
brauchen mehr  als  das  Quantum  Getreide,  welches  für  die  bestimmten  Mahl- 
zeiten nötig  ist;  sie  berauben  gleichsam  die  Bevölkerung  ihres  Unterhalts. 

±1.  Wenn  arme  Leute  nach  dein  Besitz  der  Vornehmen  und  Reichen 
streben,  so  ist  das  zwar  natürlich,  aber  verächtlich ;  wer  einigermaßen  ver- 
nünftig ist,  der  schämt  sich  dessen.  Aber  um  vieles  mehr  verdienen  die- 
jenigen, die  Reichtum  und  Ansehen,  sowie  ein  Gebiet  besitzen,  und  nach 
dem  Besitz  Anner  streben,  unmenschlich  genannt  zu  werden;  ihre  Ge- 
sinnung ist  ganz  zu  verabscheuen.  Wenn  mau  auch  nicht  nach  dem  Be- 
sitztum der  anderen  strebt,  so  dürfte  das  Vermögen  wachsen,  und  man  dürfte 
an  nichts  Mangel  haben,  wenn  man  keine  Verschwendung  treibt,  seine  Be- 
gierden bezähmt  und  sich  nicht  in  Schulden  stürzt. 


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Ekkcn:  Ein  japanischer  Ffirstenspiegel.  97 

2.1.  Methoden,  die  man  im  gewöhnlichen  Lehen  fur  einen  Umweg 
hält  und  nicht  anwendet,  bewähren  sich  manchmal  schneller,  als  man  glaubt, 
und  bringen  großen  Nutzen.  Umgekehrt  bewähren  sich  manchmal  die,  an 
deren  schnellen  Erfolg  man  glaubt,  nicht  und  bringen  Schaden.  Wenn  man 
tugendhaft  und  sparsam  lebt,  was  man  geben  soll,  gibt  und  was  man  nicht 
nehmen  soll,  nicht  nimmt  und  schlicht  und  reeht  lebt,  so  wird  man  reich. 
Wenn  man  dagegen  nicht  sparsam  lebt,  was  man  geben  soll,  nicht  gibt, 
wo  man  ausgeben  soll,  nicht  ausgibt,  so  verstößt  man  gegen  die  Moral,  und 
das  Vermögen  reicht  nic  ht  aus.  Wenn  man  beim  Regieren  der  Lander  und 
Kreise  die  Stenern  und  die  öffentlichen  Dienstleistungen  erleichtert  und  das 
Volk  liebt,  so  wird  das  Vermögen  des  Gebietes  in  Fülle  da  sein;  das  Landes- 
einkouimen  leidet  keinen  Abbruch,  und  auch  Mißernte  tritt  selten  ein.  Wenn 
man  dies  für  einen  Umweg,  der  sieh  auf  die  Gegenwart  nicht  anwenden  läßt, 
hält  und  die  Gesetze  verschärft,  das  Volk  zu  strengen  Diensten  gebraucht 
und  hohe  Steuern  erhebt,  so  wird  das  Volk  arm,  seine  Kraft  wird  er- 
schöpft und  das  Vermögen  des  Landes  ist  gering.  Daraus  ergibt  sieh,  daß 
die  Methode,  die  einen  Umweg  bildet .  mehr  Früchte  trägt,  als  eine  strenge. 

24.  Daß  die  Untertanen  die  Aufforderung  zur  Genügsamkeit,  Be- 
scheidenheit und  Sparsamkeit  nicht  befolgen,  beruht  auf  dem  Mangel  des 
Vertrauens  zum  Herrscher.  Wenn  die  Herrscher  dem  Volke  mit  Sparsam- 
keit und  Anstand  vorangehen,  so  übt  das  Volk  in  Khrfurcht  von  selbst  Spar- 
samkeit aus  und  treibt  keinen  Luxus.  Man  lehrt  so  durch  die  eigene  Per- 
sönlichkeit. Die  Untertanen  pflegen  nicht  die  Befehle  der  Herrscher, 
sondern  die  Handlungen  derselben  zu  befolgen.  Die  grausamen  Könige,  wie 
Ketsti  (5fir)  und  Chü  haben  ihre  Untertanen  nicht  gerade  zu  schlech- 
ten Handlungen  aufgefordert.  Nur  dadurch,  daß  sie  Schlechtes  bevorzugten 
und  schlecht  handelten,  sammelten  sich  die  Bösen  an  ihrem  Hofe  an,  und 
die  guten  Leute  verließen  sie  mit  jedem  Tage  mehr.  Dies  heißt:  Man  be- 
folgt nicht  die  Befehle,  sondern  die  Handlungen. 

25.  Die  Worte  eines  Alten  besagen:  -Es  gibt  kein  größeres  Unglück 
für  ein  Land,  als  die  Unwissenheit  des  Herrschers  auf  dem  Throne.«  Wenn 
derselbe  unwissend  ist,  kann  er  von  richtigen  Grundsätzen  nichts  erfahren, 

liegt  bei  ihm  die  Gefahr  vor,  gemeine  Ratschläge  anzunehmen ,  und  die 
richtigen  finden  schwer  Gehör.  Ist  also  die  Bildung  nicht  die  Hauptsache 
fur  Herrschende  und  Beherrschte 

II. 

1.  Im  Ikun  (ßf-  =J||)  steht:  -Als  Herrscher  sei  einsichtig,  als  Vasall 
treu.-  Dies  will  sagen:  die.  Haupttugend  des  Herrschers  ist  Einsicht.  Wenn 
er  einsichtig  ist,  kennt  er  die  Menschen  gut,  bedient  sich  guter  Menschen 
und  hält  die  schlechten  von  sich  fern.  Dann  ist  das  Land  in  guter  Ord- 
nung. Bei  den  Untertanen  ist  die  Vasallentreue  die  Hauptsache.  Die  Va- 
sallentreue besteht  in  der  Hingebung  und  Aufrichtigkeit  gegen  den  Herrn. 
Der  treue  Untertan  ist  in  seinem  Amt  gewissenhaft,  fördert  gute  Menschen, 

Kitt  A  Sem.  f.  Orient  Sprachen.  1510t.  I.Abt  7 


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Ekken  :  Ein  japanischer  Fürstenspiegel. 


warnt  den  Herrn  vor  Fehlern  und  fuhrt  ihn  zum  guten;  er  weiß  nichts 
von  selbstsüchtigen  Interessen  und  kümmert  sich  nur  um  den  Herrn;  ein 
treuer  Untertan  dürfte  daher  der  beste  Schatz  eines  Landes  sein.  Der  un- 
treue Diener  warnt  den  Herrn  nicht  vor  schlechten  Taten,  auch  wenn  er 
sie  als  solche  erkennt;  er  macht  ihm  auch  keine  Vorschlage,  die  ihm  nützen 
könnten.  Er  sucht  nur  die  Gunst  des  Herrn  zu  gewinnen;  er  denkt  stets 
an  seine  Stellung  und  sein  Gehalt.  In  Wirklichkeit  ist  er  nicht  viel  anderes 
als  ein  Dieh  und  Räuber. 

2.  Auch  den  Weisen  Gyö  (^)  und  Shuu  (ißfc)  war  es  unmöglich, 
alles  in  eigener  Person  zu  leiten.  Sie  wählten  weise  Leute  aus,  ver- 
teilten unter  sie  die  Ämter  und  vertrauten  ihnen.  Diese  weisen  Leute 
machten  sich  nicht  auf  einmal  verdient;  nachdem  sie  sich  in  langjährigem 
Dienste  Routine  erworben  hatten,  brachten  sie  es  zu  Verdiensten.  Der 
Weise  warnt  davor,  daß  man  beim  Regieren  kleine  Vorteile  ins  Auge  faßt 
und  eine  Sache  übers  Knie  bricht. 

3.  Die  w  eisen  Herrscher  im  Altertum  suchten  weise  Leute  und  nahmen 
dieselben  bei  der  Regierung  zu  Gehilfen  an.  Daher  war  das  Land  in 
Ordnung  und  die  Verdienste  waren  groß.  Der  Herrscher  soll  zunächst 
sich  selbst  rechtschaffen  machen,  seine  Kenntnisse  erweitern,  die  Menschen 
kennen  lernen  und  zuerst  Minister,  dann  andere  Beamte  auswählen.  Mit 
den  Ministem  sind  die  Karo  (^fesjfe),  die  Minister  der  Fürsten,  gemeint, 
mit  den  Beamten  die  Angestellten  bei  der  Regierung  der  Fürsten.  Die 
Toritsugi  (J$£^C)  »»d  Mrtsukeyaku  (  jzj  |{j|ij*2^£)  genannten  Beamten  der 
Gegenwart,  die  Verwalter  und  die  Rechniingsbeamten  der  Gemeinden  sind 
w  ichtige  Verwaltungsbeamte.  Wenn  die  Minister  und  Beamten  nicht  geeignet 
sind,  so  kommt  die  Verwaltung  in  Verw  irrung  und  das  Land  in  Unordnung. 
Zu  Ministei  n  soll  man  Männer,  die  Klugheit  und  Tugend  mit  Großmut  ver- 
binden, erwählen.  Der  Toritsugi  hat  die  Pflicht,  die  Befehle  des  Herrn  an 
die  Lmt  ergebenen  zu  übermitteln  und  die  Vorschläge  der  Untertanen  dem 
Herrn  zu  unterbreiten.  Ist  jener  von  sehlechtem  Charakter,  so  gelangt 
weder  das  Wohlwollen  des  Herrn  zu  den  Niederen,  noch  die  Klagen  der 
Nietleren  zum  Gehör  des  Herrn.  Die  beiden  können  sich  nicht  verständlich 
machen  und  die  Tugend  des  Herrn  verringert  sieh.  Der  Metsukeyaku  lint 
die  Aufgabe,  die  guten  und  schlechten  Handlungen  der  Untertanen  zu  be- 
urteilen und  dem  Herrn,  ohne  irgendeine  Rücksicht  zu  nehmen,  mitzu- 
teilen. Dieser  gleicht  den  Ohren  und  Augen  des  Herrn.  Zu  Verwaltern 
der  Genieinden  .soll  in, in  besonders  recht  humane  Mensehen  verwenden. 
Wenn  der  Herrscher  und  die  Minister  auch  weise  sind,  diese  Beamten  aber 
inhuman,  kann  doch  das  Volk  nicht  zufrieden  gestellt  w  erden.  Zu  Rechniings- 
beamten soll  man  ehrliche  Leute  und  geschickte  Rechner  wählen.  Für  die 
übrigen  Ämter  soll  man  dementsprechend  geeignete  Persönlichkeiten  aus- 
wählen und  ernennen.  Wenn  in  dieser  Wei*e  das  Personal  der  Regierung 
geeignet  ist,  so  ist  das  Land  in  Ordnung  und  das  Volk  lebt  in  Frieden. 
Im  Shösho  heißt  es:  das  Wesen  der  Regierung  liegt  darin,  die  Menschen 
zu  erkennen  und  das  Volk  zufriedenzustellen. 


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Eicken:  Ein  japanischer  Fürstenspiegel. 


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4.  Der  Tugendhafte  und  der  Niedriggesinnte  verhalten  sich  wie 
Wasser  zum  Feuer  und  wie  guter  und  schlechter  Geruch.  Man  kann  sie 
nicht  zu  gleicher  Zeit  nebeneinander  gebrauchen.  Wenn  die  Niedrigge- 
sinnten zur  Macht  gelangen,  so  kann  das  Prinzip  der  Tugendhaften  nicht 
geübt  werden.  Diese  werden  schließlich  von  den  Niedriggesinnten  ver- 
leumdet und  ziehen  sich  zurück.  Die  Menschen  zu  kennen,  ist,  sagt  ein 
Alter,  schwer.  Der  Menschen  Gemütsart  an  den  Worten  und  Gesichtszügen 
zu  erkennen,  gelingt  auch  dem  Weisen  nicht  immer.  Konfuzius  sagt: 
•  Man  höre  die  Worte  und  betrachte  das  Benehmen.«  Betrachten  heißt 
Aufmerksamkeit  auf  etwas  verwenden  und  daraus  einen  Schluß  ziehen.  Die 
Alten  pflegten  aus  dem,  was  einer  liehte,  oder  aus  dem  Charakter  seiner 
intimen  Freunde  einen  Schluß  auf  die  Persönlichkeit  zu  ziehen.  Ferner 
sahen  sie  daraus,  wie  einer  täglich  sich  benahm ,  oh  er  klug  oder  unwissend 
war;  sie  wußten  durch  mündliche  Fragen  und  Prüfung  der  Leistungen 
zu  erfahren,  wie  talentvoll  jemand  war.  Dies  war  die  Methode  der  Alten 
liei  dem  Erkennen  der  Menschen.  Die  Menschen  kennen  zu  lernen  und 
rechtzeitig  dem  Herrn  zur  Verwendung  zu  empfehlen,  das  ist  der  Beruf  des 
Ministers. 

5.  Im  allgemeinen  ist  bei  der  Aufnahme  zum  Amte  zunächst  die 
Yasallentreue,  dann  die  Fähigkeit  zu  berücksichtigen.  Die  Yasallentreue 
besteht  in  der  Aufrichtigkeit  und  Lauterkeit.  1st  man  nicht  aufrichtig,  aher 
fähig,  ist  man  ein  Dieb;  man  nähere  sich  solchen  Leuten  nicht.  Wenn 
Treue  und  Wahrheit  vorhanden  und  die  Begahung  etwas  gering  ist,  kann 
man  doch  durch  Studium  und  praktische  Erfahrung  brauchbar  werden.  Es 
gab  zu  allen  Zeiten  viele  Herrscher,  die  sich  gescheiter,  aher  treuloser 
Menschen  bedienten  und  es  nachher  bereuten. 

6.  In  alten  Zeiten  wurden  gescheiten  und  tugendhaften  Leuten,  wenn 
sie  auch  niedriger  Herkunft  waren  und  nicht  hohen  Familien  entstammten, 
Ämter  zuteil.  Unfähige  Leute  erhielten,  wenn  sie  aus  guter  Familie  waren, 
nur  ihre  erblichen  Renten,  bekamen  aber  kein  Amt;  denn  sie  nützten  der 
Regierung  nichts. 

7.  Überhaupt  hat  der  Mensch  Talent  und  Talentlosigkeit.  Dies  ist 
selbst  bei  weisen  Leuten  der  Fall.  Wenn  man  von  einem  absolute  Voll- 
kommenheit verlangt,  so  wird  man  im  ganzen  Lande  vergebens  danach 
suchen.  Man  schätze  die  Vorzüge  einzelner  und  weise  ihnen  die  geeignete 
Stelle  an.  Wenn  einer  schließlich  richtig  seines  Amtes  wartet  und  sich 
verdient  macht,  belohne  man  ihn  und  lasse  ihn  lange  in  seinem  Amte. 
Wenn  er  in  einem  Amt  lange  bleibt,  so  wird  er  sachverständig  und  macht 
sich  verdient.  Unter  der  Regierung  von  Gyö  und  Shun  wurden  die  weisen 
Vasallen,  wie  Köto  ( J^l  |^)  und  Shokkei  das  ganze  Leben  in 
einein  Amt  belassen,  so  daß  sie  sich  große  Verdienste  erwarben.  Spätere 
Herrscher  belohnten  kleine  Verdienste  der  Vasallen  und  beförderten  oft 
die  Beamten.  Daher  haben  alle  diese  in  ihrem  Amte  wenig  Erfahrung 
oder  kommen  in  Verlegenheit,  weil  sie  etwas  übernehmen  mußten,  uns  sie 
nicht  verstehen.  Dies  brachte  der  Regierung  keinen  Nutzen,  sondern  viel 
Schaden.    Es  dürfte  also  richtig  sein,  einen  im  Anfang  mit  einem  Amt  zu 


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1 00  Ekken:  Ein  japanischer  Fürstenspiegel. 

betrauen  und  ihn  nach  Prüfung  weiter  zu  befördern.  Ihn  aber  ohne  Kenntnis 
seiner  Fähigkeiten  zu  versetzen,  das  entspricht  nicht  der  Methode  der  Be- 
förderung der  Beamten. 

8.  Alles  in  der  Welt  gedeiht  durch  Fleiß  und  verfällt  durch  Nach- 
lässigkeit. Jeder  gebe  fleißig  acht  auf  seinen  Beruf.  Die  Unachtsamkeit 
nur  eines  Beamten  führt  zum  Unheil  des  ganzen  Volkes,  Unachtsamkeit  nur 
an  einem  Tage  bringt  Sorge  fur  lange  Zeit  mit  sich. 

9.  Der  Hang  bestimmt  die  Reihenfolg««  der  Beamten  ;  die  Besolduni; 
besteht  in  dem  Einkommen  aus  einem  Gebiet,  das  Amt  bestellt  in  der  Aus- 
übung des  Berufes.  In  alter  Zeit  wurde  nur  dann  der  Rang  erhöht,  die 
Renten  vermehrt  und  Geld  und  Seide  geschenkt,  wenn  sich  jemand  im 
Dienste  verdient  gemacht  hatte.  Amter  wurden  niemals  benutzt,  um  jemand 
zu  belohnen,  sondern  nur  den  Fähigen  verliehen.  Zur  Belohnung  waren 
sie  nicht  da.  Nach  dem  System  der  Shu-  ( jM)  Dynastie  erbten  die  Söhne 
des  Samuraistandes,  wenn  sie  nicht  fähig  und  tugendhaft  waren,  das  Amt 
ihrer  Väter  nicht.  Man  sprach  daher  von  Nichterblichkeit.  Den  Söhnen 
der  Minister  ließ  man,  wenn  sie  nicht  gescheit  genug  waren,  zwar  die 
Renten  des  Vaters  zuteil  werden,  aber  das  Amt  nicht.  Wenn  Personen, 
obwohl  sie  Söhne  der  Minister  sind,  für  ihren  Platz  nicht  geeignet  sind, 
so  ist  es  sowohl  für  den  Herrscher  als  auch  für  das  Volk  nachteilig;  denn 
kein  Geschäft  wird  richtig  geführt  und  dies  ist  der  Anfang  des  Unheils. 
In  späteren  Zeiten  nahm  infolge  des  Zuwachses  von  Geschäften  die  Zahl  der 
Amter  jedes  .lahr  zu;  außerdem  wurden  die  Renten  erblich,  so  daß  das 
Einkommen  des  Herrschers  bald  erschöpft  war.  Daher  erteilte  man  zur 
Zeit  des  Kaisers  Gu  ()j|C)  der  Tö-  ( jji^)  Dynastie  den  Angestellten  Renten,  die 
zu  dem  Amte  gehörten,  den  nicht  Angestellten  aber  gab  man  keine  Renten. 
Das  ist  das  jetzige  Diensteinkommen  (Yakuryo  ^  ^f*  r)'  ^*es  dürfte  wohl 
für  alle  Zeiten  die  beste  Methode  sein,  die  keinen  Schaden  bringt.  Wenn 
man  den  Söhnen  der  verstorbenen  Beamten  trotz  ihres  Mangels  an  Fähig- 
keit die  Besoldung  weiter  gibt,  dann  wird  der  Schatz  des  Herrn  bald  er- 
schöpft, und  das  Landeseinkommen  reicht  nicht  mehr  aus. 

10.  Auch  der  Weise  kann  nicht  frei  von  Fehlern  sein.  Wenn  man 
kleine  Fehler  nicht  verzeiht,  so  ist  niemand  imstande  Verdienstvolles  zu 
leisten. 

11.  Im  allgemeinen  darf  man  dem  Lob  und  den  Verleumdungen 
nicht  ohne  weiteres  Glauben  schenken.  Auch  unter  den  guten  Mensehen 
gibt  es  solche,  die  die  Menschen  schlecht  erkennen  und  die  sich  bei  der 
Beurteilung  somit  irren.  Niedrig  denkenden  Menschen,  Frauen  und  der 
Dienerschaft  fehlt  es  an  Kenntnissen,  und  darum  sind  sie  parteiisch.  Sie 
wissen  bei  den  Menschen  nicht,  was  gut  und  böse,  verderbt  oder  gerade 
ist.  Sie  loben  auch  schlechte  Menschen ,  wenn  sie  ihnen  gefallen,  und  ver- 
leumden die  guten,  wenn  sie  ihnen  nicht  gefallen.  Sie  nennen  gute  Taten 
schlecht,  schlechte  gut.  Sie  machen  von  Kleinigkeiten  viel  Gerede,  und 
bei  großen  Fehlern  sind  sie  nachsichtig.  Ihr  Urteil  hängt  nur  von  den 
Zeitumständen  ab,  es  weicht  von  der  Gerechtigkeit  ab  und  ist  nicht  auf- 


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Ekkkn:  Ein  japanischer  Fürstenspiegel.  101 

richtig.  Die  törichten  Leute  glauben  solchen  Verleumdungen,  entfernen 
dadurch  tugendhafte  Leute  von  sich,  befreunden  sich  mit  den  Niedrig- 
denkenden,  durch  die  sie  verleitet  werden,  und  so  kommt  es,  daß  sie  dies  mit 
ihrem  guten  Kufe  und  ihrer  Person  büßen.    Davor  muß  man  sich  hüten. 

12.  Dem  Minister  liegt  es  ob.  dem  Herrscher  zur  Seite  zu  stehen, 
dessen  Fehler  zu  berichtigen,  über  die  Regierungsmaßnahmeu  zu  beraten, 
Belohnungen  und  .Strafen  richtig  zu  verteilen,  alle  Beamten  zu  hüten  und 
zu  Erfolgen  anzufeuern,  weit  und  breit  gescheite  Menschen  aufzusuchen, 
um  sie  zu  späterer  Verwendung  bereit  zu  halten.  Kleine  Angelegenheiten 
soll  er  nicht  selbst  übernehmen,  sondern  dieselben  den  Beamten  übertragen. 
Kr  soll  nach  .Jahresfrist  Verdienst  und  Fehler  der  Beninten  prüfen,  das 
Resultat  dem  Herrscher  berichten  und  sie  betordern  oder  zurückversetzen. 
Wenn  von  oben  her  betreffs  des  Dienstverfahrens  den  Beamten  einzelne 
Anweisungen  gegeben  werden,  so  vermögen  sie  nicht,  wie  tüchtig  sie 
auch  sein  mögen,  ihre  Geschicklichkeit  ganz  zur  Anwendung  zu  bringen. 
Denn  sie  suchen  dann  nur  den  Wünschen  von  oben  entgegenzukommen, 
indem  sie  nur  auf  diese  achten,  und  sie  gehen  nicht  in  ihrem  Dienste  auf. 
Wenn  dies  der  Fall  ist,  so  kommt  nichts  zustande,  noch  tritt  ein  Ver- 
dienst zutage.  Im  Anfang  prüfe  man  die  Persönlichkeit  genau  und  übertrage 
ihr  das  Amt ,  ohne  kleine  Fehler  zu  tadeln.  Wenn  man  dann  nach  Jahres- 
frist ihre  Leistungen  prüft,  so  kann  man  erkennen,  ob  sie  fähig  oder  un- 
fähig .sind. 

13.  Im  allgemeinen  sind  Herrscher,  die  ihr  Land  verlieren,  nicht  allein 
daran  Schuld.  Wenn  der  Herrscher  nicht  tugendhaft  ist,  so  schmeicheln 
ihm  die  Untertanen  und  suchen  ihn  zu  schlechten  Taten  zu  verleiten,  und 
dies  führt  zum  Untergang  des  Landes.  Wenn  man  von  oben  her  die 
Niederen  beargwöhnt,  so  geschieht  dies  auch  von  seiten  der  Niederen  nach 
ohm,  und  jene  geben  sich  nicht  hin.  Wenn  man  sich  von  oben  her  der 
Untertanen  mit  Aufrichtigkeit  bedient,  kommen  auch  diese  der  Regierung 
in  derselben  Weise  entgegen.  Daß  man  von  denen  betrogen  wird,  denen 
man  Vertrauen  schenkt,  kommt  daher,  daß  mau  oben  keine  klare  Einsicht 
besitzt  und  sich  gern  schmeicheln  läßt,  sowie  manchen  parteiisch  bevorzugt. 

14.  Der  Fürst  von  Shin  ("g^").  Heiko  (-^P^)t  fragte  einst  .seinen 

Vasallen  Shik'kö  (>fetfttj)«  welches  das  größte  Unglück  für  ein  Land  sei. 
Dieser  antwortete:  »Wenn  der  Minister  aus  Furcht  vor  dem  Verlust  seiner 
Rente  den  Herrscher  nicht  vor  Fehlern  warnt,  und  die  niederen  Untertanen 
aus  Furcht  vor  Strafe  sich  nicht  äußern,  dann  kommen  die  Verhältnisse 
<!•->  Volkes  nie  zur  Kenntnis  des  Herrschers.  Das  ist  das  größte  Unglück 
Hir  ein  Land.-  Wenn  die  Herrschenden  und  Beherrschten  sieh  nicht 
jegenseitig  verstehen,  so  erfahren  die  Höherstehenden  nichts  Schlechtes 
über  ihr  Betragen  und  ihre  Regierung.  Dann  steigt  ihr  Stolz  von  Tag  zu 
Tag:  ihre  Fehler  und  ihre  Üppigkeit  nehmen  zu  und  nichts  ist  einem  Lande 
getihrlirher  als  dies. 

15.  Die  Meinung  eines  Herrschers,  daß  er  fremden  Hat  gern  befolge, 
aber  niemand  ihm  Hat  gebe,  ist  eine  falsche.    Essen  und  Trinken  tut  man 


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102 


Kkken:  Ein  japanischer  Försteuspiegel. 


gern;  daher  ptlegt  man  zu  notigen,  ob  man  auch  dankt.  Kbenso  verhalt 
es  sich  mit  der  Warnung;  daß  man  nicht  warnt,  beruht  darauf,  daß  die 
Warnung  nicht  gern  gehört  wird. 


Wissen  nicht  selbst  an,  er  vertraut  sich  dem  Wissen  der  anderen  an;  er 
macht  nicht  von  seiner  eigenen  Kraft  Gebrauch,  sondern  von  der  der 
anderen.  Wenn  man  das  Wissen  anderer  benutzt  und  erwägt,  so  bleibt 
einem  nichts  unbekannt.  Der  Kraft  vieler  ist  nichts  unerreichbar.  Die 
Augen  der  Menschen  sehen  den  fernen  Himmel  am  Horizont,  aber  sie  können 
den  eignen  Rücken  nicht  sehen.  Mit  dein  Geist  ist  es  ebenso.  Die  ge- 
scheitesten Leute  erkennen  die  eigenen  Fehler  nicht  klar.  Daher  soll  man 
auch  die  Warnung  der  anderen  und  den  Tadel  des  Publikums  hören,  um  die 
eigenen  Fehler  zu  verbessern.  Zur  Zeit  des  Kaisers  Gyö  gab  es  eine  Fahne, 
die  zur  Förderung  des  Guten  dienen  sollte.  Wer  dem  Herrn  etwas  Gutes 
vortragen  wollte,  der-  stellte  sich  darunter.  Ks  gab  auch  eine  Beschwerde- 
tafel, eine  große  Tafel  von  Holz,  die  man  außerhalb  des  .Stadttores  auf- 
gestellt hatte.  Wer  in  den  Regierungsmaßnahmen  Fehler  bemerkt  hatte, 
der  durfte  dies  ohne  Rücksicht  daraufschreiben,  und  gute  Vorschläge  wurden 
angenommen.  In  der  Zeit  des  Kaisers  Shun  gab  es  eine  Trommel  für  War- 
nungen. Wer  den  Herrscher  warnen  wollte,  der  schlug  die  Tronuuel.  Ks 
kamen  dann  Beamte  und  übermittelten  die  Warntingen  dem  Herrscher.  So 


seine  Fehler  zu  verbessern.  Chükai  sagte  einst  zu  dein  Könige:  -Wenn 
man  nur  sich  selbst  gelten  läßt,  so  ist  man  klein.-  Sich  nur  selbst 
gelten  lassen,  heißt:  man  nimmt  aus  Stolz  auf  die  eigenen  Fähigkeiten 
fremde  Vorschläge  nicht  an.  Selbst  die  weisesten  Herrscher  der  alten  Zeit 
belehrten  sich  so  und  leisteten  fremden  Vorschlägen  gern  Folge;  um  wie 
viel  mehr  müssen  die.  unweisen  Herrscher  Mahnungen  annehmen  und  ihre 
Fehler  verbessern!  Selbst  wenn  eine  Malmung  nicht  richtig  sein  sollte, 
soll  er  sie  doch  annehmen,  denn  so  entschließen  sich  die  Leute  leichter 
zu  Warnungen  und  der  betreffende  erfährt  häufiger  von  seinen  eigenen 
Fehlern.  Die  Behauptung,  daß  man  keine  Fehler  habe,  und  der  Wider- 
spruch entmutigen  leicht  den  Ratgeber,  so  daß  er  niemals  wieder  seine 
warnende  Stimme  erhebt. 

17.  Die  Untertanen  müssen,  falls  sie  dazu  angestellt  sind,  den  Herrn 
an  seine  Kehler  erinnern.  Die  treuen  Vasallen  Chinas  warnten  den  Herrn 
mit  Hintansetzung  ihres  Lebens  und  Nichtachtung  des  Todes.  Nicht  nur 
auf  dem  Schlachtfelde  allein  opfert  man  sein  Leben  dem  Herrn.  Ks  ist 
Untreu»4,  wenn  man  an  sich  denkt,  das  Leben  liebt  und  die  Fehler  des 
Herrn  mit  Bewußtsein  verschweigt.  Wie  viel  schlimmer  es  ist,  wenn  man 
aus  Liebe  zu  seiner  Stellung  und  seinem  Gehalt  schweigt,  braucht  nicht 
erwähnt  zu  weiden.  Unsere  Landsleute  sind  zwar  auf  dem  Schlachtfelds 
tapfer;  aber  betrelVs  der  Krmahnungen  des  Fürsten  stehen  sie  hinter  den 


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Ekken:  Ein  japanischer  Fürstenspiegel.  103 

zurück.    Sollte  dies  auf  den  Sitten  des  Landes  beruhen,  sollten 
sie  so  ungebildet  sein,  daß  sie  die  Kunst  der  Rüge  nicht  verstehen? 

18.  Es  gibt  zwei  Methoden  fur  das  Warnen:  die  direkte  und  indi- 
rekte. Die  erste  wendet  man  nur  gegen  erleuchtete  Herrscher  an.  Diese 
folgen  jeder  Mahnung,  wie  scharf  sie  auch  sein  mag,  und  geraten  darüber 
nicht  in  Zorn.  Die  andere  besteht  darin,  daß  mau  nicht  mit  Strenge, 
sondern  gleichmäßig  und  ruhig  ans  Werk  geht,  so  daß  man  die  Ge- 
malmten nicht  beleidigt  und  sie  selbst  ihre  Fehler  einsehen  läßt.  Als  Bei- 
spiele gehören  hierher,  daß  Chöryö  (jj[|f  J^)  vier  Gelehrte   berief,  um 

den  Kronprinzen  nicht  absetzen  zu  lassen;  daß  Eköshiku  jvi) 
Versöhnung  des  Fürsten  Sökö         4*0  mit  seiner  Mutter  vermittelte:  daß 
der  Vasall   des  Fürsten    Hunkö  von  Gi  namens  Ninza 

(t£J!ii)'  (*en  ^e,Tn  znr  Erkenntnis  der  Aufrichtigkeit  von  Tekiö  fjtf  ] 
brachte,  indem  er  Hunkö  lobte,  und  schließlich,  daß  Tekijinketsu 

d'u'  Kaiserin  Hukö(j^  jg")  eruiahnte  und  die  Tö- Dynastie  vor 
dem  Untergang  rettete.  Wer  aber  gewarnt  werden  will,  der  soll  die  di- 
rekte, nicht  die  indirekte  Mahnung  vorziehen.  Konfuzius  hat  gesagt:  -Ein 
Arzneimittel  schineckt  zwar  fur  den  Mund  bitter,  es  heilt  aber  die  Krank- 
heit; die  Warnung  ist  zwar  dem  Ohr  unangenehm,  doch  ist  sie  den 
Handlungen  zuträglich.    Die  Könige  Tö  ()^)  und  Hu  folgten  den 

Mahnungen  und  behauptetem  ihre  Regierung.  Die  Könige  Kets*  und  Clin 
nahmen  die  Mahnungen  nicht  an  und  gingen  zugrunde.  Die  guten  und 
schlechten  Eigenschaften  der  Herrscher  der  verschiedenen  Zeiten  und  das 
Schicksal  eines  Landes  hangen  ganz  allein  von  zwei  Dingen  ab,  nämlich  ob 
jene  den  Mahnungen  Gehör  gelten  oder  dieselben  verwerfen. 

19.  Töba  (j|(J$0  hat  gesagt:  »Ordnung  und  Unordnung  in  einem 
Luide  hängen  davon  ab.  ob  die  Lebensverhältnisse  der  niederen  Volksklassen 
zur  Kenntnis  der  Herrschenden  gelangen.-  Ordnung  und  Unordnung  in 
einem  Lande  ist  wie  ein  gesunder  und  kranker  Körper.  Wenn  das  Hint 
zirkuliert,  so  wird  man  gesund;  wenn  es  still  steht,  so  wird  man  krank. 
Wenn  die  Ansichten  von  unten  nach  oben  dringen,  und  man  oben  die 
Mahnungen  der  Untertanen  l»cfolgt,  so  kommt  das  Land  in  Ordnung.  Man 
spricht  dann  vom  freien  Wege  für  ein  offenes  Wort.  Wenn  der  Weg  fur 
ein  offenes  Wort  frei  ist,  so  kommt  das  Land  in  Ordnung,  wie  die  Blut- 
zirkulation die  Gesundheit  bedingt.  Ist  das  nicht  der  Fall,  so  kommt  das 
Und  in  Unordnung,  wie  mit  dem  Stillstehen  des  Hintes  Krankheit  eintritt. 
Ls  gibt  ein  altes  Wort:  -Wenn  der  Herrscher  den  Ermahnungen  von 
unten  nicht  Gehör  schenkt,  so  ist  er  wie  taub.»  Wenn  das  der  Fall  ist, 
vhließen  die  Untertanen  aus  Furcht  vor  dem  Herrscher  den  Mund;  sie  sind 
dann  wie  Stumme.  Wenn  nun  der  Herrseher  taub  ist  und  die  Untertanen 
stumm  sind,  da  ist  es  unmöglich,  das  Land  in  Ordnung  zu  erhalten,  selbst 
wenn  man  den  Wunsch  dazu  hat. 

2<».  Zum  Regieren  eines  Hausstandes  sowie  eines  Volkes  ist  Strenge 
zu  empfehlen.    Strenge  heißt,  selbst  richtig  und  nicht  leichtfei  tig  handeln, 


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104 


Ekkek  :  Ein  japanischer  Fürstenspiegel. 


bei  der  Gesetzgebung  nicht  nachsichtig  sein  und  dem  Volke  sein  Unrecht 
verweisen.  1st  man  streng,  so  haben  die  Leute  Furcht,  und  so  bleiben 
die  Gesetze  bestehen;  das  Volk  begeht  selten  Schlechtigkeiten  und  Ver- 
brecher sind  selten.  Wenn  mau  nicht  streng  und  nachsichtig  ist,  so 
freuen  sich  zwar  das  Volk  und  die  Hausgenossen  anfänglich  darüber  und 
sind  voll  des  Lobes,  aber  nachher  werden  sie  nachlässig  und  haben  keine 
Furcht;  die  Gesetze  lockern  sich  und  die  Verbreeher  mehren  sich.  Strenge 
am  Aufaug  bringt  später  kein  Unheil;  Milde  am  Anfang  wird  nachher  die 
Ursache  vieler  Sorgen.  Strenge  ist  Strenge,  und  keine  Inhumanität.  Man 
ist  streng,  um  das  Volk  nicht  zum  Schlechten  zu  verleiten.  Das  Wasser 
ist  z.  B.  mild,  daher  ertrinken  viele  aus  Unvorsichtigkeit  darin.  Das  Feuer 
ist  heftig,  daher  gehen  die  Leute  aus  Furcht  nicht  heran,  und  es  gibt  wenig 
Leute,  die  verbrennen.    So  ist  es  auch  mit  dem  Gesetze. 

21.  Die  Lehnsleute  regiereu  und  das  ganze  Volk  unterwürfig  inacheu, 
das  ist  Macht.  Mit  Macht  ist  nicht  gemeint,  daß  man  zürnt  oder  sein 
Gemüt  aufregt,  sondern  daß  man  die  Autorität  nicht  auf  die  Vasallen 
übergehen  läßt,  den  Hochmut  der  Lehnsleute  und  des  Volkes  bändigt  und  sie 
vor  schlechten  Taten  warnt.  Wenn  einllußreiche  Untertanen  die  Gewalt  an 
sich  reißen,  dann  wird  die  des  Herrn  schwächer  und  die  Disziplin  kann 
nicht  bestellen,  die  Beamten  und  das  Volk  haben  keine  Furcht  vor  den 
Gesetzen  und  die  Befehle  weiden  nicht  vollzogen.  Daher  soll  nur  der 
Herrscher  Macht  besitzen;  nie  darf  sie  auf  die  Niederen  übergehen. 

22.  Man  sagt,  König  Bun  «lachte  stets  von  den  Untertanen, 
daß  sie  in  Not  wären;  obgleich  er  sie  gut  regierte,  und  sie  in  Ruhe  dahin 
lebten,  so  sorgte  er  sich  doch  noch  um  sie,  als  ob  sie  Leiden  erduldeten. 
Das  zeigt  das  Herz  eines  humanen  Menschen  und  ist  die  wichtigste  Sorge 


wenn  man  das  Volk  als  leidend  betrachtet.  F.s  geht  zugrunde,  wenn  man 
es  als  Schutt  betrachtet.  Hiervon  hängt  die  Ordnung  und  Unordnung,  der 
Aufschwung  und  Niedergang  eines  Landes  ab. 

23.  Im  allgemeinen  ist  das  Volk  rechtlich  denkend.  Wenn  es  von 
oben  her  betrogen  wird,  so  folgt  es  dein  Beispiel  und  wird  oft  unredlich. 
Insofern  lehren  die  Regierenden  den  Regierten  den  Betrug.  Das  Volk  hat 
seinem  Charakter  nach  ursprünglich  keinen  starken  Hang  zum  Betrügen. 
Infolge  der  Machtverschiedenheit  von  hoch  und  niedrig  folgt  es  anfangs  aus 
Not  einige  Zeit  den  Betrügereien  der  Herrschenden.  In  vielen  Fällen  ist 
der  Betrug  den  Herrschenden  zuzuschreiben. 

24.  Kinder  ohne  Vater  heißen  Waisen  t  alte  Leute  ohne  Kinder  nennt 
man  Kinderlose,  alte  Leute  ohne  Frauen  heißen  Witwer,  alte  Frauen  ohne 
Mann  Witwen.    Diese  vier  nennt  mau  zusammen  die  vier  Armen  (l/Ufla). 


Sie  sind  die  Unglücklichsten  und  am  meisten  verlassen  in  der  Welt.  Ihrer 
gibt  es  viele;  aber  diejenigen,  die  von  bemittelten  Verwandten  ernährt 
werden,  sind  vor  Hunger  und  Frost  geschützt.  Sonst  dürften  auch  in  großen 
Dörfern  nicht  mehr  als  zwei  bis  drei  sein.    Zu  ihrem  Unterhalt  braucht  man 


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Eicken:  Ein  japanischer  Fürstenspiegel.  105 

stets  Hilfe  zu  leisten  und  sie  vor  Hunger  und  Frost  zu  schützen.  Wenn  die 
Leute  Hunger  und  Kälte  leiden,  so  ist  dies  die  Folge  davon,  daß  die  Regierung 
hart  ist.    Eine  große  Zahl  an  Bettlern  gereicht  den  Beamten  zur  Schande. 

25.  Auch  in  unserem  Lande  hatten  die  regierenden  Kaiser  in  alter 
Zeit  mit  den  alten  Leuten  Erharmen.  Alle,  die  mehr  als  80  Jahre  erreicht 
hatten,  beehrten  sie  mit  der  Verleihung  eines  Titels  und  mit  Geschenken, 
wie  Seide,  Baumwolle,  Leinewand  und  Hirse.  Kinder  und  Enkel,  die  sich 
durch  Pietät  gegen  die  Eltern  auszeichneten,  edelsinnige  Ehemänner  und 
treue  Ehefrauen  wurden  am  Eingang  ihrer  Wohnungen  bezeichnet  und  man 
sah  darauf,  daß  ihnen  bis  zum  Ende  ihres  Lebens  kein  Leid  geschah. 
Witwer,  Witwen,  Waisen  und  Alleinstehende  wurden,  wenn  sie  krank 
wurden  und  sich  nicht  selbst  erhalten  konnten,  unterstützt.  Von  diesem 
allem  ist  häufig  in  alten  Schriften  die  Rede.  Wenn  die  Häuser  der  Land- 
leute vom  Stuini  zerstört  wurden,  kam  es  vor,  daß  man  ihnen  auf  ein  .Jahr 
die  Steuer  vom  Acker  erließ.  ■ 

2b\  Der  Bauernstand  ist  die  Grundlage  des  Landes.  Er  treibt  das 
ganze  Jahr  hindurch  emsig  Ackerbau  und  baut  Reis  und  anderes  Getreide, 
er  bezahlt  Abgaben  an  die  Regierung  und  ernährt  das  Volk.  Man  soll  ihn 
am  meisten  hegen  und  pllegen  und  vor  Hunger  und  Kälte  schützen.  Daß 
man  dem  Bauernstand  seine  Zeit  nicht  nimmt,  geschieht  nicht  bloß  zu 
seinem  Besten,  sondern  auch  im  Interesse  des  Landes.  Der  Bauer  nr- 
beitet  Tag  und  Nacht;  dennoch  hat  er  oft  infolge  von  Düne,  Sturm  und 
Ungeziefer  geringen  Verdienst.  Wenn  er  bei  Mißernten  die  Abgaben  nicht 
zahlen  kann,  so  muß  er  Weib  und  Kinder,  ja  sogar  die  eigene  Person 
auf  den  Markt  bringen.  In  guten  Jahren  ist  der  Preis  von  Reis  und  Ge- 
treide so  niedrig,  daß  er  doch  tier  Not  nicht  entgeht.  Der  Grund  ist,  daß 
der  Landmann  wenig  Verdienst  hat.  Die  Handarbeiter  haben  nicht  so  viel 
Mühe  wie  die  Bauern ,  aber  ihr  Verdienst  ist  größer.  Der  Verdienst  der  Kauf- 
leute ist  zweimal  so  groß  wie  der  der  Handarbeiter.  Infolgedessen  nimmt 
die  Zahl  der  Bauern  allmählich  ab  und  die  der  Kaufleute  und  Handwerker 
von  Jahr  zu  Jahr  zu.  Es  sind  also  der  Leute,  die  das  Feld  bebauen,  wenig 
und  derer,  die  Geräte  anfertigen  und  Waren  verkaufen,  viel.  Es  sind 
derer,  die  Leinwand  weben,  wenig  und  derer,  die  sich  mit  der  Anfertigung 
von  Brokat,  Seidendamast  und  Stickerei  beschäftigen,  viel.  Dieser  Zu- 
stand ist  die  Quelle  allgemeiner  Not.  Daher  legten  erleuchtete  Herrscher 
alter  Zeiten  auf  den  Bauernstand  großes  Gewicht  und  unterdrückten  Kauf- 
leute  und  Handwerker,  schätzten  die  fünf  Getreidearten  hoch  und  Geld 
und  Edelsteine  gering.  Daß  man  Sparsamkeit  übt  und  Luxus  untersagt, 
ist  die  Methode,  mit  der  man  die  Grundlage  des  Staates  befestigt  und  den 
schlimmen  Folgen  vorbeugt,  und  das  ist  eine  Regierung,  die  das  Land 
in  Ordnung  hält  und  das  Volk  zufriedenstellt. 

27.  Der  Bauer  ist  auf  das  Reisfeld  angewiesen  wie  die  Fische  auf 
das  Wasser,  wie  die  Bäume  auf  den  Eidboden.  Ohne  Wasser  gehen  die 
Fische  zugrunde,  ohne  Erde  sterben  die  Bäume  nl>,  ohne  die  Felder  ver- 
lieren die  Bauern  ihre  Beschäftigung.  Es  ist  also  zu  bedauern,  wenn  die 
Bauern  von  ihrem  Felde  getrennt  werden. 


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106 


Eicken:  Ein  japanischer  FGrstcihspicgel. 


28.  Die  Weisen  wußten,  daß  die  Kraft  des  Volkes  das  Fundament 
des  Landes  ist.  Aus  diesem  Grunde  kürzten  sie  den  Frondienst  ab,  um 
die  Zeit  des  Volkes  zu  schonen.  In  günstigen  Jahren  forderte  man ,  heißt 
es  in  Shürei  ( JrVj  Jjjff) »  von  einem  Mann  drei  Tage,  in  mittleren  Jahren 
zwei,  in  ungünstigen  Jahren  einen  Tag;  in  ganz  schlechten  Jahren,  wo  das 
Volk  Mangel  litt,  verpflichtete  man  es  keinen  Tag  zum  Frondienste. 

29.  Es  gibt  Leute,  die  behaupten,  ein  reiches  Volk  sei  übermütig 
und  den  Gesetzen  nicht  gehorsam.  Diese  Ansicht  stammt  aus  dem  Mangel 
an  Verständnis  für  die  Regierungskunst.  Nur  armen  Leuten  kommt  der 
Gedanke  zum  Stehlen.  Daß  man  mit  dem  Volke  Erbarmen  hat,  es  keinen 
Mangel  an  Kleidung  und  Nahrung  leiden  läßt  und  vor  Not  sichert,  das 
bildet  das  erste  Vprbeugungsmittel  gegen  den  Diebstahl.  Wenn  die  Verord- 
nungen klar  sind  und  man  jedermann  seinen  Stand  bewahren  laßt,  so  wird 
das  Volk  nicht  übermütig,  mag  es  noch  so  wohlhabend  sein.  Sollte  es 
Leute  geben,  die  dennoch  anmaßend,  übermütig  und  faul  sind  oder  Dieb- 
stahl begehen,  so  soll  man  sie  ohne  jede  Rücksicht  bestrafen.  Da  das 
Volk  beschränkt  ist,  so  kommt  es,  wenn  man  es  sich  selbst  überläßt,  nie 
in  ruhige  Verhältnisse.  Die  richtige  Regierungsmethode  ist  die,  daß  man 
das  Volk  vor  Mangel  an  Kleidung  und  Nahrung  schützt,  vor  Übermut  und 
Faulheit  warnt  und  so  vom  Verbrechen  fernhält. 


III. 

1.  Erleuchtete  Herrscher  verbrauchen  den  Gewinn  des  Landes  nicht 
für  sich  seihst,  sondern  lassen  ihn  auch  dem  Volke  zuteil  werden.  Sie 
drücken  dieses  nicht  durch  Auferlegung  von  Steuern  wie  auch  strengen 
Frondienst,  sie  verbieten  ihm  dagegen,  seinen  Anteil  zu  mißbrauchen. 
Leute,  die  angestellt  und  von  dem  Herrscher  besohlet  sind,  dürfen  nicht 
kaufmännische  Geschäfte  treiben  und  Gewinn  suchen.  Ein  alter  Spruch  lautet: 
-Wer  Großes  erhält,  der  nimmt  nicht  Kleines.«  An  keinem  Gebilde  der 
Natur  findet  man  zwei  Vorzüge  zusammen:  Tiere  mit  Eckzähnen  haben 
keine  Hörner;  Tiere  mit  Hörnern  haben  keine  Oberzähne;  Tiere  mit  Flügeln 
haben  keine  Pfoten;  Bäume  mit  schönen  Blüten  tragen  nur  schlechte  Früchte, 
Bäume  mit  guten  Früchten  haben  unschöne  Blüten.  Es  ist  also  der  Natur 
zuwider,  daß  Samurai,  die  von  ihrem  Herrn  besoldet  sind,  mit  dem 
Bürgerstande  um  die  Wette  nach  Gewinn  trachten  und  ihm  den  Verdienst 
nehmen. 

2.  Es  gibt  folgende  vier  Ursachen,  die  den  Tod  vieler  Menschen  her- 
beiführen:  Todesstrafe,  Krieg,  Hungersnot  und  Krankheiten. 

a)  Man  bringt  «buch  irrtümliche  Bestrafung  Unschuldige  und  Leute, 
die  sich  nur  leichte  Vergehen  haben  zuschulden  kommen  lassen,  um. 

b)  Dadurch,  daß  man  eine  Empörung  anzettelt,  verursacht  man  den 
Tod  vieler  Feinde  und  Freunde,  die  ganz  ohne  Schuld  sind.  Oder  man 
ruft  durch  die  eigene  Unmenschlichkeit  oder  Unhöflichkeit  einen  Krieg 
hervor. 


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Ekken:  Ein  japanischer  Fürstenspiegel.  107 

c)  Infolge  von  Dürre,  Sturm  und  Auftreten  von  Ungeziefer  sterben 
eine  Menge  Leute  Hungere. 

d)  Durch  verschiedene  Krankheiten,  besonders  durch  Seuchen,  ver- 
lieren viele  das  Leben. 

Diese  vier  Ursachen  sind  es,  welche  das  Menschenleben  in  Gefahr 
bringen.  Zwei  davon.  Strafe  und  Krieg,  hängen  von  den  Menschen  ab,  die 
heiden  anderen,  Mißjahre  und  Krankheiten,  von  der  Natur.  Es  gibt  für 
alle  vier  Fälle  Hilfsmittel,  die  dazu  beitragen,  daß  das  Volk  vor  dem  Tode 
bewahrt  bleibt.  Um  ein  Beispiel  für  den  ersten  Fall,  die  Todesstrafe,  zu 
bringen:  Wenn  man  mit  dem  Volke  Erbarmen  hat  und  es  keinen  Mangel 
an  Kleidung  und  Nahrung  leiden  laßt,  so  kommen  keine  Diebstahle  vor, 
und  es  gibt  somit  wenig  Verbreeher.  Wenn  man  überdies  die  Anklagen 
gerecht  untersucht  und  Recht  und  Unrecht  zur  Klarheit  bringt,  so  kommen 
die  Unschuldigen  nicht  ums  Leben.  Um  für  das  zweite,  den  Krieg,  ein 
Beispiel  anzuführen:  Wenn  man  Humanität  und  Gerechtigkeit  übt,  dann  gibt 
es  niemand,  der  den  anderen  beneidet,  und  es  gibt  keine  Empörung.  Es 
bedarf  kaum  der  Erwähnung,  daß  man  selbst  keine  Empörung  anzetteln  darf. 
Für  den  dritten  Fall,  die  Hungersnot:  Wenn  man  bei  Mißernten  die  Ab- 
gaben erleichtert,  das  Volk  nicht  zu  oft  zu  Frondiensten  auffordert,  so  daß 
man  durch  die  Bebauung  des  Ackers  während  dreier  .Jahre  die  Lebensmittel 
für  ein  Jahr  erübrigen  kann  und  außerdem  die  Hungrigen  unterstützt,  so 
wird  auch  bei  Mißernten  niemand  verhungern.  Und  schließlieh  der  vierte 
Fall,  die  Krankheiten:  Wenn  man  ein  Gefühl  für  das  Volk  hat,  es  vor  dem 
Erfrieren  schützt  und 'dadurch  dem  Ursprung  von  Krankheiten  vorbeugt  und 
den  Erkrankten  mit  Arzneimitteln  hilft,  dann  sind  weniger  Leute  der  Gefahr 
tötlicher  Krankheiten  ausgesetzt.  Dies  alles  sind  menschliche  Vorbeugungs- 
maßregeln  nicht  bloß  gegen  die  Gefahren,  die  vom  Menschen,  sondern  auch 
von  der  Natur  abhängen. 

Wenn  man  das  Volk  vor  Hunger  schützen  will,  so  verursacht  es 
weniger  Kosten,  und  die  Spende  ist  um  so  erfolgreicher,  je  früher  man  hilft. 
Je  später  die  Hilfe  kommt,  um  so  größer  sind  die  Ausgaben  und  um  so 
geringer  ist  der  Erfolg.  Ferner,  Hungernde  sterben  nicht,  wenn  man  ihnen 
eine  der  zwei  Mahlzeiten.  Frühstück  und  Abendessen,  spendet;  man  soll 
nicht  ohne  weiteres  viel  geben,  ohne  zu  untei-scheiden ,  ob  der  Hunger 
groß  oder  nicht  groß  ist.  Wenn  man  sie  an  einem  Tage  nur  einmal  mit 
Speise  unterstützt,  so  gehört  nicht  viel  Reis  dazu,  und  es  bringt  vielen 
lauten  Hilfe.  Hier  gebe  man  Verhungernden  morgens  und  abends  leichten 
Reisbrei;  wenn  man  ihnen  zu  viel  gibt,  so  sterben  sie.  Erst  nachdem  sich  ihre 
Kräfte  erholt  haben,  gebe  man  ihnen  andere  Speise.  Dort  versammle  man 
die  noch  nicht  Erschöpften  und  gebe  ihnen  an  einem  Tage  einmal  zu  essen. 

4.  Die  Beamten,  die  die  Klagen  der  Armen,  der  Alleinstehenden. 
Greise  und  Kinder,  die  alle  von  andern  betrogen  sind  oder  derjenigen,  dir 
Hunger  und  Kälte  leiden,  nicht  annehmen,  sind  zu  bestrafen.  Das  ist  eine 
Bestimmung  im  Shürei. 

").  Man  darf  die  fünf  Getreidearteu  und  Baumfrüchte,  die  noch  nicht 
reif  sind,  weder  ernten,  noch  auf  den  Markt  bringen.    Man  darf  junge 


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108  Erkes:  Ein  japanischer  Fürstenspiegel. 

Bäume  nicht  fällen  und  kleine  Fische  nicht  fangen.  Alles,  was  unreif  ist. 
nicht  schädigen,  dies  gehört  zur  Humanität  (^Z^^?).  1'herdies  bringt  es 
dem  Volke  und  dem  Lande  mehr  Nutzen,  wenn  man  erst  von  den  Dingen, 
die  ausgewachsen  sind,  Gehrauch  macht. 

b\    Der  Kaiser  der  Ivan  (tfM)  *  Dynastie  .Sen  erbaute  in  allen 

Provinzen  Speicher.  Wenn  der  Reis  billig  war,  steigerte  er  die  Preise, 
kaufte  ihn  auf  und  verwahrte  ihn  in  diesen  Speichern.  War  der  Preis  hoch, 
so  verkaufte  er  ihn  zu  herabgesetzten  Preisen.  Diese  Speicher  hießen 
•  Jöheisö«  (Immer  ausgleichende  Speicher,  2pl  j^T ).  1st  der  Preis  des 
Reises  sehr  niedrig,  so  ist  es  schlecht  für  den  Samurai  und  den  Bauern. 
1st  er  dagegen  hoch,  so  drückt  er  Handwerker  und  Kaufleute.  Leider  ist 
beides  gleich  schädlich.  Führt  man  also  die  Methode  der  »immer  aus- 
gleichenden Speicher,  ein,  so  bewahrt  man  die  vier  Stande  vor  Schaden 
und  Not.  Auch  in  uuserin  Lande  gab  es  früher  nach  diesem  Vorbilde 
»Immer  ausgleichende  Speicher-,  die  sogenannten  «Gisö-  (Spendemuagazine, 
^£^>).  Letztere  waren  dazu  da,  den  Hungrigen  bei  Düne  usw.  zu  hellen. 
Dies  ist  eine  gute  Methode.  Eine  arme  Regierung  ist  aber  nicht  imstande, 
sie  zu  befolgen. 

7.  In  spateren  Zeiten  stand  in  China  wie  in  Japan  der  Schein  im 
Vordergrunde  und  die  Treue  wie  auch  Wahrhaftigkeit  trat  zurück.  Die 
Aufrichtigkeit  ging  von  Tag  zu  Tag  zurück  und  der  Betrug  nahm  von  Monat 
zu  Monat  überhand.  Wenn  man  den  Weg  der  Tugend  betreten  will, 
müssen  die  modernen,  prunkhaften  und  luxuriösen  Sitten  abgeändert  werden, 
und  man  muß  zu  den  einfachen  und  naiven  Gebräuchen  der  alten  Zeit  zu- 
rückkehren. 

Als  der  Kaiser  Taisö  (^^)  von  der  Tö  (Jjj*) -Dynastie  regierte, 
schaffte  er  den  Luxus  ab,  verringerte  die  Ausgaben,  erleichterte  den  Fron- 
dienst, die  jährlichen  Abgaben  und  setzte  ehrliche,  selbstlose  Beamte  über 
die  Bevölkerung.  Nach  Verlauf  einiger  .Jahre  hatte  das  Volk  Kleidung  und 
Nahrung,  so  daß  man  /..  B.  etwas,  was  jemand  auf  der  Straße  verloren 
hatte,  nicht  aufnahm  und  Kaufleute,  die  im  Freien  übernachteten,  ohne 
Sorge  waren,  bestohlen  zu  werden.  Daß  man  die  luxuriösen  Sitten  be- 
seitigte und  das  Volk  zu  den  einfachen  zurückführte,  hatte  seinen  Grund 
darin,  daß  die  Regierung  in  zweckmäßiger  Weise  geführt  wurde. 

S.  Die  Herrschenden  sollen  die  großen  Shinto -Tempel ,  die  berühmten 
Berge  und  die  großen  Flüsse  in  ihren  Gebieten  verehren.  Götter  feiern, 
die  man  nicht  feiern  soll,  mögen  es  auch  richtige  Götter  sein,  nennt  man 
Inshi  l  /--f-;||ji  willkürliche  GottcNverehnmg).  Das  Inshi  ist  aber  ohne  Segen. 
Ein  Gottesdienst  dieser  Art  ist  Schmeichelei  und  Irrtum.  Um  für  sich  Glück 
zu  erbeten,  erbauen  viele  reiche  Leute  shintoistische  und  buddhistische  Tempel 
und  veranstalten  großartige  Gottesdienste,  indem  sie  eine  Reihe  Priester 
engagieren  und  eine  große  Menge  Laternen  anzünden.  Es  sind  das  große 
Ausgaben,  aber  dem  Volke  bringen  sie  nicht  den  geringsten  Nutzen.  Würde 
man  mit  dem  Aufwand  dafür  arme  Leute  unterstützen,  wie  groß  wäre 
dann  der  daraus  erwachsende  S«>gen  und  somit  die  Gnade  des  Himmels.  lTrn 


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Ekkkn  :  Ein  japanischer  Förstenspiegcl.  1 09 

ein  Herz  zu  trösten,  vielen  Schmerzen  zu  bereiten,  eine  solche  nichtige  Tat 
ist  Torheit  zu  nennen.   Einst  errichtete  der  Kaiser  der  Ryö  (^^)- Dynastie. 

Bu  eine  Anzahl  Tempel  und  Pagoden:  in  dem  Glauben,  sich  dadurch 

ein  großes  Verdienst  zu  erwerben,  holte  er  bei  dem  Priester  Daruina 

j  ein  Gutachten  ein.  Die  Antwort  desselben  lautete:  daß  es  kein  Ver- 
dienst sei. 

Der  Kaiser  fährte  keine  humane  Regierung,  sondern  bedrückte  das 
Volk  und  preßte  es  aus,  um  Bauten  aufzuführen.  Schließlich  ging  er  selber 
und  sein  Land  unter  dem  Haß  des  Volkes  und  dem  Zorn  des  Himmels  zu- 
grunde. Ein  Beweis  dafür,  daß  Danunas  Antwort  richtig  war.  Dieser 
war  ein  Buddhist  und  dennoch  war  seine  Meinung  so  zutreffend.  Er  unter- 
scheidet sich  von  den  habsüchtigen  Priestern  späterer  Zeiten  wie  Himmel 
und  Erde. 

9.  Wenn  man  die  schlechten  Sitten  läßt,  wie  sie  sind,  gereicht  es 
allen  zum  Unheil.  Die  Verwalter  der  betreffenden  Gebiete  müssen  die  Be- 
wohner davor  warnen  und  dergleichen  Sitten  beseitigen,  Es  ist  Brauch 
geworden,  bei  der  Vermählung  der  Tochter  übermäßigen  Aufwand  zu  treiben, 
indem  man  sie  über  den  Stand  hinaus  mit  Kleidern  und  Geräten  ausstattet. 
Auf  diese  Weise  verliert  man  nicht  nur  sein  Vermögen,  sondern  macht  auch 
Schulden,  die  man  unmöglich  abzahlen  kann.  Dadurch  erfreut  man  nur 
die  Augen  der  Leute,  aber  es  bringt  keinen  Nutzen,  ja  vielmehr  großen 
Schaden.  .Man  pflegt  Eltern  davor  zu  warnen,  ihre  Söhne  studieren  zu 
lassen,  mit  der  Behauptung,  daß  es  die  Energie  verringere  und  sie  krank 
mache.  Man  warnt  auch  seine  eigenen  Söhne  vor  dem  Studium,  so  daß  sie 
ihr  ganzes  Leben  dumm  bleiben.  Alle  diese  Sitten  sind  auf  die  törichten  Ideen 
dummer  Leute  zurückzuführen.  Einen  Mann,  der  im  vorhergehenden  .Jahre 
geheiratet  hat,  besuchen  im  Anfang  des  ersten  Monats  des  nächsten  Jahres 
seine  Freunde,  begießen  ihn  mit  Wasser,  zechen  unter  handgreiflichen 
Späßen  miteinander,  und  wenn  sie  dann  betrunken  sind,  so  zanken  sie  sich 
und  beschimpfen  sich.  Dadurch  entsteht  oft  Unglück.  Am  zehnten  Tage 
des  ersten  Monats  schlagen  Knaben  manchmal  vorübergehende  Frauen  mit 
Kiefernzweigen  und  bespritzen  deren  Kleider  mit  Tusche.  Derartige  nieder- 
trächtige und  schädliche  Gewohnheiten  müssen  die  Vorsteher  streng  ver- 
bieten und  abschaffen.  Einen  Ortsvorsteher,  der  solche  Sitten  duldet,  ohne 
sie  zu  verbieten,  muß  man  als  seines  Amtes  nicht  würdig  bezeichnen,  und 
annehmen,  daß  es  ihm  an  Kenntnissen  und  Tatkraft  fehle. 

10.  Die  Komposition  von  unanständigen  Liedern,  welche  das  Gemüt 
des  Volkes  verderben,  die  Anfertigung  auffälliger,  seltener  Kleider  und  Ge- 
räte, die  Vorführung  durch  Schaustellungen  und  daß  man  die  Leute  durch 
Geisterbeschwörungen  und  schlechte  Lehren  verführt,  um  Geld  zu  verdienen, 
das  alles  sind  Handlungsweisen  von  Schwindlern.  Die  erlauchten  Herrscher 
alter  Zeiten  verboten  dergleichen  streng  und  legten  den  Betreffenden  schwere 
Strafen  auf. 

11.  Bei  dem  Prozeßverfahren  soll  man  sich  vor  Gemütsbewegungen 
hüten,  und  jeden  das  aussagen  lassen,  was  er  in  seinem  Herzensgrunde 


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110 


Ekken  :  Ein  japanischer  Fürsten-Spiegel. 


denkt;  man  erlaube  ihm  sein  Anliegen  niederzuschreiben,  wie  er  will,  ebenso 
Zeugen  zu  stellen  und  Zeugnisse  vorzubringen.  Man  darf  nicht  parteiisch 
sein  und  den  Bitten  von  Freunden  und  Verwandten  kein  Gehör  schenken. 
Endlich  soll  man  den  kurzen  Inhalt  der  Betrachtungen  beider  Parteien  mit- 
einander vergleichen  und  dann  das  Urteil  über  Kecht  und  Unrecht  fallen. 
Falls  man  nur  den  einen  Teil  hurt  oder  etwa  den  empfehlenden  Worten 
der  Fürsprecher  glaubt  und  sich  dadurch  beeinflussen  läßt,  so  wird  man 
vieles  falsch  auffassen.  Beim  Verhören  darf  man  nicht  auf  das  Erstgehörte 
das  Hauptgewicht  legen.  Halt  man  dies  fur  wahr  und  gut,  so  wird  einem 
alles  andere,  was  die  Gegenpartei  später  vorbringt,  falsch  erscheinen,  sei 
es  noch  so  berechtigt. 

12.  Ehrliche  Kläger  verlassen  sich  auf  ihr  gutes  Recht  und  versuchen 
nicht  die  Beamten  zu  bestechen,  daher  haben  sie  auch  von  Seiten  der  Be- 
amten keine  Fürsprache  zu  erhoffen.  Unehrliche  Leute  dagegen  bestechen, 
um  ihr  eigenes  Unrecht  zu  bemänteln,  die  betreffenden  Beamten ,  wenden 
verschiedene  Mittel  an  und  viele  stehen  ihnen  darin  bei.  Dann  wird  das 
Recht  zum  Unrecht  und  das  Unrecht  zum  Recht.  Ein  solches  Urteil  ist 
nicht  zutreffend. 

13.  Beim  Verhör  darf  man  sich  über  eine  unhöfliche  Ausdrucks  weise 
der  Betreffenden  nicht  ärgern  und  ihnen  nicht  zürnen;  umgekehrt  darf  man 
über  höfliche  Ausdrücke  keine  Freude  bezeigen.  Wenn  man  leidenschaft- 
lich erregt  wird,  so  wird  man  dadurch  parteiisch.  Durch  die  Bitte  ande- 
rer darf  man  sich  in  seinen  Gemütsbewegungen  nicht  beeinflussen  lassen. 
Üherfülle  an  Arbeit  entschuldigt  nicht,  daß  man  die  Rechtsangelegenheiten 
oberflächlich  entscheidet  und  darüber  hinweggeht. 

14.  Belohnung  und  Strafe  sind  Vorrechte  des  Herrschers,  durch  die 
er  das  Volk  regiert.  Handhabt  er  beides  willkürlich,  so  ist  das  Volk 
nicht  anhänglich,  und  die  Gewalt  des  Herrschers  wird  geringer.  Das 
Gesetz  besteht  darin,  daß  es  Anweisungen  darüber  gibt,  wie  mau  die  ver- 
dienstvollen Leute  belohnt  und  die  Schuldigen  bestraft.  Wenn  man  das 
Verdienst  nicht  belohnt  und  Verbrechen  nicht  bestraft,  so  sind  Belohnung 
und  Strafe  nichtig  und  wertlos.  Dann  haben  die  Gesetze  keine  Geltung 
«ind  das  Volk  hat  kein  Vertrauen;  Verbrechen  sind  dann  an  der  Tagesordnung, 
denn  man  bemüht  sich  nicht  Gutes  zu  tun  und  hat  keine  Furcht  mehr  vor 
schlechten  Taten.  Im  Shösho  stellt:  »Gegebene  Gesetze  sind  da,  damit 
sie  befolgt  und  nicht  überschritten  werden-,  d.  h.  wenn  man  Gesetze  erläßt, 
so  überlege  und  prüfe  man  sie  vorher  reiflich,  auf  daß  sie  bis  in  späte 
Zeiten  bestehen  bleiben  können.  Einmal  gegebene  Verordnungen  wende 
man  auf  die  Dauer  an.  Übertreter  müssen  bestraft  werden.  Dann  bleiben 
die  Gesetze  bestehen  und  werden  nicht  verletzt;  das  Volk  achtet  und  be- 
folgt sie.  Gesetze,  welche  nicht  lange  in  Kraft  bleiben  können,  soll  man 
vorher  zur  Genüge  beraten  und  darauf" verzichten,  d.  h.  sich  vor  dem  Erlaß 
hüten.  Wenn  man  am  Morgen  etwas  verordnet  und  am  Abend  schon  wieder 
ändert,  so  findet  das  Volk  sieh  nicht  zureeht  und  achtet  die  Regierung  gering. 

l.*>.  Keinem  noch  so  törichten  Menschen  ist  es  unbekannt,  daß  große 
Verbrecher,   wie  Mörder.  Brandstifter   und  diejenigen,  welche  öffentliche 


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Ekken:  Kin  japanischer  Fürstenspiegel.  Ill 

Gelder  unterschlagen,  bestraft  werden  müssen.  Mißachtung  der  Eltern  und 
der  Alten,  Prügeleien,  Betrug,  Diebstahl,  Ehebruch  u.dgl.  sind  ebenfalls 
streng  verboten.  Doch  furchtet  sich  das  Volk  nicht  so  sehr  davor,  wie  vor 
den  oben  angeführten  drei  Verbrechen.  Diejenigen,  welche  Lander  und 
Kreise  beherrschen,  sollen  dergleichen  Verbote  streng  festsetzen  und  sie 
den  Leuten  alle  Monate  vorlesen  lassen,  um  ihnen  Furcht  vor  den  Gesetzen 
einzuflößen.  Nachlässige  Rechtspflege  bringt  viele  Verbrechen  mit  sich. 
1st  es  den  Regierenden,  den  Eltern  des  Volkes,  nicht  unangenehm,  wenn 
in  ihren  Gebietsteilen  viele  Todesstrafen  vorkommen?  Dies  kommt  aber 
daher,  daß  sie  inhuman  sind  und  sich  nicht  bemühen,  das  Volk  zu  lieben. 

16.  In  alten  Gesetzen  steht  geschrieben,  daß  bei  Leuten  über  80  und 
unter  7  Jahren  die  Todesstrafe  nicht  angewendet  werden  darf,  auch  wenn 
die  Betreffenden  sie  verdient  haben.  Wenn  tier  Mensch  80  Jahre  geworden 
ist,  so  ist  er  geistig  abgestumpft;  Kinder  unter  7  Jahren  sind  geistig  noch 
nicht  entwickelt,  daher  bestraft  man  sie  auch  nicht. 

17.  Wird  jemand  mit  Gefängnis  bestraft,  so  schmerzt  und  bekümmert 
es  die  ganze  Familie,  die  Eltern,  Geschwister,  Weib  und  Kind;  er  ver- 
säumt sein  Geschäft.  Außerdem  ist  die  Qual,  wenn  man  auch  nur  einen 
Tag  im  Gefängnis  zubringen  muß,  unsäglich  groß.  Die  Regierenden  sollten 
die  Not  der  Betreffenden  sowie  den  Kummer  ihrer  Familie  in  Betracht 
ziehen. 

18.  Verbrecher,  die  ihre  Vergehen  zeitig  eingestanden,  noch  bevor 
diese  an  den  Tag  gekommen  waren,  wurden  nach  den  alten  Gesetzen  frei- 
gelassen. Ebenso  lasse  man  auch  Verbrecher  frei,  die  aus  Unwissenheit 
Verbrechen  begangen  haben.     Der  Fürst  von  Sei  (^fij^)>  Kankö  (|'M 

hat  gesagt,  man  solle  einen  rückfälligen  Übeltäter,  wenn  er  kein  großes 
Verbrechen  begangen  hat,  züchtigen  und  dann  freilassen;  begehe  er  zum 
dritten  Male  eine  Übeltat,  so  solle  man  ihn  aber  nicht  begnadigen. 

11).  Die  Regierungsbeamten  sollten  Verordnungen  nicht  dazu  benutzen, 
die  ihnen  zuteil  gewordenen  Wohltaten  anderen  vergelte. 

20.    Zur  Zeit  der  Tö  (jjl*) -Dynastie  hat  man  in  China  folgende  vier 

verxhiedene  Arten  von  Gesetzen  aufgestellt:  Kits'  (fjt).  Ryö  (<^-)<  Kaku 

f^)  und  Shiki  (^).  Auch  in  unsenn  Lande  hat  man  in  alter  Zeit  bei 
Hofe  Bücher  mit  diesen  vier  Gesetzesarten  verfaßt,  so  daß  die  rechtlichen 
Verhältnisse  vollkommen  ausgebildet  waren.  Der  Unterricht,  den  man 
den  Regierungsbeamteu  darin  erteilte,  hieß  Rechtswissenschaft  (fpj')^)« 
Die  Lehrer  dieser  Wissenschart   hießen    Doktoren   der  Rechtswissenschaft 

(9JÜt®i)'  Kit*  nml  Knku  silul  in  flen  Kriegszeiten  verloren  ge- 
gangen; ein  kleiner  Teil  davon  ist  jetzt  noch  vorhanden.  Die  Ryö  und 
Shiki  sind  jetzt  noch  vollständig  erhalten.  Hits'  heißen  die  bestimmten  Vor- 
schriften, nach  denen  man  die  Strafe  bestimmt.  Sie  enthalten  Bestimmungen 
darüber,  wie  mau  das  und  das  Verbrechen  sühnen  soll.  Wenn  man  da- 
nach verfährt,  macht  man  bei  der  Bestrafung  keine  Fehler.  In  späteren 
Zeiten  haben  diese  Gesetze  ihre  Geltung  verloren  und  einzelne  Beamte  ver- 
fahren nach  Gutdünken.    In  China  war  das  Hits'  nicht  auf  die  Tö- Dynast ie 


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112  Ekkkn:  Ein  japanischer  Fflrstenspicgcl. 

beschränkt,  schon  vor  alter  Zeit  war  es  vorhanden.  In  neuerer  Zeit  gibt 
es  das  Min -Hits'  und  Shin-Rits'  (fiff^ft). 

In  Japan  hat  man,  nachdem  das  alte  Kits'  verloren  gegangen 
war,  das  Hösöshiyöshö  verlaßt.    Auch  die  Vorschriften 

Shikhnoku  0  )♦  unttM*  (u'r  I'eriode  Teiei  (jj^  ^J<)  verlaßt,  sind  eine 

Art  Kits'.  Unter  Ryö  versteht  man  die  Art  und  Weise,  wie  man  die  Ge- 
setze anwenden  soll.  In  Japan  hat  Tankaikö  (jflfa)fij:  em  R}"" 
verlaßt  und  Kiyohara  Natsuno  (ftq  J|jf  j££  iEf*)  ',at  es  erklärt.  Dies  heißt 
Gikai  (^gf§^p)^  Kommentar.    Auch  gibt  es  ein  Buch  Ryö  no  Shükai, 

(7)  f$0'  Kommentar  zu  den  Ryö- Gesetzen.  Das  Kaku  enthält  Ke- 
gierungsmaßregeln  aus  früherer  Zeit.  Ks  entspricht  einem  politischen  Notizcn- 
buch  der  Gegenwart.  Darin  ist  angegeben,  was  in  den  betreffenden 
Jahren  geschehen  ist  und  wie  man  dabei  verfahren  hat.   Shiki  (  jj^)  sind  die 

Zeremonien;  das  Engishiki  (ffi£  ffi-  T^,)  1S*  noch  jetzt  vorhanden.  Diese 
vier  Bücher  waren  in  alter  Zeit  die  Vorbilder  fur  die  Regierung  und  die 
alten  Rechtsgelehrten  sollen  darin  studiert  haben.  Es  wäre  wünschenswert, 
daß  man  auch  jetzt  auf  Grund  der  alten  Methode  zeitgemäße  Gesetze  ab- 
faßte und  die  Rechtswissenschaft  studierte. 

21.  Saisen  (  5g)  aus  der  Späteren  Han-  jj»)  Dynastie  hat  ge- 
sagt: -Die  Strafe  ist  ein  Arzeneimittel  gegen  Unruhen,  die  humane  Erziehung 
(ffe^fc)  'st  (''e  *  leisehnahriing  nlr  ^en  Frieden  und  das  Wohl  des  Landes.« 
Das  bedeutet,  daß  die  Anwendung  der  Strafe  beim  Regieren  dieselbe  ist, 
wie  die  Anwendung  der  ArzeneimiUel  bei  einem  Krankheitsanfall.  Di«' 
Unterweisung  in  den  find*  menschlichen  Tugenden  und  fünf  verwandtschaft- 
lichen Beziehungen  ( 3l jfc  fjfl} )  gleicht  der  Ernährung  des  Körpers  mit 
Reis  und  Fleisch ,  wenn  man  nicht  krank  ist. 

Daher  sollen  die  Regierenden  die  Tugend  üben,  die  Erziehung  fördern 
und  dein  Volke  gute  Anleitungen  geben.  Sollte  es  dennoch  Verbrecher 
geben,  so  ist  man  gezwungen,  Strafen  anzuwenden.  Es  ist  inhuman  zu 
strafen,  ohne  die  Menschen  zu  erziehen.  Eine  Strafe,  mit  der  die  weisen 
Fürsten  in  alter  Zeit  jemand  belegt  hatten,  setzte  viele  Tausende  in  Schrecken 
und  machte  sie  vorsichtig.  Aus  diesem  Grunde  heißt  es:  -Die  Strafe  ist 
da,  damit  sie  nicht  zur  Anwendung  kommt.« 

22.  Im  Girei  (fj^jjig)  .»«ißt  es:  »Der  Vater  ist  der  Himmel  des 
Kindes,  der  Mann  der  der  Frau.«  Hiernach  ist  der  Herrscher  der  Himmel 
der  Vasallen.'  Widerstand  gegen  den  Herrn,  Vater  oder  Ehemann  ist 
Widerstand  gegen  den  Himmel.  Es  ist  eine  große  Sünde.  Diese  drei  Be- 
viehunjien  sind  die  bedeutsamsten  der  Welt  und  die  wichtigsten  von  den 
fünf  verwandtschaftlichen  Beziehungen.  Wenn  der  Herrscher,  der  Ehemann 
und  Vater  auch  unwürdig  handeln,  so  darf  man  ihnen  doch  aus  Ehrfurcht 
keinen  Widerstand  leisten.  Diejenigen,  die  solches  tun,  muß  man  bestrafen 
und  ihnen  ihr  Vergehen  nicht  verzeihen.  Sonst  können  die  Verwandt- 
schaftsordnungen nicht  bestehen  bleiben  und  Gesetze  und  Disziplin  geraten 
in  Schwanken. 


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Ekkkn:  Ein  japanischer  Fürstenapiegel. 


113 


23.  Es  gab  da  irgendwo  einen  törichten  Menschen ,  der  seinen  Vater 
oft  prügelte.  Der  Vogt  vernahm  es,  verhörte  ihn  und  verurteilte  ihn  mit 
Genehmigung  des  Herrn  zum  Tode.  Der  Mann  machte  bis  zur  Zeit  des 
Vollzugs  seiner  Strafe  Einwände,  dann  sagte  er  voll  Haß  gegen  die  Obrig- 
keit: «Wenn  ich  einen  fremden  Vater  geprügelt  hätte,  müßte  ich  wohl 
bestraft  werden,  aber  die  Züchtigung  meines  eigenen  Vaters  ist  meines  Er- 
achtens keine  so  große  Sünde.  Wie  unglücklich  bin  ich,  daß  ich  mich 
einer  so  ungerechten  Strafe  unterwerfen  muß.«  Ein  Samurai,  der  dies  hörte, 
bemerkte  darauf,  daß  er  in  gewisser  Beziehung  recht  habe.  Dieser  Samurai 
war  ein  unwissender  Manu  und  kannte  die  Wichtigkeit  der  Pietät  nicht. 
Er  wußte  nicht,  daß  es  unter  den  3000  Unterstrafen,  in  die  die  5  Haupt- 
arten  eingeteilt  werden,  keine  größere  Sünde  gebe,  als  die  Undankbarkeit 
gegen  die  Eltern;  deshalb  hatte  er  wohl  so  etwas  ausgesprochen.  Daher 
müssen  alle  vier  Volksklassen  in  den  Grundsätzen  der  verwandtschaftlichen 
Beziehungen  unterrichtet  werden.  Es  ist  nicht  zu  wünschen ,  daß  in  Dörfern 
buddhistische  Tempel  errichtet  werden,  in  welchen  die  Priester  morgens 
und  abends  den  Buddhismus  predigen.  Wenn  die  Beamten  des  Ortes 
wenigstens  dann  und  wann  die  Bevölkerung  zum  Fleiß  im  Ackerbau,  zur 
Pflege  der  Eltern,  zur  Verehrung  des  Herrn,  zur  Befolgung  der  Gesetze, 
zur  Genügsamkeit,  Ehrlichkeit,  RechtschafTenheit  und  Friedfertigkeit  er- 
mahnen, so  würden  die  Sitten  besser  werden  und  das  Volk  gehorsamer 
und  leichter  zu  lenken  sein.  Besondere  die  Bauern  sind  mit  der  Welt 
wenig  vertraut  und  von  schlechten  Gewohnheiten  unberührt;  ihr  Sinn  ist 
einfach.  Wenn  man  ihnen  auseinandersetzt,  was  recht  und  billig  ist,  so 
wenden  sie  sich  zum  Guten  und  werden  zu  den  einfachen  Sitten  früherer 
Zeiten  leicht  zurückkehren.  Lobt  die  Obrigkeit  edelsinnige  Samurai,  so  werden 
deren  gute  Sitten  maßgebend,  und  es  werden  viele  treue  und  auch  tapfere 
Krieger  auftreten.  Wenn  man  sich  über  verweichlichte,  faule  und  nach- 
giebige Leute  freut  und  unbeugsame  Samurai  nicht  liebt,  so  werden  die 
Sitten  derselben  weichlicher,  und  sie  kennen  keine  Scham;  Schmeichler 
treten  in  Menge  auf.  Daher  ist  die  Hochhaltung  der  Treue  und  die  Wert- 
schätzung des  Edelsinns  die  richtige  Methode  für  die  Erziehung  der  Samurai. 

24.  Wenn  sich  am  Himmel  Wunder  zeigen  und  auch  auf  der  Erde 
Unheil  entsteht,  so  geschieht  das  alles  deshalb,  weil  der  Himmel  die 
Menschen  dadurch  ermahnen  und  warnen  will.  Das  ist  genau  so,  als 
wenn  die  Eltern  Hire  Kinder  aus  Liebe  vom  Bösen  abhalten  und  zum 
(taten  führen,  indem  sie  dieselben  ausschelten.  Aber  auch  der  Herrscher 
eines  Landes  fürchte  die  Warnungen  des  Himmels,  gehe  in  sich  und  be- 
strebe sich,  eine  gerechte  Regierung  zu  führen,  damit  sein  Land  erhalten 
bleibe.  Der  Glaube,  daß  alles  dies  von  selbst  geschehe,  zeugt  von  einer 
sehr  großen  Geringschätzung  des  Himmels.  Die  Ansicht,  daß  man  seltsame 
Himmelserscheinungen  nicht  zu  fürchten  habe,  ist  gewöhnlich  der  Anfang 
von  dem  Untergange  eines  Landes. 

Herrscher  und  Verwalter  pflegen  von  niederen  Leuten  gefürchtet  zu 
werden,  so  daß  zwischen  den  Herrschenden  und  Beherrschten  eine  weite 
Kluft  besteht.    Die  Meinungen  der  unteren  Bevölkerungsschichten  bleiben 

MitLdSen.  f.  OricoL  Sprühen.  1904.   I.Abt  8 


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114 


Ekksn:  Ein  japanischer  Företenspicgel. 


dann  den  Herrschenden  unbekannt,  und  dadurch  wissen  diese  nichts  von 
den  Schmerzen  und  dein  Kummer  derselben.  Daher  muß  man  sich  gegen 
die  Untertanen  freundlich  zeigen,  damit  diese  ohne  irgendeine  Rücksicht 
ihre  Meinungen  aufrichtig  äußern  können.  Daß  der  Kaiser  Taisö  von  der 
Tö-  Dynastie  und  der  Kaiser  der  Periode  Engi  ihren  Unter- 

tanen mit  Freundlichkeit  begegneten,  hatte  seinen  Grund  darin,  daß  sie 
der  Meinung  waren,  die  Bewohner  ihres  Landes  würden  aus  Furcht  vor 
ihrer  Macht  es  nicht  wagen,  ihre  Ansichten  zu  äußern.  Für  Regierende 
empfiehlt  es  sich  sehr,  die  Verhältnisse  der  unteren  Schichten  kennen  zu 
lernen ;  auch  Könige  und  Große  können  nicht  mit  allem  vertraut  sein ,  wenn 
sie  nicht  selbst  hören  und  sehen.  Sie  können  sich  sonst  von  dein  Kummer, 
der  Freude,  der  Not,  dem  Vergnügen,  der  Boshaftigkeit  und  Unehrlichkeit 
der  Bevölkerung  schwer  eine  Vorstellung  machen;  ebenso  wenn  sie  gut 
und  schlecht,  Vorteil  und  Nachteil  nicht  erkennen  und  nichts  von  den  Kultur- 
verhältnissen ihres  Landes  oder  von  den  Ausgaben  und  der  Verschwendung 
ihrer  Familie  wissen ,  wenn  sie  überdies  auf  ihre,  hohe  Wurde  und  ihre 
Einkünfte  eingebildet  sind,  so  können  sie  die  Verhältnisse  der  unteren  Schichten 
nicht  erkennen.  In  diesem  Falle  erfahren  sie  nicht,  was  für  gute  und  schlechte 
Taten  ihre  Untertanen  begehen,  denn  ohne  selbst  zu  hören  und  zu  sehen, 
ist  es  eine  Unmöglichkeit,  Kenntnis  von  den  Volksverhältnissen  zu  erlangen. 

25.  Verleumder  pflegen  kleine  Fehler  anderer  zu  vergrößern  oder  gar 
Leuten  ohne  besonderen  Tadel  etwas  vorzuwerfen;  deshalb  ist  es  eine  große 
Verirrung,  wenn  ein  Herrscher  den  Aussagen  solcher  Leute  ohne  ausreichende 
Prüfung  Glauben  schenkt  Wenn  man  auf  solche  Verleumdungen  hin  gute 
Leute  zurücksetzt,  so  gereicht  dies  nicht  nur  diesen  Leuten  selbst,  sondern 
dem  ganzen  Volke  zum  Unglück. 

26.  Der  Fürst  von  Sil  (|||{),  namens  Bokkö  (§$4^),  befahl  einst 
seinen  Untergebenen  zur  Fütterung  von  Wildenten  und  wilden  Gänsen  nicht 
Reis,  sondern  unreife  Kornähren  zu  verwenden.  Fines  Tages  waren  nun  keine 
mehr  vorhanden;  als  man  solche  bei  den  Leuten  kaufen  wollte,  wurden, 
da  es  wenig  gab,  höhere  Preise  verlangt,  als  für  den  Reis  selbst.  Nun 
wollte  der  Beamte  mit  Reis  füttern,  aber  der  Herr  erlaubte  es  ihm  nicht 
und  sagte:  »Du  verstehst  wohl  etwas  von  kleinen  Vorteilen,  aber  nichts  von 
großen  Verlusten.  Die  Bauern  bauen,  ohne  auf  Kälte  oder  Hitze  zu  achten, 
von  früh  bis  spät  den  Reis,  jedoch  nicht  um  Vögel  und  Tiere  damit  zu 
ernähren.  Außerdem  ist  der  Reis  die  beste  Nahrung  für  die  Menschen.  Wie 
dürfte  man  daher  mit  ihm  Vögel  füttern?  Hole  daher  lieber  aus  den 
Speichern  Reis,  verkaufe  ihn  und  kaufe  dafür  unreife  Kornähren,  mögen 
sie  auch  noch  so  teuer  sein,  und  füttere  dann  die  Gänse.  Es  ist  ebenso 
gut,  wenn  man  den  Reis  aus  den  Speichern  den  Leuten  gibt,  als  wenn 
sich  derselbe  in  meinem  Speicher  befindet.« 

27.  Taiköbö  ',at  gesagt:  »Was  man  durch  inhumane 
Handlungen  erwirbt  und  durch  inhumane  Handlungen  zu  erhalten  sucht, 
verliert  man  gewiß.«  Der  Sinn  dieses  Ausspruches  ist,  daß  z.  B.  ein 
Land,  welches  man  durch  inhumanes  Vorgehen  in  Besitz  genommen  hat 


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Ekkxk:  Ein  japanischer  Füretenspiegel.  115 

und  durch  inhumanes  Vorgehen  zu  behaupten  sucht,  schon  nach  einem 
Menschenalter  zugrunde  geht.  In  China  und  Japan  gibt  es  dafür  zahl- 
reiche Beispiele.  Das  Bestehen  eines  Landes  hängt  mit  der  Humanität 
seines  Herrschers  zusammen,  der  Untergang  desselben  mit  seinen  inhumanen 
Handlungen.    Von  den  Königen  Kets*  Chu  ($^)  und  allen  späteren 

inhumanen  Herrschern  konnte  keiner  dem  Untergang  entgehen.  Die  Kaiser 
Gyö  (jd^).  Shun  (^)»  Tö  und  Bu  in  erster  Linie  und  dann 

Koso  (jfgflffl),   Buntei  (~%%)  der  Kan  -  Dynastie ,  Kobu  (^fcj^)  aus 

der  Späteren  Kan  -  Dynastie ,  Taisö  (^jfc^J)  der  Tö  (0)- Dynastie  und 
die  folgenden  weisen  Herrscher  waren  alle  wohltätig;  deswegen  hatten  auch 
ihre  Länder  langen  Bestand.  Das  Schicksal  eines  Landes  hängt  ebenso 
wie  dasjenige  eines  Menschen  davon  ab,  ob  er  human  oder  inhuman  ist. 
Die  Könige  U  und  Tö  zügelten  sieh  selbst,  daher  stand  ihr 

Land  in  großer  Blute.  Die  Könige  Kets'  (^)  und  Chu  (jj^)  unterdrückten 
ihre  Untertanen ,  daher  gingen  sie  zugrunde.  Die  Beherrschung  der  eigenen 
Person  ist  Humanität,  die  der  anderen  Unmenschlichkeit.  Wie  könnte  man 
sich  nicht  befleißigen,  Humanität  zu  üben? 

28.  Zur  Zeit  der  Dynastie  Tö  wurde  ein  Mann ,  namens  Ribö  [l^ji 

J$)  Minister.  Er  stellte  jedem,  der  ihn  besuchte,  folgende  drei  Fragen: 
»1.  Welche  Leiden  quälen  jetzt  das  Volk?  2.  Gibt  es  für  die  Gegenwart 
eine  gute  Regierungsmethode?  3.  Welche  Fehler  hat  die  gegenwärtige  Re- 
gierung? Diese  drei  Dinge  möchte  ich  wissen.«  Dies  machte  er,  um  die 
öffentliche  Meinung  zu  erfahren,  und  weil  er  fürchtete,  daß  die  Verhältnisse 
des  Volkes  oben  nicht  bekannt  würden.  Ebenso  mögen  alle  Minister  verfahren. 

29.  Der  zweite  Kaiser  der  Shin  (fjf:)-  Dynastie,  der  Sohn  des 
Grunders  derselben,  sagte:  -Der  Grund,  warum  man  die  Herrschaft  hoch- 
schätzt, liegt  darin,  daß  der  Herrscher  das  tut,  was  er  will,  und  sich  ver- 
gnügt, wie  ihm  beliebt.  Um  das  Volk  zu  regieren,  genügt  es  nur,  daß  man 
strenge  Gesetze  gibt,  die  das  Volk  in  Ordnung  halten  und  jede  Übertretung 
und  Aufruhr  verhindern.  Dies  wurde  aber  die  Ursache  des  Unterganges 
der  Shin  -  Dynastie.  Wenn  auch  noch  viel  andere  Herrscher  ihr  Land 
verloren,  indem  sie  es  nicht  zu  leiten  verstanden,  und  sich  seihst  zugrunde 
richteten,  so  war  der  Grund  bei  allen  derselbe.  Die  Herrscher  müßten 
es  für  ein  Vergnügen  ansehen,  Gutes  zu  tun,  sehr  wohltätig  zu  wirken 
und  jedem  Untertan  seinen  richtigen  Platz  anzuweisen. 

30.  Gibt  man  den  Vasallen  zu  große  Renten,  so  daß  sie  zu  Reich- 
tum gelangen,  so  werden  diese  übermütig,  sind  fur  Dienste  schwer  zu  ge- 
brauchen und  nützen  wenig.  Wenn  sie  in  Armut  geraten,  so  kennen  sie 
keine  Scham,  sie  sind  betrügerisch,  bösartig  und  bewahren  keine  Treue. 

31.  Niedrig  denkende,  schlechte  Menschen  verstellen  sich  in  Gegen- 
wart höherer  Beamten,  so  daß  es  nicht  zu  erkennen  ist,  wenn  sie  böse 
sind;  gegen  das  Volk  dagegen  kennen  sie  keine  Rücksichten,  so  daß 
ihre  Handlungsweise  klar  zutage  tritt.  Daher  soll  man  über  die  Beamten 
dasjenige  hören  und  wissen,  was  vom  Volke  über  sie  gesagt  wird,  und 

8« 


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116 


Ekkkn  :  Ein  japanischer  Fürstenspiegel. 


und  sie  danach  beurteilen.  Man  soll  die  Klagenden  nicht  tadeln  und  dem 
Volke  den  Mund  nicht  stopfen. 

32.  Das  Wort  eines  erleuchteten  Herrschers  lautet:  Die  Strafen  der 
Gotter  und  der  Herren  sind  zwar  sehr  zu  fürchten,  die  Strafen  der  eigenen 
Vasallen  und  Bauern  jedoch  am  meisten.  Denn  die  Strafe  der  Gotter  laßt  sich 
durch  Gebet  abwenden,  den  Strafen  der  Herrscher  entgeht  man  durch  Abbitte; 
wenn  man  jedoch  die  Anhänglichkeit  der  Vasallen  und  der  Volkstnassen  ver- 
liert und  diese  abtrünnig  werden,  so  ist  das  Unglück  nicht  mehr  abzuwehren. 

33.  In  China  wie  in  Japan  hat  es  .den  Fürsten  die  größte  Mühe  ge- 
kostet, ein  Reich  zu  begründen.  Insbesondere  hatten  sich  diejenigen  Fürsten, 
die  während  der  Kriegszeiten  geboren  waren,  ihre  Dynastien  gründeten  und 
ein  Land  erhielten,  keinen  Augenblick  Ruhe  gönnen  können.  Sie  mußten 
in  Sturm  und  Regen  vom  Morgen  bis  zum  Abend  mit  ihren  Feinden 
kämpfen,  um  sich  unter  dem  Regen  von  Lanzen  und  Pfeilen  vor  dem 
sicheren  Tode  retten  zu  können.  Mit  fortwährenden  Sorgen  und  Strapazen, 
mit  großer  Not  und  Anstrengung  haben  sie  endlich  große  Länder  mit  ihren 
Einkünften  erkauft.  Durch  glückliche  Zeitumstände  und  Zufall  ist  noch 
kein  Land  auf  leichte  Weise  in  ihre  Hände  gekommen.  Die  Mühen, 
welche  sie  nach  der  Gründung  ihrer  Länder  auf  die  Erbauung  ihrer 
Schlösser,  sowie  bei  den  Bestimmungen  der  Gesetze  und  bei  Einrichtungen 
verwandten,  waren  unermeßlich  groß.  Der  Beweggrund  dafür  war  selbst- 
verständlich treue  Gesinnung,  keineswegs  hatten  sie  die  Absicht,  ihrer  Re- 
gierung Glanz  zu  verleihen.  Sie  wünschten  nur,  daß  ihre  Nachfolger  in 
ihrem  Sinne  weiter  wirkten  und  die  Gesetze  beobachteten,  damit  sie  ihr  Land 
und  Volk  nicht  verlören,  sondern  sich  langen,  glücklichen  Gedeihens  er- 
freuen möchten.  Dies  war  die  Absicht  des  Gründers  eines  Landes  und 
findet  in  folgenden  Worten  Ausdruck:  »Wenn  ein  Herrscher  eine  Regierung 
und  eine  Dynastie  errichtet,  so  wünscht  er,  daß  sie  dauernd  sei.«  Ihre 
Nachfolger  sollen  der  großen  Verdienste  der  Vorfahren  und  der  Mühen  bei 
der  Gründung  gedenken,  die  Vorfahren  ehren,  ihre  Absichten  fortsetzen,  ihre 
Vorschriften  beachten,  das  Land  lange  erhalten  und  das  Volk  gut  regieren. 
Dies  ist  nach  dem  Willen  der  Vorfahren,  und  dies  ist  die  größte  Pietät, 
die  die  Fürsten  ihren  Vorfahren  erweisen  können.  Wenn  man  nicht  an 
die  Schwierigkeiten  bei  der  Gründung  des  Landes  denkt,  das  Land  regieren 
will,  ohne  sich  Mühe  zu  geben,  Reichtum  und  Würde  in  Sorglosigkeit  ge- 
nießt, ohne  weiteres  sich  dem  Trinken  und  Vergnügen  ergibt  oder  gar  aus 
Stolz  auf  seine  eigenen  Fähigkeiten  seine  Vorfahren  geringschätzt,  die  von 
ihnen  bestimmten  Vorschriften  des  Hauses  übertritt,  das  Volk  quält,  Ver- 
waltung und  Rechtspflege  vernachlässigt,  endlich  das  Volk  zur  Rebellion 
reizt  und  das  Land  verliert,  so  hat  die  Pietätlosigkeit  gegen  die  Vorfahren 
ihren  Gipfel  erreicht.  Das  Bestehen  eines  Landes  hängt  also  davon  ab,  ob 
man  dies  beherzigt  oder  nicht.  Wenn  die  Nachfolger  der  Fürsten  an  diese 
beiden  Ursachen  denken,  immer  in  sich  gehen,  Tugend  und  Pietät  üben,  so 
wird  das  Herrscherhaus  auch  in  späteren  Zeiten  blühen  und  sein  Ruhm 
unvergänglich  sein. 


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117 


Mu  Wang  und  die  Königin  yon  Saba. 


Von  A.  Forke. 


Uhina  hat  seit  alter  Zeit  nicht  nur  mit  seinen  Nachbarstaaten ,  sondern 
auch  mit  fern  wohnenden  Völkerschaften  Beziehungen  unterhalten.  Trotz 
des  Systems  der  Abschließung  gegen  fremde  Einflüsse  hat  es  doch  selbst 
oft  diplomatische  und  Handelsverbindungen  mit  fremden  Landern,  die  ihm 
ganz  fern  stehen  mußten,  anzuknüpfen  versucht.  80  schrofT,  wie  man 
früher  wohl  annahm,  ist  die  Isolierung  des  großen  ostasiatischen  Reiches  nie- 
mals gewesen.  Die  vielen,  zum  Teil  sehr  wertvollen  Nachrichten  über 
fremde  Volkerschaften  in  den  offiziellen  Geschichtswerken  sind  ein  beredtes 
Zeugnis  dafür.  Bekannt  ist  die  Entsendung  des  Chang  Ch'ien1  nach  Tur- 
kestan, Ferghana,  Sogdiana,  Baktrien  und  Parthien  im  Jahre  122  v.  Chr. 
und  die  verunglückte  Mission  des  Kan  Ying1  in  das  Römische  Reich, 
welches  dieser  nicht  erreichte,  da  er  sich  nicht  über  das  große  Meer  ge- 
traute, im  Jahre  97  n.  Chr. 

Mit  den  Arabern  sind  die  Chinesen  näher  bekannt  geworden,  nachdem 
die  Kalifen  das  Sassanidenreich  erobert  hatten  und  in  Innerasien  fast 
Nachbarn  der  Chinesen  geworden  waren.  Die  Aufzeichnungen  der  chinesi- 
schen Historiker  über  die  Araber  von  der  T'ang- Dynastie,  618 — 907  n.  Chr., 
an  hat  Bretschneider  in  seiner  interessanten  Monographie:  The  know- 
ledge possessed  by  the  ancient  Chinese  of  the  Arabs  and 
Arabian  colonies,  London  1871  kurz  zusammengestellt.  Indes  die 
Bekanntschaft  der  Chinesen  mit  Arabien  und  seinen  Nebenländern  ist,  wie 
ich  glaube  im  folgenden  nachweisen  zu  können,  sehr  viel  älter  und  reicht 
meines  Erachtens  bis  in  das  10.  Jahrhundert  vor  Christus.  Freilich  laßt 
sich  das  nicht  ohne  weiteres  aus  den  Quellen  ablesen  und  erfordert  eine 
eingehendere  Untersuchung,  aber  ich  glaube,  daß  sich  aus  einer  Kombi- 
nation der  so  gewonnenen  einzelnen  Momente  das  angeführte  Resultat 
ergibt. 

Eine  große  Schwierigkeit  bei  derartigen  Untersuchungen  ist,  daß  die 
Chinesen  fremde  Länder  und  Völker  mit  ganz  anderen  Namen  zu  nennen 
pflegen  als  die,  unter  denen  wir  sie  kennen,  und  daß  diese  Namen  über- 
dies unter  den  verschiedenen  Dynastien  noch  wechseln.    So  hieß  das  Reich 


1 


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118 


Fobki:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


der  Kalifen  zur  T'ang-Zeit  Ta  shih  kuo1,  unter  den  Mongolen  (1280 — 1368) 
nnnnte  man  Arabien  T'i en-fang*,  unter  den  Mings  (1368 — 1628)  T'ien- 
fang  oder  T'ien-t'ang"  und  auch  wohl  Mo-chia*  (Mekka),  und  jetzt  nennt 
man  es  nach  europäischer  Aussprache  A-la-pi*.  Oft  wissen  die  chinesischen 
Schriftsteller  gar  nicht,  daß  verschiedene  Namen  ein  und  dasselbe  Land 
bezeichnen.  Uberhaupt  sind  die  meisten  ihrer  eigenen  Werke,  die  sich 
mit  ausländischen  Völkerschaften  befassen ,  für  sie  wegen  ihres  Mangels  an 
exakten  historischen,  geographischen  und  sprachlichen  Kenntnissen  Bucher 
mit  sieben  Siegeln,  aber  auch  dem  europäischen  Sinologen  macht  die  Identi- 
fizierung geographischer  chinesischer  Namen  sehr  große  Schwierigkeiten 
trotz  des  ihm  zur  Verfügung  stehenden  größeren  wissenschaftlichen  Appa- 
rats. Er  muß  aus  dem  Zusammenhange  der  betreffenden  Stelle  seines 
Autors  und  auf  Grund  von  oft  sehr  ungenauen  Beschreibungen  eine  Deutung 
versuchen. 

Nach  den  chinesischen  Quellen  scheinen  die  Chinesen  ihre  erste  Kunde 

von  Arabien  durch  die  berühmte  Reise  des  Königs  Mu  von  Chou 
(1001 — 946  v.Chr.)  erhalten  zu  haben,  die  dieser  im  Jahre  985  v.  Chr. 
in  den  fernen  Westen  unternahm.  Nach  einem  alten  Kommentar  zu  den 
»Bambusannalen  - 6  würde  die  Hin-  und  Rückreise  190000  Li  ==  etwa 
95000  km  betragen  haben.7  Dies  ist  natürlich  eine  starke  Übertreibung, 
aber  sie  zeigt  doch,  wie  weit  sich  der  Kommentator  das  fremde  Land 
dachte,  in  welches  Mu  Wang  gelangte.    In  jenem  fernen  Lande  besuchte 

der  König  Si  Wang  Mu  g§  Jfl:,  wörtlich  übersetzt  -die  Königin. 
Mutter  des  Westens«.  Dieser  Besuch  hat  die  chinesische  Volksseele  mächtig 
erregt.  Sehr  bald  bemächtigte  sich  die  Legende  der  Person  der  Si  Wang 
Mu  und  machte  eine  Göttin  daraus,  welche  in  Glanz  und  Herrlichkeit  in 
den  Gefilden  der  Seligen  über  ihre  Genien  herrscht. 

Zu  jener  Zeit  nun,  als  König  Mu  im  fernen  Westen  ankam,  regierte 
dort  eine  ruhmreiche  Königin,  deren  glänzender  Hof  halt  uns  in  der  Bibel, 
1.  Kön.  10  geschildert  wird,  Bilkis,  die  Königin  von  Saba,  die  Freundin 
Salomos*.  Liegt  nun  der  Gedanke  nicht  außerordentlich  nahe,  daß  Si 
Wang  Mu,  welcher  der  Besuch  des  Mu  Wang  gegolten  hat,  niemand  anders 
ist  als  die  bekannte  Königin  von  Saba? 


•  Dessen  Regierung  nach  herkömmlicher  Rechnung  die  Zeit  von  1015 — 975 
v.  Chr.  umfaßt. 


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Forke:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


119 


Vor  Mu  Wangs  Zeit  waren  die  Chinesen  wahrscheinlich  noch  nicht 
über  die  Hochgebirge  Zentralasiens  hinausgekommen.  Sie  hatten  datier 
keine  Ahnung,  daß  es  außerhalb  Chinas  noch  zivilisierte  Nationen  gab. 
Sie  mußten  annehmen ,  daß  die  öden  Landerstrecken  außerhalb  Chinas  nur 
von  wilden  Horden,  wie  ihre  Grenznachbareu  waren,  bewohnt  wurden. 
Nun  gelangte  ihr  König  in  ein  reiches,  blühendes  Land,  das  noch  dazu 
von  einer  Königin  beherrscht  wurde.  Diese  wunderbare  Entdeckung  mußte 
eine  starke  Wirkung  auf  die  Phantasie  ausüben.  Die  Berichte  von  den 
Reichtümern,  deu  seltsamen  Pllanzen,  Tieren  und  Menschen  des  Sabäer- 
reichs  lieferten  das  beste  Material  zur  Mythenbildung,  und  so  wurde  denn 
aus  der  Königin  von  Saba  die  Göttin  Si  Wang  Mu. 

Die  Götter  und  Genien  der  chinesischen  Mythologie  sind  entweder 
Personifikationen  von  Bergen,  Flüssen,  Gestirnen,  Naturkräflen  und  Natur- 
erscheinungen oder  zum  Range  von  Göttern  erhobene  Menschen ,  gewöhnlich 
Hsien  -Unsterbliche«  genannt.  Ich  brauche  nur  zu  erinnern  an  die 
•  8  Unsterblichen«1,  an  Kuan  Yü  aus  der  Zeit  der  Drei  Reiche,  der  zum 
Kriegsgott  Kuan  Tia  wurde,  an  den  Mechanikus  Lu  Pan»,  einen  Zeit- 
genossen des  Konfuzius  im  Staate  Lu,  den  Gott  der  Handwerker,  die  beiden 
Schutzgötter  der  Haustüren,  Ch'in  Shu  Pao  und  Wei  Ch*ih  Kung4,  zwei 
Krieger  ans  der  Tang- Dynastie  und  an  die  Schutzgöttin  der  Seefahrer,  Ma 
Tsu  P'os,  welche  in  Mei-chou"  in  der  Provinz  Fukien  gelebt  haben  soll. 
Si  Wang  Mu  wird  gewöhnlich  zu  den  Halbgöttern  gerechnet7;  wir  können 
daher  annehmen,  daß  ihrem  Mythus,  wie  bei  den  erwähnten  Gottheiten, 
eine  historische  Persönlichkeit  zugrunde  liegt.  Es  läßt  sich  nun  für  eine 
Herrscherin  im  Reiche  der  Geister  und  in  den  seligen  Gefilden  kaum  ein 
besseres  Vorbild  finden  als  die  berühmte  Königin  im  «Glücklichen  Arabien«. 

Daß  unter  Si  Wang  Mu  wirklich  die  Königin  von  Saba  zu  verstehen 
sei ,  scheint  mir  aber  auch  der  Name  Si  Wang  Mu  anzudeuten.  Die  wört- 
liche Ubersetzung  ist,  wie  oben  angegeben,  -Königin-Mutter  des  Westens«. 
Diese  Erklärung  ist  möglich,  wenn  wir  annehmen,  daß  die  mit  diesem 
Namen  bezeichnete  Fürstin  so  sehr  alle  andern  Herrscher  des  Westens 
überstrahlte,  daß  sie  von  den  Chinesen  als  Königin  des  Westens  hcct  Itoyry 
betrachtet  wurde.  Da  die  Chinesen  sonst  aber  dergleichen  vage  Bezeich- 
nungen nicht  lieben  und  sie  den  Namen  des  Reiches  der  genannten  Fürstin 
gekannt  haben  müssen,  so  erscheint  es  mir  wahrscheinlicher,  daß  dieser 
Name  in  dem  Ausdruck  Si  Wang  Mu,  und  zwar  in  der  ersten  Silbe  Si 


■  A  fill 

'  mm 

7  C.  de  Harlez,  Le  Livre  des  esprita  et  des  immortela,  Bruxelles  1893,  S.  184. 


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120 


Fobkk:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


jftj  enthalten  ist.  Die  Grundbedeutung  von  gfi  ist  »der  Westen«,  es 
kann  aber  auch  als  Ortsbezeichnung  gebraucht  sein. 

Die  moderne  Kuan -hua- Aussprache  von  p\j  ist  si,  so  wurde  der 
Charakter  aber  zweifelsohne  im  10.  Jahrhundert  v.  Chr.,  als  der  Name  Si  Wang 
Mu  zuerst  aufkam,  nicht  ausgesprochen.  Vergleichen  wir  die  uns  aus  den 
Dialekten  bekannten,  verschiedenen  Aussprachen,  so  ist  si  oder  gar  das 
pekingesische  hsi  die  allermodernste  Form.  Nach  dem  Prinzip,  daß  sich 
die  einfacheren  Formen  aus  volleren,  volltönenderen  entwickelt  haben,  würde 
ich  die  kantonesische,  Amoy-  und  japanische  Aussprache  sai  fur  fur 
die  nachweislich  älteste  halten,1  aus  der  sich  die  übrigen  Formen:  *o«(Foochow) 
fe,  t£i  (Annam),  si  (Korea),  si  und  hsi  (mandarin)  durch  Umlaut  und  Vokal- 
ausfall leicht  erklären  lassen.1  Daraus  folgt  nun  aber  noch  keineswegs,  daß 
man  im  10.  Jahrhundert  gerade  Sai  Wang  M  u  gesprochen  hat.  Einmal  reicht 
die  chinesische  Sprache  in  viel  ältere  Zeiten  als  das  10.  Jahrhundert  zurück, 
so  daß  für  dieses  nicht  gerade  die  älteste  Form  sai  maßgebend  sein  muß, 
andererseits  gab  es  jedenfalls  schon  damals  verschiedene  Dialekte  wie  heute, 
so  daß  eine  verschiedene  Aussprache  möglich  war.  Ich  halte  es  vielmehr 
für  sehr  wahrscheinlich,  daß  in  dem  Sprachgebiet,  wo  der  Ausdruck 
jJCj  3:  i%  zuerst  entstand,  er  Sae  Wang  Mu  oder  Se  Wang  Mu  ausge- 
sprochen wurde.  Im  Sinking,  dessen  Lieder  zum  größten  Teil  aus  der 
älteren  Chou- Dynastie  stammen,  würde  nach  Legge  jg  sei  zu  lesen  sein, 
was  e  sehr  nahekommt.* 

Somit  hätten  wir  den  Ausdruck  Se  Wang  M  u  =  >  Königin-Mutter  von 

Se«,  i.  e.  Ijj^  Saba.    Fatha  —  d  ist  im  Arabischen  häufig  als  ae  oder  e  zu 

sprechen.  Nach  den  Ausspracheregeln,  wie  sie  Wright4  gibt,  muß  gerade 
Söbä,  nicht  S&bä  gesagt  werden.  Mit  dem  ?-Laut  tritt  uns  das  Wort  auch 
in  der  hebräischen  Form:  Schebä  =  Saba  entgegen. 

Die  Neigung  der  Chinesen,  von  fremden  Namen,  namentlich  von  Orts- 
bezeichnungen, nur  die  erste  Silbe  phonetisch  wiederzugeben,  ist  bekannt. 
Wie  man  sagt:  fj*t|||  T*  kuo  -das  Land  Te«  =  De-utschland  oder  JJ  ||| 


Jih  huang  -Kaiser  von  Jih«  =  Ja -pan,  kann  auch  Se  Wang  Mu  »Königin- 
Mutter  von  Sc«  =  Seba  (Saba)  bedeuten.  Einsilbige  Ländernamen  ent- 
sprechen mehr  dem  chinesischen  Sprachgeist.  Die  Namen  der  alten  chine- 
sischen Feudalstaaten  waren  durchweg  einsilbig. 


1  Insofern  stimme  ich  mit  Schlegel  überein:  Secret  of  the  Chinese  method 
of  transcribing  foreign  sounds,  Tung  Pao,  Bd.  I,  1900,  S.  250. 

*  Wir  haben  denselben  Lautwandel  in  den  indogermanischen  Sprachen ,  z.  B, 
der  böse  Geist,  altpcrs.  daira,  Sanskrit  deva,  parsi  dev,  neupere.  div. 

8  pij  reimt  auf  7^  und  letzteres  lautet  nach  Legge,  Shiking,  Proleg.  S.  108 
auf  ei  aus.  Daß  die  Chinesen  zur  Umschreibung  von  finalem  e  in  Sanskritworten 
häufig  Wörter  gebrauchten ,  die  heute  auf  i  auslauten ,  geht  aus  folgenden  Beispielen 
aus  Julien ,  Methode  pour  dechiffrer  les  mots  sanscrits  hervor :  jjp|  =  $e,  j^Q  =  «e, 
%j  unter  anderem  =  nt,  /jj  do  =  ne,        =  fc,  jj|  =  U,  rt. 

*  Wright,  Arabic  Grammar,  Bd.  I,  S.  9. 


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Fork*:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


121 


Warum  sprechen  nun  die  chinesischen  Quellen  immer  von  einer 
Königin -Mutter  von  Saba  und  nicht  kurzweg  von  der  Königin  von  S&ba? 
Die  Chinesen  haben  nie  ein  weibliches  Thronfolgerecht  gekannt.  In  China 
haben  Königinnen  von  Rechts  wegen  immer  nur  als  Regentinnen  für  einen 
minderjährigen  Thronfolger  die  Regierung  geführt  Diese  Anschauung  haben 
sie  wohl  auch  auf  Saba  über  tragen.  Das  bei  den  Semiten  in  ältester  Zeit 
herrschende  Mutterrecht,  legt  den  Gedanken  nahe,  daß  es  damals  auch  eine 
weibliche  Thronfolgeordnung  gab.  Von  den  arabischen  Historikern,  die 
übrigens  für  die  älteste  Zeit  wenig  zuverlässig  sind,  wird  ein  Sohn  der 
Königin  von  Saba  als  ihr  Nachfolger  nicht  erwähnt.  Nach  Hamsa  al-Iss- 
faliäüi  folgte  auf  sie  der  Bruder  ihres  Vaters,  Nasch ir  Junim1,  nach 
Mass'iidi  zunächst  Salomo,  dann  Yac,ir*.  Die  angebliche  Vermählung  der 
Königin  von  Saba  mit  Salomo  ist  jedenfalls  eine  fromme  Legende.  Sie  soll 
eine  Tochter  des  Köuigs  Hodhad  gewesen  sein,  dem  sie  in  der  Regierung 
folgt  Wir  hätten  somit  die  weibliche  Thronfolge.  Nach  einigen  Quellen 
war  sie  dagegen  die  Tochter  eines  Prinzen  Alychrah*. 

Die  Reise  des  Königs  Mu  zur  Königin  -  Mutter  von  Se  ist  historisch 
gut  bezeugt,  so  daß  kein  Gnind  vorliegt,  sie  anzuzweifeln.  In  den  Barn- 
busannalen  lesen  wir  mit  Bezug  auf  König  Mu: 

•  Im  17.  Jahre  (seiner  Regierung)  unternahm  der  König  eine  Expedition 
zum  K'un-lun- Berge  und  besuchte  die  Se  Wang  Mu.»4 

Das  Chu-shu-chi-nien,  die  Bambusannalen,  sind  eine  unserer  Haupt- 
quellen fur  die  älteste  chinesische  Geschichte,  im  Stile  dem  Ch'un-ch'iu  sehr 
ähnlich,  eine  knappe,  nüchterne  Chronik,  die  einen  durchaus  zuverlässigen 
Eindruck  macht,  aus  dein  Anfang  des  3.  Jahrhunderts  v.  Chr. 

Aus  derselben  Zeit  etwa  stammen  die  Werke  des  Philosophen  Lieh  Tse. 
Dieser  berichtet: 

•  Darauf  wurde  (der  König)  von  Se  Wang  Mu  gastlich  aufgenommen. 
Am  Jaspisteich  wurde  ein  Bankett  gegeben,  wobei  Se  Wang  Mu  dem 
König  ein  Lied  sang.  Der  König  erwiderte  es.  Die  Verse  waren  elegisch.-* 

Ausfuhrlicher  geschildert  wird  die  Zusammenkunft  des  Mu  Wang  mit 
der  Königin  von  Saba  im  Mu  T'ien-tse'  chuan*,  einer  legendenhaft  ausge- 
schmückten Beschreibung  der  Reisen  des  Königs  Mu  aus  dem  2.  und  3. 
Jahrhundert  v.  Chr.,  auf  welche  wir  später  noch  näher  eingehen  werden.'  Das 

1  Himzae  I«paliauensis  Annalium  I.ibri  X ,  ed.  Gottwaldt,  Leipzig  1844,  S.99. 

*  Macoudi,  I^es  prairies  dor,  par  C.  Barbier  de  Meynard  et  Pavet  de  Cour- 
telle, Paris  1861—77,  Bd.  III,  S.154. 

*  Caussiu  de  Perceval,  Essai  sur  l'histoire  des  Arabea,  Paris  1847,  Bd.  I,  S.  75. 

1  Vgl.  Wylie,  Notes  on  Chinese  Literature  S.  153.  Ich  kann  Eitel  nicht 
beistimmen,  welcher  bei  seiner  Übersetzung  der  Chronik,  China  Review  Bd.  XVII, 
S.  223  bemerkt,  daß  daa  Werk  aus  dem  10.  Jahrhundert  v.  Chr.  stamme. 


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122  Fork*:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 

Werk  ist  nicht  in  allen  Einzelheiten  historisch,  das  Meiste  daran  mag  Phan- 
tasie sein,  aber  es  hat  doch,  glaube  ich,  wie  die  ineisten  unserer  legenden- 
haften, mittelalterlichen  Chroniken  einen  historischen  Kern,  und  nur  darauf 
kommt  es  mir  an. 

Es  verdient  besonders  hervorgehoben  zu  werden ,  daß  in  diesen  ältesten 
Quellen,  auch  im  Mu  Ticn-tse"  chuan,  Se  Wang  Mu  nicht  als  Göttin,  sondern 
als  eine  Fürstin  dargestellt  wird. 

Man  hat  daran  Anstoß  genommen,  daß  der  Besuch  des  Königs  Mu 
bei  Se  Wang  Mu  im  Shi-chi  nicht  expressis  verbis  erwähnt,  sondern,  wie 
es  scheint,  nur  angedeutet  wird.1  Wir  finden  in  der  Geschichte  der  Ch'in- 
Dynastie  folgenden  Passus: 

»Tsao  Fu  gewann  durch  seine  Geschicklichkeit  im  Wagenlenken  die 
Gunst  des  Königs  Mu  von  Chou.  Er  erhielt  ein  Viergespann  bestehend  aus 
dem  Roß,  dem  Sanftschwarzen ,  dem  gefleckten  Fuchs  und  dem  Grünohr. 
Damit  machte  er  eine  Inspektionsreise  nach  dem  Westen,  wo  es  ihm  so 
gefiel,  daß  er  die  Rückkehr  vergaß.- * 

Daß  dem  SsOia  Ch'ien  die  Persönlichkeit  der  Se  Wang  Mu  bekannt 
war,  geht  aus  Shih-chi  Bd.  123,  S.  6,  worauf  ich  noch  zurückkommen 
werde,  hervor. 

Aus  dem  Nichterwahnen  einer  Tatsache  durch  einen  Schriftsteller, 
von  dem  man  voraussetzt,  daß  er  sie  gekannt  hat,  auf  ihre  Nichtexistenz 
zu  schließen,  ist  ein  sehr  mißliches  Argument,  das  schon  viel  Unheil  an- 
gerichtet hat.  Wie  ich  bei  anderer  Gelegenheit  ausgeführt  habe,  würde  es 
sehr  unkritisch  sein,  die  Existenz  der  Großen  Mauer  zu  leugnen,  weil 
Marco  Polo  sie  nicht  erwähnt,  obwohl  er  sie  gesehen  haben  muß.  Von  den 
Reisenden,  welche  im  frühen  Mittelalter  China  besuchten  und  Aufzeichnungen 
hinterlassen  haben,  spricht  nur  Odoric  davon,  daß  die  Chineseu  mit  Kor- 
moranen  fischen  und  die  Fingernagel  lang  wachsen  lassen,  daß  ihre  Frauen 
sich  die  Füße  verkrüppeln  und,  daß  das  Reich  in  zwölf  Provinzen  eingeteilt 
war."  Sollte  mau  dies  deshalb  für  Fabeln  halten,  weil  Carpini,  Rubruquis, 
Marco  Polo  und  Ihn  Batuta  davon  schweigen?  Weshalb  ein  bestimmter 
Autor  etwas  nicht  erwähnt,  was  man  von  ihm  erwarten  sollte,  läßt  sich 
meist  sehr  schwer  sagen,  und  daher  lassen  sich  für  gewöhnlich  auch  keine 
Schlüsse  aus  dem  auffallenden  Schweigen  ziehen. 

In  unserem  Falle  würde  die  Reise  des  Königs  Mu  zur  Königin  von 
Saba  freilich  an  Glaubwürdigkeit  gewinnen,  wenn  auch  das  Shi-chi,  unsere 
beste  Quelle  für  das  chinesische  Altertum,  sie  bestätigte,  und  ich  glaube, 
daß  dies  in  der  Tat  der  Fall  ist  trotz  des  obigen  Zitats. 

Der  bekannte  Kommentetor  Kuo  P'o4,  276—324  n.Chr.,  eine  Au- 
torität  auf  dem  Gebiet  der  Altertumsforschung,  der  unter  andern)  auch  das 

>  Vgl  Chavannes,  Memoire*  historiquea  de  Se  Ma  Taien  Bd.  II,  S.  6  ff. 

>  Yule,  Cathay  and  the  Way  Thither  S.  21. 


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Forks:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


123 


Shan -hai- king  und  das  Mu  T*ien-tse  chuan  kommentiert  hat,  polemisiert 
in  seiner  Vorrede  zum  Shan  -  hai  -  king  gegen  Ssö  Ma  Ch'ien  und  andere 
Gelehrte,  welche  sich  ablehnend  gegen  besagtes  Werk  verhalten.  Dabei 
sagt  er  wörtlich  Folgendes: 

•  Das  Shi-chi  sagt:  König  Mu  erhielt  die  edlen  Rosse:  den  Hell» 
schwarzen,  den  GrOnohr  und  den  gefleckten  Fuchs.  Er  hieß  Tsao  Tu  sie 
zu  lenken  und  machte  eine  Inspektionsreise  nach  dem  Westen.  Dort  be- 
suchte er  die  Se  Wang  Mu,  wo  es  ihm  so  gefiel,  daß  er  die 
Rückkehr  vergaß.-1 

Da  nicht  anzunehmen  ist,  daß  Kuo  P*o  das  Shi-chi  ganz  falsch  zitieren 
oder  gar  böswillig  dem  SsS  Ma  Ch'ien  etwas  in  den  Mund  legen  würde, 
was  dieser  nicht  gesagt  hat,  so  vermute  ich,  daß  dem  Kuo  l**o  ein  anderer 
Text  des  Shi-chi  vorgelegen  hat  als  unser  heutiger  und  daß  letzterer  un- 
vollständig ist  und  nach  dem  Text  des  Kuo  P'o  ergänzt  werden  muß.  Daß 
unser  Text  des  Shi-chi  lückenhaft  ist,  geht  auch  daraus  hervor,  daß  Sinn 
sowohl  wie  Symmetrie  für  |8|  «Roß«  jtk  |^  -das  rote  Roß  =  der  Braune« 
verlangen,  den  Namen  eines  der  berühmten  acht  Rosse  des  Mu  Wang,  die  im 
Lieh  Tse"  und  Mu  Tien-ts6  chuan  vollständig  aufgeführt  Wörden. 

Auch  eine  Note  des  Kommentators  Chang-Chans  aus  der  Chin- 
Dynastie,  265—420  n.  Chr.,  zu  Lieh  Tse"  III,  2  v.  bestätigt  meine  Vermutung, 
daß  im  Urtext  des  Shi-chi  die  Reise  zur  Se  Wang  Mu  ausdrücklich  erwähnt 
ist.    Sie  lautet: 

»Das  Shi-chi  sagt:  Tsao  Fu  verschaffte  dem  König  Mu  den  ge- 
fleckten Fuchs,  den  Braunen  und  den  fleckenlosen  Schimmel.  Kr  lenkte 
sie  auf  der  Reise.  Man  besuchte  die  Se  Wang  Mu,  wo  es  (jenem) 
so  gefiel,  daß  er  die  Rückkehr  vergaß.«* 

Die  Vergöttlichung  der  Königin  von  Saba  scheint  schon  im  3.  Jahr- 
hundert v.  Chr.  begonnen  zu  haben.  Chuaug  Tsc\  der  etwas  später  als 
Lieh  Tse"  lebte,  stellt  sie  bereits  als  eine  Art  taoistische  Heilige  dar.  Indem 
er  von  der  Erlangung  des  Tao  spricht,  sagt  er: 

•  Se  Wang  Mu  erlangte  es.  Sie  ließ  sich  in  Shao-kuang  nieder. 
Niemand  weiß,  seit  wann,  und  niemand  bis  wann.«4 

Der  Ort  Shao-kuang  ist  unbekannt.  Ganz  in  das  Reich  der  Fabel 
wird  die  Königin  bereits  von  Huai  Nan  TsS  versetzt,  der  gegen  Ende 
des  2.  Jahrhunderts  v.  Chr.  lebte.    Dieser  schreibt: 


'  Arnum ^mmmnmszmm-m^m 
*  mm 

'  Ch^gT«  B.UI,  Kap.Vl,7:  gg  £  flr  %  Z&^&B  H 


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124 


Forks:  Ma  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


•Yi  erbat  das  Elixier  der  Unsterblichkeit  von  Se  Wang  Mu.  Heng  O 
stall I  es  und  floh  damit  zum  Monde.« 1 

Hou  Yi'  hat  der  Legende  nach  im  24.  Jahrhundert  v.  Chr.  unter 
Kaiser  Yao  gelebt.  Heng  O,  auch  Ch'ang  O"  genannt,  seine  Gattin,  gilt 
als  Mondgöttin. 

Bei  späteren  Schriftstellern ,  namentlich  taoistischen  und  solchen,  die 
an  Wundergeschichten  Gefallen  finden,  wird  die  Königin  von  Saba  immer 
legendenhafter.  Sie  fahrt  auf  einem  Drachen  wagen,  drei  grüne  Vögel  sind 
ihre  Boten  usw. 

Eine  Uberlandreise  von  China  nach  Arabien  kann  natürlich  im 
10.  Jahrhundert  v.  Ch.  keine  leichte  Sache  gewesen  sein,  aber  wir  brauchen 
sie  nicht  gleich  für  unmöglich  zu  halten.  Dafür  kennen  wir  das  innere 
Asien  jener  Zeit  viel  zu  wenig.  Wahrscheinlich  waren  Wege  und  Kom- 
munikationsmittel damals  gar  nicht  viel  schlechter  als  zu  Beginn  des  Mittel- 
alters, als  die  ersten  europäischen  Reisenden  nach  China  gelangten,  denn 
gerade  in  dieser  Beziehung  schreitet  der  Orient,  wenn  überhaupt,  jedenfalls 
nur  im  Schneckenschritt  vorwärts.  Ohne  Zweifel  standen  die  asiatischen 
Völkerschaften  auch  zu  jener  Zeit  schon  im  Handelsverkehr  miteinander. 
Gerade  die  beiden  äußersten,  die  Chinesen  sowohl  als  auch  die  Sabäer,  sind 
seit  alters  als  bedeutende  Kaufleute  bekannt.  Die  Sabäer  sandten  ihre 
Waren  zu  den  Persern  und  Baktrern,  die  Chinesen  zu  den  Skythen 
(Hsiung-nu)  und  Parthern.  Die  Parther  vermittelten  zwischen  dem  fernen 
Osten  und  dem  fernen  Westen.  Die  Römer  benutzten  im  1 .  Jahrhundert 
n.  Chr.  die  große  Karawanenstraße,  welche  wahrscheinlich  schon  seit 
Alexanders  des  Großen  Zeiten  existierte.  Sie  führte  von  Hierapolis  am 
Euphrat  sudlich  am  Kaspischen  Meer  vorbei  über  Edessa,  Ekbatana, 
Hekatompolis,  die  Hauptstadt  der  Parther,  durch  das  Gebiet  der  Hyr- 
kanier  nach  Antiochia  Margiana  und  durch  Baktrien  nach  dem  -Stein- 
turm« in  Taschkend  in  Russisch -Turkestan,  von  wo  aus  die  Straße  über 
den  T'ien-shan  nach  Chinesisch -Turkestan  weitergeht4 

Unter  allen  Umständen  war  die  Reise  eine  ganz  hervorragende 
Leistung  und  nur  einein  Manne  von  großem  Tatendrang,  Unternehmungs- 
geist und  Abenteuerlust  möglich,  Eigenschaften,  die  sich  bei  den  meisten 
chinesischen  Herrschern  nicht  finden.  Wäre  die  Reise  von  irgendeinem 
anderen  Herrscher  berichtet  worden,  so  wurden  wir  berechtigten  Grund 
haben,  Zweifel  darein  zu  setzen.  Mu  Wang  aber  besaß  die  Eigenschaften, 
die  ein  Entdeckungsreisender  haben  muß.  Er  war  gescheit  und  energisch, 
dafür  zeugen  die  verschiedenen  Feldzüge,  welche  er  gegen  die  fremden 
Völkerschaften  an  den  Grenzen  des  Reichs  unternahm.    Von  seinem  Vater 


'  »<"'  Nan  Ts«  VI,  11  ».  jfg  X-  ft  Z  H  2$  B§  H%  ÜB 

*  Bretaclmcider,  a.  a.  O.  S.  4. 


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Forks:  Mu  Wang  and  die  Königin  von  Saba. 


125 


hatte  er  die  Vorliebe  für  die  Jagd  geerbt.  Seine  Jagdzöge  dehnte  er  bis 
weit  ins  Inland  aus.1  »Seine  liebste  Beschäftigung  aber  war  das  Reisen  und 
er  verbrachte  den  größten  Teil  seiner  Regierung  damit«  bemerkt  v.  Fries 
sehr  treffend.*  Die  wenigsten  Herrscher  der  alten  chinesischen  Dynastien 
haben  eine  ausgeprägte  Physiognomie,  Mu  Wang  hat  eine,  er  ist  der 
chinesische  Reisekönig. 

Das  Tso-chuan  aus  dem  5.  Jahrhundert  v.  Chr.  enthält,  wie 
der  erwähnte  Kuo  P'o  in  seiner  Einleitung  zum  Shan-hai- king  hervorhebt, 
die  folgende  charakteristische  Stelle: 

»Mu  Wang  wönschte  seinem  Herzens  wünsche  zu  folgen  und  in  der 
ganzen  Welt  die  Radspuren  seines  Wagens  und  die  Fußtapfen  seiner 
Rosse  zurückzulassen.«* 

Ganz  ähnlich  äußert  sich  Su  Che  (1039 — 1112  n.Chr.)  im  Ku-shih4: 

»Der  König  (Mu)  wönschte  seinem  Herzenswunsche  zu  folgen  und 
überall  umherzureisen.  Die  ganze  Welt  sollte  die  Radspuren  seines 
Wagens  und  die  Fußtapfen  seiner  Rosse  zeigen«,' 

und  Cheng  Cb'iao«  (1108—1162  n.  Chr.)  im  Tung-chih: 

»Der  König  erhielt  acht  edle  Rosse,  welche  täglich  1000  Li  liefen.  Kr 
machte  Tsou  Fu  zum  Wagenlenker  und  wünschte,  daß  die  Radspuren  seines 
Wagens  und  die  Fußtapfen  seiner  Pferde  in  allen  vier  Himmelsrich- 
tungen und  bis  an  die  acht  Enden  der  Welt  zu  sehen  wären.«7 

Die  leidenschaftliche  Reiselust  würde  einen  hinreichenden  Grund  für 
die  Fahrt  nach  dem  fernen  Westen  abgeben.  Dazu  mag  noch  ein  anderes 
Motiv  gekommen  sein.  Mu  Wang  war  wie  viele  der  älteren  chinesischen 
Könige  der  Magie  und  dem  Zauberglauben  ergeben.  Ein  Hauptziel  der 
Magier  war  die  Erlangung  der  Unsterblichkeit  durch  Auffinden  des  so- 
genannten Lebenselixiers,  bzw.  der  Gefilde  der  Seligen,  welche  man  im 
Besitze  dieses  Zaubermittels  wähnte.  Von  verschiedenen  chinesischen  Fürsten 
ist  uberliefert  worden,  daß  sie  Expeditionen  ausgeschickt  haben,  um  die 
Inseln  der  Seligen  zu  suchen.  Dies  wird  z.  B.  von  den  Prinzen  von  Wei, 
Hsüan  und  Yen  (311  und  279  v.  Chr.)  berichtet."  Mir  scheint  es  nun  höchst 
wahrscheinlich,  daß  König  Mu  selbst  ausgezogen  ist,  um  das  vermeintliche 
Elysium  zu  entdecken,  und  da  er  es  nicht  fand,  immer  weiter  und  weiter 


1  De  Maiila,  Histoire  generale  de  la  Chine.    Paris  1777.    Bd.  I,  S.  347  ff. 

•  v.  Fries,  Abriß  der  Geschiebte  Chinas.  Wien  1884.    S.  34. 

m 

4  M  #rt  "if  j£  v'5-  vsL  Mayers  Manual  Nr-624  und  wy,ie- Note8  S  23- 

•  Mayers,  Nr.  61. 

£fäZ$l&M$&8&ffi1föE%Afäi    I'»  Tu  «ho  ebi  eh'eng. 

•  Schlegel,  Tung  Pao  Bd.  VI,  S.  56. 


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12G 


Fobke  :  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


gefahren  ist,  bis  er  nach  Arabien  zur  Königin  von  Saba  gelangte.  Vielleicht 
ist  er  auch  direkt  von  einem  Magier,  welcher  ihm  das  glückliche  Arabien 
mit  der  Königin  von  Saba  als  das  Reich  der  Unsterblichen  schilderte,  zu 
der  Reise  veranlaßt  worden.  Diese  Vermutung  legt  die  Schilderung  des 
Königs  im  Lieh  TsS  III,  1  sehr  nahe. 

Zu  Mu  Wang  war  ein  Magier  oder  Alchimist  aus  einem  Reiche 
im  äußersten  Westen  gekommen,'  welcher  durch  seine  Künste  den 
König  vollständig  beherrschte.  Dieser  Magier  könnte  sehr  wohl  ein  Araber 
gewesen  sein.  Die  Araber  waren  im  Altertum  als  Magier  berühmt.  Pythagoras 
und  Demokrit  sollen  sich  auch  bei  den  arabischen  Magiern  Belehrung  über 
Mantik  und  Arzneikunde  geholt  haben.8  Nach  arabischen  Quellen  waren 
die  Schahra,  westlich  von  Tzafar  in  Yemen,  Zauberer.'  Besagter  Magier 
nun  versetzte  den  König  in  Hypnose  und  verursachte  ihm  Visionen.  Wie 
es  im  Text  heißt,  ersuchte  der  Magier  den  König,  mit  ihm  zu  reisen.4 
Der  König  hielt  sich  an  seinem  Rockzipfel  und  flog  mit  ihm  zum  Himmel 
empor.  Dort  zeigte  ihm  der  Magier  seinen  von  Gold  und  Edelsteinen 
strahlenden  Palast  und  andere  Wunder  des  Himmels.»  Als  der  König  wieder 
zu  sich  kam,  «war  es  ihm,  als  fiele  er  ins  Leere.  Beim  Erwachen  fand  er, 
daß  er  noch  an  derselben  Stelle  saß  wie  vorher  und,  daß  die  Diener  noch 
dieselben  waren  wie  früher.  Vor  ihm  stand  noch  sein  Wein  unausgetrunken, 
und  die  Speisen  waren  noch  nicht  trocken  geworden-. 

•  Der  König  fragte,  woher  er  gekommen  sei.  Sein  Gefolge  antwortete: 
Der  König  saß  versunken  da.« 

»Hierauf  verlor  Mu  Wang  sich  selbst.  Nach  drei  Monaten  fragte  er 
wieder  den  Magier.« 

•  Der  Magier  erwiderte:  Ich  bin  mit  des  Königs  Geist  gereist.  Wie 
hätte  sich  der  Körper  fortbewegen  können?  Und  wie  wäre  der  Ort,  wo 
wir  uns  aufhielten,  verschieden  von  des  Königs  Palast  oder  die  Gegend, 
welche  wir  durchwanderten,  verschieden  von  des  Königs  Park?  Der  König 
hatte  sich  von  seinen  Gewohnheiten  losgesagt  und  eine  Zeitlang  seine  Zweifel 
unterdrückt.  Das  verursachte  die  vollkommene  Wandlung.  Wie  kann  man 
durch  Phlegma  oder  Überreiztheit  das  Ideal  erreichen?« 

»Der  König  war  sehr  erfreut.  Er  kümmerte  sich  nicht  mehr  um 
die  Regierungsgeschäfte  und  interessierte  sich  nicht  mehr  für  seine  Diener 
und  seine  Frauen.  Sein  brennender  Wunsch  war,  in  die  Ferne  zu 
reisen.    Er  gab  Befehl,  die  acht  edlen  Rosse  anzuschirren. •  • 

•  Pliiiiu»  XXV,  13  Porphyr,  vita  Plot.  11, 12. 

s  Sprenger,  Die  alte  Geographie  Arabiens,  1875,  S.  91. 

6  Vgl.  Faber,  Licius,  Elberfeld  1877,  S.  58. 

•  £  *  Ci  dr  uwe  m  m ü*  m  ®% z ^#  n  m  m 


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Forke:  Mo  Wang  and  die  Königin  von  Saba. 


127 


Ks  folgt  dann  die  Beschreibung  der  Reise  zur  Se  Wang  Mu.  Der 
König  wollte  jedenfalls  erforschen,  ob,  was  er  im  Geiste  gesehen,  auch 
auf  Erden  zu  finden  sei.  Obgleich  es  nicht  besonders  erwähnt  wird,  möchte 
ich  doch  annehmen,  daß  der  Magier  aus  dem  fernen  Westen  auch  fur  diese 
Reise,  zu  welcher  er  den  König  durch  die  Hypnose  veranlaßt  hatte,  die 
Führung  übernommen  und  daß  er  den  König,  um  ihm  das  irdische  Paradies 
zu  zeigen,  in  seine  Heimat,  nach  Arabien,  an  den  glänzenden  Hof  der 
Königin  von  Saba  geleitet  hat. 

Nach  dem  Gesagten  dürfen  wir  die  Reise  des  Königs  Mu  in  den 
äußersten  Westen  zu  der  Königin  von  Se  fur  historisch  halten.  Fur  die 
Identität  dieser  Königin  mit  der  Königin  von  Seba  oder  Saba  habe  ich 
verschiedene  Wahrscheinlichkeitsbeweise  erbracht:  die  chronologische  Über- 
einstimmung der  Reise  mit  der  Regierungszeit  der  Königin  von  Saba,  die 
Wahrscheinlichkeit  der  Entwicklung  des  Mythus  von  der  Göttin  Se  Wang 
Mu  aus  Reminiszenzen  an  die  Pracht  und  den  Glanz  des  Hofhalts  der 
sahäischen  Fürstin  und  die  Möglichkeit,  daß  das  Se  in  Se  Wang  Mu  nichts 
anderes  als  eine  Verkürzung  von  Se-ba  ist.  Diese  hohe  Wahrscheinlich- 
keit wird  meines  Erachtens  zur  vollen  Gewißheit  durch  die  nachfolgenden 
Quellenstellen,  welche  zum  größten  Teil  dem  Shan-hai-king,  dem  ältesten 
chinesischen  geographischen  Werke  entnommen  sind. 

Die  Ansichten  über  das  Shan-hai-king  \  den  -Berg-  und  Meerklassiker«, 
gehen  bei  den  chinesischen  sowohl  als  auch  bei  den  europäischen  Gelehrten 
weit  auseinander.  Die  einen  halten  es  für  ein  sehr  wichtiges  Werk  der 
ältesten  Literatur,  die  andern  für  ein  Fabelwerk  ohne  wissenschaftlichen 
Wert.  Allerdings  sind  namentlich  die  Teile,  welche  die  fremden,  nicht- 
chinesischen Länder  behandeln ,  voll  von  zum  Teil  recht  kindlichen  Fabeln 
und  Wundergeschichten,  die  leicht  gegen  das  ganze  Werk  einnehmen. 
Allein  bei  eingehenderem  Studium  findet  man  doch ,  daß  sehr  vielen  dieser 
Fabeln  ein  tieferer  Sinn  zugrunde  liegt.  Wenn  man  stets  im  Auge  behält, 
daß  alle  Orientalen  sich  viel  bilderreicher  auszudrücken  ptlegen  als  wir, 
daß  sie  sehr  zu  Übertreibungen  neigen  und,  daß  ihre  Beobachtungen  an 
Genauigkeit  oft  viel  zu  wünschen  übrig  lassen,  so  ist  es  möglich,  viele 
Stellen  des  Shan-hai-king  zu  erklären,  die  auf  den  ersten  Bliek  als  reine 
Phantasiegebilde  oder  direkter  Unsinn  erscheinen.  Der  letzte  Herausgeber 
des  Shan  -  hai- king.  Pi  Yuan*,  ein  hervorragender  Kenner  des  chinesischen 
Altertums,  gibt  in  der  Vorrede  folgendes  charakteristische  Beispiel,  wie 
man  das  Shan-hai-king  zu  interpretieren  hat: 


b  %  m  i m  m  ül  m  &  ifr  &  r  m  z  %  m  ^  m  i  z 
g  z  mmmmz.  z  m  i  m  m  &  f  t ;m  vl  z  m  &  & 

u'u      /\      <^  ^ 

■  \umm 


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128 


Fobkb:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


■  Das  Shan  -  hai  -  king  erzählt  keine  Wunderdinge,  das  Wundern  ist 
lediglich  auf  Seiten  der  Erklärer.  Mit  Bezug  auf  den  Ch*  ih  -Vogel 1  und 
den  Menschenfisch  a  sagt  es  z.  B.,  daß  sie  das  Gesicht  eines  Menschen 
hätten.  Der  Ausdruck  »Gesicht  eines  Menschen-  bedeutet,  daß  mit  mensch- 
lichen Zügen  einige  Ähnlichkeit  vorhanden  ist.  Ebenso  sagt  unser  Klassiker, 
daß  derYing-mu*  und  der  Hsing-hsing*  sprechen  können.  Das  soll  eben- 
falls eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  der  menschlichen  Sprache  bedeuten. 
Indes  auf  den  bildlichen  Darstellungen  aus  spaterer  Zeit  hat  man  den  Tieren 
wirklich  menschliche  Gestalt  gegeben.  Den  erwähnten  Vogel  und  Fisch 
sieht  man  heute  noch.«' 

Diese  Erklärungsmethode  hat  kurzlich  Schlegel  in  seiner  Artikel- 
serie: Problemes  geographiques,  Tung- pao  Bd.  III,  1892  ff.,  zur  An- 
wendung gebracht  und  ist  dabei  zu  überraschenden  Resultaten  gelangt.  Er 
hat  von  einer  ganzen  Reihe  von  Völkerschaften,  die  das  Shan-  hai  -king 
erwähnt  und  welche  man  zunächst  für  Ausgeburten  der  Phantasie  hält, 
nachgewiesen,  daß  und  wo  sie  existiert  haben.  Ich  habe,  wie  aus  dem 
Nachfolgenden  hervoi-gehcn  wird,  ähnliche  Erfahrungen  gemacht. 

Daß  das  Shan- hai -king  älter  als  die  Chou- Dynastie  sei,  was  einige 
chinesische  Kritiker  annehmen,  halte  ich  für  ausgeschlossen.  Das  in  dem 
Werk  verarbeitete  Material  mag  allerdings  wohl  zum  Teil  noch  aus  jener 
Zeit  stammen.  Man  beschäftigte  sich  unter  der  Chou- Dynastie  offiziell  mit 
Geographie,  wie  aus  dem  Vorhandensein  eines  geographischen  Departements 
mit  224  Beamten  hervorgeht.4  Dort  hatte  man  jedenfalls  auch  altes  Material 
aufgespeichert.  Ich  neige  zu  der  Ansicht,  daß  das  Shan-  hai  -king  in  seiner 
jetzigen  Form  aus  dem  4.  oder  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  stammt.  Der  Stil 
ist  nicht  anders  als  der  gegen  das  Ende  der  Chou -Dynastie  übliche,  durch- 
aus verschieden  von  dem  ältesten  Ku-wen,  wie  wir  ihn  im  Shuking  und 
Sinking  finden.  Ssö  Ma  Ch'ien  erwähnt  das  Shan- hai- king  ohne  Nennung 
des  Autors  mit  dem  geographischen  Abschnitt  des  Shuking,  dem  Yü- pen- 
cil!7  zusammen.    Danach  muß  im  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  —  Sse"  Ma  Ch'ien 


1  Die  Eule,  deren  Gesicht  in  der  Tat  menschenähnlich  ist. 
a  Darunter  ist  der  Seehund   zu  verstehen,  der  einen  menschenähnlichen 
Kopf  hat. 

•  Der  Papagei.  Ying-tnu  bedeutet  entweder  die  -Papageienmatter,  oder  es 
ist  nur  ein  anderer  Ausdruck  lur  das  übliche  |^|  ^|  Ying-mi  -Papagei-;  tou 
lautet  in  den  südlichen  Dialekten  meistens  mu. 

4  Eine  Affenart:  Hhinopiihccus. 

$  #  i  a  m i\ m  %  m  m  a  m  #  *n  m  i  ss  #  it  &  m 

t  #«Hä  A  W  flu  m  ut  i$  stm  if-  A  Jtt  m  #  m 

"tfe  vg'-  Buch  Eite,»  Prolegomena  to  the  Shan- hai- king,  China  Review 
XVII,  338. 

«  Wylic,  Notes  S.  35. 


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Forks:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba.  129 

lebte  von  163  —  85  v.Chr.  —  das  Shan  -  hai  -  king  schon  ein  bekanntes  Buch 
gewesen  sein.  Falls  zwei  Parallelstellen  im  Lieh  TsS  und  im  Lü  Shih 
ch'un-ch'iu  1  aus  dem  Shan-hai-king  entlehnt  sein  sollten,  was  Pi  Yuan 
annimmt9,  so  wäre  dadurch  die  Existenz  des  Werkes  auch  für  das  4.  oder 
3.  Jahrhundert  bewiesen. 

Das  Shan-hai-king  ist  kein  einheitliches  Werk ,  sondern  scheint  aus 
mehreren  Stücken  zusammengearbeitet  zu  sein.  Es  macht  den  Eindruck, 
als  ob  zwei  oder  drei  Rezensionen  desselben  Urtextes,  der  durch  Zusätze 
und  Noten  erweitert,  vorlagen.  Der  Stil  der  einzelnen  Teile  ist  derselbe 
und  rührt  wahrscheinlich  von  einer  Überarbeitung  im  3.  oder  4.  Jahrhun- 
dert her.  So  kommt  es  denn,  daß  über  denselben  Gegenstand  an  zwei 
oder  drei  verschiedenen  Stellen  mit  ziemlich  ähnlichen  Worten  berichtet  zu 
werden  pflegt. 

Was  weiß  nun  das  Shan-hai-king  über  das  Land  der  Königin-Mutter 
von  Se  zu  berichten? 

Wir  lesen  in  Buch  XVI,  in  dem  Kapitel  über  die  Länder  «westlich 
von  der  Großen  Einode-*,  nachdem  über  verschiedene  Fabelliinder  berichtet 
worden  ist: 

•Im  Westen*  ist  der  Berg  der  Königin-Mutter,  der  Schluch- 
tenberg und  der  Meerberg.  Es  ist  das  Land  der  Wo;  die  Wu- 
Leute  wohnen  dort.-* 

Was  unter  dem  Lande  der  Wo  zu  verstehen  ist,  erfahren  wir  aus  finer 
Parallelstelle  in  Buch  VII,  welches  von  den  Ländern  westlich  vom  Meere  han- 
delt.' Hier  heißt  es:  J|j  Ulf '  •  verkürzt  für  J£^>  indem,  wie  so 
häufig,  das  phonetische  Element  für  das  volle  Zeichen  steht.  Wir  können  daher 
mit  dem  P o  -  w  u  -  c  h  i  h  7 :  ^  ^  ^J*  lesen.  Pi  Yuan  erklärt  diese  Lesart 
fur  die  richtige.* 

Nun  bedeutet         eine  Insel,    ^fjf  J§  7-      'st  die  »kostbare  Insel-, 

Katnadvipa  =  Ceylon.  bedeutet  »bewässern-  und  übertragen:  •durch 

Bewässerung  fruchtbar«  und  J|ff«  ist  die  »Wüste-.  Der  ganze  Ausdruck 
bedeutet  demnach:  »Die  inselartige,  durch  Bewässerung  fruchtbar  ge- 
machte Wüste«   oder  freier  übersetzt:    -die  wohlbewässerte,  fruchtbare 


'  Vgl.  Eitel  ..  ».  O.  S.  340. 

4  Es  lißt  sich  hier  nur  -Westen-  nicht  Saba  Obersotzen.  Das  Shan-hai-king 
scheint  Se  als  Westen  aufgefaßt  tu  haben,  woraus  aber  noch  nicht  folgt,  daß  es 
wn  Anfang  an  so  verstanden  ist. 

Ä  Die  Lesart  ^  ^  kommt  auch  vor. 


Hin.  d  S«n.  f.  Orient  Sprachen.  1904.  I.  AbL 


130 


Forks  :  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


Wüsteninsel.«  Besser  konnte  Arabia  felix,  das  Land  der  Sabäer,  kaum 
bezeichnet  werden.  Durch  künstliche  Bewässerung  soll  das  an  die 
arabische  Wüste  angrenzende  Hochland  von  Yemen,  im  Südwesten  der 
arabischen  Halbinsel,  nach  dein  Zeugnis  der  Alten  in  einen  paradiesischen 
Garten  verwandelt  worden  sein,  daher  der  Name  r,  tlhalmun'  A faßtet ,  Arabia 
fei  ix,  dem  das  chinesische  J^C  ^  ^|  -das  wohlbewässerte,  fruchtbare  Land- 
im  Buch  XVI  dem  Sinne  nach  nahekommt.  Die  Araber  selbst  nennen  ihr 
Land:  Gazi rat  al  Arab  »die  Insel  Arabien«.  Da  a rab  im  Semitischen 
ursprünglich  -Steppe,  trockene,  wüste  Gegend-  bedeutet  —  im  Hebräischen 
ist  'arabah  -Wüste,  Steppe-  —  so  würde  die  wörtliche  Übersetzung  auch 
die  »Wüstcninsel«  sein.1 

Die  Bewohner  des  »wohlbewässerten  Landes«  ^  ^  würden  natur- 
gemäß ^§3^  verkürzt  jrf^  ^  -Wo-Leute«  heißen.  Darunter  sind 
also  die  Bewohner  von  Arabia  felix,  die  Sabäer,  zu  verstehen.  Auch  das 
Lü-shih-ch'un-ch'iu  (3.  Jahrhundert  v.Chr.)  kennt  sie  und  erwähnt  als 
besondere  Eigentümlichkeit,  daß  sie  »Phönix«  «Eier  essen.  Was  darunter  zu 
verstehen  ist,  werden  wir  im  folgenden  sehen.   Der  betreffende  Passus  lautet: 

»Westlich  vom  -Flugsand«  und  südlich  vom  Bleierzgebirge  gibt  es 
Phönixeier,  welche  die  Wo-Leute  essen.«* 

Unter  ^^J?  »Flugsand«  pllegt  man  gewöhnlich  die  Wüste  Gobi  zu 
verstehen.  Der  Ausdruck  ließe  sieh  aber  ebensogut  auf  die  südarabische 
Wüste  beziehen.  Mit  fl'  |J_|  »Bleierzgebirge-  könnte  sehr  wohl  das  Gebirge 
von  Oman  (Ostarabien)  gemeint  sein,  wo  Bleierze  vorkommen  und  Niebuhr 
eine  Bleigrube  gefunden  hat.*  Der  Fundort  der  Phönixeier  würde  danach 
der  Südwesten  der  südarabischen  Wüste  in  der  Nähe  von  Yemen  sein. 

Huai  Nan  Tse  IV,  9  v.  führt  das  Volk  der  Wo  unter  den  36  Völker- 
schaften auf,  welche  jenseits  des  Meeres  bzw.  der  Wüste  im  fernen  Westen 
wohnen: 

»Das  Volk  der  Weißen,  der  Wo,  der  Frauen  und  der  Kavaliere«4  usw., 
die  auch  im  Shan-hai-king  alle  genannt  werden.  Unter  den  Weißen  ist  jeden- 
falls irgend  ein  kaukasischer  Stamm  zu  verstehen.  Sie  haben  nach  der 
Beschreibung  des  Shan-hai-king  Vll*  weiße  Haut  und  tragen  das  Haar 
lang.  Die  Frauen  sind  Amazonen,  die  Kavalliere  tragen  nach  dem  Kom- 
mentar gelbe  Tracht,  Hut  und  Schwert.*  Aus  dieser  Aufzählung  scheint 
soviel  hervorzugehen,  daß  die  Wo-Leute  nicht  sehr  weit  von  Kaukasiem 


1  Paulys  Realenzyklopädie  dos  klassischen  Altertums,  herausgegeben  von 
G.  Wissowa.  Stuttgart  1S96  Bd.  II,  unter  Arabia  (D.  H.  Müller),  S.  343. 


6  ^t^^Ä'icTii'^M 


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Forke:  Mu  Waug  und  die  Königin  von  Saba. 


131 


mit  heller  Hautfarbe  entfernt  wohnten.  Nach  dem  Shan-hai-king  a.  a.  0. 
würden  die  »Weißen«  nördlich  von  den  Wo  gewohnt  haben.  Sollten  dar- 
unter vielleicht  kleinasiatische  Griechen  zu  verstehen  sein? 

Bei  der  Aufzählung  der  acht  Himmelsgegenden,  welche  an  die  acht 
Pole,  die  acht  Endpunkte  der  Erde  grenzen,  sagt  Huai  Nan  TsS: 

»Der  Westen  heißt  das  Goldgebirge  und  die  wohlbewässerte 
Wüste..» 

Arabien  galt  bei  den  Alten  als  ein  reiches  Goldland.  Strabo  XVI,  18 
erwähnt  Gold  bei  den  Nabatäern  in  Nordarabien,  das  in  Klumpen  bis  zur 
Grüße  einer  Walnuß  vorkommen  soll*.  Nach  IMinius  hatten  die  Sabäer 
das  meiste  Gold,  die  an  Weihrauch  reichsten  Waldungen,  gutbewässerte 
Äcker,  viel  Wachs  und  Honig8.  Der  Goldreichtum  der  Sabäer  geht  auch 
aus  der  Schilderung  des  Besuchs  der  Königin  von  Saba  bei  Salomo  hervor. 
Außerordentlich  reiche  Goldlager  finden  sich  zwei  Tagereisen  östlich  von 
Qan'a,  der  heutigen  Hauptstadt  von  Yemen*.  Arabien  war  noch  produktiver 
an  Gold  als  an  Silber*.  Der  arabische  Geograph  Hamdani  267  zählt  in 
einem  Kapitel  über  die  Minen  in  Yamama  und  Diyan  Rabija  eine  Silber-, 
eine  Kupfer-  und  fünf  Goldminen  auf. 

Aus  den  angeführten  Zitaten  scheint  mir  hervorzugehen,  daß  das 
Reich  der  Königin -Mutter  von  Se  auf  einer  Wüsteninsel  lag,  nicht  weit 
vom  Meere,  denn  es  wird  ein  »Meerberg«  erwähnt,  daß  es  durch  künst- 
liche Bewässerung  sehr  fruchtbar  gemacht  worden  und  ein  Hochland,  reich 
an  Goldminen  war.  Nördlich  davon  wohnten  Kaukasier  mit  heller  Haut- 
farbe und  langem  Haar. 

Weiter  berichtet  das  Shan-hai-king  B.  VII  über  die  » wohlbewässerte 
Wüsteninsel«  folgendes: 

»Inder  wohlbewässerten  Wüsteninsel  singt  der  Luan-Vogel  und 
tanzt  der  -Phönix«  ohne  weiteres.  Die  Bevölkerung  ißt  die  Phönix- 
eier und  trinkt  süßen  Tau.  Alle  Wünsche  werden  ihr  von  selbst  er- 
füllt. Die  mannigfachsten  Arten  Tiere  Gnden  sich  zusammen  und 
leben  in  Scharen  nördlich  von  den  vier  Arten  Schlangen7.    Die  Leute 


■  Plinias  VI.  161 :  Gallus  cetera  explorata  retulit:  Sabaeos  ditissimoa 

Mlvarum  fertilitate  odorifera,  auri  metallis,  agrorum  riguis,  niellia  ecraeque  proventu. 


*  Sprenger  S.  58. 

•  Bei  Sprenger  S.  f>2. 

T  Nach  dem  Zeugnis  der  Alten  war  Arabien  besonders  reich  an  Schlangen. 
Herodot  III,  107  erzählt  von  den  geflügelten  Schlangen,  welche  die  Weihrauehbäume 
ini  Sahierlande  bewachten  und  erst  durch  Styraxdampf  verscheucht  werden  mußten. 
Aach  Plinius  XII,  81  berichtet,  daß  die  Sabäer  Styrax  verbrannten,  um  die  Schlangen 
20  verjagen,  die  «ich  in  großen  Mengen  in  den  Balsa imväldei-n  aufhielten.  Ilero- 
dot  III,  107: 


»  Huai  Nan  Tse  IV,  4  v.  föjf  Q       g|{  Q  ^  If 


graphie  S.  284. 


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132 


Forke:  Mu  Wang  and  die  Königin  von  Saba. 


packen  ein  Et  mit  beiden  Händen  und  verspeisen  es.  Zwei  Vögel 
gehen  voran  und  zeigen  ihnen  den  Weg.«1 

Die  Parallelstelle  dazu  in  Buch  XVI  lautet: 

-In  der  wohlbewässerten  Wüste  dienen  Phönixeier  als  Speise  und 
süßer  Tau  als  Trank.   Was  immer  die  Leute  wünschen,  alle  Geschmäcker 

sind  vorhanden   Der  Luan  -  Vogel  singt  und  der  Phönix  tanzt  ohne 

weiteres,  und  es  scharen  sich  alle  Arten  Tiere  um  sie  zusammen.  Jene 
Gegend  heißt  die  wohlbewässerte  Wüste.« ' 

Der  «süße  Tau«  den         Wüstenbewohner  trinken,  ist 

nichts  anderes  als  das  Manna,  welches  wir  aus  2.  Moses  16  kennen,  das 
der  Herr  dem  Volke  Israel  in  der  Wüste  Sin  nahe  dem  Sinai  regnen  ließ. 
•  Und  am  Morgen  lag  der  Tau  um  das  Heer  her.  Und  als  der  Tau  weg 
war,  siehe,  da  lag  es  in  der  Wüste  rund  und  klein  wie  der  Reif  auf 
dem  Lande.  Und  da  es  die  Kinder  Israels  sahen,  sprachen  sie  unter- 
einander: Das  ist  Man;  denn  sie  wußten  nicht,  was  es  war.  Mose  aber 
sprach  zu  ihnen:   Ks  Lst  das  Brot,  das  euch  der  Herr  zu  essen  gegeben  hat« 

Das  Manna,  der  «süße  Tau«,  rührt  von  einer  in  ganz  Arabien  vor- 
kommenden Tamariskenart,  der  Tamarix  mannifera,  her  und  entsteht 
durch  den  Stich  einer  Schildlaus,  Coccus  manniparus,  in  die  jungen 
Zweige.  Der  hervorquillende,  honigsüße  Saft  trocknet  ein  und  fällt  in 
schweren  Tropfen  zu  Boden,  wo  er  als  hellgelbe  Kfigelchen  wie  Tau  erscheint. 
Das  Manna  hat  einen  honigartigen  Geschmack  und  wird  noch  heutzutage 
von  den  Arabern  auf  Brot  gestrichen  gegessen.  Für  die  Sinaihalbinsel  ist 
es  ein  Handelsartikel.  Man  gewinnt  dort  im  Jahr  6  —  7  Zentner.  Die 
Beduinen  pressen  es  in  kleine  Blechzylinder  zusammen  und  verkaufen  es 
so  an  die  Pilger.»  Ritter  (Erdkunde  Bd.  XII,  S.  506)  gibt  als  ein  Haupt- 
produktionszentrum  für  Manna  Nedshed  in  Zentralarabien  an,  von  wo  das 
Produkt  auch  nach  der  Insel  Bahrein  in  Ostarabien  exportiert  wird. 

Die  Chinesen  verstehen  jetzt  unter  «süßem  Tau«  eine  Art  Ambrosia, 
welche  Geistern  und  Genien  und  solchen,  die  es  werden  möchten,  als 
Speise  dienen  soll.  Wir  haben  in  den  beiden  Stellen  des  Shan  -  hai  -  king 
den  Ursprung  dieses  Mythus  vor  uns.   Vielleicht  hat  Konig  Mu  selbst  den 

noutikoi  za  ulta ,  $\ika<reovet  nkrfi-ü  iroXXoJ  mpl  friv&pov  ixacrov  ....  cn&tA  aXXu 
ätrtXai'vsireu  aire  vZv  Stv&piwv  q  t*J«  c-rvpaxo;  tu  xanvZ.    Plinius  XII,  81:   Ex  Syria 

revehunt  styraeem  Eundem  et  ad  serpentis  fugandas  urunt  in  odoriferia  silvis 

frequentissimas. 

'    iA  Z  if  !R  &  Ö  fftAä  3  HÄMlfl  s  &  Z 

a      w  ft  z  m  &  jb  li  *  z 

3  Vgl.  Sehoenfcld,  Reise  durch  die  Sinaihalbinscl,  im  Globus  Bd.  85,  Nr.  16 
S.  250  tl904). 


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Forks  :  Mo  Wang  und  die  Königin  von  Saba.  1 33 

goldigen,  süßen  Tau  unter  den  Tamarisken  in  der  Wüste  gefunden  und 
sich  seinen  Ursprung  ebenso  erklart  wie  die  Juden,  nämlich  als  ein  be- 
sonderes Gnadengeschenk  der  Gottheit.  Die  Annahme,  daß  der  wunderbare 
Tau  den  Göttern  selbst  als  Trank  dient,  liegt  dann  sehr  nahe. 

Was  nun  den  Luan -Vogel         anbetrifft,  so  ist  dies  nur  eine  Abart 

des  Phönix,  auch  ein  mythischer  Vogel.  Der  Feng       oder  Feng-'huang 

wird  von  den  Europäern  allgemein  als  Phönix  bezeichnet,  obwohl 
die  Beschreibung  dieses  Vogels  sich  mit  der  des  griechischen  Phönix  durch- 
aus nicht  vollkommen  deckt.  Es  besteht  nur  eine  gewisse  Analogie  zwischen 
beiden. 

Wir  erfahren  nun  vom  FÄng-'huang,  daß  die  Wüstenbewohner  ein 
Ei  mit  beiden  Händen  packen,  wenn  sie  es  verspeisen  wollen,  und  daß 
zwei  Vögel  ihnen  den  Weg  zu  den  Eiern  zu  zeigen  pflegen.  Der  Phönix 
singt  und  tanzt,  und  die  Tiere  scharen  sich  um  ihn. 

Weshalb  müssen  die  Wüstenbewohner  die  Eier  mit  beiden  Händen 
anpacken  und  genügt  nicht  eine  Hand  wie  bei  andern  Eiern?  Jedenfalls, 
weil  die  Eier  für  eine  Hand  zu  groß  sind.  So  groß  sind  nur  die  Straußen- 
eier, also  haben  wir  es  mit  Straußen  zu  tun,  und  ist  unter 
F^ng-'huang  der  Strauß  zu  verstehen.  Ich  habe  nicht  den  geringsten 
Zweifel,  daß  der  Strauß  und  nicht,  wie  man  gewöhnlich  annimmt,  der 
Fasan  das  Urbild  des  Feng-'huang,  des  Königs  der  Vögel,  gewesen  ist. 
Wenn  die  bildlichen  Darstellungen  des  Feng-'huang  eine  unverkennliche  Ähn- 
lichkeit mit  dem  Fasan  zeigen,  so  kommt  das  daher,  daß  die  chinesischen 
Maler  den  Strauß  aus  eigener  Anschauung  nicht  kannten  und  den  Fasan 
als  Muster  für  ihre  Phantasieschöpfung  nahmen.  Der  Fasan  »das  wilde 
Huhn-  §f-|§|  ist  in  China  etwas  viel  zu  Gewöhnliches,  als  daß  die  Volks- 
phantasie sich  gerade  diesen  auswählen  und  daraus  einen  Wundervogel 
machen  sollte.  Ganz  anders  eignet  sich  dafür  der  vorsündflutliche  Riesen- 
vogel  im  fernsten  Westen.  Die  Beschreibung  des  Feng-'huang  im  Shan-hai- 
king  und  anderen  alten  Quellen  paßt  vollkommen  auf  den  Strauß  und  ganz 
und  gar  nicht  auf  den  Fasan. 

Wir  haben  bereits  gesehen,  daß  auch  das  Lü-shih-ch' un-ch'iu,  ein 
Werk  aus  dem  3.  Jahrhundert  v.  Chr.,  erwähnt,  daß  die  Wo -Leute,  die  An- 
wohner der  Wüste,  Phönix-,  d.h. Straußeneier  essen.  DasYu-ynng-tsa-tsu  1 
aus  dem  8.  Jahrhundert  n.  Chr.  belehrt  uns,  daß  der  Phönix  einen  besonderen 
Sitz  habe.  »Dies  ist  ein  Gegenstand  zu  Füßen  des  Phönix  wie  ein  weißer 
Stein.  Von  Zeit  zu  Zeit  kommt  der  Phönix  und  bringt  ihm  gleichsam  seine  be- 
sondere Huldigung  dar.  An  dem  Ort,  wo  er  sich  setzt,  scharrt  er  ein 
drei  Fuß  tiefes  Loch.  Darin  liegt  ein  runder  Stein  wie  ein  Ei, 
ganz  weiß.  Die  I  iebevolle  Sorgfalt,  die  er  darauf  verwendet,  beruhigt 


tt*nä«#m*«p*«*Ä«ll:Ätt'3:H^WIUI 


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Forke:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


sein  Gemüt.«  Nach  dem  Ohentsangch'i,  das  den  Passus  des  Yu  yang- 
tsa-tsu  in  etwas  erweiterter  Form  enthält,  sclinrrt  der  Phönix,  wo  er  sich 
niederläßt,  ein  2  —  3  Fuß  tiefes  Loch  in  die  Erde.  Der  Verfasser  wundert 
sich  über  dies  eigentümliche  Gebaren  des  Geistervogels,  weshalb  er,  da  er 
—  nach  der  Tradition  —  sich  doch  nur  auf  den  Zweigen  des  Wu-tung- 
Bauines  niederlasse,  auf  die  Erde  komme,  dort  seinen  besonderen  Site  habe 
und  dafür  noch  ein  Loch  in  die  Erde  scharre.  Er  meint,  daß  sich  das  nicht 
erklären  lasse,  aber  wohl  in  der  Natur  begründet  liege.' 

Wir  haben  es  hier  naturlich  mit  Straußeneiern  zu  tun,  die  wie  große, 
weiße,  runde  Steine  aussehen.  Der  Strauß  behandelt  sie  mit  liebevoller 
Sorgfalt  während  des  Brutens.  Dazu  scharrt  er  sich  ein  tiefes  Nest  in  den 
Wüstensand,  in  dem  er  oft  beim  Brüten  bis  auf  den  Hals,  der  herausragt, 
verschwindet.' 

Es  fällt  den  Straußen  natürlich  nicht  ein,  die  Araber  zu  ihren  Nestern 
zu  führen,  damit  sie  ihnen  die  Eier  wegnehmen,  wie  das  Shan-hai-king 
berichtet.  Diese  irrige  Annahme  konnte  aber  sehr  wohl  auf  folgende  Eigen- 
tümlichkeit der  Strauße  zurückzuführen  sein.  Wird  eine  brütende  Straußen- 
henne von  ihrem  Neste  verscheucht,  so  sucht  sie  mit  Geschrei  den  Hahn 
auf.  Dieser  bringt  sie,  wie  die  Araber  einstimmig  behaupten,  mit  Gewalt 
zum  Neste  zurück.  Daher  wird  der  Hahn  auch  Salim  -der  Gewaltige« 
genannt.'  Dadurch,  daß  Hahn  und  Henne  in  dieser  Weise  dem  Neste  zu- 
eilen, würden  allerdings  die  Verfolger  darauf  hingeleitet  werden. 

Ganz  genau  passen  nun  aber  auf  den  Strauß  die  weiteren ,  vom  Shan- 
hai-king  angeführten  Charakteristika  des  Phönix.  Ich  muß  gestehen,  daß 
mir  diese  Eigentümlichkeiten  des  Straußes  ganz  unbekannt  waren  und  daß 
mich  erst  die  Notiz  dieses  so  viel  verschrieenen  alten  Werkes  darauf  geführt 
hat.    Vielleicht  wird  es  den  meisten  meiner  Fachgenossen  ähnlich  ergehen. 

Der  Phönix  tanzt  und  singt  und  die  Tiere  scharen  sich  um  ihn.  So 
das  Shan-hai-king.    Hören  wir  nun,  was  Brehm  von  den  Straußen  sagt: 

»Gegen  die  Mittagszeit  hin  haben  sie  ihren  Magen  gefüllt  und  ruhen 
nun  entweder  einige  Stunden,  bald  auf  den  Fußwurzeln  hockend,  bald  auf 
dem  Bauche  liegend,  oder  tummeln  sich  munter  und  übermütig  umher  und 
führen  die  wunderlichsten  Tänze  auf,  indem  sie  wie  toll  in 
einem  Kreise  h in-  und  herlaufen,  die  Flügel  heben  und  zi tternd 
schwingen,  als  ob  sie  versuchen  wollten,  sich  in  die  Luft  zu  erheben.« 
(Bd.  V,  S.  693.) 

•Der  Hahn  sucht  seine  Liebe  durch  eigentümliche  Geberden 
und  Tänze  auszudrücken.  Er  hockt  vor  dem  Weibchen  auf  die  Fuß- 
wurzel nieder,  bewegt  Hals  und  Kopf  in  regelmäßiger  Weise,  zittert  arn 
ganzen  Körper  und  schlägt  mit  den  Flügeln.  Beim  Schreien  wirft  er  den 
Hals  zurück,  schließt  den  Schnabel  und  stößt  nun  durch  krampfhafte,  aber 

ä  A  ±   IE  #i  W  ö  $  £  ai  ;p  w  l»t  & 

»  Brehms  Ticilebcn,  neu  bearbeitet  von  Pechuel - Loeache  1890,  Bd.  V,  S.701. 

a  Brehm  a.  a.  O.  S.  705. 


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Forke:  Mu  Waag  und  die  Königin  von  Saba.  135 

willkürliche  Bewegungen  des  ganzen  Körpers  die  in  der  Lunge  enthaltene 
Luft  hervor,  wobei  er  seine  Kehle  außerordentlich  aufbläht.  Die  dreimal 
drei  Töne,  die  er  oft  wiederholt,  erinnern  an  das  Brüllen  eines 
weit  entfernten  Löwen  oder  auch  an  ein  dumpfes  Trommeln. 
Der  zweite  ist  um  einige  Töne  höher  als  der  erste,  der  dritte 
viel  tiefer  und  gedehnt,  gegen  das  Ende  hin  allmählich  ver- 
schwächt..   (S.  699.) 

Das  Shan-hai-king  kann  also  mit  Fug  und  Recht  von  dem  Singen 
des  Phönix  (Strauß)  sprechen,  denn  die  Töne,  welche  er  hervorbringt,  sind 
vod  verschiedener  Höhe,  lang  oder  kurz,  forte  oder  piano  uud  folgen  aufein- 
ander in  bestimmten  Intervallen.  Das  Ch'iu-ching  sagt,  daß  die  leisen 
Töne  des  Phönix  wie  Glocken,  die  lauten  wie  Pauken  klängen.' 
Auf  die  Bemerkung,  daß  allerlei  Tiere  sich  um  den  Strauß  scharten,  beruht 
auf  Wahrheit.  Antilopen,  Zebras  und  andere  Vierfüßler  vergesellschaften 
sich  gern  mit  dem  Strauß,  weil  er  vermöge  seiner  Größe  die  Ebene  meilen- 
weit überschaut,  jede  drohende  Gefahr  sofort  bemerkt  und  das  Signal  zur 
Flucht  gibt.  Er  verrichtet  so,  ohne  es  besonders  zu  beabsichtigen ,  Wächter- 
dienste für  sein  Gefolge. 

Meine  Annahme,  daß  der  Fcng-'huang,  der  chinesische  Phönix,  kein 
anderer  Vogel  sein  kann  als  der  Strauß,  wird  durch  die  Schrift  vollkommen 
bestätigt.   Jj^  =  fMg  ist  moderne  Schreibweise ,  im  Ku  -  wen  schrieb  man 

dafür  Iß  oder  ohne  Radikal  einfach  Jjjj.1  Das  Zeichen  Jjfl|  lautet  heute 
]ifng  und  bedeutet  einen  Riesenvogel,  ähnlich  dem  Märchenvogel  Kukh. 
Da  nun  also  in  ältester  Zeit  sowohl  für  den  Vogel  Feng,  den  Phönix, 
als  auch  für  den  Riesenvogel  P'eng  gebraucht  wurde  —  die  Differenzierung 
der  Aussprache  wird  erst  später  erfolgt  sein  — ,  so  folgt  daraus,  daß  der 
Phönix  und  der  Rukh  ursprünglich  identisch  waren,  und  daß  man  erst 
später  zwei  verschiedene  Vögel  daraus  gemacht  hat.  Der  Vogel  Rukh  ist 
eine  phantastische  Übertreibung  des  Vogel  Strauß.* 


Siehe  das  das  ^"^^J^  u"d  Chalmers,  Structure  of  Chinese 

1882,  S.  170. 

1  Die  erste  Erwähnung  scheint  im  Lieh  Tse  V,  4  v.  vorzukommen.  -Es  gibt 
einen  Fisch,  der  ist  einige  tausend  Li  breit  und  entsprechend  lang.  Er  heißt  Wal- 
ümtH.  Auch  gibt  es  einen  Vogel,  P'eng  genannt,  dessen  Flügel  wie  vom  Himmel 
hf rabhängende  Wolken  sind  und  dessen  Körper  dem  entspricht.«     ^  ff)  1t 

i^^SÄ f }5 ff? M  Nach  c,,uang Tsö  L 1  verwa»delt  sich  der Wal- 

6sch  in  einen  Kukh.  Der  Kücken  dieses  Vogels  mißt  mehrere  tausend  Li ,  und  wenn 
er  fliegt,  so  sehen  seine  Flügel  wie  vom  Himmel  herabhängende  Wolken  aus:  {fl|j. 


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13«; 


Fobkjc:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


Daß  im  Altertum  die  riesige  Gruße  als  ein  Hauptmerkmal  des  Phönix 
galt,  geht  aus  verschiedenen  Stellen  in  Wang  Ch'ungs  Lun-hcug  (1.  Jahr- 
hunderts n.Chr.)  hervor.  Das  Erseheinen  des  Feng-*  huang  in  den  Palasten 
verschiedener  Herrscher,  wovon  er  berichtet,  ist  nicht  als  historisches  Faktum 
zu  nehmen.  Da  der  Phönix  als  heiliger  Vogel  galt,  so  ließ  man  ihn  er- 
scheinen ,  um  die  Regierung  des  betreffenden  Kaisers  als  besonders  segens- 
reich hinzustellen. 1 

•  Zur  Zeit  des  Kaisers  Hsiao  Hsfian  Ti  (73—48  v.  Chr.)  ließ  sich  ein 
Phönix  im  Shang-lin-Park  nieder  und  spater  auch  auf  einem  Baume  am 
Osttor  des  Chang- lo- Palastes.    Kr  war  5  Fuß  hoch.-* 

•  Unter  der  Regierung  des  Wang  Mang  (9 — 23  n.Chr.)  erschien  ein 
riesiger  Vogel,  so  groß  wie  ein  Pferd  mit  buntem  Gefieder  und 
drnchenartiger  Zeichnung,  der  sich  zusammen  mit  einigen  zehn  anderen 
Vögeln  in  Ch'i-hsicn  im  Staate  P'ei  niederließ.  Der  Phönix,  welcher  zur 
Zeit  des  Ilsuan  Ti  sich  auf  den  Boden  niedersetzte,  war  5  Fuß  hoch,  was 
der  Größe  eines  Pferdes  gleichkommen  würde.«* 

Diese  Größe  entspricht  etwa  der  des  Straußes,  der  ungefähr  2  m  mißt. 

Nach  dem  Mu  T'ien-tsel  chuan  III,  1  v.  hat  König  Mu  die  Strauße 
in  Arabien  kennen  gelernt  und  ihrer  Federn  wegen  jagen  lassen.  Nachdem 
der  Besuch  bei  der  Königin  von  Saba  beschrieben  worden  ist,  fahrt  die 
Erzählung,  in  welcher  sich  hier  und  da  kleinere  Lucken  finden,  folgender- 
maßen fort: 

•  Am  Tiug-wei  (330.  Tage)  gab  der  Sohn  des  Himmels  ein  Bankett 

auf  dem  Wen-Berge  sah  sich  die  Vögel  an.    Am  Chi-yu  (33*2. 

Tage)  gab  er  ein  Gastmahl  am  Ju-Fluß.    Er  erließ  einen  Befehl  und  wies 

die  Mannschaften  der  sechs  Armeen  an,  die  Federn  zu  (sammeln)  

Es  waren  dort  Marschen  und  Seen,  Hügel,  Ebenen  und  Hochplateaus. 


1  Wang  Clt'ung  bemerkt,  daß  weder  seine  Zeitgenossen,  noch  die  Chinesen 
in  früheren  Jahrhunderten  genau  wüßten,  wie  ein  Phönix  und  ein  Einhorn  aussahen. 
In  früherer  Zeit  hahe  man  Vögeln  und  Tieren  von  seltsamer  Gestalt  ohne  weiteres 
den  Namen  Phönix  oder  Einhorn  gegeben  (Lun-hcng  XVI,  10).  So  hat  man  wnlir- 
sehcinlirh  auch  irgendeinen  großen  und  seltenen  Vogel,  den  man  zur  Zeit  der  Kaiser 
Ilsüan  Ti  und  Wang  Mang  beobachtet  hat,  als  Phönix  bezeichnet.  Es  köunten  auch 
die  Kegierung-.devi.sen  dieser  Kaiser:        Jfjj^  und  zu  der  Annahme  geführt 

haben,  daß  unter  ihrer  Hegierung  wirklich  Phönixe  erschienen  seien.  Das  ist  natür- 
lich ausgeschlossen.  Die  Beschreibungen  zeigen  aber,  wie  man  sich  damals  einen 
Phönix  vorstellte,  was  für  uns  allein  in  Betracht  kommt. 

•  Un-MngXVI,  12  v.  £  fttfj W  A  tk  *P  M  £  #i 


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Forki:  Mu  Wang  and  die  Königin  von  Saba. 


H7 


Die  •  Riesenvögel • 1  wurden  ihrer  Federn  beraubt.*  Als  die 
Soldaten  der  sechs  Armeen  damit  fertig  waren,  gelangten  sie  in  die  «weite 
Ebene  «.« 

•  Der  Sohn  des  Himmels  gab  fur  die  ersten  Minister,  Grafen  und 
Fürsten  ein  großes  Essen  und  belohnte  die  Offiziere  der  sieben  Garden  auf  dein 

•  FederhAgel«.    Darauf  ließ  er  das  Stück  Kuang-lo  spielen   Die 

Mannschaften  der  sechs  Armeen  durchschweiften  jagend  die  -weite  Ebene- 
und  machten  ungeheure  Jagdbeute.  Ganze  Scharen  von  Vögeln  und  Tieren 
wurden  erlegt.  Diese  große  Jagd  der  Soldaten  der  sechs  Armeen  dauerte 
neun  Tage.  Hierauf  lagerten  sie  sich  auf  dem  Feder(högel)  .  .  .  .  Zum 
Transport  für  die  erjagten  Felle  und  Jagdtrophäen  mußten  sie  sich  Wagen 
leihen.  Der  Sohn  des  Himmels  nahm  auf  diese  Weise  hundert 
Wagen  voll  Federn  mit  sich.«' 

Mu  Wang  sah  also  im  Hochland  von  Yemen  Strauße  und  ließ  ihre 
Federn  sammeln.  Wahrscheinlich  waren  diese  Vögel  von  seinen  Leuten 
geschossen  worden.  Als  er  dann  auf  seiner  Rückreise  die  -weite  Ebene«, 
d.  h.  die  Wüste,  erreichte,  veranstaltete  er  eine  neuntägige  Jagd,  der  zahllose 
Strauße  und  andere  Tiere  zum  Opfer  fielen.  Daß  zum  Transport  der  Federn 
allein  hundert  Wagen  nötig  waren,  ist  natürlich  eine  starke  Übertreibung.  Der 
Hügel,  auf  welchen  die  Jager  ihre  Beute  zusammentrugen,  wurde  jedenfalls 
von  den  vielen  dort  aufgehäuften  Straußenfedern  ■  Federhügel-  genannt. 
Darunter  ist  keineswegs  ein  aus  Federn  bestehender  Hügel  zu  verstehen. 
Diese  irrige  Vorstellung  scheint  dem  Kommentator  der  Bambusannalen  vor- 
geschwebt zu  haben,  indem  er  schreibt:  -Auf  seinem  Zuge  nach  dem  Norden 
reiste  der  König  tausend  Li  über  Flugsand  und  tausend  Li  über  aufgehäufte 
Federn.«4    Auch  die  Richtung  nach  Norden  stimmt  nicht. 


1  $H  (j|L  heißt  der  »große  Vogel-,  nicht  -the  finest  bird«  wie  Kilel  a.  a.  O. 
S.  2.H4  übersetzt.  Das  Erh-ya  definiert  #|f  mit  ^{Jj,.    ^  Mi  ist 

nur  ein  anderer 

Ausdruck  für  womit  man  zur  Han-Zeit  den  Strauß  bezeichnete ,  als  man 

von  neuem  seine  Bekanntschaft  machte. 

-  Eitel  übersetzt:  -The  finest  birds  shed  their  feathers.-  Ich  glaube,  daß 
es  »ich  hier  um  das  gewaltsame  Ausreißen  der  kostbaren  Straußenfedern  handelt. 
Mir  ist  nicht  bekannt,  daß,  abgesehen  von  den  Vogelhergen  im  hohen  Norden, 
Vögel  je  an  einem  Ort  ihre  Federn  abwerfen,  so  daß  sich  das  Einsammeln  lohnen  würde. 

'  T^^ftTfiUlP^&BlS^f-ftT m 


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138 


Fork*:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


Die  älteste  Beschreibung  des  Phönix,  welche  wir  haben,  ist  die  des 
II  a  n -sh  i  h-  wa  i  -ch  ua  n  1  aus  dem  Jahre  150  v.  Chr.  Sie  paßt  einigermaßen 
auf  den  Vogel  Strauß,  alter  durchaus  nicht  auf  den  Kasan.    Dort  heißt  es: 

•  An  Gestalt  ist  der  Feng  von  vorn  wie  ein  wilder  Schwan,  von  hinten 
wie  ein  Kilin.  Fr  hat  den  Unterkiefer  einer  Schwalbe  und  den  Schnabel 
eines  Hahns,  den  Hals  einer  Schlange  und  den  Schwant  eines  Fisches. 
Seine  Stirn  ist  wie  die  eines  Kranichs,  seine  Backen  (Zügel)  sind  wie  die 
einer  Mandarinente.  Er  ist  drachenartig  gezeichnet  und  hat  den  Rücken 
einer  Schildkröte.  Sein  Gefieder  zeigt  alle  fünf  Farben,  und  er  ist  4  bis 
5  Fuß  hoch.» 

Will  man  den  Strauß,  der  von  allen  anderen  Vögeln  so  verschieden 
ist,  überhaupt  mit  einem  der  bekannteren  Vögel  vergleichen,  so  läßt  sich 
allenfalls  sagen,  daß  er  wie  eine  riesige  Gans  oder  ein  Schwan  aussieht. 
Ein  besserer  Vergleich  war  den  Chinesen  wohl  nicht  möglich.  Im  Pcn- 
t'sao-kang-mu  *  ist  der  Strauß  wie  eine  große  Gans  abgebildet,  aber  mit 
den  Beinen  eines  Säugetieres.  Wegen  seiner  pferde-  oder  antilopenartigen 
Läufe  wird  wahrscheinlich  auch  von  ihm  gesagt,  daß  er  von  hinten  wie 
ein  Kilin  =  Einhorn  aussehe.  Plinius  X.  I4  berichtet,  daß  die  Klauen  des 
Straußes  zweigespalten  und  denen  der  Hirsche  ähnlich  seien.  Er  benutze 
sie  zum  Ergreifen  von  Steinen .  die  er  seinen  Verfolgern  entgcgenschleudere. 
Der  Strauß  hat  einen  langen,  schlangenartigen  Hals,  eine  hohe  Stirn  wie 
der  Kranich,  die  Geyend  um  die  Augen  herum  ist  hell  gefärbt  wie  bei  den 
Mandarinenten  und  sein  Schnabel  ist  ähnlich  wie  der  eines  Hahns  und  einer 
Schwalbe.  Eine  Ähnlichkeit  zwischen  dem  Schwänze  des  Straußes  und  dem 
eines  Fisches  vermag  ich  nicht  zu  entdecken.  Die  drachenartige  Zeichnung 
bezieht  sich  vermutlich  auf  die  gewellten  und  gekräuselten  Federn.  Der 
Vergleich  des  Kückens  des  Straußes  mit  dem  gewölbten  Rücken  einer 
Schildkröte  ist  sehr  zutreffend. 

Das  Gefieder  des  Straußes  ist  allerdings  nicht  fünffarbig.  Nach  dem 
Shan-hai-king*  und  dem  Shuo-wen'  würde  der  ganze  Vogel  fünf 
Farben  zeigen.  Die  kurzen  Federn  des  männlichen  Straußes  sind  schwarz,  die 
langen  weiß,  die  Beine  graugelb,  der  Schnabel  horngelb,  die  nackten  Hals- 
teile und  die  Schenkel  rot.  Es  sind  also  die  fünf  chinesischen  Grundfarben 
bis  auf  blau  vorhanden.   Dieses  findet  sich  beim  Somalistrauß,  dessen  nackte 


1         jf^^f^f    Vf?'-  Faber>  Doctrines  of  Confucius,  1875,  S.  9. 

1  ii  z  $  «  it  mmmm&&mikm%w£ 
m  m  *  ik  n  m  n iL  %  m  m  r 

*  Ungulae  Iiis  cervinw  similes,  quilms  dimicant,  bisulcae  et  comprehendendis 
lapidilms  utiles,  tpios  in  fuira  contra  scqutuitcs  ingerunt  pedibus. 


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Forke:  Ma  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


no 


Körperteile  graublau  sind.1  Übrigens  wird  mit  ^  {5  oft  nur  bunt  = 
mehrfarbig  bezeichnet. 

Die  Chinesen  lernten  den  Strauß  durch  die  Expedition  des  Chang 
Ch'ien  122  v.  Chr.  zum  zweiten  Male  kennen.  Das  Shi-chi  B.  123  S.  6*  er- 
wähnt die  'großen  Vogel«  =  Strauße,  deren  Eier  so  groß  wie  irdene  Töpfe 
seien,  als  eine  Eigentümlichkeit  von  Tiao-chih,  worunter  Syrieu  zu  ver- 
stehen ist.'  Ebenso  fuhrt  das  Ch'ien  Han-shu  B.  96a,  S.  13  v.  Strauße 
unter  den  Erzeugnissen  von  Syrien  an.  Der  erste  lebende  Strauß  scheint 
im  Jahre  101  n.Chr.  nach  China  gekommen  zu  sein.  Ein  Parther- Konig 
schickte  ihn  zusammen  mit  einem  Löwen  an  den  Kaiser  von  China.  Das 
Volk  nannte  den  Vogel  den  •  Parther -Vogel-.*  Dieser  Ausdruck  ist  nicht 
unzutreffend,  denn  zu  jener  Zeit  beherrschten  die  Parther  auch  Südpersien, 
wo  der  Strauß  in  einigen  Gegenden  noch  heute  vorkommt.  Im  Ch'ien 
Han-shu  B.  96a,  S.  14  wird  der  Strauß  als  in  Parthien  heimisch  unter 
dem  Namen  der  »große  PferdevogeW  erwähnt.  Erst  später  kam  der  jetzt 
fur  den  Strauß  übliche  Name:  -Kamelvogel-  Effc  auf.  Die  Sehreib- 
weise fjfjlj  »st  ganz  modern.  Daß  nach  Wang  Ch'ung  der  Phönix  die 
Größe  eines  Pferdes  hatte,  ist  erwähnt  worden. 

Der  Strauß  ist  ein  charakteristischer  Vogel  der  sogenannten  äthio- 
pischen Tierregion,  welche  Afrika  und  Südarabien  bis  zum  Wende- 
kreise und  die  an  den  Persischen  Meerbusen  angrenzenden  Teile  des  süd- 
lichen Persiens  umfaßt,  über  dieses  Gebiet  geht  der  Strauß  etwas  nach 
Norden  hinaus  und  kommt  noch  in  den  Wüsten  des  Kuphratgehiets  vor.6 
Dagegen  ist  die  paläoark tusche  Region  Zentralasiens  nie  seine  Heimat  gewesen. 

Wie  wir  die  äthiopische  Region  als  die  Heimat  des  Feng-'huang, 
des  Königs  der  Vögel,  kennen  gelernt  haben,  so  müssen  wir  dort  auch 
die  Heimat  des  Ki-lin,  des  Königs  der  Vierfüßler  suchen.  Die  Identi- 
fizierung des  Ki-lin  mit  dem  -Einhorn«  hat  auch  nicht  viel  mehr  Wert  als 
die  Bezeichnung  des  Feng-' huang  als  Phönix.  Es  ist  aus  den  chinesischen 
Quellen  erwiesen  worden,  daß  .als  Vorbild  für  das  mythische  Ki-lin  die 

1  Brehms  Tierieben,  V,  691. 

*  .%  Wimm 

•  Ich  halte  Tiao-chih  für  eine  etwas  verkürzte,  phonetische  Wiedergabe  von 
haiexpt,  mit  Jotazisuius:  Diadochi  zu  sprechen ,  woraus  Dia(d)o-chi  wurde.  Tiao-chih 
Ist  speziell  das  Seleukidenreich,  was  ich  später  ans  den  chinesischen  Quellen  noch 
eingehender  nachweisen  werde.  122  v.  Chr.  halten  die  Porther  das  Seleukidenreich, 
welches  ursprünglich  ganz  Persien  umfaßte  und  deshalb  auch  von  chinesischen  Schrift- 
stellern als  ein  älterer  Name  für  Persien  gebraucht  wird,  his  auf  Syrien  erobert. 
Mithridates  L  war  bis  an  den  Euphrat  vorgedrungen.  Sein  Sohn  Arsakes  VII.  hatte 
128  auch  Babylon  erobert. 

«  Brehm,  a.  a.  0.  S.692. 


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140 


Forke:  Mu  Wang  und  die  Königin  ron  Saba. 


Giraffe  gedient  hat.1  Allerdings  wird  in  den  meisten  Quellen  dem  Kilin 
ein  Horn  zugeschrieben,  aber  dieses  eine  Horn  gilt  durchaus  nicht  als  das 
Hauptcharakteristikum.  Ich  halte  es  für  sehr  wohl  möglich,  daß  man  zu 
der  Annahme,  das  Kilin  habe  nur  ein  Horn  durch  das  Mißverstehn  einer 
Stelle  im  Sinking,  wo  von  den  Hornern  des  Kilin  die  Rede  ist,*  gebracht 
worden  ist.  Das  Erh-ya  sagt  freilich  ganz  deutlich,  daß  das  Kilin  den 
Korper  eines  hornlosen  Hirsches,  einen  Ochsenschwanz  und  ein  Horn  habe.* 
Andere  alte  Quellen  drucken  sich  aber  so  aus,  daß  man  das  Wort  »Horn- 
ebensogut  im  Plural  wie  im  Singular  auffassen  kann.  So  sagt  der  Kom- 
mentar des  Kung-Yang:4 

»Es  ist  wie  ein  hornloser  Hirsch,  aber  hat  Hörner- 
und das  Shuo-w6n:s 

»Das  Kilin  ist  ein  gutherziges  Tier.  Es  hat  den  Körper  eines  Pferdes, 
einen  Ochsenschwanz  und  fleischige  Hörner. - 

Wang  Ch'ung  spricht  im  Lun-heng  XVI,  14  v.  eingehend  über 
ein  Kilin  mit  zwei  Hörnern.  Man  nahm  also  im  1.  Jahrhundert  n.  Chr. 
nicht  an,  daß  ein  Kilin  notwendig  nur  ein  Horn  haben  müsse.  Im  T'u- 
shu-chi-ch'eng  ist  das  Kilin  sogar  mit  zwei  Hörnern  abgebildet! 

Die  genaueste  Beschreibung  des  Kilin,  welche  keinen  Zweifel  daran 
laßt,  daß  die  Giraffe  gemeint  ist,  enthält  die  Biographie  Mohammeds  ^ 

Iff'  Unter  den  mohammedanischen  Reichen  westlich 
von  China  wird  auch  das  Reich  Aden*  beschrieben.  Dabei  findet  sich  eine 
auf  das  Kilin  bezügliche  Stelle,  welche  von  H.  K.  in  der  China  Review  VI, 
S.  277  wie  folgt  übersetzt  ist: 

•  Its  two  fore  legs  are  over  9  feet,  its  hind  ones  about  6  feet.  Its 
head  is  elevated  on  a  long  neck,  and  its  body  is  about  16  feet  in  length, 
being  high  in  front  and  low  behind.  It  cannot  be  ridden  by  man.  On  its 
head  it  has  two  short  horns  placed  inside  its  ears;  its  tail  is  like  that  of  a 
cow,  while  its  body  resembles  that  of  a  deer.  Its  hoof  is  Hat  and  has  three 
divisions.    Maize,  beans  and  wheaten  cakes  constitute  its  ordinary  food.* 

Auch  die  offizielle  Geschichte  der  Ming-Dynastie7  nennt  Kilins  =  Giraffen, 
Löwen  und  Strauße  als  charakteristische  Tiere  von  Arabien.  Für  Giraffen 
ist  das  nicht  ganz  zutreffend,  wenn  man  unter  Arabien  bzw.  Aden  nur  die 
Halbinsel  versteht,  denn  die  Giraffe  kommt  nur  in  Afrika  vor.   Die  Chinesen 


•  China  Review  Bd.  VI,  1878,  S.  277  und  Bd.  VII,  S.  72. 

2  Striking  I,  I,  11  ^  ^  ^  läßt  sich  ebensogut  mit  -Hörner  des  Kilin- 
übersetzen  wie  mit  »Horn»,  ebenso  wie  im  ersten  Verse  £  f&fc  mit  -Füße-, 
nicht  mit  -Fuß-,  übersetzt  wird. 

■  WfcH ft 

•  £¥$H*)$T7Bft 

'  ÄfcSfttttfcBAJB&JM^ftft 

'  Miug-sliih  B.  332,  S.  24. 


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Foiittc:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


141 


verstehen  aber  unter  Arabien  auch  die  arabischen  Kolonien  an  der  ost- 
afrikanischen Küste. 

Da  die  Chinesen  die  Giraffe  schon  in  der  älteren  Chou-Zeit  gekannt 
haben,  so  vermute  ich,  daß  sie  ihnen  ebenso  wie  der  Strauß  durch  die 
Reise  des  Königs  Mu  bekannt  geworden  ist,  obwohl  dies  in  den  Quellen 
nicht  besonders  erwähnt  wird.  Ich  möchte  annehmen ,  daß  sogar  der  Name 
Kilin  auf  Afrika  und  zwar  speziell  auf  Abessynien  hinweist.  Nach  Salt 
wird  die  Giraffe  in  Amhora:  Jeratta,  Kelchin  genannt.1  Könnte  Kilin 
nicht  aus  Kelchin  entstanden  sein? 

Hören  wir  nun,  was  das  Shan-hai  -k  ing  weiter  über  die  Produkte 
der  •wohlbewässerten  Wüste-  des  Sabäerreiches  berichtet.  Anschließend  an 
die  Bemerkung,  daß  die  Bewohner  alles  fänden,  was  sie  zu  essen  wünschten, 
fahrt  es  fort  (B.  XVI): 

«Sie  haben  nämlich  süße  Blumen,  süße  Quitten  und  weiße 
Weiden,  die  sie  als  Fleisch  betrachten«,*  d.  h.  die  sie  wie  Fleisch  essen. 

Was  für  Blumen  oder  Blüten  mit  den  "TT*  ijpE  gemeint  sind,  ist  schwer 
zu  entscheiden.    An  einer  anderen  Stelle  sagt  das  Shan-hai -king,  daß  die 

•  süßen  Blumen«  rote  Zweige  und  Stämme  und  gelbe  Blätter  hätten.  Man 
könnte  an  Chrysanthemen  denken,  welche  auch  -^2^*1  «süße  Astern«  ge- 
nannt werden.  Sie  sollen  einen  purpurnen  Stil  haben,  duften  und  süß 
schmecken.  Man  verwendet  sie  zu  medizinalen  Zwecken.  Nach  taoistischer 
Anschauung  wirkt  ihr  Genuß  lebenverlängernd."  Soweit  mir  bekannt,  kommt 
aber  diese  beliebte  Winterblume  Chinas  und  Japans  in  Arabien  nicht  vor. 

Unter  ist  eine  Quittenart  zu  verstehen,  nicht  Crataegus.4 

Arabien  besitzt  vorzügliche  Quitten.  Von  Oman  aus  werden  sie  sogar 
nach  Indien  exportiert.  Besonders  gut  sind  sie  gerade  in  Yemen ,  und  zwar 
in  Djebbel  Sabber.  Dort  haben  sie  sehr  zartes  Fleisch,  das  mehr  kal- 
villenartig ist,  wie  die  Quitten  in  Habesch  und  Persien.5 

Was  bedeutet  nun  aber,  daß  die  Bewohner  des  glücklichen  Arabiens 

•  weiße  Weiden  wie  Fleisch  verspeisen?  Mir  scheint  es  sehr  wahrschein- 
lich, daß  die  Chinesen  damit  den  Kät- Strauch  Celastris  edulis  haben 
bezeichnen  wollen,  dessen  Blätter  in  der  Tat  von  den  Arabern  gegessen 
worden.  Die  Kultur  dieses  Strauches  ist  in  ganz  Yemen  verbreitet;  die 
beste  Art  findet  sich  auf  dem  Djebbel  Sabber.  Das  ganze  Gebirge  erhält 
davon  ein  liebliches,  grünes  Aussehen,  und  die  Bewohner  sind  durch  den 
Anbau  zum  Wohlstand  erhoben.  Die  Kuriere,  die  oft  mehrere  Tage  und 
Nichte  nicht  aus  dem  Sattel  kommen,  nehmen  oft  unterwegs  nichts  als 


»  Ritter,  Erdkunde  Bd.  I,  S.  212. 

1  BreUchneider,  Botanicon  Sinicum  II,  Nr.  69. 

*  Man  vergleiche  das  Pen-t'sao-kang-m  u  unter  fj^,  die  vollere  Form  für 
f  jj,  und  beachte  auch  die  Abbildungen  von  unQl  |_|_|  fjj[  =  Crataegus. 

»  Ritten  Erdkunde  Bd.  XII,  S.  483,  788  und  901. 


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142 


Fobkk:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


Kat- Blätter  zu  sich,  die  sie  im  Gebirge  erhalten  können.  Dein  Reisenden 
Botta  wurde  von  einem  Scheikh  jeden  Abend  ein  Bündel  Kät- Zweige  zu- 
geschickt. »Die  Zimmer  der  Vornehmen  sind  —  nach  dem  Essen  —  mit 
den  entblätterten  Zweigen  bestreut,  ein  Zeichen  des  Luxus.  Die  frischen, 
duftenden,  grönen  Zweigbündel  sind  ein  Anzeichen  der  Geselligkeit.«  Jeder 
Gast  greift  nach  Belieben  danach.  Man  ißt  namentlich  die  frischen  Blatt- 
knospen,  die  wie  Betel  gekaut  werden.  Sie  ersetzen  für  die  Eingeborenen 
den  Kaffee.  Dieser  Gebrauch  ist  ein  sehr  alter,  der  dem  des  Kaffees  lange 
Zeit  voraufging.  Nach  Niebuhr  soll  das  Gewächs  wie  der  Kaffee  aus 
Abessinien  nach  Yemen  verptlanzt  sein.1  Von  Dr.  Roth  ist  der  Kät -Strauch 
wie  folgt  definiert:  Frutex  inermis,  foliis  oppositis,  oblongis  serrato-den- 
tatis  glabris.8 

Außer  dem  Strauß  erwähnt  nun  das  Shan-hai-king  als  im  Sabäer- 
reich  einheimische  Tiere  noch  -drei  Arten  von  schwarz  und  weißen 
Pferden.'  und  -drei  Arten  grüner  Vögel.«* 

Chui  bezeichnet  eine  besondere  Art  von  schwarz  und  weißen 
Pferden,  vielleicht  den  Blauschimmel.  Es  soll  ein  Pferd  sein,  bei  dem 
schwar/.es  und  weißes  Hnar  gemischt  ist.'  Ich  glaube,  daß  unter  ein 


'  Ritter  a.  a.  0.,  S.  786  ff.,  S.  795  ff. 
*  Ritter  S.  797. 


•  Nach  dem  Tai-p'ing-yü-lan  werden  die  nicht  einfarbigen  Pferde  folgender- 
maßen genannt:  »Ein  braun  und  weißes  Pferd  heißt  Po  (Schecke),  ein  gelb  und 
weißes  Iluang  (Isabellc),  ein  braunes  Pferd  mit  gelbem  Rücken  Chien,  ein  schwarzes 
Pferd  mit  gelbem  Rücken  Hsi,  ein  grau  und  schwarzes  Pferd  Hsüan  (Eisenschimmel), 
ein  grau  und  schwarzes  Pferd  Lin-t'o  auch  •Schimmel  mit  zusammenhangenden  Käsch- 
Stücken-  =  Apfelschimmel  genannt,  ein  grau  und  schwarzes  Pferd  mit  langer  Mähne 
Jou,  ein  Pferd  mit  gemischtem  kohlschwarzen  und  weißen  Haar  Pao  (Mohren- 
sihirnniel),  ein  Pferd  mit  gemischtem  gelben  und  weißen  Haar  P*ei  oder  -Pfirsich- 
blüteupferd«,  ein  Pferd  mit  gemischtem  grauen  und  weißen  Haar  Yin  («Erdschininicl- 
=  Grauschimmel),  ein  Pferd  mit  gemischtem  schwarzblauen  (schwarz- 
braunen) und  weißen  Haar  Chui  (Blauschimmel),  ein  Pferd  mit  gemischtem 
roten  und  weißen  Haar  Hsia,  ein  weißes  Pferd  mit  schwarzer  Mähne  Lo,  ein  weiße« 
Pferd  mit  schwarzen  Lippen  Chüan,  mit  schwarzem  Maule  Kuo,  mit  einem  weißen 


Auge  Hsien,  mit  zwei  weißen  Augen  Yü.-  Bg}  £f  JgJ  g  Q  |  ÜSJ  -l&^t^f 


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Forke:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


143 


ins  Bläuliche  oder  Braune  spielendes  Schwarz  zu  verstehen  ist.1  Kin  Pferd 
mit  kohlschwarzem  und  weißem  Haar  heißt  ijpj^  Pao  ~  Mohrenschimmel, 

mit  grauein  und  weißein  Haar  Yin  =  Grauschimmel.  Es  scheint  mir 
nun  höchst  unwahrscheinlich,  daß  das  Shan-hai -king  von  einem  Lande 
als  Besonderheit  erwähnen  würde,  daß  es  drei  Arten  von  ßlaiisrhiinmeln 
habe,  und  bezweifeln  auch,  daß  es  Oberhaupt  von  Blaiischimmelu,  die 
schon  eine  Unterabteilung  der  schwarz  und  weißen  Pferde  sind,  noch  drei 
Unterarten  gibt.  Andere  Arten  gemischter  Schimmel  würden  die  Chinesen 
aber  nicht  mit  Chui  bezeichnen ,  sondern  einen  ihrer  zahlreichen  Ausdrucke 
zur  Bezeichnung  der  Pferde  nach  ihren  Farben  wählen.  Ich  möchte  an- 
nehmen, daß  unter  2EL§f£  San -chui  drei  Arten  von  Tiger  pferden  oder 
Zebras  zu  verstehen  sind,  bei  denen  sich  auch  weiße  und  schwarze  Haare 
vermischen,  insofern  sie  auf  gelblich  weißem  Grund  mit  schwarzen  oder 
schwarzbraunen  Streifen  gezeichnet  sind.  In  Ermangelung  eines  besonderen 
Wortes  für  Zebra  würde  die  Anwendung  des  Ausdrucks  Chui  natürlich 
nur  ein  Notbehelf  sein. 

Die  Tigerpferde  kommen  in  Arabien  nicht  vor,  ihre  Heimat  ist  Süd- 
und  Ostafrika.  Man  kennt  jetzt  eine  ganze  Anzahl  verschiedener  Arten. 
Unter  diesen  lebt  das  Equus  Grevyi  auf  dem  Somali  plateau  ,  Equus  Kaurei 
im  Gebiete  des  Weißen  Nils  und  Equus  Böhmi  an  der  Küste  von  Deutsch- 
Ostafrika.*  Aber  auch  die  weiter  im  Innern  lebenden  Arten  unternehmen 
zu  Zeiten  von  Dürre  oft  große  Wanderungen  und  streifen  bis  nach  Abessinien. 
Die  Notiz  des  Shan  -  hai  -  king  von  dem  Vorkommen  von  drei  Zebraarten 
im  Sabäerlande  würde  sich  demnach  nicht  auf  das  Mutterland,  sondern 
nur  auf  die  sabäischen  Kolonien  an  der  ostafrikanischen  Küste  beziehen 
lassen.  Wie  bereits  erwähnt  worden,  ptlegen  die  Chinesen  bei  Beschreibung 
fremder  Lander  meist  mehr  die  politische  als  die  geographische  Einteilung 
im  Auge  zu  haben  und  zwischen  dem  Mutterlande  und  seinen  Xebenländcrn 
keinen  Unterschied  zu  machen. 

Den  engen  Zusammenhang  zwischen  Arabien  und  der  afrikanischen 
Küste  erkennen  auch  die  Ethnographen  an,  welche  in  verschiedenen  Neger- 
stämmen des  östlichen  Afrikas,  z.  B.  den  Gallas  und  Somalis,  Mischvölker 
zwischen  Negern  und  Arabern  sehen.  Die  Abcssinier  sind  eingewanderte 
Araber.  »Oft  wiederholtes  Einströmen  eines  Volkes  in  die  Mitte  eines  an- 
dern,  wie  wir  dies  in  den  Zügen  der  Bewohner  der  arabischen  Halbinsel 
nach  dem  gegenüberliegenden  Afrika  finden,  machen  im  tiefsten  Grunde 
aus  zwei  derartigen  Gebieten  eins.«  Diese  Worte  hat  Ratzel  als  Motto 
über  das  Kapitel  über  den  eryth  raise  hen  Völkerkreis  gesetzt.*  Es  fanden 
nicht  einmalige  große  Einwandeningen,  sondern  eine  fortgesetzte  Eiu- 
sickerung  statt.    Vieles  liegt  im  Dunkel  der  Vorgeschichte.     Die  Somali 

»  wird  im  Kanghi  definiert  als  y*jg        ein  tiefes  ^ .  Dieses  bezeichnet 

grün,  dunkelblau  und  schwarz. 

-  Matschie,  Die  geographische  Verbreitung  der  Tigeq>ferde.  Sitzungsbericht 
der  Gesellschaft  der  naturforschenden  Freunde,  Berlin  1898,  Seite  169 — 181. 

»  Ratzel,  Völkerkunde  1894,  Bd.  11,  S.  396. 


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Forkk:  Mu  Wang  and  die  Königin  von  Saba. 


wollen  von  einem  Sohne  Noahs  abstammen.  Könige  von  Saba  werden  als 
Oberherrscher  genannt,  unter  denen  die  Konige  der  Somali,  die  Berri,  nur 
als  erbliche  Statthalter  regierten.1  Die  Bewohner  der  Südküste  des  Roten 
Meeres  haben  die  Sage,  daß  Abessinien  früher  mit  Arabien  zusammenhing 
und  durch  ein  Erdbeben,  wodurch  das  Rote  Meer  entstand,  davon  getrennt 
wurde.  Nach  abessinischer  Tradition  stammt  das  abcssinische  Herrscher- 
haus von  Salomo  und  der  Konigin  von  Saba  ab.  Die  Konigin  von  Saba 
soll  in  Axum  geherrscht  haben.  Jedenfalls  weisen  diese  Traditionen,  ver- 
bunden mit  der  Ähnlichkeit  der  Rasse,  der  Sprache  und  Schrift,  auf  einen 
sehr  engen  Zusammenhang  zwischen  Abessinien  und  Südarabien  schon  in 
ältester  Zeit.1  Abessinien  speziell  wurde  von  den  den  Sabäern  stammver- 
wandten Himjariten  kolonisiert.  Das  Somaliland  und  Ostafrika  gehörte  nach- 
weislich schon  im  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  zum  himjaro  -  sabaischen  Kolonial- 
besitz. Im  Periplus  wird  die  Küstengegend  von  Afrika  als  Teil  von  Arabien 
t>etrachtet.s  Das  Rote  Meer  war  kein  Verkehrshemmnis.  Nach  Strabo  XVI 
fuhren  die  Araber  auf  ledernen  Boten  über  die  Meerenge  nach  Äthiopien. 

über  die  drei  Arten  grüner  Vögel  läßt  sich  das  Shan-hai-  king,  wie 
folgt,  weiter  aus: 

»Sie  haben  einen  roten  Kopf  und  schwarze  Augen.    Der  eine  heißt 
der  große  Pirol,  der  andere  der  kleine  und  der  dritte  der  grüne  Vogel.4« 

Gewöhnlich  werden  nun  die  -grünen  Vögel«  |fj  mit  dem  Pirol, 
der  Goldamsel  oder  Oriole  (Oriolus  Chinensis)  identifiziert.  Dies  liegt  nach 
dem  Text  auch  außerordentlich  nahe;  trotzdem  ist  es  nicht  richtig,  denn 
der  Pirol  ist  weder  grün,  noch  hat  er  einen  roten  Kopf  oder  schwarze 
Augen.  Nach  der  Beschreibung  des  Pen-t'sao-kang-mu  hat  er  ein  gelbes 
Gefieder,  seine  Schwingen  und  sein  Schwanz  sind  schwarz  gestreift.*  Das 
Auge  ist  blutrot.  Daher  auch  seine  verschiedenen  chinesischen  Namen :  der 
•  Gelbvogel«,  der  •  Gelbschwarze  Vogel«,  der  »Schwarzgelbe  Vogel«,  «Junker 
Goldrock«,  »Gelbmantel«. 8  Ich  halte  die  grünen  Vögel  mit  rotem  Kopf 
für  Papageien  und  glaube  mich  dabei  auf  den  Kommentator  des  Tso-chuan, 
Tu  Yü7  (222  —  284  n.  Chr.)  stützen  zu  können,  weicherden  im  Tso-chuan 
vorkommenden  Ausdruck  ^  J^L  mit  erklärt,8  was  eine  Papageien- 

art bedeuten  muß,  denn         ist  ein  Papagei. 


>  Ratzel  Bd.  II,  S.  171. 

*  Ratzel  Bd.  II,  S.  409,  410. 

»  E.  Glaser,  Skizze  der  Geschichte  und  Geographie  Arabiens  Bd.  II,  Berlin  1890, 
S.  42,  205,  206. 


4  #=».&*©JSB-«B*K-«jM 
^1 H  Tu  dj 

•  ftn.  UK  MM-  mm 


8  Siehe  Kanghi  unter 


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Forks:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba.  145 

Für  Arabien  ist  das  Vorkommen  von  Papageien  noch  nicht  mit  Sicher- 
heit nachgewiesen.  Auf  tiergeographischen  Karten  geht  die  Nordgren/.e 
der  Papageien  durch  die  Meerenge  von  Aden  und  iSßt  Arabien  außerhalb. 
Zwischen  Indien  und  Afrika,  wo  Papageien  vorkommen,  bleibt  eine  große 
Lücke,  die  durch  das  südliche  Arabien,  Persien  und  Belutschistan  gebildet 
wird.  Die  zoologischen  Forschungen  in  diesen  Landern  sind  aber  bis  jetzt 
noch  sehr  oberflächlich  gewesen,  so  daß  nicht  ausgeschlossen  erscheint,  daß 
in  jenen  Gegenden  noch  Papageien  gefunden  werden.  Chesny  will  am 
Euphrat  den  Palaeornis  torquatus,  den  Halsbandsittich ,  entdeckt  haben.1 
Auch  Diodorus  Siculus  II,  53,  2  erwähnt  in  seiner  Beschreibung  Arabiens 
Papageien  im  äußersten  Syrien.*  Der  Name  der  Stadt  XtTTaxi)  =  ^Fitt«**; 
hu  südlichsten  Landstrich  Assyriens,  jetzt  Scheriat  el-Beida,  scheint  eben- 
falls darauf  hinzuweisen,  daß  in  jener  Gegend  Papageien  nichts  Seltenes 
waren.  Somit  ist  es  nicht  unmöglich,  daß  im  10.  Jahrhundert  v.  Chr.  auch 
Arabien  Papageien  besaß,  wenigstens  in  seinen  fruchtbaren  Gegenden,  denn 
Wüsten  lieben  die  Papageien  nicht  und  gehen  deshalb  auch  in  Afrika  nicht 
bis  zum  Wendekreise  hinauf. 

Statt  in  Arabien  selbst  können  wir  aber  auch  die  Heimat  der  .drei 
grünen  Vögel-  des  Shan  -  hai  -  king  in  dem  von  Südarabien  aus  kolonisierten 
östlichen  Afrika  suchen.  Die  Beschreibung  des  Shan  -  hai  -  king  paßt  am 
besten  auf  die  grasgrünen  Zwergpapageien  oder  Inseparables,  und  zwar  in 
erster  Linie  auf  den  rotstirnigen  Zwergpapagei  Abessiniens,  den 
Abyssinian  Parrakeet,  Psittacula  Tarantae,  so  genannt  nach  dem  Felsen- 
passe Taranta  zwischen  Massaua  und  Halai.  abessinisch:  Donkoro.  Er  ist 
im  Alter  schön  grasgrün,  Vorderkopf  und  Zügel  sind  zinnoberrot,  die 
Schwingen  erster  Ordnung  dunkelbraun,  die  Schwingen  zweiter  Ordnung, 
die  Eckflügel,  die  unteren  Flügeldecken  und  die  breite  Schwanzbinde  sind 
schwarz.  Bei  jungen  Vögeln  sind  Stirn  und  Zügel  nebst  den  unteren 
Flügeldecken  noch  grün.' 

Außer  diesem  Papagei  könnte  noch  in  Frage  kommen  der  blau- 
bürzelige  Zwergpapagei  Psittacula  pullaria,  welcher  in  Westafrika 
und  im  östlichen  Zentralafrika  gefunden  ist.  Seine  Grundfarbe  ist  ebenfalls 
ein  schönes  Grasgrün,  Vorderkopf,  Backen  und  Kinn  sind  rot,  der  Bürzel 
blau,  die  Schwanzfedern  rot  mit  schwarzer  Querbinde  über  die  Mitte.  Die 
Iris  ist  braun  bzw.  dunkelbraun.4  Bei  den  anderen  Zwergpapageien 
ist  die  Farbe  der  Augen  nicht  besonders  angegeben. 

Ähnlich  sieht  auch  Psittacula  roseicollis,  der  Zwergpapagei 
mit  rosenrotem  Gesicht,  aus.  Er  ist  grasgrün,  Bürzel  und  obere 
Schwanzdecken  sind  himmelblau.  Die  Stirn  ist  scharlachrot,  Ziigel,  Backen, 
Kinn  sind  rosafarben.    Die  Schwanzfedern  haben  eine  schwarze  Querbinde. 


»  Finsch,  Die  Papageien  1868,  Bd.  II,  S.  5. 

*  'H  fit»  yap  haßvkuvia,  towvww  ixrptyn  «Xr^o«  nataolai;  XftatS  l>n)v>«ry»i'wt', 

>  Finsch  Bd.  II,  S.  634. 

«  Finsch  Bd.  II,  S.  636  and  638. 

Mitt.  d.  Sem.  t  Orient  Sprachen.  1904.  I.  Abt  10 


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146  Forke:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 

Die  Heimat  dieses  Papageis  ist  Südafrika,  aber  er  kommt  wahrscheinlich 
auch  in  Ostafrika  am  Zambesi  vor.1 

Daß  das  Slian- hai-king  die  Papageien  als  Pirol  bezeichnet,  erkläre 
ich  mir  daraus,  daß  man  eine  gewisse  Ähnlichkeit  zwischen  beiden  Vögeln 
entdeckte.  Beide  haben  ein  prachtvolles  Gefieder,  der  eine  goldgelb  mit 
schwarzen  Streifen  auf  Schwanz  und  Schwingen,  der  andere  grasgrün  mit 
schwarzem  oder  schwarz  gestreiftem  Schwanz  und  ebenso  gefärbten  Schwingen. 
Die  Liebe  zwischen  Männchen  und  Weibchen  bei  den  •Unzertrennlichen« 
ist  bekannt.  Den  Chinesen  gilt  auch  der  Pirol  als  Sinnbild  ehelicher  Liebe.' 
Männchen  und  Weibchen  sollen  stets  paarweise  fliegen. 

Wie  bereits  erwähnt  worden ,  kennt  das  S  h  a  n  -  h  a  i  -  k  i  n  g  Papageien 
auch  unter  ihrem  wirklichen  Namen.  Sie  sollen  in  den  westlichen  Bergen 
Chinas  leben.8  »Es  sind  Vögel,  die  wie  Knien  aussehen,  ein  grünes 
Gefieder,  einen  roten  Kopf*  und  eine  menschliche  Zunge  haben  und 
sprechen  können.  Man  nennt  sie  Ying-mu,  Papageien..*  Da  hier  von 
den  Papageien  ausdrucklich  behauptet  wird ,  daß  sie  grün  gefärbt  seien  und 
einen  roten  Kopf  hätten,  genau  dasselbe,  was  von  den  »grünen  Vögeln- 
gesagt ist,  so  sind  wir  durchaus  berechtigt,  letztere  fur  grüne  Papageien 
zu  erklären  und  darin  grüne  Zwergpapageien  zu  sehen. 

Als  weitere  Produkte  des  Sabäerlandes  führt  das  Shan- hai-king  an: 
•  Karneole,  Jaspis,  grüne  Edelsteine,  Weißholz,  Steinkorallen, 
Weißbleierz,  Grünbleierz,  viel  Silber  und  Eisen-.8 

Der  Kommentar  sagt,  daß  der  Karneol  Jj^J^'  ,m*  dem  f$Cjfa 
identisch  sei.  Letzteres  ist  ein  roter  Stein  und  bedeutet  auch  die  »Rose«. 
Nach  Kanghi  ist  der  Mei-kuei  aus  einem  Glühprozeß  hervorgegangen  und 
hat  eine  Perlenform.8  Williams  übersetzt  dem  Wortlaut  nach  »a  revolving  gem-. 
Ich  möchte  dafür  sagen:  »ein  gedrehter,  d.h.  wie  rund  gedrechselter,  roter 
Stein«.   Das  Pen-t'sao-kang-mu  führt  die  ■  Feuerperle«  y£,J^fC  als  anderer 


1   Finsch  S.G40. 

3   $$i'.|f  **&  das  Pi'n-t'sao-kang-mu. 


s  Nach  dem  Pi'-n  -  t'sao  -kang-mu  in  den  südwestlichen  Provinzen  Ssechuan, 
Yüiman  und  Kuangsi.  Auf  modernen  tiergeographisehen  Karten  liegt  die  nördliche 
Grenze  südlich  vom  Wendekreise,  umfaßt  also  nur  ein  kleines  Stück  der  südlichsten 
Provinzen. 

*   ^ffc  hedeutet  Mund,  Schnabel,  bei  Vögeln  aber  auch  -Kopf-  ^ 

>  Shan-hai-king  II,         jjj        Q  ft  fa  j|  g       fa  ^  |§  £g 

7  Das  erste  Zeichen  wird  auch  J|j  oder  Jjg!  geschrieben. 

9  ^  ^  *  ty<  '»'deutet  nicht  nur  eine  Perle,  sondern  auch  einen  perlcn- 
fönnigen  Edelstein.   Vgl.  das  Pen-t'sao-kang-mu  unter 


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Fobkk:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba.  147 

Name  fur  ^[iflj1  auf  und  bemerkt,  daß  man  sie  nur  durch  Bearbeitung 
mit  Quarzpulver  aus  ihrer  Umhüllung  lösen  könne.  Alle  diese  Angaben 
passen  auf  den  Karneol,  einen  fleischfarbigen  Halbedelstein  —  daher  der 
Name  — ,  welcher  sich  als  Ausfüllung  der  Blaseniäume  im  Man  (leiste  in, 
und  zwar  in  Form  von  Kugeln  6ndet.  Mit  Mandelstein  bezeichnet  man  im 
glutflilssigen  Zustand  erstarrte,  blasige  Gesteine,  welche  in  ihren  oft  mandel- 
förmigen Hohlräumen  fremde  Minerale,  wie  Chalzedon,  Achat  usw.  bergen. 

Das  Mu  T'ien-tse-chuan  berichtet,  daß  König  Mu  einen  Karneol 
getragen  habe. 

Kür  Kameole  ist  eins  der  Hauptproduktionsläuder  Arabien,  und  in 
Arabien  findet  man  die  besten  in  Yemen,  wo  die  Sabäer  ihren  Sitz  hatten. 
Nach  arabischen  Quellen  gewinnt  man  Karneole  und  Qnyxe  am  Beige 
Schibam  in  Yemen,  doch  müssen  sie  erst  abgeschliffen  werden,  weil 
sie  von  einer  Steinhaut  uberzogen  sind.  Kin  anderer  Fundort  ist  am 
Hirranberge*  und  am  Alhänberge,"  die  auch  beide  in  Yemen  gelegen  sind. 

Jaspis  kommt  in  den  verschiedensten  Gegenden  Arabiens  vor,  so  in 
Damar.    Speziell  in  Yemen  werden  zwei  Fundorte  genannt.4 

Unter  3^1,  das  ich  mit  »grüner  Edelstein«  übersetzt  habe,  versteht 
man  gewöhnlich  grünen  Jade.  Vielleicht  könnte  damit  aber  auch  ein  anderer 
grüner  Stein  gemeint  sein,  für  den  man  keine  passende  Bezeichnung  hatte. 
Die  Chinesen  haben  eigentlich  nur  für  die  verschiedensten  Halbedelsteine 
einfache  Namen  und  müssen  für  die  Volledelsteine,  die  ihnen  viel  weniger 
bekannt  sind,  umständlichere  Umschreibungen  anwenden.  Nach  den  chinesi- 
schen Quellen  ist  es  zweifelhaft,  ob  immer  Jade  sein  muß.  Es  gibt 
auch  Schriftsteller,  die  ihn  vom  Jade  unterscheiden.»  Wenn  die  Notiz  des 
Wei-lio  richtig  ist,  daß  dieser  Edelstein  im  Römischen  Reiche  vorkomme,* 
so  kann  es  kein  Jade  oder  Nephrit  sein,  denn  dieser  findet  sich  nirgends 
in  Westasien.  Couvreur  definiert  den  Stein  einfach  als  »pierre  vert  et 
translucide-.  Jade  ist  nicht  durchsichtig,  und  es  liegt  viel  näher,  an  den 
Smaragd  zu  denken.7 

1  Ich  verstehe  hierunter  Chalzedon.   Nach  dein  kommt  es  in  zehn 

verschiedenen  Arten,  in  roter  (brauner),  weißer,  gelber,  schwarzer,  grüner  und  blauer 
Farbe  im  Römischen  Reiche  ^  ^  — womit  hier  jedenfalls  die  klcinasiatischeu 
Kolonien  geineint  sind  —  vor.  Hier  gibt  es  in  der  Tat  Chalzedon  in  allen  diesen 
Farben,  namentlich  bei  der  gleichnamigen  Stadt,  Byzanz  gegenüber.  Onyx,  Sardonyx, 
Karneol,  Heliotrop  und  Chrysopras  sind  gewissermaßen  Varietäten  des  Chalzedons. 

1  Ritter,  Erdkunde  Bd.  XII ,  8.  256  und  818. 

*  Sprenger,  Geographie  Arabiens  S.  61. 
«  Ritter,  a.a.O.  S.256,  782  ,  906. 

>  So  „g.  d-  T-„i.p1„g.yu-l,„:  fäXk  fft  H  &  felXIH  $  m 

*  Ich  habe  weder  in  Williams,  Giles  noeh  Couvreur  einen  chinesischen  Aus- 
druck fiir  Smaragd  gefunden.    Schlegel  nennt  den  Smaragd  in  seinem  Wörterbuch 

.J^J,  während  Couvreur  JJ^f  als  •Jadeagrafle»  bezeichnet. 

10» 


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148 


Forke:  Mq  Wang  and  die  Königin  %'on  Saba. 


Unter  den  Edelsteinen,  welche  im  Altertume  in  Arabien  gewonnen 
wurden,  spielt  der  Smaragd  eine  wichtige  Rolle.  Strabo  XVII,  45  be- 
richtet, daß  die  Araber  Steinbrüche  fur  Smaragde  und  andere  kostbare 
Steine  auf  dem  Isthmus  zwischen  Berenike  und  Myos  h  ormos  an  der  afrika- 
nischen Küste  des  Roten  Meeres  bearbeiteten.1  Diodorus  Siculus  II,  52 
nennt  unter  den  Edelsteinen,  die  sich  in  Arabien  finden,  an  erster  Stelle 
Smaragde,  ferner  den  Beryll,  Chrysolith  und  Karfunkel  und  bemerkt,  daß 
weder  der  parische  Marmor  noch  andere  kostbare  Steine  den  arabischen 
an  Glanz,  Gewicht  und  Glätte  gleichkämen.9 

Das  »Weißholz-,  welches  in  Verbindung  mit  Edelsteinen  und  Korallen 
genannt  wird,  muß  irgendein  wertvolles  Nutzholz  von  weißer  Farbe  sein. 
Wahrscheinlich  ist  damit  weißes  Sandelholz  (Santalum  album)  gemeint 
Das  echte  Sandelholz  wächst  nur  in  Indien,  an  der  Küste  von  Malabar, 
von  wo  aus  die  Araber  es  im  Handelsverkehr  erhielten,  da  es  bei  ihnen 
nicht  einheimisch  ist.*  Nach  II  amdani  wächst  aber  in  Arabien  bei  Chaulan 
ein  Baum,  dessen  Holz  mit  dem  indischen  Sandelholz  Ähnlichkeit  hat  und 
wie  dieses  gebraucht  wird.4 

Die  weiße  Steinkoralle  Jrf  ist  wohl  zu  unterscheiden  von 
der  roten  Edelkoralle  Jjffl^,  Corallium  rubrum.  Letztere  kommt  nur  im 
Mittelmeer  vor,  die  weiße  Steinkoralle  dagegen  wächst  im  Roten  Meer  und 
in  geringerer  Menge  auch  im  Persischen  Meerbusen,  was  bereits  Plinius 
hervorhebt.  Ebenso  wie  die  Erwähnung  der  Edelkoralle  als  Produkt  von 
-fc^ft  *n  den  chinesischen  Historikern  ein  wichtiger  Anhaltspunkt  ist,  um 
Ta-'chin  mit  dem  Römischen  Reiche  —  im  weitesten  Sinne  —  zu  identi- 
fizieren, weist  die  weiße  Steinkoralle  als  Erzeugnis  der  ■  wohlbewässerten 
Wüste«  direkt  auf  Arabien  hin.  Das  Land,  bei  dem  sie  gefunden  wird, 
muß  unter  allen  Umständen  vom  Meere  bespült  sein  und  kann  nicht  im 
Innern  eines  Kontinents  liegen.  Nach  alter  chinesischer  Tradition  wächst 
die  Steinkoralle  als  Baum  auf  dem  K'un-lun- Gebirge  in  Zentralasien.'  Bei 
neueren  Schriftstellern  findet  sich  aber  auch  die  richtige  Ansicht,  wonach 
die  Steinkoralle  ebenso  wie  die  Edelkoralle  dem  Meere  entstammt. 

Wir  haben  bereits  gesehen,  daß  nach  der  Schilderung  des  Lü-shih- 
ch'un-ch'iu  und  des  Huai  Nan  Ts£  Arabien,  das  Land  der  Wo -Leute,  Gold 
und  Bleierze  aufzuweisen  hat.  Das  Shan -hai -king  spezialisiert  letztere 
noch  genauer  als  Weißbleierz  oder  Cerussit  und  Grünbleierz  oder 
Pyromorphit  und  fugt  dann  noch  Silber  und  Eisen  hinzu.  Nach  Strabo 
hatten  die  Nab  at  äer  Gold  und  Silber,  aber  kein  Eisen  und  Kupfer.  Harn- 


1  1*1  &l  tiJ  Ic^fiuf  Towry  xal  to  t»j;  cpapayiov  paraWa  hart ,  tZv  Äpaßwv  of  vrrorrwr 
ßa^il;  rtva;  t;7rocofiouc ,  xai  aXkuv  Xi^uv  itokvnk'Zv. 

*  Atömp  ovn  r,  Ilapta  \vy$o<;  cvt*  aXX»)  ^avpa£opm»)  irrrpa  toCj  'Apaß/oij  XZ>ot( 
lhc'ji&r,va.i  ivvarcu,  Xafijrporar»)  fi\v  r,  Xtvxönjc,  ßapvraTOf  i'  o  nappes,  ^  &■  Xmotijc 
vmpfokr^  hipoic  ovx  aVoWfrovca. 

»  Ritter,  Erdkunde  Bd.  XII,  S.250. 

4  Sprenger,  a.  a.  0.  S.  58. 

4  So  das  Erh-ya  und  Shan- hai -king. 


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Forks:  Ma  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


149 


da  ni  spricht  von  einer  Silbermine  bei  Scham  am,  außerdem  nennt  er 
sechs  Minen  ohne  Angabe  des  Metalls.  Eine  davon  würde  nach  einigen  eine 
•Silbermine  gewesen  sein,  nach  der  Ansicht  anderer  eine  Eisenmine.  In 
Südarabien  existierte  früher  die  sehr  ergiebige  Silbermine  von  Rad hradh.1 
Bei  Sam  am  erwähnt  Hamdani  Silber-  und  Kupferminen,  die  von  tausenden 
von  Magiern  (Feueranbetern)  ausgebeutet  wurden.*  Nach  Ritter  wurde 
früher  auch  am  Berge  Tsiba  in  Yemen  Silber  gefunden.' 

Die  Araber  verfertigten  in  älterer  Zeit  berühmte  eiserne  Panzer, 
die  sogenannten  salukischen  Panzer,  wozu  sie  das  Metall  an  einem  Orte 
Salük  bei  Kedera  fanden.  Bei  dem  später  in  Verfall  geratenen  Bergwerk 
wurden,  wie  Hamdani  erzählt,  noch  lange  Eisenschlacken,  Silber-  und 
Goldstückchen  entdeckt.4  Berühmt  wegen  seines  Eisens  ist  auch  der 
Nokomberg  in  Yemen.  Aus  diesem  Eisen  wurde  der  Stahl  von  Nokom 
verfertigt.  Eisenerzhaltig  sind  die  ostarabischen  Inseln ,  die  M  a  u  d  e  s  i  n  s  e  1  n.* 

Die  Angaben  des  Shan  -  hai  -  king  über  die  Beschaffenheit  des  von  Se 
Wang  Mu  bewohnten  Landes  haben  uns  nach  Südarabien  geführt.  Daß 
wir  hier  und  nirgendswo  anders  das  Reich  der  von  König  Mu  besuchten 
Königin  zu  suchen  haben,  wird  nun  obendrein  noch  durch  zwei  Stellen  in 
den  Geschichtswerken  der  Han-Dynastie,  dem  Shi-chi  und  dem  Hou  Han- 
shu,  bestätigt. 

Im  Shi-chi  heißt  es  in  dem  Artikel  über  Tiao-chih: 

•Alte  Leute  bei  den  Parthern  haben  sagen  hören,  daß  in 
Tiao-chih  das  «Schwache  Wasser«  und  die  Konigin-Mutter  von 
Se  wären,  aber  sie  haben  sie  nicht  gesehen-.* 

Genauer  drückt  sich  der  Geschichtschreiber  der  späteren  Han- 
Dynastie  aus,  indem  er  über  Ta-'chin,  das  Römische  Reich,  schreibt: 

•  Einige  sagen,  daß  im  Westen  dieses  Reiches  (Ta-'chin)  das 
•  Schwache  Wasser,  und  eine  Sandwüste  sei,  nahe  bei  dem  Wohn- 
sitz der  Königin-Mutter  von  Se,  ungefähr  dort,  wo  die  Sonne 
untergeht«.1 

Beide  Stellen  passen  vollkommen  zusammen  und  ergänzen  sich 
gegenseitig. 

Wir  haben  gesehen,  daß  Tiao-chih  das  Seleukidenreich ,  und  zwar 
im  engeren  Sinne  Syrien,  bedeutet,  das  zur  Zeit,  aus  welcher  die  Nachricht 
des  Shi-chi  stammt,  vom  Weltreiche  des  Seleukus  allein  noch  übrig  ge- 


1  Sprenger,  Geographie  S.  52,  53  ,  58. 

1  E.  Glaser,  Geschichte  und  Geographie  Arabiens  II ,  S.  348. 

*  Ritter,  Erdkunde  XU,  S.  714. 
«  Glaser  S.  19. 

»  Ritter  S.391,  590  ,  724. 

•  Shi-chi  123,  S.6  0PAÄ*fifH«tt«Jg*ifiIfl: 
'  Hon  H.n-.hu  118,  8.10r.:  ^  f&  III  °  l£  i  3 £ g]  ffi  W  S §  * 


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150 


Forkk  :  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


blichen  war.  Unter  dem  »Schwachen  Wasser«  Jj^j  ;7fC  verstehe  ich  wie 
Bretschneider  das  »Tote  Meer«.1  Das  Seleukiden reich  umfaßte  auch  Teile 
von  Arabien3,  es  lag  daher  nahe,  auch  das  Land  der  Königin  van  Saba 
mit  dazuzurechnen,  was  freilich  den  Tatsachen  nicht  ganz  entspricht.  Das 
Hou  Han-shu  vermeidet  diese  Ungenauigkeit. 

Zur  Zeit  der  zweiten  Hau- Dynastie  (25—220  n.  Chr.)  hatte  das  Se- 
leukidenreich  zu  existieren  aufgehurt.  Syrien  war  seit  64  v.  Chr.  römische 
Provinz.  Das  Han-shu  berichtet  daher  ganz  korrekt,  daß  das  Tote  Meer 
im  Westen  von  Ta  Ch'in  liege,  worunter  der  römische  Orient,  die  Provinz 
Asien,  einschließlich  Syriens,  zu  verstehen  ist.  Die  Sandwfiste,  die  bis  an 
den  Wohnsitz  der  Königin -Mutter  von  Se  heranreicht,  ist  die  syrisch- 
arabische Wüste. 

Beide  Stellen  wollen  nicht  besagen,  daß  die  Königin  von  Saba  zur 
Han-Zeit  wirklich  noch  in  Arabien  gelebt  habe,  vielmehr  ist  der  Ausdruck 
die  Königin  -  Mutter  von  Se  lediglich  als  ein  geographischer  Begriff  auf- 
zufassen. 

Das  Shan-hai-king  sagt,  wie  wir  gesehen  haben,  daß  der  Berg 
der  Königin-Mutter  im  Lande  der  Wo  liege,  in  welchen  wir  die  Sabäer 
erkannt  haben.  An  andern  Stellen  des  Shan-hai-king  wird  nun  dieser  Berg 
als  der  K'un-lun  bezeichnet.  Falls  darunter  das  große  Gebirge  zwischen 
der  Mongolei,  Turkestan  und  Tibet  bzw.  Kukunor  zu  verstellen  ist,  was 
die  meisten  chinesischen  Quellen  annehmen,  würden  wir  vor  einem  unlös- 
baren Widerspruch  stehen.  Der  Sitz  der  Königin  von  Se  kann  nicht  in 
Sfidarabien  und  zugleich  in  der  Mongolei  sein.  Wir  müßten  uns  dann  ent- 
weder für  die  eine  oder  für  die  andere  Annahme  entscheiden.  Ich  würde 
ohne  Bedenken  an  der  ersteren  festhalten.  Die  Nachrichten  über  das  Land 
der  Wo-Leute  sind  vernünftig  und  im  Einklang  mit  den  tatsächlichen  Ver- 
hältnissen, während  gerade  an  den  K'un-lun  alle  die  Sagen  und  Mythen 
von  der  Göttin  Se  Wang  Mu  und  ihren  Genien  anknüpfen.  Man  hat  den 
K'un-lun  nicht  mit  Unrecht  den  chinesischen  Olymp  genannt.  Merkwürdiger- 


1  Bretschneider,  Knowledge  of  the  ancient  Chinese  of  the  Arabs  etc.  S.  4.  — 
Die  Chinesen  verbinden  mit  dem  -  Schwachen  Wasser«  die  Vorstellung,  daß  es  so 
schwach  sei  und  so  wenig  Tragfähigkeit  besitze,  daß  nur  federleichte  Gegenstände 
daraufschwömmen,  alle  anderen  aber  untersänken.  Es  ist  nicht  anzunehmen,  daß 
die  Chinesen  diese  eigentümliche  Vorstellung  ganz  frei  ersonnen  haben.  Sie  müssen 
irgend  eine  Anregung  dazu  erhalten  haben.  Wahrscheinlich  haben  sie  von  der 
Eigentümlichkeit  des  Toten  Meeres  gehört,  welches  so  salzhaltig  ist,  daß  organische 
Körper  darin  nicht  untersinken.  Das  hat  man  später  verwechselt  und  daraus  das 
gerade  Gegenteil  gemacht.  Gewässer,  auf  welchen  nur  Federn  schwimmen  können, 
gibt  es  nirgends.  Die  vorliegenden  beiden  Stellen  weisen  mit  zwingender  Not- 
wendigkeit auf  das  Tote  Meer.  Sollte  das  Jo  von  Jo-*hui  etwa  gar  eine  phonetische 
Wiedergabe  von  Jo-rdan  sein,  der  sich  bekanntlich  in  das  Tote  Meer  ergießt? 

*  Appian  sagt  in  seiner  Römischen  Geschichte  Syriake  55  von  Seleukos: 
r\p%t  Mfe-OKerafu'ac  *al  'Apyteta;  xai  Kaitnaioxlu(  -rfjc  XtXivxtio?  Xfj'Siiivqc  xai  Fhpcv»  xai 
1laf£vaiu>»  xai  BaxTftW  xai  Apaßi'wir  xai  Tamipwv  xai  -njc  lovyiiavrß  xal  Apa^wci«; 
xai  Tftavta;. 


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Fobkk:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


151 


weise  eignet  sich  kaum  ein  Gebirge  weniger  für  den  Wohnsitz  der  Unsterb- 
lichen und  passen  die  phantastischen  chinesischen  .Schilderungen  von  8c 
Wang  Mus  Aufenthalt  hei  keinem  weniger  als  beim  K'un-lun.  Es  ist  eins 
der  ödesten  und  einförmigsten  Gebirge  der  Erde,  üie  Hänge  sind  kahl 
und  mit  Geröll  und  riesigen  Schuttmassen  bedeckt,  die  von  den  abgestürzten 
Gipfeln  und  Graten  herrühren.  Tief  einschneidende  Taler  und  Schluchten 
fehlen,  von  Vegetation  keine  Spur.  Demgegenüber  deuten  die  Notizen,  die 
sich  in  chinesischen  Schriftstellen  über  den  K'un-lun  finden  auf  ein  Gebirgs- 
iand  mit  reicher  Flora  und  Fauna  in  einein  tropischen  Klima.1 

Die  europäischen  Gelehrten  wurden  zuerst  stutzig,  als  sie  in  geogra- 
phischen Werken  von  den  Negern  des  K'un-lun  lasen.  Rcmusat  nahm 
noch  kühn  das  Vorhandensein  eines  Negervolkes  in  Zentralasien  an.  Klap- 
roth  wies  dagegen  in  einem  Artikel  «sur  les  negres  de  Kuen-hin*1  nach, 
daß  die  Chinesen  mehrere  K'un-lun  kennen  und  daß  so  auch  zwei  kleine 
Inseln  an  der  Küste  von  Kambodscha:  Pulu  Condore  bezeichnet  werden. 
Dies  ist  richtig,  Klaproths  Ansicht,  daß  besagte  Neger  die  Malaien  von 
Pulo  Condore  seien,  aber  unzutreffend.  Fr  muß  selbst  zugeben,  daß  der 
Ausdruck  -Neger«  durchaus  unpassend  sei,  denn  die  Malaien  haben  mit 
den  Negern  gar  keine  Ähnlichkeit.  Nach  der  Beschreibung  und  Abbildung 
in  den  chinesischen  Quellen  handelt  es  sich  aber  um  wirkliche  Neger,  deren 
Körper  »wie  mit  schwarzem  Lack  überzogen  ist«.'  Auch  die  Notiz 
des  San-'tsai- tu-hui,  daß  es  im  Lande  jener  Schwarzen  Riesenvögel 
d.h.  Strauße  gebe,  paßt  auf  Pulo  Condore  absolut  nicht.  Das  japanische 
Supplement  zu  dem  genannten  Werke  spricht  es  ganz  deutlich  aus,  daß  wir 
es  mit  afrikanischen  Negern  zu  tun  haben,  die  auf  holländischen  Schiffen 
häufig  als  Matrosen  nach  Japan  kirnen  und  eine  affenartige  Behendigkeit 
besäßen.  Klaproths  Annahme,  daß  mit  den  K'un-lun-Negern  ursprünglich 
die  Schwarzen  Asiens  (wo?)  bezeichnet,  und  daß  dieser  Ausdruck  später 
auf  die  afrikanischen  Neger  übertragen  sei,  ist  ein  Notbehelf,  der  zeigt, 
daß  er  sich  in  der  Klemme  befindet. 

Einer  der  ersten  arabischen  Gesandten,  welcher  im  Jahre  977  n.  Chr. 
in  China  erschien,  hatte  in  seinem  Gefolge  Leute  mit  tiefliegenden  Augen 
und  schwarzem  Körper,  welche  K'un-lun-Sklaven  hießen.4  Soll  etwa  der 
Araber  sich  seine  schwarze  Dienerschaft  erst  auf  den  ganz  unbedeutenden 


1  Wahrscheinlich  wußten  die  alten  Chi -cscn  von  dem  asiatischen  Zcntral- 
gebirge  nicht  viel  mehr  als  den  Namen  und  hatten  es  selbst  nie  gesehen.  Später 
wurden  dann  allerhand  Wunderdinge  davon  erzählt.  Chang  Ch'ien  fand  auf  seiner 
berühmten  Reise  den  K'un-lun  überhaupt  nicht,  obgleich  er  ihn  passiert  halten  muß, 
so  daß  Sse  Ma  OKien  die  Existenz  des  K'un-lun  überhaupt  in  Zweifel  zieht.  Vgl. 
den  Schluß  vom  Shi-chi  B.  123. 

»  Journal  Asiatique  2.  Ser.  Bd.  XII,  S.  232  ff. 

.  So  das 

*  Sung-shih  490,  S.  16v.,  Art.  ^ :  ^  g  ^  !g  j$  £ 


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1 52 


Forks:  Mo  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


kleinen  Felseninseln  Pulo  Condore  besorgt  haben,  statt  sie  von  seiner 
Heimat  mitzubringen? 

Auch  die  andere  Notiz  der  Geschichte  der  Sung- Dynastie,  daß  bei 
Festen  in  San-fo-ch'i  (Sumatra)  K'un- Inn- Sklaven  Musik  machten  und  ihre 
Lieder  mit  Stampfen  auf  den  Boden  begleiteten1,  besagt  keineswegs, 
daß  diese  Sklaven  in  Sumatra  einheimisch  waren.  Sumatra  war  damals 
fur  die  Araber  eine  sehr  wichtige  Zwischenstation  für  den  Chinahandel. 
Sklaven  sind  von  jeher  ein  bedeutender  Handelsartikel  fur  die  Araber 
gewesen,  und  sie  haben  sie  jedenfalls  auch  nach  Sumatra  verkauft.  Die 
wenigen  Worte  des  Sung-shih  weisen  deutlich  auf  die  bekannten  Negertänze 
hin,  bei  denen  das  Stampfen  und  Trampeln  eine  so  große  Rolle  spielt. 

Mit  Rücksicht  auf  das  Vorkommen  des  Riesenvogels  P*eng  meint 
Porter  Smith,  daß  mit  K'un-lun  vielleicht  die  Insel  Mauritius  oder 
Madagaskar  bezeichnet  sein  könnte.*  Ich  glaube  nicht,  daß  Mauritius 
in  Frage  kommen  kann.  Der  früher  dort  lebende  Dronte  (Didus  ineptus), 
welcher  jetzt  ausgestorben  ist,  kann  kaum  das  Vorbild  des  P'eng  gewesen 
sein ,  denn  er  war  nur  etwas  größer  als  ein  Schwan.  Viel  eher  könnte  man 
an  die  Insel  Madagaskar  denken,  deren  ausgestorbener  Riesenstrauß  noch 
bedeutend  größer  war  als  der  afrikanische.  Gegen  Madagaskar  spricht  aber 
der  Umstand ,  daß  dort  alle  größeren  Säugetiere  fehlen  und  statt  dessen  nur 
eigenartige  Lemuren  vorhanden  sind.*  Nach  dem  Nan-Ichih  besitzt  das 
Reich  K'un-lun  nämlich  außer  Straußen  auch  noch  Elefanten  und  Rhinozerosse. 

Der  technische  chinesische  Ausdruck  für  die  K'un -lun- Neger  ist  K'un- 
lun  T'sdng-ssfi*.  Als  Nebenform  kommt  auch  T's6ng-k'i'  vor.  Klap- 
roth  hat  das  Verdienst,  die  Ableitung  dieses  nicht  chinesischen  Wortes  vom 
persischen  Zengi  =  Neger6  nachgewiesen  zu  haben.  Die  Araber  schreiben 
das  Wort  Zenjji7.  Dieses  zeigt  uns,  wo  wir  die  Neger  des  K'un-lun  und 
mithin  den  K'un-lun  selbst  zu  suchen  haben.  Die  Araber  verstehen  unter 
den  Zengi  die  Äthiopier  oder  Abessinier.  Der  Ausdruck  Zingis  fur 
die  Gegend  von  Abessinien  war  schon  den  Alten  bekannt.  »Aethiopum 
gens,  unde  Zingis  extrema  ad  sintim  Arabicum  apud  Ptolemaeum«  heißt 

es  in  Fleischers  Arabisch -Lateinischem  Lexikon  bei  £j,  dem  Stammwort 
von  j.  Auch  bei  älteren  arabischen  Geographen  wie  Bakui  und  lbn  Hankai 
heißt  das  Binnenland  von  Abessinien:  Zinghi,  während  der  Name  Habesch 

i  Sung-shih  489,  S.  12,  Art.  ~=  jft  ^  :  f|g  ft  %  jj§ 

*  Vgl.  China  Review  VIII,  S.  189. 

3  Elisee  Keclus,  Geographie  universelle  Bd.  XIV,  S.  84.  Sievers -Hahn, 
Afrika  1901,  S.  612. 

-  mm 

-fr 


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Fohke:  Ma  W»ng  and  die  Königin  von  Saba. 


153 


ursprünglich  nur  auf  den  Küstenstrich  bei  Zeila  am  Roten  Meere  be- 
schränkt ist.1 

Der  K'un-lun  ist  also  das  Hochland  von  Abessinien.  Der  Name 
K'un-lun  ist  vielleicht  das  abessinische  Kollo,  das  höchste  Gebirge  dieses 
Hochlands  in  der  Provinz  Schoa-1  Wahrscheinlich  deutet  eine  Notiz  des 
Po-wu-chih  (3.  Jahrhundert  n.  Chr.),  wonach  es  im  Römischen  Reiche  am 
Ufer  des  Westmeers  einen  »kleinen  K'un-lun-  gab,'  auf  das  abessinische 
Hochgebirge  hin.  Abessinien  stand  in  den  ersten  Jahrhunderten  unserer 
Zeitrechnung  unter  den  Einllüssen  griechischer  Kultur  und  Griechenland  = 
Ostrom  bezeichnen  die  chinesischen  Quellen  auch  als  Ta  Ch'in. 

Nach  dem  Kommentar  zum  Erh-ya  wurde  der  Ausdruck  K'un-lun 
allgemein  von  Terrassengebirgen  gehraucht  werden,  und  zwar  von  solchen, 
die  sich  in  drei  Terrassen  erheben.4  Dies  läßt  sich  von  dem  zentralasiatischen 
K*un-Iun  durchaus  nicht  behaupten,  dagegen  paßt  es  in  ganz  auffallender 
Weise  auf  das  Hochland  von  Abessinien,  bei  dein  man  drei  Terrassen,  die 
zugleich  drei  verschiedene  Klima-  und  Kulturregionen  bilden ,  unterscheidet. 
Lesen  wir,  was  der  Kommentar  zum  Shui-ching  (5 — 6.  Jahrhundert  n.  Chr.) 
über  den  K'un-lun  schreibt,  so  konnten  wir  meinen,  daß  er  das  abessi- 
nische Hochland  habe  beschreiben  wollen.  »Das  K'un  -lun-  Gebirge  hat  drei 
Stufen.  Die  unterste  heißt  das  Dikicht'  oder  mit  anderem  Namen  der 
BreUerwald  (Urwald?)6,  die  zweite  heißt  der  -gottliche  Obstgarten-7 
oder  auch  -Windesrauschen-  und  die  oberste  die  Hochterasse  oder  mit 
anderm  Namen  die  Himmelshalle-8.  Kin  späterer  Exeget  fugt  noch  hinzu, 
daß  in  den  Quertälern  und  Schluchten  die  Wasser  von  dem  -  Dreiterrassen- 
gebirge ■  herabströmten.* 

Die  unterste  Stufe  des  »hessinischen  Hochlands  wird  die  Kolla 
genannt.  Sie  hat  glühende  Hitze  und  die  Fülle  tropischer  Vegetation  und 
Fauna.  Die  Waldungen,  gebildet  aus  Sumpfgewächsen,  Rohr,  Domengebusch 


»  Oriental  Geography  by  W.  Ousely  S.  13;  bei  Ritter,  Erdkunde  Bd.  I,  S.  177. 
»  Daniel,  Handbuch  der  Geographie  1895,  Bd.I,  S.  567. 

*  iߣ  ist  eine  Hecke,  ein  Gehege;  fjgj  bedeutet  sowohl  Elaeococca  sinensis 
aod  andere  große  Bäume,  als  auch  eine  üppige  Vegetation:  ~||"  ij±  ^  )fi Ül  HU 
I^jfo  heißt  ea  im  Kanghi. 

*  Ich  vermute,  daß  ^ ^  große  Bäume  bedeutet,  die  so  dicht  stehen,  als 
wiren  sie  mit  Brettern  zusammengenagelt.  Vielleicht  ist  es  aber  nur  eine  andere 
SchrcibweUe  für 

T  Eine  andere  Schreibweise  ist    <£r  |gjj] . 

-  «  *  m  -  0  tu  n  -  =s  m  a  ±  0  m  m  -  =s  ^  m 

Erh-y»  chengyi  Kap.  11. 


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154 


Forks:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


und  tropischen  Bäumen  sind  so  dicht,  daß  die  Sonnenstrahlen  nicht  hin» 
durchdringen.  Durchschnitten  wird  die  Niederung  von  unzähligen  Schluch- 
ten, Tobein  und  St ro tutälern ,  in  denen  rauschende  Wasser  von  den 
Bergen  hinabstürtzen.  Nach  dem  periodischen  Regen  bilden  sie  weitläufige 
Sumpfe.  Die  mittlere  Region  heißt  Woina  Dega  =  Weinhochland. 
Hier  herrscht  ein  «ewiger  Frühling. ,  ein  herrliches,  mildes  Klima  wie  in 
Sudeuropa.  Es  gedeihen  darin  alle  Obstsorten  der  gemäßigten  Zone, 
unter  anderen  auch  die  Rebe.  In  dieser  Region  liegen  die  volkreichsten 
Städte  der  Abcssinier,  welche  dort  häufig  fiber  hundert  Jahr  alt  werden. 
Konnten  dies  nicht  die  Unsterblichen  sein,  welche  nach  chinesischer  Tra- 
dition auf  dem  K'un-lun  lel>en?  Die  höchste  Region,  von  2  400m  an,  führt 
einfach  den  Namen  Dega  =  Hochland,  was  genau  der  chinesischen  »Hoch- 
terasse«  entspricht.1 

Wir  haben  bereits  gesehen,  daß  nach  dem  San- t'sai-t'u-'hui  im 
Lande  K'un-lun  -—  Abessinien  Strauße  vorkommen.  Von  den  eingeborenen 
Negern  wird  außerdem  berichtet,  daß  sie  sich  gegenseitig  zu  Sklaven  machen 
und  an  fremde  Kaufleute  verkaufen,  die  Urnen  dafür  Kleider  und  Lebens- 
mittel liefern.*  Aus  demT*ai-p  ing-y  fl-Ian  Kap.  789  (10.  Jahrhundert  n.Chr.) 
lernen  wir  noch  folgende  der  -Geschichte  der  sudlichen  Wilden«  ent- 
nommene Einzelheiten  über  die  Produkte  und  die  Bevölkerung. 

•  Das  Königreich  K'un-lun  bringt  hervor:  Elfenbein, Putschuk.1 
Sandelholz,4  Betel,*  Chalzedon,  Bergkry stall  und  Rhinozeros- 
hörner.  Wenn  die  räuberischen  Wilden  das  Land  angreifen,  so  leiten  sie 
das  Wasser  ab  und  überschwemmen  das  ganze  Land.  Die  Einwohner 
können  dann  nicht  rück-  noch  vorwärts  und  sterben  zu  vielen  Tausenden 
an  Hunger.  Denen,  die  noch  am  Leben  sind,  schneidet  man  das  rechte 
Handgelenk  weg  und  läßt  sie  laufen.« 8 

Elefanten  und  Nashörner  sind  Charaktertiere  der  abessinischen  Wald- 
region. Die  Notiz  über  die  Kämpfe  gegen  die  Bewohner  der  Ebene  klingt 
etwas  abenteuerlich.  Sie  läßt  sich  vielleicht  auf  folgende  Tatsachen  zurück- 
führen. Die  Schangalla  und  andere  Negerstämme  bewohnen  die  heiße 
Kolla.    Bei  Beginn  der  Regenzeit  verlassen  sie  ihre  Wohnsitze,  welche  in 


»  Ritter,  Erdkunde  Bd.  1,  S.  209 u. 243  ff.;  Elisöe  Rcclos, Geographie  Bd.  X,S. 202. 

*  Klaproth,  a.  a.  O.  S.  234  ff. 

8  Die  schon  den  Alten  bekannte  und  für  Salben  und  Weihrauch  verwendete 
Costuswurzel ,  sanskrit  ku*hta,  arabisch  und  persisch  ht*t.  Sie  wird  viel  von  Kaschmir 
aus  über  Punjab  nach  China  importiert.  Nach  chinesischen  Quellen  6ndet  sieh  die 
Pflanze  im  Römischen  Reiche  und  kommt  die  beste  Sorte  von  K'un-lun.  Vgl.  Bret- 
schneider,  Bot.  Sinic.  II,  Nr.  54.  Sie  wird  auch  in  arabischen  Quellen  als  in  Arabien 
vorkommend  erwähnt.    Paulys  Realenzyklopädie  II,  355. 

*  Wohl  das  afrikanische  Sandelholz,  Baphia  nitida. 

4  Ahcssiiiicn  hat  Palmen,  oh  Bctelpalmen  erscheint  mir  zweifelhaft. 

m m m # *ü w * 4 n *j » & fkzn&ikfcfö&m  ■ 


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Forks:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


155 


kurzer  Zeit  von  den  stark  geschwollenen  Gießbächen  überschwemmt 
werden,  und  ziehen  ins  Gebirge,  wo  sie  in  Hohlen  Wohnung  nehmen. 
Dort  hausen  sie,  bis  die  Wasser  sich  verlaufen  haben,  dann  kehren  sie  in 
die  Kbene  zurück.  Es  sind  die  Troglodyten  des  Agatharchides  und 
Artenüdor.  Im  Altertum  hieß  die  Küstenlandschaft  des  arabischen  Meer- 
busens, die  zu  Äthiopien  gehört,  Troglody  tice.1  Die  auf  den  Hochplateaus 
lebenden  Abessinier,  das  herrschende  Volk  arabischer  Abstammung,  sind 
die  Todfeinde  der  Schangallas.  Gleich  nach  Beginn  der  Regenzeit,  die  das 
ganze  Land  der  Schangallas  in  Sümpfe  verwandelt,  fangen  sie  ihre  Kriege 
peg«-n  dieselben  an,  die  nichts  weiter  als  Sklavenjagden  sind.  Was  nicht 
als  Sklave  fortgeführt  wird,  wird  niedergemacht.  Es  war  von  jeher  bei 
den  Abessiniern  in  Gebrauch,  daß  sie  Tributzahlungen  in  Schangalla- Sklaven 
verlangten.' 

Selbst  das  Shan-hai-king,  welches  im  übrigen  wie  Huai  Nan  Tse" 
viel  über  den  K'un-lun  zusammenfabelt,  bietet  uns  einige  für  die  Bestim- 
mung dieses  Gebirges  sehr  wichtige  Anhaltspunkte. 

•Südlich  vom  Westmeer,  am  Rande  der  Sandwüste,  hinter  dem  Roten 
Fluß  und  vor  dem  Schwarzen  Fluß  liegt  ein  großes  Gebirge,  K'un-lun 
mit  Namen-  heißt  es  dort  und  weiterhin:  -Außerhalb  desselben  ist 
ein  Berg  mit  glühendem  Feuer.  Wirft  man  etwas  hinein,  so 
verbrennt  es.«* 

Unter  dem  -Westmeer«  konnte  das  Mittelländische  Meer  und  unter 
der  Sandwüste  die  Sahara  zu  verstehen  sein.  Feuerspeiende  Berge  gibt  es 
beim  chinesischen  K'un-lun  nicht,  wohl  aber  am  Rande  des  abessini- 
schen  Hochlands.  Der  Vulkan  von  Buri  bei  Massaua  am  Roten  Meere, 
von  örteale  (Artali)  und  andere  sind  dort  noch  heute  tatig.-* 

Uber  die  Fauna  des  K'un-lun  berichtet  das  Shan-hai-king  B.  11 
folgendes: 

•  Es  gibt  dort  ein  Tier,  welches  die  Gestalt  einer  Ziege,  aber  vier  Hörner 
hat  und  Tu-lou  heißt.  Es  frißt  Menschen.  Ferner  ist  da  ein  Vogel,  ge- 
formt wie  eine  Wespe,  aber  so  groß  wie  eine  Mandarinente,  der  den  Namen 
Ch'in-yuan  führt.  Wenn  er  einen  Vogel  oder  ein  Tier  sticht,  so  sterben 
sie  und,  wenn  er  in  einen  Baum  sticht,  so  verdorrt  er.  Auch  ist  dort  ein 
Vogel,  den  man  Wachtel  nennt  und  der  alle  Befehle  Gottes  ausführt.« 

■  Man  findet  daselbst  ein  Tier  von  der  Gestalt  eines  Hundes,  aber 
gezeichnet  wie  ein  Panther.  Seine  Horner  sind  wie  die  eines  Ochsen.  Es 
heißt  Chiao.  Sein  Geheul  ist  wie  das  Bellen  eines  Hundes.  Wenn  es  sich 
zeigt,  so  bedeutet  das  für  das  Land  eine  reiche  Ernte.    Auch  ist  dort  ein 


1  Frcnzel,  Enzyklopädie  der  Naturwissenschaften,  unter  Troglodyten. 
»  Ritter  I,  S.  190  ,  247  ff. 

Ul « B a d Z  «5  -  o  JUfr#8*£wtt<te*& 

Sban  -  liai  -  king  B.  X  VI , 

*  Reclus  Bd.  X,  S.  216. 


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156  Fohee:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


Vogel,  der  wie  ein  Fasan  aussieht,  aber  rot  ist.  Sein  Name  ist  Hsing-yü. 
Er  frißt  Fische.  Sein  Schrei  klingt  wie  Iii.  Wenn  er  erscheint,  so  droht 
dem  Lande  Überschwemmung.«1 

Die  Ziege  mit  vier  Hörnern  ist  ohne  Zweifel  die  Vierhornantilope, 
Tetraceros  quadricornis,  der  einzige  Wiederkäuer,  bei  dem  das  Männ- 
chen vier  Hörner  tragt.  Das  vordere  Paar  ist  kleiner  als  das  hintere.  Das 
zierliche  Tier  ist  so  groß  wie  ein  halbwüchsiges  Reh.  Nach  der  Abbildung 
im  Brehm  hat  es  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  einer  Ziege.9  Der  törichte 
Zusatz,  daß  eine  Ziege  Menschen  frißt,  was  sich  jedenfalls  irgendeiner 
der  Mitarbeiter  am  Shan  -  hai  -  king  als  etwas  ganz  Besonderes  ausgedacht 
hat,  braucht  uns  nicht  weiter  aufzuregen.  Die  Vierhornantilope  lebt  überall 
in  Vorderindien,  soll  aber  außerhalb  Indiens  nicht  vorkommen.  Falls  dem 
so  ist,  würde  sie  sich  in  Abessinien  nicht  finden  und  die  Notiz  des  Shan- 
hai-king  nicht  stimmen. 

Bei  dem  Vogel,  der  wie  eine  Wespe  aussieht  und  dessen  Stich  für 
Tiere  und  Vögel  tötlich  ist,  hat  meines  Frachtens  das  Shan  -  hai  -  king  aus 
einer  Mücke  einen  Elefanten,  nämlich  aus  der  Tsetsefliege  eine  Ente 
gemacht.  Einen  Vogel,  der  wie  eine  Wespe  gebaut  wäre  und  einen  Stachel 
hätte,  gibt  es  nicht.  Dagegen  bringt  der  Stich  der  berüchtigten  Tsetsefliege, 
Glossina  morsitans,  im  tropischen  Afrika  eine  ähnliche  Wirkimg  hervor 
wie  die  vom  Shan -hai -king  beschriebene.  Ein  Stich  dieses  rätselhaften 
Insekts,  welches  etwas  kleiner  als  unser  Brummer  ist,  bringt  den  meisten 
Haustieren,  wie  Pferden  und  Kindern,  den  sichern  Tod.  Was  Wunder,  daß 
die  Phantasie  der  alten  chinesischen  Schriftsteller  diese  seltsame  Tatsache 
frei  umgestaltet  und  übertrieben  hat. 

In  welcher  Weise  die  Wachteln  dem  ShangTi,  dem  höchsten  Gotte 
der  Chinesen,  dienen,  erfahren  wir  aus  dem  Shan -hai -king  nicht.'  Nach 
ihm  ist  der  K'un-lun  nicht  nur  der  Sitz  der  Se  Wang  Mu.  sondern  auch 
des  Shang  Ti  und  seiner  Geister.  Die  Wachteln  pflegen  auf  ihrem  Wander- 
zuge in  ungeheuren  Zügen  nach  Afrika  und  Kleinasien  zu  kommen,  wovon 
die  Speisung  der  Juden  in  der  Wüste,  2.  Moses  16,  Zeugnis  ablegt. 


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ft  £  #4r*K  J&  fN£  H**  a  n, 

1  Frenzel,  Enzyklopädie  der  Naturwissenschaften  unter  Tetraceros,  Brehm, 
Ticrlcbcn  Bd.  III  S.  388., 

*  Die  Wachtel  spielt  auch  eine  Rolle  in  der  klassischen  und  indischen  My- 
thologie. Sie  war  der  Latona  und  dem  Herkules  heilig.  A.  de  Gubernatis,  Zoolo- 
gical Mythology,  London  1872,  Bd.  II,  S.  276. 


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Forke  :  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba.  1 57 

Welches  Tier  nun  ist  dem  Hunde  ähnlich  und  bellt  wie  ein  Hund, 
ist  aber  gefleckt  wie  ein  Panther?  Die  Hyäne,  und  zwar  die  gefleckte, 
Hyaena  crocuta.  Das  weitere  Merkmal,  nämlich  das  Vorhandensein  von 
Hörnern  wie  beim  Ochsen,  können  wir  als  einen  phantastischen  Zusatz 
außer  Betracht  lassen,  denn  in  der  Familie  der  Canidae  kommen  niemals 
Hörner  vor.  Die  Richtigkeit  unserer  Diagnose  wird  durch  einige  weitere 
Bemerkungen  des  Shen-i-ching  (4.  bis  5.  Jahrhundert  n.  Chr.)  über  dieses 
hundeartige  Tier  bestätigt: 

•  Es  hat  einen  Bauch,  aber  ohne  die  fünf  inneren  Teile1,  auch  hat  es 
Eingeweide,  aber  sie  sind  gerade  und  nicht  verschlungen,  so  daß,  was 
es  frißt,  direkt  durchgeht.  Gegen  tugendhafte  Menschen 
wendet  es  sich  und  stoßt  sie,  den  Bösen  dagegen  schließt  es  sich  an. 
Der  Himmel  hat  es  so  bestimmt.  Sein  Name  ist  Hun-tun.  Das  Ch'un- 
ch'iu  sagt,  daß  Hun-tun  der  nichtsnutzige  Sohn  des  Kaisers  Hung 
war.  Fflr  gewöhnlich  lebt  es  in  Höhlen  und  röhrt  sich  nicht,  nur  wenn 
es  knirschend  frißt,  krümmt  sich  sein  Schwanz  nach  rückwärts  und 
es  lacht  gen  Himmel.'« 

Während  die  gestreifte  Hyäne  Ober  ganz  Afrika  und  Südasien  bis 
zur  Bai  von  Bengalen  verbreitet  ist,  lebt  die  getüpfelte  Hyäne,  um  die 
es  sich  hier  handelt,  nur  in  Süd-  und  Ostafrika  und  ist  besonders  in 
Abessinien  häuög,  wo  sie  den  Namen  Zubbee  führt.  Sie  ist  dunkel  weiß- 
grau und  braun  gefleckt.  Eigentümlich  sind  die  Analdrüsen  der  Hyäne, 
die  zwischen  Schwanz  und  After  eine  geräumige  Tasche  bilden,  durch 
welche  sich  das  widerliche,  grüne  Sekret  des  Tieres  ergießt.  Die  Beob- 
achtung dieses  Vorgangs  hat  die  Chinesen  zu  der  Annahme  geführt,  daß 
das  Innere  der  Hyäne  nicht  normal  sei  und  daß,  was  sie  frißt,  da  die 
Eingeweide  keine  Windungen  hätten,  direkt  durchgehe.  Nach  der  Auf- 
fassung der  Abessinier  und  Araber  sind  die  Hyänen  verzauberte  Men- 
schen, Falaschas*,  und  zwar  verzauberte  Sünder  und  Verdammte,  die 
über  ihre  Missetaten  jammern  und  danach  trachten,  die  Gerechten  zu 
verderben.  Ganz  ähnlich  ist  die  Anschauung  des  Shen-i-ching,  derzufolge 
ein  böser  Mensch  in  eine  Hyäne  verwandelt  wurde,  und  diese  nur  die 
Tugendhaften  angreift.  Tagsüber  hält  sich  die  Hyäne  in  Erdlöchern 
und  Felsenhöhlen  auf  und  erst  des  Nachts  kommt  sie  hervor.  Ihr 
Gebiß  ist  so  furchtbar,  daß  sie  die  stärksten  Knochen  mit  Leichtigkeit  zer- 
malmt. Wenn  sie  ihre  Nahrung,  lebendes  Kleinvieh  oder  Kadaver,  sucht, 
läßt  sie  auch  ihr  schauerliches  Geheul,  das  wie  das  Hohnlachen  der  Hölle 
klingt,  erschallen,  »sie  lacht  gen  Himmel*,  wie  der  chinesische  Autor  sagt. 

1  Herz,  Leber,  Magen,  Lunge,  Niere. 

•  T'ai-p'ing-yü-lan  unter  j|  ,  jjj|J]^|«Cg  o  o  ^fJgftE 
»  Ritter,  Erdkunde  Bd.  I,  8.211. 


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158 


Fount:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


Auf  dieses  Höllengclächter  ist  die  Entstehung  der  meisten  Sagen,  mit  der 
die  Volksphantasie  die  gefleckte  Hyäne  umsponnen  hat,  zurückzuführen. 
Das  Geheul  der  gestreiften  Hyäne  ist  weniger  widerlich. 

Eigentümlich  ist  die  Bemerkung  des  Shen-i -ching,  daß  das  Er- 
scheinen der  Hyäne  eine  gute  Ernte  bedeuten  soll.  Das  Geheul  der  Hyäne 
scheint  nicht  auf  alle  Völker  dieselbe  Wirkung  auszuüben.  Während  es 
bei  den  Arabern  der  Gegenstand  abergläubischer  Furcht  ist,  kommt  es 
z.  B.  den  Eingeborenen  von  Tabora  komisch  vor.1 

Der  Hsing-yü -Vogel,  welcher  am  Wasser  leben  muß,  da  er  Fische 
frißt,  ein  rotes  Gefieder  hat  und  etwas  wie  ein  Fasan  aussieht,  was  wohl 
bedeuten  soll,  daß  er  etwa  die  Größe  dieses  Vogels  und  ein  prächtiges 
Gefieder  hat,  könnte  der  Flamingo  sein.  Dieser  lebt  nur  in  wärmeren 
Zonen  und  kommt  in  großen  Scharen  auch  in  der  Amphilabai,  am  Nord- 
rand von  Abessinien  vor.1 

Wie  den  Tieren,  so  schreibt  das  Shan-hai- king  auch  zwei  auf 
dein  K'un-lun  wachsenden  Pflanzen  wunderbare  Eigenschsfteu  zu: 

-Es  gibt  dort  einen  Baum,  der  wie  ein  Holzapfelbaum  aussieht. 
Seine  Bluten  sind  gelb,  die  Früchte  rot.  Sie  schmecken  wie  Pflaumen, 
aber  haben  keine  Kerne.  Er  heißt  der  » S  a  n  d  h  o  1  z  a  p  f  e  1  b  a  u  m  •  und  schützt 
gegen  Wasser.  Wenn  man  davon  ißt,  so  geht  man  im  Wasser  nicht  unter. 

Ferner  ist  da  eine  Pflanze,  Wasserlinse'  genannt.  Sie  sieht  aus 
wie  eine  Mnlve  und  schmeckt  wie  eine  Zwiebel.  Ihr  Genuß  befreit  von 
Ermüdung.«* 

Von  der  Se  WangMu  entwirft  nun  das  Shan-hai-king  eine  ganz 
groteske  Beschreibung  wie  von  einem  Teufel  oder  bösem  Dämon.  Buch  II 
versetzt  sie  auf  den  •  Edelsteinberg«,  einige  hundert  Li  westlich  vom  K'un- 
lun,  Buch  XVI  dagegen  auf  den  K'un-lun  selbst.  Beide  Stellen  lassen 
sich  in  Einklang  bringen,  wenn  man  annimmt,  daß  K'un-lun  der  allgemeine 
Name  für  einen  Gebirgszug  oder  für  ein  Hochland  und  der  •  Edelsteinberg« 
ein  einzelner  Punkt  in  demselben  war. 

«Der  Edelsteinberg«,  heißt  es,  «ist  der  Wohnsitz  der  Königin -Mutter 
von  Se.  Die  Königin -Mutter  von  Se  hat  Menschengestalt,  einen  Panther- 
schwanz und  Zähne  wie  ein  Tiger.  Sie  versteht  zu  heulen.  Ihr  Haar  ist 
struppig,  aber  sie  trügt  einen  Schmuck  auf  dem  Kopfe.  Sie  herrscht  über 
die  bösen  Geister  des  Himmels  und  die  fünf  Plagen.«* 

1  Brehms  Tierlcben  Bd.  II,  S.  Iff. 

*  Ritter,  a.  a.  0.  S.  237. 

*  Eine  eßbare  Wasserpflanze,  Manülea  quadrifolea.   Vgl.  Bretachneider,  Bo- 

tanicon  Sinicum  Bd.  II,  Nr.  198. 

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Kokk*:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


159 


In  Buch  XVI  lesen  wir: 

»Da  ist  ein  menschliches  Wesen,  das  einen  Schmuck  auf  dem  Kopfe 
trägt,  mit  Tigerzähnen  und  einem  Pantherschwanz.  Ks  wohnt  in  einer 
HOhle  und  heißt  Se  Wang  Mu.«1 

Buch  XII  endlich  sagt: 

>Se  Wang  Mu  lehnt  auf  dem  Tisch,  trägt  einen  Schmuck  auf  dem 
Kopf  und  stützt  sich  auf  einen  Stab.  Sudlich  davon  sind  drei  grüne 
Vögel,  welche  für  Se  Wang  Mu  das  Essen  holen..3 

Diese  Schilderungen  sind  so  bizarr,  tragen  so  sehr  den  Charakter 
von  Krfindungen  an  sich  und  stehen  zu  allen  anderen  Traditionen,  wonach 
Wang  Mu  ein  schönes  Weib  gewesen  sein  muß,  so  sehr  in  Widerspruch, 
daß  sie  uns  nicht  irre  machen  können. 

Wie  kommt  es  nun  aber,  daß  das  Shan-hai-king  die  Königin -Mutter 
von  Se  an  einer  Stelle  auf  einer  wohlbewässerten  Wusteninsel  im  Sabäer- 
laode  und  hier  auf  dem  K'un-lun,  d.  h.  auf  dem  Hochland  von  Abessinien 
wohnen  läßt?  Ich  erkläre  mir  die  Sache  in  folgender  Weise.  Ks  laufen 
zwei  verschiedene  Traditionen  nebeneinander  her.  Die  Sabäer  und  (die 
ihnen  blutsverwandten)  Himjaren  hatten  schon  in  ältester  Zeit  ihre  Herr- 
schaft auf  die  afrikanischen  Küstenlandschaften  ausgedehnt  und  namentlich 
Abessinien  kolonisiert.  Da  die  Königin  von  Saba  auch  über  Abessinien 
herrschte,  es  möglicherweise  sogar  einmal  besucht  hat,  so  verlegte  man 
irrtümlicherweise  auch  ihren  Wohnsitz  dorthin.  Nach  abessinischer  Tra- 
dition hat  die  Königin  sogar  in  Axum  residiert,  in  dessen  Nähe  noch  jetzt 
ihr  Grab  gezeigt  wird.*  Ein  großer  Teil  der  Untertanen  der  Königin 
waren  demnach  wilde  Negerstämme.  Mu  Wang  und  seine  Begleiter  müssen 
Negersklaven  am  Hofe  von  Saba  kennen  gelernt  und  in  ihren  Reiseberichten, 
auf  welche  die  Schilderungen  des  Shan-hai-king  jedenfalls  zurückgehen, 
davon  gesprochen  haben.  Später  warf  man  die  Dinge  durcheinander, 
bildete  sich  ein,  daß  die  Königin  selbst  eine  Wilde  gewesen  sei  und  be- 
schrieb sie  dementsprechend.  Die  Troglodyten  der  Alten,  die  heutigen 
Schangalla,  Doba  oder  Danakil  scheinen  als  Modell  gedient  zu  haben.  Die 
Königin  haust  in  einer  Höhle,  ihr  Haar  ist  wirr,  ihre  Zähne  scharf  wie 
die  eines  Tigers.  Das  bedeutet  vielleicht,  daß  sie  spitz  gefeilt  sind,  wie 
das  bei  Naturvölkern  vorkommt.  Natürlich  ist  ihr  auch  das  Geheul  der 
Wilden  als  Ausdruck  der  Freude  und  des  Schmeiv.es  nicht  fremd.  Sie 
trägt  ein  Pantherfell,  an  dem  noch  der  Schwanz  hängt.  Das  Shan-hai- 
king  sagt  dafür  kurz,  daß  sie  einen  Pantherschwanz  habe.  Leoparden- 
bzw. Pantherfelle  werden  bisweilen  von  den  Negern  getragen.   Das  einzige 


•  Ritter  Bd.  1,  S.  192. 


1 


160  Fobkk:  Ma  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 

echt  Weibliche  an  der  so  dargestellten  Königin  ist  ihr  Kopfputz,  auf  den 
in  allen  drei  zitierten  Stellen  Bezug  genommen  wird.  Nach  Kang-hi  be- 
deutet BS  einen  »weiblichen  Kopfputz«.1  Er  wird  aus  bunten  Seiden- 
bändern  oder  aus  Rauschgold  verfertigt. 

Ich  hoffe  durch  die  beigebrachten  Quellenstellen  erwiesen  zu  haben, 
daß  unter  dem  Reich  der  Se  Wang  Mu  Südarabien  und  Abessinien  zu 
verstehen  ist,  beides  Teile  der  äthiopischen  Tierregion.    Verschiedene  der 
erwähnten  Tiere,  wie  Strauße,  Giraffen,  getüpfelte  Hyänen  und  Tsetse- 
fliegen kommen  nur  in  dieser  Region  vor.  Diese  Tiere,  wenigstens  Strauße 
und  Giraffen,  waren  den  Chinesen  schon  in  der  älteren  Chou- Dynastie, 
jedenfalls  vor  dem  7.  oder  8.  Jahrhundert  v.  Chr.  bekannt,  denn  sie  werden 
in  der  altklassischen   Literatur  erwähnt    Wie  hatten  die  Chinesen  diese 
exotischen  Tiere  kennen  gelernt?    Etwa  aus  Mitteilungen  von  ihren  Nach- 
barvölkern?    Diese,   rohe   Naturvölker  auf  sehr   niedriger  Kulturstufe, 
wußten  davon  ebensowenig  wie  die  Chinesen.    Oder  waren  Araber  nach 
China  gekommen,  die  über  Fauna  und  Flora  ihres  Heimatlandes  berichtet 
hätten  ?   Dies  wäre  möglich ,  allein  wir  haben  keinerlei  sicheren  historischen 
Anhalt  für  diese  Annahme,    Es  ist  auch  nicht  wahrscheinlich,  daß  bloße 
Erzählungen  Fremder  einen  so  tiefen  Eindruck  auf  die  Chinesen  gemacht 
haben  würden,  daß  sie  daraufhin  den  Strauß  und  die  Giraffe  in  göttliche 
Tiere  verwandelt  hätten.    Die  Kenntnis  fremder  Länder  pflegt  überhaupt 
fast  ausschließlich  durch  kühne  Entdeckungsreisende  des  eigenen  Landes, 
nicht  durch  zugereiste  Bewohner  jener  Länder  vermittelt  zu  werden.  Diesen 
schienen  die  Eigentümlichkeiten  ihrer  Heimat  durch  die  Gewohnheit  so 
natürlich,  daß  sie  nicht  leicht  viel  Worte  darüber  verlieren.    Um  großen 
Eindruck  auf  ihre  Hörer  zu  machen,  fehlt  ihnen  auch  meistens  die  nötige 
Gewandtheit  in  der  Beherrschung  der  fremden  Sprache,  und  wenn  sie  gnr 
zu  wunderbare  Dinge  erzählen,  so  glaubt  man  ihnen  nicht.    Ganz  anders, 
wenn  ein  Kind  des  eigenen  Landes  fremde  Länder  bereist  hat  und  dann 
seinen  Landsleuten  von  den  Wunderdingen  berichtet,  die  er  gesehen  hat. 
Ihm  schenkt  man  Glauben,  auch  wenn  er  schwindelt,  denn  man  kennt  ihn. 
Ihm  erscheint  in  den  fremden  Ländern  alles  wunderbar  und  interessant, 
wonach  der  Eingeborene  nicht  mehr  zur  Seite  sieht  Dementsprechend 
sind  denn  auch  seine  Schilderungen,  denen  alles  andächtig  lauscht.  So 
bleibt  uns  denn  zur  Erklärung  der  Bekanntschaft  der  alten  Chinesen  mit 
Tieren,  Pflanzen  und  Bodenerzeugnissen  der  äthiopischen  Region  nichts 
anderes  übrig  als  anzunehmen,  daß  Chinesen  schon  zu  Beginn  der  Chou- 
Dynastie  in  jene  Gegenden  gelangt,  und  was  sie  dort  selbst  gesehen,  be- 
schrieben haben.   Wir  würden  zu  diesem  Schluß  durch  die  Beschreibungen 
in  den  alten  Quellen  auch  genötigt  sein,  wenn  keine  historische  Uber- 
lieferung über  die  Reise  des  Königs  Mu  nach  Südarabien  zu  der  Königin 
von  Se  vorhanden  wäre.     Diese  Uberlieferung  gewinnt  dadurch  einen 
hohen  Grad  von  Gewißheit. 


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Forke:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


161 


Von  der  Reiseroute  des  Mu  Wang  wissen  wir,  daß  sie  über  Land 
ging.  Er  fuhr  zu  Wagen.  Dabei  muß  er  Persien  passiert  haben.  In 
dfx  »Chinesischen  Geschichte-  des  Persers  Benaketi1,  die  wahrscheinlich 
nur  ein  Auszug  aus  einem  großen  verloren  gegangenen  Werke  des  Ge- 
schichtschreibers Raschid -Eidin  aus  dem  14.  Jahrhundert  n.  Chr.  ist,  wird 
besonders  hervorgehoben,  daß  der  Wagenlenker  des  Königs  Mu,  Tsao  Fu, 
mehrmals  nach  Persien  gekommen  sei.  Diese  Chinesische  Geschichte  basiert, 
wie  in  der  Einleitung  ausdrucklich  hervorgehoben  wird,  auf  chinesischen 
Quellen,  mit  denen  sie  auch  im  großen  und  ganzen  übereinstimmt.  Bei 
Abweichungen,  wie  in  dem  auf  Mu  Wang  bezuglichen  Passus,  wird  man 
eher  auf  ein  Mißverstehen  der  chinesischen  Quellen  als  auf  das  Vorhanden- 
sein alter  persischer  Traditionen  aus  jener  Zeit  schließen  können.2 

Mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  laßt  sich  auch  annehmen,  daß  Mu 
Wang  auf  seiner  Fahrt  Damaskus  berührt  hat.  Lieh  Tse"  berichtet  über 
die  große  Reise  des  Königs  folgendes: 

»Als  König  Mu  von  Chou  seine  große  Expedition  zu  den  westlichen 
Jung*  machte,  schenkten  ihm  diese  ein  Schwert  aus  rotem  Stahl  und  ein 
Tuch,  das  im  Feuer  gewaschen  wird. 

1  Von  Andreas  Müller  unrichtigerweise  dem  Abdalla  Beidavi  zugeschrieben 
und  unter  dem  Titel:  Abdallae  Beidavaei  Historia  Sinensis,  Jena  1689  aus  dem 
Pcrslscheu  übersetzt.  Vgl.  darüber  M.  Quatremere,  Histoire  des  Mongols  de  la 
Perse,  Paria  1836,  T.  I,  S.  C  fF.  Wir  lesen  iu  der  Historia  Sinensis  S.  43  über  Mu 
Wang  folgendes: 

»Porro  Gai-vango  Movang  rex  succedebat. 

Huic  Emirins  erat,  Zacu  nomine.  Qui  praeclara  exequebatur  opera.  Mandato, 
exempli  gratia,  regia,  in  carpentum  ae  dabat.  Quod  sex  equi  trahebant,  de  die 
centum  parasangas  cursu  conficieutes.  Sic,  ut  terrarum  conditionem  exploraret  et 
uhro  citroque  means  Regi  deferret  In  nostram  etiam  Persidem  terrasque 
Iran  venit.  Cuius  itidem  statum  et  temperiem,  quae  ibi  est  aeris,  regi  aperuit. 
Eius  tempore  vir  erat,  Cha-zen  nomine,  Chiminm  publico  tractabat.  Qui  Simiam 
quoque  bene  callebat.  HAc  ratione  singulis  quasi  niomentis  se  in  peregrin  is  scientiis 
exercebat,  novaaque  introducebat.    Idem  Ludum  (Schachicum  nisi  fallor)  iuvenil. 

Post  eum  Co-vang  Rex  erat.» 

;.  -  >  - 

Sollte  y\j  Zaku  nicht  etwa  nur  ein  Schreibfehler  furylj  Za-fu  oder 

Zö-fa  =  Tsao-fu  sein? 

Cha-zen,  welcher  die  Chemie,  d.  h.  Alchimie  lehrt  und  auch  die  Simie,  die 
Kunst  Visionen  hervorzurufen  versteht,  ist  jedenfalls  niemand  anders  als  der  von 

•  r  '  ? 

Lieh  Tse  erwähnte  Alchimist  oder  Magier.    Ich  möchte  annehmen,  daß    jj  \j>~ 

Huwajen  (nach  moderner  Aussprache  Ha-jen)  jj  \y>-  Ijwa-jen  zu  schreiben  und 
lediglich  eine  Wiedergabe  des  absolut  gleichlautenden  chinesischen  ^  ^  ist  ,  was 
aber  kein  Eigenname  ist,  sondern,  wie  wir  gesehen  haben,  nur  •Alchimist»  oder 
•Magier»  bedeutet. 

*  Vgl.  zu  der  Frage  Chavannes,  Memoire«  Historiques  de  Se  Ma  Tsien 
Bd.  II,  S.6fT.  Anm. 

*  Ala  »Westliche  Jung»  werden  alle  westlich  von  China  wohnenden  Völker- 
schaften bezeichnet. 

Ktt  d.  Sem.  f.  Orient  Sprache».  1904.  I.  Abt  1 1 


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1 02 


Forke:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


Das  Schwert  war  1  Fuß  8  Zoll  lang,  aus  Stahl  geschmiedet1  und 
hatte  eine  rote  Klinge.    Beim  Gebrauch  durchschnitt  es  Edelsteine  wie  Lehm. 

Wenn  man  das  •  Feuerwaschtuch«  waschen  wollte,  so  mußte  man  es 
in  das  Feuer  werfen.  Dann  nahm  das  Tuch  Feuerfarbe  an,  der  Schmutz 
dagegen  behielt  die  Tuchfarbe.  Nahm  man  es  dann  wieder  aus  dem  Feuer 
heraus  und  schüttelte  es,  so  war  es  blendend  weiß  wie  Schnee. 

Huang  Tse"  meinte,  es  gäbe  solche  Dinge  nicht  und  die,  welche  da- 
von erzählten  ,  seien  Schwindler.  Hsiao  Shu  sagte:  Huang  Tse  besitzt  festen 
Glauben  an  sich  selbst,  aber  er  ist  groß  im  Verleumden  der  Vernunft«1 

Ks  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  das  dem  Mu  Wang  ge- 
schenkte Schwert  aus  rotem  Stahl ,  das  so  hart  war,  daß  es  Stein  wie  Lehm 
zerschnitt,  eine  Damaszener  Klinge  und  das  Tuch,  welches  beim  Reinigen 
in  Feuer  nicht  verbrannte,  Asbest  war.'  Es  ist  eine  Eigentümlichkeit  der 
Damaszener  Klingen,  daß  sie  die  härtesten  Körper,  z.  B.  starke  eiserne 
Nägel,  durchhauen,  ohne  schartig  zu  werden.  Die  erwähnte  rote  oder  braune 
Farbe  des  Stahls  bezieht  sich  wahrscheinlich  auf  die  eigenartige,  bunte 
Zeichnung  dieser  Schwerter,  den  Damast.  Wie  der  Name  besagt,  wurden 
Damaszener  Schwerter  zuerst  in  Damaskus  verfertigt.  Die  Stadt  existierte 
schon  als  Residenz  eines  kleinen  Reiches  zur  Zeit  des  Königs  David,  der  sie 
unterjochte.  Unter  Salomo  machte  sie  sich  wieder  unabhängig.  Damaskus 
war  schon  in  ältester  Zeit  einer  der  wichtigsten  Handelsplätze  fflr  Waffen. 
Schon  Nebukadnezar  (604 — 562  v.  Chr.)  entführte  die  Waffenschmiede  von 
Damaskus  nach  der  Eroberung  der  Stadt. 

Wahrscheinlich  hat  Mu  Wang  sein  Damaszener  Schwert  in  Damaskus 
selbst  oder  wenigstens  in  der  Nähe  erhalten.  Es  ist  nicht  anzunehmen,  daß 
diese  kostbaren  Waffen  bis  weit  nach  Zentralasien  hin  verkauft  wurden, 
denn  die.  Fabrikation  war  jedenfalls  eine  beschränkte,  die  den  Bedarf  des 
eigenen  Landes  nicht  überstieg,  und  es  fanden  sich  vermutlich  reichlich 
Käufer  in  unmittelbarer  Nähe.  Es  mußte  auch  im  Interesse  der  Damaszener 
liegen,  nicht  fremde  Völker  mit  ihren  vorzüglichen  Waffen  zu  versorgen,  die 
sie  im  Kriegsfall  gegen  die  Verfertiger  hätten  kehren  können.  In  Europa, 
das  schon  im  Altertum  in  regem  Handelsverkehr  mit  Kleinasien  stand  und 
ihm  viel  näher  lag,  wurden  die  Damaszener  Klingen  erst  durch  die  Kreuz- 

1  Faber  liest  jedenfalls  ^(  ^jjj]  nach  dem  Texte  des  und  über- 

setzt «an  weißem  Gehänge*.  Ich  bezweifle,  daß  die  Worte  diese  Bedeutung  haben 
können.    Meiner  Ansicht  nach  muß  für  §^  stehen.    Pauthicr,  I*a  Chine, 

Paris  1837,  S.  96,  welcher  von  -grands  sabres  a  deux  tranchants  nommcs  boen  on 
protectturs-  spricht,  hat  die  Stelle  ganz  mißverstanden. 

'k  &  z  <fi  ä  m  m  n  %  kr  m  m  %  n  m  z  w  5  *n  w  m 
n  'X  &  z  t)  &  z  &>&  n  k  in  m  'K  &  %  m  m  &  iü  >x 

h  <;\  y  «  m  ri  f.'i  xn,&m  & 

*  Dies  ist  schon  von  Faber,  Licius  S.  132  richtig  hervorgehoben  worden. 


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Fobke:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


1 63 


zöge,  als  die  Europäer  selbst  in  großen  Scharen  nach  Syrien  kamen,  bekannt. 
Daß  man  auch  in  China  noch  lange  nach  Mu  Wang  sehr  wenig  von  Damas- 
zener Schwertern  und  Asbest  wußte  und  das  Vorkommen  dieser  Dinge  für 
Fabel  hielt,  geht  aus  dem  Schlußsatz  der  zitierten  Stelle  des  Lieh  Tsö  hervor. 

Asbest  wird  nach  dem  Hou  llan-shu  B.  IIS,  S.  10  v.  im  Kömischen 
Reiche  gefunden.  Darunter  ist  wahrscheinlich  Kleinasien  zu  verstehen.  Die 
Chinesen  haben  davon  die  eigentumliche  Vorstellung,  daß  es  aus  dem 
Fell  von  sogenannten  Keuermäusen  verfertigt  wird,  die  in  feuerspeienden 
Bergen  leben.1 

Nach  Lieh  Tse  III,  2  unternahm  Mu  Wang  seine  Reise  mit  den 
berühmten  acht  Pferden,  mit  denen  zwei  Wagen  bespannt  waren.  In  dem 
einen  Wagen  fuhr  der  König  selbst  mit  Tsao  Fu  als  Rosselenker  und  einem 
Begleiter.  Auf  dem  zweiten  Wagen  befanden  sich  ebenfalls  drei  Personen. 
Im  Mu  T'ien-tse  chuan  ist,  wie  wir  gesehen  haben,  von  sechs  Armeen 
die  Rede,  die  den  König  auf  seiner  Reise  begleiteten.  Die  Reise  wurde 
dadurch  zu  einer  Art  Kriegszug  geworden  sein.  Ich  halte  dies  für  eine 
Übertreibung.  Mit  sechs  Armeekorps,  die  aus  15000  bestanden  haben 
würden,  hatte  die  Reise  nicht  so  friedlich  verlaufen  können,  wie  sie  nach 
dem  Bericht  des  Mu  Vien-tsc  chuan  tatsachlich  verlaufen  ist.  Die  Bewohner 
der  Länder,  durch  welche  der  König  auf  seiner  Fahrt  kam,  würden  sich 
natürlich  einer  so  großen  Truppenmenge  feindlich  entgegengestellt  haben. 
Schon  um  zu  leben  hätten  die  Soldaten  des  Königs  rauben  und  plündern 
müssen.  Von  derartigen  Kämpfen  aber  erfahren  wir  nichts,  die  sechs 
Armeen  fungieren  vielmehr  in  der  Reisebesch  reihung  nur  als  Eskorte  des 
Königs.  Wir  können  daher  wohl  annehmen,  daß  es  sich  um  eine  sehr  be- 
schränkte Anzahl  Soldaten  gehandelt  hat,  welche  die  Leibwache  des  Königs 
bildeten  und  in  sechs  Korps  zerfielen.  In  ähnlicher  Weise  war  auch  (.'hang 
Ch'ien  auf  seiner  Reise  nach  Zentralasien  von  einer  Eskorte  von  über 
100  Mann  begleitet. 

Das  Shih-yi-chi  (4.  Jahrh.  n.Chr.),  welches  als  Quelle  sehr  mit 
Vorsicht  zu  benutzen  ist,  da  es  hauptsächlich  Wundergeschichten  er/.ählt, 
erwähnt,  daß  der  König  Mu  auf  seinen  Reisen  von  einer  Anzahl  von  Se- 
kretären begleitet  war,  welche  seine  Erlebnisse  aufzuzeichnen  hatten.  Die 
Stelle  lautet: 

•  Er  hatte  zehn  Sekretäre,  welche  die  von  ihm  bereisten  Länder  zu 
beschreiben  hatten.  Im  Gefolge  des  Königs  befanden  sich  zehn  mit  Jaspis 
verzierte  Wagen  zum  Transport  ihrer  Bücher.*1 

Diese  Notiz  klingt  nicht  so  unwahrscheinlich  und  es  dürfte  ihr  ein 
historischer  Kern  zugrunde  liegen.  Mu  Wang  wünschte  seine  Erlebnisse 
der  Nachwelt  zu  überliefern.  Das  erhellt  ganz  deutlich  aus  einer  kurzen 
Bemerkung  der  Bambusannalen : 


1  Vgl.  den  Kommentar  zu  der  betreffenden  Stelle  dos  Lieh  Tse. 


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164 


Forks:  Ma  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


«Im  24.  Jahre  seiner  Regierung  befahl  der  Konig  dem  Chronisten 
der  Linken,  Jung  Fu,  eine  Chronik  zu  schreiben. 

Also  sieben  Jahre  nach  dem  Antritt  seiner  Reise  zur  Königin  von 
Saba  erhielt  der  Chronist  die  Weisung,  ein  Geschichtswerk  auszuarbeiten. 
Vermutlich  wurde  dazu  das  ganze  Material,  welches  von  den  Sekretären 
des  Königs  auf  seinen  Reisen  gesammelt  war,  verarbeitet.  Leider  existiert 
dieses  Werk  nicht  mehr.  Ich  vermute ,  daß  ein  großer  Teil  desselben ,  und 
zwar  fast  wörtlich  in  das  Shan-hai-king  und  das  Mu  Tien-tsä  chuan  über- 
gegangen ist  Wissenschaftliche  Werke  pflegen  in  China  in  der  Weise  zu 
entstehen,  daß  der  Autor  seine  Vorganger  ausschreibt,  und  zwar  verbotinus 
und  ohne  Quellenangabe. 

Die  ausfuhrlichste  Beschreibung  des  Besuchs  des  Königs  Mu  bei  der 
Königin  von  Saba  finden  wir  im  Mu  T'ien-tse'  chuan.  Danach  ging  er 
in  folgender  Weise  vor  sich:* 

•  An  einem  glücklichen  Tage  mit  den  Zeichen  Chia-tse"  (287.  Tag) 
wurde  der  Sohn  des  Himmels  von  der  Königin -Mutter  von  Saba  empfangen. 
Mit  dein  schwarzen  und  dem  weißen  Zepter  in  den  Händen  trat  er  vor 
die  Königin -Mutter  und  überreichte  ihr  zum  Geschenk  100  Rollen  Bänder 
aus  Seidenbrokat  und  100  Pfund  Gold  und  Edelsteine.8  Die  Königin-Mutter 
von  Saba  nahm  die  Gaben,  nachdem  sie  sich  mehrmals  verneigt  hatte, 
entgegen. 

Am  Yi  -  ch'ou  Tage  (288.  Tag)  gab  der  Sohn  des  Himmels  fur  die 
Königin -Mutter  von  Saba  ein  Fest  am  Jaspisteich.  Die  Königin -Mutter 
widmete  dem  Himmelssohn  folgende  Verse: 


*  Ich  habe  din  nachfolgende  Stelle  nach  etilem  Zitat  übersetzt,  welches  der 
erwähnte  Pi  Yuan  in  seinem  Kommentar  zum  Shan-hai-king  B.II  gibt.  Sein  Text 

weicht  von  dem  des  Mu  Tien-tsö  chuan  im  -4p*  1|4  15         wonach  Eitel  übersetzt, 

so  bedeutend  ab,  daß  man  annehmen  muß,  daß  Pi  Yuan  ein  ganz  anderer  Text  als 
der  gewöhnliche  vorgelegen  hat.  Die  Abweichungen  lassen  sich,  wie  man  bei  der  Ver- 
gleichung  sehen  wird,  nicht  etwa  als  bloße  Verbesserungen,  die  Pi  Yuan  selbst  vor- 
genommen hätte,  betrachten.  Ich  halte  den  Text  des  Pi  Yuan,  wenigstens  seine 
Fassung  des  zweiten  Gedichts  der  Königin,  für  besser  und  dem  Urtext  naher  kom- 
mend als  den  gewöhnlichen.  Letzterer  ist  in  dem  zweiten  Gedicht  sehr  korrumpiert 
und  lückenhaft.  Einige  Vereo  sind  zu  lang,  andere  zu  kurz.  Es  ist  daher  sehr 
schwer,  einen  Sinn  hineinzubringen.  Eitels  Übersetzung  ist  infolgedessen  sehr  ge- 
künstelt. Sie  legt  manche«  in  den  Text  hinein,  was  meines  Dafürhaltens  nicht  darin 
enthalten  ist. 

*  Es  ist  sehr  unwahrscheinlich,  daß  der  König  der  Königin  von  Saba,  die 
davon  viel  mehr  besaß  als  er  selbst,  Gold  und  Edelsteine  pfundweise  geschenkt  haben 

sollte.   Das  Mu  Ticn-t.se  chuan  schreibt  dafür  Q  jfcfj  —       j^jj .    Die  Lücke  Q) 

ist  im  Tu  shu  chi  c'heng  in  dem  Artikel  über  Se  Wang  Mu,  j&  ßffij  ^  ^ jjj{jl 
y£  llä  222  durch  |±J  ausgefüllt.  Wir  würden  dann  -300  Rollen  weiße  Seiden- 
bänder- zu  übersetzen  haben.    Diese  Lesart  ist  vorzuziehen. 


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Forke:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


105 


•  Wenn  auch  weiß  bewölkt  der  Himmel, 
Ragen  durch  doch  Berg  und  Hügel. 

Ist  der  Weg  auch  viele  Meilen, 
Trennen  uns  auch  Berg'  und  Flösse, 
Hoff'  ich  doch,  du  wirst  nicht  sterben 
Und  noch  einmal  wiederkehren.« 

Ihr  antwortete  darauf  der  Himmelssohn: 

•  Heimwärts  eil'  ich  in  das  Ostland, 
Eintracht  dort  im  Reich  zu  stiften. 
Wenn  das  ganze  Volk  im  Frieden, 
Werd'  ich  wieder  zu  dir  kommen. 
Eh'  drei  Jahre  um  sind,  kehre 

Ich  zurück  in  deine  Wüste.« 


Die  Königin -Mutter  von  Saba  sprach  darauf  zum  Himmelssohn  noch 
folgende  elegische  Strophen: 

»Seitab  in  dies  Westland1  führte 
Dich  dein  Weg,  hier  machtest  Rast  du, 
Wo  in  Rudeln  Tiger,  Panther 
Schweifen,  Krähn  und  Elstern  nisten. 

Ich  bin  eine  Kaisertochter!' 
Was  ist  jenes  Volk  dagegen! 
Dennoch  werd*  ich  dich  verlieren. 
Willst  von  edler  Pflicht  nicht  lassen. 

Flöten,  blast,  und  spielet,  Pfeifen! 
Ubertönt  des  Herzens  Pochen! 
Ach !  des  Volkes  Söhne  können 
Gläubig  auf  den  Himmel  hoffen. 


1  Hier  weichen  alle  Texte  voneinander  ab.    Pi  Yuan  schreibt  ^fl.^j^  ßlj 

-J-,  das  Mu  Tien-tae  chuan  ^[^^Ji.  und  das  Tu-shu-chi-chcng  J^^fl.. 

1  Hier  hat  Pi  Yuan  unzweifelhaft  den  vollen  und  richtigen  Text :  yjfe 
rrfj*~fc»  wodurch  erst  das  ganze  Gedicht  Sinn  erhält.    Im  Mu  Tien-tsö  chuan  ist 

da*  ausgefallen  und  dadurch  eine  Silbe  im  Verse  zu  wenig.    Im  Tu  shu  chi 

c'heng  steht  "rfi*^^»  was  keinen  Sinn  gibt. 

%  ir  m  m  i  #  t  jfi ife  z  ±  es  i  #  %  %  ?n  b 

ö  *  £  3c,ui  m  ö  tu ,  m  m  m  js,uj  n\  m 


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166  Fobkk:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 

Hierauf  zog  der  Iliminelssolm  weiter  und  bestieg  den  »Berg  des 
Sonnenuntergangs«.  Einen  Bericht  fiber  seine  Heise  ließ  er  in  einen  Felseu 
dieses  Berges  einbauen.  Auch  ließ  er  ein  Tablett  aus  Huaiholz  anbringen, 
auf  welchem  geschrieben  stand:  »Berg  der  Königin -Mutter  von  Saba«. 

Das  Mu  T'  ien-tse"  chuan  ist  eine  legendenhaft  ausgeschmückte  Be- 
schreibung der  Reisen  des  Königs  Mu.  Die  Schilderung  des  Besuchs  bei 
der  Königin  von  Saba  macht  nicht  den  Eindruck  einer  reinen  Erfindung; 
er  könnte  in  ahnlicher  Weise  stattgefunden  haben.  Die  Königin  wird 
durchaus  nicht  als  ein  ubernatürliches  Wesen  oder  als  ein  Dämon  dar- 
gestellt wie  im  Shan-hni-king  und  späteren  taoistischen  Schriften.  Die 
Geschenke,  welche  Mu  Wang  der  Königin  macht,  zeichnen  sich  durch  ihre 
Einfachheit  aus.  Während  die  Häuptlinge  der  Stämme,  durch  deren  Gebiet 
der  König  gezogen  ist,  angeblich  Silber,  Gold  und  Perlen  haufenweise  von 
ihm  als  Gegengeschenk  für  gelieferte  Naturalien  erhalten  haben,  empfängt 
die  Königin  seidene  Bänder.  Mu  Wang  hatte  vielleicht  auch  sehr  richtig 
berechnet,  daß  Seide,  die  in  älterer  Zeit  in  Griechenland  und  Rom  so  teuer 
war,  daß  selbst  Fürsten  sich  scheuten  sie  zu  kaufen,  für  die  Königin  viel 
wertvoller  war  als  Gold  und  Edelsteine,  die  in  ihrem  Lande  so  reichlich 
vorhanden  waren. 

Der  Besuch  fand  jedenfalls  in  Mareb,  der  Hauptstadt  von  Saba,  dem 
Mar  iah  a  der  Alten,  statt.  Als  etwas  Besonderes  wird  erwähnt,  daß  der 
König  der  Königin  ein  Festmahl  am  ■  Jaspisteiche*  gab.  Dieser  Teich 
spielt  in  den  Mythen  von  der  Göttin  Se  Wang  Mu  eine  bedeutende  Rolle. 
Das  ^jj^  in  J^jjjfjj,  ■  Jaspisteich«  bedeutet  im  Chinesischen  nur  einen 
kleineren  See,  Weiher  oder  Teich,  namentlich  aber  auch  ein  künstlich  an- 
gelegtes Reservoir  oder  Bassin.  Der  Ausdruck  jfe  Jaspis  ließe  sich  auf 
die  grüne  Farbe  des  Wassers,  oder  aber  auf  jaspisartige,  bunte  Steinver- 
zierungen der  Ummauening  beziehen.  Mit  dem  » Jaspisteich  •  könnte 
sehr  wohl  der  berühmte  Wasserbehälter  von  Mareb,  der  -große  Teich  der 
Sabäer«  gemeint  sein,  wie  ihn  Niebuhr  nennt.  Dies  war  ein  zwischen  zwei 
Bergen  angelegtes  und  mit  Schleusen  versehenes  großes  Wasserbassin,  das 


Ich  möchte  vorschlagen,  den  zweiten  Vers  des  letzten  Gedichts  in  folgender 
VVei«  umstellen:   ^^^M^  ^  ^  ^  %U 

-J- ,  wodurch  die  im  Text  fehlende  Symmetrie  hergebteilt  und  der  Sinn  sehr 

gewinnen  würde. 


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Fobks:  Ma  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


zur  Bewässerung  des  Sabäerlandes  diente.  Die  Nationalwohlfahrt  des  ganzen 
Landes  hing  so  sehr  davon  ab,  daß  der  Durchbruch  des  Dammes  von 
Mareb,  der  nach  arabischer  Auflassung  den  Ruin  des  Landes  zur  Folge 
hatte,  später  der  Ausgangspunkt  einer  chronologischen  Epoche  wurde.1 
Die  vorzugliche  Bewässerung  des  Sabäerlandes  war  den  Chinesen,  wie  wir 
gesehen  haben,  wohl  bekannt. 

Der  Toast  in  Versen,  den  die  Königin  auf  ihren  Gast  bei  dem  Fest- 
mahl ausgebracht  haben  soll  und  den  dieser  prompt  erwiderte,  wird  wohl 
eine  spätere  Erfindung  sein.  Man  muß  zugeben,  daß  sie  der  Situation  gut 
angepaßt  sind.  Nach  den  Versen  zu  urteilen  mußte  die  Königin  von  Saba 
fur  den  Hiininelssohn  eine  starke  Neigung  empfunden  haben.  Sollte  sie 
eine  Art  Kleopatra  gewesen  sein,  deren  Herz  nicht  nur  für  König  Salomo, 
sondern  auch  für  König  Mu  so  heftig  schlug,  daß,  um  es  zu  ubertäuben, 
sie  Flöten  und  Pfeifen  blasen  lassen  mußte?  Ganz  so  offen,  wie  es  nach 
Pauthiers  Ubersetzung  scheinen  könnte,  hat  sie  dem  König  allerdings  nicht 
ihre  Neigung  kundgetan.  Dieser  läßt  sie  sagen:  -Cum  filio  non  mors; 
Uxorem  due;  deiude  poteris  revertere-  und  in  seiner  französischen  Über- 
setzung etwas  freier:  •  Prince,  epousez  une  princesse,  Et  vous  pourrez  alors 
retourner  sur  vos  pas.«' 

Im  Mu  T'ien-tsö  chuan  folgt  das  zweite  Gedicht  der  Königin  nicht 
wie  in  Pi  Yuans  Text  direkt  auf  das  erste,  sondern  Mu  Wangs  Reise  zum 
Berg  des  Sonnenuntergangs  liegt  zwischen  beiden.  Danach  wurde  der 
König,  bevor  er  seine  Heimreise  antrat,  noch  einmal  sich  von  der  Königin 
verabschiedet  haben,  wobei  dann  das  letzte  Gedicht  gesprochen  wäre,  vor- 
ausgesetzt, daß  es  überhaupt  je  gesprochen  und  nicht  später  erst  gedichtet 
worden  ist,  was  wahrscheinlicher  ist  ^£  ^  bedeutet  eigentlich  einen 
Berg,  der  die  Sonne  verdeckt.  Ks  ist  der  Berg  am  Ende  der  Welt  im 
äußersten  Westen,  worin  nach  chinesischer  Annahme  die  Sonne  untergeht. 
Die  Königin  von  Saba  wohnt  also  nach  dieser  Darstellung  nicht  selbst  auf 
dem  Berge,  dem  Mu  Wang  ihren  Namen  gab,  denn  er  mußte  von  der 
Königin  noch  weiter  reisen  und  ihn  besteigen. 

Die  Reisebeschreibung  berechnet  den  Aufenthalt  des  Königs  Mu  am 
Hofe  von  Saba  nur  auf  einige  Tage.  Das  erscheint  sehr  wenig  wahrschein- 
lich nach  einer  so  beschwerlichen  und  langen  Reise,  wie  er  hinter  sich 
hatte.  Viel  glaubwürdiger  klingt  die  erwähnte  Notiz  des  Shi-chi,  wonach 
es  dem  König  bei  Se  Wang  Mu  so  gut  gefiel,  daß  er  die  Rückkehr  ganz 
vergaß.  Danach  würde  er  längere  Zeit  in  Saba  verweilt  haben.  Erst  unter 
dieser  Voraussetzung  würde  es  erklärlich  sein,  daß  der  Königin  der  Ab- 
schied schwer  wurde.  Ich  möchte  auf  diesen  Aufenthalt  in  Saba  auch  eine 
Stelle  im  Lieh  Ts6  beziehen ,  wonach  der  König  Mu  auf  seinen  Reisen  nach 
Norden  das  Geisterland  erreichte,  wo  er  drei  Jahre  blieb  und  die  Ruck- 


1  Ritter,  Erdkunde  Bd.  XII,  S.75ff. 

»  Pauthier,  La  Chine  S.97.  Die  Stelle  lautet:  1?f       I  jÜ 

^  »Hoff'  ich  doch,  du  wirst  nicht  sterbeu  und  noch  einmal  wiederkehren-. 


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168 


Fohke*  Mu  Wang  mid  die  Königin  von  Saba. 


kehr  ganz  vergaß.  Nach  seiner  Heimkehr  nach  China  wurde  er  noch 
monatelang  von  Sehnsucht  nach  diesem  Lande  verzehrt.1  Mu  Wang  hatte 
sicli  also  drei  Jahre  im  gluckliehen  Arabien,  das  als  Vorbild  fur  das  Elysium 
der  chinesischen  Mythologie  gedient  hat,  aufgehalten. 

Ob  Mu  Wang  von  Saba  aus  noch  nach  Abessinien  gelangt  ist  oder 
ob  er  von  diesem  Lande  nur  in  Saba  gehört  bzw.  einige  seiner  Produkte 
dort  kennen  gelernt  hat,  steht  nicht  fest.  Man  sieht  nicht  recht  ein,  wes- 
halb der  König  auf  dem  Berge  des  Sonnenunterganges  ein  Tablett  mit  der 
Inschrift  »Berg  der  Königin- Mutter  von  Saba«  anbringen  ließ,  wenn  dieser 
Berg  im  eigentlichen  Sabaerlande  in  der  Nahe  der  Residenz  der  Königin 
lag,  denn  daß  die  dortigen  Berge  zu  ihrem  Reiche  gehörten,  war  sell>st- 
verständlich.  Sehr  viel  mehr  Sinn  wurde  das  Tablett  haben,  wenn  der 
besagte  Berg  im  abessynischen  Hochland  gelegen  hätte,  das  der  sabäischen 
Herrschaft  als  Kolonie  nur  indirekt  unterworfen  war. 

Nach  den  Bambusannalen  soll  die  Königin  von  Saba  den  Besuch  des 
Mu  Wang  noch  in  demselben  Jahre,  in  welchem  er  in  Saba  erschien,  er- 
widert haben  und  in  dem  Chou-kung- Palast  bewirtet  sein.  Das  ist  aus 
verschiedenen  Gründen  unmöglich.  Die  Reise  von  China  nach  Arabien  und 
von  dort  nach  China  könnte  nicht  innerhalb  eines  Jahres  stattgefunden 
haben.  Daß  überhaupt  eine  Frau  eine  derartig  mühevolle  Reise  unter- 
nehmen sollte,  ist  nicht  anzunehmen.  Ich  halte  die  Notiz  für  eine  ten- 
denziöse Erfindung  aus  der  Zeit,  wo  Se  Wang  Mu  bereits  zur  Göttin  ge- 
worden war.  Schon  im  neunten  Regierungsjahr  des  Kaisers  Shun  (2255 
bis  2205  v.  Chr.)  soll  nach  Angabe  der  Bambusannalen  und  anderer  Quellen 
Se  Wang  Mu  bei  Hofe  erschienen  sein  und,  wie  der  Kommentar  hinzufügt, 
Jaderinge  als  Geschenk  gebracht  haben.  Andere  Quellen  sprechen  auch 
von  einem  Edelsteingürtel  und  einer  Landkarte,  die  dem  Kaiser  Shun  von 
Se  Wang  Mu  zum  Geschenk  gemacht  wären.  Auch  der  mythische  Kaiser 
Huang  Ti  soll  in  ähnlicher  Weise  von  ihr  beschenkt  sein.'  Im  Han  Wu 
Ti  nei  chuan  (3.  Jahrhundert  n.  Chr.)*  wird  sogar  der  Besuch  der  Se  Wang 
Mu  bei  dem  Kaiser  Han  Wu  Ti  der  Han  -  Dynastie  beschrieben ,  dem  sie 
als  eine  wunderschöne  Frau  erschien.  Wie  durch  das  Erscheinen  des  Kilin, 
des  Feng-huang  und  anderer  glückverheißender  Omina,  denen  die  Chinesen 
so  großes  Gewicht  beilegen,  so  soll  auch  durch  den  Besuch  der  Göttin  die 
Regierung  des  betreffenden  Fürsten,  dem  sie  erschienen,  als  eine  besonders 
segensreiche  und  dieser  als  ein  Liebling  der  Götter  gekennzeichnet  werden. 
Als  historisch  sind  diese  glücklichen  Zeichen  und  himmlischen  Kund- 
gebungen nicht  zu  betrachten. 

Fassen  wir  nun  das  Ergebnis  unserer  Untersuchungen  kurz  zusammen, 
so  ergibt  sich  daraus  folgendes  Resultat. 

Der  König  Mu  der  Chou- Dynastie,  welcher  von  1001—946  v.  Chr. 
regierte,  war  ein  sehr  energischer  Herrscher,  voll  Unternehmungslust  und 

»  Lieh  Tse  V,  8. 

"  ES&ikifi  K*p-IX'  S-L 

'   Sl-Ä^ftfll  Vgl.  Wylie,  Note»  S.  153. 


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Forke:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Sab«. 


169 


Tatendrang.  Seine  Hauptleidenschaft  war  das  Reisen.  Er  hatte  den 
glüheuden  Wunsch ,  die  ganze  Welt  zu  durchforschen.  Zugleich  zeigte  er 
eine  starke  Hinneigung  zur  Magie  und  wünschte  die  Gefilde  der  Seligen 
zu  entdecken.  Im  Jahre  985  unternahm  er  eine  große  Entdeckungsreise 
in  den  äußersten  Westen  und  kam  in  das  Land  der  Se  Wang  Mu.  Gerade 
zu  jener  Zeit  herrschte  im  fernen  Westen  die  Königin  von  Se-ba  (Saba) 
in  Södarabien.  Ihr  glänzender  Hof  und  ihr  blühendes  Reich  scheinen  die 
elysischen  Gefilde  zu  sein,  welche  Mu  Wang  auf  seinen  Reisen  besucht 
haben  soll  und  die  von  der  chinesischen  Volksphantasie  später  weiter  aus- 
geschmückt sind.  Se  Wang  Mu  bedeutet:  Königin -Mutter  von  Se  =  Seba 
(Saba)  nach  üblicher  chinesischer  Verkürzung.  Die  Tatsache,  daß  diese 
Reise  wirklich  stattgefunden  hat,  ist  durch  alte  Quellen  aus  den  ersten 
Jahrhunderten  v.  Chr.  gut  bezeugt. 

Im  Shan  •  hai  -  king ,  Lü-shih-ch'un  -ch'  iu  und  Huai  Nan  Tse*  wird 
das  Land  der  Se  Wang  Mu  beschrieben  als  •  wohlbewässerte  Wüsteninsel«, 
als  ein  westlich  vom  Flugsand,  d.  h.  der  arabischen  Wüste,  nahe  am  Meere 
gelegenes  Goldland,  nördlich  von  welchem  Kaukasier  mit  weißer  Hautfarbe 
wohnten.  Nach  den  Annalen  der  Han-  Dynastie  liegt  dieses  Land  am  Rande 
der  Wüste,  im  Westen  von  Kleinasien,  nicht  weit  vom  Toten  Meer  und 
Syrien. 

Die  Königin  von  Saba  herrscht  nicht  nur  über  das  Stammland  der 
Sabäer,  Arabia  felix,  sondern  auch  über  das  K'un-lun- Gebirge  (Kollo), 
das  Hochland  von  Abessinien.  Dieses  wird  durch  drei  Terrassen  mit  ver- 
schiedener Kultur:  das  •Dickicht-,  den  »Obstgarten«  und  das  ■Hoch- 
plateau, gebildet.  In  den  Quertälern  und  Schluchten  strömen  die  Wasser 
von  den  drei  Terrassen  herab. 

Die  Fauna  des  Sabäerreichs  einschließlich  Abessiniens  besteht  in  Ele- 
fanten, Rhinozerossen,  Giraffen,  Zebras,  gefleckten  Hyänen  und  Vierhorn- 
antilopen.  An  Vögeln  giebt  es  Strauße,  die  König  Mu  ihrer  Federn  wegen 
jagen  ließ,  Zwergpapageien,  Wachteln  und  Flamingos.  Als  Insekt  wird 
erwähnt  die  Tsetsefliege;  zu  den  Ptlanzentieren  gehört  die  weiße  Stein- 
koralle. Das  Pflanzenreich  ist  vertreten  durch  eine  Art  Sandelholz,  Quitten, 
Holzäpfel,  den  Kat- Strauch,  Putschuk  und  eßbare  Wasserlinsen.  Im  Mineral- 
reich werden  namhaft  gemacht:  Gold,  Silber,  Eisen  und  Bleierze,  Berg- 
krystall,  Ohalzedon.  Karneol,  wovon  Mu  Wang  einen  Stein  trug,  Jaspis 
und  grüne  Edelsteine  (Smaragde). 

Mu  Wang  machte  die  Reise  zu  Wagen  über  Land  mit  großem  Gefolge. 
Dazu  gehörten  auch  einige  Sekretare,  welche  seine  Reiseerlebnisse  auf- 
zuzeichnen hatten.  Im  Jahre  978  v.  Chr.  ließ  der  König  von  einem  Historio- 
graphen  die  Geschichte  seiner  Erlebnisse  ausarbeiten.  Diese  hat  vermut- 
lich den  späteren  Werken,  welche  auf  uns  gekommen  sind,  als  Haupt- 
qnelle  gedient. 

Auf  der  Reise  passierte  der  König  Damaskus,  wo  er  ein  Damaszener 
Schwert  erhielt.  In  Saba  gefiel  es  ihm  so  sehr,  daß  er  dort  längere  Zeit 
verweilte,  ohne  an  die  Rückkehr  zu  denken.  Während  seines  Aufenthalts 
in  Saba  fand  ein  Festmahl,  an  dem  die  Königin  teilnahm,  am  Jaspisteiche 


170  Fo«n:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 

statt,  worunter  vielleicht  der  beruhinte,  künstliche  Bewässerungsteich  in 
der  Hauptstadt  March  zu  verstehen  ist. 

Der  Kinlluß  der  Reise  des  Königs  Mu  auf  das  chinesische  Kultur- 
leben scheint  kein  sehr  tiefgehender  gewesen  zu  sein.  Ein  Verkehr  wurde 
dadurch  zwischen  den  beiden  Völkern  nicht  angebahnt.  Die  Entfernung 
war  zu  groß  und  die  Fährnisse  und  Schwierigkeiten  der  langen  Reise  so 
mannigfach,  daß  nur  großer  Wagemut  und  Abenteuerlust,  wie  sie  sich  bei 
Mu  Wang  fanden,  sie  überwinden  konnten.  Nur  die  chinesische  Mythologie 
scheint  durch  die  Reise  reichlichen  Stoff  zu  Mythenbildungen  erhalten  zu 
haben.  Die  Göttin  Se  Wang  Mu  und  der  Götterberg  K'un-lun  mit  den  Un- 
sterblichen, Geistern  und  Genien,  seinen  Edelsteinen,  Korallen  und  anderen 
Kostbarkeiten,  seinen  herrliche  Früchten  und  der  aus  Bleierz  gewonnenen 
•  Roten  Tinktur1.,  deren  Genuß  ewiges  Leben  verleiht,  sind  nichts  anderes 
als  die  Königin  von  Saba  und  das  Hochland  von  Abessinien  in  poetischein 
Gewände,  Giraffe  und  Strauß  werden  zum  Ki-lin  und  Feng-huang,  das 
Manna  der  Wüste  zur  Speise  der  Götter  und  Genien.  Möglicherweise  sind 
auch  in  der  chinesischen  Alchimie  und  Magie,  von  der  wir  schon  im 
ältesten  Taoismus  Spuren  finden,  arabische  Einflüsse  tätig  gewesen. 

Pauthier  sagt,  daß  Mu  Wang  von  seiner  Reise  geschickte  Künstler 
mitbrachte,  durch  die  er  in  China  Palaste  und  Gärten  anlegen  ließ.9  Da- 
durch müßte  der  fremde  Baustil  in  China  Eingang  gefunden  haben.  Für 
diese  Behauptung  bieten  die  chinesischen  Quellen  keinerlei  Anhalt,  sie  be- 
ruht auf  einem  gänzlichen  Mißverstehen  einer  Stelle  im  Lieh  Tse"  V,  12. 
Darin  ist  von  Künstlern,  die  dem  Konig  ihre  Dienste  angeboten  hätten, 
gar  nicht  die  Rede,  sondern  es  wird  von  einem  Mechaniker  gesprochen, 
der  dem  König  einen  Automaten  vorführte,  welcher  gehen,  tanzen  und 
singen  konnte  und  dann  auseinandergenommen  wurde.  Diesen  Mechaniker 
traf  der  König  an  der  Grenze  von  China.8 

Zum  Schluß  noch  einige  Worte  über  die  Erklärung  des  Namens  Se 
Wang  Mu  durch  nnmhafte  neuere  Sinologen.  Schon  chinesische  Gelehrte 
haben  begreiflicherweise  daran  Anstoß  genommen,  daß  Mu  Wang  eine 
Göttin  besucht  haben  soll;  denn  als  Name  einer  Göttin  ist  der  Ausdruck 
Se  Wang  Mu  allgemein  bekannt.  Sie  haben  daher  das  Wort  anders  zu 
erklären  versucht,  nämlich  als  Name  eines  Reiches  oder  eines  Landes.  Diese 
Erklärung  ist  von  Legge4,  Mayers,  Eitel  und  Chavannes  akzeptiert.  Weun 
diese  Bedeutung  in  einem  Texte  nicht  genau  paßt,  so  suppleiren  sie  Worte 
wie  -Boten«,  »Bewohner-,  -Herrscher-,  -Häuptling«.  Mayers*  hält  es  sogar 
für  möglich,  daß  Se  Wang  Mu  mit  der  -König  Mu  (-ßj:)  des  Westens« 
zu  übersetzen  sei.  Hätte  diesen  Forschern  das  ganze  von  mir  gesammelte 
Quellenmaterial  vorgelegen ,  so  wären  sie  vielleicht  anderer  Meinung  gewesen. 

*  Pauthier,  La  Chine  S.  95,  99. 

»  Vgl.  Faber,  Licius  S.  124. 

4  Legge,  Shuking,  Prolegomena  S.  114,  150. 

1  Mayers,  Manual  Nr.  572. 


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Fobke:  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba.  171 

Se  Wang  Mu  wird  allerdings  vereinet  als  ein  geographischer  Begriff 
gehraucht.  Die  Hauptstelle  kommt  im  Erh-ya  Kap.  X  vor  und  lautet: 
»Ku-chu,  Pei-hu,  Se  WTang  Mu  und  Jih-hsia  nennt  man  die  vier  Einöden.*1 

Se  Wang  Mu  ist  hier  einfach  elliptisch  gebraucht  für  das  -Land  der 
Se  Wang  Mu«,  d.h.  der  Königin  von  Saba,  ebenso  wie  gleich  darauf  im 
Erh-ya  gesagt  ist:  »Die  neun  I-,  die  acht  Ti-,  die  sieben  Jung-  und  die 
sechs  Man  -  Barbaren  nennt  man  die  vier  Meere',-  was  nichts  anderes  be- 
deutet, als  daß  die  Lander  dieser  Völkerschaften  als  die  vier  Meere 
=  Wüsteneien  bezeichnet  werden. 

Unrichtig  ist  es  aber  aus  Se  Wang  Mu  einen  Barbarenhäuptling  r\i 
maoheu  und  noch  obendrein  zu  behaupten ,  daß  weder  in  der  Reisebeschrei- 
bung des  Königs  Mu  noch  in  irgendeinem  anderen  alten  Texte  irgendein 
Hinweis  enthalten  sei,  daß  Se  Wang  Mu  eine  Frau  ware.*  Sollte  wirklich 
der  Häuptling  irgendeines  wilden  Stammes  das  Urbild  einer  der  lieblichsten 
Göttinnen  des  chinesischen  Pantheons  gewesen  sein?  Eitel  würde  seine  Be- 
hauptung wohl  kaum  aufrecht  erhalten  haben,  wenn  ihm  der  Text  des  Mu 
T'ien-tsö  chuan  in  der  von  Pi  Yuan  überlieferten  Form  bekannt  gewesen 
wäre.  Danach  sagt  Se  Wang  Mu  von  sich  selbst:  «Ich  bin  eine  Kaiser- 
tochter.* Die  beiden  Gedichte  können  ihrem  Inhalt  nach  nur  von  einer 
Frau  gesprochen  sein. 

Die  Behandlung,  welche  Mu  Wang  den  Häuptlingen  anderer  Stamme 
zuteil  werden  läßt,  ist  durchaus  verschieden  von  der  Art,  in  welcher  er 
der  Se  Wang  Mu  gegenübertritt.  Jene  behandelt  er  mit  herablassender 
Huld,  diese  dagegen  wie  eine  ihm  gleichstehende  Fürstin  mit  der  größten 
Hochachtung.    Er  tritt  ihr  wie  ein  Vasall  entgegen. 

Bei  den  Häuptlingen,  mit  welche  Mu  Wang  in  Berührung  kommt, 
ehe  er  Saba  erreicht,  wird  regelmäßig  zuerst  der  Name  des  Stammes  ge- 
nannt, dann  der  Name  des  Häuptlings,  der  kurzweg  als  -Mensch- 
bezeichnet   wird.4    Ware  Se  Wang  Mu  auch  ein  solcher  Häuptling,  so 

•  Eiiel  in  Chiia  Review,  Bd.  XVII,  S.  233. 

#  M  T  ^  i*  Z  k  £  tk  m i  ^  tH     Chi*-,i8il  -T-r 

er  zu  den  Ch  ih-wu.   llir  Häuptling  Ch'i  machte  ihm  1000  Gallonen  Wein 
nun  Geschenk.- 

min-sse- I  age  gelaugte  er  in  das  Land  der  T'sao-nu,  deren  Häuptling  Hsi  fur  den 
HuiuneUsohn  ein  Bankett  am  Ynngfluß  gab.- 

^  _t  M°na*  des  Herbstes,  am  Ting -Yu -Tage  zog  der  Himmclssohn 

nordwärts  zu  den  O  O  ,  deren  Häuptling  Ch'ien  Shih  für  ihn  ein  Bankett  am 
Yü-Iing  gab.- 

^ffij^    -Der  Himmelssolm  bestieg  den  T'irhberg,  dann  ließ  er  die  üpfer- 


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172 


Forks  :  Mu  Wang  und  die  Königin  von  Saba. 


wurde  nach  dem  im  Chinesischen  streng  beobachteten  Gesetz  des  Paralle- 
lismus eine  ähnliche  Ausdrucksweise  notwendig  sein.  Bei  dem  Besuche  in 
Saba  ist  dagegen  nur  von  Se  Wang  Mu  die  Rede,  und  es  wird  kein  Haupt» 
ling  noch  besonders  namhaft  gemacht  Wahrend  jene  Häuptlinge  alle  dem 
MuWang  untertänigst  Geschenke  darbringen         welche  dieser  huldvollst 

durch  andere  erwidert  j^,  die  jene  demütig  knieend  entgegennehmen 

,  ist  bei  Se  Wang  Mu  die  Sache  umgekehrt.  Hier  ist  es  Mu  Wang, 
welcher  zuerst  ihr  Geschenke  darbringt,  die  sie  mehrmals  sich  verneigend 
annimmt,  aber  nicht  erwidert.  Von  jenen  Häuptlingen  wird  berichtet,  daß 
sie  dem  Mu  Wang  zu  Ehren  Festgelage  gaben,  in  Saba  gab  umgekehrt 
Mu  Wang  das  Bankett  für  die  Königin. 

Was  hätte  wohl  Se  Wang  Mu ,  wenn  es  ein  Barbarenhäuptling  wäre, 
mit  seidenen  Bändern  anfangen  sollen?  Warum  erhielt  er  nicht  Gold,  Perlen 
und  Edelsteine  wie  die  anderen?  Es  war  eine  Frau,  für  welche  seidene 
Bänder  von  Wert  waren.  Das  Shan-hai-king  hebt,  wie  wir  gesehen  haben, 
ihren  weiblichen  Kopfputz  noch  besonders  hervor. 

übrigens  liegt  nicht  mir  der  Beweis  ob,  daß  Se  Wang  Mu  eine  Frau 
war,  sondern  wer  das  Gegenteil  behauptet,  hat  die  Beweislast.  Prima  facie 
wird  jeder  Se  Wang  Mu  mit  -Königin-Mutter  des  Westens*  übersetzen,  und 
es  wäre  nachzuweisen,  daß  diese  Ubersetzung  unrichtig  und  zu  den  Quellen 
in  Widerspruch  steht. 

Chavannes'  Annahme,  daß  die  Reise  Mu  Wangs  zu  Se  Wang  Mu 
eine  aus  der  Provinz  Shensi  stammende  Legende  sei ',  die  erst  später  mit 
Mu  Wang  in  Verbindung  gebracht  wurde,  ist  eine  speziell  auf  dasShi-chi 
zugeschnittene,  meines  Dafürhaltens  unnötige  Hypothese.  Sie  soll  erklären, 
weshalb  die  Reise  in  den  Ch'in-  und  nicht  in  den  Chou-Annalen  erwähnt 
ist.  Alle  anderen  älteren  Quellen  werden  nicht  genügend  dabei  berück- 
sichtigt, und  sie  reicht  nicht  aus,  um  die  mannigfachen  Überlieferungen  über 
den  König  Mu,  seine  Reise,  den  Besuch  bei  Se  Wang  Mu  und  ihr  Land 
in  befriedigender  Weise  zu  erklären. 

gefaße  fortnehmen  und  dem  Häuptling  der  I-1Q,,  Wen  K'uei  geben,  der  sie  knieend 
und  unter  Verbeugungen  empfing.- 

hau,  Wu  Fu,  machte  1(M>  vorzügliche  Pferde  zum  Geschenk.-  Mu  T'ien-tse  chuan 
II,  3  ff.  Man  vergleiche  hiermit  den  Text  der  Begegnung  des  Mu  Wang  mit  Se 
Wang  Mu. 

1  Chavaunea,  Mcnioirea  Historiquea  Bd.  II,  S.  6,  Anin. 


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173 


Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen,  Ge- 
schichte der  Ostmongolen,  im  Vergleiche  mit  dem 

mongolischen  Urtexte. 

Von  E.  Haenisch. 


Nachstehende  Arbeit  ist  ein  Versuch,  die  chinesische  Redaktion  des  Sanang 
Setsen  ^  "^j*  »Jjji  ^ ,  fiber  welche  Fr.  Hirt h  in  den  Sitzungsberichten 
iler  Kgl.  Bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften  1000  S.  195  ff-  spricht, 
mit  dem  mongolischen  Original  zu  vergleichen.  Denn  als  Original  ist  der 
mongolische  Text,  wie  Fr.  Hirth  auch  betont,  sicherlich  zu  betrachten. 
Schon  im  Vorworte  des  chinesischen  Werkes  steht,  daß  der  Kaiser  K'ien- 
lung  eine  Übersetzung  des  mongolischen  Textes  habe  herstellen  lassen.  Aber 
auch  die  Vergleichung  der  beiden  Texte  gibt  Beweise  fur  die  Originalität 
des  mongolischen  Schriftstellers  der  chinesischen  Redaktion  gegenüber: 
diese  hat  an  manchen  Stellen  eine  ganz  offenbar  falsche  Auffassung  ihrer 
Vorlage  gehabt.  So  bringt  sie  manchmal  ganze  Satzteile,  die  sie  ubersetzen 
sollte,  als  Namen  in  Transkription.  Im  nachstehenden  sind  einige  Beispiele 
dieser  Erscheinung  zu  finden.  Der  Zweck  der  Arbeit  aber  ist  nicht  die 
Führung  des  Originalitätsbeweises:  ich  habe  die  Lösung  der  Frage  versucht, 
ob  der  mongolische  Text,  so  wie  ihn  uns  I.  J.  Schmidt  in  seiner  Peters- 
barger Dnickausgabe  von  1829  bietet,  dem  chinesischen  Übersetzer  vor- 
gelegen haben  kann.  Schmidt  verrat  uns  ja  leider  seine  Quelle  nicht;  aber 
□ach  den  mannigfachen,  manchmal  bedeutenden  Abweichungen,  die  ich 
zwischen  den  beiden  Texten  habe  feststellen  können,  bin  ich  zu  der  Über- 
zeugung gelangt,  daß  der  chinesische  Übersetzer  nicht  dieselbe  Redaktion 
des  mongolischen  Werkes  vor  sich  gehabt  haben  kann,  welche  Schmidt 
herausgegeben  hat. 

Die  Arbeit  bringt  nur  einen  kleinen  Teil  der  beiden  Texte  in  Ver- 
gleichung \  den  Abschnitt  vom  Anfange  der  mongolischen  Geschichte  bis  zur 
Thronbesteigung  Cinggis- Hagnns,  d.  i.  S.  56— 70  der  Sch midtschen  Text- 
ausgabe und  S.  1 — 1 1  des  3.  Buches  der  chinesischen  Übersetzung.  In  diesem 
Bereiche  habe  ich  in  fortschreitender  Reihenfolge  die  schwierigen  Stellen 
der  beiden  Texte  nebeneinander  gebracht  und  aneinander  zu  erklären,  be- 
sonders aber  alle  Abweichungen  festzustellen  gesucht. 

Eine  willkommene  Unterstützung  haben  mir  in  vielen  Fällen  das  mon- 
golische Altan  Tobci  und  das  tibetische  Hör  c'os  byung  gewährt,  ersteres 

1  Eine  vollständige  Vergleichung  hoffe  ich  später  folgen  zu  lassen. 


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174  Hakkisch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen. 

in  der  Ausgabe  Petersburg  1858  (die  Übersetzung  dazu  war  mir,  wegen 
Unkenntnis  der  russischen  Sprache,  leider  nicht  zuganglich);  das  zweite  in 
der  Textausgabe  mit  Ubersetzung  von  G.  Huth,  Straßburg  1892  — 189*3.  Der 
chinesische  Text,  der  sich  in  keiner  öffentlichen  Bibliothek  des  Deutschen 
Reiches  vorfindet,  stammt  aus  dem  Privatbesitz  des  Hrn.  Professor  G  r u  b  e 
und  ist  mir  von  diesem  freundlichst  zur  Verfügung  gestellt  worden. 

Die  verglichenen  Stellen  habe  ich  nach  der  betreffenden  Seitenzahl 
zitiert.  Die  Ziffer  hinter  dem  Komma  bedeutet  fur  Sanang  Setsen  und  Altan 
Tobci  die  Zeile,  a  und  b  die  erste  und  zweite  Seite  des  chinesischen  Blattes. 
Hör  c'os  byung  ist  nur  in  der  Ubersetzung  zitiert. 


Vom  Anfange  der  mongolischen  Geschichte  bis  zur  Thronbesteigung 

Cinggis-  Hagaus. 

Sanang  Setsen  56,  1: 

Der  einleitende  Satz  des  mongolischen  Textes:  Tegün-etse  Monggol-un 
gadsar-a  had-un  uruk  delgereksen  anu  kemebesü,  welchen  Schmidt  über- 
setzt: -Nun  ist  zu  erzählen,  wie  im  Lande  der  Mongol  sieh  der  Försten- 
stamm  ausgebreitet  hat«,  fehlt  im  Chinesischen. 

Der  Konig  Seger  Sandalitu  Hngan  Till  Edsen  wird  in  der  chinesi- 
schen Redaktion  1,  a  aufgeführt  als  ^  ^  t$  H"  ♦  iu  ^er  l^)e" 
tischen  Form  seines  Namens  welche  wie  der  mongolische 

Name  bedeutet:  -Der  auf  dem  Nacken  thronende  Edle«  vgl.  auch  die  Version 
im  Altan  Tobci  S.  3  •kvtsügün  Sandalitu  Hagan*  d.i.  »der  Konig,  der  einen 
Hals  als  Thron  hatte«.  Er  war  der  erste  König  von  Tibet.  Von  seiner 
Erhebung  auf  den  Thron  erzählt  Sanang  Setsen  22,  12,  kümün-ü  kütsügün-e 
urgudju  bürün  tsasutu  Barnim -in  agula  deger-e  garugat,  daß  man  ihn  dabei 
auf  den  Hals  eines  Mannes  erhoben  und  auf  den  Schneeberg  Sainbu  ge- 
tragen habe. 

Sandali  ist  das  Sanskritwort  für  »Thron«,  entsprechend  dem  mongo- 
lischen iirege,  dem  tibetischen  j^'  Arn,   gesprochen  t'i,  im  Chinesischen 

wiedergegeben  durch  jj^Jp. 

Chines.  1,  a  gibt  dem  Namen  des  Königs  Dalai  Subin  Arn  Altan 
Siregetü  Han  die  tibetische  Form  'fft  jjjj  ^J-  tS  =  'j^^*^' 
der  Edle  auf  dem  goldenen  Throne,  wovon  Altan  Siregetü  Han  eine  Über- 
setzung ist. 

Altan  Tobci  hat:  Altan  Sandalitu  Hagan. 

Der  Name  des  Ministers  Longnam  ist  ebenfalls  tibetisch  =  , 
chinesisch       £|Jj  ^  ,  im  Altan  Tobci  nicht  erwähnt. 
Es  heißt  von  dem  eben  erwähnten  Könige: 

Gser-k'ri-btsan-  po-han  wurde  von  seinem  Minister  Blo-ngan  durch 
eine  Empörung  vom  Throne  gestürzt. 


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Hakkisch  :  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen. 


175 


Sanang  Setsen  56,  3 
hat:  Dalai  Subin  Aru  Altan  Siregetü  Hon  kemekuigi  Longnam  neretü  tüMmel 
anu  ftarayadju  hagan  oron-a  saguksan  dur  .  .  . 

=  Den  König  Dalai  Subin  Aru  Altan  Siregetfi  tötete  ein  Minister 
namens  Longnam  und  setzte  sich  selbst  auf  den  Thron. 

Die  Stelle  des  Sanang  Setsen  56,  6:  tere  G<nran<jbo-in  ulus -  i  ülü 
itegtksen,  Schmidt:  »Da  er  dem  Volke  von  Gungbo  nicht  traute  .  .  .« 
fehlt  im  Chinesischen. 

Die  chinesische  Redaktion  1,6,  gibt  den  mongolischen  Namen  Olon-a 
ergükdeksm  ins  Chinesische  Obersetzt  durch  ^       hj/f      ^[  wieder. 

Sanang  Setsen  56,  10: 

.  .  .  etse  makii  da  e&i  teden  ügüleksen  dür  .  .  .  -Kr  erzählte  ihnen  seinen 
Ursprung  (eh)  von  .... 

Die  chinesische  Redaktion  1,  b  sagt  nur  .  .  .  j|£|5f  ij|  =  (als  man 
ihn  nach  seiner  Herkunft  j^jjr  fragte)  -führte  er  sie  hinauf  bis  zu-  .  .  . 

Auf  Seite  1.  b  finden  sich  im  chinesischen  Texte  zwei  Druckfehler 
hei  der  Wiedergabe  des  Namens  Tainatsak,  einmal  <las 

ander.  Mal  statt  (oder 

Chines.  1,  6: 

Diese  Stelle  hat  Sch  midt  im  mongolischen  Texte  ausgelassen  (=  tegünü 
kibegün  Horitsar).  In  der  Ubersetzung  hat  er  die  Stelle  indessen  richtig 
durch  -dessen  Sohn  Horitsar  Mergen«  wiedergegeben. 

Auch  Altan  Tobci  4  hat:  tegünü  kübegün  Horitsol  Mergen. 

Altan  Tobci  zeigt  unter  den  Namen  der  Könige  einige  erheblichere 
Abweichungen  von  Sanang  Setsen ,  die  eine  Vergleichung  des  Stammbaumes 
rechtfertigen.  Ich  stelle  Sanang  Setsen,  Altan  Tobci  und  Hör  c'os  byung  1 
nebeneinander.  Die  chinesischen  Formen,  welche  sich  genau  dem  Sanang 
Setsen  anschließen,  lasse  ich  hier  beiseite: 

Der  Stammbaum  von  Bflrte  Öinö  abwärts: 


Sanang  Setsen  Altan  Tobci 

Börte  Öinö  BQrte  Öino 

!-han,  Bides -han  Badai  Tsagan 


Teinü6in 
Horitsal  Mergen 
Ugdsam  Bugurul 
Sali  Galdsagu 
Yeke  Nidun 
Sam  Suci 


Agudjim  Bugurul 
Sali  Haldjigu 
Nige  NidQn 
Sauisufi 


Hör  c'os  byung 

Porta  C'ino 
Bät'woc'ägan,  Bat' 

han 
Tamacig 
Hörac  ir  Mergen 
Agwocim  Pogworol 
Sali  Galcigwo 
Yehe  Nidun 
Samsuji 


>  In  die 
Hatha. 


Transkription  aus  dem  Tibetisclien  nach  der  Schreibung 


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176 


Hakwisch  :  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setaen. 


Sanang  Setaen  Altan  Tobci  Hör  c'os  byung 

Hali  Hareu  Sali  Galdsagu  Hali  Harc'wo 

Bördjigetei  Mergen  Bordjigitai  Mergen  Borjigitai  Mergen 

Torgaldjin  Bayan  Torgaldjin  Bayan  Tworalcin  Päyan 

Doo-a  Sohor,   Dobo  Dowa  Sohor,  Dobo  Twobo  Sohor,  Twobon 
Mergen                          Mergen  Mergen. 

Schon  der  Name  des  ersten  Nachkommen  von  Biirte  Cino  differiert 
in  den  drei  Texten.  Der  Schmidtsche  Sanang  Setsen  zahlt  zwei  Söhne  auf: 
Bideshan  und  Bidetsahan.  Schmidt  liest  Bides  hau  =  König  der  «Bede«, 
was  gewiß  sinnentsprechend  ist.1  Nach  Analogie  dieses  Namens  liest  Schmidt 
in  dem  Namen  des  Bruders  auch  das  Wort  han  =  Bidetse  han.  Hiergegen 
haben  mm  Altan  Tobci  und  Hör  c'os  byung  einen  Namen  in  der  Zusammen- 
setzung mit  »tsagan«  =  weiß.  Auch  der  chinesische  Übersetzer  faßt  den 
Namen  in  dieser  Weise  auf,  er  schreibt  ijfrl^lgß^f  Pi-ta-cKa-kan. 
Ich  halte  demnach  die  Schmidtsche  Auffassung,  zu  welcher  er  jedenfalls 
durch  erwähnte  Analogie  und  das  Fehlen  der  beiden  diakritischen  Punkte 
in  seiner  Vorlage  bestimmt  wurde,  nicht  fur  richtig  und  lese  Bide  Tsagan. 

Im  nächsten  Gliede  finden  wir  im  Altan  Tobci  eine  Abweichung  von 
Sanang  Setsen  und  dem  tibetischen  Werke.  Tamatsnk  und  T'amacig  ent- 
sprechen einander.  Demgegenüber  hat  Altan  Tobci  den  Namen  Temucin, 
welcher  ja  später  als  Rufname  des  Oinggis  Hagan  wiederkehrt.  Entweder 
liegt  hier  ein  einfacher  Schreibfehler  vor,  oder  der  Verfasser  des  Altan 
Tobci  hat  den  Namen  Tamatsak  in  der  türkischen  Version  vor  sich  gehabt 
—  Aboul-Ghäzi  schreibt  Timadj»  —  und  dann  aus  Timadj  Temucin 
gemacht. 

Eine  weitere  Abweichung  zeigt  das  Altan  Tobci  in  dem  Namen 
Ugdsam  Bugurul  gegenüber  Agudjim  Bugurui  bei  Sanang  Setsen  und 
Agwocim  Pogworol  im  Hör- c'os  byung.  Hierin  sehe  ich  unbedingt  einen 
Fehler  des  Altan  Tobci.  Schwerer  ist  die  Differenz  zwischen  den  Formen 
Nige  Nidün  und  Yeke  Nidün  zu  erklären.  Ein  Versehen  auf  einer  Seite 
ist  hier  nicht  wahrscheinlich,  denn  jede  Form  gibt  einen  guten  Sinn. 
Nige  Nidun  heißt  »Einauge«,  Yeke  Nidun  —  •  Großauge«.  Mir  will  die 
zweite  Form  wahrscheinlicher  erscheinen  als  der  Name  »Einauge«.  Wir  er- 
fahren nämlich  fünf  Glieder  später  erst  von  einem  Fürsten  Doa  mit  dem 
Beinamen  »der  Blinde«,  von  welchem  uns  dann  besonders  erzählt  wird,  daß 
er  *  mangln  i  dumda  gakUia  nidütei*  gewesen  sei,  nur  ein  einziges  Auge  mitten 
auf  der  Stirn  gehabt  habe.  Auch  Aboul-Ghäzi  gibt  den  Namen  in  der 
gleichen  Lesart  wie  Altan  Tobci  und  Hör  c'os  byung  —  Yeke  Nidun.1 

Möglich  wäre  es  auch,  daß  die  Form  Nige  Nidiin,  wie  sie  der 
Schmidtsche  Sanang  Setsen  und  die  chinesische  Redaktion  bringen,  auf 
einem  Lesefehler  beruht,  da  die  Worte  yeke  und  nige  in  der  mongolischen 
Schrift  leicht  miteinander  zu  verwechseln  sind.    Doch  das  ist  nur  eine  An- 


1  Auch  Hör  c'os  byung  schreibt  BatVosasa  han;  Altan  Tobci  hat  ihn  nicht. 
a  Siehe  Aboul-Ghäzi,  Histoire  des  Mongols  et  des  Tatares.   Ausgabe  vou 
Destnaisons  Tome  II  S.  63.    Petersburg  1874. 


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Haenisch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen.  177 

nähme,  aus  welcher  man  nicht  etwa  ohne  weiteres  den  Schluß  ziehen  kann, 
daß  Schmidt  und  der  chinesische  Übersetzer  denselben  Druck  benutzt  haben. 

Mit  dem  Namen  Sali  Haldsagu  statt  Uali  Harcu  hat  Altan  Tobci  sich 
versehentlich  wiederholt. 

Die  chinesische  Umschreibung  des  Namens  Torgaldjin  mit  ^SPÜ^1] 
Tu-la-le-tein  ist  sehr  ungenau.  Es  ist  wohl  anzunehmen,  daß  nach  j^jij 
ein  Zeichen  mit  dem  Lautwerte  ko  oder  h'o  ausgelassen  ist,  was  auch  aus 
dem  Yüan-ch'ao-mi-shi  hervorzugehen  scheint. 

Hier  fehlt  einmal  der  Name  a^s  Subjekt  zu  dem 

zweiten  jtfc. 

Sanang  Setsen  56,  18: 

Doa  Sohor-un  kübegün  arm  Donoi,  Dokiin,  Emnek,  Erke  kemekü  her 
Oirad-un  Ögelet ,  Bagatut,  Hott,  Kergüt  dürben  obok-tan  bolbai. 

Schmidt  übersetzt:  «Die  Sohne  des  Doa  Sohor  waren  Donoi,  Doksin 
Emnek  und  Eike,  welche  die  vier  Stammvater  der  Oiradvolker  Ögeled, 
Iia^atud,  Hoit  und  Kergüd  wurden.« 

Chines.  2,  a  sagt:  Die  Sohne  des  Doa  Sohor  waren  .  .  . 

»sie  alle  (vier)  begründeten  die  Ögelet  usw.  genannten  vier  Oirat 
(Bundesstämme).  • 

Ich  würde  wie  das  Chinesische  das  Wort  ^dürben*  auf  'Oirat*  be- 
ziehen =  »von  den  Donoi,  Doksin,  Emnek  und  Erke  genannten  (kemekü 
brr)  Söhnen  des  Doa  Sohor  stammen  die  Oirat  ab  mit  den  vier  Stammen 
{dürben  obok-dan)  Ögelet  usw.  .  .  . 

Dem  Sinne  nach  kommt  die  Schmidtsche  Übersetzung  auf  dasselbe 
hinaus. 

Sanang  Setsen  56,  19: 

Ugüni  Doa  Sohor  kemeksen  iiltagan  inu  manglai  dttmda  gaktsa  nidiitei 
butjetf  lr ,  tjurban  wgüri -  m  gadsar  - a  üdsen  adjugu. 

Schmidt  übersetzt  dies:  »Dem  Doa  Sohor  kam  sein  Name  daher, 
weil  er  in  der  Mitte  der  Stirn  nur  ein  einziges  Auge  hatte,  dessenunge- 
achtet konnte  er  eine  Entfernung  von  drei  Zugstrecken  übersehen.« 

«  n  4z  #  %  5fa  is  #  m  £  pp  •£  *  m  -  m  m  m 

—  Daß  (^")  dieser  den  Namen  Doa  Sohor  erhielt,  beruhte  |JJ  auf 

dem  Grunde  daß  er  mitten  auf  der  Stirn  ein  Auge  hatte,  mit  dein 

er  drei  Zugstrecken  weit  sehen  konnte. 

d.  Stm.  £  Orient.  Spnchen.  1904.  I.  Abt  12 


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178  Habmsch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setten. 

Sohor  heißt  «Der  Blinde«.  Die  Sc  hm  idtsche  Ubersetzung  ist  dem- 
nach logisch  richtiger,  denn  natürlich  nur  seiner  Einäugigkeit,  nicht  der 
Fähigkeit,  mit  einem  Auge  über  eine  weite  Strecke  zu  sehen,  verdankte 
Doa  seinen  Beinamen. 

Die  chinesische  Version  lautet  2,b: 

Auf  den  ersteu  Blick  könnte  man  annehmen,  daß  H'o-Ieh-t'u-na-feh 
einer  falschen  Lesart  Haldunat  entspräche;  doch  unterliegt  es  wohl  keinem 
Zweifel,  daß  ^  einfach  ein  Druckfehler  für  ist.    In  diesem  Falle 

wäre  vor  ff^p-  ein  Punkt  zu  setzen:   »Zu  der  Zeit,  da  sie  .  .  •  • 

Sanang  Set  sen  58,  2: 
Tüireng  Garudi-etse  Tünggelik  guruhun  urugu  nigen  bülük  negüdel  aisui. 
=  Von  Tüireng  Ganuli  den  Tunggelikbacb  abwärts  ist  ein  Nomaden- 
trupp zu  sehen. 

Chines.  2,  b: 

&  m  m  pi  t  &  ®  m  m  £  «  m  *$•  bs  n  %  j\ 

=  Ein  Nomadentrupp,  der  von  Tüireng  Garudi  längs  des  Tünggelik 
Guruluin  westwärts  zieht 

Hier  ist  1 .  das  Wort  guruhun  =  Bach  nicht  übersetzt,  sondern  zum  Namen 
gezogen  und  transkribiert,  außerdem  hat  der  Übersetzer  hinzugefügt  ]fä  jj§ 
westwärts.    Sollte  er  etwa  urugu  mit  ürüne  verwechselt  haben? 

Chines.  2,  b: 

Bei  Erwähnung  des  Horitai  Mergen  von  den  Hoyar  Tümet  ist  es  auf- 
fallend, daß  dem  Namen  des  Volkes  noch  j^^r"  ^g^gt  ist:    ffi  i 

»«ÜB* 

Sanang  Selsen  58,  5: 

Die  Tochter  der  Baragucin  Alung  Goa  wird  bezeichnet  als  •anA- 
yo.sun-a  türiiksen* ,  was  Schmidt  wortgetreu  übersetzt  -auf  reine  Weise 
geboren«.  Dieselbe  Stelle  findet  sich  bei  Kowalewski  unter  arik  zitiert 
mit  der  Übersetzung        d'une  vierge*. 

Der  chinesische  Übersetzer  hat  2,  b  eine  ganz  andere  Auffassung.  Er 
scheint  die  Bedeutung  der  Worte  nicht  erkannt  zu  haben  und  hält  arik 
yomtn-a  für  eine  Ortsbestimmung: 

—  Die  in  A-li-k'o  -  hu-siün  geborene  Tochter. 

Bei  dieser  Transkription  fällt  wieder  die  Silbe         hu  auf.  Man 

sollte  etwa  ^»J  yo  erwarten.  Vielleicht  hat  der  chinesische  Übersetzer 
hosun-a  statt  yosun-a  gelesen  und  aus  diesem  Grunde  den  Sinn  der  Worte 
nicht  erkannt.  Jedenfalls  ist  die  Schm idtsche  Übersetzung  inhaltlich  richtig. 
Davon  zeugt  die  Parallclstclle  des  Altan  Tobci  5,  3 ,  welche  gleichfalls  von 


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Hakmsch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen.  179 

einer  wunderbaren  Geburt  der  Alung  Goa  erzählt,  »narvas  usun  rUttor-a 
türüksen»  =  -im  (aus)  Narvaswasser  gelioren-  wird  sie  genannt.  Sollte 
narras  vielleicht  die  mongolische  Transkription  eines  Sanskritwortes  sein? 

Sanang  Setsen  58,  7: 
der -f.  nigedun  honugat. 

Schmidt:  (ein  Wesen),  -welches  das  Kopfkissen  mit  ihr  teilend 
übernachtete-. 

nigetkü  heißt  »vereinigen- ,  dere  -das  Kopfkissen-,  dere  nigetün  —  das 
Kopfkissen  zu  einem  gemeinsamen  machend  =  gemeinsam  benutzend. 

Chines.  3,  a  hat  einfach  lU^^U  'Er  schlief  mit  ihr  zu- 
sammen.- Es  scheint  demnach,  als  habe  der  Übersetzer  hier  tere  (jener) 
für  dere  gelesen. 

Altan  Tobci  hat  die  Erzählung  gar  nicht,  Hör  c'os  byung  nur  in  freier 
Wiedergabe. 

Nicht  genau  entsprechen  sich  folgende  Stellen: 
Sanang  Setsen  58,8: 

abisun  nüküt  -  tegen  ügüledjü  yabun  alala,  gaktsagar  yalmksagar  .  .  . 
gurban  kübeg&n  türübeü 

Schmidt:  (Diesen  Traum)  erzählte  sie  zum  öfteren  (yabun)  ihrer 
weiblichen  Umgebung  und  sie  gebar  im  Witwenstamle  (gaktsagar  yabuksagar 
=  alleinlebend)  drei  Söhne  .  .  .« 

Chines.  3,  a: 

Dann  erzählte  sie  es,  ihre  Schwägerinnen  und  ihre  Frauen  wußten 
darum,  und  nachdem  es  längere  Zeit  so  gegangen  war,  gebar  sie  .  .  . 

Sanang  Setsen  58,  10: 
enw  kubegün  gaktsagar  adju  turüküi  yosun  buyu. 
=  Daß  eine  Frau  alleinlebend  Kinder  gebiert,  ist  eine  Art! 

C  h  i  nes.  3,  a: 

=  Es  gibt  keine  Art,  daß  eine  alleinlebende  Frau  Kinder  gebiert. 

Das  Zeichen  ^  ist  unverständlich,  möglicherweise  ist  es  ein  Druck- 
fehler fur  ,  das  in  diesem  Falle  als  Verstärkung  der  Negation  dienen 
würde. 

Sanang  Setsen  58,  11: 

tan-u  gerte  Bayagud-un  Mahali  kemekü  beye  yabun  bülüge. 

Schmidt:  -Der  ledige  Mahali  von  den  Bayagod  pflegte  in  euer 
Haus  zu  kommen. - 

Schmidt  übersetzt  also  beye  mit  -ledig-.  Eine  derartige  Bedeutung 
von  beye  findet  sich  bei  Kowalewski  nicht.  Ich  sehe  nicht  ein,  warum 
man  nicht  einfach  sagen  könnte:   -eine  Person,  namens  Mahali-. 

Vi* 


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180  Hakmsch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen. 

Chines.  3,  a: 

=  Der  Schwager  ihres  Mannes  Mahalai  hat  immer  in  ihrem  Hause 
verkehrt. 

Fur  ^  ist  zu  lesen.  Außerdem  aber  gibt  der  chinesische  Über- 
setzer für  den  Namen  Bayagut  die  Worte  ^  jjjf  ^*  -den  Schwager 
ihres  Mannes-.  Hierbei  ist  ihm  ein  zweifacher  Schnitzer  passiert.  Erstens 
hat  er  Badsagut  für  Bayagut  gelesen,  was  bei  der  Ähnlichkeit  der  mon- 
golischen Schriftzeichen  fur  ds  und  y  noch  allenfalls  verzeihlich  gewesen 
wäre.  Zweitens  aber  hat  er  dieses  badsagut  für  den  Plural  von  badsa, 
Schwager  gehalten,  während  die  richtige  Pluralform  badsa-nar  zu  lauten  hätte. 

Sanang  Setsen  58,  13: 
huguldju  ugurbai  =  sie  zerbrachen  es  und  warfen  es  fort  =  Chin  es. 3. a 

Schmidt:  (Alung  Goa  gab  jedem  ihrer  Söhne  ein  einzelnes  Stäbchen, 
mit  dem  Befehle,  es  zu  zerbrechen),  »welches  sogleich  geschähe*. 

Sanang  Setsen  58,  15: 
hoyar  yeke  kübegun  mmu. 

Chines,  einfach  ^^ZLK 

Sanang  Setsen  58,  16: 
te ff über  gurban  degü  tarnt  teyri-in  kübegün  meiü  bülugei. 
Schmidt:  »Hieraus  erseht  ihr,  daß  euere  drei  jüngere  Brüder  Söhnen 
des  Tegri  gleichzuachten  sind.« 

Chines.  3,6: 

Die  ersten  6  Zeichen  sind  versehentlich  nach  dem  vorhergehenden 
Satze  wiederholt.   Es  sollte  dafür  vielleicht  heißen  :E  j^J  Jt  #P 

Chines.  3,6:  statt  jfj        lies       ^  —  tendelse. 

Eine  dunkle  Stelle  ist  die  folgende: 
Sanang  Setsen  60,  1: 

hool  dumdaben  dagaridu  hodoli  següldü  oruk  dsvsük  kemekü  iargul  marin, 

Schmidt:  »ein  auf  der  Mitte  des  Rückens  durchgedrücktes,  Uruk 
Dsusnk  genanntes,  gelbliches  Pferd  mit  verfilzten!  Schweife.« 

Für  hool  ist  zweifellos  goot,  Mitte,  zu  lesen.  Unklar  sind  mir  die 
Worte  hodoli  scyüldii,  von  Schmidt  übersetzt:  »mit  verfilzten»  Schweife.« 
Das  Wort  segnl  heißt  der  Schwanz,  aber  »hodoli*  ist  bei  Kowalewski 
nicht  zu  finden.  Sollte  etwa  zu  lesen  sein  godoli  segültü,  mit  einem  Pfeil- 
schwänze ? 


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Hakkucb:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen.  181 
Chines.  3,  6: 

Für  jjj  würde  ich  ijjjj  setzen,  dann  entsprächen  die  drei  Zeichen 

^l^i^J,  mit  durchgedrucktem  Sattel,  mit  Sattcldruck,  dem  mongoli- 
schen goal  dumdaben  dagaridu  —  ganz,  in  der  Mitte  durchgescheuert.  Fur 
■  Wo/i  (oder  godoli)  segtddii*  haben  wir  hier  sehr  einfach  ^g/jjj  mit  kur- 
zem Schwänze.  ^  /J£  ist  »ein  Pferd  mit  dachsfarbenem  Felle« ,  im 
Mongolischen  ktrgvl  mortn  gelbes  Pferd. 

Oruk  heißt  eigentlich  grauer  Eber.    |^  bedeutet  nach  Couvreur 

8.422  den  Gürtelschmuck  der  Offiziere,  |§i|  heißt  Pferdeinähne.  Kin  Zu- 
sammenhang der  chinesischen  Bezeichnung  mit  dein  mongolischen  Namen 
Oruk  Dsüsük  ist  hiernach  nicht  zu  ersehen. 

Altan  Tohci  6,  4:  pool  dumda  ben  dagaridu  godong  iirgtdi. 

Hör  c'os  byung  13  sagt  nur  allgemein:  «Pötwoncar  erhielt  nichts 
als  ein  schlechtes  Pferd.« 

Sanang  Setsen  60,2: 
Onon  müren  ügede  dsoröibai. 

Schmidt:  «Er  nahm  seinen  Weg  aufwärts  längs  dem  Ononstrome.« 
Ch ines.  3,  b: 

=  Am  Ononstrome  entlang  ging  er  nach  Osten. 

Demnach  scheint  der  Chinese  das  Wort  ügedey  nach  Schmidt  =  auf- 
wärts, mit        nach  Osten  übersetzt,  wie  er  schon  oben  das  Wort  urugu 

—  hinab,  mit  g§  westwärts  wiedergegeben  hatte. 

Sanang  Setsen  60,  2: 

tend*  nigen  buruköin  hartsagai  hara  horo  neretu  nogosvn-i  baridju  iden 
akui-gi  üdsedjü.  tegun-i  uragadadju  barin  tedjiyedjü.  tegüber  nogosun  galagud-i 
rAan  bariguldju  iden. 

Schmidt:  »Da  erblickte  er  einen  grauen  Sperber,  welcher  eine  Ente 
von  der  hara  huru  genannten  Gattung  gefangen  hatte.  Diesen  Sperber  fing 
er,  richtete  ihn  ab,  und  ließ  durch  ihn  zu  seiner  Nahrung  viele  Enten  und 
Gänse  fangen.« 

Chines.  3,  b: 

=  Er  sah,  wie  an  jenem  Orte  ein  grauer  Falke  eine  wilde  Ente 
packte  und  verzehrte.  Er  fing  ihn  in  der  Schlinge  (richtete  ihn  ab)  ließ 
ihn  fliegen  und  verzehrte  dann  die  von  dem  Falken  erjagten  Enten. 

Altan  Tobci  6,  8: 

hartsagai  buruköin  barihui-gi  üdseget.  morin-u  segfd-yer  urgadadju  bari- 
gat.    Ugüni  uruguidju  orkidju  yabuba. 


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1S2 


Haemscii:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sa  na  rig  Selsen. 


=  Er  sah  ein  weißes  Falken  weihchen  auf  dem  Fange,  fing  es  mit  einer 
Schlinge  von  Roßhaar  und  ließ  es  dann  immer  los,  um  Beute  zu  erlegen. 

Sanang  Setsen  60,8: 

tmdetse  aha  degu  tabugula  keleldün. 

Schmidt:    ■  Hierauf  besprachen  sich  die  fünf  Bruder  miteinander.« 

Chines.  4,  a  hat  nur  ^  #  3$  J£ 

—  Die  Bruder  trafen  darauf  an  diesem  Ort  zusammen. 

Bugu  Saldjigu  erscheint  im  chinesischen  Texte  4,6  als 

$H  '0J  \  f\  15*1  l'o-k'^-to  Sa-feh-tsi-ku,  las  man  etwa  Bogda? 


Sanang  Setsen  b'O,  10: 

tere  üngiitti  Budan  lfahtn-u  kekelin  deki  kübegän-i  inu  TVa&rtai  kemeget. 

Schmidts  l'hersetzung:  »Dein  Sohne  seiner  erbeuteten  schwangeren 
Gemahlin  gab  Budan  Budautsar  den  Namen  Wacirtai«  beruht  auf  einem 
Mißverständnis;  iingtitu  bedeutet  nicht  -erbeutet«,  sondern  1.  mit  einem 
Zeichen  versehen  und  2.  schön.  Dieser  letzteren  Bedeutung  entspricht  dann 
auch  genau  das  ^jj^  der  chinesischen  Übersetzung,  4,  b: 

Bagaritai  Han   idmgatur-tu  =z  Bagaritai   der  Königssproß  —  dfllg 

Bei  der  zweiten  Erwähnung  von  Biker  Bagatur,  4,6,  steht  fälschlich 


Ich  lasse  jetzt  wieder  einen  Stammbaum  folgen  betr. 

Die  Nachkommen  des  Bodantsar. 


Sanang  Setsen 

Habiti  Bagatur 
Biker  Bagatur 
Maha  Todan 
Hau  Kitlnk 
Singhor-  Doksin 
Tumbngai  Setsen 
Habul  Hagan 
ßardam  Bagatur 


Altan  Tobci 
Habuci  Külük 
Bikir  Bagatur 
Maha  Dowadi 
Hadji  Killök 
Basanggur  Doksin 
Tonbanai  Setsen 
Habul  Hagan 
Baruk  Bagatur 


Hör  c'os  byuug 
Habic  i  Bägator 
Pihir  Pägat'wor 
Mahä  T'wotan 
Haci  Hulug 
Päras  Sonhor  Togzin 
T'ombigai  Sec'en 
Ha  hol  Hana 
Pärtam  Pägat'wor 


Die  Söhne  des  Bardam  Bagatur  heißen  nach 


Sanang  Setsen  (50,  15 

Jisögei  Bagatur 
Negiin  Taisi 
Mcng^etö  Setsen 
Daritai  Ctsuken 


Altan  Tobci  8,  3 
(Jisögei  Bagatur) 


(Daritai) 
(Ulsuhun) 


Hör  c'os  byung  13 

Yisuhei  Pägat'wor 
Nigun  T'asasi 
Menget'u  Sec  en 
T'aritai 
Oc'  igin 


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Hakkiscb:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen.  183 
Wir  ersehen  aus  dieser  Tabelle  folgendes: 

Die  Nachkommen  des  Bodantsar  bis  Bardam  Bagatur  einschließlich 
finden  sich  gleichermaßen  in  den  drei  Texten. 1  Nur  in  der  Schreibweise 
der  Namen  herrschen  einige  Abweichungen. 

1.  Altan  Tobci  schreibt  Habuci  KftlQk  gegen  S.  S.  Habici  Bagatur. 

2.  ■         •  »       Maha  Dowadi  gegen  S.  S.  Maha  Todan. 

3.  »         •  •       Baisanggur  Doksin  gegen  Singhor  Doksin. 
Hör  c'os  byung  schreibt  diesen  letzten  Namen  Päras  Sorihor  Togzin. 

Singhor  > Falke-,  dokiin  bedeutet  -wild-,  der  ganze  Name  also  .falken- 
wild«. Für  das  Wort  ^baisanggur.  ist  eine  Bedeutung  bei  Kowalewski 
nicht  ru  finden.  In  der  tibetischen  Wiedergabe  des  Namens  ist  Sonhor  = 
smtjhor,  Togzin  =  dokiin.  In  »Plras«  sehe  ich  das  mongolische  Wort  -ioMi, 
Tiger,  welches  sich  häufig  in  Eigennamen  findet,  z.  B.  Bars  Bagatur  usw. 
Der  ganze  Name  bedeutete  also  hier:  wild  wie  ein  Tiger  und  ein  Falke. 

Es  liegt  die  Vermutung  nahe,  daß  Altan  Tobci  und  Hör  c'os  byung 
eine  Redaktion  des  Sanang  Setsen  benutzt  haben,  in  welcher  der  letzt- 
erwähnte Fürst  Bars  Singhor  Doksin  genannt  ist,  und  daß  die  unver- 
ständliche Form  baisanggur  des  Altan  Tobci  in  einer  falschen  Lesung  des 
Wortes  bars  Ünghor  ihren  Ursprung  hat. 

4.  Tonbani  ist  wahrscheinlich  ein  Druckfehler  für  Tombagai. 

5.  Ebenso  Baruk  in  Alton  Tobci  8,  2  ein  Druckfehler  fur  Bardam. 
Eine  wichtigere  Differenz  unter  den   drei  Texten   findet   sich  in 

betreff  der  Söhne  des  Bardam  Bagatur.  Altan  Tobci  gibt  keine  Auf- 
zählung von  ihnen ,  erwähnt  aber  vorübergehend  drei  von  den  Namen. 
Sanang  Setsen  spricht  von  vier  Söhnen  des  Bardam  Bagatur:  tegunü 
küb'ijün  dürben  buyu  —  und  zählt  sie  auf:  Jisugei  Bagatur,  Negun  Taiäi, 
Menggetü  Setsen  und  Daritai  Utsüken.   Ebenso  hat  auch  die  Ch inesisch e 

Redaktion  5,  a  El      3  ^  El  f#  3  (muß  hcißen  El  \A  •  •  •  • 

$BA- 

Demgegenüber  sagt  Hör  c'os  byung:  Bardam  Bagatur  hatte  fünf 
Söhne  .  .  .  =  es  waren  fünf  Bruder.    Bis  Menggetii  Setsen  ein- 

schließlich stimmen  die  Namen  mit  der  Tabelle  des  Sanang  Setsen  uber- 
ein. Dann  aber  hat  Hör  c'os  byung  statt  des  einen  Daritai  Utsüken  zwei 
Namen  T'aritai  und  Oc'igin.  Dementsprechend  kennt  auch  Altan  Tobci 
zwei  Söhne  namens  Daritai  und  Utsuhun,  denn  es  erzählt:  'Jisugei  Bagatur 
Daritai  Utsuhun  hoyar  degü-bm  aböu*  =  Jisugei  mit  seinen  beiden  jüngeren 
Brüdern  Daritai  und  Utsuhun. 


Sanang  Setsen  hat  an  dieser  Stelle: 
Jisugei  Bagatur  Negun  Taiii  Daritai  Utsüken  hoyar  degüben  abcu  .... 
=  Jisugei  Bagatur  mit  seinen  beiden  jüngeren  Brüdern  Negun -Taisi 
und  Daritai -Utsüken  


1  Die  chinesische  Redaktion  achließt  sich  auch  hier  genau  an  Sanang  Setsen  an. 


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184  Ha*ni8ch:  Die  chuiesische  Redaktion  des  Sanang  Setaen. 

Also  Sanang  Set  sen  hat  Daritai  Ütsüken  zu  einem  Namen  zu- 
sammengefaßt, Altan  To  bei  und  Hör  c'os  byung  haben  die  beiden 
Worte  getrennt  und  zwei  Namen  daraus  gemacht. 

NB.  Es  braucht  wohl  nicht  erst  betont  zu  werden,  daß  T'aritai 
Oc  igin  die  tibetische  Form  des  Namens  Daritai  Ütsftken  bzw.  Daritai  Utsuhun 
ist.  Für  die  Umschreibung  Oc'igin  =  Ütsüken  vgl.  die  chinesische  Tran- 
skription, welche  bei  der  Verwandtschaft  der  beiden  Sprachen,  des  Tibe- 
tischen und  Chinesischen ,  lautlich  eine  ganz  ähnliche  Form  zeigt :  jjjJK  ^ 
=  O-tsi-kin.  Welche  Auffassung  die  richtige  ist,  kann  ich  nicht  ent- 
scheiden. Ich  wurde  mich  derjenigen  des  Sanang  Setsen  zuneigen, 
denn  auch  Aboul  Ghäzi1  zählt  vier  Söhne  auf:  -Bertän  hatte  vier  Sohne: 
der  älteste  hieß  Moungdal,  der  zweite  Boukäne  TaTschi,  der  dritte  Yessou- 
kei  Bchadour  und  der  vierte  Daritai. 

Sanang  Setsen  60,  17: 
tsasun-dur  ömdaga  müskidjü  atala  .  .  . 

=  während  er  auf  dem  Schnee  der  Spur  eines  weißen  Hasen  folgte. 
Chines.: 

=  er  ging  auf  dem  schneebedeckten  Felde  auf  der  Suche  nach  einem 
•großen  Pferde«. 

ist  hier  ein  Druckfehler  fur  Im  Monggol-un  üsüg- 

un  bieik  XIII ,  S.  57a  findet  sich  cindaga  tatsächlich  durch  ^ wieder- 
gegeben, während  die  Bedeutung  «weißer  Hase-,  die  dem  Worte  ebenfalls 
zukommt  und  hier  die  richtige  ist,  nicht  erwähnt  wird.    Zu  55  ,B&  VK1' 
P'ei-wen-yün-fu,  Bd.  LI,  S.  6a. 
Chines.  5,  a: 

statt     muß  stehen     ^  %- 

Ä      fiü  S  ÄS  =  a's  (*iese  *'cnie  $fi  n*ner  herankamen  und  sie 
erblickten  .  .  . 

Sanang  Setsen  62,  1: 
tedüi  degere  tede  iredjü  dsolgagat  otbattu 
=  Als  jene  darauf  herankommend  auf  sie  trafen  .  .  . 

Sanang  Setsen  62,  2: 

ügüleküi  dsagur-a  tede  magui  df abtun  küröü  ireksen  dür  .  .  .  Yeke  Öiladu 
burugudun  dutagabai  .  .  . 

Schmidt:  -Während  sie  dies  sprach,  waren  die  drei  Brüder  bereits 
beim  Zuge  angelangt,  und  Ycke  Ciladu,  der  ihre  feindliche  Absicht  merkte, 
nahm  sogleich  die  Flucht.-  Wörtlich:  während  sie  noch  sprach,  waren 
jene  in  ihrer  feindlichen  Absicht  herangekommen ,  und  Yeke  Ciladu  ergriff 
die  Flucht. 


1  Die  oben  zitierte  Ausgabe  8.  71.    Von  den  Abweichungen  des  Aboul - 

Ghdzi  will  ich  hier  absehen. 


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Hakxisch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen.  185 
Chines.  5,  b: 

=z  Die  Worte  waren  noch  nicht  ausgesprochen ,  da  hatten  sie  sie!» 
schon  herangedrängt,  um  Hand  an  Yeke  Bagatur  7.u  legen. 

Die  Stelle:  •  Yeke  tfiladu  burugudun  dutagabai  —  Yeke  Ciladu  ergriff  die 
Flucht,  ist  im  Chinesischen  wiedergegeben  durch:  Jf$[;j£« 

Weiter  heißt  es  bei  Sanang  Setsen  62,  3: 
gurban  ger  alus  üldeget  . .  . 

Schmidt:  »Die  Brüder  ließen  Hütte  und  Geräte  liegen.«  Er  ül>er- 
setzt:  gurban  =  die  Brüder  (die  drei  Brüder),  üldeget  =  sie  ließen  liegen, 
ger  —  Hütte,  alus  —  Geräte. 

Nach  Kowalewski  heißt  üldekü  =  jagen ;  alus  ist  eine  Postposition 
mit  der  Bedeutung:  durch,  über  hinaus.  Demnach  wäre  zu  übersetzen: 
•Sie  verfolgten  ihn  über  drei  Häuser  (Niederlassungen)  hinaus.« 

Das  Chinesische  5,  b  weicht  hier  wieder  ab: 

=■  Auf  der  Flucht  verfolgten  sie  ihn  eine  Strecke  und  gingen  dabei 
über  drei  Flußläufe.    (f%j^  =  verfolgen;  s.  Giles). 

Ebenso  hat  Altan  Tobci  8,  9: 
Öüadu  -gi  gurban  gocl  getülgebe 

=  Sie  ließen  den  Ciladu  drei  Flüsse  überschreiten,  sie  jagten  ihn  über 
drei  Flüsse. 

Hör  c'os  byung: 

Für  °K*  lies  5F'  S.  14:  -Nachdem  jener  den  Bräutigam  über  drei 
Täler  hinaus  verfolgt  hatte.« 

Nach  der  Übereinstimmung  des  chinesischen  und  tibetischen  Textes 
mit  dem  Altan  Tobci  möchte  man  auch  im  Sanang  Setsen  lesen:  gurban 
gool  alus  üldeget.  So  wird  wahrscheinlich  in  den  von  den  drei  Texten  be- 
nutzten Redaktionen  gestanden  haben. 

Sanang  Setsen  62,  4: 
Jisügei  Bagatur  beye  -  degen  abubai. 
=  Jisügei  Bagatur  nahm  sie  für  sich  selbst. 
Schmidt:  -Er  machte  sie  zu  seiner  Gattin.« 

=  Jisügei  Bagatur  machte  sie  zur  Pa-txi.  Pa-L*i  ist  die  Transkription 
eines  Fremdwortes,  was  im  Mongolischen  etwa  badji  oder  baidji  lauten 
könnte.  Ich  habe  ein  solches  Wort  mongolischen  Ursprungs  nicht  ermitteln 
können.    Sollte  2»       etwa  das  Wort  beye  wiedergeben:  beye  degen  abubai 

—  er  nahm  sie  zu  seiner       Jßj^  ?  Oder  hat  vielleicht  in  der  mongolischen 


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186  Harnisch  :  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen. 

Redaktton,  die  dem  chinesischen  Übersetzer  vorlag,  gestanden  güngdjü 
—  chin.  ^        was  fälschlich  für  baidji  gelesen  wurde? 

AltanTobci  8, 10:  Jesügei  Bagatur  boliyadju  abuba  =  Jesügei  Bagatur 
raubte  sie  mit  Gewalt  und  nahm  sie  an  sich. 
Hör  c'os  byung  14: 

rr  »Er  machte  das  Mädchen  zu  seinem  Weibe.« 

Sanang  Setsen  62,5: 
Daritai  Utsüken  üötrüru 

Schmidt:   -Da  sprach  Daritai  Utsüken  zu  ihr«. 
Chines.  5,  b: 

Da  der  chinesische  Ubersetzer,  wie  oben  gezeigt,  Daritai  Utsüken  zu 
einem  Namen  zusammengezogen  hat,  muß  der  Satz  heißen:  «Da  sprachen 
Daritai -Utsüken  und  die  anderen         beruhigend  zu  ihr 

Altan  Tobfci  8,  11  schreibt: 

Daritai  Ulsuhun  üge  flcVr-fln. 

=  Daritai  und  Utsuhun  sprachen. 


Die  jetzt  folgenden  Worte  des  Daritai  Utsüken  sind  Verse  in 
Sanang  Setsen  62,5: 

•  Gurban  gool  getülbe  Qurban  gorbi  dababa 

•  Haiöasu  mür  ügei  Harabasu  barag-a  ügei 

•  Hailabasu  ülü  sonosum, 

Schmidt:  «Über  drei  Flüsse  sind  wir  schon  gezogen,  wir  haben 
bereits  drei  Bergrücken1  hinter  uns;  sucht  man,  so  ist  keine  Spur  zu 
finden;  schaut  man  umher,  nichts  ist  zu  erblicken.  Dein  Weinen  wird 
nicht  gehört.« 

Die  Chinesische  Redaktion  5,  ö  hat  eine  genaue  Übersetzung: 

Man  sieht,  daß  der  Übersetzer  die  Verse  als  solche  erkannt  hat, 
denn  er  hat  die  Worte  rhythmisch  wiedergegeben. 

Altan  To  bei  9,  1  hat  die  Verse  mit  geringen  Unterschieden: 

•  Gurban  gool  getülgebe  Gwban  gorbi  dabagalaba 
» Haribasu  mür  ügei  Harabasu  barag-a  ügei 
•Hanilabasu  ülü  sonusum. 

getülkü  und  dabagahu  stehen  hier  im  Kausativ  um. 
=  Über  drei  Flüsse  haben  wir  dich  gebracht,  über  drei  Taler  dich 
getragen.    Wenn  du  zurückkehren  wolltest,  es  wäre  kein  Weg.  Schaust 


gorbi  ist  nach  Kowalewski  =  Talgrund. 


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Hakkisch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen.  187 

du  umher,  keine  Hilfe.  —  Wenn  du  auch  Freunde  hast,  du  wirst  nicht 
gehört» 

Chines.  6,  a: 

Statt  =  +  lies  =  f . 

Sanang  Setsen  62,  8: 
Tende  tedeger-ün  Temüdjin  kemekü-gi  taladju  ireküi -  lüge  uciraksan  t/er. 

Schmidt:  »Da  diese  Geburt  mit  dem  Einbringen  des  gefangenen 
Temfidjin  zusammentraf.'  Das  Wort  tedeger-ün  ist  mir  in  diesem  Zusammen- 
hange unverständlich.  Ich  würde  fur  tedeger-ün  lesen:  Tatar  -  un  =  Temüd- 
jin von  den  Tatar. 

So  schreibt  nämlich  Altan  To  bei  9,  3: 

Ugelen  Eke  Sa  Tatar  Temüöin-i  talalga  taladji  ireküi- dürt  nigen  nugun 
kübegün  türübei.    tegün  dür  Temüöiye  nere  ükbe. 

=  .Ügelen  Eke  gebar  zu  der  Zeit,  als  man  den  Temücin  von  den 
Sa  Tatar  gefangen  genommen  hatte,  einen  Sohn.  Ihm  gab  sie  den  Namen 
Temüciye,« 

Chines.  6,  a: 

—  -Als  man  ihm  durchs  Los  einen  Namen  gab,  verlieh  man  ihm 
infolge  des  zufälligen  Zusammentreffens  mit  Temüdjin  den  Milchnamen 

Hör  c'os  byungl4  erzählt  nur,  daß  unter  wunderbaren  Zeichen 
ein  Sohn  geboren  wurde,  welcher  den  Namen  T'emucen  erhielt. 

Sanang  Setsen  62,  10: 
Tümeiün  Goa  Abagai  ba  Daga&i  Hatun  etse  türükxen  Bekter  Belgetei  hoyar. 

Schmidt  nennt  diese  beiden  Sohne  =  die  von  zwei  anderen  Ge- 
mahlinnen namens  Goa  Abagai  und  Dagasi  geborenen  Bekter  und  Belgetei.  — 
Für  Goa  Abagai  ist  Tümelfin  Goa  Abagai  zu  lesen.  Offenbar  hat  Schmidt 
in  seiner  Übersetzung  den  Namen  Tümeiün  versehentlich  ausgelassen. 

Chines.  6,  a : 

W  iE  Ii  m  w  n  $r  w  b  m*k  «  m  ^zwn  4# 

=  Dazu  die  von  seiner  früheren  Gemahlin,  der  Königin  Tümeiün 
Goa  Abagai  (oder  »seinen  früheren  Gemahlinnen  Tümeiün  und  Goa  Abagai-) 
geborenen  beiden  Söhne  Bekter  und  Belgetei. 

Also  hier  haben  wir  das  Wort  Tümeiün ,  dafür  fehlt  aber  das  Wort 
Dagasi. 

Altan  To  bei  läßt  uns  hier  im  Stiche.  Dagegen  hat  Hör  c'os 
byung  14: 

=  und  die  Prinzessin  T'umelun  Gwö  (waren  es)  und  von  der  Neben- 


1  • 


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188 


Haenisch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen. 


Hiermit  gibt  uns  die  tibetische  Version  jedenfalls  den  Schlüssel:  Wir 
erfahren,  daß  Tihneliin  der  Name  der  Tochter  des  Yesügei,  und  daß  Bekter 
und  Belgetei  von  der  Nebengemahlin  Tunagzi  stammen.  Tanagzi  entspricht 
natürlich  der  Dagasi  (mongolisch  würde  es  lauten  Tanaksi)  des  Sanang 
Setsen.  Die  beiden  Namen  unterscheiden  sich  in  der  Schreibung  nur  durch 
einen  Punkt,  so  daß  der  Verfasser  des  tibetischen  Werkes  sich  leicht  ver- 
lesen haben  oder  Schmidt  in  seiner  Ausgabe  sich  verschrieben  haben  kann. 

Konstruieren  wir  hiernach  den  Text  des 
Sanang  Setsen  62,  10: 

tere  Temiidjin -lüge  nige  eJcetei  Ilasar  Hadjikin  Ütsuken  diirben  kübegün 
Tumelün  Goa  abagai  bax,  Dagaii  hatun -eise  türüksen  Bekter  Belgetei  hoyar- 
luga  irgugan  bolai. 

=  Mit  diesem  Temüdjin  von  derselben  Mutter  geboren  waren  Hasar, 
Hadjikin  und  Ütsuken  (zusammen)  vier  Sohne  und  die  Prinzessin  Tümelün 
Goa;  und  mit  den  von  der  Dagasi  Hatun  geborenen  beiden  Bekter  und 
Belgetei  waren  es  (im  ganzen)  sechs  Söhne. 

NB.  Für  abagai  lese  ich  abahai,  d.  i.  eine  Jungfrau  von  fürstlichem 
Range. 

Der  chinesische  Text  hatte  hiernach  den  Sinn  des  Satzes  ganz 
verkannt,  da  er  einerseits  »abagai*  zum  Namen  zieht  oder  gar  zum  selb- 
ständigen Namen  macht  |W  Ei  #j  iß  ♦  andererseits  den  Namen  Tanaksi 
bzw.  Dagasi  übersetzt  oder  unterschlägt. 

Sanang  Setsen  62,  14: 
rügen  tsagan  htnghor  Sibagun  =  ein  weißer  Falke. 

Chines.: 

-emu- 

ist  wohl  =  yQjfCfff  >  das  nach  dem  P'ei-  wen  -yün-fu 
XXIV,  4a  eine  Art  Falken  bedeutet. 

Altan  Tobti  9,  10  nennt  ebenfalls  einen  tsagan  Onghor.  Der  tibe- 
tische Text  15  hat  sogar  das  mongolische  Wort  selbst:  ein  weißer  Sonhor 
-  Vogel. 

Sanang  Setsen  62,  17: 
dsang  saitan  ükit-yen  dsayagatu  Bordjigid-a  hatun  bolgan  bülüge. 
=  Unsere  Töchter  mit  den  guten  Sitten  sind  vom  Schicksal  zu  Köni- 
ginnen für  die  Bordjigin  bestimmt. 

Chines.  6.  b: 


1  In  der  Schm i dtsehen  Trxtausgahe  steht  hier  keine  Interpunktion,  dagegen 
eine  solche  hinter  -kübegün'. 


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Hainisch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen. 


189 


=  Die  wohlanständigen  und  schönen  unter  den  jetzt  vorhandenen 
Mädchen  sind  auch  vom  Schicksal  bestimmt,  Gattinnen  von  euch  Bordjigin 
zu  werden. 

Sanang  Setsen  62,  19: 
asida  nigen  kerek  bolun  bui  bolosa  boltugaL 

Schmidt:  -Sie  wird  mir  fur  die  Zukunft  nützlich  sein:  laß  es  ge- 
schehen.« Der  Satz  ist  richtiger  so  zu  übersetzen:  »Eine  Sache,  die  immer 
geschehen  kann,  kann  auch  gleich  geschehen.« 

Chines.  6,  b: 

—  Wenn  man  etwas  schließlich  doch  tun  muß,  so  kann  man  es  auch 
gleich  tun. 

Sanang  Setsen  64,  1 : 
Tetnudjm-i  sayuhjayat  haridju  otbai  .  .  . 

Schmidt:  «Er  ließ  den  Temüdjin  zurück  und  begab  sich  auf  den 
Heimweg.« 

=z  Während  man  den  Temüdjin  zurückbehielt,  wollte  Yisügei  sich 
verabschieden  und  fortgehen.    NB.  Ich  lese  statt 

Sanang  Setsen: 
mekdenin  küröü  ireget. 

Schmidt:  «...  ganz  erschöpft.«  Sollte  richtiger  heißen:  Von  Un- 
ruhe getrieben,  eilte  er  dahin. 

Ebenso  hat  die  Chinesische  Redaktion  7,  o: 

ff  IHf  ifc/B:-  Iin  Text  steht  & 

Es  folgen  wieder  Alliterationsverse: 
Sanang  Setsen  64,  4: 

•  Amiatu  idegen  idelügei  bu 

*  Amin- dur- yen  übesüben  hoor  kibei. 
•Ab<5u  ireikün  Temüdjm-i  tum«. 

Schmidt:  «Ich  habe  wohlschmeckende  Speisen  genossen  und  damit 
meinem  eigenen  Leben  Verderben  bereitet;  holt  mir  meinen  Sohn  Temüdjin!« 

Altan  Tobci  10,8  gibt  diese  Worte  in  Prosa  wieder. 

Chines.  7,  a: 

=  «Ich  habe  sehr  Süßes  gegessen.  Ohne  es  zu  wollen,  habe  ich 
mich  zugrunde  gerichtet  Wo  ist  Temüdjin?  er  soll  kommen,  ruft  ihn 
zu  mir.« 


190  Hakmisch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen. 

Auf  der  letzten  Zeile  von  Seite  7,  a  heißt  es ,  daß  die  yuan  pet  starb, 
d.  i.  die  Dagasi  Hatun,  von  welcher  oben  die  Rede  war.  Es  steht  hier  ein 
anderes  Zeichen  yuan  j£  Q|l  M^»  7^ ,  während  sie  oben  geschrieben  wurde 

Jl?  K  ^      ♦  oeides  nciß'  ,cue  ursprüngliche,  erste  Gattin«. 

Sanang  Setsen  16,  7: 
tedjiyede  Bekter  Belgetei  .  .  .    Dies  .tedßyede.,  welches  Schmidt  über- 
setzt: »Vor  kurzem«,  ist  im  Chinesischen  7,6  nicht  wiedergegeben.  Es 

heißt  dort  nur:  #.$#W$S|£|ji£fl6&£  =  [Bekter  und 
Belgetei]  haben  uns  die  Fische,  welche  wir  geangelt  haben,  weggenommen 
und  gegessen. 

ffiZL\-    Statt  ^jjg  steht  im  Druck 

=  «Heute  haben  sie  uns  wieder  eiuen  Vogel,  den  Hasar  gerade  mit 
dem  Pfeile  erlegt  hatte,  weggenommen  und  gegessen.  Wir  wollen  die 
beiden  toten.»  Das  Wort  'boldjimar*  =  Lerche  ist  hier  durch  ^  ge- 
geben, was  ein  Gattungsname  für  kleine  Vögel  im  allgemeinen  ist. 


Sanang  Setsen  64,  10: 
Toniber  següder-etse  über-e  biähan,  segül-etse  über-e  tsütsugün  buyu. 

Schmidt:  «Der  Körper  ist  zwar  kleiner  als  sein  Schatten,  jedoch 
starker  als  sein  Schwanz  (sagt  das  Sprichwort).«  Der  Sinn  dieser  Worte 
ist  rätselhaft. 

7,  b.  Der  chinesische  Text  sagt  sehr  klar: 

=  so  wie  der  Schatten  der  Gestalt  folgt,  der  Schwanz  am  Körper 
haftet  und  sie  nicht  von  ihm  getrennt  werden  können.  —  Für  diese  Über- 
setzung muß  der  Chinese  allerdings  einen  anderen  mongolischen  Text  ge- 
habt haben. 

Wir  wollen  versuchen,  der  Lösung  des  Rätsels  durch  Heranziehung 
des  Altan  Tobci  näher  zu  kommen.    Dies  hat  11,  7  folgende  Version: 

Tan-dur  següder-etse  übere  nükür  ügei,  segül-etse  über-e  tsutsag-a  ügei. 

=  «Ihr  habt  außer  dem  Schatten  keinen  Gefährten,  außer  dem 
Schwänze  keine  Quaste.« 

Hiernach  möchte  ich  für  tsütsugün,  das  mir  unbekannt  ist,  tsulsug-a 
und,  dem  ügei  des  Altan  Tobci  entsprechend,  für  das  buyu  des  Sana n g 
Setsen  busu  lesen  —  es  fehlte  dort  sonst  die  Negation,  so  daß  die  Worte 
des  Sanang  Setsen  zu  übersetzen  wären:  «ihr  habt  nichts  Kleines  außer 
dem  Schatten,  keine  Quaste  außer  dem  Schwänze.«  Diese  Übersetzung 
gibt  auch  noch  keinen  klaren  Sinn,  doch  scheint  sie  mir  wenigstens  wort- 
getreu zu  sein.  Vgl.  übrigens  Kowalewski,  Diet.  p.  2363:  següder-etse 
übere  rükür  ügei,  segül-etse  übere  tsatsuk  ügei,  ihr  habt  keinen  andern  Freund 
als  euren  Schatten,  keinen  andern  Büschel  als  den  Schwanz. 


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Hakkisch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen. 


191 


Sanang  Setsen  64,  11: 
Amarak  yabuktun ,  ahda-m  nükür  busugu. 

Schmidt:  .Darum  lebt  als  Freunde  miteinander,  bedurft  ihr  nicht 
in  Zukunft  einer  des  andern  Hilfe?-    NB.  busugu  =  busu  =  ist  nicht? 
=  Lebt  als  Freunde,  seid  ihr  nicht  Gefährten  für  immerdar? 
Chines.  7,  6: 

rr  .Darum  lebt  ihr  Brüder  freundlich  miteinander;  wäre  das  nicht 
der  Weg  zu  dauernder  Freundschaft  und  Liebe?« 

Sanang  Setsen  64,  14: 
ugületele  ülü  bolun,  Bekter -i  horogagat, 

Schmidt:   -Ohne  auf  ihn  zu  hören,  töteten  sie  den  Bekter.«  Ge- 
nau ubersetzt:  Es  war  noch  nicht  zum  Ende  {tele)  seiner  Rede  gekommen  .  .  . 
Chines.  8,  a: 

übersetzt  also  ebenso  frei  wie  Schmidt:  Sie  willigten  nicht  ein  (=  hörten 
nicht  auf  ihn)  und  dann  töteten  sie  den  Bekter. 

Sanang  Setsen  64,  13: 
nigen  tsak-tur  tan -du  kütsün-yen  ükkü  kijTtittn, 
=  Er  ist  ein  Mann,  der  auch  einst  seine  Kraft  leihen  wird. 
Chines.  8,  o: 

=  Er  ist  der  Mann,  der  später  euch  seine  Kraft  leihen  wird. 

Altan  Tobci  11,  11: 

Tan-dur  temdegdeye  kütsün-yen  ükküm  dee, 

=  Er  wird  euch  sicherlich  seine  Kraft  leihen. 

Sanang  Setsen  64,  15: 

Atagatan  daisun-  yer  tedjigeksen  kübeyün  minu  al dar  tan  sait  bolura  kürbei. 
kugesün  tsükeresün-yer  trdjigtksen  kübegün  minu  kürtsem-tm  satt  bolura  kürbei 
kernen  bayasdu  yabun  atala.   ein  kidjü  nigen -yen  yakin  alabai. 

Schmidt:  -Wie  könnt  ihr  solches  tun  und  euch  untereinander  töten, 
während  ich  hoffte  und  mich  freute,  daß  meine  im  Haß  gegen  unsere  Feinde 
erzogenen  und  sorgfältig  mit  süßen  Mehlspeisen  genährten  Söhne  ausge- 
zeichnete und  berühmte  Männer  werden  würden!« 

Wörtlich:  -Während  ich  mich  freute  in  dem  Gedanken  (kernen),  daß 
meine  in  Streit  und  Kampf  groß  gewordenen  Söhne  es  einst  zu  berühmten 
und  braven  Männern  brächten,  daß  ineine  mit  Sahnenhaut 1  aufgezogenen 
Kinder  einst  gute  Menschen  abgeben  würden,  wie  konntet  ihr  da  so  etwas 
tun,  einen  von  euch  (nigen  yen  =  euer  einen)  zu  töten!« 

1  Kügrsün  Uügereaün  bedeutet  nach  Golstunski,  Mong. -russ.  Wörter!»., 
Bd.  III,  307  die  Haut  auf  der  Milch  oder  Sahne. 


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192  Hämisch  :  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen. 

Chines.  8,  a: 

at  it  %  w  e  z  *  a  ir  nK  na  m  mn  &  im  jtt  s  *  m 

m 

»Meine  Söhne,  in  meiner  Liebe  und  meinem  Schutze  aufgezogen,  die 
einst  berühmte  Männer  werden  sollten,  meine  in  sorgfältiger  Erziehung  groß- 
gewordenen Kinder,  die  einst  unsere  braven  (weisen)  Untertanen  werden 
sollten ,  so  hoffte  ich  bisher  voller  Freude.  Wie  könnt  ihr  euch  gegenseitig 
töten  und  schädigen!« 


Sanang  Setsen  64,  18: 
Egün-etse  hoinak&ida  ta  nigen  nigen  -  yen  barahuya  yagun.  harbisun-yen 
hadsuköi  cinoa  metü.    següder-degen  dobtulukdi  Hnghor  metü.    serbegeben  dele- 
dükci  leerem  metüs-i  tan-u  dergede  narin  kemebesu  mogai  naicigar  kemebesü 
melekei-etse  ühere  ken-dse  ahn  kernen  tsügegebei. 

Schmidt:  «Was  wird  daraus  werden,  wenn  ihr  fortfahrt,  einer  den 
anderen  zu  töten  und  euch  untereinander  zu  vernichten!  Ihr,  ähnlich  einem 
Wolfe,  der  sich  in  die  Rippen  beißt,  oder  einem  Raubvogel,  der  auf  seinen 
eigenen  Schatten  stößt,  oder  einem  großen  Fische,  der  sich  mit  dem 
Schwänze  peitscht!  nichts  anderes  ist  es,  als  daß  dasjenige  was  düun  ist, 
bei  euch  zur  Schlange,  und  was  dick  ist,  zur  Kröte  wird.« 

Die  Chinesische  Redaktion  gibt  liier  eine  ziemlich  freie  Über- 
setzung des  mongolischen  Textes  8,  a: 

Seid  ihr  es,  die  ihr  euch  gegenseitig  totschlagt  und  einander  Schaden 
zufügt?  Seid  ihr  etwa  umherstreifende  Berghunde?  Seid  ihr  etwa  Wölfe, 
die  sich  in  den  Hauch  beißen?  Seid  ihr  etwa  Falken,  die  auf  ihren  Schatten 
blickend,  sich  selbst  packen?  Seid  ihr  etwa  ein  Geschlecht  von  Ratten,  die 
mit  ihrem  Schwänze  um  sich  schlagend,  sich  selber  treffen?  Wie  unter- 
scheidet ihr  euch  von  giftigen  Schlangen?  Wer  wird  euch  nun  noch  Freund 
und  euch  gewogen  sein?« 

Sanang  Setsen  66,3: 
eke  anu  barin  nigudju  gargaksan  -  dur.    Onon-u  tune  oron  abai.  tegüni 
tnetledjü  oruksan  sübei-gi  inu  sakin,  abasu  gurban  honugat  .  .  . 

Schmidt:  «...  als  die  Mutter  ihn  noch  zurück  hielt  und  ihn  nach« 
her  heimlich  hinausschaffte.  Er  nahm  seinen  Zufluchtsort  in  einer  ge- 
räumigen Höhle  am  Onon,  wo  ihn  aber  die  Taidjigot  ausspürten  und  die 
Öffnung  bewachten.  Nach  drei  Tagen  ....  —  Wörtlich  hätte  die  Übersetzung 
folgendermaßen  zu  lauten:  «Nachdem  ihn  seine  Mutter  zurückgehalten  und 


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Hakniscb:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanaug  Setaen.  193 

dann  heimlich  hinausgeführt  hatte,  hielt  er  sich  an  einem  dunklen  Orte  ver- 
steckt. Als  (die  Taidjigot)  das  erfuhren,  bewachten  sie  die  Öffnung,  durch 
welche  er  eingedrungen  war.    Nach  drei  Nächten 

Die  chinesische  Version  scheint  auf  eine  andere  Lesart  zurückzugehen, 
denn  sie  lautet  8,  b: 

m  a  n  «t  #  %  m  ft  m  n  a  m  m  w  3»  *  *  & 

•  Von  seinen  Kitern  (sie!)  zurückgehalten,  ließ  er  den  Pfeil  (seil,  den 
er  soeben  auf  den  Wagen  gelegt  hatte)  nehen  seinem  Sitz  zu  Boden  fallen 
und  verteidigte  sich  darauf  gegen  jene  Schar,  die  sich  des  Zuganges  zu  be- 
mächtigen suchte.    Am  dritten  Tage 

Daß  hier  von  den  Eltern  des  Temüdjin  die  Rede  ist,  beruht  jeden- 
falls auf  einem  Mißverständnis,  da  sein  Vater  ja  bereits  tot  war. 

Altan  Tobti  12,  6: 

Onon-i  sem-yer  orvdju  niguba.  Taidjigot  mededjü.  oruksan  sube-gi 
hadagalan  sagt/bai.    teyün-dür  gurban  gunudju  (lies  hanvdju). 

»Er  begab  sicli  auf  einen  waldigen  Fußpfad  am  Onon  und  versteckte 
sich  dort.  Das  erfuhren  die  Taidjigot  und  versperrten  die  Öffnung,  durch 
welche  er  eingedrungen  war,  und  blichen  dort.  Als  er  drei  Nächte  dort 
verbracht  hatte 

Sanang  Setsen  66,  4: 

Olong  hodorga  tutaksagar  emegel  inu  iibduraksan-dur.  ohmg  cu  al- 
larabasv  aldarabai  dsa.  ene  hodorga  yakin  müldürebei.  tegüber  tegri  eöige 
trtu  ithan  amui  kernen  setkiget. 

Schmidt:  ...  »als  er  den  Sattelgurt  anzog,  rutschte  der  Sattel  ab 
und  der  Gurt  zerriß.  Da  dachte  Temüdjin:  Wie  konnte  dieser  Gurt  zer- 
reißen?   Gewiß  ist  dies  ein  Warnungszeichen  von  meinem  Tegrivater  .  .  .« 

Chines.  8,6: 

»Da  der  Sattel  des  Pferdes  herunterrutschte,  sagte  er:  Daß  der  Bauch- 
gurt aufgeht,  kommt  vor;  aber  wie  konnte  der  Schwanzriemen  abrutschen? 
Das  ist  ein  Zeichen,  daß  mein  Tegrivater  mich  zurückhalten  will.« 

Altan  Tobci  12,8: 

olan  olonglasagar.  kümüldürge  kümüldürigfekseger  emegel  subduradju  unaba. 
edsen  sanafta.  olom  cw  dsub  boltugai.  kümüldürge  emegel  yakin  mbdurahu  bui. 
Ugri  tninu  ithabai  gfdjü. 

Für  olan  ist  wohl  olong,  »Sattelgurt«  zu  lesen,  ebenso  olong  &u  für 
olom  &u,  wie  bei  Sanang  Setsen  steht. 

—  »Als  er  den  Sattelgurt  anzog  und  den  Brustriemen  umlegte, 
rutschte  der  Sattel  ab  und  fiel  herunter.  Der  Fürst  dachte:  mit  dem 
Sattelgurt  mag  es  richtig  sein,  wie  konnten  aber  Brustriemen  und  Sattel- 
gurt abrutschen.'    Mein  Gott  hat  mir  ein  Zeichen  gegeben.« 

Mit*,  a.  Sem.  f.  Orient  Sprachen.  1904.  I.  Abt  13 


194  Hacmisch:  Die  chinesische  Rodaktion  dee  Sanang  Setsen. 

Sanang  Setsen  66,9: 
edüge  alt  büri  bolum  kernen  garbasu  .  .  . 

Schmidt:  ...  verließ  er  die  Höhle  mit  den  Worten:   -Jetzt  mag 
kommen  was  da  wolle.« 

Chines.  8,6  hat  wieder  eine  abweichende  Version : 

i  st  m  *  m  it  z  iE  &  m  m.  z  m 

Wie  kann  diese  Sache  noch  länger  dauern,  jetzt  ist  es  Zeit,  daß  ich 
Ausschau  halte  .  .  . 

Altan  Tobci  13,  1  erzählt  noch  anders: 

idegen  umtagan  ügei  yisün  honuba.   ükübe  aba  tegri  eöige  minu  medetügeJ 
gedji  iren  geküle  .  .  . 

Ohne  Speise  und  ohne  Schlaf  verblieb  er  dort  neun  Nächte  und 
kam  dann  mit  den  Worten:  Sterbe  ich,  so  sei  mein  Tegrivater  dessen  Zeuge! 
hervor.  In  betreff  der  Konstruktion  dieses  Satzes  vgl.  Bobrow  nikow. 
§573,2. 


Sanang  Setsen  66,  10: 
ger  büri  ularidju  hadagalan  abai. 

Schmidt:  »während  die  Mannschaft  sich  in  seiner  Bewachung 
wechselweise  ablöste.«  Die  Worte  »ger  büri»  läßt  Seit  in  id  t  unübersetzt. 
Es  müßte  heißen:  sie  bewachten  ihn,  indem  sie  sich  bei  jeder  Jurte  ablösten. 

So  hat  auch  der  Chinesische  Text  9,a: 

fjffl  Üti  flf       =  l)ei  ie<*er  ^urte  sicn  al,losend  bewachten 
bewachten  sie  ihn  f^J^  =  wechselweise. 

Altan  Tobci  12,  2  sagt:  .  .  .  Temüöin-i  barigat  ger-tür-yen  abacidju 
gindji  bagu  baguladju  hadagalaba.  —  sie  schleppten  ihn  in  ihre  Jurte,  legten 
ihm  Ketten  und  Handschellen  an  und  bewachten  ihn  dort.  Nach  Sanang 
Setsen  scheint  es,  als  hätten  sie  den  Temüdjin  auf  ihrem  Zuge  mit  sich 
gefuhrt. 


Sanang  Setsen  66,11: 
.  .  .  kill- yen  tusiyan-i  huhu  müskin  tere  sakikei  kumün-i  gittdji  ber  tso- 
kidju  orkigat  dotagadju  otbai  .  .  . 

Schmidt:  »als  Temüdjin  die  Klammer  seines  Fußeisens  zerbrach, 
seinen  Wächter  mit  der  Kette  erschlug  und  sich  da  vonflüchtete.« 
Statt  huhu  lies  =  gului,  Haken. 

Chines.  9 ,  a :  Dementsprechend : 

mm±m«^mzM^ 

■  Da  löste  und  zerbrach  er  das  Ende  seines  Fußeisens  und  nachdem 
er  seinen  Wächter  niedergeschlagen  hatte,  entfloh  er  ...» 

Altan  Tobci  hat  hier  eine  ausführliche  Erzählung,  die  auf  eine 
genauere  Uberlieferung  zurückgeht. 


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Haemsch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen.  195 

Sanang  Setsen  66,  13: 
hargitu  usun- a  nigudju  kebdeküi  anu  .  .  . 

Schmidt:  -er  verbarg  sich  in  einem  stehenden  Gewässer.-  hargitu 
usun  —  Kowalewski  S.  850  *eau  stagnant^. 

Chines.  9,  a: 

—  Kr  verbarg  sich  hingestreckt  an  einem  Orte  Jla-rh  (chih)-ki-t'u 
Wu  -  sün. 

Der  chinesische  Ubersetzer  hat  die  Bedeutung  der  Worte  hargitu  usun 
nicht  erkannt,  sie  daher  einfach  als  Namen  behandelt  und  transkribiert. 
Altan  Tobci  13,6: 
Tetnüdin  usun-dur  orodju  kebdebe. 

=  Teinüdjin  legte  sich  in  das  Wasser  (eines  Teiches)  hinein. 
Cbines.  9,  a: 

Sanang  Setsen  66,14: 
kümün-ü  kübegiin  kebdeküi  cHnu  dsäb  bui  dsa.  bi  her  toga  erimüi  kemeget. 
Schmidt:  -Sodann  rief  er  ihm  zu:  -Menschenkind,  es  ist  gut,  daß 
du  hier  liegst,  ich  werde  Hilfe  suchen.« 
Chines.  9,  a: 

Für  ^  ist  jfö  chao  zu  lesen. 

Dieser  Mann,  der  hier  liegt,  das  ist  (gerade)  er,  ich  will  mir  auch 
den  Anschein  geben  als  ob  ich  ihn  suchte  und  damit  gut.  Darauf 

entfernte  er  sich. 

Altan  Tobci  13,  8:  togar-un  kübegün  kebdekü  dsäb  bui  dsa.   bi  tum 

=  Es  ist  gut,  daß  der  Knabe  von  früher  togarun  (d.h.  der  früher 
meinen  Söhnen  Gutes  getan  hat)  da  liegt,  ich  will  ihn  suchen.  (Denn  der 
Herausgeber  des  Textes  will  tüne  =  tegüni  lesen.) 

Für  das  tüne  eriviüi  des  Altan  Tobci  schreibt  Sanang  Setsen  66,  15 
tuga  rrimüi  und  Schmidt  ubersetzt:  »Ich  werde  Hilfe  suchen.-  Es  ist  klar, 
daß  tuga  hier  ein  Schreib-  oder  Druckfehler  für  tuha  ist.  tuha  erimüi  heißt: 
•  Ich  werde  mich  nach  einer  Gelegenheit  umsehen.- 

Sanang  Setsen  66,  15: 

Sunt  boltadju  saht  setkil-tü  kümün  bülügri  kernen  Sara -in  ger-tnr  irebei. 

Schmidt:  -Da  dachte  Temüdjin:  Der  Mann  scheint  wohlgesinnt  zu 
sein,  —  schlich  sich  in  der  Nacht  aus  seinem  Versteck  hervor  und  kam 
zur  Behausung  des  Sara  .  .  . 

Chines.  9,  a: 

13« 


190 


Hasmisch:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen. 


=  Temüdjin  dachte  in  Erwägung  dessen:  Das  ist  sicherlich  ein  gut- 
gesinnter Mann,  und  bei  Einbruch  der  Nacht  fluchtete  er  in  das  Haus 
des  Sara. 

Sanang  Setsen  66,  17: 
*§iragura  ireksen  boldjimar  -  tur  buta  horga  bolun  bägetele,  Mgatun  ireksen 
tenggerlig-ün  üre  Bordjigin,  egiini  tilaguna  asaradju  saüur  ese  üri  ebetbesü  man- 
dur  Sidjir-yer  ahu  yagun  kernen. « 

Schmidt:  »Wir  wollen  der  verfolgten  Lerche  ein  rettender  Gras- 
hügel sein,  wir  wollen  diesen  mit  bebendem  Herzen  zu  uns  geflüchteten 
Bordjigen,  diesen  Tegrisprößling,  treulich  schützen.  Ungeachtet  des  Ver- 
dachts, den  man  auf  uns  werfen  wird,  wollen  wir  uns  seiner  bestens  an- 
nehmen.- 

Für  üragura  lese  ich  nach  Analogie  des  Altan  To  bei  hrgim,  für 
ülgatun  ~  Hlgetun,  für  Hlaguna  =  stluguna  und  übersetze  demgemäß:  -Wenn 
wir  nicht  ein  schützendes  Gebüsch  sind  für  die  Lerche,  die  durchschlüpfend 
sich  zu  uns  geflüchtet  hat,  wenn  wir  jetzt  dem  zitternd  zu  uns  gekommenen 
Göttersproß,  diesem  Bordjigin,  nicht  in  aufrichtiger  Fürsorge  und  Güte 
unser  Mitleid  bezeugen,  was  hätte  es  für  einen  Nutzen  für  uns,  sollten 
wir  auch  Gold  dafür  erhalten!« 

Die  chinesische  Wiedergabe  zeigt  von  der  Schmidtschen  Über- 
setzung einige  Abweichungen  9,  a  und  b: 

■k  m,  5fs  &  m  z  m  *  &  %  $5  z  it  m  $  n  *  & 

—  Wenn  ein  Vogel  zu  uns  kommt,  dann  nähren  wir  ihn  in  einem  Käfig; 
und  wenn  wir  jetzt  gar,  wo  der  himmlische  Bordjigin  hilfesuchend  kommt, 
ihn  nicht  gut  aufnehmen  und  liebreich  pflegen  wollten,  was  würde  das  uns 
später  für  einen  Nutzen  bringen!« 

Altan  Tobci  13,  11: 

iirgun  ireksen  boldjimor-i  buta  hargodaguldju.  Sih/atun  vreksen  kübegün-i 
iilugun  ese  asarabaw  bidan-dur  iiöir  yagun  ahu  gedjü. 

•  Wenn  wir,  die  wir  der  entschlüpfend  zu  uns  gekommenen 
Lerche  nicht  einen  schützenden  Busch  gewähren  und  den  zitternd  zu 
uns  gekommenen  Knaben  treu  versorgen  wollten,  was  wäre  dann  Gold 
für  uns!« 

Sanang  Setsen  68,  5: 
Temüdjin  cH  man-u  ünesiin-i  keisken  aldabai  kern  f get. 

Schmidt:  (Da  sprach  Torgan  Sara)  zu  Temüdjin:  Jüngling,  bei- 
nahe wärest  du  die  Ursache  gewesen,  daß  unsere  Asche  zerstiebt  worden 
wäre.» 

Im  Chines.  10,  o  heißt  es  einfach: 

—  Deinetwegen  hätte  man  beinahe  unser  Haus  zerstört. 


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Hakmäch:  Die  chinesiache  Redaktion  des  Sanang  Setsen.  197 


AI  tau  Tobci  14,  7:  ai  Temüdin  vnesün  -  i  mini  gargan  aldabai  6%  gebe. 
Wie  bei  Sanang  Setsen:  »0,  Temüdjin,  beinahe  hättest  du  meine  Asche 
verstreut.  ■ 

SanangSetsen  68,6:  dsüb  dürugen-i  tailadju  abun  ubersetzt  Schmidt: 
•  er  machte  ihm  den  Sattel  zurecht.-  Wörtlich  ware  zu  ubersetzen:  -Er 
löste  einen  Steigbügel  und  nahm  ihn  ab..  Es  handelt  sich  hier  um  den 
noch  heute  unter  den  Mongolen  bestehenden  Brauch,  wenn  man  jemand 
ein  Pferd  schenkt,  diesem  einen  Steigbügel  zu  lösen,  s.  Gombojews  Fuß- 
note im  Altan -Tobci,  S.  128. 

Chines.  10,  a: 

=  An  einer  weißen  Stute  löste  er  die  Steigbügel  ab  und  ließ  ihn 
das  Pferd  besteigen. 

Altan  Tobci  14,  8: 

Tedui  eremek  tsagakün-yen  Temüdin -dü  bagudju  ükküi  -  aVgen  ürügesün 
niskülbür-yen  tailadju  ükbe. 

=  Sogleich  löste  er  an  seiner  weißen  Stute  den  einen  Steigbügel 
und  reichte  ihn  dem  Temudjin  zum  Zeichen,  daß  er  sie  ihm  verehre. 

Sanang  Setsen  68,  6: 
del  hurga  aladju  künesün  Ülcöü. 

Schmidt:   -Er  schlachtete  ein  fettes  Lamm  zur  Reisekost. - 
Chines.  10,  a: 

Er  schlachtete  zwei  Lämmer  und  gab  sie  ihm  zur  Reisekost. 
Altan  Tobci  14,  9: 

del  eki  tü  huriga  aladju  mihan-i  künesün  ükküget. 
=  Er  schlachtete  ein  halbjähriges  Lamm  und  gab  ihm  das  Fleisch 
zur  Rci.sekost. 

Sanang  Setsen  68,  10: 
Tendelte  Beige  tri -in  tarbagatilara  unuksan  Darki  Honghor  kemekü  morin-i 
unudju  ebesün-ü  alura  hai-ber  müskin. 

Schmidt:  »Alsdann  setzte  sich  Temudjin  auf  das  Darki  Honghor 
genannte  Pferd  seines  von  der  Murmeltierjagd  heimgekehrten  Bruders  Belgetei, 
fand  die  Spur  im  Grase  .  .  .« 

Chines.  10,  a: 

=  • Temudjin  bestieg  ein  gelbes  Pferd,  welches  Belgetei  zur  Otterjagd 
zu  reiten  pllegte  und  folgte  den  im  niedergetretenen  Grase  sichtbaren  Fuß- 
spuren.«   $|g  ist  nach  Williams  eine  Otter.  Die  Worte  darki  honghor,  welche 


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198  Harnisch  :  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen. 

durch  das  folgende  'kemekü*  doch  als  Name  gekennzeichnet  sind,  sind  im 
Chinesischen  übersetzt  durch 
Altan  To  bei  15,  1 : 

edsen  hoinetse  inu  Belgetei-m  tarbagacilaksan  Darki  Hmghor-i  unudju 
nekebe.    aluriksan  ebesün  yer-yabudju  .  . . 

■  Der  Fürst  machte  sich  auf  dem  Darki  Honghor,  welchen  Belgetei 
zur  Murmeltierjagd  ritt,  an  die  Verfolgung.  An  dem  niedergetretenen  Grase 
entlangreitend 

Entsprechend  dieser  Version  mochte  ich  in  dem  oben  gegebenen  Text 
des  Sanang  Setsen  für  alurahai  setzen  aluriksan'.  ebesün -ü  aluriksan  yer 
miiskin  —  an  den  niedergetretenen  Stellen  des  Grases  entlanggehend  .  .  . 

Der  Vater  des  Bogordji  heißt  nach  der  Schmidtschen  Ausgabe  des 
Sanang  Setzen  =  Nagu  Bay  an.  Die  Chinesische  Redaktion  hat  Agu 
Bayan  JJ|~|f  ^JJ  [)jese  Abweichung  beruht  jedenfalls  auf  einen  Lese- 

fehler, da  agu  und  nagu  in  der  mongolischen  Schrift  sehr  leicht  zu  ver- 
wechseln sind. 

Altan  Tobci  schreibt  gar  Lahu  Bayan. 

Sanang  Setsen  G8,  15: 

cinu  dsobadju  yabuhui-gi  sonusuJugai  bi.  ere-in  mür-tür  übere  busu. 
edüge  bi  öimaluga  odultsasugai  .  .  . 

Schmidt:  «ich  habe  von  deinen  Leiden  und  harten  Schicksalen  ge- 
bort; auf  den»  Pfade  der  Männer  bin  ich  kein  Fremder:  ich  gehe  mit  dir.« 

Chines.  10,  b: 

=  Ich  habe  früher  gehört,  wie  du  dich  auf  der  Flucht  geplagt  hast 
und  daß  du  von  großer  Tüchtigkeit  bist.  Ich  bin  nicht  von  gewohnlicher 
Art.    Jetzt  will  ich  mit  dir  zusammengehen. 

Der  Satz  »ere-in  mür-tür  übere  busu*  ist  hiernach  von  Schmidt  und 
dem  Verfasser  der  Chinesischen  Redaktion  sehr  verschieden  übersetzt  worden. 
Ich  würde  den  Satz  etwa  wiedergeben:  auf  dem  Pfade  der  Manner  ist  es 
nicht  anders.  —  Jedenfalls  kann  die  Chinesische  Redaktion  den  Satz  nicht 
in  dieser  Form  vor  sich  gehabt  haben.  Ich  vermute,  daß  der  chinesische 
Ubersetzer  buyu  statt  busu  gelesen  hat:  ere-in  mür  tür  übere  buyu  =  in  der 
Reihe  der  Männer  bin  ich  ein  anderer.  Dazu  paßte  die  Ubersetzung 
=  ich  stehe  dir  nicht  gleich. 

Chines.  10,  b: 

statt  gUfÜ  lies  gjffä  =  änghula. 
statt  ^föS^^J^'^Bßt  ,ies  usw- 

Sanang  Setsen  68,  18: 
Tendetse  süni  boltadju  abura  orohui  dur  .  .  . 
Schmidt  übersetzt:  -als  es  Nacht  geworden  war-. 


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Hakniscb:  Die  chinesische  Redaktion  des  Sanang  Setsen.  199 

Vermutlich  ist  abura  ein  Druckfehler  fur  aburan.  Dann  wäre  der 
Satz  zu  ubersetzen:  «Als  sie  bei  Einbruch  der  Nacht  im  Begriff  waren, 
einen  Überfall  zu  wagen,  um  [die  Pferde]  zu  retten  .  .  .« 

Weiter  heißt  es  im  mongolischen  Text:  .  .  .  hon  kübegün - ü  orosugai 
kemebesu  Bogordji  ügülerün.  Bordjigin-u  üre  iimaigi  (ntyan-tu  edür  dagalugaü 
buga-dur  öinu  boltaridju  burugudun  ahu  yagun  kemeget. 

Schmidt:  «...  Als  der  Fürstensohn  allein  hineinsprengen  wollte, 
sprach  Bogordji:  «Sprößling  der  Bordjigen!  an  einem  glücklichen  Tage  bin 
ich  dein  Gefährte  geworden:  sollte  ich  bei  deinem  Uberfall  mich  in  feiger 
Sicherheit  halten?« 

«*W5:ÄJä»#W»iff*S£#ig£WII£A* 
H*Bfiiir*Ätt*Ä:*K 

Bogordji  wollte,  die  Nacht  benutzend,  einen  heimlichen  Uberfall 
machen.  Er  wußte  nicht,  ob  der  Königssohn  beabsichtigte  einen  Uberfall 
zu  unternehmen  oder  nicht.  So  fragte  er  ihn:  »Ich  halte  dich,  der  du  ein 
Sproß  der  Bordjigin  bist,  für  einen  vom  Glück  begünstigten  Menschen  und 
will  mich  dir  heute  anschließen.  Warum  sollte  ich  zaudern  und  mich  nicht 
entschließen?« 

Altan  To  bei  15,  8  erzählt  folgendermaßen: 

edsen  Bogoröi  du  dsarlik  bolba.  Bogoröi  öi  mür  baidju  bat  (verbessert 
in  mori  baridju  bai).  bi  orosu  gebe.  Bogoröi  kelebe.  buyan-u  sain  edür -tu 
dalaga.    btdga  edür  -  tu  dinu  boltaridju  baibasu  ende  yagun  kerek  gebe. 

•  Der  Fürst  sprach  zu  Bogorvi:  Bogoröi,  du  bleibe  mit  den  Pferden 
hier.  Ich  will  einen  Überfall  machen.  Bogorci  antwortete:  In  glücklichen 
und  guten  Tagen  bin  ich  dir  gefolgt,  warum  soll  ich  dir  am  Tage  des  An- 
griffs untreu  werden?« 

Sanang  Setsen  70,3: 
er« -in  mür  nigen  bui.    egün-yen  bu  umar taktun. 

Schmidt:  «Der  Pfad  der  Männer  ist  nur  einer,  das  vergesset  nie!« 

Die  Chines.  Redaktion  übersetzt  anders,  sie  bezieht  das  egün  nicht 
auf  mür,  sondern  auf  die  Person  des  Temüdjin  11,  a :  QJ\  $\ 

jfyj  ^JL  fyj  *f£:  $1  ^  —  Die  Fälligkeit  der  Männer  ist  eine  und  dieselbe, 
achte  darauf  und  verlasse  diesen  (Fürsten)  nicht.  Wenn  dies  eine  Uber- 
setzung der  obenstehenden  Version  sein  sollte,  so  wäre  sie  falsch,  denn 
umartaktun  ist  der  Plural  des  Imperativs,  die  Aufforderung  könnte  also 
nicht  an  den  Bogorci  allein  gerichtet  sein.  Jedenfalls  hat  die  Vorlage  des 
chinesischen  Übersetzers  auch  hier  eine  andere  Version  gehabt. 

Altan  To  bei  schließt  sich  an  den  gegebenen  Text  des  Sanang 
Setsen  16,2  an: 

kübegün  mini  öi  ene  yabuhui-ben  bu  orkiktun. 

•  Ihr  meine  Söhne  (Temüdjin  und  Bogorci),  diesen  euren  Wandel 
gebt  nie  auf.« 


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200 


Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


Unter  dem  Titel  »Alte  Metalltrommeln  aus  Sud- Asien«  erschien  im  Jahre 
1902  eine  umfassende  zweibändige  Untersuchung  von  Franz  Heger,  die  ich 
leider  erst  seit  kurzem  durchzumustern  Gelegenheit  hatte. 

Ich  hatte  auf  das  Krscheinen  dieses  Werkes  gewartet,  um  mich  bei 
Gelegenheit  der  Mitteilung  etwaiger  Zusätze  gegen  einen,  wie  mir  scheint, 
nicht  gerechtfertigten  Vorwurf  von  seiten  eines  meiner  sinologischen  Fach- 
genossen zu  verteidigen.  Derselbe  richtet  sich  gegen  meinen  in  der  »Fest- 
schrift fur  Adolf  Bastian.  (Berlin  1896)  auf  S.  493 — 497,  Anm.,  abge- 
druckten Privatbrief  an  Hrn.  Heger  und  findet  sich  in  dem  Artikel  meines 
Kollegen  J.  J.  M.  de  Groot  in  seinem  Beitrag  zum  Jahrgang  III  dieser  Mit- 
teilungen, erste  Abteilung:  «Ostasiatische  Studien«,  unter  dem  Titel:  -Die 
antiken  Bronzepauken  im  Ostindischen  Archipel  und  auf  dem  Festlande  von 
Südostasien«  (Berlin  1900).' 

De  Groot  sagt  (S.  110)  mit  bezug  auf  meinen  Brief  in  der  » Bastian - 
Festsclirift« :  «Wir  bekommen  darin  viele  Theorien  und  Ansichten  zu  hören, 
doch  leider  keinen  einzigen  Text,  der  sie  stützt.«  Kr  hat  mit  dieser  Klage 
vollkommen  recht.  Inwieweit  jedoch  der  Artikel  »nur  ein  Kartenhaus*  ist, 
und  wieweit  es  gerechtfertigt  ist,  mir  das  Spielen  mit  «Seifenblasen,  vor- 
zuwerfen, mag  der  Wiederabdruck  des  fraglichen  Briefes  mit  den  chinesi- 
schen Belegstellen  erklären. 

Ich  habe  in  meinem  Leben  recht  viele  solcher  Briefe  geschrieben  und 
glaube  meinen  Freunden  den  Beweis  schuldig  zu  sein,  daß  ich  weit  davon 
entfernt  bin,  mir  wissenschaftliche  Tatsachen  aus  den  Fingern  zu  saugen, 
um  mich  damit  interessant  zu  machen.  Meinen  Korrespondenten  ist  oft 
mit  der  Mitteilung  von  Stellenmaterial  gar  nicht  gedient;  dazu  findet  sich 
auch  nicht  immer  die  nötige  Zeit,  wenn  man  mit  anderen  Fragen  beschäftigt 
ist.  Das  Verhältnis  zwischen  Autor  und  Leser  stützt  sich  in  solchen  Fällen 
auf  das  Vertrauen,  das  der  letztere  der  Kompetenz  und  der  wissenschaft- 


1  Zuerst  in  holländischer  Sprache  unter  dem  Titel  «De  antieke  Keteltroramen 
in  den  Oost-indischen  Archipel  en  op  het  vasteland  van  Zuidoost-Azie«  in  Verslagen 
en  Mededeclingen  der  Kon.  Akad.  van  Wetensch.,  Afd. Lettcrk.,  4,  Deel  IL 

Amsterd.  1898. 


Von  Friedrich  Hirth. 


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Hirth:  Chinesische  Ansichten  Ober  Bronte  trommeln. 


201 


lichen  Ehrlichkeit  des  Auskunft  Gebenden  entgegenbringt  Ich  bedauere, 
daß  Prot  de  Groot  die  mir  vorliegenden  Quellen  nicht  gekannt  hat;  er 
hatte  sich  sonst  den  Vorwurf  der  Überstürzung,  den  ich  ihm  nur  ungern 
mache,  ersparen  können. 

Mein  in  Tschungking,  fern  im  Westen  Chinas,  infolge  einer  person- 
lichen Anfrage  an  Hrn.  Heger  geschriebener  Brief  ist  vom  15.  September 
1894 1  datiert.  Man  wolle  sich  den  damaligen  Stand  der  Bronzetronunelfrage 
vergegenwärtigen.  Die  Hegerschen  Forschungen  lagen  selbstverständlich 
noch  nicht  vor;  das  vorhandene  Trommelmaterial  war  mir  nur  aus  A.  B. 
Meyers  «Altertümer  aus  dem  Ostindischen  Archipel-  bekannt,  denn  die 
zweite  große  Arbeit  von  Meyer  und  Foy  war  noch  nicht  erschienen.  Trotz- 
dem kann  ich  mit  gutem  Gewissen  sagen,  daß  mir  schon  damals  die  in- 
zwischen veröffentlichte  chinesische  Literatur  über  den  Gegenstand  langst 
bekannt  war,  auch  das  von  de  Groot  angeführte  Material.  Er  sagt  es 
ja  seihst  (S.  78):  -Man  braucht  die  chinesische  Literatur  nicht  von  Anfang 
bis  zu  Ende  zu  durchsuchen ,  um  bestimmte  Nachrichten  ans  Licht  zu  ziehen. 
Sie  umfaßt  Spezialschriften  fiber  Volker  und  Länder,  über  die  mannigfach- 
sten Gegenstände,  sogar  Enzyklopädien,  die  die  Quellen,  aus  denen  sie 
geschöpft  haben,  angeben.«  Alle  diese  Hilfsmittel  standen  auch  mir  zu 
Gebote.  Von  den  bei  de  Groot  angeführten  Stellen  war  mir  daher  nicht 
eine  einzige  neu.  Aber  meine  Fachgenossen  werden  sich  aus  den  nach- 
folgenden Mitteilungen,  die  nur  einen  kleinen  Teil  meines  chinesischen 
Materials  bilden,  überzeugen  können,  daß  ich  außerdem  doch  noch  sehr 
vieles  gelesen  hatte,  das  sich  in  den  bekannten  Nachschlagewerken  nicht 
öndet  und  deshalb  de  Groot  bei  seiner  fleißigen  Zusammenstellung  ent- 
gangen war.  Es  handelt  sich  dabei  weniger  um  die  für  die  Entstehuugs- 
Üieorie  wichtige  älteste  Literatur  als  um  die  Schriften  chinesischer  Gelehrter, 
die  sich  später  mit  dem  Gegenstande  beschäftigt  haben.  Icii  glaube  in 
meinem  Briefe  diesen  Punkt  vollkommen  genügend  betont  zu  haben,  indem 
ich  die  darin  behandelte  Theorie  ausdrücklich  als  die  Ansicht  chinesi- 
scher Archäologen  bezeichnet  habe.  Diese  für  die  Beurteilung  meines 
Briefes  maßgebende  Erklärung  ist  von  de  Groot  bei  seinen  Ausführungen 
leider  übersehen  worden. 

Mögen  die  Ansichten  der  Chinesen  über  die  Entstehung  der  Bronze- 
trommeln noch  so  töricht  sein,  so  gehören  sie  doch  zu  einer  vollständigen 
Erörterung  der  Frage,  selbst  wenn  sie  nur  den  Zweck  haben  sollten,  durch 
ihre  Bekämpfung  bestehende  Vorurteile  zu  beseitigen.  Hr.  Heger  hat  sich, 
vermutlich  durch  den  de  Grootsehen  Artikel  beeinflußt,  verleiten  lassen, 
den  Inhalt  des  seinen  Forschungen  zuliebe  geschriebenen  Briefes  vollkommen 
zu  ignorieren.  Um  so  mehr  Grund,  ihn  noch  einmal  mit  allen  seinen 
durch  den  damaligen  Stand  der  Forschung  begründeten  Fehlern,  aber 
durch  Belegstellen  unterstützt,  in  Erinnerung  zu  bringen.  Ich  muß  ge- 
stehen, daß  mir  das  Wiederauffinden  aller  dieser  Stellen  jetzt  nach  zehn 
Jahren  viel  Mühe  gemacht  hat,  die  ich  mir  gern  erspart  hätte,  wenn  mir 

1  In  der  Bastian  -Festschrift  durch  Druck-  oder  Schreibfehler  «1895-. 


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202 


Hirth:  Chinesische  Ansichten  Aber  Bronzetromineln. 


meine  Freunde  in  Leiden  und  in  Wien  mit  dem  Vertrauen  entgegen- 
gekommen wären,  das  ich  beanspruchen  zu  können  glaube. 

In  meinem  Artikel  über  »Die  Insel  Hainan  nach  Chau  Ju-kua«  sagte 
ich  bezüglich  der  eingeborenen  Stämme  auf  S.  492  der  » Bastian- Festschrift« : 

•  Hervorragende  Eingeborene  gießen  Bronzepauken  und  hängen  sie, 
sobald  sie  fertig  sind,  in  ihren  Häusern  auf.  Sie  schlagen  diese  Pauken 
an,  um  ihre  Stammesgenossen  zur  Stelle  zu  rufen.« 

Dazu  machte  ich,  mehr  zum  Vergnügen  des  Jubilars,  dem  die  Fest- 
schrift galt,  als  zur  Begutachtung  meiner  Fachgenossen,  die  folgende,  hier 
durch  Mitteilung  der  Belegstellen  erweiterte  Anmerkung.1 

«Die  Bronzepauke,  die  heute  zu  den  interessantesten  Altertümern  Süd-  und 
Westchinas  sowie  der  hinterindischen  Halbinsel  gehört,  ist  vermutlich  ursprünglich 
ein  Erzeugnis  chinesischen  Gewerbfleißes,  dessen  Herstellung  erst  später  von  den 
Völkern  der  Halbinsel  erlernt  wurde.« 

Dieser  Ansicht  neige  ich  mich  auch  jetzt  noch  zu.  trotzdem  ich  zu- 
geben muß,  daß  die  Frage  noch  nicht  spruchreif  ist.  Für  spruchreif  sollen 
wir  sie  wenigstens  deshalb  vorläufig  nicht  erklären,  weil  wir  noch  lange 
nicht  alles  gebort,  was  die  Chinesen  darüber  zu  sagen  haben.  Ich  meine 
damit  nicht  nur  die  von  den  Bronzetrommeln  handelnden  Stellen,  sondern 
vor  allen  Dingen  die  erklärende  Literatur. 

•  Ich  hoffe,  darauf  an  anderer  Stelle  zurückzukommen  und  will  hier  nur  kurz 
die  Ansicht  mitteilen,  die  ich  mir  auf  Grund  chinesischer  Aufzeichnungen  gebildet 
habe,  muß  aber  hinzufügen,  daß  ich  von  den  vorhandenen  Fundstücken  nur  wenige 
gesehen  habe  und  daß  deshalb  meine  jetzige  Ansicht  immer  nur  eine  einseitig  auf 
Literatur  begründete  sein  kann.  Ich  .schrieb  darüber  am  15.  September  1891  von  Tschung- 
king  aus  an  Hrn.  Kustos  Franz  lieber  in  Wien,  der  mir  die  Abbildungen  von  drei 
Brouzepauken  der  Wiener  Sammlung  hatte  zukommen  lassen,  wie  folgt: 

«Dies  ist  nun  zwar  kaum  genügend,  um  eine  Ansicht  über  die  Bedeutung  der 
Ornamente  auszusprechen,  da  den  aus  dem  wenigen  Gesehenen  zu  ziehenden  Schlüssen 
möglicherweise  von  dem  widersprochen  wird,  was  mir  nicht  zugänglich  ist,  und  dies 
ist  vermutlich  der  bei  weitem  größte  Teil  alles  bisher  Gefundenen.  Auf  der  anderen 
Seite  habe  ich  so  ziemlich  alles  gelesen,  waa  die  Chinesen  über  den  Gegenstand  ge- 
schrieben haben.«  > 

Ich  will  diese  unsokratische  Bemerkung,  über  die  de  Groot  angesichts 
des,  wie  er  glaubt,  von  mir  konstruierten  »Kartenhauses«  sein  Befremden 
ausdrückt,  damit  entschuldigen,  daß  ich  von  chinesischen  Bronzetexten 
mindestens  so  viel  wie  er,  und,  wie  der  Leser  sogleich  sehen  wird,  noch 
etwas  mehr  gelesen  hatte,  namentlich  mit  Bezug  auf  die  keineswegs  spär- 
liche archäologische  Literatur  der  Neuzeit. 

•  Auf  Grund  meiner  Lektüre  nun  hatte  ich  mir  eine  Theorie  gebildet,  die  ge- 
wissermaßen die  Ansicht  chinesischer  Archäologen  bildet,  die  ich  am  liebsten  für 
mich  behalten  möchte,  bis  ich  etwas  mehr  über  die  Funde,  besonders  die  auch  auf 
luYhtchinesischcni  Gebiete  gemachten,  gelernt  habe.  Wenn  ich  trotzdem  aus  der  Schule 
plaudere,  so  hoffe  ich,  daß  Sie  mich  nicht  für  voreilig  halten.  Meine  jetzige  An- 
sicht ist  zunächst  einseitig  und  lediglich  auf  Literaturnachweise  gegründet;  ich  weiß 
zu  gut  aus  Erfahrung,  daß  man  so  gewonnene  Ansichten  nur  zu  oft  stark  verändert, 

1   Nach  der  «Bastian-Festschrift-  in  kleinerer  (Petit-)  Schrift  wiedergegeben. 


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Hibth.  Chinesische  Ansichten  über  Bronzctrommeln.  203 

ja  ganz  aufgibt ,  nachdem  man  den  aus  der  Literatur  gewonnenen  Eindruck  mit  der 
vorhandenen  'Wirklichkeit  verglichen  hat.  Nehmen  Sie  daher,  bitte,  an,  daß  nicht 
ich,  der  vorsichtige  Sinolog,  es  bin,  der  keine  Übersetzung  für  abgeschlossen  erklärt, 
bis  er  nicht  über  das  Gegenständliche  vollständig  im  klaren  ist,  sondern  der  chinesi- 
sche Archäolog  (von  mir  auf  Grund  der  Sachunkenntnis  möglicherweise  noch  miß- 
verstanden), der  Ihnen  die  folgende  Theorie  zur  Prüfung  übergibt.. 

•  Die  Fundorte,  an  denen  laut  chinesischer  Aufzeichnungen  Bronzctrommeln 
dieser  Art  entdeckt  worden  sind ,  gehören  in  das  Gebiet  der  Völkerschaften ,  die  von 
den  Chinesen  unter  dem  Namen  Man  ausfuhrlich  beschrieben  werden.  Die  Man 
waren  die  Ureinwohner  der  südwestlichen  Provinzen  Chinas  und  eines  Teiles  der 
liiutcrindischen  Halbinsel.  China  fing  in  den  letzten  Jahrhunderten  der  vorchrist- 
lichen Zeit  an,  sich  für  diese  südwestlichen  Barbaren  (si- nan- man)  zu  interessieren. 
Unter  den  Ts'in  wurden  in  den  an  den  Busen  von  Tung- king  angrenzenden  iJtudcrn 
Fürstentümer  gegründet.  Ein  chinesischer  Satrap  namens  Tschau  To  (S.  Mayers, 
Chinese  Reader's  Manual,  S.  57)  fiel  vom  Reiche  ab  und  gründete  das  Königreich 
Nan-yüe,  das  wiederum  vom  General  Lu  Po-tö  (Mayers,  S.  138)  seiner  Selb- 
ständigkeit beraubt  und  China  zugeführt  wurde.  In  den  heutigen  Provinzen  Kuang- 
tung  und  Kuang-si  wurde  dadurch  sicher  ein  großer  Teil  der  alten  Kultur  (oder 
Unkultur)  der  Man  mit  chinesischen  Elementen  verquickt.  Dennoch  müssen  wir  an- 
nehmen, daß  das  Chinesentum  bis  ins  Mittelalter  hinein  nur  in  einzelnen  Zentren, 
in  den  Städteu  und  befestigten  Regierungssitzen  Wurzel  faßte,  während  in  den 
weniger  zugänglichen  Gebirgen  mit  ihren  Engpässen  die  Urbewohner  sich  mehr  oder 
weniger  unabhängig  behaupteten.  Denn  wir  lesen,  daß  an  Strecken,  die  heutzutage 
zweifelsohne  nur  von  zivilisierten  Chinesen  bewohnt  werden,  die  Sitten  der  Man 
erst  unter  den  Dynastien  Sui  und  Tang,  d.  i.  vom  VI.  bis  X.  Jahrhundert,  den  chi- 
nesischen Platz  machten.  Die  Satrapenherrschaft  sowohl  wie  diejenige  des  Chinesen 
Tschau  To  hat  vermutlich  an  der  Kultur  der  Man  nur  wenig  verändert.  Die  erste 
vollständige  Unterjochung  im  politischen  (wenn  auch  noch  lange  nicht  im  kulturellen) 
Sinne  wird  von  den  Chinesen  selbst  erst  vom  Jahre  41  n.  Chr.  datiert,  als  der 
General  Ma  Yüan  (A/a,  =  Pferd)  die  von  zwei  Amazonen  geführten  Annamiten 
besirpte.  Bei  dieser  Gelegenheit  wurden  die  Man  in  den  Ländern  des  Meerbusens 
von  Tung -king,  einschließlich  der  stamm  verwandten  Li  von  Hainau,  zur  Anerkennung 
der  chinesischen  Überhoheit  gezwungen  (vgl.  Mayers,  S.  149),  nachdem  Ma  (der 
General  -Roß.)  schon  vorher  die  T'u-fan  an  der  Grenze  von  Tibet  unterjocht  hatte.» 

Um  das  allmähliche  Verdrängen  der  Man- Barbaren  aus  früheren 
Sitzen  durch  Chinesen  nachzuweisen,  würde  ein  großes  Stelleninaterinl 
erforderlich  sein,  da  man  von  Provinz  zu  Provinz  die  LoUalchroniken  zu 
zitieren  und  die  Geschichte  der  Man -Wanderungen  in  den  verschiedenen 
Knochen  fur  die  hauptsächlichsten  Stämme  zu  entwickeln  hätte.  Das 
Material  ist  zweifellos  vorhanden,  aber  es  ist  für  den  Sinologen  viel  leichter 
es  durchzulesen  und  sich  daraus  eine  Ansicht  zu  bilden,  als  es  Satz  fur 
Satz  in  guter  Übersetzung  zu  Papier  zu  bringen.  Im  großen  und  ganzen 
dürfen  wir  sagen,  daß,  soweit  sie  sieh  auf  chinesischem  Gebiete  verfolgen 
lassen,  die  Man  von  Norden  nach  Süden  gewandert  sind,  nicht  umgekehrt. 
Zu  den  ältesten  Zeiten  der  chinesischen  Geschichte  saßen  sie  am  mittleren 
Yang-tzl  in  der  Gegend  des  Sees  Tung-t'ing,  folgten  dann  den  Strom- 
läufen der  südlichen  Zuflüsse  des  Yang- tzT  und  gelangten  so  allmählich  in 
die  südwestlichen  Provinzen.  Ob  sie  von  dort  aus  auch  die  noch  süd- 
licheren Striche  der  hinterindischen  Halbinsel  bevölkert  haben,  geht  aus 


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204 


Hirtii:  Chinesische  Ansichten  Aber  Bronzetrommeln. 


den  chinesischen  Aufzeichnungen  nicht  hervor.  Wenn  ich  sage,  daß  die 
Herrschaft  des  Satrapen  (Jon  Hiau,  s.  Giles,  Biogr.  Diet,  Nr.  923)  und 
die  des  spateren  Königs  von  Nan-yüe,  Tschau  'Po,  nur  wenig  an  den  Sitten 
der  Man  geändert  habe,  so  gehe  ich  davon  aus,  daß  Tschau  Tos  Vorgänger 
nur  kurze  Zeit  gewirkt  hatte,  Tschau  T'o  sich  aber  mit  Händen  und  Füßen 
gegen  chinesische  Kultureinflusse  sträubte,  obgleich   er  selbst  geborener 

NtmichiDese «     g  a  % +b  if-  #  n  m  *  M  ft  M 

St  i  %  ff  "ffe '  Kuang-tung-sin-yü,  Kap.  7  S.  8).  Er  hatte  selbst 

die  Sitten  der  Man  angenommen  und  wollte  seine  Untertanen  nicht  zu 
Chinesen  machen.  Tschau  T'o  und  seine  Nachkommen  hatten,  beinahe  das 
ganze  dritte  Jahrhundert  v.Chr.  ausfüllend,  93  Jahre  über  die  Man  inTung-king. 
Kuang-tung  und  Kuang-si  geherrscht,  als  Lu  Po-tö,  der  als  chinesischer 
General  wie  Ma  Yuan  den  Titel  Fu- po-tsiang-kün  (-der  die  Wogen  be- 
sänftigende General«)  führte,  das  ganze  Gebiet  für  die  Chinesen  zurück- 
eroberte (III  v.Chr.).  Die  chinesischen  Archäologen  hätten  ja  recht  gut 
die  Einführung  der  Bronzetrommeln  irgendeinem  der  zahlreichen  Generäle 
chinesischer  Herkunft  zuschreiben  können,  die  vor  Ma  Yüan  in  den  Gebieten 
der  Man  etwas  zu  sagen  hatten;  es  scheint  aber,  daß  keinem  derselben  eine 
besondere  zivilisatorische  Tätigkeit  in  bezug  auf  die  Sitten  der  Man  zu- 
getraut wird.  Dagegen  lesen  wir  von  Ma  Yüan  in  seiner  Biographie  (Höu- 
han-schu,  Kap.  54,  s.  in  meinem  im  Anhang  mitgeteilten  Auszuge  die 
Stelle  0,  daß  er  in  allen  Gebieten,  die  er  passierte,  Städte  gründete,  das 
Land  bewässerte,  die  Rechtspflege  ordnete  usw.,  und  daß  man  seit  jener 
Zeit  in  Lo-yüe  (d.  i.  in  den  Gebieten  am  Yu-kiang  in  der  Gegend  von 
Nan-ning-fu  und  an  der  Grenze  von  Tung- king)  den  Traditionen  des 
Generals  Ma  Yüan  folgte  ( g  #J§&;$$n  ig 
Wenn  man  nun  bedenkt,  daß  die  Chinesen  fest  daran  glauben,  daß  sieh 
im  Tempel  von  Nan-hai  (bei  Wham poa)  eine  Bronzetrommel  mit  einer  dem 
Stile  der  Han  entsprechenden  Inschrift:  -Gegossen  vom  General  Fu-p'o 
der  Han-  ( fvg  ^  )fo  ffi  pj\  $|| ,  Kuang- tung-sin-y  ü,  Kap.  16 
S.  3B  und  Nan-y üe-pi-ki,  Kap.  6  S.  1 B)  befindet  oder  befand ,  so  erklärt 
sich  daraus,  wie  ihre  Archäologen  auf  den  General  Ma  Yüan  als  den 
Kulturwohltäter  verfallen  sind,  der  den  Barbaren  von  Lo-yüe  ihre  Bronze- 
trommeln  stiftete.  Dazu  kommt,  daß  nach  Ansicht  der  Chinesen  Bronze- 
trommelfunde gerade  in  solchen  Gegenden  gemacht  worden  sind,  die  der 
General  mit  seiner  Armee  besucht  hat.  Einer  der  Gründe,  die  im  Kuang- 
tung-sin-yü  (Kap.  16  S.  3)  zugunsten  der  Ma  YQanschen  Theorie  ange- 
führt werden,  würde  freilich  ebensogut  zu  jedem  anderen  Erfinder  passen. 
Der  Verfasser  geht  davon  aus,  daß  die  Bronzetrommel  eine  Nachahmung  der 
Felltrommel  ist.  »Es  wird  behauptet«,  sagt  er,  -daß  in  Lei-tschou  und  Lien- 
tschöu  bis  nach  Kiau-tsclu  an  der  Meeresküste  bei  der  feuchten  Luft  des 
Klimas  die  Felltrommeln  nachgeben  und  ihren  Klang  verlieren,  und  so  erfand 
Fu-p'o  die  Trommeln  aus  Bronze,  indem  er  ihnen  die  Form  einer  gewöhn- 
lichen Trommel  gab,  nur  etwas  niedriger  und  eingezogen,  die  Seiten  wände 
reichlich  mit  Ornamenten  bedeckte  und  oben  an  acht  Ecken  sitzende  Frosche 


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Hirth:  Chinesische  Ansichten  Ober  Bronzetrommeln. 


20-, 


befestigen  ließ.  Man  nannte  sie  Lo-yüe- Trommeln  *(|^  {ff{  |g  jfft ^ 

»Dies  ist  die  erste  Hauptunterjochung  und  die  Entstehungsperiode  für  unsere 
Bronzetromnielu ,  die  nicht  über  die  christliche  Zeitrechnung,  bzw.  das  Jahr  41  n.  Chr. 
hinausgehen.  Die  zweite  Epoche  der  großen  Man- Kämpfe  fallt  in  den  Anfang  des 
I1L  Jahrhunderts,  als  der  große  Nationalheld  Tschu-ko  Liang  (Mayers,  S.  28)  die 
Stimme  des  äußersten  Südwestens  (Yilnnati  usw.)  zur  Unterwerfung  brachte.  Tschu-ko 
Listig  trug  chinesische  Waffen  vermutlich  weit  Aber  die  Grenzen  des  heutigen  China 
hinaus;  »ein  Einfluß  erstreckte  sich  bis  in  das  Gebiet  von  Birma.  In  Pagan  z.  B. 
war  noch  im  XII.  Jahrhundert  ein  ihm  geweihter  Tempel  zu  finden ,  wie  uns  Tschau 
Ju-kua  berichtet.- 

•Die  Man  kämpften  in  jenen  Zeiten  mit  bronzenen  Waffen,  da  Kupfer  ihnen 
das  zugänglichste  und  bequemste  Material  war.- 

Hierzu  einige  Stellen: 

Kuang-tung-sin-yn  (HJ}C^i&),  KaP-  2'  S-  12: 

jL«*«ÄXS»»i«»»wttiiÄ**ii4;ii« 

<1  [»]  JiJ  ßSÜf         "ln  u,,serem  Yn«  (d-  »• in  dem  Yft^ des 

Verfassers,  nämlich  Kuang-tung  im  Gegensatz  zu  Kuang-si)  wird  nicht  viel 
Kupfer  erzeugt,  dagegen  ist  es  allerorten  da  in  Menge  zu  finden,  wo 
Fu-p'o  [Ma  Yfian]  seine  kupfernen  [bronzenen]  Gegenstande  anfertigte.  Ich 
bin  der  Ansicht,  daß  in  alten  Zeiten  die  Man  und  die  Li  viel 
aus  Bronze  gefertigte  Waffen  gebrauchten.  Als  Fu-p'o  [Ma  Yuan] 
Tung -king  besiegte,  da  mag  er  ihre  sämtlichen  Waffen  in  Empfang  genommen 
und  eingeschmolzen  haben,  worauf  er  fünf  bronzene  Säulen  goß,  um  als  Land- 
marke für  die  Grenze  der  llan  zu  dienen;  ferner  machte  er  fünf  Schiffe 
aus  Bronze  und  mehrere  hundert  Bronzetrommeln,  die  überall  in  den  Ge- 
birgen und  Flußtälern  an  verpesteten  und  unzugänglichen  Plätzen  als  dasllaupt- 
werkzeug  zur  Niederhaltung  der  Barbaren  galten«.  Vgl.  auch  Kap.  16  S.  '>. 
LiDg-w.i.t.i-ta  ($t;jr|.ft  g),  Kap.7  S.  12:^1  fif|J^£ 

*  g  w  mwm  m mm  **i  m  m  z  &  m  mm  mm 
g  stj  &  is  Mb  tt  r  en  w  m  t&  »  a  &  m  m  $  t, ?  m  m  m 

■  Die  Historiker  berichten,  daß  die  Lo-yüe  (-Stämme)  viel  Kupfer  und  Silber 
haben.  Im  Kiau-tschou-ki  wird  gesagt:  die  Bewohner  von  Yüe  gießen 
Boote  aus  Bronze.  Im  Kuang-tschöu-ki  wird  gesagt:  die  Li  und  die 
Linn  gießen  bronzene  Trommeln.  Man  hört,  in  Kinu-tschT  (Tung- kitig] 
und  Tschan  -  tsch'öng  [Cochinchina]  seien  die  Wohnhäuser  des  Fürsten  mit 


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2(H)  Hirth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


bronzenen  Dachziegeln  bedeckt,  woraus  man  schließen  kann,  daß  es  in 
jenen  südlichen  Ländern  viel  Kupfer  gibt.  Jetzt  findet  sich  in  Yung-tschou 
[in  der  Gegend  von  Nan-ning-fu]  an  Kupfer  gewiß  nicht  viel,  aber  in 
einem  Dorfe  der  Man -Barbaren  außerhalb  der  K'i-  Dörfer  am  Yu-kiang 
[dem  schiffbaren  Nebenfluß  des  Si-kiang,  an  dem  Nan-ning-fu  liegt[  findet 
sich  von  selbst  hervortretendes  Kupfer  [oberflächliche  Erzlager?],  das  man 
durch  mehrere  Fuß  tiefes  Graben  im  Boden  gewinnen  kann,  weshalb  die 
Man -Bevölkerung  viele  kupferne  Geräte  im  Gebrauch  hat.  Einst  war  dem 
Hofe  der  Rat  unterbreitet  worden,  man  möge  mit  diesen  Artikeln  Tausch- 
handel treiben,  doch  berichteten,  nachdem  Unruhen  ausgebrochen  waren, 
die  Mandarinen  dieser  Provinz,  daß  dadurch  Streitigkeiten  an  der  Grenze 
hervorgerufen  wurden,  weshalb  in  einer  Denkschrift  an  den  Kaiser  das 
Aufhören  [dieses  Handels]  beantragt  wurde.«  Vgl.  auch  Kui-hai-yü- 
höng-tschi  jiy^  $1)7^)'  vom  Jahre  1175,  S.7,  wo  die  Stelle  fiber 

das  Vorkommen  oberflächlicher  Kupferlager  in  Yung-tschou  wiederholt 
wird.  Nach  der  Eroberung  des  ehemaligen  Königreichs  Yüe  entstand  nach 
Ts'ien-han-schu  (Kap.  28 B  S.  39)  lebhafter  Handelsverkehr  zwischen 
China  und  den  südlichen  Barbaren.  »Da  die  letzteren  am  Meere  wohnten, 
lieferten  sie  viel  Rhino/.eroshörner,  Elfenbein ,  Schildpatt,  Perlen,  Kupfer. 
Früchte  und  Gewebe,  und  die  chinesischen  Kaufleute,  die  sich  in  diese 
Länder  begaben,  zogen  reichen  Gewinn  aus  diesem  Handel,  dessen  Zentrum 
in  Canton  war.-  Wir  dürfen  annehmen,  daß  dieser  Handelsverkehr  noch 
unter  Wu-ti,  d.  h.  vor  dem  Anfang  des  I.  Jahrhunderts  v.  Chr.  bestanden  hat. 

•  Nach  ihrer  Besiegung  im  Jahre  41  n.Chr.  befand  sich  Ma  Yüan  im  Besitze 
einer  großen  Beute  an  solchen  Bronzewaffen,  die  er  den  Man  von  Tungking,  Kuang- 
tung  und  Kuang-si  abgenommen  hatte.  Um  nun  zu  verböten,  daß  diese  für  die 
Chinesen  als  Waflfen  ungenügenden  Schwerter  usw.  neues  Unheil  anstifteten,  beschloß 
MaYüan,  sie  einschmelzen  und  umgießen  zu  lassen.  Er  schuf  damit  gewissermaßen 
Kriegstrophäen  als  Denkmäler  seiner  Macht,  die  er  den  unterworfenen  Man  als 
ewiges  Memento  zurückließ.  Er  ließ  also  zunächst  fünf  riesige  Bronzepfosten  (t'ung- 
tschu)  gießen,  die  an  der  Grenze  von  Tung -king  aufgestellt  wurden,  um  für  ewige 
Zeiten  die  Grenze  Chinas  zu  bezeichnen  (vgl.  meine  Chines.  Studien  Bd.  I,  S.  20), 
ferner  fünf  bronzene  Schiffe,  von  denen  die  Sage  viel  zu  berichten  weiß  (vermutlich 
Bronzeplatten  zum  Beschlagen  der  Schiffswände  oder  sonstige  Schiffsteile) ,  und  endlich 
mehrere  hundert  Bronzepauken,  die  in  den  verschiedenen  Engpässen  des  Landes 
untergebracht  wurden,  um  den  Man  als  Prunkgerät  zu  dienen.  Die  Brouzetromiiiel 
wurde  vermutlich  dem  Häuptling  eines  jeden  den  Chinesen  unterworfenen  Stammes 
übergeben,  dem  sie  als  Symbol  der  ihm  von  den  chinesischen  Schutzherren  ver- 
liehenen Autorität  galt.  Später  mug  sich  dieser  Gedanke  verloren  haben,  so  daß 
sie  überhaupt  nur  Symbol  der  Führerschart  blieb.  Jedenfalls  sind  Bronzetrommeln 
in  den  Grältern  von  Man-tsehang,  d.i.  Häuptlingen  der  Man,  gefunden  worden.  Die 
dem  Ma  Yüan  zugeschriebene  Idee,  die  Waffen  seiner  wilden  Feinde  in  ein  stets 
weithin  hörbares  Erinnerungszeichen  ihrer  Unterwerfung  zu  verwandeln,  siebt  dein 
alten  Haudegen  sehr  ähnlieh,  der  wie  kein  Zweiter  zur  Kriegführung  mit  wildeu 
Bergvölkern  geschaffen  war.  Ich  zitiere  aus  meiner  im  Manuskript  vorliegenden 
Übersetzung  des  Tschau  Ju-kua.> 

•  Als  Ma  Fu-po  Hainau  zur  Ruhe  brachte,  ließ  er  sich  von  den  dortigen 
Töpfern  irdene  Gefäße  anfertigen,  von  denen  die  größeren  verschiedene  Zentner, 


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Hirth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronze  trommeln. 


207 


die  kleineren  fünf  Scheffel  und  noch  kleinere  bis  zu  zwei  oder  drei  Scheffel  Wasser 
hielten.  Darauf  lud  er  diejenigen  Wilden  ans  dem  tiefsten  Innern,  die  sich  freiwillig 
unterworfen  hatten,  zu  sich  ein,  um  sie  mit  diesen  Gefäßen  zu  beschenken,  die  sie 
sich  nach  Belieben  selbst  auswählen  sollten.  Auf  diese  Weise  wurde  er  in  den 
Stand  gesetzt,  die  Lage  ihrer  Nester  und  Hohlen  abzuschätzen.  Denn  die  Li  nahmen 
nur  die  kleinsten  zu  zwei  oder  drei  Scheffeln;  als  man  sie  aber  nach  dem  Grunde 
fragte,  gaben  sie  zur  Antwort,  sie  seien,  als  man  sie  rief,  von  hohen  Felsen  und 
Baumkronen  herabgestiegen;  die  großen  Gefäße  hätten  sie  nicht  gewagt  mitzunehmen, 
weil  sie  fürchten  mußten,  sie  nicht  nach  Hause  schaffen  zu  können.  Durch  diese 
Antwort  erfuhr  der  General,  daß  ihre  Schlupfwinkel  tief  im  Innern  an  gefährlichen 
und  unzugänglichen  Stellen  zu  suchen  seien.« 

•Sieht  nicht  dem  Manne,  der  eine  solche  Kriegslist  aushecken  konnte,  das 
Umschmelzen  der  Waffen  in  ein  Danaergeschenk  in  Gestalt  einer  Bronzetrommel, 
die  dem  beschenkten  Man -Häuptling  stets  zurief:  -Remember,  remember.,  vollkommen 
ähnlich?  Daß  die  Mau  Geräte  von  dieser  Vollendung  damals  selbst  zu  gießen  nicht 
imstande  waren,  darf  man  dem  chinesischen  Archäologen  gern  glauben,  der  davon 
ausgeht,  daß  die  Kunst  des  Bronzegusses  nicht  in  Hinterindien  entstanden,  sondern 
(selbstverständlich  nur  auf  Ostasien  angewendet)  zuerst  zur  Herstellung  der  klassischen 
Bronzen  der  Dynastien  Schang  und  Tschöu  (XVIII.  bis  III.  Jahrhundert  v.  Chr.)  ausgeübt 
worden  sei.  Die  ßronzewaffen  der  Man  waren  vermutlich  weit  weniger  schwer  her- 
zustellen. Der  Chinese  nimmt  daher  an ,  daß  Ma  Yuan  die  ersten  Bronzetrommelu 
gegossen,  resp.  ihre  Herstellung  unter  den  Man  am  Meerbusen  von  Tungking  ein- 
geführt hat.  Einmal  im  Besitz  einiger  Muster  und  des  Geheimnisses  der  Herstellung, 
ist  es  leicht  zu  erklären,  wie  die  Man  auch  später  noch  und  an  anderen  Orten 
ähnliche  Bronzen  herstellten.« 

Wenn  ich  den  Gedanken  aussprach,  daß  die  Bronzetrommel  den 
Häuptlingen  unterworfener  Stamme  als  Symbol  der  vom  chinesischen  Kaiser 
als  Schutzherrn  verliehenen  Autorität  übergeben  wurde,  so  stutzte  ich  mich 
auf  Berichte,  von  denen  eine  ganze  Literatur  unter  dem  Titel  Ku-tsch'ui, 
jjjjr  p^,  vorliegt  und  worüber  die  meisten  Enzyklopädien  besondere  Kapitel 
enthalten.  Unter  Ku-tsch'ui  (von  ku  Trommel  und  tsch'ui  Blasinstrumente) 
verstand  man  ein  kleines  Militärorchester,  worin  die  mit  gewissen  .symboli- 
schen Emblemen  verzierte  Felltrommel  eine  hervorragende  Rolle  spielte. 
Zu  diesen  Emblemen  gehörte  z.  B.  ein  Schirm  von  Reiherfedern.  Vgl.  den 
Ausdruck  pai-lu-hu-tscKui,  Qj^j|$pft'  T'u-schu-tsi-tsch'öng  2U, 
Kap.  133,  Ki-schl  S.  4:  -ein  Trommelspiel  mit  Reihern-.  In  dem  zitierten 
Kapitel  der  großen  Enzyklopädie  findet  sich  ausführliches  Mnterinl  über 
dieses  Orchester,  das  von  Ts'ai  Yung  (II. Jahrhundert  n.Chr.)  als  «Regitnents- 
nmsik-  definiert  wird:  |g  ^  Q  ^  ^  jfc  (S.  1).  Im  Sui-schu  wird 
darüber  gesagt:  fg  jf|  ig.  |£  j£  p£  %  \  £         -die  Distrikte, 

denen  die  militärische  Bewachung  der  Grenze  obliegt,  werden  mit  Trommeln 
und  Blasinstrumenten  und  einer  Anzahl  Musikanten  versehen«  usw.  Je  nach 
dem  Range  des  Kommandierenden  waren  die  Musikinstrumente  rot,  grün  usw. 
von  Farbe,  und  von   den  Grenzgarnisonen  wird  gesagt:        @1 /»fe  *^ 

ftlMÄgl^IfW^äfilsljSiß.  fliehe  mit  der  Be- 
wachung  der  Grenze  (Beauftragte)  erhielten  schwarze  Trommeln  und  schwat  ze 
Hörner,  und  die  (übrigen)  Musikinstrumente  hatten  sämtlich  Bekleidungen 


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208  HiBTn:  Chinesische  Ansichten  Ober  Bronzetrommeln. 

von  der  Farbe  der  Trommel«.  Ebenda.  Diese  Musikinstrumente  wurden  in 
den  Hallen  der  Regierungsgebäude  aufgestellt  (^|J  ^  ftf£  j£C  $  ?S  Ü  tft) ' 
zur  Zeit  der  Han  mußten  die  aus  Trommel  und  Horn,  einer  kurzen  Flöte, 
Schellen  und  Sängern  1  bestehenden  Orchester  während  des  Marsches  beim 

1  Unter  nau  eine  aus  Bronze  gefertigte  Schelle  oder  Rassel  zu 

verstehen,  wie  sie  im  Po-ku-t'u-lu  (Kap.  26,  S.  47  ff.)  abgebildet  und  beschrieben 
ist.  Im  Kin-schT-so,  Bd.  III,  werden  ebenfalls  mehrere  Schellen  dieser  Art  er- 
örtert und  zum  Ku-tsch'ui  der  Han-  und  WcT- Dynastien  gehörend  bezeichnet 

auch  die  Abbildungen  bei  Reinecke,  «Über  einige  Beziehungen  der  Altertliümcr  Chinas 
zu  denen  des  skythisch-sihirUchen  Völkerkreises.,  Zeitschr.  f.  Ethuol.  1897, 
S.  151,  wo  sich  ein  verwandtes  Instrumcut  als  »skythische  Stangenkrönung  aus  Un- 
garn* zum  Vergleich  herangezogen  und  abgebildet  findet.  Alte  Originalstücke  sind 
seit  einigen  Jahrzehnten  in  die  Museen  des  Westens  gelangt.  Nach  den  Erklärungen 
alter  chinesischer  Wörterbücher  wurde  das  Instrument  auf  einem  Bambusstab  be- 
festigt und  (durch  lebhaftes  Schwingen)  zum  Rasseln  gebracht  -als  Abschluß  des 
Trommelschlags-  (g|  ft  tyj  ^  ffi  Pj|  £  j#  |g  ,  K'ang-hi,  vgl.  auch 
Biot,  Le  Tschcou-Ü  Bd.  II,  S.  170,  Amn.  2). 

Cher  ko  (^)  vgl.  T'ang-schu  Kap.  48,  S.  9:  g£ J#  y/j  \^ 
^r^|»  •Trommeln  und  Hörner,  um  den  Gesang  der  Chorknaben  zu  begleiten.. 
Die  uns  im  Höu-han-schu  (Kap  1 1H ,  S.  23ff.)  in  chinesischer  Ubersetzung  auf- 
bewahrten Proben  dieser  augenscheinlich  zur  Hebung  des  Patriotismus  unter  den 
Barbaren  von  den  Chinesen  seihst  erfundenen  Gesangstexte  zeigen,  welche  Mühe 
man  sich  zur  Zeit  des  Ma  Yuan  mit  der  Erziehung  der  Neuunterjochten  gab.  Der 
berühmte  Dichter  Liu  Liu-tschöu  )]\),  der  die  letzten  Jahre  seines  Lebens 

in  der  Verbannung  als  Gouverneur  der  von  unseren  Barbaren  bevölkerten  Provinz 
Kuang-si  veibrachte,  schrieb  eine  Serie  von  zwölf  Ku-tsch'ui -Gesäugen,  die  unter 

den  T'ang-schl  Jjf  KoP*  13,  S-  14  ^  a,,gedruckt  8',nd-  In  iev  Einleitung 
rechtfertigt  er  die  Bearbeitung  dieser  Gesänge,  indem  er  sagt:  »die  verschiedenen 
Dynastien  seit  den  Han  und  WeT  hatten  ihre  Texte  für  das  Trommelspiel  mit  Schelle 
und  Gesang,  nur  für  die  Tang- Dynastie  gibt  es  noch  keine-  ( )^ |^Jl  "f^ 

W  H  ^  Wl  vfc  ppJ  pf£  IS  ®  M  W  )•  Dio  von  ihm  gedichtctc"' sind  »"* B<- 

nutzung  der  von  der  Han-  und  nachfolgenden  Dynastien  her  aufbewahrten  Texte 
bearbeitet.  Der  zwölfte  Text  bezieht  sich  auf  die  Man- Barbaren.  Das  Gedicht 
schließt  mit  den  Worten: 

•  Das  weite  Gebiet,  besänftigt  ist's  in  allen  Meeren, 

denn  überall  ist  man  vertraut  mit  den  Sitten  des  Kaiserreichs, 

Beim  Schall  der  Lieder,  der  Tanzrasscl  und  der  Trommel 
möge  unser  Führer  stark  sein!- 
Dies  ist  der  Geist,  der  aus  der  ganzen  Ku-tsch'ui  -  Literatur  spricht.    Gesang  und 
Tanz,  Rass.-l  und  Trommel,  alles  nach  chinesischem  Geschmack  zugeschnitten  wie 
die  glatten  Verse  des  Liu  Liu-tschöu,  den  Barbaren  als  Zeichen  der  kaiserlichen 
Gnade  geschenkt,  und  doch  auch  ein  Donkzeichcn  ihrer  Abhängigkeit! 

Darf  man  sich  unter  diesen  Umständen  wundern,  wenn  die  chinesischen 
Archäologen  der  Neuzeit  auf  den  Gedanken  verfallen  sind,  daß  die  Bronzetrommel 


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Hiitm:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


209 


zu  Pferde  aufspielen,  was  man  Ku-tsch'ui  nannte  (]^|  ^  jjj 

m m  m  ^  w  *  *  #  ±  « S6g «  *  a  £ »  *>  ««• 

Militärorchester  wurden  vom  Kaiser  als  Anerkennung  des  Verdienstes  vvx- 
liehen(g|U|i^J^^^^  S.3B).  Die  Abteilung  Ki-sc In  der  großen 
Enzyklopädie  (Sekt.  29,  Kap.  133)  nennt  eine  ganze  Reibe  von  Fallen,  in 
denen  Generale  und  andere  hohe  Würdenträger  mit  dieser  Janitscharenmnsik 
beglückt  wurden;  aber  auch  Fremden  wurde  sie  zuteil,  so  zur  Zeit  der 
Han  einem  Fürsten  des  Landes  Fu-yü  (^^)»  der  den  chinesischen  Hof 
besucht  hatte.  Daß  das  Ku-tsch'ui  in  den  früheren  Zeiten  nur  als  eine 
Auszeichnung  vom  Kaiser  verliehen  und  nicht  etwa  von  reichen  Leuten  zur 
Vennehrung  ihres  häuslichen  Luxus  geführt  werden  konnte,  wird  an  einer 
dem  Kiang-ning-fu-tschi        5|£  Jfö  J^j  entlehnten  Stelle  ausdrücklich 

•das  militärische  Trommelspiel  wagten  vor  der  Zeit  der  Sui  und  der  T*ang 
auch  die  höchsten  Beamten  nicht  zu  gebrauchen,  wenn  es  ihnen  nicht  durch 
kaiserliche  Gnade  verliehen  war«  (Tsa-lu  S.  2B). 

Die  obigen  Stellen  sind  der  großen  Enzyklopädie  entlehnt,  wo  sich 
noch  eine  Fülle  ausfuhrlichen  Materials  über  den  Gebrauch  des  Trommel- 
spiels findet.  Aus  einer  dieser  Stellen  hatten  wir  ersehen,  daß  die  mit  der 
Verleihung  einer  solchen  Militärtrommel  mit  Zubehör  verbundene  kaiser- 
liche Gnade  auch  auf  einen  fremden,  zu  China  im  Tributverhältnis  stehenden 
Fürsten  ausgedehnt  wurde.  Der  Fürst  von  Fu-yü,  der  periodisch  Gesandte 
an  den  Hof  schickte  (T'u-schu-tsi-tsch'ong  8,  Kap. 32,  S.  I  ff.),  erhielt 
diese  Auszeichnung  im  Jahre  136  n.  Chr.  Trommel  und  Musikinstru- 
mente wurden  in  diesem  Falle  dem  Vasallen  zugeschickt,  augenscheinlich 
als  Anerkennung  des  Verdienstes,  das  in  seiner  Unterwürfigkeit  bestand. 
Ähnlich  wurden  auch  die  Häuptlinge  der  Man  -  Barbai  en  an  der  Südwest- 
grenze behandelt.  Die  Übersendung  von  Trommelspielen  erfolgte  in  der 
Absicht,  die  Barbaren  mit  dem  nötigen  Respekt  vor  dem  Ansehen  der 
Militärverwaltung  zu  erfüllen  (J^lJl^@l}-  Wir  besitzen  dafür  ein 
Zeugnis  in  der  nur  in  wenigen  Bruchstücken  erhaltenen  «Geschichte  von 
Kiau  und  Kuang«,  d.i.  der  südwestlichen  Grenzgebiete,  dem  Kiau-kunng- 
tscb/un-ts'iu  (^g^|^C)  von  Wang  Fan  (£$g),  Magistrat  in 
Canton,  der  (nach  einer  Scholie  zu  San-kuo-tschi:  Wu-tsehi  Kap.  1, 
'S.  15  der  Palastausgabe)  dieses  Werk  dem  Kaiser  im  Jahre  287  n.  Chr. 
vorlegte.  Die  Stelle  findet  sich  in  einer  Scholie  zu  Hou-han-schu, 
K.p.33,  S.17,  und  lautet:  $g  #  +  £  ^      #  ß  f& S3  #  JiJ  ffl 

aa«i*##-fc«itft»i!fcjäa«gi.  ■'■»  m™  210 

n.  Chr.,  als  der  Sitz  der  Regierung  nach  Fan-yü-hien  (Canton)  verlegt 
wurde,  erschien  ein  Kabinettsbefehl,  wonach  wegen  der  großen  Entfernung 

irar  eine  Nachahmung  der  alten  Felltrommel  ist,  die  den  Fürsten  und  Häuptlingen 
der  Barbaren  zugleich  mit  den  übrigen  Zutaten  des  Ku-tsch'ui  von  den  Generälen 
des  Kaisers  (Ma  Yüan  und  Tschu-ko  Liatig)  als  Emblem  ihrer  Würde  und  ihrer 
*ooa  Sohn  de*  Himmels  verlieheneu  Autorität  zurückgelassen  wurde? 

Kit.  d.  Sem.  f.  Orient  Sprachen.  1804.  I.  Abt.  1 4 


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210 


Hirtü:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


der  Grenzgebiete  der  Provinz  Autoritätsarkunden  zu  übersenden  und  die 
sieben  Fürstentümer  (des  Bezirks  Kiau-tschöu  an  der  Grenze  von  Tung-king) 
sämtlich  mit  Ku-tsch'ui,  oder  Trommelspielen,  zu  versehen  waren,  um 
Respekt  vor  Oberhoheit  und  Militärverwaltung  einzuflößen-.  Vgl.  auch  die 
Stelle  Tsin-schu,  Kap.  1T>,  S.  16,  wonach  den  Trommelspielen  noch  »die 
neun  kaiserlichen  Geschenke  und  die  sechs  Ilofpantomimen  hinzugefügt 
wurden.         ^  jL§&^\  Wer  die  chinesische  Theorie  von 

der  Einführung  der  Bronzetrommeln  durch  den  General  Ma  Yüan  kennen 
lernen  will,  wird  nicht  umhin  können,  auch  über  die  »neun  Geschenke« 
und  die  »sechs  Pantomimen«  eingehende  Studien  zu  machen. 

Wir  sehen  aus  diesen  und  vielen  anderen  Stellen,  daß  die  Trommel 
in  Verbindung  mit  Hörnern,  Flöten,  Sängern,  Tänzern  usw.  die  Aufgabe 
erfüllte,  die  naiven  Gemuter  der  Batbaren  mit  Respekt  vor  der  chinesischen 
Zivilisation  zu  erfüllen,  wie  ein  Dichter  mit  Bezug  auf  eine  Grenzgesaadt- 
schaft  des  Kaisers  Ming- huang- ti  (Pien-tzi-lei-pien,  Kap.  1Ö8,  S.  10) 
sagt:  ^p^^^^,  .das  Trommelspiel  erfüllt  die  Barbaren  mit  Re- 
spekt.- Namentlich  Trommel  und  Horn  gehören  zusammen;  sie  werden 
auch  von  den  Barbaren  als  Zeichen  der  Autorität  angesehen,  wie  im  T'ung- 
tien  (Kap.  187,  S.  10 B)  angedeutet  wird:        £E  ^  ^  5$  $  — 

ÄT^ÖBfcS^'  'jeder  Fr,rst  der  Liau- Barbaren  besitzt  eine 
Trommel  und  ein  Horn,  die  er  von  seinen  Söhnen  und  jüngeren  Brüdern 
persönlich  anschlagen  und  blasen  läßt.«  Vgl.  d'  Hervey  de  St. -Denis, 
Ma-touan-lin  IL,  Meridionaux,  S.  107:  -Les  petits  chefs  se  font  preceder 
d'un  tambour  et  de  deux  cornets,  generaleinent  confies  a  leurs  propres 
enfants.« 

Kin  Blasinstrument  wird  nun  nach  alter  chinesischer  Sitte  auch  bei 
den  entfernteren  Barbaren  des  Südens  mit  der  Trommel  gepaart;  hier  aber 
nicht  mit  der  Felltrommel,  wie  sie  in  der  trockenen  Luft  der  nördlicheren 
Gegenden  angebracht  ist,  sondern  mit  der  dem  feuchten  Klima  des  Südens 
besseren  Widerstand  leistenden  Metalltrommel.  Das  Blasinstrument  aber  ist 
die  Muscheltrompete  (yü-lo  ,  wörtlich:  die  Nephritmuscbel),  die 

in  der  de  Grootschen  Übersetzung  (S.  83:  »eine  mit  jaspisartigen  Muscheln 
verzierte  Pauke-)  leider  verloren  gegangen  ist.  Daß  es  sich  dabei  um  ein 
von  der  Trommel  zu  trennendes  Instrument  handelt,  geht  aus  einer  Dichter- 
stelle hervor,  die  auf  den  bei  de  Groot  mitgeteilten  Auszug  anspielt.  Uber 
die  im  Jahre  801  n.  Chr.  erfolgte  Widmung  musikalischer  Instrumente 
aus  dem  Lande  P'iau  (i§P»  cantonesisch  Piü,  vielleicht  eine  unvollkommene 
Transkription  für  Pegü,  den  Namen  des  Landes  im  Delta  des  Irawaddy) 
ergeht  sieh  Po  Kü-i  (772  —  846  n.  (Mir.)  in  einer  poetischen  Schilde- 
rung, in  der  die  Stelle  vorkommt:  — •       jjfä:  i§  ig£  — Ig 

a£  J^p  .  »sobald  die  Nephritmuschel  geblasen  wird,  erheben  sich  die 
Haarschöp6geu;  sobald  die  Bronzetrommel  angeschlagen  wird,  fangen  die 
Tätowierten  an  zu  hüpfen«.  Die  Erwähnung  der  «Tätowierten«  in  dieser 
Schilderung  eines  Nationaltanzes  hiuterindischer  Barbaren  erinnert  an  eine 
Stelle  des  Ling- wai-tai-ta  (Kap. 2,  S.  6),  wonach  die  Barbaren  in  Annam 


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Hirth:  Chinesische  Ansichten  Ober  Bronzetroninieln. 


211 


•mit  Ornamenten  tätowiert  waren,  die  den  Inschriften  (Eingravierungen, 
k'uan-schT)  auf  den  Bronzepauken  glichen-         %  J|>  g£  » 

Nach  dein  großen  Musikkapitel  des  T'ang-schu  (Kap.  22,  S.  8)  be- 
stand das  vom  Fürsten  von  Kiau  dem  chinesischen  Hofe  zugesandte 
Orchester  aus  22  verschiedenen  Instrumenten ,  in  denen  acht  Materien 
der  Musik  (Metall,  Muschel,  Seide,  Bambus,  Kürbis,  Fell,  Elfenbein  und 
Horn)  vertreten  waren.' 

Im  T'ung-tien  (Kap.  184  S.  6)  wird  nun  unmittelbar  im  Anschluß 
an  die  Erwähnung  des  Generals  Ma  Yuan  und  seiner  Organisation  der  Bar- 
barenstämme  an  der  Grenze  von  Tung- king,  die  bis  zum  Ende  der  Dynastie 
unter  Hicn-ti  zur  Errichtung  der  Provinz  Kiau  -  tschou  führte,  gesagt: 

-Für  die  Grenzprovinz  wurde  vom  Kaiser  befohlen,  daß  Gesandte, 
mit  Autoritätsurkunden  versehen,  geschickt  werden  und  daß  ihr  Ku-tsch'ui 
(Trommelspiele)  zu  geben  seien,  um  Respekt  vor  Oberhoheit  und  Militär- 
verwaltung eiuzuilößen ,  und  dnß  die  neun  kaiserlichen  Geschenke  und  die 
sechs  Hofpantoinimen  hinzuzufügen  seien.« 

Die  »neun  kaiserlichen  Geschenke«  (hiu-si,^  bestanden  aus 
folgenden  Ehrengaben:  1.  Wagen  und  Pferden,  2.  Uniformen,  3.  Musik- 
instrumenten, 4.  roten  Türen  (tecÄu-A«,  jj^      ,  als  Emblem  derMandarinen- 


1  Über  eine  verwandte  Sitte  berichtet  das  K'i-man-ts'ung-siau  ( ^| 
^,  T'u-schu-tsi-tsch'öng  6,  Kap.  1270,  tsa-lu  S.  2).  «In  den  Dörfern 
der  K'i-man  (am  Yüan-kiang  in  Hu -nan)  werden  Bronzetrommeln  mehr  geliebt  als 
(iold  und  Edelstein.  Man  drückt  daher  die  Muster  dieser  Trommeln  auf  Schnitz- 
blöcke von  Wachs  und  bedruckt  damit  Zeugstoffc,  die  zum  Färben  in  das  Indigo- 
faß  getaucht  werden.    Man  nennt  diese  Stoffe  tirn-ia-man  («mit  Wachs  betupfte 

EP*AR*tÄJfe*lffi*tö- 

'  Noch  sehr  viel  ausfuhrlicher  ist  die  Schilderung  der  Nationalkapelle  des 
Landes  Iyian  mit  allen  dazu  gehörigen  Instrumenten,  Pantomimen  usw.,  im  Kiu- 
t'ang-schu,  Kap.  222B,  S.  9  ff.  Wir  befinden  uns  hier  auf  einem  Grenzgebiete 
zwischen  indischen  und  chinesischen  Einflössen.  Eingehendes  Studium  dieses  ganzen 
Kapitels  könnte  möglicherweise  zum  Verständnis  der  Bronzctrommelornamentik 
beitragen.  Wenn  die  chinesischen  Archäologen  der  Neuzeit  die  Hronzctrommel  als 
eine  0  bertragung  der  ursprünglichen  Felltrommel  der  Hau -Dynastie  auf  das  starre 
Metall  ansehen,  so  daß  die  Keime  der  Ornamentik  in  den  Emblemen  der  altehiuesi- 
»chen  Felltrommel  zu  suchen  wären,  über  die  wir  leider  nur  mangelhaft  unterrichtet 
sind,  so  finden  wir  hier  Andeutungen  über  die  Ornamentik  der  Felltrommel  in 
Hinterindien.  Unter  den  zahlreichen  geschilderten  Musikinstrumenten  des  Landes 
P'iau  werden  auch  zwei  große  Trommeln  erwähnt  von  der  Form  eines  Weinzubers, 
zwei  Fuß  hoch,  oben  breiter  als  unten,  mit  Trommelfell  aus  Sehlungenhaut,  jedoch 
wie  die  Bronzetrommel ,  unten  offen.  Von  diesen  Trommeln  wird  gesagt  :  -sie  waren 
auf  allen  Seiten  mit  Musikanten  des  Landes  PMau  bemalt,  die  «chöng  (Orgelttöten) 
und  Trommeln  in  den  Händen  hielten-  (  [Jt|  jfj       Ig?  [r|]  X  f£  ^ffc 

14» 


212 


Hibth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


wurde),  5.  na-pi  (?),  6.  hundert  Leibgardisten,  7.  Streitäxten,  8.  Pfeil  und 
Bogen,  9.  Hirsenwein  zum  Opfern  (s.  ad  vocem  yjfj^p,  Ts'ien-han-schu, 

Kap.  6  S.  8B).    Die  »sechs  Hofpantomimen-  liu-i)  wurden  von 

sechs  Gruppen  geschulter  Tänzer  gebildet  (P'eT-wön-yün-fu,  Kap.  93 B, 
S.  170). 

Alle  diese  Symbole  als  Träger  der  chinesischen  Zivilisation  mögen 
erst  nach  MaYüan  nach  Tung -king  geschickt  worden  sein.  Was  aber  aus 
der  ganzen  Literatur  Tiber  diesen  Gegenstand  hervorgeht,  ist  daß  zu 
Ma  Yüans  Zeiten  die  Gepflogenheit  bestand,  den  Fürsten  und  Fuhrern 
unterjochter  Stämme  gewisse  symbolische  Geschenke  zu  hinterlassen,  unter 
andern  das  Ku-tsch'ui,  wozu  auch  die  Trommel  gehörte. 

Herr  de  Groot  ubersieht  in  seinen  Ausfuhrungen  Ober  meinen  Bronze- 
trommelbrief, daß  ich  zunächst  nicht  die  meinigen,  sondern  nur  die 
chinesischen  Anschauungen  wiedergebe.  Selbstverständlich  geht  damit 
Hand  in  Hand  das  Bestreben  meinerseits,  diese  Anschauungen  durch 
andere  aus  der  chinesischen  Literatur  bekannte  Tatsachen  zu  begründen. 
Gegengründe  sollen  und  müssen  natürlich  auch  geltend  gemacht  werden, 
jedoch  nicht  ohne  daß  wir  uns  redlich  bemühen ,  die  chinesischen  Theorien 
nicht  nur  kennen  zu  lernen,  sondern  auch  in  ihrem  Zusammenhang  mit  der 
Literatur  zu  verstehen.  De  Groot  sagt  (S.  112):  »Ebensowenig  ist  es  uns 
möglich,  der  Behauptung  beizutreten,  die  Hirth  den  chinesischen  Archäo- 
logen zuschreibt1,  daß  die  Man  nicht  imstande  gewesen  wären,  Bronze- 


1  Zu  der  «Behauptung,  die  Hirth  den  chinesischen  Archäologen  zuschreibt«, 
fuge  ich  die  Stelle  Kuang-tung-sin-y  ü,  Kap.  16  S.  3B:  j£  0       jflSj  ö] 

w  u  a  m  *  m  m  &  z  %  m  g  *  m  m  m  &  m  ä  m  *? 

fr  ik  ik  Hü  m  £  W  m  m  $  *  &  &  ±t  ^  i#  im  m  $k  fln  m 

m  £  ±  #  tü  m  *  w  m  Ä  ft  m  m  i  %  ik  m  m  w.  m  m 

sagen:  Nach  dem  Tschöu-li  unter  dem  Ressort  des  Ssi-t'u  (=  Siau-ssl-t'u,  «sous- 
directeur  des  multitudes. ,  Biot  I  p.  220)  stehen  die  ku~jÖn  («officiers  des  tambours., 
BiotS.  2ü4),  denen  die  Verwaltung  der  mit  den  sechs  Trommelarten  und  den  vier 
Metallen  zusammenhängenden  Geschürte  untersteht;  und  wenn  der  Ssi-ma  (-grand 
commandant  des  chevaux«,  BiotS.  1G2)  seine  große  Truppeninspektion  abhält,  dann 
richten  sich  seine  Offiziere  im  Sitzenbleiben  und  Exerzieren  nach  (den  Signalen)  der 
Trommel,  der  Handglocke,  Schelle  und  Handpauke.  Deshalb  gehören  die  aus 
Bronze  gebildeten  Trommeln  zu  den  musikalischen  Instrumenten  der  Armee.  Ich 
bin  der  Ansicht,  daß  zur  Zeit  der  Han  die  Form  dieser  Instrumente  sich  erhalten 
hatte  und  daß  deshalb  Fu-p'o  (Ma  Yflan)  sie  goß,  um  sie  bei  den  südwestlichen 
Barbaren  in  großer  Menge  zu  hinterlassen.  Ihrer  Gestalt  nach  sind  sie  wie  yau-ku 
(-Seitentrommeln«) ,  nur  ist  der  Nabel  des  Gesichts  (der  Mittelstem)  kantig.  Unter 
den  im  Tempel  (Nan -hai -miau  bei  Whampoa)  aufbewahrten  Exemplaren  ist  eine 
Trommel  mit  der  Inschrift:  »Gegossen  vom  General  Fu -p'o  der  Han«,  und  zwar  ist 


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Hirtb:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetromineln. 


21:1 


pauken  zu  machen,  weil  die  Kunst  des  Bronzegusses  in  Ostasien  zuerst 
zwischen  dem  XVIII.  und  III.  Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung,  und 
zwar  zur  Anfertigung  der  klassischen  Bronzen  der  Dynastien  von  Schang  und 
Tschou  ausgeübt  wurde.«  Kr  wirft  mir  im  Zusammenhang  damit  den 
Widerspruch  vor,  der  in  der  Annahme  der  Herstellung  bronzener  Waffen 
bei  den  Barbaren  liege,  indem  er  sagt:  »Was  soll  man  nun  aber  erst  zu 
der  Erklärung  sagen,  daß  Waffen  leichter  zu  verfertigen  wären?  Sie  ist 
doch  wahrlich  allzu  gesucht.«  Ob  wohl  der  Schreiber  dieses  Satzes  je 
eine  dem  chinesischen  Kulturkreis  entstammende  Bronzewaffe,  wie  z.  B. 
das  bei  Reinecke  (Zeitschr.  f.  Ethnologie,  1897,  S.  154)  abgebildete 
Kurzschwert,  mit  den  fein  ornamentierten  Bronzetrommeln  irgendeiner 
der  bekannten  Typen  verglichen  hat?  Zwischen  jenem  primitiven  Bronze- 
guß, der  es  nur  auf  Waffen  und  Geräte  der  gröbsten  Art  abgesehen  hat, 
und  der  Herstellung  einer  Bronzetrommel  scheint  mir  doch  ein  großer 
Unterschied  zu  bestehen.  Daß  den  Man -Barbaren  der  Bronzeguß  über- 
haupt fremd  gewesen  sei,  habe  ich  nirgends  behauptet;  nur  die  feinere 
Technik  im  Zusammenhang  mit  vollendeter  ornamentaler  Ausfüllung  des 
Raumes  müssen  sie  einer  höheren  Kultur  entlehnt  haben,  mag  es  sich  um 
die  indische  oder  die  chinesische  handeln;  denn  dies  scheinen  immerhin  die 
hauptsächlichsten  Urquellen  aller  Kunst  in  Ostasien  zu  sein,  insofern  sie 
sich  nicht  auf  die  primitivsten  Formen  beschränkt.  Wir  wissen  ja  aus  der 
chinesischen  Literatur,  daß  die  Man  im  Besitze  selbst  erzeugter  Bronze- 
geräte waren.  Die  darüber  vorliegenden  Nachrichten  sind  jedoch  sehr 
spärlich  und  verhältnismäßig  späten  Ursprungs.  In  den  beiden  H  an  -sc  hu 
habe  ich  keinerlei  Andeutungen  über  Bronzeguß  finden  können.  Die  unter 
den  Man -Barbaren  sehr  verbreiteten  Liau- Stämme  »gössen  bronzene  Gefäße 
mit  weiter  Öffnung  und  bauchig,  die  man  T'ung-t&'uan ,  d.  h.  Bronzekoeher, 
nannte;  da  sie  dunn  und  nicht  schwer  waren,  erhitzten  sich  die  Speisen  da- 

ri.idd.t.  (mmn^±p%Jä^Qmmmma.uM 

Ifcfflh^c)'  Diese  an  verschiedenen  Orten  wiederholte  Stelle  findet  sieh 
augenscheinlich  zuerst  im  Wel-schu  (Kap.  101  S.  24),  bezieht  sich  daher 
erst  auf  die  Zeit  der  .Toba  (386 — 535  n.  Chr.). 

Ob  die  Man -Barbaren  zur  Zeit  Ma  Yüans  mit  Bronzewaffen  kämpften, 
wie  es  der  Verfasser  des  Kuang-tung-sin-y ü  vermutet,  wer  kann  das 
wissen?  Die  Chinesen  waren  ja  damals  längst  im  Besitze  einer  blühenden 
Eisenindustrie,  die  möglicherweise  sogar  den  Weltmarkt  beherrschte,  wenn 


die**  Inschrift  männlich  (d.  h.  konvex  hervorstehend).  Alle  Inschriften  auf  Bronze- 
gefißen  der  drei  Dynastien  (Hia,  Schang  und  Tschou)  sind  weiblich  und  ihre 
St'hriftzeichen  sind  konkav;  zur  Zeit  der  Ts' in  und  Han  gebrauchte  man  männliche 
Inschriften,  deren  Schriftzeichen  konvex  sind.  Die  männliche  Schrift  ist  leicht  herzu- 
stellen ,  die  weibliche  schwer  zu  gießen.  Es  ist  daher  kein  Zweifel ,  daß  es  sich  um 
ein  Erzeugnis  der  Han -Dynastie  handelt.«  Der  technische  Unterschied  zwischen  so- 
genannten «männlichen,  und  -weiblichen-  Inschriften  findet  sich  in  dem  bekannten 
Werke  der  Mongolenzeit,  dem  Tschö-köng-lu(|g  Kap.  17  S.  3),  in 

ähnliche»  Worten  auseinandergesetzt. 


214 


HiRTii:  Chinesische  Ansichten  fiber  Bronzetrommeln. 


es  die  Erzeugnisse  Nordchiiias  sind,  von  denen  Plinius  (XXXIV,  14  (41), 
Mo)  sagt:  »ex  omnibus  autem  generibtis  palma  Serico  ferro  est  Seres 
hoc  cum  vestibus  suis  pellibusque  mittunt«  (s.  mein  -China  and  the  Roman 
Orient-  S.  225,  Anm.  2).  Ich  zitiere  dieses  im  Jahre  1885  erschienene 
Werk,  um  zu  zeigen,  daß  ich  schon  vor  zwanzig  Jahren  die  Frage  der 
Kisenerzeugung  unter  den  Han  angestreift  habe.  Der  Verfasser  des  Kuang- 
tung-sin-yü  wußte  in  diesen  Dingen  als  ein  in  der  Literatur  seiner 
Heimat  wohl  belesener  Gelehrter  so  gut  Bescheid  wie  irgendeiner  unter 
uns  fremden  Sinologen.  Wenn  er  trotzdem  annimmt,  daß  Ma  Yuan  in  den 
versteckten  Gebirgstälern  der  Man  noch  Bronzewaffen  vorfand,  so  muß  er 
seine  Gründe  gehabt  haben.  Ich  selbst  will  ihm  dabei  weder  recht,  noch 
unrecht  geben.  Wenn  ich  es  jedoch  unternehme,  die  chinesischen  An- 
schauungen, so  wie  sie  sind,  zu  schiltlern,  so  fühle  ich  mich  versucht,  ge- 
wissermaßen die  Rolle  des  Advokaten  zu  übernehmen,  der  die  Gründe  auf- 
sucht, die  zur  Verteidigung  seines  Klienten  beitragen,  mag  dieser  schließ- 
lich den  Prozeß  gewinnen  oder  nicht.  Ich  führe  daher  in  dieser  Frage 
folgendes  als  zugunsten  unseres  chinesischen  Archäologen  sprechend  an. 

Die  berühmte  Eisenindustrie  der  alten  Chinesen  hatte  ihren  Sitz  im 
Norden,  und  zwar  als  Monopol  der  Regierung;  doch  müssen  im  Süden 
Bronzewaffen  noch  jahrhundertelang  im  Gebrauch  gewesen  sein,  als  im 
Norden  nur  noch  in  Eisen  gearbeitet  wurde.  Als  um  das  Jahr  225  n.  Chr. 
vergebliche  Nachforschungen  nach  dem  Grabe  des  Königs  von  Nan-yüe, 
Tschau  T'o,  angestellt  wurdet! ,  fand  man  wenigstens  das  Grab  eines  seiner 
Nachfolger,  des  Königs  Tschau  Ying-tsi,  der  nach  einem  ausschweifenden 
Leben  im  Jahre  113  v.  Chr.  gestorben  war  (Sclu-ki  Kap.  113,  S.  4B;  vgl. 
de  Mailla,  Hist,  de  la  Chine  Bd.  III,  S.  55).  Der  Kaiser  des  Staates 
Wu,  der  dem  Süden  Chinas  entsprach,  Sun  K'üan,  derselbe  Monarch,  dem 
sich  im  Jahre  226  n.  Chr.  ein  römischer  Untertan  aus  dem  Lande  Ta-ts  in 
vorstellte  (s.  China  and  the  Roman  Orient  S.  304  ff.),  hatte  gehört, 
daß  Tschau  T'o  wertvolle  Schätze  mit  in  sein  Grab  genommen  habe,  und 
beauftragte  daher  den  Verwalter  der  Provinz  Kiau -tschöu  (Tung -king,  mit 
Sitz  in  Canton)  namens  Wu  K'i,  das  alte  Königsgrab  zu  suchen.  Dies 
geschah  mit  dem  Ergebnis,  daß  man  auf  das  Grab  des  genannten  Nach- 
folgers stieß.  Unter  den  Fundstücken  werden  erwähnt:  Nephritsiegel, 
goldene  Petschafte  und  Bronzeschwerter  ( ^  Hl      ®  ^  ■§  ^ 

sch u-tsi-tsch'öng  ti,  Kap.  1313,  hui-k'au  15,  S.8B;  vgl.  das  Kapitel 
Ober  das  Grab  des  Tschau  T'o  im  Kuang-tung-sin-yü  Kap.  19,  S.  3, 
wo  noch  verschiedene,  auch  in  den  Zitaten  der  Enzyklopädien  erwähnte 
Gegenstände  genannt  werden).  Nach  einer  Zusammenstellung  des  T'u- 
schu-tsi-tsch'ong  (27,  Kap.  341,  ki-schi  S.  2)  ließ  schon  Sclu-huang- ti 
bronzene  Waffen  sammeln,  um  daraus  Kolossalfiguren  gießen  zu  lassen,  die 
im  Jahre  209  v.  Chr.  aufgestellt  wurden  (nach  Sclu-ki   Kap.  t»,  S.  12: 

is:  %  t  ä  m  t  % m  m  m  ^  » i  %  ^  a + - s  #  f  « 


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Hurra:  Chinesisch©  Ansichten  über  Bronzctrommeln. 


215 


B  S  4*  '  Vgl*  auC^  ^e  verscl"e^enen  Scholien  zu  dieser  Stelle).  Dies 
ist  der  sicherste  Beleg  fur  den  Übergang  der  Bronzezeit  in  die  Periode  des 
Eisens,  fur  den  sich  spharfe  Grenzen  in  China  so  wenig  feststellen  lassen 
wie  bei  uns.  Was  wir  aus  der  chinesischen  Literatur  über  die  prähistori- 
schen Kulturepochen  erfahren,  bezieht  sich  selbstverständlich  auf  die  eigent- 
liche chinesische  Kultur  im  Norden  des  Reiches.  Wir  dürfen  dabei  nicht 
vergessen,  daß  die  Grenze  von  Tung-king,  um  die  es  sich  zur  Zeit  des 
Generals  Ma  Yuan  handelt,  von  den  Ufern  des  Huang -ho  so  weit  entfernt 
ist  wie  die  Küsten  der  Nord-  und  Ostsee  von  Rom,  und  daß  wir  auch  im 
Osten  Asiens  keine  schnellere  Ausbreitung  der  Elemente  einer  höheren 
Zivilisation  voraussetzen  dürfen,  als  wir  dies  bei  gleicher  Entfernung  in 
Europa  erwarten  würden.  In  Europa  kam  die  Kultur  aus  dem  Süden.  Die 
Datierung  der  Eisenzeit  ist  deshalb  im  Süden  derjenigen  des  Nordens  um 
Jahrhunderte  voraus.  In  China  war  es  umgekehrt.  Hier  sehen  wir  die 
nördlichen  Provinzen  zuerst  im  Besitze  des  Eisens,  das  sie  vermutlich  durch 
türkische  Völker  kennen  lernten.  Wie  lange  es  dauerte,  bis  auch  die 
Grenzbarbaren  im  Süden  so  weit  waren,  wissen  wir  nicht.  Für  das  eigent- 
liche chinesische  Kulturgebiet  decken  sich  ja  die  Hauptperioden  in  ihren 
großen  Zügen  mit  denen  Mittel-  und  Nordeuropas. 

Die  alten  Chinesen  haben  verhältnismäßig  früh  über  ihre  prähistori- 
schen Entwicklungsperioden  nachgedacht  und  aus  Gräber-  und  anderen 
Kulturfunden  ihre  Schlüsse  gezogen.  Anders  kann  ich  mir  wenigstens  die 
in  einem  alten  Historiker  niedergelegten  Anschauungen  über  die  Kultur- 
epochen nicht  erklären.  Dieselben  finden  sich  im  Texte  des  Yüe-tsüc- 
schu  eines  Werkes  über  die  Geschichte  des  Staates  Yüe, 

das  früher  einem  der  bevorzugten  Zeitgenossen  und  Schüler  des  Konfuzius, 
T/I-kung,  zugeschrieben  wurde,  wahrscheinlich  jedoch  mit  allerhand  Zu- 
sätzen versehen,  im  Jahre  52  n.  Chr.  in  seiner  späteren  Gestalt  redigiert 
wurde  (s.  den  großen  Katalog  der  Kaiserlichen  Bibliothek  in  Peking  Kap.  (>(>, 
S.  3  ff  ).  Die  genaue  Zeitbestimmung  beruht  auf  einer  am  Ende  des  zweiten 
Buches  vorkommenden  Bemerkung,  wonach  von  der  Zeit,  in  der  der  König 
Kdu  Tsien  (Giles,  ßiogr.  Diet.  Nr.  982)  nach  Lang-ye  verzog,  bis  zum 
28.  Jahre  der  Kien- wu- Periode  567  Jahre  verflossen  seien.  Immerhin  ist 
es  wahrscheinlich,  daß  der  Verfasser  zeitgenössische  Aufzeichnungen  vor 
sich  gehabt  hat,  so  daß  uns  die  Wahl  freisteht,  ob  wir  die  darin  ausge- 
sprochenen Ansichten  dem  V.  Jahrhundert  v.  Chr.  oder  dem  I.  Jahrhundert 
n.  Chr.  zuschreiben  wollen.  Die  im  1 1.  Buche  enthaltene  Weisheit  über  alte 
Wunderschwerter  ist  zwar  eitel  Legende;  uns  interessiert  nur  die  Antwort, 
die  ein  Schwertsachverständiger  namens  Föug-hu  (Jj^  fiB  -^p)  dem  Fürsten 
von  Tscli'u  ( ^  ^)  gab,  als  dieser  seine  Verwunderung  darüber  aussprach, 
daß  auch  ein  eisernes  Schwert  die  Wunder  tun  könne,  wie  sie  gewissen 
altberühmten  Bronzeschwertern  zugeschrieben  werden.  Der  Philosoph  ant- 
wortete:  »Das  wird  so  durch  die  jeweilige  Zeit  erzeugt«,  [fjp  ^ 

;  »in  den  Zeiten  des  Hien-yüan,  des  Schön-nung  und  des  Ho  -  sü 


216  Hurra:  Chinesische  Ansichten  fiber  Bronzetrommeln. 


wurden  Waffen  aus  Stein  gefertigt-,  ff  ^       "5  # ff  ^  B#  W  5 
»man  zerspaltete  Baumholz  und  machte  Paläste  und  Häuser;  die 
Toten  wurden  von  Drachen  geborgen,  denn  Gott  der  Herr  hatte  es  so  ge- 

Zeit  des  Uuang-ti  wurden  Waffen  aus  Nephrit  gefertigt,  um  Baumholz  zu 
fällen  zun'  Häuserbau  und  in  die  Erde  zu  bohren,  denn  der  Nephrit  war 

auch  eine  göttliche  Materie. .  M^lf?  Z  &  Wik 

«und  da  noch  der  Herr  es  so 

fügte,  wurden  die  Toten  von  Drachen  geborgen-,        jlffl  §H  't1  13j 

^IfäÄfiiMt»  "7,,r  Zeit  der  Höhlen  des  Yü  wurden  Waffen  aus  Bronze 
(Kupfer)  gefertigt,  um  damit  bei  I-k'üe  in  die  Erde  zu  bohren  und  durch  das 
Lungtor  zu  dringen,  den  Stromlauf  des  Kiang  und  des  Ho  zu  regulieren, 
die  im  Osten  in  das  Ostmeer  Hießen;  als  die  Welt  vollständig  im  Frieden 
und  geordnet  war,  baute  er  Paläste  und  Häuser.  Wie  sollte  dies  nicht  die 
Kraft  d,S  Herrn  wi„?.   ^  ^  £  |#  J#  Ä      Ä  J#  11  fl*  f«l  iffi  S{[ 

jfcjjr.  -In  der  Jetztzeit  machen  wir  eiserne  Waffen,  respektvoll 
gehorcht  man  der  Militärmacht;  wenn  man  dies  im  Reiche  hört,  wird  sich 
alles  unterwerfen.   Dies  ist  auch  die  göttliche  Wirkung  der  eisernen  Waffen-, 

Sprache  und  Gedankengang  des  geschwätzigen  Philosophen  entsprechen 
recht  gut  der  Zeit,  in  die  das  Zwiegespräch  verlegt  wird,  d.  h.  dein  Anfang 
des  V.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Was  uns  daran  hauptsächlich  interessiert,  ist 
der  Versuch  zur  Periodeneinteilung.  Wir  dürfen  daraus  für  das  chinesische 
Kulturgebiet  etwa  die  folgenden  Zeiten  abstrahieren. 

1.  Die  Steinzeit  als  Urzeit,  bezeichnet  durch  die  Namen  Hien-yüan 
(hier  nicht  wie  in  der  landläufigen  Chronologie  auf  Huang- ti,  sondern  auf 
einen  noch  vor  den  Urkaiser  Fu-hi  verlegten  Weltbeherrscher  zu  beziehen, 
also  etwa  3000  v.  Chr.),  Schön -nung (2737— 2705  v.Chr.)  und  Ho-sü  (einen 
noch  vor  dem  erstgenannten  eingereihten  mythischen  Herrscher  (s.  P'el- 
wön-yün-fu  Kap.  6,  S.  98).  Steinwaffen,  iu  diesem  Falle  Werkzeuge, 
werden  zum  Spalten  von  Holzblöcken  und  zum  Häuserbau  verwendet 
Es  folgt 

2.  eine  Nephritzeit,  von  der  Zeit  des  Kaisers  Huang -ti  (2704  bis 
2595,  nach  den  Annalen  der  Bambusbücher:  2491  —  2389;  s.  Arendt,  Syn- 
chron. Regcntentabcllen)  bis  auf  Yü  (2205  —  2198,  oder  1989—1982). 

3.  Die  Bronzezeit,  von  Yü  bis  zur  Zeit  des  Föng-hu-txi,  d.  i. 
vom  XXII.  oder  XX.  Jahrhundert  bis  etwa  500  v.  Chr.    Von  da  ab 

4.  die  Eisenzeit 

Die  Grenzen  der  Perioden  sind  natürlich  sehr  unbestimmt,  und  die 
Chronologie  als  Grundlage  der  Geschichte  bis  herab  auf  Yü,  und  vielleicht 
noch  darüber  hinaus,  unzuverlässig;  doch  darf  man  annehmen,  daß  der 


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UtRTn:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


217 


Verfasser  mit  den  Zahlen  der  seiner  Zeit  landläufigen  Chronologie  rechnet. 
Die  Nephritzeit  würde,  gewissermaßen  unserer  neolithischen  Periode  ent- 
sprechend, dem  XXVII.  bis  XXII.  oder  XX.  Jahrhundert  angehören.  Von 
da  ab  datiert  der  chinesische  Prähistoriker  seine  Bronzezeit,  was  durch  die 
Tatsache  unterstützt  wird,  daß  wir  den  Bronzeguß  für  kunstvolle  Opfer- 
gefäße bereits  unter  der  Dynastie  Shang,  d.  i.  vor  1122  v.Chr.,  verwendet 
finden  und  daß  jahrhundertelange  Kunstübung  jenen  höheren  Leistungen 
vorausgegangen  sein  muß.  Es  ist  charakteristisch  und  spricht,  wenn  die 
zitierte  Rede  als  Umschrift  eines  aus  der  Zeit  des  Konfuzius  stammenden 
Textes  angesehen  werden  darf,  gegen  die  Zuverlässigkeit  des  Yü-kung  in 
bezug  auf  Eisen,  daß  Föng-hu-tzl  von  diesem  Metall  zu  Yüs  Zeiten  nichts 
zu  berichten  weiß. 

Wenn  der  Philosoph  das  Einsetzen  der  Eisenperiode  in  seine  eigene 
Zeit,  d.  i.  etwa  das  Jahr  500,  verlegt        j|£  £  |f£  f£  g$  Jfe),  so  dürfen 
wir  darunter  verstehen,  daß  man  soeben  gelernt  hatte,  eiserne  Schwerter 
zu  schmieden  und  daß  vielleicht  Geräte  aus  Eisen  schon  längere  Zeit  im 
Gebrauche  waren,  wie  wir  aus  einer  Stelle  des  Philosophen  und  Statistikers 
Kuan-tzT  schließen  dürfen.    Dies  schließt  nicht  aus,  daß  einesteils  das 
sporadische  Vorkommen  eiserner  Waffen  auf  chinesischem  Gebiete  schon 
Jahrhunderte  vor  dem  Jahre  500  v.  Chr.  zugegeben  werden  darf  und  daß 
anderenteils  Jahrhunderte  vergangen  sein  mögen,  bis  der  im  Gebrauch  be- 
findliche Vorrat  an  Bronzewaffen  tatsächlich  durch   eiserne  ersetzt  war. 
Wir  haben  ja  gesehen,  daß  Ts'in-shl-huang-ti  noch  209  v.Chr.  Bronze- 
waffen einsammeln  ließ;  vermutlich  auch  nur  so  viel  als  zum  Gießen  seiner 
Kolossalfiguren  nötig  war.    t*ber  das  sporadische  Vorkommen  eiserner 
WafTen  vor  dem  VI.  Jahrhundert  sind  wir  nur  auf  Vermutungen  angewiesen. 
Der  Legende  nach  müßte  -das  Schwert  K'un-wu-  (|f,^f-»  auch 
möglicherweise  »Schwert  aus  dem  Lande  K'un-wu-  oder  »Schwert  des 
K'un-wu-,  da  die  Uberlieferungen  unklar  sind)  das  älteste  Beispiel  einer 
vermutlich  aus  Eisen  oder  Stahl  gefertigten  Waffe  sein.    Im  Schi- king 
(Legge  S.  642)  wird  ein  Personen-,  wenn  nicht  Völkername  K'un-wu 
(|^^*-)    neben    dem   des   bösen  Kaisers  Kie   von    der  Dynastie  Hia 
(XIX.  Jahrhundert  v.  Chr.)  erwähnt.1    Doch  scheint  dieser  Name  wie  auch 
andere  auf  Persönlichkeiten  gerichtete  Erklärungen  mit  dem  Schwerte  nichts 
zu  tun  zu  haben.    In  Verbindung  mit  dem  Namen  eines  Schwertes  wird 
der  Ausdruck,  wie  es  scheint,  zuerst  vom  Philosophen  Lie-tzT  (Kap.  5, 
S.  16)  gebraucht.   Die  Stelle  lautet:  »Als  Kaiser  Mu-wang  (regierte  von  1001 
bis  947,  nach  der  Chronologie  der  Bambusbücher  von  962  bis  908  v.  Chr.) 
seinen  großen  Krieg  gegen  die  westlichen  Jung  (Hunnen)  führte,  brachten 
ihm  diese  das  K'un-wu -Schwert  dar,  mit  aus  Stahl  geschmiedeter  roter 
Klinge»,  womit  man  Nephrit  wie  Ton  zerschneiden  konnte-  (^jjjjfj 

1  Vgl.SchT-ki  bei  Cbavannes,  Memoires  historiques  usw.  Bd.  I,  S.  180, 
Amn.  3. 

1  Da  in  dem  ebenso  albernen  wie  uralten  Werke  Shan-hai-king  ein  Kupfer 
erzeugender  Berg  K'un-wu  erwähnt  wird,  halten  viele  chinesische  Autoren  das  K'un- 


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218 


Hibth:  Chineswehe  Ansichten  über  Brometromineln. 


^J]  3!  $P  .fr^)"   *)a  ^cr  Philosoph  Lie-tzi,  wenn  er  überhaupt  ge- 

lebt hat  (vgl.  Giles,  Biogr.  Diet.  Nr.  1251),  in  dein  nach  ihm  benannten 
Werke  dem  IV7.  oder  V.  Jahrhundert  v.  Chr.  angehört,  so  dürfen  wir  in 
dieser  Stelle  schwerlieh  ein  Zeugnis  für  das  Alter  der  Schwert» ndustrie  in 
China  sehen;  als  die  legendären  Ansichten  jener  Zeit  wiederspiegelnd  scheint 
sie  jedoch  anzudeuten,  daß  das  Schwei  tsclimieden  in  den  bekannten  Eisen 
erzeugenden  Gebieten  im  Nordwesten  Chinas  ursprünglich  in  den  Händen 
der  Hunnen  lag,  die,  soweit  die  chinesische  Geschichte  reicht,  als  nordliche 
und  westliche  Nachbarn  der  Chinesen  des  Altertums  zu  betrachten  sind.1 
T'au  Hung-king  (451  —  536  n.  Chr.)  erwähnt  in  seinem  Tau-kien-Iu 

em  eisernes  Schwert  des  Kaisers  K'ung-kia  (im  XIX. 
oder  XVII.  Jahrhundert  v.Chr.),  doch  dürfen  wir  dieser  Stelle  gerechtes 
Mißtrauen  entgegenbringen. 

So  früh  der  Legende  nach  die  Eisenindustrie  in  Nordwestchina  vor- 
handen gewesen  sein  mag,  und  so  sicher  es  ist,  daß  das  Eiseumonopol  der 
chinesischen  Regierung  bereits  unter  Wu-ti  im  Jahre  119  v.  Chr.  eingeführt 
wurde  (s.  Schi-ki  Kap.  30  und  T'  ung-kie  n-kang-mu  im  Jahre  1 1 0  v.  Chr.), 
so  wenig  haben  wir  doch  Grund  anzunehmen,  daß  die  für  den  Norden 
Chinas  selbstverständliche  Ausbreitung  des  Gebrauchs  eiserner  Waffen  auch 
für  die  abgelegenen  Bergschluchten  der  südlichen  Barbaren  gilt.  Selbst  im 
Norden  war  es  noch  gar  nicht  so  lange  her,  daß  die  Bronze  immer  noch 
das  Hauptmaterial  für  die  Waffenindustrie  bildete.  Denn  noch  im  Jahre 
175  v.Chr.  gibt  der  Staatsmann  Kia  1  (Giles  Nr.  321)  in  einer  auf  Münz- 
reformen  gerichteten  Denkschrift  (Ts'ien-han-schu  Kap. 24 B,  S.  5)  dem 
Kaiser  Wön-ti  den  Bat,  das  Kupfer  zum  Regierurigsmonopol  zu  machen, 
wodurch  außer  anderen  Ubelständen  der  Verwendung  des  Metalls  zur  Her- 
stellung von  Waffen  vorgebeugt  werde  ()J£  £|n]  fyj  ^  \}X  wozu 
der  Scholiast  bemerkt:  »im  Altertum  wurden  Waffen  aus  Kupfer  (Bronze) 
verfertigt-,  und  Tsch'ong  Ta-tsch'aug,  der  in  seinem  Yen-fan- tu  (Kap.  10, 
S.  8)  diesen  Kommentar  zitiert,  fügt  hinzu:  -Danach  hätten  die  Han  noch 
Waffen  aus  Brun«  K„„acht.  ( }±  £  j£[      j§  £      jfc  g|j  }J|  Jjgj 

\vu  fur  ein  Bronzeschwert.  Es  ist  jedoch  auch  möglich,  daß  im  Texte  de*  Lie-tiT 
,  k'ang,  Stahl,  fälschlich  fur  f'uny,  Kupfer  oder  Bronze,  gesetzt  worden  ist, 
da  schon  Kiang  Yen  im  VI.  Jahrhundert  die  letztere  Lesart  vertritt  (Kuang-po- 
wu-tsch7  Kap.  23,  S.  28). 

1  Ich  hin  geneigt,  mit  dem  Japaner  Shiratori  (s.  B.  Munkäcsi  im  Keleti 
Szemle  IV,  1903,  S.  241)  die  in  der  ältesten  chinesischen  Geschichte  und  von  den 
Chinesen  seihst  mit  den  späteren  lliung-nu  identifizierten  Völkernamen  Hüu-yil 
und  Hien-yün  als  verschiedene  Transkriptionen  derselben  Wurzel  Hunnu  anzu- 
sehen. Dazu  kommen  vielleicht  auch  noch  andere  alte  Namen,  wie  K'flan  und 
selbst  Jung.  Sollte  nicht  auch  das  Epitheton  K'un-wu  bei  dem  Schwerte  des 
Mu-wang  mit  dem  Namen  der  Bai  baren  zusammenhängen,  von  denen  es  die  Legende 
abstammen  läßt?   K'un-wu-kicn  wäre  danach  mit  -Huunenschwert.  zu  übersetzen. 


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Hin™ :  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


219 


Das  T*  u -sch  u- ts  i  -  tsch' öng  (27,  Kap.  341  ad  finein)  zitiert  aus  dem 
Ji-tschi-lu  (  £J  ^jj  ^J^,  »a  truly  valuable  collection,  published  about  1673«, 
WylieS.  130)  einen  längeren  Bericht  über  die  allmähliche  Verdrängung  der 
Bronze  durch  eiserne  Waffen.  Danach  setzte  dieselbe  unter  den  älteren 
Han  ein,  griff  dann  unter  der  zweiten  Han- Dynastie  noch  mehr  um  sich 

t  — Sl^lttj^ÄÄtS»  von  der  Bronzewaffc  gesagO t  ""d  schließ- 
lich wird  die  Anfertigung  einiger  Schwerter  und  Dolche  im  Jahre  219 
n.  Chr.  als  wohlgclungener  Eisen-  (oder  Stahl-)  Waffen  als  der  Zeitpunkt 
angeführt,  in  dem  keine  Bronze  mehr  verwendet  wurde  (ftjl       ~*  -|- 

TkMßä'&nkfäMM&.V  Der  Bericht  dcs  I-tschT-lu  ist  einem 
Werke  des  Kiang  Yen  (£tflj|,  443—504  n.  Chr.;  s.  Gib«  Nr.  345),  dem 

T'ung  -  kien  -  tsan  (|{JjJ  ^jjj  ü|,  d.  h.  »Abhandlung  über  Bronze- 
schwerter») entnommen,  das  nur  einige  Generationen  junger  ist  als  die 
darin  niedergelegten  Bemerkungen  über  den  Niedergang  der  Bronzeindustrie 
in  beztig  auf  Schwerter.  Kiang  Yen,  dessen  Text  im  Kuang-po-wu- 
tschl  (f|f§$1;fe'  Kap.  32,  S.  27— 32)  abgedruckt  ist,  beruft  sich 
auf  Tschang  Hua  (gffffl,  232—330  n.  Chr.;  s.  Giles  Nr.  65)  als  Verfasser 

des  Po-wu-tsclu  (f§  $9  ^0'  der  DenauPtet»  daß  »zu  seiner  Zeit, 
d.  h.  im  III.  Jahrhundert,  Bronzearbeiter  nicht  mehr  zu  finden  waren 
und  daß  man  dieselben  nur  noch  in  Selm,  d.  i.  Ssi-tsch'uan,  und  bei  den 
K'iang,  d.  i.  den  Tanguten  (oder  »bei  den  Tanguten  von  Sehn«)  antreffe-, 

§^^X^^Wf#Pft  ^rtl^l+ir^W-  Könnte  sich  nicht 
so  gut  wie  bei  den  K'iang  oder  Tanguten  der  Bronzeguß  auch  bei  den 
Barbaren  an  der  Grenze  von  Tung -king  erhalten  haben?  Es  sieht  fast  so 
aus,  als  ob  eine  Legende,  die  sich  in  verschiedenen  Versionen  in  den  alten 
Historikern  wiederfindet,  eine  Anspielung  auf  die  Einführung  des  Eisens  in 
Annain  enthält.  Nach  der  vom  T'ung-tien  und  von  Ma  Tuan-lin  (vgl. 
d'Hervey,  Mcridionaux  S.  426)  abweichenden  Version  des  Tsin-schu 
l  Kap.  97,  S.  15)  war  der  Usurpator  Wön,  der  sieh  336  u.  Chr.  des  Thrones 
von  Lin-i  bemächtigte,  früher  ein  gemeiner  Sklave  gewesen.  Er  sieht 
eines  Tages  in  einem  Bache  zwei  Karpfen  spielen.  Dieselben  verwandeln 
sich  in  Eisen.  Daraus  schmiedet  er  zwei  Schwerter,  mit  denen  er,  unter- 
stützt durch  einen  Zauberspruch ,  eine  Felswand  zerspaltet.  Darauf  kommen 
reisende  Kaufleute,  die  dem  Fürsten  von  Lin-i  zeigen,  wie  man  Paläste 
und  Städte  baut  und  Waffen  verfertigt.  Nach  dem  T'ung-tien 
(Kap.  188,  S.  13)  hatten  Kaufleute  diese  Künste  auf  ihren  Reisen  nach  Lo- 
yang  von  den  Chinesen  erlernt. 

Ich  will  auf  die  zahlreichen  Fälle,  in  denen  von  der  Herstellung  von 
bronzenen  Prachtschwertern  (pau-kien  ^fjjjlj)  nach  der  Zeit  der  llan- 
Oynastie  gesprochen  wird,  nicht  eingehen,  da  dieselben  schwerlich  für  den 
Arineegebrauch  bestimmt  waren.  Nur  einen  späten  Fall  will  ich  noch  an- 
fuhren, da  es  sich  dabei  um  größere  Mengen  handelt.  T'au  Hung- king 
berichtet  in  seinem  Tau-kicn-lu  (S.  5),  der  Kaiser  Sun  K'üan  der  Dynastie 


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220  Hibth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 

Wu  habe  im  Jahre  226"  n.Chr.  Wu-tsch'ang- Kupfer  und  Eisen  gesammelt,  um 
1000  zweischneidige  Schwerter  und  10000  Messer  (oder  einschneidige 
Schwerter),  3*/iuFuß  lang,  zu  verfertigen:  Die  Köpfe  der  Messer  waren 
viereckig;  sie  wurden  aus  Nan -kün- Kupfer  und  mit  Kohlen  aus  Yüe 

*  p  m  »  o  71  &  m = r  %  1 7i  m  *  m  m  m  m  m  st 

i^F  1(5,1  bin  ,nir  darUDer  nicnt  ßanz  ^,ar'  OD       sicn  üei  der  V  er- 

wendung des  Kupfers  von  Nan  (=  Nan -kün),  womit  die  Erzeugnisse  des 
Kingberges  im  Gebiet  von  Nan-kQn  gemeint  sein  dürften  (s.  Hüu-han- 
schu  Kap.32,  S.6B,  Seholie  zu  [jg  fßjftj  |Jj  r  |ij  «fft  B  %  Rfr 

^^L^fM^^^'  u,n  KhnKen  oder  uin  Griffe  der  Kurzschwerter 
handelt.    Jedenfalls  wurde  Kupfer  zu  ihrer  Herstellung  verwendet. 

Wenn  übrigens  Tschang  Una  um  300  n.  Chr.  den  gänzlichen  Stillstand 
der  Bronzeindustrie  mit  Ausnahme  derjenigen  der  Tanguten  von  Ssl-tsch'uan 
konstatiert,  so  verweist  der  Verfasser  des  Ai-jl-tsch'ai-ts'ung-tsch'au 
(§£  tl  72?3Ö;^  Kap.l,  S.  15B)  mit  Recht  auf  die  berühmte  Bronze- 
trommel des  Hunnenfürsten  Ho -lien  P'o-p'o  der  sic»  als 
Verwandten  des  großen  Konigsgeschlechtes,  dem  auch  Attila  angehorte,  mit 
Stolz  einen  Nachkommen  des  chinesischen  Kaisers  Yfl  nannte  (JD^^ji^ 

^^ÜL»  Tsin-schu  Kap.  130,  S.  5B)  und  daraufhin  die  von  ihm  be- 
gründete kurzlebige  Dynastie  mit  Sitz  im  Orduslande  als  Hia  -  Dynastie 
bezeichnete  (vgl.  Deguignes,  Geschichte  der  Hunnen  und  Türken, 
übers.  Dähnert,  Greifswald  1770,  V,  S.27lf.).  Derselbe  ließ  außer  anderen 
kunstvollen  Arbeiten  eine  große  Bronzetrommel  gießen         ^  © 

jjjr),  sowie  gewisse  mythologische  Figuren,  Kamele,  Drachen  u.  dergl.  Tiere 
aus  Bronze,  mit  echtem  Gold  verziert,  die  er  vor  seinem  Palaste  aufstellen 

SS^Äü)'  Im  Kin-sch»'so  Abt.  Kin,  Fol.  39,  wird  eine  mit  dieser 
Trommel  identifizierte  Inschrift  nebst  einem  Stück  des  Trommelrandes  mit- 
geteilt, das,  wenn  die  Illustration  einer  bewährten  Quelle  entstammt,  auf 
eine  Platte  von  reichlich  1 l/3  Fuß  im  Durchmesser  schließen  läßt.  Als 
Quelle  wird  ein  Inschriften-  und  Handschriftenwerk  aus  dem  Anfang  des 
XII.  Jahrhunderts,  das  Kuang-tsch'uan-schu-po  ( J\\  j|$t  s. den 
großen  Katalog  der  Kais.  Bibl.  von  Peking,  Kap.  112,  S.  33)  angeführt. 
Die  Inschrift  lautet:  ^l^^^-t^^^)^  d.h.  -der  (Guß-) 
Meister  Huan  im  7.  Monat  des  ersten  Jahres  Lung- schöng- ,  das  dem  Jahre 
408  n.  Chr.  entspricht.  So  zuverlässig  die  Tatsache  an  und  für  sich  ist, 
insofern  die  Stelle  des  Tsin-schu  in  Betracht  kommt,  so  unsicher  fühle 
ich  mich  in  beziig  auf  die  weiteren  Ausführungen  des  Kin-schl-so,  wo- 
nach die  Trommel  »den  von  den  südwestlichen  Barbaren  angefertigten  in 
Gestalt  und  Arbeit  sehr  ähnlich-  war  (JtIJ^t#^^iSlSffi| 
Ji/fy^).  Es  wird  dem  Kuang-tsch'uan-schu-po,  einem  Werke,  dessen 
bona  fides  keinem  Zweifel  unterliegt,  hier  sowohl  wie  in  der  Ming- Enzy- 


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Hirth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommel n. 


221 


klopädie  Tien-tschung-ki  (Kap.  43,  S.  32)  ein  Zitat  aus  dem  Schl- 
liu-kuo-ki  des  Tsui  Hung  zugeschrieben.  Es 

scheint  mir  zweifelhaft,  ob  es  wirklich  daher  stammt,  da  dieses  Werk  der 
Wei- Dynastie  (V.Jahrhundert)  früh  verloren  gegangen  und  erst  unter  der 
Ming-Dynastie  unter  demselben  Titel  aus  einzelnen  Daten  des  Tain -seh», 
Pel-schT,  Ts'ö-fu-yüan-kui,  T'ai-p' ing-y  ü-lan  und  ähnlicher  alter 
Werke  wieder  zusammengestellt  wurde,  weshalb  es  auch  in  dem  Sammel- 
werk Han -w ei-ts'ung-schu  nur  in  Fragmenten  aufgenommen  wurde. 
Vgl.  Wylie  S.  32:  »One  of  the  most  ingenious  cases  of  literary  fraud  on 
record.*  Die  Kritik  der  im  Kin-schT-so  mitgeteilten  Inschrift,  sowie  der 
scheinbar  als  Pause  hinzugefügten  Abbildung,  wird  vielleicht  von  dem  Auf- 
finden der  Originalstelle  im  Kuang-tsch'uan-schu-po  abhängen.  Ks 
fragt  sich:  wann  und  von  wem  ist  die  Trommel  tatsächlich  gesehen  und 
untersucht  worden?  In  dem  im  Han-wel-ts'ung-schu  der  Hunnen- 
Dynastie  des  Ho -lien  P*o-po  unter  dem  Titel  Hia-lu  mitgeteilten 
Abschnitt  kann  ich  die  Stelle  nicht  finden. 

Da  die  Erzeugung  des  Eisens  bei  den  Chinesen  Regierungsinonopol 
war,  so  darf  man  annehmen,  daß  es  für  die  Man -Barbaren  nicht  so  leicht 
war,  sich  das  chinesische  Produkt  zu  verschaffen.  Nach  Schl-ki  (Kap.  113, 
S.  2B)  wurde  zur  Zeit  des  Königs  Tschau  T*o  die  Ausfuhr  eiserner  Geräte 
oder  Waffen  nach  den  Gebieten  der  Man -Barbaren  geradezu  verboten 

Maßregel  als  eine  gegen  ihn  gerichtete  Intrigue  auf,  aber  es  liegt  doch  in 
der  Natur  der  Sache,  daß  der  chinesische  Hof  bemüht  war,  den  sich  fort- 
während auflehnenden  Grenzbarbaren  möglichst  die  Mittel  zu  entziehen, 
die  ihnen  zum  Erfolg  helfen  konnten.  Es  scheint  mir  fraglich,  ob  jenes 
Eisenverbot  je  wieder  aufgehoben  wurde.  Solange  die  Barbaren  keine  ander- 
weitige Verwendung  fur  ihre  alten  Bronzewaffen  hatten ,  wie  z.  B.  der  Kaiser 
^hi-huang-ti,  mag  auch  kein  Grund  vorgelegen  haben,  sich  derselben  zu 
entäußern.  So  lesen  wir  denn  in  einem  Werke  des  III.  Jahrhunderts  n.  Chr., 
im  Nan-tschou-i-wu-tschl  ( »J»|»|  zitiert  iin  T'ai-p'ing- 

y ü-lan  Kap.  786,  S.  3),  daß  die  Wu-hü  (^J^jjt)«  ein  auch  im  Höu-han- 
schu  (Kap.  116,  S.  10)  als  ein  Barbarenstamm  erwähntes  Volk,  das  sich 
170  n.  Chr.  den  Chinesen  unterwarf,  178  aber  wieder  abfiel  und  181  mit 
anderen  Stämmen  an  der  Gnenze  von  Kuang-tung  und  Tung- king  hauste, 
mit  acht  Zoll  langen  vergifteten  bronzenen  Pfeilspitzen  schössen  (J^ 

Zu  diesen  Pfeilspitzen  gesellt  sich  nun  noch  ein  Artikel,  von  dein 
wir  wissen,  daß  er  zu  den  Waffen  der  südlichen  Barbaren  gehörte,  die 
Armbrust,  deren  Drücker  und  Schlösser  zur  Zeit  der  Han  sicher  aus 
Bronze  verfertigt  wurden  (vgl.  Forke,  »Uber  die  Chinesische  Annbrust«, 
Verhandig.  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte, 1896,  S.  275).  So  findet  sich  im  Kin-schT-so  (Abt.  Kin,  Bd.  11, 
Fol.  30)  ein  •  bronzenes  Armbrustschloß.  (||H]  mit  Inschrift  noch  vom 


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222 


Hirth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


Jahre  218  n.Chr.1  Nach  einem  Berichte  des  Kuang-tung-si  nf-yü  (Kap.  lb\ 
S.  13Bf.)  waren  die  Bewohner  von  Yüe  an  der  Grenze  von  Tung-king  mit 
der  Herstellung  der  Armbrust  wohl  bekannt  und  Tschau  T*o,  der  ja  alle  guten 
Hinrichtungen  der  Man  mit  Hintansetzung  chinesischer  Kultureinflüsse  sorgfältig 
pflegte,  mag  diese  Kunst  nach  Kräften  gefördert  haben.  Im  Kui-hai-yü- 
höng-tschi  (S.  1 1  f.)  werden  die  Armbrustschutzen  der  Yau -Baibaien  und 
der  fremden  Stämme  im  Südwesten  gerühmt,  die  hauptsächlich  wegen  ihrer 
mit  Schlangengift  präparierten  Pfeile  gefürchtet  waren.  Nach  dem  Nan- 
yüe-tschi,  zitiert  im  Ko-tschi-k'i ng-y üan  (Kap.  41,  S.  13B),  wurden 
in  Kuang-tung  einst  Armbrustschlösser  aus  dem  Flusse  gezogen,  von  denen 
man  sagte,  sie  -stammten  aus  der  Annbrustw erkstättc  des  Königs  von  Yüe« 

an****)- 

Nach  diesen  Erörterungen  wird  mancher  Leser  mit  mir  die  Empfin- 
dung haben,  daß  der  Verfasser  des  K uang -tu ng-sin -y ü  zwar  nur  eine 
Vermutung  ausspricht,  wenn  er  die  Man -Barbaren  zu  Ma  Yüans  Zeiten 
noch  mit  Bronzcwaflfen  kämpfen  läßt,  daß  jedoch  diese  Hypothese  durchaus 
nicht  so  ungereimt  ist,  wie  es  auf  den  ersten  Blick  scheinen  könnte, 
wenn  wir  ihre  Entfernung  vom  Norden  Chinas,  ihre  isolierte  Lage,  ihren 
Kupferreichtum  und  die  Eifersucht  der  Chinesen  auf  ihr  Eisenmonopol  in 
Betracht  ziehen. 

•  Die  Bronze  trommel  ist  allem  Ausehwin  nach  ein  so  vollendetes  und  kompli- 
ziertes Kulturclemcnt,  daß  wir  sicher  noch  manches  andere  Denkmal  einer  etwaigen 
höheren  Kultur  der  Man  besitzen  würden,  wenn  eine  solche  je  vorhanden  gewesen 
wäre.  Dies  ist  jedoch,  soviel  ich  weiß,  nicht  der  Fall.  Gerade  dieses  vereinzelte 
Auftreten  der  Trommel  in  größerer  Menge  gegenüber  der  Armut  an  anderen  Kultur- 
erzeugnissen  scheint  dafür  zu  sprechen,  daß  wir  es  mit  einem  nicht  auf  eigenem 
Boden  entstandenen  Gewächs  zu  tun  haben,  und  die  Vergleichung  chinesischer 
Elemente  mit  dem,  was  wir  wegen  seiner  Unerklärbarkcit  für  einheimisch  halten 
müssen,  gibt  uns  einen  bedeutenden  Fingerzeig  in  bezug  auf  das  Ornament.  So 
nahe  vielleicht  der  Gedanke  liegt,  eine  kreisrunde  Oberfläche  mit  konzentrischen 
Ringen  zu  bedecken  und  deren  Zwischenraum  mit  bestimmten  Ornamenten  auszu- 
füllen, so  glaube  ich  doch  eine  geistige  Verwandtschaft  selbst  zwischen  diesen 
Produkten  einer  halbwilden  Kultur  und  z.  B.  dem  Schild  des  Achilles  wittern  zu 
können.  Die  klassischen  Bronzen  der  alten  Chinesen  enthalten  nichts,  was  an  diese 
Form  erinnert.  Erst  mit  dem  Metallspiegel  der  Dynastie  Man,  dessen  schönst«  und 
berühmteste  Formen  die  sogenannten  Traubenmuster  (p'u-t'aii-irön)  bildeten  (vgl. 
Titelkupfer  in  Chines.  Studien  Bd.  I),  erscheint  diese  Art  Ausfüllung  des  Kreises 
in  der  chinesischen  Ornamentik.  Das  Traubenmuster  a!>cr  wurde  mit  der  Traube 
selbst  vom  großen  Entderkcr  Tschaiig  K'ien  aus  dem  Lande  Ta-yüan  (Ta-wan. 
Groß-VVati)  in  China  eingeführt ,  d.i.  aus  dem  griechisch -bak  Irischen  Gebiete  in 
Zeiitralasien,  das  auch  China  mit  seinen  berühmten  Pferden  und  einer  Anzahl  Kultur- 
pflanzen beglückte.« 

»Ich  glaube  in  einer  Reihe  von  Ornamenten,  die  gleichzeitig  mit  jenem  Trauben- 
muster gerade  in  dieser  Epoche  zum  erstenmal  in  der  chinesischen  Kunst  auftreten 


1  Wenn  Liu  An  in  seinem  Huai-nan-tzT  (Kap.  11,  S.  10)  sagt:  -Aus  Bronze 
kann  man  keine  Armbrust  machen-  ^  pj"  Ljj[  ^  ,  so  meint  er  damit  na- 
türlich den  Bogen  und  nicht  Schloß  und  Drücker  dieser  Waffe. 


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Hurra:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


223 


—  Elster,  Bieno  usw.  — ,  und  die  sich  auf  einigen  Metallspiegeln  vereinigt  finden, 
die  Symbole  des  baktrischen  Dionysosdienstes  wiederzuerkennen.' 

•Seit  jener  Zeit  trat  bei  aller  ihrer  konservativen  Hoehhaltung  des  Alther- 
gebrachten ein  großer  Umschwung  in  der  chinesischen  Kunst  ein.  Was  wir  auch 
nur  als  griechischen  Ursprungs  in  der  chinesischen  Ornamentik  zu  entdecken  ver- 
mögen (wie  z.  B.  die  Erscheinung  des  zusammenhangenden,  endlosen  Mäanders 
gegenüber  dem  zweiteiligen  altchinesischen  tri-won,  s.  Chines.  Studien  Bd.  I, 
S.  233  ff.),  stammt  aus  diesen  chinesisch -baktrischen  Beziehungen  des  II.  Jahr- 
hunderts v.Chr.  Dies  der  Grund,  weshalb  das  •Trommel feil«  unserer  Brouzepauken 
aus  der  Ferne  so  viel  mehr  dem  Schild  des  Achilles  als  dem  Erzeugnis  eines  armen 
Barbarenstammes  in  Hinterindien  gleicht.  Dasselbe  darf  mau  von  der  reichen,  von 
der  altchinesischen  gänzlich  abweichenden  Ornamentik  der  Metallspiegcl  aus  der  Han- 
Dynastic  behaupten.» 

Dazu  bemerkt  de  Groot:  »Über  Hirths  Satz,  daß  in  der  Ornamentik 
der  Pauken  Symbole  des  baktrischen  Dionysosdienstes  zu  erkennen  sein 
sollen,  können  wir  mit  Stillschweigen  hinweggeben.«  Auch  ich  will  mit 
Stillschweigen  hinweggehen  über  die  Logik,  mit  der  de  Groot  meine  Aus- 
führungen mißversteht.  Habe  ich  denn  die  Symbole  des  Diouysos- 
dienstes  wirklieh  in  den  Ornamenten  der  Bronzetrommeln  wiederzuer- 
kennen geglaubt?  Was  ich  über  diese  Symbole  sage,  bezieht  sich  auf  die 
Metallspiegel  und  nicht  auf  die  Bronzepauken.  Meine  Ansicht  über  die 
Traubenspiegel  der  Han  und  die  hellenistischen  Motive  ihrer  Ornamentik 
habe  ich  in  meiner  Arbeit  -Uber  fremde  Einflüsse  in  der  chinesischen 
Kunst«  (Leipzig  189b*)  niedergelegt.  Der  von  mir  angedeutete  Zusammen- 
hang mit  diesen  Kunsterzeugnissen  bezieht  sich  lediglich  auf  den  Umschwung 
in  der  chinesischen  Kunst,  der  zeitlich  mit  der  Eröffnung  chinesisch -bak- 
trischer  Beziehungen  zusammenfällt.  Vor  dieser  Zeit  war  die  chinesische 
Ornamentik  in  den  Formen  der  Shang-  und  Tschou- Dynastie  erstarrt;  erst 
nach  der  Zeit  des  Kaisers  Wu-ti  finden  wir  Kunstformen  ganz  verschie- 
dener Art,  eine  Erscheinung,  die  sich  nur  durch  die  veränderten  politischen 
Beziehungen  erklären  läßt.  Von  den  Kunstdenkmälern  der  Han  ist  uns  ja 
sehr  viel  verloren  gegangen.  Wer  hätte  noch  vor  wenigen  Jahren  die  von 
Chavannes  bearbeiteten  Steinskulpturen  des  II.  Jahrhunderts  n.  Chr.  fur 
chinesisch  gehalten,  wenn  man  ihm  gewisse  Partien  jener  Abklatsche  ohne 
jeden  Kommentar  zur  Beurteilung  vorgelegt  hätte?  Die  gründlichste  Kennt- 
nis früherer  wie  späterer  Formen  der  chinesischen  Kunst  hätte  vor  einem 
Rätsel  gestanden.  Wer  kann  wissen,  ob  es  uns  nicht  eines  Tages  ähnlieh 
mit  den  Bronzetrommeln  gehen  wird? 

•  über  das  Ornament  Ihrer  Bronzetroinmcln  will  ich  nicht  allzu  viele  Ver- 
mutungen aufstellen,  bis  ich  nicht  eine  größere  Anzahl  von  Objekten  gesehen  und 
im  Iktail  studiert  habe,  wozu  mir  hier  jede  Gelegenheit  fehlt.  Der  Frosch  ist  tu 
der  chinesischen  Kunst  kein  allzu  häufiges  Ornament.  Aus  den  chinesischen  Texten 
Rrht  nicht  hervor,  welche  Spezialität  des  Frosches  mit  dem  Bronzctrominclfrosch 
gemeint  ist,  ob  Ochsenfrosch ,  Laubfrosch,  Kröte  usw. ;  ja  selbst  von  -Kaulquappen« 
habe  ich  gelesen,  die  auf  der  Trommel  ahgebildet  waren.  Der  buddhistische  mytho- 
logische Frosch,  der  hlufig  von  Malern  als  Vorwurf  gewählt  wird  («ein  Frosch, 
auf  der  Schulter  eines  lachenden,  meist  häßlichen  Jünglings  sitzend-,  oder  -ein 
Frosch,  eine  Wolke  aus  seinem  geöffneten  Rachen  blasend,  auf  der  oin  Tempel 


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224  Hibth:  Chinesische  Ansichten  Ober  Bronzetrommelu. 

schwebt»)  ist  jedenfalls  damit  nicht  gemeint,  da  derselbe  nur  drei  Beine  hat,  was 
bei  Ihren  Trommel  (raschen  nicht  der  Fall  zu  sein  scheint.  Aus  der  Beschreibung 
gewisser  Trommelfunde  ersehe  ich,  daß  diese  Trommel  lauter  und  weiter  klang, 
wenn  der  Frosch  und  nicht  die  Scitcnwand  der  Trommel  angeschlagen  wurde.  Ich 
zweifle,  ob  diese  Angabe  sich  durch  Experiment  bestätigen  läßt.  Die  Zahl  der 
Frösche  war  verschieden. - 

Frösche  haben  nach  Heger  (S.  151)  nichts  mit  dem  chinesischen  Ge- 
dankenkreise zu  tun.  Ich  möchte  diese  Behauptung  nicht  ohne  weiteres 
unterschreiben,  denn  wenn  auch,  wie  gesagt,  der  Frosch  in  der  chinesi- 
schen Ornamentik  keine  hervorragende  Rolle  spielt,  so  kommt  er  doch  vor, 
in  der  Kunst  sowohl  wie  in  der  Literatur.  In  den  verschiedenen  Be- 
schreibungen von  Bronzetrommeln,  die  mir  bis  jetzt  zu  Gesicht  gekommen 
sind  (darunter  recht  viele  bei  de  Groot  nicht  mitgeteilte)  finde  ich  das 
Froschornainent  unter  folgenden  Namen  erwähnt:  1.  u»  |^|;  2.  4$ 

das  sitzende,  kauernde  tea;  3.  tea-ko  fyf&jj  5  4.  ha-ma  Öü^ife^V;  5.  ma 
6.  k'o-töu  (K  uang-tu  ng-sin-y  ü  Kap.  16,  S.  4)  und  7.  t&ch'an- 

tsch'u  !$f$J}j«  r)ie  unter  1  bis  5  angeführten  Ausdrücke  beziehen  sich 
nach  der  jetzigen  Terminologie  sämtlich  auf  den  Frosch  oder  Froscharten; 
Nr.  6,  k'o-töu,  ist  die  Kaulquappe,  die  ich  nur  in  der  Schilderung  eines 
in  den  Jahren  1403 — 1425  in  Wan-tschou  auf  Hainan  entdeckten  Exem- 
plare« erwähnt  finde.  Auch  die  Kröte,  tsch'an-tsch'u,  wird,  soweit  ich 
mich  erinnere,  nur  im  Ku  i  -  hai-y  ü-höng-tschl  erwähnt  (de  Groot 
S.  85  in/m).  Möglicherweise  werden  die  beiden  Tiere,  die  ja  auch  bei  uns 
der  Laie  nur  an  der  Art  ihrer  Fortbewegung  zu  unterscheiden  pflegt,  in 
den  beschreibenden  Texten  verwechselt.  Von  beiden  zu  trennen  ist  der 
mythologische  Frosch ,  wie  er  in  Bronzewerkeu  und  Gemälden  häufig  genug 
dargestellt  wird.  Er  unterscheidet  sich  dadurch ,  daß  er  nur  drei  Beine  hat. 
Im  Mo-p'u  des  Fang  Mi-tsch!  |§5  fff )»  einem  reich  illustrierten 

Werke  über  ornamentale  Tuschstucke,  sind  zwei  dieser  Tiere  abgebildet, 
so  Kap.  3,  S.  20  ein  gesprenkelter  dreibeiniger  Frosch,  auf  der  Röckseite 
des  Tuschstückes  bezeichnet  als  Ts  im- sui-tschi,  ^  j^jj  »der  Tausend- 
jährige«, und  Kap.  3,  S.  21  sehen  wir  ihn  als  wolkenspeienden  «Geist  des 
Mondes«  {yüe- Using  y  T^pj)  '  'n  der  dazugehörigen  Inschrift  wird  er  als 
tsch'an-tsch'u ,  Kröte,  bezeichnet.  Es  scheint,  daß  man  es  früher  mit  den  ein- 
zelnen Arten  und  ihrer  Nomenklatur  nicht  sehr  genau  genommen  hat.  So 
sind  ha-ma  (Frosch)  und  tsch'an-tscKu  (Kröte)  noch  von  T'au  Hung- king 
verwechselt  worden,  wie  Tsch'ön  Ts'ang-k'i  bemerkt  (^S^jjjy       ./jlj  jc|? 

«£— «*i*a*«£*!£=i*i#«b  ••»»-«■■•«- 

kang-mu  Kap.  42,  S.  7).  K'öu  Tsnng-schi  spricht  (ebenda  S.  2B)  auch  von 
den  »dreibeinigen  Kröten  der  Überlieferung-  ( ftfc  fiff  __i  ^  ^*  j^|f )» 
die  natürlich  nicht  existieren. 

Als  Symbol  des  langen  Lebens  ist  nun  die  Kröte  und  mit  ihr  ver- 
wechselt wohl  auch  der  Frosch  in  den  ersten  Jahrhunderten  unserer  Zeit- 
rechnung bei  den  Chinesen  bekannt  gewesen;  der  Buddhismus  ist  dabei 
jedenfalls   ausgeschlossen ,    da   die   Kröte  dem    Erz-Tauisten   Ko  Hung 


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Hirtr:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


225 


(^Hj^jfc,  starb  330  n.Chr.)  ein  geweihtes  Tier  war.  Derselbe  sagt  in 
seinem  Pau-p'o-tzi:  »Wenn  die  Kröte  (oder  der  Frosch)  tausend  Jahn; 
alt  ist,  hat  sie  auf  dem  Kopfe  ein  Horn,  auf  dem  Bauche  ein  rotes  Zeichen 
(nach  anderen  Zitaten   dein  Zeichen    /\,  pa,  acht,  entsprechend);  man 

nennt  sie  »das  fleischerne  fccAt-  (^  =  eine  als  Symbol  des  langen  Lebens 

geltende  Pilzart)  und  kann  sie  essen-,        Jjfa  ijg  jjjjj  ^  ^  jjg 

Wft0T^*S^0ßl2:^Ä'  Pön-ts'au-kang-mu 
Kap.  42,  S.  2 B;  vgl.  auch  ein  Zitat  aus  dem  Huan-yü-ki,  lg  ^  §g, 
im  P*ei- wön-y  ün-fu  Kap.  4A,  S.  148B,  wo  dieselben  Eigenschaften  dem 
Aa-wki  (4^i^l)  «der  Frosch  zugeschrieben  werden.  Es  durfte  sich  also 
für  unsere  Zwecke  empfehlen,  den  Unterschied  zwischen  Frosch  und  Kröte 
nicht  allzusehr  zu  betonen.  Wir  dürfen  twide  als  Symbole  des  langen 
Lebens  betrachten,  wie  aus  einer  Stelle  des  Yün-fu-schT-i  (ffäjföfä 

^  Kap.  21,  S.  14B)  klar  hervorgeht,  wo  gesagt  wird,  daß  in  einer  ge- 
wissen Bergböhle  zu  finden  ist  »der  lleischerne  Pilz,  auch  tausendjähriger 
Frosch  genannt,  den  man  fangt  und  verzehrt,  wodurch  man  sein  Leben 

.„längen,  kann.  ( W  &  2  ^  M  ^  f#  AB  &  £  W  M> 
Dahin  gehört  wohl  auch  ein  fabelhafter  Frosch,  der  vom  Lande  Tschön- la 
(Kambodscha)  eingesandt  wurde  unter  dein  Namen  Wan-ntVn-ko,  ^  4^1  iji^. 
d.h.  »Frosch  der  zehntausend  Jahre«  (P'eT-wö n-y  ün -fu  Kap.  104,  S. 62 B). 

Für  die  in  China  gangbaren  volkstümlichen  Anschauungen  über  Frosch 
und  Kröte  könnte  man  eine  lange  Reihe  von  Stellen  anführen  (s.  u.  a.  die 
Froschkapitel  in  den  verschiedenen  Enzyklopädien,  namentlich  im  T'u-schu- 
tsi-tsch'öng  sowie  P'eT- wön-y  ün-fu  Kap.  6',  S.  155,  Kap.  21  S.  205 
bis  209  und  Kap.  104,  S.  64  nebst  den  ergänzenden  Stellen  in  den  betreffen- 
den Kapiteln  des  Yün-fu-schT-i,  und  im  Pie n-tzl- lel-pien  unter  den 
verschiedenen  Stichwörtern  für  »Frosch»  und  -Kröte»). 

Ich  stimme  jedoch  mit  de  Groot  darin  überein,  daß  es  zunächst 
schwer  ist,  den  Frosch  in  seinen  Ilaupteigenschaften  1.  als  Symbol  des 
langen  Lebens,  2.  als  das  dem  Monde  geweihte  Tier  (Iluai-nan-tzT, 
II.  Jahrhundert  v.Chr.,  Kap.7,S.2B:  Q  ^  fäWA  ÜB  M  4»  !& 
•in  der  Sonne  befindet  sich  der  hüpfende  Habe,  im  Monde  die  Kröte-), 
und  3.  als  Regenbringer  (worüber  de  Groot  S.  106  ff.)1  mit  den  Bronze- 

1  Mit  der  Anschauung  des  Regenbringens  steht  im  engsten  Zusammenhang 
der  Glaube,  daß  da«  Quaken  der  Frösche  dem  Landmann  ein  sicheres  Prognostiknni 
Aar  den  Ausfall  der  Ernte  ist.    Das  K'au-kung-ki  (^J  X  ich  weiß  »icht» 

ob  damit  der  bekannte  Anhang  zum  Tschou-li  genieint  ist,  das  Zitat  findet  sich 
im  Pön-ts'ao-kang-mu  Kap. 42,  S.  9)  sagt:  -Das  Quakfit  geschieht  mit  der  Kehle. 
Die  verschiedenen  Froscharten  werden  von  den  Landwirten  als  Propheten  für  eine 
gute  oder  schlechte  Ernte  angesehen,  je  nachdem  ihr  Quaken  morgens  oder  abend», 
Inn  oder  leise  gehört  wird»,  J#  |3  R&  3fr  fi|  IJ&  Z  ®  S3  A  &  H  B 

Z  ¥W>M*l#  h  SÄ'  und  Tschang  Iliau-piau  ($^jßS),  ein 
Oichter  des  IX.  Jahrhunderts  n.  Chr.,  bringt  den  Landmann  mit  seiner  primitiven 

Mitt  <L  S«m.  £  Orient  Sprachen.  190L  LAbt  15 


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22G 


Hiirrn:  Chinesische  Ansichten  üher  Bronzetrommeln. 


trommeln  in  Zusammenhang  zu  bringen,  wenn  man  nicht  einige  Dichterstellen 
(Pien-tzi-lei-pien  Kap.  220  s.v.  jjjjrjjjj,,  ÜRf^j  '«■<-  ifciBfc)  in  Be" 
tracht  ziehen  will,  worin  die  Musik  des  Frosches  mit  dem  Eu-toch'ui  ver- 
glichen wird,  z.  B.  Ou-yang  Sin's:  ^ ^  1^  ^  (IjY ^p»  "laut  dringt 
die  Froschmusik  an  unser  Ohr«.  Das  vom  Dichter  hier  gebrauchte  Bild 
bezieht  sich  gerade  auf  diejenige  Art  Musik,  die  den  Barbaren  vom  Kaiser 
beschert  zu  weiden  pflegte  und  in  der  die  Trommel  eine  fahrende,  im 
eigentlichsten  Sinne  des  Wortes  tonangebende  Rolle  spielte.  Von  Gewicht 
ist  es  allerdings,  daß  nach  chinesischem  Sprachgefühl  der  Frosch  •trommelt*, 
nicht  etwa  »flötet«  oder  »trompetet«,  wofür  ich  den  Leser  auf  Morrison, 
Dictionary  of  the  Chinese  Language  Part  II,  Vol.1,  S.902,  ver- 
weise: ihj;  jjjr  ^Jj* ,  -the  drumming  of  frogs  and  the  thunder  of  inos- 
quilos«,  oder  auf  die  Wörterbücher  von  Williams  und  Giles,  s.  v.  tea: 
ife^  \$L  ~s\  §«l  -frogs  beat  the  sixth  watch,  —  i.  e.  when  all  the 

watches  are  finished  and  daylight  comes,  the  frogs  begin*  (Giles  Nr.  12, 
425).  Ich  weiß  nicht,  ob  es  damit  zusammenhängt,  daß  der  Frosch  neben 
der  Knie  in  einer  Scholic  zu  II  u  n  i  -  n  a  n  -  tzi  (nach  deren  Originalstelle  ich 
his  jetzt  umsonst  gesucht  habe)  ku-tsau,  »der  Trommler  (?)«  ge- 

nannt wird.     Die  Scholle  sagt  (P'ei  -  wön  -  vun  -  fu   Kap.  49,  S.  123: 

tsau,  das  ist  die  Knie,  nach  anderen  der  Frosch;  am  15.  des  fünften 
Monats  bereitet  man  Eulensuppe  oder  auch  Froschsuppe-.  Ich  möchte 
darüber  nichts  Weiteres  sagen ,  bis  ich  nicht  die  Originalstelle  in  ihrem  Zu- 
sammenhang gelesen  habe. 

Das  Geschlecht  der  Bat  räch  ier  ist  ja  überall  vertreten,  auch  in  Nord- 
china; aber  es  scheint,  daß  gerade  die  südlichen  Provinzen  ganz  besonders 
damit  gesegnet  waren.  Wenigstens  finden  sich  Frösche  und  Kröten  in  den 
Produktenverzeiclmissen  der  Lokalchroniken  sehr  häufig  erwähnt,  und  daß 
die  Man  des  Südens  große  Froschvertilger  waren,  wird  an  verschiedenen 
Stellen  angedeutet.  Ich  bin  oft  Stellen  wie  der  folgenden  aus  dem  Yün- 
sien-tsa-ki  vom  X.Jahrhundert  n.Chr.  (T'u-schu-tsi-tsch'öng  6, 
Kap.  1400,  tsa-ki  S.  1)  begegnet,  wo  von  den  Bewohnern  Kuang-sLs  ge- 
sagt wird,  daß  sie  gern  Frösche  essen  A.  jtf*  ^  au  1I,lnS' 
king  (Pön-ts'au-kang-mu  Kap.  42,  S.  9)  erwähnt  eine  schwarze  Frosch- 
art als  ein  bei  den  Südländern  sehr  beliebtes  Nahrungsmittel 

feu^f'i^  ^l^i^:)'  In  ciner  in  der  Froschliteratur  oft  zitierten  Ode 
des  Han  Yü  (T'ang-scbi  Kap.  12,  S.74),  worin  der  Dichter  seinem  Freunde 
Liu  Liu-tsehou  humorvoll  die  Grunde  auseinandersetzt,  weshalb  es  ihm 
nicht  gelingen  will,  sich  an  das  von  jenem  empfohlene  Leibgericht,  die 
Froschkeulen,  zu  gewöhnen,  deutet  er  an,  daß  das  Fröscheessen  eigentlich 

Wctterthcoric  in  Gegensatz  7.11  jener  imaginären  Wissenschaft  von  den  filnf  Ele- 
menten, wenn  er  sagt:  »Die  Landleute  wissen  nichts  von  den  filnf  Elementen,  ob 
Hegen  oder  Dürre,  sie  prophezeien  es  aus  dem  Quaken  der  Frösche«,  |JJ  flff 
JLfi-fc  9  htt^*    T'.ng-.chi  Kap.19,  S.21B. 


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Hibtb:  Chinesische  Ansichten  über  Brontetrommeln.  227 

eine  barbarische  Sitte  ist.  Sie  kann  den  Chinesen  von  Haus  aus  nicht 
sympthisch  gewesen  sein.  Schon  Tschou-kung,  der  angebliche  Verfasser 
des  Ts cli oti -Ii,  jenes  ältesten  Kodexes  der  chinesischen  Staatseinrichtungen, 
hatte  seine  liebe  Not  mit  den  Fröschen.  »Denn-,  sagt  der  Dichter,  -sie 
sind  es,  deren  Tschou-kung  nicht  Herr  wurde,  da  er  lehrte,  sie  mit  Asche 
in  besprenkeln.  (Jg£  jfi  jg  jß/fc  |g  %jr ;  vgl.  Tschöu-li, 
Biot  II,  S.  390:  »prepose  aux  grenouilles«).  Die  auf  Kou  Tsien,  den  im 
V.Jahrhundert  v.Chr.  regierenden  Fürsten  von  Yue,  zurückgeführte  Sitte 
findet  in  China  keinen  Anklang  (&J  jg|  |^  J|  Jf,  ßj]  und  der 

seinerzeit  nach  Canton  verbannte  Han  Yü  »ist  beständig  in  Sorge,  daß  er, 
von  den  Sitten  der  Man -Barbaren  angesteckt,  den  Frohsinn  seines  ganzen 

Lebens  verlieren  könne-  (^ffi^ffÜ^C^^if  MI)*  Der  I)icl,Ur 
hätte  hier  recht  gut  von  der  Symbolik  des  Frosches  etwas  sagen  können; 
aber  er  will  diesem  Geschöpf  augenscheinlich  nicht  wohl  und  tut  als  wäre 
ihm  die  lebenverlängernde  Wirkung  des  Froschessens  unbekannt.  Dafür 
erhält  Liu  Liu-tschöu  einen  historischen  Seitenhieb.  »Im  Kriege  des  Ytian- 
ting- Jahres-,  sagt  er,  »wer  hat  gewonnen,  wer  verloren?«  ('fcf^Jfc 

$^i^5$|tfc|jjrfj|).  Er  spielt  damit  auf  eine  Stelle  in  der  ll„f- 
chronik  des  Ts'ien-han-schu  (Kap.  6,  S.  19)  an,  worin  gesagt  wird:  »Im 
fünften  Jahre  der  Periode  Yuan -ting  (—  112  v.  Chr.)  im  Sommer,  im  vierten 
Monat,  empörte  sich  Lü  Kia,  der  Minister  des  Königs  von  Nan-yüe;  er 
tötete  den  Gesandten  Chinas,  seinen  König  und  die  Königin -Witwe;  (in 
China)  allgemeine  Amnestie;  am  Tage  ting-tschöu1  war  eine  Sonnen- 
finsternis, und  im  Herbst  war  Krieg  bei  den  Fröschen«  (T^jfÜ^L 

«TT um  B  W«2  i*M  1  Ii)-  Cl'i"» 

den  die  Wogen  besänftigenden  General  Lu  Po-tö,  der  von  Kui-yang  aus- 
gehend den  Fluß  Huang  stromabwärts  zog,  und  den  Galeerengeneral  Yang 
Po,  der  von  Yü-chang  ausgehend  den  Fluß  Tschöng  hinabzog«  (jg  -ffi 

"fCj^^Jv).  Kui-yang  war  ein  Fürstentum  an  der  Nordwestgrenze  von 
Kuang-tung  und  im  Süden  von  Hu-nan,  wo  der  Name  im  heutigen  Kui- 
yang-  tschou  fortlebt.  Der  Fluß  Huang  ist  nach  dem  Schan-hai-king 
identisch  mit  dem  im  Schu  i-king-tsch  u  (Kap.  39,  S.  Iff.)  beschriebenen 
K'iiangfluß  (j^^JC)»  der  nicht,  wie  Giles  in  seinem  Wörterbuche  an- 
nimmt, zu  den  Nebenflüssen  des  Siangflusses  gehört,  sondern  sich  unter- 
halb Ying-tö  in  den  Nordfluß  von  Canton  ergießt.  Lu  Po -tos  Kollege 
war  von  der  Provinz  Kiang-si  her,  deren  alter  Name  Yü-chang  ist,  ihm 

1  Dieser  Tag  entspricht  dem  18.  Juni  112  v.Chr.  (s.  E.Chavannes,  La  Chrono- 
logie Chinoise  de  Can  238  a  Can  87  avant  J.-C.  im  T'oung  Pao,  Vol.  VII, 
S.  34).  Daß  fur  diesen  Tag  tatsächlich  eine  in  Nordehina  sichtbare  ringförmige 
Sonnenfinsternis  berechnet  worden  ist  (v.  Oppolzer,  Kanon  der  Finsternisse, 
Nr.  260G  auf  S.  106,  wo  nach  astronomischem  Brauch  der  Tag  mit  —  111  VI  18« 
bezeichnet  ist),  gibt  dieser  Stelle  eine  sichere  chronologische  Grundlage. 

15* 


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228  Hirth:  Chinesische  Ansichten  Ober  Bronzetrommeln. 

entgegengezogen  und  fuhr  den  jetzt  noch  »Tschöng-kiang«  genannten  Nord- 
iltiß  hinab  zur  gemeinsamen  Aktion  gegen  Canton  (P'an-yü),  wo  die  Nach- 
kommen des  Tschau  T'o  als  Fürsten  des  sudlichen  Barbarenreiches  Nan- 
yfic  Hof  hielten.  Die  Ereignisse  des  Jahres  1 12  v.  Chr.  werden  im  Shi-ki 
(Kap.  113,  S.  4Bff.)  und  im  Ts'ien-han-schu  (Kap.  0.">,  S.  13ff.)  genügend 
deutlich  geschildert,  um  keinen  Zweifel  darüber  übrig  zu  lassen,  daß  mit 
jener  in  der  chinesischen  Hofchronik  erscheinenden  Aufzeichnung:  -im 
Herbst  war  Krieg  bei  den  Fröschen«  nur  der  Staat  Nan  -yüe  gemeint  sein 
kann.    Oer  unter  dem  Namen  Ming-wang  (fjjj  kanonisierte  Tsch'au 

Ying-tsi,  derselbe  Fürst  von  Nan -yüe,  dessen  Grab  225  n.Chr.  wieder- 
entdeckt und  geöffnet  wurde,  war  ein  liebesschwacher  Herr  gewesen.  Seine 
Gattin,  eine  Chinesin  von  Geburt,  hatte  vor  ihrer  Verheiratung  ein  Ver- 
hältnis mit  einem  gewissen  An-kuo  Schau -ki  gehabt.  Als  nun  Ying-tsi 
im  Jahre  113  v.Chr.  starb  und  sein  unmündiger  Sohn  namens  Hing  unter 
der  Rogentschaft  seiner  Mutter  König  wurde,  benutzte  die  chinesische  Re- 
gierung diese  Konjunktur  zu  einem  Gewaltstreich  gegen  das  Reich  der  süd- 
lichen Barbaren  und  seine  wackelnde  Dynastie,  indem  sie  den  ehemaligen 
Liebhaber  An-kuo  als  Gesandten  an  den  Hof  des  Südens  schickte  mit  dem 
Befehl,  die  Königin -Witwe  samt  dem  jungen  König  nach  China  zu  bringen. 
Bei  den  Barbaren  des  Südens  war  das  Verhältnis  der  Königin -Witwe  zu 
An-kuo  wohlbekannt,  und  die  durch  diesen  Skandal  hervorgerufene  Er- 
bitterung im  Volke  ließ  die  Empörung  des  greisen  Ministers  Lü  Kia  heran- 
reifen, der  die  Interessen  des  Barbarenvolkes  vertrat,  während  die  verliebte 
Königin -Witwe  unter  dem  Einfluß  ihres  alten  Freundes,  des  chinesischen 
Gesandten  An  -  kuo ,  die  politischen  Pläne  der  Chinesen  unterstützte.  Das 
Ende  dieser  inneren  Kämpfe  unter  den  Führern  des  Volkes  von  Nan -yüe 
war  offene  Rebellion  unter  Lü  Kia,  der  in  den  nun  folgenden  Parteikämpfen 
siegreich  war,  den  König,  die  Königin  -  Mutter  und  den  Gesandten  der 
Chinesen  niedermetzeln  und  einen  anderen,  von  einer  eingeborenen  Frau 
geborenen  Sohn  des  verstorbenen  Königs  zum  Nachfolger  ausrufen  ließ. 
Als  daher  im  Herbste  112  v.Chr.  der  erste  Fu - p'o- General  Lu  Po-tö  ent- 
sandt wurde,  um  die  siegreiche  Partei  des  Ministers  Lü  Kia  zu  bekriegen, 
so  geschah  dies  infolge  der  Kämpfe,  die  sich  unter  dem  Volke  von  Nan- 
yüe  selbst  entsponnen  hatten.  (Vgl.  wegen  ausführlicher  Details  die  Ulier- 
set/.ung  von  A.  Wylie,  -History  of  the  Southwestern  Barbarians  and  Chaou- 
seen«  im  Journal  of  the  Anthropological  Institute  of  Great  Britain 
and  Ireland,  August  1879,  S.  74ff.)  Nur  auf  diese  Ereignisse  kann  ich 
die  Worte  der  Hofchronik:  »im  Herbst  kämpften  die  Frösche«  (nämlich 
die  Wa  und  die  Ha-ma,  vielleicht  die  »Frösche  und  die  Kröten  miteinander-) 
beziehen.  Aus  der  ganzen  Situation,  wie  sie  im  Ts'ien-han-schu  ge- 
schildert wird,  scheint  mit  Bestimmtheit  hervorzugehen,  daß  der  größtenteils 
von  Man -Barbaren  bevölkerte 1  Staat  Nan -yüe  in  der  zitierten  Stelle  unter 


1  Daraufhin  nannte  sich  Tscliau  T'o  in  einem  kurz  vor  seinem  Tode  an  den 
rhinesiselien  Hof  gerichteten  Sehreihen  (SchT-ki  Kap.  113,  S.  3):  •Großfuhrer  der 
Man- Barharen-  usw.,         ^  -fc       -p^r  . 


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IIirth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


220 


dem  Namen  »Frösche-  oder  »Frösche  und  Kröten«  (ffl|!JSj5J|)  genannt 
wird.  Sehr  würdevoll  klingt  es  allerdings  nicht,  wenn  ein  ganzes  Volk  an 
so  hervorragender  Stelle  mit  einem  Namen  belegt  wird,  der  beinahe  wie 
ein  Spitzname  klingt;  aber  es  ist  echt  chinesisch;  und  vom  chinesischen 
Standpunkt  waren  ja  die  Kämpfenden,  nachdem  sie  zur  Wahrung  ihrer 
hedrohten  nationalen  Unabhängigkeit  ihren  Forsten  und  dessen  chinesische 
Mutter  sowie  sämtliche  Führer  der  prochinesischen  Partei  getötet  hatten, 
doch  nur  Rebellen,  denen  man  keine  Achtung  schuldig  war.  Vom  Stand- 
punkte des  Hofchronisten  gab  es  keinen  Staat  Nan-yüe  mehr;  das  zeitweise 
siegreiche  Volk  bestand  nur  noch  aus  »Fröschen«.  Man  darf  diesen  Spott- 
namen, wenn  ihm  nicht  etwa  eine  tiefere  Bedeutung  innewohnt,  mit  ge- 
wissen Verdrehungen  vergleichen,  die  sich  die  Kaiserin  Wu-höu  mit  den 
zwei  großen  Türkenkhanen  Ku-tu-lu  (Uteres  Khan)  und  Mo-tscho  (Ka- 
pagan  Khan)  erlaubte,  indem  auf  Grund  offizieller  Edikte  der  Name  des 
ersteren,  seitdem  er  sich  als  Feind  des  chinesischen  Hofes  erwiesen  hatte, 
in  Pu-tsu-lu  (s.  meine  Nachworte  zur  Inschrift  desTonjukuk  S.  23 
und  S.  64  Anm.  18),  der  des  letzteren  in  »Tschau -tseho«  (nach  Kiu-t'ang- 
schu  Kap.  1 94  A ,  S.  18B:  ffi  %%  Q  ijiff  P$  ,  wonach  Juliens  Über- 
setzung aus  dem  T'ang-shu,  Journ.  Asiat.  VI,  Bd.  IV  S.  420:  »promettait 
a  celui  qui  le  tnerait  .  .  .  le  surnom  de  Tchan-tch'oue  «,  zu  korrigieren 
ist)  umgewandelt  wurde.  Beide  Namen  haben  vermutlich  einen  versteckten 
Nebensinn,  der  die  damit  Geächteten  dem  Gelächter  des  Volkes  preisgab. 

Wer  weiß,  ob  nicht  die  südlichen  Barbaren  sich  selbst  Frösche 
nannten;  ob  nicht  der  Frosch  für  sie  eine  Art  Totem  bildete,  wie  wir  es 
ja  bei  manchem  anderen  Urvolk  als  Symbol  der  Sippe  finden  (s.  H.  Schurtz, 
Urgeschichte  der  Kultur  S.  101  et  passim).  Wenn  irgendeine  Stelle 
in  der  chinesischen  Literatur  mit  den  Fröschen  der  Bronzetrommeln  in  Zu- 
sammenhang gebracht  werden  kann,  so  scheint  mir  jene  Erwähnung  des 
•  Kampfes  der  Frösche  im  Jahre  112  v.  Chr.«  noch  am  geeignetsten. 
Übrigens  schweigen  sich  die  Chinesen  über  die  Symbolik  de~s  Frosches  als 
Mondtier,  Symbol  des  langen  Lebens  usw.  in  bezug  auf  Trommeln  voll- 
kommen aus,  wenn  wir  nicht  die  Vermutung,  der  Frosch  sei  »die  Seele 
der  Trommel»  (p|J  jj|A  fj|]  j|j  4jj  ,  JAng-piau-lu-i,  de  Groot  S.  84, 
Anm.  1)  als  eine  Art  Erklärung  hinnehmen  wollen. 

Daß  »die  Trommel  lauter  und  weiter  klang,  wenn  der  Frosch  und 
nicht  die  Seiteuwand  der  Trommel  angeschlagen  wurde«,  wird  im  Kuang- 
tung-sin-yü  (Kap.  16,  S.  4)  behauptet,  und  zwar  in  bezug  auf  ein  unter 
Wan-U  (1573  —  1620  n.  Chr.)  in  Mau-ming  gefundenes,  mit  sechs  Fröschen 
verziertes  Exemplar  (fl|]  JJ|j  J£  gjfc  ||  Ich  kann  natürlich  nur 

sagen  »relata  refero«  und  übernehme  für  die  Tatsache  keinerlei  Verantwortung. 

•  Überhaupt  bin  ich  durch  Zahlung  der  Ornamente  auf  den  wenigen  mir  vor- 
liegenden Abbildungen  zu  keinem  Resultat  gekommen.  Auf  einer  der  Oberflächen 
(der  großen  übersandten,  mit  vier  Fröschen,  von  denen  einer  abgobrochen)  finden 
sich  neun  Vögel  in  dem  Stile,  wie  man  zur  Zeit  der  Hau  den  Phönix  abbildete. 
Kiu-huang,  d.i.  »neun  Phönixe-,  kommt  in  einer  alten  Stelle  vor,  aber  ich  kann 
keinen  Zusammcutiang  mit  dem  Sudwesten  herstellen. - 


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230 


HutTii:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetromineln. 


An  die  »neun  Phönixe-  denke  ich  selbstredend  nach  Hegers  Analyse 
der  Ornamente  nicht  mehr.1  Dagegen  läßt  sich  zugunsten  der  chinesischen 
Theorie  folgendes  sagen. 

Unter  den  teils  stehend,  teils  fliegend  auf  den  Bronzetrommeln  aller 
Typen,  zum  Teil  stark  stilisiert  wiedergegebenen  Vogelgestalten  lassen  sich 
viele  mit  mehr  oder  weniger  großer  Wahrscheinlichkeit  auf  den  in  Süd- 
china uberall  zu  findenden  Silberreiher  beziehen,  der  in  China  unter  den 
Namen  lu  (JJ),  /«-«*  (Jgg  «der  Jg^),  pai-niau  (Q.^)  usw. 

bekannt  ist.  Swinhoe  (-Birds  and  Beasts  of  Formosa«  im  Journal  of 
the  China  Branch,  R.  Asiat.  Soc,  New  Series,  Vol.11,  1865,  S.  40) 
beschreibt  den  dem  europäischen  Jäger  wohlbekannten  Vogel  in  folgenden 
Worten:  Loo.  Egret,  Herodias  garzetta.   (Commonly  called  Q 

Pik-loo-sze;  —  Amoy,  Peh-hing-si.    Choo-loo  is  the 

Russet-headed  small  white-heron,  Bubulcus  russata.  Both  these  are 
called  by  Europeans  Faddy  Birds;  the  former  is  the  common  White  Egret 
which  occurs  in  South  China  throughout  the  year;  the  latter  is  the  Egret 
with  reddish  head  and  back,  seen  only  in  summer  and  often  about  cattle).* 
Li  SchT-tschon  beschreibt  ihn  folgendermaßen  (Pön  -  ts'au  -  kang  -  in  u 
Kap.  47,  S.  20):  »Jju  (der  Reiher)  ist  ein  Wasservogel,  der  auf  Bäumen 
nistet,  sich  im  Wasser  ernährt,  in  Scharen  fliegt  und  Reihen  bildet,  rein  weiß 
wie  Schnee,  mit  dünnem  und  langem  Hals,  bläulichen  Beinen  usw.,  auf  dem 
Kopfe  hat  er  ein  Dutzend  langer  Federn«  (jjj  ^  -[-*  ^ ). 

Im  Orbis  pictus  des  Pön-ts'au  -  kang- mu  Kap.  2,  S.  40  ist  der  lu-ssi 
(^JJg)  dementprechend  mit  einem  respektabeln  Federschopfe  abgebildet. 

Bei  der  starken  Stilisierung  mag  es  ja  oft  schwer  sein,  mit  Bestimmt- 
heit zu  erklären ,  welchen  Vogel  die  alten  Bronzetrommelkunstler  darstellen 
wollten ;  aber  ich  bin  überzeugt,  daß  die  ineisten  unbefangenen  Leser,  nament- 
lich wegen  des  oft  deutlich  zum  Ausdruck  gebrachten  Federschopfes,  diesen 
südchinesischen  Fischreiher,  der  übrigens  auch  in  den  nördlichen  Provinzen 
zu  finden  ist,  jedem  anderen  Vogel  als  Unnodell  vorziehen  werden. 

Dieser  Fischreiher  ist  nun  gerade  zur  Zeit  der  zweiten  Han- Dynastie 
auch  auf  chinesischen  Bronzegüssen  gern  als  Ornament  verwendet  worden, 
und  zwar  auf  einer  Gattung  von  Gefäßen,  die  in  den  damaligen  Gebieten 
der  Man -Barbaren  oder  deren  Nähe  entstanden  sind,  in  der  Gegend  von 
Sü-tschou-fu  oder  Sui-fu  am  oberen  Yang-tzi,  unweit  der  Provinzialgrenze 
von  Yün-nan  und  SsT- tsch'uan.  Noch  heute  kommen  die  besten  Kupfer- 
mischungen ,  zum  Teil  in  Gestalt  reich  ornamentierter  Waschbecken ,  die  sich 
auf  dem  Markte  von  Tschungking  finden,  aus  Sui-fu.  In  jener  Gegend 
wurden  schon  unter  den  späteren  Hau  alle  zu  diesen  Gefäßen  wie  auch 


1  Ich  hatte  mich  an  die  Neunzahl  geklammert,  weil  zufällig  auf  den  mir 
vorliegenden  Abbildungen  neun  (liegende  Vögel  zu  sehen  waren,  und  hatte  dabei 
an  die  im  PiAi-tzi-lei-piM  unter  ^  (Jh'u  -ßing,  nicht  huany)  angeführten  Stellen 
gedacht.  Seitdem  habe  ich  mich  überzeugt,  daß  es  viel  mehr  auf  die  Identifikation 
des  Vogels  ankommt  als  auf  die  Zahl  der  dargestellten  Exemplare. 


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Hirth:  Chinesische  Ansichten  Aber  Bronzctrommeln. 


2'M 


zu  dem  Guß  der  Bronzetromineln  nötigen  Erze  in  nicht  allzu  großer  Ent- 
fernung beieinander  gefunden,  wie  aus  folgenden  Stellen  hervorgeht. 

Hou-han-schu  Kap.  33,  S.6:  tyc  #|  |X|  Üj  $K  % i]  'Die  BeiW 
von  Tschu-ti  (bei  Sü-tschou-fu  an  der  Grenze  von  Ssi-tsch'uan  und 
Yün  -  nan)  erzeugten  Sillier  und  Kupfer.«    Ebenda  S.  5 :  ^  >J«|»|  jq  ^ 

ui  m  m  m  m  «  m  \u  tu  m  bot  u  j  ä  m  %  »  *  i  U4  & 

\U  *lm  Fürstentum  I-Lschöu  (Nord -Yün  -  nan)  er- 

zeugte der  Tschuang-schan  in  Yü-yuan  (dem  heutigen  Ho- yang-hien  oder 
Tseh'öug-kiang-fu  entsprechend)  Kupfer;  der  Schi -schl- schan  in  Lü-kau 
(in  K'ü-tsing-fu)  erzeugte  Zinn,  der  Hau-t'ing- schan  erzeugte  Silber  und 
Blei;  der  Ts'ai- schan  in  Pan-ku  (Lin-an-fu)  erzeugte  Kupfer  und  Zinn, 
und  der  Yang -schan  erzeugte  Silber  und  Blei.« 

Der  Metallreichtum  der  Provinz  Yün -nan  bedarf  ja  kaum  der  Er- 
wähnung; ich  zitiere  diese  Stelle  nur  um  zu  zeigen ,  daß  bestimmte  Fund- 
orte, von  denen  man  annehmen  darf,  daß  sie  zur  Bronzeindustrie  von 
Tschu-ti  (Sui-fu)  beitrugen,  unter  den  späteren  Han  wohlbekannt  waren. 

Aus  Tschu-ti -Bronze  war  nun  eine  große  Anzahl  alter  Becken  ge- 
macht, die  zum  Teil  mit  Inschriften  versehen,  aus  denen  Ort  und  Jahr  der 
Anfertigung  hervorgeht,  unter  den  Altertümern  der  späteren  Ilan- Dynastie 
beschrieben  und  abgebildet  sind.  Einige  dieser  von  den  Chinesen  si 
»Waschbecken«)  genannten  Gefäße1  werden  im  Po-ku-t'u-lu 
(Kap.  21)  besprochen.  So  auf  S.  22f.  ein  ausnahmsweise  tiefes  Becken,  auf 
dessen  Boden  sich  die  Inschrift  mit  Jahresangabe  «13")  n.Chr.«  findet. 
Nach  den  Angaben  des  Textes  war  rechts  von  der  Inschrift  ein  Fisch  ein- 
graviert, links  ein  Fischreiher  (lu  SJffe)-  Zu  diesem  Ornament  bemerkt 
Wang  Fu:  «Daß  der  Fischreiher  Fische  fängt,  indem  er  sich  ans  Wasser  ge- 
wöhnt, das  ist  eine  Allegorie  dafür,  als  ob  jemand  sich  an  Höflichkeit  gewohnt,  um 
Menschen  zu  gewinnen.  Das  Becken  ist  ein  zum  Waschen  der  Hände  benutztes 

Ge..ß  «.s.v.  uasg^wffi  mwmm^&zm 

•^j^).  Während  bei  diesem  Gefäß  der  Herstellungsort  nicht  angegeben 
wird,  ist  dies  bei  einer  Reihe  von  Abbildungen  des  Kin-schT-so  (Abt. 
Kin,  Bd.  3)  der  Fall,  von  denen  mehrere  als  »in  Tschu-ti  verfertigt« 
(^tffiäi)  durch  (UR  das  Datum  enthaltende  Inschrift  bezeichnet  sind. 
Unter  den  Daten  finden  wir  verschiedene  Jahre  des  ersten  und  zweiten 
Jahrhunderts  n.  Chr.  genannt  Außer  der  Inschrift  finden  sich  häufig  Orna- 
■neutc,  z.B.  links  und  rechts  von  der  Inschrift  je  ein  Fisch,  in  einem  Falle 
außer  den  Fischen  noch  zwei  Gluckscash,  ferner  der  Hammel  als  Symbol 
des  Segens,  da  yang  (^)  Schaf,  im  Altertum  mit  siang  (jjfjfs)  Glück, 

1  Zum  Hände  waschen  gehörten  drei  Gefäße,  ganz  wie  bei  uns  in  jedem 
wohl  ausgestatteten  Toiletteniimmer,  nämlich  l.das  i  (Bf),  einer  Sauciere  nicht 

-  A^eC»  de.  Was«.  flbCT  d,  „SndÄ  -  (**).  ,i„ 
Becken  zum  Auffangen  des  Wassers,  und  3.  das  pan  ({g),  eine   Schüssel  zum 
Auffangen  des  aus  dem  Becken  weggeworfenen  schmutzigen  Wassers  (s.  Tsi-ku- 
tscb'ai-tschung-ting-i-k  i-k'uan-schl  Kap.9,  S.  22). 


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2:*2  Hi  rtii:  Chinesische  Ansichten  fiber  Bronzetrommeln. 

S«-gen,  gleichlautend  war.1  Unter  diesen  Ornamenten  findet  sich  nun  auch 
der  Fisch  mit  dein  Reiher  gepaart,  der  an  den  beiden  Stellen  im  Kin- 
schT-so,  wo  er  in  der  hegleitenden  Illustration  abgebildet  (Fol.  6  und  8) 
an  dem  charakteristischen  Federschopf  erkennbar  ist.  Mit  dem  Fischreiher 
nicht  zu  verwechseln  ist  der  Kormoran,  der  im  Chinesischen  einen  ähn- 
lichen Namen  hat,  lu-tzi  ("Jgfj^^^  Loo-tsze.  Ainoy,  Law-tche;  Cormo- 
rant, Phalacrocorax  carba*  Swinhoe,  op.  cit.  S.  42),  der  vielleicht  mit  den 
fischenden  Vögeln  gemeint  ist,  die  sich  unter  den  Darstellungen  der  Stein- 
reliefs des  II.  Jahrhunderts  n.  Chr.  finden  (s.  Ed.  Chavannes,  La  sculpture 
sur  pierre  en  Chine,  Paris  1893,  Tafel  XIII). 

Was  uns  den  Fischreiher  als  Ornament  der  Bronzetrommel  inter- 
essant macht,  ist  die  zweifellose  Tatsache,  daß  er  in  der  Ornamentik  der 
chinesischen  Felltronunel  eine  hervorragende  Rolle  spielt. 

Ich  will  nicht  auf  eine  bekannte  Stelle  des  Schi-king  zurück- 
gehen, da  es  mir  zweifelhaft  erscheint,  ob  nicht  dort  die  Erwähnung  des 
Reihers  und  der  Trommel  in  derselben  Strophe  eine  zufällige  ist.  Schi- 
king,  Legge,  S.  6 1 5 :       g|  %  %  =f-  RR      j$  flr  g> ,  des  Fürsten 

Gaste  sind  -as  a  flock  of  egrets  on  the  wing,  of  egrets  living  about;  the 
drums  emit  their  deep  sound,  they  drink  to  the  full,  and  then  return 
home-;  oder  wie  Victor  von  Strauß,  Schi-king,  das  kanonische 
Liederbuch  der  Chinesen  S.  501  übersetzt: 

«In  Scharen  ziehn  die  Reiher, 
»Die  Reiher  niederwärts. 
»Die  Paukenwirbel  dröhnen, 
•  Man  zecht  und  geht  nach  Haus.« 

Ich  will  nur  bemerken,  daß  diese  Stelle  mit  der  alten  Sitte,  Trommeln  mit 

Reihern  zu  verzieren  jjj^  J^j[  i'1  Zusammenhang  gebracht  worden 
ist.  Im  Sui-schu  (Kap.  15,  S.  2'J),  wo  dies  der  Fall  ist,  wird  mit  Bezug 
auf  die  Verwendung  des  Reiherornauientes  zunächst  gesagt:  jfcff  »j j> 

m  w  &  %  &  m  e  t*  -ä  t  %  tu  n  ft  m  m  &  b  m 

JR  Ä  n  ®  86  it  M  £  0  E  M  %H&M  I  ml  ^*34 

H^^^L'  "die  Kini-Ieu  genannte  Trommel  wurde  also  zur  Zeit  der 
Ving-  oder  Sehang- Dynastie  erfunden.  Es  wird  nun  noch  über  der  Trom- 
mel ein  im  Fluge  begriffener  Reiher  befestigt,  man  weiß  nicht,  unter 
welcher  Dynastie  diese  Einrichtung  hinzugefügt  wurde.  Es  wird  von 
einigen  behauptet,  dies  sei  eine  Schneegans  (Ansrr  hyperboreusy  chin. 
hi   $£|,   möglicherweise  auf  dialektische  Ähnlichkeit  mit  ku  Trommel 


1  Der   •Hammel,    oder   .Glückshainmel.    {ki-yang,    ^  =  ki-siang 

^jjj^,  -Glück  und  Segen-)  gehört  in  die  Kategorie  der  auf  Lautidentitat  oder 
Lautälinlichkeit  begründeten  Glürkssymbole  (vgl.  Ed.  Chavannes,  -De  ('expression  des 
voux  dans  l'nrt  popnlaire  chinois-,  Journ.  Asiat.,  Scr.  IX,  Bd.  IS,  S.  193 — 233). 


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Hirth:  Chinesische  Ansichten  fiber  Bronzetrommeln.  233 

hindeutend)1;  indem  man  die  Stimme  dieses  Vogels  entlehne,  wolle  man 
den  Ton  der  Trommel  ausbreiten  und  weithin  hörbar  machen.  Andere 
sagen,  der  Reihers  ei  dieSeele  der  Trommel  (wie  an  anderer  Stelle  vom 
Frosch  behauptet  wird«  s.  S.  32).  Nachdem  Köu  Tsien,  Konig  von  Yue, 
aus  Haß  gegen  \Vu  die  große  Trommel  am  Tore  des  Donners  angeschlagen 
habe,  seien  zur  Zeit  der  Tsin ,  als  man  sie  nach  Kien-k'ang  (Nanking) 
gebracht  habe,  zwei  Reiher  von  der  Trommel  in  die  Wolken  geflogen; 
wieder  andere  behaupten,  daß  dies  alles  unrichtig  sei«.  Darauf  wird  die 
obige  Stelle  des  Schi-king  zitiert  mit  folgendem  Zusatz:  ff"  ^  £ 

ir  ig  m  m  z  m  m.  m  z  m  m  &  ja  ss  #  «  j&  %  *  %  \ » 

-Jj^r .  »das  bedeutet,  daß  in  alten  Zeiten  die  (Gebildeten  es  beklagten,  daß 
die  Führung  der  Tschöu  -  Dynastie  schwach  wurde  und  das  Ertönen  ihres 
Lobes  zum  Stillstand  kam,  und  daß  man  die  Trommel  mit  Reihern 
schmückte  zur  Erhaltung  alter  Überlieferungen.  Man  weiß  nicht,  was  das 
Richtige  ist« 

Bei  allem  Sagenhaften,  das  in  dieser  sowie  einer  ganzen  Reihe  ähn- 
licher Stellen  liegt,  geht  doch  mit  Bestimmtheit  hervor,  daß  sich  auf  dem 
chinesischen  Kultlirgebiete  alte  Beziehungen  zwischen  der  Felltrommel  und 
dein  Reiherornatnent  nachweisen  lassen.  Dies  gilt  namentlich  auch  vom 
Ku-tsch'ui  der  Han- Dynastie,  dem  Trommelspiel,  das  vom  chinesischen 
Kaiser  den  Führern  der  unterjochten  Völker  mit  allem  Zubehör  verliehen 
wurde,  um  ihnen  Respekt  vor  der  chinesischen  Kultur  einzuflößen.  Unter 
den  achtzehn  Volksgcsangen  im  Ku-tsch'ui  der  Han  hatte  einer  den  Titel 
-techu-lu,  d.i.  der  Reiher  (hier:  Bubulcus  russata)-  (*^|ij^  P^C~t"  /V  |ÜJ 

—  Q  ^fc^ra'  P"e>" wön-y un-fu  Kap.  66  A,  S.70B):  über  diese  mit  dein 
Trommelspiel  verbundenen  G esänge,  s.  T'  u  -  s  c  h  u  - 1  s  i  - 1  s  c  h"  ö  n  g  29,  Kap.  1 33 ; 
speziell  der  Reiher  ist  erwähnt,  ki-sch!,  S.  4:  Q  jf^jji$P^>  VS'-  *sa- 
lu  S.  2.  In  den  illustrierten  Werken  der  Chinesen,  die  häufig  nicht  auf 
Originalzeichnungen  zurückgehen,  sondern  von  den  Illustratoren  je  nach 
ihrem  richtigen  oder  unrichtigen  Verständnis  aus  den  Texten  rekonstruiert 
sind  (ich  meine  Werke  wie  das  San-li-t'u  und  das  San-ts'ai-t'u-hui 
in  den  landläufigen  Ausgaben),  wird  der  Vogel  meist  als  ein  außerhalb  der 
Trommel  befindliches  Ornament  dargestellt,  was  ja  auch  dem  in  den  Texten 
dafür  gebräuchlichen  Terminus  yü-pau  oder  patt-yü  (-j^^j.  Federschutz, 

z.B.  ^jji  fijfj  y  ^J>))»  -die  große  Trommel,  mit  dem  Federschutz 
geschmückt«,  entspricht.  Der  Reiher  muß  hier  in  natura  als  Balg  irgendwie 
über  der  Trommel  angebracht  gewesen  sein;  aber  es  scheint,  daß  er  auch  ge- 


:  Die  beiden  Laute  ffir  -Schneegans»  and  »Trommel»  erscheinen  bei  Giles 
(S.  642)  im  Dialekt  von  Peking  beide  als  ku*  im  dritten  Tone;  aber  in  Canton 
heißt  »die  Trommel*  kü,  »die  Schneegans-  kuk  (nach  Eitel  auch  Jtuk,  -the  wild 
swan-;  vgl.  uigurisch:  kuiju  die  Gans,  die  Ente,  der  Schwan,  RadlotT  II,  S.  808, 
und  uchagat.  kuh  der  Schwan ,  Vambcry,  S.  332).  Möglicherweise  darf  dieses  Bei- 
spiel auf  dialektisches  Früherverschwinden  des  Endlautes  hei  kuk  oder  auf  eine 
ältere  Aussprache  kuk  fur  ku  »Trommel»  gedeutet  werden. 


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234  Hihth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


zeichnet  oder  gemalt  wurde.  Ich  schließe  dies  aus  einer  Bemerkung  des 
Tsch'ön  Yang  (^(H|^,  etwa  1100  n.  Chr.),  der  in  seinem  großen  Musik- 
werke Yo-schu  Ts'ung-mu  Kap.  38,  S.  3B  ff.)  v(»n  der  »Rciher- 
troinmel«  (lu-Aii,  J^jjJ[)  sagt:  .man  malt  Reiher  auf  den  Trommeln 
und  Tonpauken-  (  jjjf;  ^  ^  $$)•  Dein  letzten  Zeichen  leung 
wird  bei  K'ang-hi  zwar  nur  die  Bedeutung  «Zügel«  beigelegt,  doch  finde 
ich  in  demselben  Werke  (Yo-schu)  sub  verbo  -|-  ^  die  Erklärung: 

1&%Z&±mm^lftiM%&  »»»Malisches  Instrument 

aus  Ton,  dem  ein  (Trommel-)  Fell  hinzugefügt  wurde«  (s.  T'u-schu- 
tsi-tsch'öng  29,  Kap.  130,  hui-k'au  2,  S.  9B.  und  12B). 

Leider  ist  uns  von  den  Felltrommeln  der  II  an -Dynastie,  deren  Orna- 
mentik möglicherweise  in  den  Bronzetrommeln  der  sudwestlichen  Barbaren 
kopiert  wurde,  nichts  erhalten.  Um  so  mehr  tritt  an  uns  die  Notwendig- 
keit heran,  in  der  Literatur  alles  heranzuziehen,  was  irgendwie  auf  die 
Ornamentik  der  Trommel  Bezug  hat.  Ich  weiß,  daß  dies  eine  undankbare 
Aufgabe  ist.  Denn  die  darauf  verwendete  Arbeit  wird  sich  möglicherweise 
als  eine  vergebliche  herausstellen.  Aber  wir  sollen  die  chinesischen  An- 
sichten nicht  beiseite  werfen,  ehe  wir  nicht  wenigstens  den  Versuch  ge- 
macht haben,  sie  mit  Gründen  aus  der  Literatur  zu  stützen.  Bis  jetzt  ist 
in  dieser  Richtung  noch  recht  wenig  geschehen. 

-Die  zentrale  Sonne  habe  ich  auf  Felltrommeln  in  buddhistischen  Tempeln 
öfter  gesehen.  Auf  der  erwähnten  Trommelscheibc  befinden  sich  nußer  den  vier 
Fröschen  noch  zwei  Figuren.  Dieselben  sind  kleiner  als  die  Frösche  und  könnten 
Hund,  Kamel  oder  irgendwelchen  Vierfüßler  darstellen.  Tatsächlich  jedoch,  glaube 
ich,  ist  es  ein  Pferd,  da  in  der  Lebensbeschreibung  des  Ma  Yüan  (Hou-han- 
schu  Kap.  54,  S.  10  der  Palastausgabe  von  1739)  ausdrücklich  erwähnt  wird,  daß, 
als  der  Feldherr  im  Jahre  44  n.Chr.  nach  China  zurückkehrte,  den  in  Tungking  ge- 
wonnenen Bronzctroinmeln  Pferdegestalten  aufgegossen  wurden  (so  könnte  man  die 
Stelle  verstehen  tf>  #  ftfc  fl}  ji#  ft       ftß  :£).   Das  Pferd, 

Ma  (,»|^),  wurde  gewissermaßen  Wappcncmblem  des  Ma  Yüan.  Das  Pferd  war 
das  Symbol  der  Erde,  wie  der  Drache  das  Symbol  des  Himmels  war.  War  aber 
der  Drache  das  Wappentier  des  Kaisers,  als  des  Repräsentanten  des  Himmels,  so 
gebührte  dem  nächst  großen  Manne  des  Reichs,  der  übrigens  durch  seine  Tochter, 
die  Kaiserin  Ma  Höu  (Mayers  S.  147),  Schwiegervater  des  Kaisers  Ming-ti  wurde, 
das  Symbol  der  Erde  als  Wappentier.  So  wurde  Ma  Yüan  zu  Ehren  vor  einem 
der  Stadttore  in  der  Hauptstadt  ein  bronzenes  Pferd  errichtet.  In  einem  Tempel 
des  Ma  Yüan  hier  in  Chung- King,  der  besonders  viel  von  Soldaten  besucht  wird 
und  der  sich  ganz  in  der  Nähe  des  Yamens  des  Generals  (Chen -t'ai)  befindet,  zeigt 
uns  ein  steinernes  Pferd  in  beinahe  natürlicher  Größe,  außer  den  zahlreichen  h\- 
schriften,  schon  äußerlich  an,  daß  hier  den  Manen  des  großen  Ma  geopfert  wird. 
Wir  dürfen  wohl  annehmen,  daß  diejenigen  Trommeln,  auf  denen  sich  Spuren 
einer  wenn  auch  noch  so  kleinen  Pferdestatue  finden,  ans  dem  Gebiete  von  Tung- 
king, Kuang-tung  oder  Kuang-si  stammen.« 

Die  zentrale  Sonue  ist  natürlich  der  Mittelstern,  über  den  ich  bis 
jetzt  noch  so  wenig  zu  sagen  imstande  bin,  daß  ich  es  vorziehe,  keine 
bestimmte  Ansieht  zu  äußern.  Sollte  der  Mittelstern  zur  chinesischen  Musik 


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IIihth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronze  trommeln. 


235 


Beziehungen  haben,  so  ist  dies  ein  sehr  schwieriges  Thema.  Jedenfalls 
sind  solche  Beziehungen,  seilet  wenn  sie  eines  Tages  nachgewiesen  werden 
sollten,  auch  fur  wohlbelesene  chinesische  Kritiker  nicht  sehr  handgreiflich, 
da  sie  sich  darüber,  so  weit  mir  bekannt,  nicht  äußern.  Daß  Pferde- 
figuren auf  den  General  Ma,  «Pferd«,  deuten,  halte  ich  durchaus  nicht  fur 
ausgeschlossen.  Im  übrigen  bedauere  ich,  die  oben  angeführte  Stelle  (»so 
könnte  man  die  Stelle  verstehen-  usw.)  aus  dem  Zusammenhang  heraus- 
gerissen, mit  diesen  Pferdefiguren  in  Zusammenhang  gebracht  zu  haben. 
Ich  teile  im  Anhang  einen  Auszug  aus  der  Biographie  des  Generals  Ma  Yfian 
(Huu-han-schii  Kap.  54)  mit,  woraus  ersichtlich  ist,  daß  jene  kurze 
Stelle  ohne  die  Angabe  der  Dimensionen  des  Pferdes,  die  erst  nach  einem 
langen,  auf  den  ersten  Blick  nicht  so  leicht  verständlichen  Passus  mitgeteilt 
wird,  sehr  leicht  mißverstanden  werden  kann.  Mich  hat  dazu  nun  noch 
ganz  besonders  der  Umstand  verleitet,  daß  ich  mich  mit  dem  Gedanken  des 
Umschmelzens  jener  kunstvollen  Bronzetrommeln  in  ein  Pferdemodell  ab- 
solut nicht  befreunden  konnte.  De  Groot  sagt  zwar  S.  79:  »Wegen  seiner 
nüchternen  Einfachheit  hat  dieses  Zitat  fur  uns  viel  Glaubwürdiges. •  Ich 
kann  diese  Auffassung  nicht  teilen.  Ich  kann  es  nicht  glauben,  daß  ein 
Mann  wie  der  General  Ma  Yuan,  der  selbst  wohldurchdachte  Kunstwerke 
durch  Bronzeguß  herstellte,  sich  der  Barbarei  schuldig  machte,  die  im 
Einschmelzen  solcher  Museumsschaustucke  liegt.  Dazu  kommt,  daß  uns 
der  Wortlaut  des  Begleitschreibens  vorliegt,  in  welchem  der  General  dem 
Kaiser  die  Gründe  zu  seiner  Widmung  jenes  Pferdemodells  mitteilt,  und 
daß  sich  darin  keinerlei  Andeutungen  finden,  als  ob  das  Modell  aus 
Kriegstrophäen  hergestellt  wäre,  etwa  wie  bei  uns  eine  aus  erbeuteten 
Kanonen  gegossene  Kirchenglocke.  Wäre  dies  der  Fall  gewesen,  so  wäre 
sicher  in  der  an  den  Kaiser  gerichteten  Denkschrift  darauf  hingewiesen 
worden.  Ich  bin  überzeugt,  daß  die  Stelle  nicht  genau  so  niederge- 
schrieben wurde,  wie  sie  in  den  Texten  der  H6u-han-schu  zu  lesen  ist, 
und  daß  wir  berechtigt  sind,  eine  kleine  Korrektur  vorzunehmen.  Ich  bin 
zu  dieser  Voraussetzung  noch  durch  andere  Gründe  veranlaßt  worden. 

Das  H6u-han-schu  ist  ein  verhältnismäßig  spätes  Werk.  Der  Ver- 
fasser des  biographischen  Teils,  Fan  Ye,  der  für  die  zweifelhafte  Stelle 
verantwortlich  ist,  wurde  im  Jahre  445  n.  Chr.  hingerichtet  und  schrieb 
etwa  400  Jahre  nach  der  Eroberung  Tung -kings  durch  den  General  Ma 
Yüan.  Wir  besitzen  jedoch  außer  dem  Hou-han-schu  noch  eine  sehr 
viel  ältere  Geschichte  allerdings  nur  des  Anfangs  der  östlichen  Han- Dy- 
nastie, das  Tung-k  uan-han-ki  gjj),  die  etwa  um  das  Jahr 
170  n.  Chr.  vollendet  wurde  und  deren  Text  unter  den  Handschriften  des 
Yung-lo-ta-tien,  jener  während  der  Boxerwirren  mit  der  Han-lin- 
Bibliothek  in  Peking  verbrannten  Riesensanunlung,  wieder  aufgefunden 
wurde  (s.  Bretschneider,  Botanicum  Sinicum  I,  S.  205  und  Tsung- 
mii  Kap.  50,  S.  4,  wo  sich  eine  ausführliche  Besprechung  des  alten  Werkes 
findet,  das  noch  zur  Zeit  der  Tsin  -  Dynastie  nebst  dem  Scln-ki  und  dem 
Ts'ien-han-schu  zu  den  »drei  Historikern«  als  allgemein  anerkannten 
Werken  gerechnet  wurde).  Aus  diesem  Werke  haben  nun  die  Enzyklopädien 


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236 


Hirth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


des  XVIII.  Jahrhunderts  mancherlei  Zitate  entlehnt,  zum  Teil  Stellen,  die 
sich  in  doppelter  Uberlieferung  darin  sowohl  wie  im  Ilou-han -seh  u  finden, 
und  so  kommt  es,  daß  uns  eine  Parallelste! le,  und  zwar  eine  wegen  ihres 
sehr  viel  höheren  Alters  vorzuziehende,  erhalten  ist.  Ich  zitiere  dieselbe 
nach  der  Version  des  Yüan-kien-lei-han  Kap. 433,  S.  15 f.  (vgl.  auch 
Ko-tschl-k'ing-yüan  Kap.  84,  S.  4):   Jg  j$  ft  $  ftt  &  ffi  Jfg  3$ 

fä  M  ^  ffi  SiT-  *Ma  Yi,an  8°ß  in  Kiau  -  tecW  ein  bronzenes 
Pferd.  In  seinem  Bericht  an  den  Kaiser  sagte  er:  Euerer  Majestät  Diener 
hat  gehurt,  um  im  Himmel  zu  gehen,  gebe  es  nichts  besseres  als  den 
Drachen,  um  auf  Erden  zu  gehen,  nichts  besseres  als  das  Pferd.  Euerer 
Majestät  Diener  Ma  Yuan  hat  von  Yang  TzV-o  die  Kenntnis  der  Wert- 
bestimmung  des  Pferdes  aus  äußeren  Merkmalen  übernommen.  Zur  Zeit 
des  Kaisers  Hiau-wu-ti  (140 — 86  v.  Chr.)  goß  der  Sachverständige  für 
Wertbestimmung  des  Pferdes  namens  Tung  A-k'o  ein  Pferdemodell  aus 
Bronze,  legte  es  dem  Kaiser  vor  und  dieser  ließ  es  vor  dem  Tore  Lu-p'an 
aufstellen,  das  Tor  aber  Kin- ma-mön  (»Tor  des  metallenen  oder  goldenen 
Pferdes-)  nennen.  Euerer  Majestät  Diener  hat  mit  Verwendung  der  Wert- 
bestimmungsmethoden  verschiedener  Autoritäten  aus  erbeutetem  Lo-yüe- 
Kupfer  ein  Pferd  in  Höhe  von  .*>>/.,  Fuß  bei  41/,  Kuß  Umfang  gegossen,  das 
er  hiermit  untertänigst  darbringt.  Der  Kaiser  gab  Befehl,  das  Pferd  unter- 
halb des  Palastes  Tö-yang  aufzustellen.«  In  der  Version  des  Ko-tschi- 
k'ing-yüan  finden  sich,  wie  wir  dies  in  dieser  Enzyklopädie  gewohnt 
sind,  kleine  Varianten,  aber  beide  Zitate  stimmen  insofern  überein,  als  von 
Bronzetrommeln  nicht  die  Rede  ist. 

Die  Version  des  Yüan-kien-leT-han  ist  von  den  gelehrten  Ver- 
fassern dieser  1710  n.  Chr.  veröffentlichten  Enzyklopädie  vermutlich  un- 
mittelbar dem  in  der  Handschrift  des  Yung-lo-ta-tien  vorliegenden  Texte 
des  Tung-kuan-han-ki  entnommen.  Wenigstens  ist  mir  keine  vor  dieser 
Zeit  veröffentlichte  Separatausgabe  bekannt.  Die  einzige  Gesamtausgabe 
scheint  diejenige  des  mit  beweglichen  Typen  gedruckten  Sammelwerkes 
Wu-ying-tien-tsü-tschön-pan-schu  $g  jäg  g£  #  fifi  H)  7,1 

sein  (vgl.  das  Inhaltsverzeichnis  bei  Wylie,  Appendix  S.  208).  das  nicht 
vor  dem  Jahre  1773,  also  geraume  Zeit  nach  dem  Yüan-kien-lei-han 
erschien.  Ich  kann  auf  diese  Ausgabe  leider  nicht  Bezug  nehmen,  da  mir 
nur  ein  Teil  des  Sammelwerkes  vorliegt. 

Jedenfalls  wird  in  der  Umschrift  des  Yüan-kien-lei-han  von 
BronzHrommelu  überhaupt  nicht  gesprochen,  sondern  nur  von  Bronze  oder 
Kupfer  aus  Lo-yüe,  über  welchen  Artikel  wir  ja  genügende  Auskunft 

im  Ling-wai-tai-ta  in  der  oben  S.  205  —  20f>  mitgeteilten  Stelle  (Kap.  7, 
S.  12)  erhalten.    Abgesehen  davon  erweckt  die  Version  des  älteren  Werkes 


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Hirth:  Chinesische  Ansichten  Ober  Bronzetrommeln. 


2:*7 


gegenüber  dem  Texte  des  Höu-han-schu  ein  gewisses  Vertrauen  insofern, 
als  darin  der  äußeren  Form  nach  der  Wortlaut  des  Berichtes  an  den 
Kaiser  wiedergegeben  wird,  wenn  wir  die  im  späteren  Historiker  fehlenden 
Schlußworte  fjtf{  jj)^  («ehrerbietigst  darbringen«)  in  Betracht  ziehen. 

Der  Vergleich  dieser  beiden  Überlieferungen  scheint  mir  die  beste  Losung 
der  Frage  mit  sich  zu  bringen.  So  wenig  ich  im  allgemeinen  geneigt  bin, 
mit  der  Überlieferung  der  besseren  chinesischen  Texte,  zu  experimentieren,  da 
dieselben  vor  der  Einführung  des  Buchdrucks  nicht  dem  Kopieren  durch  un- 
wissende Mönche  ausgesetzt  waren  wie  unsere  griechischen  und  römischen 
Klassiker,  sondern  meist  durch  Pausen  gewissermaßen  faksimiliert  wurden, 
so  glaube  ich  doch,  daß  wir  in  diesem  Falle  eine  kleine  Textverderbnis  vor- 
aussetzen und  zu  einer  Konjektur  unsere  Zuflucht  nehmen  dürfen.  Fine 
kleine  Umstellung  genügt,  um  der  Stelle  einen  ganz  anderen,  und  zwar 
dem  der  älteren  Uberlieferung  entsprechenden  Sinn  zu  geben,  wenn  wir 
in  der  bei  de  Groot  (S.79,  Anm.  1)  mitgeteilten  Stelle  «n  Stelle 

von  ^  JPj  lesen.  Die  «Trommel«  würde  in  diesem  Falle  dem  Sinne 
nach  verschwinden  und  mit  dem  folgenden  Zeichen  das  Zeitwort  ku-tschu 
Mis!'  ^'  n*  "Schmelzen«,  bilden.  Ku-tschu  ist  zu  allen  Zeiten  der  tech- 
nische Ausdruck  für  das  Bronzegießen  gewesen.  So  beim  Ciuß  der  Münzen 
(P'el-wön-y  un-fu  Kap.  6b'B,  S.  171  j  T'u-schu-tsi-tsch'öng  Sekt.  27, 
Kap.  345,  S.  1;  Kap.  349,  S.  11  ( j|£|8  <^  ^J*  "die  Kunst  des  Bronze- 
gusses.), und  Kap.  340,  S.  3         $g|  «bronzene  Gerate  gießen«; 

vgl.  auch  K'ang-hi,  wonach  ku  gfo  —  «Feuer  anfachen«,  was  in  China 
mit  Hilfe  eines  trommeiförmigen  Blasebalges  zu  geschehen  pflegt).  Als 
Beleg  für  den  Sprachgebrauch  in  diesem  Sinne  für  das  Hou-han-schu 
selbst  verweise  ich  auf  die  Stelle  Kap.  38,  S.  8A,  wo  von  einem  die  Eisen- 
hütten beaufsichtigenden  Beamten  gesagt  wird:  £J>||  «der 
ELsenbeamte  beaufsichtigt  das  Schmelzen  oder  Gießen«.  Der  in  der  Stelle 
vorkommende  Ausdruck  Lo-yüe'  („Bj^^^»  so  und  nicht  wie  bei  de  Groot 

durch  *Lo  und  YW«  wiederzugeben)  bildet  den  Gegensatz  zu  Ou-yüe 
i(5yj;>|£,  T'u-schu-tsi-tsch'öng,  Sekt.6,  Kap.  1359,  S.  1  A  und  1B)  und 
bezeichnet  ethnisch1  die  Urbewohner  in  K'in-tschöu  (Ling-wai-tai-ta 

1  Daß  es  sich  um  einen  ethnischen  Ausdruck  handelt,  scheint  aus  den  Wande- 
rungen dieser  Man -Stamme  hervorzugehen ,  auf  die  wir  aus  einer  Stelle  des  Höu- 
han-schu  (Kap.  48,  S.  15)  schließen  dürfen,  wonach  der  General  Tsang  Kung 
P£)  tm  ^anre  35  n.  Chr.  mit  seinen  Truppen  zu  den  Lo-yüe  in  Tschung-Iu 

k>,n  ($1 Ä  +  —  ^     Ä  M  ^  J&  it  SU M)'  IKr  sd,oliast  hcnm'u 

ui  dieser  Stelle:  «Tschung-Iu  ist  der  Name  eines  hii'n  zu  Nan-kün  gehörig;  die 
alte  Stadt  lag  im  Süden  von  Siang-yang  (am  Hanflus.se  unter  32°  ii.  Br. !),  und 
der  Name  kommt  daher,  daß  die  Lo-yüe -Leute  dorthin  verzogen  sind  (oder:  «dorthin 
wurden«,  da  es  sich  um  eine  unfreiwillige  Auswanderung  gehandelt  laben 

:  W&Ü  Afl£#£jft®  J£tf5^)'  Da  die  betreffende  Ortliehk,it 
w  dem  damaligen  Nan-kiln  gehörte,  so  würde  sich  vielleicht  auf  diese  Weise  die 
Eiuaeuduiig  einer  Bronzctrominel  aus  Nan-kün  im  Jahre  48  erklären. 


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238 


Hirtm:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln 


Kap.  3,  S.  17  und  Kap.  7,  8.  12;  T'ung-tien  Kap.  188,  S.  7;  Ts'ien-h  an- 

schu  Kap.  95,  S.  9,  16  und  19;  Schi-ki  Kap.  113,  S.2:  gg 

vgl.  die  Scholien  zu  dieser  Stelle).    Ich  lese  nach  dieser  Korrektur  wie 

folgt:  1ft#^%BMMftvkUl&1&iit<  "nd  übersetze:  -in 
Kiau-tschT  bekam  (oder  »erbeutete«)  er  Lo-yüe- Kupfer  und  goß  daraus 
ein  Pferdemodell-. 

Mit  dieser  Korrektur  ist  zunächst  ein  Haupthindernis  beseitigt,  das 
bisher  der  chinesischen  Theorie  vom  General  Ma  Yuan  als  Erfinder  der 
Bronzetrommeln  entgegenstand.  Freilich  stehen  wir  sofort  wieder  vor  einer 
anderen  Schwierigkeit  Wenn  nämlich  die  Stelle  des  Höu-han-schu  als 
angeblich  älteste  Belegstelle  fur  das  Vorkommen  der  Bronzetrommeln  wegen 
der  durch  unsere  Korrektur  hervorgerufene  Veränderung  des  Sinnes  weg- 
fällig wird,  so  wurde  die  nächstälteste  Erwähnung  die  bei  de  G root  (S.79, 
Anm.2)  mitgeteilte  Stelle  des  TschT-lin  sein:  j||  jj£  ^  -f-      4p.  j£|  g|j 

jjJtWÄ'  d'h-  *im  Jsll,re  48  "•r»r-  widmete  dem  Hofe 
ein  Mann1  von  Nan-kün  eine  bronzene  Trommel  mit  Inschrift«.  De  Groot 
übersetzt  hier  »eine  mit  Gravierarbeit  versehene  Bronzepauke«,  aber  ich  muß 
darauf  hinweisen,  daß  in  allen  kunstgeschichtlichen  Texten  die  Ausdrücke 
2^  yu-ming  und  fill  -^fj  um-miny,  die  sich  im  Po-ku-t'u-lu,  Kiu- 
schT-so  und  ähnlichen  Werken  fast  auf  jeder  Seite  finden,  immer  durch 
■  mit  Inschrift«  und  «ohne  Inschrift«  zu  übersetzen  sind,  auch  in  den 
Texten  des  Altertums,  wofür  sich  zahlreiche  Belege  im  P'ei-wön-y  ün-fu, 
s.v.  ,  finden.  Nehmen  wir  an,  daß  diese  Trommel  von  den  in  Nan-kün 
ansässigen  Man -Barbaren  stammt,  so  dürfen  wir  fragen:  wie  kamen  die- 
selben zu  einer  Inschrift?  Wären  die  eingravierten  Schriftzeichen  nicht- 
chinesisch gewesen,  so  hätte  dies  der  Berichterstatter  sicher  vermerkt.  Die 
örtlichkeit  paßt  sehr  gut  zur  Auffindung  einer  Bronzetroinmel.  Die  Haupt- 
stadt des  damaligen  Gebietes  von  Nan-kün  entspricht  dem  heutigen  King- 
tschöu -fu1,  aber  die  Grenzen  des  Fürstentums  erstreckten  sich  weit  über 
die  südlichen  Yang -tzT- Ufer  und  im  Norden,  wie  wir  gesellen  haben,  bis 
nach  Siang-yang.  Das  Land  war  zum  großen  Teil  von  Man -Barbaren 
bevölkert.  Die  «Bronzetroinmel  mit  Inschrift«  findet  in  jener  Zeit  nur  in 
der  nach  dem  Kuang-tung-sin-yü  seinerzeit  im  Nan -hai- miau  bei 
Whampoa  aufbewahrten  Trommel  mit  Inschrift  des  Generals  Fu-p'o  ihr 


1  «ein  Manu«;  so  will  mir  die  Stelle  nicht  recht  gefallen,  da  ich 

nicht  einsehe,  weshalb  das  Geschlecht  des  Schenkenden  betont  wird.  Möglicherweise 
•  Männer.,  wenn  nicht  Adelstitel,  jjfy  izi-nan,  -die  Vizegrafen  und  Barone-, 
gemeint  sind  (vgl.  Höu-han-schu  Kap.9,  S.  12B:  ^  J)[|  fhf  ,\ ♦  wo 
nan-izi  in  dieser  Umstellung  vielleicht  auch  Adelstitel  ist). 

>  Li-tai-ti-li-tschT-yün-picii-kin-srhT  Kap.U,  S.27f.:     j  Jjl  j 

Htm  ein  Fürstentum,  zu  King-tschöu  gehörig,  entsprechend  der  beutigen  Stadt 
Ki&ng-ling-hicn  in  King-tschöu -fu,  Provinz  Hu-peT«.  Kiang- ling-hien  ist  mit 
der  Prät'elrturstadt  King-tschöu- fu  identisch. 


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Hihth:  Chinesische  Ansichten  (Iber  Bronzetrommeln. 


239 


Gegenstück.  Vorausgesetzt  daß  die  letztere  wirklich  «aus  der  Zeit  der 
späteren  Han  stammt,  ware  die  Trommel  aus  Nan-kiin  das  zweite  mit 
einer  Inschrift  versehene  Stuck,  vielleicht  das  dritte,  wenn  wir  die  weiter 
unten  von  mir  erwähnte  Trommel  von  Yo-tschöu-fu  in  Betracht  ziehen. 
Die  Schwierigkeit  liegt  fur  den,  der  die  Ma-yüan -Theorie  zu  stützen  sucht, 
im  Datum  der  Auffindung.  Die  chinesische  Anschauung  stützt  sich  augen- 
scheinlich auf  den  Gedanken,  daß  Bronzetrommeln,  soweit  Funde  durch 
die  chinesische  Literatur  bekannt  geworden  sind,  hauptsächlich  an  solchen 
Plätzen  entdeckt  worden  sind,  die  von  den  Generälen  Ma  Yuan  und  Tschu-ko 
Liang  mit  ihren  Truppen  berührt  wurden.  Dies  würde  nun  auf  die  süd- 
lichen Grenzen  des  Nan -kün- Gebietes  recht  gut  passen,  wie  aus  den  aus 
dem  Höu-han-schu  unter  *  bis  «  mitgeteilten  Auszügen  (s.  Anhang)  her- 
vorgeht. Ma  Yüan  bekämpfte  tatsächlich  die  aufständigen  Man  -  Barbaren 
in  der  Nähe  des  Sees  Tung-t'ing  und  starb  während  dieses  Feldzuges. 
Nach  dem  H öu- han-schu  wurde  er  im  Herbste  des  Jahres  48  n.Chr. 
zum  Führer  der  Expedition  gegen  die  Man  am  See  ernannt;  im  T'ung- 
kien-kang-mu  wird  der  siebente  Monat  genannt,  und  wenn  Ma  Yüan  nach 
derselben  Quelle  erst  im  Sommer  49  starb,  so  müßte  der  Trommelfund  von 
Nan -kün  noch  zu  seinen  Lebzeiten  stattgefunden  haben,  und  zwar  während 
er  sich  mit  seiner  Armee  in  der  Nahe  der  südlichen  Grenzen  dieses  Fürsten- 
tums aufhielt,  wenn  nicht  vor  seiner  Ernennung.  Die  Möglichkeit  wäre 
allerdings  nicht  ausgeschlossen,  daß  Ma  Yüan  im  siebenten  Monat  des 
Jahres  48  gleich  nach  seiner  Ankunft  unter  den  Barbaren  solche  Trommeln 
bei  sich  hatte,  befreundete  oder  verbündete  Man  -  Führer  damit  beschenkte, 
daß  diese  sie  im  Kampfe  verloren  und  daß  sie  schließlich  von  dem  «Manne« 
aus  Nan -kün  an  den  Hof  eingesandt  wurden,  ohne  daß  dieser  ihren  Ur- 
sprung kannte.  Während  jedoch  das  örtliche  Zusammentreffen  des  Trommel- 
fundes von  Nan-kiin  mit  der  Nähe  von  Ma  Yüans  Kriegsschauplatz  für  die 
chinesische  Theorie  zu  sprechen  scheint,  ist  der  Umstand,  daß  die  Ein- 
sendung nur  innerhalb  weniger  Monate  nach  Ankunft  Ma  Yüans  stattgefunden 
haben  kann,  eher  als  ein  Hindernis  anzusehen.  Schließlieh  könnten  ja  auch 
solche  Trommeln,  nachdem  sie  sich  in  Tung-king  vier  Jahre  früher  erprobt, 
inzwischen  durch  andere  Vertreter  des  Kaisers  an  die  Barbaren  von  Nan -kün 
gelangt  sein.  Gegen  die  chinesische  Theorie  spricht  hauptsächlich  auch  die 
Unwahrscheinlichkeit,  daß  man  dem  Hofe  ein  unter  der  Autorität  des  Kaisers 
eingeborenen  Führern  gestiftetes  Geschenk  als  Merkwürdigkeit  widmete. 

Übrigens  ist  die  Bronzetrommel  von  Nan-kiin  nicht  die  einzige  in 
jener  Gegend  entdeckte.  Ihr  folgt  zunächst  die  im  K'i-man-ts'ung-sinu 
erwähnte  Trommel  (s.  de  Groot  S.  88,  Antn.  2).  Dieselbe  wurde  im  Flusse 
von  Ma-yang  (J$|[,l$y)  ausgegraben.  Diese  Ortlichkcit  wird  von  de  Groot 
nicht  ganz  richtig  identifiziert,  wenn  er  sie  im  heutigen  Yüan-tschöu-fu 
j'H/frf)  in  der  Provinz  Kiang-si  sucht.  Dort  sind  wir  den  Sitzen 
der  Man  schon  zu  weit  entrückt,  um  solche  Altertümer  zu  erwarten.  Viel- 
mehr handelt  es  sich  um  eine  Landschaft  an  den  Ufern  des  Yüan-kiang, 
der  sich  östlich  von  Tschang -tö  in  den  Tung-t'ing -See  ergießt  und  die 
eigentliche  Heerstraße  der  Man  vom  alten  King-tschöu  nach  den  südwest- 


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240  Hibth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzctrommeln. 

liehen  Provinzen  bildet,  insbesondere  der  K'i-man  denen  das 

von  de  Groot  zitierte  Werk  gewidmet  ist.  Ma-yang  ist  die  heute  noch  so 
genannte  Kreisstadt  (27°  38' n.  Br.,  109°  22'  ö.  v.  Gr.,  Playfair  Nr.  4742). 
Das  Zitat  von  der  bei  Ma-yang  entdeckten  Trommel  ist  im  T'u-schu- 
tsi-tsch'öng  unter  den  tsa-lu  von  Tschön- tschou  -fu  (6,  Kap.  1270),  der 
Präfektur,  zu  der  Ma-yang  gehört,  abgedruckt.  Das  Kloster  Tiin-k'iug- 
kuan  Bglfljl)'  wo  /m*  ^<il  der  Sung -Dynastie  die  Trommel  aufbewahrt 
wurde,  befaud  sich  jedoch  hundert  Li  ostlich  von  der  Stadt  Yo- tschou -fu 
und  führte  diesen  Namen  seit  1017  n.Chr.  (s.  T' u-sch u-tsi -tsch'öng  6, 
Kap.  1223,  S.  5).  Der  Fluß  von  Ma-yang  fällt  in  das  Gebiet  derselben 
Wu- ling -mau  Ser>en  die  der  im  Jahre  48  n.Chr.  unter  Ma 

Yttan  unternommene  Feldzug  gerichtet  war.  Ob  der  General  selbst  weit 
genug  ins  Innere  gedrungen  ist,  um  den  Fundort  der  Trommel  von  Ma 
Yang  zu  erreichen,  läßt  sich  kaum  feststellen;  doch  konnten  seine  Truppen 
dort  gewesen  sein.  Der  Hu- t'ou-schan,  wo  sich  Ma  Yüans  Hauptquartier 
zur  Zeit  seines  Todes  befand,  durfte  sehr  viel  weiter  stromabwärts  unter- 
halb Tschon  -  tschou  zu  suchen  sein. 

Ein  dritter  Trommelfundbericht  der  Tung- t'ing- Gegend  liegt  aus  Yo- 
tschou-fu  vor.  Die  Lokalchronik  (Yo-tschou-fu-tschT,  zitiert  im  T' li- 
sch u-tsi-tsc h'öng  b\  Kap.  1224,  S.  2)  spricht  von  einer  im  Tempel  Lo- 
niang-miau  (j|j££j| aufbewahrten  Bronzetrommel.  Dazu  werde  im 
Yo-yang-f  ong-t'u-ki  (Ijj -J-  =jj,  einem  etwa  1100  n.Chr.  ent- 
standenen, für  die  Geschichte  der  .Stromveränderungen  am  Ausfluß  des 
Tung-t'ing-Sees  wichtigen  und  von  den  Chinesen  geschätzten  Werkchen, 
s.  Ts'ung-mu  Kap. 70,  S.  31  f.)  folgendes  bemerkt: 

»Während  der  Regierungsperiode  Yüan-föng  (1078— 108G)  wurde 
bei  dem  Landgute  Yung-k'ing  beim  Pllugen  eine  Bronzetrommel  gefunden 
mit  runder  Öffnung  und  kantigen  Henkeln;  die  Ornamente  des  unteren 
Teils  bestanden  aus  alter  Siegelschrift  und  Mäandermastern  mit  prononciert 
blaugriiner  Patina  und  von  so  vollendeter  Arbeit,  wie  sie  in  jüngerer  Zeit 
nicht  fertig  gebracht  werden  konnte.  Das  Fundstilck  wurde  im  Kloster 
untergebracht.  Der  Magistrat  Li  Kuan  erkundigte  sich  bei  den  Sachver- 
ständigen nach  (der  Bedeutung  der  Inschrift?),  worauf  dieselben  antworteten: 
'Als  Lu  Kia  als  Gesandter  nach  Nan-yüe  geschickt  wurde,  schenkte  er 
diese  Bronzetrommel  als  eine  Widmung  an  den  Tempel,  sie  war  jedoch 
vor  langer  Zeit  verloren  gegangen.  Dies  ist  der  Sinn  (der  Inschrift).'  Darauf 
wurde  die  Trommel  im  Tempel  untergebracht,  doch  da  sie  zur  Zeit  des  Um- 
zugs nicht  mit  der  nötigen  Sorgfalt  gehandhabt  wurde,  ward  sie  beschädigt, 
worauf  sie  im  Kloster  von  Yung-k'ing  gelassen  wurde-  ( jjjr  ^  jpg 

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Hibth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


241 


Wir  sehen  in  diesem  kurzen  Bericht  eine  von  der  landläufigen  An- 
sicht sehr  verschiedene,  ebenfalls  chinesische  Anschauung  vertreten.  Nach 
<ler  Ansicht  jener  Sachverständigen,  die  in  Yo - tschöu - fu  zu  Hause  ge- 
wesen sein  mögen,  da  der  zuerst  genannte  Tempel  Lo - niang-miau  sich 
(nach  T'u-schu-tsi-tseh'ong  6,  Kap.  1223,  tz'i-miau  S.  1)  drei  Li  süd- 
lich von  dieser  Stadt  befand,  stammte  diese  Trommel  aus  einer  Zeit,  die 
vorder  Eroberung  Tung -kings  durch  den  General  Ma  Yuan  um  mehrere 
Generationen  zurückliegt.  Die  erste  Entsendung  des  chinesischen  Gesandten 
Lu  Kia  an  den  Hof  des  Königs  von  Nan-yüe,  Tschau  T'o,  fällt  in  das 
Jahr  195  v.  Chr.,  bei  Gelegenheit  seiner  Investitur  im  Namen  des  chinesischen 

Kaisers  (S  c  h  1  -  k  i  Ka p.  11 3 ,  S.  2  B :  $|  +  —  %L  jf  f{  0  ±  it  Ä 
ÄIÄI'  vßl  Ts  i<:n-,,an--sc,iu  Kap.  95,  S.  8B  und  die  Übersetzung 
von  Wylie,  a.  a.  O.  S.  t»6  ff.).  Eine  zweite  Entsendung  desselben  Gesandten 
fiel  in  das  Jahr  17(J  v.Chr.,  und  diesmal  sendet  der  im  Sterben  liegende 
große  Beherrscher  der  Man -Barbaren  eine  in  den  chinesischen  Historikern 
im  einzelnen  angeführte  Reihe  wertvoller  Geschenke  (-Respectfully  facing 
the  north,  he  begs  to  present  by  the  envoy,  a  pair  of  white  jade  sceptres, 
a  thousand  humming  birds,  ten  buffalo  horns,  five  hundred  purple  cowries, 
a  case  of  cassia  grubs,  forty  pairs  of  living  humming  birds,  and  two  pairs 
of  pea-fowls.  Half  dead,  he  again  makes  obeisance,  in  offering  this  report 
t»i  His  Highness  the  Emperor.  When  Lu  Kia  returned  and  made  his  report, 
the  Emperor  was  greatly  delighted-  (Wylie  S.  70).  Es  befand  sich  keine 
Bronzetroinmel  unter  den  Geschenken  Tschau  T'os.  Doch  bezieht  sieh 
wohl  die  Mitteilung  des  Föng-t'u-ki  nicht  auf  diese  Sendung,  da  von 
einem  Geschenk  des  Lu  Kia  an  den  Tempel  (Lo- niang-miau?)  und  nicht 
von  Hofgeschenken  die  Rede  ist.  Es  wird  jedoch  nicht  leicht  sein,  etwaige 
Beziehungen  zu  jenem  Tempel  zu  entdecken.  Die  Stelle,  ist  zunächst  da- 
durch interessant,  daß  sie  eine  Variante  der  allgemein  gültigen  chinesischen 
Anschauung  bildet.  Jene  Sachverstandigen  der  Sung  -  Dynastie  nahmen 
zweifellos  an,  daß  die  von  ihnen  begutachtete  Trommel  chinesischen 
Ursprungs  sei,  sie  hätte  sonst  nicht  die  »in  alter  Siegelschrift  ("^f 
niedergelegte  Inschrift  tragen  können.  Immerhin  hätte,  wenn  wir  den 
Barbaren  Tschau  T'os  solche  Kunstwerke  zutrauen  wollen,  dieses  Stück 
wahrend  des  Aufenthaltes  des  Gesandten  am  Hofe  des  Südens  auf  Be- 
stellung gegossen  sein  können,  wenn  nicht  die  chinesische  Inschrift  nach- 
träglich eingraviert  wurde. 

•  Diesem  Gebiete  gegenüber  steht  mm  ein  anderes,  nämlich  das  von  SsT-tseh'uan 
Yön-nan,  Nordbirma  usw.  Ich  bin  geneigt  anzunehmen,  daß  die  Funde  dieses 
mehr  westlichen  Gebietes  um  etwa  zwei  Jahrhunderte  jünger  sind  und  nicht  fiber 
die  Zeit  des  Tschu-ko  Liang  (225  n.  Chr.)  hinausgehen.  Als  dieser  große  Feldherr  den 
Südwesten  Chinas  unterjochte,  verfuhr  er  ähnlich  wie  sein  Vorgänger  Ma  Yuan  in 
Tung- king.  So  wird  ein  im  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  in  der  Gegend  von 
Kui-liii  entdeckter  Fund  von  93  Bronzepauken  auf* Tschu-ko  Liang  i-ku  tschön- 
iuan,  -Tschu-ko  Liang,  der  mit  der  Trommel  die  Man  unterjochte,  in  Ordnung  hielt-, 
lurflckge  fuhrt.  Wie  die  damals  (d.h.  im  XVI.  Jahrhundert)  gefangenen  Man  selbst 
erklärten,  hing  der  Wert  einer  solchen  Bronzetroinmel  davon  ab,   wie  weit  man 

JClt  4  Sein.  f.  Orient  Sprachen.  1904.  I.  Abt.  Ifi 


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242 


Hirth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


ihren  Schall  hören  konnte,  also  keineswegs  von  der  Größe,  was  sich  ja  auch  von 
den  Tamtams  und  Glocken  sagen  läßt.  Die  allerbesten  waren  tausend  Kühe  wert, 
weniger  gute  700  bis  800  Kühe.  Diese  wichtige  Stelle  findet  sieh  im  Ming-schT 
Kaj).  212,  S.  20.  Wie  die  in  der  Provinz  SsT-tsch'uan  erworbenen  Stücke,  so  gehören 
zu  den  Trommeln  des  Tschu-ko  Liang  vermutlieh  wohl  auch  Stücke  aus  Gegenden,  die 
weit  über  die  heutige  chinesische  Grenze  hinaus  gefunden  wurden.  Wie  es  mit  den 
ferneren  Gegenden  Hiiitcrindieiis  bestellt  ist  ,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Es 
wäre  aber  die  Frage  aufzuwerfen,  ob  nicht  die  Kunst  des  Trommclgießens  bei 
Gelegenheit  der  beiden  großen  chinesischen  Unterwerfungsfeldzügc  zunächst  von  den 
unterworfenen  Man  nach  chinesischem  Muster  erlernt  wurde  und  sich  spater  von 
Stamm  zu  Stamm  nach  Süden  hin  fortpflanzte,  allmählich  dann  eingeborenem  Ge- 
schmack mehr  und  mehr  Rechnung  tragend,  ßronzctrommcln  werden  im  frühen 
Mittelalter  unter  den  musikalischen  Instrumenten  des  Landes  P'iau  (Ostbirma)  er- 
wähnt. Unter  einer  langen  Keihe  von  Tributgeschenken,  die  im  Jahre  1370  von 
Java  (vom  König  Si-li-pa-ta-la  —  Cri  Patra  oder  Patala?)  an  den  chinesischen 
Hof  geschickt  wurden,  befanden  sieh  auch  Bron/etrommeln.  Es  wird  sich  fragen, 
ob  man  iür  die  lünterindiseheii  Trommeln,  besonder»  solche  des  Archipels,  den 
Beweis  erbringen  kann,  daß  sie  vor  dem  Jahre  41  n.  Chr.  entstanden  sind.  Ist  dies 
nicht  möglich,  so  wäre  chinesische  Beeinflussung  bei  aller  Verschiedenheit  der  Formen 
immerhin  denkbar. - 

Mag  es  Legende  sein,  wie  de  Groot  (S.  90)  annimmt,  oder  nicht,  so 
unterliegt  es  doch  keinem  Zweifel,  daß  in  der  Gegend  des  oberen  Yang-t/.T 
und  weiter  nach  Südwesten  hin,  überall  wohin  der  große  Nationallield 
Tschu-ko  Liang  seine  siegreichen  Waffen  trug,  die  spater  gemachten 
Trommelfunde  seinem  Wirken  zugeschrieben  werden.  Die  auch  bei  de  Groot 
(8.89)  angeführte  Stelle  des  Ming-schT  (Kap.  212,  S.  20)  bringt  den  in 
der  Bevölkerung  heute  noch  für  Tradition  gehaltenen  Gedanken  deutlich 
zum  Ausdruck.  Ich  habe  ja  in  meinem  Briefe  nur  die  Ansichten  chinesi- 
scher Archäologen  wiedergeben  wollen  und  glaube  dies  so  gewissenhaft  getan 
zu  haben,  wie  dies  unter  den  damaligen  Uniständen  möglich  war.  Ich 
bin  selbst  jetzt  noch  der  Ansicht,  daß  wir  solche  im  Volke  lebenden 
Überlieferungen  nicht  ohne  weitere  Nachfrage  als  unnützes  Material  bei- 
seite werfen  sollen.  Was  dem  Feldherrn  Tschu-ko  Liang  zugeschrieben 
wird,  ist  ebenso  wie  bei  Ma  Yüan  die  Überreichung  von  Kulturgeschenken. 
die  in  der  Seele  der  Barbaren  die  Lust  zur  Zivilisation  im  chinesischen 
Sinne  erwecken  und  gleichzeitig  das  Gefühl  der  Abhängigkeit  vom  Kaiser 
als  obersten  Schutzherrn  erhalten  sollten.  Daß  wir  in  dem  von  den  Heer- 
zogen  des  Tschu-ko  Liang  handelnden  Haupthistoriker,  dem  Sa n -kno- 
ts chl,  so  wenig  über  die  Bronzetrommeln  erfahren  wie  aus  den  Han- 
Annalen  beweist  nichts  gegen  die  Möglichkeit  dieses  Verfahrens,  das  wir 
aus  der  Ku-tsch'ui- Literatur  hinlänglich  kennen.  Tschu-ko  Liang  war 
wie  Ma  Yüan  nicht  nur  ein  großer  Feldherr,  sondern  auch  Künstler.  In 
der  Malerliteratur  wird  er  unter  den  ausübenden  Künstlern  seiner  Zeit 
angeführt  (»Tschu-ko  Liang  konnte  malen-,  jffj  tfe.  j|» ,  Süan-ho- 

schu-p'u  Kap.  13,  S.  4B,  wo  außer  seiner  von  den  Zeitgenossen  ge- 
schätzten Handschrift  besonders  auch  sein  mechanisches  Geschick  hervor- 
gehoben wird,  das  sich  in  mehreren  berühmten  Frßndungen  äußerte,  die 
ja  auch  im  San-ku  o- tscin  erwähnt  sind.    Sein  zeichnerisches  Talent 


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Hirth:  Chineswehe  Ansichten  üher  Rronzetronimeln.  243 


entsprang  einer  inneren  Veranlagung,  die  ihn  in  den  Stand  setzte,  es  auch 
ohne  Studium  zu  Leistungen  zu  bringen  ( J^j[  ^£       jfp  JlJ  LjJ[ 

^ih  |7fl  )•  Von  seinen  Erfindungen  erhalten  wir  im  San-kuo-tsch I 
(Selm  Kap.  5,  S.  15  B)  Nachricht,  wenn  es  auch  nicht  leicht  ist,  sich  heute 
eine  Vorstellung  davon  zu  machen  (fäfefäfä  &}  J&lj&fjjtMH 

*  ait  %  tu  ä  &  m  m  ä  &  w  a  i«  b  ffi  19  ä  s> 

Jahre  225  n.  Chr.  trat  Tschu-ko  Liang  seinen  Feldzug  gegen  den  Süden 
an  {Dl'  San-kuo-tsch!  Kap.  5,  S.  8). 

Dazu  l»euicrkt  der  Scholiast,  daß  ihm  auf  Befehl  des  Kaisers  »Federschirme 
und  Trouunelspiele-   gegeben  wurden  (jf^)^^^    ü    °  ^^jI&Ba! 

 Elft)-  m,n  l^X'-ko  Liang  von  seinem  Malertalent  Gebrauch 

machte,  erfahren  wir  aus  einer  Quelle,  die  zwar  dem  San-kuo  Ischl  an 
Alter  nicht  gleichkommt,  aber  immerhin  alt  genug  ist,  um  zu  zeigen,  was 
man  sich  etwa  ein  Jahrhundert  später  erzählte.  Ich  meine  das  llua-yang- 
kuo-tsch!  (fjjfe  |^  [p|J  yj^)  vo"  Tsch'ang  K'ü  (^/J^)  Der  Verfasser 
wird  im  Ts*  u  n g  -  in  u  (Kap.  (56,  S.  5)  als  Zeitgenosse  des  letzten  Monarchen 
der  Dynastie  Tsch'öng  Li  Schi  genannt,  der  von  344  bis 

347  n.  Chr.  regierte.  Der  Text  des  aus  einer  Reihe  von  Monographien 
historischen  Inhalts  bestehenden  Werkes  ist  in  dem  Sammelwerk  H  au- 
wei- ts*  ung-schu  abgedruckt.    Die  Stelle  lautet:    gfä  $  %$jf$ 

JfliJ  $(\\  föt  jf  ^  "iW  ^  -Tschu-ko  Liang  verfertigte  ein  Allium  von 
Bildern  über  die  Beschäftigungen  der  Barbaren.  Erst  zeichnete  er  Himmel, 
Erde,  Sonne,  Mond,  Fürsten,  Führer  und  Städte.  Dann  zeichnete  er 
Geister  und  Drachen,  die  Erzeugung  der  Barbaren  durch  Drachen,  auch 
Ochsen,  Pferde  und  Ziegen.  Zuletzt  zeichnete  er  die  Stammesf Arsten  und 
ihre  Beamten,  Reitpferde  und  Fahnen.  Denn  (diese  Bilder  sollten)  die 
Runde  machen  und  friedliche  Sympathien  erwecken.  Er  zeichnete  auch  an 
der  Halfter  gezogene  Ochsen ,  mit  Wein  beladen,  und  die  Symbole  von  ge- 
schenktem Gold  und  Edelsteinen,  die  zu  ihnen  kamen.  (Diese  Bilder) 
schenkte  er  den  Barbaren.  Die  Barbaren  schätzten  sie  sehr  hoch.  Er  ver- 
sprach ihrem  Wohlstand  durch  Vieh  aufzuhelfen  und  gab  ihnen  unwider- 
rufliche Urkunden  nebst  (den  dazu  gehörigen)  Rangabzeichen  aus  Nephrit 
und  Brokatstoffen.  [Die  Bilder  sind]  jetzt  noch  erhalten.-  Die  Stelle  wird 
im  T'u-schu-tsi -tsch'öng  (6,  Kap.  K06  ad  finem)  aus  dem  Sü-tschou- 
fu-tschi  zitiert. 

Einen  der  Gründe,  die  bei  der  Zurückführung  der  in  Ssi-tsch 'uan, 
Yün-nan  und  Kui-tschöu  gefundenen  Bronzetrommeln  auf  Tschu-ko  Liang 
den  Chinesen  des  Mittelalters  vorgeschwebt  haben  mögen,  glaube  ich  in 
einer  Stelle  der  T'u-schu  tsi-tsch'öng  (Kap.  8,  Kap.  94,  hui-k'au  (I, 
S.  8)   zu    erkennen,  wo  die  Bronzetrommel  als  Festmusikinstrument  der 

16« 


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244  Hirth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


Liau- Barbaren  »mit  den  fliegenden  Köpfen»  (Vogelköpfcn?  71^  "?*' 
die  schon  im  T'ang-schu  erwähnt  werden)  und  anderer  Stämme  Tung- 
kings  geschildert  wird.  Dort  wird  sie  als  »das  Tschöng,  d.i.  der  Militär- 
gong, erklärt,  mit  dem  Tschu  -  ko  Liang  gegen  die  Man -Barbaren  zu  Felde 

(fSi  älL75Mi  %iaifiEÖa-&)-  1)as  Tschöng  war  zur  Zeit 
der  Tschöu  -  Dynastie  ein  glockenartiges  Instrument  mit  Handgriff  und  Tschöu- 
ornamenten,  jedoch  ohne  die  charakteristischen  36  Zitzen  der  Tschöuglocken, 
wie  aus  den  Abbildungen  des  Po-ku-t'u-lu  (Kap.  26,  S.  36 — 46)  hervor- 
geht. Nach  der  Definition  des  Sehuo-wün  (K'ang-hi,  s.v.  j)j£)  war  es 
ein  Instrument  wie  die  Tanzrassel  (natt),  jedoch  glockenartig,  mit  hohlem 
Griff,  durch  den  ein  Stab  gesteckt  werden  konnte  (jj*V ■     j  ^  fj/]  £^  j^j 

pfl  Jl  Ks  wurde  mit  der  Felltronimel  bei  militärischen  Evolu- 

tionen als  Signal  benutzt,  die  Trommel  als  Signal  zum  Angriff,  das  Tsrbring 
als  Signal  des  Stillstandes.  Ks  wurde,  dieser  Beschreibung  entsprechend, 
an  einem  durchgesteckten  Stabe  hängend  angeschlagen.  In  dein  Musik- 
werke  der  Sung- Dynastie   Yo-schu   (^^.  T'u-schu-tsi-sch'öng 

29,  Kap.  99,  S.  2)  wird  ein  Bronzetschöng  a,,cn  als  Spezialität  der 

Man -Barbaren  erwähnt  mit  den  Worten:  »Das  Tschöng  gleicht  einem  großen 
bronzenen  tie  (ich  weiß  nicht,  was  damit  gemeint  ist),  wird  an  einem 
Glockenstab  aufgehängt  und  angeschlagen;  es  ist  ein  Instrument  der  sud- 

iioi„.„  m.,„.  (  &  *p  ^  g  ,j«5  ff  #  p.  jfo-    z  m m  Z  & tfe 

nach  K i  u - 1' a  ng -sc h  u  ,  Kap.  'J9.  S.  19).  Vielleicht  ist  dieses  Instrument 
mit  der  Bronzetrominel  verwechselt  worden,  da  Schön  Kua  (XI.  Jahrhundert) 
berichtet,  daß  von  ihm  ein  bronzenes  Tschöng  mit  einer  auf  Tschu -ko 
Liang  deutenden  Inschrift  gefunden  wurde  ( ^jp*  ^ '  i^.  ^  jfjfc  jjj! ^  ^  ^jr 

Möng-k  i-pi-t'an  Kap.  19,  S.  1).  Auf  dem  Tschöng  war  eine  Art  stili- 
sierter Widderkopf,  worin  der  Verfasser  das  Symbol  Fei-lien  (^f^Jfft»  ein 
mythologisches  Monstrum)  zu  erkennen  glaubte.  Das  Fei -lien  scheint  nach 
den  im  P'e'i- wön-yu  n-fu  (Kap.  29,  S.  löB)  mitgeteilten  Stellen  ein  recht 
vieldeutiger  Begriff  zu  sein. 

In  der  neueren  Literatur  sind  Stellen,  in  denen  die  Bronzetrommel 
in  gewissen  Gebieten  auf  Tschu -ko  Liang  zurückgeführt  wird,  durchaus 
nicht  selten.  Solche  Stellen  finden  sich  namentlich  in  dem  Hauptwerke  fur 
die  südwestlichen  Provinzen,  dem  im  Jahre  1763  veröffentlichten  Tieti- 
k'ien-tsch'i-lio  in         Kapiteln,  von  Sie  Schöng-lun 

(I^^^m)'  vv"  sicn  nocn  rocht  vie'  Mateml  für  die  Kenntnis  der  Bronze- 
trommelvölker  findet.  Unter  anderem  sind  darin  die  unter  Europäern 
bisher  nur  als  Erklärung  zu  gewissen  illustrierten  Handschriften  bekannt 
gewordenen  Miau -tzT -Texte  enthalten,  die  von  verschiedenen  Gelehrten 
nach  solchen  titellosen  Miau -tzi- Albums  bearbeitet  wurden.  Das  voll- 
ständigste Exemplar  dieser  Sammlung,  das  ich  bis  jetzt  kennen  gelernt, 
•Sl  Aquarelle  enthaltend,  fiel  im  Oktober  1883  in  ineine  Hände  und  befindet 
sich  jetzt  auf  der  Herzoglichen  Bibliothek  in  Gotha.    Die  Nachrichten  der 


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Hibth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


245 


früheren  französischen  Missionare  (du  Halde,  Amiot,  G rosier  usw.)  sind 
dürftig  im  Vergleich  zu  den  Schilderungen  dieser  Handschriften ,  von  denen 
wir  die  ersten  Proben  1837  durch  K.  F.  Neumann  (Asiatische  Studien  I, 
S.  35  — 120)  erhielten.  Derselbe  beschreibt  79  Stämme  der  Miau- tzT  »nach 
einem  durch  die  Güte  des  Hrn.  Clarke  zu  Canton  in  Abschrift  mitgeteilten 
Originale«.  1859  erschien  die  Obersetzung  von  Bridgman  im  »Journal  of 
the  N.- China  Branch  of  the  R.  Asiat.  Society,  (vgl.  de  Groot  S.  102),  und 
187b*  die  Bearbeitung  nach  drei  verschiedenen  Handschriften  durch  ü.  M.  H. 
Playfair  (»The  Miaotzu  of  Kweichou  and  Yunnan  from  Chinese  Descrip- 
tions-, China  Review  Bd.V,  S.  92  — 108).  De  Groot  sagt  (S.  103)  von 
der  Bridgmanschen  Bearbeitung:  -  Es  ist  eigentümlich,  daß  weder  der  ur- 
sprüngliche Titel  des  Werkchens,  noch  der  Name  des  Verfassers,  noch  das 
Jahr  der  Veröffentlichung  von  dem  Übersetzer  genannt  wird.  Hat  er  das 
alles  verschwiegen  aus  Furcht,  daß  auch  ein  anderer  das  durchaus  nicht 
zu  verschmähende  Buch  in  die  Hände  bekommen  und  gründlicher  unter- 
suchen oder  seine  Übersetzung  einer  Kritik  unterwerfen  könnte?»  Ich  halte 
diesen  Verdacht  für  unbegründet,  da  die  in  verschiedenen  Bibliotheken  und 
Museen  Europas  vertretenen  Miau  -tzT-  Aquarelle  in  ihren  Texten  meist 
keinerlei  bibliographischen  Nachweis  enthalten.  Ich  glaube  daher  einem 
Mangel  abzuhelfen,  wenn  ich  auf  die  gedruckten  Texte  des  Tien-k'ien- 
tschi-lio  verweise,  die  den  früheren  Bearbeitern  zweifellos  unbekannt 
waren. 

In  dem  genannten  Werke  wird  nun  u.  a.  (Kap.  27,  S.  1  B)  mit  Bezug 
auf  die  Barbaren  von  Ma-hu  (J&))li)\,  in  der  Nähe  des  großen  Bronze- 
marktes Sui-fu  am  oberen  Yang-tzT)  gesagt,  daß  sie  bei  Festen  und  Ge- 
lagen »die  Bronzetrommel  anschlagen,  Gesänge  und  Tänze  aufführen  und 
Wein  trinken,  und  Tag  und  Nacht  Musik  machen;  bei  ihren  unerschöpf- 
lichen und  endlosen  Vorräten,  sagt  man,  sei  dies  Tschu-kos  Methode 
gewesen ,  die  Barbaren  zu  erschöpfen«  j^r"  ^  ^  ^      'ipj  ^  ^ 

«  &  m  n  m  m  w  %  m  %  e  m  z m  v,mmm- 

Schreiber  nimmt  augenscheinlich  an,  daß  Tschu-ko  Liang  die  Barbaren  aus 
Politik  zu  diesen  Vergnügungen  ermuntert  habe;  dies  würde  die  in  dem  alten 
Bericht  über  das  von  ihm  gefertigte  Bilderalbum  (eines  frühen  Vorläufers  der 
Miau  -  tzi- Aquarelle)  angedeutete  Liberalität  gegenüber  den  Barbaren  erklären. 
Indem  er  sie  zum  Luxus  erzog,  glaubte  er  sie  am  sichersten  an  die  chi- 
nesische Kultur  zu  ketten.  Die  chinesische  Anschauung  geht  nun  augen- 
scheinlich davon  aus,  daß  unter  diesen  Luxusgeschenken  sich  auch  Bronze- 
trommeln befunden  haben. 

Mag  dies  alles  Legende  sein  oder  allenfalls  Raum  zu  einem  Kom- 
promiß der  Meinungen  eröffnen,  wenn  wir  annehmen  wollen,  daß  die 
Barbaren  längst  selbst  Bronzetrommeln,  wenn  auch  weniger  vollkommene, 
gegossen  hatten,  als  Ma  Yüan  und  Tschu-ko  Liang  dieser  Industrie  mit 
höherer  Technik  und  chinesischer  Symbolik  in  den  Ornamenten  durch 
Trommelstiftungen  im  Zusammenhang  mit  dem  vom  Kaiser  verliehenen 
Ku-tsch*ui- Orchester  zu  Hilfe  kamen,  so  dürfen  wir  doch  Zeugnisse  wie 


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Hirth:  Chinesische  Ansichten  Ober  Bronzctrommeln. 


das  Vorhandensein  von  Inschriften  (z.B.  die  des  Ma  Fu-p'o  im  Nan -hai- 
miau bei  Whatnpoa)  nicht  einfach  beiseite  schieben.  Wenn  uns  ein  an- 
ständiger und  ernst  veranlagter  chinesischer  Autor,  wie  der  Verfasser  des 
Kuang-tung-sin-y ü,  versichert,  daß  eine  Trommel  mit  chinesischer  In- 
schrift in  jenein  Tempel  aufbewahrt  wurde,  so  haben  wir  nicht  mehr  Grund 
an  der  Tatsache  zu  zweifeln,  als  ob  das  Buch  in  Kuropa  erschienen  wäre; 
und  was  den  Leichtsinn  betrifft,  mit  dem  enthusiastische  Gelehrte  sich  durch 
Nachahmungen  täuschen  lassen,  so  traue  ich  den  chinesischen  Kritikern 
ebensoviel  Vorsicht  und  gesunden  Menschenverstand  zu,  wie  beispielsweise 
einem  unserer  großen  Ägy ptologen ,  der  in  einem  Pharaonengrabe  am  Nil 
chinesisches  Porzellan  entdeckt  zu  haben  glaubte. 

Ich  hoffe,  daß  de  Groot  nicht  etwa  ein  grundsätzliches  Vorurteil 
gegen  Inschriften  auf  Bronzetromineln  hegt,  da  wir  doch  genug  Beispiele 
dafür  aus  der  Literatur  nachweisen  können ,  wie  die  Siegelinschrift  der 
Trommel  von  Yo-tschou-fu  oder  die  Widmung  »des  Mannes  von  Nan-kün- 
im  Jahre  48  n.Chr.  Ein  solches  Vorurteil  könnte  der  Grund  sein,  weshalb 
er  (S. 79)  die  Vokabel  ming  (^g  »Inschrift«)  durch  »Gravierarbeit«  uber- 
setzt, und  weshalb  er  mit  Professor  Kuhnert  die  Inschrift  auf  Fig.  7  auf 
Taf.  XXIX  in  Hegers  Tafelband  nicht  deuten  zu  können  glaubte  (s.  Text- 
band, 8.  128). 

Ich  halte  die  beiden  am  Henkel  der  Trommel  Wien  XI  erscheinenden 
Zeichen  für  chinesisch  und  sehe  die  Schwierigkeit  ihrer  Lesung  nicht  recht 
ein.  Das  auf  der  Abbildung  (Fig.  7)  wiedergegebene  obere  Schriftzeichen 
erscheint  auf  einein  oben  und  unten  von  krummen  Linien  begrenzten  Felde, 
während  das  untere  Zeichen  in  einem  wohlgeformten  Rechteck  steht.  Die 
Verzerrung  des  oberen  Feldes  kann  unmöglich  in  der  Absicht  des  Künstlers 
gelegen  haben ;  ich  nehme  daher  an ,  daß  sie  durch  Stoß  oder  Reibung 
entstanden  ist  und  daß  dadurch  das  im  Felde  enthaltene  Schriftzeichen  seine 
ursprüngliche  Gestalt  verloren  hat.  Meiner  Ansicht  nach  sind  die  beiden 
Zeichen  ff  ,  ts'ien-tcan  zu  lesen,  d.h.  »tausend  Myriaden«  oder  »zehn 
Millionen«. 

Was  die  palüographische  Begründung  dieser  Lesung  betrifft,  so  muß 
bemerkt  werden,  daß  ff-,is'ien,  »tausend«,  mit  dem  Klassenhaupt  »Mensch«, 

gegenüber  dem  einfachen  die  ältere  Schriftforni  ist;  bekanntlich  er- 
scheint ja  in  wichtigen  Dokumenten,  auf  Checks  und  in  allen  offiziellen 
Berichten  an  die  Regierung  das  Zahlwort  ts'itn  immer  in  dieser  älteren  Form, 
um  etwaigen  Urkundenfälschungen  vorzubeugen  (s.  meine  Bemerkungen 
über  das  ta-sie  der  Zahlwörter  in  »Notes  on  the  Chinese  Documentary 
Style«  S.  98  f.).  Im  Schuo-wön,  dem  Hieroglyphen  Wörterbuch  vom 
Jahre  100  n.Chr.,  wird  das  damalige  Zeichen  für  »tausend«  erklärt  als 
aus  -j-"  (sein,  »zehn«)  und  (jo^y  »Mensch«)  zusammengesetzt,  und 
die  mitgeteilte  alte  Form  des  Zeichens  entspricht  dieser  Erklärung  (s.  Schuo- 
wön,  Schlüssel  54,  Nr.  3). 

Ferner  steht  das  buddhistische  Hakenkreuz  p-P ,  wie  man  aus  jedem 

Wörterbuche  (Morrison,  Williams,  Giles)  ersehen  kann,  für  3£,  uro», 


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Hibth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln.  247 

»zehntausend«.  Der  bekannte  Polyhistor  des  XYII1.  Jahrhunderts  Li  T'iau- 
yüan  (T* o u  n g- pao ,  Bd.  V,  Supplement,  S.  15  ff.)  veröffentlichte  in  seinem 
Hau-  ha  i  ein  Werk  philologischen  Inhalts  unter  dem  Titel  Wan  -  tschai  - 
nau-lu  ( rt!  Vorwort  entschuldigt  er  sich  wegen  der 

Verwendung  des  Zeichens  ,  das  in  den  Klassikern  nicht  vorkommt  und 
erst  durch  die  Buddhisten  nach  China  gebracht  wurde,  und  zwar  zunächst 
durch  die  Buddhastatuen,  da  Buddha  das  heilige  Symbol  auf  der  Brust 
trag.  Die  alten  Wörterbücher  wußten  nichts  von  diesem  Zeichen  und  in 
der  Literatur  bemerkt  es  Li  T'iau-yttan  zuerst  in  einem  Gedichte  des 
X.Jahrhunderts.  Das  Symbol  findet  sich  jedoch  als  Variante  fur  j^J,  wan, 
bereits  in  einer  längeren  Inschrift  auf  einem  der  T'ang- Dynastie  zuge- 
schriebenen Metalispiegel  (Kin-sc hT-so,  Kin  Bd.  6.  Kol.. Miß). 

Uber  den  Sinn  der  beiden  Zeichen  möchte  ich  mich  ohne  besonderen 
Fingerzeig  nicht  äußern.  Im  P'eT  -  wön -yün  -  fu  (Kap.  73,  p.  57)  findet 
sich  eine  lange  Reihe  von  Belegstellen  fur  das  Vorkommen  des  Doppel- 
ausdrucks. 

Eine  Inschrift  aus  der  Zeit  des  Tschu-ko  Liang  scheint  mir  auf  der 
bei  Heger  S.  125  besprochenen  Bronzetrommel  des  Mr.  Archibald  Little 
vorzuliegen,  vorausgesetzt,  daß  sich  das  Stück  auch  nach  den  übrigen 
Kennzeichen  als  alt  bewährt.1    Die  Inschrift  lautet: 

J^^M'ö  ^n  ^en  Uüer  diese  Trommel  zu  verschiedenen  Zeiten  bei 

Hrn.  Heger  eingegangenen  Berichten  finden  sich  Widerspruche  in  bezug 
auf  die  Übersetzung  des  Datums:  »4.  Jahr  der  Periode  Kien -hing-.  Dies 
hat  darin  seinen  Grund,  daß  es  nicht  weniger  als  drei  Regierungsperioden 
dieses  Namens  gegeben  hat,  nämlich  1.  223 — 238  n.  Chr.  unter  der  Dynastie 
Selm,  2.  252—254  n.  Chr.  unter  der  Dynastie  Wu,  3.  313—317  n.  Chr. 
unter  der  westlichen  Tsin  -  Dynastie.  Hr.  Little  hat  bei  seinen  Mit- 
teilungen  an  die  zuerstgenannte,   Hr.  Konsul  Pisko  an  die  dritte  Kien- 


1  Es  sind  ja  genug  Bronzetrommeln  auch  in  neuerer  Zeit  gegossen  worden. 
Ich  vermute,  daß  es  mit  diesen  Altertümern  ähnlich  steht  wie  mit  den  Opfcrgefiißen 
der  Schang-  und  der  Tschou- Dynastie.  Von  diesen  sind  die  in  den  Tempeln  auf- 
gestellten Stücke  vermutlich  in  einer  Anzahl  Exemplaren  hergestellt  worden,  so  daß 
mehrere  ganz  gleiche  Stücke  als  Originale  betrachtet  werden  dürfen.  Dann  sind  zu 
allen  Zeiten  bis  herab  zur  Gegenwart  Gefäße  von  beliebten  Mustern  teils  durch 
Nachguß,  teils  durch  Nachahmung  wiederholt  worden;  andere  Exemplare  späteren 
Ursprungs  sind  als  freie  Erfindungen  anzusehen,  insofern  sich  Anachronismen  in  der 
Ornamentik  finden.  Das  Gießen  von  Bronzetrommeln  war  in  Canton  vor  einigen 
Generationen  (ob  jetzt  noch,  kann  ich  augenblicklich  nicht  feststellen)  wie  die  Lack- 
"uidustrie  in  Foocbow  und  so  mancher  andere  Kunstzweig  in  China  erbliches 
Faniilienprivilegium.  Um  das  Jahr  1700  n.Chr.,  so  schließe  ich  aus  dem  Kuang-tung- 
*in-yü  (Kap.  16,  S.  6),  gab  es  in  Canton  nur  zehn  Bronzetrommelgießcr  (voll- 
kommen genug,  um  in  kurzer  Zeit  sämtliche  Museen  Europas  zu  versorgen). 
Ihs  Herstellungsgeheimnis  wurde  mit  äußerster  Strenge  gewahrt  und  wurde  nur 
.«fSÄhDe,  nicht  auf  Töchter  ,m,b.  (jg  ft|  gjfi  ^  jg  +  ßfc  \  J£ 


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HiRTii:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


hing -Periode  gedacht,  die  zweite  ist  ja,  da  sie  nur  drei  Jahre  dauerte, 
ohnedies  ausgeschlossen.  Dazu  kommen  noch  vier  Perioden  dieses  Namens 
als  außerhalb  der  eigentlichen  chinesischen  Chronologie  stehend  (s.  Ki-yüan- 
I> ien,  ^jJ/Cm»  Kap.  2»  S.  9).  Ich  setze  jedoch  voraus,  daß  nur  die 
Dynastie  Selm  in  Frage  kommen  kann,  der  ja  auch  Tschu - ko -  Hang  diente. 
Ich  folgere  dies  aus  der  Tatsache,  daß  nach  dem  San-kuo-tschi  (Kap.  8, 
S.  23)  ein  Tschang  Fu  (JUll)  um  jeue  Zeit  und  in  jener  Gegend  tat- 
sachlich gelebt  hat.  Dieser  Tschang  Fu  war  der  Sohn  des  Tschang  Lu 
(jjg.^j),  der  im  Jahre  215  n.  Chr.  zum  Marquis  erhoben  wurde,  wie 
wir  aus  seiner  im  San-kuo-tschi  (a.a.O.)  erhaltenen  Biographie  erfahren, 
und  zwar  unter  dem  Titel  I^ng- tschung-hou  f^J  Lang-tschung 
ist  mit  dem  heutigen  Pau-ning-fu  in  Ssl-tsch'uan  identisch.  Von  Tschang 
Fu ,  dem  Sohne ,  erfahren  wir  in  dieser  Biographie  leider  nur  den  Namen. 
Laut  Inschrift  wurde  die  Trommel  im  7.  Monat  des  vierten  Jahres,  d.  i. 
226  n.  Chr.  angefertigt.  Möglicherweise  hängt  dies  damit  zusammen,  daß 
nur  wenige  Monate  vorher  Tschu -ko  Liang  von  seinem  ersten  großen 
Feldzug  gegen  die  südwestlichen  Barbaren  nachTsch*öng-tu  zurückgekehrt  war 
(San-kuo-tschi,  Selm  Kap.  3,  S.  2:  £g  M.  ~  4f  -f-  ZL  Jg?  fi% 

Die  Zeichen  kling  (jC)>  h.  •  Verfertiger» ,  und  ts'au  (jj^)»  d.  h. 
»anfertigen«,  brauchen  durchaus  nicht  auf  einen  gewöhnlichen  Arbeiter  zu 
deuten,  da  wir  genug  kunstvolle  Bronzearbeiten  mit  ähnlichen  Inschriften 
besitzen.»  Im  Ts'ö-fu-y  üan-kui  (Kap.  908)  findet  sich  unter  dem  Titel 
kung-k'iau  (j£  jHj),  d.h.  »geschickte  Arbeiter«,  eine  Zusammenstellung 
berühmter  Leute,  die  sich  durch  technische  Fähigkeiten  ausgezeichnet  haben, 
zum  Teil  Leute  von  Rang,  darunter  der  General  Tschu -ko  Liang,  der  eine 
Art  Repetierarm  brüst  konstruierte,  der  Krfinder  des  Papiers  Tsni  Lun  und 
der  Hofnstronom  Tschang  Schu  (jjr|||^")>  der  einen  mit  Ornamenten  aller 
Art  verzierten  »Apparat  fur  die  Vorhersage  von  Krdbeben  durch  Wind- 
beobachtung»  aus  feiner  Bronze  goß  (fä ;  >j£  Jig*  gfj  f&  Jit  flÜ 
^J^).  Auch  der  General  Ma  Yüan  wird  unter  den  Bronzegicßem  an- 
geführt. Ks  mußte  ein  merkwürdiger  Zufall  sein,  wenn  der  im  San-kuo- 
tschi  erwähnte,  gerade  zur  Zeit  des  Datums  jener  Inschrift  in  der  Gegend 
des  Fundortes  lebende  Tschang  Fu  (jjjgf^)  nur  ein  Namensvetter  des 
Urhebers  desselben  gewesen  wäre,  da  das  Zusammentreffen  von  Vor-  und 
Zunamen  im  Altertum  zwar  nicht  ausgeschlossen,  aber  immerhin  selten 
genug  war,  tun  den  Verfasser  der  Enzyklopädie  Ts'i-siu-lel-k'au  (Kap. 2! 
S.  8)  zur  Zusammenstellung  merkwürdiger  Beispiele  unter  dem  Titel  [gj  (J^ 


1  Ganz  ähnlich  wie  der  Verfasser  der  Inschrift  auf  der  Littleschcn  Trommel 
nennt  sich  beispielsweise  der  Verfcrtigcr  eines  bronzenen  Tempelgefißes  vom  Jahre 
4  v.Chr.  nach  Po-ku-t'u-lu  Kap.  ö,  S.  18:  EE^"^  ßi  I  Jgjg. 

Derselbe  dürfte  mit  einer  unter  Yüan-ti  als  Ministcrialbeamter  erwähnten  Persön- 
lichkeit gleichen  Namens  identisch  sein  (       'ffi  ^  fpf  ^jf-  ~}y  ffi 
s.  Ts'i-si«-leT-k'au  Kap.  21,  S.8B). 


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Hirth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


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^5  ;(fl  föj »  »über  die  Gleichheit  von  Namen  und  Vornamen  bei  Zeit- 
genossen«, zu  veranlassen. 

Ich  glaube  mit  den  vorstehenden  Notizen  die  in  meinem  vor  zehn 
Jahren  geschriebenen  Brief  mitgeteilten  Ansichten  chinesischer  Archäologen 
über  die  Entstehung  der  Bronzetrommeln  genügend  mit  Quellenangaben 
unterstützt  zu  haben.  Der  sinologische  Leser  wird  imstande  sein ,  das  bis 
jetzt  veröffentlichte  Material  zu  verzehnfachen ,  wenn  er  in  den  von  mir 
erwähnten  Werken  weiter  nachzulesen  sich  die  Mühe  nimmt.  Eine  kurze 
Zusammenstellung  der  Quellen  dürfte  dnher  hier  am  Platze  sein. 

1.  Kuang-tung-sin-yü  (gg  jJJ  ty]  gg- )   Kap. 2,  S.  1 1  —  15:  ein 

längerer  Artikel  über  die  Bronzesäulen  des  Ma  Yüan,  betitelt  £|ri]  ^jL 
d.h.  «die  Bronzesäulengrenze«. 

Kap.  6,  S.7 — 8  über  den  Nan -hai-miau,  unter  dem  Titel  Nan-hai- 
schön,  f$f  yffj:  jflljl  «der  Gott  des  südlichen  Meeres«;  S.  12 — 13:  »der  Gott 

(Ma)  Fu-p'o«,  'fft^Jplp»  mit  Bericht  über  die  dem  General  Ma  Yüan 
gewidmeten  Tempel  in  Kuang-tung,  Kuang-si  und  Tung -king. 

Kap. 7,  S.  12B — 13:  über  die  echten  Cantonesen  ipTlS.^,  mit  Be- 
merkungen über  die  Man- Kultur;  S.  13B  —  14B:  über  die  Ma-liu- Bevölke- 
rung J^^1»  S.  16 — 20:  über  die  Yau- Stamme  ^  ^'»^-21  —  25:  über 

die  Li  von  Hainan  jra  k  . 

Kap.  9,  S.  1— 2:  die  Entstehung  von  Nan-yüe  jf| /]$  fTJ  jjt!  ?  S.3: 
die  vier  Zugänge  zu  Nan-yüe  |5|  J§  |fj  Ä  ;  die  Krießsdschuuken  der 
beiden  Fu-p'o  ^^fe^ftft' 

Kap.  15,  S.6— 7:  Kupfer        ;  S.  10:  Zinn  gg. 

Kap.  16,  S.  1 :  Trommellegenden  ;  8.2:  Eisentrommeln  V^Jr ; 
S.  2 — 6:  Bronzetrommeln  ^JjjJ       ;  S.  26 :  Lu  Yus  Stelle  über  Bronzetrommeln, 

Kap.  18,  S.  1 :  über  die  im  Kampfe  gegen  Nan-yüe  verwendeten  Kriegs- 
schiffe, Art. 

Kap.  19,  S.3;  über  das  Grab  des  Tschau  Ying-tsi,  Art. 

Kap.  20,  S.3:  die  Artikel  -Kranich«  ('$J})  und  -Pfau«  (|L®)' 

Kap.  22,  S.  Iff.:  über  Drachensagen  usw.). 

Kap.  23,  S.  10— 11:  über  Frösche 


1  In  diesem  Artikel  findet  sich  das  im  T'oung  Pao  Bd.  I,  S.  138  f.  über  die 
Ma  -  Bevölkerung  Gesagte.  Ks  wäre  vielleicht  ebensogut  gewesen,  wenn  ich  damals 
auf  den  dem  Bericht  zugrunde  liegenden  Text  hingewiesen  hat te.  Wenn  jedoch 
de  Groot  (S.  110)  in  bezug  auf  die  Eroberung  von  Tung -king  und  die  berühmte 
Grenzwarte  der  Hau  von  -geheimnisvollen,  unbekannten  Quellen-  spricht,  so  ist  es 
nicht  meine  Schuld,  wenn  ihm  Dinge  unbekannt  sind,  über  die  ihn  jeder  einiger- 
maßen belesene  Chinese  aufklären  konnte. 


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250 


Hirtb:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommebi. 


2.  Nan-y  üc-pi-ki  ijl  §ß)  von  Li  T'iau-yüan,  in  dem 
Sammelwerk  Ilan-liai,  wo  sich  viele  von  den  Artikeln  des  Kuang-tung- 
sin-yü,  zum  Teil  mit  Varianten,  wiederfinden,  z.B.  die  Artikel  ^  )fe 

jflfll,  Kap.  4,  S.4;         Kap.  5,  8.3;  |g|  ebenda  S.3Bff.;  £g«|g  -Blei  und 

Zinn-,  ebenda  8.6;  fifa  f]j  mit  Bemerkungen  über  die  Gewebe  der  Man- 

Barbaren,  ebenda  S.  13  — 17;  ^  ^  -  Vogelkleider. ,  über  einen  von  den 
Barbaren  nut  Gänsefedern  und  anderen  Materialien  hergestellten  Stoff, 
ebenda  8.  16,  s.  auch  den  folgenden  Artikel  ^^.wnrin  die  in  Hainau  ^ 

,  cant,  kat-pui,  —  karpäsa,  genannten  Banmwollenstoffe  beschrieben 

werden,  der  Artikel  T'ung-ku  J-Öc '  *Hronzetrommeln-,  Kap.  6,  S.  1  wird 
aus  dem  Kuang-tung-t'ung-tsclu  zitiert,  ist  jedoch  weniger  ausführlich 
als  der  gleichnamige  Abschnitt  im  Kuang-tung-sin-y  ü;  ihm  folgt  ein 
Artikel  über  »die  Eisentrommeln  von  Schau -tschou*  jf|  Auf 
S.  3  desselben  Kapitels  finden  sich  Bemerkungen  über  ein  auf  der  Insel 
Hainan  gebräuchliches  Bronzetrommel -ähnliches  Instrument  ^  (vgl. 

auch  Kuang-tung-sin-yü  Kap.  16,8.6).  InKap.7,8.1:  JH^.öber  die 

Ma -Bevölkerung;  8.  3 :  f$r;-^»  über  die  Yau- Barbaren ;  8.7:  fäj^^«  über 
die  Li  in  Hainan.  Auf  8. 7  dieses  Kapitels  wird  eine  Tributgesandtschaft  des 
Fürsten  von  Tschau -tsch'ong  (Annam)  vom  Jahre  1371  erwähnt,  die  mit 
zahlreichen  Landesprodukten  auch  Bronzetrouuneln  nach  China  brachte. 
Kap.  8,  8.  2:  Art.  jL^g,  »der  Pfau«;  Kap.  11,  8.4:  -der  Frosch.. 

Die  in  diesen  beiden  Werken  enthaltenen  Mitteilungen  sind  in  recht 
vielen  Fällen  älteren  Texten  entnommen,  die  sich  durch  Nachschlagen  unter 
den  betreffenden  Stichwörtern  im  P'eT- wön-y ün-fu  und  im  Pien-tzi- 
lei-pieu,  sowie  in  den  betreffenden  Kapiteln  der  Enzyklopädien  nach- 
weisen lassen. 

3.  Die  Enzyklopädie  T'u-schu  -  tsi  -  tsch'öng,  zunächst  in  der 
Abteilung  6  (Reichsgeographie),  wo  sich  für  diejenigen  Präfekturen  der 
Provinzen  Ssl-tsch'uan,  Hu-kuang,  Kuang-tung,  Kuang-si,  Yün-nan  und 
Kui- tschou,  in  denen  sich  Ansiedelungen  der  Man,  Miau  und  anderer 
Barbarenstämme  befinden ,  ausführliche  Auszüge  aus  der  alten  Literatur 
finden.  Zu  beachten  sind  außer  den  am  Ende  jedes  Abschnittes  enthaltenen 
historischen  Nachrichten  (ki-schi,  tsa-lu  usw.)  auch  die  Literaturdenkmäler 
(i-tcön)  der  betreffenden  Präfekturen,  die  Beschreibung  der  Tempel  (tz't- 
miau),  in  denen  sieh  bisweilen  Bronzetrotnmeln  aufbewahrt  finden ,  und  der 
Altertümer  (ku-tschi).  In  der  Abteilung  8  (Pie n -i-tien)  sind  die  Schilde- 
rungen der  niehtchinesischen  Gebiete  an  der  Südgrenze  von  Interesse;  in 
der  naturwissenschaftlichen  Abteilung  19  findet  sich  üt>er  die  einzelnen  in 
der  Trommelornamentik  heranzuziehenden  Tierfiguren,  wie  Frosch,  Fisch- 
reiher, Pfau,  Elefant  usw.  dankbares  Material.  Die  volkswirtschaftliche 
Abteilung  27  enthält  in  den  Kapiteln  183  — 198  ein  Verzeichnis  der  am  chine- 
sischen Hofe  empfangenen  Tributgesandtschaften  zum  Teil  mit  Aufzählung 
der  Tributnrtikel,  unter  denen  die  von  den  Völkern  des  Südens  von  In- 


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Hibtii:  Chinesische  Ansichten  Aber  Bronzetrommeln. 


251 


teresse  sind.  Kap.  341  dieser  Abteilung  enthalt  Mitteilungen  über  das 
Kupfer  und  seine  Gewinnung,  während  die  beiden  folgenden  Kapitel  von 
Blei  und  von  Zinn  bandeln.  Die  29.  Abteilung  ist  der  Musik  und  ihren 
Instrumenten  gewidmet.  Von  den  einzelnen  Kapiteln  ist  natürlich  das 
wichtigste  der  Abschnitt  über  die  Trommeln,  einschließlich  der  Bronze- 
trouimeln  ( V;Jr        Kap.  120  — 132),  sowie  für  die  Erklärung  der  chinesischen 

Entstehuugstheorie  das  Kapitel  Ku-tsch'ui  (jjj^pj^i  Kap.  133). 

4.  Alle  übrigen  Enzyklopädien  (T'uug-tien,  Ts'ö-fu-yüan-kui, 
T'ai-p'ing-yü-lan,  Ma  Tuan-Iin,  T'ien-tschung-ki,  Ts'i-si  u  -  lel- 
k'au,  Yüan-kicn-leT-han,  Ko-tschi-k'ing-y iian  u.a.),  da  es  trotz 
des  großen  Umfanges  des  T'u-schu-tsi-tsch'öng  doch  nicht  ausge- 
schlossen ist,  daß  sich  in  den  kleineren  Werken  Stellen  finden,  die  den 
Kompilatoren  des  großen  entgangen  sind. 

5.  Die  beiden  Konkordanzen  P'eT- wön-y  ün-fu  und  Pien-tzi- 
lei-pien  unter  den  betreffenden  .Stichwortern,  namentlich  JfJ  und  ^jjjj. 

6.  Das  Tien-k' ien-tschT-Iio  (s.  oben  S.244)  mit  zahlreichen  Texten 
über  die  Man,  Miau,  Lolo  usw.  und  recht  vielen  Stellen,  zum  Teil  bisher 
unbekannten,  über  Bronzetrommeln. 

7.  Die  für  das  Studium  der  Ornamentik  wichtigen  illustrierten  Werke 
Po-ku-t'u-lu,  Si-ts'ing-ku-kien,  Kin-schi-so  u.a. 

Zu  diesen  hauptsächlichsten  Hilfsmitteln  kommt  natürlich  noch  eine 
möglichst  vollständige  chinesische  Bibliothek.  Mir  selbst  fehlen  leider  die 
Lokalchroniken  der  südwestlichen  Provinzen ,  die  vielleicht  noch  mancherlei 
in  den  oben  genannten  Quellen  nicht  Enthaltene  bieten. 

WTenn  ich  in  den  vorstehenden  Ausführungen  sowie  in  meinem  vor 
zehn  Jahren  an  Hrn.  Heger  gerichteten  Briefe  Argumente  für  die  Mög- 
lichkeit der  chinesischen  Theorien  zu  finden  suche,  so  soll  man  nicht 
glauben,  daß  ich  persönlich  für  dieselben  eintrete.  Ich  bin  so  gut  wie 
irgendein  anderer  Forscher  davon  überzeugt,  daß  wir  von  der  end- 
gültigen Lösung  des  Bronzetrommel problems  noch  weit  entfernt  sind. 
Aber  ich  bin  der  Ansicht,  daß,  wenn  uns  die  chinesische  Literatur 
dabei  überhaupt  helfen  soll,  wir  zunächst  jeden  Wink  aufnehmen  und 
weiter  verfolgen  müssen,  selbst  auf  die  Gefahr  hin,  schließlich  der  For- 
schung damit  nur  wenig  weiterzuhelfen.  Wie  der  Chemiker  oft  lange 
mit  unnützen  Kombinationen  seine  Zeit  verschwendet,  ehe  er  plötzlich 
vor  einer  Entdeckung  steht,  so  vielleicht  eines  Tages  auch  wir  in  dieser 
Frage. 

Übrigens  wird  man  finden,  daß  selbst  die  chinesischen  Verteidiger 
der  Ma  Yüanschen  Entstehungstheorie  dieselbe  immer  nur  als  Hypothese 
entwickeln.  Wenn  Prof.  de  Groot  im  Gegensatz  zu  mir  sich  gegenüber 
dieser  Hypothese  von  vornherein  ablehnend  verhält,  worin  er  ja  eines 
Tages,  wenn  das  Problem  gelöst  sein  wird,  aber  nicht  früher,  immerhin 
recht  behalten  mag,  so  ist  in  erster  Linie  in  Betracht  zu  ziehen,  daß  er 
die  von  mir  benutzten  Quellen  nicht  kannte  und  daß  er  sich  nie  ernstlich 


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'252 


HiR-rn:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


bemüht  hat,  den  Versuch  zu  ihrer  Erklärung  zu  machen.  Diese  Erklärung 
geht  aus  den  chinesischen  Aufzeichnungen  nicht  unmittelbar  hervor,  weil 
ihren  Verfassern  Tatsachen  wie  das  Zusammentreffen  alter  Trommelfunde 
mit  den  Aufenthaltsorten  der  Generäle  Ma  Yüan  und  Tschu-ko  Liang,  das 
Bestreben  beider  Männer,  die  Barbaren  mit  chinesischen  Kulturelementen 
vertraut  zu  machen,  die  Gepflogenheit,  die  Führer  der  unterjochten  Stämme 
mit  Musikinstrumenten,  Sängern  und  Tänzern  zu  beschenken,  und  noch 
manches  andere  diese  Hypothese  unterstützende  Moment  auf  Grund  ihrer 
Vertrautheit  mit  der  Literatur  als  selbstverständlich  galt,  während  wir 
Europäer  uns  nur  mit  Muhe  in  diese  Verhältnisse  hineindenken  können. 
Auch  in  China  hat  es  ja  Vertreter  anderer  Meinungen  gegeben.  Ich  er- 
innere nur  an  den  auf  S.  240  erwähnten  Bericht  über  die  Trommel  von  Yo- 
tschöu-fu,  wonach  ein  chinesischer  Gesandter  Generationen  vor  Ma  Yuan 
eine  mit  Inschrift  versehene  Bronzetrommel  aus  Nan-yüe  mit  nach  dem 
Norden  bringt.  Eine  andere,  höchst  beachtenswerte  Theorie  machte  sich 
während  der  Tang -Dynastie  geltend.  Wenn  de  Groot  (S.  90  infra)  mit 
Bezug  auf  die  Bronzetrommeln  sagt:  -Kein  Wort  haben  wir  bis  jetzt  in 
chinesischen  Büchern  gefunden,  woraus  geschlossen  werden  kann,  daß  sie 
jemals  dort  von  anderswoher  eingeführt  worden  sind«,  so  meint  er  damit 
wohl  »zum  erstenmal  eingeführt«,  da  ja  der  Tribut  des  Landes  P'iau  (Pegu) 
auch  ihm  wohl  bekannt  war.  In  der  folgenden  Stelle  des  großen  Musik- 
kapitels im  Kiu-t*  ang-sch  u  (Kap.  29,  S.  19)  weiß  nun  der  chinesische 
Autor  nichts  von  chinesischem  Ursprung  zu  berichten,  wenn  er  sagt:  »Die 
Kie-ku  und  die  T'ung-ku,  (letztere)  aus  Bronze  gegossen,  auf  der  einen 
Seite  hohl  und  umgestürzt  werden  von  oben  angeschlagen;  die  Trommeln  der 
südlichen  Barbaren,  von  Fu-nanl  und  von  T'ien-tschu  (Indien)  sind  von 
dieser  Art;  vornehme  Personen  im  Süden  des  Ling  (Kuang-tung  und 
Kunng-si)  haben  sie;  die  größten  Exemplare  sind  über  ein  Tschang  (etwa  11 

Kuß»  hreit.  (mm&®n®ziit.M~mfämw&±. 

jVj^).  Im  T'ang-schu  (Kap.  21,  S.  2)  wird,  wenn  auch  nicht  mit  Bezug 
auf  die  Bronzetrommeln,  so  doch  im  allgemeinen  zugestanden,  daß  China 
unter  seinen  Musikinstrumenten  den  Barbaren  viel  verdankt         j^:  J^Q 

iS*iaäm;tt^*M«**&8£*S);  •>->' 

damit  wohl  die  durch  tartarische  Dynastien  eingeführten  Bräuche  gemeint. 
Am  Hofe  der  T'ang- Dynastie  wurden  jedoch  auch  Nationaltänze  südlicher 
Völker  mit  einheimischen  Apparaten  aufgeführt;  ganze  Orchester,  wie  das 
vom  Laude  P'iau  eingesandte,  waren  nicht  für  die  Rumpelkammer  bestimmt, 


1  Ein  immer  norh  mangelhaft  identifiziertes  Land  im  Süden  der  hintcrindi- 
srlion  Ualhinsel,  —  -Purie  des  questions  grographiques  les  plus  controversies  de 
toutes  celles  auxquelles  nous  tourhons,  qui  est  cellc  de  savoir  oü  le  Fou-nan  lui- 
memc  ctait  situc«.  IVHervey  de  St-Denvs,  Ma  Touan-lin:  Mcridionaux 
S. 442,  wo  die  verschiedenen  Ansichten  zusammengestellt  sind. 


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Hihth:  Chinesische  Ansichten  aber  BronzetrommeJn.  253 

und  so  mag  es  von  Interesse  sein,  wenn  wir  im  T'ang-  schu  (Kap. 21,  S.  12) 
erfahren,  daß  »die  indischen  Gaukler         =  f^)1  Vün  Bronzetromineln 

begleitet  waren-         Abfäfä  |[|t)  jjf£)- 


Anhang. 

Aus  der  Biographie  des  Generals  Ma  Yd  an. 
Hou-han-schu  Kap.  54,  S.  9ff:  a)  [5g  -fc  4f  ^  ßlt  l£C 

%  %  m  z  *ä  b&  $  a-  -a- + r#  is  iw  a  ±  $  i  ■  ■ 1  »  • j »>•«•• 4 1 

n.  Chr.  empörten  sich  in  Kiau -tschi'  (Tungking)  die  Krau  Tschöng  Ts'ö 
und  ihre  jüngere  Schwester  Tschüng  Ir;  sie  eroberten  die  in  diesem 
Fürstentum  gelegenen  Kreise  Kiu-tschön,  Ji-nan  und  IIo-pu,  und  die 
Man  -  Barbaren  schlössen  sich  ihnen  an.  Nachdem  sie  reichlich  sechzig 
Städte  in  Ling-wai  (d.  i.  Kuang-tung  und  Kuang-si)  geplündert  hatten, 
setzte  Tschöng  Ts'ö  sich  sell»st  als  Fürstin  ein.- 

•  Darauf  wurde  Ma  \  flau  in  einem  mit  dem  kaiserlichen  Siegel  versehenen 
Schreiben  zum  Fu-po-tsiang-kün  (d.h.  »wellenbezwingenden  General-)  er- 
nannt, und  der  Marquis  von  Fu-yau  namens  Liu  Lung  wurde  ihm  als 
Vizegeneral  beigegeben.« 

«>  *  *  »  w  ¥  et  *  smi  *  «  ri  v  m &mnn  * 
m  sä  m  n  w  m  ä  m  m  n  m  m  m  \u  n  m  -f  m  a  • 

•  Als  die  Armee  des  die  Kriegsschiffe  befehligenden  Generals  Kia  Tschi 
und  anderer,  im  Süden  gegen  Kiau -tschi  (Tung -king)  geschickt,  bis  nach 
Ho-pu  gelangt  war,  erkrankte  Kia  Tschi  und  starb,  worauf  Ma  Yüan  vom 
Kaiser  den  Befehl  erhielt,  die  Führung  seiner  auf  dem  Seewege  eindringenden 
Truppen  mit  zu  übernehmen  und  den  Bergen  folgend,  einen  Weg  von  reich- 
lich tausend  Li  zu  bahnen. 

$X  r^fe  ^\  All  F*J*  "^,n  ^a',re  ^2  n.Chr.,  im  Frühling,  kam  die  Armee 

auf  der  Höhe  von  Lang-po  mit  dem  Feinde  ins  Treffen,  dessen  Nieder- 
lage mit  der  Hinrichtung  mehrerer  tausend  Gefangener  und  der  Unter- 
werfung von  reichlich  zehntausend  Mann  endete.« 


•  Vgl.  Kap.  22,  S.  7  B:  ^  Uc  g  $|J  B^M^ 

jjgl  AL  g0  ^\  p|j  |HJ-   *Die  indischen  Gaukler  konnten  sich  Hände 

und  Füße  abschneiden  und  in  den  Leih  stechen.  Der  Kaiser  Kau- tsung  haßte  diese 
schreckliche  Volkssttte  und  befahl,  sie  nicht  ins  Land  zu  lassen. - 


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254 


Hibtb:  Chinesische  Ansichten  fiber  Bronxetrommeln. 


ft  ffl  1?  M  #  jffi  U  SA  <:  B* I!!^-     M.  Yuan 
verfolgte  Tschöng  Ts  ö  und  ihre  Leute  bis  nach  Kin-ki  und  brachte  ihnen 

mehrere  Niederlagen  bei,  worauf  der  Feind  sich  zerstreute.« 

des  folgenden  Jahres  wurden  Tschöng  Ts'ö  und  Tschöng  Ir  enthauptet, 
ihre  Köpfe  wurden  nach  Lo-yang  geschickt;  Ma  Yüan  aber  wurde  mit 
der  aus  dreitausend  Familien  bestehenden  Markgrafschaft  Sin-si  belehnt. 
Darauf  ließ  er  Ochsen  schlachten  und  Wein  ansetzen,  um  seine  Soldaten 
mit  Festgelagen  zu  belohnen.« 

n  m  mii  m  mm^-m  a  m  $m  js  a  ff  &  &  ^  m  a 

Ä^llW^t^^'  *^a  Y'",ai1  fi'hrte  nun  reichlich  zweitausend  große  und 
kleine  Schlachtschiffe  und  reichlich  zwanzigtausend  Mann  Truppen  gegen 
den  Feind  von  Kiu- tschon,  die  Überreste  der  Armee  der  Fürstin  Tschöng 
Ts'ö  unter  Tu-yang  und  Genossen,  und  nachdem  er  zwischen  Wu-kung 
und  Kü-föng  reichlich  fünftausend  Manu  enthauptet  und  zu  Gefangenen 
gemacht  hatte,  war  im  Süden  (des  Gebirges)  alles  unterjocht.« 

Eine  Scholie  zu  dieser  Stelle  lautet:  gj  j\]        Q        t£|J  (5^ 

AL$H%t       M  ■h"  Kuang-tschöu-ki  wird  gesagt: 

Als  Ma  Yuan  nach  Kiau- Ischl  kam,  errichtete  er  Bronzesäulen  als  äußerste 
Grenze  der  Man.« 

JB.  m  fr  %  ^  y&  ü  M — %  Vft  £  •  *Ma  Yflau  sa8te  in  eii,M» Be- 

richte  an  den  Kaiser,  Si-yü-hien  habe  eine  Bevölkerung  von  32000  Familien 
und  die  entfernteste  Grenze  sei  vom  Sitze  des  Magistrates  reichlich  tausend 
Li  entfernt,  er  beantrage  daher,  das  Gebiet  in  zwei  Kreise,  Föng-k'i  und 
Wang-hai,  zu  teilen.    Der  Antrag  wurde  genehmigt « 

jfc  Z.  S  H  JSff  M   fr Iii   4»  •'"  *Ue»  ™>«**«-  m. 

Yüan  passierte,  pflegte  er  Yerwaltungskreise  und  Hauptstädte  mit  befestigten 
Mauern  zu  gründen,  Wassergräben  zu  ziehen  und  das  Land  zu  berieseln 
zum  Nutzen  der  Bevölkerung.  In  reichlich  zehn  Rechtsfragen  erörterte  er 
Funkt  für  Punkt  in  einer  Eingabe  an  den  Kaiser  das.  was  in  den  Gesetzen 
von  Yüe  (Südchina)  nach  den  Gesetzen  der  Man  unrichtig  war,  und  gab 
den  Bewohnern  von  Yüe  in  klarer  Darstellung  ihre  alte  Verfassung,  um 
sie  in  Ordnung  zu  halten.  Seit  jener  Zeit  folgte  man  in  Lo-yüe  den  Tradi- 
tionen des  Generals  Ma.« 

3LM&x Ahm-  d«**«.« 


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Hibto:  Chinesische  Ansichten  fiber  Bronzctrommeln. 


255 


n.  Chr.  führte  er  seine  Truppen  nach  der  Hauptstadt  zurück.  Von  den 
Offizieren  seines  Heeres  waren  vierzig  bis  fünfzig  Prozent  an  der  Malaria 
gestorben.  Ma  Yüan  erhielt  vom  Kaiser  einen  Kriegswagen,  und  bei  Audienzen 
hatte  er  gleichen  Rang  wie  die  neun  Großen  des  Reiches.« 

5^  5iM  -t       '  Yüan  war  ein  Pferdeliebhaber  und  verstand  sieb 

auf  die  Unterscheidung  der  Rassetypen.  Nachdem  er  in  Kiau-tschT  Lo-yüe- 
Kupfer  bekommen  hatte,  goß  er  daraus  ein  Pferdemodell,  das  er  dem  Kaiser 
schenkte.« 

z  *  m  z  *  m  %  %  m  m  m  w  $  •  z  jp  w  m  m  m  m  » 

»In  der  bei  dieser  Gelegenheit  dem  Kaiser  unterbreiteten 
Denkschrift  sagte  er:  Ks  gibt  ja,  um  im  Himmel  vorwärts  zu  kommen, 
nichts  Besseres  als  den  Drachen,  auf  Krden  aber  dient  dazu  am  besten  das 
Pferd.«  Ich  bin  wegen  der  Übersetzung  dieser  Stelle  nicht  ganz  im  klaren. 
Jedenfalls  will  der  obige  Versuch  zur  Wiedergabe  des  Sinnes  nicht  recht 
zu  einer  Stelle  des  Ts'ien-han-shu  (Kap.  24 B,  S.  10)  passen,  wo  von 
drei  Silbermünzen  die  Rede  ist,  einer  schwereren,  einer  mittelschweren  und 
einer  leichteren,  deren  Rückseite  mit  den  Symbolen  Drache,  Pferd  und 
Schildkröte  verziert  war.  Als  Erklärung  dient  der  Satz:  «Zum  Gebrauche 
des  Himmels  ist  um  besten  der  Drache,  zum  Gebrauche  der  Lide  ist  am 
besten  das  Pferd,  zum  Gebrauche  der  Mensehen  ist  am  liesten  die  Schild- 

(Mß%. m £*ntt*bni         A m  £*n&)-  ■*>» 

Pferd  ist  die  Hauptsache  bei  jeder  militärischen  Ausrüstung  und  vom  größten 
Gebraucbsnutzen  im  Staate.  In  Friedenszeiten  dient  es  dazu,  den  Unter- 
schied zwischen  hoch  und  niedrig  zu  bezeichnen,  und  gibt  es  Unruhen,  so 
hilft  es  die  Schwierigkeiten  örtlicher  Entfernungen  zu  überwinden.« 

hatten  wir  (das  Roß)  K'i-ki,  das  in  einem  Tage  tausend  Li  lief.    Als  Po 


1  Auf  Grund  der  um  Jahrhunderte  älteren  Parallelste!!«»  im  Tung-kuan- 
lian-ki  habe  ich  hier  eine  Korrektur  vorgenommen,  ind»  m  ich  ,7jpj|jjj£  f"1'  ^^T^J 
lese.  Nach  der  landläufigen,  vermutlich  korrumpierten  Lesung  würde  die  Übersetzung 
lauten:  -Nachdem  er  iu  Kiau-tschT  Brouzetrommeln  aus  Lo-yfie  bekommen  hatte, 
goß  er  daraus  ein  Pferdemodcll  usw.«  In  den  meisten  späteren  Zitaten  wird  nun 
allerdings  die  Stelle  in  ihrer  korrumpierten  Gestalt  wiedergegeben.  Dagegen  wird 
in  einem  in  dem  Sammelwerke  Schöu-schan-ko  (^sjp  ^J  |^]  flj  )  ^gedruckten 
Werke  der  Sung- Dynastie,  dem  Ai  -  j I  -  tsc ha i  -  ts'u ng  -  ts e h'a u  (^§£  ^  7j$£ 
.  worüber  Wylie  S.  130)  Kap.  1,  S.  15,  darauf  in  der  folgenden  Form  Bezug 

genommen:  ^  ffc  Jft  f#  Jg^^  ätÖÄ  Ä  d"  h'  -Ma  Fu'P°  nahm 
Lo-yüe-  Kupfer  und  goß  (  daraus  e'n  Pferdemodell.«    Vgl.  auch  das  Zitat 

in  der  Enzyklopädie  T'icn-tschung-ki  Kap.  43,  S.  28,  wo  ebenfalls  das  meiner 
Auflassung  im  Wege  stehende  ~J*j  weggelassen  ist,  wenn  aueli  der  Abschreiber 
hier  an  die  Möglichkeit  ku-tsc!iua)s  Zeitwort  zu  nehmen  nicht  gedacht  haben  mag. 


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256 


Hirtü:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


Yo  (ein  berühmter  Pferdekenner)  es  erblickte,  ward  ihm  (der  Charakter 
des  Pferdes  sofort)  klar  und  zweifellos.« 

Zeit  besaß  Tzi- vi.  aus  Si-ho  (im  heutigen  Ordusgebiete)  ebenfalls  Kenntnis 
von  der  Beurteilung  des  Pferdes.  Tz'i-yü  vererbte  seine  Methode  auf 
I  Tschang-ju  aus  Si-ho,  dieser  die  seinige  auf  Ting  Kün- tu  aus  Mou-Iing 
(beim  heutigen  Si-an-fu),  und  dieser  die  seinige  wiederum  auf  Yang  Tzl-o 
aus  Tsch'öng-ki  (=r  Ts'in-tschou  in  Kan-su).« 

i')  fS.    "Vi  «  WW  S *      ik  #  Z  Wä m 

m  z  n  4l  .%  m  #  a  m  m  &  %  %  w  %  z  **  &  ■  ■  > » *■» 

von  Euerer  Majestät  Diener  angeführten  Falle  der  Übernahme  seiner  Pferde- 
kennerschaft bei  Tzi-o  von  früheren  Lehrern  pflegte  man  in  der  Praxis 
nach  bloßer  Nachahmung  zu  fragen.  Kuerer  Majestät  Diener  ist  der  unmaß- 
geblichen Ansicht,  daß  Sehen  mit  eigenen  Augen  besser  ist  als  die  Weiter- 
vererbung des  Gehörten,  und  daß  die  Untersuchung  der  wirklichen  Form 
besser  ist  als  eine  bloße  Ansicht.  AVenn  ich  jetzt  die  wirkliche  Form  am 
lebenden  Pferde  darzustellen  wünsche,  so  ist  es  schwer,  die  Merkmale  der 
Kennerschaft  in  einem  Schriftstück  zur  Darstellung  zu  bringen  und  man  kann 
sie  so  nicht  auf  die  Nachwelt  vererben.« 

'D  n*  $  #  &  #  m  n  ä  b  n  m .%  a?  $x 
z  nts±  .omt  SEH^fly     a  w  n  a& 

•Zur  Zeit  des  Kaisers  Hiau-wu  (140  —  8ti  v.  Chr.)  goß  der  Sachver- 
ständige für  Pferdekennerschaft  Tung-mön  King  ein  Pferdetnodell  au* 
Bronze,  das  er  dem  Kaiser  widmete  und  das  auf  kaiserlichen  Befehl  vor 
dem  Tore  Lu -pan  aufgestellt  wurde,  worauf  dasselbe  als  »Tor  des  goldenen 
Pferdes,  umbenannt  wurde.- 

+  tijifcit*fl*ttJa«a-*H=Ki+iaia^H-t 
#  ts  jb  ja'M  &wjt  t «  $  ^  $  ä  M-  -Eu™ 

Diener  hat  nun  ehrerbietigst  auf  Grund  der  von  den  verschiedenen  Au- 
toritäten festgestellten  Rassekennzeichen  ein  Modell  hergestellt,  indem 
er  für  die  Zaumpartien  sich  an  1  [Tschang-ju],  für  das  Maul  und  die  Zähne 
an  Kin,  für  Lippen  und  Mähne  an  Sie,  die  Korperpartien  an  Ting  an- 
lehnte. Das  Pferd  hat  eine  Höhe  von  drei  Fuß  und  fünf  Zoll  bei  einem 
Umfang  von  vier  Fuß  und  vier  Zoll.  Der  Kaiser  gab  Befehl,  es  unter- 
halb des  Süan-tö- Palastes  aufzustellen,  wo  es  als  Modell  eines  Rasse- 
pferdes aufbewahrt  wurde.- 

s,  el,.,.daS.12B:  ~  +  0  ^  s£  $      i|t  flj  ft  $  Sfc  |^  51 

&  W:  m  m  A'\<  n  m  ra  $  $  n  n*  ¥  * + -*  m 
jtitizm*  m  b  t».  n  h#h*±m*  m.  zmm  t* 


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Hibth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronzetrommeln. 


257 


M  WS  Iii  TR"  RT  ffl  •  'Im  Jahre  48  n* Chr'  Briff  der  Wn-  wel-  General  Liu 
Slung  die  Man -Barbaren  der  fünf  Bäche  in  Wu-ling  (dem  heutigen  Tsch'ang- 
tö  am  Westufer  des  Sees  Tung-t'ing  entsprechend)  an,  drang  tief  in  das 
Innere  ein  und  verlor  seine  Armee.  Ma  Yüan  kam  infolgedessen  wieder 
darum  ein,  in  Dienst  gestellt  zu  werden;  da  er  damals  jedoch  im  zwei- 
undsechzigsten Jahre  stand,  lehnte  der  Kaiser  sein  Gesuch  in  Rücksicht 
auf  sein  Alter  ab.  Ma  Yuan  wendete  sich  nun  persönlich  an  den  Kaiser, 
indem  er  sagte:  »Eurer  Majestät  Diener  kann  noch  mit  der  Rüstung  zu 
Pferde  sitzen.*  Der  Kaiser  ließ  es  ihn  versuchen,  worauf  Ma  Yüan  in 
den  Sattel  stieg  und  sich  herausfordernd  umsah,  um  zu  zeigen,  daß  er 
noch  zu  brauchen  sei.« 

«)  ^Bmmmm^^mm.m^mm  .use 

usw.  »Der  Kaiser  lachte  und  sagte:  Ist  er  nicht  schön  anzusehen, 
dieser  Alte?  Darauf  entsandte  er  Ma  Yüan  mit  dem  Oberbefehl  über  die 
von  den  Leibgardegenerälen  Ma  Wu,  Kong  Schu,  Liu  K'uang  und  Sun 
Yung  befehligte,  aus  Soldaten  zweiter  Klasse  und  begnadigten  Verbannten 
der  zwölf  Fürstentümer  bestehende  Armee  von  vierzigtausend  Mann  zur 
Bekämpfung  der  »Fünf  Bäche*  usw. 

Frühling  des  folgenden  Jahres  (49  n.  Chr.)  kam  die  Armee  nach  Lin  -  hiang 
(oder  dem  Dorfe  Lin,  in  der  Nähe  von  Wu-ling),  und  als  der  Feind  die 
Kreishauptstadt  angriff,  ging  Ma  Yüan  ihm  entgegen  und  schlug  ihn«  usw. 

v)  ~'.  J^}       jj^  Pj| •  dritten  Monat  (April)  verlegte  er  sein 

Lagernach  (dem  Berge)  Hu- t'ou.«  (Nach  T'ung-kien-kang-mu,  im  Jahre 
49  n.Chr.,  im  Osten  von  Yuan  -  ling  -  hien ,  d.  i.  Tsch'ön  -  tschou ;  nach  den 
Lokalchroniken  von  Tschang-tö-fu  im  T'u-schu-tsi-tsch'öng  6,  Kap. 
1256:  200  Li  westlich  von  Tau -yüan -hien). 

rung-kien-kang-mu:tg^-+51^MlB|^$^pS:. 
•Im  Sommer  des  Jahres  49  n.  Chr.  starb  Ma  Yüan  bei  seiner  Armee.« 


f.  Orient  Sprachen.  1904.  I.  Abt  1 7 


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258  Hirtb:  Chinesische  Ansichten  über  Bronze  trommeln. 


Index. 

(Nur  für  den  hauptsächlichsten  Inhalt  der  in  den  vorstehenden  Bemerkungen  heran- 
gezogenen chinesischen  Stellen.) 


An-kuo  Schau-ki,  Gesandter  Chi- 
nas am  Hofe  von  Nan-yüö  22Ü. 

Armbrustschlösser  221 — 222. 

Bronzeguß:  von  hochgestellten  Per- 
sönlichkeiten geübt  248;  s.  a.  Ma 
Yuan;  Tscbang  Fu;  Tschu-ko 
Liang. 

Bronzene  Schiffe  205. 

Bronzesaulen:  von  Ma  Yüan  als 
Grenzmarke  errichtet  205;  2548. 

Bronzeschwerter:  im  Grabe  des 
Man -Fürsten  Tschau  Ying-tsi  214; 
das  Schwert  K'un-wu  von  einigen 
alsBronzeschwert  erklärt  2 1 7 — 2 1 8 ; 
vielleicht  noch  22ß  iL  Chr.  ange- 
fertigt 220;  s.  a.  Bronzewaffen. 

Bronzetrommel:  ursprunglich  Fell- 
trommel, angeblich  vom  General 
Ma  Yuan  wegen  der  Feuchtigkeit 
des  südlichen  Klimas  aus  Bronze 
hergestellt  204 — 205 ;  Versuch,  ihren 
Ursprung  auf  die  Einrichtungen  der 
Tschöu  -  Dynastie  zurückzuführen 
212  Anm.;  große  —  des  Hunnen- 
fürsten Ho-lien  P'o-p'o  220;  —  von 
Mau-ming  mit  Froschornament,  das 
angeschlagen  wird,  um  den  Ton 
zu  verstärken  229;  —  von  Nan-kün 
238—239;  —  von  Ma-yang  239  bis 
240:  —  von  Yo-tschou-fu  240—241; 
—  in  Indien  und  Fu-nan  (Hinter- 
indien) 252—253. 

Bronzetrommelgüsse,  moderne 
'247  Anm. 


Bronze waffen:  bei  südlichen  Bar- 
baren zu  Ma  Yüans  Zeiten,  Hypo- 
these des  Kuang-tung-sin-yü  205 ; 
213—222;  im  Grabe  des  Man-Für- 
sten  Tschau  Ying-tsi  214;  von  Schl- 
huang-ti  gesammelt:  ebenda;  zur 
Zeit  der  Han  218;  allmähliche  Ver- 
drängung der  —  durch  Eisenwaffen 
218— 221 ;  Aufhören  ihrer  Herstel- 
lung 2l2nXlir.2!9i  bronzene  Pfeil- 
spitzen im  III.  Jahrhundert  a.  Chr. 
22 1 ;  bronzene  Armbrustschlösser  bei 
den  südlichen  Barbaren  221 — 222. 

Bronzezeit  in  China  s.  Kultur- 
perioden. 

Eisenindustrie  in  China  214;  s.a. 
Bronzewaffen;  Eisemnonopol; 
Eisenzeit;  eiserne  Waffen. 

Eisen monopol  in  China  119  v.  Chr. 
eingeführt  218;  mußte  der  Verbrei- 
tung eiserner  Waffen  bei  den  süd- 
lichen Barbaren  hinderlich  sein  221. 

Eisenzeit  in  China  s.  Kultur- 
perioden. 

Eiserne  Schwerter  217;  s.a,  K'un- 
wu-Sch  wert. 

Eiserne  Waffen,  Legende  aus  der 
Geschichte  von  An  nam  219;  Verbot 
ihrer  Ausfuhr  nach  den  Man -Ge- 
bieten 221 ;  s.  a  Bronzewaffen. 

Fel-lien,  mythologisches  Ornament 
244;  vgl,  a.  Tsin-schu-Text  über 
die  Bronzetrommel  des  Ho-lien 
P'o-p'o  22!L 


uigmzeo  Dy  Vjoogie 


Hihtb:  Chinesische  Ansichten  über  BronM  trommeln. 


250 


Fischornamente  auf  Bronzebecken 
231—232. 

Fischreiher  s.  Reiher. 

Föng-hu-tzl,  Philosoph  des V.  Jahr- 
hunderts v.  Chr.,  seine  Ansichten 
über  Stein-,  Bronze-,  Eisenzeit  usw. 
215  —  217. 

Frosch:  verschiedene  Namen,  unter 
denen  der  —  als  Ornament  der 
Bronzetrommel  von  den  Chinesen 
erwähnt  wird  224;  Tau  Hung -king 
unterscheidet  nicht  zwischen  —  und 
Kröte:  ebenda;  Symbol  des  langen 
Lebens:  ebenda;  des  Mondes  und 
als  Regenbringer  225;  Beziehimgen 
zur  Trommel  in  der  chinesischen 
Sprache  226;  Leibgericht  der  süd- 
lichen Barbaren:  Uan  YQs  Ode  dar- 
über 226—227;  die  südlichen  Bar- 
baren -Frösche-  genannt  227 — 229; 
—  die  »Seele  der  Trommel-  229; 
soll  angeschlagen  den  Ton  der 
Trommel  verstärken:  ebenda. 

Fu-nan,  im  Süden  der  Hinterindi- 
schen Halbinsel,  hatte  Bronze- 
trommeln 252. 

F  u  -  y  ü :  Fürst  des  Landes  —  wird  mit 
einem  Trommelspiel  beschenkt  209. 

Glücks  cash -Ornament  231. 

Hakenkreuz,  das  buddhistische: 
seine  Verwendung  als  chinesisches 
Schriftzeichen  246—247. 

Hammel  als  Symbol  des  Segens 
231—232  Anm. 

Han  Yü:  Ode  über  das  Fröscheessen 
226—  227. 

Ho -lien  P'o-p'o,  ein  Hunnenfürst, 
gießt  eine  Bronzetrommel  angeblich 
mit  Inschrift  vom  Jahre  408  n.  Chr. 
220. 

Horn,  bei  den  Barbaren  als  Begleiter 
des  Trommelklangs  geblasen  210; 
vgl.  a.  Ku-tsch'ui;  Yü-lo. 

Höu-han-schu  235  ;  253  et  passim. 

Hunnen  liefern  den  Chinesen  das 
erste  wirklich  scharfe  Schwert,  Le- 


gende darüber  217—218;  s.a.  Ho- 
hen P'o-p'o. 
Indien  besaß  Bronzetrommeln  nach 
Kiu-t'ang-schu    und  T'ang- 
schu  252—253. 
Indische  Gaukler  führen  Bronze- 
trommeln 253;  vom  Kaiser  Kau-tsung 
aus  China  ausgeschlossen  253  Anm. 
Inschriften   auf  Bronzetrommeln: 
vom  General  MaYüan  204 ;  212  Anm. 
männliche  und  weibliche — :  eben- 
da.   Inschrift  des  Ho -lien  P'o-p'o 
vom  Jahre  408  n.  Chr.  220;  auf  der 
Trommel  von  Yo-tschou-fu  240;  auf 
I     dem  Tschöng  des  Tschu-ko  Liang 
244;  verstümmelte  Inschrift  auf  der 
Trommel  Wien  XI  246;  Inschrift 
des  Tschang  Fu  vom  Jahre  226 
n.  Chr.  247—248. 
KiangYen  überBronzeschwerter219. 
K'i-[man-]Barbaren:  Kupferlager 
am  Yu-kiang  bei  den  Dörfern  der 
—  205  -206 ;  KleiderstofTe  der  —  mit 
Bronzetrommelornamenten  bedruckt 
211  Anm.  1;  am  Yüan-kiang  als 
Heerstraße    vom   See  Tung-t'ing 
nach  den  südlichen  Provinzen  239 ; 
s.  a.  Wu-ling-man. 
Kiu-si,  die  »neun  kaiserlichen  Ge- 
schenke- 211—212. 
Ko,  Nationalgesänge  208. 
Kormoran  232. 

Köu  Tsien,  König  von  Yüe  215; 

227;  233. 
Kröte  s.  Frosch. 
K'uang,  Fluß  in  Kuang-tung  227. 
Kuang-tung-sin-yü   vom  Jahre 

1700,  249  et  passim. 
Kulturgeschenke  der  Chinesen  an 
die  Barbaren   s.  Kiu-si;  Ku- 
tsch'ui;  Liu-i. 
Kulturperioden,  ein  chinesischer 
Versuch  zur  Einteilung  im  V7.  Jahr- 
hundert v.  Chr.  215—217. 
K'un-wu-Schwert,  das  217—218. 


260 


Hibth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronretromnieln. 


Kupfer,  Vorkommen  von  —  im  Sü- 
den 205 — 206;  Fundstätten  amYu- 
kiang  206;  die  am  Meere  wohnen- 
den Man  treiben  im  T.  Jahrhundert 
v.  Chr.  Handel  mit  —  nach  China: 
ebenda;  als  Gegenstand  eines  Re- 
gierungsmonopols vorgeschlagen, 
um  die  Herstellung  von  Bronze- 
waffen zu  erschweren  218;  s.  a. 
Na  n-kün;  Tschu-ti;  Yün-nan. 

Ku-tsch'ui  207—212;  den  Führern 
unterjochter  Stämme  geschenkt,  um 
Respekt  vor  der  chinesischen  Ober- 
hoheit zu  erzeugen  209;  den  Bar- 
baren an  der  Grenze  von  Tuug- 
king  übersandt:  ebenda;  211. 

Ku-tu-lu,  Groß -Khan  der  Türken, 
erhält  den  Spottnamen  »Pu-tsu-lu« 
229. 

Lang-po,  Ma  Yüans  Sieg  bei  — 
253. 

Literatur,  chinesische,  zur  Kenntnis 
der  Bronzetrommeln  249  —  251. 

Li  T'iau-y üan  s.  Nan-yüe-pi-ki. 

Liu-i,  die  «sechs  Hofpantomimen« 
211. 

Li ii  Liu-tschou:  dichtet  Ku-tsch'ui- 
Gesänge  208;  der  Dichter  Han  Yü 
über  seine  Liebhaberei  für  Frosch- 
gerichte 226  —  227. 

Lo-yüe,  Man -Barbaren volk:  älteste 
Kultureinflüsse  vom  General  Ma 
Yüan  ausgehend  204 ;  254 1 ;  im  Besitz 
von  Kupfer  und  Silber  205—206 ;  De- 
finition des  Ausdrucks  —  237;  Ko- 
lonie in  Nan-kün  ebenda:  Anm. 

Lu  Po  -  to ,  General ,  erobert  das  Reich 
Nan-yüe  für  die  Chinesen  227—228. 

Lu-ssi  od.  Lu  s.  Reiher. 

Lü  Kia,  Minister  in  Nan-yüe  228. 

Ma-liu- Bevölkerung  an  der  Grenze 
von  Tung-king  249  Anm. 

Man-Barbaren:  im  Besitz  kupferner 
(bronzener)  Geräte  206 ;  2 13 ;  treiben 
Handel  mit  Kupfer  und  anderen  Wa- 
ren nach  China  206;  s.a.  Frosch; 


K'i-man;  Lo-yüe;  Nan-yüe; 
Tschau  T'o;  Wu-ling-man. 

Ma-yang,  Fundort  einer  Bronze- 
trommel,  wo  gelegen?  239. 

Ma  Yüan,  General,  Biographisches 
253 — 257;  Bronzetrommel ,  laut  In- 
schrift von  ihm  gegossen  204;  212 
Anm.;  246;  gießt  ein  Pferdemodell  aus 
Loyüe-Bronze  234—238  ;  255—256  ; 
in  der  Nähe  von  Nan  -  kün  zur  Zeit 
des  dortigen  Bronzetrommelfundes 
239  ;  als  Kulturforderer  bei  den  Bar- 
baren 254*;  s.  a.  Ma-yang. 

Mechanische  Fertigkeiten  be 
hochgestellten  Persönlichkeiten  248 
s.  a.  Ma  Yüan;  Tschang  Fu 
Tschu-ko  Liang. 

Miau-tzI-Texte  244—245. 

Mo-tscho,  Groß -Khan  der  Türken, 
erhält  in  China  den  Spottnamen 
.  Tschan -tscho«  229. 

Muscheltrompete  s.  Yü-lo. 

N  a  m  e  n  s  v  e  1 1  e  r  n  als  Zeitgenossen  248. 

Nan-kün,  Gebiet  im  heutigen  King- 
tschou-fu:  erzeugte  Kupfer  220; 
Trommelfund  in  —  238;  Kolonie 
von  Lo  -  yüe  -  Barbaren  in  —  237 
A  um. 

Nan-yüe,  Staat  der  Man-Barbaren, 
s.  Tschau  T'o. 

Nan-yüe-pi-ki,  ein  Werk  des 
XY1II.  Jahrhundert  über  die  Alter- 
tümer von  Nan-yüe,  250  et  passim. 

Nau,  Tanzrassel  aus  Bronze,  208. 

Nephritzeit,  der  neolithischen  Pe- 
riode entsprechend,  s.  Kultur- 
perioden. 

Ornamente  auf  Trommeln  im  Lande 
P'iau  (Pegu)  211  Anm.  2;  —  auf 
Bronzewaschbecken  der  späteren 
Han -Dynastie  s.  Tschu-ti;  die  — 
der  Bronzetrommeln  in  Annam  als 
Tätowiermuster  verwendet  210;  bei 
den  K'i-man  auf  Zeugstoffe  über- 
tragen 211  Anm.  1. 

Pfeilspitzen  aus  Bronze  221. 


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Hihth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronxetrommeln. 


2G1 


Pferdekennerschaft,  Ma  Yüans 
Ideen  über  —  255—256. 

P'iau,das  Land  (=  Pegu?)  210;  seine 
Musikinstrumente  211;  tätowierte 
Tänzer  aus  —  richten  sich  nach 
den  Klängen  der  Bronzetrommel  2 1 0. 

Po  Kü-i,  Dichter,  besingt  einen  Na- 
tionaltanz des  Landes  P'iau  (Pegu) 
210. 

Reiher  als  Emblem  der  Trommel  207; 
•230—234;  im  P  ö  n  - 1 s  a  u  -  k  a  n  g  -  in  u 
beschrieben  230;  Symbolik  nach 
Poku-t'u-lu  231;  auf  Tschu-ti- 
Bronzebecken  231—232. 

Schaf  s.  Hammel. 

Schneegans  als  Trommelornament 
233. 

Spottnamen  in  der  chinesischen  Ge- 
schichte 229. 

Stahlschwerter  s.  K'un-wu- 
Schwert. 

Steinzeit  s.  Kulturperioden. 

Sü-tschou-fu:  Barbaren  von  Ma- 
hn in  der  Nahe  von  —  245;  s.  a. 
Tschu-ti. 

Sni-fn  s.  Sü-tschou-fu. 

Tanguten:  ihre  Bronzeindustrie  im 

III.  Jahrhundert  n.  Chr.  219. 
Tanzrassel  s.  Nau. 

Tanze  bei  den  Barbarenstimmen  in 
P'üm  (Pegu)  210. 

Tätowierte  als  Tänzer  durch  die 
Bronzetroinmel  dirigiert  211;  ent- 
lehnen ihre  Muster  den  Bronze- 
trommeln 210. 

Tien-k'ien-tschl-lio,  Quellenwerk 
•ur  die  südwestlichen  Provinzen, 
enthalt  gedruckte  Miau -tzi- Texte 
244—245. 

Ts c hang  Fu,  Inschrift  vom  Jahre 
226  n.  Chr.  246  —  248. 

Tschang- Hua,  III.  Jahrhundert, 
«eine  Ansicht  über  Bronzewaffen 
219—220. 

«Ht  d.  Sem.  f.  Orient  Spracheo.  190t  I.  Abt. 


Ts c hang  Lu,  Vater  des  Tschang 
Fu  248. 

Tschang  Schu,  Ilofastronom,  ver- 
fertigt ein  meteorologisches  Instru- 
ment aus  Bronze  248. 

Tschau  To,  König  von  Nan-yüe, 
verhindert  das  Eindringen  chinesi- 
scher Kultureinflüsse  unter  den  Man- 
Barbaren  204;  chinesisches  Eisen- 
ausfuhrverbot gegen  —  gerichtet 
221 ;  nennt  sich  in  seinem  Titel 
»Großführer  der  Man  -  Barbaren* 
228  Anm.;  Untergang  seiner  Dy- 
nastie s.  Nan-yüe. 

Tschau  Ying-tsi,  Fürst  der  Man- 
Barbaren:  Kulturfunde  in  seinem 
Grabe2l4;  sein  Tod  113  v.Chr.  228. 

Ts c bong  (Militärgong)  s.  Tschu- 
ko  Liang. 

Tschöng-kiang,  Fluß  in  Kuang- 
tung  227. 

Tschöng  Ts  o  und  ihre  Schwester 
Tschöng  Ir,  Fürstinnen  von Tung- 
king  253—254. 

Tschu-ko  Liang,  General:  seine 
zeichnerischen  und  mechanischen 
Fähigkeiten  242;  als  Maler  von  Bil- 
dern aus  dem  Leben  der  südlichen 
Barbaren  243;  das  von  —  auf  seinen 
Kriegszügen  verwendete  Tschöng 
(Militärgong)  mit  der  Bronzetrommel 
verwechselt  244;  ein  Tschöng  mit 
Inschrift  des  —  im  XI.  Jahrhundert 
entdeckt:  ebenda;  seine  Politik 
gegenüber  den  Barbaren  245; 
Trommelinschrift  aus  der  Zeit  des 
-  247—248. 

Tschu-ti  (in  der  Gegend  des  heuti- 
gen Sü-tschou-fu),  Bronzeindustrie 
in  —  während  der  späteren  Han- 
Dynastie  231. 

Ts'ien,  »tausend«,  hieroglyphische 
Form  des  Zeichens  für  —  246. 

T'u-schu-tsi-tsch'öng  250  et  pas- 
sim. 

is 


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2G2 


Hirth:  Chinesische  Ansichten  über  Bronietrommeln. 


Tung-king:  Eroberung  durch  Ma 

Yuan  253—255 ;  FfirstenpalRste  in  — 

mit  Bronze  bedeckt  205  —  206;  s.  a. 

eiserne   Waffen;    Ma  Yuan; 

Tschöng  Ts'ö. 
T  u  ii  g  -  k  u  a  n  -  h  a  n  -  k  i  235 ;  255  A  nm.  | 
T'ung-ts'uan,  kupferne  (bronzene?) 

Kessel  bei  den  Liau- Barbaren  213. 

aschheck en  (si)  itn  Altertum  231 

Anm. 

Wu-hü,  Barbarenstamm  221. 

Wu  -  ling  -  man  -  Barbaren:  die 
Trommel  von  Ma-yang  aus  ihrem 
(iebiet239 ;  MaYuans  Feldzug  gegen 
die  —  257. 


Yüan-kien-leT-han  236  et  passim. 

Yü-lo,  Muscheltrompete,  bei  den 
Nationaltänzen  des  Landes  P'iau 
(Pegu)  gleichzeitig  mit  der  Bronze- 
trommel verwendet  210. 

Yo-tsch ou-fu:  die  Trommel  von 
Ma-yang  einst  in  der  N&he  von  — 
aufbewahrt  240;  Bronzetrommel  mit 
Inschrift  vom  II.  Jahrhundert  v.  Chr. 
in  der  Nähe  von  —  aufbewahrt: 
ebenda. 

Y fin -nan,  Fundorte  der  hauptsäch- 
lichsten Erze  in  —  zur  Zeit  der 
Hau  wohlbekannt  231. 


Berlin,  gedruckt  in  d«  RricWWfc,,ri 

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Mitteilungen  des  Seminars 
für  Orientalische  Sprachen 

an  der  Königlichen 
Friedrich-Wilhelms-Universität 

zu  Berlin 


Herausgegeben  von  dem  Direktor 

Prof.  Dr.  Eduard  Sachau 

Geh.  Reglerungsrat 


JAHRGANG  VII 

ZWEITE  ABTEILUNG:  WESTASIATISCHE  STUDIEN 


Berlin  1904 
Kommissionsverlag  von  Georg  Reimer 


Geschäftliche  Mitteilung. 

— <$> — 

1.  Der  Preis  jedes  Jahrganges  der  »Mitteilungen«  (bestehend 
aus  drei  Abteilungen:  1.  •  Ostasiatische  Studien«,  2.  »West- 
asiatische  Studien«,  3.  »Afrikanische  Studien«)  betragt  15, 
der  Preis  der  einzelnen  Abteilung  6  Mark. 

2.  Die  »Mitteilungen«  sind  durch  alle  Buchhandlungen  des  In- 
und  Auslandes  zu  beziehen. 

3.  Die  für  die  »Mitteilungen«  bestimmten  Zuschriften,  welche 
in  Deutscher,  Französischer,  Englischer  oder  Italienischer 
Sprache  abgefaßt  sein  können,  wolle  man  an  die  Seminar- 
direktion, Berlin  NW.  7,  Dorotheenstr.  6,  oder  an  die  ein- 
zelnen Redakteure  adressieren. 


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Mitteilungen  des  Seminars 
für  Orientalische  Sprachen 

an  der  Königlichen 
Friedrich  -Wilhelms-Universität 

zu  Berlin 


Herausgegeben  von  dem  Direktor 

Prof.  Dr.  Eduard  Sachau 

Geh.  Reglerungsrat 


JAHRGANG  VII 

ZWEITE  ABTEILUNG:  WESTASIATISCHE  STUDIEN 


Berlin  1904 
Kommissionsverlag  von  Georg  Reimer 


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Mitteilungen 

des  Seminars  für  Orientalische  Sprachen  zu  Berlin 

Zweite  Abteilung 


Westasiatische 
Studien 

Redigiert  von 
Prof.  Dr.  K.  Foy  und  Prof.  Dr.  B.  Meißner 


Berlin 

Kommissionsverlag  von  Georg  Reimer 


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Inhalt 


Seminarchronik  fur  die  Zeit  vom  Oktober  1903  bis  August  1904    I 

Die  osttürkischen  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann  von  Martin  Hart- 

mann   I 

Zur  Bedeutung  des  Titels  -Sirat  al-Failasüf-  (Fihrist  265 , 6)  von  Julius 

Lippert  22 

Grundriß  der  allgemeinen  Organisation  der  Verwaltungsbehörden  der  eigent- 
lichen Türkei  von  Loytved  25 

Zwei  Urkunden  vom  Imam  as  Öäfi'i  von  F.  Kern  53 

Das  Buchwesen  in  Turkestan  und  die  türkischen  Drucke  der  Sammlung  Hart- 
mann von  Martin  Hartmann  69 

Die  inneren  Zustande  von  Armenien  unter  Asot  I.  (ausgenommen  die  Geschichte 
des  armenischen  Naxararowt'iwns  und  der  armenischen  Kirche)  von  Hagob 

Thopdschian  104 

Studien  zur  ältesten  Geschichteüberlieferung  der  Araber  von  EduardSachau  154 
Azerbajganiache  Studien  mit  einer  Charakteristik  des  Südtürkischen.  II.  Von 

Karl  Foy  197 

Neuarabische  Gedichte  aus  dem  Iraq.  III.    Von  Bruno  Meißner  (mit  Bei- 
trägen von  Littmann,  Völlers  und  Weißbach)  266 

Türkischer  Katalog  islamischer  Bleisiegel.  Angezeigt  von  Karl  Foy  .  .  .  277 
Bibliographische  Anzeigen.  1)  Macdonald,  Duncan  B. :  Development  of  Muslim 
theology,  jurisprudence  aud  constitutional  theory.  New  York  1903.  IX,  386  S. 
(The  Semitic  series  Vol.  IX.)  2)  El  -  Bokhari :  Les  traditions  islamiques  tra- 
duites  de  l'arabe  avec  notes  et  index  par  O.  Houdas  et  W.  Marcais.  Tome  Ier. 
Paris  1903.  682  S.    Besprochen  von  Josef  Horovitx  280 


* 


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I 


Seminarchronik  für  die  Zeit  vom  Oktober  1903 

bis  August  1904. 


Das  Seminar  zählte: 

a)  im  Wintersemester  1903/04:  215  Mitglieder  —  darunter 
20  Postbeamte  als  Mitglieder  des  Kursus  behufs  Ausbildung  im 
praktischen  Gebrauch  der  russischen  Sprache  —  und  15Hospi- 
tantinnen.  An  dem  fur  Kaufleute  und  Hankbeamte  einge- 
richteten Kursus  im  Chinesischen  nahmen  1 1 ,  im  Russi- 
schen 76,  im  Spanischen  82  und  an  der  Vorlesung  über 
die  Grundlagen  der  Nationalökonomie  68  Personen  teil.  Ge- 
samtzahl der  Seminarbesucher:   467  Personen. 

b)  im  Sommereemester  1904:  156 Mitglieder  —  darunter  18  Post- 
beamte als  Mitglieder  des  Kursus  behufs  Ausbildung  im  prak- 
tischen Gebrauch  der  russischen  Sprache  —  und  12  Hospitan- 
tinnen. An  dem  fur  Kaufleute  und  Bankbeamte  eingerich- 
teten Kursus  im  Chinesischen  nahmen  7,  im  Kussischen  30, 
im  Spanischen  24  und  an  der  Vorlesung  über  Konsular-  und 
Kolonialrecht  48  Personen  teil.  Gesamtzahl  der  Seminar- 
besucher: 230  Personen. 

Der  Lehrkörper  bestand: 

a)  im  Wintersemester  1903/04  aus  24  Lehrern  und  9  Lektoren. 
Zu  Beginn  des  Wintersemesters  trat  der  Kaiserlich 
russische  Hofrat  Herr  Rudolf  Jürgen  aus  Riga  als 
Lehrer  des  Russischen  und  Herr  Ralph  H.  Carr  aus  Wor- 
cester als  Lehrer  des  Englischen  in  den  Lehrkörper  des 
Seminars  ein,  während  Herr  Djin-Da-Min  die  Stellver- 
tretung des  seit  August  beurlaubten  chinesischen  Lektors 
H8Üeh  Shen  und  Herr  Miludi  Ben  Mohammed  Siadi 
Talbi  aus  Casablanca  die  nacli  Ausscheiden  des  in  seine 
Heimat  zurückgekehrten  Lektors  Sid  Gilani  Sehirk a wi 
vakante  Lektorstelle  fur  das  Marokkanisebe  übernabm. 
Leider  schied  der  letztere  nach  kurzer  Tätigkeit  durch 
Tod  Mitte  Dezember  wieder  aus.    Ende  des  Semesters 

i 


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II 


wurde  dem  Lehrer  des  Suaheli  Herrn  Dr.  Carl  Velten  von 
Seiner  Exzellenz  dem  Herrn  Unterrichtsminister  das  Prä- 
dikat »Professor«  verliehen; 
b)  im  Sommersemester  1904  aus  24  Lehrern  und  11  Lektoren. 

An  Stelle  des  im  Dezember  1903  verstorbenen  marok- 
kanischen Lektors  Sid  Miludi  trat  anfangs  April  1904 
Herr  Abdel-Wahhab  Bu-Bekr  aus  Tanger  in  den  Lehr- 
körper des  Seminars.  Zur  Verstärkung  des  Duala-  und 
Ephe- Unterrichts  wurdeu  im  Juli  1904  Herrn  Pastor 
Meinhof  der  Duala  Otto  Ekwala  und  der  Ephe  Ludwig 
Adzaklu  beigegeben. 

Mitte  August  schied  der  Lehrer  des  Englischen  Herr 
Ralph  H.  Carr  aus  dem  Lehrkörper  des  Seminars,  wäh- 
rend der  Lehrer  des  Arabischen  Herr  Professor  Dr.  Bruno 
Meißner  zum  1.  Oktober  d.  J.  einem  Rufe  als  außer- 
ordentlicher Professor  der  semitischen  Sprachen  an  die 
Universität  Breslau  folgen  wird.  Der  Lehrer  fiir  die  wirt- 
schaftlichen Verhältnisse  in  den  Kolonien  Herr  Legations- 
rat Professor  Dr.  Helfferich  wurde  zum  »Wirkliehen 
Legationsrat«  ernannt. 
Der  Seminarunterricht  erstreckte  sich: 

a)  im  Wintersemester  1903/04 

auf  1 5  Sprachen : 
Chinesisch,  Japanisch,  Arabisch  (Syrisch,  Ägyptisch,  Ma- 
rokkanisch), Persisch,  Türkisch,  Suaheli,  Haussa,  Herero, 
Duala,  Ephe,  Englisch,  Französisch,  Neugriechisch,  Russisch 
und  Spanisch 

und  6  Realienfächer: 
wissenschaftliche  Beobachtungen  auf  Reisen,  Tropenhygiene, 
tropische  Nutzpflanzen,    Landeskunde  von   Deutsch -Ost- 
afrika, Landeskunde  der  deutschen  westafrikanischen  Ko- 
lonien sowie  Kolonien  und  Kolonialpolitik; 

b)  im  Sommersemester  1904 

auf  dieselben  15  Sprachen 
und  7  Realienfächer: 
wissenschaftliche  Beobachtungen  auf  Reisen,  Tropenhygiene, 
tropische   Nutzpflanzen,    Landeskunde  von  Deutsch -Ost- 
afrika, Landeskunde  der  deutschen  westafrikanischen  Ko- 
lonien, Kolonien  sowie  Kolonial-  und  Konsularrecht. 
Der  Unterricht  wurde  erteilt: 

a)  im  Wintersemester  1903/04  zwischen  8  Uhr  morgens  und 
9  Uhr  abends. 


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III 


b)  im  Sommerseinester  1904   zwischen   7  Uhr  morgens  und 
9  Uhr  Abends; 

Während  der  Osterferien  1904  fanden  Ferienkurse  vom  15.  März 
bis  zum  14.  April  statt. 

Zu  einem  außerstatutenmäßigen  Termin  im  Frühling  und 
zum  statutenmäßigen  Termin  im  Sommer  1904  brachten  die  nach- 
stehend verzeichneten  Mitglieder  des  Seminars  durch  Ablegung  der 
Diplomprüfung  vor  der  Königlichen  Diplom  -  Prüfungskommission 
ihre  Seminarstudien  zum  vorschriftsmäßigen  Abschluß: 

1.  Kurt  Scheffler,  stud,  jur.,  im  Türkischen; 

2.  Max  Hau  sehild,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

3.  Ferdinand  Lessing,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

4.  Bruno  Loesdau,  stud,  jur.,  im  Chinesischen: 

5.  Robert  Oelrichs,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

6.  Gerhard  Pernitzsch,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

7.  Erich  Schuchart,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

8.  Wilhelm  Vi  IIa  ret,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

9.  Bernhard  Beck,  Vorschullehrer,  im  Japanischen; 

10.  Hans  Mahner-Mons,  Musikstudierender,  im  Japanischen; 

11.  Edmund  Simon,  stud,  jur.,  im  Japanischen; 

12.  Ludwig  Katz,  stud,  jur.,  im  Arabisch- Ägyptischen; 

13.  Karl  Steinführer,  stud,  jur.,  im  Arabisch- Marokkani- 
schen; 

14.  Wilhelm  Waßmuß,    Referendar,  im  Arabisch- Marok- 
kanischen ; 

15.  Waldemar  Petersen,  stud,  jur.,  im  Persischen; 

16.  Eberhard  Ulrich,  stud,  jur.,  im  Türkischen; 

17.  Franziska  Stadthagen,  Frau  Regierungsrat,  im  Russi- 
schen ; 

18.  Ernst  Schaumburg,  Referendar,  im  Russischen: 

19.  Adolf  Kin  dor,  Rektor,  im  Russischen; 

20.  Adalbert  von  Boetticher,  stud,  jur.,  im  Russischen. 
Am  27.  Juli  1904  fand  die  Entlassung  des  diesjährigen  Kursus 

der  dem  Seminar  zur  Ausbildung  im  praktischen  Gebrauch  der 
russischen  Sprache  überwiesenen  Post-  und  Telegraphenbeamten 
statt,  der  sich  aus  den  folgenden  Mitgliedern  zusammensetzte: 

1.  R.  Alkewitz,  Postassistent,  aus  Provinz  Ostpreußen: 

2.  H.  Annus,  Ober- Postpraktikant,  aus  Provinz  Posen; 

3.  J.  Becker,  Telegraphensekretär,  aus  Provinz  Hannover; 

4.  K.  Die  bold,  Ober- Postpraktikant,  aus  Proviuz  Schlesien; 

5.  P.  Großmann,  Ober- Postpraktikant,   aus  Provinz  Ost- 
preußen; 

i* 


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IV 


6.  A.  Hahn,  Ober-Postpraktikant,  aus  Provinz  Ostpreußen; 

7.  R.  Hamel,  Postassisteut,  aus  Herlin; 

8.  G.  Heinemann,  Ober  -  Postpraktikant ,  aus  Provinz 
Schlesien; 

9.  L.  Hübscher,  Ober- Postpraktikant,  aus  Provinz  Posen; 

10.  H.  Huke,  Postassistent,  aus  Schwarzburg -Sondershausen; 

11.  G.  Just,  Postassistent,  aus  Provinz  Ostpreußen; 

12.  G.  Klotz,  Postassistent ,  aus  Braunschweig; 

13.  G.  Peukert,  Postassistent,  aus  Provinz  Schlesien; 

14.  P.  Red  eil,  Postassistent,  aus  Provinz  Westpreußen; 

15.  O.  Schaumkessel ,  Postassistent,  aus  Provinz  West- 
preußen; 

16.  F.  S mend,  Postassistent,  aus  Provinz  Westpreußen; 

17.  K.  Specht,  Ober- Postpraktikant,  aus  Provinz  Westfalen; 

18.  R.  Stolle,  Ober- Postpraktikant,  aus  Berlin. 

Soweit  vom  Seminar  aus  festgestellt  werden  konnte,  haben  die 
nachstehend  aufgeführten  früheren  Mitglieder  des  Seminars  während 
der  Zeit  vom  August  1903  bis  August  1904  in  verschiedenen  Ländern 
Asiens  und  Afrikas  Amt  und  Stellung  gefunden: 

1.  Walter  Zech  Ii n,  Referendar,  aus  Hannover,  als  Dol- 
raetschereleve  bei  der  Kaiserlichen  Botschaft  in  Konstan- 
tinopel; 

2.  Krich  Nord,  Dr.  jur.,  Referendar,  aus  Provinz  Sachsen, 
desgl.; 

3.  Kurt  Kratzsch,  Dr.  jur.,  Referendar,  aus  Königreich 
Sachsen,  als  Dolmetschereleve  bei  der  Kaiserlichen  Gesandt- 
schaft in  Peking; 

4.  Wilhelm  von  Weickhmann,  Dr.  jur.,  Assessor,  aus 
Pommern,  bei  der  Justizverwaltung  des  Kaiserlichen  Gou- 
vernements von  Deutsch- Ostafrika; 

5.  Adolf  Schlettwein,  Gerichtsassessor,  aus  Mecklenburg- 
Schwerin,  desgl.; 

6.  Christian  Schräder,  Dr.  jur.,  Assessor,  aus  Schleswig- 
Holstein,  desgl.; 

7.  Eugen  Dinkelackcr,  Assessor,  aus  Württemberg,  desgl. 
in  Kamerun; 

8.  August  Kirchhof,  Assessor,  aus  Lippe-Detmold,  desgl.; 

9.  Waldemar  von  Sobbe,  Oberleutnant  aus  Brandenburg, 
in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Kamerun; 

10.  Gerhard  Jacob,   Leutnant,   aus  Brandenburg,   in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Kamerun; 


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V 


11.  Eugen  Kirch,  Leutnant,  aus  der  Rheinprovinz,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  fur  Kamerun; 

12.  Fritz  Werner,  Leutnant,  aus  der  Rheinprovinz,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  fur  Kamerun; 

13.  Georg  von  Prittwitz  und  Gaffron,  Hauptmann,  aus 
Berlin,  als  Offizier  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  in  Deutseh- 
Ostafrika; 

14.  Walter  von  Wiese  und  Kaiserswaldau,  Leutnant, 
aus  Schlesien,  in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  fur  Deutsch- 
Ostafrika; 

15.  HansSchulz,  Leutnant,  aus  Sachsen,  in  der  Kaiserlichen 
Schutztruppe  für  Deutsch -Ostafrika; 

16.  Hermann  Trefurth,  Leutnant,  aus  Königreich  Sachsen, 
in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  fur  Deutsch -Ostafrika; 

17.  Detlef  von  Kleist,  Oberleutnant,  aus  Schlesien,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  fur  Südwestafrika; 

18.  Alexander  von  Fritsch,  Freiherr,  Oberleutnant,  aus 
Königreich  Sachsen,  in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für 
Südwestafrika; 

19.  Graf  Saurma-Jeltsch,  Leutnant,  aus  Schlesien,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

20.  Hermann  Runkel,  Leutnant,  aus  Hannover,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

21.  Willi  Grünewald,  Leutnant,  aus  Berlin,  in  der  Kaiser- 
lichen Schutztruppe  fur  Südwestafrika; 

22.  Paul  von  Bojanowsky,  Leutnant,  aus  Hessen -Nassau, 
in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

23.  Georg  Trainer,  Leutnant,  aus  Westfaleu,  in  der  Kaiser- 
lichen Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

24.  Albert  Fürnrohr,  Leutnant,  aus  Posen,  in  der  Kaiser- 
lichen Schutztruppe  fur  Südwestafrika; 

25.  Volkmar  von  Wurmb,  Leutnant,  aus  Sachsen,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

26.  Günther  von  Bill  erb  eck,  Leutnant,  aus  Pommern,  in 
der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

27.  Otto  Dempwolff,  Dr.  med.,  Stabsarzt,  aus  Ostpreußen, 
in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  fur  Deutsch -Ostafrika; 

28.  Willibald  Schellmann,  Dr.  phil.,  Chemiker,  aus  der 
Rheinprovinz,  im  Dienste  des  Kaiserlichen  Gouvernements 
von  Deutsch -Ostafrika; 

29.  Gottfried  Thiesraeyer,  Landmesser,  aus  Lippe- Detmold, 
als  Landmesser  in  Südwestafrika; 


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VI 


30.  Paul  Hoentzsch,  Finanzaspirant,  aus  Schlesien,  als  Be- 
amter beim  Kaiserlichen  Gouvernement  in  Deutsch  -Ost- 
afrika; 

31.  Otto  Mich  eisen,  Gerichtsaktuar,  aus  Schleswig- Holstein, 
desgl.; 

32.  Fritz  Techiner,  Landmesser,  aus  Pommern,  desgl.; 

33.  Berthold  Freitag,  Regierungs- Zivilsupernumerar,  aus 
Brandenburg,  desgl.; 

34.  Ernst  Kerb  er,  Haupt- Zollamtsassistent,  aus  Westfalen, 
desgl.; 

35.  Fritz  Kiene,  Gerichtsaktuar,  aus  Schleswig  -  Holstein, 
desgl.; 

36.  Karl  Scholz,  Steuer- Zivilsupernumerar,  aus  Schlesien, 
desgl.; 

37.  Wilhelm  Nagel,  Kegierungs- Zivilsupernumerar,  aus  Han- 
nover, desgl.; 

38.  Jakob  Dem,  Postassistent,  aus  Großherzogtum  Hessen, 
im  Kaiserlichen  Postdienst  in  Deutsch -Ostafrika; 

39.  Alois  Jüne mann,  Lehrer,  aus  Provinz  Sachsen,  als 
Lehrer  an  einer  Regierungsschule  in  Deutsch- Ostafrika; 

40.  Hermann  Andres,  Lehrer,  aus  Brandenburg,  desgl.; 

41.  Friedrich  Wilhelm  Brandt,  Lehrer,  aus  Brandenburg, 
desgl.; 

42.  Hermann  Hülle,  Lie.  theo!.,  Königlicher  Bibliothekar, 
aus  Berlin,  als  Professor  an  der  Kaiserlich  chinesischen 
Universität  in  Peking; 

43.  Erich  Haenisch,  Dr.  phil.,  aus  Berlin,  als  Lehrer  an 
der  chinesischen  Militärschule  in  Wuchang; 

44.  Fried  rieh  Pferd  ckämp  er,  stud,  phil.,  aus  Westfalen, 
als  Lehrer  an  der  chinesischen  Regierungsschule  in  Tsinanfu; 

45.  Walter  Trittelvitz,  Pastor,  aus  Pommern,  als  Missions- 
inspektor in  Sudafrika; 

46.  Siegfried  Delius,  Missionskandidat,  aus  Provinz  Sachsen, 
als  Missionar  in  Deutsch  -  Ostafrika ; 

47.  Johannes  Riese,  Missionskandidat,  aus  Provinz  Sachsen, 
desgl. ; 

48.  Friedrich  Wilhelm  Hartmann,  Missionskandidat,  aus 
Schlesien,  als  Missionar  in  Uvambo,  Deutsch -Ostafrika; 

49.  Wilhelm  Schmidt,  Missionskandidat,  aus  Pommern, 
desgl.  in  Uhehe,  Deutsch -Ostafrika; 


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VII 


50.  Hermann  Krelle,  Missionskandidat,  aus  Brandenburg, 
desgl.  in  Daressalam,  Deutsch-Ostafrika ; 

51.  Johannes  Hahn,  Missionskandidat,  aus  Braunschweig, 
desgl.  in  Uhehe,  Deutsch -Ostafrika. 

Von  dem  vom  Seminar  herausgegebenen:  «Archiv  fur  das 
Studium  deutscher  Kolonialsprachen«  ist  im  August  1904 

Bd.  II.    Fritz,  Wörterbuch  des  Chamorro  (der  Sprache  der  ein- 
heimischen Bevölkerung  der  Marianen) 

zur  Ausgabe  gelangt. 


Berlin,  den  26.  August  1904. 


Der  Direktor, 
Geheimer  Regierungsrat 

Sachau. 


1 


Die  osttürkischen  Handschriften  der  Sammlung 

Hartmann. 

Von  Martin  Hartmann. 


A.  Obersicht 

Die  folgende  Liste  verzeichnet  die  Zahl  der  Seiten ,  Format  (Größe  des 
Ganzen  und  der  Area),  Ort  und  Zeit  der  Erwerbung,  Zustand,  Papier, 
Linhand  und  kennzeichnet  kurz  den  Inhalt.1  Uber  Sprache  und  Schrift 
ist  nichts  gesagt.  Beide  müssen  zusammenfassend  behandelt  werden.  Hier 
nur  ad  Sprache:  daß,  soweit  nicht  die  bekannten  Erzeugnisse  Nawä'is  und 
seiner  Nacbtreter  in  Betracht  kommen ,  die  Werke  fast  samtlich  die  Mund- 
art Kaschgariens  zeigen,  einige  in  einer  der  wirklichen  Verkehrssprache 
sehr  nahe  kommenden  Form;  ad  Schrift:  daß  das  steife  Naschi  des  türki- 
schen Mittelasiens  vorherrscht.  Da  die  Bände  ohne  Rücksicht  auf  den  In- 
halt beziffert  und  verzeichnet  wurden,  ist  eine  Zusammenstellung  des  nach 
dem  Inhalt  Zusammengehörigen  beigefügt.  Von  der  systematischen  Be- 
schreibung der  in  den  Handschriften  enthaltenen  Werke  wird  sich  der  die 
geschichtlichen  behandelnde  Teil  unmittelbar  anschließen. 

1.  158  Seiten  zu  15  Zeilen;  25x14  und  16X9  cm.  —  Taskent 
22.9.  1902.  —  Ziemlich  gut  erhalten,  zum  Teil  fleckig;  Papier  weiß,  dünn; 
Einband:  dicke  Pappe  in  geblümtem  Kattunüberzug.  —  S.  1.  158  Kritze- 
leien. —  S.  2  — 157  Geschichte  des  Propheten  Joseph. 

2.  60  Seiten  zu  5—7  Zeilen;  11,3X7  und  7X4(5) cm.  —  Kasgar 
1.11.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  S.7  2  Zeilen  ausgelöscht  und  durch  Un- 
gehöriges ersetzt;  Papier  weiß  und  dünn;  gepreßter  Ledereinbaud ,  dürftig. 


1  Es  ist,  soweit  mir  bekannt,  hier  zum  ersten  Male  von  der  herkömmlichen 
Behandlung  der  Handschriften  abgewichen ,  welche  das  Außere  und  das  Innere  zu- 
sammenwirft und  so  keins  von  beiden  schnell  und  scharf  hervortreten  läßt.  Ahl- 
wardt verließ  bereits  das  unglückliche  Verfahren ,  ein  Rubrum  •Sammelhandschriften» 
in  machen  und  in  dieses  zu  packen ,  was  ungeschickte  Buchbinder  oder  spekulierende 
Buchhändler  in  einen  Einbanddeckel  gebracht.  Es  muß  aber  weiter  gegangen  werden. 
Ha»,  was  die  verschiedenen  Werke,  die  in  einem  Bande  vereinigt  sind,  von  Äußerem 
betrifft,  sowie  das  Außere  des  ganzen  Bandes  ist  zusammen  zu  behandeln.  Dabei 
ist  der  Inhalt,  der  immerhin  kurz  angedeutet  werden  mag,  gleichgültig,  und  die 
Stücke  können  mit  irgendeiner  Numerierung  versehen  werden.  In  dem  systemati- 
schen Verzeichnis  genügt  der  Verweis  auf  die  Übersichtsnummer,  um  alles  Äußere 

Mitth.  A  Sem.  t  Orient.  Sprachen.  190».  IL  Abth.  1 


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2        Hartmann:  Die  osttflrkischen  Handschriften  der  Sainnilung  Hartmaim. 


—  S.  1.  60  leer.  —  S.  2.  3  Kritzeleien.  —  S.  4  —  45  Risäle  der  Haarschneider. 

—  S.  46  —  56  med.  arabische  Formeln  und  Gebete,  sorgfaltig  geschrieben. 

—  S.  56  med.  —  59  türkische  Gebetvorschriften. 

3.  196  Seiten  26  X  14,7cm;  davon  S. 3  — 152  zu  15  Zeilen  20  X  12,2 era; 
S.  163—195  zu  13  Zeilen  18  X  10,3  cm.  —  Taskent  22.9.  1902.  —  Gut  er- 
halten; Papier  S.  3— 162  gelb,  dünn;  S.  163— 196  weiß,  mitteldick;  Ein- 
band gepreßtes  Glanzpapier,  Rücken  und  Ränder  Leder.  —  8.  1.  133.  153 
bis  162.  196  leer.  —  S.  2  Kritzelei.  —  S.3— 152  Erzählung  aus  dem  AD- 
Kreise.  —  S.  163—195  Verse. 

4.  138  Seiten  zu  9  Zeüen ;  15—15,5  X  9,5  und  11  X  7  cm.  —  Kasgar 
28.10.1902.  —  S.  1—108  mäßig  erhalten,  S.  109— 138  wurmstichig  und 
auch  sonst  beschädigt;  Papier  gelb,  mitteldick;  glatter  Lederband.  —  8.  1 
bis  138  Lebensgestaltung,  z.  B.  Verzeichnis  von  Tagen  und  Stunden  fur 
Vornahme  von  Handlungen. 

5.  30  Seiten  zu  5  Zeilen;  13X8,5  und  8X5,5  cm.  —  Kaigar 
2.12.1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  weiß,  mitteldick;  geheftet.  —  S.  9. 
30  Kritzelei.  —  S.  1—8  Bruchstück  der  Schuster-Risäle.  —  S.  10  —  29  Ri- 
säle der  Kaufleute. 

6.  238  Seiten  zu  11  Zeilen;  19,5X12  und  12X7,5  cm.  —  Kasgar 
31.  10.  1902.  —  Gut  erhalten  bis  auf  das  erste  Blatt;  Papier  gelblich,  mittel- 
dick; geheftet,  lose  in  kattunüberzogenem  Pappdeckel.  —  S.  1  Kritzelei. 

—  S.  238  leer.  —  S.  2  — 237  Tezkire  des  Choga  Hasan,  Sohnes  des  Choga 
Afäq. 

7.  98  Seiten  zu  7  Zeilen ;  1 1  X  8,8  und  9  X  7  cm.  —  KaSgar  26. 1 0. 1 902. 

—  Gut  erhalten;  Papier  weiß,  dünn  (russisch);  geheftet.  —  S.  1.  98  leer. 

—  S.  2  — 60  Gebete.  —  S.  61—97  Risäle  der  Bauern. 

8.  50  Seiten  zu  7— 8  Zeilen;  12,2  X 7,3  und  8,5X5  cm.  —  Kasgar 
10.11.1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich,  initteldick;  geheftet.  — 
S.  1  —  38  Risäle  der  Weber.  —  S.  39  —  50  einige  Hadite,  persisch. 

9.  46  Seiten  zu  7  Zeilen ;  1 1—1 1,5  X  7  und  8  — 9  X  5  cm.  —  Kasgar 
12.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich,  mitteldick  oder  dünn; 
Holzdeckel  in  glattem  Leder.  —  S.  1  Kritzelei.  —  S.2  — 46  Risäle  der 
Hirten. 

10.  36  Seiten  zu  7—8  Zeilen ;  10,5  X  7,3  und  7,5  X  5,2  cm.  —  Kasgar 
12.10.1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich,  dfinn;  weicher  glatter 
Lederumschlag.  —  S.  1  Kritzelei.  —  S.  36  leer.  —  S.  2  — 35  Risäle  der 
Krämer. 

11.  125  Seiten  zu  7—10  Zeilen;  13,3  X  8,5  und  10X6  cm.  —  Kasgar 
12.  10.  1902.  —  Schlecht  erhalten,  eine  Anzahl  Blätter  lose;  Papier  und 
Einband:  das  Ms.  ist  ein  europäisches,  wahrscheinlich  in  Indien  herge- 
stelltes Notizbuch  mit  blaugewurfeltem  Papier.  —  S.  1.  97 — 105.  109 — 125 
Kritzeleien.  —  S.  124  und  125  sieben  mandschurische  Zeilen.  —  S.2  — 96 
Erzählung  von  Mulaika.  —  S.  106—108  fromme  Betrachtungen. 

12.  436  Seiten  zu  8— 10  Zeilen;  12,8X8  und  9  X  6  cm.  —  KaAgar 
30.  10.  1902.  —  Gut  erhalten;  S.  1—32  gelbes,  dünnes  Papier;  S.  33  —  436 
weißes,  mitteldickes  Papier;  Einband  Pappdeckel  in  papierbezogenem,  ge- 


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Hahtmann:  Dir  osttürkischcn  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann.  3 


preßten*  Leder,  sorgsam  gearbeitet  und  gut  erhalten.  —  S.  2 — 4.  112.  126 
bis  129.  282  —  284.  435  leer.  —  S.  1.  33  (geometrisch  geordnetes  J^J\)- 
436  Krittelei.  —  S.  5  —  32  Bruchstück  über  Gebetswirkungen  und  anderes.  — 
S.  34— 111  Gebete.  —  S.  113— 125  über  Rosenkranzgebete  an  den  Wochen- 
tagen. —  S.  130—153  med.  über  die  Vorzüge  der  Fatiha.  —  S.  153  med.  — 
272  Betrachtungen,  Gebete  und  Beschwörungen.  —  S.  273  — 281  eine  ara- 
bische Qaside.  —  S.  285  —  301  Gebete.  —  S.  302—304  med.  arabische  Qaside 
des  Gabriel.  —  S.  304  med.  —  434  Gebete,  Beschwörungen  und  magische 
Formeln. 

13.  66  Seiten  zu  11  — 13  Zeilen;  17(17,5)  X  H  und  H  (13,5)  X  7,5  cm. 

—  Kasgar  28.  10.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  weiß,  sehr  schmutzig, 
mitteldick ;  Pappdeckel.  —  S.  66  Kritzelei.  —  S.  1 — 65  Geschichte  von 
Sanaubar  und  Gfllperi. 

14.  88  Seiten,  davon  1 — 73  zu  9  Zeilen,  74 — 87  zu  4  oder  5  Zeilen. 

-  16,5  X  11,5  und  12  X  7,3  cm.  —  Kasgar  29.  10. 1902.  —  Mäßig  erhalten; 
gelbes,  mitteldickes  Papier;  Pappdeckel  in  glattem  Leder.  —  S.  I  Stempel- 
abdrücke. —  S.  88  Kritzeleien.  —  S.  2  — 87  Geschichte  der  Chogas  in 
Versen. 

15.  260  Seiten;  S.  2—254  zu  1 1  Zeilen ,  S.  255  —260  zu  16  Zeilen.  — 
19X11  und  12X5,5  (6,3)  cm;  die  letzten  Seiten  13,5X7,5  cm.  —  Kasgar 
16.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  gelbes,  mitteldickes  Papier;  Deckel  Pappe 
in  glattem  Leder.  —  S.  1  Kritzeleien.  —  S.2  — 260  Nawäls  makbüb  ulqufüb. 

16.  408  Seiten  zu  15  Zeilen;  26X14,5  und  16X9  cm.  —  Baku 
8.9.1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  gelb,  dünn;  Lederband  mit  Papier 
überklebt  und  gepreßt.  —  S.  1—5.  404  —  408  leer.  —  S.  6  —  403  Nawäls 
oiraqat-  Diwan. 

17.  84  Seiten  zu  15—16  Zeilen;  22,5  X  14,5  und  17  X  1 1,5  (12)  cm.— 
KaSgar  28.  10.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelb,  dünn;  Einband 
weiches  Leder.  —  S.  1.  84  Kritzelei.  —  S.2 — 83  Geschichte  von  Ferhäd. 

18.  90  Seiten  zu  8—12  Zeilen;  19,8  X  12,3  und  15,5  X  8,3  —  9,3  cm.— 
Kasgar  1.  11.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  Pappdeckel 
mit  Tapetenpapier  beklebt.  —  S.  1.  83.  86.  87.  89.  90  leer.  —  S.  84.  85. 
88  Kritzelei.  —  S.2  — 82  Geschichte  von  Mulaika. 

19.  204  Seiten  zu  11,  selten  12  Zeilen ;  26,7  X  15,6  und  17  X  9,3  cm.— 
Kasgar  27.  10.  1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  gelb  und  dünn;  geheftet,  lose 
in  mit  Tapetenpapier  überzogenem  Pappdeckel.  —  S.  1  —  4.  201  —  204  leer.  — 
S.  200  Kritzelei.  —  S.  5—33  med.  Fragment  eines  Traktates  über  das  sulük] 
S.  33  med.— 199  scheint  eine  Schrift  sußschen  Inhalts  (in  Unordnung). 

20.  84  Seiten  zu  1 3  - 1 6  Zeilen ;  2 1 ,8  X  1 4  und  20  X  1 2  cm.  —  Kasgar 
28.  10.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  weißes,  mitteldickes,  russisches  Papier; 
gepreßter  Lederband,  mit  Papier  beklebt.  —  S.  3  leer.  —  S.  83.  84 
Kritzelei.  —  S.  1.  2  Bruchstück  aus  einem  Gedicht  in  Mesnewi-Form.  — 

4 —  82  Gedicht  in  Mesnewi-Form  legendären  Inhalts. 

21.  170  Seiten  zu  8 — 15  Zeilen;  18  XU  «nd  15X8  cm.  —  Kasgar 
2.12.1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  weiß,  fränkisch;  lappiger  Leder- 


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4        Habtmann:  Die  osttürkischen  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann. 


deckel.  —  S.  2.  170  leer.  —  S.  1.  168.  169.  Kritzelei.  —  S.  3—167  das  pAät 
ul'ä&zm  des  Söfi  Aüahjär. 

22.  178  Seiten  zu  1 1  Zeilen ;  17,5  X 1 1.7  und  12,5  X  8  cm.  —  Kasgar 
1.11. 1902.  —  Schlecht  erhalten;  mehrfach  ausgebessert;  Papier  gelb,  dfinn; 
Pappband  mit  Tapetenüberzug.  —  S.  1.  2.  177.  178  leer.  —  S.  3  Kritzelei.  — 
S.  4 — 176  Mesnewi  des  Chiräbäti. 

23.  272  Seiten  zu  11  Zeilen;  22X14,7  und  15X10,5  cm.  —  Kasgar 

I.  11.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  weiß,  dünn,  frankisch;  geheftet.  — 
S.  1  — 3.  268  —  271  leer.  —  S.  272  Kritzelei.  —  S.  4  — 267  über  die 
Muslims  Chinas. 

24.  328  Seiten  zu  9  Zeilen;  22X13,7  und  15x7,5  cm.  —  Kasgar 
25.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten,  S.  1.  2.  ausgebessert;  Papier  weiß,  dünn, 
russisch;  geheftet.  —  S.  323—328  leer.  —  S.  1—322  Geschichte  von 
Jüsuf  und  Ahmed. 

25.  78  Seiten  zu  7  Zeilen;  13,3X8  und  8X4,3  cm.  —  Kasgar 
31.  10. 1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  gepreßter  Lederband 
mit  Papier  bezogen.  —  S.  1— 3.  76.  78  leer.  —  S.  77  Kritzelei.  —  S.  4  — 75 
Risäle  der  Schuster. 

26.  108  Seiten  zu  8  Zeilen;  12  X  7,5;  9  X 5  cm.  —  Kasgar  5.  1 1.  1902. 

—  Mäßig  erhalten,  Blatt  1  beschädigt;  Papier  gelb,  mitteldick;  gepreßter 
Lederlwind.  —  S.  1  leer.  —  S.  2— 108  Risäle  der  Schuster. 

27.  120  Seiten  zu  9  Zeilen;  15,8X9  und  ll(12)X6cm.  —  K aAgar 
Dezember  1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  gelb,  mitteldick;  gepreßter  Leder- 
band.  —  S.  1—7.  117—120  leer.  —  S.  8—116  Risäle  der  Gewürzkräiner. 

28.  142  Seiten  zu  11— 13  Zeilen;  17,6X10,3  und  13x7  cm.  — 
Kasgar  16.11.1902.  —  Schlecht  erhalten,  von  Blatt  1  und  2  oben  ein 
Stück  abgerissen;  Papier  gelblich,  mitteldick;  glatter  Lederband.  —  S.  1 
Kritzelei.  —  S.  2—92  med.  miftäb  ulqutüb,  paränetisch.  —  S.  92  med.  bis 
142  Risäle  des  'Abdullah  Ansäri,  persisch. 

29.  220  Seiten  zu  11  Zeilen;  17,5X10  und  13X6*7  cm.  —  Kasgar 

II.  11.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelb,  mitteldick;  Pappband  in 
Kattun.  —  S.  2.  4.  217.  219  leer.  —  S.  1.  3.  218.  220  Kritzelei.  — 
S.  5 — 216  Gedichtsammlung  des  Chiräbäti. 

30.  356  Seiten  zu  13  Zeilen;  23,5 X  13.7  und  16X7,7  cm.  —  Kasgar 
16.  11.  1902.  —  Mäßig  erhalten,  Blatt  2  und  3  ausgebessert;  Papier  gelblich, 
dünn,  glatt;  Pappband  in  Baumwollstoffüberzug. —  S.  1.  2.  355.  356  leer. 

—  S.  3.  352  —  354  Kritzelei.  —  S.  4  — 351  Sammlung  von  Erzälilungen. 

31.  282  Seiten  zu  11—13  Zeilen;  25,2  X  14,5  und  15,5— 18X  7,7  cm. 

—  Kasgar  21.  11.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  gepreßter 
Lederband.  —  S.  2.  29.  274.  275.  280.  282  leer.  —  S.  1.  3.  272.  281 
Kritzelei.  —  S.  4—28  Testament  Muhammeds.  —  S.  30—90  mj/tä/t  ulqulüh 
(vgl.  Ms.  28).  —  S.  91—102  med.  paränetisches  Werk.  —  S.  102  med.  bis 
273  Paränetisches.  —  S.  277—279  Varia.  —  Eingeklebt  sind  zwei  dicke 
Blätter,  auf  denen  drei  Seiten  mit  sorgfältiger  Hand  beschrieben  sind. 

32.  1 10  Seiten  zu  11— 15  ZeUen;  20,3X17  und  14  X  10,5  — 12  cm.  — 
Kasgar  27.11.1902.  —  Gut  erhalten;  graues  Chotanpapier  doppelt  ge- 


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H abtmann:  Die  osttürkiscJicn  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann.  5 


nommen;  schwach  gepreßter  Lederhand.  —  S.  2.  106.  107  leer.  —  S.  1. 
3  —  5.  108 — 110  Kritzelei  (S.  5  sechs  chinesische  Zeichen).  —  S.  6 — 105 
Erzählung  aus  dem  'Ali- Kreise. 

33.  168  Seiten  zu  13  Zeilen;  21X12,2  und  14X8,2  cm.  —  Kasgar 
27. 10.  1902.  —  Mäßijj;  erhalten;  die  beschädigten  Stellen  sorgsam  ausge- 
bessert. Papier  gelb,  dünn;  Pappband  mit  gepreßtem  Papier  uberklebt, 
sehr  geilickt.  —  S.  1.  5—8.  10—12.  157—168  leer.  —  S.  2-4.  9.  13.  156 
Kritzelei.  —  S.  14 — 155  mcujmuai  ulmuhcHjqitpn ,  Übersetzung  des  von  Abul- 
baqä'  b.  Bahä'uddin  persisch  verfaßten  Tezkire  über  Machdümi  A'zem 
(dasselbe  Werk  s.  Ms.  104). 

34.  746  Seiten  zu  23  Zeilen  ;  40,5X^0  und  30,5X18,5  cm.  —  Jar- 
kend  4.  2.  1903.  —  Gut  erhalten  bis  auf  die  letzten  2  Blätter,  doch  Text 
nicht  beschädigt  Papier  graues  Chotanpapier,  mittelstark;  gepreßter  Leder- 
band. —  S.  1.  744—746  Kritzelei.  —  S.  2—743  tejeri  serf/,  türkische  Über- 
setzung aus  dein  Persischen  des  Mu'in  Elmiskin,  Rukn  1  und  2. 

35.  950  Seiten  zu  21  Zeilen;  40x27  und  27X16  cm.  —  Jarkend 
11.  1.  1903.  —  Gut  erhalten;  Papier  und  Einband  wie  Ms.  34.  —  S.  1.  2 
leer.  —  S.  3.  950  Kritzelei.  —  S.  4  —  949  Rukn  3  und  4  desselben  Werkes 
wie  Ms.  34. 

36.  602  Seiten  zu  19— 20  Zeilen;  40x29,3  und  30x21  cm.  — 
Jarkend  11.  1.  1903.  —  Schlecht  erhalten,  doch  die  beschädigten  Stellen 
meist  sorgfältig  ausgeliessert ;  Papier  und  Einband  wie  in  Ms.  34.  —  S.  1 
leer.  —  S.  2  —  600  med.  Teil  des  sejeri  herif\  vgl.  Mss.  34  und  35.  — 
S.  600  med.  — 602  Verse  religiösen  Inhalts. 

37.  358  Seiten  zu  23  Zeilen;  43,3  X  27  und  31  X  19  cm.  —  Jarkend 
7.  1.  1903.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  wie  iu  Ms.  34;  geheftet,  lose  in 
einem  Lederdeckel,  der  für  ein  etwa  noch  einmal  so  starkes  Werk  bestimmt 
war.  —  S.  1  leer.  —  S.  2  Anfang  des  sejeri  herlf  (vgl.  Ms.  34);  S.  3-  358 
der  größere  Teil  von  Rukn  3  dessclt>en  Werkes. 

38.  390  Seiten  zu  20—21  Zeilen;  39,5X29  und  30X20,5  cm.  — 
Jarkend  21.  1.  1903.  —  Schlecht  erhalten;  Chotanpapier,  mittelstark;  Leder- 
band. —  S.  1— 3.  389.  390  Kritzeleien.  —  S.  4  — 388  Geschichte  Hasans 
und  Husains,  der  Sohne  Alis. 

39.  544  vierspaltige  Seiten  zu  25 — 30  Zeilen;  44,7X26,5  und  30 
(31)X16  cm.  —  Taskent  18.9.  1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  gelblich, 
mittelstark;  starker  Lederband,  auch  innen  Leder.  —  S.  2  — 13.  99 — 103. 
243.  436.  437.  542  —  544  leer.  —  S.  1.  310.  311  Kritzelei.  —  S.  14  —  530 
Nawä^  chamse;  die  einzelnen  Teile  haben  am  Anfang  farbige  Vignetten  und 
sind  durch  Seidenbäuschchen ,  die  am  Seitenrand  eingeklebt  sind ,  leicht  auf- 
findbar gemacht.  —  S.  532  —  540  Nawäls  säqmäme.  —  S.  541  ein  Mesnewi 
und  ein  tenß'bend  Nawä*is. 

40.  290  Seiten  zu  15  Zeilen;  31,5—32,5  X  20,5—21  und  23 X  15,3  cm. 

—  Jarkend  18.  1.  1903.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  glatter  Lederband. 

—  S.  1—287  ttzkirex  'azvsän  des  Muhammed  iSädiq.  —  S.  288  —  290  religiose 
Vorschriften. 


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6        Hartmann:  Die  osttilrkischen  Handschriften  äVr  Sammlung  Hartmann. 


41.  412  Seiten  zu  15  Zeilen;  31X21  und  23  X  15  cm.  —  Jarkend 
22.  1.  1903.  —  Schlecht  erhalten;  Chotanpapier;  geheftet,  lose  in  gepreßtem 
Lederdeckel.  —  S.  1 — 412  Volksbuch  vom  Emir  II  am  7.  e. 

42.  580  Seiten  zu  17—19  Zeilen;  31X20,3  und  22X13,5  cm.  — 
Jarkend  8.  1.  1903.  —  Bis  auf  wenige  sorgfältig  ausgebesserte  Stellen  gut 
erhalten;  Chotanpapier;  gepreßter  Lederband  mit  Klappe.  —  S.  2.  4.  572. 
574—578  leer.  —  S.  1.  3.  5.  579.  580  Kritzeleien.  —  S.  6—17,4  phantastische 
Erzählung  vom  Propheten  und  jüngsten  Gericht.  —  S.  17,5 — 65  mi'rägnäme. 

—  S.  66— 68  Anfang  eines  Werkes  über  den  Weltanfang.  —  S.  69— 573 
Übersetzung  von  Kaiila  und  Dimna  (am  Anfang  fehlt  ein  Blatt). 

43.  278  Seiten  zu  17  Zeilen;  31X20  und  21X13  cm.  —  Kasgar 
30.  II.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Chotanpapier;  glatter  Lederband.  — 
S.  1  Verse.  —  S.2  —  275  Werk  über  sunnitisches  Recht.  —  S.  276 — 278  Varia. 

44.  42  Seiten  zu  16  —  20  Zeilen;  35X23,3  und  31X22  cm.  — 
Kasgar  12.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  geheftet.  —  S.  1 
bis  42  Protokollbuch  eines  Kaigarer  Gerichts. 

45.  32  Seiten  zu  17  Zeilen;  31,7X27  und  20  X  13cm.  —  Kasgar 
31.10.1902.  —  Gut  erhalten;  gelbes  Papier  (wahrscheinlich  chinesisch); 
zusammengefaltet.  —  S.  1  leer.  —  S.  2  —  32  Geschichte  vom  Derwisch  Muqbili 
Rausendil. 

46.  542  Seiten  zu  15  Zeilen;  30  X  19.5  und  19,5  X  12,5  cm.  —  Kasgar 

1.11.1902.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  etwas  gepreßter  Lederband. 

—  S.2  leer.  —  S.  1.  3  —  5.  542  Kritzelei;  S.  6  —  541  Volkserzählungen. 

47.  314  Seiten  zu  13  Zeilen;  25,3X20  und  17  X  13,5  cm.  —  Jarkend 

18.2.1903.  —  Schlecht  erhalten;  einige  roh  ausgeführte  Federzeichnungen; 
Papier  gelb;  glatter  Lederband.  —  S.  1 — 314  Stücke  aus  Volkserzahlungen. 

48.  518  Seiten  zu  19  Zeilen;  30 X  17,5  und  22  X  13,5  cm.  —  Jarkend 
18.  12.  1902.  —  Schlecht  erhalten,  doch  sind  die  schadhaften  Stellen  so  gut 
wie  möglich  ausgebessert;  Papier  gelblich ,  mittelstark ;  gut  gepreßter  Leder- 
band. —  S.  1—3.  516  —  518  leer!  —  S.  297.  515  Kritzelei.  —  S.4— 278 
Tütinäme.  —  S.  279— 296  Geschichte  von  'Adil  Chän  und  den  3  Qalendern 

—  S.  298  — 514  das  Erzählungsbuch  gämC  ulhikäjät. 

49.  150  Seiten  zu  19  Zeilen;  31X21,5  und  23  X  16  cm.  —  KaSgar 
27.11.1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  lose  in  weichem 
Lederdeckel.  —  S.  1 — 150  Stück  aus  dem  Volksbuch  von  Awa  [aba] 
Muslim. 

50.  186  Seiten  zu  15— 16  Zeilen;  28  X  16.7  und  20  X  11,2— 12,2  cm. 

—  Jarkend  18.  12.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  glatter 
Lederband.  —  S.  186  leer.  —  S.  1  Kritzelei.  —  S.2 — 185  Übersetzung  des 
durr  ulmayäiis  aus  dem  Persischen. 

51.  160  Seiten  zu  18  Zeilen;  26x16  und  18x12  cm.  —  Jarkend 
Dezember  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelblich ,  mitteldick;  lappiger 
Lederband.  —  S.  1 — 160  Stücke  aus  einem  Werke  mit  Prophetengeschichten. 

52.  156  Seiten  zu  15  Zeilen;  23,5X14  und  14  X  8,3  cm.  —  Jarkend 
24.  12.  1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  gelblich,  mitteldick;  gepreßter  Leder- 
band.  —  S.  1.  152  — 156  Kritzelei.  —  S.  2— 151  medizinisches  Werk. 


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Hartmann:  Die  ost türkischen  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann.  7 


53.  370  Seiten  zu  13  Zeilen;  25X15  w\d  17 X  dem.  —  Choqand 
26.  9.  1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  teils  weiß,  teils  gelb;  gepreßter  Papier- 
band. —  S.  1  —  3.  363  —  370  leer;  S.  4  —  362  Geschichte  von  Muhammed 
Hanefije. 

54.  692  zweispaltige  Seiten  zu  19Zeilen ;  23,3  X  13,5  und  18,5  X  8,5cm. 

—  Taskent  22.3.1903.  —  Mißig  erhalten;  Papier  gelb,  dünn;  gepreßter 
Pappband.  —  S.  1— 3.  691.  692  Kritzelei.  —  S.  4  —  690  Nawäls  chamse. 

55.  376  Seiten  zu  13  Zeilen  ;  23,5  X15,5  und  15,5X9,0.  —  Kasgar 
23. 10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich ,  mitteldick;  gepreßter  Leder- 
band. —  S.  1.  149.  375.  376  Kritzelei.  —  S.  2—120  med.  räfiot  ulqulüb, 
Dogmati k  und  Paränese.  —  S.  120  med.  —  127  oben  Testament  des  Pro- 
pheten. —  S.  127—148  tee/ätnäme ,  Todesbuch  des  Propheten.  —  S.  150—374 
Menäqib  des  Abdulqädir  Giläni. 

56.  220  Seiten  zu  9—11  Zeilen;  24X18  und  18X15— 16  cm.  — 
Kasgar  28.  10.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  rauhes  Chotanpapier;  glatter  Leder- 
band. —  S.  1.  220  leer.  —  S.  2—219  Geschichte  von  Jfisuf  und  Abmed. 

57.  246  Seiten  zu  1 1  Zeilen ;  25,7  X 1 5  und  1 5,5  X  8,7  cm.  —  Taskent 
16.9.  1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  gelblich,  initteldick;  gepreßter  Papier- 
band. —  S.  1—5.  244  —  246  Kritzelei.  —  S.  6  —  243  ein  dogmatisches  Lehr- 
gedicht. 

58.  76  Seiten  zu  15  —  17  Zeilen;  22  X17  und  16  X  13  cm.  —  Kasgar 
17.  2.  1903.  —  Gut  erhalten;  rauhes  Chotanpapier;  geheftet.  —  S.  1.  76 
leer.  —  S.  2  —  75  Prophetengeschichten. 

59.  78  Seiten  zu  10  — 13  Zeilen;  23X18  und  14  —  16XH— 13  cm. 

—  Kasgar  6.  12.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  rauhes  Chotanpapier;  ge- 
heftet. —  S.77.  78  Kritzelei.  —  S.  1 — 76  Geschichte  von  Hamra  und  Hörliqa. 

60.  82  Seiten  zu  9 — 11  Zeilen;  22x17,7  und  15,5  XI '-»3  — 13,3  cm. 

—  Kasgar  6.  12.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  rauhes  Chotanpapier,  Papier- 
umschlag.  —  S.  1.  77—82  leer.  —  S.  2—76  volkstümliche  Scherzerzählung. 

61.  196  Seiten  zu  12  — 15Zeilen;  21,5X17  und  14,5  — 15,5  X12  cm.  — 
Jarkend  Anfang  1903.  —  Gut  erhalten;  doppelt  genommenes  Chotanpapier; 
geheftet,  lose  in  Pappband.  —  S.  1  —  3.  195  leer.  —  S.  196  Kritzelei.  — 
S.  4 — 194  Geschichte  von  Jüsuf  und  Abmed. 

62.  494  Seiten  zu  11  —  16  Zeilen;  24,3X18  und  18XH  cm.  — 
Jarkend  21.  12.  1902.  —  Gut  erhalten;  Chotanpapier;  gepreßter  Leder- 
band. —  S.  2.  3.  140.  141.  243.  390.  410.  494  leer.  —  S.  1.  244.  265. 
391.  411  Kritzelei.  —  S.  4—139  räfiat  ulqulüb  (vgl.  Ms.  55  S.  2  —  120).  — 
S.  142 — 164  med.  qijämetnämet  Auferstehungsbuch.  —  S.  164  med. — 185  med. 
räsnäme.  —  S.  185  med. —  242  Geschichte  von  Buluqjä.  —  S.  245 — 264 
Tezkire  des  Imäm  Zebib.  —  S.  266  —  389  Geschichte  von  Züfunün.  — 
S.  392  —  409  die  lustige  Geschichte  von  Räuber  und  Richter.  —  S.  412  —  493 
Geschichte  von  Choga  Selim  (Kreis  des  Haggäg  b.  Jüsuf). 

63.  108  Seiten  zu  11— 13  Zeilen;  21,5X17,3  und  15— 16X13  cm.  — 
Kasgar  27.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  weißes  fränkisches  Papier;  Papp- 
hand. —  S.  1—4.  102.  103.  105—108  leer.  —  S.  5.  104  Kritzelei.  — 
S.  6  —  72  mi'räynäme.  —  S.  73— 101  Tezkire  des  Molla  Muhammed  .Serif. 


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8        Hartmans:  Die  osttQrkischen  Handschrift«!  der  Sammlung  Hartmann. 

64.  444  Seiten  zu  11—14  Zeilen;  23.5X16—17  und  13— 17x9  bis 
12  cm.  —  Jarkend  29.  1.  1903.  —  Mäßig  erhalten;  es  sind  verschiedene 
Exemplare  zusammengeschweißt;  die  beschädigten  Blätter  und  die  kleineren 
Formats  sind  durch  Ausbessern  einheitlich  gemacht;  Chotan papier;  gepreßter 
Lederband.  —  S.  1.  439—444  leer.  —  S.  2—438  verschiedene  Erzäh- 
lungen. 

65.  474  Seiten  zu  15—17  Zeilen;  25,3X16,5  und  18 X  12,5  cm.— 
Kasgar  23.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  Lederband.  —  S.  1 
bis  3.  473.  474  leer.  —  S.  4.  472  Kritzelei.  —  S.  5  —  47 1  Übersetzung  des 
miftäh  utyinän  aus  dem  Persischen. 

66.  476  Seiten  zu  9  Zeilen;  17,7  Xll.5  und  11  X  »>5.  —  Kasgar 

25.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich,  mittelstark;  glatter  Leder- 
band mit  Klappe.  —  S.  1.  2.  475.  476  leer.  —  S.  3  —  474  Geschichte  des 
Choga  Hasan,  Sohnes  des  Choga  Afäq. 

67.  250  Seiten  zu  11  Zeilen;  18,3X12  und  14X8,5  cm.  —  Kasgar 
1.  11.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelb,  mittelstark;  gepreßter  Papier- 
band. —  S.  3.  4.  246.  248-250  leer.  —  S.  1.  2.  247  Kritzelei.  —  S.  5—245 
Geschichte  des  Propheten  Joseph. 

68.  302  Seiten  zu  11  Zeilen;  21X12,5  und  13x6  cm.  —  Kasgar 
31.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelb,  mittelstark;  gepreßter  Papier- 
band. —  S.  4.  8. 9.  282—287.  289—291.  295.  298  leer.  —  S.  1.  7.  288.  292. 
294.  296.  297.  299.  302  Kritzelei.  —  S.  2.  3.  5.  6.  278  med.  —  281.  300.  301 
Varia.  —  S.  10  —  278  med.  Nawä'is  mahbüb  ulqulüb. 

69.  356  Seiten  zu  1 1  Zeilen;  17x9,7  und  11X6  cm.  —  Kasgar 
16.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  verschiedenfarbig  (weiß,  gelb,  blau, 
rot):  glatter  Lederband.  —  S.  1.  2.  5  —  7.  349—355  leer.  —  S.  3.  4.  356 
Kritzelei.  —  S.  8  —  348  Kommentar  zur  burda  Bü.siris. 

70.  160  Seiten  zu  10—11  Zeilen;  17,5><11  und  14x8  cm.  — 
Jarkend,  Anfang  1903.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  weiß,  wahrscheinlich 
russisch;  lose  in  Pappdeckel.  —  S.  1.  10.  11.  14  leer;  S.  15.  16.  160  Kritzelei; 
S.  2  —  9.  12.  13.  17  —  159  Bruchstücke  der  Volkserzählung  von  Sanaubar 
(siehe  Nr.  13). 

71.  184  Seiten  zu  11  Zeilen;  18XH,2  und  14x7  cm.  —  Kasgar 

26.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  die  schadhaften  Stellen  sorgfällig  ausge- 
bessert und  ergänzt;  Chotanpapier;  Pappband.  —  S.  2.  4.  181  — 184  leer.  — 
S.  1.  3.  5.  179.  180  Kritzelei.  —  S.  6— 178  Geschichte  von  Ferhäd  und  Sirin, 
aufgeschrieben  von  'Omar  Bäqi. 

72.  158  Seiten  zu  17  Zeilen;  23,5  X  14,7  und  17  X  8,7  cm.  —  Taskent 
18.9.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelb,  mittelstark:  gepreßter  Papier- 
band. —  S.  1—24.  139—158  leer.  —  S.  25  Verse.  —  S.  26— 138  Diwan 
des  Ghäzi. 

73.  226  Seiten  zu  18—19  Zeilen;  19 XU  und  16X9,5  cm.  — 
Kasgar  23.  10.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  die  Ecken  rechts  unten  sämtlich 
beschädigt;  Papier  gelblich,  dünn;  glatter  Lederband.  S.  1 — 72  Bruch- 
stück des  räjuti  ulqutüb.  —  S.  73  —  226  Geschichte  von  Äzädbacht  und  den 
zehn  Weziren. 


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Habtmann:  Die  osttürkischen  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann. 


9 


74.  102  Seiten  zu  13—16  Zeilen;  20— 20,5 X  12,5  —  13,5  und  14,5 
bis  16X9—  12  cm.  —  Kasgar  16.11.1902.  —  Schlecht  erhalten.  Papier 
gelblich;  geheftet.  —  S.  24  leer.  —  S.  1—23.  25.  26  Geschichte  von  Mu- 
laika.  —  S.  27 — 102  Erzählung,  persisch. 

75.  168  Seiten,  die  aus  verschiedenen  Handschriften  zusammenge- 
heftet sind,  zwischen  19,5  X  12,5  und  21  X  13,5.  —  Kasgar  29.  10.  1902.  — 
Schlecht  erhalten;  verschiedene  Arten  Papier;  Papierumschlag.  —  S.  100. 
101.  112.  119.  121.  122.  147.  168  leer.  —  S.  1.  17.  55.  157  Kritzeleien.  — 
S.  18.  120  Varia.  —  S.2  — 16  über  die  Vorzöge  der  Fatiha.  —  S.  19—54 
die  Geschichte  vom  Rauber  und  Richter.  —  S.  56  Erzählung,  persisch.  — 
S.  57  —  59  über  die  Saijid-Frage,  persisch.  —  S.  60 — 91  arabisches 
Gedicht  des  Abdulqädir  Giläni.  —  S.  92  —  97  arabisches  musaddas.  — 
S.  98 — 99  arabisches  Gedicht.  —  S.  102 — 111  arabische  Qaside  genannt 
<{<mdet  geläi  wagemal.  —  S.  113—118  Vorzüge  des  negat- Gebetes.  —  S.  123 
bis  146  das  Gebet  kibrlü  ahmar,  arabisch.  —  S.  148 — 156  kurze  Glaubens- 
lehre, arabisch.  —  S.  158 — 167  Genealogie  der  Chogas. 

76.  130  Seiten  zu  13  Zeilen;  17,5  X  12,5  und  1 1,5  X  9  CUI-  —  Kaigar 
5.  11.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelb,  dünn;  gepreßter  Lederband.  — 
S.  1  —  130  Geschichte  von  Mesreb. 

77.  734  Seiten  zu  13  Zeilen;  22,5X12  und  17X8  cm.  —  Kasgar 
23.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelb,  mittelstark;  gepreßter  Leder- 
band. —  S.  1— 3  Kritzelei.  —  S.  4  — 734  Übersetzung  von  'Ali  b.  11  usain 
Elkä&fis  achtäq  ulmuksinth. 

78.  312  Seiten  zu  15  Zeilen;  23  X  13,5  und  16  X  7,5  cm.  —  Choqand 
26.  9.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  gepreßter  Papp- 
deckel. —  S.  1.  310  —  312  Kritzelei.  —  S.  2 — 53  Nawä'is  norm  ulgatcähir.  — 
S.  54  —  55  Gebet,  arabisch.  —  S.  56 — 157  Geschichte  vom  Sech  San'än 
in  Mesnewi-Form.  —  S.  148 — 309  Nawä'is  mahbüb  xäqtdüb. 

79.  180  Seiten  zu  9—11  Zeilen;  20 X  12,5  und  15,5X9  cm.  — 
K aAgar  23.  11.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Chotanpapier;  glatter  Lederband. 

—  S.  1.  2.  142.  143.  180  Kritzelei.  —  S.  3  — 32  Gedicht  auf  Öafar  Sädiq. 

—  S.  33  — 52  unten  Gedicht  auf  Müsä  Käzim.  —  S.  52  unten  bis  59  oben 
Gedicht  auf  die  zwölf  Imame(?).  —  S.  59  oben  —  133  verschiedene  Le- 
genden. —  S.  134  ein  Hadil.  —  S.  135  — 141  xca^etnäme.  —  S.  144  —  152 
oben  sufischer  Traktat,  persisch.  —  S.  152  oben  —  177  Vergleichung 
der  verschiedenen  Silseles  und  Sufi-Orden.  —  S.  178  ein  Gedicht  Mesrebs. 

—  S.  179  Verse. 

80.  308  Seiten  zu  15  Zeilen;  24X15  und  17X9  cm.  —  Kasgar 
5.  11.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  weiß,  dünn;  Pappband  in  Kattun. 

—  S.  7  leer.  —  S.  1 — 6  über  die  Ehe.  —  S.  8 — 195  Kommentar  zur  Fatiha. 

—  S.  196  Verse.  —  S.  197  über  die  Ehe.  —  S.  198 — 308  Preis  der  Armut. 

81.  386  Seiten  zu  11  Zeilen;  21X13  und  14x7,3  cm.  —  Kasgar 
8.11.1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich,  mitteldick;  glatter  Leder- 
band. -  S.2.  3.  45  —  47.  386  leer.  —  S.  380.  382.  384.  385  Kritzelei.— 
S.  1.  381.  383  Verse.  —  S.  4  —  44.  48  —  379  Übersetzung  und  kurzer  Kom- 
mentar von  Stücken  des  Quran:  1.  2,  1—5.  55.  67—114. 


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10      Hartmann:  Dip  osttflrkisrhen  Handschriften  drr  Sammhing  Hartmann. 


82,  118  Seiten  zu  11— 13  Zeilen;  23X15.5  und  16—  18X  12  —13  cm. 

—  Kaägar  fi.  12.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Chotanpapier;  gepreßter  Leder- 
hand. —  S.  1  — 118  paränetisches  Werk. 

83.  12D  Seiten  zu  9  Zeilen;  20  X  14  und  12X8— 9  cm.  —  Kasgar 
1902.  —  Maßig  erhalten;  Chotanpapier;  Papphand.  —  S.  1  — 3.  117—120 
leer.  —  S.  4 — 116  Diwan  des  Ahmed  Jasawi. 

84*  9Ü  Seiten  zu  2  Zeilen;  11.3X9  und  8X6«n.  —  Jarkend 
25.  1.  1903.  —  Gut  erhalten;  Papier  weiß,  russisch  (?) ;  Pappband.  —  S.  L 
äti  leer.  —  S.  2  —  95  Kisäle  der  Bauern. 

85.  22  Seiten  zu  8—9  Zeilen;  12.9  X  8,3  und  8X5,5  —  6  cm.  — 
Jarkend  '21*  12.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  weiß,  dünn,  russisch (?); 
gepreßter  Lederhand.  —  S.  3iL  40  leer.  —  S.  L  3iL  4L  12  Kritzelei.  — 
S.  2 — 13  med.  Sure  1  und  32,  —  S.  13.  med.  —  35.  auräd  -  Gebete ,  arabisch; 
S.  36.  37  Gebete,  arabisch.  —  S.  42 — 71  Risäle  der  Sattler. 

8(L  1S4  Seiten  zu  7—9  Zeilen;  12x7  und  äX^cm.  —  Jarkend 
31L  12.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  weiß,  dünn;  Pappdeckel  in  Kattun. 

—  S.  LÜL  L5il  leer.  —  S.  1— 8  Zaubermittel.  —  S.  9— 148  Gebete.  — 
S.  151 — 183  auräd- Gebete,  arabisch;  S.  184  Gebetsvorschriflen. 

83.  92  Seiten  zu  8  Zeilen ;  14  X  9,5  und  9  X  5,7  cm.  —  Jarkend 
16.  12.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  glatter  Lederband.  —  S.  22 
Kritzelei.  —  S.  1  —  3.  90  —  92  Notizen  über  Gebete.  —  S.  4.  5  Quran  L 
2j  1 — 5.  —  S.  6  — 15  das  <7<w/<zA- Gebet.  —  S.  16 — 29  verschiedene  Stucke 
aus  dem  Quran.  —  S.  30.  —  46  Gebet.  —  S.  47— 88  Risäle  der  Färber.  — 
S^89  Verse. 

88»  128  Seiten  zu  11—13  Zeilen;  15,5  X  10,2  und  11X6  cm.  — 
Kasgar  LL2. 1903.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  Papierband.  — 
S.  L  126  — 128  Kritzelei.  —  S.  2  — 125  Geschichte  von  Firüz  Sah  in  Versen 
(Mesnewi). 

83.  112  Seiten  zu  9  Zeilen;  14,5X8  und  10.ÖX5  cm.  —  Jarkend 
5^_2.  1903.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  weiß,  russisch  (?);  gepreßter  Papp- 
band.—  S.  L  112  leer.  —  S.  2 — 111  Liste  der  Bedrkämpfer  mit  erzählender 
Einleitung  (S.  2  —  35.  med.). 

ÜÜ.    12  Seiten  zu  Z  Zeilen;  12.5  X  1 1  und  10  X  9  cm.  —  Jarkend 

24.  1.  1903.  —  Gut  erhalten;  Chotanpapier;  geheftet.  —  S.  1 — 3.  12  leer. 

—  S.  4  — 7 1  Risäle  der  Schuster. 

9_L    81  Seiten  zu  5  Zeilen;  10,5  X  6^3  und  6—  7  X  4  cm.  —  Jarkend 

25.  L  1903.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  glatter  Lederband.  —  S.  1 
bis  81  Risäle  der  Schuster. 

02.  IM  Seiten  zu  2  Zeilen ;  10  X  6,5  und  6,5X4  cm.  —  Jarkend 
Anfang  1903.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  geheftet,  lose  in 
Lederdeckel.  —  S.  L  107—1 10  Kritzelei.  —  S.  2— 106  Risäle  der  Schuster. 

93.  84  Seiten  zu  7— 9  Zeilen;  ll^X*^  und  SX^cm.  —  Jarkend 
24.  l.  1003.  _  Gut  erhalten;  Chotanpapier;  geheftet.  —  S.  1  — 3.  2ä  — 84 
leer;  S.  4 — 78  Risäle  der  Schuster. 

94.  L82  Seiten  zu  7—  8  Zeilen ;  1 L9  X  8»5  und  8  X  >>£  cm.  —  Jarkend 
HL  12.  1902.  —  Gut  erhalten;  Chotanpapier;  glatter  Lederband.  —  S.  1  bis 


Habtmann:  Die  osttürkischen  Handschriften  der  Sammlung  Hartinann.  11 


12  Gebete.  —  S. 73— 179  med.  Risäle  der  Schmiede.  —  8.  IIS  med.— 187 
Gebet  (umrnäme). 

95.  18  Seiten,  unregelmäßig  beschrieben;  17.5  X  10,7  cm. —  Kasgar 
ü.  12.  190*2.  —  Müßig  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  Papierdeckel  mit 
grobem,  einheimischem  Stoff  überzogen.  —  S.  1  Kritzelei.  —  S.  2  —  IS  Ge- 
dichte. 

26.  US.  Seiten  zu  ä  Zeilen;  27  X  17.3  und  18X9.;*)  cm.  —  TaSkent 
Ift.  3.  1003-  —  Gut  erhalten;  Papier  gelb,  mittelstark;  Pnppband.  —  S.  L 
!'>■")•  Läli  leer.  —  S.  2 — 154  Erzählung  aus  dem  'Ali -Kreise. 

91.  334  unregelmäßig  beschriebene  Seiten;  21  X  13  cm.  —  Kasgar 
3_L  KL  1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  verschiedenfarbig,  dünn;  gepreßter 
Papierband.  —  S.  1—7.  45.  IM.  109  — 1 15.  Ifi3.  IM.  168.  19L  292  leer.  — 
8.8— 44.  46  — 103.  Wh— 1ÜS.  116  —  162.  165—167.  169—190.  192—291. 
29.3.  —  334  Varia,  arabisch,  persisch  und  türkisch,  meist  Verse,  eine 
•Sammlung  in  Art  der  bekannten  Sefines  und  Gunks.  —  S.  171  — 188  ein 
persisches  Traktat  über  sufische  Terminologie. 

38.  146  Seiten  zu  11  —  12  Zeilen;  17  XU  und  14X8  cm.  —  Jar- 
kend  2L  12.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  glatter  Lederband. — 
S.  2.3.145.  leer.  —  S.  L  146  Kritzelei.  —  S.  4 — 87  zafarnärne ,  Weisheits- 
lehren und  Erzählungen.  —  S.  88 — 92  med.  Erzählungen  vom  Propheten 
und  den  vier  ersten  Chalifen.  —  S.  92  med.  — 106  med.  toefätnäme.  — 
8.  UM  med. — 144  Geschichte  von  Mulaika. 

ÖJL  21fi  Seiten  zu  9  Zeilen;  1MX  13  und  13X8.5  cm.  —  Kasgar 
28.  14L  1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  geheftet,  lose  in  ge- 
preßtem Pappband.  —  S.  2.3,215  —  217  leer.  —  S.  L_21ß  Kritzelei.  — 
S.4  —  214  Geschichte  von  Mulaika. 

100.  284  Seiten  zu  13  Zeilen;  19.8  X  11.3  und  12.5X5,7  cm.  — 
Jarkend  UL  12.1902.  —  Gut  erhalten;  geheftet,  lose  in  gepreßtem  Leder- 
band. —  S.  1  Verse.  —  S.  2 — 284  Lehrgedicht  in  Mesnewiform. 

101.  66  Seiten  zu  LI  Zeilen;  20,2  X  13  und  12,5X8  cm.  —  Kasgar 
1Ü.LL  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  geheftet.  —  S.  65 
leer.  —  S.  1.  66  Kritzelei.  —  S.  2 — 64  Erzählung  aus  dem  Ali -Kreise. 

102.  124  unregelmäßig  beschriebene  Seiten;  19,9  X  12,2  cm.  — 
Jarkend  Li.  12.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  weiß  oder  gelblich,  mittel- 
dick; Pappband.  —  S.  90  —  96  leer.  —  S.  91  Kritzelei.  —  S.  L  II  Stempel- 
abdrücke, wie  sich  solche  auch  auf  anderen  Seiten  (12.  LL  HL  liL  81)  finden. 
—  S.2 — 12  kitäb  uiumsül des  Abdulqädir  Giläni,  persisch.  —  S.  13 — 16  per- 
sische und  türkische  Verse.  —  S.  18  —  89  Rubä'is,  meist  (S.  18.  —  84) 
sich  anlehnend  an  arabische  Spruche.  —  S.  98 — 124  die  arabischen 
Sprüche  von  S.  18 — 84  mit  persischer  Ubersetzung. 

103.  168.  Seiten  zu  11  Zeilen.  —  18,5  X  12,5  und  13  X  7,5  cm.  — 
Jarkend  21.  12.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  dünner 
Pappband.  —  S.  1 — 168  Geschichte  von  Mulaika. 

104.  326  Seiten  zu  11  Zeilen.  —  19,5  X  12.5  und  16x9  cm.  — 
Kasgar  17. 2.  1903.  —  Schlecht  erhalten;  Chotanpapier;  geheftet.  S.  184 
leer.  —  S.  1 — 183  paränetisch,  auch  Buchstabenmystik.  —  S.  185 — 326 


12      Hartmann:  Dir  osttflrkisclien  Handschriften  der  Saiiunluiig  Hartmann. 


ma$muat  tdmuhaqqiqttt ,  Tezkire  des  Machdumi  A'zem  (dasselbe  Werk  wie 
Ms.  33). 

106.  136  Seiten  zu  11  —  13  Zeilen;  18,5X9  und  12,5X*>  cm.  — 
Jarkend  25.  1.  1903.  —  Maßig  erhalten,  Chotanpapier;  geheftet,  lose  in  ge- 
preßtem Lederdeckel.  —  S.  1.  2.  3.  13«  Kritzelei.  —  S.  4— 135  Werk  zum 
Lobe  des  Propheten. 

106.  196  Seiten  zu  13  Zeilen;  25  X  19,7  und  19  X  13,5  cm.  —  Kai- 
gar  14.11.1902.  —  Gut  erhalten;  Chotanpapier;  geheftet,  lose  in  Papp- 
deckel. —  S.  1—5.  191—195  leer.  —  S.  196  Kritzelei.  —  S.6— 190  Tezkire 
des  Satoq  Boghrä  Chan,  bäb  8  ff. 

107.  223  Seiten  zu  11— 13  Zeilen;  22,5X16,5  und  16—18X12  bis 
13  cm.  —  Kasgar  28.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  gepreßter 
Lederband.  —  S.  1 — 3  Kritzelei.  —  S.  4 — 223  Geschichte  des  Propheten 
Joseph. 

108.  287  Seiten  zu  13  Zeilen;  23X18  und  19X14  cm.  —  Kasgar 
28.  10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  Pappband.  —  S.  1.  84—90 
Kritzeleien.  —  S.  2— 83  religiöse  Vorschriften;  S.  91— 287  yetiknäme  des 
Mu  hammed  llanefije. 

109.  246  Seiten  zu  9  Zeilen;  20,3  X  10,7  und  15X8  cm.  —  Jarkend 

4.  1.  1903.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  weißlich,  dünn;  geheftet.  —  S.  1. 
246  leer;  —  S.  2 — 245  das  Rechtshandbuch  vxizaif  ul  'ab  id  in. 

110.  500  Seiten  zu  14—17  Zeilen;  25  X  17  und  18X  H  cm.  —  Kas- 
gar 23.  10.  1902.  —  Gut  erhalten;  Chotanpapier;  Lederband.   S.  491  leer.  — 

5.  1—3.  489  Kritzelei.  —  S.  4—488.  490.  492—500  ausfuhrliches  Itaml- 
buch,  auch  Tafeln,  z.B.  S.  89.  490.  492.  498;  die  Hauptteile  sind  durch 
am  Rand  eingeklebte  Papierstreifen  kenntlich  gemacht. 

111.  266  Seiten  zu  19  Zeilen;  25  X  H,5  und  21  X  10,5  cm.  —  Kas- 
gar 23.  11.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn;  Lederband.  — 
S.  1-  -3  Kritzelei.  —  S.  4—123  Volksbuch  vom  Propheten  Joseph.  —  S.  124 
persischer  Vermerk  über  zekät  uud  Fasten.  —  S.  125— 126  med.  Varia. 
—  S.  126  med.  — 224  religiöses  Lehrbuch,  persisch.  —  S.  225  Varia. 
S.  226—228  oben  die  Sonderheiten  der  sieben  Wochentage.  —  S.  228  bis 
230  persisches  Muchammas.  —  S.  231— 232  Strophengedicht  —  S.  233 
Astronomisches.  —  S.  234 — 242  med.  Gedicht  in  Mesnewi-  Forin.  —  S.  242 
med. — 245  Paränetisches ,  persisch.  —  S.  246 — 257  erzählendes  Gedicht 
in  Mesnewi  -  Form.  —  S.  258.  259  über  Kalenderwescn.  —  S.  260 — 266  Varia. 

112.  76  Seiten  zu  12—13  Zeilen.  —  20,5  X  13,5  und  15,5  X  9  cm.  — 
Kasgar  15.11.1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelblich,  dünn,  welk; 
geheftet,  lose  in  Pappdeckel.  —  S.  1  leer.  —  S.  2 — 76  Tezkire  des  Satoq 
Boghrä  Chän,  Anfang  von  bäh  7. 

113.  322  Seiten  zu  9—11  Zeilen;  20,5  X  H,5  und  14X8,5  cm.  — 
Jarkend  30.  1.  1903.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  gepreßter  Papp- 
band. —  S.  1.  313.  317.  322  leer.  -  S.  2.  3.  302.  315.  316.  318-321 
Kritzelei.  —  S.  4—172  Gedicht  in  Mesnewi -Form,  erzählend.  —  S.  173  bis 
256  med.  aus  dem  Satoq  Boghrä  Chän- Kreise.  —  S.  256  med. — 259  über 
die  Ehe.  —  S.  260— 292  Gedichte.  —  S.  293— 301.  303—312.  314  Varia. 


Haotkann:  Die  osttürkischen  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann.  13 


114.  140  Seiten  zu  10  Zeilen;  22X14  und  14X9  cm.  —  Jarkend 
4. 1. 1903.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  geheftet.  —  S.  138—140  leer.  — 
S.  1  Kritzelei.  —  S.  2—137  Traumbuch. 

115.  316  Seiten  zu  13  Zeilen;  27X16  und  17x9  cm.  —  Kasgar 
17.2.1903.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelblich;  gepreßter  Pappband.  — 
S.  314 — 316  Kritzelei.  —  S.  1.  2  aus  einem  mystischen  Werke.  —  S.  3  bis 
313  Buch  von  Mesreb;  Anfang  fehlt. 

116.  218  Seiten  zu  13—14  Zeilen;  22,5X16  und  16—18  X  10  cm.  — 
Jarkend  7.  2.  1903.  —  Mißig  erhalten ;  Chotanpapier;  gepreßter  Lederband.  — 
S.l  Kritzelei.  —  S.2— 218  parinetisch  und  legendär. 

117.  246  Seiten  zu  13  Zeilen;  24  X  14,5  und  16x9  cm.  —  Kasgar 
11.11.1902.  —  Schlecht  erhalten ;  Papier  gelblich,  dünn;  gepreßter  Papier- 
band. —  S.  1 — 246  Geschichte  von  Bahrain  und  GQlendäm  in  Mesnewi- 
Fonn. 

118.  144  Seiten  zu  15  Zeilen;  27X15,5  und  18X8,5  cm.  —  Kasgar 
28.10.1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  gelblich,  dflnn;  lose  Lagen.  —  S.l 
leer.  —  S.2 — 144  Volksbuch  von  Abu  Ali  Sinä  und  seinem  Bruder  Abul- 
härit;  am  Ende  unvollständig. 

119.  556  Seiten  zu  15— 18  Zeilen;  26X15  und  18X10  cm.  — 
Kasgar  21.  11.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelblich,  mittelstark; 
gepreßter  Pappband.  -S.l.  158  leer.  -  S.  159  Kritzelei.  —  S.2— 157 
Geschichte  von  Hasan  und  Husain.  —  S.  160—556  das  Volksbuch  mwai- 

120.  218  Seiten  zu  24  Zeilen;  24  X  14  und  18,5  X  9,5  cm.  —  Kasgar 
28.10.1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelblich,  diinn;  geheftet,  lose  in 
weichern  Lederdeckel.  —  S.  218  leer.  —  S.l  — 217  Volksbuch  aus  dem 
'Ali- Kreise. 

121.  222  Seiten  zu  11  Zeilen;  22,5  X  14,5  und  12  X 8  cm.  —  Kasgar 
Dezember  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  gepreßter  Lederband.  — 
S.  1.  222  Kritzelei.  —  S.  2  —  221  türkische  Bearbeitung  des  Rechtslehrbuchs 
muchttuari  wiqäje. 

122.  202  Seiten  zu  13  Zeilen;  24  X  1»  "nd  17 X  9,7  cm.  —  Jarkend 

15.  1.  1903.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  lederüberzogener  Holzband. 
—  S.  1—202  Bruchstück  des  tezkirä  'azizän. 

123.  494  Seiten  zu  13  Zeilen;  24,7  X  14,5  und  17  X  9cm.  —  Kasgar 

16.  10.  1902.  —  Gut  erhalten;  Papier  gelblich,  mitteldick;  gepreßter  Papier- 
hand. —  S\  1—16.  465  —  494  leer.  —  S.  17  Kritzelei.  —  S.  18  —  464  Diwan 
des  Emir  Omer  Chan. 

124.  76  Seiten  zu  13  Zeilen;  24,5X17.5  und  17 X  10,5  cm.  —  Jar- 
kend 25.  12.  1903.  —  Maßig  erhalten;  Chotanpapier;  Pappband.  —  S.  1 — 4. 
75.  76  leer.  —  S.  5  Kritzelei.  —  S.B — 74  Diwan  der  Dichterin  Naubet. 

125.  98  Seiten  zu  13  Zeilen;  25,7X14.5  und  17  X  8  cm.  —  Kasgar 
5.11.1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelblich,  mittelstark;  geheftet.  — 
S.  1 — 3.  97.  98  leer;  von  Seite  89.  90  ein  Stuck  abgerissen;  es  fehlen 
l'/s  Zeilen.  —  S.4  — 96  Tezkire  des  Choga  Hidäjetulläh  (Äfäq)  und  seines 
Sohnes  Hasan. 


14      Hartmann:  Die  ost türkischen  Handschriften  der  Sammlung  Harimann. 


126.  72  Seiten  zu  11  Zeilen;  21,8 X  15  "nd  15 XU  cm.  —  Kasgar 
27.  10.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Chotanpapier;  lose  in  weichem  Leder- 
deckel. —  S.  1  —  5.  68 — 72  Kritzelei.  —  S.  6  —  65  Losbuch,  vermischt  mit 
Gebeten.  —  S.  66.  67  Varia. 

127.  38  Seiten  zu  9  —  11  Zeilen;  14,5X9.5  und  1 1  X 8  cm.  —  Jar- 
kend  24.  1.  1903.  —  Schlecht  erhalten;  Chotanpapier;  Papierumschlag.  — 
S.  1—38  Gebete. 

128.  16  Seiten  zu  11—14  Zeilen;  21X12  und  14  X  6,5  cm.  —  Jar- 
kend  8.  1.  1903.  —  Mäßig  erhalten;  Chotanpapier;  geheftet.  —  S.  1  leer. 

—  S.  16  Kritzelei.  —  S.2— 15  Tezkire  der  Süt-Päsfi. 

129.  148  Seiten  zu  11  Zeilen;  19,5X12,2  und  15X8,5  cm.  — 
Kasgar  10.  11.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  Papier  weiß,  dünn;  Pappdeckel. 

—  S.2.  4.  6.  11—15.  147.  148  leer.  —  S.  1.  3.  5.  7—10.  33.  145.  146 
Kritzelei.  —  S.  16  —  32  Volksbuch  von  Burq  Sermest  (Scherzcrzählung).  — 
S.  34— 144  Volksbuch  von  Bahräm  und  Diläräm. 

130.  74  Seiten  mit  verschiedener  Zeilenzahl;  17,5  X  1 1  cm.  —  Kasgar 
29.  10.  1902.  —  Schlecht  erhalten;  Papier  weiß;  geheftet.  —  S.  1—74 
Schreibübungen  eines  Ungeübten. 

131.  32  Seiten  mit  verschiedener  Zeilenzahl;  S.  1  —  20  18 X 9;  S.  21 
bis  32  16,5X9  cm.  —  Jarkend?  —  Schlecht  erhalten;  Papier  gelb;  ge- 
heftet. —  S.  1  —  16  Fragment  eines  Tezkire.  —  S.  17—20  Gedichte  per- 
sisch; S.  21 — 32  Bruchstück  aus  einem  biographischen  Werk,  persisch. 

132.  48  Seiten  zu  14—19  Zeilen;  20X12,5  cm;  ineist  bis  an  die 
äußersten  Ränder  beschrieben.  —  Kasgar  16.  10.  1902.  —  Schlecht  erhalten: 
Chotanpapier;  geheftet.  —  S.  48  Kritzelei.  —  S.  1  — 47  Bruchstück  eines 
Erzählungsbuches. 

133.  132  Seiten  zu  9—11  Zeilen;  20 X  1«  und  14  X  9  cm.  —  Kasgar 
30. 10.  1902.  —  Mäßig  erhalten;  doppeltgenommenes  Chotanpapier;  Papp- 
band. —  S.2.  3.  124—132  leer.  —  S.  1  Kritzelei.  —  S.  4— 123  Volksbuch 
aus  dem  'Ali  -  Kreise. . 


Dem  Inhalt  nach  ordnen  sich  die  Handschriften  so: 

1.  Geschichte,  auch  legendäre: 
Weltanfang:  42  S.  66  — 68. 

Prophetengeschichten  (am  ausfuhrlichsten  in  der  Muqaddime  zum 
sejeri  serif  Ms.  34  und  35):  51  S.  1  —  160.  58  S.  2  — 75.  —  Joseph  1  S.2 
bis  157.  67  S.  5  — 245.  107  S.  4— 223.  Ill  S.  4—123.  —  Imäm  Zebib  62 
S.  245—264. 

Mubammed:  sejeri  sen/M  S.  2  — 743.  35  S.  4— 949.  36  S.2  — 600. 
37  S.2— 358.  —  Schlacht  bei  Bedr  89  S.2— 111.  —  Himmelfahrt  42  S.  17 
bis  65.  63  S.6  — 72.  —  Todesbuch  55  S.  127— 148.  98  S.  92— 106.  — 
Testament  31  S.  4— 28.  55  S.  120— 127.  79  S.  135— 141.  —  Preis  Mu- 
hammeds 105  S.  4 — 135.  —  Erzählung  von  Mubammed  und  dem  Jüngsten 


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Habtmann:  Die  osttürkischen  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann.  15 


Gericht  42  S.  6 — 17.  —  Erzählungen  von  Muhammed  und  den  vier  ersten 
Chalifen  9Ä  S.  88  —  92. 

'Ali:  Erzählungen  über  ihn  3  S.  3— 152.  32  S.  6— 105.  9fi  S.  2— 154. 
10J  S.2— 64.  12Q  S.  1—217.  133  S.  4— 123.  —  Erzählungen  Tiber  seinen 
Sohn  Muhammed  Hanefije  53  S.  4  —  362.  108  S.  91  — 287. 

Die  zwölf  Imame  ('AH  s.  oben):  Allgemeines  13  S.  52  —  59.  — 
Hasan  und  Husain  38  S.  4— 388.  113  S.2— 157.  113  S.  160— 556  {musai- 
jabnäme).  —  Öafari  Sädiq  IS  S.3— 32.  —  MüsS  Käzim  79  S.  33— 52. 

Die  Ilekiden:  Satoq  Boghrä  ChSn  und  seine  nächsten  Nachkommen 
IMS.  6— 190.  112  S.2— 76.  113  S.  173— 256. 

Die  Choga-Dynastie:  das  zusammenfassende  Tezkire  des  Mu- 
hammed Sädiq  40  S.  1—287.  122  S.  1—202.  —  Ihre  Geschichte  in  Versen 
11  S.2— 87.  —  Genealogie  der  Chogas  25  S.  158— 167.  —  Tezkire  des 
Machdümi  A'zem  33  S.  14—155.  104  S.  185—326.  —  Tezkire  des  Choga 
Hasan,  Sohnes  des  Choga  Äfgq  6  S.  2— 237.  66  S.3  — 474.  125  S.4— 96. 

Heiligengeschichten:  MenSqib  des  Abdulqädir  öiläni  55  S.150 — 374. 
-  Tezkire  der  Süt  Päsä  128  S.2  — 15.  —  Mesreb  2fi  S.  1  —  1 30.  —  Sech 
San  in  (Mesnewi)  18  S.  56—157.  Verschiedene  Legenden  29.  S.  59— 133.  — 
Ein  Tezkire -Fragment  13J  S.  1— 16. 

2*  Geographie:  l'ber  China  mit  besonderem  Bezug  auf  die  islamische 
Bevölkerung  23  S.4— 67. 

3.  Erzählungen  und  Volksbücher:  Emir  Hamze  41  S.  1 — 412.  — 
Abä  Muslim  43  S.  1  —  150.  —  Abu 'AH  Sinä  und  sein  Bruder  Abulhärit  HS 
S.  2—144.  —  Züfunfin  62  S.  266— 389.  —  Mulaika  11  S.2— 96.  18  SL2 
bis  82.  24  S.  1— 26.  98  S.  106— 144.  99  S.4— 214.  103  S.  1  —  lfik  — 
Bahrain  und  DilSräm  129.  S.  34— 144.  —  Bahrain  und  GulendSm  112  S.  1 
bis  24k  —  Ferhad  und  Sirin  12  S.2— 83.  21  S^_6  — 178.  —  Firüz  Sah 
(Mesnewi)  88  S.  2—125.  —  Hamrä  und  Horliqä  59.  S.  1—76.  —  Jüsuf  und 
Ahmed  24  S.  1—322.  56.  S.2— 219.  61  S.  4—194.  —  Snaubar  und  Gülperi 
13  S.l  —  65.  20  S.2— 159.  —  Derwis  Muqbili  Rausendil  45  S.2— 32.  — 
ÄdUchän  und  die  drei  Qalender  48  S.  279— 296.  —  Choga  Selim  62  S.  412 
bis  493.  —  Buluqjä  62  S.  185  —  242.  —  Kaiila  und  Dimna  42  S.  69  —  573.  — 
Tütioäme  48  S.4  — 278.  —  Zafarnäme  98  S.  4— 87.  —  Öämi*  ulhikäjät  48 
S.  298  — 514.  —  Durrulmagälis  50  S^_2— 185.  —  Achläqulmubsinin  22  S^4 
his  734.  —  Äzädbacht  und  die  zehn  Wezire  23  S.  23  — 226.  —  Scherz- 
erzählung von  Räuber  und  Richter  62  S.  392  —  409.  25  S.  19—54.  —  Scherz- 
erzählung  von  Burq  Sermest  129  S.  16 — 32.  —  Scherzerzählung  vom  frommen 
Heuchler  60  S^_2— 76.  —  Erzählungsammlungen  30  S.4  —  351.  42  S.  1 
bis  314.  64  S.2— 438.  132  S.  1—47. 

4.  Poesie  und  Kunstprosa: 

Diwane:  Ahmed  Jasawi  83  S.  4— 116.  —  Ghäzi  22  S.  26— 138.  — 
Chiräblti  29.  S.  5—216.  —  Omer  Chän  123  S.  18  —  464.  —  Dichterin  Naubet 
L24  S.  6 — 74.  —  Nawä'i  s.  unten. 

Mesne  wis:  Chiräbäti  22  S^— 176.  —  Verschiedene  20  S.  1  f.  20 
S.4— 82.  Ill  S. 234— 242.  Ill  S.  246— 257.  113  S.4— 172.  —  Nawä'i 
s.  unten. 


16      Hartmann:  Dip  osttürkischen  Handschriften  der  Sammlung  Hartmaun. 
Rubä'is:  102  S.  18— 89. 

Verse  und  Gedichte  Verschiedener:  3S.163— 195.  79S.178f. 
80  S.  196.  81  S.  1.381.383.  87  S.89.  95  S.2— 78.  97  an  verschiedenen 
Stellen.  100  S.  1.   102  S.  13  — 16.  IIIS.  231  f.   1 13  S.  260— 292. 

Nawä'i:  asraqat- Diwan  16  S.  6  —  403.  —  Chamse  (Mesnewi)  39 
S.  14  —  530.  54  S.  4 — 690.  —  Saqin&me  und  zwei  einzelne  Gedichte  39 
S.  532  — 541.  —  Mabbübulqulüb  15  S.2— 260.  68  S.  10— 278.  78  S.  148 
bis  309.  —  Nazmulgawahir  78  S.2  —  53. 

5.  Qur'fin  undHadiJ,:  Ubersetzung  und  kurzer  Kommentar  einiger 
Suren  81  S.4  — 44.  81  S.  48— 379.  —  Über  die  Fätiha  12  S.  130— 153. 
75  S.  2—16.  80  8.  8—195.  —  HadUe  79  S.  134. 

6.  Gebete,  fromme  Betrachtungen,  religiose  Formeln, 
Sufisches:  2  S.  46— 59.  7  S.  2  — 60.  IIS.  106— 108.  12  S.  5— 32. 
12  S.  34— 125.  12  S.  153— 272.  12  S.  285— 301.  12  S.  304  — 434.  19 
S.5  — 199.  75  S.  113  — 118.  79  S.  144— 177.  86  S.  9  — 148  und  S.  184. 
87  S.  1— 3.  87  S.30— 46.  87  S.  90— 92.  94  S.  1— 72.  94  S.  179— 187. 

115  S.  lf.  127  S.  1— 38. 

7.  Dogmatik,  ParSnese,  Ethik:  S5fi  Allähjärs  tebätuTäpizm  21 
8.3  —  167.  —  MiftShulqulüb  28  S.2— 92.  31  8.30— 90.  —  Rähatulqulüb 
55  8.2—120.  62  S.4— 139.  73  S.  1—72.  —  Miftäbulginän  65  8.  5  —  471. 
Qijämetnäme  62  8.142—164.  —  Räznäme  62  8.164  —  185.  —  Lebensge- 
staltung 4  8.  1  —  138.  —  Handlungen  der  Wochentage  111  8.226—228.— 
Preis  der  Armut  80  S.  198  —  308.  —  Lehrgedichte  57  8.6  —  243.  100  8.2 
bis  284.  —  Verschiedenes  31  S.  91— 273.  82  8.1  —  118.   104  8.1  —  183. 

116  S.2  — 218. 

8.  Recht,  auch  einzelne  Vorschriften  und  Gerichtsverhandlungen: 
Muchta-sari  wiqäje  121  8.  2  —  221.  —  Wa/a  iful'äbidin  109  S.  2  —  245.  — 
Über  die  Ehe  80  S.  1—6  und  197.  113  S.  256  — 259.  —  Handbuch  über 
sunnitisches  Recht  43  S.2— 275.  —  Protokollbuch  eines  Gerichts  in  Kasgar 
44  S.  1  — 42.  —  Verschiedenes  40  S.  288— 290.   108  8.2—83. 

9.  Handwerker  -Risäles:  R.  der  Schuster  5  S.  1— 8.  25  8.4 
bis  75.  26  8.2  —  108.  90  S.4— 71.  91  8.1  —  81.  92  8.2—106.  93S.4 
bis  78.  —  R.  der  Haarschneider  2  8.4  —  45.  —  R.  der  Kaufleute  5  S.  10 
bis  29.  —  R.  der  Krämer  10  8.2  —  35.  —  R.  der  Gewilrzkrämer  27  S.8 
bis  116.  —  R.  der  Weber  8  S.  1— 38.  —  R.der  Sattler  85  S.42  — 71.  — 
R.  der  Farber  87  8.  47  —  88.  —  R.  der  Schmiede  94  8.  73  —  179.  —  R.  der 
Bauern  7  8.61  —  97.  84  8.2  —  95.  —  R.der  Hirten  9  8.2  —  46. 

10.  Astronomisches  und  Kalenderwesen:  111  8.233.  111 
8.  258  f. 

11.  Medizin:  52  S.2— 151. 

12.  Geheim  Wissenschaften:  Psatnmomantik  {rami)  1 10  8. 4  —  500. 
—  Zaubermittel  86  8.  1 — 8.  —  Losbuch  126  8.6 — 65.  — Traumbuch  114 
8.2—137. 

13.  Sprachliches  und  Schreibkunst:  Kommentar  zur  Burda 
Bü§iris  69  S.8— 348.  —  Schreibheft  130  8.  1—74. 


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Hartmann:  Die  asttürkisehen  Handschriften  dor  Sammlung  Hartmann.  17 

14.  Fremdsprachliches. 

Arabisches:  Quran  -  Fragmente  85  iL2  -13.  81  S.4f.  82  S.  10  —  29.  — 
Gebete  15  äS.  L23-  llfL  28  S.  54f.  85  S.  L3_-  37.  8Ü  S.  151 — 183.  81 
S.  I>  —  lö.  Kurze  Glaubenslehre  15  S.  148  — 156.  Sprüche  LQ2  S.  98  —  124.  — 
Qasiden  12  S.  273  — 281.  12  S.  3Ü2— 31LL  —  Gedichte  und  Verse  Ver- 
schiedener 25  S.  6_Q —  111.  SZ  (s.  oben  unter  97). 

Persisches:  Hadite  8  S.  33  —  50.  —  Risäle  des  'Abdullah  Antfri  28 
S.  92  —  142.  —  Kitäbul\vu>ül  des  'Abdulqädir  üiläni  LQ2  S.  2  — 12. —  I  ber 
sufische  Terminologie  9_2  S.  LH — 188.  —  Uber  die  Saijidfrage  25  S.  57 
bis  5JL  —  Religiöses  Lehrbuch  1 1 1  S.  126  —  224.  —  Religiöse  Vorschriften 
ill  S.  L24.  —  Paränetisehes  LH  S.  242— 245.  —  Erzählungen  Ii  S.  22 
bis  84.  25  S.  5iL  —  Verse  Verschiedener  22  (s.  oben).  102  S.  13  — 16. 
Lii  S.  228  —  230.  13J  S.  12 — 2XL  —  Fragmente?  aus  einem  biographischen 
WVrk  13J  S.  21  —  32.  —  Übersetzung  arabischer  Spruche  1Ü2  S.  98— 124. 

Mandschurisches:  11  S.  124  f. 

15.  Varia:  31  S.222  —  22k  43  S.  226— 228.  68  S.  281  und  300 f. 
Lii  8.  125 f.   225.  260—266.  112  S.  223— 3ÜL   3Ü3— 312.   314.  126 

S.66f. 

In  einigen  Handschriften  befinden  sich  bemerkenswerte  Stempelab- 
drücke,  z.  B.  1Ü2  S.  1  und  12. 


Über  das  Alter  der  Handschriften  finden  sich  nicht  häufig  Vermerke. 
Einige  sind  in  der  Zeit  zwischen  1300  (1883)  und  1318  (1901)  hergestellt. 
Alter  als  150  Jahre  durfte  keine  sein. 

Nach  dem  Herkunftsort1  ordnen  sich  die  Handschriften  so: 

L  Baku:  16   1 

2.  Choqand:  53.  78   2 

1  Jarkend:  34.  25.36. 32.  38.  40.  4_L42.47.48.  50.  5L.  52,  6_L 
02.  ti4.  70.  84.  H:>.  8ti.  87.  89.  90.  91  9 '2.  93.  94.  9S.  KU).  1 <  )->.  103.  105. 
_09_  Hi  LL4.  LUL  122.  124.  122.  128. 13J   44 

4.  Kasgar:  2.4.5.  6_tL8J^liLlX12.13J14.1iLL7_.lfi.LiL 
21L  2L  22.  23.  24,  25^2&22.25.24L3iL3JJä2.3_ä.43.44.45_.46.42. 
■')5.  :>S.  ;)9.  60.  6JL  6f).  (jjL  67.  68.  ri9,  71 .  7JL  74.  75,  TjL  77.  79.  80. 
«L  82,      8iL  95.  9_L  9iL  LUL.  104,  106.  LüL  LQ&  LUL  111.  LLL  LLL 

117.  118.  119.  120.  121.  123.  125.  126.  129.  130.  132.  133   82 

5.  Taskent:  1.  3.  39.  54.  57.  72.  96   .  2 

Summa  133 

1  Nur  in  einem  einzigen  Fall,  Ms.  131,  ließ  sich  der  Erwerbungsort  nicht 
mehr  mit  voller  Sicherheit  fe>tst«4len.  Uber  das  D  i  tum  der  Erwerbung  herrscht 
Unsicherheit  bei  den  Mm.  22.  5L  64.  20_  8JL  92.  12L  Regel  war,  daß  ich  sogleich  nach 
Ankauf  Ort  und  Zeit  in  der  Handschrift  selbst  verzeichnete. 


Mitt,  d.  Sem.  L  Orient  Sprachen.   1904.  It.  Abt 


2 


18      Hartmans:  Die  osttfirkischcn  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann. 

Nach  dem  format  ordnen  sich  die  Handschriften  so: 

L  Zwischen  44.7  und  3Q  cm  Länge  (Folio):  3A.  iü.  3iL  32*38. 
39  40.  41.  4'2  43.  44.  45.  46.  48.  40   15 

2.  Zwischen  29.9  und  2ä  cm  Länge  (Quart):  L  iL  HL  liL  3_L 
47  :,0.  '.1-  53  ;,7.  K5  9K.  IQfi.  110   111    115.  118.  119.  125    ....  L9. 

iL  Zwischen  24  9  und  2£>  cm  Länge  (Großoktav):  L7_  2£L  23. 
24.  3JL  32.  3JL  Ö2.  äl  iL  5iL  ü&  5iL  ÜfL(iLÜ2,«äiÜi-üiLI2.Zl.IL 
7JL  HL  ?ilL  £LL  h2.  &L  9_L  ULL  HLL  1D8.  109.  1  12.  113.  114.  116.  117. 
L2<L  1^  122.  123^  1^  12(L  12S.  132,  133   II 

4.  Zwischen  19,9  und  Lä  cm  Länge  (Kleinoktav):  4.  iL  13.  LL 
15,  18.  -21.  29.  27.  28.  29.  fifi.  67.  (i9.  70.  71.  73.  75.  76.  88.  95.  98.  99. 

100.  1Ü2.  LQ3. IM.  HLL  12iL  L3Q.  L31   31 

Zwischen  IM  und  10,5  (Duodez):  2.5_.7_.8.9_.14LLLL2. 
95.  26  84,  85  8K.  87.  89.  90.  91.  92.  93.  94.  1-27   .  21 

Summa  133 

Kinige  Worte  über  den  Wert  der  Sammlung.  Ihren  133  Nummern 
stehen  gegenüber  2ü  »Manuscrits  Türe- Djaghataiens  et  Kashghariens«  unter 
den  «Manuscrits  Tu  res  de  l'Institut  des  Langues  Orientales«  in  Petersburg 
nach  dem  Katalog  Smirnows  (Petersburg  1897)  S.  139 — 195  und  etwa 
d4  Handschriften  »en  turc  oriental*  unter  den  Manuscrits  Turcs  Nr.  957  bis 
1194  in  Bloehets  Catalogue  de  la  Collection  des  Manuscrits  orientaus  arabes, 

# 

persans  et  turcs  formee  par  M.  Charles  Sche/er  et  acquise  par  l'Etat  (Paris  1900). 
Die  Zahl  der  von  Grenard  aus  Mittelasien  mitgebrachten  hierher  gehörigen 
Stücke,  die  am  JL  Juni  1903  in  der  Bibliothek  des  Institut  de  France  zu 
untersuchen  mir  gütigst  gestattet  wurde,  beträgt  4iL  Die  Zahl  von  133  Stucken 
in  Mittelasien  zusammenzubringen,  war  mir  nur  dadurch  möglich,  daß  ich 
die  Erwerbung  solcher  Denkmäler  als  eine  meiner  Hauptaufgaben  betrach- 
tete', und  daß  ich  sowohl  in  Kaigar  wie  in  Jarkend  die  Männer  ausfindig 
machte,  welche  besonders  geeignet  waren,  Handschriften  aufzuspüren  und 
herbeizuschleppen.  Um  den  guten  Willen  dieser  Leute  zu  erhalten  und  sie 
noch  rühriger  zu  machen,  durfte  das,  was  sie  brachten,  nicht  zu  kritisch 
angesehen  werden.  Ks  mußte  eben  Minderwertiges  in  den  Kauf  genommen 
werden,  um  das  Gute  zu  bekommen.  Und  Gutes  ist  nicht  zu  spärlich  ver- 
treten. Die  erste  Stelle  an  Bedeutung  nehmen  die  Handschriften  der  Klasse  1 
Geschichte  ein.  1st  auch  die  zusammenfassende  Darstellung  der  Geschichte 
der  Chotja  -  Dynastie,  welche  Muhammed  Sädiq  aus  Kasgar  wahrscheinlich 
im  Jahre  1182  (1768/69)  verfaßte,  nicht  unbekannt2,  so  betrachte  ich  es 

1  Außer  den  türkischen  Manuskripten  brachte  ich  mit:  29_  persische,  2  ara- 
bische und  2  chinesische  (tunganische) ;  Ober  die  beiden  chinesischen  berichtete  ich 
kurz  in  Orientalistische  Literatur- Zeitung  1903  Sp.  2S3  ff. 

J  Uber  das  nachlässig  geschriebene,  aber  vollständige  Exemplar  des  Orienta- 
lischen Instituts  in  Petersburg  Nr.  486  und  das  wahrscheinlich  nur  einen  ach  loch  ten 
Auszug  bildende  des  Mtisce  Asiathpie  ebenda  Nr.  590  s.  den  Katalog  Smirnows 
unter  Nr.  7JL  Kin  anderes  Manuskript  muß  sich  im  Besitze  von  Shaw  befunden 
haben,  denn  unter  dessen  nachgelassenen  Papieren  fand  Elias,  der  Herausgeber  der 


Hartmans:  Die  osttflrkischen  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann.  10 

doch  als  besonderen  Vorzug,  daß  mir  von  dem  wichtigen  Werke  ein  bis  auf 
wenige  Seiten  vollständiges  und  recht  brauchbares  Exemplar  und  daneben 
noch  das  den  Seiten  1 — 115  Z.  4  von  Ms.  40  entsprechende  Bruchstück 
Ms.  122  in  die  Hände  kam.  Eine  besondere  Bedeutung  hat  das  Werk  Mu- 
hanuned  Sädiqs  dadurch,  daß  sein  Verfasser  im  Sinne  der  Ishäqije-  oder 
Qarataghlyq- Partei  schreibt,  während  die  meisten  anderen  Stucke  dieser 
Klasse  aus  der  Afäq-  oder  Aqtaghlyq  -  Partei  hervorgegangen  sind  So  auch 
die  kurze  genealogische  Ubersicht  Ms.  75  S.  158 — 167,  welche  fast  nur  ein 
Skelett  von  Namen  und  Ziffern  bildet,  aber  gerade  dadurch  außerordentlich 
wertvoll  ist,  denn  die  andern  Handschriften  zeichnen  sich  durch  das  Fehlen 
chronologischer  Angaben  aus.  Bemerkenswert  sind  die  beiden  Exemplare 
(Ms. 33  und  104)  der  türkischen  Übersetzung  des  von  Abulbaqä'  b.Bahä'uddin 
persisch  verfaßten  Tezkire  über  den  Gründer  der  Choga- Dynastie  Mach- 
dfuni  A'zem  (das  persische  Original  ist  in  meinem  Besitz).  Aus  dem  Per- 
sischen wird  auch  das  Tezkire  des  Choga  Hasan  übersetzt  sein,  dessen  drei 
Exemplare.  Mss.  6,  66  und  125,  zwei  verschiedene  Redaktionen  zeigen. 
Längerer  Aufenthalt  hätte  mir  die  Möglichkeit  gegeben,  noch  mehr  von  der 
iu  Kasgarien  die  Bevölkerung  beherrschenden  Tezkire -Literatur  zu  erwerben, 
sowohl  aus  dem  Kreise  der  umfangreichen  Familiengeschichten,  zu  denen 
ja  auch  »lie  eben  besprochene  der  Choga- Dynastie  gehört,  wie  aus  dem  der 
einzelnen  heiligen  Männer  und  Frauen.  Zu  jenein  gehören  noch  die  Stücke 
aus  dem  durch  Shaw  undGrenard  genügend  bekannten  Tezkire!  Bnghrä 
Mss.  106,  112  und  113.  Von  den  Tezkires  der  einzelnen  Heiligen  finden 
sich  Exemplare  meist  bei  den  Hütern  der  Mazars.  Von  solchen  erwarb  ich 
nur  die  der  heiligen  Frau  Süt  Päsä,  deren  Mazar  in  der  Nähe  des  Qawat- 
tores  von  .larkend  ich  besuchte.  Sein  Hüter  brachte  mir  selbst  die  beiden 
in  seinem  Besitz  befindlichen  Tezkires,  von  denen  ich  das  bessere,  Ms.  128, 
wählen  durfte.  Von  historischein  Interesse  ist  das  Tezkire  des  Moila 
Muhainmed  Serif  in  Ms.  63,  das  viele  Begebenheiten  aus  der  Zeit  des  Gagha- 
taiden  'Abdurresid  Chän  berichtet*.  Die  Bücher  von  Mesreb,  Ms.  76,  und 
Sech  San'än,  Ms.  78,  stehen  auf  der  Grenze  zwischen  Tezkire  und  reiner 
erbaulicher  Volkserzählung  (über  Mesreb  siehe  mein  »Der  Islamische 
Orient-,  HeftV).  Ähnlich  ist  es  mit  den  Büchern  über  den  Propheten  und 
*eine  Nachkommen,  die  mit  zahlreichen,  oft  mit  dem  Gegenstand  nur  in 

RWsehen  Übersetzung  des  Ta'rTehi  ResTdi  *aercral  unpublished  extracts  from  t/m  Tarikh- 
i'Ra*hüti,  a*  veil  as  some  more  complete  sections  of  a  rare  Turki  tcork  enlletj  the  Taz- 
kira-i-Khirajagan*  (S.  X  Anmerkung  1).  Ein  drittes  Manuskript  endlich  fand  ich 
int  Juni  1903  unter  den  in  der  Bibliothek  des  Institut  de  France  verwahrten,  von 
Gr»«nard  aus  Mittelasien  mitgebrachten  Handschriften. 

1  Eine  deutsche  Bearbeitung  des  Werkes  ist  für  mein  .Der  Islamische 
Orient-  im  Druck. 

'  Dessen  Tod  ist  hier  als  vier  Jahre  nach  dem  Tode  des  Molla  Mohammed 
Scri(  <«rfolgt  angegeben.  Der  Molla  starb  973.  Es  dürfte  dadurch  das  Datum  bei 
Elia»- Ross,  History  of  tlie  Moghulx,  Einleitung  S.  48  und  120  heriebtigt  werden. 
Es  >ei  hier  bemerkt ,  daß  namentlich  die  Tezkires  der  Cliogas  zahlreiche  Notizen  zur 
Geschichte  der  letzten  Gaghataiden  liefern. 

•2* 


20      Hartmann:  Die  osttftrkisclicn  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann. 


losem  Zusammenhang  stehenden  Geschichten  durchsetzt  sind.  An  ihrer  Spitze 
steht  das  hochverehrte  sejeri  Serif1,  eine  Ubersetzung  des  bekannten  per- 
sischen Werkes  Mu'ins*  in  die  Sprache  Kasgariens  durch  einen  Molla  Mu- 
haumied  Rehun,  welche  vollständiger  und  genauer  ist  als  die  unter  dem 
Namen  alty  parmaq  bekannte  osmRnische.  Mss.  34  und  35  bilden  ein,  soviel 
ich  sehen  kann,  lückenloses,  sorgfältig  geschriebenes  und  gut  erhaltenes 
Exemplar  dieses  Werkes,  für  dessen  textkritisrhe  Behandlung  die  Fragmente 
in  den  schlechter  erhaltenen  Mss.  36  und  37  nicht  ohne  Wert  sein  dürften. 

Die  Geographie  ist  nur  mit  einem  Werk  vertreten  in  Ms.  23.  Der 
Verfasser  spricht  aus  persönlicher  Erfahrung.  Er  hat  die  islamischen  Pro- 
vinzen Chinas  bereist  und  Beziehungen  zu  den  angesehensten  Muslims. 

Die  Stoffe  der  erzählenden  Volksbücher  sind  wohl  samtlich  bekannt 
(eine  Ausnahme  macht  vielleicht  die  Scherzerzählitng  von  Burq  Sermest). 
Sie  beruhen  auf  persischen  Vorlagen.  Gelegentliche  Bemerkungen  über 
türkische  Übersetzungen  solcher  s.  in  Ethe.  Neupersische  Literatur  (Ira- 
nischer Grundriß  2,  212 ff.).  Einige,  z.  B.  Ferhäd  und  Sirin  und  Hamrä  und 
Hörliqä,  gab  Radioff  in  Volksliteratur  VI  in  der  dem  Kaigarischen  so  nahe- 
stehenden Sprache  der  Tarantschi. 

Ein  neues  Gebiet  erschließen  die  Handwerker -Risäles  der  Klasse  9. 
Sie  sind  höchst  wichtige  Beiträge  zur  Kenntnis  der  sozialen  Zustände,  des 
geistigen  Niveaus  und  der  religiösen  Vorstellungen  unter  den  Muslims  Kas- 
gariens. Sie  scheinen  außerordentlich  beliebt  und  verbreitet  zu  sein.  Der 
geistige  Tiefstand  der  Bevölkerung  macht  den  wenigen  Personen,  die  ge- 
nügend schreiben  können,  es  leicht,  den  Aberglauben  zu  verbreiten,  daß, 
wer  irgend  ein  Gewerbe  treibt,  mit  einer  solchen  Risäle  versehen  sein  müsse, 
um  wirtschaftlich  voranzukommen.  Über  den  Inhalt  hier  nur  so  viel,  daß 
die  Hauptsehutzpatrone  von  Adam  an  aufgezählt  werden,  und  die  frommen 
Sprüche  gelehrt  werden,  welche  die  Vornahme  jeder  einzelnen  Hantierung 
begleiten  müssen.  Der  verdienstvolle  Leiter  des  Lehrerseminars  in  Taschkent 
Nikolai  Petrowitscb  Ostroumow  bat  in  der  von  ihm  herausgegebenen 
turkestatiskaja  tuzemnaja  gazeta  in  den  Jahren  1901  und  1902  eine  Anzahl 
dieser  Risäles  veröffentlicht  (ich  besitze  durch  seine  Güte  acht  davon  in 
Sonderabzug).  Aber  an  jener  Stelle  sind  sie  recht  versteckt,  und  es  ist 
mir  nicht  bekannt,  daß  darüber  irgendwo  gehandelt  sei.  Von  europäischen 
Bibliotheken  ist  mir  als  Exemplare  enthaltend  nur  die  des  Institut  de  France 
bekannt.    In  der  dort  verwahrten  Handschriftensammlung  Grenards  fand 


1  Mehrfach  gab  man  mir  an,  die  besten  und  berilhin testen  Werke  der  Landes- 
literatur seien  das  sejeri  itrif  und  der  teberi  (die  Smirnow,  Catalogue  S.  158  er- 
wähnte (Ibersetzung  des  obengenannten  Muhammed  Sadiq?  Ich  konnte  kein  Exemplar 
auftreiben). 

2  Über  die  Berliner  Handschriften  des  Werkes,  das  Ethe,  Nmper.-Hsche> 
Literatur  (Iran.  Grundriß  II)  §01  S.  358  bespricht,  siebe  Pertsch,  Verzeichnis  der 
IWsi-rt»,,  Handschriften  Nr.  545  — 547.  Ich  erwarb  ein  Manuskript  mit  der  zweiten 
Hälfte  des  Werkes,  das  aus  zwei  Exemplaren  verschiedener  Redaktion  zusammen- 
geschweißt ist. 


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Hartmans:  Die  osttürkischrn  Handschriften  der  Sammlung  Hartmann.  21 


1^1 .      in  * 

ich  im  Juni  1903  das  »Livre  des  cordonniers«,  signiert  -  -  -  -  und  sieben 

"  (y) 

andere  Risäles,  von  denen  ich  nur  drei  sicher  bestimmen  kann:  Goldschmiede, 
Gewürzkramer,  Bauern  l.  Die  Anfiihrung  der  Hantierungen  gibt  Gelegenheit 
zur  Nennung  spezieller  Bezeichnungen,  die  besonders  in  den  Risäics  der 
Bauern  und  der  Hirten  von  Interesse  sind. 

Unter  den  Werken  der  Poesie  und  Kunstprosa  ließen  sich  die  wohl- 
bekannten und  sprachlich  verhältnismäßig  geringe  Bedeutung  besitzenden 
des  vielschreibenden  und  wohl  nicht  zu  Unrecht  im  Verdachte  osmanisch 
sprachlicher  Bceintlussung  stehenden  Staatsmanns  und  Literators  Mir  'Ali 
Ser*  Nawä'i  nicht  ganz  vermeiden.  Man  bot  mir  immer  von  neuem  Exem- 
plare seiner  Werke  an.  leider  nie  eine  vollständige  Sammlung  seiner  vier 
Diwane,  von  denen  fast  nur  der  axrcujat- Diwan ,  Ms.  vorkommt.  Durch 
saubere  Schrift  und  gute  Erhaltung  ist  ausgezeichnet  die  Handschrift  seines 
chamse  in  Großfolio  Ms.  39,  neben  welcher  das  zweite  Exemplar  Ms.  .r>4 
unbedeutend  erscheint.  Die  Diwane  Ahmed  Jasawis  und  Omer  Chans  sind 
gedruckt,  die  Ghäzis,  Chirälwitis  und  der  Dichterin  Naubet,  soviel  mir  be- 
kannt, nicht,  ebensowenig  das  Mesnewi  Chiiäbätis  (Teil  einer  Ubersetzung 
des  Mesne  wis  Rümis?).  Obwohl  osttürkische  Rubä'is  in  Prosawerke  oft 
eingestreut  sind,  z.B.  in  das  von  mir  bearbeitete  Mesreb- Buch,  so  sei  doch 
auf  die  Sammlung  von  solchen  in  Ms.  102  hingewiesen. 

Über  die  einzelnen  Stucke  in  den  Klassen  5,  6,  7,  8,  10,  11,  12,  13 
sage  ich  nichts,  da  ich  sie  noch  nicht  genauer  untersuchte.  Nur  sei  auf 
die  Qur'ün  -  Ubersetzungen  in  Nr.  81,  die  zahlreichen  Gebetsammlungen,  das 
Protokollbuch  eines  Kasgarer  Gerichts  Ms.  44,  das  umfangreiche  Werk  über 
die  Punküerkunst  (rami)  Ms.  110  und  den  Kommentar  zur  Burda  Ms.  69 
hingewiesen. 

Das  Fremdsprachliche  wird  in  der  Beschreibung  der  arabischen  und 
persischen  Handschriften  meiner  Sammlung  näher  besprochen  werden. 

1  Einer  andern,  volkskundlich  nicht  ganz  so  interessanten  Klasse  gehört 
das  Büchlein  an,  das  Johannes  Awetaranian  im  Jahre  1320  (1902  3)  in  seiner 
Druckerei  in  Schumla  (Bulgarien)  druckte,  und  welches  unter  dem  Titel  .Zwiege- 
spräche der  zweiuuddreißig  Zünfte-  Gedichte  zum  Preise  der  einzelnen  Handwerke 
enthält. 

*  So,  nicht  Sir,  wird  dor  Name  in  Transoxanien  und  Kasgarien,  sieher  auch 
in  Chorasan  und  Badachsan  gesprochen.  Es  wird  dort  überall  jai  mayhül  sorgfaltig 
unterschieden. 


22 


Zur  Bedeutung  des  Titels  „Slrat  al-Failasuf" 

(Fihrist 265, 6). 


Unter  den  Schriften  des  christlichen  Mediziners  und  Logikers  Ihn  al- 
Hammär  (gehören  331/942)  zählen  Fihrist  265,0.  Qifti  164,  15  und  Ihn 
Abi  Usaibi'a  1,323,9  den  Titel  JjJUH  Jjw  ^tf^auf,  dessen  Interpre- 
tation in  den  arabistischen  Studien  der  letzten  fünfzig  Jahre  seine  Geschichte 
hat.  Wie  ja  bekannt,  wurde  Aristoteles  von  den  Arabern  nach  griechi- 
schem Vorgange  als  der  »Failasüf«  schlechthin  bezeichnet.  Ob  nun  in  dem 
vorliegenden  Titel  dieses  Wort  als  Appellativum  oder  in  der  speziellen  Be- 
deutung tils  Eigennamen  aufzufassen  ist,  darum  dreht  sich  der  Streit,  und 
es  ist  klar,  daß  von  der  richtigen  Beantwortung  der  Frage  auch  die  literar- 
historische Verwertung  des  Titels  und  Werkes  abhängt.  Im  folgenden  eine 
kurze  historische  Ubersicht  der  geäußerten  Auffassungen: 

Hammer-Purgstall  übersetzt  in  seiner  Literaturgeschichte  der 
Araber  (Bd.  V,  296)  den  Titel  mit  «die  Rede  über  den  Lebenswandel  (Sirat) 
der  Philosophen-,  faßt  also  das  Wort  als  Gattungsnamen  auf.  Über  die 
pluralische  Ubersetzung  von  »Failasüf«  brauchen  wir  hier  nicht  zu  rechten. 

Aug.  Müller  (Die  griechischen  Philosophen  in  der  arabischen  Uber- 
lieferung, S.  46  Mitte;  Halle  1873)  nimmt  »failasüf«  als  Eigennamen,  da 
er  offenbar  im  Hinblick  auf  unseren  Titel  sagt:  »eine  arabische  Lebens- 
beschreibung [des  Aristoteles]  verfaßte  übrigens  Ihn  al-Hammär«. 

Leclerc  (Histoire  de  Ia  Medecinc  arabe  I,  355,  Paris  1876)  übersetzt 
den  Titel  dreimal  —  ob  in  Anlehnung  an  Hammer-Purgstall,  lasse  ich 
dahingestellt  —  mit  »De  la  vie  des  philosophes»,  faßt  also  das  Wort  auch 
als  Gattungsnamen  auf.  Seine  Bemerkung  »Le  Fihrist  donne  cet  ouvrage 
comme  lui  appartenant  et  le  Kitab  el  hokama  comme  une  traduction-  ent- 
spricht nicht  der  Tatsache;  auch  das  »Tarih  al-bukainä«  Qiftis  gibt  es  als 
selbständiges  Werk  des  Autors. 

Steinschneider  (Die  arabischen  Übersetzungen  aus  dem  Griechi- 
schen, in:  Heihefte  zum  Ccntralhlatt  für  Bibliothekswesen  V,  31 )  wendet 
sich  gegen  die  inkorrekte  Pluralübersetzung  von  Hammer-Purgstall  und 
Leclerc  wie  auch  gegen  die  Auffassung  Müllers,  entscheidet  sich  aber  für 
die  appellativische  Bedeutung  des  Wortes  »failasüf-  und  übersetzt  »über 
das  Leben  des  (d.h.  jedes)  Philosophen«. 

Dieser  Auffassung  Steinschneiders  hatte  ich  mich  in  meinen  »Studien 
auf  dem  Gebiete  der  griechisch  -  arabischen  Ubersetzungsliteratur-  S.  4, 
Anm.  I,  angeschlossen. 


Von  JuLrus  LlPPERT. 


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Lippkbt:  Zur  Bedeutung  des  Titels  «Sirat  al-Failasüf.  (Filirist  26f>,  6).  23 

In  seinen  » Syrisch -arab.  Biographien  des  Aristoteles«  (Leipzig  1900, 
S.  21  ff.),  einem  wahren  Kabinettstück  von  Methode  und  scharfsinniger  Kom- 
bination, schneidet  A.  Baumstark  die  Frage  wieder  an  und  stellt  sich  auf 
den  Standpunkt  Müllers,  indem  er  die  Auffassungen  Hammer-Purg- 
stalls  und  Leclercs  einerseits,  Steinschneiders  und  dir  ineinige  an- 
dererseits abweist.   Mit  welchem  Recht,  mag  die  folgende  Darlegung  /.«'igen. 

Als  ich  in  meinen  -Studien-  fur  Steinschneid  ers  appellativische 
Auffassung  des  Wortes  »Failasüf«  eintrat,  waren  es  Gründe  allgemeiner 
Natur,  die  mich  dazu  bewogen.  Will  man  den  Namen  einer  Person  durch 
ein  für  ihre  Bedeutung  charakteristisches  Appellativuni  ersetzen,  so  muß 
doch  die  gewollte  Interpretation  durch  den  Zusammenhang  vorbereitet  sein; 
das  dürfte  aber  bei  einem  bloßen  Titel  schwerlich  der  Fall  sein.  Ich  glaube 
jetzt  in  der  Lage  zu  sein,  durch  positive  Argumente  die  Richtigkeit  meiner 
früheren  Auffassung  nachweisen  zu  können. 

Ibn  al-Hammär,  der  Verfasser  des  -sirat  al-failasüf«,  hat  auch 
eine  Abhandlung  geschrieben,  die  den  Titel  maqäla  fi's-sadiq  wa's- 
sadäqa  •Abhandlung  über  den  Freund  und  die  Freundschaft«  führt.  Sollte 
dieser  Umstand  nicht  schon  der  Annahme  zuneigen  lassen,  daß  auch  unser 
Titel  auf  ein  Werk  hinweist,  das  nicht  biographischen,  sondern  ethisch  - 
didaktischen  Inhalts  gewesen  ist?  Aber  auch  sonst  finden  wir  in  der  arabi- 
schen Literatur  und  gerade  in  der  Zeit  kurz  vor  Ibn  al-Jjammar  Werke, 
die  das  -tugendhafte  Leben«  zum  Gegenstand  ihrer  Behandlung  machen. 

Unter  den  Schriften  des  berühmten  Arztes  Muhammad  b.  Zakarijä 
ar-Räzi  (gestorben  um  320/932)  begegnet  uns  der  Titel  Kitäb  fi's- 
strat  al-fädila  «Buch  über  das  vorzügliche  Leben«.  Was  ist  das  anders 
als  eine  Metonymie  für  sirat  al-failasüf,  nur  daß  der  fragliehe  Begriff 
das  eine  Mal  substantivisch,  das  andere  Mal  adjektivisch  ausgedrückt  ist? 
Ein  Werk,  das  denselben  Titel  as -sirat  a  l  -  f  ü  «lila  trägt,  hat  auch  der 
Philosoph  Färäbi  (-J-  339/950)  verfaßt.  Beweisen  diese  Beispiele  nicht  zur 
Evidenz,  daß  der  «rein  ethische  Begriff  des  Philosophen  als  des  rein  welt- 
lichen Heiligeu  der  Antike«  der  syrisch -arabischen  Schulphilosophie  nicht 
so  völlig  fern  gelegen  habe,  wie  Hr.  Baumstark  meint.  Und  daß  dieses 
Lebensideal  auch  bei  den  Arabern  nicht  ein  bloßes  Phantom  geblieben  ist, 
sondern  auch  in  die  Praxis  umgesetzt  wurde,  auch  dafür  kann  ich  einen  Be- 
leg beibringen.  Bei  der  Charakteristik  des  Philosophen  und  Mathematikers 
'Umar  b.  Ahmad  (f  449  in  seiner  Heimatstadt  Sevilla)  gebraucht  Qifti 

(Ed.  Lippert  243,  13)  die  folgenden  Ausdrücke:  «vL-}Ul  .  .  .  j£ 

C.L  r yü j  «J/—  J^-W*_j  *iyj>- \  <j,  d.  i.  »Er  suchte  es  den  Philo- 

sophen gleich  zu  tun  in  der  Vervollkommnung  seines  Charakters,  in  der 
Korrektheit  seines  Lebens  und  der  Gestaltung  seines  Verhaltens«.  Wird  hier 
nicht  der  Philosoph  als  Typus  untadeligen  Lebens  gebraucht?  Sehen  diese 
Worte  nicht  aus,  als  ob  sie  geradezu  als  Widerlegung  der  vorausgeahnten 
Behauptung  Baumstark 's  geschrieben  waren? 

Ich  glaube,  daß  durch  diese  Ausführungen  der  Theorie  von  dem 
biographischen  Charakter  des  »sirat  al-failasüf.  ein  für  alle  Mal  das  Urteil 


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24    Lippebt:  Zur  Bedeutung  des  Titels  -Sirat  al-Failasüf.  (Fihrist  265,  6). 

gesprochen  ist,  und  daß  Ihn  al-ijaimnär  auszuschalten  ist  aus  dem 
Stemma  der  Aristotelesbiographen ,  das  Baumstark  auf  8.  36  seiner  -Sy- 
risch -arab.  Biographien  des  Aristoteles«  gibt.  Baumstarks  Arbeit  behält 
darum  doch  ihren  bleibenden  Wert.1 


1  Erwähnung  verdient  noch,  daß  Ihn  Abi  Usaihi'a  in  «einer  Biographie 

des  Ibn  al-Hammär  von  ihm  sagt,  daß  er  '■^•JJJ  ».IfÄaJ  *U-U\ 

-JjlUj  »UiäJij  f^*^  gewesen  sei,  sowie  auch  sonstige  Züge  von  ihm  mitteilt  ,  die 

ihn  als  pedantisch  strengen  Charakter  erscheinen  lassen.  Möglich  deshalb,  daß  er 
in  dem  «Leben  des  Philosophen*  ein  Spiegelbild  seines  eigenen  Ichs  hat  geben  wollen, 
wie  ja  auch  de«  schon  genannte  Räzl  seine  Autobiographie  (Ibn  Abi  Usaibi'a  I,  321,,  13 

*Ln-  <3  verfaßt  hat,  die  Steinschneider  mit  seiner  »Sira  al-fal&afija*  (Br. 

Mus.  426)  identifiziert. 


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25 


Grundriß  der  allgemeinen  Organisation  der  Ver- 
waltungsbehörden der  eigentlichen  Türkei. 

Von  Dr.  jur.  Loytved. 


Erste  Abteilung. 
Die  Verwaltungsbezirke. 

Die  Abgrenzung  der  Verwaltungsbezirke  der  Türkei  gebt  von  den  Dorf- 
gemeinden (karije1)  bzw.  Städten  (scheAtr*)  aus,  die  in  Stadtviertel  (mahnle*) 
mit  je  50  Häusern  eingeteilt  sein  sollen  und  bei  größeren  Städten  auch  in 
Stadtbezirke  (daire*)  mit  je  40000  Kinwohnern  abgegrenzt  werden  können. 

Diese  (Dorfgemeinden  und  Städte  mit  Ausnahme  von  Konstantinopel) 
werden  zu  Kreisen  (kasa*)  zusammengefaßt.  Diejenigen  Dorfgemeinden  aber, 
die  aus  örtlichen  Gründen  nicht  unmittelbar  zu  Kreisen  verbunden  werden 
sollen,  gehen  zunächst  allein  oder  zu  mehreren  nachbarlich  gelegenen 
Dörfern  und  Landgütern  (tschiftlik*)  in  Nahijes  auf,  deren  Abgrenzung 
durch  kaiserliches  Irade  auf  einen  vom  Bezirksausschuß,  Provinzialrat  und 
der  Hohen  Pforte  bestätigten  Beschluß  des  Kreisausschusses  erfolgt. 

Bei  den  Nahijes  sind  die  der  6  östlichen  Provinzen  Kleinasiens  von 
denen  der  übrigen  Provinzen  der  Türkei  zu  unterscheiden.  Die  ersteren 
sind  •  Gaugeineinden  mit  kommunalen  Selbstverwaltungskörpern«,  die 
anderen  »Amtsbezirke  mit  einem  Berufsbeamten«  an  der  Spitze.  Die  Nahijes- 
»Gaugenieiuden«  müssen  mehr  als  200  Häuser  (bzw.  50  Häuser,  wenn  die 
betreffenden  Dorfgemeinden  für  die  Yerwaltungskosten  aufzukommen  bereit 
sind),  die  Nahijes  -  -Amtsbezirke«  mehr  als  500  männliche  Einwohner  zählen. 

Die  Gaugemeindeu  bzw.  Amtsbezirke  (tiahije'')  werden  mit  den  Dorf- 
und  Stadtgemeiuden,  wie  bereits  erwähnt,  zu  Kreisen  (kasa),  diese  zu 
Kegierungsbezirken  {samlschak  oder  litca9)  und  letztere  mit  Ausnahme  der 
selbständigen  Regierungsbezirke  (elwije-i-miistekilk9):  Tschataldscha,  Ismid, 
Biga,  Tyrus,  Libanon,  Jerusalem,  Bengasi  zu  30  Provinzen  (wi/ajet10),  Pro- 
vinz Konstantinopel  mit  eingerechnet,  verbunden. 

Literatur:  Wilajetgesetz  vom  7.  Dschemasi  ül  aehyr  1281  (DI  608), 
Wüajctverwaltungsgesetz  vom  29.  Schawwal  1287  (D  1  H25),  Provinzial- 
Städteverwaltungsgesetz  vom  27.  Kamasan  1294  (D  IV  570),  Nachtragsgesetz 

1  \j    %  jr*    •  &    4  vb    6  ^    8  7  v-i» 

1  JUi—  oder  \ j»       9  <Liu«.  A>  J\       >o  C-V J 


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2G  Loytvkd:  Verwahungs- Organisation  der  Türkei. 

vom  13.  Sefer  1304  (LI  131),  Nahijegesetz  vom  11.  Reb'ülewwel  1293 
(D  III  33). 

Anmerkungen.  1.  Nach  dem Wilajetgesetz  von  1281  sollen,  wie  oben 
erwähnt,  die  Dorfgemeinden,  die  aus  ortliehen  Gründen  nicht  zu  Kreisen 
verbunden  werden,  als  Nahijes  zusammengefaßt  dem  nächsten  Kreis  ange- 
gliedert werden.  Später  sollten  nach  dem  Gesetz  von  1287  sämtliche 
Nahijes  kommunale  Selhstverwaltitngskürper  erhalten.  Da  aber  die  dies- 
bezüglichen Bestimmungen  dieses  Gesetzes  nicht  in  Kraft  gesetzt  worden 
sind,  blieben  die  Nahijes  staatliche  Verwaltungsbezirke  mit  einem 
Berufsbeamten  an  der  Spitze.  Erst  nachdem  durch  das  Nahijegesetz  von  1293 
die  Bestimmungen  des  Gesetzes  von  1287  erneuert  wurden,  erhielten  die 
0  ostlichen  Provinzen  Kleinnsicns:  VVan,  Bitlis,  Diarbekir,  Mamuret  el  asis, 
Erseruin  und  Siwas  auf  Grund  eines  kaiserlichen  Irades  des  Jahres  1311 
die  gesetzliehen  kommunalen  Selbstverwaltungskörper. 

2.  In  den  Provinzen  lledschas  bilden  die  heiligen  Städte  Mekka  und 
Medina  besondere  Regierungsbezirke,  von  denen  der  Mekkas  Emaiet  heißt. 

Zweite  Abteilung. 
Organisation  der  Staatsverwaltung  und  Selbstverwaltung. 

Vo  r  b  e  in  e  r  k  u  n  g. 

Die  Organisationsgewalt  steht  dem  absolut  herrschenden  Sultan  (padi- 
schah^)  zu.  Zur  bureaumäßigen  Erledigung  und  Yennittelung  der  allerhöchsten 
Entschließungen  (iradc-i-ssrnije*)  dient  das  kaiserliche  Hofsekretariat  (mabe 
jun-i-huma  jvn-i-melukane  kitabeti1)  mit  dem  ersten  kaiserlichen  Hofsekretär 
(ba.se/i  katib*)  an  der  Spitze,  dem  ein  zweiter  Sekretär  und  ein  Sekretär  fur 
die  auswärtige  Korrespondenz  nebst  erforderlichem  Hilfspersonal  zur  Seite 
steht.  Die  Verwaltung  des  großherrlichen  Vermögens  leitet  das  Ministerium 
der  Zivilliste  (chasbie -i-chas.se- i-schotta/ws)  mit  einem  Minister  (naxir*)  an  der 
Spitze.  Im  übrigen  wird  die  Verwaltung  durch  Staatsorgane  (im  Gegensatz 
zu  Hofbeamten)  ausgeübt. 

Kapitel  I. 

Organe  der  allgemeinen  Staatsverwaltung. 

I.  Abschnitt 

Die  Behörden,  die  unmittelbar  unter  dem  Sultan  stehen: 

1.  Das  Großwesirat  (ssfdaret-i-usma-däirc-i-dxchelile&si7). 

2.  Das    Staatsministerium  (hijet-i-icitkeia-i-fycham-i-Ssaltnnet-i- 
ssentje*). 

•  *Ub  <lu  o>.     ft  7  is^r  Ob  [fk*  8  cZ-* 


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Loytvkd:  Verwaltung«- Organisation  der  Türkei.  27 

3.  Die  hohe  Kommission  fur  die  Unterstützungskasse  der  Hohen 
Pforte  (bab-i~ali  tesshilat  ssandygy  commissioni~alissix). 

4.  Die  hohe  Kommission  für  die  innere  Kolonisation  (muhadschirin 
commission  - 1  -  a/issi*). 

5.  Die  hohe  Kommission  für  die  Inspektion  des  gesamten  Militär- 
wesens (ieftisch-i-umumi-i-askeri  commission- i-alissi  hijeti3). 

I.  Das  Großwesirat  (ssedaret  i-usma-daire-i-dscMilessi). 

An  der  Spitze  der  gesamten  Verwaltung  steht  als  höchster  Beamter 
für  die  Leitung  aller  weltlichen  Angelegenheiten  der  Großwesir  (ssadar  asam  *) 
und  ihm  zur  Seite  ein  Unterstaatssekretiir  (mmteschar*). 

Für  die  bureaumnßige  Erledigung  der  Geschäfte  dient  ihm  das  Groß- 
wesirat mit  4  Abteilungen: 

1 .  Das  Sekretariat  für  die  allgemeine  Kon  espondenz(«w ktubdschilik*). 

2.  Die  Staatskanzlei  für  die  Korrespondenz  mit  dem  Kabinett 
(amedschilig  -i-  dhean  -  humajun 7). 

3.  Die  Staatsarchivkanzlei  (bejlikdschilig-i- dhean -i- humajun*). 

4.  Die  Staatskanzlei  für  Zeremonienangelegenheiten  (leschrifatschifig- 
i  -  dhean  -/-  humajun  °). 

Dem  Großwesir  steht  ferner  als  ständige  Beratungsbehörde  der  Staats- 
rat (schura-i-dewlet10)  zur  Seite. 

Der  Groß wesir  ist  der  «absolute-  Stellvertreter  {tcekU-i-mutlaku)  des 
Großhenn  und  handelt  loco  imperatoris.    Als  Chef  der  Verwaltung 

1.  hat  er  in  sämtlichen  weltlichen  Staatsangelegenheiten  innerhalb 
der  ihm  vom  Sultan  übertragenen  Befugnisse  das  Recht  der 
selbständigen  Entscheidung  und  des  Erlasses  von  »hohen  Ent- 
schließungen «  (trade -i- alije  ") ; 

2.  übt  er  das  Aufsichtsrecht  über  sämtliche  weltliche  Verwaltungs- 
behörden aus; 

3.  führt  er  den  Vorsitz  im  Staatsministerium  (hijeti-i-wäkela),  dem 
er  nach  freier  Entschließung  wichtige  Staatsangelegenheiten  zur 
Entscheidung  überweist  und  dessen  Beschlüsse  er  dein  Groß- 
herrn unterbreitet; 

4.  vermittelt  er  in  der  Regel  den  Verkehr  des  Kabinetts  und  des 
Scheich  ul  islama  mit  den  Ministerien  und  den  der  Ministerien 
untereinander. 

Anmerkung.  Wesire  gab  es  bereits  in  der  ältesten  persischen  Ge- 
schichte und  bei  den  Arabern  seit  den  Abbassiden.  Bei  letzteren  wurden 
zwei  Stufen  des  Wesirats  unterschieden:  veesirat-i-tafteyd  das  »unbeschränkte- 


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28  Lovtved:  Verwaltungs-  Organisation  der  Türkei. 

und  wesirat-i-tanfyd  das  »beschränkte«  Wesirat.  Aus  ersterem  hat  sich  das 
Großwesirat  entwickelt,  während  das  letztere  nur  noch  die  Bedeutung  der 
höchsten  Rangstufe  in  der  Beamtenhierarchie  behielt.  Unter  der  osmanischen 
Dynastie  ist  die  Stelle  eines  Großw esirs  zum  erstenmal  im  Jahre  1328  vom 
Sultan  Urchan  seinem  Bruder  Alaeddin  •  Pascha  übertragen  worden. 

Der  Großwesir  war  das  .sichtbare  Ebenbild  des  Sultans,  der  in  das 
heilige  Dunkel  seines  Hofes  gehüllt  war-,  sein  alter  ego,  mit  dem  Recht, 
über  Tod  und  Leben  seiner  Beamten  zu  entscheiden.  Das  Zeichen  seiner 
Macht  war  das  ihm  vom  Großherrn  anvertraute  kaiserliche  Siegel,  das  er 
auch  jetzt  noch  bei  seinem  Amtsantritt  erhält  und  immer  bei  sich  tragen 
sollte.  Seine  hervorragende  Stellung  wird  nach  außen  dadurch  gekenn- 
zeichnet, daß  die  neuankommenden  Missionschefs  sich  nach  der  feierlichen 
Audienz  beim  Sultan  in  großer  Uniform  und  mit  Gefolge  zum  Großwesir 
begeben.    Seine  Anrede  ist  Hoheit. 

Die  Amtsstelle  des  Großwesirs  heißt  bab-i-ali1  =  Hohe  Pforte.  Ur- 
sprünglich bedeutete  sie  -die  Pforte  des  Fürsten-,  an  der  sich  die  Großen 
versammelten  (Hof).  Heute  hat  die  Hohe  Pforte  im  weiteren  Sinne  die 
Bedeutung  der  Regierung,  und  im  engeren  Sinne  versteht  man  unter  dieser 
Bezeichnung  das  Gebäude,  das  das  Großwesirat,  das  Staatsministerium ,  den 
Staatsrat,  die  Ministerien  des  Innern  und  der  Auswärtigen  Angelegenheiten 
enthält. 

Anmerkung.  Dhron*  ist  gleichfalls  eine  altpersische  Bezeichnung  für 
die  höchste  Behörde,  der  der  Großwesir  als  Vorsitzender  und  die  höchsten 
Staatswürdenträger  und  Militärpersonen  angehörten.  Zur  Zeit  hat  Ihiran  diese 
Bedeutung  verloren.  Es  findet  sich  diese  Bezeichnung  bei  den  Abteilungen 
des  Großwesirats,  des  Oberrechnungshofs,  den  Kriegsgerichten  u.a.  wieder. 

Der  Staatsrat  (sihura-i-dewUt). 
Der  Staatsrat  ist  eine  ständige  Berat ungs behörde,  die  dein  Groß- 
wesir zur  Seite  steht.    Er  zerfällt  in  3  Abteilungen  : 

1.  die  Verwaltungsabteilung  {milkije  dairessi*). 

2.  die  Finanzabteilung  (malije  dairtssi1), 

3.  die  Gesetzgebungsabteilung  (tatisimat  dairessi'^). 

Dem  Staatsrat  steht  ein  Präsident  vor.  Die  1.  Abteilung  wird  von 
ihm.  die  beiden  anderen  von  je  einem  Vizepresidenten  geleitet.  Der  Staats- 
rat beschließt  in  wichtigen  Angelegenheiten  in  gemeinschaftlicher  Sitzung, 
bei  der  Stimmenmehrheit  entscheidet.    Quorum  Hälfte +E 

In  die  Zuständigkeit  des  Staatsrats  fallen: 

Beratung  aller  wichtigen  Verwaltungsangelegenheiten,  die  ihm  vom 
Großwesir  überwiesen  werden  (insbesondere  Konzessions-,  Finanz-  und  andere 
Angelegenheiten)  und  Vorschläge  von  Gesetzesänderungen  und  Prüfung  der 
von  anderen  Behörden  gemachten  und  durch  das  Großwesirat  ihm  über- 
mittelten Gesetzesentwürfe. 


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Loytved:  Verwaltung«- Organisation  der  Türkei.  29 

Unter  der  Leitung  des  Staatsrats  stehen  ferner  die  Verwaltungsgerichte 
(s.S.  40). 

Literatur:  Gesetz  vom  8.  Silhiddsche  1284  (D  1  703),  Gesetz  vom 
25.  Muharrem  1286  (D  I  707),  Novelle  vom  20.  Silhidche  1303  (L.  I  130), 
Beschluß  vom  5.  Kanun- i-ssani  1312  (L.  I)  II  93). 

II.  Das  Staatsministerium  {hijel~i-wükela-i-fycham-i-$saltanet-i-ssenije). 

Das  Staatsministerium  tritt  als  die  höchste  Besch  ließungshchörde 
(unter  dem  Vorsitz  des  Großwesirs)  in  der  Regel  jeden  Mittwoch 
und  Sonntag  zusammen  und  besteht  aus  14  Mitgliedern: 

1.  Großwesir,  2.  Scheich  ill  Islam,  3.  Minister  des  Innern,  4.  Minister 
des  Äußern,  5.  Minister  des  öffentlichen  Unterrichts,  6.  Minister  der  frommen 
Stiftungen,  7.  Kriegs-,  8.  Marine-,  9.  Finanz-,  10.  Justiz-,  11.  Handels- 
minister und  der  öffentlichen  Bauten,  12  Großmeister  der  Artillerie,  13.  Prä- 
sident des  Staatsrats,  14.  Unterstaatssekretär  im  Großwesirat. 

In  seine  Zuständigkeit  fallen  die  ihm  vom  Großwesir  zur  Beschließung 
überwiesenen  Staatsangelegenheiten,  deren  Beschlüsse  vom  Großwesir  dem 
Sultan  zur  Bestätigung  unterbreitet  werden. 

III.  Die  hohe  Kommission  für  die  Unterstützungskasse  der 
Hohen  Pforte  (bab-i-ali-i-teshilat  ssandygy  commission  -  i-alütsi). 

Diese  Kommission  steht  unter  dem  Präsidium  des  Sultans  und  setzt 
sich  aus  einem  2.  Vorsitzenden  und  4  Mitgliedern  fur  die  Verwaltung  der 
Unterstötzungskasse  fur  Staatsbeamte  zusammen. 

IV.  Die  hohe  Kommission  für  die  innere  Kolonisation  (muha- 

dschirin  commission  -  i  -  alissi). 

Sie  steht  unter  dem  Präsidium  des  Sultans  und  besteht  aus  4  Mitgliedern 
fur  die  Leitung  des  Kinwanderungswesens  und  die  innere  Kolonisation. 

V.  Die  hohe  Kommission  für   die  Inspektion    des  gesamten 
Militärw  esens  (tfiftisch~i~iimumi-asfceri  commission- (•alissi  hijeti). 

Sie  steht  gleichfalls  unter  dem  Präsidium  des  Sultans  und  setzt  sich 
aus  einem  Vizepräsidenten,  einem  2.  Vorsitzenden  und  mehreren  Mitgliedern 
für  die  lnspektion  des  gesamten  Militärwesens  zusammen. 

2.  Abschnitt 

Die  dem  Großwesir  unmittelbar  unterstellten  Behörden. 

A.  Die  Hauptministerien,  deren  Vertreter  am  Staatsmini- 
sterium teilneh  men: 

1.  Das  Ministerium  des  Innern  (dachilije  nesarrti1). 

2.  Das  Ministerium  des  Äußern  {charidschijr  ursarrti'1). 


30 


Loytved:  Verwaltung«- Organisation  der  Türkei. 


3.  Das  Finanzministerium  [malije  nesareti1). 

4.  Das  Justizministerium  (adlije  nesareti*). 

'j.  Das    Ministerium    der    frommen    Stiftungen  (etckaf-i-humajun 
nesareti*). 

(').  Das  Handelsministerium  und  der  öffentlichen  Arbeiten  {tidscharet 
we  na/a  nssaret,*). 

7.  Das  Ministerium  des  öffentlichen  Unterrichts  {me'arif-i-umumije 
nesareti  h). 

8.  Das  Kriegsministerium  (bab-i-walai-sser  askeri*). 

Der  Kriegsminister,  der  die  militärischen  Angelegenheiten 
der  Armee  verwaltet,  soweit  sie  nicht  in  artilleristisch -techni- 
scher Beziehung  dem  Großmeister  der  Artillerie  unterstehen, 
ist  gleichzeitig  Oberstkommandierender  {sser  asker)  der  ottomani- 
schen  Armee,  mit  Ausnahme  der  dem  Oberkommando  des  Groß- 
meisters der  Artillerie  ausschließlich  unterstellten  Regimenter. 

9.  Das  Marineministerium  (bahrije  nesareti'). 

10.  Die  Großmeistern*  der  Artillerie  (topehane-i-amere*). 

Der  Großmeister  der  Artillerie  verwaltet  die  artilleristisch- 
technischen  Angelegenheiten  der  Armee,  ist  Oberstkommandie- 
render  der  ('  tiarde-Feldartillerieregimenter,  des  Garde-Pionier- 
regiments,  der  3  Garde-Fußartillerieregimenter  und  der  2  Garde- 
Festungsartillerieregimenter  und  Generalinspektor  der  gesamten 
Artillerie;  ferner  unterstehen  seiner  Leitung  alle  militärischen 
und  militärärztlichen  Schulen. 


B.   Die  5  selbständigen  Ministerien,  die  am  Staatsmini- 
Sterin  in  nicht  teilnehmen: 


1.  Das  Ministerium  für  Forsten,  Miuen  und  Landwirtschaft  (orman 


2.  Das  Grundbuchministerium  (defter 'i-ehakani  nesareti10). 

3.  Das  Ministerium  fur  die  allgemeine  Militärpensionskasse  (umum 


4.  Das    Ministerium    für    die  Zivil pensionskasse   (milkije  tekaiid 
ssandyyy  ,8). 

*).  Das  Ministerium   für  die  Ausrüstung  der  Armee  (tedschisat-i- 


ice  maden  tee  syra  at  nesareti 9). 


askrrije  nesareti 13). 


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I.oytvko:  Verwaltung* -Organisation  der  Türkei. 


31 


C.  Die  2  in  Budgetangelegenheiten  vom  Finanzministe- 
rium abhängigen  Ministerien: 

1.  Das  Zollministerium  (russumat  nesaretix). 

2.  Das  Telegraphen-  und  Postministerium  (telegraf  ice  posta  tusareti3). 
Die  Minister  leiten  die  Verwaltung  innerhalb  der  ihnen  überwiesenen 

Befugnisse  selbständig.  Sie  beaufsichtigen  die  ihnen  unterstellten  Beamten 
und  sind  für  die  Amtshandlungen  innerhalb  ihres  Ressorts  verantwortlich. 
Wichtige  Angelegenheiten  unterbreiten  sie  dem  Großwesir  zur  Entscheidung. 

Den  Ministern  steht  in  der  Regel  ein  Unterstaatssekretär  (müstrschar*) 
bzw.  Gehilfe  (muawin*)  und  ein  aus  einein  Vorsitzenden  und  mehreren  Mit- 
gliedern bestehender  Beirat  {mtdschliss*)  zur  Seite.  Ferner  bestehen  bei 
jedem  Ministerium  zur  bureaumäßigen  Erledigung  der  Geschäfte  ein  Sekre- 
tariat (mektulti*),  eine  Rechnungsabteilung  (muhamebe  dairr.ssi1)  und  eine  Mi- 
nisterialregistratur  (ewrak  odassi R).  außerdem  die  erforderliche  Zahl  von  Ab- 
teilungen, von  denen  jede  in  der  Regel  ihre  besondere  Kanzlei  (kafem*)  hat. 
Bei  vielen  Ministerien  treten  noch  zur  Friedigung  von  Spezialangelegrn- 
heiten  Kommissionen  (commi.tsioti ,0)  und  Kollegien  (AyW)  bzw.  (endjsch'ümenxi) 
zusammen,  die  aus  Mitgliedern  derselben  oder  verschiedener  Ministerten 
bestehen. 

Anmerkung.  Ministerium  wird  im  Türkischen  nemret  und  Minister 
natir  bezeichnet.  Die  Minister,  die  am  Staatsministerium  teilnehmen,  weiden 
tun»  Unterschied  von  den  anderen  Ministern  auch  wekill\  d.h.  Stellvertreter 
genannt.  Die  Bezeichnung  nemret  und  nasir,  die  wörtlich  Inspektion  und 
Inspektor  bedeutet,  wird  auch  für  niedrigere  Verwaltungsabteilungen  ge- 
braucht, z.B.  kömrük  nesareti"  (Zolldirektion)  u.  a. 

D.  Die  Verwaltungsbeamtenkommission  (meemurin  -i-milkije 

coinmütsionu  16 ). 

Diese  Kommission  besteht  aus  einem  vom  Sultan  ernannten  Präsidenten 
und  6  Mitgliedern.  Sie  ist  zuständig  für  die  Auswahl  der  höheren  Ver- 
waltungsbeamten, für  ihre  Beaufsichtigung  und  für  die  Führung  der  Vor- 
untersuchung bei  Vergehen  derselben. 

E.    Der  Oberrechnungshof  (riitean-i-muhassebat**). 

Der  Oberreehnungshof  ist  eine  selbständige  Behörde,  die  unmittelbar 
dem  Großwesir  untersteht  und  aus  einem  Präsidenten,  12  Mitgliedern,  die 
auf  Lebenszeit  durch  kaiserliches  Irade  ernannt  sind ,  einem  Staatsanwalt 
und  der  erforderlichen  Zahl  von  Bureaubeamten  besteht.  Der  Oberreehnungs- 
hof zerfällt  in  zwei  Abteilungen. 


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32  I.oytveii:  Ycrwnltungs- Organisation  der  Türkei. 

Er  ist  zuständig: 

1.  alle  Rechnungen  und  die  Rechnungsführung  der  einzelnen 
Beamten  sämtlicher  Zivil-  und  Militärverwaltungen  und  Muni- 
zipalitäten sowie  die  Jahresrechnungen  der  Ministerien  zu 
prüfen; 

2.  zu  entscheiden,  oh  Vorkommendenfalls  Irrtümer  durch  Beamte 
begangen  worden  sind,  und  hei  Unterschlagung  oder  Betrug 
gegenüber  dem  Fiskus  das  Yerwaltungsgerichtsverfahren  zu 
beantragen. 

Literatur:  Gesetz  vom  3.  Silhidsche  1286  (D  IV  639). 

3.  Abschnitt. 

Provinzial-,  Regierungsbezirks-,  Kreis-  und  Amtsbezirks- 
behörden (tvilajrt,  liwa  bzw.  sandschak ,  kasa  und  ttahije). 

Allgemeine  s. 

Bei  der  Yerwaltungsorganisation  in  den  Provinzen  sind  zwei  Systeme 
zu  unterscheiden.  Die  Provinzen  (tcilajet),  Regierungsbezirke  (litca),  Kreise 
(kasa)  und  Amtsbezirke  (nahije)  werden  von  •Berufsbeamten ,  die  von  der 
Regierung  eingesetzt  sind«,  und  von  »gemischten  Laienbehörden«  geleitet, 
wahrend  die  Gaugemeinden  (nahije)  und  Dorfgemeinden  (karije)  von  «Laien« 
und  •  Verwaltiingskörpcrn  verwaltet  werden,  die  von  den  Dorfgemeinden 
gewählt  sind«.  In  diesem  Abschnitt  soll  die  Organisation  der  ersteren  be- 
handelt werden. 

An  der  Spitze  der  Provinzen,  Regierungsbezirke,  Kreise  und  Amts- 
bezirke stehen  selbständige  Kiiizelbeamte,  die  hierarchisch  gegliedert  sind 
und  denen  mit  Ausnahme  des  Amtsvorstehers  (müdir1)  ständige  Beratungs- 
körper (med.schliss)  zur  Seite  stehen. 

Diese  Beratungskörper  treten  unter  dem  Vorsitz  des  Wali,  Mütessarif 
und  Kaimakam  zusammen.    Sie  bestehen  aus: 

1.  Verwaltungsbeamten, 

2.  ständigen  nichtgewählten  Mitgliedern  und 

3.  auf  Zeit  gewählten  muselmanischen  und  nichtmuselmanischen 
Laien. 

Bezüglich  der  Wahl  der  letzteren  bestehen  folgende  Bestimmungen. 
Das  passive  Wahlrecht  haben  diejenigen  ottomanischen  Notabein,  die  in 
dem  betreffenden  Verwaltungsbezirk  wohnen  und  mindestens  500  Piaster, 
bzw.  als  Kandidaten  für  den  Bezirks- und  Kreisausschuß  150  Piaster,  direkte 
Staatssteuer  zahlen.  Sie  stehen  im  Khrenamte,  und  ihre  Amtsdauer  ist 
4  .lahre  (  Wechsel  der  Hälfte  im  zweiten  .lalue). 

Das  Wahlverfahren  geht  in  der  Weise  vor  sich,  daß  die  Verwaltungs- 
beamten   und   ständigen   Mitglieder  des  Provinzialrats  bzw.  Bezirks-  und 


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Loytvkd:  Verwaltung»- Organisation  der  Türkei. 


Kreisausschusses  (s.  weiter  unten)  unter  Vorsitz  des  Wnli  bzw.  Mütessarif 
und  Kaimakam  zu  je  einer  Wahl  komm  ission  zusammentreten  und  aus  der 
Zahl  der  Wahlberechtigten  je  3  Kandidaten  für  jede  Laienstelle  wählen. 

Die  Namen  der  Kandidaten  für  den  Provin/.ialrat  werden  den  zu- 
ständigen Bezirksausschüssen,  die  der  letzteren  den  Kreisausschüssen  und 
die  der  Kreisausschüsse  den  Genieinderäten  (jeder  Vcrwaltungskorper  hat 
eine  .Stimme)  zur  engeren  Wahl  mitgeteilt  und  das  Wahlresultat  wieder  ein- 
gefordert. Die  oben  bezeichneten  Wahlkommissionen  scheiden  von  diesen 
wiederum  zwei  Drittel  der  mit  Majorität  gewählten  Kandidaten  aus  und 
tragen  sie  in  eine  Liste  ein.  Die  Liste  der  Kandidaten  für  den  Provin/.ialrat 
und  Bezirksausschuß  wird  dem  Wali  unterbreitet,  der  die  Hälfte  von  ihnen 
zu  Mitgliedern  ernennt  und  die  ersteren  der  Hohen  Pforte  zur  Bestätigung 
vorschlägt.  Die  Liste  der  Kreisausschußkandidaten  wird  dem  Regierungs- 
präsidenten (mütessarif)  eingereicht,  der  seinerseits  die  Hälfte  von  ihnen 
zu  Ausschußmitgliedern  ernennt, 

A.  Provin/.ialbehördcn. 

An  der  Spitze  der  Provinz  (wilajet)  steht  der  wali 1  =  Oberpräsident 
und  der  medschliss-i-idare-i -wilajet*  =  Provinzialrat.  Sie  leiten  gleich- 
zeitig unmittelbar  die  Verwaltung  des  Regierungsbezirkes  (liwa)  und  Kreises 
(J-oaj),  in  dem  die  Provinzialhauptstadt  liegt. 

1.  Der  wali  —  Oberpräsident,  durch  kaiserliches  Irade  ernannt, 
ist  der  höchste  Vertreter  und  Bevollmächtigte  der  Regierung  in  der  Provinz 
und  untersteht  unmittelbar  dem  Minister  des  Innern. 

Ihm  zur  Seite  steht  ein  Gehilfe  (muatein*)  —  Oberpräsidialrat,  der  Pro- 
vinzialsekretär  (mekhibdschi*)  und  die  erforderliche  Zahl  von  Hilfsbeamten; 
ferner  unterstehen  seiner  Aufsicht  die  von  den  verschiedenen  Ministerien 
ressortierenden  Hilfsbeamten:  Dirigent  der  direkten  Steuern  —  defterdar* 
(ressortiert  vom  Finanzministerium);  Dirigent  der  Auswärtigen  Angelegen- 
heiten =  ümur-i-edschenebije  müdiri*  (ressortiert  vom  Ministerium  der  Aus- 
wärtigen Angelegenheiten);  Direktor  des  öffentlichen  Unterrichts  —  mrarif 
mndiri"  (ressortiert  vom  Ministerium  des  öffentlichen  Unterrichts);  Ober- 
regierungsingenieur  —  nafda  basch  miihendissi  *  (ressortiert  vom  Ministerium 
der  öffentlichen  Arbeiten);  Minenoberingenieur  :  tnaden  .mit  mü/irndissi* 
und  der  I^andwirtschafts-  und  Foi-stoberinspektor  —  syra'at  tee  orman  sser 
mn/ettischi lü  (ressortieren  vom  Ministerium  für  Forsten,  Minen  und  Ij»nd Wirt- 
schaft); Gendarmerieoberst  —  sabtije  commaiidanyu  (ressortiert  vom  Kriegs- 
ministerium);  Oberpolizeikommissar  —  pclis  sser  komissäri13  (ressortiert  vom 
Polizeipräsidium)  usw. 

j~     io  ^JJu  ^  jljj  \j  c*s\jj     »'  jUUy  <Layi  " 

Mi«,  d.  S«n.  f.  Orient.  Spmehen.  1901.  U  Abt.  3 


34 


Lovtvkd:  Verwaltung» -Organisation  der  Türkei. 


Der  Wali  ist  zuständig  für  die  Ausführung  der  Gesetze  und  Ver- 
ordnungen; die  Aufrechterhaltung  der  öffentlichen  Ruhe  und  Sicherheit 
und  die  Aufsicht  über  das  Gefängniswcsen ;  die  Beaufsichtigung  der  ihm 
unterstellten  Verwaltungsbeamten;  die  Überwachung  der  Finanzverwaltung; 
die  Förderung  der  öffentlichen  Wohlfahrts-  und  Wirtschaftspflege;  die  Voll- 
streckung von  Gerichtsurteilen  gemäß  Art.  15  des  Provincial -Verwaltungs- 
gesetzes vom  20.  Schawwal  1287;  die  Überwachung  der  Vollstreckung  von 
Testamenten  christlicher  Ottomanen  und  Beaufsichtigung  der  Nachlassen- 
schaftsverwaltung  für  musehnanische  und  nichtmuselmanische  Waisen. 

Ähnlich  sind  die  Befugnisse  des  Mütessarif.  Kaimakain  und  Müdir. 

2.   Oer  medschliss-i-idare-i-trilajet  —  Provinzialrat  besteht  aus: 

a)  den  Verwaltungsbeamten:  wali,  defterdar,  mektubd#chi\ 

b)  den  ständigen  Mitgliedern:  naib1,  mufti*  (musehnanische  geistliche 
Richterbeamte)  und  den  Vorstehern  der  vom  Staat  anerkannten 
ottomanischen,  nichtmiiselmanischen  religiösen  Gemeinden; 

c)  4  gewählten  Laien:  2  muselmanischen  und  2  nichtmuselmanischen. 
In  die  Zuständigkeit  des  Provinzialrats  fallt  der  Abschluß  privatrecht- 
licher Verträge  der  Provinzialregierung;  die  Versteigerung  der  zu  verpach- 
tenden Steuern;  die  Überwachung  der  Einnahmen  und  des  Vermögens  der 
Provinzialregierung;  die  Verteilung  der  Steuern;  die  Verwaltungsgerichts- 
barkeit (s.  S.  40). 

Ähnlich  ist  die  Zuständigkeit  des  Bezirks-  und  Kreisausschusses. 

Anmerkung.  Durch  Irade  vom  Dezember  1902  wurde  bestimmt,  daß 
in  den  Pruvinzialregiernngsstädten  der  Wilajets  von  Salonik,  Monastir  und 
Kossowo  die  Verwaltung  des  Kreises  (kasa),  in  dem  die  Proviuzialhaupt- 
stadt  liegt,  von  einem  eigenen  Landrat  (kaimokam*)  geleitet  werden  soll. 

B.   Regie  rungs  be  zirksbehörden. 

Die  Verwaltung  des  Regierungsbezirks  (/i'tra  oder  ssandschak)  leitet 
der  mütessarif*  —  Regierungspräsident  und  der  /ura5  medschliss  idaressi  = 
Bezirksausschuß.  Gleichzeitig  verwalten  sie  unmittelbar  den  Kreis  (kasa), 
in  dem  die  Regierungsbezirkshauptstadt  liegt. 

1.  Der  mütessarif  =  Regierungspräsident  untersteht,  wenn  er  nicht 
eines  der  selbständigen  Regierungsbezirke  (eh/rije-i- miistekiUe)  verwaltet, 
dein  vorgesetzten  Wali  in  jeder  Beziehung.  Ihm  zur  Seite  steht  der  Regiemngs- 
bezirkssekretär  (tahrirat*  müdirt),  ferner  der  Dirigent  der  direkten  Steuern 
(rnuhassebedschi ,  ressortiert  vom  Finanzministerium)  und  andere  Hilfsbeamte. 

2.  Der  Uvea  medschliss  idaressi  -  Regierungsbezirksausschuß  besteht  aus: 

a)  den  Verwaltungsbeamten :    mütessarif    rnuhassebedschi,  tahrirat 
müdiri; 

b)  den  ständigpn  Mitgliedern  (wie  bei  A  2  b); 

c)  4  gewählten  Laien  (wie  bei  A  2  c). 

9  iSJ-**  ^j.J- 


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Loytvkd:  Verwaltung»- Organisation  der  Türkei.  35 

0.   Kreisbe bürden. 

An  der  Spitze  des  Kreises  (kasa)  steht  der  kaimakam  —  Landrat  und 
der  kasa  1  idare  medschlwd  =  Kreisausschuß. 

1.  Der  kaimakam  —  I>andrat  untersteht  dein  vorgesetzten  Mfltessarif, 
Ihn»  zur  Seite  stehen  der  Kreissekretär  (katib*),  der  Dirigent  der  direkten 
Steuern  (vial  müd  »Ws)  und  andere  Hilfsbeamte. 

2.  Der  kaxa  idare  medxchlissi  —  Kreisausschuß  besteht  aus: 

1.  den  Yerwalturigsbeamten  (kaimakam,  mal  müdiri  katib); 

2.  den  ständigen  Mitgliedern  (wie  bei  A  2  b); 

3.  drei  Laien,  die  im  Verhältnis  zur  Bevölkerung  Muselmanen  oder 
Nichtmuselmanen  sein  sollen. 

D.  Amtsbezirk  sb eh örden  (nnhije). 

An  der  Spitze  des  Amtsbezirks  (nahije)  steht  der  miidir  =  Amtsvorsteher, 
der  dem  vorgesetzten  Kaimakam  untersteht,  mit  der  erforderlichen  Zahl  von 
Hilfsbeamten. 

Dem  Amtsvorsteher  steht  kein  Beirat  zur  Seite. 

Literatur:  Gesetz  vom  7.  Dschfimasi  ül  achyr  1281  (DI  608),  vom 
29.  Srhawwal  1287  (Dl  625),  vom  25.  Muharrem  1293  (D  III  24),  vom  13. 
Sefer  1304  (L  1  131),  vom  11.  Reb'ulewwel  1293  (DIU  33). 

Anmerkung.  1.  Kin  Irade  vom  Teschrin-i-ewwel  1311  bestimmt, 
daß  in  den  6  ostlichen  Provinzen  Kleinasiens:  Etserum,  Siwas,  Bitlis, 
Wan  Mamuret  el  asis  und  Diarbekir  in  jedem  Fall  dem  Oberpräsidenten 
wie  dem  Regierungspräsidenten  und  den  Landräten,  sonst  nur  wenn  die 
nichtmusehnanische  Bevölkerung  in  den  betreffenden  Bezirken  uberwiegt, 
christliche  Gehilfen  (muaicin)  und  christliche  Unterbeamte  beigegeben  werden 
sollen. 

2.  In  der  Provinz  Hedschas  heißt  in  dem  Regierungsbezirk  (emaret*) 
von  Mekka  der  Regierungspräsident  Muhafis ,  desgl.  der  vom  Regierungs- 
bezirk Medina. 

3.  Nach  einem  Irade  vom  10.  Nissan  1313  sollen  die  Verwaltungs- 
räte in  den  Wilajets  von  Adrianopel,  Salonik,  Monastir  und  Kossovo  zur 
Hälfte  aus  Muselmauen,  zur  andren  Hälfte  aus  Nichtmuselmanen  bestehen. 

Kapitel  II. 

Kommunale  Selbstverwaltungskörper. 
Allgemeines. 

Kommunale  Selhstverwaltungskörper  bestehen  in  allen  learijrs  —  Dorf- 
gemeinden, in  den  nahijes  —  Gaugemeinden  der  6  östlichen  Provinzen  Klein- 
asiens: Wan,  Bitlis,  Diarbekir,  Mamuret  el  asis,  Krseruin  und  Siwas  und 

in  den  schehirs  =  Städten.    In  denselben  ist  die  Besorgung  der  öffentlichen 

—  1  


36 


LorrvKn:  Verwaltung« -Organisation  der  Türkei. 


Angelegenheiten  den  von  den  Kommunen  und  Kommunalverbänden  gewähl- 
ten Vertretern  überlassen.  Die  einzelnen  Dörfer  und  Städte  können  wiederum 
in  mehrere  Viertel  (mahale)  mit  eigenen  Vertretungen  eingeteilt  werden.  Be- 
rechtigt zur  Vertretung  als  Gemeinde-  bzw.  Quartiervorsteher  (muchtar  \ 
Gaugemeindevorsteher  (müf/ir)  und  als  Mitglied  des  Dorfältestenkollegiums 
(ichtiar'2  medttchlissi)  und  des  Gangemeinderats  (nahtje*  t/tedschlüsi )  sind  die 
zur  Dorf-  bzw.  Gaugemeinde  gehörigen  Ottomanen,  die  30  Jahre  alt  sind 
und  mindestens  100  Piaster  jährlich  direkte  Staatssteuern  zahlen.  (Bezüg- 
lich des  Wahlverfahrens  der  städtischen  Beamten  siehe  S.  38.) 

Das  aktive  Wahlrecht  haben  diejenigen  zur  Dorf-  bzw.  Gaugemeinde 
gehörigen  Ottomanen,  die  18  Jahre  alt  sind  und  jährlich  mindestens  50 
Piaster  direkte  Staalssteuern  zahlen.  Das  Wahlverfahren  ist  schriftlich  und 
wird  von  der  Kreisregierung  (Äwa)  geleitet.  Die  Wahl  des  Muchtars  bedarf 
der  Bestätigung  des  Kaiinnkam  (Landrates)  und  die  des  Müdirs  der  des  Wali 
(Oberpräsidenten).  Diese  Selbstverwaltungskörper  sind  Hilfsorgane  der  Re- 
gierung mit  beschränkten  obrigkeitlichen  Befugnissen.  Sie  üben  ferner  eine 
streitige  und  freiwillige  Gerichtsbarkeit  aus. 


Die  Vertretung  der  Landgemeinde  steht  je  zwei  von  den  verschiedenen 
Glaiibensgemeinden  (milkt*)  auf  1  Jahr  (mit  dem  Recht  der  Wiederwahl) 
gewählten  Muchtaren  (Gemeindevorstehern)  bzw.  in  Dörfern  mit  weniger 
als  20  Häusern  einem  Gemeindevorsteher  ""d  dem  ichtiar  methehlütsi  =  Dorf- 
ältestenkolleghim  der  verschiedenen  Glaubensgemeinden  zu 

1.  Der  Muchtar  (Gemeindevorsteher)  steht  im  Ehrenamt  und 
ist  dem  zuständigen  Landrat  (kamaikam)  bzw.  Amtsvorsteher  (miidir)  unter- 
stellt In  den  G  östlichen  Provinzen  Kleinasiens,  in  denen  Gaugemeinden 
(nahije.s)  bestehen,  übt  auch  der  Müdir  (Gauvorsteher)  ein  Aufsichtsrecht 
über  ihn  aus. 

Der  Muchtar  (Gemeindevorsteher)  ist  zuständig  für  die  Veröffentlichung 
der  Gesetze,  Verordnungen  und  obrigkeitlichen  Befehle;  die  Zustellung  von 
gerichtlichen  Protesten  und  Arreslbeschlüssen ;  die  Ausstellung  von  llmuch- 
abers  (Requisitions-  und  Legitimationsscheinen);  die  Vornahme  der  ersten 
polizeilichen  Feststellungen  und  vorläufigen  Festnahme;  die  Beaufsichtigung 
der  von  dem  Dorfältestenkollegium  ernannten  Flur-  (knrwischi*)  und  Nacht- 
wächter (brktischi*);  die  Eintragung  der  eingetretenen  Geburts-  und  Sterbefälle. 

2.  Das  Dorfältestenkollegium  (ichtiar  mrriuhlisxi)  besteht  aus 
mindestens  3  und  höchstens  12  auf  ein  Jahr  gewählten  Mitgliedern.  Die 
Vorsteher  der  religiösen  muselmanischen  und  nichtmuselinanischen  Ge- 
meinden sind  ständige  Mitglieder  desselben.  Das  Dorfältestenkollegium 
beschließt  unter  Vorsitz  des  Gemeindevorstehers  per  majora  capitum.  In  die 
Zuständigkeit  des  Ichtiar  medschlissi  fällt  die  Entscheidung  zivilrechtlicher 


1.  Die  Landgemeinde  (karije). 


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Loytveo:  Verwaltung«-  Organisation  der  Türkei.  37 

Streitigkeiten  durch  Vergleich  auf  Antrag  der  Parteien;  die  Beaufsichtigung 
aller  Gemeindeangelegenheiten,  insbesondere  die  Überwachung  der  Ver- 
teilung der  auf  die  Gemeinde  fallenden  Steuern;  die  Krnennung  der  Flur- 
(kttruchchi)  und  Nachtwächter  (bekdschi);  die  Annahme  der  zugunsten  der 
Dorfgemeinde  gemachten  frommen  Stiftungen;  die  Überwachung  des  Ver- 
mögens der  Waisen  und  die  Verwaltung  des"  Vermögens  der  Abwesenden. 

Literatur:   Gesetz,  vom  7.  Dschemasi  Cil  aehyr  (Dl  (508),  vom 

29.  Schawwal  1287  (D  1  625),  vom  5.  Hasiran  1295  "(D  IV  260). 

Anmerkung:  Die  Mitglieder  der  einzelnen  Religionsgemeinden 
wohnen  in  der  Regel  zusammen  und  bilden  ein  Viertel  (mahale),  so  daß  die 
Dorfverwaltung  vielfach  von  den  verschiedenen  Quartiervorstehern  ver- 
schiedener Religion  ausgeübt  wird. 

2.   Die  Gaugemeinde  {nahije). 

Die  Gaugemeinde  wird  von  dem  auf  2  Jahre  gewählten  Gemeinde- 
vorsteher (müdir)  und  dem  nahije  medschiissi  —  Gaugemeinderat  verwaltet. 

1.  Der  müdir  =  Gaugemeiiulevorstehcr  steht  im  Khrenamt  und  unter- 
steht dein  zuständigen  kaimakam  =  Landrat.  Seine  Zuständigkeit  1st  ähnlich 
der  des  Muchtars. 

2.  Der  nahije  medschiissi  z=z  Gaugemeinderat  besteht  aus  mindestens  4, 
höchstens  8  Mitgliedern,  die  in  derselben  Weise  wie  der  Müdir  nuf  2  Jahre, 
unter  Wechsel  der  Hälfte  in  jedem  Jahr,  gewählt  werden.  Die  Beschlüsse 
werden  unter  Vorsitz  des  Müdir  per  majora  capitum  gefaßt. 

Der  Nahije  medschiissi  ist  zustandig  zur  Entscheidung  von  Zivilpro- 
zessen, bei  denen  die  Streitsumme  und  der  Wert  des  Streitgegenstandes 
150  Piaster  nicht  ubersteigt  —  die  Entscheidung  wird  Beschluß  (karar)  und 
nicht  Urteil  genannt  und  ist  nicht  appellabel  ■ — -  und  zur  Entscheidung  der  im 
3.  Kapitel  des  Strafgesetzbuches  enthaltenen  Übertretungen,  und  zwar 
inappellabel  die  mit  6  Beschlik  bedrohten,  und  appellabel  die  übrigen  Uber- 
tretungen. 

Anmerkung.  Muselmanische  und  nichtmuselmanische  Geistliche, 
Lehrer,  Beamte  und  Militärpersonen  können  nicht  zu  Gaugemeindevorstehern 
gewählt  werden.  Kerner  wird  bei  gemischtgläubigen  Gemeinden  der  Gau- 
vorsteher aus  der  Zahl  der  stärksten  Glaubensgemeinde  entnommen.  Der 
Vertreter  der  Muawin  muß  der  andern  Glaubensgemeinde  (es  handelt  sich 
nur  um  den  Gegensat/,  zwischen  Muselman-  und  Nichtmuselinangemeinde) 
angehören,  und  die  Mitglieder  des  Gaugemeinderats  sollen  zur  Hälfte  Musel- 
manen, zur  andern  Hälfte  Nichtinuselmanen  sein. 

Literatur:  Gesetz  vom  11.  Rebi  ül  ewwel  1293  (Dill  33),  vom 
29.  Schawwel  1287  (Dl  625),  vom  5.  Hasiran  1295  (I)  IV  260). 

3.  Die  Stadtverwaltungen  (beledije1). 

Die  Stadtverwaltungen  {beledtje)  bestehen  in  jeder  IVovinzial-,  Re- 
gierungsbezirks- und  Kreisregierungstadt. 


i  4,aL 


38  Loytvkd:  Verwaltung»-  Organisation  der  Türkei. 

Die  Verwaltung  der  Stadtgemeinde  leitet  der  Bürgermeister  (scfwhir 
embii1),  dem  ein  Sekretär  (katib)  und  ein  Schatzmeister  [sandyk  emmi*)  zur 
Seite  steht,  und  die  Siadtverordnelenversammlung  {bfMijc  medschlissi*) .  die 
b'  bis  12  gewählte  Mitglieder  zahlt.  Dazu  kommen  als  beratende  Mitglieder 
der  Miinizipalitätsingcnieur.  Arzt  und  Rußarzt.  Außerdem  haben  die  ein- 
zelnen Stadtviertel  (mahale)  wie  in  den  Dorfgemeinden  (kariß),  einen  Ge- 
meindevorstehV  r  und  ein  Ältestenkollegium  (s.  S. 

Der  Bürgermeister  {srfwhir  (mini)  wird  aus  der  Zahl  der  Stadt- 
verordneten auf  4  Jahre  vom  Oberjiräsidenten  (trali)  ernannt  und  wird 
besoldet. 

Die  Stadtverordneten  (beledije  mrdachlisxi  dsaUri*)  werden  von  der 
wahlberechtigten  Bevölkerung  der  Stadtgemeinde  auf  4  Jahre,  unter  Wechsel 
der  Hälfte  alle  2  Jahre,  gewählt.  Die  Stadtverordneten  müssen  Ottomanen, 
30  Jahre  alt  sein,  Grundbesitz  haben  und  500  Piaster  Grundsteuer  jährlich 
zahlen,  im  Besitz  der  bürgerlichen  Khrenrechte  und  nicht  mit  einer  Strafe 
von  1  Jahr  oder  wegen  Umherstreifens  vorbestraft  sein.  Sie  stehen  im 
Ehrenamte. 

Zur  aktiven  Wahl  berechtigt  sind  alle  in  der  Stadt  ansässigen  Otto- 
manen von  25  Jahren,  die  im  Besitz  der  bürgerlichen  Khrenrechte  und 
nicht  vorbestraft  sind  und  für  Grundbesitz  innerhalb  der  Stadtgemeinde 
50  Piaster  jährlich  Grundsteuer  zahlen. 

Das  Wahlverfahren  ist  folgendes: 

Die  Muchiare  und  Vorsteher  der  religiösen  Gemeinden  der  einzelnen 
Stadtviertel  bestimmen  aus  der  Zahl  ihrer  wahlberechtigten  Gemeindemit- 
glieder je  2  Personen  als  Vertrauensmänner.  Von  diesen,  die  zusammen 
mindestens  20  sein  müssen,  werden  darauf  10  durch  das  Los  gewählt,  die 
die  Wahlkommission  bilden.  Letztere  stellt  auf  Grund  der  Grundsteuer- 
bücher eine  Liste  der  Kandidaten  auf,  die  8  Tage  lang  öffentlich  aus- 
gehängt wird.  Gegen  die  Richtigkeit  der  Liste  kann  innerhalb  dieser  8  Tage 
Einspruch  erhoben  werden ,  über  den  innerhalb  der  nächsten  8  Tage  von 
der  Wahlkommission  entschieden  wird.  Gegen  diese  Entscheidung  kann 
wiederum  in  10  Tagen  Berufung  beim  ordentlichen  Gericht  1.  Instanz  ein- 
gelegt werden.  Anfang  Februar  erfolgt  die  Wahl  innerhalb  10  Tagen.  Die 
Wahl  ist  geheim  und  schriftlich.  Am  15.  Februar  wird  das  Wahlresultat 
dem  am  Ort  befindlichen  Piovinzialrat  bzw.  Bezirks-  oder  Kreisrat  mit- 
geteilt und  nach  ihrer  Bestätigung  von  der  Regierung  bekanntgegeben. 

Die  Stadtverordnetenversammlung  soll  zweimal  in  der  Woche  zu- 
sammentreten. Sie  beschließt  per  majora  capitum.  Quorum  l  +  '/a«  wenn 
auf  zweimalige  Ladung  Quorum  nicht  erreicht  wird,  ist  die  Beschlußfähig- 
keit an  keine  bestimmte  Zahl  gebunden. 

Die  Stadtverwaltung  ist  zustandig: 

1.  für  die  Verkehrspolizei;  Genehmigung  von  Neu-  und  Umbauten; 
Anlagen  und  Erhaltung  von  Verkehrswegen  und  Verkehrs- 
mitteln; für  die  Beleuchtung  und  Verschönerung; 


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Loytved:  Verwaltung«  -  Organisation  der  Türkei. 


39 


2.  fur  die  Verwaltung  der  Wasserangelegenheiten  (zugleich  mit 
dein  Ministerium  der  frommen  Stiftungen),  des  Gesundheits- 
wesens; für  die  Krankenpflege  und  Ausübung  der  Lebensmittel- 
polizei  (ungleich  mit  der  Medizinschule),  Kanalisation  und  An- 
lage von  Schlachthäusern; 

3.  fur  die  Beaufsichtigung  der  Markte,  Zünfte,  Lustbarkeiten  und 
Schenken  (zugleich  mit  der  Polizeibehörde)  und  das  Gewichts- 
wesen; 

4.  für  die  Verwaltung  der  ihm  vom  Staat  überlassenen  und  über- 
tragenen Abgaben,  die  in  den  einzelnen  Stadtgemeinden  ver- 
schieden sind. 

Literatur:  Gesetz  vom  29.  Schawwal  1297  (D  I  625,  Art.  112); 
Gesetz  vom  27.  Ramasan  1294  (D  IV  570). 

Kapitel  IE. 

Konstantinopel. 
A.   Stadtprä fektur  (schehir  emaneti). 

Die  Organisation  der  Provinz  Konstantinopel  weicht  von  der  der  an- 
deren Provinzen  ab:  es  fehlen  die  Regierungsbezirke  (liica)  und  in  der 
Stadt  Konstantinopel  die  kommunalen  Stadtverwaltungsbehorden.  Die  Pro- 
vinz Konstantinopel  zerfällt  in  Konstantinopel-Stadt  und  in  Konstauti- 
nopel-Land. 

Konstantinopel -S  tad  t  ist  in  10  Kreise  (rlaire)  mit  je  einem  Stadt- 
kreisdirektor (müdir)  eingeteilt:  1.  Direkler  arassinda,  2.  Fatih  dschevva- 
rinda.  3.  Dschirrah  pascha  dschewarinda  (alle  drei  in  Stambul),  4.  Be- 
schiktasch,  5.  Jenikoj,  6.  Pern,  7.  Büjükdere,  8.  Kanlidscha,  9.  Skutari, 
10.  Kadiköj. 

Konstantinopel -Land  zerfällt  in  5  Provinzialk reise  (kasa)  mit  je 
einem  Landrat  (kaimakam)  au  der  Spitze:  1.  die  Prin/.eninseln  (Regierungs- 
sitz in  Prinkipo),  2.  Kartal,  3.  Bejkos,  4.  Kütschük  tschekmedsche,  5.  Sehile. 

An  der  Spitze  der  Provinz  Konstantinopel  steht  der  svhehir  ernini, 
Stadtpräfekt  von  Konstantiuopel .  der  die  Funktionen  eines  Wali  mit  denen 
eines  Bürgermeisters,  mit  Ausnahme  der  dein  Polizeiminister  (sabtije  nasiri) 
für  Konstantinopel  -  St ad  t  übertragenen  Sicherheitspoli/.eiangelegenheiten, 
ausübt. 

Dem  Stadtpräfekten  steht  ein  Beirat  (mtdschlLss-i-emanet)  zur  Seite, 
dessen  Mitglieder  durch  kaiserliches  Irade  ernannt  sind. 

Literatur:  Gesetz  vom  18.  Dschemasi  al  aehyr  1280;  Gesetz  vom 
23.  Ejlul  1293  (D  IV  552). 

Anmerkung.  Konstantinopel  -  Stadt  zerfällt  auch  in  mehrere  Stadt- 
viertel (nuthale).  Diese  haben  aber  nur  Gemeindevorsteher  (muchtar)  und 
kein  Ältestenkollegium  (ichtiar  medschlusi). 


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40 


Loytvkd:  Verwaltung« -Organisation  der  Türkei. 


B.    Po  Ii  zei  mi  n  is  t  eri  u  m  (Sabtije  nesareti). 

Ffir  die  Ausübung  der  Kriminal-,  Sicherheits-  und  Ordnungspolizei 
(Ausstellung  von  Pässen.  Waffenscheinen,  Ausübung  der  Theaterrensur)  in 
Konstanlino|iel -S tad t  ist  das  Polizeiministerium  (sabtije  nesareti)  zuständig, 
mit  dem  Poli/.eiminister  (sabtije  nasiri)  an  der  Spitze,  dem  gleichzeitig  die 
Bearbeitung  der  Personalien  sämtlicher  Polizeibeamten  in  der  Türkei  zusteht. 

Die  Abgrenzung  der  polizeiliehen  Verwaltungsbezirke  der  Stadt  Kon- 
stantinopel geht  von  den  drei  großen  Stadtteilen  Stambul,  Pera  und  Sku- 
tari  aus,  in  denen  je  ein  Polizeidirektorium  (miidirijet  bzw.  mütessariflik)  be- 
steht, mit  den  dazu  erforderlichen  Polizeistationen  {merkes ')  und  Wachen 
(karakol*). 

Literatur:  Gesetz  vom  21.  Silhiddsche  1286  (D  I  088,  zum  großen 
Teil  veraltet). 

Anmerkung.  Die  Polizeistation  (merke.*)  von  Besehiktasrh  ist  wegen 
der  Überwachung  des  in  der  Nähe  befindliehen  kaiserlichen  Palais  beson- 
ders wichtig;  der  Vorsteher  derselben  bekleidet  den  Rang  eines  Marschalls 
(müschir*). 

Dritte  Abteilung. 

Organe  der  Verwaltungsgerichtsbarkeit 

Für  das  Verwaltungsstreitverfahren  (da' tea -i- idare*):  in  Disziplinar- 
sachen, Prozessen  zwischen  Fiskus  und  Privaten,  Beschwerdon  gogen 
Beamte,  Kompetenzkonllikten,  sind  die  Verwaltungsgerichte  zuständig,  die 
sich  in  folgender  Weise  zusammensetzen: 

In  den  Provinzen  üben  die  Verwaltungsgerichtsbarkeit  der  Kreis- 
ausschuß  (kaxa  idare  rnrdschfissi ) ,  der  Regierungshezirksausschuß  (Uvea 
idare  medschlissi),  der  Provinzialrat  (methschliss- i- idare- i-tcilajet)  aus. 

In  Konstantinopel  dienen  als  Verwaltungsgerichte  die  drei  unter  der 
Leitung  des  Staatsrats  (schura-i-drwht)  und  der  gleichzeitigen  Aufsicht  des 
Justizministers  stehenden  Verwaltungsgerichtsabteilungen  des  Staatsrats: 
1.  heday-t  mahkewessi'*  —  Gericht  I.  Instanz,  mit  1  Präsidenten  und  4  Bei- 
sitzern, 2.  istinaf  maJtkemessi6  —  Berufungsgericht,  mit  1  Präsidenten  und 
0  Beisitzern,  3.  mahkeme- i-temjis1  ~  Revisionsgericht,  mit  1  Präsidenten 
und  8  Beisitzern. 

Für  Kompetenzkonflikte  (ichtilaf*)  tritt  unter  dem  Vorsitz  des  Präsi- 
denten des  Staatsrats  ein  Gerichtshof  zusammen,  der  aus  drei  Mitgliedern 
des  Staatsrats  und  drei  Mitgliedern  des  Kassationshofes  der  ordentlichen 
Gerichte  besteht. 


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Loytvkd:  Verwaltung«- Organisation  der  Türkei.  41 

Die  Zuständigkeit  der  Gerichte  richtet  sich  nach  der  Art  des  Ver- 
brechens und  dem  Rang  des  Beamten.  Die  Berufung  erfolgt  bei  dem  nächst 
höheren  Gericht,  und  zwar  gegen  Urteile  des  Provinzialrats  hei  den  Ge- 
richten des  Staatsrats.  Die  Revision  ist  bei  dem  Revisionsgericht  des  Staats- 
rats einzulegen. 

Literatur:  Gesetz  vom  29.  Schawwal  1287  (DI  (>44,  Art.  90  ff.); 
Gesetz  vom  3.  Rebi  ül  ewwel  1288  (D  1  t>04);  Gesetz  vom  31.  Kanun  -  i  -  ssani 
1299  (L.  1  122.  127—129);  Gesetz  vom  5.  Kanun-i-ssani  1312  (L.  D  II  93). 

Nachtrag. 
Die  Einnahmen  der  Türkei. 

Die  Einnahmen  des  türkischen  Staates  sind  zum  Teil  noch  auf  die 
im  Koran  und  von  den  ersten  Kalifen  verordneten  Steuern  zurückzuführen. 
Die  älteste  Steuer  ist  die  Armensteuer  (sedakat1)  (Sure  2,  40),  die  vom  Acker- 
land, Geld  und  von  den  Herden  erhoben  wurde,  und  zwar,  wie  die  Kom- 
mentatoren ausfuhren,  von  den  Kamelen,  Rindern,  Schafen  und  Ziegen. 
Bei  der  Festsetzung  der  Armensteuer  vom  Ackerland  war  die  Fruchtbarkeit 
des  Bodens  entscheidend.  In  wasserreichen  Gegenden  betrug  sie  den  zehnten 
Teil  (ü.vcÄr1),  in  weniger  fruchtbaren  hingegen  den  halben  Zehnten  der  Boden- 
erträg nisse. 

Diese  Armensteuer  hat  sich  bis  in  die  Neuzeit  in  der  Form  des 
Zehnten  {wtchür)  der  Hammelsteuer  (agnam*)  und  der  vor  der  Einführung 
der  allgemeinen  Viehsteuer  bestehenden  Kamels-  und  Büffelsteuer  erhalten. 

Neben  der  Armensteuer  schrieb  Mohammed  (Sure  9,  29)  die  Erhellung 
einer  Kopfsteuer  (dschmje*)  von  den  besiegten  Christen  und  Juden  vor  als 
■Entgelt  für  die  Befreiung  vom  Tode-,  dem  sie  eigentlich  verfallen  waren. 
Gleichzeitig  wurden  die  unterworfenen  Andersgläubigen ,  die  im  Besitze 
ihres  Grund  und  Bodens  belassen  wurden,  einer  Grundsteuer  (cfiaradsch*) 
unterworfen.  Seit  dem  Hath- i - humajim  von  18">(>  (Art.  XVII),  durch  den 
die  Gleichheit  der  Muselmanen  und  Nichtmuselmanen  verkündet  wurde,  sind 
diese  Steuern  abgeschafft  worden.  An  deren  Stelle  ist  die  Steuer  für  die 
Befreiung  der  Nichtmuselmanen  vom  Militärdienst  (bedel-i-askenje*)  und  die 
allgemeine  Grund-  und  Gebäudesteuer  (icergi')  getreten. 

Außer  diesen  Steuern  besaß  der  türkische  Staat  in  früheren  Zeiten 
weitere  Einnahmequellen,  wie  z.  B.  die  Kriegsbeute,  von  der  dem  Fiskus 
[btjt-ul  mal*)  '/5  zukam,  jedoch  haben  diese  bei  der  Betrachtung  der  gegen- 
wärtigen Einnahmequellen  des  türkischen  Staates  ein  geringes  Interesse. 

Die  gegenwärtigen  Einnahmen  der  Türkei  zerfallen  wie  die  jedes 
Staates  in  staatswirtschaftliche  und  privatwirtschaftliche. 

•  JIM  ca, 


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42  Loytvkd:  Verwaltungs  -  Organisation  der  Türkei. 

Zu  den  erstercn,  die  vom  Staat  kraft  seiner  Hoheit  zwangsweise  aus 
dein  Einkommen  der  ihm  unterstehenden  Staaten  und  Personen  erhohen 
weiden,  gehören  1.  die  Trihute,  2.  die  direkten  Steuern,  3.  die  indirekten 
Steuern,  4.  die  Gebühren,  5.  die  Yermögensstrafen  und  die  Kinnahmen  aus 
dein  Anfallsrecht. 

Unter  die  privatwirtschaftlicheu  Einnahmen  fallen,  nach  Wagner,  die- 
jenigen Einnahmen,  die  der  Staat  als  -Einzelwirtschaft  in  Unternehmungen 
ganz  nach  den  gewöhnlichen  Grundsätzen  des  privatwirtschaftlichen  Systems 
in  der  freien  Verkehrskonkurrenz  erwirbt«. 


A.  Die  gegenwärtigen  staatswirtschaftlichen  Einnahmen  der 

Türkei  sind: 

I.  Tribute. 

1.  Tribut  von  Cypern.  Der  Uberschuß  der  Einnahmen  der  Insel 
wird  nach  Abzug  der  Verwaltungsausgaben  von  England  an  die 
Türkei  {iberwiesen,  die  denselben  der  Dette  publique  zur  Ver- 
fügung stellt. 

2.  Tribut  von  Ostrumelien,  der  der  Dette  publique  zufließt 

3.  Tribut  von  Samos. 

4.  Tribut  vom  Berge  Athos. 

5.  Tribut  von  Bulgarien  ist  der  Dette  publique  überwiesen,  wird 
aber  tatsächlich  nicht  bezahlt,  ebensowenig  wie  Bulgarien,  Ser- 
bien, Montenegro  und  Griechenland  den  auf  sie  entfallenden 
Anteil  an  der  öffentlichen  türkischen  Schuld  an  die  Dette  publique 
entrichten. 

II.  Die  direkten  Steuern. 

1.  Der  Zehnt  (üschür), 

2.  die  Grund-  und  Gebäudesteuer  (wergi), 

3.  die  Hammelsteuer  (agnam), 

4.  die  Viehsteuer  (haiuxmal-i-ehlije-rexmi1), 

5.  die  Steuer  der  Nichtmuselmancn  für  die  Befreiung  vom  Militär- 
dienst (hedel  - 1  -  askerije), 

6.  die  Gewerbesteuer  (temetiü a), 

7.  die  Einkommensteuer  (teergi-i-chussussi*), 

8.  die  Wegesteuer  (jot  parassi*). 

1.  Der  Zehnt  (üschür)  (L.  1.295).  wird  von  den  Bodenerzeugnissen 
sämtlicher  Ländereien,  Privat-  und  Gemeindewälder,  erhoben.  Bis  zum 
Jahre  1313  betrug  er  10  Prozent  von  dem  Wert  der  Erträgninisse,  seitdem 


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Loytvkd:  Vcrwaltiings-Oganisation  der  Türkei.  43 

ist  er  um  l/,  Prozent  erhöht  worden.  Im  Jahre  1300  erhielt  er  einen  Zu- 
schlag von  1 Prozent,  der  zu  für  die  Unterstützung  des  öffentlichen  Unter- 
richts (hixse-i-meari/1).  zu  */,  als  Zuschuß  (hix*e-i-menafi*)  für  die  landwirt- 
schaftliche Kreditbank  (xyraat  bankassi*)  dienen  soll.  Kerner  wurden  dem  Zehnt 
im  Jahre  1316  weitere  6  Prozent  desselben  zum  Zwecke  der  Beschaffung 
militärischer  Ausrüstungsgegenstände  (tedxchixal - i - askrrije)  zugeschlagen,  so 
daß  der  sogenannte  Zehnt  mit  Zuschlägen: 

10,5  Prozent  Zehnt, 

0,5       *       hisse -i-mearif  zum  Zwecke  des  öffentlichen  Unter- 
richts, 

1,0      »       hisse- i-menaß  für  die  landwirtschaftliche  Bank, 
0,6       »       bedet-i-iedschisat-i-askerija   fur    die  militärischen 
Ausrüstungen, 

zusammen  12.6  Prozent  beträgt. 

An  Stelle  des  Zehnten  wird  von  Grundstücken,  die  infolge  bestimmter 
Anlagen,  wie  z.  B.  Tennen,  Mühlen  und  llürdenanlagen ,  nicht  bebaut  oder 
deren  jährliche  Erträgnisse  wegen  der  Art  der  Bodenerzeugnisse ,  wie  z.  B. 
bei  Weiden  (otlak*).  Sommer-  {jaifak*)  und  Winterweiden  (kyschlak*)  schwer 
eingeschätzt  werden  können,  eine  demselben  entsprechende  jährliche  Ab- 
gabe (idschare-i-semin,  russumat-i-  otlakije ,  jaüakije ,  kyxchlakije7) .  die  festge- 
setzt ist  (mvka/ea*),  erhoben. 

Von  Bergwerken  (Minen  und  Steinbrüchen)  wird  ebenfalls  anstatt  des 
Zehnten  eine  Ertragssteuer  erhoben,  die  nach  der  Art  der  Bergwerke 
verschieden  ist.  Sie  wird  russum-i-nisbije*  genannt,  d.  h.  verhältnis- 
mäßige Steuer. 

Der  Zehnt  kann  mit  Ausnahme  einiger  Fruchtarten  in  natura  ent- 
richtet werden. 

Er  wird  in  der  Regel  durch  öffentliche  Versteigerung  nach  einzelnen 
Dorfgemarkungen  (karije)  von  der  Kreisregierung,  dann  nach  einzelnen 
Kreisen  (kasa)  von  der  Bezirks-  (litca)  und  Provinzialregierung  (icilajef) 
auf  1  Jahr,  bei  Oliven  auf  2  Jahre,  an  den  meistbietenden  Ottomanen  ver- 
pachtet. Wenn  sich  kein  geeigneter  Pächter  findet,  wird  der  Zehnt  un- 
mittelbar von  der  Regierung  erhoben. 

Die  Einkünfte  aus  dem  Zehnten  Hießen  im  allgemeinen  dem  Finanz- 
ministerium zu.  I)a.s  Ministerium  für  Landwirtschaft,  Minen  und  Forsten 
bezieht  den  Zehnten  von  den  Walderträgnissen ,  sowie  die  Bergwerksertrags- 
steuer, ferner  zieht  das  Ministerium  der  frommen  Stiftungen  den  ihm  ge- 
stifteten Zehnten  ein.  Der  Verwaltung  der  öffentlichen  Schulden  sind  die 
Zehnten  von  den  Seideerträgnissen  und  100000  Lt«|.  von  dem  Tabakzehnten 
verpfändet. 


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•14  Loytved:  Verwaltungs- Organisation  der  Türkei. 

2.  Die  Grund-  und  Gebäudesteuer  (tcergi)  (D  IV  810,  L.I  183 
L.  I)  II.  2*>9)  wird  von  allen  Landgattungen  erhoben.    Sie  beträgt: 

a)  4  pro  10CM)  vom  Wert  der   Liegenschaft  ohne  Gebäude  (Grund- 

stücke, Wiesen,  Wälder,  Fischteiche  u.a.):  Grund- 
steuer; 

b)  5  pro  1000  vom  Wert  des  Gebäudes,   das  zur  Wohnung  des 

Eigentümers  bestimmt  ist; 

c)  8  pro  1000  wenn   im  Kall  b  das  Gebäude  einen   höheren  Wert 

als  20000  Piaster  hat:  Gebäudesteuer  (mussakefai 
tcprgisjti  l) ; 

d)  10  pro  1000  von   allen   vermieteten  Gebäuden:  Gebäudeuiiets- 

steuer  (akkar  teergissi*). 

Zu  dieser  Steuer  tritt,  wenn  das  Grundstück  nicht  dem  Zehnt  unter- 
worfen ist,  ein  Zuschlag  von  i)  Prozent  derselben  zum  Zweck  des  öffent- 
lichen Unterrichts  (fiis.se- i-mearif)  und  G  Prozent  derselben  zum  Zweck  der 
Hesel laflung  militärischer  Ausrüstungen  ( W/7- i-tedschi.sat-i-askcrije). 

Die  Abschätzung  und  Veranlagung  soll  alle  ö  Jahre  von  4  Sachver- 
ständigen erfolgen,  die  von  den  zuständigen  Verwaltungsräten  der  Gau- 
gemeinden  (nnhije)  und  von  den  Regierungsbehörden  gewählt  werden.  Behufs 
Kiu/.iehung  der  Grund-  und  Gebäudesteuer  soll,  wie  bei  der  Gewerbesteuer 
und  der  Steuer  für  die  Befreiung  vom  Militärdienst,  nach  dem  Steuer- 
einziehungsgesetz  vom  8.  Silhiddsehe  1319  in  jedem  Jahr  vor  dem  Monat 
März  eine  allgemeine  Liste  (dschedinl)  mit  den  Namen  der  Steuerptlichtigen 
und  der  auf  sie  entfallenden  Steuern  an  einem  geeigneten  Ort  veröffentlicht 
und  der  Liste  entsprechende  Steuerzettel  (tesktre)  durch  die  Steuereintreiber 
an  die  einzelnen  verteilt  werden,  die  nach  Entrichtung  der  Steuer  eine 
Quittung  {ntakhm  Um  uchabfri)  erhalten.  Steuereintreiber  (tahssildar)  unter 
der  Leitung  eines  Hauptsteuereintreibers  (s<r  tahssiidar*)  und  unter  der 
Aufsicht  eines  im  Kreis  (kasa)  befindlichen  Inspektors  (fnü/ettisch)  sollen  in 
den  einzelnen  Dörfern  und  Städten  des  Kreises  die  Steuer  einziehen. 
Außerdem  soll  die  Einziehung  von  einer  Kommission  bewacht  werden,  die 
sich  an  jedem  Hauptsitz  der  Kreis-,  Bezirks-  und  Provinzregierung  befindet 
und  aus  den  Regierungssteuerbeamten  (deßerdar,  muhassebedschi ,  mal  vtüdiri) 
sowie  einem  Mitglied  der  Verwaltungsräte  und  der  zugehörigen  Muni- 
zipalitäten besteht. 

Die  Steuereintreiber  liefern  das  Geld  au  die  ihnen  vorgesetzten  Re- 
gierungssteuerbeamten ab. 

Die  Grund-  und  Gebaudesteuer  fließt  dem  Finanzministerium  zu,  so- 
weit sie  nicht  dem  Ministerium  der  frommen  Stiftungen  überlassen  ist;  ferner 
erhält  die  Munizipalität  von  Konstantinopel  die  Hälfte  des  innerhalb  des 
dortigen  Stadtbezirkes  eingezogenen  Steuerertrages. 

3.  Die  Hammelsteuer  (aguam  teergissi)  (D  IV  804,  L.  D  II  236) 
betrifft  Hammel,  Schafe  und  Ziegen,  von  denen  jährlich  auf  Grund  einer 


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Loytvkd:  Verwaltungs- Organisation  der  Türkei.  45 

von  dem  Gemeindevorsteher  im  März  jedes  Jahres  aufzustellenden  Liste 
eine  Steuer  von  2 —  5  Piaster  pro  .Stuck,  je  nach  den  Ortspreisen,  er- 
hohen werden. 

4.  Die  im  Jahre  1903  eingeführte  Haustiersteuer  (haheanat-i-chiije 
n*mt}  unterwirft  Pferde,  Maultiere,  Kamlee,  Büffel,  Ochsen,  Ki'ihe  und 
Schweine  einer  Jahressteuer  von  10  Piaster  pro  Stuck  und  die  Esel  einer 
Steuer  von  3  Piaster. 

Ausgenommen  von  der  Viehsteuer  sind  alle  Tiere  unter  2  Jahren ,  fei  ner 
das  Paar  Arbeitstiere,  das  allein  im  Eigentum  des  Bauern  steht. 

5.  Die  Steuer  der  Nichtmusel  manen  ffir  die  Befreiung  vom 
Militärdienst  (bedrl - i '- askerije)  (L.  D.  II  347)  wird  von  den  nichtmusel- 
manischen  Gemeinden  entrichtet,  und  zwar  in  der  Art,  daß  135  Manner 
fur  5000  Piaster  aufkommen. 

Männliche  Personen  unter  15  und  üher  7b  Jahre,  ferner  Geistliche, 
Anne,  Arbeitsunfähige  und  die  Einwohner  von  Konstantinopel  sind  von 
dieser  Steuer  befreit. 

Hierher  ist  auch  die  von  den  wehrpflichtigen  Muselmanen,  die  sieh 
nach  einem  dreimonatigen  Dienst  von  dem  Rest  der  Dienstzeit  für  50  Lt-, 
loskaufen  können,  zu  entrichtende  Abgabe  (bedel-i-nakli1)  zu  zählen. 

Die  erstere  Steuer  Hießt,  wie  die  beiden  vorhergehenden  zu  3  und  4, 
dem  Finanzministerium,  die  letztere  Abgabe  dem  Kriegsministerium  zu. 

6.  Die  Gewerbesteuer  {temettil)  (D  IV  863,  L.  1  183)  betrügt 
5  Prozent  von  den  Einnahmen  der  Handwerker,  der  Handel-  und  Gewerbe- 
treibenden und  soll  durch  2  von  den  zuständigen  Verwaltungsräten  und 
2  von  der  Ortsbehorde  gewählte  Sachverständigen  veranlagt  werden.  Die 
Einwohner  von  Konstantinopel  sind  von  dieser  Gewerbesteuer  befreit.  An 
deren  Stelle  besteht  in  Konstantinopel  eine  Zunftsteuer  (essnaf  icrryLwi), 
der  die  kleineren  Handwerker  und  Gewerbetreibenden ,  für  die  Zunftzwang 
besteht,  unterworfen  sind. 

Die  Gewerbesteuer  bezieht  das  Finanzministerium,  die  Zunftsteuer 
die  Munizipalität  von  Konstantinopel. 

7.  Die  Einkommensteuer  (wrrffi-i-cfiu#su.<txi),  Gesetz  vom  7.  August 
1319,  wird  von  allen  männlichen  Bewohnern  der  Türkei,  die  das  18.  Lebens- 
jahr vollendet  haben,  erhoben.  Die  Steuerptliehtigen  werden  unter  Zu- 
grundelegung ihres  Einkommens  von  2  Tagen  in  8  Steuerklassen  mit  fol- 
genden Steuersätzen  eingeteilt: 

1.  Klasse  umfaßt  50  Prozent  der  Steuerptliehtigen,  die  5  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahlen, 
IL  Klasse  umfaßt  20  Prozent  der  Steuerpllichtigen,  die  10  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahlen, 
HL  Klasse  umfaßt  12  Prozent  der  Steuerpllichtigen,  die  20  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahlen, 


46  Loytved:  Verwaltung» -Organisation  der  Türkei. 

IV.  Klasse  umfaßt  8  Prozent  der  Steuerpflichtigen,  die  40  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahlen, 

V.  Klas.se  umfaßt  5  Prozent  der  Steuerpflichtigen,  die  60  Piaster 

pni  Kopf  jährlich  zahlen, 

VI.  Klasse  umfaßt  2  Prozent  der  Steuerpfliclitigen,  die  80  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahleu, 

VII.  Klasse  umfaßt  2  Prozent  der  Steuerpflichtigen,  die  100  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahlen, 

VIII.  Klasse  umfaßt  1  Prozent  der  Steuerpflichtigen. 

Die  Steuerpflichtigen  der  VIII.  Klasse  werden  wieder  in  7  Klassen  mit 
folgenden  Sätzen  eingeteilt: 

I.  Klasse  umfaßt  30  Prozent  der  Steuerpflichtigen,  die  150  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahlen, 

II.  Klasse  umfaßt  20  Prozent  der  Steuerpflichtigen,  die  200  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahlen. 
HI.  Klasse  umfaßt  20  Prozent  der  Steuerpflichtigen,  die  300  Piaster 
pro  Kopf  jährlich  zahlen, 

IV.  Klasse  umfaßt  15  Prozent  der  Steuerpflichtigen,  die  400  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahlen, 

V.  Klasse  umfaßt  10  Prozent  der  Steuerpflichtigen ,  die  500  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahlen, 

VI.  Klasse  umfaßt  3  Prozent  der  Steuerpflichtigen,  die  750  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahlen, 

VII.  Klasse  umfaßt  2  Prozent  der  Steuerpflichtigen,  die  1000  Piaster 

pro  Kopf  jährlich  zahlen. 

Die  gesamte  Landbevölkerung  wird  in  die  I.  Klasse  mit  dem  Steuer- 
satz von  5  Piaster  einbezogen. 

Ausgenommen  von  der  Einkommensteuer  sind  Kranke,  Arbeitsunfähige, 
Arme,  die  Siebzigjährigen  der  I.  und  II.  Klasse,  Offiziere  unter  dem  Majors- 
grad und  Soldaten  unter  der  Fahne. 

Zum  Zwecke  der  Veranlagung  dieser  Steuer  haben  die  Beamten  der 
Personenstandsregister  an  die  Finanzbehörden  eine  Liste  derjenigen  männ- 
lichen Einwohner  einzureichen,  die  das  IN.  Lebensjahr  vollendet  haben. 

In  jedem  Kreis-,  Bezirks-  und  Provinzialregierungsort  soll  sich  eine 
Kommission  aus  Mitgliedern  der  Verwaltungsräte  unter  Vorsitz  der  ent- 
sprechenden Regieruugssteuerheamten ,  und  in  Konstantinopel  aus  Beamten, 
die  vom  Finanzministerium  zu  ernennen  sind,  zusammensetzen  und  die 
Klasseneinteilung  der  Steuerpflichtigen  vornehmen. 

Die  Steuerpflichtigen  sollen  bis  zum  20.  Januar  von  der  Steuerklasse, 
in  die  sie  für  5  Jahre  gesetzt  worden  sind,  benachrichtigt  weiden.  Gegen 
diese  Entscheidung  steht  den  Steuerpflichtigen  das  Recht  der  Beschweide 
innerhalb  10  Tagen  bei  den  zuständigen  Verwaltungsräten ,  in  Konstantinopel 
bei  dem  Finanzministerium,  zu.  Nach  der  Verteilung  der  Steuerzettel  wird 
die  Einkommensteuer  am  1.  März  jedes  Jahres  erhoben  und  bei  den  Beamten 
von  dem  Aprilgehalt  zurückbehalten. 


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Loytvbd:  Verwaltung«- Organisation  der  Türkei.  47 

8.  Die  Wegeabgabe  (jol  paraxsi)  (D  II  302  und  310  L.  I  429) 
ist  nicht  eine  Steuer  wie  die  anderen.  Sie  tritt  ersatzweise  ein  fur  den 
Hand-  und  Spanndienst,  zu  dem  .sämtliche  männliche  Ottomanen,  die  das 
18.  Lebensjahr  vollendet  und  das  60.  Jahr  noch  nicht  erreicht  haben ,  fur 
die  Herstellung  von  Landwegen  während  20  Tagen  in  5  Jahren  verpflichtet 
sind.  Durch  eine  jährliche  Abgabe  von  10  — 15  Piaster,  je  nach  den 
Arbeitslöhnen  der  einzelnen  Orte,  können  sie  sich  von  diesem  Dienst  befreien. 

In  Konstantinopel  wird  an  Stelle  dieser  Wegeabgabe  eine  Munizi- 
palitätssteuer (qaldyrum  resmi1),  -  Pflasterabgabe.,  erhoben. 

Ausgenommen  sind  die  Geistlichen,  Lehrer,  Kranken,  die  unter  den 
Waffen  befindlichen  Soldaten  und  Gendarme,  Beamten,  Schüler  und  Palais- 
beamten. 

Die  Wegeabgabe  fließt  dem  Handelsministerium  und  dem  der  öffent- 
lichen Arbeiten  zu. 

Anmerkung.  Die  Ausländer  sind  nur  den  Grundabgabeu  unter- 
worfen. 

III.  Die  indirekten  Steuern: 

1.  der  Zoll  (resm  -  i- kömrük*), 

2.  die  Spirituosensteuer  {müskirat  resm -i- mirissi s), 

3.  die  Tumbekisteuer  (tömbeki  beijeosi), 

4.  die  Fischereisteuer  (balyk  resm-i-mirissi*). 

1.  Der  Zoll  (resm-i-kömriik)  wird  in  der  Türkei  bei  der  Ein-,  Aus- 
»nd  Durchfuhr  erhoben. 

Der  Einfuhrzoll  beträgt  fur  fast  alle  Waren  8  Prozent  vom  Marktpreis 
der  Waren  am  Ankunftsort;  der  Aus-  und  Durchfuhrzoll  1  Prozent  vom 
Schätzungswert  derselben.  Die  inländischen  Waren,  die  auf  dem  Seeweg 
von  einer  Provinz  in  die  andere  geleitet  werden,  sind  einem  Binnenzoll  von 
2  Prozent  ihres  Schätzungswertes  unterworfen. 

Die  Zolleinnahmen  werden  von  der  Generalzollverwaltung  (rüsstunat 
emaivti)  verwaltet.  Die  Erträgnisse  aus  dem  Binnenzoll  sollen  für  die  Be- 
schaffung militärischer  Ausrüstungen  verwendet  weiden.  Ferner  fließen 
T)0000  Ltq.  von  den  Zolleinnahmen ,  die  bei  der  Einfuhr  von  Tumbeki 
(3  Prozent  pro  Kilo)  erhoben  werden,  der  Dette  publique  zu. 

2.  Die  Spirituosensteuer  (müskirat  resm-i-mtrissi)  (D.S.II  52. 
L.  I  180)  zerfällt: 

a)  in  eine  Materialsteuer  (resm-i-miri)  auf  Wein,  Bier  und  Brannt- 
wein (Suma,  Rum  und  Kognak), 

b)  in  eine  Verbrauchssteuer  (resm-i-miri)  auf  eingeführten  und  in- 
ländischen Alkohol, 

c)  in  eine  Schanksteuer  (beije*)  von  Schank wirtschaften,  die  spiri- 
tuosenhaltige  Getränke  verkaufen. 


48 


Loytved:  Verwaltungs- Organisation  der  Türkei. 


Die  Materialsteuer  (Maischbottichsteuer)  beträft  15  Prozent  von  dem 
zur  Fabrikation  des  Weines,  Bieres  und  Branntweines  verwendeten  Stoffe. 

Die  Veranlagung  dieser  Steuer  erfolgt  durch  die  Verwaltungsräte. 

Die  Verbrauchssteuer  betragt  48  Para  pro  Okka  eingeführten  oder  im 
Inland  fabrizierten  Alkohols. 

Die  Schanksteuer  wird  nach  der  jährlichen  Miete  der  Schank Wirt- 
schaft bzw.,  wenn  die  Wirtschaft  Eigentum  des  Wirtes  ist,  nach  einem  von 
4  Notabein  des  betreffenden  Viertels  (mahale)  berechneten  Mietspreise  er- 
hoben, und  zwar  in  Hohe  von  25  Prozent  der  Miete. 

Hotels,  die  keinen  Ausschank  (Gastwirtschaft)  gleichzeitig  haben,  so- 
wie Verkaufsläden,  die  ohne  auszuschenken  nur  ins  Haus  Spirituosen  lie- 
fern, sind  der  Schanksteuer  nicht  unterworfen. 

3.  Die  Verbrauchssteuer  (tömbeki  beijfssi)  auf  Tumbeki  (Tabak 
für  Wasserpfeifen).  Auf  allen  eingeführten  ausländischen  Tumbeki  ruht 
eine  Verbrauchssteuer.  Dieselbe  wird  nach  der  Größe  der  Verkaufsläden 
bemessen.  Dementsprechend  werden  150,  100  oder  50  Para  pro  Kilo  (bzw. 
37 '/a,  25  oder  12'/s  von  den  Läden,  die  bereits  Tabak  verkaufen  dürfen) 
erhoben. 

4.  Die  Fischereisteuer  (balyk  rrsm-i-mirissi)  (D.S.  III  113)  wird 
in  Konstantinopel  und  Vororten  in  der  Weise  eingezogen,  daß  die  Fische 
in  den  Fischhallen  der  Verwaltung  der  öffentlichen  Schulden  öffentlich  ver- 
steinert werden  und  von  dem  Erlös  20  Prozent  erhoben  werden.  Außer- 
halb Konstantinopels  wird  die  Fischereisteuer  versteigert  oder  unmittelbar 
eingezogen.  Sie  beträgt  in  der  Provinz  20  Prozent  von  den  Meer-,  Fluß- 
fischen und  denen  größerer  Seen,  10  Prozent  von  den  Fischen  kleinerer 
Seen  und  von  Bachen. 

IV.  Gebühren. 

Die  Gebühren  zerfallen  in  Verwaltungsgebühren  und  in  Gebühren  der 
streitigen  und  nichtstreitigen  Rechtspflege.  Die  Erhebung  der  Gebühren 
erfolgt  teils  unmittelbar  bei  jeder  Inanspruchnahme  einer  gebührenbelaste- 
ten  Staatstätigkeit  durch  Barzahlung  oder  durch  Stempelgebühr,  teils  in 
Form  von  jährlichen  Beiträgen  zur  Kostenbestreitung  einer  Staatsanlage. 

Von  diesen  Gebühren  ist  die  Stempelsteuer  (resrn-i-tampa1)  (D.  S. 
III  103.  10«;  L.  I  22  und  «18)  hervorzuheben. 

Die  Stempelsteuer  (rrsm-i-tamya)  wird  auf  Grund  des  Reglements 
vom  20.  Marz  1894  erhoben.  Stempelpllichtig  sind  in  erster  Linie  Verträge 
zwischen  Privatpersonen  und  Gescllschaftsanträge,  Handelsgeschäfte, Wechsel. 
Aktien,  Obligationen,  Quittungen,  Protokolle  über  Grundstücksübertragun- 
gen, Urteile,  Beglaubigungen.  Ausfertigungen,  türkische  Inlands-  und  Aus- 
landspässe, Jagdscheine  u.  a.  Die  Einnahmen  aus  diesen  Stempelgebühren 
Hießen  der  Verwaltung  der  öffentlichen  Schulden  zu.  Seit  dem  .labre  181)9 
hat  die  türkische  Regierung  eine  neue  Stempelgebühr,  muhadschir  ptdu*,  zu- 


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Loytvkd:  Verwaltungs- Organisation  der  Türkei.  49 

gunsten  des  Einwanderungswesens  und  im  Jahre  1902  einen  Hedschas- 
stempel  zum  Zwecke  des  Ausbaues  der  Hedschasbahn  eingeführt  Die  Ein- 
nahmen aus  diesen  Stempelgebühren  bezieht  die  türkische  Regierung.  Aus- 
lander sind  dem  Stempelgesetz  von  1894  unterworfen,  soweit  es  sich  um 
Urkunden  handelt,  die  unter  Mitwirkung  der  türkischen  Behörden  zustande 
gekommen  sind  oder  die  zum  Gebrauche  vor  türkischen  Behörden  erforder- 
lich sind.  Den  Muliadschirstempel  haben  Ausländer  nur  bei  Schriftstücken 
betreffend  Grundstücksangelegenheiten  und  Konzessionen  zu  entrichten. 

Neben  diesen  Gebühren  bestehen  zahlreiche  andere,  z.  B.  für  Ertei- 
lung von  Jagdscheinen,  von  Erlaubnisscheinen  zum  Fischen,  für  Pässe  und 
andere  Verwaltungs-  und  Gerichtsgehühren.  Die  Einnahmen  aus  den  Jagd- 
und  Fischfangsscheingebühren  fließen  der  Dette  publique  zu.  In  Kon- 
stantinopel erhält  die  Munizipalität  die  Hälfte  der  Einnahmen  aus  den  Jagd- 
scheingebühren, die  innerhalb  Konstantinopels  eingezogen  werden. 

V.  Die  Vermögensstrafen  und  die  Einnahmen  aus  dem  Anfalls- 
recht. 

Der  Staat  verfügt  kraft  seiner  Straf  hoheit  Vermögensstrafen ,  die  von 
den  Gerichten  oder  von  den  zur  Verordnung  derselben  berechtigten  Ver- 
waltungsbehörden eingezogen  werden. 

Ferner  steht  dem  Staat  ein  Anfallsrecht  an  Mobilien  und  Immobilien 
zu,  die  infolge  fehlender  Erben  oder  Todeserklärung  ohne  berechtigte  Eigen- 
tümer bzw.  Besitzer  sind  (mahlul1). 


Außer  diesen  dem  türkischen  Staate  zustehenden  Steuern  hat  der- 
selbe den  Munizipalitäten  das  Recht  der  Erhebung  von  Abgaben  verliehen. 
Dieselben  sind  in  den  einzelnen  Stadtverwaltungen  verschieden.  Sie  haben 
im  allgemeinen  den  Charakter  von  Beiträgen  für  gewisse  Leistungen  der 
Munizipalität:  kantarije*  und  kile*  (Wiegeabgabe),  tschop  ftarassi*  (Straßen- 
reinigungsabgabe), tenvririje'-'  (Beleuchtungsabgal>e),  pul  resmi*  (Oktroi),  ebnije 
rüssvmi'  (Abgabe  für  Errichtung  von  Neubauten),  qaldyrym  resrni  (Pilaster- 
Steuer)  u.  a. 

B.  Die  privatwirtschaftlichen  Einnahmen. 

I.  Aus  den  Staatsgrundstücken. 

Der  türkische  Staat  besitzt,  abgesehen  von  einigen  Musterwirtschaften 
(nümune  tschiftliyi*)  und  Remontedepots  (Uschiflikat-i-humajun*) ,  keine  Acker- 
grundstücke in  eigener  Bewirtschaftung.   Vorübergehend  verwaltet  er  die- 

Mit»,  d.  S<m.  f.  Orient  Sprachen.    1901.  II.  Abt.  I 


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50  Lovtvbd:  Yerw&ltangs -Organisation  der  Türkei. 

jenigen  Grundstücke,  die  ihm  wegen  fehlender  Erben  oder  Todeserklärung 
oder  wegen  Verschuldung  anheimfallen. 

Der  türkische  .Staat  hat  aber  das  Obereigentum  über  viele  Lande- 
reien behalten,  deren  Bewirtschaftung  und  Nutznießung  er  Dritten  verleiht. 
Zu  diesen  Landereien  gehören  Mirije-,  Ewkaf-i-gair-i-ssahihe-,  Metruke- 
und  Mewat-Land. 

Die  Verleihung  dieser  Grundstücke  zu  Besitz  und  Nießbrauch  mit 
dem  Recht  der  Veräußerung  und  Vererbung  erfolgt  in  der  Regel  gegen 
Entrichtung  einer  der  Kaufsumme  entsprechenden  Tapuabgabe  (muadschele l) 
an  den  Fiskus,  der  durch  das  Obergrundbuchamt  vertreten  wird.  Diese 
Verleihung  (genannt  Tapu verfahren)  tritt  ein,  wenn  ein  solches  Grundstück 
zum  erstenmal  oder  später  wegen  fehlender  Erbberechtigten,  ferner  wegen 
Nichtbenutzung  oder  wegen  Unterlassung  der  gesetzlicli  vorgeschriebenen 
Bestellung  und  aus  anderen  Gründen  weiter  verliehen  wird. 

Die  Verleihung  (tornlik-i-ssahih*)  von  Staatsland  zu  Volleigentum 
(Mülkland)  kann  auch  durch  kaiserliches  Irade  gegen  Entrichtung  eines 
dem  Werte  des  Landes  entsprechenden  Kaufpreises  erfolgen. 

Anmerkung.  Neben  diesen  Staatsgrundstücken  bestehen  LSndereien 
(YVakkufland)  der  Verwaltung  der  frommen  Stiftungen,  die  dieselben  gegen 
eine  Abgabe  (idschare3,  idscharetejn*,  mukaiea)  vermieten.  Diese  Grund- 
stücke (era&i-i-mewkufe-i-ssahike)  stehen  im  Obereigentum  und  im  Besitze 
des  Ewkafministeriums. 

Eine  andere  Art  Wakkufland  sind  die  im  Obereigentum  des  Staates 
stehenden  Grundstücke  (erasi-i-mnckvfe-i-gair-i-ssahihe*),  bei  denen  auf 
Grund  kaiserlicher  Ermächtigung  entweder  die  Einnahmen  oder  die  Besitz- 
rechte oder  beides  der  Wakkufstiftung  zugewendet  sind. 

II.  Aus  den  Staatsforsten. 

Die  Staatsforsten  (orman)  werden  vom  Staat  durch  das  Forstministerium 
bewirtschaftet  und  verwertet.  Die  Verwertung  erfolgt  durch  Versteigerung 
oder  durch  besonderen  Kaufvertrag.  Der  gezahlte  Preis  wird  orman  haJcki* 
genannt. 

Anmerkung.  Das  Forstgesetz  vom  1. Kanun-i-ssani  1285  (D  11  404) 
unterscheidet: 

1.  Mirijewälder,  Staatsforsten  (orman),  deren  Obereigentum  und 
Verwaltung  dem  Staat  zusteht. 

2.  Wakkufwälder,  die  der  Ewkafstiftung  gehören  und  von  ihr  ver- 
waltet werden. 

3.  Bnltalyk,  Gemcindeforston,  deren  Obereigentum  dem  Staat  zu- 
steht, aus  denen  aber  ausschließlich  den  Bewohnern  bestimmter 


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Loytved:  V«-rwaltung8- Organisation  der  Türkei.  51 

Waldortschaften  von  alters  her  das  kostenfreie  Schlagreclit  für 
eigenen  Bedarf  zusteht. 
4.  Mulkwälder,  Privatwälder,  im  Eigentum  und  Besitz  von  Privat- 
personen. 

III.  Aus  seinen  Staatsbergwerken. 

IV.  Aus  seinen  Gewerbe-  und  Industrie- 

anlagen. 

V.  Aus  seinen  Kupita lsanlagen. 

VI.   Aus  seinen  Verkehrsanlagen. 

Zu  den  staatlichen  Verkehrsanlagen  gehören  in  erster  Linie  die  Post- 
und  Telegraphenanstalten.  Außerdem  betreibt  der  türkische  Staat  den 
SchifTalirtsdienst  der  «Machsusse«,  und  von  den  Eisenbahnlinien  soll  die  im 
Bau  befindliche  Hedschasbahn  staatlich  betrieben  werden. 

VII.  Aus  seinen  Monopolen. 

In  der  Türkei  besteht  das  Salz-,  Tabak-  und  Tumbekimonopol.  Das 
•Salzmonopol  wird  von  der  Dette  publique  ausgebeutet  und  die  Einnahmen 
ans  demsell>en  für  die  Tilgung  der  öffentlichen  Schulden  verwendet.  Die 
Ausbeutung  des  Tabakmonopols,  das  sich  abgesehen  vom  Libanon  auf  die 
übrigen  Provinzen  der  eigentlichen  Türkei,  soweit  sie  der  Banderole- 
verpllichtung  unterworfen  waren,  erstreckt,  ist  der  Aktiengesellschaft 
Societe  de  la  regie  cointercssee  des  tabues  de  l'Empire  Ottoman  überlassen. 
Die  türkische  Regierung  und  die  Dette  publique  sind  an  den  Einnahmen 
dieser  Aktiengesellschaft  beteiligt. 

Die  Regie  zahlt  zunächst  an  die  Dette  publique  einen  Pachtschilling 
von  750000  Ltq.!  8  Prozent  von  dein  eingezahlten  Kapital  stehen  dann 
der  Regie  zu  (7  Prozent,  wenn  2300000  Ltq.  Kapital  eingezahlt  sind). 
Von  den  weiteren  Einuahmen  entfallen  an 

die  Dette  publique .. .  3"),  34,  30,  20,  15  Prozent, 
den  türkischen  Fiskus  30,  39,  52,  70,  75        •  , 
die  Aktiengesellschaft  35,  27,  18,  10,  10       .  . 
und  zwar  richtet  sich  der  Prozentsatz  nach  der  Höhe  der  Einnahmen.  Der 
l.Satz  wird  bei  1  —  500000  Ltq.,  der  2.,  3.,  4.  bei  je  500000  Ltq.  mehr 
und  der  5.  bei  Einnahmen  von  mehr  als  2000000  Ltq.  angewendet. 

Das  Tumbekimonopol  ist  an  die  Tumbekigesellschaft  verliehen  worden. 
Dieselbe  hat  das  ausschließliche  Einfuhr-  und  Verkaufsrecht  von  ausländischem 
Tumbeki. 

Die  türkische  Regierung  empfängt  zunächst  3  Prozent  während  der 
ersten  9  Jahre  von  jedem  eingeführten  Kilo  (4  Prozent  in  den  folgenden 
9  Jahren,  4 Prozent  während  der  letzten  7  Jahre  der  Konzessionszeit) 
ferner  40  Para  Monopoltaxe  pro  Kilo  bzw.  50  Parn,  wenn  die  Einnahmen 
der  Taxe  40000  Ltq.  jährlich  übersteigen. 

4» 


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52 


Loytved:  Verwaltung*- Organisation  der  TQrkei. 


Anmerkung.  Die  Einnahmen  des  türkischen  Staates  fließen  dem 
Staatsfiskus,  der  uiauiLS  murtua  des  Ministeriums  der  frommen  Stiftungen 
und  der  Dette  publique  zu.  Uber  allen  steht  der  absolut  herrschende  Sul- 
tan, der  über  die  gesamten  Einnahmen  verfügt,  soweit  er  sich  nicht  durch 
das  seit  dem  Jahre  1863  eingeführte  Budget  und  vertragsrechtlich  gebun- 
den sieht. 

Der  Etat  wird  von  dem  Finanzministerium  für  ein  Etatsjahr,  das 
vom  l.März  bis  28.  Februar  läuft,  auf  Grund  der  vorher  von  ihm  und  den 
anderen  Ministerien  aufgestellten  Einnahmen  und  Ausgaben  des  laufenden 
und  kommenden  Finanzjahres  aufgestellt.  Diese  Aufstellung  wird  nach- 
einander vom  Großwesirat,  Ministerrat  und  einer  besonderen  Budget- 
kommission geprüft  und  nach  Annahme  durch  den  Ministerrat  dem  Sultan 
zur  Genehmigung  unterbreitet.  Der  durch  kaiserliches  Irade  gebilligte 
Etatsentwurf  wird  dem  Finanzministerium  zugestellt,  das  den  einzelneu 
Ministerien  den  entsprechenden  Etat  mitteilt.  Jede  außerhalb  desselben 
notwendige  Ausgabe  soll  durch  kaiserliches  Irade  bestätigt  werden. 


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53 


Zwei  Urkunden  vom  Imam  as  Safici. 

Von  Dr.  F.  Kern. 


Nachrichten  über  die  alteren  arabischen  Theologen  und  Rechtsgelehrten 
pflegen  nach  einem  bestimmten  Schema  gearbeitet  zu  sein.  Wenn  die  An- 
hänger eines  von  ihnen  ihren  Lehrer  wegen  seiner  Frömmigkeit,  Welt- 
verachtung, Freigebigkeit,  Stolz  vor  Kalifen  thronen ,  Ablehnung  des  ihm 
angebotenen  Richteramtes  usw.  preisen,  wollen  die  Schuler  der  anderen  ihre 
Meister  nicht  hinter  ihm  zurückstehen  lassen  und  erzEhlen  von  ihnen  dasselbe. 
Ein  besonders  beliebter  Zug  ist,  daß  der  Betreffende  das  Nacht-  und  das 
Morgengebet  mit  einer  Waschung  verrichtete,  d.  h.  während  der  Nacht  nicht 
schlief,  sondern  betete.  Wenn  der  Prophet  nicht  das  Auftreten  des  Ge- 
lehrten vorausverkündet  hatte,1  erschien  er  ihm  wenigstens  im  Traume, 
oder  er  zeigte  sich  einem  Späteren  und  lobte  den  verstorbenen  Gelehrten.* 
Die  Anhänger  eines  Mannes  behaupten  viel  Nachteiliges  von  einem  anderen, 
der  dafür  wieder  von  den  seinigen  ungeheuer  herausgestrichen  wird.  Auf 
diese  Weise  bildet  sich  um  jeden  ein  Kreis  von  Legenden,  und  seine  Bio- 
graphie gestaltet  sich  zu  einem  Romane,  bei  dem  die  historischen  Tatsachen 
zu  kurz  kommen. 

In  dieser  Art  sind  auch  unsere  Nachrichten  über  den  Imäm  as  Säfi'i. 
Namentlich  finden  sich  viele  Widersprüche  in  der  Datierung  seiner  Auf- 
enthalte in  den  verschiedenen  Hauptstädten. 

Als  ich  vor  einigen  Jahren  in  der  vizeköniglichen  Bibliothek  das 
kitäb  al  umm*  durchnahm,  fand  ich  mitten  unter  anderen  kleinen  Einzel- 

»  Z.  B.  Abu  Hanifa,  Mälik,  ääffi. 

2  Der  Prophet  soll  nämlich  gesagt  haben:  Wer  mich  im  Traume  sieht,  der 
hat  mich  gesehen,  denn  der  Satan  kann  meine  Gestalt  nicht  annehmen. 

*  So  ist  zu  lesen*,  nicht  amm,  vgl.  Ibn  Hagar,  tawälT  t  ta'sls  bima'äll  Ibn 
ldria  S.  78:  kitäb  al  umm  auwaluhä  t  tahärät;  Ms.  Berlin  9449  Bd.  I  fol.  197  a : 
wasannaf  bihä  (d.  h.  in  Ägypten)  kitäb  al  umm  fahija  min  kutubihi  1  gadlda,  lian- 
nahä  riwajat  ar  Rabf  ibn  Sulaimän.  MuzanT  nennt  das  Buch  in  seinem  Muhtasar 
gewöhnlich  al  ganii'.  Vielfach  heißt  es  auch  kitäb  as  Safi'T.  Es  ist  eine  Sammlung 
von  über  hundert  Einzeltraktaten  Säfi'Is  Ober  Rechtsfächer  und  Rechtsphilosophie, 
ron  seinen  Schillern  al  BuwaitT  und  ar  Rabf  al  Muräd!  veranstaltet.  Die  einzige 
bisher  bekannte  vollständige  Handschrift  ist  die  in  Medina,  die  für  die  vizekönigliche 
Bibliothek  in  Kairo  sehr  schlecht  kopiert  worden  ist,  Kat.  Kairo  Bd.  III  S.  264 
Nr.  732  (drei  Bände  mit  zusammen  etwa  2000  Blatt).  Die  zahlreichen  Verderbnisse 
and  Auslassungen  müssen  jedoch  wohl  größtenteils  bereits  dem  Original  zugeschrie- 


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54 


Kern:  Zwei  Urkunden  vom  Imam  as  Safi'T. 


ablinndlungen  aticli  zwei  Urkunden,  die  Säfi'i  im  Jnlrre  203.  nirht  lange 
vor  seinem  Tode,  ausstellte,  eine  Stiftung  zugunsten  seines  jüngsten  Sohnes, 
und  sein  Testament,  die  ieli  im  folgenden  in  Text  und  Ubersetzung  gebe.  Sie 
zeigen  uns  Säfi'i  nicht  als  Gelehrten,  sondern  als  Privatmann  und  Hausvater. 

Die  Unzuvcrlassigkeit  der  Handschrift  nimmt  leider  den  von  anderen 
Quellen  stark  abweichenden  Angaben  über  Säfi'is  Grundstück  1  in  Mekka  und 
über  seine  Familie  einen  großen  Teil  ihres  Wertes. 

Das  Testament  gibt  nur  an,  daß  er  zu  ßü  Juwao  wohnte.3  Von 
diesem  Tale  führt  der  Paß  Kada  nach  der  Oberstadt  von  Mekka,  der  Paß 
Kudan  nach  der  Unterstadt  zum  Bäh  as  Subaika.»  Si'b  Mubammad  b.  Idris 
ist  wohl  dasselbe  wie  si  b  as  Säfi'ijin.4  Nach  der  Stiftungsurkunde  schiene 
Säfi'is  Grundstück  auf  der  linken  Seite  von  Kudan*  zu  liegen,  nach  den 
anderen  Quellen  rechts. 

Von  den  beiden  Säfi'i  außer  Abu  I  Hasan  zugeschriebenen  Söhnen 
wird  hier  und  bei  Fahr  ar  Räzi  p.  31  der  älteste.  Abu  'Utmän,  erwähnt, 
Abu  'Abdallah  dagegen  nicht.'  Nach  Fahr  ar  Häzi  war  SäfTi  mit  Hamida 
hint  Näh"  b.  'Ujaina  (oder  'Anbasa)  b.  Ämr  b.  "Utmän  b.  Affän  verhei- 
ratet, von  der  Abu  "Utmän  und  die  Tochter  Fätiina  und  Zainab  stammen.' 
Nach  Abu  Nu'aitn  heiratete  er  eine  Tochter  des  Abu  Zurära  az  Zuhri." 

ben  werden  Dies  ist  um  so  bedauerlicher,  als  keine  zweite  vollständige  Handschrift 
zu  existieren  scheint,  und  die  sonst  sich  vorfindenden  einzelnen  Bände  nur  rtwa  für 
drei  Viertel  des  Textes  eine  Kontrolle  ermöglichen.  Die  vizekönigliche  Bibliothek 
besitzt  sonst  noch  drei  Bände  aus  zwei  Handschriften,  ferner  mit  Kinzeltitel  die 
Bücher  ar  risäla  (2  Mss.,  nicht  im  Katalog;  gedruckt  Kairo  1310  und  1312)  und 
ihtilaf  al  hadlj  (I  202).  Sonst  findrn  sich  noch  Teile  in  Kairo  (Aznar  Bd.  I  und 
Privatbesitz),  Bairut  (Privatbesitz),  Damaskus  (Bibliothek ,  sowie  die  erste  Häute  des 
Werkes  in  Privatbesitz),  Konstantinopel,  und  in  meinem  Besitz  die  risala  und  der 
siebente  Band.  Der  Seh  Jusuf  an  Nabhäni  in  Bainit  hatte  die  Freundlichkeit,  mir 
den  ihm  gehörigen  Band  zur  Einsichtnahme  und  Abschrift  (ich  ließ  nur  das  k.  ihtilaf 
Malik  wa  s  Safi'T  kopieren)  nach  Kairo  zu  senden,  wofür  ich  ihm  hier  meinen  herz- 
lichsten Dank  ausspreche.  Näheres  über  den  Inhalt  des  Buches  findet  man  Fihrist, 
Ilm  Hagar  a.  a.  O..  Ms.  Berlin  9852.  Die  dort  gegebenen  Verzeichnisse  stimmen  in 
der  Anordnung  der  Bficher  weder  untereinander  noch  mit  der  Handschrift  flberein. 

1  1st  die  ses  =  haqq  as  Säfi'ijin,  Wüstenfeld ,  Chroniken  der  Stadt  Mekka 
1  473?   Was  sind  bujut  Jusuf  b.  Ja'qul.  as  Säfi'i  I  500? 

2  Fahr  ad  dln  ar  Räzi,  manäqib  al  imäm  ai  Säfi'i  S.  209  sagt  Säfi'i  zu  je- 
mandem: «Wenn  du  nach  Mekka  kommst  und  bei  Du  Tuwan  vorübergehst,  so  frage 
nach  dem  Hause  des  Muhammad  b.  Idris  -  Als  er  zum  ersten  Male  mit  seiner 
Mutter  nach  Mekka  kam,  wohnten  sie  im  sib  al  Haif  S.  16. 

3  Wüstenfeld  passim,  Jäqüt  s.  v.  Kada',  Tag  al  arüs  und  Misbäh  s.  v.  kada. 

4  .Jäqüt  und  Wbb.  a.  a.  (). 

*  Ms.  kada.    Die  beiden  Pässe  werden  sehr  oft  verwechselt. 

f'  Vgl.  Wüstenfeld,  der  Imam  as  Safi'T  I  44  und  53.  Es  ist  nicht  unmöglich, 
daß  beide  nur  einer  sind. 

7  P.  31;  vgl.  auch  Ilm  Hagar,  tawali  t  ta'sis  S.  45  unten,  46  oben. 

*  Hiljat  al  aulija',  Ms.  Berlin  9973  fol.  1696:  faraa  narah  min  Misr  hatta 
wulida  lahu  min  gaiijatiln  DanätiTr  Abu  1  Hasan  watutauwag  as  Safi'T  imra'a  Zuhrija 
hint  AM  Zur.ua  nz  Zuhri  tumma  annaliu  tallaqahä  ba'd  an  dahal  bihä. 


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Kern:  Zwei  Urkunden  vom  Iinäm  as  &äfi*i. 


55 


Alle  stimmen  nur  darin  uberein,  daß  Abu  1  Hasan  der  Sohn  der  Sklavin 
Danänir  war.  Wenn  die  Stelle  des  Testamentes:  «und  Danänir  bei  ihrem 
Subue  Muhammad  oder  den  Kindern  des  Muhammad  b.  Idris  bleibt«  nicht 
vielmehr  [Abu  1  Hasan  b.]  Muhammad  zu  emendieren  ist,  hätte,  wie  es 
scheint,  auch  dieser  Sohn  Muhammad  geheißen,  weswegen  ihm  zum  Unter- 
schiede von  seinen  ebenfalls  Muhammad  genannten  Brüdern  die  Kunja  Abu 
1  Hasan  beigelegt  wurde.  In  der  /.weiten  Stelle  ist  es  natürlich  unmöglich, 
daß  Säfi'i  »die  Vormundschaft  über  seine  Kinder  in  Mekka  und  wo  immer  sie 
sein  mögen,  dem  'UtmSn  (sie),  der  Zainab  und  der  Fätima,  den  Kindern  des 
Muhammad  bin  ldris  von  Danänir,  seiner  Muttersklavin«  übergibt.  Man 
muß  also  statt  ilä  vielmehr  Abi  lesen.  Hann  fehlt  aber  der  Name  dessen, 
dem  er  sie  übergibt;  etwa  den  nachher  genannten  Ahmad  bin  Miihammnd 
b.  al  Walid  al  Azracji  und  'Ubaid  alläh  bin  Ismä'il  bin  Mufrit  (?)  assarraf? 
Jedenfalls  aber  sollen  wohl  auch  diese  drei,  gegen  die  anderen  Quellen, 
als  Kinder  der  Danänir  bezeichnet  werden. 


A3 -Ulli 

m  VU  ^jjA  <j  -»>  er         M  Jjj  J»-j  p  4»l  jl 
JiU.  uU*  bU  jt^o  iTU- jl       er  ^1  jl       ^  cH^1 

a j±  Uj  au  j^j,  ja  ji>  jcpj  jjl  4<j  ju.  ;u  jy 

1  Kairo  fiqh  Safi'I  732,  Band  III,  Fol. 282b.  »  Mskr.:  ~*3xJ\  Jdf- 
»  Mskr.:  j^».  *  Im  Mskr.  durch  Dittographie  noch  einmal  «\1  Jl»  —  £-L» . 
*   Mskr.:  ^1/. 


56  Kern:  Zwei  Urkunden  vom  Imam  as  Safil. 

jj-l  J  je.  ^  j*\  Ct.**«  3^        jUj       «Lif,  4)  <±?  <*\  J 

.  jj^      J~^\  dl  JL.  VU 
-U«x  (sie)  ^JJ\  <£lc  jl-*  «l  ^tSJj  \Ju       ^ j*\  ^  J^tlj 
-u*  ^  j  <5CT      ^.jl^l  jü  <>  ^  ^*  J*  x 

^jjA  a  «**->b  .Ii  tfJAl  jlll  l>Jb*t  jlJOJj  jtCu  l>j  ^j^l 

j  jül  ^  '^jTo^  Jb.|  Jjai  dlSj  J*  a        J ^.  6% 

v^riL-  jüi  ji  ^jiJi  ^1  giji 

J^i  ^  JM  7jU^  ju.  4  JjN  U 

\+  Ji-b  L4J  y>  >         U4i>j  l^Wj  'L^J 

j»-  ^j/      ^  V        ^  cH->^  er      er         Jl  ^ 

f>  J>  ^  -^V  \i  3^  V  ^.j^  er  Cr.  J-^  263b. 
j  aT^«\  c^I^^jjI  Cr       er  0-^'  ^       er  cr-^t 

0:  ^  J  r1  L  ^  r*'^1  ^  J^  ^  ^l"Vl-> 

0;  ju^^j  jl  jJjj  ü;       J*\  JLjj  U»UJ  jUCll 

»  Rskr.:  )jf  s  ?  Mskr.  undeutlich.  s  Mskr.: 

«  Mskr.:  ^J^).  *  Mskr.:  .  •  So  Mskr.  I.  ?  rgi. 

Wilstenfeld  I,  456,  473.  499  (^\?  '  Mskr.:  Jli-\  -U: 

»  Mskr.:  l>.t-j.  •  Sure  19,41.  «•  Sure  21,89.  11  Makr.: 

« 

SU.  »  Mskr.:  Üi-.  "  Mskr.:  j\. 


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Kkhw:  Zwei  Urkunden  vom  Imam  as  &än'7.  57 

(sic)  Jll\  l-i*  j£  Vj  I  jL-tr  U        v  ^  t*1^  ^ 

er»  J~±\  jl      Vj  .jIj  jj\  Cr       Jj  o^V 

!^>-|  ttt  JL  ju,  4  JUoil  j.  j.  "C  ^  j.  ji  \^J>\  \& 

.  >UUj  J^Jl        J&Mj  "\ Jft 

JjjVI        ü.-**  er      Jt  <#£u  t>      £->  -*»J 

.  »-U  j  284a  *•*  ^j+~>       ^  -U^ 

0  i»/  \ö»  j  Ic :  <Jc  (sie)  jA-aU  ^-ar  j& 

Die  Stiftung. 

Dies  ist  eine  Schrift,  die  Muhammad  b.  Idris  b.  al  'Abbäs  in  Gesund- 
heit4 und  Geschäftsfähigkeit6  schrieb,  und  zwar  dies  im  §afar  des  Jahres  203. 

Gott*  hat  Abu  1  Hasan  b.  Muhammad  b.  Idris  Vermögen  beschert. 
Nun  hat  M.  b.  I.  vom  Vermögen  seines  Sohnes  A.  b.  M.  b.  I.  vierhundert  gute 
richtige  vollwichtige  Dinare  genommen,  und  es  ist  M.  b.  I.  seinem  Sohne  A. 
b.  M.  b.  I.  dafür  ersatzpflichtig. 

M.  b.  I.  nimmt  die  Zeugen  dieser  Schrift  zu  Zeugen,  daß  er  für  seinen 
Sohn  A.  b.  M.  b.  I.  drei  Sklaven  stiftet.  Darunter  ist  ein  brauner  Sklave, 
Eunuch,  $älih  genannt,  ein  nubischer  Sklave,  Bäcker,  Bulbul  genannt,  und 
ein  fezzanischer  (?)  Sklave,  Walker,  Sälim  geheißen.  Ferner  eine  braune 
Sklavin,  N.  N.  geheißen.  Ibn  Idris  hat  sie  für  seinen  Sohn  A.  b.  M.  b.  1. 
in  Empfang  genommen,  und  sie  sind  aus  dem  Eigentume  des  M.  b.  I.  aus- 
geschieden. 

1  Fehlt  Mskr. 

5  Der  Großvater  und  Gewährsmann  des  Verfassers  der  Chronik  von  Mekka, 
vgl.  Chr.  M.  I ,  S.  VI  ff. 

'  Die  Namen  der  Zeugen  fehlen. 

4  Was  jemand  während  der  Krankheit,  an  der  er  starb,  verfügt  hatte,  gilt 
zitier  letztwilligen  Verfügung  gleich  und  ist  denselben  Beschränkungen  unterworfen. 

1  Der  arabische  Auadruck  besagt  eigentlich  etwas  mehr. 

*  Ich  lasse  die  hinter  Gottes  und  des  Propheten  Namen  üblichen  Eulo- 
P*n  fort. 


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58 


Kern:  Zwei  Urkunden  vom  Imäm  as  Säfn. 


M.  b.  I.  n.  d.  Z.  d.  S.  z.  Z.,  daß  er  seinem  Sohne  A.  l>.  M.  b.  I.  seinen 
gesamten  Schmuck  stiftet.  Dies  sind  zwei  Armspangen1,  zwei  Armringe, 
zwei  Fußringe  und  eine  Halskette,  alles  dieses  aus  Gold,  und  doppelt  so« 
viel  desgleichen  Sehmuck  aus  Silber.  Er  hat  ihn  fur  ihn  von  sich  sellwr 
in  Empfang  genommen,  und  ihn  seiner  Mutter  ubergeben,  damit  sie  ihn 
für  ihn  in  Empfang  nehme  und  aufhebe.  Alles  was  M.  b.  I.  dem  A.  b.  M. 
gestiftet  hat,  ist  zu  Vermögen  des  A.  b.  M.  geworden. 

M.  b.  I.  n.  d.  Z.  d.  S.  z.  Z.,  daß  er  sein  Haus*  stiftet,  das  am  Abhänge 
des  Passes  Kudan  in  Mekka  gegenüber  dem  Hause  der  Munira  (?)  liegt, 
zur  Linken  des  aus  Mekka  Herausgehenden,  im  Tale  des  M.  b.  I.  Dies 
sind  die  beiden  Häuser,  von  denen  eins  das  Haus  ist,  welches  sich  auf  dem 
Hofe  von  M.  b.  I.'s  großem  Gehöfte  befindet.  Eins  dieser  beiden  Häuser  ist 
das  Haus,  welches  M.  b.  I.  neben  dem  Hause  gebaut  hat,  das  nls  [Haus  des] 
öäbir  b.  Muhammad  bekannt  ist.  Eine  der  Grenzen  dieses  Hauses  ist  Kudan, 
seine  zweite  Grenze  in  dem  freien  Platze,  der  sich  auf  dem  Hofe  von 
M.  b.  I.'s  großem  Gehöfte  befindet,  die  dritte  Grenze  der  Weg  des  Tales  des 
M.  b.  I.,  die  vierte  Grenze  das  große  Tal  nach  D"  Tuwan.  Das  zweite 
Haus  sind  gedeckte  steinerne  Hallen,  deren  Weide  und  Garten  sich  auf  den 
Höhen  des  Gebirges  befindet,  in  dem  die  «kleine  Hazanaf?)«  liegt. 

Dieses  Haus,  das  als  [Haus  des]  N.  N.  b.  *Abd  al  Gabbär  (?)  und  das 
Haus,  welches  als  [Haus  des]  Amr  b.  al  muad<jin  bekannt  ist.  diese  beiden 
Hauser  stiftet  M.  b.  I.  mit  allen  ihren  Rechten,  Land,  Bauten,  Anbauflächen, 
Wegen,  und  jeglichem  Rechte,  das  ihnen  innerhalb  und  außerhalb  zustellt, 
seinem  Sohne  A.  b.  M.  b.  1.  als  geweihte  Stiftung,  die  nicht  verkauft  noch 
vererbt  werden  darf,  bis  sie  Gott  erbt,  der  -die  Erde  beerbt  und  alle,  die 
darauf  sind-,  und  er  ist  »der  beste  der  Erben«. 

Abil  1  Hasan  besitzt  von  ihren  Nutzungen,  soviel  man  von  den  Nutzun- 
gen der  geweihten  Stiftungen  besitzen  kann.  Solange  A.  b.  M.  b.  I.  lebt, 
hat  niemand  ein  Anrecht  darauf  neben  ihm,  bis  A.  b.  M.'s  Mutter  frei  wird. 
Wenn  nun  A.  b.  M.  b.  I.s  Mutter  frei  wird,  steht  sie  ihm  bei  diesen  beiden 
Häusern  gleich. 

Wenn  nun  A.  tot  ist,  gehören  diese  beiden  Häuser  den  Kindern  des 
A.  b.  M.  und  deren  Kindern,  männlichen  und  weibliehen,  deren  Väter 
Stammbaum  auf  ihn  zurückgeht,  solange  sie  sich  fortpflanzen,  und  ihrer 
Ahnin,  der  Mutter  des  A.  b.  M.,  mit  ihnen;  sie  hat  den  Anteil  eines  von 
ihnen,  bis  sie  stirbt.  Wenn  A.  und  die  Kinder  seiner  Kinder  tot  sind, 
gehören  diese  beiden  Häuser  der  Fätima  und  Zainab,  den  Töchtern  des 
M.  b.  I.,  und  Kindern,  wenn  solche  dem  M.  b.  I.  nach  dieser  Schrift  geboren 
werden,'  gleichmäßig  daran  [Anteil  nehmend  und]  egal,  solange  sie  sich 

1  Das  betreffende  Wort  bezeichnet  gewöhnlich  einen  Armring  aus  Horn  oder 
Schildpatt. 

*  Oder:  sein«  beiden  Häuser,  welche?  Vgl.  auch  Chronik  der  Stadt  Mekka 
I  457  Zeile  7  von  unten. 

*  Safi'i  war  damals  erst  53  Jahre  alt.  Er  starb  am  letzten  des  Monats  Ragab  204. 
Nach  einer  Version  überfiel  ihn  ein  Mann  aus  Rache  bei  Nacht  und  verwundete  ihn 
mit  einem  eisernen  Schlüssel  am  Kopfe;  seitdem  kränkelte  er  (Fahr  ar  Rati  S.  86). 


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Kern:  Zwei  Urkunden  vom  Imäm  as  &»ß'T. 


59 


fortpflanzen.  Dieses  Haus  (sie)  soll  keinem  von  den  Kindern  des  M.  b.  I. 
gehören,  noch  den  Kindern  seiner  Kinder,  noch  den  Kindern  des  A.  b.  M., 
noch  den  Kindern  seiner  Kinder,  weiblichen  Geschlechts,  außer  Töchtern, 
deren  Väter  Stammbaum  auf  ihn  zunickgeht. 

Wenn  sie  tot  sind,  gehören  diese  beiden  Häuser,  die  beiden  Wohnungen 
sie)  als  Stiftung  der  Familie  Säfi'  b.  as  Sä'ib,  wenn  nun  sie  tot  sind,  den  in 
Mekka  Anwesenden  von  den  Banü  1  Muttalib  b.  Abd  Manäf ,  wenn  sie  tot 
sind,  den  Armen,  den  Bedürftigen,  dem  Sohne  des  Weges',  dem  Hagg-  und 
dem  "Umrapilger. 

M.  b.  I.  hat  diese  beiden  Häuser  dem  Ahmad  b.  M.  al  Azratp  uber- 
geben, und  sie  sind  somit  in  seiner  Hand  für  A.  b.  M.,  danach  die,  welche 
er  mit  und  nach  ihm  genannt  hat.  M.  b.  I.  hat  sie  aus  seinem  Eigentum 
ausgeschieden  und  sie  unter  den  in  dieser  Schrift  ausbedungenen  Be- 
dingungen dem  A.  b.  M.,  danach  denen ,  welche  er  mit  und  nach  ihm 
genannt  hat,  zugewandt. 

Es  bezeugt  des  M.  b.  I.  Anerkennung  dessen,  was  in  dieser  Schrift 
[angegeben]  1st  und  daß  A.  h.  M.,  der  in  Ägypten  geboren  ist,  fur  den  das  in 
dieser  Schrift  Angegebene  auf  die  darin  ausbedungenen  Bedingungen  ge- 
stiftet wurde,  ein  Minderjähriger  ist,  für  den  M.  b.  I.,  sein  Vater,  das 
Empfangen  und  Geben  verwaltet,  und  was  der  Vater  fur  seine  minder- 
jährigen Kinder  verwaltet  .  .  .* 


u**  jij  4  d^ji  V  .a^j  4»i  vi  41  V  jl  ^  «n        j*  f  \x£ 

1  I).  h.  dem  Reisenden.  1  Die  Namen  der  Zeugen  fehlen.  3  Bat- 

haqi,    kitah  as  sunan  al  kubrä  (Brockelmann  I,  363,  Nr.  4,  1)  Kairo  852/54: 

(Sure  3,  182;  21,36;  20,57)  Ojll  ^Tli  ^  $  d*r )       4»\  Jü 

^\J\  y\  \^Jo*  V\5  jjf  J>\  o  -J^*-  y\j  aA\  -A-p  y\  l/jo-l 

fj^-l  (Sic)  V\»  (al  Asimm,  Wiistn.feld,  Sdüfi'it.  n  II,  Nr.  139)  ^y*  & 

usw.  \Xm  l'tj  ^LJl  Je.         J«  j\gL-  ^  *  Vgl. 

Sure  40,  20.         *  Vgl.  Snre  4,  81  und  164:  48, 28.        •  B. :  .         »  Mskr.: 


60  Kerm:  Zwei  Urkunden  vom  Imäm  aS  Säfil. 

otfll  j  «»I  r>  L  fjtj  ^  ±*  <^  2[jU]  Jp  ^  ^IjT J  >j 
^  »  4/  Ott  ^  Jl  viAJi      jJjL^  Vj  OJI  J  r'] 

JLü  ^  4»  <)U  U^l  Vi  U^l284b  JUS.  V  jb  öl*         ^  ^»  f  0^ 

V->  J        o^J       j  ^  ^ttl  ^       j  JUj  iljU  4»!  j  ikM 
*      O*  ^>^*l  J  •     J1-**  «»t      v*-^  * 

^  o»j      v  /i  j  j-  j»wjji  ji^vi  jp  a-ij  v 
>j.  o     Vj  .ij-  k,lv£T  4»\  jü      ji*  ui ,44» 

Ov  <J*I         J^*  .JU  L  Jpj  <-1p  j^Jl  4»!  (sie)  JU 

j^SVl  J^M  c-.IT  ^\  J  >J|  J  Jj3VI  jü^  er  u>  Cr 

*y\  j  JÄI  cA  JJ  er  ^  O-^  Ott  ^ j^l  Cr 

•  ^  Jl  ck-  U  ^  "^'U  JLi-|  jl^  ^j^l  er.  fv'U 

1  Mskr. :  ol"-^  53 .  '  Das  Eingeklammerte  fehlt  im  Mskr.  and  ist 

aus  BaihaqT  ergänzt.  s  B.:  Jj»-J  < — \J  — »  .  *  Sure  3,28. 

»  Mskr.:  ÜJJ,  B.iJ'J».  •  B.r^'lj.  '  Mskr.:  VI.         •  Vgl. 

Sure  40,  42.  •  Fehlt  B.  10  Vgl.  Sure  32, 17;  46, 13;  56,  23. 

»'  Fehlt  B.  '»  Mskr.:  J*  *»l  a!W  -A^V  -^-1  J^.  1S  Mskr.: 

Jy  j.  JI^VI.         14  B.:  4»\  j.  ,s  B.:                  16  B.  fihrt  fort: 

<~*  c5*i.           !>/>"l  J  Jtt  ^-  ^  (8.  unten  den  drittletzten  Absatz). 

"  Mskr.:  i-iU.        '»  Mskr.:  jU» .  19  Vielleicht  ist  zu  emendieren:  J-i 

^  .y\  j  >\              ^  ^          pTÜll          j  >•!  jl. 


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Kehn:  Zwei  Urkunden  vom  Imam  as  Säfi'T.  61 

eH--^  er.  Cr  Cr-^  ^  J^=ü-I  Iii  ^-»jjI  Cr  Cr  Cr-^1 
jlj  JU  <»|  a^jJ  ;>  ^  düs  Ji  0L  j|  l^Uj  je  jcL. 

^J5  </  f  &J~\  o^jl  A  {k°J\  *Jjj  J^»~  JÜl 
ob  j^wrv  Jü»  o^c  j\  4  l>  ^UJi  iJy  &Jm  jl  VI  JU  4»l 

•s*  J  f  ««-Wj  Cr*         ^  *~  285a  Jl  ^i-| 

Jl  rj>l  j  i  ^  J|  £>j  jl  Ji  jlj 

yi    <;i^i  ia*  ^  A^ij    y     ijUj  ojjj*    ^  ji  ijU-j 

IrMi  jl  y  ^|  ^  ^  J|  *  c>"  j|  Ji  ^1  ^  l^|  0U  jlj 

jJ-i  ji  c  w~     ciJ.     ji  jj.»  ji         ^  ^  3>  jij 

.  c-Mj  jy  cJu*  &  Jl  c>*  j|  Ji  ^J.|  ^  |  0U  jlj 

jjb  J*  '°^jj  L-m-,  Cr^  j  <-*  j\  «IL  ^  ^  * j|  ^jlj 
<-n^\SI  jl  L^l  U  -JL  <-Jf  Lh~  Cr^j  ojl  jU: 
jjjd  Cr  AJt  j]j  ^  oAJlj  jj-|  ^|  l^|  0U  jlj  o  L^k  ji-i 
3>  c-lil  jlj  *  W  ^jl  Ll^^  .jJjj  Vi!  cijli  jij  l<)  JJÜoi 
jJ Cr.  •*>  Jj  jl  1>^I  ^  ^i.  j^t'^j  3>  J^"  U  ju  jjl'j  ^ 
cH^l  Cr       JL.  ^JT  or        i*^      ,8L^  j>  Jt  Jij 

jy  pi*  |  jli  "[«jjj^  Cr  ^  4lj       y.  uc~.\il  l  <u  l^Jb  ji'] 

•  cH Cr.       4lj  rl        Jp  Ijj  ^ 

1  Mskr.:  jji  .  «  Makr.:  ^1 .  •  Mskr.:  <^bj .  «Mskr.: 

Jr-  *  Makr.:  •  Makr.:  A^jl  j|jj|.        ?  Mskr.:  C-^jl . 

»  Mskr.:  £^  ^  J^"  ^  Dj*.  •  Mskr.:  |  jl  .  io  Mskr>. 

"  Mskr.:  C^li.  »V  jj^|  j|    zu  ergänzen? 

11  Abkr. :  ;  oder  ist  dies  beizubehalten  und  danach  als  ausgefallen  zu 

ergänzen?  »  Mskr.:  C-I5lj        .  <*  I)as  Eingeklammerte  am  Rande 

mit  dem  Vermerk  J-*YI  j  1  -ST 


62  Kirn:  Zwei  Urkunden  vom  Imäm  a&  Säfi"I. 

Cr  i— j/tj      er  <— ^  ^ttj  ^  j^.  jt  ^**b 

^  J-  ^-4-  Cr^J  (4--».  ^  J*  iS'ß*  (S* 

'o-»j  j  Jy£\  j*j  <*\  ;Y>«  ^-*-*b  J-f-J  J-oJl 

j£3       L        öU  J-/  4jL  dir      L4-  ^  ^  j  i*^  j*  ^ 
•  ^       Cr4  Vi  aJi^.     Jui  Vj  jviUl  C£  <5>jj  pr*  -^b 

£f  *Vjj  ^  •        Cr       L  Cr  J-^j 

a.  ^  j  ^  <£M  V  *  «•»     Jt  r*    J»  V.  <; 

Cr  -»^  "l^j  je,  J*  UU.  o-,^  pTUl  ^l^i  r«  l^J^ 

V  4  ^  ^  r*^  ^  01      er.  -^-x 

Cr~^"^  ^  ^ *  \y*>^ij  \>  ol  4j~i-i  ^1  JUj  aIU  \y+fi 

^jA  ^         ^  Uj  ^  ^jj»  Cr.      >j  &J\  £x  j~  *~ 

1   M.slo  . :      9*  .  -  >Ukr. :  ^ .  *  Oder  in  »»^« >"  tu  emeiidiereii? 

*  M„kr.:  *  Fehlt  Mskr.  «  Mslcr.:  1^. 


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Kern:  Zwei  Urkunden  vom  Imam  aS  Säfi'i.  63 

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  U^>  J^ 

»  Mskr.:  jy^.  >  M*kr.:  a  Mskr:  C^=>J  . 

1  Makr.:    Jl .  *  Mskr.:  .  •  Mskr.:  jj .  '  B.:  -*>J 

•  Fehlt  B.         *  B.:  *U .  10  B  :  wili- .         »  Fehlt 

Mab.  l»  Soweit  B.  Mskr.  am  Rande  J— »VI  j  vJ*l-r  •  ,s  >h*kr.: 

1^--         14  Die  Namen  der  Zeugen  fehlen. 


64 


Kehn:  Zwei  Urkunden  vom  Imam  as  &äfi'i. 


Das  Testament 

Es  sagt  ar  Rain  b.  Sulaimän:1 

Dies  ist  eine  Schrift,  die  Muhammad  b.  Idris  b.  al  Abbäs  as  Säfi'i  im 
Sa'bän  des  Jahres  203  schrieb.  Er  nimmt  Gott,  -der  die  verstohlenen 
Blicke  und  was  die  Busen  verbergen«  kennt,  zu  Zeugen,  und  -es  genügt 
ihm«,  er  »als  Zeuge«,  danach  wer  ihn  hurt,  daß  er  bezeugt,  daß  kein  Gott 
ist  außer  Gott  allein,  er  bat  keinen  Genossen,  und  daß  Muhammad  sein 
Knecht  und  sein  Gesandter  ist.  Er  hat  nicht  aufgehört,  diesen  Glauben  zu 
haben,  und  wird  diesen  Glauben  haben,  bis  ihn  Gott  darin  [verharrend] 
empfängt  und  auferstehen  laßt,  so  Gott  will.  Daß  er  sich  selber  und  den, 
welcher  sein  Testament  hört,  ermahnt,  fur  erlaubt  zu  halten,  was  Gott  in 
seinem  Buche,  danach  durch  die  Zunge  seines  Propheten  Muhammad,  erlaubt 
und  fur  verboten,  was  Gott  im  Buche,  danach  im  überlieferten  Gesetze 
verboten  hat;  und  daß  er  nicht  davon  zu  etwas  anderem  abweiche;  denn 
Abweichung  davon  ist  Unterlassung  des  Gebotes  Gottes  und  Begehung 
dessen,  was  dem  Buche  und  dem  überlieferten  Gesetze  widerspricht:  das 
gehört  aber  beides  zu  den  [unerlaubten]  Neuerungen.  Auf  die  Erfüllung 
von  Gottes  Geboten  aufmerksam  zu  sein,  sich  der  von  ihm  verbotenen 
Dinge  zu  enthalten  und  häufig  daran  zu  denken,  daß  man  vor  ihm  stehen 
wird  »an  dem  Tage,  da  jede  Seele  was  sie  von  Gutem  getan,  gegenwartig 
finden  wird,  und  was  sie  von  Schlechtem  getan,  indem  sie  wünscht,  daß 
zwischen  ihr  und  ihm  eine  weite  Frist  wäre«.  Daß  er  diese  Welt  auf  den 
Platz  stelle,  auf  den  sie  Gott  gestellt  hat.  Denn  er  hat  sie  nicht  zu  einem 
Hause  [dauernden]  Verweilens  gemacht,  nur  eines  Verweilens,  dessen  Zeit- 
dauer eilends  aufhört.  Vielmehr  hat  er  sie  einem  Hause  des  Tuns  gemacht, 
jene  Welt  aber  zum  Hause  des  Bleibens  und  um  darin  zu  vergelten  für 
das,  was  er  in  dieser  Welt  von  Gutem  oder  Bösein  getan,  wenn  Gott  ihm 
nicht  vergiebt.  Daß  er  niemanden  zum  Freunde  nehme  außer  jemand ,  der 
Mim  um  Gottes  willen  freund  ist,  von  denen,  welche  die  Freundschaft  in 
Gott  verstehen,  und  von  denen  man  Mitteilung  von  Wissen  in  der  Religion 
und  gutes  Benehmen  in  der  Welt  erhoffen  kann.  Daß  der  Mann  seine  Zeit 
kenne,  Gott  um  Erlösung  von  dem  Bösen  seiner  selbst  darin  bitte,  sich 
davon  enthalte,  sich  durch  Wort  oder  Tat  übermaßig  in  einer  Sache  un- 
nötiger Weise  zu  ereifern,  und  aufrichtige  Absicht  auf  Gott  in  dem  habe, 
was  er  sagt  und  tut;  denn  Gott  genügt  ihm  anstatt  dessen,  was  außer 
ihm  ist,  und  nicht  genügt  anstatt  seiner  etwas  anderes.* 

1  Anfang  des  Parallel textes  bei  BaihaqT,  as  sunan  al  kubrä:  Bach  über  die 
Begrälmisriten :  Gott  sagt:  -Jede  Seele  kostet  den  Tod.«  Es  berichtete  uns  Ab» 
'Abdallah  al  häfiz  und  Abu  Sa'Id  b.  Abi  'Ainr,  sie  sagten :  es  erzählte  uns  Abu  1  'Abbas 
Muhammad  b.Ja'qüb,  er  sagte:  es  berichtete  uns  ar  Rabf  b.  Sulaimän,  er  sagte:  man 
las  Säfi'T  vor,  während  ich  anwesend  war:  Dies  usw. 

2  BaihaqT  fährt  fort :  Und  er  erwähnt  seiu  Testament.  Dann  sagt  er  an  dessen 
Ende:  Und  Muhammad  —  er  meint  sich  selbst  —  usw.  (Siehe  den  drittletzten 
Absatz.) 


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Kehn:  Zwei  Urkunden  vom  Imam  an  Saß* 7. 


65 


Er  verfugt,  daß,  wenn  ihm  der  Tod  zustößt  —  Gott  hat  ihn  über 
seine  Geschöpfe  verhängt  —  gegen  den  ich  Gott  um  Hilfe  bitte  und  gegen 
das,  was  nach  ihm  ist,  und  um  Schutz,  vor  jeglichem  Schrecken,  sondern 
[er  führe  mich  in]  das  Paradies  in  seiner  Barmherzigkeit  —  er  hat  aber  dies 
sein  Testament  nicht  verändert,  das  folgt: 

Ahmad  b.  Muhammad  b.  al  Walid  al  Azraqi  hat  die  Verwaltung  der 
Sache  des  Täbit,  des  kahlköpfigen  Eunuchen,  den  er  in  Mekka  gelassen 
hat.  Wenn  dabei  nichts  Schädliches  fur  das  ist,  was  M.  b.  I.  hinterlassen 
hat,  lasse  er  ihn  an  Stelle  des  M.  b.  I.  frei.  Wenn  A.  b.  M.  etwas  zustößt, 
sage  man  dem,  der  die  Verwaltung  seiner  Sache  hat,  der  sich  mit  M.  b.  I.s 
Saehe  beschäftigt:  verwalte  seine  Sache  nach  Ahmad  und  führe  somit  an 
seiner  Stelle  aus,  was  Ahmad  Obergeben  worden  ist.1 

Er  verfugt,  daß  die  andalusische  Sklavin,  Fauz  geheißen,  die  seinen  Sohn 
A.  b.  M.  b.  I.  säugt,  wenn  A.  b.  M.  b.  I.  zwei  Jahre  vollendet  und  erihr  Säugen 
entbehren  kann,  oder  vordem  stirbt,  um  Gottes  willen  frei  sei.  Wenn  er 
zwei  Jahre  vollendet  hat,  und  man  glaubt  es  sei  besser  fur  ihn,  daß  er  [weiter] 
gesaugt  werde,  soll  sie  ihn  noch  ein  Jahr  säugen,  dann  um  Gottes  willen  frei 
sein,  es  sei  denn,  daß  man  die  Aufgabe  der  Säugung  fur  besser  für  ihn  hält 
oder  er  stirbt,  dann  wird  sie  durch  was  immer  von  beiden  erfolgt,  frei. 
Wenn  er  nach  Mekka  fortgeführt  wird,  wird  sie  mit  ihm  fortgeführt  bis 
sich  die  von  mir  angegebene  [Frist  der]  Säugung  vollendet,  dann  ist  sie 
frei.  Wenn  sie  frei  kommt,  bevor  er  nach  Mekka  fortgeführt  wird,  soll 
sie  nicht  gezwungen  sein,  nach  Mekka  zu  gehen. 

Er  verfügt,  daß  die  Mutter  des  Abu  1  Hasan,  seine  Muttersklavin 
Danänir,  fortgebracht  werde  und  seine  Sklavin  Sikka  (?)  die.  Negerin  erhalte, 
als  Legat  für  sie,  und  daß  man  ihr  eine  Sklavin  oder  einen  Eunuchen  für 
bis  zu  25  Dinar  kaufe  oder  ihr  20  Dinar  gebe,  als  Vermächtnis  für  sie.  Das- 
jenige, was  sie  vorzieht,  soll  man  ihr  geben.  Wenn  ihr  Sohn  stirbt,  bevor 
sie  mit  ihm  nach  Mekka  fortgeführt  wird,  soll  dieses  Vermächtnis  ihrer  sein, 
wenn  sie  es  will.  Wenn  Fauz  nicht  frei  wird,  bevor  sie  mit  A.  nach  Mekka 
fortgeführt  wird,  soll  sie  und  ihr  Sohn  mit  ihr  mit  A.  fortgebracht  werden. 
Wenn  A.  stirbt,  bevor  sie  nach  Mekka  fortgeführt  wird,  ist  Fauz  frei  und 
erhält  3  Dinare. 

Er  verfügt,  daß  das  Drittel*  seines  Vermögens  in  24  Teile  geteilt, 
und  für  Danänir  2  Teile  von  24  Teilen  vom  Drittel  seines  Vermögens  ge- 
stiftet werden;  solange  ihr  Sohn  lebt  oder  sie  bei  ihm  bleibt,  soll  davon  ihr 
Unterhalt  bestritten  werden.  Wenn  ihr  Sohn  A.  stirbt,  und  sie  bei  den 
Kindern  des  M.  b.  I.  bleibt,  so  steht  ihr  dies  zu.  Wenn  sie  ihren  Sohn 
und  seine  Kinder  verläßt,  wird  ihr  entzogen,  was  ihr  vermacht  wurde. 
Wenn  Fauz  bei  Danänir  bleibt,  nachdem  sie  frei  ist,  und  Danänir  bei  ihrem 
Sohne  Muhammad  oder  den  Kindern  des  M.  b.  I.  bleibt,  stiftet  er  für  Fauz 
[einen  Teil)3  von  24  Teilen  vom  Drittel  des  Vermögens  des  M.  b.  1.,  von  dem 


1  Der  Text  ist  nicht  in  Ordnung.    Ich  habe  eine  Umstellung  vorgenommen. 

*  Die  Legate  dürfen  ein  Drittel  der  Hinterlassenschaft  nieht  übersteigen. 

*  Oder:  beiden  gemeinschaftlich  einen  Teil. 

Milt.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.    190L   II.  Abt  5 


66 


Kehk:  Zwei  Urkunden  vom  Iniäm  as  Säfn. 


ihr  Unterhalt  bestritten  werden  soll,  solange  sie  bei  ihr  und  bei  den  Kin- 
dern des  M.  b.  I.  bleibt.  Wenn  Fauz  nicht  bleibt,  wird  er  ihr  entzogen 
und  Danänir,  der  Muttersklavin  des  M.  b.  I.  zurückgegeben. 

Kr  vermacht  den  Armen  der  Familie  Säff  b.asSäib  4  Teile  von  24  Teilen, 
die  ihnen  ausgezahlt  werden  sollen.  Dabei  soll  jung  und  alt,  Mann  und 
Frau  gleich  sein.  —  Er  vermacht  dem  Muhammad  b.  al  Wafid  al  Azraqi  6 
Teile  von  24  Teilen  vom  Drittel  seines  Vermögens.  Kr  verfugt,  daß  an  seiner 
Statt  Nacken1  für  5  Teile  von  24  Teilen  vom  Drittel  seines  Vermögens  freige- 
lassen werden.  Es  sollen  möglichst  die  Verdientesien  und  Lobenswürdigsten 
ausgewählt,  und  unter  ihnen  Mas'ada  der  Schneider  gekauft  werden ,  wenn 
sein  Besitzer  ihn  verkauft,  und  freigelassen  werden.  —  Er  verfugt,  daß  den 
Nachbarn  seines  Hauses,  das  er  zu  D"  Tuwan  in  Mekka  bewohnte,  ein 
Teil  von  24  Teilen  vom  Drittel  seines  Vermögens  geschenkt  werde.  Dabei  soll 
ein  jeder  inbegriffen  sein,  dessen  Patronat  Idris  hatte,  und  die  Freigelassenen 
seiner  Mutter,  Mann  und  Frau,  und  jedem  von  ihnen  viennaP  soviel  ge- 
geben werden,  wie  einem  von  seinen  Nachbarn.  —  Er  vermacht 'Abbäda  (?) 
der  Saijida  (?)  und  Sahl,  ihrem  Sohn,  seinen  Freigelassenen,  Sabina,  der 
Freigelassenen  seiner  Mutter,  und  denen,  die  er  in  seinem  Testament  frei- 
gelassen hat,  ein  Teil  von  24  Teilen  vom  Drittel  seines  Vermögens.  Es  soll 
'Abbäda  (?)  doppelt  soviel  erhalten  wie  jeder  von  ihnen,  und  zwischen 
den  übrigen  Gleichheit  sein.  Keinem  von  seinen  Freigelassenen  soll  ge- 
geben werden,  außer  denen  die  in  Mekka  sind. 

Alles  das,  was  er  von  Teilen  seines  Drittels  nach  den  in  Ägypten 
vermachten  Lasten  und  Legaten  vermacht,  sei  gemäß  dem,  was  er  vermacht*, 
und  [damit]  werde  angefangen,  dann  werde  der  Rest  seines  Drittels  lw- 
rechnet  und  so  daraus  die  Teile  herausgenommen ,  die  in  seiner  Schrift  be- 
schrieben sind.4 

M.  b.  1.  übergibt  die  Ausfuhrung  seiner  in  Ägypten  [von  ihm  ausge- 
setzten] Legate  und  die  Verwaltung  seines  gesamten  Nachlasses  daselt»st 
Gott,  danach  Abd  alläh  b.  Abd  al  Hakam*  dem  Koreischiten ,  Jüsuf  b.  Amr 
b.  Jazid  dem  Kechtsgelehrten  und  Sa'id  b.  al  Gahm  al  Asbahi.  Wenn  wer 
auch  immer  von  ihnen  stirbt,  abwesend  ist  oder  die  Ausführung  des  Testa- 
mentes aufgibt,  so  tritt  der  Anwesende,  der  sein  Testament  ausführt,  [an 
seine  Stelle]  auf  eine  Weise,  die  ihn  von  dem  unabhängig  macht,  der  von 
[der  Ausführung  von]  M.  b.  I.'s  Testament  abwesend  ist  oder  [sie]  aufgibt. 

Er  trägt  Jüsuf  b.  Amr  b.  Jazid,  Sa'id  b.  al  Gahm  und  Abd  alläh  b.  Abd 
al  Hakam  auf,  seinen  Sohn  Abu  l  Hasan,  sobald  es  ihnen  möglich  ist,  nach 
Mekka  zu  seiner  Familie  gelangen  zu  lassen.  Er  soll  nicht  zu  Wasser  fortge- 
führt werden,  wenn  eine  Möglichkeit  [es]  auf  irgend  eine  Weise  zu  I>ando  [zu 


1  D.h.  Sklaven. 

»  Oder  dreimal?  Vgl.  Lane  unter  di'f. 

s  Oder:  so  soll  berechnet  werden,  was  er  vermacht? 

4  Soll  das  heißen,  daß  die  später  hinzukommenden  Legate  den  Vorzug  vor 
den  hier  erwähnten  erhalten,  die  a%4  (?)  ausmachon? 
s  Wflstenfcld,  Schafiiten  I,  Nr.  34. 


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Kern:  Zwei  Urkunden  vom  Iin.im  as  Safi'T. 


07 


tun)  ist.  Sie  sollen  ihn  und  seine  Mutter  mit  zuverlässigen  Leuten  zusammen- 
bringen, und  es  werde  ausgeführt,  was  er  ihnen  in  Ägypten  [zu  tun]  aufgetragen 
hat:  sie  sollen  seinen  Besitz  und  den  des  Abu  1  Hasan,  seines  Sohnes 
sammeln  und  dies  alles  und  damit  die  Sklaven  Abu  l  Hasans  nach  Mekka 
gelangen  lassen,  bis  es  dem  Testamentsvollstrecker  des  M.  b.  I.  daselbst 
übergeben  wird.  Wenn  irgend  etwas  von  M.  b.  I.  oder  seinem  Sohne  A. 
b.  M.  in  Ägypten  bleibt,  so  sind  Sa'id  b.  al  Gahm,  Abd  alläh  b.  Abd  al 
Ilakam  und  Jüsuf  b.  Ämr  seine  Testamentsvollstrecker  dafür  und  die  Vor- 
münder für  seine  Kinder  und  das,  was  von  ihm  und  ihnen  in  Ägypten  ist, 
unter  der  Bedingung,  die  er  gestellt  hat,  daß  der  von  ihnen  Anwesende  in 
allein,  was  ihm  aufgetragen  ist,  an  Stelle  ihrer  aller  sei,  und  was  sie  [daran] 
gewinnen  (?),  bis  die  Testamentsvollstrecker  des  M.  b.  I.  in  Mekka  Leute 
sind,  denen  man  [es]  zusenden  kann;  dann  sind  sie  davon  los.  Sie  ver- 
walten die  Schuldverpflichtungen  des  M.  b.  I.  in  Empfangen  und  Tilgen 
von  Schulden,  wenn  er  dort  deren  hat,  den  Verkauf  dessen,  was  sie  zu 
verkaufen  für  richtig  halten,  von  seinem  Nachlaß  und  anderem  von  allem, 
uns  er  in  Ägypten  zu  bekommen  hat  und  schuldet,  die  Vormundschaft  für 
seinen  Sohn  A.  b.  I.  und  den  ganzen  Nachlaß  des  M.  b.  I.  in  Ägypten  an 
I*and  und  anderem. 

Es  übergibt  M.  b.  I.  die  Vormundschaft  über  seine  Kinder  in  Mekka, 
und  wo  immer  sie  sein  mögen,  Abu  'Ulmän,  Fätima  und  Zainab,  die  Kinder 
des  M.  b.  L  von  Danänir,  seiner  Muttersklavin,  wenn  er  Ägypten  verläßt, 
und  die  Verwaltung  des  gesamten  Besitzes  seiner  Kinder,  die  er  genannt 
hat,  und  der  Kinder,  wenn  M.  b.  I.  [noch]  welche  bekommt,  bis  sie  sowohl 
die  körperliche  als  die  geistige  Reife  erreichen,  und  ihre  Besitztümer,  wo 
diese  auch  sein  mögen  außer  dein,  was  seine  Testamentsvoll- 
strecker in  Ägypten  verwalten.  Denn  dies  ist  ihre  Sache,  solange  es  einer 
von  ihnen  besorgt.  Wenn  er  es  aufgibt,  so  liegt  es  seinen  beiden  Testa- 
mentsvollstreckern in  Mekka  ob,  das  sind  Ahmad  b.  Muhammad  b.  al  Walid 
al  Azratji  und  "Ubaid  alläh  b.  Ismä'il  b.  Mufrit  (?)  der  Wechsler.  Wenn 
'Ubaid  alläh  stirbt  oder  die  Testamentsvollstreckung  nicht  annimmt,  so  ist 
Ahmad  b.  Muhammad  der,  welcher  dies  alles  zu  besorgen  hat. 

Und  Muhammad*  bittet  Gott,  der  mächtig  ist,  zu  tun  was  er  will, 
daß  er  unsern  Gebieter  Muhammad,  seinen  Knecht  und  Gesandten,  segne, 
sich  seiner*  erbarme,  denn  er  ist  seines  Erbarmens  bedürftig,  ihn  vor  dem 
Höllenfeuer  schütze,  denn  Gott  hat  es  nicht  nötig,  ihn  zu  züchtigen,  daß 
er  ihn  in  allem,  was  er  ersetzt,  durch  das  Vorzüglichste  ersetze,  wo- 
durch er  einen  der  Gläubigen  ersetzt,  sie  für  seinen  Verlust  entschädige, 
ihr  Unglück  nach  seinem  Tode  heile  und  sie  vor  Ungehorsamkeiten  gegen 
ihn,  Begehung  dessen,  was  von  ihnen  häßlich  wäre,  und  daß  sie  eines  von 
seinen  Geschöpfen  bedürfen,  durch  seine  Macht  bewahre.8 

1  Wenn  man  keine  Lücke  annehmen  will,  könnte  eine  anakoluthischc  Kon- 
struktion mit  virtueller  Vorausnahme  de»  späteren:  «seinen  beiden  Testamentsvoll- 
streckern in  Mekka»  vorliegen. 

»  D.  h.  Safi'T. 

*  Soweit  BaihaqT.  Nach  dem  Manuskript  wäre  hier  eine  Lücke  in  der  Vorlage. 

5» 


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(38 


Kern:  Zwei  Urkunden  vom  Imam  as  Safi'i. 


Es  läßt  M.  1>.  I.  gegen  sich  in  seiner  Krankheit  bezeugen,  daß  Salim1 
der  Schröpfer  nicht  ihm,  sondern  jemandem  von  seinen  Kindern  gehört. 
Dies  ist  gegen  mich  bezeugt;  wenn  er  nun  verkauft  wird,  so  geschehe  das 
auf  Grund  des  Vorteils  fur  ihn.  Also  gehört  nichts  von  ihm  zu  meinem 
Vermögen.  Ich  habe  über  mein  Drittel  verfugt.  Es  ist  jedoch  nicht  in 
meinem  Drittel  einbegriffen,  was  keinen  Wert  hat,  Tongefäße,  Schüsseln 
und  Matten,  vom  Abfalle  des  Hauses,  und  die  Reste  von  den  Speisen  des 
Hauses,  was  nicht  gebraucht  wird,  von  dem,  was  keinen  Wert  hat. 

Es  bezeugen  dies  .  .  .  .* 


1  Oder  Sulaim? 

*  Die  Namen  der  Zeugen  fehlen. 


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69 


Das  Buchwesen  in  Turkestan  und  die  türkischen 
Drucke  der  Sammlung  Hartmann. 

Von  Martin  Hartmann. 


Die  Tätigkeit  der  Pressen  Turkestans  ist  nicht  unbekannt.  Ich  .seihst  hatte 
schon  Veranlassung,  von  einigen  in  Taskent  und  Ka&gar  hergestellten 
Büchern  zu  sprechen.1  Turkestaner  Drucke  finden  jetzt  auch  Erwähnung 
in  Bucldiändlerverzeichnissen.*  Einiges  wurde  aufgeführt  in  der  Orientali- 
schen Bibliographie.  Das  in  russischer  Sprache  Gedruckte,  das  fur  die 
Orientalisten  Interesse  hat,  kam  zur  Sprache  gelegentlich  der  verdienstlichen 
Jahresberichte  Bartholds  in  diesen  Mitteilungen.  Dabei  fanden  auch  türkische 
Drucke  Erwähnung.  So  wird  den  Freunden  der  osttflrkischen  Studien  die 
Existenz  mancher  hier  verzeichneten  Drucke  bekannt  sein.  Doch  wird  das 
Bekannte  durch  die  Zusammenstellung  in  neuem  Lichte  erscheinen;  auch 
fügte  ich  sprachliche  und  sachliche  Bemerkungen  bei.  Ich  bemuhte  mich, 
dnen  Einblick  in  den  Betrieb  des  Buchgewerbes  zu  gewinnen,  so  gut  es 
bei  der  kurzen  Zeit  meines  Aufenthaltes  und  neben  den  dringenderen  Auf- 
gaben möglich  war.  Diese  Beobachtungen  in  Verbindung  mit  dem  tatsächlich 
zusammengebrachten  Material  lassen  Schlüsse  auf  das  Geistesleben  des 
Landes  zu. 

In  Russisch -Turkestan  steht  an  der  Spitze  der  Drucktätigkeit 
naturgemäß  Taskent  als  Sitz  des  General  -  Gubernators.8  Schon  vor  der 
Eroberung  durch  die  Russen  im  Jahre  18o.ri  war  Taskent  neben  der  da- 
maligen Hauptstadt  des  östlichen  Transoxaniens,  Chöqand  (Kokan),  ein  be- 
deutender Mittelpunkt  geistigen  Lebens,  soweit  man  so  ein  Leben  nennen 
kann,  das  sich  auf  den  geistlosen  Betrieb  der  traditionellen  religiösen  Dis- 
ziplinen und  von  ein  wenig  adab  beschränkte.  An  die  Verwendung  von 
Druckpressen  —  es  hätte  sich  nur  um  Steindruck  gehandelt*  —  scheint 


•  hlamücher  Orient  (IV)  S.  117.  (V)  S.  149  Amn.  2. 

1  So  in  -Bericht  über  neue  Erwerbungen  von  Otto  Harrassowitz  in  Leipzig« ; 
S|»irgati*  (Leipxig),  Katalog  96  Nr.  1238. 

*  Über  die  Verwaltung  der  russischen  Provinz  Turkestan  s.  Hartmann  in 
der  Zeitschrift  Atrien  II ,  133  ff. 

4  Bei  den  Torkestanem  findet  man  eine  lebhafte  Abueigung  gegen  Drucke 
mit  beweglichen  Typen ,  wie  bereits  hlamixcher  Orient  (V)  S.  1 19  Anm.  1  bemerkt 
wurde.  So  begegnet  man  Typendrucken  selten.  Die  wenigen  Klassen  und  Einzel- 
werke solcher  Art  sind  im  Laufe  dieses  Aufsatzes  besprochen. 


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70 


Hartmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


man  vor  1865  weder  in  Taskent  noch  in  Chöqand  gedacht  7.11  haben.1  Die 
russische  Regierung  besteht  selbstverständlich  grundsätzlich  darauf,  daß 
einzig  das  Russische  Amtssprache  ist.  Aber  praktische  Rucksichten  zwangen 
sie,  ihren  Willen  dem  eroberten  Lande  in  der  Sprache  der  Bevölkerung 
kundzutun.  Neben  Plakaten  und  Flugblättern  dient  ihr  die  •Turkestanisclie 
Eingeborenen -Zeitung-  (turkestonskaja  tuzemnaja  yazeta,  türk.  turkixtän  uilä- 
jetmiii  gaset?).  Das  im  Jahre  1869  gegründete  Blatt',  gegenwärtig  redigiert 
von  dem  ausgezeichneten  Leiter  des  Taskenter  Lehrerseminars  Nikolai 
Petrowitsch  Ostroumoff3,  gibt  das  Amtliche  meist  russisch  und  türkisch 
und  macht  in  dem  rein  türkischen  Teil  die  Bevölkerung  mit  dem  Wichtigsten, 
was  im  Lande  vorgeht,  und  dem  Wesen  der  Regierenden  bekannt,  und 
sucht  an  ihrem  Teile  zur  Hebung  des  kulturellen  Zustandes  durch  Ver- 
breitung nützlicher  Kenntnisse  beizutragen.  Ich  konstatierte,  daß  die 
Zeitung  in  den  Kirgisenniederlassungen  im  östlichen  Berglande  Ferghanas 
gelesen  wird.* 

Wann  die  Drucktätigkeit  in  Taskent  lebhafter  wurde,  vermochte  ich 
nicht  festzustellen.  Man  würde  das  sicherste  Bild  gewinnen  durch  Hinsicht 
der  Zensurlisten.  Jedes  Buch,  das  gedruckt  wird,  muß  der  Zensurbehöi-de 
vorgelegt  werden,  und  unter  den  hier  aufgeführten  ist  keines,  das  des 
Vermerkes  »docicohno  tsenzuroiu  S.P.burg*  mit  Datum  entbehrt.  Sitz  der 
Zensurbehörde  war  einige  Zeit  Tif Iis 5,  jetzt  ist  ihr  nomineller  Sitz  Peters- 
burg, doch  habe  ich  Grund  anzunehmen,  daß  die  Werke,  die  der  Lokal- 
regierung eingereicht  werden,  gar  nicht  selbst  nach  Petersburg  gehen, 
sondern  durch  einen  Vertrauensmann  der  Zentrnlzensur  in  Taskent  erledigt 
werden. 

In  Taskent  lietreiben  gegenwärtig  zwei  Druckereien  die  Herstellung 
türkischer  Drucke,  beide  in  der  Russenstadt  gelegen:  1.  die  Druckerei  des 
Stabes  des  turkestanischen  Militärkreises  {tipograßja  schtaba  turkest.  tcojettn. 
okrvga)*,  2.  Druckerei  Iljin  (tipo-litogr.  W.  2V.  Iljina).  Beide  haben  gut  zu 
tun.    Von  Druckereien,  die  auf  älteren  Drucken  genannt  sind,  nenne  ich: 


1  Ich  wenigstens  fand  keine  Spuren  davon.  Es  sei  hier  gleich  bemerkt,  daß 
mir,  dem  Fremden,  wohl  mnnches  entgangen  sein  kann,  was  den  Russen,  die  seit 
langem  im  Lande  arbeiten,  wohlbekannt  i»t.  Die  Schwierigkeit,  von  den  Ein- 
heimischen zureichende  Mitteilungen  und  Nachweise  zu  erhalten,  ist  außerordentlich 
groß,  in  Chinesisch -Turkestan  freilich  noch  viel  größer  als  in  Russisch -Turkestan. 
Für  Nachtrage  und  Berichtigungen  von  russischer  Seite  werde  ich  besonders 
dankbar  sein. 

1  Es  erscheinen  50  Nummern  im  Jahre ;  Preis  im  Aualand  5  Rubel. 

»  Siehe  über  ihn  den  oben  angeführten  Aufsatz  in  Asien  S.  136  Amu.  1. 

4  Natürlich  nur  da,  wo  ein  Imam,  d.h.  ein  Schulmeister,  vorhanden  ist,  der 
dann  das  Gelesene  den  anderen  gewichtig  mitteilt.  Ich  traf  diesen  Zustand  in 
Qaflanköl  an,  eine  starke  Tagereise  östlich  von  Os,  etwa  vier  Reitstunden  vor  Gulca. 

*  Einen  Zensurvermerk  aus  Tiflis  vom  Jahre  1901  trägt  das  in  Samarkand 
gedruckte  Maulndi  serif  (s.  Nr.  4). 

•  Sie  hat  natürlich  zunächst  die  wertvollen  Arbeiten  des  Taskenter  General- 
stabes herzustellen.    Der  Betrieb  ist  ein  umfangreicher  uud  geordneter. 


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Haktiiakw:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


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1.  Lachtin,  2.  Breidenbach,  3.  Kamenski,  4.  Kostelow,  5.  Portsew.  Ich 
habe  Grund  anzunehmen,  daß  diese  Firmen  nur  verschiedene  Schilder  fur 
ein  und  dieselbe  Druckanstalt  waren.  Auch  ljjin  scheint  nur  in  die  eine 
alte  Druckerei  eingetreten  zu  sein;  s.  unter  9,  12  und  17. 

Wie  die  Drucke  zustande  kommen,  ist  aus  der  Form  zu  ersehen, 
welche  in  den  meisten  Fallen  dem  Titel  gegeben  wird.    Diese  ist  folgende': 

-Xj ^  ^J»  ....  Al^lT,  d.  h. :  Durch  die  Hilfe  des  Hervor- 

bringers von  Land  und  Bewohnern  und  des  Schopfers  von  Ort  und  Zeit 
wurde  dieses  geschätzte  Buch ,  das  durch  die  Gnade  des  Allspenders  zu 
den  Werken  des  .  .    .  gehört,  und  welches  den  Titel  hat,  auf 

Veranlassung  und  auf  Kosten  des  ....  in  dem  Lande  Ta&kent  in  der 
Druckerei  ....  gedruckt.* 

Der  Mann,  »auf  dessen  Veranlassung  und  Kosten«  das  Buch  gedruckt 
wird,  der  also  etwa  unserm  Verleger  entspricht,  ist  wohl  meist  selbst  ein 
Buchhändler  oder  Händler  überhaupt,  da  der  Buchhandel  von  Geschäfts- 
leuten aller  Art  als  Nebengewerbe  betrieben  wird."  Bei  dem  Entschluß, 
ein  Werk  drucken  und  es  dann  im  Wege  des  gewöhnlichen  Buchhandels 
vertreiben  zu  lassen,  spielt  im  Islam  ein  Moment  hinein,  das  in  den  Kultur- 
ländern nur  noch  selten  zu  finden  sein  durfte4:  die  Hoffnung,  sich  durch 
Drucken  eines  frommen  Werkes  einen  Lohn  im  Jenseits  zu  erwerl>en.  Ks 
soll  nicht  gesagt  sein,  daß  diese  Aussicht  verlockend  genug  ist,  um  der 


1  Ich  gebe  dieses  Beispiel,  weil  man  gerade  dieser  Form  auch  auf  indischen 
und  persischen  Drucken  nicht  selten  begegnet.  Wer  viel  mit  orientalischen  Drucken 
zu  tun  liat,  dem  wird  es  angenehm  sein,  hier  die  Lesung  wenigstens  einer  Form 
zu  erhalten.  Diese  Äußerlichkeiten  zu  behandeln  ist  ermüdend  und  sie  seheinen 
unwichtig;  es  ist  al>er  durchaus  notwendig,  daß  einmal  eine  vollständige  Übersicht 
ul»er  das,  was  auf  diesem  Gebiete  üblich  ist,  gegeben  wird. 

'  Auch  in  der  äußeren  Anordnung  und  selbst  in  dem  Sehrittduktus  schließen 
sich  die  Titel  der  Taskentdrucke  ersichtlich  meist  an  indische  Vorbilder  an.  Mit 
Vorliebe  haben  sie  eine  Borte  teils  mit  geometrischen,  teils  mit  Blumenornamenten 
als  Rand;  woher  die  Stempel  stammen,  vermag  ich  nicht  zu  sagen. 

B  Das  ist  naturgemäß  besonders  da  der  Fall,  wo  der  Buchhandel  gar  nicht 
oder  nur  wenig  organisiert  ist.  Aber  selbst  in  Taskent  wird  man  gelegentlich  zu 
Schnittwaren-  und  anderen  Händlern  geführt,  die  in  ihrer  Wohnung  Handschriften 
und  Drucke  vorlegen.    Es  handelt  sich  dann  um  solche  Sachen,  die  nicht  Stapel- 


*  Es  wirkt  noch  mehr,  fast  ausschließlich,  soweit  nicht  Eitelkeit  in  Betracht 
kommt,  bei  der  Abfassung  von  Werken;  denn  Honorar  für  literarische  Arbeiten  in 
unserm  Sinne  ist  im  Orient  unerhört  und  wird  selbst  in  Stambul,  wo  doch  vieles 
schon  nach  europäischer  Art  organisiert  und  das  Buchwesen  verhältnismäßig  ent- 
wickelt ist,  eine  Seltenheit  sein.  Etwas  dem  Honorar  Ahnliches  stellt  das  -Geschenk« 
dar,  das  ein  Reicher  für  Herstellung  einer  Arbeit,  die  ihm  am  Herzen  liegt  oder 
ab  deren  Autor  er  gelten  will,  gewährt. 


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72 


Hartmann:  Buchwesen  in  Turkestan  and  Drucke  Hartmann. 


auf  Geldverlust  die  Wage  zu  halten.  Aber  diese  Art  Kapitalanlage  hat 
etwas  Verdienstliches,  das  manchen  anzieht.  So  werden  denn  verhältnis- 
mäßig viel  Werke  jährlich  zum  Druck  gebracht  —  ich  horte  fur  die  letzten 
Jahre  als  Durchschnitt  dreißig  nennen  — ,  und  es  scheint,  das  Geschäft  ist 
zwar  nicht  glänzend,  doch  ziemlich  sicher.  Daß  sich  mit  Vorliebe  die 
daran  machen,  die  Erfahrung  haben,  versteht  sich  von  selbst,  und  so  be- 
gegnet man  vielfach  denselben  Unternehmernamen  auf  den  Titeln. 

In  Taskcnt  findet  man  Buchverkäufer  (xahAäf,  kitäb/urüi)  in  zwei 
Straßen  des  Bazars  der  Sartenstadt,  in  der  einen  etwa  siehen  Laden,  in 
der  anderen  vier.  Der  Sarte  ist  ruhig  und  abwartend:  was  Alläh  schicken 
will,  muß  kommen.  So  gibt  es  in  den  Bazaren  kein  Anreißen,  am 
wenigsten  im  Buchbazar.  Bemerken  aber  die  Leute,  daß  man  ein  ernster 
Käufer  ist,  so  bringen  sie  gern,  wovon  sie  glauben,  es  sei  begehrt.  Kin 
hübscher  Zug  ist,  daß  es  dabei,  nach  meinen  Erfahrungen,  ohne  Unfreund- 
lichkeit der  konkurrierenden  Parteien,  wenigstens  äußerlich,  abgeht.  Ich 
nahm  bei  meinen  Besuchen  meist  festen  Sitz  im  Laden  des  Hag  Abdulmelik 
lbn  Abdunnebi,  eines  äußerst  sympathischen  würdiget)  Mannes,  der  übrigens, 
wie  sich  nachher  herausstellte,  auch  einen  Ruf  als  Gelehrter  im  Städtchen 
besitzt  und  täglich  eine  Stunde  in  der  Medrese  unterrichtet.1  Er  litt  es  wohl, 
daß  ich  in  seinem  Laden  auch  die  Waren  der  anderen  Verkäufer  sah ,  die 
dorthin  gebracht  wurden  und  verteilte  das  Geld  an  diese,  soweit  ich  es  an 
ihn  gezahlt.  Einen  Teil  der  Sachen  erwarb  ich  durch  einen  Kommissionär, 
der  sich  durch  Herbeischleppen  in  Abdulmeliks  Laden  besonders  nützlich 
machte  und  dem  ich  eine  kleine  Vergütung  bewilligte. 

Die  Preise  sind  im  ganzen  niedrig.  Es  ist  selbstverständlich  ein 
Unterschied,  ob  man  ein  einzelnes  Buch  kauft  oder  einen  größeren  Einkauf 
macht,  sowie  ob  man  in  der  Landessprache  leicht  und  in  einer  dieser  Art 
Verkehr  angemessenen  Sprache  verhandeln  kann.  Das  Vorschlagen  hielt 
sich  in  bescheidenen  Grenzen.  Die  Stapelware,  wie  muchtasar  ulttüjaje. 
dttcäni  rnesreb  u.  dgl.  hat  festen  Kurs,  und  ich  konnte  mit  Sicherheit  fest- 

1  Mit  Gelehrsamkeit  verbindet  sich  im  Orient  nicht  selten  das  demonstrative 
Hervorkehren  der  scharfen  Grenze,  hei  welcher  man  mit  aller  Höflichkeit  dem 
fremden  Kafir  ein  energisches  Halt  gebietet.  Eine  solche  Grenze  ist  die  Berührung 
des  heiligen  Buches.  -Dies  ist  ein  werter  Quran,  in  dem  verwahrten  Buche 
berühret  nur  von  Reinen«  (Qur.  50,76 — 78).  Selbst  in  dem  aufgeklärten  Statnbul 
drückt  man  sich  auf  jede  Weise  um  die  Nötigung,  dem  Fremden  den  Quran  in  die 
Hand  zu  geben  —  coram  publico.  Wenn  es  niemand  sieht,  verkauft  man  ihm  so  viel 
Qurane,  als  er  haben  will  (das  Köstlichste  ist,  daß  der  geschätzteste  Druck  des 
Qurans  eine  im  Lande  des  Unglaubens  hergestellte  Photolithographic  ist).  Mein 
braver  Abdulmelik  war  sehr  verständig,  er  ließ  mich  Qurane  mit  und  ohne  Kom- 
mentar, gedruckte  und  handschriftliche,  ruhig  betrachten.  Der  einzige  Protest  gegen 
mein  Verhalten  war,  daß  er  einmal,  als  ich  einen  Quran  auf  einen  Stapel  Bücher 
gelegt  hatte  und  ein  anderes  Buch  darauf  legte,  er  das  heilige  Buch  nach  oben 
brachte,  denn  kein  anderes  darf  seinen  Platz  über  5hm  liabcn.  Ob  die  sunnitischen 
Taskentcr  die  Gewohnheit  der  semitischen  Perser  und  Türken  teilen,  die  Qurane 
in  ihren  Zimmern  nur  auf  Wandbrettern  und  über  Mannshöhe  aufzubewahren,  kann 
ich  nicht  sagen. 


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Hartmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


73 


stellen,  daß  die  Angabe  der  Leute,  sie  hatten  pro  Band  nur  den  bescheidenen 
Gewinn  von  10  —  20  Kopeken,  richtig  war.  Durchschnittlich  kostet  ein 
Buch  von  IM  Seiten  60  Kopeken.  Handschriften  sind  in  Taskent  nicht 
selten,  aber  fast  nie  findet  man  etwas  von  Wert.  Sowie  etwas  vorkommt, 
was  durch  das  Nachforschen  von  russischen  Gelehrten  als  seltener  bekannt 
ist,  werden  Preise  gefordert,  die  unverhältnismäßig  hoch  sind. 

Die  Drucke,  die  man  vorfindet,  sind  vorwiegend  Taskenter  Herkunft 
und  zwar  mit  wenigen  Ausnahmen  aus  den  letzten  Jahren.  Altere  Taskenter 
Drucke  sind  nicht  häufig  und  müssen  besonders  gesucht  werden.  Ks  gelang 
mir,  einige  zu  erwerben.  Neben  den  Taskenter  Drucken  kommen  indische 
und  Qazaner  vor;  die  indischen  sind,  schien  mir,  ausschließlich  persische 
Werke,  die  Qazaner  türkische.  Unter  den  Qazanern  fand  ich  die  Über- 
setzung von  Damiris  kitäb  alhajawän.  Solche  Erzeugnisse  der  Qazaner 
Pressen  sind  aber  eine  Seltenheit.  Fast  alles,  was  man  findet,  gehört  der 
volkstümlichen  Literatur  an:  Erzählungen  und  einfachste  Einfuhrungen  in 
den  Islam.  Auf  mein  Erstaunen,  diese  Dinge  dort  zu  finden,  während  doch 
die  Sprache  eine  ganz  andere  sei,  erklärte  mir  einer  der  Buchhändler,  der 
diese  Sorte  offenbar  als  Spezialitat  betrieb:  »Wir  selbst  verstehen  diese 
Hefte  meist  nicht,  wir  müssen  sie  aber  führen,  weil  sie  verlangt  werden, 
und  zwar  von  den  Qirgiz-Qazaqen,  die  aus  Qazalinsk  und  Umgegend  hierher 
auf  den  Markt  kommen  und  den  Dialekt,  in  dein  diese  Hefte  abgefaßt  sind, 
verstehen.«  Nur  eine  Sorte  Drucke  aus  Qazan  trifft  man  wie  in  Taskent 
so  in  allen  übrigen  größeren  Orten  Russisch-  und  Chinesisch -Turkestans: 
die  Heftjeks,  d.  h.  die  Hefte  mit  je  einem  Guz'  des  Qurans,  die  in  un- 
geheuren Massen  in  Qazan  hergestellt  werden.  Es  ist  merkwürdig,  daß 
weder  in  Taskent  noch  in  anderen  Städten  Turkestans  lithographierte  Aus- 
gaben des  Qurans  hergestellt  sind.1  Neben  den  Qazaner  Heftjeks  findet 
man  die  bekannte  Stambuler  Lithographie  des  ganzen  Qur'äns.  Die  Qazaner 
Drucke  sind  sämtlich  Typendrucke,  und  zwar  mit  den  häßlichen,  steifen 
Typen,  die  auch  in  Taskent  vereinzelt  zu  Werken  und  zur  Eingeborenen/.eitung 
verwandt  werden  und  über  welche  siehe  Islamischer  Orient  (IV)  S.  1 19  Ann».  1. 

In  allen  anderen  Städten  Turkestans  ist  das  einheimische  Buchgewerbe 
gleich  Null.  Samarqand  ist  durch  die  Fremden  verdorben  und  man  verlangt 
für  Handschriften  unerhörte  Preise.  Ich  sali  in  der  Sartenstadt  einige  dürftige 
Buchkrämer,  die  nur  Stapelware  hatten,  in  der  Russenstadt  einen  größeren 
Buchladen  und  eine  kleine  Bude,  wo  man  das  für  den  Reisenden  Notige 
(Plan  der  RussensLadt,  Adreßkalender,  das  kleine  russisch -türkische  Wörter- 
buch von  Lapin,  2.  Auflage,  Samarqand  1899  u.dgl.)  bekommt.  Hand- 
schriften vermittelt  der  Kommissionär  Sahir  Bai  Nasirbajeff.  Mir  wurden 
von  einem  Molla  in  einer  Medrcsc  einige  bessere  Sachen  angeboten:  eine 
Handschrift  mit  der  wohlbekannten  Bearbeitung  des  Narsachi  und  zwei 
kleineren  Werken  sollte  50  Rubel,  ein  schöner  Foliant  mit  Fu/.üli  und 
interlinearer  »ozbekischer-  Obersetzung  sollte  bO  Rubel  kosten. 


1  Nach  einer  Notiz  der  Turkestanskija  Wjedomosti,  wenn  ich  nicht  irro  im 
Januar  1904,  sollte  auch  in  Taskent  ein  Qui'aiidruck  ausgeführt  weiden. 


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Habtmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartniaiui. 


In  ChÖqand  fand  ich  im  Bazar  nur  zwei  intelligentere  Leute,  die  mit 
Buchern  handelten.  Ich  erwarb  die  in  der  Übersicht  S.  17  genannten 
Handschriften. 

In  Andigän  fand  ich  nur  ein  Original,  das  unter  freiem  Himmel  einen 
Stuß  Bücher  feilhielt;  sonderbarerweise  befand  sich  darunter  die  Stambuler 
Ausgabe  des  Hüwedä,  aus  der  ich  hier  Jahrgang  V,  Abt.  2,  S.  132  IT.  Mit- 
teilungen machte  und  zugleich  ein  Qazaner  Druck  des  rähati  dä  Hüwedäs. 
Kin  Goldschmied,  hei  dem  ich  Münzen  fand,  aber  wegen  des  hohen  Preises 
nicht  kaufte,  studierte  das  ikstri  ekber  in  einer  vierbändigen  Bombay  er  Ausgabe. 
Die  indischen  Drucke  kommen  nach  Chöqand  und  Andigän  über  Taskent 

In  Chinesisch -Turkestan  steht  das  Buchwesen  auf  einer  äußerst 
niedrigen  Stufe.  Ich  kann  freilich  nur  von  Kasgar  und  Jarkend  sprechen. 
Dort  fabelt  mau  davon,  daß  in  der  Hauptstadt  der  Provinz,  Urumtsi,  ein 
chinesischer  Händler  sei,  der  einen  Laden  mit  vielen  tausend  Büchern  habe. 
Man  weiß  aber,  wie  die  orientalische  Phantasie  alles  vergrößert.  Von 
chinesischen  Werken  haben  für  den  Islamisten  ja  auch  nur  die  Wert,  welche 
aus  den  tunganischen  (islamisch -chinesischen)  Kreisen  stammen.  Solche 
Bücher  dürften  aber  vielmehr  in  Maralhasi,  Aqsu,  tJc  Turfan  und  den  schon 
auf  russischem  Gebiet  gelegenen  Städten  Toqmaq  und  Pispek  zu  finden 
sein  als  in  Ka-sgar  und  Jarkend  oder  gar  in  Urumtsi.  Trotz  der  größten 
Mühe  gelang  es  mir  nur  bescheidene  Proben  dieser  Art  Literatur  zu  er- 
werben. Sie  lassen  ahnen,  daß  hier  der  Forschung  noch  ein  weites 
Gebiet  offen  liegt. 

Das  Druckwesen  wird  von  der  chinesischen  Regierung  in  keiner  Weise 
begünstigt.  Der  chinesische  Beamte  wird  nur  in  den  seltensten  Fällen 
etwas  tun,  damit  die  heimische  Bevölkerung,  in  der  er  unter  allen  Um- 
ständen einen  gefährlichen  Feind  sieht,  zu  Worte  kommt,  und  er  wird  ihr 
die  Beschäftigung  mit  dem ,  was  ihren  religiösen  oder  gar  nationalen  Ten- 
denzen entspricht,  nur  so  weit  gestatten,  als  er  es  ungefährlich  für  seine  Re- 
gierung hält,  und  gefährlich  ist  vor  allem  alles  übermäßige  Studieren  und  Lesen. 

Die  Leichtigkeit,  mit  welcher  chinesische  Drucke  durch  das  uralte 
Verfahren  des  Schneidens  in  Holz  hergestellt  werden,  veranlaßte.  dieses 
Verfahren  zunächst  auch  für  die  türkischen  Drucke  zu  verwenden.  Sicher 
gilt  das  für  die  gemischtsprachlichen  Werke,  welche  die  chinesische  Re- 
gierung in  Chinesisch  und  Türkisch,  zuweilen  noch  zugleich  mit  mandschuri- 
schem Text  herstellen  ließ.  Ich  konnte  einige  solcher  mehrsprachigen  Werke 
erwerben. 

Uber  die  Kinfuhrung  der  Steindruckerei  und  was  darin  bisher  in 
Kasgaricn  geleistet  ist,  lasse  ich  am  besten  den  Mann  selbst  sprechen,  der 
diese  Kunst  dort  eingeführt  hat  und  bis  jetzt  allein  betreibt.  Nur  Häggi, 
oder  wie  man  in  Kasgar  gewöhnlich  sagt  Nur  Häggim1,  war  mir  schon 
bekannt  durch  seinen  Druck  der  Diwane  des  Auläd  Husain,  von  dem  ich 
durch  'Ärif  Gän  gehört2,  und  den  ich  mit  einiger  Mühe  schon  vor  meiner 

1  Über  das  Suffixum  hier  s.  meine  Bemerkung  hlamiacher  Orient  (VI)  S.  195. 
*  f  bei-  ihn  s.  htamuv/ter  Grind  IV:  Zentralasi a tische«  aus  Stambul. 


H  abtmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hart  mann.  75 


Ausreise  mir  verschafft  hatte.  Es  war  eine  Enttäuschung  fur  mich,  daß 
ich  in  K a Agar  weder  ihn  noch  seine  Druckerei  fand.  Ja,  bei  der  Zer- 
fahrenheit aller  VcrliSltnis.se  in  diesen  Iündern  und  der  volligen  Teilnnhm- 
losigkeit  der  Bevölkerung  war  es  schwer.  Sicheres  Oher  den  Verbleib  des 
Mannes  zu  erfahren.  Es  gelang  endlich  festzustellen,  daß  er  in  Jangil.n>är 
lebe.  Am  10.  Dezember  1902  traf  ich  auf  dem  Wege  nach  Jarkcnd  in  dem 
Städtchen  ein.  Sobald  ich  mich  in  dem  Rasthause  eingerichtet,  ließ  ich 
mich  zu  Nur  Häggi  fuhren  und  traf  ihn  in  einem  Laden  im  Ba/.ar  an  der 
Nähmaschine  (sein  eigentliches  Handwerk  ist  die  Schneiderei).  It  h  bestellte 
ihm  die  Grüße  des  Herrn  .luhannes  Awetaranian,  der  fünf  Jahre  in  Kasgar 
im  Dienste  der  schwedischen  Mission  gelebt  hatte1  und  mit  ihm  befreundet 
ist  und  sagte  ihm,  daß  ich  ihm  einige  Exemplare  der  von  Awetarnnian  in 
Schutnen  gedruckten  Handwerkerdisputationen  (s.  darüber  hier  Jahrgang  VII, 
Abt.  2,  S.  21,  Anm.  I)  abzuliefern  hätte.  Obwohl  schwer  an  Fieber  und 
Asthma  leidend,  kam  er  am  Abend  in  das  Seräj,  und  wir  hatten  eine  an- 
genehme Plauderstunde.  In  gleicher  Weise  hatten  wir  eine  Zusammenkunft 
bei  meinem  zweiten  Besuch  Jangihisnrs  auf  der  Rückreise  von  Jarkend  nach 
Kasgar  am  11.  Februar  1903.  Nur  Häggi  teilte  folgendes  mit:  »Ich  bin  in 
Jangibisär  geboren  und  bin  vor  sechs  bis  sieben  Monaten  wieder  hierher- 
gezogen, weil  ich  das  Klima  von  Kasgur  nicht  vertragen  kann.  Ich  bin 
viel  gewandert,  namentlich  im  nordwestlichen  Indien;  auch  Stambul  kenne 
ich.  In  Indien  machte  ich  mich  mit  der  Steindruckkunst  bekannt.  Meine 
ersten  Drucke  nach  der  Rückkehr  stellte  ich  hier  her  und  zwar  druckte 
ich  1.  das  tehäi  ul  'ätffeih  des  Seperjär*,  2.  den  airaqat- Diwan  Newa  is. 
Beide  Stücke  druckte  ich  später  noch  zweimal  in  Kasgar.  Dort  druckte 
ich  auch  alle  übrigen  Sachen.  Von  ihnen  nenne  ich  die  pawöjid,  zweimal 
gedruckt  in  800  und  1000  Exemplaren,  ferner  die  ckännin  sozleri\  diese 
ließ  die  chinesische  Regierung  mehrfach  bei  mir  drucken,  auf  Befehl  aus 
Uruintsi  zum  erstenmal  im  Jahre  1311,  wo  der  Druck  noch  ziemlich 
schlecht  ausfiel;  es  wurden  bestellt  3000,  später  2000,  dann  2500  Exem- 
plare, die  überallhin  gratis  verteilt  wurden.  Endlich  druckte  ich  die  beiden 
Diwane  meines  Freundes  Auläd  Husain  in  1000  Exemplaren.  In  chinesi- 
scher Sprache  druckte  ich  zwei  Sachen:  1.  auf  Befehl  aus  Urumtsi  eine 
Instruktion  für  die  Soldaten  in  4000  Exemplaren;  das  war  zur  Zeit,  als 
Johannes  [Awetaranian]  Sähib  da  war;  2.  die  Zeitung  des  russischen  Konsuls'; 

1  Siehe  über  ihn  meinen  schon  genannten  Artikel  Aber  Ihlweda  S.  132,  Anm.  2. 

a  So  notierte  ich  hier  den  Namen  Süfl  AI  Iah  jars  in  Nur  HaggTs  Aus- 
sprache; daneben  hörte  ich  von  anderen  das  hlamiselier  Orient  (VI)  S.  119  Anm.  1 
{.umgebene. 

»  So  envies  sich  denn  die  Angabc  des  trefflichen  Ärif,  hlamiselier  Orient  (IV) 
S.  117,  als  richüg.  Ich  sah  in  Kasgar  nur  drei  Nummern,  die  der  Eigentümer  als 
ein«*  Rarität  ersten  Ranges  betrachtete;  sie  sollen  die  einzigen  sein,  die  erschienen 
sind.  Trotz  aller  Anstrengungen  konnte  ich  nichts  von  diesen  Spuren  einer  eigen- 
artigen Tätigkeit  in  die  Hände  bekommen.  Der  Druck  wurde  eben  äußerst  heimlieh 
betrieben,  und  es  werden  Exemplare  nur  an  wenige  chinesische  Beamte  in  Kosgarien 
und  an  die  russische  Vertretung  iu  Peking  gelangt  sein. 


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7G 


Hartmann:  Bachwesen  in  Turkestan  and  Drucke  Hart  mann. 


es  erschien  damals  sein  Sekretär,  der  jetzt  Gesandter  in  Peking  ist,  und 
zählte  mir  das  Papier  vor,  das  ich  mit  einer  mir  unverständlichen  chinesi- 
schen Sache,  die  aus  dem  Russischen  ubersetzt  war,  bedrucken  mußte;  ich 
habe  nichts  davon  behalten  dürfen.  Meine  Druckerei  befindet  sich  in  Kaägar 
in  den  Händen  eines  Verwandten;  ich  hoffe  im  Frühjahr  dorthin  reisen  zu 
künnen  und  meine  Drucktätigkeit  wieder  aufzunehmen.  Zunächst  handelt 
es  sich  darum,  für  Auläd  Husain  zu  arbeiten,  der  6000  Verse  bei  mir 
drucken  lassen  will.-1  Ich  weiß  nicht,  ob  Nur  Häggi  seine  Absicht  aus- 
geführt hat  und  wie  es  jetzt  mit  seiner  Presse  steht. 

Im  folgenden  verzeichne  ich  die  von  mir  erworbenen  Drucke  in  der 
Weise,  daß  ich  an  den  Anfang  den  Titel  in  Originalfassung  setze,  dann 
Druckort  und  Druckerei ,  Unternehmer,  Steinschreiber,  das  Jahr  der  Zensur- 
erlaubnis  und  das  Jahr  des  Druckes,  endlich  Seitenzahl  und  Format  gebe. 
Die  Angaben  über  das  Werk  und  aus  ihm  bieten  das,  was  das  Wich- 
tigste schien. 

Bei  der  Ordnung  nach  dem  Inhalt  sind  die  Klassen  der  Ubersicht 
zugrunde  gelegt. 

1.  Geschichte,  auch  legendäre. 

1.  qüsas  ul  'anbija.  Taskent,  Iljin;  Mollä  Mir  Machdüm  Ibn  Sah 
Jütius;  Schreiber:  Mollä  Mtihainmed  Saijid  Chan  Ihn  Dämollä  Abdullah 
Chän;  1901;  1320;  336  Seiten  Fol. — Das  unter  dem  Namen  »Rahghü/.i- 
bekannte  Werk  erfreut  sich  in  Mittelasien  der  größten  Beliebtheit,  daher 
die  zahlreichen  Drucke.  Leider  sind  diese  Drucke  für  die  wissenschaftliche 
Verwertung  des  Originaltextes  wertlos.  Es  ist  mit  ihm  gemacht  worden, 
was  man  auch  bei  uns  mit  altertümlichen  Sprachdenkmälern  macht,  die 
man  den  Zeitgenossen   »näher  bringen«   will':  Übertragung  in  die  neue 

1  Ich  hatte  die  Freude,  die  Bekanntschaft  dieses  sympathischen,  hochintelli- 
genten  und  ersichtlich  in  religiöser  Beziehung  einen  freien  Staudpunkt  einnehmenden 
Mannes  zu  machen.  Er  besuchte  mich  in  Jarkend  auf  der  Rückreise  aus  Kasgar 
nach  Qarghaliq,  in  dessen  Nähe  er  in  dem  Dorfe  Zuunün  (chines,  zunlun)  seinen 
Wohnsilz  hat,  am  27.  Januar  1903.  Er  arbeite  au  einem  Mesnewi,  das  zur  Hälfte 
fertig  »ei. 

a  Luthers  Bibelübersetzung  ist  das  nächstliegende  Beispiel.  Ein  anderes:  In 
der  Lcssing-Rammlerschen  Sammlung  (Leipzig  1759)  wurden  Friedrich  von  Logaus 
Sinngedichte  einer  vollständigen  Unidichtung,  in  der  Simrockschen  Auswahl  (Stutt- 
gart 1874)  einer  teilweisen  unterworfen.  Auch  in  der  sonst  treueren  Auswahl  Fischers 
(Leipzig,  Reclam)  wurden  in  einzelnen  Fällen  -umfassende  Neuerungen-  vorgenommen. 
Da  werden  wir  den  Turkcstanein  ihre  Verhunzungen  nicht  zu  sehr  verdenken  dürfen, 
wenn  sie  eben  nur  verhunzen  und  nicht  obendrein  noch  lügen.  —  Auch  die  Araber 
sind  sich  wohl  bewußt  gewesen,  daß  selbst  sprachliche  Äußerungen  von  dem  Ansehen 
der  Berichte  über  Worte  und  Handlungen  des  Propheten  (hadl()  vor  ihrer  Fest- 
legung durch  die  Schrift  dem  Einfluß  der  individuellen  Sprache  des  Tradenten  unter- 
worfen waren:  siehe  die  lehrreichen  Nachweise  in  Abdulqädir  Albaghdadls 
chizänat  al'adab  1,  4— (i.  Wir  gehen  freilich  in  unserm  Mißtrauen  gegen  -alte- 
arabisehe  Texte  als  sprachliche  Belege  noch  viel  weiter,  uud  mit  Recht. 


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Habtjjann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann.  77 

Sprache!  Das  kann  man  ja  den  frommen  Leuten,  die  für  Erbauung  sorgen, 
nicht  verdenken;  bösartig  ist  aber,  wenn  sie  eine  freche  Fälschung  begehen, 
um  den  Leser  zu  täuschen,  er  habe  das  Originalwerk  vor  sich.  In  allen 
drei  hier  vorliegenden  Drucken  (1.  2.  3.)  ist  die  Abfassungszeit  der  türkischen 
Übersetzung  um  vier  Jahrhunderte  herabgeruckt,  1109  statt  709  angegeben. 
Die  Kontrolle  ist  glücklicherweise  gegeben:  wir  besitzen  in  Rieu,  Catal. 
Turkish  Ms*,  in  Br.  Museum,  S.  269  ff,  eine  ausgezeichnete  Beschreibung 
der  Handschrift  Add.  7851,  die  sprachlich  einen  völlig  anderen  Charakter 
tragt  als  unsere  Drucke  und  das  Jahr  709  gibt.  Zur  Beurteilung  des  Ver- 
fahrens hier  gegenüber  dem  Original  setze  icli  eine  Stelle  des  Druckes  und 
das  bei  Rieu  Entsprechende  nebeneinander1: 

Rieu  269'- f.:  I„  !,  s.3: 

History  of  the  prophets  by  Klzi    .    ii      .  lS.  -  ,  m(* 

Näsir.  son  [270a]  of  Burhän,  of  Ribät  J  f.  LI 

Oghiiz,  jUy  fjjy. jl  Mtj  ^  j ^ ^  £ 

  The  preface  con-    .  *  n   .  i  t  •  i-    *i  •• 

tains  a  panegyric  in  prose  and  verse  ^  -  ^ 

on  a  powerful  prince,  Emir  Nösir  ud-  £Ul  &M  jJt  jj. j\  Jet 

HJjCrts^  whose  high  sound-  ^  ^  -T^1*  £^ 

ing  titles  fall  only  short  of  the  regal  ^+  y  #AJ  J<5  A|  ^  /.^_Vi 
style,  and  of  whom  it  is  said  in  the  '  *  r 

following  lines  that,  although  by  race  cT-*»*l  45- jrj  U*Vl 

»Moghol,  he  had  become  a  follower  .  %  '  ^ 

of  the  Prophet,  and  was  engaged  in  J.  ^  /  'tJ  ^  -  Sj 
devotion  day  and  night:                      ,7   \~\n            ,  i     .  ,    .  -  -  . 

From   him  the  author  received,  Jj|  wW  4i$LU  ^LLa)  J0t5^V 
A.  H.  709,   at  the  beginning  of  the  „  '  . 

year  of  the  dog  (A.  D.  1 3 10),  a  message 

stating  the  prince's  eager  desire  for      rji  .  ,  ... 

a  history  of  the  prophets,  and  re-  ^    *  ^  ^  ^  ^> 

questing  him  to  write  one  for  his  use.  s&\~)f$\  *itfj  J  Jtff  Sj^J^S 
The  present  work  was  composed  in  -  "  L 

compliance  with  that  wish,  and  we  V-"^J^.  ^  ^  <3^  SS  ^ 


kann  ich  nur  den  zerrissenen  Ausz.ug  Rieus  aus  der  Einleitung 
geben.  Die  Ausgabe  Ilminskis,  Kasan  1273  1859  (s.  ZDMG.  13,  504;  14,  349) 
tonnte  ich  in  Berlin  nicht  einsehen. 


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78 


Hartmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


learn  from  ihr  epilogue  that  it  was 
completed  in  the  ensuing  year,  A.  H. 


710:    g   \i  J-  &j\  03\  JJ». 
^JcS'  y  S-fc*  and  "was  sent  to  His 


Highness  Näsir  ud-I)in  Tuk  Bug  hi       .  .  » 
Beg,  to  be  liked  or  disliked,  as  he  ^>Jf    Jm(f    iji->Vij~  J 


Der  Fälscher  hat  also  alles  durcheinander  gewirrt:  nach  dem  Original 
erging  709  die  Aufforderung  zur  Arbeit,  und  sie  wurde  710 1  vollendet; 
nach  dem  Druck  wurde  die  Übersetzung  am  20.  Rebi'I  1109  fertig.  Es 
ist  übrigens  wahrscheinlich,  daß  die  Vorlage  der  Herausgeber  schon 
das  falsche  Datum  hatte.  Ein  Annlogon  bietet  die  Angabe  der  von  Dorn. 
Catalogue  des  Mss.  de  la  Bibl.  Imperiale  Pubf.  de  St- Ptitersbourg,  p.  458  f.,  be- 
schriebenen Handschrift  des  Rahghüzt,  die  als  Zeit  der  Abfassung  das 
Jahr  809  hat.  Da  nach  Rieu  die  Ausgabe  Ilminskis  außerordentlich  selten 
ist,  empfiehlt  sich  eine  Neuausgabe,  für  welche  ja  die  beiden  Petersburger 
Manuskripte  und  das  Londoner  eine  geeignete  Grundlage  bieten.  Die 
höchst  wertvollen  lexikalischen  Mitteilungen*  Rieus  erwecken  folgende 
Befürchtung.  Schrieb  man  um  710  so  altertümlich,  so  wird  die  glatte, 
fast  moderne  Sprache  des  dtwäni  hikmet  Jasawis,  gestorben  562,  ver- 
dächtig. Man  wird  kaum  annehmen  dürfen,  daß  irgendwo  östlich  vom 
Oxus  um  550  so  geschrieben  worden  ist,  wie  wir  es  im  diwäni  hikmet  finden. 
Sollte  nicht  auch  hier  eine  modernisierende  Retusche  vorgenommen  sein? 
Solche  Erwägung  erschüttert  den  Wert  der  aus  dem  uns  vorliegenden  Text 
des  dmäni  hikmet  gezogenen  Schlüsse,  und  es  ist  unerfreulich,  bis  auf 
weiteres  das  Zeugnis  eines  Sprachdenkmals  ablehnen  zu  müssen,  dem  sein 
hohes  Alter  —  nur  100  Jahre  jünger  als  das  Qutadghu  Bilig!  —  besondere 
Wichtigkeit  zu  verleihen  schien.  Das  Bedenken  durfte  aber  nicht  unter- 
drückt werden.  Leider  ist  keine  Hoffnung,  daß  eine  andere  Redaktion 
des  dTwäni  hikmet  als  die  allgemein  verbreitete  zutage  kommt,  wie  sich 
auch  in  Turkestan  kaum  die  Originalfassung  des  Rabghüzi  finden  wird. 


1  Nicht  ohne  Interesse  ist,  daß  fast  zur  gleichen  Zeit,  im  Jahre  712.  an 
einem  ganz  anderen  Fleck  der  islamischen  Welt  ein  türkisches  Sprachbuch  verfaßt 
wurde:  das  kitäb  uCidräk  Abu  Haijans. 

3  Zudem  Rieu  S.  271a  (nach  Radioff,  Wörterbuch  S.  6  Z.  5  der 

Ausgabe  Ilminski;  R.  weist  das  Wort  im  Qutadghu  Bilig  nach  und  leitet  es  richtig 

von  aiynmaq  ah)  s.  k.  teryumän,  Ausgabe  Melioranski  S.  14;  das  *y  Rieu  S.270a 

wird  zu  dem  mana  >da>,  «voilä-  und  dem  rnanumdayh,  die  in  meinem  'Eine  türkisch* 
Erzählung  nu#  Kaiyar.  (Keleti  Szcmle  1904)  vorkommen,  zu  stellen  sein. 


thought  best": 


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Habtmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Harfniann.  70 

Die  -Blüte*  oder  vielmehr  »Nachblüte«  der  nsttürkischen  Literatur 
unter  'Omar  Chan  um  1810,  soweit  nicht  schon  ältere  Renaissancen  in 
Betracht  kommen,  wird  für  den  Verlust  der  Originale  verantwortlich  zu 
machen  sein.  Die  orientalischen  Schongeister  sind  völlig  in  der  Mode  be- 
fangen; von  historisch  -  kritischem  Interesse  ist  bei  ihnen  keine  Spur.  Gewiß 
verdanken  wir  die  Bewahrung  des  Qutadghu  Bilig  in  der  Originalfassung 
einzig  dem  Umstände,  daß  es  im  Lande  selbst  fast  ganz  unbeachtet  blieb 
und  schon  früh  nach  Ägypten  verschleppt,  daneben  auch  in  eine  nach  dem 
neunten  Jahrhundert  vergessene  Schrift  umgesetzt  wurde.1 

Die  Sprache  der  in  den  Drucken  vorliegenden  Redaktion  unterscheidet 
sich  nicht  von  der  in  Werken  solcher  Art  auch  heute  üblichen.  In  ihr  ist 
das  m  der  Westgruppe  als  Genitivaffix  bevorzugt;  -nach«  1st  din  kfn. 
Im  Dativ  ist  *l  üblich,  wo  man  in  KaSgar  K' schreibt,  z.B.  *i y  171,  19; 

*£>C+  296,  14  u.  v.  a. 

2.  qi*a*  ul  yanbijä\  Taskent,  Stab,  1901;  370  Seiton  Fol.  —  Das- 
selbe Werk  wie  1.,  doch  zeigt  der  Druck  Verschiedenheiten.    Hier  ist  das 

bevorzugt:  so  S.  101,  23  f.  jj-fc  jL-  fV-Jl  Uc  J.-.-l 

neben  1.  S.  93,  7:  <^>Y       J         J  f         ^  doch  ist  zu  be- 

merken, daß  in  2.«-^»*  und  j  in  derselben  Uberschrift  nebeneinander  vor- 
kommen: S.  107  jtfjydÜJlJ  dL*  f}LJ|  A_Jb  Jl*^\.  Die 
Setzung  von  j  und  ist  eben  in  beiden  Drucken  unregelmäßig.  1.  S.  93, 
13  f.  #JL<-  \j\  jfWrJ  «^L^U  JJ,  an  der  entsprechenden  Stelle  2.  S.  102, 

4  jjr-V—  \j\  ilWcl  ciwT?"^  <J<J  (w0  aucn  die  Nichtsctzung  des  Suffixes  bei 
imdek  zu  beachten!).  Auf  den  Dialekt  der  Redaktoren  einen  Schluß  zu 
ziehen  wage  ich  nicht.  Von  charakteristischen  Unterschieden  vermerke  ich: 

1.  S.  3,  14  ^jlj J/  neben  2.  S.  3,  13  v-^U  *iSj ;  1.  S.  3,  16 
d'L.  jf*\  ^S)  j  Jtf  y  neben  2.  S.  3,  15  ctX'ULi  Jj  y #,  d.  h. 

fur  den  Redaktor  von  2.  war  das  bei  Shaw  aufgeführte  iJlojSjl  an  dieser 
Stelle  nicht  verwendbar.    In  1.  JO         S.  94,9;  95,  15;  in  2.  an  den 

entsprechenden  Stellen  S.  103,  2;  104,  10  •  £y        und  viX'j—  In 

der  Schreibung  von  Affixen  wie  *i>  und  jlc  und  jfc'  gehen  die  beiden 
Aasgaben  zusammen. 


1  Nach  der  Auffindung  des  Ms.  Kairo  in  arabischer  Schrift  durch  Moritz 
ist  kein  Zweifel  mehr  an  dem,  was  man  nach  den  Verhältnissen  ohnehin  annehmen 
mußte:  daß  das  Qutadghu  Bilig  in  der  Schrift  niedergeschrieben  wurde,  die  dem 
etwa  90  Jahre  vorher  zum  Islam  tibergetretenen  Fürstenhausc  am  ehrwürdigsten  scheinen 
mußte  und  in  der  diese  Fürsten  ihre  Münzen  schlagen  ließen;  s.  meine  Bemerkung 
darüber  iu  Orient.  Litt. -Zeitung  V  (1902),  Sp.  391. 


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80 


Hartmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


3.  tfisfis  ul  *anbija\  Taskent,  Hjin;  Sirkcti  Chnirije'i  Gedide;  1901; 
1320;  527  Seiten  Fol.  —  Dieser  Druck  schließt  sich  S.  4,  2.  4  und  S.  146, 
9  an  1.  an  (s.  oben  die  Stelle  1.  S.  3,  11.  16  und  S.  93,  13),  nur  daß  er 
in  der  zweiten  Stelle  j^U  statt       j>-\*  hat. 

4.  Maulüd  unnabT.  Samarkand.  Deinurow;  Ahdiilhakim  Ihn  Qäri  Sah 
Nnzar;  Schreiber:  Muhammed  Zufar  M.uhämmed  Hasan  Oghli  aus  Taskent; 
1901  (Tifüs);  1319.  72  Seiten  kl.  8".  —  Kin  maulüdi  ScrTf  im  Versmaß 
ramal;   Anfang:  ^  AiwlS  Jjl  -A*~ .  —   Das  Verhältnis  dieses 

maulüdi  icrTf  zu  den  mir  vorliegenden  osmanischen  (s.  Islamischer  Orietä  |I  V) 
S.  132  und  144)  habe  ich  nicht  untersucht. 

5.  rauzat  [rattdat]1  uiMikadä\  Taskent,  Kostelow;  MollS  Ja'quhcho&a 
IfaliSSh  Choga  Oghli;  1898;  1318;  31 1  Seiten  gr.  8".  —  Durch  das  dem  Titel 
beigesetzte  turkt  ist  das  Buch  als  Übersetzung  gekennzeichnet,  und  so  werden 
wir  es  hier  mit  einer  Wiedergabe  des  berühmten  rauzat  uihihada  des  11  usain 
Alwai/  AlkäSifi  zu  tun  haben  (s.  Et  he  358).  —  Die  Sprache  vorwiegend 
andiganisch:  m!  doch  vielfach  daneben  »/«.—  Neben  jUi  (z.B.  S.74,  12) 
j£Lü  S.310,  6.  311,6.  —  &y-J*  z.B.  S.71,14. 

6.  tnusaijabnäme.  Taskent,  Portsew;  Akmal  Chän  Ihn  Isläin  Chan; 
Schreiber:  'Abdulghafür  Ihn  :\bdulchäliq  Bäj;  1900;  1319;  344  Seiten  gr.  8". 
—  Nach  der  kurzen  Vorrede  ist  das  Werk  bestimmt,  die  genaue  Geschichte 
des  Leidens  der  Imame  Hasan  und  Ilusain  darzustellen;  das  sei  geschehen 
durch  Muhammed  ^j^*  in  einem  arabischen  Werke,  das  ins  Persische 

und  nun  ins  Türkische  übersetzt  wurde.  Das  Werk  beginnt  mit  Abraham, 
dessen  Geschichte  bis  auf  geringe  Varianten  und  einige  volkstumliche  Zu- 

1  Die  Einfältigen  schreiben  »jjj;  so  der  Mollä  in  Jarkcnd,  der  am  4.  Fe- 
bruar  1903  für  mich  ein  llusain-Lied  nach  Diktat  eines  Ghazelci  aufschrieb,  in  Vera  ü 
OjJ  J^4JL.  Jri  (Mutaqarib)  -einen  Blick  warfen  sie  auf  die  Grab- 
stätte, indem  sie  gingen-.  Die  geschulteren  Mollas  in  Jangihisär  und  Kasgar,  die  irh 
später  dasselbe  Lied  völlig  unabhängig  festlegen  ließ,  schrieben        J . 

'  Berlin  besitzt  ein  Werk  eines  Muhammed  Alhurairi  Alhalcbi  Addimisq!  (ge- 
storben 1037)  in  drei  Handschriften  (Ahlwardt  9698  99):  dein  Inhalte  nach  (Wett- 
streit  zwischen  den  Söhnen  der  vier  ersten  Kalifen,  entschieden  zugunsten  der  Söhne 
Alls)  könnte  mau  dem  Verfasser  ein  Buch  zu  Ehren  der  beiden  Imame  wohl  zutrauen. 
Man  ist  enttäuscht,  weder  in  den  Sammlungen  arabischer  Werke  noch  in  denen  per- 
sischer einem  Buche  zu  begegnen,  das  sich  als  Original  des  unter  den  Türken  so  be- 
lichten mumijabnümc  erkennen  läßt.  Die  Verehrung  für  die  Imame  Hasan  und  Ilusain 
ist  unter  den  Turkestanem ,  obwohl  sie  Sunniten  sind,  sehr  groß;  sie  sind  eben  das, 
was  die  Schiiten  ehli  düst  ■Freundlichgesinntc«  nennen,  Leute,  die  den  gehörigen 
Kespekt  empfinden  vor  den  pen$i  äli  'abä,  den  Fünf  der  Mantelfamilie ,  d.h.  Prophet 
und  die  vier,  die  er  unter  seinen  Mantel  nahm.  Die  Erklärung  der  schiitischen 
Tendenzen  in  Turkestan  siehe  Itlamixcher  Orient  (V)  8. 152  Anm.  1.  In  ganz  Kas- 
garien  kennt  mau  die  Mersije  auf  Hiisjtin  (Au*oin),  die  ich  in  Jarkend,  Jangihis.tr 
und  Kasgar  aufschreiben  ließ  und  deren  Vortrag  stets  einen  tiefen  Eindruck  auf  die 
Hörer  macht. 


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IIartmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


81 


taten  erzählt  wird  wie  bei  Rabghüzi1,  geht  aber  Tiber  die  Vorgeschichte,  auch 
das  Leben  Muhammeds,  schnell  fort  und  ist  schon  auf  S.  42  bei  den  Helden 
angelangt.  Das  Buch  ist  durchaus  romanhaftes  Volksbuch  mit  vielen  be- 
kannten Motiven.  Die  Tochter  Jezdegirds,  Sahr  Bänü,  ist  hier  zu  einer 
Tochter  des  lksir  [aus  dem  mit  qaisar  zusammengeworfenen  kisrä  verstüm- 
melt?], Königs  der  Rüm,  geworden,  S.  47,  und  sie  wählt  selbst  H usain 
unter  den  Helden,  die  zur  Gattenwahl  an  ihr  vorbeiziehen  (die  Wahrung 
des  Nationalen  in  der  persischen  Anknüpfung  der  Linie  Alis  an  das  alte 
Furstengeschlecht  durch  diese  Heirat  ist  höchst  bemerkenswert1;  zur  Sache 
vgl.  Browne,  A  Literary  History  of  Persia  130  f.).  —  Die  Sprache  ist  ganz 

ungleichmäßig:  nm  und  nJ  nebeneinander;  ebenso  (jS' und  Ö*y~>  J^j 

(S.  56,  1 1  S.  56, 12  J^~i>-V»'\);  j&>-T  S.  35, 16;  JUL  8.  2,  8; 

V y  S.  50,  2. —  Sachliches:  Fätima  ist  jj»U-  »die  Frau  (Fürstin)  der 

Auferstehung-  genannt  S.  44,2,  wie  in  meinem  Manuskript  75. 

7.  sah  mesreb.  Taskent,  Breidenbach;  Rahim  Choga  Ibn  Ali  Choga; 
1896;  158  Seiten  gr.  8°. 

8.  rittcätn  mesreb.  Taskent,  Iljin;  1900;  1319;  157  Seiten  gr.  8°. 

9.  dhcäni  nw&reb.  Taskent,  lljin  (tiirk.  kämm  eskT>  d.h.  Kamenski); 
1900;  1320;  157  Seiten  gr.  8°. 

10.  diwäni  meireb.   Taäkent,  Portsew;  1900;  1317;  157  Seiten  gr.  8°. 

1  Vgl.  z.  B.  S.3  mit  RabghüzT  ed.  Iljin  1901  (hier  1.)  S.93:  Sara  bekommt 
Ahraham,  als  sie  sieht,  daß  das  Licht  (der  Same,  der  zu  Muhammed  fuhrt)  von  ihm 

gewichen  ist,  -am  Kragen-  (S.3,  12  J)ljy  Ü/*».jV^  ^  S  93'  17 

^jjVLi  ;  man  sieht  aus  diesem  Beispiel,  daß  der  Wortlaut  nicht  identisch 

ist ;  die  Differenzen  in  Wahl  der  Konstruktionen  und  der  Worte  sind  lehrreich).  Das 
muMtijabnävu:  bemerkt  dazu,  es  sei  von  Adam  bis  Ibrahim  nicht  vorgekommen ,  daß 
eine  Frau  ihren  Mann  -am  Kragen  bekam». 

*  Die  Verbindung  Neuaufstrebender  mit  altem  Herrscherhaus  sieht  nach  zwei 
Seiten:  1.  der  Streber  nach  Ansehen  und  Einfluß  gewinnt  durch  die  Zulassung  in 
eine  hohe  Familiengemeinschaft  eine  neue  Würde  und  tatsächlichen  Halt;  2.  ein 
alles  Fürstenhaus  frischt  sich  durch  das  junge  Blut  von  Homines  novi  auf,  die  schon 
einige  Bedeutung  haben,  und  gewinnt  die  Möglichkeit,  über  die  Vorgänge  an  dein 
kleineren  Hofe  gut  unterrichtet  zu  werden,  und  die  Gelegenheit,  sich  wirksam  ein- 
zumischen. Nicht  selten  begegnen  wir  beiden  Interessen.  In  Ostasien  überwiegt 
durchaus  die  Seite  Nr.  2 :  wo  das  Kaiserhaus  von  China  politische  Macht  erobern 
«rill ,  sucht  es  zunächst  einen  strebsamen  Mann ,  dem  eine  Prinzessin  gewährt  wird. 
So  auch  die  Fürsten  unter  chinesischem  Kultureinfluß.  Cingis-Chan  gibt  B a r g u q , 
dem  Idiqut  der  Uiguren,  der  ihm  im  Jahre  1211  Geschenke  bietet,  seine  Tochter 
Jeliandun  zur  Frau,  für  beide  Teile  ein  ausgezeichnetes  Geschäft.  Die  islamisch 
gewordenen  Türken  treten  in  dieser  Politik  nicht  aus  dem  ostasiatischen  Brauch 
heraas:  Machdümi  A'zem  heiratet  einen  Sproß  aus  dem  Hause  Satoq  Boghra 
Chans,  und  so  verknüpft  sich  der  angebliche  Abkomme  des  Propheten  mit  dem 
ntchtgeUtlichen  Fürstenhause.  Choga  Äfaq,  der  Urenkel  Machdüms,  wird  der 
wirksamste  Konkurrent  der  Caghatajidenmacht  im  Lande  dadurch ,  daß  er  eine  Prin- 
zessin des  Hauses  heiratet,  die  freilich  gewaltig  stolz  auf  ihre  Chänabstammung 
bleibt  (s.  hlamischer  Orient  (VI)  S.212). 

M.U.  d.  Srm.  f.  Orient  Sprachen.  1904.  D.  Abt  6 


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82  Hartmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 

11.  dücäni  meireb.  Taskent,  Stab;  1901;  157  Seiten  gr.  8°. 

12.  dncäni  meireb.  Taskent,  lljio  (törk.  Breidenbacli);  Mollä  Arifgin 
Aqsaqal  Mollä  Jaqübgän  Oghli;  1901;  157  Seiten  gr.  8°. 

Das  Verhältnis  der  Ausgaben  zueinander  ist  folgendes:  7.  scheint 
das  Prototyp,  an  das  sich  8.  9. 10. 12.  sklavisch  anschließen,  abgesehen  von 
Trennung,  wo  in  7.  Zusammenschreibung,  z.  B.        ^,y  ß  fur  yß, 

und  umgekehrt,  und  abgesehen  von  böswilligen  oder  nachlassigen  Aus- 
lassungen; so  fehlen  in  8.  die  folgenden  Zeilen  (Verse)  von  7.:  S.  13,  2. 

14,  7.  15,  11.  35,  17;  in  12.  fehlen  die  Worte  Cflf  7.  S.  156,  19.  Nur 
11.  zeigt  einige  Abweichungen,  als  habe  der  Steinschreiber  hier,  sei  es  in 
einer  bestimmten  Absicht,  sei  es,  indem  ihm  unwillkürlich  ein  anderer 
Ausdruck  an  Stelle  des  der  Vorlage  trat,  retuschiert;  so  S.  35,  1  (jl/) 
j}l.Ao  wJLä  für  das  (^l^r*)  der  andern;  so  S.  35, 7  und  öfter 

statt  des  <_*o  der  andern.  In  allen  Ausgaben  die  unglückliche  Ver- 
mischung der  Sprechsprachen:  so  auf  der  letzten  Seite  nebeneinander 
Cf^f  c/J^l  »nd  «iV^—  (jX\.  —  Die  Ausgabe  Portsew  von  1316,  die  ich 
Mesreb  S.  149  Anm.  2  erwähnte,  konnte  ich  nicht  erwerben.  —  Zum 
Mesreb- Kult  s.  auch  meinen  Artikel  Chade. ingai  in  Orient.  Lit.- Zeitung  VI 
(1903).  Sp.  361  ff.  —  Den  Druck  Nr.  8  benutzte  ich,  als  ich  in  Kasgar  mit 
Mölln  Ihrähiin  einen  Teil  des  Buches  durcharbeitete. 

13.  manäqibi  badreti  yhauf  uVdzem.  Taskent,  Kostelow;  1898; 
143  Seiten  gr.  8°.  —  Auf  einen,  nicht  in  der  üblichen  Weise  mit  der  ckutba 
beginnenden  Abschnitt  in  persischer  Sprache  S.  2  — 12,  welcher  die  Tra- 
ditionsreihe für  eine  vom  Propheten  dem  'Ali  gegebene  Anweisung  über 
zikr  mitteilt  und  dann  die  Schrift  des  Muhammed  Alganüsäni  (?)  über  acht 
ädäb,  die  beim  zikr  zu  beachten  sind,  wiedergibt,  folgt  S.  13  noch  zweimal 
der  Titel  und  S.  14  ff.  das  eigentliche  Werk.  Ks  gibt  sich  als  Übersetzung, 
die  Vorrede  nennt  aber  weder  den  Verfasser  noch  den  Übersetzer,  sondern 
spricht  von  dem  Original  nur  als  der  <jj^Lä)l  <a^.    Ein  Werk  solchen 

Titels  findet  sich  nicht  unter  den  Handschriften  der  Berliner  Bibliothek, 
s.  Ahlwardt  Nr.  10072— 10091.  —  Die  Ubersetzung  war  für  die  Ost- 

turkestaner  bestimmt,  denn  ^\  JcSj  sollen  von  dem  Buche  Nutzen 
haben.  Der  Druck  steht  aber  ersichtlich  unter  westlichem  Einflüsse.  — 
Bemerkenswert  ist  S.  14,  8  f.:  jj\  dti  JlU^lc  Jtfj  *Wu- 

(J-^  ub^J  >~ 4j  c£jY  J^uo yrJ  iS/fr-J*  "Gott  schmückte 
den  Rosengarten  der  Welt  mit  den  Bosen  der  Existenz  seiner  Freunde-, 
auch  hier  das  niii  für  den  Akkusativ  und  das  -fh  für  -wtn,  welche  S.  84 
besprochen  werden. 

14.  manäqibi  hadreti  ghaut  uVazcm.*  Taskent,  Kamenski;  Molla  Xb- 
dulghaffär  'Abdurrahim  Oghli;  1893;  204  Seiten  kl.  8°.  —  Wie  13.,  doeb 
fehlen  die  persischen  Seiten  2—12. 

1  Die  Titelfassung  osmanisch: 


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Hartman»  :  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


83 


8.  Erzählungen. 

15.  cahär  dancTi,  aus  dem  Persischen  des  Emir  Chosrew  Dehlewi 
übersetzt.  Taskent,  Portsew;  Akmal  Chän;  23.  10.  1900;  1318.  264  Seiten 
gr.  8°.  —  Über  das  persische  Original,  das  auch  hier  irrig  dem  größten 
persischen  Dichter  Indiens  Jamitmddin  Abulbasan  Emir  Chosrew  (gest. 
725/1325)  zugeschrieben  wird1  siehe  Et  he  324.  Der  Übersetzer  nennt  sich 
nicht,  es  mußte  denn  sein  Name  in  dem  siddtq  der  Phrase  von  seiner  Un- 
würdigkeit  stecken;  angefertigt  ist  die  Ubersetzung  auf  Befehl  eines  Mir 
Jünus,  der  bezeichnet  wird  (S.  2  Z.  1  und  2  f.)  als:  »der  Vertreter  (Gou- 
verneur) des  Kaisers  von  China-'  und  »Großer  des  Landes  Jarkend«. 
Über  die  Zeit  findet  sich  keine  Angabe,  sie  läßt  sich  aber  aus  der  Er- 
wähnung des  Jünus  feststellen.  Er  ist  unzweifelhaft  der  Jünus  Wang,  von 
dem  als  chinesischem  Gouverneur  von  Kasgar  Chöqandpilger  im  Jahre  1834 
dem  Engländer  Wathen  in  Bombay  sprachen  (Ritter  7,  781).  In  seiner 
wichtigen  russischen  Bearbeitung  des  Ritte rschen  Ostturkestan  (d.  h.  der 
dahin  gehörigen  Teile  von  Ritter  7)  gibt  Grigorjew  2,  462  Nachrichten 
fiber  diesen  Jünus  Wang,  der  seinem  Vater  Iskender  als  lläkim  Bek  von 
Kasgar  folgte,  und  dessen  Sohn  Afridfin  von  den  Chinesen  zum  lläkim 
Bek  in  Jarkend  gemacht  wurde. 

16.  kattla  teadimna.  TaSkent,  Stab  (türk.:  Breidenbach;  s.  das  oben 
S.  71  Bemerkte);  1901;  575  Seiten  gr.  8°.  —  Das  Titelblatt  ist  ganz 
ausgefüllt  durch  folgende  Notiz  in  schwülstigem  Stil:  -Dies  ist  das  unter 
«h  in  Namen  kalTla  teadimna  berühmte  Buch  arncäri  suhailT,  verfaßt  von  dem 
Qoranexegeten  Maulänä  Husain  Wä'iz;  auf  Bitten  der  Taskender3  kleidete 
Qäri  Fadlulläh  Taskendi  dieses  Buch  von  neuem  in  das  Gewand  der  Sprache 
von  Turkestän  und  Ferghäna  und  machte  die  Freunde  der  Türksprache  zu 
seinem  Lesen  geneigt,  indem  er  sich  eines  feinen  und  zierlichen  Stils  be- 
diente, deshalb  ließ  ich,  Mollä  Ghuläm  Rasül  Choga  Mul.iammed  Rasül  Choga 
Oghli,  es  drucken«.  Über  den  Übersetzer  Fadlulläh  gab  man  mir  in  Tas- 
kent folgende  Notiz:  •  Kaiila  wadimna,  in  welchem  sich  alle  Sprachen  der 
Welt  finden,  selbst  Russisch,  ist  übersetzt  von  dem  Taskender  Faizulläh  [wohl 
nur  versprochen  oder  von  mir  verhört  für  Fazlulläh]  Qäri  vor  etwa  zwan- 
zig Jahren».  Von  früheren  Übersetzungen  ins  Osttürkische  scheint  nur  eine 
bekannt  zu  sein:  die  des  Iftichäruddin  Mul.iammed  Albekri  Alqazwini,  die  Hagi 
Chalfa  erwähnt  5,  239  (Nr.  10855)  und  nach  ihm  Hammer,  Wiener  Jahrbb.9(), 
Anzeigenblatt  S.  66.4    Daß  Fazlulläh  diese  gekannt  hat,  ist  aus  dem  »von 

1  Außer  im  Titel  noch  besonders  S.  4,  2  f. 

3  So  sind  doch  wohl  die  Worte  j\tU.  «j»-^*  «—»«•"  aufzufassen.  Sollte 

der  Titel  manap  bei  den  Qirgizen  doch  auf  das  arab.  manäb  zurückgehen ,  das  offen- 
bar hier  vorliegt?  Über  diesen  Titel  s.  mein  hlamischer  Orient  (IV)  S.  110  Anm.  2. 

'  Nach  dem  Schlußvermerk  S.  572  f.  war  es  Mollä  Muhammed  Müsä  Baibece, 
Sohn  des  verstorbenen  QäzT  'laä  Me&hürT,  der  die  Übersetzung  anregte. 

*  Von  den  Übersetzungen  der  älteren  persischen  Bearbeitung  Nasrullähs,  welche 
Ethe  in  den  Verhandlungen  des  Leidener  Kongresses  2,  1,  241  ff.  zusammenstellte, 

6» 


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84  Hartmann:  Bachwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartiuami. 

neuem«  (s.  oben)  nicht  sicher  zu  schließen.  Ich  nehme  an,  daß  er  Hei 
seiner  Arbeit  selbständig  verfahren  ist.  —  Der  vorliegende  Druck  zeigt 
viele  Seltsamkeiten ,  welche  wohl  meist  auf  die  orthographischen  Besonder- 
heiten der  Tackender  zurückgehen,  zum  Teil  Nnchlässigkeits-  und  Irrtums- 
fehler sind.  Dazu  kommt  die  Ungleichmäßigkeit:  man  schreibt  auf  einer 
Zeile  so,  auf  der  nächsten  anders.  —  Einige  Beispiele  auffallender  Schreib- 
weise: 1.  <JL,  wo  erwartet  wird:  <Jl. j  «geben«  23,10;  <Jl. j-S*" «eintreten« 
14,  10;  J\£  jU£|j  J\c.  53,  127  JU^  407,  16;  2.  j\i  (jU)  fur 

jUTund  umgekehrt:  j\^jf  (zu  Jl»j^1)  72,12,  dagegen  jfcy  (zu  JW.O 
153,  6;  jÜ^>  von  Jo/mo?  572,  15;  j%jy  von  tar/no?  153,  7;  3.  für 
^IcLt^Jl  53,  13.  —  Für  den  Genitiv  ist  die  Endung  dk»  die  Regel; 
vereinzelt  & j\  j\  ^S'jfJ  Cf+\-Z*\  J j\  197,10  für1  J  <^Uol; 

höchst  wunderbar  ist,  daß  ein  dU,  das  äußerlich  völlig  dem  Genitiv-  «<« 
gleich  ist.  als  Akkusativaffix  verwandt  wird';  so  J^jj^tlk*  jlln» j  »er 

sah  einen  Jäger«  211,17;  <jCj  ^j*jyjjy  • -A»bL-  clAl***«uJ  »sage  nicht:  ich 

will  das  Schiff  in  der  Wüste  laufen  lassen«  (gleich  darauf:  *>-LL*j\  Ijj  <J-Mj 

<jcW  «und  treibe  das  Pferd  nicht  auf  das  Meer«)  218, 1 1  f.;  Cf^J^ß 

»du  setzest  uns«  288,  3;  jv—  \ y  "w'e  findest  du  diese 

Krähe«  288,7,  dicht  daneben  ^jVJlf-  vitjjVl  »die  Schatten  dieser«  288,  5. 
—  Für  die  Präposition  »nach«  (post)  erscheint  durchgehends  £fS^ <jo  wie 

im  Kasgarisehen.  Kin  wesentlicher  Unterschied  von  diesem  liegt  darin,  daß 
für  die  Höf  lichkeitsanrede  die  2.  Pers.  Plur.,  nicht  die  dritte  verwandt  wird.  — 
Verwunderlich  ist,  daß  der  Sehlußvcrmerk  S.572,  10  bis  573,  5  eine  Eigen- 
tümlichkeit zeigt,  die  iin  ganzen  Buche  nicht  vorkommt:  durchgehends  j\j  für 

Jo3;  es  heißt  572,  13:  jUjVLJfcl  -CSdf.  Vielleicht  hat  hier  der 

Steinschreiber  Mollä  Mirzä  Häs im  Chogendi  nach  seiner  Neigung  geschrieben, 
doch  spricht  in  dem  Vermerke  der  Unternehmer  (Verleger)  in  erster  Person. 

darf  wohl  koinc  als  -osttürkisch«  bezeichnet  werden.  Die  Proben  dort  lassen  eine 
Sprache  von  ganz  anderem  Charakter  erkennen,  die  man  etwa  •  AltosmaiuVh- 
nennen  könnte.  Nicht  richtig  ist  die  Angabe  Chauvins  in  Bibliographie  2,  §  44  a.  E. : 
-il  y  en  a  cinq,  dont  deux  en  djagathai*.  Das  Verhältnis  dieser  türkischen  Ül»cr- 
setzuugen  zueinander  in  sprachlicher  Beziehung  bedarf  dringend  einer  Aufklärung. 

;   Dir  Verkürzung  von  ^aUoI»  zu  hat  ihr  Analogon  in  altosman. 

in  fur  im  im  Akkusativ. 

'  Zur  Erklärung  kommt  in  Betracht  die  Neigung  der  Schreiber  und  Drucker, 
-feinere  Formen  einzusetzen;  wie  statt  des  Genitivs-m  der  Sprechaprachc  das  schrift- 
sprachliche nin  eingetragen  wurde,  so  geschah  es  auch  per  nefas  mit  dem  Akkusativ-»;. 

8  Der  Übergang  von  din  in  dan  ist  vielleicht  zusammenzustellen  mit  dem  des 
Akkusativ -ni  in  na,  wie  er  in  meinem  «Arn  türkischer  Test  au*  Kaigar*  (Releti 
Szcnilc  1904)  hclegt  ist. 


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Harthanh:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Han  mann. 


85 


17.  'omar  chänniH  'arnda  furghVuJT  mollä  gülcharn  digen  iä'irniii  tasnlf 
qylghan  darb  xämatal  hitäbT.  Taskent,  iy in  (türk.  Porsof,  d.  i.  Portsew);  189ti; 
1318.  37  Seiten  gr.  8°.  —  Die  Sprichwörter,  nach  S.  3  vierhundert  an  Zahl, 
sind  eingellochten  in  eine  Erzählung,  deren  Hauptpersonen  der  Uhu 
(^fy  JVU),  die  Eule  ( jr^i  Bäj  Oghli,  dessen  Tochter  K fines 

Bänü  und  Kaulängir  Sultan  sind.  Die  beiden  Letztgenannten  kriegen  sich 
zum  Schluß.  -Sprichwort«  ist  hier  nicht  in  engem  Sinne  zu  nehmen,  ein» 
begriffen  sind  auch  poetische  Weisheitssprüche.  Es  fehlt  nicht  an  groben 
Schmeicheleien  für  den  Fürsten  Ferghänas  'Omar  Chän  (s.  zu  Nr.  25.)  S.  35. 
Kaiila  und  Dimna  ist  erwähnt  S.7.  Die  Sprache  ist  naturwüchsig  und  nicht 
ohne  Schwierigkeiten.  Bearbeitung  erwünscht.  Der  Verfasser  kommt  in 
magmü'at  ui&uarä  vor,  s.  28,  72. 


4.  Poesie. 

18.  emtr  'alt  ier  natcä'i  dxvcänlart.  Taskent,  Breidenbach;  Mollä 
Mubammed  Nä.sib  Dämollä  'Ali  Mohammed  Ächond  Oghli;  1806;  1314; 
239  Seiten  gr.  8°.  —  Der  ai  naubahär -Diwan1. 

19.  emtr  'alt  ier  nawö'i  ditcä,Uari.  Taskent,  Kamenski;  Sah  Muräd 
Ibn  Mollä  Sah  Ni'met  Achond;  1893;  1311;  208  Seiten  gr.  8°.  —  Der  ai 
rutubahär- Diwan. 

1  Über  eine  Handschrift  des  kiiltijüt  des  Nawä'T  schrieb  mir  Herr  Johannes 
Awet arani an  (Schumen)  unter  dem  6.  April  1902  folgendes:  -Mein  {J\y  O^J^ 

enthält  4  Diwane:  1.  j»*t\\  ±J\i/j>,  ßngtan  ^  Ci 2. 

welches  anfingt  \J^ijf' ciAJl»*  j y£e  <^j,  3.  Ja—  jH  ,  das  beginnt 

^^»j\c  j\rmf<sV  4-  J^fi  &  J*>  dessen  Anfang  lautet  <*U>-  Je  J*u  J?  <j\ 

jLjm,  und  das  ^J\y  <~*"  und  ein  y jUl\  •    Zum  Schluß 

folgt  ein  Teil  von  Na wä Ts  persischer  Geschichte  (ebenfalls  in  kaschgariachcr  Sprache), 
leider  unvollendet.    Das  Buch  ist  geschrieben  im  Jahre  1241  n.  d.  Hegra  in  der 

Stadt  A~\jj\  auf  Befehl  von  ^-01  J>U  ^  C/)  CT?\  •    Handschrift  von 

jyi.  .  Ich  hörte,  daß  der  Schreiber  ein  kaschgurischer  Chodga  ge- 
wesen »ei.-  Durch  diese  Notiz  läßt  sich  nun  wenigstens  für  zwei  der  auch  von 
Pertsch,  Verzeichnis  der  türkischen  Handwhrijten  der  Königlichen  Bibliothek  Berlin 
Nr.  380  genannten  vier  Diwantitel  die  Zugehörigkeit  bestimmen.  Nach  Pertsch 
a  a.  O.  werden  die  Titel  von  2  und  4  bei  Awetaranian  zu  berichtigen  sein: 

0LÜ\  j*\ y  und  j£fi  -*»|  *»  (kibar  opp.  von  *ighur  in  1).  Vgl.  auch  meine  Notiz 

in  Orient.  Lit.- Zeitung  V  (1902)  Sp.  7,  wo  ein  mir  gehöriges  Manuskript  des 
ahuqat  -  Diwans  erwähnt  ist.  Uber  dieses  im  Sommer  1902  in  Berlin  erworbene 
Manuskript,  das  ich  meiner  -Übersicht«  (hier  Jahrg.  VH  (1904)  Abt.  II)  als  Nr.  134 
hbiufflge,  bemerke  ich,  daß  es  198  Seiten  hat  und  bis  auf  einen  geringen  Defekt 
am  Ende  vollständig  zu  sein  scheint  Der  Vers,  mit  welchem  Ms.  Türe.  Berlin  380 
(bei  Pertsch),  beginnt,  findet  sich  hier  S.  13  Z.  3  v.  u. 


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8C  Habtmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 

20.  emir  'alt  Ser  nawä't  dnoänlarT.  Taäkent,  Lachtin;  Choga  Isän  Ibn 
'AU  Choga  iSän;  Schreiber:  Sah  Muräd  Molla  §äh  Ni'met  Oghli;  1884;  1306; 
288  Seiten  gr.  8°.  —  Der  ai  naubahär-Diw&n ,  dem  verschiedenes  (targT'bend, 
meinem,  muqatta'cU)  angehängt  ist. 

21.  dhcäni  mir  'alt  ser  nawä't.  Istatnbol,  Mahmud  Bek;  Sälih  Choga, 
Buchhändler  aus  Buchara;  1319;  223  Seiten  gr.  8°.  —  Der  ai  naubahär- 
Diwan. 

Von  den  vier  Drucken  gehen  18.,  20.,  21.  zusammen;  19.  ist  weniger 
vollständig;  so  haben  die  genannten  drei  Drucke  unter  dem  Buchstaben  i 
acht  Gedichte;  19.  hat  nur  fünf. 

22.  emir  nawä't.  Taskent,  lljin;  Ghuläm  Rasül  Choga;  Schreiber: 
Sah  Muräd;  1899;  1318;  158  Seiten  gr.  8°.  —  Obwohl  das  Buch  mit  der 
airaqat - Qaside  beginnt,  enthält  es  doch  nicht  den  Diwan  gharä'ib  ussighar 
(airaqat- Diwan).  Das  geht  deutlich  hervor  aus  einer  Vergleichung  mit 
meinem  Ms.  134  (s.  hier  S.  85  Anm.  1)  und  schon  daraus,  daß  in  diesem  Druck 
die  achte  Qaside  mit  dem  ersten  Halbverse  des  Diwans  J^l  V  hei 
Awetaranian  und  die  siebente  Qaside  mit  dem  ersten  Halbverse  des 
Diwans  ß\  Jflji  bei  Aw  etaranian  beginnt    Es  liegt  also  offenbar  eine 

Anthologie  aus  den  vier  Diwanen  Nawä'is  vor  und  dieser  Druck  lehrt, 
daß  man  nicht  jeden  Band,  der  anfängt  airaqat,  fur  den  asraqat- Diwan 

halten  darf.  —  S.  6  hat  als  Intus  j  ^ und  es  mußte  die  Qaside  Nr.  !> 

fS^y.  Ss**  ü         S-7  med->  kommen;  statt  dessen  folgt  Nr.  19;  Nr.  I» 

ist  zweimal  gedruckt,  Nr.  9  ausgefallen.  Solche  Schludrigkeiten  sind  in 
diesen  Drucken  häufig. 

23.  emir  'alT  ier  nawä't  dtwänlarT.  TaSkent,  Stab;  Molla  Abdullah 
Häggi  Asadulläh  Häggi  Oghli;  1900;  167  Seiten  kl.  8°.  —  Dieselbe  Antho- 
logie wie  22.,  doch  ohne  das  Versehen,  das  am  Ende  von  22.  nachge- 
wiesen ist. 

24.  nawä't.  TaSkent,  lljin;  Unternehmer  nicht  angegeben ;  Schreiher: 
Molla  Jüsuf  Ächond;  1901;  167  Seiten  kl.  8°.  —  Scheint  sich  völlig  mit 
23.  zu  decken. 

25.  diwäni  enitri  ferghäna.  Ta&kent,  lljin;  Unternehmer  nicht  genannt; 
Schreiber  Abdulgbafür;  1901;  1319.  224  Seiten  gr.  8°.  —  Ausführliche  Mit- 
teilung über  diesen  Diwan  und  seiuen  Verfasser 'Omar  Chän  machte  Väm- 
bery  in  Wiener  Zeitschrift  f.  d.  Kunde  des  Morgenlandes  VI  (1892),  193  ff. 
Für  das  Biographische  stützt  sich  Vämbery  auf  das  hübsche  Büchlein  Na- 
liwkins  über  die  Geschichte  des  Chanats  Chöqand  (kratkaja  istorija  ko- 
kandskago  chansttca,  Qazan  1886).1  Für  das  Studium  des  Diwans  bediente 
sich  Vambery  der  von  Schech  Sulaimän  besorgten  Ausgabe  Stambul  1300. 


1  Barthold  bemerkt  mit  Recht,  daß  die  Daten  der  älteren  Geschichte  bis 
zu  unserem 'Omar  einschließlich  bei  Naliwkin  zweifelhaft  seien,  da  dieser  nicht  die 
Berichte  der  gleichzeitigen  europäischen  KeUenden  zur  Kontrolle  heranzog. 


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Hartman*:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmnnn. 


87 


Omar  Chin1  selbst  äußert  sich  über  sein  Dichten  und  die  Entstellung 
des  Diwans  in  der  Vorrede,  die,  wie  in  der  Stambuler  Ausgabe,  so  auch 
hier  angedruckt  ist.  Vainbery  teilt  das  Wesentliche  daraus  mit." 

26.  dtwäni  'omar  chän  emtri  ferghäna.  Taskent,  Stab;  Unternehmer 
und  Schi-eiber  nicht  genannt;  1900;  1319;  224  Seiten  gr.  8°.  —  Bis  auf 
unwesentliche  Abweichungen  in  der  Orthographie  scheint  dieser  Druck  mit 
25.  zusammenzufallen. 

27.  (ittoäni  emTr  vamagma  us&u'arä'  äsijäji  muß.  Islambol,  Mektebi 
>anäYi  Sähäne;  Scheich  Sulaimän  Efendi»;  1299  (im  Titel;  am  Ende  1300); 
221  Seiten  gr.  8°;  Typendruck.  —  Der  Herausgeber  wollte  wahrscheinlich 
außer  dem  Diwan  des  'Omar  Chän  auch  die  Sammlung,  die  hier  unter 
Nr. 28.  besprochen  ist,  zum  Druck  bringen;  statt  dessen  finden  wir  nur 
S.  218—221  einige  Gedichte  von  Mollä  Gullen  28.,  22;  Wozir  28.,  5;  Sul- 
tänchwänT5re  (nicht  in  28.  vertreten);  Chätif28,  19;  Chiglct  28.,  20 ;  Uädiq 
28.,  42;  Fazll  28.,  15. 

28.  magmuat  uihi'arä.  Taskent,  Iljin;  Mollä  Rahtmherdi  Qäri  Ihn 
Mollä  'Otmän  Bai;  1900;  1320;  504  Seiten  gr.  8°.  —  Das  ist  ein  sehr  ver- 
dienstliches Buch,  wenn  es  auch  zunächst  eine  Schmarotzerei  darstellt. 
Denn  vor  allem  soll  es  eine  Ehrung  fur  den  »Sultan«  Muh  a  mined  'Omar 
von  Chöqand  sein,  der  selbst  als  Dichter  gefeiert  wird,  und  neben  welchem 
hier  als  unter  seiner  Gunst  blühend  75  Dichter  (darunter  zwei  Frauen, 
s.70  und  71)  aufgeführt  werden.  In  dem  persisch  abgefaßten  Einleitungs- 
gedicht (mutaqärib)  nennt  sich  der  Verfasser  Jüsuf  Muhamme d  aus  Sa- 
markand (s.  15  Fazli).  Die  Dichter  bezeichnet  er  leider  so  wenig  deutlich, 
daß  sie  nicht  immer  zu  erkennen  sind.  Keine  Hilfe  gewähren  die  Ziffern, 
welche  in  dem  Zwischenraum  zwischen  den  Halbversen  angebracht  sind 
und  welche  eine  Numerierung  darstellen  sollen.  Sie  stehen  oft  an  un- 
rechtem Orte,  manche  fehlen.  Es  wird  im  folgenden  der  Versuch  gemacht, 
die  Namen  festzustellen  und  die  zu  ihnen  gehörigen  Stücke  der  Sammlung 
zu  verzeichnen. 

1.  Der  Schechulisläm;  sein  Name  ist  hier  nicht  genannt,  auch 
nicht  in  dem  ihm  besonders  gewidmeten  Gedichte  S.  20  f.  —  Von  ihm  Stücke 
S.22— 24. 


>  Nach  Vambery  S.  194  regierte  er  1812—1821,  nach  Lane  Poole- 
Barthold  S.237  1224(1809)  bis  1237 (1822).  Außer  den  bekannten  alteren  Quellen 
(Ritter  7,  75  IT.)  s.  Grigrorjew  2,  457  und  besonders  die  Spczialgesehiehte 
Chöqands  unter  den  Schahrochiden,  die  Pantusow  unter  dem  Titel  taarich  iachrochi 
ixtorija  ttladeteUi  fergany  (Qazan  1885)  herausgab. 

3  Nachzutragen  wäre  etwa,  daß  die  teils  türkischen,  teils  persischen  Gedichte 
zuerst  nach  den  Metren  (bahr)  geordnet  wurden  und  daß  erst  die  endgültige  Re- 
daktion die  Ordnung  aller  nach  dem  Kennbuchstaben  brachte.  Es  gibt  übrigens 
selbst  in  dem  das  iukr  finnaf«  zulassenden  Orient  wenige  Fälle  so  stinkenden  Eigen- 
lobes, wie  der  fürstliche  Dichter  es  sich  hier  zollt,  wobei  auch  die  Phrasen  der 
Schmeichler,  wie  »kaläm  ulmulük  mulük  ulkaläm»,  getreulich  mitberichtet  werden. 

3  Siehe  über  ihn  hlamUeher  Orient  (IV)  S.  105  Anm.  1. 


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Habtmabk:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


2.  Maul  aw  i;  nach  S.  4  unten  sollte  er  in  einem  besonderes  Gedichte 
besungen  werden.  —  Von  ihm  Stücke  S.  24  f. 

3.  Edä,  aus  dem  Geschlechte  Ahrärs.1  —  Von  ihm  Stucke  S.  283. 
285.  288  f.  289  f.  294.  299.  305.  311.  317  f.  322.  331.  339  f.  347  f.  358. 
366  f.  375_f.  379.  381  f.  388  f.  394  f.  400.  411.  416.  422  f. 

4.  Äsiq,  aus  dem  Geschlechte  Ahrärs.  _  Von  ihm  Stücke  S.  348  f. 
370.  389  f. 

5.  Wezir.  —  Von  ihm  Stücke  S.  165  f.  185  f.  200.  232  f.  242  f.  321. 
357.  398  f.  468—473. 

6.  Näle.  —  Von  ihm  Stücke  S.  166.  187.  193.  199.  207.  216.  221. 
223  f.  228  f.  235  f.  243  f.  264  f.  269  f.  2731'.  285.  290.  298.  304.  321  f. 
331  f.  336.  346  f.  357  f.  399.  410  f. 

7.  Ma'jüs.  — Von  ihm  Stücke  S.  166  f.  187f.  201.  215  f.  234.  415  f. 

8.  Mugrim  aus  der  Familie  Serif.  —  Von  ihm  Stücke  S.202.  350.  369. 

9.  Ramzl,  führt  seinen  Stammbaum  auf  Saijid  'Ali  Mir  (Mir  Ali  S«~r 
Nawä'i?)  zurück.  —  Von  ihm  Stücke  S.  167  f.  327.  360.  370. 

10.  Efsüs,  auch  Mir  Esed  genannt,  stammt  von  den  Ahnen  Säliks 
ab.  _  Von  ihm  Stücke  S.  168  f.  188.  244  f.  322.  367.  384  f.  406. 

11.  Mm,  Bruder  des  Schuhs  von  Buchara  Haidar  (1215/1800  bis 
1242/1826  nach  Lane  Poole  -  Barthold  S.  233),  den  er  aber  verließ,  um  zu 
"Omar  Chan  überzugehen.  —  Nicht  vertreten. 

12.  (Maulawl)  Raunaq  aus  Chogend,  war  30  Jahre  Qazi  dort;  ver- 
storben vor  Abfassung  des  Werkes.  —  Stücke  von  ihm  S.  234. 

13.  Akmal  (Kämil  Achond  Ser),  verstorben  vor  Abfassung  des 
Werkes.  —  Stücke  von  ihm  S.  179.  197.  372  f.  484. 

14.  Ohäzi,  hielt  Freundschaft  mit  Akmal  (s.  13),  auch  verstorben. 
Kr  wird  der  Ghäzi  sein,  dessen  Diwan  sich  in  meiner  Sammlung  hand- 
schriftlich befindet  (s.  Übersicht  S.  8,  Nr. 72).  —  Von  ihm  Stücke  S.1S2. 
224.  233.  265.  270  f.  277  f.  292.  333  f.  340  f.  373.  393  f. 

15.  Fazli  [fa4l7\y  das  ist  der  Verfasser  selbst,  der  später  seinen 
wirklichen  Namen,  Jüsuf  Mohammed,  nennt  (s.  oben).  —  Von  ihm  Stücke 
S.  131— 136.  140—161.  173  f.  180  f.  196  f.  206  f.  213  f.  218.  222.  226  f. 
230  f.  234  f.  240  f.  252  f.  261  f.  263  f.  267.  271.  276  f.  281  f.  283  f.  286. 
291.  293.  297.  298  f.  303  f.  310.  316.  327.  330.  336  f.  355  f.  365  f.  371  f. 
376.  377  f.  385.  387.  408  f.  412  f.  416—418.423.445—451.462—464. 
500.  501.  502.  503.  Wahrscheinlich  gehören  ihm  auch  die  Stücke  an. 
welche  die  Überschrift  haben  Maulänä  Fazli ,  S.  53—58.  78—80.  84 — 90.  504. 

16.  Maknün.  —  Stücke  von  ihm  S.  325.  404.  498. 

17.  Debir,  eigentlich  Mirzä  Serif,  Hofchronist  des  Sultan  'Omar, 
aus  einer  Samarcjander  Saijidfamilie.  —  Von  ihm  Stücke  S.  188  f.  245.  277. 
406.  464—467. 


1  Eine  Si>czialarbeit  Ober  diesen  Lokalheiligei»  TaSkents  ist  .Chodya-AcKrar- 
Wali.    Lcgenda.    Perewod  h  perridtkayo-  von  M.  A  i  da  row,  mit  Anmerkungen  von 
P.  A.  Koinarow. 


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Hartmans:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmaiin. 


SO 


18.  MuSrif,  gebürtig  aus  Isfaräjin  [in  ChorSsfin;  mehrere  bekannte 
Gelehrte  sind  nach  ihm  benannt],  wo  er  auch  Qüzi  war,  berühmter 
Saijid  jener  Gegend.  —  Stücke  von  ihm  S.  33  f.  72—76.  81  —  82.  109  f. 
116—119.  128—131.  171  f.  199  f.  209  f.  216  f.  248  f.  279  f.  323.  328  f. 
352.  359  f.  368.  401  f.  418.  443—445. 

19.  Chätif,  aus  Chogend,  wo  er  zugleich  Mufti  und  Qäzi  ist.  — 
Stücke  von  ihm' S.  30— 32.  40—42.  47  f.  58—60.  169  f.  181.  189  f.  200  f. 
218  f.  220  f.  225  f.  229  f.  233.  239.  245  f.  253  f.  258  f.  267  f.  271.  280  f. 
291.  295  f.  299  f.  305.  312.  316  f.  323  f.  330  f.  332.  337.  349  f.  358  f.  368. 
378.  382.  385  f.  400.  411  f.  418  f.  451—460.  494  —  497. 

20.  (Choga)  Ch iglet,  aus  UstrüSen1  gebürtig;  stammt  von  Maulawi 
Sah  Husain;  erhält  vom  Sultan  jede  Woche  als  Gehalt  fünf  ESrefi  (Gold- 
stücke). —  Von  ihm  Stücke  S.  32  f.  44  —  46.  60  —  62.  170  f.  190.  193  f. 
201  f.  207.  214.  220.  226.  229.  236.  239  f.  246  f.  254.  257.  259.  268. 
274  f.  278  f.  290  f.  305  f.  311.  317.  324.  332  f.  337  f.  350.  359.  369.  378. 
382  f.  386  f.  397.  400  f.  412.  419.  422.  493  f.  500.  501. 

21.  Nusrat,  aus  Chöqand.  —  Stücke  von  ihm  S.  76 — 78.  90  f.  189. 
213.  238  f.  318.  335.  361.  401. 

22.  GülSeni,  aus  Chöqand.  —  Von  ihm  Stücke  S.  265  f.  271  f.  316. 

23.  Nädir,  70  Jahre  alt,  aber  noch  sehr  rüstig,  und  lebt  wie  Leute, 
die  Verse  machen,  auch  berühmt  bei  den  Schönen  von  Chöqand.  —  Nicht 
vertreten. 

24.  Fäjiz  [/aid]  und  25.  Käsifi,  Söhne  des  Wäqifi,  dessen 
Stelle  sie  im  Richteramt  eingenommen  haben.  —  Von  Fäjiz  Stücke  S.  354  f. 
402.  —  Ki&ifi  ist  nicht  vertreten. 

26.  Räsicht,  aus  Chogend  und  dort  Qäzi.  —  Von  ihm  Stücke  unter 
der  Überschrift  räsich  S.  172  f. 

27.  (Choga)  Nizäm,  Nachkomme  des  Sah  Mansfir  Chän  [des  im 
Jahre  795/1393  gestorbenen  MuzafTeriden  von  Fürs?]  und  einer  von  den 
Qarachini- Heiligen.3  —  Von  ihm  Stücke  unter  der  Überschrift  nizämt 
S.  195.  405  f. 

28.  (Choga)  Teslim,  steht  dem  Chiglet  (s.  20)  an  Verdiensten 
gleich.  —  Von  ihm  Stücke  unter  der  Überschrift  selTm  (das  Metrum  er- 
fordert aber  im  Einleitungsgedicht  das  vorhandene  tos  Ihn)  S.  497. 

1  Das  unnütze  Wortspiel :  j\  <s\ß+  &  fj-'JJ  f^*  ^  j>- 


Ustrüseu-  sagt  ans  nichts,  lehrt  nicht  einmal  sicher,  daß  UstrüSen  zu  sprechen  ist. 


«nd  oft  zusammengestellt.  Ich  führe  für  die  (Jleichutig  nur  an,  daß  Ustrusan  bei 
ansern  Dichtern  auch  sonst  vorkommt  (s.  Nr.  33.  51).  Da  liegt  es  nahe,  deu  Ort 
nicht  zu  weit  von  Chöqand  zu  suchen ,  und  Osniäana  bildet  ja  gerade  das  Gebiet 
zwischen  Chöqand  und  Samarqand. 


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90 


Hahtmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


29.  Qalender,  der  Qfizi,  aus  Namangän.  —  Nicht  vertreten. 

30.  Mahwi,  auch  Säki  Kämjäb  genannt  (?);  verfaßte  mehrere  Bücher. 
—  Von  ihm  Stücke  S.  202  f. 

31.  Zijä  [</yä],  ein  Qalender  von  den  Käsän-Saijids;  wohnt  be- 
standig in  Chöqand.  —  Nicht  vertreten. 

32.  Machfi,  der  Qäri  von  Qunduz,  berühmt  in  der  Wissenschaft 
der  Qoränlesung  (qirä'at).  —  Von  ihm  Stücke  S.  342.  494. 

33.  Muhtasib,  wohnt  in  Chöqand,  früher  in  Ustrüsen.  —  Nicht 
vertreten. 

34.  Negib,  von  edler  Herkunft.  —  Nicht  vertreten. 

35.  Muzmir  [mutfmir].  —  Stucke  von  ihm  S.  66  —  68.  182  f.  260  f. 
275  f.  326.  343  f.  363  f.  371.  373  f.  379.  383  f.  390  —  392.  396  f.  404  f. 
413.  420.  423  f. 

36.  Behget,  Sohn  Musrifs  (s.  18).  —  Von  ihm  Stücke  S.  62  —  66. 
175  f.  181.  192  f.  203.  251.  306  f.  312.  325.  334.  352  f.  362  f.  370  f.  390. 
403  f.  442  f. 

37.  Gedid,  auch  Ibn  Fazli  \fadli]  genannt,  Sohn  des  Fazli, 
d.  h.  des  Verfassers  (s.  15).  —  Von  ihm  Stücke  S.  307.  313  f. 

38.  Higret,  aus  Taskent.  —  Von  ihm  Stücke  S.  195.  325  f. 

39.  Kesret  [Av/rW],  Gerichtsschreiber  des  Sultans,  wohnt  in  Chöqand 
und  möchte  gern  Chöqander  sein,  ist  aber  aus  Samarqand.  —  Von  ihm 
Stücke  S.  294  f.  365. 

40.  Munsi,  wohnt  in  Chöqand.  —  Da  er  im  Werke  nicht  näher  be- 
zeichnet ist,  laßt  sich  nicht  ausmachen,  welche  Stücke  ihm  gehören  und 
welche  dem  Munsi  Nr.  47. 

41.  'Abdulgawäd,  Dichtername  Gawäd,  aus  dem  Gebiete  von 
Herät.  —  Von  ihm  Stucke  S.  204  f.  351. 

42.  Häziq  \hädiq\,  aus  Herat';  liebt  die  Dunkelheit;  sein  Charakter 
ist  unbeständig,  und  dadurch  geriet  er  in  Bedrängnis.  —  Von  ihm  Stücke 
S.92f.  99  f.  180  f.  203  f.  217  f.  221  f.  225.  230.  266.  292.  295.  300.  306. 
351.  383.  491—493. 

43.  Saifulläh,  aus  Merw,  wählte  aber  Chöqand  als  Wohnort.  — 
Nicht  vertreten. 

44.  Ilätiin,  wohnt  in  Isfaräjin.  —  Von  ihm  Stücke  S.  210. 

45.  Fäni,  aus  Balch.  —  Von  ihm  Stücke  S.  407.  420  f. 

46.  Nuzhat,  aus  dem  Gebiete  von  Chogcnd;  lebt  in  den  Medresen; 
kommt  zuweilen  an  den  Hof.  —  Von  ihm  Stücke  S.  43  f.  191  f.  211.  247  f. 
363.  405. 

47.  Munsi,  wohnt  in  Kasan,  eigentlich  Mohammed  Kmin;  schreibt 
sehr  schön,  so  daß  er  mit  Mir  'Ali  verglichen  wird;  in  jeder  Kunst  ist  er 

1  Hier  her't  genannt;  beide  Formen  werden  promiscue  gebraucht;  arü  [A«ri] 
im  Qutadghü  Bilig;  S.Faksimile  S.  185,  27  und  189,  12  (bemerke  tirich  mit 
Vokalrückwirkuiig  an  beiden  Stellen). 


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Hartmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann.  91 


Meister,  aber  im  Dichten  ist  es  anders.1  —  Von  ihm  Stücke  S.  38— 40. 
105—109.  125—128.  240  (vgl.  oben  Nr.  40). 

48.  'Uzleti,  nus  Namangän,  hat  immer  Unglück,  daher  heißt  er 
audi  'Uzleti.*  —  Nicht  vertreten. 

49.  Gur'at,  lebt  immer  in  Kahhär  und  kommt  nur  gelegentlich  an 
den  Hof.  —  Nicht  vertreten. 

50.  Tagammul,  gelahmt,  lebt  in  Rasdän.  —  Von  ihm  Stucke 
S.  501  f. 

51.  Nazar  [nazar];  seine  Heimat  ist  das  Land  von  Ustriisen.  —  Von 
ihm  Stucke  S.  101— 105.  112—114. 

52.  Rif'at,  aus  dem  Lande  Rasdän.  —  Von  ihm  Stücke  S.  501. 

53.  Mug  mil,  aus  Buchara.  —  Nicht  vertreten. 

54.  Re'is,  aus  UstrüSen.  —  Stücke  von  ihm  S.  344  f. 

55.  Faizi  [faidi],  aus  Marghinän  (Margelan),  eigentlich  Mirzä  Nijäz. 

—  Von  ihm  Stücke  S.  424  f. 

56.  Machmür,  Sohn  Akmals  (s.  13),  dem  Haschisch  und  Opium 
ergeben;  hat  er  auch  keine  Gedanken,  so  besitzt  er  doch  Fertigkeit  im 
Versemachen  zu  jeder  Zeit.  —  Von  ihm  Stücke  S.  195  f.  249.  309.  362. 
408.  489  f. 

57.  Man  zur  [manziir],  noch  jung.  —  Von  ihm  Stücke  8.  249  f. 

58.  Mustäq  aus  Sehrisebz.  —  Von  ihm  Stücke  S.  205.  25 G  f. 

59.  (Mirzä)  Latif,  noch  jung,  beliebt;  aus  dem  Lande  Buchara.  — 
Von  ihm  Stücke  S.  312  f.  319.  340.  403. 

60.  Zlnet,  wohnte  im  Lande  Chogend,  jetzt  in  Andigän  \andiij5n\. 

—  Von  ihm  Stücke  S.70— 72.  82  f.  93—99.  334. 

61.  Mab  zun.  —  Von  ihm  Stücke  S.  178  f.  402  f.  424. 

62.  Chi  slat,  aus  dem  Lande  Ka3gar.  —  Von  ihm  Stücke  S.  319  f. 

63.  Wefä'i,  aus  Emirgeschlecht.  —  Von  ihm  Stücke  S.  250  f. 

64.  M  uz  nib  [mußnib],  aus  Chöqand.  —  Nicht  vertreten. 

65.  TurSbi,  aus  Chöqand.  —  Von  ihm  Stücke  S.  286  f.  301  f.  308  f. 
314.  320. 

66.  Käs  if,  aus  Chöqand.  —  Von  ihm  Stücke  S.  172.  191.  301.  308. 
314  f.  345  f. 

67.  Bazmi,  aus  Chöqand.  —  Nicht  vertreten. 

68.  Miri  Bibäde.  —  Nicht  vertreten. 

69.  Wabsi,  aus  Kahhär.  —  Von  ihm  Stücke  S.  177  f. 

70.  Waise,  eine  Frau,  über  die  nichts  zu  sagen  ist;  sie  geht  bald 
auf  krummen,  bald  auf  geraden  Wegen.  —  Nicht  vertreten. 

71.  Mahzüne,  aus  Chöqand,  eine  tüchtige  Dichterin.  —  Von  ihr 
Stücke  S.  467.  502.  503. 

72.  Gülchanl,  aus  Kohistän,  Soldat  und  Dichter.  —  Von  ihm  Stücke 
8.  Ulf.  178.  205  f.  250.  206  f.  324.  343.  353.  361  f.  397  f.  408.  419  f. 

73.  Dä'i(?),  aus  Chöqand,  lebt  vom  Handel.  —  Nicht  vertreten. 

1  f>  J>  M\  C&j  «  >  jj        j\  *ij>-  . 
*  Von  'uzlet  «zurückgezogenes  Leben,  Welteutsagung.. 


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Hartmans  :  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmarin. 


74.  Kirim!  (Häggi),  aus  Chöqand,  lebt  in  Stambul1  und  schickt 
'  Jahr  Qasitlen  rum  Lobe  des  Chans.  —  Stücke  von  ihm  S.  25 — 30 
y?r  i>t  dort  in  der  Überschrift  'Abdulqädir  genannt).    228  f. 

Zu  diesen  Dichtern  kommt  der  Fürst  'Omar  Chän  selbst,  von  dem 
unter  seinem  Tachallus  Kmir  die  größte  Anzahl  von  Proben  gegeben  sind, 
um!  Dichter,  die  ich  in  dem  Kinleitungsgedicht  nicht  zu  finden  vermochte, 
und  die  ich  hier,  nebst  dem  Kmir,  anschließe.  Einige  sind  offenbar  be- 
kannte altere  Dichter,  wie  Ali  Ser,  d.  L  Nawä'i. 

25,  Ahrär  S.224f.  256. 

ZlL  Ali  Ser  S.497. 

22,  Chudäjär  (Qäzi)  S.  123  f. 

28,  Kmir  S.  182  f.  184  f.  132  f.  2ÜS,  212  f.  214  f.  213  f.  222  f.  222. 
222,  222,  211  f .  251  f .  255  f .  252  f.  262  f .  263.  222  f.  282,  284.  2S2f.  28k 
232.  297  f.  2Ü2f.  2Ü9  f.  215  f.  320  f.  223.  226,  342  f.  342.  356  f.  288.  374  f. 
322.  28Üf.  232  f.  235  f.  238.  4D3  f.  414  f.  421  f.  425—442.  461  f.  Ihm 
mich  sind  folgende  Stücke  zuzuteilen:  S.482  (ta'rich  des  Kmir  uhnusliinin), 
49«  und  500  (unter  der  Überschrift  Sultan  'Omar). 

23,  Fazli  Namangäni  S.  34— 38.» 

80,  öunaid  S.  136—140. 

81,  Hairet  S.  354. 

82,  Husain  ChogaS.42f.  119—121. 
82.  Kämil  S.253f.  284.  497  f. 

84.  Kesreti  [kep-ett]  S.  128 f.,  identisch  mit  Kesret  Nr.  mi 

85.  Ma'deni  Pänghüzi  S.  114  f.  352  (hier  nur  Ma'den  genannt). 
88.  Mesreb  S.  500. 

82.  Kmin  Käsäni  (Mollä)  S.  473— 476. 
88.  Sälih  Rasdäni  (Mollä)  S.  484  f. 

83.  Muhammed  Jüsuf  Kätib  S.  228. 
9_0_,  Mutrib  S.  182 f. 

9_L  'Omar  (Saijid)  S.  498— 500. 
92.  Qäri  S.  498. 

Rindi  S.  26Ü  f.  4Ü2. 
34.  Sadiq  S.  498. 
95.  Serif!  S.  29JL 
38.  Täjib  S.39A 

32.  Wahset  S.296. 
38.  Wäg  if  S.209. 

33.  Zähid  S.  128.  2J_L  24L 

ML  Zäji'  [däji'}  TaSkendi  &  121  f. 
1HL  Zubdi  Ruchäri  S.  130.  f. 

2iL  dhcäni  maulänä  fudütT  ma'a  lailä  nutfnün.    Taskent,  Portsew; 
Ja'qüb  Choga  §ahhäf;  Schreiber:  der  Taskender  Älim  Choga  Pädisah  Choga 


1  Hier  wie  S.  25  rüm  genannt. 

3  Er  wird  von  dem  FazlT  Nr.  15  zu  unterscheiden  sein ;  denn  der  ist  tu« 
Samarkand. 


Hartmans  :  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  llartmann. 


93 


Isän  Oghli;  1900,  160  Seiten  gr.  8°.  —  Fuzüli  ist  -interturkal. :  er  wird 
in  Stambul,  in  Qazan  und  in  Ta&kent  gedruckt  und  geschätzt.  Seine 
Sprache  ist  aber  weder  osmanisch,  noch  nogaiisch,  noch  osttQrkisch.  Von 

ihr  konstatiere  ich  nur  ein  Beispiel:  Jju  jO-i-^  ^Jjj^LxL.» 
S.80,  13.1  Das  ä/fe  und  joch*  genügen.  —  Der  Schlußvermerk  des  Druckers 
oder  Schreibers  ist  ganz  osmanisch  bis  auf  ein  ^  y*  X\  fur  ^y**\.  - 
Die  dibäde  fehlt;  vgl.  31. 

30.  ktdttjäti  ßidüff.  Taskent,  Kamenski;  Mubamnied  Sultan  Ihn 
Muhammed  Saijidi;  Schreiber:  Muhammed  Sähmuräd;  1803;  1316;  96  + 
163  Seiten  gr.  8°.  —  Die  Reihenfolge  ist  wie  in  der  Gesamtausgabe  FuzHlis 
Stambul  1286  (s.  Anm.  1).  Naturlich  hat  in  dem  oben  erwähnten  Fall  dieser 
Druck  ebenso  das  Richtige  (^l  und  £y)  wie  29. 

31.  dtbätei  maulänä  Jutfült  maa  dncänlarT  [so].  Taskent,  Lachtin; 
Mollä  Rahim  Choga  Tsän  Ibn  'Ali  Choga  Isln ;  1884;  1306;  216  Seiten  kl.  8°. 
—  Die  Vorrede  S.  2— 13  deckt  sich  mit  der  Vorrede  in  30.  (in  29.  fehlt 
sie);  die  Anordnung  der  Gedichte  ist  aber  wie  in  29.,  während  30.  eine 
andere  Anordnung  hat. 

32.  dTtcäni  maulänä  fudülT  ma'a  lailä  megnün.  Taskent,  Portsew; 
Jaqüb  Choga  Ibn  Pädisäh  Choga;  1899;  1317;  160  Seiten  gr.  8°.  —  Scheint 
mit  29.  zusammenzugehen.    Auch  der  Schlußvermerk  mit  dem  auffälligen 

wie  in  29.* 

33.  hikmeti  hadreti  stdtän  ul  'ärifih  ch^äöa  ahmed  ibn  ibrahtm  mahmUd 
Um  i/tichär  jasawt.  TaSkent,  Stab,  biräketi  Chairije;  1900;  206  Seiten 
gr.  8°.  —  Über  Ahmed  Jasawi  und  Drucke  seines  Diwans  s.  Hu  wed  ä 
S.  133  Anm.  3.  —  In  diesem  Druck  findet  sich  S.2— 17  eine  Kinleitung 
mit  allerlei  guten  Lehren,  beginnend  mit  einer  Warnung  vor  den  falschen 
Sehechs. 

34.  hikmeti  hadreti  sultän  uVärifbi  ch'äda  ahmed  ibn  ibrähtm  ibn  mahmSd 
ibn  iftichär  jasatet.  Taskent,  Iljin;  1900;  176  Seiten  gr.  8".  —  S.2— 16  die 
Einleitung  wie  in  33.,  doch  finden  sich  einige  Abweichungen.  Im  Diwan 
selbst  scheinen,  nach  einigen  Stichproben,  die  beiden  Drucke  gleich  zu 
sein.  —  Über  die  Bedenken  gegen  die  Ursprünglichkeit  der  heut  ausschließ- 
lich tradierten  Form  des  dTwäni  hikmet  s.  oben  S.  78. 

35.  ta'wüi  vnnigtcän.  Taskent,  Kamenski;  1893;  1311;  23  Seiten 
kl.  8".  —  Nach  einem  Vermerk  auf  dem  Titelblatt  ist  anzunehmen,  daß  dieses 


1  Die  Gesamtausgabc  (külBjät  Stambul,  Druckerei  Taswlri  Efkar  1286)  S.  184 

schreibt  ^>  j\  und  J-**^.    Da  sieht  man  den  Segen  der  Stambuler  Gelehrsamkeit 

und  Feinheit  fur  die  türkischen  Studien  (vgl.  das  unter  1.  über  Änderung  alter  Texte 
Gesagte). 

1  über  die  Schreibung  des  azerbaiganisrhen  ch  in  den  Texten  s.  Foy,  Azrr- 
bajyan.  Studien  (hier  VI ,  Abt.  II)  S.  143. 

*  Mein  verehrter  Kollege  Professor  Foy  sagt  mir,  daß  ihm  idmejüp  in  azer- 
baiganwehen  Texten  vorgekommen  sei.  Sollte  die  Vorlage  des  Taakender  Druckers 
fur  den  Schlußvermerk  unter  azerbaiganischem  Einfluß  geschrieben  sein? 


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04 


Hartmans-:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartman«. 


Trauergedicht  sich  auf  die  /.weite  Qadin  des  Sultans  l>e7.ieht  und  von  der 
Krau  des  Serif  Machdüm  Almusta'sim  Albucliäri  1  verfaßt  ist.  Das  ganze 
Gedicht  ist,  ebenso  wie  der  Titel,  rein  osmanisch.  und  es  ist  ihm  nur  durch 
die  Schreibung  des  Genitivaffixes  und  des  Pronoininalafßxes  der  2.  Person 
mit        der  Anstrich  des  »Caghataischen«  gegeben. 

36.  maf/dai  mir.  Taskent,  Iljin;  Molla  Abdullah  Häggi  lbn  Asadulläh 
Häggi  Taskendi;  1898;  448  Seiten  gr.  8°.  —  Kin  wunderbarer  Mischmasch 
von  erzählenden  Mesnewis  und  spintisierenden  Ghazels,  wol>ei  die  Mesnewis 
weit  uberwiegen.  Im  Schlußverse  jedes  G hazels  kommt  aLs  Machlas 
*Makrab*  vor,  daneben  stets  in  irgendeiner  \'erbindung  *mabdai  nur». 
Welche  Beziehungen  dieser  Dichter  Masrab  zu  dem  wunderlichen  Heiligen 
Masrab  hat,  dessen  Tezkire  in  Kasgarien  eine  Lieblingslektüre  ist3,  wage 
ich  nicht  zu  sagen.  Kinen  Anhalt  bietet  der  Vers  S.  285  1.  Z.:  -Masrab 
gelangte  zu  jener  Mine  Mabda'i  nur,  das  ist  durch  den  Schutz  des  Wali 
Choga'i  Afa«j  Sah.«  —  S.  13")  ist  ein  Abschnitt;  die  Unterschrift  lautet: 
•  Knde  des  ersten  Defters  des  Metnewi'i  ma'newi.«  —  S.  340  Z.  5  beginnt 
ein  Abschnitt,  der  uberschrieben  ist:  ktmijä'i  autcal\  sich  übrigens  im  In- 
halt nicht  von  dem  Vorhergehenden  unterscheidet. 

7.  Dogmatik,  Paränese,  Ethik. 

37.  mißäh  utyinän  teamisbäh  uVTmän.  Taskent,  Kamenski;  Sefer 
Choga  Se'ädet  Choga  Oghli;  Schreiber:  Abdullah  Namangäni;  1894;  1313; 
336  Seiten  gr.  8".  —  Uber  das  persische  Original,  welches  Hagi  Chalfa  unter 
Nr.  12558  (6,  11)  verzeichnet,  s.  Kieu,  Gat.  Per*.  Mm.  I,  40h.  Der  Über- 
setzer nennt  seinen  Namen  nicht;  er  sagt  nur,  er  habe  sich,  da  er  eine 
gewisse  Starke  im  Türkischen  besitze,  sofort  zu  der  Arbeit  gemeldet, 
als  Sugä'uddin  üumlatulmulk  Kmir  Muhammed  Küregän*  lbn 
Miras  'Ali  Mirek  Bärläs  lbn  Mirzä  Mahmud  lbn  Muhammed 
.lünus  BSrläs  den  Wunsch  aussprach,  daß  das  persische  Werk  den 
dieser  Sprache  unkundigen  Türken  vermittelt  werde.  Uber  Zeit  und  Ort 
ist  nichts  gesagt,  doch  läßt  sich  glücklicherweise  der  Auftraggeber  fest- 
stellen: es  ist  der  Muhatmnadi  Rärins,  von  welchem  Mirza  Haidar  ausführ- 
lich erzahlt  Tar.  Hasidi  382  ff.  und  45*2  f.,  der  böse  (ieist  Abdurresid  Chäns  des 
Uaghatajiden  (940—983).    Kr  wird  auch  T.  R.  307  und  452  Sohn  des  'Ali 

1  Der  Mann  suchte  mich  um  1880  in  Beirut  auf  und  stellte  sich  als  in  Staat* 
Uul  lebenden  Buchdrucker  und  Buchhändler  vor.  Ich  kaufte  ihm  damals  die  ersten 
Lieferungen  von  Sechzadcs  H.t.sije  zum  Baidawl  ab.  Der  erste  Band  hat  den  Schluß- 
vermerk (S.488):  <^jUJi  ^ 

*  Behandelt  in  ineiueni  »Mesreb  der  weise  Narr  und  fromme  K  et  zer« 
Islam.  Orient  V '.  Kinen  Beitrag  zu  dem  Masrabmotiv  gibt  mein  -Chadcmgai« 
Orirnt.  UU.-Xeitung  VI  (1903)  Sp.361fl. 

*  es  liegt  nahe,  an  den  bekannten  Titel  Gürkan  zu  denken, 

und  die  Schreibung  spricht  nicht  durchaus  dagegen ;  daß  ein  kleiner  Fürst  sich  einen 
so  hochtrabenden  Titel  beilegt,  wäre  hei  der  Eitelkeit  der  Orientalen  uiehl  ver- 
wunderlich. 


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Hartmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann.  05 


Mirek  genannt,  und  an  der  Identität  wird  nicht  deshalb  gezweifelt  werden 
dürfen ,  weil  a.  a.  O.  452  der  Name  des  Großvaters  anders  lautet.  Da  nach 
S.  453  anzunehmen  ist,  daß  der  Emir  vor  dem  Chän  starb,  so  muß  die 
Übersetzung  vor  983  aufgegeben  sein.  Bärläs  hier  so.  Im  Tar.  Rasidi 
schreibt  der  Übersetzer  Barläs,  und  Abulghäzi  kennt  auch  nur  j — 
Die  Schreibung  bietet  Wunderlichkeiten,  die  freilich  auf  Rechnung  des 
Steinschreibers  kommen  können;  so  S.4,  6  ^JL j ^ (doch  auch  jjUJLi  S.4,9). 

—  nin  uberwiegend. —  —  {J^ü*'  —        y.'UL*  S.3, 4  (dagegen 

im  mitsaijabnäme ,  hier  6.  S.2, 11  4tj  }CUL-«).  —  Sachliches:  S.3,  l:  Gott 

hat  den  Schlüssel  des  Paradieses  (mit  Anspielung  auf  den  Titel  des  Werkes: 
•mtftäh  uly"inän*)  einigen  besonderen  seiner  Knechte  in  die  Hand  gegeben; 
unter  diesen  Begnadeten  befindet  sich  auch  der  Emir  Sugü'uddin.  — 
Handschrift  des  Werkes  in  meiner  Sammlung  s.  Ubersicht  Nr.  65. 

38.  mifläh  ulyinän  teamisbäh  ul  Tmän.  Taskent,  Stab;  Sirketi  chairije'i 
gedide;  Mollä  Jüsuf  Säsi;  1900;  1319;  272  Seiten  gr.  8°.  —  Im  wesent- 
lichen sich  mit  37.  deckend,  doch  zahlreiche  Abweichungen  in  der  Schrei- 
bung, z.  B.  272,  5  für  37.  S.  336,  18. 

39.  söft  alläh  jär.    Taskent,  lljin;  1896;  139  Seiten  kl.  8°. 

40.  soft  alläh  jär.  Taskent,  lljin;  Rahim  Choga  Isän  Ibn  'Ali  Choga 
Isän;  1896;  138  Seiten  kl.  8°. 

41.  tebät  uVäy'iäh.  Kasgar;  Drucker  und  Unternehmer:  Häggi  Mu- 
hannned  Nüruddin;  1312;  120  Seiten  kl.  8°.  Jeder  der  15  Bogen  zu  8  Seiten 
ist  auf  der  inneren  Seite  mit  seiner  Nummer  so  versehen,  daß  die  Nummer 
(in  Buchstaben!)  sich  auf  den  inneren  Rand  von  Seile  8  und  Seite  1  ver- 
teilt. Man  sieht  das  Bestreben,  mit  etwas  zurechtzukommen,  woran  man 
vom  chinesischen  Buchwesen  her  bekannt  ist. 

Das  {ebät  ul'äfiztn,  das  hier  in  drei  Drucken  und  in  meiner  Hand- 
schriftensaminlung  in  einem  Manuskript  vorliegt,  ist  die  beliebteste  Ein- 
führung der  .lugend  in  den  Islam.  Als  ich  in  GnKa  den  etwa  zehnjährigen 
Sohn  meines  Wirtes  Mät  Gapür  [muhammed  yhafür)  fragte,  was  er  lerne, 
erwiderte  er  stolz:  -tebät  ul'äyiz'm*,  und  konute  auch  die  ersten  Verse 
davon  hersagen.  Daher  der  ungeheure  Verbrauch.  Andere  Drucke  des 
Werkes  verzeichnete  ich  Orient.  Litt.-Zeituny  V  (1902),  Sp.  74,  H  ü  wedä  S.  145 
und  Islamischer  Orient  (V)  S.  185,  Anm.2. 

42.  chännin  tamtf  qylyhan  jachst  ügha  rattäy  bereduryhan  dttrnr  sozlcri. 
KaSgar,  Nur  Häggi;  1311;  120  Seiten  kl.  8°. 

43.  wie  42.,  doch  etwas  andere  Anordnung. 

44.  wie  42.,  doch  63  Seiten. 

45.  wie  42.,  doch  60  Seiten. 

46.  wie  42.,  doch  63  Seiten  und  kein  Druckjahr  im  Schlußvermerk. 
Diese  fünf  Drucke  sind  die  merkwürdigsten  Zeugen  eines  Kultur- 
anfanges in  Barbarenland.1    1893  übernimmt  der  Schneider  Nur  Häggi  (s. 

1  Daß  Chinesisch -Turk  is  tan  ein  solches  bisher  war  und  erst  sehr  allmählich 
an  den  Gütern  der  gesitteten  und  denkenden  Welt  teilzunehmen  beginnt,  muß  hei 


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06 


Hartmann:  Bachwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


oben  S.  75)  den  Druck  eines  Büchleins,  durch  welches  die  I^andesregierung 
glaubt,  alle  Tugenden  in  die  Herzen  der  Landeskinder  pflanzen  zu  können: 
eine  Sammlung  von  allgemeinen  Betrachtungen  über  Leben  und  Welt  und 
von  moralischen  Gemeinplätzen,  die  vor  allem  die  Einpfropfung  guter  Ge- 
sinnung im  Auge  haben.  Das  Werkelten  ist  von  einem  chinesischen  Kaiser 
verfaßt  und  seine  Übersetzung  in  die  Sprache  der  türkischen  Untertanen 
soll  auch  diese  die  heilsamen  Regeln  genießen  lassen.  Ungeheure  Mengen 
wurden  hergestellt:  die  Ziffern,  die  der  Drucker  selbst  mir  angab,  3000  + 
2000  -f  2500,  sind  mir  glaubwürdig.  Diese  7500  Exemplare  werden  sich 
auf  die  fünf  Ausgaben  verteilen,  die  hier  aufgeführt  sind;  vielleicht  exi- 
stieren noch  mehr  Ausgaben.1  —  Einiges  zur  Beschreibung  der  fünf  Drucke. 
Allen  geineinsam  ist  der  dreisprachige  Titel,  dessen  türkische  Version  oben 
gegeben  ist;  die  chinesische,  die  nur  in  42.  und  43.  mit  den  archaistischen 
Zeichen,  in  44.,  45.  und  46.  mit  den  gewöhnlichen  geschrieben  ist,  lautet: 
jii*  fih*  ö'üan*  ian*  jao* jen\  d.  h.  «wichtige  kaiserliche  Worte,  die  dringend 
zum  Guten  ermahnen«;  die  mandschurische  lautet:  chani  aracha  sain  bo 
chtncekijebure  ojonggo  gisttn,  d.  h.  »vom  Kaiser  verfaßte  dringende  Worte, 
die  zum  Guten  aufmuntern.«    Der  Schlußvermerk  lautet  in  42.  und  43.: 

£\  X\  \  *U-  «jU-  *j)  <-T  ^*~jy  °  y~}\ 

fSJh0\  J»J  44.  schließt   ^jM*  J>m  ^srw   cT«5  ebenso, 

nur  mit         und  hat  <J^\o-  jy  und  «Ul-  46.  hat  nur:  ^-11 

^j^— Ii  »Aw-  4»lä£\>.  t^"^-  s— '*       ö  yS^*"  s^Z^-  Natürlich 

sind  nicht  alle  Ausgaben  im  Jahre  1311  hergestellt,  das  Jahr  ist  aber  bei- 
behalten, weil  auf  dieses  große  Jahr,  das  erste,  wo  in  Kaigar  Türkisches 
gedruckt  wurde,  ein  tartch  für  1311  gemacht  war,  den  man  auch  in  die 
neuen  Drucke  übernahm.  —  Auf  der  letzten  Seite  aller  fünf  Drucke  be- 
findet sich  vor  dem  .Schlußvermerk  eine  mandschurische  Notiz,  welche  in 
42.,  13.  und  44.  völlig  identisch  und  auch  gleich  angeordnet  ist,  in  45. 
kleine  Differenzen  zeigt,  und  in  46.  erheblich  gekürzt  ist'  —  Druck  42. 


seiner  Beurteilung  immer  festgehalten  werden.  Nicht  daß  hier  den  geistig  be- 
schränkten und  moralisch  verkommenen  Muslims  Turkistans  Grausamkeiten  vorge- 
worfen werden  sollen;  aber  diese  Bevölkerung  dämmert  hin  in  einem  Schmutz  und 
in  einem  Dusel,  die  sich  nur  durch  jahrhundertlange  Verblödung  begreifen  lassen. 
Die  g<  istig  regen  Elemente  sind  sämtlich  Fremde.  Von  den  Chinesen  ging  der  An- 
stoß zur  Drucktätigkeit  aus.  Sie  wird  nie  mehr  erlöschen  und  ihr  eifriger  Betrieb 
wird  der  wirksamste  Förderer  einer  neuen  Ära  filr  das  Land  sein. 

1  Man  konnte  Winter  1902/3  mit  Leichtigkeit  Exemplare  in  Kaigar  und 
•larkend  finden.  Freilich  die  Sammlung  der  verschiedenen  Drucke,  wie  sie  hier 
vorliegt,  wird  kaum  wieder  zusammenkommen.  Daß  bei  der  primitiven  Technik 
von  einem  Stein  mehr  als  1000  Exemplare  hergestellt  werden  konnten,  ist  mir  nicht 
wahrscheinlich.   Die  Neuschreibung  muß  also  wenigstens  achtmal  vorgenommen  sein. 

*  Nach  Hrn.  Dr.  Hacniseh,  dem  ich  die  Lesung  des  Chinesischen  und  Mandschu- 
rischen verdanke,  besagt  die  Notiz,  daß  das  Buch  auf  Veranlassung  des  Dooli- 
Chafan,  Intendanten  von  Kasgar,  gedruckt  ist 


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Habtmamn:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


97 


zeigt  den  ersten  tastenden  Versuch:  das  Papier  und  die  Art  der  Bedruckuug 
( Doppelblätter,  die  außen  geschlossen  sind  und  nur  zwei  bedruckte  Seiten 
haben)  sind  chinesisch;  zum  Druck  sind  wahrscheinlich  geschnittene  Holz- 
tafeln nach  chinesischer  Art  verwandt  Die  anderen  vier  Drucke  haben 
russisches  Papier,  das  nach  fränkischer  Art  geschnitten  und  gebunden  ist. 
Der  Drucker  war  anfangs  offenbar  nur  wenig  geschult,  auch  fehlten  ihm 
in  der  eigenen  Sprache  und  Schrift  elementare  Kenntnisse,  so  daß  sich  in 
42.  und  43.  der  Seitenziffern  von  1 10  an  so  dargestellt  finden:  >•>*,>•>> 
usw.,  eine  Schreibung,  fur  die  sich  im  Islam  wohl  kaum  eine  Parallele  finden 
läßt  am  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  nach  der  Flucht,  und  die  unter  chi- 
nesischem Einfluß  steht.  —  Ein  Exemplar  des  chännin  sozlerT  erhielt  Ka- 
tanow  von  einem  Freunde  in  Öugucaq.  Er  macht  aber  keine  Angaben 
über  Ort  und  Zeit  des  Druckes  (s.  Zapiski  Wogt.  Otd.  Arch.  Obsc.  XIV, 
2/3,  S.32). 

8.  Recht 

47.  ter§eme\  muchtasari  tciqäje  turk  tittde  maalmetn  ßlhäiije.  Taskent, 
lljin;  Unternehmer  ist  der  Übersetzer  Maqsüd1;  Schreiber  Mollä  Jüsuf 
Ächond  Ihn  Mollä  Däkir  Üän;  1901;  1320;  592  Seiten  Fol.  —  Dieses  Werk, 
das  der  Ubersetzer  in  der  Vorrede  (S.  4  unten)  mag*ma'  ulmaqsüd  betitelt, 
hält  mehr  als  es  verspricht.  Es  ist  keineswegs  eine  bloße  Übersetzung. 
Mollä  Maqsüd  Choga  Ihn  Man.sür  Chojja  sagt  in  der  Vorrede,  die 
des  Arabischen  und  Persischen  unkundigen  Türken  hätten  ihm  oft  geklagt, 
daß  sie  sich  nicht  über  die  Gebote  ihrer  Religion  unterrichten  konnten; 
er  gebe  nun  hier  für  die  unteren  Klassen  eine  Übersetzung  des  muchtasari 
tciqäje  mit  Hinzufügung  einiger  aus  anderen  Werken  geschöpften  Fragen 
mit  Angabe  der  Quelle;  auf  den  am  Rand  gedruckten  arabischen  Text 
sei  durch  Nummern  verwiesen.  In  der  Tat  findet  sich  der  Benutzer  leicht 
und  sicher  zurecht,  und  die  Art  der  Behandlung  zeigt,  daß  der  Übersetzer 
die  Sache  richtig  angefangen  und  gewissenhaft  gearbeitet  hat.  Ein  Kapitel- 
index und  ein  Druckfehlerverzeichnis  fehlen  nicht.  —  Bemerkt  sei,  daß  das 
mtuhtasar  ultciqäje,  das  unter  diesem  Namen  bekannter  ist  als  unter  dem 
eigentlichen:  unniqäje,  in  West-  und  Ostturkistan  das  Hauptkompendium 
ist;  so  fanden  sich  auch  zahlreiche  Exemplare  davon  in  der  aus  Chöqand 
stammenden  Sammlung  Skobelew  im  Historischen  Museum  zu  Moskau 
(s.  meinen  Bericht  darüber  in  Orient.  Litt.-Zfitung  V  (1902)  S.  73  ff.).  Über 
zwei  Exemplare  des  Originals  in  Berlin  s.  Ahl  ward  t,  Katalog  Nr.  4562; 
über  den  Verfasser  Sadrussari'a  "Ubaidulläh  b.  Mas'üd,  Tochtersohn  des 
berühmten  Verfassers  der  Wiqäje,  Mahmüd  Mahbübi*,  s.  Pertsch,  Arab. 

'  Auf  dem  Titel  der  Vermerk:  silJJ  j»  j-L^JU 

•  Abdruck  ohne  Erlaubnis  des  Übersetzers  verboten.;  er  zeigt  das  wunderliche  m«/«v$ton, 
das  ich  auch  allenthalben  von  Taskent  bis  Jarkend  hörte,  und  bei  welchem  Maqsüd 
sich  nur  dem  Usus  anpaßte. 

»  Maqsüd  hält  Mahmüd  für  den  väterlichen  Großvater  TJbaidullahs  S.  7. 

Mit*  d.  Sem.  f.  Orient  8pr»*heu.   1904.   FI.  Abt  7 


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98  Habtmakn:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Harunann. 


Kai.  Gotha  2,  268  (Nr.  1024).  —  In  der  Schreibung  ist  so  viel  Seltsames, 
daß  man  geneigt  ist,  hier  entweder  lokale  Sonderheiten  oder  individuelle 
Liebhabereien  zu  sehen.  Keinesfalls  können  dieser  Druck  und  der  von 
Kalila  wadimna  zugleich  die  Schreibweise  der  Taskendcr  darstellen  (s.  oben 
S.  84).  Denn  hier  liest  man  JLj1  passim;  oLü  auf  dem  Titel,  daneben 
JLU  im  Text;iJlcVs.282,8.  Von  anderem  erwähne  ich  jÜfi  für  jUlj 

S.283,  16  und  oft;  <£& y  282,  8  u.  o.  Das  Genitivaffix  ist  durch- 
gangig m. 

Das  arabische  Original  des  Werkes  liegt  in  einem  Druck  Taskent, 
Iljin,  1900  (160  Seiten  in  gr.  8")  vor. 

48.  mufammed  saläL  Taskent,  Portsew,  Mollä  Akmal  Chän  Ibn 
Mollä  Islam  Chän;  1900;  1319;  477  Seiten  gr.  8°.  —  Übersetzung  desselben 
muchtamr  ultciqäje  wie  47.  Hier  ist  die  Ubersetzung  in  den  durch  Ver- 
streichen hervorgehobenen  arabischen  Text  eingeschoben.1  Ober  den  Über- 
setzer findet  sich  in  dem  Werke  kein  einziger  Vermerk.  Auf  dem  Bücher- 
märkte zu  Taskent  wurde  mir  am  18.  Mar/.  1903  folgendes  versichert: 
»M u hammed  Saläh  ist  der  Name  des  Bearbeiters  in  tatarischer  Sprache; 
aus  dieser  wurde  die  Übersetzung  in  das  Taskendische  vor  etwa  100  Jahren 
gemacht;  der  Name  dieses  Mutpreggim  ist  nicht  bekannt.-  Die  hier  vor- 
liegende Übersetzung  sollte  besonders  taskendischen  Charakter  tragen;  das 
scheint  nicht  der  Fall. 

49a.3  fauz  unnatfät.  TaSkent,  lljin;  Ja'tjüb  Choga  Sahhäf  Ibn  Pädisäh 
Choga  Sabhäf;  1900;  1318;  120  Seiten  gr.  8°.  —  Der  Verfasser  ist  nicht 
genannt.  Allerlei  fromme  Erzählungen  und  Lehren  (S.  116  f.  über  das  Binden 
des  Turbans!).  Sprachliches:  S.  9,  8  j^Jjl  (bis);  9,  10  und  14  Jy-^y  ■ 
Das  ol&iin  ist  hier  bedingt  durch  das  Versmaß:  die  vorhergehende  Sil!« 
muß  kurz  sein,  und  da  sie  konsonantisch  schließt  (l^und  war  oo/sun 

unmöglich.  Tatsache  ist,  daß  in  Kasgarien  olmaq  und  bolmaq  {tcolmaq)  pro- 
tniscue  gebraucht  werden  in  der  Schriftsprache.  In  der  Sprechsprach»'  ist 
das  übliche  wolmaq.  Ich  behalte  mir  genaue  Darstellung  des  Sachverhaltes 
vor.  Einige  Notizen  nach  meinen  Mitteilungen  s.  Foy,  Azerbaj^attischf 
Studien  S.  147  f.« 

49b.  naztn  ulmuchtasar.  Taskent,  Breidenbach;  Rahim  Choga  Ali 
Choga  Oghli;  1896;  1314;  S.  1—72  (unvollständig);  gr.  8°.  —  Der  Verfasser 
nennt  sich  nicht;  nach  S.  6,  12  ist  diese  Verifizierung  des  rnuchlasar 
ulmqäje  (s.  Nr.  47)  im  Jahre  1305  (1887/88)  verfaßt. 

60.  fauz  unna$ät.  Taskent,  lljin;  1901.  —  Scheint  sich  völlig  zu 
decken  mit  49  a. 

1  Sie  scheint  Maqsüd,  dem  Übersetzer  in  47.,  nicht  bekannt  gewesen  zu  sein: 
hier  ist  Mahmud  richtig  als  mütterlicher  Großvater  bezeichnet  (S.  2  oben). 
'49  a  und  49  b  sind  in  einem  Bande  vereinigt. 

*  Zu  dem  bei  Foy  a.  a.  O.  S.  148  angezogenen  ungar.  vottam,  daß  ich  in 
Jnrkend  in  der  spontanen  Sprechsprache  mit  Sicherheit  iroldam  feststellte  (so  auch 

qiltlam). 


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Hartmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann.  99 

51a.  zubdat  ulmasä'ü  u/al'aqä'id.  Stambul,  Sirketi  Iränye;  Häggi 
'Abbas  Aqä;  1309;  S.  1 — 220.  —  Das  von  dem  ruhrigen  Muhammed  Sädiq 
Kasghari 1  auf  Wunsch  des  Fürsten  von  Kasghar  Mirzä  'Osmän  Bek* 
verfaßte  Werk  über  die  Hauptsachen  der  Lehre  und  der  Pflichten  ist  nach 
des  Verfassers  eigener  Angabe  S.  6  aus  einer  Anzahl  von  Grundwerken  zu- 
sammengestellt, wie  die  'aqä' id  des  Nesefi  und  des  Geläl,  die  hidäje,  der 
Kommentar  zur  wiqäje,  der  Kommentar  des  Abulmakürim,  muchtasar  ulchi- 
zäna,  fatätcä  'älenuprt,  dasfüri  qudät,  targJüb  u^salät,  dachTrat  ulmulük.  — 
Der  Verfasser  bemerkt  S.  6,  9  f ,  er  habe  die  Sprache  gewählt,  die  im  Ge- 
brauche Kasgars  rezipiert  ist"  Das  mag  der  Fall  sein ,  in  dem  Druck  aber 
finden  sich  neben  den  kasgarischen  Formen  nicht  selten  fremdartige.  Aueh 
hier  begegnen  wir  eben  wieder  jener  fast  systematischen  Inkonsequenz,  die 
so  oft  gerügt  wurde:  jÜ^>  S.  6,  19  neben  S.8,  16  wäre  in  einem 

kasgarischen  Manuskript  unerhört  (auch  verbesserte  es  ein  früherer  Besitzer 
am  Rande  in  jU  -  ),  ebenso  j£jy  S.6,  4.  Und  was  soll  man  zu  jji\ijy 

S.  5,  8  und  (^Ji yj\*  S.6,  15  sagen!    Der  von  Shaw  erwähnte  Fall  des 

Gebrauches  von  bolunmaq  —  ich  erinnere  mich  nicht,  es  gehört  zu  haben  — 
liegt  an  den  beiden  Stellen  nicht  vor. 

51b.  ädab  ussälihtn.  S.  221 — 288  von  51a. —  Kin  Buch  vom  Anstand 
für  Fromme  in  7  Kapiteln.*  -—  Die  Sprache  zeigt  die  Ungleichmäßigkeit, 
die  in  diesen  Drucken  so  häufig  ist;  aus  ihr  erklären  sich  zur  Genüge 
Schreibungen  wie  238,  14  neben  ^Ui  238,  16  und  iS^f  239, 

1;  doch  ist  zu  bemerken,  daß  in  der  Negativ  form  das  ^l^bei  den  Verben 

mit  dumpfen  Vokalen  vorwiegt,  gleichsam  als  würde  die  Wirkung  des 
dumpfen  Vokals  durch  das  ma  (me)  unterbrochen.    Von  wirklichem  Inter- 

1  Uber  ihn  als  Verfasser  des  tezkirei  'azlzän  s.  Übersicht  S.  18. 

*  Er  wird  8.4  unten  als  Sohn  des  verstorbenen  Fürsten  von  Jarkend  Zahid 
B«k  bezeichnet.  Zahid  und  'Osman  fallen  in  die  Zeit  von  1765  bis  1826  (von  dem 
Aufruhr  in  Üi  Turfan  bis  zum  Aufstand  Gihänglra  in  Kasgar),  währenddessen  Ost- 
turkisun  volle  Ruhe  genoß  (vgl.  Grigorjew2,  401). 

4  Bemerke  auch  hier  das  Nebeneinandergehen  von  bolvtaq  und  olmaq%  über 
welches  s,  unter  49  a. 

i  Die  Regeln,  wie  »ich  der  gute  Muslim  in  allen  Lebenslagen  zu  verhalten 
habe ,  sind  nicht  unbekannt.  Natürlich  hat  in  den  verschiedeneu  islamischen  Ländern 
einage>  besondere  Ausbildung  erfahren.  Der  Inhalt  ist  hier  kurz:  1.  Gruß;  2.  Schlafen, 
Wandern,  Reiten;  3.  Sech  und  Murld;  4.  Mann  und  Frau;  5.  Krankenbesuch  und 
Beileid;  6.  Gastlichkeit,  Essen,  Trinken;  7.  Reisen.  —  Die  jedem,  der  im  -gebil- 
deten- islamischen  Orient  gereist  ist,  bekannte  Sitte,  den  mit  atmlämu  'alaikum 
grüßenden  Andersgläubigen  durch  den  Gegengruß  -Gruß  dem,  der  der  rechten 
Leitung  folgt*  zu  beleidigen,  ist  auch  hier  vorgeschrieben  S.  226,  wo  auch  die 
anderen  Feinheiten  zur  Demütigung  des  Ungläubigen  sich  finden.  Übersetzung  des 
(ganzen,  fur  den  Volksbrauch  nicht  unwichtigen  Büchleins  wäre  erwünscht.  [Nach 
Druck  des  Vorstehenden  fand  ich  im  Katalog  Spirgatis  96  Nr.  1330  eine  russische 
f  bersetzung  des  Werkes  von  Lykoschin  (Taskent  1895)  angezeigt.] 

7» 


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100  Harthas*:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Harunann. 

esse  ist  das  echt  kasgarische  O^**   »wohin  gehen  Sie?«  S.  236,  II.1 

Zu  brachten  ist ,  daß  sich  hier  mehrere  Beispiele  von  dem  schon  S.  84 
lie>prochenen  nin  als  Zeichen  des  Akkusativs  finden:  S.222,  LZ.  und  223,  1: 

r^r.  dujft  «.243,  i2  j-u\  } 

^jjjy.  Diese  Falle  lassen  sich  nicht  durch  Annahme  einer  Auslassung 
aus  der  Welt  schaffen. 

52.  iaräjit  [so]  uTTmän.  Taskent,  UJin ;  1901.  —  Bietet  auf  13  Seiten 
(S.  2  und  3  geben  das  Alphabet)  alles,  was  ein  Muslim,  besonders  ein  unter 
Ungläubigen  lebender,  zu  wissen  not  hat  —  Ein  Kuriosum  ist  der  halb 

osmanische,  halb  russische  Druckvermerk:  «W-*»u  *1XX 

-  —  -  <j 

jj-A,*.« \*Ai  »A^-^'t-.  köpes  -Großkaufmann-  wird  russ.  Kvneu>  sein;  das  Wort 

muß  in  die  Wörterbücher  Aufnahme  finden;  es  hat  Bürgerrecht  erlangt  und 
scheint  auch  in  Kasgarien  allgemein  bekannt,  wenigstens  in  Händlerkreisen. 

53.  fiqhi  kaidäni  maa  turkT.  Taskent.  lljin;  1901;  1318;  71  Seiten 
kl.  8°.  —  Das  bekannte  Werkchen  (Wien:  Flügel  Nr.  1995,  18;  Gotha: 
Fertsch,  Ar.  936)  liegt  hier  in  arabischem  Text  mit  türkischer  Um- 
setzung vor. 

54.  farfi  'ain  färisi  icotvrki.  Taskent,  lljin;  Häggi  Abdurra'üf ;  1900; 
1318;  24  Seiten  kl.  8°.  —  Kurze  Pflichtenlehre. 

55.  uluyh  chännin  degem\  113  Doppelblatt  mit  226  Seiten;  doch  fehlt 
Doppelblatt  1.  Als  ich  Fragmente  des  Werkes  bei  dem  schwedischen 
Missionar  Backlund3  in  Kasgar  sali,  vermutete  ich  sofort,  es  handele  sich 
um  das  außerordentlich  wichtige  Li,  über  welches  ich  im  Juni  1902,  etwa 
2  Monate  vor  der  Abreise  nach  Kaigar,  den  guten  Artikel  Katanows5 
gelesen  hatte.    Ich  bat  dringend,  nach  einem  vollständigen  Exemplar  zu 


1  Die  r-Frage  läßt  sich  nicht  hier  so  im  Vorbeigehen  erledigen,  ich  möchte 
aber  schon  hier  festlegen ,  daß  die  Unterscheidung  zwischen  der  Form  mit  r  als* 
das  Futurum  bezeichnend  und  der  ohne  f  als  das  reiue  Präsens  darstellend, 
die  sich  bei  Shaw,  Grammar  35  und  in  den  Handbüchern  für  das  Sartische  6ndet 
(s.  z.  B.  Naliwkins  Grammatik),  weder  für  die  Sprechsprache  noch  für  die  Schrift- 
sprache Bedeutung  hat ;  denn  diese  erkennt  nur  die  r-Fonn  als  korrekt  an  und  weiß 
nichts  von  einem  Unterschied ,  wo  ihr  etwa  gelegentlieh  die  r-lose  Form  unterläuft, 
jene  bedient  sich  in  ganz  Kasgarien  und  in  Taskent  (dort  beobachtete  ich  es;  nach 
guten  Nachrichten  gilt  es  auch  für  Feigana)  nur  der  Form  ohne  r,  wohlbemerkt  wo 
natürlich  gesprochen  wird,  was  bei  der  größeren  «Bildung-  im  russischen  Westen 
oft  nicht  der  Fall  ist.  Die  von  mir  völlig  selbständig  gemachte  Beobachtung  wurde 
mir  von  Herrn  Ostroumow  in  Taskent  bestätigt. 

a  Gestorben  in  Kasgar  den  26.  Juni  1903;  s.  meinen  kurzen  Nachruf  in  Orient. 
lÄit.-Zeiluny  V]  (1903)  Sp.  348  f. 

8  MaubWKypcKo-KiiTaiicKiii  -In«  na  liapniin  TiopKoin»  KüTaiicKaro 
Tvph-ecTatia  in:  äamicKH  Boer.  Ot^.  Hmu.  P.  Apxcoj.  OömecTB*  XIV  (Peters- 
burg 1902),  2  3  S.  31—75. 


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Hartmann  :  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann.  101 


suchen,  und  es  gelang,  nicht  ohne  Opfer,  das  vorliegende  zu  erwerben.1 
Ich  stellte  fest,  daß  auch  K  ata  now  nichts  von  dem  Druckort  und  dem 
Druckjahr  sagt;  er  bemerkt  nur,  der  Eigentümer  habe  behauptet,  es  in 
Urumtsi  erworben  zu  haben  auf  einer  Reise  zu  heiligen  Stätten.9  Katanow 
erwarb  auch  meine  beiden  gemischtsprachigen  Chamidmcke  über  Sriden- 
zuclit  Nr.  57  und  über  Pockenimpfung  Nr.  59  (a.  a.  O.  32).  —  Der  türkische 
Text  beginnt  Blatt  7a. 

56.  reng  st  dating  du  bin  sing  gang  tfungu  teetung  <}ing  xt  ging  lang 
irdmg  nm  papuUng  'ä  bätur  ludin.  —  Ein  Vertrag  zwischen  Kußland  und 
China,  der  nach  dem  türkischen  Texte  fol.  la  im  fünften  Jahre  des  Kaisers 
Kuang-Hsü  abgeschlossen  ist.  —  Nach  dem  Titel  der  chinesischen  Version 
ist  das  Buch  in  Chami  gedruckt.  Die  chinesische  Version  hat  5  Blatt,  die 
mangurische  9  Blatt,  die  türkische  15  Blatt. 

9.  Handwerke  und  Gewerbe. 

57.  pilia*  baqadurghan*  bajänT.  Chami  [Qumul];  unter  Kuang-Hsü 
1881,  Frühjahrsmonat;  15  Doppelblatt  mit  30  Seiten,  wovon  4  chinesisch, 
11  türkisch;  außerdem  eine  Seite  mit  chinesischem  Titel  in  drei  archaisti- 
schen Zeichen  und  mit  Druckvermerk.  Wie  hier  -die  Behandlung  des 
Seidenwurms-  in  Regierungs-  und  Landesspruche  zugänglich  gemacht  ist, 
ließ  die  Regierung  von  Chung -miao-dze  [UrumLsi]  auch  andere  nützliche 
Hefte  in  Chami  drucken;  s.  55.  56.  59.  Katanow  erwarb  dieses  Heft  in 
Turfan  (s.  Zapiski  Wost.  Otd.  Arch.  ObJtc.  XIV,  2/3,  32,  und  vgl.  das  zu  55. 
Bemerkte). 

11.  Medizin. 

58.  tergemei saht.  Taskent,  Kostelow ;  1 898 ;  131r>;  207  Seiten  gr. 8°.  — 
Übersetzung  eines  fibbi  jUsu/l  genannten  persischen  Werkes  durch  Muham- 
mad Sah  Choga,  Sohn  des  Sah  Faizulläh  Choga  Isän.  der  die  Arbeit 
am  2.  Muharram  1315  beendete  und  am  gleichen  Tage  die  Abfassung  von 
erklärenden  Abhandlungen  zu  dem  Werke  begann;  über  den  persischen 

1  Ich  vermute,  daß  sich  sonst  kein  Exemplar  in  Europa  befindet.  Nach 
Katanow  S. 31  gab  er  daa  Exemplar,  dessen  türkische  Teile  er  vom  7.  his  15.  Ok- 
tober 1891  in  £ugucaq  abschrieb,  dem  Eigentümer  Qurbän  'Ali  Ihn  Chalid  HaggT, 
Imam-Qäri  von  Cuguiaq  zurück.  Er  suchte  dann  eifrig  nach  dein  Druck,  fand  ihn 
aber  nicht,  auch  nicht  in  Urumtsi  und  Chami.  Schließlich  erhielt  er  ein  Exemplar 
nach  Qazan  durch  einen  Freund  in  Öugucaq. 

a  Diese  Reise  beschrieb  er  in  einein  Werke  •J*A>-  «.V»        £  jlT,  das  im 

Jahre  1889  in  Qazan  gedruckt  wurde.  Das  ist  mein  Manuskript  Nr.  23  der 
Übersicht. 

3  piüa  umschrieb  ich  das  4P  des  Originals  nach  Shaw,  der  als  türkische 
Form  «4U  hat    Steingaß  gibt:  pela: 

4  Mein  Text  deutlich:  J\cjjlty  gegen  das  volkstümliche  jUjjlil  bei 
Katanow  a.  a.  0. 


102 


Habtmann:  Buchwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann. 


Verfasser  wird  nichts  gesagt,  nur  wird  S.  206  sein  Originalschlußverinerk 
mitgeteilt,  nach  welchem  er  das  Werk  am  18.  Ramazan  970  heendete.  Die 
Sprache  des  Ubersetzers  ist  ungelenk,  doch  ist  seine  Arbeit  durch  die 
Namen  von  Krankheiten,  Tieren,  Pflanzen  in  persischer  und  türkischer 
Sprache  von  Bedeutung.    Auch  am  Rande  häufig  lexikalische  Notizen;  so 

wird  S.  194  J^oj*-  richtig  durch  Oy^J  erklärt  (von  mir  oft  für  »Ta- 
mariske« gehört;  so  auch  Shaw,  Vocabulary  226).  —  Von  seltsamen  Schrei- 
bungen bemerke:  jUi-  S.  205,  4;  j^  JjjT'  «sein  Sichzeigen«  S.  4H,  9; 

die  adurghan-Yorm  immer  mit  J,  z.B.  jfcj  J->Vy  j\  S.  4,  1,  J&jjj\jj~> 

S.  6,  9;  jfjjAjyt-*  S.  11,  7;  ^Uli  und  ,j£j3  auf  derselben  Z.  11 
von  S.  204. 

59.  sTfck1  tertdurghan1  nw  bajäm,  d.  h.  Uber  die  Pockenimpfung.  -  - 
Das  Heft  gehört  zu  der  Klasse  von  Regierungspublikationen,  von  der  oben 
zu  57.  die  Rede  war.  Auch  dieses  Heft  erwarb  Katanow;  er  fand  es  in 
Chami.  —  Der  chinesische  Titel  lautet:  «tu»  tou*  dW  iuo1  d.  h.  leichtfaßliche 
Erklärung  der  Rinderpocken;  am  rechten  Rande  ist  bemerkt:  -Geschnitten 
im  Jahre  1884  unter  Kuang-Hsü«;  am  linken  Rande:  »Die  Platten  sind  ver- 
wahrt in  Chami.«  Das  Buch  hat  46  Doppelblätter  mit  92  Seiten,  außerdem 
das  Titelblatt. 

18.  Sprachliches. 

60.  ustädi  autcal  —  murattibt  taikendlik  saijid  rasül  chwäg'a  muftT  saijid 
'aziz  chtcöga  machdüm  muftx  öghlt.  —  TaSkent,  lljin;  1902;  85  Seiten  8rt.  — 
Ein  vortreffliches,  auf  Beschluß  des  Chefs  des  Unterrichtswesens  gedrucktes 
Schullesebuch  fur  Anfänger. 

Ein  Wort  über  den  Wert  der  Sammlung.  Das  geistige  Leben,  dessen 
Exponent  diese  Drucke  sind,  ist  ein  einförmiges  und  niedriges,  sofern  es 
sich  nur  um  einige  von  alters  her  gegebene  Ideen  dreht  und  auch  nicht  ein- 
mal den  Versuch  macht,  sich  durch  Aufnahme  der  Ideen  anderer  Kreise 
zu  bereichern  und  die  beliebte  schematische  Anschauung  von  Leben  und 
Welt  an  den  tatsächlichen  Erscheinungen  der  Außenwelt  zu  prüfen  und  zu- 
nächst einmal  diese  selbst  gründlich  zu  studieren  und  der  wissenschaftlichen 
Beobachtung  zu  unterwerfen,  ja,  auch  nur  einmal  zu  dem  Verständnis 
«wissenschaftlicher«  Beobachtung  vorzudringen,  hinaus  über  das  Betreiben 
eines  '/7m,  das  doch  nichts  ist  als  ein  leerer  Formelkram.  Ist  nun  der 
Gegenstand  der  Drucktätigkeit  ein  öder8,  so  waren  doch  die  hier  tätigen 


s^Ue— oder  offenbar  mit  vulgarer  Verstümmlung  des  auch  im  Os- 

gebräuchlichen  <^«a*-  filr  «Pocken«.    Katanow  a.a.O.  hat  .d\»u>- . 
Es  scheint  ihm  also  ein  anderer  Druck  vorgelegen  zu  haben. 

*  Katanow:  jlcJ-Ajy",  wohl  nach  andern»  Druck;  s.  Anm.  1. 
>  Die  in  der  «Übersicht-  und  hier  geleistete  Arbeit  wird  von  manchen  Seiten 
mit  Verachtung  angesehen.    Ihr  kostbare  Zeit  zu  widmen,  verlangte  nicht  geringe 
Selbstverleugnung. 


.60  Uy 


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Hartmann:  Bachwesen  in  Turkestan  und  Drucke  Hartmann.  103 

Kräfte  und  deren  Wirkung  im  einzelnen  zu  verzeichnen,  denn  das  eben  ist 
das  Wesen  unserer  Wissenschaft,  daß  ihr  nichts  unbedeutend,  nichts  der 
Beobachtung  unwert  erscheint,  sondern  sie  in  allem  die  große  Bewegung 
sieht,  welche  alles  Lebende  miteinander  verknüpft.  Der  Schund,  der  von 
den  Pressen  des  Orients  überwiegend  hervorgebracht  wird,  ist  der  Dünger 
für  eine  fettere  Zeit.  Ganz  besondere  Beachtung  verdienen  die  Proben  der 
Pressen  Ostturkistans.  Dieses  Land  geht  einer  großen  Zukunft  entgegen. 
Jene  Proben  und  das  von  Nur  l.läggi  Mitgeteilte  (S.  75  f.)  geben  den  Gesichts- 
winkel, unter  dem  die  Zukunft  des  Druckens  dort  zu  betrachten  ist:  Grenz- 
gebiet, befruchtet  von  zwei  Kulturen,  der  westlichen  fränkisch -islamischen, 
und  der  östlichen,  durch  China  bestimmten.  Die  Drucke  aus  diesem  Grenz- 
gebiet sind,  soweit  ich  nach  dem  kurzen  Aufenthalt  und  den  Nachrichten 
aus  anderen  Kreisen  (s.  die  Mitteilungen  nach  Katanow  8.97  und  101) 
es  beurteilen  kann,  hier  in  einer  Weise  vertreten,  die  gegenwärtig  nirgends 
ihresgleichen  haben  dürfte. 


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104 


Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  L 

(ausgenommen  die  Geschichte  des  armenischen  Naxararowt  iwns 

und  der  armenischen  Kirche). 

Von  Hagob  Thopdschian 

ans  Ciüeien. 


Du  armenischen  Buchstaben  habe  ich  folgendermaßen  transkribiert: 

tu  =  a,  p  =  b,  q.  —  g,  q.  —  d,  b  —  e,  j_=  z,  l  =  e,  p_=  9, 
ft  —  f,  J  =  f,  f,  =  »,  fv  =z  x,  *  =  cy  i  =  k,  $  =  A,  l=j. 

^= /,  TS  =6,  iT=m,  j  =  y,  Is  =  n,  i,  a  =  o,  j_=  (*  1  =  ^ 

£=/,  n.  =  f,  «  =  f.  »  =  /,/•  ~  r,  j  =  f ,  i-  —  tc,  £=A 

1.  aueUenkritik. 

I.  Armenische  Quellen. 

1.  Sebeos  ist  die  erste  zeitgenössische  Quelle  fur  den  Anfang  der 
Araberherrschaft  in  Armenien.  Von  seinem  Leben  wissen  wir  fast  gar  nichts. 
So  viel  ist  uns  nur  bekannt,  daß  er  Bischof  gewesen  ist  und  an  dem  Kon- 
zilium von  Dowin  unter  Kafolikos  Ncrses  III.  teilgenommen  hat.  Sein 
Werk  trägt  den  Titel  ^mmJh^tJb  \]bpl auf,  hu^u^nuf,  f,  ^pm^  =  Ge- 
schichte des  Heraklius  von  Bischof  Sebeos.  Der  Inhalt  seiner  Geschichte 
entspricht  nicht  diesem  Titel.  Sein  Werk,  wie  es  heute  uns  vorliegt,  hat 
drei  Bücher,  die  Dprowfiwns  genannt  werden  wie  bei  Pawstos.  Ks 
sei  hier  bemerkt,  daß  die  ersten  zwei  Dprowtiwns  mit  Sebeos  nichts  gemein 
haben,  sondern  vielmehr  die  ersten  Dprowfiwns  des  Pawstos  in  höchst 
entstellter  Form  darstellen.  Das  eigentliche  Werk  des  Sebeos  beginnt  mit 
dem  dritten  Buch,  mit  der  Geschichte  der  Zeit  des  Peroses  457(9)  bis  484 
und  mit  dem  Aufstand  und  Mar/.panat  Wahans  und  seiner  Anhänger  und 
endet  mit  dem  Fürstentum  des  Hamazasp  Mamikonean  und  dem  Xalifat 
des  Muäwijä  im  Jahre  662.  Er  schöpft  seine  Geschichte,  soweit  er  selbst 
nicht  Augenzeuge  gewesen  ist,  aus  den  Berichten  der  Zeitgenossen  und 
Augenzeugen  (vgl.  c.  30,  S.  110).  Fur  die  Geschichte  dieser  Periode  ist 
Sebeos  die  einzige  zeitgenössische  historische  Quelle  und  seine  Geschichte 
ist  ebenso  wichtig  für  die  Byzantiner  und  Perser  wie  für  die  Armenier  und 
Araber.   Besonders  die  Geschichte  der  Bagratownier  behandelt  er  sehr  aus- 


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Thopdscbiak:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aiot  I.  105 


fuhrlich,  und  wir  verdanken  ihm  sehr  wertvolle  Angaben  über  Smbat  Ba- 
gratowni  und  seinen  Sohn  Varaztiroc. 

Ausgaben:  1.  In  Konstantinopel  im  Jahre  1851  (hrsg.  von  Mihrdatean). 
2.  In  Petersburg  1872  (hrsg.  von  Patkanean),  wonach  hier  zitiert  wird. 

Übersetzungen:  1.  Ins  Russische  wurde  Seikos  im  Jahre  1862  uber- 
setzt und  von  K.  Patkanean  in  Petersburg  herausgegeben.  2.  c.  30 — 38 
des  Sebeos  ubersetzte  Hübschmann  ins  Deutsche:  -Zur  Geschichte  Armeniens 
und  der  ersten  Kriege  der  Araber,  aus  dem  Armenischen  des  Sebeos« ,  Leip- 
zig 1875.  3.  Auch  Dulaurier  hat  in  seinen  Recherches  sur  la  Chronologie 
armenienne  einzelne  Stücke,  die  fur  die  Chronologie  von  Bedeutung  sind, 
ins  Französische  übertragen. 

2.  Lewond  Erec.  Die  Geschichte  Lewonds  tragt  im  Memoire  am 
Schlüsse  seines  Werkes  den  Titel  \|  uipyuimlrmnt-PfiLb  '|  hunltqji  ---  die  Lehre 
Lewonds.  Dagegen  fuhren  die  Handschriften  die  Oberschrift  <Huiin</ni^tyiA 
jmqatfu  bphUrftyli  ^^lu^Jhtnft  —  Geschichte  vom  Erscheinen  Muhammads, 
wovon  in  seinem  Werke  gar  keine  Rede  ist.  Sein  Werk  beginnt  vielmehr  mit 
den  drei  ersten  Nachfolgern  des  Propheten,  also  mit  dem  Jahre  532.  Hieraus 
ist  wohl  zu  ersehen,  daß  ihm  den  zweiten  Titel  die  Abschreiber  gegeben 
haben.  Im  letzten  Kapitel  erwähnt  er  linnin  ar-Rasid  (786* — 809)  und 
den  Kafolikos  Stepannos  ans  Dowin  (etwa  78K— <)0).  Den  Tod  des  Haruns 
kennt  er  nicht;  hiernach  schließt  er  also  seine  Geschichte  ums  Jahr  790. 
Lewond  hat  sein  Werk  auf  Befehl  oder  auf  Wunsch  des  Sapowh  Bagratowni 
geschrieben  (c.  42,  S.  170),  und  darum  hat  er  die  Geschichte  dieses  Stammes 
am  ausführlichsten  behandelt.  Die  Geschichte  Lewonds  ist  für  die  Zeit  der 
Araberherrschaft  neben  Sebeos.  welcher  nur  über  den  Beginn  derselben 
berichtet,  die  wichtigste  Quelle.  Vom  Jahre  662 — 790  ist  er  sogar  die  einzige. 
Obwohl  er  von  seinen  Vorgängern  nichts  erwähnt,  und  als  Augenzeuge  be- 
richtet oder  seine  Angaben  auf  mündliche  Mitteilungen  und  Erzählungen 
seiner  Zeitgenossen  zurückführt  (vgl.  c.2,  S.8;  c.  10,  S.  32.  37;  c.  34,  S.  150), 
so  macht  doch  ein  Vergleich  mit  Scbeos  unzweifelhaft,  daß  er  denselben 
stellenweise  sogar  wörtlich  abgeschrieben  hat  (vgl.  c.  1 — 5  mit  Sebeos).  Im 
einzelnen  weicht  er  allerdings  von  Sebeos  ab  (vgl.  Sebeos  c.  30,  S.  1 08  ff. 
mit  Lewond  c.3,  S.9,  Sebeos  c.32,  S.  116  ff.  mit  Lewond  c.3,  S.  11  ff.,  Sebeos 
c.  35,  S.  138  mit  Lewond  c.4,  S.  14).  Einer  besonderen  Aufmerksamkeit  wert 
ist  ein  charakteristischer  Satz  der  Wehklage  (nqp)  des  Movses  XorenaH,  der 
bei  Lewond  vorkommt  (vgl.  c. 7,  S.  21).  Auch  die  Bibel,  besonders  die 
Psalmen  und  die  Propheten,  werden  von  ihm  sehr  oft  zitiert. 

Auflage.  Karapet  Vardapet  Sahnazarean,  im  Jahre  1859  in  Paris. 
Die  zweite  Auflage  mit  einem  74  Seiten  umfassenden  Vorwort,  Annotationes 
und  mit  Vergleichung  zweier  anderer  Manuskripte  besorgte  Karapet  Ezean 
in  Petersburg  im  Jahre  1887. 

Ubersetzung.  Die  französische  Übersetzung  besorgte  Sahnazarean 
im  Jahre  1856  in  Paris  (mit  Anmerkungen).  Die  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Petersburg  ließ  dieses  Werk  durch  Prof.  K.  Patkanean  im  Jahre 
1862  ins  Russische  übersetzen.  Nach  der  Ausgabe  Ezean  wird  Lewond 
hauptsächlich  in  diesem  Werk  zitiert. 


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106       Tbopdschiak:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  AiotL 

3.  To  v  in  a  Arcrowni.  Tovma  ist  eine  meiner  armenischen  Haupt- 
quellen. Sein  Werk  ist  eine  Weltgeschichte  von  Adam  und  Noah  bis  zu 
seiner  Zeit.  Er  hat  sie  auf  Befehl  des  Grigor  Arcrowni,  des  Fürsten  von 
Vaspowrakan  =  Derenik.  zu  schreiben  angefangen,  aber  wie  es  scheint  ist 
dieser  bald  darauf  gestorben,  und  tovma  hat  sein  Werk  auf  Veranlassung 
des  Gagik  Arcrowni,  des  Feldherrn  von  Armenien  und  Fürsten  von  Vas- 
powrakan, beendet  (1.6.45.11.76).  Er  erzahlt  auch  von  Gagik,  daß 
dieser  als  Fürst  von  Vaspowrakan  viele  Kirchen  und  Festungen  gebaut 
hat,  und  von  seinem  Bruder  Gowrgen,  daß  er  gegen  die  östlichen  moham- 
medanischen Nachbarn  der  Arcrownier  viele  Kriege  führte,  weiß  aber  nicht, 
daß  Gagik  König  von  Armenien  wurde  oder  Jüsuf  ihn  zum  König  ernannte. 
Darum  muß  man  mit  großer  Sicherheit  annehmen,  daß  er  seine  Geschichte 
ums  Jahr  907  beendete  (vgl.  Tovma  111,29,261).  Der  Schluß  seines 
Werkes  ist  uns  leider  verloren  gegangen.  Was  auf  S.  262  (III,  29)  noch 
folgt,  ist  Zusatz.  Der  (oder  die)  Verfasser  dieses  Zusatzes,  welcher  (welche) 
auch  das  vierte  Buch  geschrieben  hat  (haben),  wiederholt  die  Angaben 
tovmas  von  Asot  Arcrowni  und  Gagik  und  widerspricht  hier  an  manchen 
Stellen  dem  eigentlichen  tovma.  In  diesem  Zusatz  wird  auch  die  Ge- 
schichte der  Arcrownier  außer  der  Zeit  Gagiks  sehr  knapp  und  dürftig 
bis  zum  Jahre  752  =  1303  (vgl.  S.  319)  fortgesetzt.  Ich  nenne  in  meiner 
Geschichte  den  Zusatz  Pseudo  -  tovma.  Unmöglich  ist  es  nicht,  daß 
Pseudo- tovma  von  zwei  Personen  verfaßt  ist.  Der  erstere  Schriftsteller 
ist  wohl  Augenzeuge  der  Herrlichkeit  des  Gagik  Arcrowni  und  ein  fanati- 
scher Verteidiger  der  Interessen  desselben  oder  überhaupt  der  Arcrownier 
gewesen.  Er  ist  wahrscheinlich  ein  Geistlicher  des  Klosters  AHamar  und 
schildert  den  Bau  desselben  sehr  begeistert  und  ziemlich  ausführlich.  Er 
würde  dann  III,  29,  262  bis  IV,  11,  305  verfaßt  haben.  Der  Schluß  seines 
Werkes  fehlt  wiederum  (vgl.  S.  305),  aber  alles  deutet  darauf  hin,  daß  er 
ein  Zeitgenosse  Gagiks  war,  und  er  hat  auch  sein  Äußeres  sehr  ausführlich 
beschrieben  (IV,  11,  303  f.).  Der  zweite  Fortsetzer  des  Werkes,  welcher 
sehr  knapp  die  spatere  Geschichte  der  Arcrownier  im  c.  12,  IV  resümiert, 
stammt  aus  dem  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  (s.  oben). 

Tovma  ist  der  erste  Historiker  der  Arcrownier  und  hat  sich  vor- 
genommen ,  die  ganze  Geschichte  seines  Stammes  uns  zu  überliefern.  Nach 
seinen  Quellen  kann  man  sein  Werk  in  zwei  Teile  teilen:  1.  I,  1,  6  bis  II,  4,  106 
schöpft  er  seine  Angaben  ans  alten  schriftlichen  Quellen,  oder  aus  den 
Traditionen,  die  in  seinem  Stamme  vorhanden  waren.  Natürlich  erdichtet 
er  stellenweise  Handlungen  für  die  Vorvater  seines  Stammes,  die  von  keinem 
Historiker  erwähnt  worden  sind,  wie  wir  in  der  Geschichte  selbst  sehen 
werden.  In  diesem  ersten  Teil  seiner  Geschichte  hat  er  folgende  Quellen 
benutzt:  Eusebius  1,  1.  6.  18.  19.  Ap rikanus  (Afrikanos)  1,1,6.  Movses 
Xorenaci  wird  das  erstemal  ganz  ausdrücklich  von  ihm  als  Quelle  er- 
wähnt, bei  Movses  Kalankatowaci  ist  die  Erwähnung  zweifelhaft.  1,1.6.  7. 9. 
hier  schreibt  er  dem  M.  Xorenaci  ein  4.  Buch  zu,  das  nach  unseren  bis- 
herigen Kenntnissen  M.  Xorenaci  nicht  geschrieben  hat.  c.  2,  24;  c.  10,  58; 
c.  11,  75 — 76,  hier  bezeugt  er,  daß  M.  Xorenaci  die  Geschichte  von  Adam 


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Thopdschias:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  A  sot  I. 


107 


bis  zur  Zeit  des  Kaisers  Zenon,  d.  h.  bis  zum  Jahre  474,  geschrieben  hat, 
was  wiederum  mit  dem  heutigen  Text  des  Xorenaei  im  Widerspruch  steht, 
weil  dieser  mit  dem  Tode  Sahaks  und  Mesrops  abgeschlossen  wird  (vgl. 
M.  Xor.  III ,  67,  269).  Aus  diesen  beiden  Stellen  geht  mit  Deutlichkeit  hervor, 
daß  der  eigentliche  Text  des  M.  Xorenaei  uns  keineswegs  unverändert  er- 
halten ist  und  infolgedessen  die  Frage  nach  der  Zeit  desselben  Historikers 
noch  nicht  ganz  gelöst  ist  Yowlianos  Alikarnaci  (Julianos  aus  Halikarnak 
1,1.7.9).  Pilon  Aleksandraci  (Philo  aus  Alexandrien  1,1.12.13. 
18.  19).  Epipan  (Epiphanius)  I,  19.  Anonyinos  =  Pawstos  bei  Sebeos 
(ohne  seinen  Namen  zu  erwähnen,  entnimmt  er  von  ihm  die  Worte:  ^nt'h 
ku  hu  jlrpuHÜuft  Zmh8  (vgl.  Seb.  1,4,  mit  fovma  1,2,23).  Elise 

1.3,27;  hier  berichtet  er  von  den  Feueranbetern,  die  sich  hamakden  = 
allwissend  nennen  und  saxri  =  mlupt-£  genannt  werden,  das,  was  er  von 
ihnen  gehört  hat.1  Ptlomeos  "(Ptolomäus)  vgl.  1,3,  28,  111,18,214. 
Pseudo-Kalisthenes  (ohne  seinen  Namen  zu  nennen)  1,3,  29 ff.  Arisdon 
Kaldeaei  (Ariston  der  Chaldäer,  Abydenos?)  I,  1,7.  Mambre  Vercanol, 
seinen  Bruder  Movses  und  feodoros  rterfol  (diese  sollen  die  Schüler 
des  Priesters  Lewond  aus  dem  5.  Jahrhundert  sein ,  und  die  Geschichte  der 
alten  Völker  geschrieben  haben  auf  Befehl  des  Vahan  Arcrowni,  den  die 
armenischen  Satrapen  in  den  Tagen  Vardans  zum  König  ernannt  haben 
sollen  (45— 47)  [?].  Diese  haben  angeblich  unter  anderen  auch  ein  Pergament- 
stück benutzt,  worauf  die  älteste  Geschichte  der  Arcrownier  stand,  fovma 
hat  weder  diese  Pergamente  noch  die  ganzen  Werke  dieser  Historiker, 
sondern  nur  Fragmente  von  ihnen.  I,  6.44,  vor  sich  gehabt).  Yovsepos 
(Josephus)  I,  6,  47.  Pawstos  1,  10,  60  ff.  benutzte  er,  ohne  ihn  zu  nennen, 
also  wie  es  Xorenaei  tat  (vgl.  besonders  mit  Pawst.  IV,  S.  87  f.  bei  Lauer; 
vgl.  Tovma  S.  64  mit  Pawst.  IV,  56,  139  bei  Lauer  usw.).  Are  weleay  (eine 
Sammlung  der  Märtyrergeschichten  aus  dem  5.  Jahrhundert,  verfaßt  von 
Abraham  aus  dem  Dorfe  Aracoy,  welcher  ein  Schüler  der  heiligen  Lewon- 
deank  war  I,  10,  65;  II,  1 ,  18.  Von  Abrahams  Areweleay  soll  es  auch  einen 

Auszug  gegeben  haben  ^uiJtuivomni-PjiLli  Yjpput^uijhu  ]xtnuinm[uilinqfi  vgl. 
Elise;  vgl.  über  Xoren  und  Abraham  Confessores  Tovma  III ,  25 , 28.  Ko r i  w  n 

I,  11,76.    Sebeos  (von  diesem  entlehnt  fovma  da*  ganze  3.  Kapitel  des 

II.  Buches,  ohne  seinen  Namen  zu  erwähnen.  Im  4.  Kapitel  erzählt  er  das, 
was  er  von  Mohammed  weiß  und  nachher  gibt  er  die  chronologische  Reihen- 
folge der  Xalifäs  bis  Mulawakkil  und  fügt  hinzu,  daß  die  Geschichte  der- 
selben schon  vorher  von  den  anderen  geschrieben  worden  sei,  tind  er  es 
für  überflüssig  halte,  sie  zu  wiederholen,  II,  4,  105). 


1  Nach  Tovma  soll  der  Nestorianer  Baroowina  im  5.  Jahrhundert  nach 
Armenien  gekommen,  in  der  Gegend  von  Mokk  mit  Elise  zusammengetroffen  sein 
und  dessen  Geschichte  in  die  Hand  bekommen  haben.  Um  diese  Zeit  erhielt  er 
auch  von  dem  Fürsten  der  Arcrownier,  Nereapowh,  den  Befehl,  das  Land  zu  verlassen. 
Hierüber  empört,  entnahm  er  dem  Werke  Elise's  aus  Rache  die  Geschichte  des 
Vahan  Arcrowni  (fovma  II,  2,  80  ff.). 


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108 


TfloposcHtAK :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  AÄot  I. 


Der  zweite  zeitgenössische  Teil  seiner  Geschichte  umfaßt  11,5,106 
bis  III ,  29,  261,  J.  847—907.  Dieser  Teil  seiner  Geschichte  ist  fur  die  vor- 
liegende Arbeit  von  größter  Bedeutung.  Tovma  ist  fur  unsere  Zeit  (9.  bis 
10.  Jahrhundert)  die  einzige  Quelle,  aus  der  man  außer  von  den  Kriegs- 
geschichten der  herrschenden  Fürsten  etwas  Näheres  von  ihren  Beziehungen 
zu  den  verschiedenen  Klassen  der  Bevölkerung,  von  ihrem  Leben  und  Treiben, 
von  ihren  friedlichen  Unternehmungen  usw.  erfahrt.  Natürlich  vervollständigt 
er  in  kriegsgeschichtlicher  Hinsicht  die  Angaben  seines  Kollegen  Yohannes 
Kafolikos  sehr  wesentlich.  Die  Geschichte  dieser  60  Jahre  hat  er  entweder 
selbst  miterlebt  oder  von  seinen  zeitgenössischen  Augenzeugen  gehört.  So 
sagt  er  zum  Beispiel  von  dem  Mörder  des  Jüsuf  ben  Abü  Sa'id:  »Ich  habe 
(mit  meinen  Augen)  seilet  den  Mann  gesehen ,  welcher  ihn  (den  Jüsuf)  er- 
schlug ,  und  erfuhr  von  ihm  die  Bestätigung  dessen ,  was  von  Jüsuf  erzählt 
wurde«  (II,  7,  120),  oder  er  sagt  von  dein  Märtyrertode  des  Apow  Sahak 
während  der  Invasion  Hulas;  «Diese  Geschichte  hat  nur  der  Priester  Samowel 
aus  dem  Dorfe  Artamet  erzählt.  Dieser  hatte  sie  von  einem  Perser  aus  dem 
Tale  Satowau  gehört,  welcher  Augenzeuge  der  Hinrichtung  gewesen  war« 
(111,2,  130).  Tovma  nennt  Asot  Arcrowni.  den  Sohn  Dereniks,  »mein  tapferer 
und  großer  Fürst,  ruhmreiches  und  edles  Oberhaupt«  (111,29,248)  und  ist 
Zeuge  seiner  letzten  Stunden:  »Ich  selbst  war  dabei  . . sagt  er  (S.  250). 
Auch  der  erste  Fortsetzer  ist  Zeitgenosse  Gagiks  I.  Er  sagt  von  sich  selbst, 
daß  er  Augenzeuge  ist  (IV,  6,  291). 

Auflagen.  Tovmas  Werk  ist  das  erstemal  im  Jahre  1852  in  Kon- 
stantinopel  herausgegeben  worden.  Das  zweitemal  hat  es  K.  Patkanean 
im  Jahre  1887  in  Petersburg  auf  Grund  derselben  Handschrift  erscheinen 
lassen,  die  im  Jahre  752  —  1303  in  AKamar  geschrieben  worden  ist  und 
sich  jetzt  in  Konstantinopel  befindet.  In  diesem  Werk  wird  er  nach  der 
letzten  Ausgabe  zitiert. 

Übersetzungen.  HLstoire  des  Ardzrouni,  par  le  Vartabed  Tboma 
Ardzrouni,  traduit  par  M.  Brosset.  St.  Petersburg  1874.  (Vgl.  Coll.  d.  hist, 
arm.  1.  par  M.  Brosset.  Uber  diese  Übersetzung  vgl.  Melanges  Asiat.  VI.  226 
bis  232  und  über  Tovma  vgl.  Notice  sur  rhistoire  armenienne  de  Thoma 
Ardzrouni.    Mel.  As.  IV,  686 — 763.) 

4.  Yohannes  oder  Yovhannes  Kafolikos.  Kafolikos  Yoh.  ist 
meine  zweite  armenische  Hauptquelle;  für  die  Geschichte  der  Bagratownier 
am  Ende  des  9.  Jahrhunderts  und  im  Anfang  des  10.  Jahrhunderts  ist  er 
die  einzige. 

Ka(.  Yoh.  beginnt  seine  Geschichte  mit  Noah  und  setzt  sie  bis  zur 
Invasion  des  Nesr  (Nasr;  von  diesem  wird  später  in  der  Geschichte  die 
Rede  sein)  fort.  Er  weiß,  daß  Jüsuf  aus  seiner  Kerkerhaft  in  Bagdad  befreit 
wurde  (c.  64,  S.  408  ff.  im  Jahre  310  =  922/23),  daß  er  die  Reichtümer  des 
Esbouq  (Sabak,  s.  die  Geschichte)  erbte  usw.,  aber  er  weiß  nicht,  daß 
dieser  im  Jahre  314  vom  Xalifa  gegen  die  Qarmaten  geschickt  wurde.  In- 
folgedessen mußte  er  seine  Geschichte  vor  dem  Jahre  926  beendet  haben. 
Weil  er  auch  von  der  Plünderung  der  Pilger kara wane  durch  Sulajman 
(am  Ende  des  Jahres  924)  Kenntnis  hat  und  hiernach  noch  die  Eroberung 


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TuorDSCHtAN :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  I. 


109 


von  Biwrakan  usw.  berichtet,  so  ist  es  sicher,  daß  er  seine  Geschichte 
im  Jahre  925  abschloß.  (Von  seinem  Leben  wird  in  diesem  Werk  die 
Rede  sein.) 

Nach  seinen  Quellen  können  wir  auch  die  Geschichte  des  KaColikos 
Yohannes  in  zwei  Teile  teilen.  Von  c.  1 — 29  bis  zum  Tode  Asots  entlehnt  ei- 
serne Angaben  aus  fremden  Quellen.  Er  ist  der  erste  armenische  Historiker, 
welcher  sowohl  stilistisch  wie  auch  geschichtlich  durchaus  unter  dein  Ein- 
flüsse des  Movses  Xorenaci  schreibt  und  überhaupt  seine  Quellen  direkt  zu 
nennen  vermeidet.  In  seinem  Vorwort  (S.  VII)  meldet  er,  daß  er  die  Bucher 
der  Vater  benutzen  wolle  und  von  Smbat  I.  an  ausführlich  zu  berichten  be- 
absichtige (S.  IX).  Später  versichert  er,  daß  er  auch  die  heiligen  Bücher 
und  sonstigen  Chronologien  in  Betracht  ziehen  werde  (S.  XI).  So  benutzt 
er  auch  die  Bibel  (c.  1,  18),  wie  alle  anderen  armenischen  Historiker,  die 
eine  Weltgeschichte,  d.  h.  eine  Geschichte  der  Armenier  von  Adam  oder 
Noah  an,  geschrieben  haben.  Von  1,  19  an  hat  er  Maribas  zur  Quelle 
[auffallend  1st  die  richtige  Schreibung  des  Namens;  bei  Xorenaci  heißt 
derselbe  Marabas  oder  Marabay.  Es  ist  wohl  möglich ,  daß  er  auch  Pawstos 
=  Anonymos  benutzt  hat.  Vgl.  1,  18,  22, «23].  Er  eignet  sich  die  Quellen 
des  Movses  Xorenaci  auch  sonst  an  (1,  28  vgl.  mit  M.  Xor.  1,  21,  46). 
Wie  weit  er  in  seiner  Nachahmung  sklavisch  dem  Movses  folgt,  s.  S.  VII 
und  Xorenaci  I,  27.  Was  er  auf  S.  48 f.  c.  8  von  Agatangelos  entlehnt 
haben  will,  konnte  er  ebensogut  von  M.  Xor.  entnommen  haben.  Von 
c.  1,  18  bis  c.  14,  76  hat  er  überhaupt  nur  Movses  Xor.  zur  Quelle.  Nur 
die  Märtyrergeschichten  von  Oskeank  und  Sowkiaseank  (7,  48)  und  seine 
Angaben  über  die  Begründung  der  7  Patriarchate  [1.  Antiochien,  2.  Alex- 
andrien, 3.  Rom,  4.  Ephesus,  5.  Konstantinopel,  6.  Jerusalem,  7.  Armenien, 
c.  12.  61—63,  vgl.  auch  c.  13,  S.  68]  sind  selbständig.  Xorenaci  erwähnt  er 
ein  einziges  Mal  (c.  13,  S.  69,  hier  weist  er  den  Leser  betreffs  der  Geschichte 
Xosrovs  und  Arsaks,  der  Teilkönige,  auf  M.  Xor.  hin).  Tovma  Arcrowni 
benutzt  er  in  c.  15,  S.  76 — 78,  ohne  seinen  Namen  zu  nennen  (vgl.  Tovma, 
II,  1,  77 f.  Die  Geschichte  des  Savasp  Arcrowni  des  Renegaten).  Im  16.  Ka- 
pitel verwertet  er  die  Angaben  tazars  (vgl.  K.  Yoh.  15,  78;  16,  79 f.).  In 
der  Fortsetzung  benutzt  er  Movses  aus  Kalankatowk  (vgl.  S.  80,  c.  92 
und  93  mit  M.  Kalank.  II,  47,  p.  2 16 f.  llcTopia  Ansaat  aiofic.  KarauKaTBaiy. 
Uerep6.  1861),  aber  auch  noch  andere  Quellen,  unter  denen  eine  kirchen- 
historische die  Hauptrolle  spielt  und  aus  der  er  fast  die  gesamte  Geschichte 
der  Katholikosse  entnimmt.   Sie  ist  vielleicht  die  sogenannte  ^u^jptuu^h uwiy 

=:  Die  Reihe  der  Patriarchen,  die  in  Kürze  die  Geschichte  der  Ka- 
tholikosse behandelte.  Für  die  politische  Geschichte  gebraucht  er  von  c.  16, 
S.  83  bis  c.  19,  S.  114  Sebeos  (vgl.  z.  B.  Seb.  S.  28,  c.  2  mit  K.  Yoh.  c.  16, 
S.  86  fast  wörtlich ;  Seb.  S.  29  mit  K.  Yoh.  S.  87  usw.).  Selbständig  oder  aus 
einer  unbekannten  Quelle  entstammt  die  Teilung  von  Armenien  minor  durch 
Maurikios  (c.  16,  88/89,  vgl.  c.  2,  S.  24).  Von  c.  20—23  ist  sein  Werk  fast 
ausschließlich  kirchenhistorisch,  und  er  benutzt  teils  tewond,  teils  die  Ge- 
schichte der  armenischen  Patriarchen  und  teils  Sapowh  Bagratowni, 
welcher  von  c.  24,  S.  138  bis  c.  29,  S.  179  seine  Hauptquelle  ist.  Das  Werk 


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110       Thopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aiot  I. 


dieses  letzteren  Historikers  ist  uns  leider  verloren  gegangen.  Wir  kennen 
ihn  vor  allem  durch  Katolikos  Yohannes. 

Sapowh  Bagrato  wni.  Mit  Namen  erwähnt  K.  Yohannes  von  seinen 
Quellen  nur  Maribas,  Movses  Xorenaci,  AgaCangelos  und  Sapowh 
Bagratowni.  Während  er  die  ersteren  je  einmal  zitiert,  wird  Sapowh 
von  ihm  öfters  erwähnt.  Das  erstemal  beruft  er  sich  auf  ihn  in  seinem 
Vorwort  (S.  VII)  und  weiter  in  seinem  Werk  c.  24,  S.  142.  Er  nennt 
ihn  den  »Historiker  unserer  Zeit«,  welcher  in  Volkssprache  (qhqlpt^ 
pmhjtL)  eine  Geschichte  geschrieben  und  die  Erzählungen  und  Traditionen 
seiner  Zeit  in  diese  Geschichte  eingewebt  habe.  Leider  gibt  er  uns  den 
vollen  Inhalt  seines  Werkes  nicht  an.  So  viel  steht  aber  fest,  daß,  wenn 
die  Geschichte  Sapowhs  keine  Weltgeschichte  im  obigen  Sinne  war,  sie 
sicher  die  Fortsetzung  von  Lewond  gewesen  ist  (vgl.  K.  Yohannes  c.  24, 
S.  142).  Nach  einer  dunklen  Stelle  des  K.  Yohannes,  welcher  von  ihm 
sehr  geringschätzend  spricht,  weil  er  seine  Geschichte  in  Volkssprache  und 
nicht  pum  ^Lpßnquilitth,  ^pm^iu'b^mi/h ,  d.h.  in  literarischer  Sprache  geschrie- 
ben hat,  soll  er  auch  die  Geschichte  des  Fürstentums  von  Asot,  des  Sohnes 
von  Smbat  Sparapet  (np^Liy  [\^"-nj  des  Textes  soll  man  umgekehrt  lesen), 
sowie  von  den  Anordnungen  der  Könige,  von  der  Ruckkehr  der  von 
Bula  gefangenen  armenischen  Fürsten,  von  ihrer  Machtentfaltung  und  Lage, 
geschrieben  haben  (K.  Yohannes  c.  27,  S.  1 6G  i*.).  Weiter  hat  er  von  der 
Kindheit  Afiots  I.,  des  Sohnes  Smbats,  bis  zu  dessen  letztem  Lebensjahre, 
alle  seine  Taten,  Kriege  usw.  geschildert  (vgl.  K.  Yohannes  c.  27. 
S.  107  f.  mit  c.  29,  S.  179).  Hiernach  hat  Sapowh  seine  Geschichte  un- 
mittelbar vor  dem  Tode  Aäots  beendet,  also  ums  Jabr  889.  Auch  Tovma 
Arcrowni  kennt  ihn,  von  den  Taten  des  Gowrgen  Arcrowni.  welcher  später 
Fürst  von  Anjewaci's  wurde,  soll  er  ausführlich  berichtet  haben  (Tovma  III, 
15,  S.  208;  er  erwähnt  ihn  dem  Namen  nach  nicht,  aber  dennoch  meint  er 
ihn,  weil  von  der  Tätigkeit  Gowrgens  in  Taron,  Aren  und  im  Lande 
Anjewaceac  kein  anderer  Historiker  erzählt).  Stepannos  Asolik  setzt  ihn  der 
Zeit  nach  vor  Kafolikos  Yohannes  (I,  1,  7).  Die  obige  Annahme,  daß  Sapowh 
eine  Weltgeschichte  geschrieben  oder  die  gesamten  historischen  Traditionen 
seiner  Zeit  gesammelt  hatte,  wird  durch  eine  Angabe  des  Asolik  bestätigt; 
hiernach  hat  Konstantin  der  Große  von  Sapowh,  dem  König  der  Perser, 
die  Krone  Davids  zum  Geschenk  erhalten  usw.  Dieser  Angabe  fügt  er 
hinzu:  -Wie  es  dich  die  Geschichte  des  Sapowh  Bagratowni,  des  Sohnes 
des  Asot  Antipatrik,  lehrt«  (Asolik  II,  6,  138). 

Was  den  zweiten  Teil  der  Geschichte  des  Ka(.  Yohannes  anbelangt, 
von  c.  30,  S.  179  bis  c.  07,  S.  450,  so  ist  er  nicht  allein  Augenzeuge,  sondern 
als  Kafolikos  und  Berater  Smbats  und  ASots  und  anderer  Könige  am  besten 
in  ihre  Taten  und  Wünsche  eingeweiht 

Auflagen:  1.  In  Jerusalem  1843;  2.  in  Moskau  1853  (M.Emin);  3.  in 
Jerusalem  1867.    Ich  zitiere  ihn  nach  der  Ausgabe  Jerusalem  1867. 

Ubersetzungen.  Histoire  d'Armenie  par  le  Patriarche  Jean  VI. 
dit  Jean  Catholicos,  traduite  de  l'armcnien  en  francais  par  M.  St. -Martin. 
Ouvrage  posthume  publie  sous  les  auspices  du  ministere  de  Tlnstruction  pu- 


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T b oroscBt a m  :  Die  inneren  Zustande  von  Armenien  unter  ASot  I.  III 


hliijue,  par  Felix  Lajard,  Paris  1841  (s.  darüber  Examen  de  l'histoire 
Jean  VI  le  Patriarche  traduite  de  l'armenien  par  St.-Martin,  par  F.  Neve; 
Louvaine  1843). 

5.  Stepannos  Asolik.  Von  Asolik  werde  ich  noch  später  aus- 
führlich sprechen.  Für  die  Geschichte  unserer  Zeit  ist  er  von  geringer 
Bedeutung.  Er  hat  eine  Weltgeschichte  in  drei  Buchern  geschrieben,  und 
zwar  von  Adam  bis  zum  Jahre  452  —  1003.  Für  diese  Arbeit  kommt  haupt- 
sächlich III,  c.  2,  S.  157  bis  c.  4,  S.165  in  Betracht.  Er  ist  der  erste  armenische 
Historiker,  welcher  seine  Angaben  immer  mit  Daten  versieht.  Weil  er  aber 
dieselben  immer  mit  armenischen  Buchstaben  angegeben  hat,  sind  sie  an 
manchen  Stellen  von  Abschreibern  mit  ähnlichen  Buchstaben  verwechselt 
worden,  und  darum  kann  man  auch  aus  ihnen  nicht  immer  klug  werden.  Das 
Fehlen  der  regelmäßigen  Chronologie  bei  den  armenischen  Historikern  ist 
der  größte  Mangel  der  Nationalhistoriographie.  Fur  unsere  Zeit  hat  er 
K.  Yohannes  und  bapowh  Bagratowni  zur  Quelle  (vgl.  I,  1,7),  aber 
er  ist  so  knapp,  daß  man  von  ihm  nicht  viel  lernen  kann. 

Auflagen.  1.  In  Paris  mit  Annot.  im  Jahre  1859  (Sahnazarean) ;  2.  in 
Petersburg  1885  mit  guten  Annot.  und  Vorwort.  Ich  habe  diese  Ausgabe 
vor  mir. 

Übersetzungen.  1.  Histoire  universelle  par  Etienne  Aeogh'ig  de 
Daron  traduite  de  Tannen,  et  annotee  par  Ed.  Dulaurier.  Paris  1883,  p.  I. 
2.  Eine  russische  Übersetzung  besorgte  Emin.  Heco6m,afl  llcropia  CTen'anoca 
TapoHrnaro  Acox'hkb  no  npaanauiio,  Mockb«  18(54.  Ins  Deutsche  soll  sein 
Werk  A.  Burckhardt  übersetzt  haben  (vgl.  Geizer  Byz.  Chronogr.  Leipzig 
1898  S.  466). 

Die  anderen  armenischen  Historiker,  die  für  dieses  Werk  von  ganz 
geringer  Bedeutung  sind,  übergehe  ich  hier  zu  erwähnen. 

II.   Arabische  Quellen 

1.  Baläfjuri  (Abü'l  'Abbäs  Ahmad  b.  Jahjä  b.  Öabir  al-)  war  ein 
Perser  von  Geburt  und  lebte  am  Hofe  der  %alifa  s  Mutawakkil  (232—247  = 
847-861)  und  Musta  in  (248-251  =  862—866).  M'utazz  (252—255  =_  866  bis 
869)  übertrug  ihm  den  Unterricht  seines  Sohnes  'Abdu'lläh.  Baladuri  starb 
ioi  Jahre  279  =  892  (vgl.  Praefatio  der  ed.  de  Goeje  p.  1 — 8.  ßrockehnann, 
Gesch.  d.  arab.  Liter.  I,  S.  141).  Er  ist  also  eine  durchaus  zeitgenössische 

Quelle.    Sein  Werk  trägt  den  Titel  jlj^Jl  £j$  =  Das  Buch  der 

Eroberungen  der  Under.  Demgemäß  berichtet  er,  wie  die  Araber  in 
der  Reihe  anderer  Länder  auch  Armenien  erobert  haben.  Das  Kapitel, 
welches  für  uns  hauptsächlich  in  Betracht  kommt,  trägt  die  Überschrift 

^-r^'  ^jr*  S*r~ Obwohl  er  selbst  in  Armenien  nicht  ge- 
wesen ist,  so  hat  er  doch  seine  Angaben  ausschließlich  von  den  Einwohnern 
desselben  Landes  entnommen.  Als  solche  Überlieferer  erwähnt  er  1.  Mu- 
hammad b.  Ismail  aus  Bar<ja'a  =  Partaw.  2.  Abu  Barä'  'Anbasä  b.  Bahr 
al- Armani.  3.  Muhammad  b.  Bisr  aus  Qält(qalä)  =  Theodosiopolis  = 


1 1 2        Thopdscbian  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  I. 


Karin.  4.  Muhammad  b.  Mu%ajjis  aus  Xilat  =  Xla(  u.  a.  (vgl.  I,  N  ^T). 
5.  Ibn  Warz  al-Qälijan  aus  Qaliqala  (p.  ^^^).  6.  Barmak  b.  'Abdu'llah 
ad-Dabili  =  Dowin  (p.  T»\  usw.).     Aus  den   Erzählungen  dieser 

Leute  schöpfend,  die  wohl  auch  Dokumente  in  der  Hand  hatten,  berichtet 
er  nur  die  kurzgefaßte  Geschichte  der  arabischen  Wälis  von  Armenien  bis 
zum  Jahre  241  =  855  (p.  TNT).  Obwohl  er  über  unsere  Periode  fast  keine 
Angaben  hat  und  fur  die  Geschichte  der  Dynastie  der  Bagratownier  von 
keiner  Bedeutung  ist,  ist  er  doch  fur  die  Vorgeschichte  oder  fur  die  Ge- 
schichte der  ersten  Periode  der  Araberherrschaft  in  Armenien  sehr  wertvoll, 
und  sein  Wert  steigt  desto  mehr,  wenn  wir  in  Betracht  ziehen,  daß  er  außer 
den  obigen  mündlichen  Quellen  auch  al-Waqidi,  welcher  schon  vor  ihm  ein 
ähnliches  Werk  geschrieben  haben  soll,  benutzt  hat  (I,  T  •  ©,  \  ^).  Ich  zitiere 
ihn  nach  ed.  de  Goeje,  1866. 

2.  Ja'qübi  (A.  b.  Abi  Jaqüb  b.  Ga'far  b.  Wahb  b.  Wädih  al-Katib 
al  -'Abbäsi)  war  der  Enkel  eines  Freigelassenen  von  Mansur,  des  Statthalters 
von  Armenien  und  Adarbajgän.  Er  lebte  bis  zum  Jahre  260  =  873  in  Ar- 
menien und  in  Xorasan,  reiste  dann  nach  Indien,  Ägypten,  Magrib,  wo 
er  im  Jahre  278  =  891  seine  Geographie  verfaßte.  Dieses  Werk,  welches 

den  Titel  J^f trägt,  kommt  für  uns  nicht  in  Betracht  (s.  über 

dasselbe  und  sein  Leben  Praef.  der  ed.  de  Goeje.  BGA.  7.  V — VIII  und 
Brockelmann  I,  226  f.).  Sehr  wichtig  ist  dagegen  seine  Geschichte,  weil  er 
selbst  in  Armenien  lange  Jahre  gelebt  hat  und  als  Enkel  des  Wäli  von 
Armenien  seine  Angaben  aus  besten  Quellen  schöpfen  konnte.  Im  ersten 
Bande  seiner  Geschichte  behandelt  er  die  vorislamische  Geschichte  und  im 
zweiten  die  Geschichte  Muhammads  und  seiner  Nachfolger  bis  zum  Jahre 
259  =  872.  Wenn  bei  ihm  die  Chronologie  nicht  so  streng  durchgeführt 
ist  wie  bei  Tabari,  und  er  die  Geschichte  nicht  so  ausführlich  behandelt 
wie  dieser,  so  beruhen  doch  seine  Angaben  teils  auf  alten  Quellen  und  teils 
erzählt  er,  was  speziell  Armenien  anbetrifft,  als  Augenzeuge  (vgl.  über  seine 
Quellen  de  Goeje,  Uber  die  Geschichte  der  'Abbasiden  von  al-Jakübi, 
Travaux  de  In  3me  Session  d.  congr.  intern,  d.  oriental.  Petersb.  et  Leyde 
1879).  Besonders  für  die  Geschichte  der  Wälis  von  Armenien  sind  seine 
Angaben  sehr  wichtig.  Ich  zitiere  ihn  nach  ed.  Houtsma  (M.  Th.)  Histo- 
rian Leyden  1883. 

3.  Mas'üdi  (Abü'l  Hasan  'Ali  b.  nl-Husajn  al-)  war  in  Bagdad  geboren. 
Er  bereiste  in  seiner  Jugend  Persicn,  Kirmän,  Indien,  Ceylon,  Madagaskar, 
das  Chinesische  und  das  Kote  Meer,  'Oman,  Palästina,  Ägypten  und 
Syrien.  Er  entfaltete  in  beiden  letztgenannten  Ländern  eine  sehr  frucht- 
bare literarische  Tätigkeit  (vgl.  Brockelmann  I,  143  ff.  und  die  Vorworte  der 
ed.  C.  B.  de  Meynard,  Paris  1876,  wonach  ich  ihn  zitiere,  und  engl.  Ubers, 
von  A.  Sprenger,  London  1841).    Von  seinen  Werken  kommen   hier  in 

erster  Reihe  j-^J  <->*Ä\  Das  Buch  der  Goldwäschen 

und  des  Juwelenbergwerkes  (^>_^>-  —  yn^tup  —  gohar  [arm.]).  Dieses 
Buch  hatte  er  im  Gumädä  des  .1  all  res  336  =  947  Dez.  vollendet,  bearbeitete 
aber  dasselbe  wiederum  im  Jahre  345  =  956.     Er  starb  in  diesem  oder 


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Thopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  I. 


113 


im  folgenden  Jahre.  Er  kennt  die  geographischen  Werke  Xurd&dbihs, 
Gajhanis,  Qudämäs  usw. 

Seine  Angaben  über  Armenien  und  besonders  über  die  nördlichen 
Provinzen  dieses  Landes  und  die  Kaukasusvolker  beruhen  auf  seinen  persön- 
lichen Erkundigungen  und  Erfahrungen,  weil  er  in  seinen  letzten  Lebens- 
jahren auch  diese  Gegenden  bereist  hat,  und  sind  durchaus  selbständig,  wie 
wir  in  der  Geschichte  selbst  sehen  werden. 

Sein  zweites  Werk  tragt  die  Uberschrift      \ <-Ju\ 

Das  Buch  der  Erinnerung  und  Besichtigung,  und  kommt  für  die  vorliegende 
Arbeit  wenig  in  Betracht.  Ich  zitiere  ihn  nach  ed.  de  Goeje  BGA.  8.  Lugd. 
Bat.  1894. 

4.  Xurdadbih  ('Ubajdalläh  b.  'Abdallah  b.  Xurdadbih  Abü'l  Qasim) 
war  ein  Perser  von  Geburt  und  im  Anfang  des  III.  Jahrhunderts  d.  H. 
geboren.  Er  war  ein  intimer  Freund  von  Mawsili  (gest.  235  =  849).  Er 
wurde  später  Postmeister  von  G'abal,  und  zwischen  230—234  =  844—848 
schrieb  er  sein  Buch  wohl  in  Samarra.  Er  war  auch  ein  intimer  Freund  des 
Xalifä  M'utamid  (vgl.  Preface  bei  de  Goeje  und  Brockelmann  1,225).  Sein 

Buch  trägt  den  Titel  «iAJUlj  ctÜLH  0U5^=  Das  Buch  der  Routen  und 

der  Königtümer.  In  diesem  Buche  gibt  er  als  Fachmann  diejenigen  Post- 
wege und  Stationen,  und  den  Steuerertrag  verschiedener  Provinzen  und 
Städte  an,  die  in  seiner  Zeit  existierten.  Er  ist  der  erste  arabische  Geograph 
in  dieser  Hinsicht  und  wir  verdanken  ihm  auch  für  Armenien  sehr  wert- 
volle Angaben.  Ich  zitiere  ihn  nach  ed.  de  Goeje.  BGA.  6.  Lugd.  Bat.  1889. 

5.  Qudämä  (Abü'l  Farag'  Qudämä  ben  G'afar  al-Kätib  al  Bagdadi), 
gestorben  im  Jahre  310  =  922,  hat  ein  dem  Werke  Xurdädbihs  ähnliches 

Buch  geschrieben  unter  dem  Titel  ^\ tmj\zS*=  Das  Buch  der  Steuer. 

Er  beschreibt  auch  sehr  eingehend  die  Provinzen  und  Stationen  des  Reiches, 
und  am  Ende  seines  Buches  gibt  er  in  einer  Liste  sehr  ausführliche  An- 
gaben über  die  Steuerbeträge  der  einzelnen  Provinzen  und  Städte,  und  hier- 
nach schildert  er  das  byzantinische  Reich  und  sonstige  Nachbarländer  und 
macht  sehr  wichtige  Angaben  über  das  Steuer-,  Militär-  und  Verwaltungs- 
wesen. Er  ist  natürlich  stark  von  Xurdadbih  beeinflußt,  hat  aber  auch 
sehr  wertvolle  selbständige  Angaben.  Ich  zitiere  ihn  nach  ed.  de  Goeje 
(s.  oben). 

6.  Ibn  Faqih  (Abü  Bakr  Ahmad  ben  Muhammad  ben  Ishäq  al- 
Hamadani)  war  in  Hamadän  geboren  und  verfaßte  sein  Buch  unmittelbar 
nach  dem  Tode  M'utadids  (gest.  289  =  902).    Dieses  Bucfi  heißt  wie  das 

des  Ja'qübi  jL(^J\  o^^* Das  Buch  der  Länder.    Er  beginnt  sein  Werk 

mit  der  Beschreibung  der  Bildung  der  Erde  und  der  Meere,  vergleicht 
Indien  mit  China,  und  danach  schildert  er  ausführlich  Arabien,  Ägypten, 
Magrib,  Berberistan,  Syrien,  Palästina,  Mesopotamien,  Persien,  Adarbajg'an, 
Armenien ,  das  römische  Reich  und  'Iraq.  Was  speziell  Armenien  anbetrifft, 
so  hat  er  außer  seinen  Vorgängern  Baladuri,  Xurdadbih  usw.  und  besonders 
Ja'qübi,  aus  dessen  Geschichte  er  die  Liste  der  W&lis  von  Armenien  usw. 

Mit»,  d.  Sca.  f.  Orient  S,.r*«hen    19W.  11.  Abt  8 


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114       Thopdschi an  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Alot  I. 


entnimmt,  eine  bemerkenswerte  neue  Quelle  Ahmad  b.  W&dih  al - I.sbahäni. 
Wohl  hauptsächlich  aus  dieser  Quelle  macht  er  sehr  wertvolle  Angaben 
über  die  Produkte  von  Armenien,'  was  wir  noch  bei  seinen  Vorgangern  ver- 
mißten (vgl.  über  ihn  die  Praefatio  der  ed.  de  Goeje.  1885.  Lugd.  Bat.  uud 
Brockelmann  I,  227). 

7.  Ibn  Rustih  (Abü  'Ali  Ab  mad  b.  'Umar)  schrieb  sein  Buch  ums 
Jahr  290  =  903  in  Lsbahän  und  nannte  es  J^-Vi  Das  Buch 
der  kostbaren  Gemmen.  Er  spricht  in  seinem  Werke  über  die  Erde  und 
die  Bewegung  des  Himmels,  über  Mekka  und  Madina,  über  die  Meere, 
Flüsse,  Klimata  und  schildert  Irän  und  Nachbarländer  ausfuhrlich.  Für 
unseren  Zweck  ist  er  ganz  unbedeutend  (vgl.  Praefatio  V — VII  und  Brockel- 
mann I,  227.   Ich  zitiere  ihn  nach  ed.  de  Goeje.  BGA.  7.  Lugd.  Bat.  1892). 

8.  Al-Ista^ri  oder  al-Kar%i  (Abü  Ishaq  Ibrahim  b.  Muhammad 
al-Farisi).    Ista%ris  Geographie  heißt  nach  dem  Buche  Xurdädbihs  ^>U5 

dNL-  =  Das  Buch  der  Routen  der  Königtümer.  Es  ist  eine  Be- 
arbeitung des  geographischen  Werkes  des  Saj%  Abu  Zajd  Ahmad  b.  Sahl 
al-Bal%i  (^Vl  J >*»  J^—  Das  Buch  der  Figuren  der  Klimate).  Dieser 

hatte  sein  Buch  ums  Jahr  309  =  921  verfaßt  und  starb  im  Jahre  322  =  934. 
AI  -  Ista%ri  bearbeitete  dasselbe  ums  Jahr  340  =  95 1 .  Ista%rf  hat  über  Armenien 
nicht  nur  kostbare  geographische,  sondern  auch  für  die  für  uns  in  Betracht 
kommende  Zeit  politische  und  volkswirtschaftliche  wertvolle  Angaben  gemacht. 
Über  Armenien  spricht  er  hauptsächlich  p.  >A»  —  Wt.  Sein  Werk  ist 
von  Mordtmann  im  Jahre  1845  in  den  Schriften  der  Akademie  von  Hamburg 
aus  der  Gothaer  Handschrift  Nr.  312  ins  Deutsche  übersetzt  worden.  Die- 
selbe ist  bedeutend  verkürzt  (vgl.  mit  ed.  de  Goeje  BGA.  1.  Lugd.  Bat.  1870 
und  de  Goeje,  ZDMG.  25,  42  ff.). 

9.  Ibn  Hauqal  (Abü'l  Qasim)  hat  im  Jahre  367  =  977  das  Werk 
Ista%ris  seinerseits  bearbeitet  und  als  Kaufmann  und  Reisender  selbst  viele 
unschätzbare  Angaben  hinzugefügt.   Er  betitelt  sein  Buch,  dem  Ista%ri  oder 

noch  wahrscheinlicher  dem  Xurd&dbih  folgend:  oAlLlij  JJHl— U  —  Das 

Buch  der  Routen  und  Königtümer.  Er  ist  mit  Ista%ri  für  die  Geographie 
und  die  wirtschaftliche  und  politische  Lage  von  Armenien  am  Ende  des 
IX.  und  im  Anfang  des  X.  Jahrhunderts  eine  sehr  wichtige  Quelle.  Ich 
benutze  ed.  de  Goeje.  BGA.  2.  Lugd.  Bat.  1873 ,  hauptsächlich  p.  m — V  •  • . 
Wertvoll  sind  besonders  seine  Angaben  über  den  Steuerertrag  der  ver- 
schiedenen Provinzen  von  Armenien  (p.  Y  •  t  ff). 

10.  Jäqüt  (Abü  'Abdullah  Jäqüt  b.  'Abdu'llah  al-Hamawi  ar-Rümi 
al  -  Bajjdadi),  der  größte  Geograph  der  Araber,  ist  im  Jahre  574/5  =  1178/9 
geboren.  Er  stammt  aus  einer  griechischen  Familie.  In  seiner  Kindheit 
wurde  er  gefangen  nach  Bagdad  geführt,  wo  er  auch  verkauft  und  erzogen 
wurde.  Später  wurde  er  Buchhändler  und  reiste  nach  Adarbajgän, 
Ägypten,  Syrien,  Merw.  In  dieser  letzteren  Stadt,  wo  die  reiche  Bibliothek 
derselben  ihm  zur  Verfügung  stand,   begann  er  im  Jahre  u75  =  1218 


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Thopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  AJot  I.  115 

sein  Geographisches  Lexikon,  welches  ^  =  i)as  Buch  des 

Alphabets  der  Lander  genannt  wird  (Aber  seine  Quellen  s.  F.  J.  Heer, 
Die  historischen  und  geographischen  Quellen  in  Jaqüts  geographischem 
Worterbuch,  Straßburg  1898,  und  Literatur  bei  Brockehnann  1,480).  Seine  An- 
gaben sind  sowohl  in  historischer  und  geographischer  wie  auch  in  politisch- 
wirtschaftlicher Hinsicht  fiir  die  Geschichte  der  Armenier  sehr  wichtig.  Ich 
benutze  natürlich  die  ed.  F.  Wüstenfeld,  Leipzig  18b6— 1873.  Jaqüt  starb 
am  20.  Raroad.  626  =  1229,  20.  Aug.  in  Halab. 

11.  Qazwini,  (Zakarya  b.  M.  b.  Mahmud  al-),  geboreq  ums  Jahr 
600  =  1203  zu  Qazwin,  hat  spater  in  Damaskus  und  Wasit  gelebt  und 
starb  im  Jahre  682  =  1283.    Sein  Werk  trägt  den  Titel 

=  Das  Buch  der  Wunder  der  Schöpfung  und  der 
Merkmale  der  Länder  (ed.  Wüstenfeld,  Güttingen  1848/9.  Kosmogrnphie, 
Literatur  bei  Brockehnann  I,  481).  Bei  Qazwini  finden  wir  eine  große  Masse 
Wundergeschichten  auch  über  Armenien ,  die  in  mancher  Hinsicht  ganz 
interessant  sind.  Schade,  daß  er  bei  seiner  Schilderung  der  Minen,  Tiere, 
Pflanzen  usw.  außer  Persien  die  Namen  anderer  Länder  und  Städte  nicht 
angibt.  Qazwini  ist  ebenfalls  einer  der  bedeutendsten  Geographen  der  Araber. 


B.  Die  arabischen  Kolonien  in  Armenien  unter  Aäot  I 

Das  alte  Prinzip  'Omars,  wonach  die  Muhainmedaner  keine  Besitz- 
tümer in  eroberten  Ländern  haben  sollten,  scheiterte  schon  völlig  unter 
'Ötmän.  Gerade  die  echten  Araber  wurden  Großgrundbesitzer  eisten 
Ranges.  Wie  in  allen  anderen  Ländern,  so  haben  auch  in  Armenien  die 
Araber  natürlich  ihre  ganze  Macht  im  Zentrum  des  Landes  in  der  Haupt- 
stadt desselben  zentralisiert  Aus  diesem  Grunde  haben  sie  Dowin,  die 
Hauptstadt  von  Armenien,  zuerst  kolonisiert. 

1.  Dowin  =  Juo  =    n->yJ  =   Aoßw. 1     Die  Araber   halten  diese 

Stadt  bis  zuletzt  für  die  Hauptstadt  von  Armenien.  Ibn  Hauqal  sagt  von 
ihr  bei  Abü'lfidä:  »Dabil  ist  die  Hauptstadt  von  Armenien;  sie  ist  eine 
große  Stadt,  und  viele  Christen  sind  in  ihr,  und  die  Moschee  der  Muslimen 
ist  bei  der  Kirche  der  Christen.  •*  Weiter  macht  er  über  Dowin  folgende 
wichtige  Angabe,  die  Abü'lfidä  nicht  mehr  anführt:  -Und  in  ihr  (in  Dabil) 

1  Siehe  ZAP.  II,  2,  51  f.  Hierzu  will  ich  noch  das  Folgende  hinzufügen.  Zur 
Etymologie  des  Wortes  8.  Nr.  6.  Wie  die  Armenier  so  erklären  auch  die  Araber, 
daß  Dowin  =  Dabil  «Hügel«  bedeutet;  die  letzteren  halten  es  aber  ausdrücklich  für 

einen  Sandhügel  =  J-Jl  w-xlS'jiqüt,  Geogr.  Wörterb.II ,  p.  o  i  A  f.  Meine  Annahme 

ZAP.  II,  1.  63,  Nr.  3,  daß  Battduris  J'J?  =  i\*wnlf,  =  Garni  ist,  wird  durch  das 

Zeugnis  Jaqüts  völlig  bestätigt.  Dieaer  sagt      J  <J~\  f        •  •  *  •  jj>- 

£ <*L-4  Cr,  vt*"  {J*  &  ^  (Geogr.  Würterb.  II,  p."U). 

»  Geograph,  p.  X^V. 

8» 


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116       Thopdschiah:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  I. 

Ist  der  Sita  der  Amire  ftir  die  gesamten  Gaue  Armeniens.«1  Nach  den 
Arabern  hatte  Xosrov  Anowäirowan  wie  andere  zahlreiche  Städte  so  auch 
Dowin  bebaut  und  befestigt  *  Nach  ihm  wurde  es  unter  'Abdu'l  Malik 
von  'Abdu'l 'Aziz,  welcher  die  Stadt  zu  erobern  und  zu  plündern  geholfen 
hatte,  völlig  renoviert.  »Er  baute  die  Stadt  Dowin  fester  und  größer  und 
befestigte  sie  durch  Tore  und  Riegel.  Um  die  Mauer  herum  zog  er  den 
mit  Wasser  gefüllten  Graben  zur  Sicherheit  der  Festung.«*  Eben  von 
diesem  'Abdu'l  'Aziz  ben  Hätim  ben  al  -  Na'ma  ben  'Amru'l  Bähiii  sagt 
ßala4-,  daß  er  die  Stadt  Dowin  befestigt  und  ausgebaut  und  die  Moschee 
vergrößert  habe.*  Die  Araber  hatten  hier  nicht  allein  eine  Moschee, 
sondern  auch  ihre  Grabstatte.  *  Im  Jahre  859/60  zerstörte  ein  heftiges  Erd- 
beben die  Stadt.  Nach  Kat.  Yohannes  gingen  viele  Häuser,  Paläste,  sogar 
die  Mauer  der  Stadt  in  Trümmer,  und  viele  Leute  büßten  ihr  Leben  ein.* 
In  dieser  Hauptstadt  von  Armenien  hatten  also  die  Araber  eine  ihrer 
größten  Kolonien.  Außer  dem  Wali  von  Armenien,  welcher  unmöglich 
immer  in  Dowin  bleiben  konnte,  hatten  die  Araber  hier  besondere  Amire 
eingesetzt.  Der  Amir  beriet  die  wichtigsten  Angelegenheiten  mit  den 
Altesten  der  Stadtbevölkerung,  die  das  Volk  repräsentierten.7 

2.  Partaw  =  «£OjT  =  Q^tupmuiL.  Wie  die  Hauptstadt  von  Armenien, 

so  auch  diejenigen  von  Albanien  und  Georgien  hatten  die  Araber  früh 
kolonisiert,  weil  auch  diese  Städte  ihre  Vizegouverneure,  die  sogenannten 
Amire,  hatten,  die  in  alter  Zeit  nicht  allein  diese  Städte,  sondern  auch 
die  ganzen  Provinzen  Arran  und  G'urzan  bewachten  und  für  die  militärischen 
und  finanziellen  Bedürfnisse  dieser  Länder  sorgten.  Sie  waren  fast  immer 
dem  Wali  von  Armenien  untergeordnet.  Natürlich  verlangte  das  Interesse 
der  Araber,  daß  gerade  die  Bevölkerung  jener  Städte,  wo  ihre  höchsten 
Beamten  wohnten,  diese  in  ihren  kriegerischen  Operationen  und  sonstigen 
Unternehmungen  unterstützte,  und  so  wurden  diese  Orte  in  Oasen  arabi- 
scher Kolonisation  umgewandelt. 

1  Ibn  Hauqal  p.  f 1  t,  >  •*  f.    Vgl.  al  -  Istaxri,  wörtlich  ähnlich  p.  N  A  A  . 

1  Baläd.  p.  >  *l  o .   Jäqüt,  Geogr.  Wörtern.  I ,  p.  V  V  Y . 

»  fccw.  c  10,  S.  36. 

«  BAlad.  Y  •  »,  Ibn  Faq.  X AA. 

*  Ja'qübi  p.  •  A  A .  Hier  wurde  Xälid  ben  Jazjad  ben  Mazjad  begraben. 

•  Da»  Datum  dieses  Erdbebens  steht  nicht  fest.  Nach  Kat.  Yoh.  c.  27,  S.  169 
geschah  es  um  die  Zeit,  als  Asot  Fürst  der  Fürsten  wurde,  also  860/1;  nach 
Tovma  III,  22,  231  nach  dem  7.  Jahre  der  Gefangenschaft,  also  859/60;  vgl.  auch 
Mxitar  Ayrivaneci  S.  86. 

7  Wenn  man  den  Angaben  des  äußerst  unzuverlässigen  und  späteren  Histo- 
rikers Vardan  glauben  sollte,  so  müßte  man  annehmen,  daß  um  die  Mitte  den 
IX.  Jahrhunderts  die  Familie  des  Sahaps  (oder  Jahaps) ,  aus  der  auch  der  oben  er- 
wähnte Sewada  war,  lange  Zeit  die  Stadt  Dowin  unter  ihrer  Herrschaft  gehabt 
hätte  (vgl.  Vardan  S.  76  ff.).  Man  sieht  aber  von  Kat.  Yoh.  c.  25,  S.  145  f.  und 
St.  Asolik  II,  2,  110  f.,  daß  sie  sowohl  von  Hol  wie  auch  später  von  Aäot  geschlagen 
worden  sind,  infolgedessen  ist  es  unglaublich,  daß  Sahapiden  in  Dowin,  wo  die 
Ostikans  saßen,  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  herrschen  konnten. 


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Thopdschian  :  Die  inneren  Zustande  von  Armenien  onter  Aiot  I.  117 


Partaw  lag  nach  Pseudo  -  M.  Xor.  im  Gau  Owti-  Aranjnak.1  Qubäd  ben 
Firüz  =  Kawad  hatte  diese  Stadt  gebaut';  'Abdu'l  'Aziz  renovierte  sie  gänzlich. 
Nach  Waqidi  ließ  'Abdu'l  Malik  Bardaa  durch  l.lätim  ben  Na'män  al-Bähili 
oder  durch  seinen  Sohn  bauen.  Andere  schreiben  die  Wiedererbnuung  von 
Banja'a  dem  Muhammad  ben  Mrwän  zu."  Nach  Ibn  Hauqal  war  sie  eine 
große  Stadt:  «Es  gab  zwischen  'Iraq  und  Tabaristan  nach  Räj  und  Isbahän 
keine  größere  Stadt  als  sie  und  keinen  schöneren  und  fruchtbareren  Ort.«4 
Die  Garten,  die  fruchtbaren  Felder  und  verschiedenartigen  Früchte  von 
Barija'a  werden  von  arabischen  Geographen  mit  großem  Lob  erwähnt.  Von 
den  Fruchten  werden  besonders  Haselnüsse  und  Kastanien  hervorgehoben.* 
Natürlich  hatten  die  Mohammedaner  auch  in  dieser  Stadt  eine  schöne 

Moschee,  die  unter  den  Umajjaden  gleichzeitig  das  Schatzhaus  (JIM  Cj») 

der  Gegend  war.'  Wie  unter  den  Umajjaden  so  auch  unter  den  'Abbasiden 
blieb  sie  das  Zentrum  der  Verwaltung  von  Alowan  =  Arran  =  Albania.7 

3.  Tiflis  =  criU>*  =  =  Tbilisi  (georg.) ,  das  Zentrum  der 

Verwaltung  von  Georgien  und  Gebirge  =  Gabal.  Während  der  Expedition 
Bulas  haben  wir  schon  erwähnt,  daß  diese  Stadt  fünf  Tore  hatte.  Ibn 
Hauqal  weiß  allerdings  nur  von  dreien.*  Ishäq  ben  Isma  il  renovierte  diese 
Stadt  nach  Xosrov  AnuSirvän.9  Die  Fruchtbarkeit  der  Umgegend l0,  ihre 
Mühlen  und  warmen  Quellen  werden  sehr  gelobt.4  Wie  in  Barda'a  so  war 
auch  hier  eine  starke  arabische  Kolonie.11  Wie  die  Amire  von  Partaw 
(Börgermeister  nach  Tovma)  so  strebten  auch  immer  diejenigen  von  Tiflis 
danach,  sich  unabhängig  zu  machen.  Diese  beiden  Städte  mit  Bab  al-Abwab 
waren  die  Stutzen  der  arabischen  Macht  im  Norden  von  Armenien  im 
arabischen  Sinne. 11 

4.  Xiuipßb  =  }UJ\i  =  =  Carana    ■  Theodosiopolis18  war 

die  größte  Festung  der  Araber  im  Westen  von  Armenien  gegen  die  Byzan- 
tiner. Im  Jahre  133  H.  =  750  hat  der  byzantinische  Feldherr,  der  Ar- 
menier Kusän,  diese  Stadt  dem  arabischen  'Ämil  Abu  Karimä  entrissen.  Die 


1  Geogr.  S.  610. 

»  Balad.  p.  \M,  Ibn  Faq.  p.  YAV. 

•  Ebenda  p.  t  • 

4  Ibn  Hauqal  p.  T  t  • . 

•  ^XJ\  türk.  fyndiq-dialektbch  fende^;  n*ch  Nöldeke  ist  dieses  Wort  ursprüng- 

lieh  griechisch:  mviixo*.  i»jjuLJ\  Balut  türk.  Ibn  Hauq.  p.  Y  l  \  (Parallelstelle  bei 

Istaxri.  Abülfida,  Geogr.  p.  t  •  f.) 

•  Ibn  Hauqal  p.  TIN. 

7  Ebenda  p.  Vit;  vgl.  Marquart,  Eränsabr  S.  116  ff. 

•  Ebenda  p  .X  1 1;  vgl.  Iata^n  p.  \  A  V. 

•  Qaxwini,  Koamogr.  B.  II,  p.  TIA. 
»•  Ebenda  Ibn  Hanqal. 

"  Ebenda  p.  Y  tff. 

»»  Vgl.  Mar  quart,  Eraniahr  S.  115  ff. 

»  Vgl.  ZAP.  II,  1,  S.  56. 


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118       Thopdbchjan:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aiotl. 


Byzantiner  haben  die  Ohnmacht  der  'Umajjaden  und  die  inneren  Wirren 
des  arabischen  Reiches  ausgenutzt  und  die  mohammedanischen  Bewohner 
von  Theodosiopolis  teils  vertrieben,  teils  gefangen  genommen  und  die  Stadt 
zerstört.  Im  Jahre  139  H.  =  756  brachte  al-Mansur  die  ausgewiesenen 
Araber  wieder  in  die  Stadt  zurück  und  gab  ihr  eine  bestandige  Garnison. 
In  den  Tagen  Mutasims  (833 — 44)  plünderten  sie  die  Byzantiner  wiederum 
und  zerstörten  ihre  Mauer.  Der  Xalifä  ließ  diese  wichtige  Grenzfestung 
mit  dem  Aufwand  von  einer  halben  Million  Dirham  gänzlich  renovieren.' 
lbn  Hauqal  sagt  von  ihr,  daß  »Qällqalä  inmitten  des  römischen  Landes 
eine  mächtige  Grenzfestung  für  das  Volk  von  Adarbajgän,  Gabäl,  Räj 
und  ihre  Helfer  war-.3  Diese  Garnison  bezog  ihren  Proviant  aus  Armenien.« 
Alle  diese  vier  Städte  gehörten  keinem  Stamm ,  sie  wurden  durch  Amire  oder 
Amile  regiert,  die  entweder  vom  Xalifä  direkt  oder  von  Wälis  von  Ar- 
menien bezeichnet  wurden  und  unter  dem  Oberbefehl  der  letzteren  standen. 

5.  Arzancne.  Außer  in  diesen  größten  Städten  hatten  verschiedene 
mohammedanische  Stämme  sich  in  manchen  Gegenden  des  Landes  nieder- 
gelassen ,  herrschten  ebenso  unabhängig  wie  die  armenischen  Förstenfamilien 
in  den  von  ihnen  okkupierten  Gauen ,  und  ebenso  wie  diese  strebten  sie  da- 
nach ihre  Besitztümer  auszudehnen.  So  herrschte  der  oben  erwähnte  Musä 
ben  ZurärÄ  =  Moose  Sohn  des  Zorahä  Ober  »Arzan  und  den  unteren  Teil  von 
Arzanene  {  -  AljniR  =  Af^mtw  =  ^y\\  =  jjjl)  bis  zu  den  Grenzen  von 

*    Taron-.*    Ihm  gehörte  auch  die  Stadt  BaleS     ^jSC  =  Bitlis.»    Er  hatte 

die  Schwester  Bagarats  zur  Frau  genommen,  und  auf  Grund  dieser  Verwandt- 
schaft machte  er  eben  solche  Ansprüche  auf  die  Besitztümer  des  armenischen 
Iäxanats  wie  Sewaday  in  Do  win  und  ArSarownik.  Später  lebten  er  und  seine 
Nachfolger  besonders  mit  den  Arcrowniern  in  Freundschaft.  Musä  stand 
nach  der  Ermordung  Jusufs  mit  ASot  an  der  Spitze  der  Aufständischen. 
Auch  spater,  nach  der  Rückkehr  Asots,  des  Fürsten  von  Vaspowrakan, 
schickte  der  Beherrscher  von  Arzan  Hilfstruppen  zu  ASot,  um  den  Gowrgen 
zu  besiegen.8 

6.  Sajbäniden.  Nach  lbn  Xalliqän  hieß  der  Urvater  dieses  Stammes 
Bakr  ben  Wajl.'    Dieser  war  ein  Nachkomme  des  Xkk  ben  Adnän.8  Der 


>  Balad.  p.  >•»•*.  AbülfidA,  Tabari  usw. 

a  lbn  Hauq.  p.  Y  \  Nach  Qazwini  II.  p.  f  V  •  hatten  die  Christen  hier  eine 
Menge  heilige  Bücher  und  Kreuze.  In  seiner  leidenschaftlichen  Neigung,  Wunderdinge 
zu  erzählen,  berichtet  Qazwini  wetter,  daß  die  Christen  hier  eine  Kirche  hatten, 
deren  Boden  gegen  die  Bisse  der  giftigen  Tiere  Heilkraft  übe.  (Vgl.  über  das 
heiße  Wasser  der  Quelle  Jasi  (iaman  Qazw.  Kosm.  II,  p.  YTY.) 

>  Vgl.  Lew.  c  29,  S.  130.   v.  Kretner,  Kulturgeach.  Streifzüge  S.  19. 
«  tovma  II,  5,  108,  Tab.  HI,  3,  p.  \  t  •  \  usw. 

5  Balad.  p.  Y  >  \  ;  Tovma  II,  6,  p.  110 ff. 

•  tovma  HI,  17,  213,  vgl.  auch  c.  15,  S.  108  und  über  Mowse  oben  die  In- 
vasion Abü  Sa*  ids  und  Ruläs. 

7  lbn  Xall.,  Biogr.  Diet.  I,  85. 
»  Wüstenfeld,  Tabellen.  B.  I. 


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Thopdschian:  Die  inneren  Zustande  von  Armenien  unter  Asot  I.  119 

erste  Sajbänide,  welcher  Wali  von  Armenien  wurde,  heißt  Jazid  hen  Mazjad 
ai-Sajbäni.1  Er  wurde  von  Obajd  Allah  ben  al-Mahdi,  dem  Wali  von 
Armenien,  Georgien,  Albanien  und  Atropatene,  nach  Armenien  geschickt' 
und  blieb  hier,  wie  es  scheint,  bis  zum  Jahre  172  =  788;  nachher  wurde 
er  von  Harun  ar-Rasid  zurückgerufen  und  nach  einigen  Jahren  wiederum 
zum  Wali  von  Armenien  und  Atropatene  ernannt.*  Er  soll  in  Banja'a  be- 
graben worden  sein.4  Sein  Sohn  Xalid  ben  Jazid  unterdrückte  einen  gefahr- 
lichen Aufstand,  starb  ebenfalls  in  Armenien  und  wurde  ums  Jahr  230  —  844 
in  Dajbil  =  Dabil  =  Dowin  begraben. 

Im  IX.  Jahrhundert  haben  die  Sajbaniden  in  Armenien  eine  sehr  große 
Rolle  gespielt.  Von  'Isa  ben  as-Saj%  as-Sajbäni,  welcher  im  Jahre  252 
=  866  zum  Wali  von  Ramla  ernannt  war*,  wurde  schon  oben  gesprochen. 
Im  Jahre  256  H.  kämpfte  er  gegen  Amag'ur  in  Damaskus.  Er  nahm  diese 
Stadt  und  eignete  sich  die  Steuern  von  Syrien  und  sogar  die  von  Ägypten 
gesandten  Summen  an.a  Am  Ende  desselben  Jahres  bekam  er  die  Statthalter- 
schalt von  Armenien.  Seine  erste  Tat  in  Armenien  war,  mit  15000  Reitern 
den  von  Asot  Arcrowni  bedrängten  Owdnaniks  Oimaniden  zu  Hilfe  zu 
eilen.7  Daß  er  mit  Asot  schließlich  Frieden  schloß,  wurde  schon  oben  erwähnt. 
Er  nahm  Bürgschaften  von  Arcrowniern  und  das  feste  Versprechen ,  daß  sie 
die  königliche  Steuer  punktlich  bezahlen  würden,  und  zog  von  Vaspowrakan 
nach  Partaw  *,  wo  er  einen  seiner  treuen  Beamten  Jamanik  =  ^ Jum/uib/i^ 
=  Jamanide?  zum  Bürgermeister  ernannte.  Dieser  aber  empörte  sich  mit 
den  Altesten  der  Stadt  gegen  ihn,  und  'Isa  kämpfte  ein  ganzes  Jahr  lang 
erfolglos  mit  ihm ,  obgleich  er  auch  von  allen  armenischen  Satrapen  unter- 
stützt wurde.9  Das  geschah  wohl  nach  dem  Tode  des  Katholikos  Zakaria, 
d.  h.  im  Jahre  875/76.  Jedenfalls  war  *Isa  im  Jahre  266  =  879  in  Ämid, 
wo  er  mit  dem  Sohn  des  oben  erwähnten  Müsä  ben  Zurärä,  Abü'I-Magrä 
ben  Müsä  ben  Zurarä  aus  Arzan,  sich  gegen  seinen  starken  und  berühmten 
Nachbar  Kundag'iq  wandte.  Im  folgenden  Jahre  kam  es  zum  Kampfe. 
Er  hatte  sich  mit  Ishäq  ben  Ajjüb  und  Abü'l  Magra  und  Hamdän  as -Sari 
verbunden.    Ibn  Kund&g'  besiegte  sie  aber  und  verfolgte  sie  bis  Nisibis 


1  Vgl.  fcewond  c.  41,  S.  166,  Balad.  p.  Y  \  • . 

•  Ib.  Über  die  von  Jazid  und  seinen  Söhnen  geprägten  Dirhama  s.  unten  im 
Münzwesen. 

•  Ibn  Xaüiqan,  Biogr.  Dictionary  de  Slane,  vol.  IV,  p.  218. 
4  Ebenda  p.  229. 

»  Tab.  III,  3,  p.  \  "\A  •,  AbülfidA  II,  214. 

•  Tab.  III,  3,  p.  \  A  t  •  (vgl.  ZDMG.  40,  604  Anm.  6). 

7  tovma  III,  18,  S.  214  ff.  Das  Datum  dieser  Invasion  steht  nicht  fest,  aber 
es  muß  nach  870  gewesen  »ein ,  weil  in  diesem  Jahre  'Isa  Wali  von  Armenien  wurde, 
und  muß  vor  dem  Jahre  874  (Mai  27),  in  welchem  Aiot  starb,  stattgefunden  haben. 
Weil  unmittelbar  nach  der  Invasion  'faaa  bei  tovma  die  Angabe  vom  Tode  Aiot« 
folgt  (vgl.  S.  216),  so  ist  diese  Expedition  Sajjp  wahi^einlich  ins  Jahr  873 
ru  aetzen. 

•  tovma  III,  18,  215. 

•  Ebenda  c.  19,  S.  218. 


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und  Amid.1  Im  Jahre  266  war  'Isa  ben  as-Saj%  vom  Walijat  von  Armenien 
abgesetzt  worden-  Der  Xalifä  ernannte  an  seiner  Stelle  den  Kundag'iq 
zum  Wali  von  Mnsul,  DijarRabfa  und  Armenien»  und  verlieh  ihm  -Gewaod 
und  Fahnen-  (»l^j  ^U-).    Nach  fovma  hat  dieser  Sajbanide  nach  dem 

Tode  Da  wits,  des  Fürsten  von  Taron,  dessen  Land  erobert  und  durch 
seine  Unterbeamten  regiert.'  'Isa  hatte  seine  Residenz  in  Ämid,  im  heuigen 
Dijarbekr.  Dieser  Name  bezeichnete  damals  den  ganzen  Distrikt.  Um  von 
hier  aus  Taron  zu  erobern,  mußte  er  wohl  erst  Copk-mec  =  Sophatene 
und  nachher  den  westlichen  Teil  von  Arzanene,  d.  h.  das  südlich  wn 
Aracani  Arsanias  =  östlichem  Euphrat  liegende  Gebiet  bis  Amid,  unter- 
worfen haben.  Also  war  er  der  westliche  Nachbar  der  Baoi  Zurärä ,  fir 
die  Armenier  war  auch  Armenia  IV  —  Sophene  längst  verloren  gegangen. 

7.  Kajsik.  Über  die  Entstehung  der  Kajsiks  haben  wir  keine  sicherei. 
Angaben.  Wie  die  Owtmaniks  so  scheinen  auch  sie  erst  am  Ende  des 
VIII.  Jahrhunderts  nach  Armenien  gekommen  zu  sein.*  Sie  gehören  wohl  zu 
den  Nachkommen  von  Qajs,  Sohn  Mudars,  Sohn  Ma'adds,  Sohn  'Ad  nans. 4 
Die  Jamaniden  und  Qajsiden ,  die  beiden  großen  feindlichen  Stamme,  hatten 
schon  unter 'Umar  in  Syrien  und  in  'Iraq  ihre  Niederlassungen  und  erhielten 
für  ihren  Kriegsdienst  vom  XalifS  2000—3000  Denare  jahrliches  Gehalt  für 
die  Person.*  In  den  Reihen  der  ersten  Walis  von  Armenien  wird  ein 
Qajside  al-As'at  ben  Qajs  erwähnt,  den  schon  'Ulmän  nach  Armenien  ge- 
schickt haben  soll.7  Auch  in  den  Tagen  Mu'tasims  wurde  AH  ben  al-Husajn 
ben  Saba  al-Qajsi  Wali  von  Armenien.9  Diese  Kolonie  der  Qajsiden,  von  der 

»  Tab.  111,4,  p.  N*lAT, 
"  Tab.  111,4,  p.  \«.tt. 

»  tovma  111,20,  221.  Weil  er  im  Jahre  879  80  mit  Kundag'iq  kämpfte 
und  im  Jahre  269  =  882  starb  (Tab.  III,  4 ,  p.  Y  •  i  A,  Abul  Mah.  II,  47),  so  hat  er 
wahrscheinlich  diese  Eroberung  im  Jahre  881  gemacht.  Von  den  Sajbäniden  wird 
noch  später  gesprochen. 

*  Vgl.  tovma  III,  18,214. 

•  Wüstenfeld,  Genealog.  Tabellen.  Göttingen  1852.  Bis  jetzt  hat  die  Endung 
-ik  sehr  verwirrend  gewirkt  und  wie  B rosset  so  auch  andere  gelehrte  Armenisten 
zu  ganz  verkehrten  Ansichten  gebracht.  Diese  gewöhnliche  Diminutivendung  des  Ar- 
menischen gebraucht  Tovma  wohl  vor  allen  anderen  armenischen  Historikern  als 

Ausdruck  der  Stammesangehörigkeit.  So  heißt  bei  ihm  1.  =  l|uij«^»y,  2.  ^v*- 

=  (I^i/IÄ^  =  Owfmanik,  3.  jU  =  (JiuJiA^  =  Jamanik.    (tovma  Hl,  28, 

245-47.  IV, 2  ,  276  =  ^,«/«^.  .  111,13,197;  18,214/15.  IV,  3,  280.  111,19. 

218/19.  20,  222/23.  Daß  tovma  unter  Owtman  =         =  (|«^</iA  versteht,  s.  II, 

4,  101.)    Er  hat  diese  Wort«  wahrscheinlich  nach  der  Analogie  —  WfTtb 

=  Arabik  =  Betwin  gebildet,  welches  Wort  noch  bei  alteren  Historikern  vorkommt. 

349.   Mawardi;  Ober  ihren  ersten  Kampf  a. 

z.  B.  Abü'lfida  I ,  S.  404. 

7  Baläd.  I,  p.  Y  •      JJbn  Faqih,  p.  TM. 

8  Ja'qübi,  p.  •  A  •,  ums  Jahr  222  =  837. 


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Tbopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  I. 


121 


wir  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  IX.  Jahrhunderts  etwas  hören ,  hat  den 
alten  Gau  Apahownift  -  -  Abaene  =  <j*xj3*\i  —  *\nayjavvr\  mit  der  Hau]>tstadt 

Manazkert  =  j j^J^*  oder  j j>- Melazgerd  besessen.  Daß  die  Qajsiden 
wie  die  anderen  nmhammedanischen  Kolonien  mit  der  Herrschaft  Asots  1. 
unzufrieden  waren  und  am  liebsten  alle  armenischen  Fürsten  vernichtet 
hätten ,  um  das  Land  in  ihren  Besitz  zu  bringen ,  sieht  man  am  besten  daraus, 
daß.  als  auf  Bitten  des  armenischen  Fürsten  Ahmad(()  ben  Half,  von  dem 
spater  die  Rede  sein  wird,  von  Xalifft  zum  Aufseher  ernannt,  nach  Armenien 
kommt,  sich  Aplbaf  Kajsik  der  Tyrann  (aiöimcnn  —  v^J^L»)  von  Apahownik 

und  Jamanik  aus  Partaw  mit  ihm  verbinden,  um  Asot  I.  und  die  übrigen 
armenischen  Isxans  zu  beseitigen.1  Natürlich  strebten  die  Armenier  ihrerseits 
danach,  alle  arabischen  Kolonien  zu  vernichten,  weil  sie  doch  überall  die 
besten  Stützpunkte  der  fremden  Macht  darstellten  und  besonders  für  Asot 
die  einheitliche  Verwaltung  des  Landes  unmöglich  machten.  Die  Aufgabe 
Asots  und  seiner  Nachfolger  war  also,  entweder  die  Kolonien  vollständig 
zu  unterwerfen  oder  sie  zu  vernichten.  So  sehen  wir  schon  Asot  im  Kampfe 
mit  Kajsik.  -Asot,  Fürst  der  Fürsten,  hatte  die  Stadt  Manazkert  in  Apa- 
hownik, welche  im  Besitz  von  Aplbaf  war,  belagert,-  sagt  Tovma,  -und 
beinahe  war  er  daran,  sie  zu  erobern«,  als  er  von  der  Gefangennahme  Gowrgens 
benachrichtigt  wurde.  Um  seinen  Schwiegersohn  zu  retten,  gab  er  die  Be- 
lagerung  auf.1  Nach  allen  diesen  Angaben  des  zeitgenossischen  Tovma 
und  in  Hinblick  auf  die  feindseligen  Beziehungen  zwischen  den  ßagratowniern 
(besonders  Asot  I.  =  Atwtioc)  und  den  Qajsiden  (besonders  Aplbar  ==■  Ä-tX- 
xaar)  scheint  mir  höchst  unwahrscheinlich,  daß  Atoticc  I.  dem  Herrn  von 
MmT^ottigT  =  Manazkert  noch  die  Städte  XAi«r  =  J»}1>-  —  Xla(,  *A^«< 

-=  ^j^asj-j!  =  Arsissa  und  UmqhqI  —        j  —  Berkri   -      Bargirkale  dem 

Aplbaf  zur  Verfügung  stellen  konnte.*  Hierdurch  würde  er  auch  seine 
Besitztümer  von  denjenigen  der  Bagratownier  von  Taron  völlig  abgeschnitten 
haben.  Schließlich  waren  die  Stadt  Berkri,  die  Festung  Ainiwk  und  die 
Umgegend  noch  im  Besitze  der  'Utmaniden.  Dem  Aplbaf  folgte  sein  Sohn 
*A/ßf>.%n»*iV  und  diesem  sein  Sohn  'Xircrtßetrd.* 

»  tovma  III,  19,  219,  (a.  unten). 

9  Ebenda  S.  224 ,  wohl  ums  Jahr  884/85.  Konst.  Porphyrog.  meint  sicher  diesen 
Aplbaf  Tovmas  44,  p.  192  De  Adm.  Imp.;  er  schreibt  aber  seinen  Namen  AmXxapr 
oder  'AwXßäpr. 

•  Vgl.  oben  De  Adm.  Imp.  c.  44 ,  p.  192. 

4  Ebenda  möchte  Brosset  sowohl  die  oben  erwähnten  Sewada  und  Sahap 
=  Jahap  wie  auch  die  Qajsiden  usw.  aus  einer  türkischen  Familie  entstammen 
lassen,  die  aas  Men*  gekommen  sein  soll.  Seine  Hauptquelle  Vardan  ist  aber 
chronologisch  und  inhaltlich  so  unzuverlässig,  daß  man  sich  nicht  auf  ihn  berufen 
darf.  Bullet,  de  I'Acad.  de  St.  Petersbourg  VI ,  p.  70  sqq.  Konst.  Porphyrog.  ist  nicht 
in  jeder  Hinsicht  gut  informiert,  er  verwechselt  z.  B.  den  oben  erwähnten  Abü  Said 
=  'Kmvma  mit  dem  späteren  Abü  Säg  oder  richtiger  Muhammad  ben  Abi  as  -  Säg 
und  glaubt,  daß  der  erstere  die  armenischen  Fürsten  gefangen  genommen  habe.  De 
Adm.  Imp.  c.  44,  p.  191;  gerade  so  wie  Orbelean  27,  103. 


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]  22        Thopdscriak  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  anter  Asot  I. 


8.  Owfmanik  =  'Ulmaniden.  Die  'Ulmaniden  gehören  zu  dem 
ismaelitischen  Stamm  'Uimans  und  sind  aus  der  Ahnenreihe  al  -  Jas  —  Mudar 
—  Nizar  —  Ma'add  —  Ädnan  die  Nachkommen  dieses  letzteren.1  Wie  oben 
erwähnt,  sind  sie  nach  tovma  ums  Jahr  783  nach  Armenien  gekommen 
und  haben  das  alte  Gebiet  des  Gaues  Arberani  besetzt.  Das  fallt  also  un- 
mittelbar nach  dem  großen  Aufstand  der  Armenier,  der  von  Mowsel  Ma- 

raikonean  —  J-Jli geleitet  und  unter  Mansür  von  Amir  ben  Ismail  unter- 
drückt wurde",  wohl  unter  dem  Walijat  'Ulmän  ben  'Umarä  ben  Xurajm, 
welcher  dem  Qahatbä  (Hasan  ben  Qahathä  at -Tai,  nicht  Kahatray,  wie  fcewond 
hat  c.  33,  S.  136)  gefolgt  war.  Als  Bovtel  von  Bula  gegen  Gowrgen  Arc- 
rowui  geschickt  wurde ,  vereinigte  er  sich  «mit  den  Bürgern  von  Berkri, 
die  Owtmanik  genannt  werden«. a  Asot  Arcrowni  kämpfte  gegen  die 
«Küstenbewohner,  die  Owtuiatik  heißen  und  die  sich  in  der  unnahbaren 
Festung  Amiwk  verschanzt  hatten«.4  'Ulmaniden  hatten  den  Rstom  Varaz- 
nowni  getötet.  Als  es  schließlich  zwischen  den  'Utinäniden  und  Asot  Arc- 
rowni zum  Kampfe  kam,  eilte  isa  -auf  Ersuchen  des  Herrn  von  Manawa- 
zean'  und  der  'Ulmaniden  herbei«8  (im  Texte  nLp-Jmbuijfh).  Die  'Ulmaniden 
waren  nach  Süden  vorgedrungen,  hatten  das  Gebirge  Varag  besetzt  und 
dort  Festungen  gebaut,  sogar  die  Mönche  vonSowrb  Xa£  mußten  ihnen  Steuern 
zahlen,  bis  Asot  sie  befreite.  Nach  allen  diesen  Angaben  der  Zeitgenossen 
und  Augenzeugen  tovmas  darf  man  nicht  die  Qajsiden  mit  den  'Ulmaniden 
für  identisch  halten.  Natürlich  vereinigten  sich  alle  diese  Mohammedaner, 
als  es  sich  um  die  Vertilgung  der  armenischen  Fürsten  handelte7;  ob  sie 
Araber  oder  Perser  waren,  kam  dabei  nicht  in  Betracht.  Außer  diesen 
großstädtischen  Kolonien  und  Stämmen  werden  noch  folgende  mohammeda- 
nische Kolonien  erwähnt. 

9.  Ahmaf(d),  Sohn  Halts,  den  die  Armenier  sich  vom  Xah'fä  zum 
Ostikan  erbaten,  besaß  das  Hafenstädtchen  Dato  wan.  *  Die  Perser  herrschten 
nach  Konstantin  Porphyrogennetos  •  in  den  Städten  und  Gauen  10.  Xo>j«t 
=  Xlat,  11.  Af»?  =  Arces,  12.  Ti&  ^  Dowin  =  Dabil,  13.  X*>  =  Her, 
14.  Zttlavuw  =  Salmast,  15.  X«?*«      HarR,  16.  Ke^.10 


»  Vgl.  Wüstenfeld,  Tabellen  1,1. 
»  Lew.  c.  34.    Balad.  p.  Y  \  ♦ . 

8  tovma  III,  13,  197. 

•  Kbciida  S.  214,  c.  18. 

5  Die  im  Texte  stehenden  Wörter  ^^tuhiu^uiL&tub  und  | ] ' t"V/ uujoLh utli 

haben  keinen  Sinn.  Diese  alte  fürstliche  Familie  wohnte  im  Norden  von  Vansee  im 
Gau  Hark  (vgl.  M.  Xor.  I,  12,  26);  diese«  Gebiet  gehörte  auch  den  Mohammedanern, 
wie  wir  unten  sehen  werden. 

•  tovma,  ebenda  S.  215. 
'  Ebenda  c.  19,  S.  218  f. 

•  Ebenda. 

9  De  Adm.  Imper.  43,  p.  191  xtX. 

10  De  Adm.  Imper.  c.  44,  p.  194  xtX.  Ea  bleibt  dahingestellt,  soweit  es  oben 
nicht  besprochen  ist,  ob  diese  Kolonisten  wirkliche  Perser  oder  aas  AdarbajgAn 


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Tbopdschiah:  Di«  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aiot  I. 


123 


10.  Ebenso  war  die  Stadt  Naxijewan  =  Nasawä  =  Naxuana  schon 
längst  den  Mohammedanern  verloren  gegangen.  Unter  Asot  I.  spielte  der 
Amir  von  Naxijewan ,  Abraham,  eine  gewisse  Rolle.  Er  besiegte  diejenigen 
Arcrownier,  die  Cowas  und  Tornawan  geplündert  hatten,  und  wurde  während 
dieses  Kriegszuges  von  den  Einwohnern  von  Berkri,  also  von  'Utmäniden, 
unterstutzt.1  Als  Bula  nach  Samarra  zurückkehrte,  setzte  er  diesen  Abraham 
=  Abrahim  zum  Chiliarchen  und  Aufseher  von  Armenien  ein.*  Außer  diesen 
Städten  waren  Bajlaqän,  Müqän,  Marand  und  ihre  ganze  Umgegend  von 
den  Arabern  oder  Persern  bewohnt.  Viele  andere  in  Armenien  seihst  liegende 
Städte  hatten  mohammedanische  und  christliche  Bewohner,  wie  z.  B.  Ar- 
zangin.3 

C.  Die  Wälis  von  Armenien  und  Asot  I. 

Sowohl  unter  den  Umajjaden  wie  auch  unter  den  'Abbasiden  hat  die 
Provinz  Arminijä  zuweilen  eigene  Wälis  gehabt,  zuweilen  aber  ist  es  mit 
Mesopotamien  oder  Atropatene  oder  mit  beiden  zusammen  einem  Wäli  an- 
vertraut worden.  Mit  der  eigentlichen  Verwaltung  des  Landes  haben  diese 
Wälis  sich  nicht  abgegeben,  weil  jeder  Isxan  sein  Gebiet  selbst  verwaltet 
hat.  Sie  haben  aber  dafür  gesorgt,  daß  die  Steuer  pünktlich  bezahlt  wird. 
Die  Wälis  sind  in  erster  Reihe  Behüter  und  Beschützer  des  Landes.  Ihre 
Aufgabe  ist  gewesen,  die  inneren  Aufstände  zu  unterdrücken  und  die 
äußersten  Grenzen  des  Reiches  gegen  die  Einfälle  der  Nachbarvolker  zu 
schützen.  Sie  sind  öfters  selber  offensiv  vorgegangen,  sei  es,  um  sich  an 
den  Reichtümern  der  Nachbarvolker  zu  bereichern  und  sie  zu  bestrafen,  sei  es. 
um  neue  Eroberungen  zu  machen.  Auf  allen  ihren  Kriegszügen  im  In-  und 
Auslande  haben  sie  die  Hilfe  der  armenischen  Truppen  öfters  in  Anspruch 
genommen.  In  der  Zeit  Asots  werden  folgende  Gouverneure  von  Armenien 
erwähnt. 

1.  Bula  ließ  im  Jahre  853  bei  seiner  Rückkehr  den  Amir  von  Naxi- 
jewan Abrahim  oder  Abraham  als  »Chiliarch  von  Armenien  und  Auf- 
seher der  königlichen  Steuern«  im  Lande  zurück.4  Wie  lange  dieser  im 
Amte  blieb,  wissen  wir  nicht  genau. 

2.  Uns  ist  nur  bekannt,  daß  Musta'in  im  Jahre  248  im  Monat  Ra- 
madan =  862  Oktober  bis  November  den  Ali  ben  Jahjä  al  -  Armani  zum 
Wäli  von  Armenien  ernannte.5    'Ali  blieb  in  diesem  Amte  ein  Jahr;  im 


and  sonstigen  Proviuzen  des  Reiches  zugewanderte  Araber  waren.  Wahrscheinlich 
wohnten  Perser  und  Araber  zusammen  und  bildeten  das  mohammedanische  Element 
dem  christlichen  gegenüber. 

1  tovma  III,  13,  195. 

»  Ebenda  11,  191,  vgl.  196. 

»  Qaiwüri,  Kosmogr.  II,  TT \  . 

*  tovma  III,  11,  191. 

•  Tab.  III,  3,  >  •  •  A  ,  JAt  VII,  t  >  ,  St.  Asolik.  II,  2,  HO.  Oben  wurde 
schon  bemerkt,  daß  die  Ernennung  ASots  zum  Fürsten  der  Fürsten  mit  dem  Walijat 
'Alis  nicht  zusammenfällt,  sondern  diesem  ein  Jahr  vorangegangen  sein  muß.  Ent- 


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124        Thopdscbian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aiot  I. 


Jahre  863  wurde  er  in  einem  Scharmützel  von  den  Byzantinern  getötet1 
Sieben  Jahre  lang  huren  wir  wiederum  nichts  von  einem  Wali. 

3.  Erst  im  Jahre  256  =  870  wird  vom  Xalifä  Mutamid  'ala-Allahi 
isa  ben  as-Sajxas-Sajbani  zum  Wali  von  Armenien  ernannt.*  Von  seinen 
Taten  wurde  oben  berichtet  (s.  Sajbaniden).  Als  er  zweimal  gegen  den 
von  ihm  selbst  eingesetzten  rebellischen  Amir  von  Partaw  Jamanik  =  Jama- 
niden  zu  Felde  zog  und  schließlich  erfolglos  nach  Amid  zurückkehrte,  verlor 
er  seine  Autorität  in  Armenien  wohl  schon  vor  dem  Jahre  879. 

4.  Inwieweit  die  armenischen  Isxans  sich  vom  Hofe  des  Xalifä  Mu- 
tamid unabhängig  fühlten  und  waren,  sieht  man  daraus,  daß  der  oben  er- 
wähnte Jaiuanide,  der  Amir  von  Partaw,  schriftlich  die  armenischen  Fürsten 
bat,  ihn  zum  Inspektor  von  Armenten  zu  erwählen,  was  die  armenischen 
Fürsten  nicht  beachteten,  weil  er  sie  vernichten  wollte  und  da  er  auch 
ein  Rebell  war.  Dagegen  baten  sie  einstimmig  den  Xalifä,  ihnen  Ahmat, 
den  Sohn  Halts,  als  Aufseher  =  verakacow  zu  geben.  Mutamid  leistete 
ihrer  Bitte  Folge,  und  als  Ahmat  nach  Datowan  kam,  gingen  ihm  die 
armenischen  Ifcxans  und  die  arabischen  Amire  entgegen.  In  den  Reihen 
dieser  Fürsten  erwähnt  Tovma  namentlich  die  Arcrownier  Derenik*,  Gagik 
und  zwei  Grigors,  den  Fürsten  von  Taron  A§ot  xoK£OjrrtAarr<.\  »den  Fürsten 
von  Armenien«,  MowSel,  den  Fürsten  von  Mokk,  ftapowh,  den  Bruder  des 
Fürsten  der  Fürsten  und  von  den  Mohammedanern,  Aplbar  Kajsik  und  an- 
dere, die  nicht  genannt  werden.  Alle  diese  Landesherren  kamen  ihm  mit 
Truppen  und  Geschenken  entgegen  und  wollten  ihn  nach  Dow  in  be- 
gleiten, wo  er  seinen  Wohnsitz  aufschlagen  sollte.  Alimad(()  und  Aplbar 
schmiedeten  schon  unterwegs  den  Vernichtungsplan  der  armenischen  Fürsten, 
und  in  diesem  Sinne  schrieben  sie  an  Jamanik  in  Partaw.  Der  von  Torrn* 
angegebene  Teil  des  Briefes  lautet:  »Wenn  ich  (Ahmat,  Sohn  Halts)  in 
Do  win  einziehe  und  mir  die  königlichen  Steuern  aneigne,  mache  ich  die 
armenischen  Fürsten  vertrauensselig,  damit  sie  zu  mir  kommen.  Du  sammle 
Truppen,  tun  angeblich  gegen  mich  zu  kämpfen,  und  ich  werde  mit  Dir 
vereinigt  Hand  an  diese  legen  und  sie  ausrotten«.4  Asot  Bagratowni ,  Fürst 
der  Fürsten  aber  ließ  alle  Wege  und  Pässe  bewachen ,  um  hinter  die  heim- 
lichen Pläne  des  neuen  Aufsehers  zu  kommen.  Er  wurde  inzwischen  vom 
Komplott  der  Mohammedaner  benachrichtigt.  Man  teilte  ihm  sogar  mit, 
wieviel  Boten  und  mit  welcher  Art  Pferden  beritten  einen  in  einer  Melone 


weder  ist  'Ali  im  Jahre  861  auf  Befehl  Mutawakkils  von  Syrien  aus  nach  Armenien 
gekommen,  um  Asot  zum  Fürsten  der  Fürsten  zu  proklamieren,  oder  er  ist  von 
Mutawakkil  als  ein  solcher  anerkannt  worden ;  aber  die  nötigen  Kleider  und  Geschenke 
hat  er  im  .lahrc  862  im  Winter  oder  863  im  Frühling  unter  Musta'in  bekommen, 
weil  Ja'qübi  das  Walijat  von  'Ali  ben  Jahja  ins  Jahr  249  setzt  (p.  "V  ♦  t  hist.). 

1  Tab.  \  •  •  *l ,  Ja'qübi  ob.  JA.  ob. 

a  Ja'qübi  p.1T\,  Tab.  N  A  i  •,  JA.  VII,  A  •. 

*  Ps.  Tovma  schreibt  diesen  Namen  »Deranik«  und  glaubt,  daß  es  nLfutnfri^ 
[n'luf  plruif^  fr  m/rumiti  =  .der  durch  Gelübde  von  Gott  Erbetene«  bedeutet  (IV,  3,280). 
«  tovma  III,  19,  219—18. 


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'   Thopdschun  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aiot  I.        1 25 

verborgenen  Brief  über  Apahownik  nach  Partaw  trügen,  und  seine  Leute 
ergriffen  diese,  nahmen  ihnen  den  Brief  ab  und  sperrten  sie  ein,  ohne 
irgendeinen  der  anderen  Fürsten  davon  in  Kenntnis  zu  setzen.1  Während- 
dessen intrigierten  die  ahnungslosen  Araber  und  Armenier  gegeneinander 
bei  denn  neuen  Chiliarchen  des  Landes.  Aus  diesem  Grunde  faßte  Derenik 
den  Aäot,  den  Fürsten  von  Taron,  und  ließ  seinen  Schwiegersohn  Daw  it 
vom  AhmaC  zum  Fürsten  von  Taron  ernennen ,  wie  es  oben  gesagt  wurde.' 
Wie  es  scheint,  errieten  auch  die  übrigen  armenischen  Fürsten ,  wie  z.  B. 
Mowsel  von  MokR  und  Grigor,  der  Sohn  Vasaks,  die  ihnen  drohende 
Gefahr  und  entfernten  sich  nacheinander  vom  Lager  des  Inspektors  von 
Armenien.  Trotz  alledem  kommt  Ahmat  mit  den  Truppen  der  Qajsiden 
nach  Dowin.  Hier  begrüßte  ihn  ASot,  der  Fürst  der  Fürsten,  und  brachte 
ihm  viele  Geschenke.  Als  er  aber  merkte,  daß  AhinaC  sein  Vorhaben 
nicht  aufgeben  wollte,  befahl  er  seinem  Bruder  Abas,  dein  Feldherrn  von 
Armenien,  eines  Morgens  das  Zelt  Ahinats  zu  umzingeln,  als  dieser  auf 
seinen  Morgengruß  wartete.  Hierauf  trat  Abas  zu  ihm  ein  und  zeigte  ihm 
den  Brief,  den  er  an  Jamanik  geschrieben  hatte.  Ahmat  war  höchst  über- 
rascht und  glaubte,  daß  man  ihn  toten  wollte.  Abas  aber  schickte  ihn 
unter  der  Bewachung  und  Aufsicht  &apowhs,  des  Sohnes  Asots,  dorthin, 
woher  er  gekommen  war,  d.  h.  nach  Syrien.  Ebenso  wurden  die  Qajsiden 
entwannet,  und  unter  Hinterlassung  ihrer  Habseligkeiten  kehrten  sie  nach 
Apahownik  zurück.' 

5.  Erst  hierauf  hat  Mu'tamid  Muhammad  ben  Ishäq  ben  Kundäg'(iq) 
zum  Wali  von  Armenien,  Mftsul  und  Dijär  rabi  a  ernannt.*  Die  armenischen 
Historiker  kennen  Ibn  Kundig'  nicht,  weil  dieser  in  Syrien  und  Mesopo- 
tamien in  die  Kämpfe  zwischen  den  Tülüniden  und  'Abbäsiden  so  verwickelt 
war  und  in  solchen  gespannten  Beziehungen  mit  seinen  konkurrierenden 
feindlichen  Nachbarn  stand,  von  denen  hier  nur  Muhammad  Ibn  Abi  as- 
Säg',  der  spätere  Wali  von  Adarbajgän,  erwähnt  sei,  daß  er  an  Ar- 
menien nicht  mehr  denken  konnte.  Sein  Walijat  hat  wohl  gar  nicht  lange 
gedauert,  weil  alle  armenischen  Historiker  einstimmig  bezeugen,  daß  bald 
darauf  der  Sajbänide  'isa(?)  die  königliche  Krone  dem  Asot  überbrachte. 
Wie  schon  erwähnt,  geht  dieser  Irrtum  auf  den  zeitgenossischen  Ka(ol. 
Yohannes  zurück,  der  den  Sohn  mit  dem  Vater  verwechselte.  Schon  im 
Jahre  272  =  885  wurde  Kundäg'  aus  Musul  vertrieben1,  und  wie  es  scheint, 
haben  in  dieser  Zeit  die  &ajbäniden  wiederum  das  Walijat  von  Armenien 
erhalten.  Auch  sonst  war  Ahmad  ben  'Isä  ben  as-Saj%  ein  Feind  des  Ibn 

1  Ebenda  S.  219. 

»  Ebenda  c.  20,  S.  219-221. 

»  tovma  III,  20,  222.  Dieses  Ereignis  fand  wahrscheinlich  im  Jahre  877/78 
statt,  d.  h.  nach  der  Rückkehr  'Uäa  nach  Änüd  und  vor  der  Ernennung  des  Ibn 
Kundig'  zum  Wali  von  Armenien. 

*  Im  Jahre  266  =  879  (ob.  Tab.  \  M  t)  nach  JA.  VII,  UT  blieb  das 
Walijat  von  Armenien  bin  zum  Jahre  269,  in  welchem  'lak  starb,  in  der  Haud 
dieses  Sajbaniden. 

•  Tabari  III,  4,  t  \  •  A. 


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1 26       Thopdschian  :  Die  inneren  Zustande  von  Armenien  unter  ASot  I. 

Kundag'fq1,  welcher  seinem  Vater  so  oft  schmerzliche  Niederlagen  bei- 
gebracht hatte.1  Im  Jahre  279  892  besetzte  er  die  Festung  Mardin,  die 
Muhammad  ben  Ishaq  ben  Kundäg  *  gehörte.  Man  ersieht  aus  dem  Obigen, 
daß  die  letzteren  Walis  nur  nominell  diesen  Titel  trugen,  wenn  sie  keine 
Vertreter  in  Armenien  in  Dowin  hatten,  was  wir  aus  den  uns  überlieferten 
Angaben  nicht  konstatieren  können.  Allerdings  ist  Ahmad  ben  'Isä  ben  Sajx 
a$-Sajbäni  niemals  Wali  von  Armenien  gewesen,  aber  er  hat  sich  im  Süden 
von  Armenien  durch  seine  Eroberungszüge  am  meisten  bemerkbar  gemacht 
Ebenso  sehen  wir,  daß  die  Wahl  dieser  Walis  von  dem  Willen  der  ar- 
menischen Fürsten,  besonders  von  Asot  I.  abhing,  welcher  auch  ohne  wei- 
teres einen  solchen  absetzen  konnte,  wenn  er  ihm  gefährlich  erschien. 
Diese  Walis  werden  meistens  »Aufseher»  oder  »Ohiliarch  der  Steuer»  ge- 
nannt und  sie  sind  Empfänger  der  Steuern  des  Landes. 


D.  Die  Verwaltung  einzelner  selbständiger  Landesteile. 

Als  Fürst  der  Fürsten  war  Asot  I.  unter  den  anderen  Beherrschern 
des  Landes  noch  primus  inter  pares  oder  wie  Tovma  ihn  nennt  'bwfrw^ 
ifut^iubuuibiu^b1,  als  König  wurde  er  ihr  Souverän.  Wenn  auch  seine  ganze 
innere  Politik  die  Vernichtung  der  arabischen  Kolonien  und  die  Ver- 
schmelzung der  armenischen  Großfürstentümer  durch  verwandtschaftliche 
und  politische  Bande  zum  Endziel  hatte  und  auf  die  Verschmälerung  der 
Rechte  der  Walis  von  Armenien  gerichtet  war,  bis  diese  schließlich  nur 
Schatten  ihrer  mächtigen  Vorgänger  wurden,  so  hat  er  in  die  inneren 
Landesangelegenheiten  dieser  nach  lbn  Wädib  al-I>bahäni  ungefähr  118' 
Isxans,  Ainire  usw.  nur  dann  eingegriffen,  wenn  diese  die  rückständige 
Steuer  nicht  bezahlen  wollten,  oder  die  nötigen  Hilfstruppen  ihm  nicht 
sandten,  oder  sonstwie  gemeingefährlich  wurden  und  seine  Hoheitsrechte 
nicht  anerkennen  wollten.  In  Friedenszeiten  dagegen  waren  alle  diese 
Machthaber  in  ihren  Besitztümern  völlig  unabhängig.  Sowohl  Asot  I.  wie 
auch  andere  Fürsten  verwalteten  ihre  Länder  in  erster  Linie  durch  ihre 
Angehörigen  oder  durch  die  ihnen  unterworfenen  Oberhäupter  anderer 
kleinerer  Satrapien  =  Naxararowtiwns.  Diese  waren  mit  militärischer,  poli- 
zeilicher und  richterlicher  Gewalt  versehen.  In  der  zweiten  Hälfte  des 
IX.  Jahrhunderts  erst  fangen  die  Großfürstentümer  an,  ein  Beamtentum 
wesentlich  nach  arabischem  Muster  zu  bilden.  Die  neu  eroberten  Länder, 
die  sie  ihrem  Besitz  einverleibten ,  teilten  sie  in  Distrikte  =  gawars  = 
oder  »Ui»  und  stellten  hier  als  Verwaltungsbeamte  die  fwt  tunui/fuys  — 


1  Ebenda  WtX. 

9  Ebenda  Y  \  X  t ,  von  diesem  Ahmad  wird  noch  später  die  Rede 

»  Ebenda  Y>YV,  Ix.  HI,  TTV  usw. 

*  III,  19,  218. 

*  Jaqüt,  Geogr.  Wörterb.  I,  p.  YYY. 


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Tbopdschiam:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Afiot  I.  127 

Gawarakals  =  sSj^*  =  Regierungspräsidenten  an.1  Fast  in  demselben 
Sinne  gebraucht  tovma  das  Wort  fnp&ui^ui^  =  Gorcakal  =  Geschäfts- 
träger =  J-lc.a    Leider  haben  wir  keine  sonstigen  Angaben  über  das  Ver- 

waltungs-  und  Rechtswesen  unter  Asot  1.  Die  arabischen  Städtekolonien 
liahen  ihre  Amire,  die  von  fovma  entweder  Amiray*  oder  Kalakapet  = 
Bürgermeister*  genannt  werden.  Diese  wurden  gewöhnlich  vom  Wäli  von 
Armenien  eingesetzt  und  hatten  aus  den  angesehenen  Bewohnern  der  Stadt 
eine  ratgebende  Versammlung  (Kollegium)»  zur  Seite.  Die  arabischen 
Stamme  oder  die  in  Armenien  wohnenden  mohammedanischen  Geschlechter 
hatten  ihren  Saj^,»  welcher,  wie  der  Isxan  der  Armenier,  das  Oberhaupt  des 
Stammes  war  und  sein  Gebiet  nach  seinem  Belieben  regierte ,  und  wie  seine 
christlichen  Nachbarn  durch  List,  Trug  und  Gewalt  seine  Länder  auszu- 
dehnen suchte.  Auch  bei  diesen  Stämmen  ging  die  Herrschaft  vom  Vater 
direkt  auf  den  ältesten  rechtlichen  Sohn  über,  welcher  mit  seinen  übrigen 
Brüdern  seine  Erbschaft  verwaltete  oder  zu  demselben  Zweck  'Amile  an- 
stellte.6 Alle  armenischen  Isxanats  hatten  ihre  Archive  =  ^ftt-utb  = 

die  bis  zur  Zeit  der  Araber  in  den  Hauptstädten  der  Steuerkreise  =  Pro- 
vinzen sich  befanden ,  später  aber  wahrscheinlich  nach  Dowin  verlegt  wurden. 
Hierüber  haben  wir  leider  keine  bestimmten  Angaben.7 

EL  Das  Münz-  und  Steuerwesen  in  Armenien  und  Asot  L 

Nach  Ka(ol.  Yohannes  wurde  schon  im  Jahre  861/62  dem  Asot  mit  dem 
Titel  -Fürst  der  Fürsten«  auch  die  Steuerverwaltung  des  Landes  anvertraut.8 
Es  scheint  auch  sehr  wahrscheinlich,  daß  Asot  dieses  Amt  «eines  Chiliarchen 
der  Steuer  von  Armenien«  bis  zum  Jahre  870,  d.  h.  bis  zur  Ernennung  'Isas 
zum  Wäli  von  Armenien  ausgeübt  hat.  Steuereinnahme  war  um  diese  Zeit 
fest  das  einzige  Hoheitsrecht  des  Xalifä.  Bevor  wir  zum  Steuerwesen 
selbst  übergehen,  ist  es  notwendig,  erst  einen  Blick  auf  die  in  Armenien 
gebräuchlichen  Münzen  zu  werfen. 

Es  ist  schwer,  genau  zu  bestimmen,  was  fur  Geld  die  Armenier  im 
Anfang  der  Araberherrschaft  in  Armenien  gebraucht  haben.9  So  viel  steht  aber 

»  Vgl.  z.  B.  fovma  III,  15  ,  209  ;  20,  225. 

*  Ebenda,  denselben  Sinn  hat  auch  das  Wort  q.np&tufytun ,  Tovma  III,  20, 
221,  ebenso  wie  mit  Gawarakal  das  Wort  f  uiupn-im^Ai»  =  Gawarapet  identisch  ist, 

Vgl.   forma    ob.  S.  228  tun  luu^lim  ifopiui^utL^u, 

*  Ebenda  III,  13,  195  usw.    Amiray  von  Naxijewan  Abraham. 

«  Ebenda  14  ,  203.  Bär  und  Zlri  von  Theodoaiopolis,  ftalakapet  von  Tiflis, 
Jamanik,  ftalaüapet  von  Partaw,  tovma  ebenda  19,  218. 

6  fovma  ebenda. 

6  Ebenda  20,  221. 

1  Vgl.  ZfAP.,  II,  1,  S.  53. 

•  K.  Yoh.  c.  1,  S.  173;  vgl.  tovma  III,  14,  206. 

•  Lew.  c.41,  p.  167;  c.  28,  p.  127 f. 


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1 28        TeopDscniAN :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aiot  I. 


durch  fcewond  fest,  daß  die  syrischen  Dirhams,  die  sogenannten  Zowzes  = 
qnL^  —  ]y0}1  um  diese  Zeit  und  noch  später  bis  zur  Zeit  Harun  ar-Rasfds 
in  Armenien  noch  im  Kurse  waren.8  Die  armenischen  Historiker  dieser 
Periode  bezeichnen  die  Geldstücke  mit  den  Worten  1.  ^hmiT=  Dram  und 
2.  tf.tu^lr^tub  =  Dahekan.  Von  diesen  Wortern  bedeutet  das  erstere  jetzt 
Geld  im  allgemeinen,  das  zweite  wird  im  Sinne  des  türkischen  Ghuruis 
gebraucht.  Bei  den  armenischen  Historikern  der  arabischen  Periode  be- 
zeichnete das  erste  Wort  Dram  —  Aqcf/jicc  =  Drachme  =  (pers.-arab.) 

Silbermünze,  dagegen  das  zweite  Dahekan  =  pers.  jfcis  =  hwaaiov  = 
jlij  =  Solidus  =  Dukatgoldmünze.  (Das  lateinische  Denarius  ist  etymo- 
logisch ahnlich  dem  persischen  dlo  =  j&J,  welches  Wort  10  eins  = 

10  Dirhams  bedeutet.)  Obgleich  die  Araber  schon  unter 'Umar  die  Dirham- 
prägung  von  den  Persern  entlehnten,  so  blieb  doch  dieselbe  bis  zur  Zeit 
'Abdu'l  Maliks  ben  Mr  wan  noch  sehr  primitiv.  Die  Münzstücke  waren 
äußerlich  grob  und  mit  unregelmäßigem  Rande.  Der  eigentliche  Begründer 
des  arabischen  Münzwesens  'Abdu'l  Malik  ließ  erst  im  Jahre  76  H.  schön  ge- 
formte Dinars  und  Dirhams  prägen.'  Unter  ihm  und  während  der  Herrschaft 
seiner  Nachfolger  wurden  in  verschiedenen  Provinzen  des  Araberreiches 
Münzen  geprägt.  Eine  von  den  ältesten  Münzen,  die  je  von  den  Arabern 
in  Armenien  geprägt  worden  sind,  befindet  sich  im  Asiatischen  Museum  der 
Kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Petersburg.    Dieser  Dirham 

trägt  auf  einer  Seite  die  Worte:       j\  o *&\  p-»*  —  »Im 

Namen  Gottes  ist  dieser  Dirham  in  Armenien  geprägt«.  Das  Britische  Mu- 
seum besitzt  einen  anderen  fast  ebenso  alten  Dirham  aus  dem  Jahre  101  H. 

Dieser  hat  Avers  O  <Ju*jl>,  Revers  =  In  Armenien,  Jahr  101.* 
Es  ist  leider  nicht  bestimmt,  ob  diese  Dirhams  in  Dabil,  in  Nasawä  oder 


1  Vgl.  z.  B.  The  Chronicle  of  Joshua  the  Stylite,  ed.  W.  Wright,  Cambridge 
1882,  p.  10,  14. 
3  Lew.  ob. 

3  Vgl.  Abü  Muhammad  al-Maqrizi.  Tratte  des  inonnaies  musulmanes,  traduit 
par  S.  de  Sacy,  p.  17;  s.  hier  den  Unterschied  z wischet)  inekkau.  und  syr.  Maß 
und  die  Schwere  der  Münzstücke.  Vgl.  Reiskes  Briefe  über  das  arabische  Münz- 
wesen 19,  57  f.  Das  Bild  dieser  Dirhams  s.  bei  A.  Müller,  Der  Islam  im  Morgen- 
und  Abendlande,  S.  396.  Vgl.  auch  Elmakin  bei  Reiske  ob.  S.  13  f.  Dieses  wichtig« 

Buch  al-Maqrizis  trägt  den  Titel  J yd\         j  * jiJl  * Jt£. 

4  Fraehn.  Bulletin  Scientifique  publ.  p.  l'Acad.  Imper.  des  Sciences  de  St-Peters- 
bourg,  t.  II,  p.  16.  J.  H.  Petermann,  De  ostikanis  arabicts.  Berolini,  p.  13.  Von  dieser 
letzteren  Arbeit  sagt  F.  Neve  mit  Recht:  »Je  n'y  ai  trouve  qu'une  seche  enumeration 
des  ostigans  arabes  d'Armenie  d'apres  lea  auteurs  armeniens  Tschamtschean  et 
Indschidschean.«    Journ.  Asiat.  1847,  p.  431  N. 

1  Catal.  of  Oriental  Coins  v.  I,  p.  8.  Natürlich  irrt  sich  Reiake,  wenn  er 
behauptet,  daß  -unter  der  Regierung  der  Omajjaden  nirgends  anders  als  in  al-'lräq 
arabische  Münzen  geprägt  worden  sind-  (vgl.  seine  Briefe  S.  100). 


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Thopdsciiian  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  I.        1 29 

in  Bard.a'a  geprägt  worden  sind.  Unter  den  Umajjaden  wurden  auch  die  so- 
genannten Xälidi  -  Dirhams  herrdmit,  die  nuf  Hefeid  Hisäm  den  'Abdu'l  Maliks 
von  Xalid  ben  Abdullah  al-Qasari  geschlagen  wurden.1  Bis  zur  Zeit  Mrwäns 
wurden  sie  in  Wäsit',  unter  der  kurzen  Regierung  dieses  letzten  Umajjaden 
in  Mesopotamien,  geprägt.*  Unter  der  Herrschaft  der  'Abbäsiden  wurde 
die  Schwere  der  Dirhams  bedeutend  vermindert.*  Unter  al-Mansur  wurden 
die  sogenannten  Hasimi  Dirhams  in  Umlauf  gesetzt.  Unter  seiner  Herr- 
schaft wurde  auch,  soweit  es  bekannt,  die  älteste  abbäsidische  Münze  in 
Armenien  geprägt.  Von  diesen  Dirhams  besitzen  das  Britische  und  das 
Russische4  Museum  je  eins.  Das  erstere  trägt  die  Schrift  auf  dem  Avers  *JL«  j\> 

=  In  Armenien,  Jahr  143.s  Von  silbernen  Geld- 
stücken =  Dirhams  aus  Arrän  =  Alowank  hat  das  Britische  Museum  eins 
aus  dem  Jahre  145  H.,  eins  aus  dem  Jahre  147  und  eins  aus  dem  Jahre  155.6 
Von  den  in  Armenien  geprägten  Münzen  besitzt  das  Britische  Museum 
eine  (29)  aus  dem  Jahre  150,  eine  (30)  aus  dem  Jahre  152  und  eine  aus 
dem  Jahre  155.  Diese  letzte  wie  die  oben  genannte  albanische  aus 
demselben  Jahre  trägt  die  Schrift  auf  dem  Revers        ^-Vfi!    4>  ^\  \C  j 

Weiter  besitzt  das  Britische  Museum  4  Silberdirhams  von  Mahdi  (89 
bis  92),  einen  aus  dem  Jahre  Dil,  auf  dem  Avers  steht  immer  das  Datum  und 

auf  dem  Revers  ^Afll  iiii-l  |  ^~ J        *»l  J-»  *&\  \  J JU^  =  Muhammad 

ist  der  Prophet  Gottes,  Gott  segne  ihn  und  erhalte  ihn  wohl,  den  Xalifä 

al- Mahdi;  einen  aus  dem  Jahre  165,  einen  aus  dem  Jahre  167  vom  Kj*" 

einen  aus  dem  Jahre  168  wiederum  von  demselben  Wäli8,  der  schon  oben 
erwähnt  wurde.  Hiernach  sind  noch  in  Armenien  geprägt  worden  im  Jahre 
167/68  Dirhams  von  4Ü\  oder  <UM  A^c-.9  'Ubajd'allah  ist  der  Vorname 
Mämüns  und  entspricht  dem  Ovbedlav  Lcwonds  ,0,  des  Wälis  von  Armenien, 

1  Maqrizi  p.  27,  de  Sacy. 

•  Ebenda  S.  28.  Allerdings,  es  wurden  auch  von  anderen  Umajjaden  wie 
von  Walid  I.  im  Jahre  95,  von  Sulajman  im  Jahre  96/97,  von  'Umar  im  Jahre  100/101, 
von  Jazid  im  Jahre  102/3  Dirhams  geschlagen.  Vgl.  ZDMG.  39,  38  und  18  nach 
der  Jenenser  Kabinettsammlung. 

>  Vgl.  Balad.,  p.  Y"\  V  Malik  VI,  p.  >  IV,  12.  Sie  wogen  jetzt  2,97  g 
liegen  3,9  g  (s.  Kremer,  Kulturgeschichte  15,  Nr.  1). 

•  Vgl.  Petermann ,  De  ostik.  p.  13. 

'  Cat.  of  Orient.  Coins  v.  IX ,  p.  42. 

•  Ebenda  v.  I ,  p.  39. 
7  Ebenda  p.  40—44. 

•  Cat.  of  Orient.  Coins,  ob.  Ea  ist  wohl  hier  von  'Uimän  hen  'Umarä  ben 
Xurajin  die  Rede ,  und  demgemäß  muß  der  Punkt  über  dem  ^  und  nicht  über  j 

stehen  (vgl.  z.  B.  Baläd.  p.r  \  •.    fcewond  nennt  ihn  einfach  Otman  c.  39,  S.  160  f.). 

•  Fraehn.  Receaio  numorum  muhammedanorum  Acad.  Imp.  Scient.  Petrop.  p.  17, 
Nr.  162. 

w  tew.  c.  41,  S.  I66ff. 

MiU.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprühen.  1904.  IL  Abt  9 


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130       Thopdschian:  Die  inneren  Zustande  von  Armenien  unter  Aiot  I. 

Georgien,  Albanien  und  Adarbajgan,  und  darum  ist  die  erste  Lesart  zu  ver- 
werfen. Dieses  Geldstück  erschien  nach  dem  Tode  Mahdis,  welcher  nur 
runde  Dirhams  prägen  ließ.  Hierauf  schlug  der  Barmakide  G'afar  auf  Befehl 
des  Harun  ar-Rasid  die  sogenannten  al  -  Muhammadija  -  Dirhams.1  Schon 
Mämün  hatte  in  Xorasän  Rubäi-Dirhams  prägen  lassen.9  Unter  dem  Xalifat 
des  Harun  ar-Rasid  erschienen  in  Armenien  im  Jahre  186  Dirhams,  die  auf 

einer  Seite  die  Schrift  //        ,  auf  der  anderen  -Xi  V  tragen.*  Derselbe  Asad 

hat  auch  in  den  Jahren  184  und  192  in  Albanien  Münzen  anfertigen  lassen.4 
Weil  dieser  in  der  Reihe  der  Wälis  von  Armenien  nicht  erwähnt  wird ,  so 

ist  anzunehmen,  daß  er  von  seinem  Vater  jjlxiJl  ^*j*<jf  J  ,  den  Lewond 
\?lhm  "Clt  Wv^^t  ~  Sohn  des  Mzde  nennt*,  zum  Amir  von  Albanien 
eingesetzt  worden  war.  Von  seinem  Sohn  Muhammad  ben  Jazid  haben 
wir  auch  ein  Geldstück,  einen  Dirham  aus  dem  Jahre  187.*  Auch  Xuzajinä 
hat  in  Armenien  und  Albanien  viele  Dirhams  geprägt.   Von  ihm  haben  wir 

einen  aus  dem  Jahre  189,  dieser  hat  auf  einer  Seite  f  jU-  <>  4£mj>-  una"  a"f 
der  anderen  Seite  fC  J>»  &  In  Arrän  hat  er  im  Jahre  188  nur  mit 

der  Schrift  *  jU-  <j  <  J>-  8  versehene  Dirhams  schlagen  lassen ,  seinen  ar- 
menischen ähnliche  dagegen  im  Jahre  189.*  Die  im  Jahre  191  von  ihm 
geprägten  Dirhams  tragen  nur  das  Wort  A£  j>-.10  Fraehn  erwähnt  noch  einen 

im  Jahre  193  in  Armenien  von  jij  (j^  ^£  geprägten  Dirham."  Wahr- 
scheinlich ist  dieser  Jabjä  der  Vater  des  Fadl  ben  Jabjä,  des  Wali  von  Ar- 
menien.12 Unter  Mämün  sind  noch  in  Arrän  in  den  Jahren  210  (von  'Ubajd'- 
allah  ben  Jabjä)'*  und  218  Dirhams  geprägt  worden.  Auch  in  Tiflis  sind 
im  Jahre  210  Kupfermünzen  erschienen.14  Von  den  in  Armenien  geprägten 
Kupfermünzen  besitzt  das  Britische  Museum  "  zwei  mit  folgender  Inschrift: 


1  Maqrizi,  p.  29  ff. 

•  Ebenda  p.  30,  Nr.  60. 

»  Fraehn.  ob.  p.  28,  Nr.  210. 

4  Ebenda  p.  24,  Nr.  195.  de  Ost.  14.   Fr.  p.  1,  Nr.  244.  de  Ost  15,  8. 

•  Lew.  c.  41,  S.  166;  vgl.  Bai  ad.  p.T  \  .. 

•  Fraehn.,  Bull.  Scient.  de  l'Acad.  de  St.  Pctersb.  1. 1,  p.  102. 
7  Vorhanden  im  Berl.  Kgl.  Museum,    de  Ost.  14,  3. 

•  In  Petersburg  im  Kais.  Russ.  Museum  vorhanden,  Nr.  221 ;  Fraehn.  p.  30. 

•  Fraehn.  p.  56,  Nr.  227. 

»o  Ebenda  p.  34.  Pet.  Mus.  Nr.  241;  vgl.  auch  Nr.  232,  p.  32  bei  Fraehn. 
11  Bull,  de  l'Acad.  de  St-Petersb.  1. 1,  p.  102. 

«  Vgl.  Balad.  p.T>  •;  s.  hier  die  Reihe  aller  dieser  erwähnten  Wälis  von 
Armenien.  Auch  ohne  Datum  sind  in  Armenien  Dirhams  geprägt  worden;  a.  x.  B. 
Cat.  of  Orient.  C.  I,  p.  180  (39). 

u  Cat.  of  Orient.  C.  v.  I,  p.  77  (272). 

14  Bull,  de  l'Acad.  Imp.  1861,  t.  III,  p.  193. 

»»  Cat.  of  Or.  C.  I,  p.  219  (151). 


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Thoposcbian  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  ASot  I. 


131 


J y*j       !  ^  cj  ju-i  !  (sic)  ^ 1  \a  4\  pj  i  .Jb^j  I  4»;  V\  All  V 

j\i  I  '    4Jöl  »Es  gibt  keinen  Gott  außer  Gott  dem 

Einzigen.  Im  Namen  Gottes  auf  Befehl  des  Ishäq  ben  Muslim.  Muhammad 
ist  Prophet  Gottes.  Im  Namen  Gottes  ist  dieses  Geldstück  in  Armenien 
geprägt  worden.«    Eine  zweite  Kupfermünze  von  Isb&q  ben  Muslin  al- 

'Uqajli  tragt  vor  seinem  Namen  die  Worte  ^\  ~  der  Amir  befahl.1 

Das  sind  die  ersten  Kupfermünzen,  die  je  von  den  Arabern  in  Armenien 
geprägt  worden  sind.  Aus  allen  bis  jetzt  erwähnten  ist  ersichtlich,  daß 
die  Araber  in  Armenien  fast  ausschließlich  Silbergeld  geprägt  haben,  und 
daß  die  meisten  Prägungen  in  die  zweite  Hälfte  des  VIII.  Jahrhunderts, 
d.  h.  in  eine  Zeit  fallen,  in  der  nach  dem  Zeugnis  von  Lewond  in  Armenien 
neue  und  reiche  Silberminen  gefunden  wurden.* 

Uns  interessieren  hier  in  erster  Reihe  diejenigen  Geldprägungen,  die 
in  die  Zeit  ASots  fallen.4  Das  Britische  Museum  besitzt  einen  Silberdirham, 
welcher  im  Jahre  252  =  866  unter  Mu'tazz  in  Armenien  geprägt  worden 
ist.»  Weiter  besitzt  das  Britische  Museum  aus  der  Zeit  Mu'tamids  einen 
Dirham,  welcher  im  Jahre  267  erschienen  ist  und  folgende  Schrift  trägt: 

obv.  area.  |  4*\       -UiJU  j  «»l  |  J>-J  j  |  ^1  j        J  4»i  |  VHl  V 

=  rev.  area.    -Oil  |  a)  cil^  V  »Es  gibt  keinen  Gott  außer  Gott  dem 

Einzigen.  Er  hat  keinen  Genossen ,  al-Muwaflac)  billähi  (der  von  Gott  Unter- 
stützte, der  Beiname  des  Bruders  des  Xalifä),  Gott,  Mohammed  ist  Prophet 
Gottes,  Mu'tamid  'alä'llähi..  Im  Jahre  277  =  890  wurden  auch  in  Partaw 
Münzen  geschlagen.6  Muqtadir  prägte  in  Amid  und  Atropatene  Geld.7 
Im  Jahre  248  =  862,  als  also  ASot  bereits  Fürst  der  Fürsten  war,  wurden 
in  Tiflis  Kupfermünzen  geprägt.8  Aus  allem  diesem  ist  ersichtlich,  daß  die 
Araber  auch  unter  Asot  in  Armenien  Geld  geprägt  haben,  und  daß  das 
arabische  Münzwesen,  sogar  die  Kupfermünze  in  Armenien  eingeführt 
war.  Von  ASot  selbst  aber  besitzen  wir  kein  Geldstück,  aber  wohl  nur 
durch  Zufall  nicht,  da  ja  nach  Maqrizi  die  Wälis,  die  Beherrscher  größerer 


1  Dieses  Wort  ist  sicher  s/*\  zu  lesen. 

*  Vgl.  Qber  Ishäq  Balid.  p.T  •  "V,  t  •  \ 

*  Lew.  c.  37,  S.  155. 

4  Von  Asot  selbst  ist  mir  keine  Münze  bekannt.  Nach  Reiske  soll  La  Croze 
Münze  mit  armenischer  und  arabischer  Inschrift  geschildert  haben  (vgl.  Briefe, 
S.  196);  wann  und  von  wem  diese  Münte  geprägt  worden  ist,  weiß  ich  nicht. 
Qazwini  berichtet,  daß  man  in  Tiflis  eine  Art  Dinar  prägte,  welcher  syrische  Schrift 
und  das  Bild  eines  Götzen  trug,  und  dieses  Goldstuck  ein  Mitqal  schwer  war 
(Kosm.  p.  T  i  A). 

»  Cat.  of  Or.  C.  v.  I,  p.  121. 

•  Cat.  p.  130. 

1  Cat  v.I,  p.  145. 

•  Bull,  de  l'Acad.  Imp.  1861,  III,  p.  123. 


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132 


Tbopdschian  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aiot  I. 


unabhängiger  Provinzen,  nach  dem  Tode  Mutawakkils  ihr  Geld  selbst 
prägten.1 

Das  Steuerwesen.  Als  Habib  ben  Maslamä  im  Jahre  642  in  Ar- 
menien einfiel,  nahm  er  von  den  Bewohnern  der  eroberten  Städte  und 
Länder  Kopfsteuer  und  Steuern  (^Jfj  unt*      j^*  von  ^en 

Steuerarten  unten).  Nur  der  Batriq  von  Vaspowrakan,  die  Besitzer  von 
Mokk  und  Wajs  =  Vayoc-Jor  gaben  ihm  Xaräg.'  Im  ersten  Vertrage  der 
Araber  und  Armenier  im  Jahre  652  sollen  die  Araber  die  Große  der  Steuer- 
smnme  dem  guten  Willen  der  Armenier  überlassen  haben.»  In  den  ersten 
Jahren  Mu  äwijäs  (662/63)  bezahlten  die  Armenier  schon  500  Dahekan 
Steuern.4    Hisäm  sandte  einen  besonderen  Beamten  namens  Herd      £j ^\ 

zur  Volkszählung,  um  die  Steuern  zu  erhöhen,  was  auch  geschah.6  Die 
gefurchtete  Kopfsteuer  führten  aber  mit  ganzer  Strenge  erst  die  Abbäsiden 
ein.  -Sie  nahmen  pro  Kopf  viele  silberne  Zowzes« 8  oder  »Er  (Jazid)  führte 
im  Lande  Kopfsteuer  ein«.7  Man  teilte  das  ganze  Land  gleich  unter  der 
Herrschaft  der  ersten  'Abbäsiden  in  Steuerkreise  und  setzte  in  jedem  Bezirke 
einen  höheren  Beamten  ein,  welchen  fcewond  »den  Befehlshaber  der  Steuer« 
oder  »den  Steuerfordernden«  nennt.8  Sie  werden  von  den  armenischen 
Fürsten  und  von  der  Bevölkerung  am  meisten  gehaßt  und  fallen  bei  einem 
Aufstand  zuerst  zum  Opfer.8  Der  schon  oben  erwähnte  Sohn  Owsads  (Jazid) 
trägt  bei  Lewond  den  Titel  »Befehlshaber  der  Gerichtsbarkeit  und  des 
Steueramtes«  10  =  ^putjiuhuiinusn    q  uitnuiLnpni  ßhuib    ku  ^tup^mu^ut^uiIi^nL^ 

aili  (die  niederen  Kreisinspektoren  heißen  =  ^nw Jiuli ui m wp  ^mpl^iuß. 
^utplpuupu^ulb^).   Der  Nachfolger  des  Jazid  ben  Usajd  as-Sulami,  Bakär  ben 

1  Maqrizi  p.  33. 

•  Vgl.  Baläd.  Y  .  « .  Natürlich  hat  Balad.  von  der  inneren  Entwickelung  dieser 
Provinzen  keine  Ahnung  und  nennt  den  Arcrownier  hier  Batriq  von  Vaspowrakan, 
wie  er  in  seiner  Zeit  genannt  wurde. 

•  Seb.  c.  35,  S.  138. 

4  Es  ist  kaum  denkbar,  daß  diese  beiden  Angaben  richtig  sein  können. 
Dahekan  =  Dinar.  Die  Dinare  von  Härün  und  Mämün  haben  nach  E.  Sachau  ein 
Gewicht  von  4,22  g  und  enthalten  etwa  4,12  g  Feingold,  das  übrige  ist  Legierung. 
-Soweit  also  der  Fcingoldgehalt  von  Dinar  und  Krone  (Zehnmarkstück)  in  Frage  kommt, 
ist  ungefähr  ll*/8  Mark  —  Dinar  und  ein  Dirham  =  '/„  Dinar  =  97V6  Pfennig-  (nach 
aä  -Säftf  und  Bügüri  II,  308,  27;  218,  34—36,  die  ein  Dinar  =  12  Dirham  setzen).  Hier- 
nach haben  also  nach  unserer  Goldwährung  die  Armenier  jährlich  58331/«,  Mark 
Steuer  bezahlt.  Über  die  Geschichte  dieser  Münze  vgl.  H.  Sauvairc,  Matcriaux  pour 
servir  a  l'hiatoire  de  Ia  numismatique  et  de  la  metrologie  musulmanes  (Journal 
Asiat.  1882). 

6  Lew.  c.  17,  S.  101. 

8  Ebenda  c.  28,  S.  127  ff. 

7  Ebenda  c.  29,  S.  130;  c.  34;  Step.  As.  II,  4,  S.  131;  vgl.  auch  A.Müller, 
Die  Beherrscher  der  Gläubigen,  Berlin  1882,  S.  21. 

•  tew.  c  34,  S.  138/39. 

•  Ebenda  ob.  und  c,  41,  S.  167. 
«•  Lew.  c,  28,  128. 


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Thopdscuian  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  I.        1 33 

Muslim  al-'Uqajli  =  (Vtuytuf  npq.(,  [yiu^ifay1,  führte  auch  für  Theodosio- 
polis  und  seine  Umgegend  die  Kopfsteuer  ein  und  stellte  viele  Geschäfts- 
führer =  tfnp&uijtup  ==  'Äinil  an.5    Der  Historiker  dieser  Periode  Lewond 
klagt  hitter  iiher  die  Steuerlast.    Die  Araber  nahmen  Kopfsteuer,  Grund- 
steuer und  Besitzsteuer.*    Als  unter  dem  Xalifä  Mahmet-Mahadi  =  Mahdi 
in  Armenien  Silberminen  entdeckt  wurden,  wurden  die  Steuern  noch  mehr 
erhöht;  al>er  das  Land  war  imstande  sie  zu  bezahlen,  sagt  fcewond.4  Am 
weitesten  ging  ein  gewisser  Sowlayman,  welcher  »Fürst  von  Armenien« 
wurde  und  durch  seinen  Schwiegersohn  Ibn  Dowke,  einen  griechischen  Re- 
negaten, von  den  Armeniern  doppelt  soviel  Steuern  forderte.     »Kr  ließ 
um  den  Hals  jedes  einzelnen  bleierne  Stempel  hangen  und  verlangte  fur 
jeden  Stempel  viel  Zowzes.«*   Durch  Ihn  Xalduns  Steuerkatalog  steht  fest, 
daß   Armenien   mit    13000000  Dirhams  =  12531666  Mark  nach  unserer 
Goldwährung  besteuert  war  und  mußte  an  Rohmaterialien  20  Teppiche, 
200  Maulesel  und  30  Kisten  Zucker  geben.    In  der  Reihe  der  anderen 
36  Provinzen  des  arabischen  Reiches  war  es  ein  mittelmäßig  besteuertes 
Land.8  Die  Worte  des  ASot  Arcrowni  nn  'Alä,  den  > Chiliarchen  der  Steuer-, 
daß  »er  in  einer  von  den  Städten  Armeniens  bleiben  solle,  bis  man  ihm 
die  Steuer  sende«7,  bezeugen,  daß  seit  dem  Anfang  des  IX.  Jahrhunderts 
die  Araber  wiederum  sich  mit  einer  Pauschalsumme  begnügten,  die  sie  von 
den  armenischen  Isxans  für  ihre  Länder  und  die  Bewohner  derselben  ein- 
nahmen.   Unter  Asot  sehen  wir  als  »Aufseher  =  Verakacow  der  Steuer« 
Abraham.8   Auch  die  anderen  »Feldherren«   oder   »Aufseher«  sammelten 
Steuern  ein.9  In  der  ganzen  arabischen  Periode  ist  das  Steuerzentruni  von 
Armenien  Dowin,  wie  dasjenige  von  Albanien  =  Arrän  Barda'a  und  das- 
jenige von  Gurzän  =  Georgien  Tiflis  ist.10    Nach  Mas'üdi  bezahlten  auch 
Apxazen  und  die  Xazirk  bis  Mutawakkil  ihre  Steuer  dem  Amir  von  Tiflis.'1 
Als  König  bekam  Asot  die  Steuern  aller  dieser  nördlichen  Länder1',  be- 


1  Ebenda  c.  33,  S.  136. 
1  Ebenda  c  29,  S.  130. 
'  Ebenda  c.  33,  S.  135. 
«  Ebenda  c.  37,  S.  155. 

*  Ebenda  c.  41,  S.  167. 
0  tovma  II,  6,  111. 

'  Ebenda  III,  11,  191. 

•  Ebenda  c  18,  S.  215  und  c.  19,  S.  218  ff. 

9  Ebenda  19,  219.   Jaqiit  II,  o  A. 

10  Die  Steuerliste  Ibn  Xalduns  stellt  den  Steuererlrag  der  Jahre  158  —  170  H. 
775  — 786  dar,  wie  es  Kremer  bewiesen  hat  (vgl.  Kulturgesch.  I,  267,  Nr.  1). 
Allerdings  muß  man  nicht  vergessen,  daß  gerade  um  diese  Zeit  die  Araber  von  den 
Armeniern  hohe  Kopfsteuer  nahmen  (s.  die  Übersetzung  dieser  Liste  bei  Hammer, 
FW«  Länderverwaltung  unter  dem  Xalifate  S.  39  ff). 

ed.  Meynard  de  Courteillc,  Paris 

1863,  t.  II,  65  (vgl.  Jaqüt  II,  •  A ). 
«  K.  Yoh.  c.  30,  S.  182. 


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1 34        Thopdschi an  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aiot  I. 

stimmt  aber  von  Georgien  und  Egeracik,  Gowgark  und  Owti.1  Wieviel 
Steuern  Asot  erhob  und  entrichtete,  wissen  wir  nicht,  und  darum  sind  wir 
wiederum  auf  Vergleiche  angewiesen.  Nach  Qudämäs  Steuerliste,  die  den 
Steuerbetrag  der  Jahre  204  —  237  =  819  —  852  (?)  darstellt,  war  Ar- 
menien mit  4000000  Dirhams  besteuert.*  Er  rechnet  allerdings  sogar  Tarün. 
welches  mit  100000  Dirhams  besteuert  war,  nicht  zu  Armenien,  so  daß, 
wenn  man  auch  die  Provinz  Arzan,  die  den  Zuräräs  gehörte,  Mijafariqin 
und  Tarün  als  armenische  Provinzen  betrachte,  die  ganze  Steuer  von  Ar- 
menien 8200000  Dirhams,  also  mindestens  4000000  Dirhams  weniger 
gewesen  sein  würde,  als  am  Ende  des  VIII.  Jahrhunderts.  Diese  Berechnung 
wird  durch  die  Steuerliste  Ibn  Xurdädbihs  ebenfalls  bestätigt  Diese  Liste 
zählt  die  Steuerbetrage  der  Jahre  221  —237  =  836  —  851;  Armenien 
ist  hier  mit  4000000  Dirhams  besteuert.'  Er  versteht  unter  Armenien 
Gurzan,  Arran  und  das  ganze  Armenien.  Besondere  Provinzen  sind  Arzan 
und  Mijafariqin,  und  diese  bezahlen  4200000  Dirhams  Steuern,  während 
Tarün  nur  mit  100000  Dirhams  belastet  ist.*  Hiernach  wären  also  die 
ganzen  Steuern  von  Armenien,  die  letztgenannten  Provinzen  inbegriffen, 
8200000.  Also  nach  den  arabischen  Angaben  war  Arminijä  in  den  Jahren 
775  —  786  mit  13000000  und  in  den  Jahren  819  —  852  oder  836  —  851 
mit  4000000  bzw.  8200000  Dirhams  besteuert.  Wahrscheinlich  blieb 
es  auch  unter  Asot  so.  Wir  hören  keine  Klage  über  die  schwere  Last 
der  Steuer. 

Steuerarten.    Die  ganzen  von  den  Arabern  aufgehobenen  Steuern 
kann  man  in  zwei  Klassen  teilen:   1.  *Sj>-  =  tributum  capitis  *  =  fit""- 

Juipqui^mp^  und  2.  ^1  J>-  —  ^uplf  =  tributum  soli.    "Umar  teilte 

seine  fremden  Untertanen  in  drei  Klassen  ein:  1.  die  Großgrundbesitzer  = 
Dihqans,  die  auf  Pferden  ritten  und  goldene  Stempel  hatten,  mußten  jährlich 
pro  Person  48  Dirham  oder  4  Dinar  bezahlen";  2.  die  reichen  Kaufleute 
sollten  pro  Kopf  jährlich  24  Dirham  =  2  Dinar  und  3.  die  übrigen  jährlich 
12  Dirham  =  1  Dinar  Kopfsteuer  beitragen.  Diese  Steuern  wurden  nur 
von  den  im  reifen  Alter  befindlichen  Männern  erhoben.  Unter  Mu'äwijä. 
als  man  Armenien  nicht  für  eine  besondere  Provinz,  sondern  nur  für  einen 
Teil  von  Syrien  oder  Mesopotamien  hielt',  wurde  diese  Höhe  der  Kopf- 
steuer beibehalten.  Die  Größe  der  Grundsteuer  können  wir  annähernd  auf 
dem  Wege  der  Analogie  finden.  'Umar  befahl,  daß  man  für  ein  G'arib* 
Weingarten  10  Dirham,  für  einen  G  arib  Zuckerrohr  6  Dirham  und  für 


1  Ebenda  c.  29,  177. 

»  Kreroer,  Kulturgeschichte  I,  S.  343.    Das  Werk  ist  nach  316  verfaßt. 

>  Qud.  p.  Y  t  "V ,  Y  •  \  (vgl.  Ibn  Xurdädbih  p.  \  Y  l  =  95). 

*  QudAmä  ob. 

8  Vgl.  Caussin  de  Perceval,  Essai  sur  l'histoire  des  Arabes  III,  p.  408. 

«  Balad.  p.  Y  V  >  ff. ,  Mäwardi  p.  Y  t  off.  ed.  Enger. 

7  Vgl.  i.  B.  JA.  III,  p.UV 

•  G'arili  =  ^ y*-  =  Cubitus,  400  Quadratmeter,  3600  Quadratellen. 


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Tbopdschiam  :  Die  inneren  Zustande  von  Armenien  unter  Aaot  I.  135 

cinei  G'arib  Weizen  4  Dirham  und  für  einen  G'arib  Gerste  2  Dirham  erhebe. 
Nach  einer  anderen  Tradition  bei  Baladurf  werden  diese  Angaben  bestätigt 
und  noch  hinzugefügt:  «und  fur  einen  G'arib  Baumwolle  5  Dirham-.1  Wollen 
wir  nicht  vergessen,  daß  hier  vom  fruchtbaren  Sawäd  die  Rede  ist,  das  nach 
der  Messung  O&mans  ben  Ilunajf  al-Ansäri  36000000  G  arib  groß  war. 
Man  muß  auch  in  Betracht  ziehen,  daß  man  von  den  künstlich  bewässerten 
Gründen  5  Prozent  und  von  denen,  die  nicht  künstlich  bewässert  waren, 
10  Prozent  Steuer  erhob.*  Weiter  nahm  man  unter  'Ulnar  für  jeden  G  arib 
Fruchtbaum-  und  Palmengarten  10  Dirham*  Steuer. 

Unter  Mu'awijä  erhob  man  folgende  Steuern :  1.  Kopfsteuer;  2.  Grund- 
steuer; 3.  Armentaxe  (von  den  Mohammedanern);  4.  Zehnte  (von  moham- 
medanischen Gründen);  5.  Handels-  und  Warenzölle;  6.  Naturall ieferungen 
(der  unterworfenen  Volker);  7.  Tributleistungen  der  durch  die  Kapitulation 
eroberten  Länder  und  Städte;  8.  ein  Fünftel  a)  der  Kriegsbeute,  b)  des 
Ertrages  der  Minen  und  Bergwerke,  c)  de«  Meeresantriebes,  d)  Zoll  der 
fahrenden  Ware  der  Muslimen ,  der  Rajahs  und  der  feindlichen  Volker,  die 
des  Handels  halber  nach  muslimischem  Gebiet  kommen;  9.  Losegelder,  die 
ohne  Abzug  in  den  Staatsschatz  fielen.4  Von  diesen  Tributen  wurden  in 
verschiedenen  Ländern  die  Gehälter  und  Löhne  der  Beamten  bezahlt  und 
verschiedene  Dotationen  gemacht.  Das  übrige  wurde  in  das  Staatsschatzhaus 
—  (JwL-U  «JUl  »in  das  Schatzhaus  der  Muslimen«  abgeliefert.  Das  be- 
deutet allerdings  nicht,  daß  die  Provinzialkassen  leer  blieben,  sondern  sie 
haben  zuweilen  ganz  große  Summen ,  bis  19  Millionen  Dirhams,  Überschuß 
enthalten.'  Mu'awijä  hat  auch  das  Finanzwesen  von  der  übrigen  Verwaltung 
getrennt  und  die  ersten  ^\ ^i-l  w>»L*  =  ^mp^un^ut^tuh^  ~  Steuereintreiber 
ernannt.  So  waren  die  Steuerverhältnisse  im  großen  und  ganzen  unter 
den  'Umajjaden.    Unter  den  'Abbäsiden  wurden  folgende  Steuern  erhoben: 

1.  Grundsteuer:  a)  nach  Vermessung  (<>»LL»),  d.  h.  für  jeden  G'arib  mußte 
man  so  und  so  viel  bezahlen,  b)  nach  dem  Krtrage  (<«—  vi*),  d.  h.  einen 
bestimmten  Prozent  desselben  bczw.  eine  bestimmte  Summe,  c)  nach  festem 
Pacht  vertrage  (4»J»li*),  d.  h.  große  oder  kleine  Länder,  Gaue,  Distrikte  usw. 

wurden  verschiedenen  Personen  geschenkt  oder  anvertraut,  unter  der  Be- 
dingung, daß  sie  entsprechende  Summen  jährlich  in  die  Staatskasse  zahlten; 

2.  Vermögenssteuer ;  3.  Zehnte  von  den  Schiffen;  4.  ein  Fünftel  vom  Ertrag 
der  Bergwerke  und  Weidegründe;  5.  Kopfsteuer;  6.  die  Taxe  des  Münz- 
hauses; 7.  die  Mautgelder;  8.  die  Taxen  für  Salzerzeugung  und  Benutzung 
der  Fischereien  (von  diesen  wird  noch  unten  die  Rede  sein);  9.  Steuer  für 
die  Benutzung  der  öffentlichen  Plätze,  Straßen,  Märkte  usw.;  10.  die  Steuer 


»  Balad.  p.  YV. 

*  MAwardi  p.  Y  •  t. 

3  Vgl.  diese  Steuerliste  mit  derjenigen  des  'Ali  vom  persischen  'Iräq  und  G'abal. 
Abu  lßdi  1,  p.  432.    Länderverwaltung  8.  78. 

4  Kremer,  Kulturgesch.  I,  161. 

*  JA.  IV,  p.  \  \      N  A  V,  de  Goeje,  Fragm.  hist.  arab.  I,  p.  59. 


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136        TnornscHiAN :  Die  inneren  Zustande  von  Armenien  unter  Asot  I. 


von  den  Mühlen  nnd  Fabriken;  11.  Luxus-  und  Konsumsteuer. 1  Natürlich 
waren  diese  Steuerarten  im  VIII.  Jahrhundert  von  den  Abbäsiden  audi  in 
Armenien  eingeführt,  aber  durch  fortdauernde  Aufstände  und  Protesti  der 
armenischen  Fürsten  wurden  sie  schon  im  Anfang  des  IX.  Jahrhunderts  auf- 
gehoben, und  an  ihre  Stelle  trat  wiederum  das  Mucpita'ä- System,  d.  h  die 
armenischen  Fürsten  begnügten  sich  mit  der  Bezahlung  einer  Pauschalsiumie 
an  die  Araber.  Sie  sind  aber  nicht  ganzlich  aus  dem  Lande  verschwunlen. 
Wie  wir  spater  sehen  werden,  haben  die  armenischen  Fürsten  einige  Arten 
dieser  Steuern  in  ihrem  Interesse  beibehalten.  Oben  wurde  erwähnt,  laß 
'Ali  ben  Jahjä  al- Armani  den  »Sak-  von  Armenien  und  »den  ganzen  köiiH- 
lichen  Bekar-  Asot,  dem  Fürsten  der  Fürsten  anvertraute.  Was  di?sc 
Wörter  eigentlich  bei  Ka(.  Yohannes  bedeuten,  ist  schwer  zu  sagen.  So  viel 
ist  nur  sicher,  daß  er  mit  diesen  Worten  verschiedene  Steuerarten  be- 
zeichnen will.2 

F.  Militärwesen  unter  Asot  L 

Wie  die  größten  armenischen  Isxanats  mit  verwandtschaftlichen  Banden 
ASot  an  sieh  gefesselt  hatten,  so  sorgte  er  auch  dafür,  daß  die  höchsten 
politischen  imd  militärischen  Posten  von  seinen  nächsten  Angehörigen  besetzt 
wurden.  Die  bagratidischen  Fürsten  von  Taron  hießen  jetzt  .Fürsten  von 
Armenien  =  Yljuut'L  -^"(/"S'*  ^s  '^ot  König  wurde,  verlieh  er  seinen 
Titel  -Fürst  der  Fürsten  von  Armenien  —  y^Jutub  fcjutuliuiifli  ^-»j-g' 
seinem  Sohn  und  Thronfolger  Smbat.4  So  hat  Asot  auch  den  höchsten 
militärischen  Posten,  das  Amt  eines  «Sparapcts  =  Feldherrn  von  Armenien*, 
seinem  Bruder  Abas  anvertraut.'  Jeder  Fürst  war  eigentlich  der  oberste 
Feldherr  seiner  Armee,  führte  selbst  die  Truppen  und  hatte  seine  Offiziere 
=  Sepowhs  und  Befehlshaber,  aber  außer  ASot  I.  hatte  keiner  von  ihnen 
einen  S parapet.  Alle  anderen  Offiziere  standen  im  Kampfe  unter  dem 
Sparapet. 

Das  ganze  armenische  Heer  war  zuerst  in  Reiterei  =  Xfttut  np^  und 
Fußvolk  -=  ^Irmjinmj»  eingeteilt.  Diese  letzterem  waren  in  erster  Reihe 
Großschildträger       i/w^oAtm /yi.£  ^hm/tLtu/fuig  und  Schwerbewaffnete 

—  uuitun  uiqi'b^.  Sie  standen  in  jeder  Schlacht  in  der  ersten  Reihe  vor 
allen  Truppen  und  schützten  sie  wie  eine  eiserne  bewegliche  Mauer.  Hinter 
diesen  verbargen  sich  die  Infanteristen,  die  alle  gepanzert  waren  und  in  fol- 

1  Kremer,  Kulturgesch.  S.  278. 

*  Vgl.  besonders  c.  31,  S.  203;  hiervon  noch  später;  vgl.  in  diesem  Sinne  auch 
bei  Sebeos  c.  35,  S.  138. 

»  Vgl.  fovma  III,  20,  220.  19,  218  usw. 

*  K.  Yoh.  c.30,  S.  181.    Die  arabische  Form  dieses  Titels  lautet  Ay>*\  jmI 

—  per».  =  '&?XM  r':'v  ipXF™*  —  tiirk-  Bcklerbegi,  welcher  Titel  bis  heute 
in  der  Türkei  noch  üblich  ist. 

«  K.  Yoh.  c.  30,  S.  182  usw.    tovma  III,  20,  222. 


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Thopdschian:  Die  innere»  Zustände  von  Armenien  unter  A4ot  I. 


gende  Waffengattungen  eingeteilt  wurden:  1.  Lanzenträger  ty^u/^mt-n^. 
2.  Bogenschützen  =  utqhqhtut  np^ ;  diese  Schützen  spielten  im  Kampfe  gegen 
die  feindliche  Kavallerie  in  dieser  Zeit  dieselhe  Rolle  wie  die  heutigen  Füsi- 
liere. 3.  Salar-gowndk;  diese  sind  entweder  n)  Solokämpfer  =  uuiqtup.g 
•{[•in jhutiJiupm^/^ ,  d.  h.  solche.  Krieger,  die  his  zum  Handgemenge  in  Reserve 
gehalten  werden  und  während  desselhen  in  Kinzclkätupfeii  sieh  auszeichnen, 
oder  b)  solche  Salark,  die  zur  Rekognoszierung  und  zum  Uberbringen  der 
Befehle  und  sonstiger   Nachrichten  verwendet  werden  =  uuiqtupj>  untp^ 

Wie  die  Reiter  waren  auch  ihre  Pferde  schwer  oder  leicht  geharnischt. 
Die  Schwerbewaffneten  trugen  Panzer  =  fptu^>  =  wftlcher  a,,s 

folgenden  Teilen  bestand:  1.  dem  umqtuLuipu»  =z  Helm,  Kopfbedeckung. 
2.  dem  pmtfuputt  =  Armbinde,  Armbedeckung,  3.  dem  qmli^uiupuli  oder 
apu^upultuM^  pwpkftß  =  Hüftenbedeckung  \  4.  den  Schuhen.  Ein  schwer- 
bewaffneter Soldat  wie  Asxef  war  vom  Sclieitel  bis  zur  Sohle  mit  Eisen- 
platten  bedeckt  und  hatte  nur  ein  Auge  offen.*  Es  gab  also  auch  Panzer- 
hemden, die  bei  den  Armeniern  um  diese  Zeit  aus  Rucken  und  Brust  be- 
deckenden eisernen  Platten  bestanden  =  ftj»ljbuiupu<,.  puiliftu^ui^.  /fpA.pm/fai^ 

Als  Waffe  hatten  sie  1.  den  Schild  «/iu^uA  ^  *J*yi  -  hehr.  -#»  auf  dem 
Rücken.  Die  Form  dieses  Schildes  war  gewohnlieh  kreisförmig,  platt 
oder  erhatien,  es  kamen  aber  auch  Ovalfonnen  vor.  Wie  die  großen  Schilde 
der  Infanteristen  waren  auch  die  kleineu  tier  Kavalleristen  von  Holz  und 
entweder  mit  dicken  oder  dünnen  kupfernen  oder  eisernen  Platten  be- 
schlagen oder  mit  dicken  Tierhäuten  und  vielen  eisernen  Nägeln  versehen. 
Ein  einfacher  Schild  kostete  in  der  Zeit  Mohammeds  ein  Dinar.  Außer 
dem  Schild  trugen  die  Kavalleristen  2.  ein  Schwert  am  Gürtel  =  um.uhp% 
unip  3.  eine  Lanze  in  der  Hand.  Wie  die  Araber  unterschieden  auch  die 
Armenier  kurze  und  lange  Lanzen.  Während  die  letzteren  aber  mit  dem 
Wort  tyytufy  =  Nizak  lange  Lanzen  bezeichnen,  bedeutete  dagegen  das 

entsprechende  Wort  bei  den  Arabern*  JjOJ*  ,  bei  G  auhari  sogar  j^j»  ,  einen 

kurzen  Wurfspeer.'  Diese  Waffe  heißt  bei  den  Armeniern  Aste  —  ui^mi . 
Berühmt  waren  bei  den  Arabern  die  sogenannten  Xatti-,  Samhari-,  Rudini-, 
Hiinjari-  und  Zä'ihi-Lanzen.  Die  Bogenschützen,  die  sowohl  der  Reiterei 
wie  auch  dem   Fußvolk   angehören   konnten,    hatten   1.  uiqht^-  Bogen 

>  tovma  in,  1,125. 

•  K.  Yoh.  S.  390.    Bei  den  Egeraeifc  waren  alle  diese  Panzerteile  aas  Eisen. 

K.  Yoh.  c.  63,  S.  402. 

»  tovma  111,9, 174. 

4  TahdJb  alastnä'  (s.  Schwartzlose ,  Die  WafTen  der  alten  Araber,  Leipzig  1866, 

S.  356). 

»  Schwartzlose,  S.  212;  vgl.Witstenfeld,  Das  Heerwesen,  Kapitel  ojWJ)  U 


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138       Thopdschiah:  Di«  inneren  Zustande  von  Armenien  unter  Aäot  I. 

••  •  i»r 

=  =  hebr.  rvfe  und  2.  Pfeile  —  *hkm  =  -4-,  «J-i     (die  persischen 

in  einem  dazu  bestimmten,  vorn  hangenden  Sack  =  tpxtupunpi  = 
Mohammed  empfahl  besonders  diese  Schützen,  mit  Schwert  und 


Lanze  versehen,  gegen  die  Ungläubigen  zu  gebrauchen.1  Fast  alle  di 
Waffenträger  hatten  eiserne  oder  kupferne  Gürtel  und  goldene  und  silberne 
Schmucksachen.*  Vom  Gebrauch  der  Kriegswagen  —  Kark  =  fymiL^  = 
Ka^oyov  -  Charroi  haben  die  Armenier  keine  Ahnung.  Von  sonstigen 
Waffen  werden  noch  verschiedene  Arten  Schwerter  erwähnt:   1.  i(**qp  = 

Walr  oder  Wakowr  -  i(tu^nip  =  pers.  wohl  •  Jj,  der  ursprünglich  länger 

und  breiter  war  als  ein  Dolch  =  q.m^njb\  eine  ähnliche  Art  des  Schwertes 
war  auch  Sakr  =  uutfc ,  welches  Wort  die  Mechitharisten  zu  Unrecht  mil 

dem  persischen  j  ^UL-  identifizieren.   Weiter  erwähnt  tovma  2.  Sowin  = 

ti/3viii,  vnwiov  =  Biwak ,  3.  mtuupup  =  Tapar  —  arab.  Jd»  -~  Beil ,  4.  ijfcp. 

fuf^wl  =  arab.  j  y>-(?)  =  Streitkolben.1 

Wie  die  Reiter  waren  auch  die  Pferde  der  Schwerbewaffneten  völlig 
mit  Eisenplatten  bedeckt.    An  Stelle  der  eisernen  Bedeckung  des  Gesichts 

—  irphutu^m^  hatten  sie  ^/licui^m^.    Ihr  Hals  war  mit  einem  i[qai^i$m^ 

—  Halspanzer  bedeckt,  die  Füße  und  Hüften  mit  fuihf ufigw^ ,  die  Seiten 
mit  [tulifutgb  ql*b,  der  Bauch  mit  Holzplatten.  Ebenso  war  ihr  Rücken 
durch  einen  Panzer  geschützt.  Außerdem  hatten  sie  als  Schmuck  kleine 
Halsketten  mit  Glöckchen  und  auf  der  Stirn  halbmondartige  Schmucksachen. 

Natürlich  gebrauchte  man  bei  der  Belagerung  noch  andere  Waffen, 
d.  h.  Kriegsmaschinen.  In  erster  Reihe  kommen  hier  die  Wurfuiaschinen 
in  Betracht   Schon  Habib  bcn  Maslamä  al-Fihri  machte  während  der  Belage- 

rung  von  Dowin  vom  J^JL»tl»  =  Moy/mw,  May/nvota  =  Ballist  ~  njfpuijtwp 

Gebrauch.4  Außer  den  Steinen  warfen  oder  schössen  die  Araber  in  die 
belagerten  Städte  oder  Festungen  gläserne  Instrumente  oder  Gefäße,  die 
mit  einer  Mischung  von  Naphtha  und  gemahlenem  Schwefel  gefüllt  waren.* 

1  Schwanzlose  S.  39. 

a  K.  Yoh.  c.  59,  S.  379— 390;  vgl.  Aber  die  byzantinische  Bewaffnung  um  diese 
Zeit  M.Jahns,  Handbuch  der  Geschichte  des  Kriegswesens,  Leipzig  1880,  S. 471  ff. 
u.  S.  496. 

»  Vgl.  tovma  III,  2,  131  f.  (vgl.  K.  Yoh.  c.  50,  S.  390). 
*  Balad.T  •  ♦  (vgl.  Lew.  S.  131). 

&  Vgl.  Das  Heerwesen  der  Mohammedaner  und  die  arabische  Übersetzung  der 
Taktik  des  Aelianus,  Göttingen  1880  S.  13.  Hier  werden  unter  den  Leichtbewaff- 
neten besonders  -  j >UJlj  j J-\  =  die  Xorisanier,  die  Miach- 
krugschleuderer  und  die  Naphthaschleuderer-  erwähnt.  Man  füllte  die  dazu  be- 
stimmten Röhren  oder  Gefäße  mit  geschmolzenem  Schwefel  und  brennender  Naphtha 
und  schleuderte  beides  zu  den  Belagerten  (s.  S.  18—19).  Vgl.  auch  Jahns,  Geschichte 
des  Kriegswesens  S.  521,  und  seinen  Atlas,  1878,  Nr. 35. 


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Thopdschian  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  ASot  I.  139 


Auf  diese  Weise  bezweckten  sie,  entweder  die  belagerte  Stadt  oder  Festung 
oder  die  Kleider  der  Kämpfenden  in  Brand  zu  stecken.  Gegen  diese  an- 
zündende Mischung  brauchte  man  in  Armenien  ein  feinhärencs  Kleid 
welches  wie  ein  Stück  Schwamm  das  Wasser  einsaugte  und  den  Betreffenden 
gegen  das  Feuer  schützte.1  Ibn  Ajir  sagt,  daß  die  Byzantiner  im  Jahre 
315  =  928  bei  der  Belagerung  der  Stadt  Dowin  =  Dabil  folgende  Maschinen 

gebraucht  hätten :  1.  Zjty*  =  Schildkröte  2.  =  Balliste,  Kata- 

pulte -  iLtfput^uip,  3.  j\%  £jj  <jj\i/*=  Feuer  Wurfgeschosse.  Die  Schild- 
kröte brauchte  man,  um  die  Mauer  zu  unterminieren,  und  den  Widder 
—  ij  — »  =  paipwli,  um  die  Wälle  und  Mauern  einzurennen. 

Die  Armenier  bauten  ihre  Festungen  und  Schlösser  an  natürlich  be- 
festigten Stellen,  d.  h.  auf  Felsen,  die  nach  allen  oder  einigen  Seiten  senk- 
rechtabfielen, oder  auf  Berggipfeln ,  oder  auf  einer  Höhe,  die  die  Umgegend 
völlig  beherrschte.  So  sind  z.  B.  die  Festungen  Kangowar,  Sring,  Jlmar, 
Caxowk,  Amiwk,  Dariwnk,  Bagaran  usw.,  sogar  Ostan  und  Van  gebaut. 
Die  Feldfestungen  sind  dagegen  wenig  und  unbedeutend.  Solche  Feldfestungen 
haben  fast  immer  dicke,  hohe  Mauern,  auf  denen  in  bestimmten  Entfernungen 
hohe  Türme  emporragen.  Um  die  Festungsmauern  lief  ein  tiefer  Graben. 
Feldfestungen  haben  meistens  die  großen  Städte,  wie  Dowin,  Tiflis,  Barkri, 
Vakrsapat  usw.  Sowohl  Feld-  wie  auch  Bergfestungen  sind  mit  Wohn- 
häusern ,  Vorratskammern  und  Waffenzimmern  versehen.5  Gewöhnlich  haben 
sie  einen  unteren  Stock  =  *hbp^bmpbptp  und  einen  oberen  Stock  =  i[bplitu~ 
pbpf  *  Hiernach  ist  die  Taktik  der  Armenier  leicht  zu  verstehen.  Zuerst  sei 
gesagt,  daß  es  außer  der  Einteilung  des  armenischen  Heeres  nach  Stammen 
auch  Dezimaleinteilungen  des  Heeres  gab.   K.  Yoh.  kennt  l.  munlbuiu^hm  — 

=  Gefreiter  =  Decurio  =  otMoeapwc  =  Befehlshaber  von  10  Mann. 
2.  jliuliivufhat  =  irtvTv\xovTaqyj><:  =  <jLA»  =  Leutnant     3.  ^uipjtLptuu^bm  = 

=  tribunus 


ixrt7evTct£%rs  —  Centurio  =  k^xjü  .  4.  ^uifuipumikm  =  XiAmt^oc  =  tribu 
miUtaris  —  Jti£  =  gofwiy^M  =  =  Feldherr.  Außer  dieser  Einteilung 
kann  man  auch  die  Gliederung  des  Heeres  nach  den  Regimentern  =  ^ai^np 
=  oder  ^Juipe^-  oder  Otf  =  xwrflryua,  und  Fahnen  und  sonstigen 
Zeichen  erkennen.4  Wie  die  arabischen1,  hatten  auch  die  armenischen 
Stimme  wahrscheinlich  ihre  besonderen  Fahnen  =  t€°2.—  *J J\  —  «w*«Toi» 
und  die  Träger  derselben  hießen  q^o^ubhp  =  <nw«ic<f>c£o$  —  ~\\  J\ 


1  fovma  111,2,  131  f. 

»  tovma  HI,  2,  137  (vgl.  IV,  7,  294  f.). 

»  K.  Yoh.  c.  63,  S.  397. 

♦  fovma  HI,  125;  10,  180  usw. 

1  Kremer,  Kulturgesch.  II,  80. 


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140       Thopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  ASot  I. 


Jeder  Gownd  hatte  wahrscheinlich  500  Soldaten.  Noch  größere  Abteilungen 
hießen  Arajk  =  «un-mC^.1 

lu  einer  Schlacht  wurde  das  Heer  nicht  mehr  wie  in  alter  Zeit  (vgl. 
/..  Ii.  die  Beschreibung  der  Schlacht  der  Vardaner  im  V.  Jahrhundert  bei 
Elise  usw.)  in  drei  Teile  geteilt*,  in  zwei  Flügel  und  das  Zentrum,  sondern 
in  zwei  Flügel  =  ßki..*  Es  kam  darum  vor,  daß  die  beiden  Flügel  völlig 
voneinander  getrennt  kämpften  und  daß,  während  der  eine  den  Feind  be- 
siegte und  verfolgte,  der  andere  geschlagen  wurde,  ohne  etwas  näheres  von- 
einander zu  wissen.4  Vor  der  Schlacht  wurde  gewöhnlich  Messe  zelebriert 
oder  feierlicher  Gottesdienst  abgehalten,  und  sogar  während  der  Schlacht 
gingen  die  Geistlichen  mit  Evangelium  und  Kreuz  durch  die  Reihen  der 
Kämpfer,  um  sie  zu  ermuntern  und  ihnen  göttlichen  Beistand  zu  verheißen.1 

In  der  Schlacht  selbst  stellten  die  Armenier  die  Schwerbewaffneten 
mit  ihren  großen  Schildern  voran,  und  hinter  ihnen  hauptsächlich  die  Bogen» 
schützen  und  die  Reiterei  auf.  Diese  beiden  hatten  die  ersteren  gegen  den 
plötzlichen  Oberfall  der  feindlichen  Reiterei  zu  verteidigen.*  Diese  Taktik 
war  besonders  im  Kampfe  gegen  die  Araber  von  großer  Bedeutung,  weil 
dieselben  meistens  Reiter  waren.  Die  Schlacht  dauerte  zuweilen  den  ganzen 
Tag,  zuweilen  aber  wurde  sie  in  wenigen  Stunden  entschieden.  Nach  jedem 
Siege  wurde  der  Feind  bis  zur  Dunkelheit  oder  bis  Ober  die  Grenzen  des 
Landes  verfolgt.  Bei  dieser  Verfolgung  erlitt  der  Besiegte  die  größten  Ver- 
luste. Das  Lager  der  Feinde,  ihre  Pferde,  Waffen,  Panzer,  Gelder,  Kleider 
und  sonstige  Habseligkeiten  fielen  dem  Sieger  zur  Beute.7  Am  schlimmsten 
ging  es  nach  einer  Niederlage  dem  Fußvolk,  welches  völlig  der  Wut  der 

1  tovma  ob.  III,  4,  146. 

*  Die  Araber  hielten  dagegen  die  Dreiteilung  aufrecht  (vgl.  Heerwesen  S.  29  ff.)- 
Allerdings  wird  das  Heer  in  den  von  Aelianus  entnommenen  Teilen  des  «Heerwesens« 

nach  der  Tiefe  (Ba£o;  in  zwei  Teile  geteilt.   Sogar  beim  Marschieren  behielten 

die  Araber  Zentrum,  Vor-  und  Naehtrab  (Heerwesen  S.  44).  Erst  Merwin  U.  hat 
diese  Taktik  und  Linienformatiouen  aufgegeben  und  dafür  die  kleineren  kompakten 

Gruppierungen  eingeführt  (<~  J  *  ^=>  =  Conors  =  Keopn;.    Ihn  Xaldün,  Prolog. 

11,81,  Geschichte  III,  p.  >  A«,  >  ^     .1A.  V,  p.TIV). 

*  Vgl.  z.  B.  'iovma  DI,  4,  143.  131.  197  usw.  Die  Dreiteilung  war  auch  noch 
vorhanden,  so  besonders  um  die  Mitte  des  IX.  Jahrhunderts  bei  den  Arcrownieru. 
•leder  Gownd  bekam  einen  Kommandeur  und  einen  Vizekommaudeur,  die  'b^tfvu^ui^tf 
heißen.  Das  Kommando  ruhte  in  der  Hand  des  Befehlshabers,  «welcher  die  Schlacht 
leitete.  tovma  II,  6,  112.  Hier  ist  allerdings  von  gownds  und  nicht  (ews 
die  Rede. 

4  tovma  DI,  13,  197. 

s  Lewond,  tovma  147—148,  e.  4,  DI. 

8  tovma  oben. 

7  Ebenda  III,  4,  148,  II,  7,  120;  6,  110.  113.  Es  passierte  «ehr  oft,  daß  die 
Fürsten  große  Geldsummen  mit  sich  in  den  Kampf  nahmen,  um  in  allen  Fällen  die 
Ausgaben  ihrer  Truppen  decken  zu  können  (tovma  111,17,213  owuÄ  ^mbXatß 

-  JIM  c*). 


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Tbopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  ASot  I.  141 

feindlichen  Reiterei  preisgegeben  war.1  Nach  den  arabischen  Kriegssitten 
forderten  die  Araber  vor  der  Schlacht  die  Feinde  auf,  entweder  den  Mohaui- 
medanismus  anzunehmen  oder  Kopfsteuer  zu  bezahlen.  Hatten  die  Feinde 
beide  Bedingungen  verweigert,  so  verwüstete  man  ihr  Land,  schnitt  die 
Bäume  ab'  und  vergiftete  die  Brunnen.  Sie  betrachteten  alle  Gefangenen  als 
Beute  und  verkauften  sie.8  Besonders  diejenigen,  die  schön  von  Angesicht 
waren  und  den  Mohammedanismus  nicht  annehmen  wollten4,  wurden  teuer 
verkauft.* 

Im  allgemeinen  vermieden  die  Armenier  sich  in  eine  Fehlschlacht  ein- 
zulassen, weil  die  Araber  an  Zahl  großer  und  Reiter  waren.  Das  gebirgige 
Terrain  dagegen  war  fur  sie  durch  seine  Festungen  und  sonstigen  künstlichen 
Verschanzungen  von  großem  Vorteil.  Von  diesem  Standpunkte  aus  war  das 
befestigte  Lager  von  Asot  Arcrowni  sehr  interessant.  Das  war  ein  eiförmigem 
Terrain  zwischen  zwei  Hügeln  und  von  allen  Seiten  mit  großen  Steinen  und 
Felsen  umgeben.'  Mit  Wall  und  Graben  versahen  schon  die  Römer  und 
Perser  ihre  Lager.7  Bei  den  Arabern  war  es  ebenso.8  Nach  Ilm  Xaldün9 
gaben  die  Araber  spater  diese  Sitte  auf,  aber  wie  man  aus  Tactica  sehen 
kann,  nicht  immer10;  wahrscheinlich  war  auch  diese  Art  der  Befestigung 
des  Lagers  schon  vorher  bei  den  Armeniern  üblich.  Das  ganze  Lager  wurde 
von  einer  Mauer  aus  groben,  großen  Steinen  umgeben,  zuweilen  hatten  diese 
Mauern  sogar  Türme.11  Ein  solches  Lager  war  auch  durch  Spione  von 
der  Bewegung  der  Feinde  unterrichtet  und  durch  die  Nachtwache  vor  Über- 
rumpelung geschützt.1'  Wie  wir  schon  im  Anfang  dieses  Werkes  bemerkt 
haben,  war  ein  Winterfeldzug  nach  Armenien  für  die  Araber  fast  unmöglich. 

Seit  dem  ersten  Vertrag  der  Armenier  und  Araber  im  Jahre  052  unter- 
hielten die  Armenier  15000  Reiter,  und  die  Araber  rechneten  die  Kosten 
für  die  Ernährung  und  Besoldung  derselben  als  die  Steuer  des  Landes. 13 
Spater  bekamen  die  armenischen  Fürsten  von  den  'Umajjaden  jährlich 
100000  Dirham  für  die  Ausgaben  des  Heeres.14  Die  'Abbasiden  bezahlten 
den  Isxans  keine  Entschädigung  und  darum  mußte  jeder  Naxarar  seine 
Truppen  selbst  ernähren.  Die  reicheren  Satrapün  =  Isxanats  hatten  natürlich 


1  Vgl.  tovma  III,  13,  196. 

*  Qadüri,  Analecta  arahica,  ed.  E.  F.  C.  Rosenmüller,  Lips.  p.  I,  p.  5,  2— 
Mawardi  (p.  "IN,  A  \ )  p.  A  •  ff. 

s  Qadüri  S.  5,  tovma  HI,  5,  152;  8,  168. 

*  Vgl.  Mawardi  p.  A  >  mit  *\  \ . 
»  K.  Yoh.c.  25,  S.  151  ff. 

*  tovma  HI,  14,  215,  noch  ausführlicher  10,  180. 

I  de  Goeje,  Fragtn.  hist.  arab.  I,  194  und  Ihn  Tagribardi  I,  340. 
»  Vgl.  z.B.  JA.  IV,  \1t,  YA»,TT»  uaw. 

*  Ibn  Xaldün,  Prolog.  U,  83. 
lü  Leo  VI,  c.  XVHI,  p.  119. 

II  tovma  HI,  10,  180  (vgl.  Heerwesen  S.  13). 
B  Ebenda  4,  144—145,  vgl.  20,  219. 

»  8eb.  c.35,  S.  138. 

M  Dm  macht  nach  unserer  Goldwährung  ungefähr  87166  Mark  67  Pf. 


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142       Thopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aiot  I. 

die  Mittel,  um  eine  zahlreichere  Truppe  zu  unterhalten  als  die  ärmeren. 
Als  Fürst  der  Fürsten  besaß  Asot  ein  Heer  von  40000  Soldaten1,  wahr- 
scheinlich ausgenommen  diejenigen  Reiter,  die  in  jedem  Gau  zur  Überwachung 
oder  zum  Sicherheitsdienst  belassen  waren*,  so  daß  er  als  König  im  günstigsten 
Falle  ungefähr  50000  Soldaten  hätte  aufbringen  können.  Im  Kampfe  so- 
wie auch  bei  jeder  militärischen  Festlichkeit  spielte  die  Musik  um  diese  Zeit 
eine  wichtige  Rolle. 

Die  von  den  Historikern  erwähnten  gewöhnlichsten  Instrumente  sind 
1.  i^aq_=:  Trompete,  2.  [^JpnJj[  =  Trommel,  Tambour*,  3.  ^buip  =  its 

—         =  Cithara,  4.  fbaip  ==  )  f~'Z  =  Citharista*,  5.  bqlJtLp  =  Horn, 

6.  upfif  =  Pfeife,  sifflet,  7.  «1111^=  Harfe. 

6.  Handel,  Industrie  und  Landwirtschaft  unter  Asot  L 

und  Smbat  I. 

In  einem  Lande,  in  dem  es  nach  Jäqüt  18000  kleine  und  große 
Städte  gab*  und  welches  von  Natur  aus  solche  geographische  Lage  besaß, 
daß  alle  Kaufleute  der  umwohnenden  Völker  vom  Süden  nach  Norden .  vom 
Osten  nach  Westen  und  umgekehrt  es  passieren  mußten,  blühte  selbst- 
verständlich Handel  und  Industrie,  so  daß,  wenn  sowohl  in  der  Vergangenheit 
als  auch  in  der  Gegenwart  kleine  und  große  armenische  Kaufleute  den 
Neid  des  Europäers  oder  ihrer  Nachbarvölker  erregten ,  sie  ihre  Erfolge 
hauptsächlich  der  geographischen  Lage  ihres  Landes  verdankten.  In  welchem 
Grade  Armenien  vom  handelspolitischen  Standpunkte  aus  wichtig  war, 
zeigen  auch  die  vielen  Handels-  oder  Kriegsstraßen  oder  Wege  =  i^nqn^ 
mmj  =  ^jb,  die  im  Lande  nach  allen  Seiten  hin  Verzweigungen  hatten. 

So  führte  eine  große  Handelsstraße  über  Amid  oder  Dijarbakr  nach 
Mijafariqin  und  von  hier  durch  Arzan  nach  Bitlis.  Etwas  nördlich  von 
Bitlis  und  südlich  von  Datowan  verzweigte  sich  diese  Straße.  Der  eine 
Weg  führte  südlich  von  Vansee  nach  Ostan  =  Wastan  -  Wän  -  Berkri  und 
heißt  bei  tovma  und  K.  Yohannes4  Hol(cer)-  oder  Hols(er)- Weg.  Der 
zweite  Weg  und  die  Hauptstraße  ging  von  Bitlis  über  Datowan  nach  Xlat. 
Von  hier  führte  eine  Straße  über  Apahownik  oder  Manazkert  nach  Qäli- 
qalä  und  Trabizon,  der  zweite  Weg  von  Xlat  über  Arces  -  Bagrewand 
nach  Dow  in  oder  Arces- Berkri -Xoy.    Von  Do  win  oder  Dabil  aus  ver- 


1  Asolik  U,  2,  110. 
»  K.  Yoh.  c.  25 ,  S.  151/52. 
*  tovma  ni,  1,  125  f. 
«  Ebenda  10,  182;  2,  132. 

'  JAqüt  I,  p.TVT.  Nach  Ibn  al  -  Faqih  lagen  nur  am  Araxes  1000  Städte 
(vgl.  auch  die  Sage  hei  Qazwini  Kosmol.  U,  p.VVV).  Nach  Kai.  Yohannes  baute  Aiot  L 
viele  Städte  und  Dörfer,  (c.  29,  S.  176). 

6  tovma  Ul,  2,  127;  23  ,  237  (vgl.  mit  K.  Yoh.  c.  34,  S.  219). 


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Thopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  AJot  I.  143 


zweigten  sich  Wege  nach  allen  Seiten  hin.  Nach  Süden,  nach  Persien, 
fuhrt«  die  gewohnliche  Handels-  und  Kriegsstraße  über  Naxijewan  —  Nax- 
favan  =  Nasawä-Naxuene-Marand-Marägä,  oder  von  Morand  über  Ahar 
nach  Ardabil,  oder  von  Nasawä  über  Xoy,  Dilinan,  Uvrinija  nach  Marägä 
und  Ganjak  =  Sahri  Mijändab.  Von  Dowiu  —  Dwin  nach  Norden  führte 
ein  Weg  über  das  Gebirge  nach  Tiflis,  der  andere  über  Kars  nach  Artanug 
oder  nach  Theodosiopolis ,  der  dritte  nordlich  von  Sewansee  nach  Partaw- 
Uajlaqän  —  Paytakaran  nach  Ardabil.  Es  ist  notwendig  vom  militärischen 
und  handelspolitischen  Standpunkte  aus  zu  wissen,  wie  schnell  die  Kauf- 
leute oder  ein  Heer  diese  Wege  zurücklegen  konnten.  Von  Partaw  — 
Barda'a  bis  Ardabil  über  die  Stationen  Jünän-Bajlaqän  -Warian-Balfab- 
Barzand  waren  es  50  Parasangen  und  die  Stationen  lagen  7  Parasangen1  von- 
einander entfernt,  außer  Barzand  und  Artabil,  welche  Städte  15  Parasangen 
auseinanderlagen. *  Von  Barda'a  über  Sainkür  nach  Tiflis  betrug  die  Ent- 
fernung 52  Parasangen  =  5  Stationen.'  Von  Bardaä  nach  Dowin  über  die 
Stationen  Qalaqätüs  —  \^iuqiul,^tamnL^  (9)  -  Matris  (13)  -  Davmis  =  Tauris 
(12)  -  Kajlakün  =  Geiakowni  (16)  -  Sizag  an  (Iii)  -  Dabil  (16)  war  80  Para- 
sangen weit.4  Ein  direkter  Weg  führte  von  Ardabil  nach  Äinid  über  fol- 
gende Stationen:  Marägä  (40)'  -  Urmijä  (20)  -  Salmas  (2  Tagereisen)- Xu wäj  = 
Xoy  (9)  -  Barkri  (30)  -  Arg'is  (2  Tagereisen)6  -  Xilät  (3  Tagereisen)  -  Badlis 
(3  Tagereisen)7- Arzan  (1  Tagereise)8- Majjäfariqin  (4  Tagereisen)  und  von 
Majjäfäniqin  -  Amid  (2  Tagereisen). 

Von  Maräga  ging  der  Weg  nach  Dabil  über  die  Stationen  Urmyä  (30)  - 
Salmas  (14)  -  Xuwäj  (7)  -  Nasawa  (3  Tagereisen)  -  Dabil  (4  Tagereisen).» 

Leider  werden  die  anderen  Straßen  von  den  arabischen  Geographen 
nicht  so  ausführlich  beschrieben  wie  die  obigen.  Von  allen  Städten 
war  der  größte  Stapelplatz  der  byzantinischen  Waren  die  Stadt  Taräbazundä. 
Nach  Mas'üdi  wurden  hier  jährlich  einige  grosse  Messen  gehalten,  und  bei 
dieser  Gelegenheit  fanden  sich  hier  nicht  nur  Zirkassier,  sondern  auch 
viele  muselmännische,  byzantinische,  armenische,  georgische  usw.  Kaufleute 

1  (iJ)£Uu- f  oder  y  =  ^wputufu  =  napavayyw  ist  ein  persisches  Wort 
und  bezeichnet  eine  Länge  von  30  Stadien  =  u$umm^^_  oder  3750  Schritten  (vgl. 
Uyard ,  Niniveh  und  Babylon  S.  48).  So  lagen  wohl  diese  Stationen  eine  Tagereise 
weit  auseinander  oder  umgekehrt  7  Parasangen  konnte  man  durchschnittlich  an  einem 

1  äge  zurücklegen. 

*  Istaxri  >  ^  T  ;  Ihn  Hauqal  T  o  > . 

*  Istaxri  \  \X\  Ihn  Hauqal  V a  > . 
«  Lnaxri  \  \  t ;  Ihn  Hauqal  TO. 

*  Istaxri  hat  die  Stationen  Maragä  -  D&xarraqän  (2  Tagereisen)  -  Urmijä 
(2  Tagereisen). 

*  lata^n  (eine  Tagereise),  Abo'lBda  hat  2  Tagereisen,  p.  f  \»  . 

1  Ebenda  (eine  Tagereise),  Abü'lfidA  und  Muqaddasi  (3  Tagereisen)  so  auchldrisi. 
1  Muqaddasi  hat  von  Badlis  bis  Arzau  2  und  von  Arzan  bis  MajjAfäriqin 

2  Tagereisen.    Abu'lfida  hat  von  Badlis  -  Majjäfäriqin  4  Tagereisen,  p.  TV. 

*  Istaxri  p.  >  t.  Ibn  Hauqal  Y  •  t.  Ahü'lfidd,  p.  T«,  •  (vgl  Ibn  Xurdädbih 
p.  \  1 1 ,  *  N  T.    Kodama  Ibn  Dja'far  p.  93  f. 


144        Tuopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  I. 

ein.1  Nach  Ista'/ri'  und  Ihn  Hauqal*  kamen  nach  dieser  großen  Hafen- 
stadt Kaufleute  von  allen  Gegenden  des  islamischen  Reiches,  um  dort  ihre 
Ware  zu  verkaufen  und  hauptsächlich  die  byzantinischen  Brokate  (^Lo) 
und  geblümten  buntgefärbten  schweren  Seidenstoffe  (j^y)  r.u  kaufen. 
Der  hohe  Zoll,  den  die  Byzantiner  von  dieser  Stadt  erhielten,  ist  ein  sicherer 
Beweis  für  den  großen  Umsatz.4  Kin  verhältnismäßig  kleiner  Markt, 
speziell  fur  die  Kaukasusvölker,  war  die  berühmte  Festung  Artanug'.*  Hier 
trafen  die  armenischen  Kaufleute  mit  Georgiern,  Kgern,  Apxazen  usw. 
zusammen.  Wie  Artanug'  fur  nordwestliche,  so  waren  Barda'a  und  Bäbu'l- 
Abwab  für  nordostliche  Völker  die  größten  Handelsplätze.  Besonders 
Barda'a  hatte  einen  Markt,  welcher  Kurkija  genannt  wurde,  eine  Parasansje 
lang  war,  und  auf  dem  täglich  die  Leute  mit  ihren  Waren  handelten.'  In 
Adarbajgän  waren  die  Städte  Ardabil,  Marätjä  und  Raj  die  ersten  und 
größten  Märkte. 

Asot  I.  war  es  nicht  gelungen  mit  den  Byzantinern  einen  handels- 
politischen Vertrag  zu  schließen.  Smbat  I.  hat  erst  die  Stiebungen  seines 
Vaters  verwirklicht  und  mit  Kaiser  Leo,  dem  Armenier,  einen  Handels- 
vertrag geschlossen.  Als  Afsin  ihm  wegen  dieses  Vertrages  mit  Krieg  be- 
drohte, beruhigte  ihn  Smbat  mit  der  Erklärung,  daß  er  dadurch  nur  den 
Handel  der  Armenier  und  der  Araber  begünstigen  wollte,  und  dieser  auch 
für  die  Araber  eine  Quelle  des  Reichtums  sein  würde.  Wie  aus  diesem 
Vertrage7,  so  ist  auch  aus  der  Aufzählung  der  fürstlichen  Geschenke,  die 
unten  folgen  wird,  deutlich  zu  ersehen,  daß  die  Araber  und  die  Armenier 
von  den  Byzantinern  hauptsächlich  kostbare  Stoffe  oder  Gewänder,  goldene 
und  silherne  Schinucksachen  und  Service  bezogen."  Alle  diese  Waren 
kamen  gewöhnlich  über  Trapizon  nach  Theodosiopolis  und  von  hier  nach 
Dowin.  In  Friedenszeiten  waren  die  Wege  ziemlich  sicher,  obwohl  in  ge- 
birgigen Gegenden  wie  noch  heute  verschiedene  Räuberbanden  die  Umgegend 
öfters  beunruhigten.  Unsicher  waren  besonders  die  Gegenden  von  Vanand, 
Gowgark  und  Owti,  deren  Bewohner  Smbat  völlig  unterwarf  und  für  die 
Sicherheit  des  Landes  die  nötigen  Vorkehrungen  traf,  so  daß  unter  ihm  vom 
Räuberwesen  keine  Rede  ist.  Als  Transportmittel  brauchte  man  außer  den 
Maultieren,  Eseln  und  Kamelen  auch  Wagen  =  ""f// ,  deren  Bau,  wie  es 

1  Mas'üdi  II,  3. 
>  Lstaxri,  p.  \  A  A . 
s  Ilm  Hauqal,  p.  T  i 

*  Const.  Porphyr.,  De  adm.  imp.  p.  207  f.,  Heyd,  Geschichte  dea  Levante- 
handels im  Mittelalter,  1879.  I,  52,  Journ.  of  the  Asiat.  Soc,  Bengal,  v.  XIV,  2,  p.  526. 
1844.  De  Fretnery,  Journ.  As.  S.  IV,  t.  14,  462  usw. 

6  Wakhoucht,  Descript.  Geographique  de  la  Georgic,  od.  Bros  set  p.  117.  Die 
armenischen  Kauflcute  drangen  im  Norden  bis  Casehak  vor.  Abou  -  el  -  Cassini  p.  26. 

•  lstaxri,  p.  NAT,  Ibn  Hauqal  p.  1 1  N .  Jaqüt,  Qazwini  usw.   Jaqüt  hat  den 


7  Kat.  Yoh.  c.  31,  S.  201. 

*  VgL  besonders  ebenda  c  40,  S.  250. 


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Thopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aiot  I.  145 


scheint,  sich  von  den  heutigen  in  nichts  unterschied.  Charakteristisch  sind  dafür 
die  Worte  Tovmas,  daß  sie  »mit  lauter  Stimme  ihre  Ankunft  predigten«.1 
Auch  die  Schiffahrt  hat  (unter  Gagik  I.)  auf  dem  Van-See  und  auf  dem  Sewan- 
See  unter  Smbat  und  Asot  einen  Aufschwung  genommen.1  Die  Schiffahrt  setzt 
die  Entwicklung  der  Tischlerei  =  tyt-uhni.f}hLh  voraus.  Von  den  Instrumenten 
derselben  erwähnt  Kafolikos  Yohannes  die  P 

Tovma  Orken  und  Elecan.*  Nach  dem  letzteren  hatten  die  Tischler 
noch  viele  andere  Instrumente  —  ^LMttut^atb  f/'«*^»-  Der  Umstand,  daß 
Gagik  I.  fur  die  Gebäude  von  Altamar  kolossale  Massen  von  Eisen  und 
alle  diese  Tischler,  Landwirte,  Juweliere  usw.  eiserne  Instrumente  ge- 
hrauchten, weist  auf  die  Entwicklung  der  Eisenindustrie  hin.  Bei  den 
armenischen  Historikern  finden  leider  die  reichen  Minen  von  Armenien  nur 
zweimal  Erwähnung.  Über  Eisen bergwerke  ist  bei  ihnen  keine  Notiz  vor- 
handen. Von  den  Arabern  erwähnt  erst  G'auhari  das  Eisenbergwerk  von 
Qusäs  in  Armenien.8  Nach  dem  Namen  dieses  Bergwerks  werden  eine  Art 
der  Schwerter  Qusäsij  genannt.  Jäqüt  bestätigt  dieses  Zeugnis  von  G'auhari.4 
Von  beiden  Städten,  die  bis  heute  im  Süden  von  Armenien  den  Namen 
M'aden  tragen,  ist  dieses  Bergwerk  wahrscheinlich  mit  Arlanä  M'aden  zu 
identifizieren.  Nach  Jäqüt  war  auch  die  bekannte  Festung  Bälü  im  Norden 

von  Arlanä  M  aden  mit  ihrem  Eisenbergwerk  (Jk»        jO»u)  berühmt.7 

Wir  haben  schon  erwähnt,  daß  am  Ende  des  VIII.  Jahrhunderts 
in  Armenien  auch  Silberminen  entdeckt  worden  sind.  Leider  gibt  Lewond 
nicht  genau  an,  wo  diese  Minen  sich  fanden.  Sie  waren  wohl  im  Tale 
von  Corox- Acampsis,  wo  bis  heute  von  den  Türken  ein  Berg  Gümüs- 
Dal  =  Silberberg  und  eine  Stadt  Gumüs-Xane  =  Silberhaus  genannt 
wird.  Diese  Silbenninen  lagen  wahrscheinlich  im  Gebiete  der  Bagratownier 
bei  Sper,  weil  sie  gerade  im  Anfang  das  IX.  Jahrhunderts  so  reich 
waren,  daß  sie  anderen  Satrapien  ihre  Länder  abkaufen  konnten.  Am  reich- 

»  tovma  III,  29,  256;  vgl.  Kat.  Yoh.  c.  40,  S.  251. 

»  Pseudo- tovma  IV,  7,  293  ff.;  Kat.  Yoh.  47,  S.  287;  67,  444;  besonders 
tovma  III,  29  ,  257,  hiervon  noch  unten. 
3  Kat.  Yoh.  c.  49,  S.  300. 

*  tovma  c.  29,  S.  257;  npfö,,  eine  Art  Säge?   bf^gulU  wohl  Ölspritze. 

*  Schwartzlose:  Die  Waffen  der  alten  Araber,  S.  136. 

6  Jäqüt.  geog.  Wort.  IV,  p.  \^ .  Nach  diesem  Geographen  liegt  ein  Ort 
Quais  im  Gebiete  der  Bant  Asad,  die  nach  Wüstenfeld  im  I^ande  zwischen  Basra 
und  Madina  wohnten  (Heg.  I,  p.  87)  und  nach  diesem  Bergwerk  heißt  das  Schwert 
Qusasi.  Vielleicht  ist  der  Widerspruch  dadurch  zu  beseitigen,  daß  wir  zwei  Eisen- 
bergwerke mit  dem  Namen  Qusas  annehmen.  Wahrscheinlicher  ist  es  aber  noch, 
daß  eiu  Teil  der  ßani  Asad,  wie  viele  andere  Stämme,  im  Süden  von  Armenien 
sich  niedergelassen  und  den  Betrieb  des  Bergwerks  in  seinen  Händen  hatte.  Diese 
Annahme  wird  auch  dadurch  bestärkt,  daß  Kusajn  ben  Hamdan  im  Süden  von 
Armenien  mit  Bani  Asad  in  Streit  geriet.    'Arib.  p.  \A. 

7  Jäqüt  I,  p.  t  A  •,  Über  die  Steuer  derselben  2 '/,— 2  Prozent  vgl.  Mäwardi 
P  341.  Von  verschiedenen  Eisenarten  waren  besonders  Stahl  und  *i  yntyvr^cia.  Xx>o?  = 
nttgnisijä. 

Miu.  ,L  Schi.  f.  Orient  Sprachen.   190t.  II.  Abt.  10 


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no 


Thopdächia»  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aäot  I. 


lichsten  aber  waren  in  Armenien  die  «Salzminen  vorhanden.  Darauf 
deuten  die  Namen  der  Gaue  AHovit  =  das  Salztal,  Darannli  =  Salz- 
versteck, Alowe  =  salzig  usw.  hin.  Nach  lbn  Hauqal  gab  es  in  der  Nähe  vom 
Van-See  :~  Xilat-See  Arg'is-Sce1  Borax,  das  man  nach  Mesopotamien. 
Mftsul,  Raqqä,  Harrän,  Halab  und  nach  allen  Grenzländern  exportierte 
und  welches  am  meisten  von  den  Bäckern  gebraucht  wurde.  Neben  dieser 
Borax-  oder  Salpetermine  fanden  sich  Arsenik-  Bergwerke, 

in  denen  man  die  beiden  Arten  desselben,  das  rote  und  gell>e,  Orpiment 
und  Sandarach,  produzierte.  Sowohl  diese  Salzarten  vom  Van -See  wie 
auch  diejenigen  vom  Kapoyt-Cov  =  Kabüdän-See  =  Urmijä-See  expor- 
tierte man  nach  allen  Gegenden,  nach  'Iraq,  Syrien,  Ägypten,  und  zwar  mit 
großem  Erfolg.3  Alle  diese  Salzminen  lagen  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
im  Nordosten  vom  Van -See  im  Gau  AHovit  oder  Alovit.  Zwischen  Mus, 
Manazkert  —  Malazkird  und  Qäliqälä  lag  auch  ein  Ort,  welcher  bei  Mu- 

qaddasi  den  Namen  ^  trägt  und  eine  Station  auf  dem  Wege  Majjä- 

färiqin-Müs    (4  Tagereisen)  -  wi (?)  -  Qinit  —  ^xj  (?)     (1  Tagereise)- 
{y*  (1  Tagereise)- Colonia  ist.   Wenn  diese  Vermutung  richtig  ist,  so 


lag  diese  Station  zwischen  Apahownik  und  Mananali.  welcher  Gau  dem 
Namen  nach  auch  reiche  Salzminen  haben  mußte.*  Von  Naphthaquellen 
in  Bäküh  =  Baku  muß  man  hier  absehen,  weil  dieselben  im  IX.  bis 
X.  Jahrhundert  außerhalb  Armeniens  sich  befanden.4  In  Apahownik  -= 
Bäg'unajs  =  Bäg'unis  gab  es  auch  Salz-  oder  Natronbergwerke,5 

Weil  die  Armenier  in  ihrem  Lande  reiche  Silberminen  hatten,  auch 
das  Gold  ihnen  nicht  fehlte,  fingen  die  armenischen  Juweliere  oder  Gold- 
schmiede unter  dem  byzantinischen  Einfluß  an,  eine  ziemlich  ausgebildete 
Kunst  zu  entwickeln.  Wir  werden  unten  sehen,  wie  viele  ihrer  Produkt*- 
vom  Smbat  fremden  Königen  und  Herrschern  verschenkt  wurden.  Sie  be- 
reiteten für  die  Fürsten  und  Könige  Kronen,  Schwerter,  Dolche,  Gürtel. 
Ringe  usw.  und  fur  die  Kirchen  Kreuze,  Verzierungen  der  Evangelien. 
Weihrauch-  und  sonstige  Sehmuckgefäße.  Hier  seien  nur  zwei  Pracht- 
exemplare der  Goldarbeiterindustrie  erwähnt,  von  denen  eins  ein  goldener. 


1  Vgl.  ebenda  IV.  p.  A\o. 
*  Ihn  Hauqal  p.  *  i  A . 
8  Muqaddasi  p.  >  o  • . 

4  Ihn  Faqiii  al-Hainadäni  erwähnt  noch  folgende  Metalle,  dio  in  Armenian 
gefunden  worden  sind:  1.  Queek-silber  (^j-^j),  2.  (O)-*— =  XaXxa^sc  =  Kupfer 
(JUXmc),  3.  jlkÜi  (pers.  aueh  jlLuli)  =  Schwefel,  gelbes  Vitriol,  4.  -  - 

Blei  (p.  *^V).  Nach  Jäqüt  war  auch  ^yj^~  ~  Harnaq  ein  Bergwerk  in  Armenien 
(Jäqüt,  Geogr.  Wörterb.  II,  p.  Y  1  \). 

'  Jäqüt  I,  p.  too.    Nach  ihm  gehörte  diese  Gegend  den  Bani  >r*—.  Di«* 

Salzminen  waren  wohl  in  der  Gegend  von  Aliovit,  die  Kupfennincn  0"***) 
dagegen  scheinen  nördlich  von  Apahownik  nach  Mananali  zu  gelegen  zu  sein. 


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Thopmchiak:  Die  inneren  Zustände  von  Annenien  anter  Aiot  I.  147 

mit  farbigen  Glasern  gezierter  Gürtel  das  Werk  der  byzantinischen  Gold- 
schmiede ist.  Das  zweite  ist  das  große  silberne,  mit  eingesetzten  Edelsteinen 
geschmückte  Kreuz  von  Varag  und  auch  dasjenige  von  Ostan,  beide  von 
armenischen  Goldschmieden  angefertigt.  Diejenigen  Industriezweige,  in 
welchen  sich  die  Armenier  seit  alters  her  ganz  besonders  ausgezeichnet 
hatten,  waren  Weberei,  Färberei  und  Stickerei.  Die  farbigen  seidenen 
oder  Nnmmetgewänder,  Vorhänge,  Tischdecken  und  sonstige  Dekorations- 
stücke fanden  im  In-  und  Auslande  großen  Beifall.  Die  feinsten  goldge- 
stickten und  farbigen  Kleider  wurden  von  den  Frauen  gewebt.1  Das 
Zentrum  der  gesamten  armenischen  Industrie  und  der  wichtigste  und  größte 
Handelsplatz  von  Armenien  war  die  Stadt  Dowin.2  Nach  Tovma  waren 
die  Bewohner  dieser  Stadt  durch  Handel  überaus  wohlhabend  geworden. 
Er  klagt  auch  über  ihre  Sittenlosigkeit,  welche  die  natürliche  Folge  des 
Reichtums  sein  konnte.8  Die  Färberei  war  mit  Weberei  und  Stickerei  un- 
zertrennbar verbunden,  darum  werden  wir  im  folgenden  über  alle  drei 
zusammen  sprechen.    Nach  Ihn  Hauqal  war  Dowin  in  erster  Heihe  durch 

10 

die  sogenannten  Mar  izi  =  (SC^kS*  (Ziegen-  oder  feine  Wolle)  Kleider  oder 

Stoffe  sehr  berühmt.  Auch  die  wollenen  Decken,  Polster,  Matratzen  usw., 
nach  der  armenischen  Mode  rot  gefärbt,  waren  sehr  beliebt.4  Artasat, 
einige  Kilometer  weit  von  Dowin  am  Araxes,  war  mit  ihren  Färbereien  so 

berühmt,  daß  Baläduri  dieselbe  y**JÄ\  \j,  die  Stadt  der  roten  Farbe, 

nennt.5  Zur  Färbung  dieser  Stoffe  brauchte  man  eine  Art  Purpurwürmchen 
(coccus  polonicus),  die  am  Ararat  auf  den  Wurzeln  einer  kurzen  harten 
Grasart  (dactylis  litoralis)  in  Nestern  lebten8,  und  die  die  arabischen  Geo- 
graphen mit  den  -Seiden würmchen-  vergleichen.7  Nach  Ihn  Faqih  er- 
schienen sie  nur  im  Frühling.8  Die  farbig  geblümten  schwer  seidenen 
J  *  f 

Stoffe  (j^J»)  waren  denen  der  Byzantiner  ganz  ähnlich.  Speziell  ar- 
menische Produkte  waren  dagegen  die  Kopftücher  oder  Kopfschale,  die 
Matratzen,  die  Kissen,  Sessel  oder  Throne,  Vorhänge  und  Schleier,  Tep- 
piche und  allerhand  Strickereien,  die  nach  Ihn  Hauqal  in  keinem  Lande 
ihresgleichen  hatten.0  Die  armenischen  Teppiche  galten  auf  dem  Markt 
um  diese  Zeit  als  die  besten.    Sie  zierten  in  erster  Reihe  mit  demjenigen 


1  Kaf.  Yoh.  c.  43,  S.  265. 

*  Z.  f.  Arm.  Ph.  n,  2,  51  f. 
»  fovma  III,  22,  230. 

*  Ihn  Hauqal  p.  tit;  Istaxri  p.  >  A  A. 

»  Baläd  I,  p.  v  •  .  (vgl.  ZAP.  II,  1,  67,  Nr.  1). 

8  tazar  Parpeci,  ed.  Ven.  1793,  S.  286;  Parrots  Reise  1,  S.  M>,  ZAP. 
II,  1,  52. 

'  Ibn  Hauqal,  p.  Yi«;  I?ta;(ri,  p.  \AA. 
8  Ibn  Faqili  p.  Y*»V. 

*  Ibn  Hauqal  p.  ti»:  Ista;^,  p.  >  A  A;    vgl.  Ja'qübi   BGA.  7,   p.  tTY, 
die  Teppiche  von  Nahrabän. 

10» 


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148       Thofdschian  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  I. 


von  Tabaristän  die  königlichen  und  fürstlichen  Paläste.1  Berühmt  war 
auch  das  armenische  Hosenband  («^^) ,  das  in  Salamis  für  ein  bis  zehn 
Dinar  pro  Stück  verkauft  wurde.  Ebenso  bekannt  waren  die  schwarz- 
seidenen .Schleier,  Turbane,  Vorhänge  usw.,  die  auch  in  Majjüffiriqin  ge- 
arbeitet wurden.'  Ista%ri  erwähnt,  daß  man  in  Trapezunt  von  den  By- 
zantinern hauptsächlich  £7^"°  —  qJrnqiul[  (Kat.  Yoh.  S. 243)  i^jn^ui^  =  Brokat 
und  römische  Kleider  und  Buzjün  =  geblümte  seidene  Stoffe  kaufte.'  Nach 
Ihn  Faqih  hatte  man  in  Armenien  außer  Qirmiz  auch  Rubia  tinctorum  (»jj)* 

Diese  hohe  Entwickelung  der  armenischen  Weberei,  die  Bearbeitung 
der  wollenen,  leinenen  und  seidenen  Stoffe,  legen  von  der  fortgeschrittenen 
Kultur  der  armenischen  Landwirtschaft  ein  gutes  Zeugnis  ab.  Mit  Acker- 
bau, Fruchtbaumgärtnerei,  Viehzucht  usw.  beschäftigten  sich  nicht  nur  allein 
Landleute  oder  Hauern,  sondern  auch  die  Bewohner  der  Städte.*  Alle 
arabischen  Geographen  preisen  die  fruchtbaren  Umgebungen,  die  Gärten 
und  die  Felder  der  armenischen  Städte.  Unter  Smbat  I.  waren  der  Acker- 
bau und  die  Gärtnerei  sehr  emporgeblüht.  K.  Yohannes  beschreibt  den 
Wohlstand  der  Armenier  unmittelbar  nach  dem  Tode  Afsins  mit  folgenden 
Worten:  -Sie  haben  Weingärten  gepflanzt  und  die  Wohlgeruchhallen  der 
Ölbaume  und  Gärten  gebaut,  sie  haben  Felder  ohne  Unkraut  gepflügt  und 
hundertfache  Fruchte  erzielt.  Von  der  reichlichen  Ernte  wurden  ihre  Korn- 
häuser unerfüllt.  Während  der  Weinlese  wurden  ihre  Weinbottiche  voll.- 
Auch  die  Viehzucht  nahm  nach  ihm  um  diese  Zeit  einen  enormen  Auf- 
schwung. Die  Herden  von  Klein-  und  Rindvieh  vermehrten  sich  und  be- 
deckten die  Weideplätze  der  Berge.4  Die  Armenier  produzierten  so  viel 
Getreide ,  besonders  Weizen  und  Gerste ,  daß  sie  davon  ihren  Bedarf  reich- 
lich decken  konnten.  In  verschiedenen  Gegenden  von  Armenien  wuchsen 
fast  alle  Getreide-  und  Fruchtarten.    Bis  heute  zählt  man  auf  dem  Felde 

1  Vgl.  besonders  Arib  p.  t  A  ♦  <JÜaL-  ^J>  j.   Das  war  wahrscheinlich  einer 

von  den  langen  Teppichen ,  die  geradezu  unter  dem  Namen  Armani  bekannt  waren. 
Es  wurde  schon  oben  erwähnt,  daß  es  unter  den  Teppichen,  die  Jüsuf  im  Jahre  299 
dem  Muqtadir  sandte,  einen  gab,  dessen  Länge  und  Breite  60  Ellen  war  (vgl. 
Baetgen,  Fragmente  81  =  138).  Auch  in  der  Reihe  der  Steuerartikel  in  natura 
mußten  die  Armenier  den  Arabern  jährlich  20  Teppiche  geben  (Ibn  Xaldön  bei 
Kremer,  Kulturgesch.  I ,  S.  358). 

*  Ihn  Hauqal  p.  T  t  V 

8  Lstaxri   p.  >  A  A ;  vgl.   Österreich.  Zeitschr.  für  den  Orient,  VII.  Jahrg., 
1831,  S.  92  ff.    Ibn  Hauqal  ob.  erwähnt  auch  leinene  Kleider  und 

byzantinische  Gewänder  • J jH  »5  l).  Es  sei  hier  bemerkt,  daß  die  in  Ar- 
menien, Adarbajg'än  und  Arran  gebrauchten  leinenen  Kleider  und  Stoffe  hauptsäch- 
lich aus  Bäbu'l  Abwftb  (Derband)  bezogen  wurden.  lstaxri  p.  >  A 1  ,  Ibn  Hauqal 
p.  YtT. 

*  Ibn  Faqih  p.  Y^A. 

*  Vgl.  z.  B.  K.  Yoh.,  c  31,  S.  202. 

*  K.  Yoh.,  c.  40,  S.  250/1 ,  vgl.  c.  53,  S.  326. 


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Thopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Alot  I. 


149 


Ararat  40  Weintraubensorten.  Ibn  Faqih  erwähnt  von  den  Früchten  be- 
sonders tyfuAr  =  j\  j£  =  Aprikose,  Sah  -  Ballüt  =  Kastanie  und  Xalang 

(pers.),  von  deren  Holz  man  Näpfe  machte.1  Durch  ihre  fruchtbare  Um- 
gegend war  besonders  die  Stadt  Barda'a  sehr  berühmt.  Vor  allem  Andaräb, 
welcher  Ort  von  Bardaä  eine  Parasange  weit  entfernt  lag,  war  mit  seinen 
Gärten  und  Feldern,  die  sich  im  Umkreise  einer  Tagereise  ausbreiteten, 
sehr  bekannt.  Hier  wuchsen  die  besten  Sah  -  Ballüts  und  ßunduq  —  Hasel- 
nuß (türk.  fe'ndeq(X),  eine  Art  Frucht,  die  Rüqal  genannt  wird,  und  dem 
fcubajra"  ähnlich  ist.*  Barda'a  war  berühmt  auch  durch  Maulbeerbäume. 
Hier  wuchsen  in  großer  Menge  Seidenwürmchen  ,a  und  darum  war  diese 
Stadt  das  Zentrum  der  rohen  Seidenfabrikation.4  Ibn  Faqih  erwähnt  noch 
unter  den  Produkten  von  Armenien  Mannu  oder  Tarang'abin  =  Mananay 
(arm.),'  eine  Art  Honigstaub,  welcher  bis  heute  in  der  Gegend  von  Mows 
zu  haben  ist.  Auch  das  Holz  der  Wälder  von  Armenien  und  besonders 
der  Nußbäume  war  für  den  Handel  ein  einträgliches  Material.  Nach 
Ihn  Faqih  brachte  man  von  den  Bergen  A<Jarbajg'äns  und  Anneniens 
Baumstämme,  deren  Umfang  20  Spannen  groß  war.6  Nicht  minder  be- 
gehrenswert war  der  armenische  Honig.  Die  Bienenzucht  wurde  haupt- 
sächlich auf  dem  Lande  und  besonders  in  den  Klostern  getrieben.  Die 
Mönche  jener  Zeit  waren  nicht  allein  Seelenretter,  sondern  auch 
Musterlandwirte.7  Auch  in  der  Pferdezucht  suchten  die  Armenier  seit 
alters  her  ihresgleichen.  Der  Umstand,  daß  die  Armenier  den  Arabern  als 
Steuer  in  natura  jährlich  200  Pferde  abliefern  mußten,  daß  Smbat  und 
Jüsuf  dem  Xalifä  und  den  anderen  Herrschern  in  erster  Reihe  Pferde 
schenkten,  beweist  genügend  die  Hochschätzung  der  armenischen  Pferde. 
Nach  Ibn  Hauqal  exportierte  man  von  Sawarftan  =  Zawazän  und  aus  den 
anderen  Gegenden  von  Armenien  und  Arran  Maultiere  und  durch  ihre  edle 
Rasse,  Gesundheit  und  Ausdauer  berühmte  Pferde  nach  Xaräsän,  'Iraq  und 
Syrien.8  Wir  haben  schon  erwähnt,  daß  dieselben  Tiere  auch  zu  Transport- 
zwecken gehraucht  wurden,  wie  Ochsen,  Ksel  und  Kamele.  Die  letzteren 
sind  in  Armenien  wohl  von   den  Arabern  zu  diesem  Behufe  eingeführt 


I  Ibn  Faqih  Y*»A. 

9  Ibn  Hauqal  T  t  •  f.    Diese  Fruchtart  ist  mir  unbekannt.     Diese  Worte 

bedeuten   auch  eine  Art  berauschendes  Getränk  der  Äthiopier  aus  Hirse.  Als 

Pflanze  sind  sie  wohl  mit  Zizypha  rubra  Gilanensis  zu  identifizieren. 

»  Auch  in  Apahownii  wuchs  eine  Art  Gras  (O-a*),  auf  welchem  Seiden- 
würmchen lebten,  und  diese  waren  auch  unter  dem  Namen  ^»jVl  =  das 

armenische  Seidenwürmchen  bekannt  (vgl.  Jäqüt  I,  p.  too). 

«  Ibn  Hauqal  T  l  \  ,  Ibn  Faqih  V    V  ,  Muqaddasi  Wo,  IstaXri  NAT,  JAqüt, 
Qazwiiti  usw. 

II  I.  Faq.  t  *i  V  . 

•  Ebenda  p.  >  *  o  . 

1  K.  Yoh.  c.  66  S.  424.   Das  Kloster  von  Garni  Ayri  -Vank  stand  sicher  nicht 
einzig  da. 

»  Ibn  Hauq.  p.  TIA. 


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150 


Thopdscbiak  :  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  I. 


worden.  Auch  mit  wilden  Tieren  war  das  Armenien  reichlich  beschenkt,  wie 
wir  es  unten  noch  sehen  werden ;  sie  wurden  von  mutigen  Jägern  erlegt. 
Mit  den  Fellen  dieser  wilden  und  denen  der  Haustiere  wurde  ein  enormer 
Pelzhandel  getrieben.  Es  wurde  schon  oben  erwähnt,  das  Gagik  im  Gau 
C'owasrot  im  Dorfe  Getk  ein  Jagdhaus  gebaut  hatte.  Dieses  Jagdhaus  la<; 
gegenüber  Masis  am  Araxes.  Nach  tovma  war  diese  Gegend  an  Hirschen. 
Wildschweinen,  Löwen  und  wilden  Eseln  äußerst  reich."  Nach  Istayri 
hatte  der  Ararat  =  Harit  =  Masis  viel  Holz  und  \Vild.a  Im  vierten  Jahr- 
hundert trugen  sogar  Mönche  Kleider  von  Pelz  oder  von  verschiedenen 
Tierfellen. •  Auch  die  armenischen  Fürsten  trugen  kostbare  Pelze.  Der 
berühmte  Renegat,  der  Siwnier  Vasak,  trug  nach  Elise  Samoyr  =  uutJnjp.' 
Nach  Ihn  Faqih  gab  es  in  Armenien  katzenartige  Tiere ,  deren  Fell  seiden- 
weiche Haare  hatte  und  gutes  zartes  Leder  lieferte  und  d:is  als  Kleider- 
artikel sehr  gesucht  und  beliebt  war.  .Solche  fischreichen  Flusse  und  Seen, 
wie  sie  Armenien  hatte,  mußten  auch  den  Fischexport  besonders  begünstigen. 
Mit  seinem  Fischreichtum  kommt  in  erster  Reihe  allerdings  der  Sewan  -  See 
in  Bettacht.  Die  Forellen  des  Sewan -Sees,  die  den  Namen  Isx an  (Fürst) 
führen,  können  die  verwöhntesten  Feinschmecker  befriedigen.  Sie  haben 
schon  ein  prachtvolles  goldglänzendes  Äußeres.  Die  sogenannten  Kulaks  des- 
selben  Sees  sind  Salzfische  und  machen  im  Kaukasus  den  anderen  der- 
artigen Fischen  Konkurrenz.'  Nach  meinein  Wissen  hat  dieser  See  noch 
1 1  verschiedene  andere  Arten  von  Fischen.  In  der  Gegenwart  verpachtet 
die  russische  Regierung  die  Fischereien.  Merkwürdigerweise  ist  von  diesem 
wundervollen  See  weder  bei  den  armenischen  Historikern,  noch  bei  den 
arabischen  Geographen  die  Rede.  Dagegen  ist  dies  vom  Van  -  See  = 
Tospay  Cov  =  Termine  ?.<iwvj  =  Nairi-Meer  der  Fall,  welcher  auch  nach 
den  Städten  Xilät,  Argis  oder  der  Insel  AKamar  genannt  wird.  Durch 
die  Verpachtung  der  Fischereien  desselben  hatten  schon  Mohammed  ihn 
Marwan  unter  'Abdtfl  Malik  und  nach  ihm  sein  Sohn  Marwän  ben  Mo- 
hammed großen  Gewinn  erzielt.6  Auch  Gagik  1.  von  Vaspowraken  hatte 
denselben  See  zum  Nutzen  der  Armen  verpachtet.7  Sein  Wasser  ist  so  salzig, 

1  tovma  III,  29  ,  253  f. 

2  Ista^ri  191.   Mordtmann  verwechselt  den  Klein  -  Masis  (Huwajrit)  mit  Bingöl 
und  Ala -Dal.,  Das  Buch  der  Länder,  S.  165,  Ann.  1(>">,  Die  Sehr.  d.  Ac.  Ham. 

3  Hierüber  habe  ich  in  meiner  »Die  Anfange  des  armenischen  Mönchtutos- 
ausführlich  gesprochen.    Siehe  ZWKG.  25,  I. 

*  Elise,  cd.  Ven.  1832,  S.  241,  per«,  ebenso  ^UL,  pilS  «  jj.j^w-  (vgl 

für  diese  vier  Pelzarten  Säh  -  nahine  ed.  Paris,  S.  38;  ed.  Vuller  S.  19  bei  G.  Jacob, 
Der  baltische  Handel  S.  50). 

*  Ihn  Faq.  t  *»V         J-^-Vl  (J^j)  =  pellia  lupi  cervarii  Völlers  und  Dozy. 

Tt»  4.  M  V  8.  Gloss.  III,  sie  waren  den  jy~>  =  uutjhjp  und  lj J  =  ^uttljthp(?) 

ähnlich;  vgl.  über  verschiedene  Tiere  der  ararat.  Felder  die  bekannte  Beschreibung 
derselben  bei  Lazar  l'arpeci. 

«   Baldd.  I,  Y  •  •  ,  ibn  Faq.  Y  \  Y  ,  JA.  IV,  Y  \  i  . 

'  Ps.  tovma  IV,  6,  292. 


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Tbonmchian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Aäot  I.  151 


daß  in  ihm  nicht  einmal  Frosche  und  Krebse  leben  können.1  Nur  an  den 
Mündungen  der  östlichen  Flüsse  vom  Van  -  See  am  Bendi  -  Mfthi  -  su, 
Kara  -  faj  und  Xos  -  Ab  fängt  man  bis  heute  eine  kleine  Art  von  Fischen, 
die  die  Armenier  muinhfu ,  die  Araber  j£  ye  nennen.  Diese  herings- 
artigen Salzfische  waren  im  Altertum  ebenso  verbreitet  und  beliebt  wie  in 
der  Gegenwart.'  Von  diesen  Fischen  sagt  Ihn  Hauqal,  daß  sie  eine  Spanne 
groß  waren,  und  daß  man  sie  in  Sab.  einlegte  und  nach  Mesopotamien, 
Kaqqä,  MümiI,  Hamm,  Halab  exportierte.'  Tarex  ist  heute  als  Salzfisch 
im  ganzen  Armenien,  Adarbajgan ,  Kaukasus  und  Kleinasien  verbreitet, 
während  es  der  Kolak  mehr  im  russischen  Armenien  und  Kaukasus  ist. 
Nach  diesen  Seen  kommen  für  den  Fischfang  die  Flüsse  Kura  und 
Araxes  in  Betracht.  Diese  beiden  sind  durch  die  Fische  Sowrmahik, 
Tirnkan,  Asubä  bekannt.4 

Ibn  Faqih  lobt  besonders  Sowrmahik  Surmähis,  die  nach  ihm  fett,  zart 
und  wohlschmeckend  waren.'"  Diese  Fische  exportierte  man  nacVlräq  und  Rrtj.8 

»  Ihn  Faq.  Tlo,  Jaqüt  II,  t»A. 

*  Die  Annahme  Mordtmanns,  daß  Tarex  hei  den  Armeniern  für  alle  Arten 
gesalzener  Fische  gebraucht  wird,  is>t  nicht  richtig.  Die  gesalzenen  Kolaks  z.  B. 
Iieißtn  nicht  Tarex.  Er  hat  wahrscheinlich  das  griechische  Tacix5«'  m  Betracht  ge- 
zogen. Das  armenische  Tarex  leitet  er  auch  von  demselben  Worte  oder  von  Taci^iuw 
ab.  Diese  Annahme  ist  zweifellos  richtig.  (Das  Buch  der  Länder  S.  164  f.  N.  160.) 
Qazwini  halt  diesen  See  von  BaliuAs  verzaubert.  (II,  fat.)  Diese  Sage  wird  auch 
durch  Mar  Aba(s)  Katina  bei  Movs.  Xorcnaci  bestätigt,  wonach  als  Samiram  -  Semi- 
ramis  von  Zradast  (Zara>ustra)  und  ihren  Sohn  Ninowas  besiegt  worden  war,  sie 
v«r  ihnen  flüchtete  und  wie  die  armenischen  Sagen  weiter  erzählen ,  dürstete  es  sie 
am  Van  -  See  und  sie  trank  von  seinem  Wasser.    Als  die  Verfolger  sie  erreichten, 

warf  sie  ihr  Halsband  ins  Meer,  und  darum  sagt  die  Sage  [|t£i?ilr.£  tuJft/nuJuif 

f>  ia^  (Movs.  Xor.  I,  18,  40  vgl.  tovma  I,  3,  26  mit  III,  18,  215). 

*  Ihn  Hauq.Y  t  A  ,  Ista^ri  >  ^  •  ,  Ibn  Faqih  T*i»  ,  Jaqüt  II,  t  a  A ,  nach  diesem 
wurde  Balinäs  von  Qubäd  =  Kawat  (arm.)  dem  Großen  nach  Armenien  geschickt  und  hat 

den  Van -See  verzaubert.    |»~U>  =  TiWya  in  der  Volkssprache  Tilisim  (türk.,  arm.). 

«  Die  Namen  dieser  Fische  lauten  bei  Ihn  Hauqal  Tt\,  <j\+ f 

(h.  o.  ,j\y*,   f.  ^ijJ),  ebenso  bei  I?taxri  Jftqüt  hat 

J y~  und  Ibn  Faq.  Y  *i  V  Qazwini  hat  wohl  das  Richtige  Kosm.  II, 

TtS  (vgl.  N.  e.  f.  I§ta^ri,  p.  >  AT).  Ich  halte  diese  Form  darum  für  richtiger,  weil 
sie  im  Armenischen  «spitzer  Halb-  oder  Viertclmond  bedeutet  und  im  Araxes  gibt 
es  bis  heute  eine  Art  Fische,  die  besonders  in  der  felsigen  Gegend  leben  und  mit 
ihrer  Gestalt  an  die  Mondsichel  erinnern  (Mahik  =  Sichel  vgl.  Tovma  III ,  2,  132). 

Ebenso  heißt  die  zweite  Art  bei  Qazwini  jÜj^  =  m£/iu»#uA ,  welches  Wort  -dem 
Herrn  gehörig«  bedeutet  und  weil  die  armenischen  Fürsten  einfach  -Ter.  genannt 
werden,  würde  dann  dieser  Name  an  .Isxan-  (Fürst)  Fische  vom  Sewan  -  See  er- 
innern.   Bei  Jaqüt  kommt  nocli  das  Wort  =  ß^tuifp,  (?)  vor. 

1  Ibn  Faqih  p.  MV.    Die  Beschreibung  des  Araxes  s.  bei  Qazwini,  Kos- 
tuogr.  I,  p.  NW 

*  Ibn  Hauq.  p.  t  i  \ . 


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152       Thopdschian:  Die  inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Asot  I. 

Was  die  kaufmännische  Sprache  anbetrifft,  so  herrschten  in  Adar- 
bajg'an  und  Armenien  hauptsächlich  Armenisch,  Persisch  und  Arabisch  vor; 
die  letztere  Sprache  verstanden  nur  Kaufleute 1  und  die  Herrscher  des 
Landes.  Im  übrigen  sprach  man  in  Armenien  Armenisch,  ausgenommen 
Dowin  und  Umgegend,  wo  auch  das  Arabische  und  Persische  gebräuchlich 
waren.    In  Partaw  sprach  man  Albanisch. 

Am  Schlüsse  dieses  Kapitels  erwähne  ich  die  besten  Produkte  der 
15  Provinzen  der  Armenia  major,  nach  der  Geographie  des  Movs.  Xorenaci, 
die  bis  jetzt  io  dieser  Hinsicht  unbenutzt  geblieben  ist. 

1.  Barjr-Hayk,  die  westliche  Gegend  von  Armenien,  wo  die  Stadt 
Carana  =  Theodosiopolis  liegt,  und  welche  Gegend  unter  Asot  I.  und  Smbat  I. 
größtenteils  in  der  Hand  der  Araber  war,  hatte  viele  Hirsche,  nützliche 
Vögel  (besonders  in  der  sumpfigen  Gegend  von  Karin),  Salz  (tu am  im 
Texte  ist  offenbar  uiqu),  heiße  Quellen  bei  Karin  (vgl.  auch  Qazwini, 
Jaqüt-Qah'qala)  aufzuweisen. 

2.  Armenia  IV,  der  südwestliche  Teil  von  Armenien ,  in  der  großen 
Biegung  des  Euphrates,  besaß  Hirsche,  Vogel,  Fische,  Löwen  und 
Glas  pftLpL^    Diese  Provinz  stand  auch  unter  der  arabischen  Herrschaft 

3.  Arzanene  =  Aljuik,  im  Süden  von  Armenien,  war  Eigentum  erst 
der  Bani  Zurärä  =  Zorahä  =  Zowrarek*,  und  nachher  der  Sajbäniden, 
hatte  Naphtha*,  Eisen  (vgl.  oben  Qusas),  Vögel  (besonders  die  sog.  Dez- 
howks)  und  GHor  (eine  Art  Pflanze,  Gemüse). 

4.  Towrowberan,  im  Westen  und  im  Norden  von  Vansee,  hat  Gazben 
(Honig),  Maskamirg,  Haselnuß  =  mftumui^  =  Naphtha,  Eisen. 

5.  Mokk,  im  Süden  von  Vansee,  besaß  die  Früchte  Gahrsak  und 
Manragor,  an  wilden  Tieren  Leoparden  mit  buntem  Pelz,  an  Vögeln 
Rebhu  hn  er. 

6.  Korcayk,  im  Süden  von  Vansee,  an  der  Grenze  von  Assyrien, 
hatte  Zafik  (eine  Art  Metall)  und  die  Früchte  Saganak  =  Sah-Ballüt 
(ein  Manuskript  hat  an  dieser  Stelle  Sahndak,  das  ist  der  Same  des  Gangar 
genannten  Dornes). 

7.  Parskahayk  liegt  im  Osten  von  Vaspowrakan,  im  Westen  und 
Norden  Urmia-See,  in  ihm  waren  Hirsche,  wilde  Esel  und  Ziegen. 

8.  Die  Produkte  von  Vaspowrakan  werden  merkwürdigerweise  aus- 
gelassen; daß  diese  Provinz  nicht  sehr  fruchtbar  war,  sehen  wir  aus  der 
verhältnismäßig  geringen  Steuersumme,  die  die  Arcrownier  bezahlten.  Die 
Gegend  von  Van  und  Ostan  ist  allerdings  sehr  fruchtbar,  die  Weinberge 
und  Gärten,  besonders  aber  die  Äpfel  von  Ar  tarn  id  sind  in  Armenien  wohl 
bekannt. 


1  So  heißen  diese  bei  Pseudo-Tovma.  IV,  8,297. 

1  Vgl.  von  heutigen  Reisebeschreibungen  z.  B.  Rohrbach,  Bagdadbahn. 

"  Für  die  armenischen  Kaufleute  war  Räj  der  wichtigste  Markt  von  Persien 
(vgl.  lbn  Faqih  p.  Y  Y  • ).  Sie  standen  auch  direkt  mit  Bagdad  in  geschäftlicher  Ver- 
bindung (vgl.  Ja'qübi,  Kit.  al-Buld.  BGA.  7,  p.  YTV  usw.).  Hierdurch  waren  sie  ge- 
zwungen, Arabisch  zu  lernen. 


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Thopdschian:  Die  Inneren  Zustände  von  Armenien  unter  Alot  I.  153 


9.  Siwnik,  im  Süden  von  Sewansee,  hat  Mowrt,  Gereri  und 
Nowrn  (Fruchte). 

10.  Arcax,  im  Osten  von  Siwnik,  hat  Karaxownk  (Weihrauch). 

11.  Paytakaran  =  Bajlaqän,  im  Osten  von  Siwnik,  hat  viel  Baum- 
wolle und  Gerste. 

12.  Owti,  liegt  zwischen  Arcax  und  Kowr,  hat  Ölbaum,  Rose 
(warenkeni?)  und  den  Vogel  Katak. 

13.  Gowgark,  im  Westen  von  Owti,  hat  Analowt,  Hacaracaf, 
Serkewil,  Tosax  (Pflanzen  und  Früchte). 

14.  Tayk,  im  Westen  von  Gowgark,  hat  Feige,  Nowrn,  Altor, 
Serkewil,  Ptlaxownk  und  =  Now§,  Mandel  (FrQchte). 

15.  Ayrarat  liegt  in  der  Mitte  aller  dieser  Provinzen.  Nach  Pseudo- 
Movses  war  diese  Provinz  die  fruchtbarste  von  allen.  Er  lobt  hauptsächlich 
npi^utb  fyuipjfcp  —  das  Purpurwurmchen ,  das  an  einem  schilfartigen  Gras  lebte.1 

1  Ps.-  M.  Xor.  Geogr.  S.  607—  611. 


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154 

Studien  zur  ältesten  Geschichtsüberlieferung 

der  Araber. 

Von  Eduard  Sachau. 


Ihn  Saad  äußert  sich  nur  an  einer  einzigen  Stelle  seines  großen  Werkes, 
soweit  es  mir  zur  Zeit  bekannt  ist,  über  die  Quellen,  aus  denen  er  geschöpft 
bat  und  deren  Inhalt  er  in  seinein  eigenen  Buche  zusammengefaßt  zu  haben 
behauptet,  im  Anfang  des  den  Bedr- Kämpfern  gewidmeten  Teiles,  also  im 
Anfang  der  eigentlichen  Tabakät,  der  Schichten,  Generationen  oder 
Gruppen  der  Männer,  denen  seine  Zeit  ihr  Wissen  vom  Ursprung  und 
Werdegang  des  Islams  verdankte.  Wir  entbehren  eine  solche  Mitteilung  in 
der  von  Ihn  Iiisam  besorgten  Redaktion  des  Ihn  Ishäk.  während  Wäkidi 
seine  Maghäzi  ebenfalls  mit  einer  Quellenangabe  eröffnet,  hierin  vielleicht 
das  Vorbild  seines  Schülers  Ihn  Saad.  Von  den  sieben  Abschnitten,  in 
denen  Ihn  Saad  seiner  Vorgänger  gedenkt,  behandelt 

der  erste  Wäkidi  und  seine  Gewährsmänner, 

der  zweite  die  auf  Abu  Ma'sar. 

der  dritte  und  vierte  die  auf  Muhammed  Ihn  Ishäk, 
der  fünfte  die  auf  Müsä  Ihn  'Ukba  zurückgehende  Oberlieferung, 
während 

der  sechste  und  siebente  Abschnitt  diejenigen  Quellen  nennt, 
welche   unserem  Ihn  Saad  eigentümlich   sind,  aus  denen  er 
direkt,  nicht  durch  Vermittelung  seiner  Vorgänger  Ihn  Ishäk, 
Abu  Ma'sar  und  Wäkidi  geschöpft  zu  haben  angibt. 
Die  Anordnung   Ihn   Saads    nach    chronologischen  Gesichtspunkten 
ändernd,  beginnen  wir  unsere  Untersuchung  über  die  einzelnen  Gewährs- 
niännerreiheu  mit  dem  fünften  Abschnitt,  mit  der  auf  den  ältesten  Geschicht- 
schreiber Müsä  Ihn  'Ukba  zurückgehenden  Reihe. 

I. 

t  ^  4  ä  \  (nach  160) 

ä      -^f  Cr  J^*-l  (t  226). 

Diese  drei  Männer,  der  erste  und  zweite  Onkel  und  Neffe,  sind  im 
allgemeinen  bekannt  (vgl.  meine  Schrift  Das  Berliner  Fragment  des  Müsä 
lbn  'Ukba,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  d.Wiss.  von  1904,  den  25.  Februar 
und  lbn  Saad  III,  1,  Einleitung  S.  XX). 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Gescliichtsübcrlieferung  der  Araber.  155 

Über  Isma'il  Ihn  Ibrahim  gibt  Dhahabi  in  der  Handschrift  der  König- 
lichen Bibliothek  zu  Berlin,  Sprenger  271  Bl.  45*  folgende  biographische 
Notiz: 

i-H*  Cr  <j*-J\  -*^J  s->y  \  CT  ^        fjfJ  i£^*j\j 

Kine  nur  wenig  ausführlichere  Notiz  entnehme  ich  der  Handschrift 
des  Britischen  Museums  Or.  .1817,  dem  JL$3\  Jcf  les  Mukaddasi  (s.  Rieu, 
Supplement  S.  41b)  Bl.  I9h: 

^ y  *^        <2z  Cr  cs"^*  e*^  Cr)  J3*-!  j>  l  j-vll  '^1  J-»*~! 
c;^»  j         -Lp  -u-  c-^  <*j\o  ^  Crt  J>-  £»t J  (sie) j 

^Xf  J£  ^j^l  jl  Cr  Jf*-*J       er  -^j        jl  Cr  |^-^  er  -^—J 
* ^>Jl  (ijj  *)  \  J\  V  ^  W  j»!  Jläj      Oy*  Cr  ^  JS  Cr 

Uber  seinen  Nachfolger  in  der  l'lierlieferung  des  von  Mosa  verfaßten 
Gesehichtswerkes ,  der  gewöhnlich  mit  abgekürztem  Namen  als  Ismä'il  Ihn 
Abi  'Uwais  bezeichnet  wird,  vergleiche  man  den  folgenden  Artikel  derselben 
Handschrift  des  Britischen  Museums  Or.  3817,  Bl.  25*: 

y>j  j-vM  <^u-»V\       j\  Cr        Cr  ^  *f  Cr.  ^  *f  Cr 
y)j       Cr  A        CrJ       v«  Cr      ^  w«i>-  ^.jl  jl  Cr  Jf~t 
JLu  Cr.  jrjJl  axj  -J-\  xp      U  •  Wj  .W  £~  düU  V  Cr.l  o-»  jl 
J-d\  J^c  Cr        Cr  «»t      Cr  j^S  J>^.  Cr.  jUJC-j  -w-  Cr 
^  iSjj  ^  er.  fj\  Cr.  J~-tj  tf^U       Cr.  Cr3^  V  0;  -*>J 
jirf  j  ^ ^ail       Cr  -*-Hj  l^jUI  c^ A-fr  <cr  -üö^        -uu-  Cr  <^ 

^  y)j        trr  Cr  ^i-x-*  c<~H^  "L^  Cr  ^  j  v~~^Cr  V  Cr. 
^jUJlj  j*JM  ^  er  a^j  ^^JJl  wL-^  er.         y>>-  Cr  j^j 

aHj  JliJl  iljül  Cr  <>j      Cr^  Cr*  tf-W  <^>-U 

j\  Cr       Cr.  (^j^l         Cr  Cr-^^  ^ii^  Cr.  J4-  Cr. 

tfjUVl       1  Cr.  Jj^ J  iS-^\  ^\  Cr.         (?) >U-V»  ^  Cr.  ^Ül j 

1  Tochter  des  Sa'd  Ibn  Abi  Wakkas,  welche  behauptete  noch  sechs  von 
Mohammeds  Frauen  gekannt  tu  haben  (vgl.  Ibn  Saad  VIII,  342). 


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15G      Sachau:  Stadien  zur  ältesten  Geschichtoüberlieferung  der  Araber. 

^yJi  jrjj»  -e*  j  >j  j        -H1  er.  y  er 

J.  ^  *\fj  y)j  ^  Cx\j  £V-Jt  >  j- 

^         Uli-  j\  j  I  JCi  Vii.  j<,  J-Ul  <L?  Jö 

Über  denselben  Uberlieferer  gibt  Dhababi  in  Sprenger  271  Bl.  48 b 
folgende  Notiz: 

jl  j  e^L  er        er  tr  <»l  er  J^— \ 

jtaj^  J  "Je-j  a]  £w  ybj  j yL^\  }  -e*j  J}1  J^  jeJe-j  Att! 
j  f  (^jUJl)  ^eTJj^j  Jjl\  i»\  -L*  ü;  jfSj  e*»-> 

<*U  j\  J  e\>j^l  •  ^A-H  e>  eS/~*^  ^u 

jt  Jttj  £T-VH  jji  JIa^VI  4^  J  >•  jr  jJl        J  >j 

V.l  J*  J^.  er  jeJ-  jc-j  Ia-Ip  £»b  V  ^-'l J-  *JW-  je-  <i-?J 

•  1  jetUj  j>^J       <^  J/ 

Über  seinen  Vater  Abu  'ITwais  entnehme  ich  folgende  Notiz  dem 
Werke  Mizzis  in  der  Handschrift  der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin, 
Undherg  39  Bl.  2b:» b: 

*J  a-i^  J  er.  eU—<  ^  <^  e$J^  e?^*^  J^  e^^-> 

So  lehrreich  diese  Notizen  der  späten  Sammler  für  die  Beurteilung 
der  Stelle  des  einzelnen  Gelehrten  in  der  Überlieferung  zwischen  Lehrern 
und  Schülern  auch  sind,  geben  sie  doch  nur  wenig  Auf klärung  über  seine 
allgemeinen  Lebensverhältnisse.   Diese  beiden  Isma'ile,  sowohl  der  Bruder- 

1  F.iix'ii  Auszuir  hieraus  s.  auch  in  Dliahabis 
(ed.  Lukuow  1884.  4°)  Bd.I,  88. 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsüberlieferung  der  Araber.  157 

söhn  des  Mosa  wie  der  Schwestersohn  des  großen  Malik  Ihn  Anas  waren 
geburtig  aus  Medina  und  haben  zweifelsohne  dort  ihre  Kenntnisse  erworben; 
ob  sie  aber  dort  geblieben  und  gestorben ,  oder  ob  sie  nach  Babylonien  aus- 
gewandert und  hier  ihre  Lehrtätigkeit  ausgeübt  haben,  ferner  ob  Ibn  Saad 
in  Medina  oder  in  Bagdad  zu  den  Fußen  des  Isma  il  Ibn  Abi  Uwais  ge- 
sessen, ist  aus  den  mir  zu  Gebote  stehenden  Quellen  nicht  ersichtlich.1 
Beachtenswert  ist,  daß  die  Überlieferung,  welcher  Ibn  Saad  seine  Kenntnis 
von  Musas  Geschichtswerk  verdankte,  dieselbe  ist,  der  eine  Damascener 
Handschrift  des  XIV.  Jahrhunderts  einige  Auszüge  aus  demselben  Werke  ent- 
nommen hat  (s.  Das  Berliner  Fragment  des  Musa  a.  a.  O.  S.  1  und  5 
des  Se]>aratabdrucks). 

IIa. 

JU-l       Xf-  (f  151) 
^       U  JJ>  (-I-  um  181-101 1») 
<SjÜ         O.  fJJ  <t  «ni  211  —  '221?) 

Uber  diese  Reihe  verweise  ich  auf  das  in  meiner  Kinleitung  zu  Ilm 
Saad  111,  1,  S.  XXV  sowie  in  den  Anmerkungen  S.  Ii  Gesagte.  Beide 
Männer,  Harun  und  Ru'aim,  scheinen  in  der  biographischen  Literatur  wenig 
Beachtung  gefunden  zu  haben.  Mizzi  (Handschrift  Landberg  39  Bl.  3b) 
sagt  Ober  den  ersteren  folgendes: 

*>.  ^  +fj  ü,  f^j  -aSU-  d>\  ü  tS3j  öl 

c-^j  jU\  j       t-jb.  jui  4)      ooUJi  otTj  jC^  ^  r/S 

In  einer  kurzen  Notiz  bei  Dhahabi,  Ji-üc-Vl  H»  542  findet 

sich  folgendes  Urteil  Bucharis: 

Kürzere  Notizen,  die  aber  nichts  Neues  bringen,  finden  sich  bei  Dha- 
habi, Sprenger  274  B1.75b  und  Safi-Aldin  Alansäri  (Bulaker  Druck  1301) 
S.  407.  Ibn  Hagiir  (Takrib,  Delhi  1320)  rechnet  unseren  Harun  zu  der 
achten  Generation*,  d.  i.  zu  den  Zeitgenossen  des  Sufjän  Ibn  'Ujaina  (•{•  108). 

1  Dhahabi,  cd.  Haidarabad  I,  375  bezeichnet  den  Ismail  Ibn 

Abi  'Uwais  emphatisch  als  O-Ül  ,  nimmt  aUo  wohl  an,  daß  er  in  Medina 

doziert  hat. 

1  Die  Verteilung  der  überliefcrer  Ober  zehn  Generationen  tabaka  s.  bei  Dha- 
habi, JU-j  \j^"y  Handschrift  der  Königlichen  Bibliothek,  Sprenger  275. 


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158       Sachau:  Studien  zur  ältesten  Gescliichtsüberlieferung  der  Araber. 

Vermutungsweise  möchte  ich  sein  Todesjahr  zwischen  181  — 191  ansetzen. 
Gern  würde  man  erfahren,  wo  und  zu  welcher  Zeit  dieser  Harun  dem 
Muhamined  lbn  Ishäk  als  sein  Schreiber  nahegestanden  hat,  aber  sowohl 
über  ihn  selbst  wie  über  seinen  Sohn  Abdallah  lbn  Harun  versagen  meine 
Quellen  vollständig. 

Ruaim  lbn  Jazid,  der  als  Überlieferer  von  lbn  Saad  in  seiner  Bio- 
graphie Muhauimeds  mehrfach  erwähnt  wird,  ist  mir  anderweitig  nicht  be- 
gegnet.   Er  dürfte  etwa  zwischen  211  —  221  gestorben  sein. 

IIb. 

ju~lCr      (•;-  im) 
Cr  (t  183) 

yjj  e>         e>         (t  228) 

Ibrahim  lbn  Sa'd  ist  den  Biographen  wohlbekannt,  ein  Mann  vor- 
nehmster Abstammung,  Urenkel  von  Abderrahman  lbn  Auf,  dem  Freunde 
des  Propheten  und  Omars.  Wie  so  viele  seiner  Zeitgenossen  ist  er  in 
Medina  geboren  und  aufgewachsen,  dann  aber  von  der  Sonne  des  Abbe- 
sidenglücks  angezogen  nach  Bagdad  ausgewandert,  hat  dort  gewirkt  und 
ist  dort  gestorben. 

Die  Biographen  Ilm  Ishäks  erwähnen  ihn  (s.  Wüstenfelds  Ausgabe  11 
S.  IX,  X,  XIV,  XV).  Die  Beziehungen  zwischen  beiden  Mannern  waren 
alten  Datums.  Als  lbn  Ishäk  frühzeitig  Medina  verlassen  hatte,  setzte  dort 
von  allen  Gelehrten  nur  ein  einziger  seine  Überlieferung  fort,  unser  Ibrahim 
lbn  Sa'd. 

Der  folgende  Artikel  findet  sieh  bei  Mukaddasi,  Sprenger  270  Bl.  418k. 
iSj»j\  (Bl.  4li)b)  Jy.  Cr  j*J\  -et  Cr  Cr  a_  Cr 

^  Cr  #\  o^j  ijj.  er         <Sj*Jh  M  £~  J-^  J-J>\ 

Cr        jLaS^^  ^y»3  -e-*  jS  Cr.  \jj      Cr  -V  J*~*  Cr. 

^  s-v^j  J^o.  j  ^ Jl  a.^l^j  j^.  Cr  J^-l 

Aa-lj      er         >*H  j  ^y-J  »t  ij  ^aa>.  Cr  Cr*" ^f- J       ^  e£J-> 

<H>  J<  er.  ->>^J  JjpL-I  Cr  ^  j>.lj  er* £  4  ^  er 
Cr.  jiy  er  ^1  -V'J  eO*^  -r—  J».^  J*°r  er 

ujjll  ^  Cr  ^j»^  f.^4  ^  -V-J  Cr.  ^  -^J  jj> 
J^l  jy-  Cr.  ^  -a^j  H  Cr  ^UJ»  Jjb  j\j  Jüj!l 

-uJ-\  &  J^j  p-lSJl  Cr  ^  /-^l  £\j  eVjljfl  ^  Cr. 
er.  ->^->  Cr  ^^»j  reJ|  Cr         ^  Cr  er 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsüberlieferung  der  Araber.  159 

y  \j  Jtt  o/^j  j^t  ^  u  jUj  Ob,/*  *b  **-L- 

M         ä  u-H  jjb  j»l  Jl5j  *       V  '^jj  y  \  Jß^  *^  f-V 

j  Lüi  Ifjj  ^-v^l  jCT»  jtf  .w  j-\  Jüj  U>*  ^  V 

e*^  jj-l  JJjW  JU»        l«.  JjJ  -aIjj  y>  Wj*  jU* 

IfJ*  Jßj  jd\  0l  ^  U*  j  tfLj  jelcj  »iJf  iL-  l«.  oUj 

oÄtiiri  4  eOJ     Sj-^  l^b  i*U  Ur'^j  ü^j  JCM  1>. 

Hiermit  ist  der  Artikel  Dhahabis  in  Sprenger  271  Bl.  27  b  zu  ver- 
gleichen: 

Jf-  f^V\  -^b  jU*  J*mj  JaU  &*~\  y\  £-1         er.  (fj} 
(-')  -jljj^j"^  ü  *\        ^  er  Jb*-*-?       er    JiJ  JLr^b 
erb  eS-H*  O  J*~J\  j^lj  ^UJl  jjb  ^      3  J\jf  er,  ^**J 

e>  -»-HJ  JSjjH  e>  es^.  c>  ^  es^'b 

£^  4  e^  ^  er*-?  JJ^  jVjJl)»  ^H1  4  ("8")  ^ 

^j-.l  J  J\S  tf>Jl  Je  Ju.  e>b  e>  evJlb 

eV-*>"  v-Jl  ^-t  w  j>c-\      jt^  j         -et  j£l y  j\ 

j.  -w-  ^ j«.     cjL  -J-i  ^     je^  ^jui  ^ J 

sj^-  Cr.  *M  Jß  V*  erb  oi»  oii  j^e  J  JUi  ^\ 

i:Uj  ji£  c-  -Oi     Je^  jIjul»,  jui  j»j  je^  j^Äi-  <ure 

^A  O       ifrlf  j       e>*  Je         ^jö^e.  wJ-'l  J ^ jJ»  J  «Jf  j 

o         Je  jviic«    o  oU  .j^«  (sic)j^  o;  -4—  Jej  i*Uj 

Diesen  Artikeln  gegenüber  Lst  derjenige  in  Dhahabis  J»La-^-\  ißj»  I, 

229  entbehrlich  (vgl.  auch  Wüstenfeld,  Liber  classium  vii-orum  VI.  5),  S.  ">5 
und  lbn  Kutailia,  Ma'arif  S.  123,  ö — 7;  Anekdotenhaftes  über  ihn  in  dem 
Auszug  aus  dem  To' rich  Baghdad  des  Al.imed  1 1 » n  Ali  Alcbatib  Albaghdadi 
(•;-  4G3)  in  der  Handschrift  Petennann  2»'.31  +  b  Bl.  40"). 

Nach  Buchäri  (i£jUJ)  j^jt",  Sprenger  401  Bl.  17K»)  soll  er  73  Jahre 
alt  geworden  sein.    Ibrahim  Ihn  Sa'd  ist  der  einzige  Überlieferet"  des  lbn 


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lf>0      Sachau:  Studien  zur  ältesten  Gese-hichteuberliefenmg  der  Araber. 

Ishäk  unter  seinen  Zeitgenossen,  der  dem  Fibrist  (92,  30)  bekannt  war. 
Daß  Ibn  Saad  sich  seiner  Redaktion  neben  derjenigen  des  Harun  Ibn  Abi  'Is4 
bediente,  habe  ich  bereits  in  der  Einleitung  zu  III,  I  S.  XXV  angegeben. 

Über  denjenigen,  der  die  Redaktion  des  Ibrahim  Ibn  Sa'd  fortsetzte, 
den  nur  zwei  Jahre  vor  Ibn  Saad  gestorbenen  Ahmed  Ibn  Muhammed  Ibn 
Ajjub,  gehen  die  Biographiensammlungen  reichliche  Auskunft.  Mukaddasi, 
Sprenger  270  Bl.39öb: 


er  J^üJ  Jjy_  j£  is^\J^}\  y*>-  y\  JbjH  ^jy)  e>  er 

^  iSJJ  jtf  e>  f.  JS)         Ü  fj)  J*  &Jm  Ü  jlU  e>  eS* 

d>\  er      y)j        <J.         J^***  er      er  «*l  -^fj 

^j»        <xl       ^>y^{  Jlsj  lai  ^-ill  L  ^»1  -eT"  JUi  ju«  «j- 

-W-  ^  (Ms.  (j')        -*!U-  cT  e>  J-iaiil  W»— '  *\  >^ 


Ii  J-  ^  a  >  ^  J^j  W-J  (396*)  J,  jtf'tfj»  ^ 

|a>  ^  j£>       jJj  je  "Vi  .w  &         p\ y>_     ^H.  ^  ^  C"*1*  ^ 
ifl  J^i  J/^i  er         ZZIJ      ä  ^/l  c>  r^lj 

ä         er  y y*{  "J\  JU»  <^  J^-^       ^  ^  Jü  ^ y  \  jr\  eU 
^  >  ^Jj-l  Jli  (396fc)l4^j  jAi  ^  eV^<  eH  ^ 
cs3^        \l       er  (^-''J  t>  ^*       J  ^»-Jl  ^  erj  jj^T  0^ 


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Sachau:  Studien  xur  ältesten  Geschichtsuberlieferung  der  Araber.  161 

Jüü       ji^Jüi  <x  Jl-j  jy-l       JS  JU     Ä»lj  I4PL— 
J-^-  Cr  -*H  Cr  il  •**  Jiij         l>^»  L  ^.o?  *J  JJ  j)  Uf  Jl 
U»-\  lc\  L.  JlS»        Cr       Cr  -»-Hj  <^1L  fjf  J*IS  <x  JL-j  j\  ^ 
*  ^J.  Cr.  &t  e>  J^J  v-iiT  bGj  j^J^-  t>  ^  JÜT  U«^  I^j. 

£*—  <|  jJU-  Cr  £  Cr  o*  <Sj^  £y*  *\  * 
gjY  TÄTj  J~m  Cr  JÜI  *  ^  U         er.  £j 

■*H  Is-*-  Cr  -^H  y\  J\5j  jCTUj  Co^-j  j\?  <-  ^  «>•  Ojl^  jy 
V*  eO^l      Cr  fj\  Cr°        iSM  er  Ol 

J~~— \  Cr      Cr  (j\  JK  jjSUll        Cr  J»  j\  Cr5, 

ü  >j  J^-  Cr.       o<  Jtt  eoUl       er  0^  U  * jj 
J\5j  <ic       jv-  ^  Cr  ^  j6         <^  Je        o  Jyj\ 
^  <j  J&j  Jpj  a>|  <ek  J\       jjr  er  a^Ij  UJ  ^ap  (397*)  Cr  1 

•  ilj^c  ^  ^aJ-I    t-»  aV  \i*  g  j*J 

Dieser  ausfuhrliche  Artikel  macht  die  Angaben  Dhahabis,  Sprenger  271 
Bl.  17*,  entbehrlich.  Unser  Ahmed  war  nicht,  wie  Ibrahim  Ibn  Sa'd,  ein 
vornehmer  Mann,  sondern  ein  Schreiber,  der  vermutlich  von  seiner  Feder 
lebte.  Er  hat  für  einen  Barmekiden  das  Werk  des  Ibn  Ishäk  aus  der 
Handschrift  des  Ibrahim  Ibn  Sa'd  abgeschrieben,  und  die  Frage,  (Iber  welche 
die  arabischen  Gelehrten  sich  streiten ,  ob  Ibrahim  selbst  ihm  sein  Exemplar 
vorgelesen,  ob  Ibrahim  selbst  die  von  Ahmed  angefertigte  Abschrift  korri- 
giert, oder  ob  Ahmed  weiter  nichts  getan  habe  als  lediglich  die  Handschrift 
Ibrahims  abzuschreiben,  ist  Tür  uns  von  geringem  Belang.  Auf  alle  Fälle  hat 
er  sich  durch  seine  Abschrift  ein  Verdienst  um  die  Erhaltung  der  Maghau 
erworben. 

III. 

&  *)  <T  17°) 

ft*  Cr  üyM  (  I-  213) 

Uber  Alhusain  Ibn  Bahr  Am ,  der  dem  Ibn  Saad  die  Kenntnis  des  von  Abu 
Ma'Aar  verfaßten  Geschichtswerkes  (s.  Einleitung  zu  Ibn  Saad  III,  I,  S.  XXV) 
vermittelte ,  gibt  Dhahabi,  Sprenger  271  Bl.  119b  die  folgende  Auskunft: 

cm         J»->"  y)  r1-*  4  er 

y  \j  *^-J  f  j^-  e>  J.frl         J/^y-b  ^  j\ 

Crl       j^-J         Cr-^^  er  J^-b 

Mitt.  d- Sem.  f.  Orient  Sprarhea.    1904-    a  Abt.  11 

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Ähnüch  auch  Dhahabi  in  der  JiÜ-l  ./jf  (ed.  Haidarabad)  I,  372, 
nur  mit  der  Differenz,  daß  unter  seinen  Lehrern  auch  jlli.  y  \ 

und  unter  seinen  Schülern  auch  noch  e>,/^"l  und  jjj>-  aufgeführt 

werden,  während  <£JH  <j~*~\  eT  J3*-!  ausgelassen  ist 
Ihn  Hagar,  Takrib  (Delhi  1320)  S.41: 

•  ocL.  j»  ^  Uo-  j|  ^  ^  o  oU  **-Ut  ^    ^  j,  jr  ^  JUj 

Einige  Verschiedenheiten  in  dem  Verzeichnis  der  Lehrer  und  Schüler 
weist  die  Notiz  Dhahabis  bei  WQstenfeld,  Liber  classium  virorum  VII,  55 

(S.  83)  auf.  Dieser  rberlieferer  oder  seine  Familie  stammte  aus  Sjyl  J_j», 

kontrahiert  Die  richtige  Form  seiner  Nisbe  ist  daher  ^SjJH,  nicht 

(SJJiJ'\*  wie  in  manchen  Handschriften  und  Ausgaben  geschrieben  ist. 

Über  Abu  MaSar  geben  wir  die  beiden  Artikel  von  Mukaddasi  und 
Dhahabi. 

Mukaddasi  in  Landberg  35  Bl.  141": 
l  \ jfcj  Jfj^S         >•  (^«CJl  j*-  J\  -LP 

y  Cr.»  J>«  £fa  J*£Ll  Cr       u-t»  Cr.        ^  Cr  jy^  Cr 
\jj      Cr  ^\  ^  tfjj         Cr  f^J       Cr  t^j^l  -V~J 

^4i|jJ|      o*.  jp.Ij      j»b  ^jj  <«r>j  jjjU  o; 

>»  <>*.  l^vJOF  jfj!  er  A  Cr  -^j  gU-ll  er  ^  er 

e«J->»  Y  -»^  JÜ  j^U  J~  J^,  ^  w|j  <ai>  jj       ^  j\  j 

VJ*-^t  j^Jp  Cr  V  Jlij  ^Ül  et  ^jj  oij  Uc  ax 
er  \jm  j^J  «-k  *1>-^  c?"H*  Cr  eV*J»       O^J  *^  Iii 
fV  J*  a I  Jüj  Ü>  Jl  ^.-^  ^  j\  La».       J£  jj> 

1  Fehler  für  w>  ^»1. 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsüberlieferung  der  Araber.  163 

J^j  Cf  Cr  ^\  Oib  j\  IS  Jtt 

4  &  <^  isjj       «.tT  j  ju  iZy  ^out  <x 

JaJ»  <I*  ^  ^|  JB  jm  4  Ji  ^  ^|  j  fco>.  ^ 
^-1  j  JjA-  j>,l  JSj  Jja-  VU»  <x  ^3  ^ ,\j  0\  j£  ju j 

rl       Jli  jl  ^  ^  ji  4  4*  a  0^1  J\5j  ijSH 

coll  ^  j/i  J>U  o:  aJjII  o;  ö*J\  <**  S'ß.  öS  Ji  ^  ^ 
jU»  cä*&  ^     ^  -fv  .yLi  juI        ry  .ijliü 

c*  J  L'3Vj  J  Jüj  JV5  *     J>.  ^  jirä  ji  er 

^|  iL  Jj^  Cr  aH  o;  Jßj^^  ^ 

^     m   ax  jüj       ^l-vi  ^  v  cd  «>u  jtr  ja 

erb  tf-^lj  ->jU  y\  aI  t^jj         j  ^ :trl)  Jlä  c«.  <>,  crl 

Dhahabi  in  Sprenger  274  B1.76'—  77  \ 
L"£  j^^U  ^  ^  jpl  j*J\  J 

Jij  -iVj  Ol  ^  -f|  i^M-  ^  ^  fJüäe  ^  ^ 

■  -  •* 

*  {Sjf  -  4-»l  J^  J  Cü- I»  *JL1|  j 

ü-^j  ^JJl  j  wi-ll  0;  -c-w  ^  tfjjj  J-t-  o;  cU  L|  ^  b 

->u.  Cr  ^fj  J>ß\  ^ er         cr^  Cr  -«^j  ^j;5ll 

cr  ^411  ccj  ^.Uj        j;  fUUj        u.|       ^  q1j  j45a, 

•^j        Cr  J^j        er  Cr^J*        p-151»  Cr  p-^j  <^^l J 
r*>»  Jl^j  ^JÄ»  Cr  jC-j  c- J»  ab  OCJ»  Cr  ^  Cr. 

Ol,      >^  ^|  er-  (Bi.  76b)cr  ^57  Uju  i* b  U  ^  Jli 
^r.c?^  j^o-5uJ|  J15^  Uüu  j»l  j^i^i  >J  Jl5j  C;ju 

i-V  Cr»  jlO  AiUj        ^  jp  V 

v>*  Cr  I  J15  j  c4J  j,  ^Jj  ^t-VI  ^  V  J>u»  J^  er  -^1  Jl»  j 

^1  Jfi  l-JSj         U|  ^  crl  cr^        Jöj  ^ jUl 

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164      Sachau:  Studien  zur  ältesten  Gcschicht»(lberlieferung  der  Araber. 

jjjU  j.  Jül|  Jüj  J>  4  ^JjJl  er  e^Jt  V  JS^!  ^  «4*  ^ 
<»*L. j  jü~  iL-  ojdl  "p-vT  ^aa1\  J\  O  je-        j\  (j  ^ jUJl 

t-V-*  i^T  Jftj  4j         j| ^  J\  -w  ^  U  ^^fc 

Jß  L*-  Jj  jl  ^jk-)  j£j  ÄTLj  <L~  j/j  J\s  Üj». 

■Ufr  jLj  jläJI  -  -  J*>.  y)  oU  Ü  xJl\  Ca>  jj-  U.I  jtf 
jy>_  —    -  jSj       -       ^  \  jS' JIS      j>1     ls*i>- V*  X*  ^ 

0*  lSj&\  J*  »jf^  J»J  Cji  J?Cj\  <>i(Bl.  77')^  j^ti 

jlTsjr^  *1  Jli     jJlj  >  5*U  CJi  V  ^j,  Sjr^l 

.<JL\  jj  aJ  JU  ^  jp  j4?ü\  jUL-i  ^  .U  J\  ^J* 

IV. 

Das  Werk  Ibn  Saads  ist  zu  einem  großen  Teil  als  eine  posthtime 
Publikation  Wakidis  anzusehen.  Ibn  Saad  hat  die  Sammlungen  seines 
Meisters  aus  dessen  Nachlaß  nach  bestimmten  Gesichtspunkten  gesichtet, 
geordnet  und  herausgegeben.  Die  Überliefererreihen,  welche  Ibn  Saad  als 
die  Hauptquellen  der  Information  Wakidis  bezeichnet,  sind  folgende  acht: 

IVa. 

Öc^  (f  94) 
(I"  124) 

«5)1  JLt  (>  ^  (f  i.v2) 
tfui^l  (f  207) 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geochichtsüberlieferang  der  Araber.  165 

Uber  Urwa  Ibn  Alzubair,  den  Sohn  eines  Vetters  des  Propheten,  und 
Muhammed  Ibn  Muslim  Alzuhri  vgl.  meine  Einleitung  zu  Ibn  Saad  111,  I, 
8.  XVIII  und  XIII. 

Derjenige,  der  diese  ebenso  wichtigen  wie  zahlreichen  Überlieferungen 
dem  Wakidi  übermittelte,  war  Muhammed  Ibn  Abdallah  Ibn  Muslim,  ein 
Neffe  des  Zuhri.  Den  nachfolgenden  Artikel  entnehme  ich  Dhahabl,  Sprenger 
273  Bl.62b: 

y)  <£^J\        er  ü \*\      er      er  *»1  er 

eWjMb        e>  ±&  lV.^  <Sv*J\  &  &  eW  &  'Kf 

ulW-  u  er  p»jrj  er  y>»  3  ^  er 

JÜ7  J«j  ^  ou.  o-i  J\5j?  ^jO-I       a*M  J\fU,U, 

f.  y  \  »bj  *3  JJv»U\  Vi  jU.  Ji\  Jf^-^  lJy*  Jl  JP  Jl*  j* 
vJ^.  V       <fc  *-^l  I/Lm  JJj  tfiA^       tf-*-Jl  ^  J*  er 

^  U  ;^>U        fU  jp  *>  jp  ^      y  .>  ^jJ\  jp  aJ 

^  ü  jj-     tS=^\  \\      c/-  ^tJ       u  j^J>» 

yi  jir^^ii  j\  je    ^  ^1  j)    isr    ji  jfck 

IaV<a^ 

^  L^L-  aJ\ ^.l  CA  y\  *Up  *fi  ^JiljJl  J\i  Up  Ou- 

<>— J|J«*ill  <»>U-  J  i>Ml  j  4)5  1  ^Lt»  U-Ä-  4£-l  jfcj 

oÄTUj  £~  *i-  öl»  jL>-  e>J  J^J  •  ^»  *UAp  *Jp        "jr  ÄTUj 

Die  ländliche  Besitzung  an  der  Straße  vom  Higäz  nach  Syrien ,  ge- 
nannt  \J»j  >->■■  ■* ,  wo  Zuhri  gestorben  war,  war  im  Besitze  seiner  Familie 

geblieben.  Hier  wurde  sein  Neffe  auf  Betreiben  des  eigenen  Sohnes  infolge 
eines  Erbschaftstreits  ermordet  A.  H.  152,  nach  anderer  Angabe  157. 

IV  b. 

i*  (f  105) 

Cy^\  er         (f  135) 

<xs»       i>\  (f  105) 
cJ4»^|  (f  207) 


1  Vgl.  Fischer,  Biographieu  S.  1"V,  12  und  ZDMG.  44,  430,  13. 


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166      Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsüberlieferang  der  Araber. 

'Ikrima,  der  vielgenannte  Sklave  des  Ibn  Äbbas,  des  Vetters  des 
Propheten,  erhielt  nach  dein  Tode  seines  Herrn  von  dessen  Sohn  'Ali  lbn 
Abdillah  lbn  Äbbas  die  Freiheit  und  lebte  dann  in  Basra.  Wegen  chari- 
gitischer  Ansichten  verfolgt,  verbarg  er  sich  bei  seinem  Schüler  Dä'üd  lbn 
Alhusain  (vgl.  Ma'arif  S.  231). 

Über  den  letzteren  gibt  Dhahabi,  Sprenger  271,  Bl.  152a,  Auskunft: 

O  je  jÜc  Cr.  j£c  Cr.  *j*  &y  <j-*M  c£^VI  Cr.  ^ 

J^— 1  Cr.  **J*-j  £^Vb      j»  Cr)  ob 

Cr) tfj^lf  j      j\  er.  J**r  Cr.  Crh  «±>-  J1  Cr. 

jj  CT^x  o;»  J£j       h£  0s-       u  Jt^  Ol*  *>J 

^  ä^l  ^aju  w>i  j*T       Jrl  Jfc      *  JU\ 

•  4L-  Juw,  JOTI         tf-rf^l  Jli  (152*)^  jClfj 

Daüd  konnte  als  Freigelassener  eines  Sohnes  des  Chalifen  Othman 
vielfache  persönliche  Beziehungen  zur  großen  Zeit  haben,  und  wenn  er 
(wie  'Ikrima)  wegen  seiner  chärigitischen  Gesinnung  den  offiziellen  Kreisen 
odios  war,  so  ist  seine  Geschichtsüberlieferung  vielleicht  deshalb  um  so 
wertvoller. 

lbn  Abi  Habiba  hieß  mit  vollem  Namen  Abu  Isma'il  Ibrahim  lbn 
Ismä'il  lbn  Abi  Habiba  und  war  ein  Vetter  von  Müsa  Ibn  'Ukba,  dessen 
Mutter  eine  Tochter  des  Abü  Habiba  war.  Wir  geben  den  Artikel  des 
Mukaddasi,  Sprenger  270  Bl.  414a: 

J>*  J-*w-l  y\  JfiVl  <jl  cT  J^*-l  Cr.  f+j) 

Cr.  Cr.  jSj  Cr^\  Cr.  .yb  &  ^jj  J^Yl  *j  Cr.  <**~  Cr.  *\ -*f 
yh  <Sv*J\  Cr.  4»l  ^jl  j\  ^  J^*-l  iSjj  £j~> 
Cr.      iS^\  sS^  y.h       Cr.  fj)  Cr.       AJ\  J\  Cr.  j»  Cr. 

>l         (4i4b)  JJ»  er.      Jlij  ^L,  ajt  j\>  Jüj  ^ 

<>r  Cr.      cf-  S*-  ^\\^J\  *J>j&~y*  i-^     J^J  <-.-^* 

JJi  j6  o-  jC~  fL,  Ulc  LLr.  jl^ju-  Cr.-^^J  <L^>  ^  0.a> 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsüberliefenmg  der  Araber.  167 
Hiermit  ist  zu  vergleichen  Dhahab!,  Sprenger  271  Bl.  25b: 

<x>         <2c  &  ^ys  Cf^\  Cr.  ^  if  jM  J-^*-l  Cr.  t+j) 

s**  y)s       J  0:  J— ~ij  j\  er,  j\  Cr) 

IVc. 

ötf  ä  y  er  (f  119,  120,  127,  129) 

^  e>  \^*>  Cr.  (f 

c$oi\jJ\  (f  207). 

Uber  Asim  Ibn  Omar  Ibn  Katada  vgl.  den  Artikel  Dhahabls  bei 
Fischer,  Biographien  S.  22.  MizzI  widmet  ihm  folgenden  Artikel  in  Land- 
berg 40  B1.208b: 

er        er  S**  Cr.  \j  er         Cr.  ^  Cr.  S  Cr.~^ 
^UVl  ^jV\  Cr.  4L  Cr.  c~dt       jyf  d.  Cr  >^  j>j 

17377^  er  ^  er  yj3-  >l  eW  jy»>  j>.»  JUj  y>  x\  *>U» 

J;  J-i-lj  4»\  ^  (209t)-rWj  (ijUll  jO_  Cj.  yj»L>  A  j  jj| 
■ex  ^L,  ^  o^j  <»\  c/.  -r.V  er  ö*^  "V^  er 
jV^l  -Oil  -^j  ,Jy>  er  e>       er  -V-J  jty-»  er  «*\ 

er  ->^J  0*-*»  er  ;->ü  e>  ^"^7  JU»  jl  e>  >  e>  e*~^  e>  j>J 

«•I  ^  e>  u-^J  ij*  Cr.  ^ er  J*-*  e>  -*^J  <M  e>  ^„jj  c^V»  er 
j£-jM  er  J*J  Jr"*  e>  üM~  e>  eT*^  e>  «V-  e> 

Jt^     er  J^J  V  £u  Cr.  jLfc  er  J/^       Cr.  »Mj 

Cr  «^j  jLj  Cr  if>c~'\  Cr.  -^j  Cr.     Cr.       Cr.  J-*äH  «— ^1 

o**  Cr.       Jßy  Cr.  o.^  *y>i\  y)j  j&\  jto  Cr.  ^}*> 

Cr.  oji-ij  ö^r^\  J\  Cr.                  Cr.  J>^f  Cr.  \jj 

•  §*3      <J^~3\j  '^j'j  y\j  Cr.  <s*l  Cf         er  &***\  c5/^l 

m 

;^Jl  jJpj  ^41  ijjj  *J  jlT  Ju-  er  J>  J\ÜJ        y tT  j  jU  aj 


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1  (38      Sachau:  Studien  zur  ältesten  GeBchichtaüberliefernng  der  Araber. 

cr^  öl  •✓'b  ■*■»  ^  <k  •  jo  j  Ai^i-  J 

Cr        -V      J^       ;-r^  CT1  ^  Jy  *^  ök-  *>J 
Cr  ji jfj  JlSj  aTU j  Cr £~  ^-  oU  jC»- 

•  Uti^  a]        l'Lj  CrmJ^j  c-*'^  Jf  j~  Crb  > 

Dieser  Asim  ist  ein  freier  Mann  aus  altem  medinischeu  Geschlecht, 
nicht  ein  Freigelassener,  und  was  er  von  seinem  Großvater  überliefert,  ist 
eine  Hauptquelle  fur  alles  Wissen  Aber  Muhammed  und  seine  Leute.  Sein 
Großvater  Katada  war  einer  der  ältesten  medinischen  Muslims  und  hatte  in 
einem  der  ersten  Kämpfe  fur  den  Islam  eine  schwere  Wunde  an  einem  Auge 
erhalten ,  die  von  Muhammed  erfolgreich  kuriert  wurde.  Von  seinem  Sohne 
Omar  erfährt  man  nur,  daß  er  das  Wissen  seines  Vaters  und  des  'AU  Ihn 
Albusain  weiter  überliefert  habe.  Wenn  der  Enkel  Asim  es  mit  seinem 
Gewissen  vereinigen  konnte,  sich  von  dem  Omajjadischen  Chalifen  Omar 
Ibn  Abdcl'aziz  seine  Schulden  bezahlen  zu  lassen  und  dessen  Brot  zu  essen, 
so  muß  bei  der  materiellen  Beurteilung  seiner  Überlieferung  dies  in  ähn- 
licher Weise  berücksichtigt  werden  wie  bei  Ibn  Ishäk  der  Umstand,  daß 
er  für  einen  Abbasiden  arbeitete. 

Uber  Muhammed  Ibn  Salib  Ibn  Dinar  Altammär  berichtet  Mukaddasi 
in  Sprenger  270  Bl.  2ulb  folgendes: 

SJjj  ^lli  Cr        <^b  <*\  ±f  y)  <j-*U        ^  Cr 

-l^-j  xf-     ^-UHj      ,y  xj^j  y jj|  xs,  ^>  j\ 

£Ul      j  4*\  x^  <i  fjjj  Attl  x^  ^         xj  <j  xjjj 

oil-  xj-  <j;  xr\  »JIU      Jl>  {jfd\  ÄJiw.  ^>  Äul  jupj  ^juJI  ^Ic  j 

•  Ul*  erb  ^J^b  -»jb  *l  «I  iSu  **m*>-  ^fyi      I$ytt»  ^ 

Dhahabi  (Sprenger  273  Bl.  54b)  gibt  folgenden  Bericht: 

iSjjj  JLi\  cr\  J\j  t1*  *>.  ^b      ^  r^Vr  £j 

^L»         <Pj  Ä-tL^j  J-Ij  >jJ\  -U.  J  ^liU 

Cr  JlUj  £U\       or  <»i  ^ ^ j 


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Sachau:  Studien  zur  Ältesten  Geschichtsüberlieferung  der  Araber.  169 

y  \  aTj       or  4i*  Jlä  ^       a  y\  Jtt 

IVd. 

oioj  e>      (t  130, 129) 

eS-ütjH  (f  207). 

Über  diesen  Jazid,  einen  Freigelassenen  der  Familie  Zubair,  s.  einen 
Artikel  bei  Fischer,  Biographien  S.  84.  Etwas  ausführlicher  Mizzi  in  Land- 
berg 39  BL  170b: 

if-  ~JTj  <&\  er       Jr  eW  xjj  y\  e^VI  jljj  e>  *j„ 

er  «»l        s?r  er  e>  e>  ^  «V  4  fU->  ^U  4  eH* 

^  e>  ^  er  ^  j- Jl  er  ^  er  ^       4  #\  ±sj 

*rJ±J  fjU-  er  Jl^rT      e*J->  J-^  v.v/>  üb  *Lr*l  er*  ^ 

J\  er  e>-*M  er  Jjbj  £-lf  er  er  ü1*^-  e>  ^  4 
^  e>  4Ul  «e-t  e£/**^       er  «*1  -^J         er  <%A-  ^jW 

yW^  e>  (171*)^—  e>  -^J  jL->  J  Jr  a^j  ^Ji  J;  düUj  i^Jl 

*>.  et1'-5         ^  ^       ^  °^      £tj  ^ 
y\j  vilUl        CT.  J. Jr^  5-V>  4  ^  er  ^ 

eS^jK  Jlij  CiU3l  yUT  j  jU  ä\  ♦ /ij  <£  JU\  Jfi  jjd\  ^jt 
tfJujJl  j  >C  e>  4)1  ax  «j-  -J^J       e>  JL^i  -U-  a  o£j 
o         4j  e?jj  jCS^HIc  j£>  ^      ^    j  ÄTUj  jOT 

Neben  diesem  Bericht  ist  derjenige  des  Mukaddasi  in  Landberg  35 
BL  181*  entbehrlich.  Es  kann  wohl  nur  auf  einem  Zufall  beruhen,  daß  in 
den  Artikeln  der  Biographen  Muhammed  Ibn  $alib  Ihn  Dinar  nicht  unter 
den  Schülern  des  Jazid  Ibn  Rüman  aufgeführt  wird.  Vielleicht  war  der 
unter  seinen  Schülern  genannte,  140  gestorbene  Abu  Hazim  Salama  Ibn 
Dinar  Altainmar  ein  Onkel  unseres  Muhammed  Ihn  Sälih  Ibn  Dinar  Al- 

IVe. 

±A\  er  pj\  Cr  (f  120) 

^\  £>j$*\  ä         er       Ü  err  (t  151) 

e^AiljH  (f  207) 


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170      Sachau:  Stadien  zur  ältesten  Geschichtsflberliefernng  der  Araber. 

Über  den  ältesten  Gewährsmann  in  dieser  Reihe  gibt  Mukaddasi  in 
Sprenger  270  Bl.  192k  folgenden  Artikel: 

.w  cj       ^  s/±  Cr.  J**>  ü  ^W-  er  ^>J^-\  o  a 
Ü^-WU  j-        d-^        Jj\  Jt  e>  eV)*  er  ^  e>  0*  er  p  er 
A^j  OJU  J  cr»b  oÜaJ-l  er  y  er  ^>l  "V        ^  ef^  e* 
-u.  j;        Wj  J4I  ^Sj  0;  ^Jl  jt>  e>  ü>> 

(193*)Ua  Or  er  Ö^J  J^.  e>  e>  ^  ^  <>. 

e>  ^Wj  jl  er       Cr  ^  (?)  j^.J  «»l  V  t>. 

e>  ^>  J  e^M        J  er  es^J    -WVI        er  iSJJ  JU~ 

«^jJl  0;  -^J  e>  JW-i  e>  -O^j  jl^  ^  ü  ^  +f 
^jjU»  J;  ^»1  -Lpj  *jp  ^  ijlfj  J-         J4J»  UiU  0;  e> 

<~\j       J.j  tr  <«Uj  er  eft>  e^  y  er  *l  -^J 

£-1  ^»^1  e>  eS-*»l jM  J^J-  Cr  Jli  ^» y.l  er  e>  i&r 
i-All  ^         .Ui      j*G  jyP  <~lj  e^.  e,»  »~  ^ 

j£>  ^  j  ^  |T*/J  er      -Jy  jujl  j  t-A>.  ^\  y 

jf  o        35  ^       e>  ^  e9^  ?  ^ 

er ^1*^1  04         eT  OjL>-l  •«*>■  j£j       -e^c-         ^^ri  eV 
jl^  J-         4i^i  j  iTUj  e>j-^  e>        J /  e^SVI 

e?-^l  J>U-  t>  ÄiU  J\jj  c^J-^l  j^Ij  ^ j\  e>        j^j  oULI 

Weniger  ausführlich  Dhaliabi  in  Sprenger  273  B1.21b: 
jej  or  -V-b  ^.3  0.  ^^-1  J-  iSJJ  '^1  ^/l  er 

^  V  Cl        ^—  d?Jjl  ^  V      J  ^-*Wj  -V-  eilj  yWj  ^1 

e^^Jer 

Unter  seinen  SchQleru  wird  hier  auch  Al'auza  i  genaunt  Der  Groß- 
vater unseres  Muhammed,  Albarith  Ihn  Chälid,  ursprünglich  ein  Frei- 
gelassener des  inekkanischen  Geschlechts  der  Banü  Taim,  hatte  die  Flucht 
nach  Abessinien  mitgemacht  und  war  von  dort  nach  Medina  zurückgekehrt. 

1  d.  i.     j-tjJl  und  ^yl—Jl  • 


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Sachau:  Stadien  zur  ältesten  GeschichtsüberHeferung  der  Araber.  171 

Über  Müsä,  den  Sohn  des  Muhammed  Ibn  Ibrahim  Ibn  Alhärith, 
durch  den  Wäkidi  die  Tradition  seines  Vaters  kennen  lernte,  gibt  Mukaddasi 
in  Landberg  35  BI.  135*  folgenden  Bericht: 

C/-  iSJJ  J-^        y)  ^         Cr,  fj)  ä       Cr,  &y 

Cj,      -M*  er  cP->jb-M  J-jJl  -^fj  '»-^f  O. 

J\äj  ^1  ß>  JU\j         y\  Jlij  jSL  tfjUl  J« 

-0  4jj  &m<*L\        ^.-^  ß*  fv  ii»  JLi->  er  ^ 

•  erb 

Dhahabi  (Sprenger  274  Bl.  65*)  fugt  hinzu,  daß  er  außer  von  seinem 
Vater  auch  von  Abderrahmän  Ibn  Äban  Ibn  Othman,  dem  Knkel  des  Chalifen, 
überliefert  habe,  und  Ibn  Hagar,  Takrib  S.218,  weiß  zu  berichten,  daß  er 
A.  151  gestorben  sei.  Müsä  war  also  ein  Zeitgenosse  von  Muhammed 
Ibn  Ishak. 

IV  f. 

o~?  y)  (f  ?  ) 
sxf  ds  Cr,      +f  (t  m 

<J-Ülj)\  (f  207) 

Über  den  Informanten  Wakidis,  Abdul  magid  Ibn  Abi  'Abs  bringt  Ibn 
Saad  folgende  Notiz  (nach  Cod.  Gothanus  412b  B1.66b). 

ü  ±J  Cr,  3j*  ü.jfru^r?  3)  Cr,  <**  er.  u~?  ^  Cr,  -»M  ±? 
(IsSJ  ^  lt?     u:  ^  -V  J >  ^  Cl  tr.  ^  Cr, 

Cr.  \j  Cr,  V  Cr.j?rCr.o~f  ^)  Cr,       Cr,  ^ 

Der  Stammvater  des  medinischen  Geschlechts,  dem  unser  Abdulmagid 
angehört,  ist  der  im  Jahre  34  gestorbene  Bed r- Kämpfer  Abü  Abs  Ibn  Gabr 
(vgl.  Ibn  Saad  III,  II,  23).  Zahlreiche  Nachkommen  von  ihm  existierten 
sowohl  in  Medina  wie  in  Bagdad.  Sein  ältester  Sohn  hieß  Muhammed 
(Ibn  Saad  a.  a.  O.  Z.  25),  und  dieser  muß  einen  Sohn  des  Namens  Abü  Abs 
gehabt  haben.  Von  diesen  beiden  Personen,  Muhammed  und  Abü  Abs  II, 
ist  nur  wenig  bekannt;  ihre  Todesjahre  sind  vielleicht  je  in  die  Zeit  von 
64—74  Und  von  94—104  zu  setzen.  Dhahabi  (Sprenger  274  Bl.  259*)  be- 
richtet, daß  von  dem  alten  Bedr-llelden  Abü  Abs  überliefert  hätten:  sein 
Sohn  Zaid  (s.  Ibn  Saad  III,  II,  24,  2),  sein  Enkel  Abü  Abs  Ibn  Muham- 
med u.  a.   Dieser  letztere,  dessen  Nomen  nicht  bekannt  zu  sein  scheint, 


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172      Sachau:  Studien  zur  ältesten  GeschichtsQberlteferung  der  Araber. 

war  der  Vater  unseres  Abdulmagid.  Danach  hätte  die  Überlieferung  in 
diesem  Geschlechte  folgenden  Weg  genommen: 

Abu  Abs  Ihn  Gabr 

Zaid  Ibn  Abi  Abs  Abu  Abs  Ibn  Muhammed  Ibn  Abf  Abs 

I 

Abdulmagid  Ibn  Abi  Abs. 
IVg. 

^  tj.  J^fr  e>  (f  um  100) 

y)  (f  130) 

tf-viljÄ  (  i-  207) 

Der  älteste  Vertreter  dieser  Reihe  ist  der  Sohn  eines  bekannten 
Mannes,  nicht  eines  der  Freunde  Muhammeds  aus  Eiterer  Zeit,  sondern  eines 
derjenigen,  die  erst  in  zwölfter  Stunde,  bei  der  Eroberung  von  Mekka  im 
Anfang  des  Jahres  630,  sich  zur  Annahme  des  neuen  Glaubens  bequemten. 
Kr  war  im  Besitz  einer  gewissen  Bildung,  galt  Tür  einen  großen  Genealogen, 
hielt  später  in  dem  Kampf  fur  und  wider  den  greisen  Chalifen  Othman  treu 
zu  ihm ,  und  starb  im  Jahre  09.  Von  ihm  geht  ein  verhältnismäßig  großer  Strom 
der  Überlieferung  Aber  die  Genesis  des  Islams  aus,  welche  in  der  Haupt- 
sache durch  seinen  Sohn  Muhammed  der  Folgezeit  erhalten  ist.  Über 
diesen  Muhammed  gibt  Mukaddasi  in  Sprenger  270  Bl.  225  k  folgende 
Auskunft: 

ouj        >»  J  fK      ^      ^  ^     ^»j  » .X 

O  ^        t>>-  c-Jl  J  s_jU» 

<^>j^\  er         ■V-J  (CV*  4       tf**-^  Jt/*  ^  -S** 
^l-  Ja.  jj*  o;  a*  j*Jt  4»)  a^  o;  *H  JC  ef^T»  er 
Ü>4  j<j  dull  ax        j  Jy  J»  jljli  j\  cj\  j>  ju-  er.»  A> 

AX  (226')c>  j?  j  OU  ^  #J*j  UU-  Jttj  ^_aM  JJi 

ojJlj  J^yl  JüJ»  ^Jl  jv>-         j^Aij  Ia^>U  ^.ji         J.  jSj 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  GeschichtsÜberlieferung  der  Araber.  173 
Hiermit  ist  zu  vergleichen  Dhahabi  in  Sprenger  273  Bl.  36 b: 

<Tj  \ jU,  ^  <A  ~f  g  y~\  £T  jmt  er 

Sein  Schüler  Abü  Alhuwairith  heißt  mit  vollem  Namen  Abderrahman 
Ibn  Mu  äwija  Ibn  Alhuwairith  Alansari  Alzuraki  Almadani.  Ihm  widmet 
Dhahabi  in  Sprenger  272  Bl.  153*  den  folgenden  Artikel: 

jUJl  j*  tsjjj  i\      Cr  y  W  ijL>  V  j  Jiy  ü;l 

er        ^L.  Cr       Cr  -^J  j£v    cr^  er         crV  ^  er 

Crl  JÜJ  ^  ^  siAll,  JÜ  jjj^Jj  J>~J**  t>  A^  jUi-  y  \j 

oÄTLj  jvl*  jf  Cr  4»!  -et  j ai5-  JUj  ^j»        ^Ul  J\i^ 

Ihn  Hagar  (Takrib  S.  125)  weiß  noch  hinzuzufügen: 

«  U-W  JJj  jvl"  O-  oL  Ä-oU\       »WjVl  tA>  J"«^  Iß"  Jj-*-* 

Der  jüngste  Uberlieferer  dieser  Reihe,  der  zu  Wakidi  hinüberführt, 
ist  Abderrahman  Ibn  Abd-Al'aziz ,  über  den  Dhahabi  in  Sprenger  272 
Bl.  140*  mit  folgenden  Worten  berichtet: 

^jLriYl         Cr  j£-  a.  **\  a^  Cr  -rj^  "V  er ;  <j**Jt  V 

O  e>  ^     t>  ^  -^J  <S»* J\  y)  <J^\  crjVl 

•JfS  <et  Cr  ^y*  <Sj  j&  Cr  a)Uo  (V  jl  Cr  ^1 

Er  führt  auch  den  Beinamen  ^iAm  und  soll  über  70  Jahre  alt 
geworden  sein  (Ibn  Hagar,  Takrib  S.  123). 

IV  h. 

<jV->  er  J>J\  A*  U  -V-  (f  um  102?) 
Jyl»  A^  Cr  ^1  (f  156) 
tfAÜ^I  (f  207) 

Der  volle  Name  dieses  Sa*  id  ist  Sa' id  Ibn  Abderrahman  Ihn  Jazid 
Ibn  Rukais.  Der  Stammvater  des  Geschlechts,  Jazid  Ibn  Rukais  hatte  bei 
Bedr  mitgefochten  und  war  in  der  Jamäma- Schlacht  im  Jahre  12  gefallen. 

1  a-1  Cr  ^X^J? 


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174      Sachau:  Studien  tur  ältesten  Gcschichteüberlieferong  der  Araber. 

Seinen  Sohn  Abderrahman  finde  ich  unter  den  Überlieferern  nicht  erwähnt. 
Ibn  Hagar  (Takrib  S.  120)  sagt  über  ihn: 

Über  diesen  Sa  id  berichtet  Dhahabi  in  Sprenger  271  Bl.  I99b: 
Jl  ^  crV->  Cr  *J.  er  ur^Jl       er.  ^ 

Wenn  in  dieser  Reihe  keine  Lücke  ist,  müssen  die  einzelnen  Per- 
sonen sehr  langlebig  gewesen  sein;  man  muß  schon  mehr  als  45jährige 
Lebenszeiten  annehmen,  um  den  Zeitraum  einigermaßen  zu  überbrücken: 

Jazid  f  12, 

Abderrahman  f  ?  57, 

Sa' id  f?102, 

Adah  f  156. 

Dhahabi  verzeichnet  in  seinem  Generationenbuch  »-^Xfil  JWj  Jk»  j£ 

in  Sprenger  275  Bl.  91'  unseren  Sa* id  unter  der  fünften  Generation,  der- 
jenigen des  AlYmaft  (f  148),  Abü  Hanifa  (t  150)  und  Ibn  Äun  (f  151), 
was  auf  einem  Fehler  beruht.  Er  ist  mit  mehr  Recht,  wie  bei  Ibn  Hagar 
(Takrib  S.71)  geschieht,  der  vierten  Generation  zuzuweisen,  derjenigen  der 
Zettgenossen  Zuhris. 

Über  Aflah  gibt  Dhahabi  in  Sprenger  271  Bl.  55*  folgenden  Bericht: 

g\j  tr  il  x*  j*       y)  J\Ü\  ^r  t^jUV»       Cr.  ^ 

o <TL.j  jy-^j       Äi~       Xw  <jl 


V. 

Wie  oben  S.  1  bemerkt,  gibt  Wakidi  am  Anfang  seines  Maghäzi- 
buches  ein  Verzeichnis  seiner  Gewährsmänner.  Von  den  25  Personen,  die 
er  aufzählt  (ed.  Kremer  S.  1,  2),  sind  die  folgenden  acht  auch  in  dem  Ver- 
zeichnis des  Ibn  Saad  aufgeführt: 

L  ^jl^l  er  cT  e> 

Siehe  oben  S.  16. 

2.  ^-4  j  üs\  ax  er ; 

Siehe  oben  S.  11  =  eS^JrH- 


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Sachau:  Stadien  tor  ältesten  GeschichtsüherHeferang  der  Araber.  175 

3.  er        ü  *\      er  er  ^  ^ 

Siehe  oben  S.  20. 


Siehe  oben  S.  13. 


jto  a  ^  er 

Siehe  oben  S.  15. 
6.  j*.  y\ 

Siehe  oben  S.  8. 


Siehe  oben  S.  2. 

Siehe  oben  S.  18. 

Die  übrigen  17  Informanten,  welche  Wäkidi  eigentümlich  sind  und 
von  Ibn  Saad  nicht  genannt  werden,  gehören  der  letzten  und  vorletzten 
Generation  vor  dem  Verfasser  an  und  sind  meist  in  der  zweiten  Hälfte  des 
II.  Jahrhunderts  gestorben.    Es  sind  folgende : 

1.  i/jjil  fjj,  er  «V-  er  j+J\  *f  o  ü\>  ü  Jy* 

Mukaddasi,  Landberg  35  Bl.  65b: 
Dhahabi,  Sprenger  272  Bl.  326': 

tri  . tf-ät J\j  yLJ-l  -X*  j       J  &\  XP  a  <JUj 

Sein  Urgroßvater  Sa* id  war  54  (s.  Ma'&rif  S.  159),  sein  Großvater 
Abderrahman  109  gestorben  (vgl.  Dhahabi  in  Sprenger  272  Bl.  133b): 

y)  V?  er  s/±  Cr  0;  y.jr  4  -V-  Cr.  I^M^ 

4j       aJ  o  et  ^      Jtt  ^Vl  r3U  *b  jfr  U 

Wir  bekommen  danach  fur  dies  Geschlecht  die  folgenden  Todesjahre : 
Sa'ld  f  54, 
Abderrahman  -f*  109, 
Othman  +  um  139—149, 
'Amr  (Omar?)  f  um  169—179. 


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176      Sachau:  Studien  wir  ältesten  Geschichteöberlieferung  der  Araber. 

2.  5-3  Cr       Crt  *»i  V  Cr        *  ürr 

Über  diesen  berichtet  Mukaddasi  in  Landberg  35  Bl.  136*: 
Cr  (Sj^\  ^f-  Cr.  ^  Cr.  wUail  Cr  J>-Vl  (j  <-0  Cr  £\  ^y* 
<j\j  jt  •>  er.        f 3U  jl  Cr  tfjj  ^       JaU  ^.e-Yl  ^ Jl  ^ 
Cr  ,/rW^b  jLj  Cr  «»l  Jl  erb  ^»-r 

Cr.  j~  ^JJ  CA-^t  jl  er  j  Cr  -V  e> 
j\  Cr  jb^l  AiäP  jJu-j  er  *^««  J  erb  3b*M 
Crl  Jfcj  ^  >  J\Sj       ju-  Cr.  ^ 

•      erb  J^h 

Ähnlich  Dhahabf  in  Sprenger  274  Bl.  67*.  Der  Chalife  Mansür  ist 
158  gestorben;  in  den  letzten  Jahren  seiner  Regierung  ist  unser  Musa  ge- 
storben. 

3.  Cr  Cr  j*J\      o        Cr.  4&\ 

ist  gestorben  170.  Vgl.  folgenden  Artikel  von  Mix«  in  Landberg  40  B1.276*: 

Cr  J»y  Cr         Cr  j>-U  Cr.  Cr9^  ^  Cr.        Cr.  *\  ^ 

C;\  JA\  jj?  y\  ts^js  J,J\  l^j  er.  JL^        a  w-M 

Cr.-u~  ^         Cr  J-~t  Cr  ^  'e^j1!         Cr  ^  -y-  V 
■V  Cr  fj)  Cr.         <s^J\  Cr*^  -^f  Cr.  J-r  V.b  ^  ^ 
ur^Vl  a>  j  j^j  jy;  ^|  er  -^bH  Cr  ü^Jl 

j*J\  er  vJlt  jl  e>  >  c>  Cr*  t>.  er*"  Cr.  ^  *f  Cr. 
-*~f  Cr.  J»  er  Cr  •fc/.j  J  'j  Cr.  Cr. 

J>»  Oj*      e>  Jlb        üb  er  e>  Cr^J1 

Cr         *^        **J*  Cr.  jj-1>\  ^       ^  Cr 
Cr       er  >r  Cr.  J— b         j}  Cr.  S  Cr. 
Cr.  alWj  Cr.  s^j  <SlJ\  -*>  er  J»*-b  Cr  > 

jr_jj\  xpj         Cr.  +fj  Cr.  *»\  -^J  Jl>i\  ^ 

y  Cr  j^j  erijV!      ax  Cr  >.>Ji  -^j  ^^j1»  (276b)OlT  j\  j 

1  Gestorben  156. 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsuberiteferung  der  Araber.  177 

j        313  tr  jJ-l  er  «^J  ^      er         u/^  0; 

e>        e*^jH  y  o:  -^j  -r.3jH  J»  e>  y  er        ^  e> 

jll>.  j-  Jr  er  O^-wJlj  eflj^  m<j^  er  j i-JU 

<A  e>         «V  er  c^.J  oJ-\       Ol  i<fj  %r^\ 

±±  j  ±*\  cxm     "Z5ü  y\j      ^  ±r  A-M-  j 

jJj  Jj-^  J**^  cil~  er.  ^  JS  er  X  J«^ 

J  ol»  J>-  o-dl  »Uli!  J».  jl  V  cUj?  J>  |j  iSfd\j  iSjW» 
>fi  J>  U  jfjH      Ol»  Jtt  j*  er       J£  Uü  ^  \jMi  jft  OT 
JJ         <Jkj  4JLSJ  y*>-  <>       -et  j/  Ji  V"\  oaII 

Vi  dli       ..ui  Vj  ^  Jl  Cr  ^  ^  ^  ^. 

efj      Ji-r  ^  ^  WV;S>\  i>i  ju»  ji y-  jr 

c-  j^jl-  J  <u  er  ^jiij  -uUj  £jt  jil>jut 

•  j^Ub  ^\  J^*l  ot^J  4  e«J-?J  j  e«J^  *  AaZju.1 

4.  ij*  j\  er.  ü ;     -V1  er 

Ist  gestorben  202.    Sein  Nomen  soll  aA\  JLt  oder  -C^  sein. 

Dhahabf  gibt  in  Sprenger  274  B1.229b  folgenden  Artikel  über  ihn: 

4  o4  ^  er  e*>N       er  e>.        eJ^  er       ß.  f) 

&  JJj  «Sil  -et       JJ  Juli  ^jjJl  ts^U  ^^ill  ^  j  "jj 

0.        zy*yh       j\  er  e?J^.  j»^ 

c\  ~s  ji^j  a>  ijj  j\  a.         ^  er. 

X'^        er  jOjl  -V-J  er  <-^"  ^  ^.yr 

Mio.  ü.  Sc«,  t  Orient  Sp«ch«n.   1901.  11.  Abt  12 

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178       Sachau:  Studien  zur  ältesten  Gesehichtsflhcrlieferung  der  Araber. 


0:  iT  i»J  VJ  J*        er        er  -Sil       J\5j  ^ 
J\5j  J->1  jüu  jjb       Jlij  (230')i3jJU  ^L-iJl  Jlij 

Ks  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  daß  dieser  Überlieferer,  der 
so  sehr  oft  genannt  wird,  bei  einein  Teil  der  Kritiker  seiner  Nation  als 
Fälscher  verrufen  war.  Der  Stammvater  seines  Geschlechts,  Abu  Sabra. 
der  bei  Bedr  mitgefochten  hatte,  der  einzige  der  Fluchtgenossen ,  der  nach 
Muhammeds  Tode  nach  Mekka  zurückgekehrt  war  (s.  Ibn  Saad  III,  1,  293). 
soll  unter  dem  Chalifate  Othmans  (644 — 656)  gestorben  sein. 

5.  Der  nächstfolgende  Gewährsmann  Wäkidis  heißt  in  der  Kremer- 
schen  Ausgabe: 

4)1  XL  J \  J*- J\        u;  jUlc  Cr  -V- 
dagegen  in  der  Londoner  Handschrift  Or.  1617: 

Was  nun  auch  die  richtige  Form  des  Namens  sein  mag,  die  Person  ist 
mir  unbekannt. 

6.  ^>Jl  x+  a  er** 

Dieser  Junus  uberliefert  meist  auf  Autorität  seines  Vaters,  und  hatte 
einen  Bruder  namens  Ja'kub  (s.  Wellhausen,  Muhammed  in  Medina  S.  264). 
In  den  mir  zugänglichen  Cberliefererverzeichnissen  wird  ein         <J  ^ y 

erwähnt,  nicht  aber  mit  der  Nisbe  (£jäi&\,  sondern  ^.sl-UJi,  mit  vollem 
Namen: 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Gcschichtsüberlieferung  der  Araber.  179 

der  nach  Ibn  Saad  208,  also  ein  Jahr  nach  Wakidi  gestorben  sein  soll. 
Kinen  ausführlichen  Artikel  über  ihn  gibt  Mizzi  in  Landberg  39  Bl.  249*; 
Mukaddasi  in  Landberg  35  Bl.  194b  und  Dhahabi  in  Sprenger  274  B1.221b. 

7.  ^  a  A> 

Dieser  Überlieferer  mit  dein  Beinamen  Jjjjh  (s.Wellhausen,  Muhammed 
in  Medina  S.  190)  ist  mir  nur  aus  Wäkidis  Maghäzi  bekannt.  Kr  durfte 
der  Generation  nach  dem  Zurakiten  Abu  -  Alhuwairith  (f  130),  von  dem  er 
überliefert,  angehören  (s.Wellhausen,  a.a.O.  S.  52  und  hier  oben  S.  20). 

8-  Jj*  er 

vermut  Ii  ch  (ijLaiVI  (Weill  tausen,  a.  a.  0.  S.  167).  Welcher  von  den  Uber- 
lieferern,  die  den  Namen  Muhammed  Ibn  'Amr  Afansäri  führten,  von  Wakidi 
gemeint  sei,  bleibt  ungewiß.  Es  dürften  zunächst  diejenigen  zwei  Männer 
in  Betracht  zu  ziehen  sein,  über  die  Dhahabi  in  Sprenger  273  B1.78'  kurze 
Notizen  gibt: 

e>  -e>  Jli  j  Jjr  j  4|  Y         J-dl  tSjUVl  3  j*  <J.  ^ 

yh  iljül  Cx\        <*l*\*  MUf  ~*  tr.jr  4 

•         •••  *  *  »  •  • 

9.  ^jLaiVl  c> 

Über  ihn  gibt  Dhahabi  in  Sprenger  274  Bl.  24b  folgende  Auskunft: 

er  a>  ^  iL.  JJj  *jT  j  jl  a       u  er 
JT.      w-b  f>  er  jy*  e>  ■»>  e>  X  e$L>        e^  e**H  cSjUV\ 
er  ■*> J  "iS-üljHj  W  e>b  e/ >*M  ^  e>.  *  J1"  ^ 

o  jU.  CrV  ottK  j  oj>fj  fUJt  er  ^ 

«  Mukaddasi  in  Sprenger  270  Bl.  308  fugt  hinzu:  *jJ  -U  J. 
1  Mukaddasi  fiigt  hinzu  :  Jjb        a!  • 
*  Handschrift  ^Jilj5| . 

12» 


180       Sachau:  Studien  zur  ältesten  Gcschichtoubcrlieferung  der  Araber. 

10.  ötf  CJ  CX.  <*\  -V  4  <jf. 

Wahrscheinlich  ist  dieser  .lahjä  ein  Sohn  des  Abdallah  Ihn  Abi  fcatada, 
der  A.  9*i  gestorben  sein  soll.   Vgl.  Dhahabi  in  Sprenger  272  B1.84*: 

<xj  ^L»  4&\  J O)       j)  y)  c^~"^  ^ 

O  iJ-j  <r*r  Cr.      -V  *>.  4  J^jJl  +fj 

11.  ^  uj  er  ck-  Cr  Cr 

Der  Großvater  dieses  Uberlieferers  ist  bekannt,  nämlich  ,j\  (j  cW— 

J-*U  JT->-^        VI       er  Cr 

Er  soll  im  Jahre  3  d.  Fl.  geboren  und  unter  Muawija  (660—682) 
gestorben  sein.  Unter  den  Männern,  die  von  ihm  überlieferten,  wird  sein 
Sohn  Muhammed  Ibn  Sahl  und  sein  Brudersohn  Muhammed  Ibn  Sulatmän 
lbn  Abi  Hathma  erwähnt  (Mizzi  in  Landberg  40  Bl.  33'),  nicht  aber  ein 
Sohn  Jahja  noch  ein  Enkel  Muhammed.  Daß  unser  Muhammed  von  seinem 
Vater  Jahja  überlieferte,  sehen  wir  aus  Wäkidi  (Wellhausen,  a.  a.  O.  S.  294). 
In  den  mir  vorliegenden  Überliefererverzeichnissen  sind  Vater  und  Sohn 
beide  nicht  erwähnt,  wenn  nicht  etwa  eine  schlecht  überlieferte  Notiz  bei 
Dhahabi  in  Sprenger  274  Bl.  152"  sich  auf  den  ersteren  bezieht: 

•  fj)  ü  (!)  J.       *jfj  jUL  c>  JTU.       (?J4-!)  J-  tr  3* 

12.  J**-  CJ  Jl^\ 

ist  gestorben  153.   Vgl.  Dhahabi  in  Sprenger  272  Bl.  118b: 

cUiJl  y\        t>  g\j  0;         tr  i»l  -V1  Cr  -r*^  Cr  *f 
*S  Cr  [Cr]  ^  <rJ       V.1  l7       u^Vl  ^jUVi 

Jl  Cr  V.-?  £L'->  ^J  cr-^  Cr  ^  -V-      ^b  er 

cT»^.  Cr   «3-^  <r^f 

_>^jl  t?)^^  CrJ  JSj  ^  *  ^  ^      #Jf->  i>~  Crj  J^J 

cUf  c-  o-vll  oUj  Jl5j  «m.jJm  ^To»4  ju-  oi»  Jlfc  «.  V 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsuberl  ieferung  der  Araber.  181 

Der  Vater  und  der  Großonkel  unseres  Abd-Alt>amid  sind  ebenfalls 
als  Uberlieferer  bekannt.    Vgl.  Dbababi  in  Sprenger  271  Bl.81b: 

9{/*\c  j  eOJ  Jij 

Über  den  Großonkel  Omar  vgl.  Mukaddasi  in  Landberg  35  Bl.  55  b: 

juh  ju.      y  jjdi  ^UYl  ^  4        Cr.  's 

•JS*        A  e>  ^r-ib  A  e>  ^3  ^        ü  S*>-  e> 

o  ^jUJi  aJ  4jj  Äi*  Ätj  j  ^\  JS  £X\  J  aÄ>\  Ax  ^ 

13.  jl  er       er  o^jH 

Auf  diesen  Uberlieferer  dürfte  sieb  die  Notiz  Dbahabis  in  Sprenger 
272  Bl.  15  lh  beziehen: 

ü  ^7  r>  er.  X  ^  *>.  •*>  ä  ^Jl  ^ 

Er  überlieferte  vielfach  von  seinem  Onkel  Abdallah  Ihn  Abi  Bakr 
(s.  Wellhausen,  a.a.O.  S.  199),  der  im  Jahre  135  gestorben  ist.  Uber  seinen 
132  gestorbenen  Vater  Muhammed  lbn  Abi  Bekr,  von  dem  er  ebenfalls 
überlieferte,  vgl.  Dbababi  in  Sprenger  273  Bl.  35*: 

Juli  eSjUVt  ^  er  3j*  er        e>  >T  ü\  er 

>1  jlO        u;  ^        ->,JU.  e**tt  ^  e**  ^  -V  X1 

*>*^  "V1  e>  e>  ^         V^J  V.1  0*  ^JJ  ^ 

Das  Todesjahr  unseres  Abderrabman  scheint  niebt  überliefert  zu  sein; 
vermutlich  ist  es  zwischen  162 — 172  anzusetzen.  Uber  das  Mazmiden- 
Geschlecht  vgl.  meine  Einleitung  zu  lbn  Saad  III,  1  S.  XXVIII. 

14.  j\  O,         e>  w» yd 

Es  gab  einen  der  Generation  der  Nachfolger  angehörigen  Uber- 
lieferer  Namens  eSJ^Vl  jjlM  <jl  ^  XS-  &  aU|  Ax-,  der 
in  Medina  lebte,  von  Abü  Sa* id  Alchudri  überlieferte,  und  dessen  Uber- 
lieferung von  seinen  beiden  Sühnen  Muhammed  und  Abderrahman  fortgesetzt 


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182      Sachau:  Stadien  zur  ältesten  GeachichtsAberliefcrung  der  Araber. 

wurde.  So  Tag  Al'arüs  V,  414  nach  dein  o^l  ^l^von  Ibn  Hibbäo. 
Ich  nehme  an,  daß  der  hier  genannte  Muhammed  der  Vater  unseres  Ja'küb 
ist;  in  dem  Falle  würde  sein  voller  Name  gelautet  haben:  JJ?  & 

Über  seinen  Vater  gibt  Mukaddasi  in  Sprenger  270  Bl.  281b  folgende 
schon  bei  Fischer,  Biographien  S.  T>7  abgedruckte  Notiz: 

J*-J\  *f>        ^— ~  3}  er  J^J\  er 
iSJ^\  c£jL->yi  y\        »  j\  er  ü*^  -lp  ^  ^\  .et  j 

oc  ^jj  ^  ü;  j->-  j\  Cr,  J-^  Jj^Ü 

i£j^\  4  iSJj  Out  0;  j^-J         er  J*~~l  e>  -*^J  ^  e> 

o^-t  erb  ^/^b 
Hiermit  ist  zu  vergleichen  Dhahabi  in  Sprenger  273  Bl.  60': 
+f  *y)  JjU\  ^jUVl  j\  e>  i>*jN        jillAx  j5 

'  etf  e>  il^try  J£»  V  J  f*^  e**1'  e^1 

«aÄTUj  £->"  O-        JJ  j£» 

Wenn  also  der  Vater  Muhammed  139  gestorben  ist,  dürfen  wir  den 
Tod  des  Sohnes  Ja'küb  zwischen  169  — 17!>  ansetzen.  Kr  ist  in  den  mir 
vorliegenden  Cberliefererverzeichnissen  nicht  erwähnt. 

15.   Aj\  j\  t>  J**J\ 

Uber  diesen  vielgenannten,  A.II.  174  in  Bagdad  gestorbenen  Über- 
liefern- gibt  Dhnhabi  in  Sprenger  272  Bl.  130b  folgende  Auskunft: 

^  y)  JiJ  er  ^  ^  Aj\  J»  er  J^jTII 

-etj  a*-  J  J^Aj  ^>  J\  er  J*-J       e>  -fcjj  V.1  e^ 

Ajij  jy^*  e>  erb  ^UJl  ^ 

4  jVjJI  CU|  ^  o  >J  üf>  -V-  4 

1  Siehe  Wellliausen,  a.a.O.  S.  152  Z.  5  v.u.  und  Fischer,  Biographien  S.  i». 

*  Diese  Notiz  ist  bereits  abgedruckt  bei  Fischer,  Biographien  S.  5I>. 

*  Lücke. 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsflberlieferung  der  Araber.  183 

jIT jl\  oil  ^U*  Jö  JS\        düUL  cü  LJU  o  ^r  Jtt  £^ 
^ll  Jfcj  AJi  j\        Sj^  ä  f^*  j  ^Ui  Jfcj 

J\5j  J-i  <>.  &  fcy*  er  V*-  Jttj  *.  V  Oy»  eM 
jjo\-eJ\  #U\         iui-  Uj        ^4»  O-Ul         L  ^aII  j| 

V  ^vull  Jßj         Ca».  Jj  Jja-,  Hir  i^i  o;  o>i  JSj 

L'Lj  juu-j  £j|  O-  OU  ^-W  (Ms.  j.)  j*  j^<^  £^  V  +jjm 

O  O-  JUi-J  J-\  ^AJ 

16.    JUyll  j»  er  ^ 

war,  wie  es  scheint,  ein  Nachkomme  des  Sa'd  Ibn  Zurära  (s.  Usd  -  Alghaba 
II,  -i78),  der  seinerseits  ein  Bruder  des  bekannteren  As'ad  Ihn  Zurara  war, 
eines  der  hervorragendsten  unter  Muhammeds  ältesten  medinischen  Freunden. 
Der  Stammbaum  der  Familie  durfte  folgender  sein: 

er 


I 


Wenn  Amra  98  oder  106  und  Muhammed  124  (s.  weiter  unten)  ge- 
storben ist,  dürfen  wir  das  Todesjahr  Mäliks  zwischen  154 — 104  ansetzen 
(vgl.  die  Notiz  von  Dhahabi  bei  Fischer,  Biographien ,  a.  a.  0.  S.  50).  Etwas 
anders  ist  diese  Familie  dargestellt  bei  Dhahabi,  Sprenger  273  Bl.  65"  in 
einer  Notiz  über  Muhammed,  den  Vater  unseres  Malik: 

•et  cj  jJt  y>j  jail  ^jUVl  {j,  *~  er  <j*J\  ^  O 

jJ-  JlSi  £  V        J\  <p  j*j  -w-  j  J*J\       j       -y-  o  J^J\ 
jrjJl         e>  ^  ^  Jj  ;->0;  cT         »  e>  0**>  ^  e> 
c/j  j^" cl  e>  ^  ^  ^  er  wij  r^Vlj 

jj>I>         e>  j^*-J  J  e>  »C^J  eO^YI  -e~  J 


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184      Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsüberlieferung  der  Araber. 
Vgl.  außerdem  Mukaddasi  in  Sprenger  270  B1.281k: 

ö  J*J\  V  crl  J&J  tri  Jli J  <  Cr  ^  V  er*  JlV 
0*  c?jj  JrjJ»  V  t>.  y  J-t  j^5"cl  er  ^  J6  MjJ  j\ 
/  tr  *  e>  ^  jUJ»  J-  *\,W  j  iwj  ü;  <A  Cr  *\  +f 
<J  e>  Jf  er  Lr-^»  e>  e>  -^J  V  A  e>  ^"e>lj 

^  4  «J^i-J  f>  er  e>  >T  J  e>  *\  -^J  j^T  J  ü 

£j»  ^  J  <y/  jUJl  a  j*  er  ^~  e>  ö*^  "V 

Dieser  124  gestorbene  Muhammed  Ihn  Abderrahmän,  der  unter  dein 
Chalifen  Omar  II.  Statthalter  von  Medina  war,  fahrte  den  Beinamen  JU.  J\  y  U 
vermutlich  weil  er  viele  Söhne  hatte,  unter  diesen  Mälik,  den  Gewährs- 
mann Wakidis.  Damit  erledigt  sich  mein  Bedenken  gegen  diesen  Namen 
(JUJ1  e.1  e>  *^L)  in  meinen  Anmerkungen  zu  Ihn  Saad  III,  I,  14.  Es 
gibt  nämlich  noch  einen  zweiten  j*- J\  Xs>  e>  ,  der  ebenfalls  den  Bei- 
namen JWjl  j>J  führte,  und  dadurch  bin  ich  auf  eine  falsche  Fährte  ge- 
lenkt worden.  Dieser  zweite  Muhammed  war  ein  Nachkomme  des  alten 
medinischen  BedrkSmpfers  Iläritha  Ibn  Alnu'män  und  hieß  mit  vollem  Namen 

war  ein 

Sohn  der  Amra,  der  Tochter  d  es  Abderrahmän  lbn  Sa'd  Ibn  Zurnra  (vgl. 
Ibn  Saad  III,  II.  •  Y,  22—24  und  VIII,  tor,  4—6),  also  durch  seine  Mutter 
mit  dem  erstgenannten  Muhammed  Ibn  Abderrahmän  verwandt.  Muhammed 
Ibn  Abderrahmän  Abu-Alrigal  aus  dem  Geschlechte  des  Sa'd  Ibn  Zurära 
und  Muhammed  Ilm  Abderrahmän  Abu-Alrigal  aus  dem  Geschlechte  des 
Häritha  Ibn  Alnuman  waren  Vettern,  denn  der  Vater  des  einen  und  die 
Mutter  des  anderen  (Abderrahmän  und  Amra)  waren  Geschwister. 

17.  eHl  et  er  ü\ j*  e>  ^\ 

Die  Kunja  ^Jl  y\  bezeichnet  den  e^Vl  e>  y/±  jl  er  ^U, 
der  im  Jahre  74  gestorben  sein  soll,  den  Großvater  des  vielgenannten  Ober- 
lieferers  Mälik  Ibn  Anas.  Dhahab!  in  Sprenger  273  Bl.  107h  widmet  ihm 
folgende  Notiz: 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsüberlieferung  der  Araber.  185 

0*  j  J  \J       ^  iS-^r  <!—  er.        JVi  0jfj  JU\ 

Der  Sohn  dieses  Mannes,  'Jmran  Ibn  Abi  Anas,  wohnte  in  Alexandrien 
und  soll  1 17  in  Medina  gestorben  sein  (vgl.  MukaddasJ  in  Landberg  35  81.52*). 

Jto.J  ijJ  Cr  y/^c  J*r  ^\  iS^\  er**  <J  er 


t^JL-Vl       Cr  üii^j  jLj_  Cr  jULj  j*-J\  -lx  J;         e^  S*^ 
Hiermit  ist  zu  vergleichen  Dhahabi  in  Sprenger  272  Bl.  334 b: 

•J.S  J  7  w>«        tf/-U  JiA  er*»  J  313^ 

jLj    Cr   jl*J-J  Jf-  4>   <JiaI>.  JCJ  ^Äo-   Cr    Ättl  -UtJ  -U-.  Cr  J-A-J 

ÄtL^j  «1-411  j  Cr\j  J».Y\  Jb  J*  Cr  ^ j^j  ^/«*>-  0;  -x-H 

J y  ^  j.|  JS  oaII  ^4»  «jd  ^1  j        *i j 

Den  Sohn  dieses  Mannes,  Äbd-  AI  ham  id,  den  Informanten  Wakidis, 
finde  ich  in  den  mir  vorliegenden  Überliefererverzeichnissen  nicht  erwähnt; 
er  begegnet  aber  bei  Tabari  III,  2388,  1  in  einem  Berichte  Wakidis. 

VI. 

Außer  den  unter  I — IV  zusammengefaßten  Überlieferen!  erwähnt  Ibn 
Sand  noch  zwei  weitere  Gruppen  solcher  Männer,  von  denen  er  vielfache 
Informationen  direkt,  ohne  Vermittelung  Wakidis  erhalten  hat.  Die  erste 
Gruppe  ist  folgende: 

von 

Cr  -*3  Cr  ^S'j 
<S^\  j\  cj  ^  Cr  £Jj 

Cr  jCf  Cr  -xf-  er  Cr  y) 


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186      Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsüberlieferung  der  Araber. 

Was  ich  Ober  Abdallah  Ibn  Muhammed  Ihn  'Umara  bisher  ermitteln 
konnte,  ist  mitgeteilt  in  meiner  Einleitung  zu  lbn  Saad  III,  I,  S.  XXVII, 
womit  die  abweichende  Ansicht  meines  Kollegen  Horovitz  in  seinem  Vor- 
wort zu  Ibn  Saad  III,  II  zu  vergleichen  ist. 

Über  seinen  Vater  Muhammed  lbn  'Umara  gibt  Mukaddasi  in  Sprenger 
270  Bl.  303*  folgende  Notiz: 

(Ms.  je)  <z  iSjj  .k*        J»}j  Kjd\         O-^J  ri*- 

is-f  e>  J— ~1  ü  f'Wj  er  **\  -^-f-J  <j~^  er  eU!L 

+\  <>•  er  •> ü  e*^  ^  c^VI  .>  jJI  -e-fr  ä 

Ähnlich  Dhahabi  in  Sprenger  273  B1.7ob: 

Cr  iT  3}  O  Oh  ^         4       ~?  F  m*M  ü 
*     CAIU  <£j  fjfj  ÄäU»  j\  ^>  -oil  a-c      <ü>\  a^j        ^  <j- 

lbn  Hagar  im  Takrib  S.  191: 

Sein  Sohn  Abdallah,  der  Verfasser  des  Buches  über  die  Genealogie 
der  Ansar,  ist  mir  außer  bei  Ibn  Saad  und  in  einer  einzigen  Stelle  bei 
Tabari  III,  2.r>52,  wo  erwähnt  wird,  daß  er  die  Kunja  u**9-  y\  geführt 
habe,  nicht  begegnet. 

Die  beiden  Lehrer  dieses  Mannes,  Zakarijja  Ibn  Zaid  und  Zakarijja 
lbn  Jahjä,  sind  mir  gänzlich  unbekannt  und  kommen,  falls  sie  sieb  nicht 
etwa  unter  anderen  Namen  verbergen,  in  den  mir  vorliegenden  Üherlieferer- 
verzeichnLssen  nicht  vor.  Von  dein  ersteren  der  beiden  kann  ich  übrigens 
nachweisen,  daß  er  auch  bereits  den  arabischen  Gelehrten  als  unbekannt 
galt  (s.  folgende  Notiz  bei  Dhahabi  in  dem  Werke  oi*  j  Jl-eV-Yl 

JU-  J\  (Luknow  1884,  4°,  2  Bände)  1,311:  «^»l^J  ^  j-dl  & 

Der  dritte  der  Männer,  von  denen  Abdallah  Ibn  Muhammed  Ibn 
'Umara  überlieferte,  Abu  'Ubaida,  ist  der  Sproß  eines  bekannten  Geschlechts, 
ein  Nachkomme  des  37  bei  Siffin  gefallenen  Ämmar  lbn  Josir.  Von  dessen 
Sohne  Muhammed8  berichtet  Mukaddasi  in  Sprenger  270  Bl.  303': 

1   Ergänzt  aus  Dhaliabi. 
»  Vgl.  Ma'arif  S.  130,  17. 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Gescliiclitaüberlieferung  der  Araber.  187 


j\  Cr  "V  ^  J*  ^  J*-  ^.-^  <SJJ. 

•  Jjb  J»!  4j  tfJJ  ^»  yiT^JJ^  <-l  je  j\  jts*ll  AjL 

Hiermit  ist  zu  vergleichen  Dhahabi  in  Sprenger  273  B1.75b: 
•Li-I         O        fj>  ^         ^1         o  J^>  Cr  ^> 

(Jj    <JL-   J  ^A»    ^aJmJ   -L>-ij   i-LX    ^>lj   <JL-   JufJ    »A-X  y\j 

und  JUkVl  jljM  2,  658: 
/V  U*J         0*  ^  /-!■  Cr.  A>  cT  J>  CT  ^  ^ 


*&*~\  Cr)       iSJJ         <j}  Cr  ^j^J  *y  ^  ^%r^  48 '  "V"  ^. 

Nach  einer  Ansicht  hatte  dieser  Muhammed  zwei  Söhne,  AbA  'Ubaida' 
und  Salama,  während  nach  anderer  Ansicht  diese  beiden  Namen  eine  und 
dieselbe  Person  bezeichneten,  Abü  'Ubaida  Salama.  Kin  Abu  'Ubaida  Ihn 
Muhammed  Ihn  'Ammar  wird  auch  von  Ilm  Saad  111,  II,  147,  14,  15  und 
bei  lbn  Hagar,  Takrib  S.  200  genannt.  Dieser  Muhammed  muß  aber  noch 
einen  anderen  Sohn  Namens  Abdallah  gehabt  haben ,  und  dessen  Sohn  Abü 
'Ubaida  wäre  der  Informant  des  Abdallah  lbn  Muhammed  lbn  'Umära  ge- 
wesen. Die  mutmaßlichen  Todesjahre  des  Geschlechts  können  in  folgender 
Weise  angesetzt  werden: 

Ammar  -j-  57. 

Muhammed  ■f  ?  67 — 77. 

Abdallah  +?  107— 117. 

Ab A  'Ubaida  •;•  ?  147—157. 
Der  vierte  und  letzte  der  Gewährsmanner  des  Abdallah  lbn  Muhammed 
lbn 'Umära,  Ibrahim  Ihn  Nub  Ihn  Muhammed  Alznfari,  ist  ebenfalls  wenig 
bekannt.    Ich  finde  Aber  ihn  nur  die  folgende  Notiz  bei  Dhahahi  in  dem 
JU^VI  jl>  (Luknow  1884)  2,  29: 

Jl  wdT A-äill  jUl       ^wUH  &        J£  ^yt  V        Cr  £?j) 

Ol  ffj)  Cr°  'J.!*  ^2?  ±*  Cr.  Ü*J\  V  ^  J-1*  Cr.  > 

jk  Ujuf  J*  UjOI  j       J^i       c-»*—  r^y  Cxm  f+j)  ^  -V- 

jj  ^\  j    jj.     pTu  win  jy»   jv  3>i  v\ 

1  Vgl.Tabari  II,  667,  19  ;  224,  4. 

*  Siehe  Ibu  IsliÄk  458,  17  ;  884,  2. 

*  Vgl.  Fischer,  Biograpliien  S.  91,  20. 


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188      Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsuberlieferung  der  Araber. 

Ob  dieser  Ibrahim  Ibn  Nül.i,  der  von  Malik  überlieferte,  mit  dem  von 
Ibn  Saad  genannten  Uberlieferer  dieses  Namens  identisch  ist,  kann  zweifel- 
haft sein.  Denn  Malik  ist  179  gestorben,  und  danach  mußte  Ibrahim 
gegen  Ende  des  Jahrhunderts  gelebt  haben,  was  zu  spät  ist.  Denn  nach 
dem  Zusammenhang,  in  dem  Ibrahim  bei  Ibn  Saad  erscheint,  muß  man  für 
seine  Lebenszeit  etwa  die  Jahre  130  —  160  in  Anspruch  nehmen.  Wir 
müssen  also  bei  diesem  Uberlieferer,  hoffentlich  nur  einstweilen,  bekennen: 

Die  Ausbeute  unter  dieser  Nr.  VI  ist  eine  sehr  geringe.  Die  Quellen, 
die  sonst  so  reichlich  tließen,  versagen  fast  vollständig.  Soweit  mein  hand- 
schriftlicher Index  der  von  Ihn  .Saad  behandelten  Personen  Auskunft  gibt, 
hat  er  diese  Uberlieferer  nicht  aufgenommen,  ihnen  nicht  besondere  Artikel 
gewidmet,  und  den  Gelehrten  der  folgenden  Generationen  scheinen  sie 
gänzlich  unbekannt  gewesen  zu  sein.  Es  liegt  nahe  zu  vermuten,  daß 
sie  derjenigen  Schicht  tabaka  von  Überliefere™  in  dem  Werke  Ihn 
Saads  angehörten,  die  entweder  verloren  gegangen  ist  oder  die  Ibn  Saad 
nie  geschrieben  hat,  anders  ausgedruckt:  an  deren  Abfassung  er  durch  den 
Tod  verhindert  worden  ist.  Wenn  Ihn  Saad  versagt,  versagen  alle  folgenden. 

VII. 

Die  letzte  und  jüngste  Gruppe  von  Männern,  denen  Ibn  Saad  einen 
großen  Teil  seines  Wissens  verdankte,  sind: 

Alle  vier  sind  wohlbekannt.  Man  Ibn  'Jsä  gebort  noch  der  Heimat  der 
Geschichtsuberlieferung ,  Medina  an,  die  anderen  Babylonien,  Kufa. 

Man,  ein  Freigelassener  des  medinischen  Geschlechts  Afasga',  ein 
vielgenannter,  hochgeschätzter  Uberlieferer,  der  angesehenste  unter  den 
Schülern  des  großen  Malik  Ihn  Anas,  einer  von  den  Lehrern  Ibn  Saads, 
ist  108  in  Medina  gestorben.  Ibn  Saad  wird  persönlich  mit  ihm  verkehrt 
haben,  da  er  im  Jahre  1 89  in  Medina  war,  wie  ich  einer  Notiz  des  dem- 
nächst erscheinenden  Bandes  V  von  Ibn  Saad,  herausgegeben  von  Dr.  Zetter- 
steen  S.  312,  7,  8  entnehme.1  Eine  kurze  Notiz  über  ihn  findet  sich  bei 
Ibn  Saad  in  Gothanus  412b  Bl.  9l\  Wir  geben  hier  den  Artikel  von  Mu- 
kaddasi  aus  Laudberg  35  Bl.  124*: 

1   Vgl.  meine  Einleitung  Xu  Ibn  Saad  III,  I,  XXX. 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsflberlieferung  der  Araber.  189 

\r  J  O.  >  y)j  j~  er  ^       er  ^  e/t>l  j^W  er, 

ju-  o:       357      w  j/T     jcsi ^  v  j< 

Hiermit  sind  zu  vergleichen  einige  kürzere  Artikel  von  Dhahabi  in 
Sprenger  274  B1.37b;  JiüJ-\  ijZt  S.  304;  Wüstcnfcld,  Libcr  classium 
virorum  VII,  2.  Zu  den  bei  Mukaddasi  aufgezählten  Lehrern  des  Anas 
sind  hinzuzufügen:  r^*-*  eT  ^  J^**  »         j   ^  cT  eS-^* '  ^  ^  eij^ 

jOff-Ui  Ja—,  -W  (j  fli* ,  und  zu  seinen  Schülern  ^Ua-Jl  c5~xP  ^>  t>~»-> 

Über  die  Kufenser  Hisam  (*}*  204,  206)  und  seinen  Vater  Muhammed 
(f  146)  verweise  ich  auf  meine  Einleitung  zu  Ibn  Saad  III,  I,  XXI  ff.  Der 
Artikel,  den  Mukaddasi  dem  Muhammed  widmet  (in  Landberg  35  Bl.  249 b), 
findet  sich  auch  bei  Tabari  III ,  2508.  Die  von  mir  in  der  genannten  Ein- 
leitung S.  XXI  verwertete  Notiz  des  Mada'ini  hat  folgenden  Wortlaut: 

zA*  J»      Cr.        J>.  ^Ul  er.  •*>  ^Ull  J« 

(Handschrift  des  Brittischen  Museums  Or.  1019  Bl.  23'). 

Alfadl  lbn  Dukain  Abü-Nu'aim  gehörte  zu  einem  Geschlechte,  das 
seine  Freiheit  einem  vornehmen  Manne,  dem  Freunde  Muhammeds,  '{'alba 
lbn  Ubaid- Allah,  einem  der  sechs  Kurfürsten,  verdankte.  Er  lebte  in  Kufa, 
ein  angesehener,  nie  bestrittener  Überlieferer,  und  starb  219.  Nach  seiner 
politischen  Richtung  wurde  er  zur  Schi'a  gezählt  (Ma'ärif  S.  301).  lbn  Saad 
hat  sehr  viel  von  ihm  gelernt;  in  manchen  Teilen  seines  Werkes  begegnet 
man  dem  Namen  des  Alfadl  lbn  Dukain  fast  auf  jeder  Seite.  Er  hat  ihm  in 
Gothanus411  Bl.  29*  einen  Artikel  gewidmet.  Wir  geben  hier  denjenigen 
von  Mukaddasi  nach  Landberg  35  Bl.  81': 

Jjtfl  j+'j  ,j   jLU  J  jyf-   (81b)<*~|j   AJi)  üf*)  &  tMl 

j*  f*-H  ~^-fj  t%\  0^*  j  j%\  ^j?-  o  f^-Jl 


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190       Sachau:  Studien  zur  ältesten  Oescliicht«flberliefcrung  der  Araber, 
jl^i.  j*  J -e-*  JjJl  <S-  •AXj  *± 

Jp\  yi»     er.      ^  Uj  jbjj  er         J^'  er. 

e>  3*  e>  c5-^->  ^  JM-  J  er.  ^r-i       ^  ^  ^  -b 

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^jUV\  ^  er  j*3  J/ft  ^  ^  #\      er  -*J^J  er^ 

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er  /.J"^  "S*-*  jUL-  er  ^  e>  e>  e>~^^         e>  ^"^J 

e>  jLä-j         e>  dilLj  i-^j  eS->>H  j^-J  f*"*^ er  J*-*-* 

e>  o^y,  *Wj  er*X  e>  e^t t>  »-^ÜJ  eT  J^3j  <^ 

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4ll  je*j  Jtfijl  J-^H  er  r^  JUjt  i  e>  ^  r^  e> 
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er  >*j  >Jl  e*  er  j\5/  e>  >»»J  j^1  jcj  er  ^ 

^  e>  A_ e*^^  ^  er  «-Jkj  W  ^U- 

er        j>.b         e>  ^J^\  er       «V  ^  e«JJ 

JaüII  ^  er         j^-Yl  -e--  a. 

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e>  J^-lj  e«^-VI          ä.  e?-^^»  J^— l  yh  3^ 

er  -e>  er  >«rJ  J^-Vl  je*J\  er  •*>  er       -^J  ^r-^l 

er  Juli  JU--VI         er.  i-V  er 

eT^  er  er*X  e>  c\>jei-l  J».  e>  JlcUl 

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^LLJ\  eT.  ^5-^  eT  eT  J^J  e^ '/-«^"l  ef">*  er  eT*^"^  er  -e-^J 

er  J3JI  ^1  ^  e>         er  -^^J  ^  Cr.  >^  er  -^J 

^^J\        e>  j£\  &r  er  •^L«  ^1  ^.Ji  er 

J^-l  e>  -^b  e«-^  er>*  e>        e>  -^b  ü  e>  -^b 


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Sachau:  Studien  nir  Altesten  GcschichtsQberlieferung  der  Araber.  191 

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£,  Cr»  jj>  Cr.  ±jj  p  y)j  i-H-  Cr  Cr^J»  "V^  ^  jV 
V»  .V3U  j.  ^\       C^>        pi  ^\  Je  .VjU  ^  ^  ^ 

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CjT  V »         U  Je       j»l  j»  jr-  J\  ±-s>  CAJl         L^e  »iJ»  vILa- 

J»  f  \  JI-  Cr^J»  ^  "^7  ^  4  0^  ^  ^  5»  V» 

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J  Je  ü/T»  J|  ^  o,W  j»  CJ  Jy»  ^  j»  Cr.  W 
^, jj>      UCI  JLü  ciü      U  c-Üi  a!  JÜ       U  ^_  Cr» 

^  jV  J^i  ^J»  »^  jp  U-^        cJö  <xi  j»  Cr.»  Je  i>U-V» 

j.  ry  »^  Je  Uj  <u>\  f^  jTjai  mW  ^»  J^ 

•S3  ^»  y       A\      j»     v       »y^^i  >i 

'»  X      L  ti^^  *)  ^»  ^Sj  Cr4  i>  J^*1  cr»->  J^  f 


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192       Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsuberliefcnuig  der  Araber. 

jjf  er  -uH  er  «u*  L  |rV  j\  er  J& 

JjJ*  £UJL\  <J  ^1  Uf  oilj  U  J>,  er* 

Lj  jl>  J1^  &         .u«.  Jji         c/o  1*  cr^V\ 
er'1-'  J^5*  eHX  er  -^H  f1*  «JLw'jll  ^  Vi  ilüll  #04, 

Or  y>  rUl  ,J  U  jtjJl  >  er  u^ljJl  xfcr.-t*  ܱ±\  *)  ^ 
O  J\5  ^JC|l\  er  JU^ll  je  jtT  j  v_i£)l  ^L-  er.  ^ 
j\  Jüij  ^  ^V!  j^Lu  JJo 

Ji. j|  oi  jdLl  J>.j  J\  >S  cijll  villi  j  ^  ^  \  Jioi  Jü 
J|  oi^j  jl  ^ojt»  jfc  ^  j,|  .^>-j*  ;|^\  ^li*  j-,  •  * 
jCc  ^»1  ji-i  ^v_^L»j  ^* y_  (<-^s^\  ii^l  ^-L» 

jÜj       iUoli  ^  j»\  JU  <Jl  y\  j^Ul  Jt  .j£  ^53 

(82b)  Jr.  er*  f*^  J  ^      ^  ^         ^  ^ 

^oWj  .Wl  o^-il»  Jl»  liy  J  Jttj  >-  ^  e^r^  ^ 
>  *  — 

er>lj  +j\  Jfi  •>!  ^  V.**  ei  U^  ^  ^  ^ 

^j^JL!  j U ß\       Uil  üjj^t  y\  j\  villi.  ^  t  Jlü 


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Sachau:  Studien  xur  Ältesten  Gescliichtsübcrlieferung  der  Araber.  193 
%    -~ 

"V"  Ol  ,/»*•  Ol  ^  ^-J  j        l*  jt>-  Ol 

L      l\  l  4J  cüi  fVJLl  j  Jfl  er.  W  Ca  b  J j5\ 

>i  jii      oeru  j       £-»         ^  J <^ j  o^* 

Neben  diesem  ausführlichen  Artikel  scheint  mir  wenigstens  xur  Zeit 
entbehrlich,  was  Dhahabi  in  Sprenger  27*2  Bl.  365 *  ff.  sowie  in  anderen 
seiner  Werke  bringt  (Wüstenfeld,  Liber  classium  virorum  7.  49). 

Mit  rührendem  Fleiß  haben  die  arabischen  Gelehrten,  sowohl  die 
Biographen  wie  die  Kritiker,  die  Grundlagen  ihrer  Historiographie  und 
gesamten  Geschichtsüberlieferung  zu  erforschen  gesucht  und  damit  wertvolle 
Vorarbeiten  für  die  historische  Kritik  geliefert.  Wenn  ich  mir  in  dieser 
Studie  in  weitem  Umfange  die  Arbeiten  der  Biographen  Mizzi,  Mukaddasi 
und  Dhahabi  zunutze  gemacht  habe,  möchte  ich  mich  doch  gegen  den  Vor- 
wurf verwahren,  als  überschätzte  ich  den  wissenschaftlichen  Wert  ihrer 
dürren  Artikel.  Fast  jeder  größere  Artikel  besteht  aus  drei  Teilen,  der 
Namenfeststellung  und  gelegentlichen,  meist  sehr  dürftigen  biographischen 
Notizen,  dem  Verzeichnis  der  Lehrer  und  Schüler,  und  den  Urteilen  der 
Kritiker.  Es  ist  zu  bedauern,  daß  das  biographische  Element  so  sehr  in 
den  Hintergrund  tritt  und  der  betreffende  Überlieferer  nur  noch  insofern 
für  den  Verfasser  ein  Interesse  zu  haben  scheint,  als  er  ein  Glied  in  der 
Kette  der  Überlieferung  ist.  Dieser  Mangel  tritt  in  den  jüngeren  Werken 
immer  mehr  hervor,  wahrend  die  ältesten,  wie  z.  B.  dasjenige  von  Ibn  Saad, 
doch  auch  noch  etwas  Interesse  fflr  den  Menschen  als  solchen  bekunden 
und  uns  gelegentlich  lehrreiche  Einblicke  in  seine  Zeit  und  Umgebung  tun 
lassen.  Die  Verzeichnisse  der  Lehrer  und  Schüler  sind  selbst  da,  wo  sie 
am  ausführlichsten  sind,  wohl  nie  ganz  vollständig;  wenn  man  mit  Hilfe 
guter  Indices  die  Tätigkeit  einzelner  Überlieferer  verfolgt,  findet  man 
meistens  die  Wege  der  Überlieferung  noch  bunter,  mannigfacher,  noch  mehr 
verschlungen,  als  es  nach  der  Darstellung  von  Dhahabi  und  Genossen  den 
Anschein  haben  könnte.  Die  Urteile  der  Kritiker  über  den  Grad  der 
Glaubwürdigkeit  der  einzelnen  Überlieferer  stehen  meist  noch  etwas  in  der 
Luft  und  werden  nicht  eher  nach  ihrem  wahren  Werte  eingeschätzt  weiden 
können,  als  bis  über  den  Ursprung  dieser  Wissenschaft  <J»_-W)lj  ^tC'* 

Mitt.  -1.  Sein,  f.  Orient  Sprachen.  ISM.  II.  Abt  13 

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194       Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geschichtsflberlieferung  der  Araber. 

ihre  Methoden  und  Hauptvertreter  das  erforderliche  Licht  verbreitet  ist. 
Trotz  all  dieser  Ausstellungen  halte  ich  die  Angaben  der  Biographen,  be- 
sonders solange  Ihn  Saad  noch  nicht  vollständig  vorliegt,  fur  ein  nützlich«*, 
ja  unentbehrliches  Hilfsmittel  des  Studiums,  wenn  man  in  dem  Urwalde 
der  altarabischen  Geschichtsüberlieferung  eine  erste  Orientierung  zu  ge- 
winnen sucht. 

Einer  der  Hauptwortführer  auf  dem  Gebiete  der  Überlieferungskritik 
ist  ein  berühmter  Bagdader  Gelehrter,  Jabjä  lbn  Main ,  der  nur  drei  Jahre 
nach  lbn  Saad,  im  Jahre  233  gestorben  ist.  Er  war  aber  nicht  der  Be- 
gründer dieser  Disziplin;  dies  soll  vielmehr  Su  ba  lbn  Alhaggag  gewesen 
sein ,  wie  folgende  Notiz  in  dem  Artikel  über  ihn  bei  Mizzi  in  Landberg  40 
BI.90*  Z.9  — 10  berichtet: 

£C«M  o      *M  j     fr  &  o  ±y  J£j 

oj£jUj  ^  j^SAl  ^       Jt^Jl  ^  J}| 

Danach  hat  der  große  basrensische ,  160  gestorbene  Gelehrte  Su'ba 
zuerst  Untersuchungen  über  die  Glaubwürdigkeit  der  einzelnen,  in  Baby- 
lonien  lebenden  Gelehrten  angestellt,  und  diese  Arbeiten  sind  nach  seinem 
Tode  von  Jabjä  lbn  Sa'id1  (f  198),  dem  bekannten  Ahmed  lbn  Hanbai 
(f  241)  und  Jahja  lbn  Ma  in  (f  233)  fortgesetzt 


Alphabetisches  Verzeichnis  der  Überlieferer. 


ü       ^\  158 
<~>-  ^\  0"  1  1 66    s.  J-*-!  \ 


177 

CT  cT^  171 


1  Mit  vollem  Namen:  -U*  yl 

t£ c^**^  •  Einen  Artikel  über  ihn  gibt  Mukaddasi  in  Landherg  :{"• 
Bl.  169  \  wo  auch  auf  seine  kritischen  Studien  Bezug  genommen  wird  (Bl.  170 \  ">i: 


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Sachau:  Studien  zur  ältesten  Geechichtsüberlieferung  der  Araber.  195 
jlf-  <j  Jj£  j  SA-fr  y  \  187 

jJL~  y  \  161,  162  ff. 
J.^  ^  JL>1  194 

*J?J  er       Cr  -*H  160 

Cr  Cr  155 

tri  jl  dl  er  «»l      Cr  155 

•  *  •  •  * 

c£jUiYl         Cr  jclil  174 
ä  >^  181 
er  0^1  161 
C*-*M  Cr  jjU  166 

xj  er  »iT/j  186 
^  Cr  *£fj  186 
er^->  er  Cr*^  -V1  e>  173 
er.         -V  er  er 

<^Jl  -Oil  178 
^  jl  Cr  J+-  180 
^l^J-l  Cr  194 
ötf  e>        Cr  (Je  167 
^  Cr  oTW  179 
>»-  Cr  -J-l  JLfr  180 

eHl       Cr  jiy  Cr  ax  184 

•  - 

&'J\  jl  e>  Cr*^l  V  182 
eO>dt         ^  175 
JrjJi  ax  0;  ax  173 

X  J*  e>       er  J^Jl  ax  181 
V1-  Cr  Cr*^  ^  173 
j|  J  ^  jlp  180 


i-J*  0;  j>Jl»  176 

ijl^  ä  ^  -uj!  186 

^  j\  ü  -Ax  171 

Cr  165 
<^fr  166 

jüi  er  y1  i8i 

^ril  jl  Cr  j» y  185 
eO>*U  ö\pfc  U.  Ij*  175 
(T*  X*  ^  e>  eWl  IH9 
JVJI  e»  Cr  183 
y\c  jl  ü;  v^JU  184 
e^Jl  Cr         Cr  i"° 

J^J*  e>  181 

Cr         157,  158 
jf  >>  j  172 
»_AJ|  Cr  Jjf-  189 
jG|  £-1*  ^  A^  168,  169 

e>  Cr**^  Y  j         183,  184 
e>  J^jl  Xs.  ü  Jjf-  182 
.J  er  /^"Jl       j  ill       j  a> 
182 

Cr  *ai  ax  Cr  165 
Cr        Cr  187 
Cr  186 

J jJ-  179 
cS^jH  ^—  Cr  -»^  165 

Jl  Cr  J*~  Cr  <j£  Cr  1*0 

13* 


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196      Sachau:  Studien  zur  älteate»  Geschichtoübeilieferung  der  Araber. 


^jUVI  <**  Cr.  ^-  179 
er  J~  188 

evjl^  er  |t»-r.l  er        er  t5-^ 
171 

0;  176 


189 


ji\  164—185 
JL*-  ,jr  194 

j\  j;  ilAjttf  ^  180 

<£-  er  ^  194 

jl*JJ  eT  169 
•    -  - 

J  er       er  y>t  181 

^ eT  178 


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197 


Azerbaj ganische  Studien  mit  einer  Charakteristik 

des  Südtürkischen.  IL' 

Von  Karl  Foy. 


Der  Stoff  ist  in  folgender  Weise  angeordnet:  A.  Quellen  und  Vorarbeiten. 
Nr.  2.  Eine  Fortsetzung  des  gleichbetitelten  Abschnitts  im  ersten  Teil 
dieser  Arbeit.  B.  Die  Mundart  von  Erzeruin.  Nr.  2.  Ebenfalls  eine  Fort- 
setzung des  gleichbetitelten  Abschnitts  im  ersten  Teil.  C.  Hrn.  C.  S  c  h  m  id  ts  Liste 
aus  Tebriz,  enthaltend  Namen  verschiedener  Gegenstände  des  alltäglichen 
Lebens,  nach  Materien  geordnet.  D.  Kleine  Sprachmaterialien,  teils  Worter- 
und  Phrasensammlungen,  nach  Materien  geordnet*,  teils  Sprichwörter,  Ge- 
spräche, Anekdoten  und  andere  Texte*  in  phonetischer  Schreibung,  auch  Proben 
aus  der  Literatur  in  arabischer  Schrift.  Die  deutsche  (jbersetzung  ist  anfangs 
dem  türkischen  Texte  gegenüber  gegeben,  später  besonders  hinter  den  tür- 
kischen Texten.  Diese  Sprachmaterialien  den  folgenden  grammatikalischen 
und  lexikalischen  Darstellungen  voranzuschicken  war  notwendig  um  der  Ver- 
weise willen.  E.  Zu  den  Lauten.  Nr.  2.  Addenda  und  Corrigenda  zu  dem  be- 
treffenden Abschnitt  im  ersten  Teil.  Verschiedene  Gelehrte  haben  mir  die  Ehre 
erwiesen,  mir  Bemerkungen  zu  den  im  ersten  Teil  behandelten  Dingen  zu- 
kommen zu  lassen,  und  ich  bin  unter  diesen  besonders  Hrn.  Dr.  Munkäcsi 
Bernät  in  Budapest  und  Hrn.  Prof.  Plato  Melioranski  in  Petersburg, 
sowie  meinem  verehrten  Kollegen  Hrn.  Prof.  M.  Hart  mann  zu  Dank  ver- 
bunden. F.  Zum  Wortschatz  und  zur  Stammbildung.  G.  Charakteristik  der 
südtürkischen  Flexion  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Azeri,  dazu 
Ubersichtstabellen.  H.  Besondere  Bemerkungen  zu  einigen  Wortklassen. 
J.  Syntax,  Stil  und  Phraseologie.  Hieran  wird  sich  später  ein  Glossar  schließen. 

A.  Quellen  und  Vorarbeiten.  Nr.  2. 

1.  Äldanmyi  keväkib. 
Gleich  nach  dem  Erscheinen  des  ersten  Teils  dieser  Arbeit  (im  fol- 
genden als  1  zitiert)  hatte  Hr.  Lucien  Bouvat  in  Paris  die  Liebenswürdig- 
keit, mir  einen  Abzug  seiner  etwa  gleichzeitig  erschienenen  Arbeit  aus 

1  Den  ersten  Teil  dieser  Arbeit  findet  man  in  den  -Westas.  Studien«,  Jahr- 
gang VI  (1903)  S.  126—193.  —  Zitiert  als  I. 

*  Auch  eine  aus  Tebriz  stammende  Redaktion  der  alten  Jahresnamen  des 
Zwölferzyklus  mit  den  modernen  azerbojdschanischen  Entsprechungen,  dazu  eine 
vergleichende  Übersicht  Ober  verschiedene  mir  bekannt  gewordene  Redaktionell. 

*  Darunter  eine  Notiz  über  Urmia  und  seinen  heilkräftigen  See. 


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108  Foy:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Cliarakteristik  d.  Südtürkischrn.  11. 

azerbajdschanischem  Gebiete1  zuzusenden.  Es  ist  dies  1.  ein  Prosatext,  eine 
legendenhafte  Erzählung,  betitelt  von  demselben  Qäpüdän 

Mirzä  Feth-Ali  A%öndzäde,  der  hauptsächlich  als  Verfasser  von  Ko- 
mödien durch  Barbier  deMeynard  weiteren  Kreisen  bekannt  geworden 
ist,  2.  eine  vollständige  französische  Ubersetzung  und  3.  ein  Glossar.  Was 
die  Sprache  des  Textes  betrifft,  so  kommen  iu  demselben  längere  an  einen 
Schah  gerichtete  Reden  Hochgestellter  vor,  die  Gelegenheit  geben,  den  ge- 
wählteren azerbajdschanischen  Stil  zu  beobachten;  im  übrigen  ist  die  Aus- 
drucksweise verhältnismäßig  einfach  und  natürlich  und  die  angewandten 
Wörter  und  Flexionsformen  sind  die  populären.  Der  Text  bestätigt  vieles, 
was  im  ersten  Teil  dieser  Arbeit  vorgebracht  ist  und  zeigt  trotz  seiner  ara- 
bischen Lettern,  daß  auch  in  phonetischer  Beziehung  kein  allzugroßer  Unter- 
schied zwischen  dem  Azeri  von  Tebriz  und  demjenigen  von  Tülis  bestehen 
kann.  ■ —  Nur  kurz  sei  bemerkt,  daß  der  Text  an  verschiedenen  Stellen  zur 
Kritik  herausfordert,  der  Herausgeber  aber  auf  jede  Textkritik  verzichtet  hat. 

Bestätigt  wird  z.  B.  danyä-  »sprechen«  (1  S.  126)*,  die  Orthographie 
y\  »Haus-  (1  S.  134),  das  merkwürdige  dyigary  (I  S.  149)  ^Jjlilo,  ferner  iJjf 

■  Haar*,  »Feder«  tük  =  tüy^  (I  S.  130),  osm.  tüj,  der  Abfall  des  anlautenden 
j  in  zahlreichen  Wörtern  (I  S.  190  §  15  ist  üziiy^  »Ring«  nachzutragen,  das 

hier  als  vorkommt),  zahlreiche  der  I  S.  15  behandelten  Anlauts- 

erscheinungen*, zahlreiche  Fälle  für  ^  ^  im  Wortinnern,  teilweise  auch 
am  Wortende,  z.B.  r J  yyr&    «vierzig-,   Metathesen    wie  «JJjT'  körpi 

«Brücke-  =  köprü,  jj\  ireli  =  ileri  (vgl.  I,  S.  181),  das  charakteristische 
<£-X~\  indi  «jetzt«  =  osm.  timdi  (vgl.  1  S.  193),  Assiinilationserscheinungen 

wie        min  «tausend«  aus  bin*,  die  Doppelkonsonanz  in  jeddi  «sieben • 

1  Lucien  Bouvat:  Ilistoire  de  Yoüsouf  Chäh,  nouvelie  historiquc  de  Mirza 
Feth 'alt  Akhöndz&de,  texte  azeri  public  et  traduit;  im  Journal  Asia  turne,  Mai-  und 
Juniheft  1903  S.  393 ff.  —  Zitiert  als  Bonv. 

»  Zitiert  als  Aid.  Kev. 

3  Auch  bei  den  G  a ga'uz  -Türken  (in  Bessarabicn)  habe  ich  dieses  danyi- 
fur  »sprechen«  im  Sinne  des  osmotischen  qonui-  angetroffen.  Sonst  ist  mir  d'nsc 
Anwendung  nirgends  vorgekommen.  Das  osmauLsche  danyi-  bedeutet  «um  Hat  (ragen-. 

4  Freilich  steht  S.  442  Zeile  5  und  anderswo  »wie« ,  das  sonst  nur  als 

lehnt  bestätigt  ist,  auch  bei  Kasein -Beg  und  Budagoff,  aber  ich  halte  den 
Parallelst ricli  Ober  dem  Kef,  der  dieses  zu  einem  (Jef  macht,  lediglich  fur  eine  Kon- 
zession an  das  Osmanische,  denn  der  Verfasser  hat  eine  ganz  ähnliche  Konzession 

gemacht  bei  der  Schreibung  des  Wortes  brle  »so«  (vgl.  I  S.  173),  das  stet.«  «\k- 

gesehriehen  wird  (vgl.  I  S.  134  Aiun.  3),  bei  unserem  Verfasser  aber  S.  442  Zeile  10  und 

anderswo  außerdem  noch  mit  dein  Zeichen  des  labialen  Vokals  über  dem  erscheint 

* 

«\k-   offenbar  mit  Kfnksicht  auf  die  osmanische  Aussprache  böjlr. 

»  Sehr  zu  bemerken  ist,  daß  zwar  stets  {j»  —  men  «ich«  geschrieben  wird, 
aber  nicht  j^*  »tun-,  sondern  bun-  (Stamm  zu  bu  »dieser«).  Das  gleiche  Ver- 
hältnis findet  »ich  iu  der  weiterhin  zu  besprechenden  Übersetzung  des  Alten  Testaments. 


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Fov :  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkiachen.  II.  1 99 

und         »acht-  statt  sekgü,  Jli-  »Bart-  statt  seqgel-,  auch  die  Prothese  von 

h  ist  belegt  in  dem  interessanten  jW^  hafar  -Schlössel« ,  welches  mein  Ge- 

währsmann  fur  Tebriz  aber  acar  spricht  (von  ai-  -öffnen«).  Besonders 
beachtenswert  erscheint  mir  die  Bestätigung  des  I  S.  18b*  §  IH,  4  behandel- 
ten Vokalschwundes  in  dllam  =  aldram,  bilUm  =  bilerem  u.  ä.  durch  die 
Schreibung  f\Fjl  S.  404  Zeile  8,  wo  der  Zusammenhang  zeigt,  daß  dieses 
nliam  nicht  etwa  ans  einem  olüram  entstanden  ist,  sondern  aus  einein  olüram, 
denn  ihm  entspricht  ein  * jA^d.  i.  yederem:  <UÜ  '  jbl*  J>-  .Xjii  vtUU 

fVji  JjJ»*  j-*—**  Es  versteht  sich,  daß  alles,  was  ich  1  S.  131 

über  das  Verhältnis  des  Typus  gelmi&em  zu  gelib  gesagt  habe,  vollkommene 
Bestätigung  erfahrt. 

Die  französische  Übersetzung  ist,  wie  Bouvat  mitteilt,  mit  Benutzung 
einer  vorhandenen  persischen  entstanden.  Auf  die  französische  Version  näher 
einzugehen  ist  hier  nicht  der  Ort.    Ich  möchte   nur  bemerken,  daß  die 

Wiedergabe  des  Titels  JA  f  J.L UT  aldanmys  keväkib  durch  »Les  etoiles 

trompeuses«  —  »die  trügerischen  Sterne-  nicht  richtig  ist.  Diese  Über- 
setzung widerspricht  durchaus  dem  Inhalt  der  Erzählung,  in  welcher  die 
Sterne  nicht  täuschen,  sondern  sich  vielmehr  kurioser  Weise  von  den 
schlauen  Persern  täuschen  lassen.  Ganz  klar  ist  dies  in  dem  Schlußsatze 
S.  443  ausgedrückt: 

•  kerakibin  her  g'iz  yejalynnan  yutur  ctnwzdi  ki  iraniler  ohry  aldadagayjar • 
•die  Sterne  dachten  nicht  im  entferntesten  daran,  daß  die  Perser  sie  je 
täuschen  wurden«. 

übrigens  heißt  aldan-  c.  dat.  ja  «sich  täuschen  lassen  von  .  .  .«  '  und 
nicht  «täuschen«.  Die  Überschrift  bedeutet  also  »die  Sterne,  die  sich  täuschen 
ließen«  und  sollte  eher  durch  »Les  etoiles  trompees«  übersetzt  worden  sein. 

Das  beigegebene  Glossar  ist  zwar  klein,  aber  schon  deshalb  beachtens- 
wert, weil  es  das  erste  und  einzige  azerbajdschanische  Glossar  dai-stellt, 
das  als  solches  auftritt."  Freilich  gibt  es  zu  Hinwendungen  Anlaß;  so  hat 
<>-jf  (spr.  azerb.  ktee  I  S.  174,  Anm.  und  S.  187)  »Straße-    nichts  mit 

pers.  <Z>^ (spr.  azerb.  g'use  I  S.  187)  »Winkel«  zu  schaffen,  wie  Bouvat 

S.  488  will,  sondern  ist  =  pers.  »Straße-;  so  kann  ^Jl^'W  unmög- 


1  Ich  lese  statt  dessen        9  -wenn  .  .  .,  so  würde  ich  in  den  Augen  des 

Schahs  zu  der  Kategorie  der  dummen  Esel  gehören  und  würde  des  Amtes  entsetzt 
werden«. 

*  Vgl.  AlJanma  mala  davvara  -laß  dich  nicht  von  Geld  und  Gut  täuschen!- 
.Tun us  Gedicht  I  Vers  21,  »Westa.s.  Stud.-,  Jahrgang  V  (1902)  S.  247. 

*  Azerbajdschanische  Wörter  sind  auch,  wie  früher  schon  bemerkt,  in 
V am  bcrys  Glossar,  das  seinen  Caj>ataischcn  Sprachstudien  beigegeben  ist,  und  in 
Budagoffs  Lexikon  sowie  besonders  reichlich  in  Kadioffs  großem,  bewunderungs- 
würdigem Wörterbuche  zu  finden. 


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200  For:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sudtürkisehen.  II. 

lieh  das  Passiv  von  ^^U-  sein,  wie  S.  486  behauptet  wird;  so  entspricht 
dem  azerb.  <Jl*3 y  (spr.  pozma%  I  S.  189)  -verderben-,  nicht  das  osin. 
ttXtjy,  welches  büzmek  gesprochen  wird  und  »zusammenziehen,  in  Falten 
ziehen«  bedeutet,  sondern  das  osm.  <J*0.J>  bozmaq  u.  a.1  Das  Wort  JU Jj y 
.umgeben,  hat  Bouvat  S.  93  mit  einem  Fragezeichen  versehen,  es  ist 
aber  vollkommen  richtig;  man  sagt  z.  B.  tvin  etrafyn  su  buntdy  »die  Seiten 
des  Hauses  hat  Wasser  umgeben«  d.  h.  -das  Haus  ist  rings  von  Wasser 
umgeben«;  etrafy  *ow%  burudy  -die  Seiten  hat  Kälte  umgeben-  d.  b.  «es  ist 
kalt  geworden«. 

2.  Azeri-Drucke   in  Transkaukasien.    Türkische   Zeitung  in 
Tif Iis.    Azeri-Ubersetzung  des  alten  Testaments. 

Fur  das  Nordazeri  iri  Transkaukasien  mehren  sich  die  Drucke,  die 

nicht  nur  in  Tiflis  und  Baku  und  «V» sondern  auch  in  Erivan 

((jijyl)  hergestellt  werden.   Für  die  vorliegende  Arbeit  benutzte  ich  außer 

den  alteren  in  1  angegebenen  Quellen  besonders  Komödien ,  in  denen  ja 
naturgemäß  die  Sprache  am  ungezwungensten  zum  Ausdruck  kommt.  Von 
2  Stöcken:  EvreU  hmrJc,  ayiri  dejmek  und  Ewelimgi  scrabfy*  gebe  ich  weiter- 
hin kleine  Stichproben  mit  Ubersetzung.  Sodann  benutzte  ich  von  den  neuesten 
Erscheinungen  eine  umfangreiche  Sprich wdrtersammlung,  die  den  Titel 
Atalar  sözi  fuhrt8,  und  eine  längere  gereimte  Tier-  und  Menschengeschiclite 
in  dem  volkstümlichen  Metrum  des  Ihrmaq  frisäby,  betitelt  Tülki  tx  Caqcaq 
Bek  -der  Fuchs  und  Tschaktschak  Bej«.*  Nutzen  gewährte  mir  auch  eine 
1899  in  Tiflis  gedruckte»  Heilige  Geschichte«  (entsprechend  unserer  »Bibli- 
schen Geschichte«),  betitelt  TärT%-i-muqaddeslt  die  den  Vorteil  hat,  mit  einer 

*  S.93  liest  man:  ciLiTjr  -etre  declare,  (en  per».  J-C  »j\>)-,  vgl.  l'osm. 
dir  -tordre  et  disloquer,  demettre-.  Sind  die  drei  Punkte  richtig,  so  wäre  J 
pyrtylmaq  zu  schreiben,  indem  pyrt-  der  Stamm  wäre  des  sonst  nur  in  dem  osin. 
Hendiadyoin  jyrtyq  pyrtyq  -zerrissen*  erhaltenen  Adjektivs  (vgl.  azerb.  di-i-  -schlitzen- 
mit  dem  osrn.  Hendiadyoin  delik  deiik  >  zerlöchert  und  zerfetzt-  1  S.  129).  Einen 
Verbatstamm  pyrt-  kann  ich  aber  aus  dem  Azeri  nicht  nachweisen ,  vermutlich  ist  daher 

j  jyrtylma%  -zerrissen  werdeu-  mit  2  Punkten  statt  der  3  zu  lesen. 

1  Zitiert  als  Henek  und  Serab.  —  Beachtenswert:  In  Hvnek  Imperative  auf 

-g'ilen  z.  B.  ^j^^y'ely'iUn  -komm!-  statt  des  sonstigen  -y'inen.  Vgl.  ca^at.  kel-gil 

mit  krl-gin\  —  In  den  Bühnenanweisungen  von  Serab  auffalliger  Weise  noch  d«-r  archai- 
sche Gerundivtypus  düS-uben  und  7war  nicht  im  Sinne  von  dühib  sondern  von  duiertk. 

*  Zitiert  als  At.  Söz.  —  Beachtenswert:  Die  Schreibung  fjx*  gohum  -Ver- 
wandtschaft« aus  ar.  & ji. 

*  Zitiert  als  Tülki.  —  Beachtenswert :  Auch  hier  trotz  der  sonst  ganz  modern 
popidärcii  Sprache  wiederholt  der  archaische  Typus  dtiiüben. 

&  Zitiert  als  Tür.  muq.  —  Beachtenswert  :  S.  *) 4  Anm.  ♦iiljP  .Orkan-  als  Be- 
stätigung von  Hrn.  Hasans  kütex  I  S.  140  und  das  mir  sonst  nirgends  vorgekommene 
bitik  -Gewächs,  Pflanze-  von  bit-  »wachsen,  sprießen-. 


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Fot:  AxerbajganUche  Stadien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sfldtflrkischen.  II.  201 

gegenüberstehenden  russischen  Übersetzung  versehen  zu  sein.  Die  Sprache 
ist  sehr  einfach  und  bietet  viel  spezifisch  Abzerbajdschanisches,  wenn  man 
auch  überall  den  regelnden  Einfluß  des  Osmanisehen  nicht  verkennen  kann. 
Es  ist  unglaublich,  welchen  Einfluß  das  Osmanisehe  in  der  Literatur  Trans- 
kaukasiens  gewonnen  hat.  Man  kann  getrost  sagen,  daß  es  allgemein  als 
das  «I  lochtürkische«  betrachtet  wird,  dem  sich  jeder  Gebildete  zu  nahern 
sucht.  Dies  erkennt  man  am  deutlichsten  in  der  Presse,  d.  h.  in  dem  Sorq- 
i-Rüs  «Russischer  Orient«,  welcher  seit  einem  Jahre  in  Tiflis  erscheint  (zur 
Zeit  dreimal  wöchentlich)  und  meines  Wissens  das  einzige  Organ  ist,  das 
Artikel  auf  Azerbajdschanisch  enthält,  daneben  aber  auch  viele  auf  Osmanisch 
und  gelegentlich  auch  einige  auf  Tatarisch,  über  diese  Zeitung  handle  ich 
sputer  noch  besonders. 

Sehr  wertvoll  für  die  Beurteilung  des  russischen  Azeri  war  mir  die 
von  der  englischen  Bibelgesellschaft  im  Jahre  1891  besorgte  Ubersetzung 
des  alten  Testaments:  KUäb-i-mttqaddfJt  'jani  'ahd-i-aiTq1  von  Abraham 
Amirchanianz.  Auch  hier  hat  die  Sprache  verhältnismäßig  große  Ähnlich- 
keit mit  der  Tebrizer  Mundart. 1 

3.  Budagoffs  Leitfaden  und  Käsern  Begs  Grammatik. 
Die  Frage,  ob  es  eine  Grammatik  des  Azeri  gäbe,  muß  noch  immer 
verneint  werden.  Ersatz  hat  der  1857  erschienene  »Praktische  Leitfaden« 
Budagoffs  bieten  müssen.  Herr  Prof.  W.  Bart  hold  in  Petersburg,  der 
beste  Kenner  der  in  Rußland  erscheinenden  wissenschaftlichen  Literatur, 
bestätigt  mir,  daß  seit  Budagoff  keine  russisch  geschriebenen  Grammatiken 
oder  Lehrbücher  des  Azeri  erschienen  seien.*  Aber  die  Arbeit  Budagoffs 
ist  nicht  kritisch- wissenschaftlich,  sondern  will  lediglich  praktischen  Zwecken 


1  Wie  auf  dem  Titelblatte  auf  azerbajdschanisch  zu  lesen  steht,  bei  Drugulin 
in  Leipzig  im  Jahre  1891  gedruckt.  Auf  der  Rückseite  des  Titelblatts  steht:  «Trans- 
caucaaiau  or  Azerbijan  Turki  Bible..  Das  von  mir  erworbene  Exemplar  enthält  eine 
handschriftliche  Widmung  an  Professor  Strandmann,  unterzeichnet  von  Abr. 
Amirchanianz,  der  sich  als  den  Ubersetzer  bezeichnet.  Ich  nehme  an,  daß  es 
derselbe  A.  Amirchanianz  ist,  der  azerb.  Zusätze  zu  Kadioffs  Wörterbuch  ge- 
liefert hat.    Vgl.  Radioffs  Wörterbuch  I  S.  XVI.  —  Zitiert  als  V.T. 

*  bidesscii  wird,  wie  schon  früher  erwähnt,  zwar  /**  men  -ich-,  (Jl*  min 
•  tausend«  im  Einklang  mit  der  tebrizer  Aussprache  geschrieben,  dagegen  {jy 
bun-  (Stamm  zu  ba  »dieser«)  wie  im  Osmanisehen  gegen  das  tehrizische  mim-.  Sehr 
auffällig  ist  ferner  die  konsequente  Scheidung  zwischen  ^,M"  «wie-  und  <Jw5^* 

kimin  -bis«  (beide  Formen  1.  Mos.  Kap.  3,  V.22).  Die  tebrizer  Mundart  gebraucht 
in  beiden  Bedeutungen  gleichmäßig  kimin  und  andere  Mundarten  gleichmäßig  khni. 

J  statt  des  heutigen  tebrizischen  v  erscheint  in  arajyz  «zwischen  euch«  =  tebr. 

aravyz,  j»X*>  bendejiz  «euer  Diener«  =  tebr.  bemieeiz.  —  Abweichend  ist  ferner 

^•^t  ttafyny  «deinen  Kopf»  wie  im  Osmanisehen  =  tebr.  bah/vy. 

3  Ich  ergreife  die  Gelegenheit,  um  Hrn.  Prof.  Bart  hold  fur  die  stets  so 
bereitwillig  und  ausführlich  erteilten  Aufschlüsse  über  Punkte  der  genannten  Literatur 
hier  meineu  aufrichtigsten  Dank  auszusprechen. 


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202  Foy:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II. 

dienen,  wie  auch  schon  der  Titel  besagt.1  Ich  habe  mir  das  Buch  nur  mit 
Muhe  und  zu  einem  unverhältnismäßig  hohen  Preise  verschaffen  können, 
um  dann  7.11  sehen ,  daß  es  fur  unsere  Zwecke  erstaunlich  wenig  bietet.  In- 
dessen verwerte  icli  auch  dies  Wenige  in  dieser  Arbeit. 

Von  einer  Lautlehre  ist  in  Budagoffs  Buch  überhaupt  nicht  die 
Rede."  Zudem  ist  der  Verfasser  sich  über  den  Stoff,  den  er  behandelt, 
selbst  nicht  recht  klar  geworden ,  sonst  hätte  er  den  Titel  anders  formuliert. 
Nach  dem  Titel  hält  er  das  A/.eri  fiir  einen  Teil  des  Türkisch  -Tatarischen 
und  will  in  seinem  Leitfaden  dieses  Azeri  behandeln.  Dennoch  markiert 
er  manche  der  aufgeführten  Vokabeln  mit  dem  ausdrücklichen  Vermerk 
»azerb.«,  andere  mit  «türkisch«,  andere  mit  »tatar. «.  So  führt  er  S.  247 
*o<» -Jo  »draußen«  ohne  Vermerk  auf,  daneben  in  Klammern  aber  •jjjlLtj 
als  «tatarisch«,  während  wir  doch  gesehen  haben,  daß  das  letztere  azerb.  1st. 
Ebenda  markiert  er  £L*  «vor«  eigens  als  azerb.,  aber  warum  dann  nicht 
auch  z.B.  (jjJ  Hünen  «morgen«,  das  er  S.  245  neben  ÖJJ  dün  anführt? 
Seite  245  bringt  er  *&*J>  «wie  viele«  mit  der  Aussprache  nee«  (er  meint  nice) 
ohne  Vermerk  und  setzt  in   Klammern  hinzu  «türkisch  ^\5*.  Jedenfalls 

geht  er,  wie  seine  zahlreichen  Mustersätze  und  Vokabelreihen  zeigen,  darauf 
aus,  den  gebildeteren,  schriftmäßigen  Stil  der  Azerbajdschaner,  wie  er 
ihn  sich  denkt,  zu  lehren.  .Solche  osmanische  Worter,  die  man  in  dein 
sonst  schon  stark  osmanisierenden  Stil  noch  nicht  recht  zu  gebrauchen  wagt, 
hat  er  deshalb  als  «türkisch«  stigmatisiert  und  solche  azerbajdschanische, 
bei  denen  er  das  Gefühl  hat,  daß  sie  noch  nicht  durch  osmanische  ersetzt 
werden  können,  als  «azerb.«  hervorgehoben,  dabei  läßt  er  z.  B.  dunen  neben  dün 
und  manches  andere  ohne  Stigma  passieren.  Außerdem  kennt  er  noch  den 
Begriff  «vulgär«;  so  wäre  nach  ihm  das  allgemein  gebräuchliche  azerbajdscha- 
nische indi  »jetzt«  die  Vulgärform  für  irndi,  S.  2  15  <J-AZ\  (upocroiiap.  ^£-0-1 ). 

Allerdings  ist  irndi  das  ältere,  vgl.  I  S.  193.  Bisweilen  gebraucht  er  auch 
den  Vermerk  «azerb.«  im  Sinne  von  «vulgär  azerbajdschanisch«,  d.  h.  für 
Formen,  die  er  im  «guten«  Stil  nicht  haben  will,  z.B.  S.  246  üJo ,  vit 
(A^epöii^iK.  (jr)  »bis-,  <j-"*u«\>- jT' y  Im  kiicrjeUn  «bis  zu  dieser  Straße*. 
(Dieses  ten  ist  in  Tebriz  unbekannt.)  Offenbar  will  er  auch  das  oben  erwähnte 
dy.it/ary im  «guten«  Stil  nicht  dulden  und  stigmatisiert  es  deshalb  als  «tatarisch«. ' 

1  Lazareff  Budagoff:  UpoKTii'iecKoe  pj.  Kono,\cTno  Typcu,KO-T«Tape- 
haro  a,\ep6H,v«o»cKai  o  uaptiiH  -Praktischer  Leitfaden  der  türk  -  tatarischen 
adi'rhidschanisclu'ti  Mundart-.  Moskau  1857.  (278  große  Oktavseiten.)  —  Zitiert 
als  Buda^.  Gr.  im  Gegensatz  zu  Budag.  Wörth. 

2  Von  der  großartigen  Darstellung  der  Laute  in  der  schon  lJSül  erschienenen 
phänomenalen  Jakutischen  Grammatik  des  .sol igen  Otto  Böhtlitigk  ist  der  -  Adjunkt« 
an  der  Petersburger  Universität  Budagoff,  wie  er  auch  in  seinem  Wörterhuch 
beweist,  nie  begeistert  worden,  vielleicht  hat  er  jene  Darstellung  nie  gelesen. 

*  Beiläufig  ein  Kuriosuni!  In  weiteren  Ki eisen  Rußlands  scheint  man  d.is 
noeh  immer  -tatarisch«  zu  nennen,  was  der  heutige  Fachgelehrte  als  «türkisch« 
bezeichnet.  Ich  besitze  wenigstens  moderne  azerbajdschanische  Bücher  mit  zwei- 
sprachigem Titel,  bei  denen  der  türkische  Titel  besagt,  daß  der  Text  «türkisch«  sei, 


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Fot:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II.  203 


Wertvollere  Ausbeute  als  das  Bud  a  go  ff  sehe  Buch  gewährt  die  viel 
ältere,  durch  Zenkers  deutsche  Bearbeitung  allgemein  bekannt  gewordene 
turko -  tatarische  Grammatik  Käsern  Begs,  die  an  /ahlreichen  Stellen  auf 
das  Azeri  Rücksicht  nimmt.1  Wenn  diese  auch  unserem  heutigen  Begriffe 
von  einer  wissenschaftlichen  Grammatik  nicht  entspricht  (»Lautlehre«  fehlt, 
dafür  ein  mageres  Kapitel  -Aussprache  der  Buchstaben-),  so  macht  sich  in 
ihr  doch  an  vielen  Punkten  ein  kritisches  Streben  bemerkbar.  Sie  scheidet 
z.  B.  bei  der  Darstellung  der  Verbalttexion  zwischen  Nord-  und  Südazer- 
hajdschanisch  (vgl.  1  S.  138)  und  kennzeichnet  außerdem  diejenigen  Können, 
die  mir  in  gewissen  Lokalmundartcn  vorkommen,  durch  den  Asteriskus.  Für 
die  letztgenannten  Formen  ist  sie  bis  jetzt  meine  einzige  Quelle.  Ks  ist  selbst- 
verständlich geboten,  Kasein  Begs  Grammatik  stets  mit  Budagoffs  Leit- 
faden zu  vergleichen,  um  möglichst  viele  Bestätigungen  zu  finden.  Da  hat  es 
sich  herausgestellt,  daß  gewisse  bei  Kasein  Beg  angeführte  Erscheinungen, 
an  die  ich  vom  Standpunkte  der  von  mir  untersuchten  Tebrizer  Mundart 
anfangs  nicht  recht  glauben  wollte,  durch  Budagoff  bestätigt  werden, 
z.  B.  der  eigentümliche  Laut  gk  =  <J,  ferner  das  Abhandensein  des  ursprüng- 
lichen ti  in  der  zweiten  Person  des  Pronominalaffixes  und  das  Auftreten 
eines  labialen  Vokales,  z.B.  ataä  -dein  Vater-,  atailz  «euer  Vater-  (Budag.), 
deteeü  »dein  Kamel-  (Kas.  B.),  idü  -du  warst-  (Budag.),  idü  »du  warst- 
(Kas.  B.),  iduüz  -ihr  wart-  (Budag.),  idüäz  -ihr  wart-  (Kas.  B.)  u.  a.  m. 

4.   Lithographierte  persisch-azerbajdschanische  Sprachlehren. 

Während  ich  früher  nur  von  Hörensagen  wußte,  daß  es  in  Persien 
von  Azerbajdschanern  verfaßte  Bücher  Ober  ihre  Sprache  gäbe,  habe  ich 
inzwischen  Gelegenheit  gehabt,  wenigstens  einige  solcher  Sprachbüeher  naher 
kennen  zu  lernen;  von  diesen  habe  ich  namentlich  zwei  für  die  vorliegende 
Arbeit  benutzt. 

I.  Eine  130  Seiten  starke  Lithographie  (Oktav),  als  deren  Verfasser 
S.  2  der  Mallä  Mustafa  aus  Baku2  genannt  ist,  hergestellt  in  Teheran, 
wie  auf  der  letzten  Seite  zu  lesen  ist,  und  zwar  nach  einer  Randbemerkung 
auf  der  vorletzten  Seite  im  Jahre  1314.  Ein  früherer  Schüler,  Hr.  Litten, 
Dragnmanatseleve  an  der  Gesandtschaft  in  Teheran,  erstand  dies  nicht  un- 
wichtige Buch  bei  einem  dortigen  Händler  und  hatte  die  sehr  dankenswerte 
Freundlichkeit,  es  mir  liebenswürdigst  zu  widmen.    In  diesem  Buche  wird 

der  russische  dagegen,  daß  der  Text  -tatarisch-  sei.  So  fuhrt  die  vorher  erwähnte 
-Heilige  Geschichte-  (Tiflis  18i*9)  den  Doppeltitel: 

<  liflIH,KIIIIAfl  HCTOP1H  WyOMMAHh  IIA  TATAPC'KOM'b 

H3I.1KÜ  C"b  l»yCCKH31b  IIEl'EHO,  \OM'h  — 

1  Ich  zitiere  nach:  Jul.  Theodor  Zenker  -Allgemeine  Grammatik  der 
türkisch  •  tartarischen  Sprache  von  Mirza  A.  Kasein -Heg-.  Leipzig  1848.  K» 
bleibt  unbegreiflich,  warum  Zenker  den  Originaltitel,  den  Druckort  und  da*  Druck - 
jähr  des  von  ihm  verdeutschten  Werkes  nirgends  anführt. 

«  ^_j5lJ\  —  Zitiert  als  Mal.  Must. 


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204  Foy  :  Azerbajganische  Studien  mit  «hier  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  IL 

alles  Azerbajdschanische  auf  Persisch  erklärt.  Jedes  Blatt  enthält  im  Mittel- 
felde lexikalischen  Stoff  in  nach  j£  geordneten  «schonen«  Versen  und  Reimen, 

die  stark  an  unsere  lateinischen  Genusregeln  gemahnen.  Das  Mittelfeld  ist 
von  einem  mit  Kommentaren  angefüllten  Rahmen  umgeben,  die  wesentlich 
grammatikalische,  gelegentlich  aber  auch  andere  Dinge  behandeln.  Am  Kopfe 
jeder  Seite  befinden  sich  außerdem  noch  zwei  schmale  Querfelder,  von  denen 
das  obere  je  ein  oder  zwei  Sprichworter  auf  Azerbajdschanisch  und  das  untere 
die  persische  Übertragung  dazu  enthält.  Der  Schluß  bietet  eine  Liste  von  nicht 
weniger  als  278  azerbajdschanischen  Verben  mit  ihren  persischen  Entsprechun- 
gen. Ich  gebe  weiterhin  eine  Sammlung  von  Sprichwörtern  und  beziehe  mich 
dabei  auf  dieses  Buch.  Ebenso  gebe  ich  am  Schluß  der  vorliegenden  Arbeit  eine 
längere  Probe  von  den  wunderlichen  grammatikalischen  Reimereien  und  füge 
Erlauterungen  bei.  Natürlich  wird  endlich  die  Liste  der  Verben  in  meinem 
Glossar  verwertet.  Leider  ist  die  Schrift  in  diesem  Buche  (Ta  liq)  oft  entsetzlich 
undeutlich  und  durch  Schreibfehler  und  wunderlichste  Orthographie  entstellt. 

2.  Eine  158  Seiten  starke  Lithographie  (Quart),  die  das  zweite 
Heft  eines  Kitäbte -i-edebijje  betitelten,  für  den  Elementarunterricht  berech- 
neten Werkes  bildet.1  Das  Buch  enthält  allerlei  interessantes  Material  zur 
Orthographie  und  Grammatik,  Ubungssätze,  Wörtersammlungen,  Angaben 
über  Zahlbegriffe  und  Zeitrechnung  u.  a.  Erklärt  wird  selbstverständlich  auf 
Persisch.  Verfasser  ist  ein  Tebrizer,  was  für  die  vorliegende  Arbeit  be- 
sonders ins  Gewicht  fällt,  da  diese  ja  hauptsächlich  auf  der  Tebrizer  Mundart 
beruht.  Auf  der  ersten  Seite  der  Lithographie  steht  die  Jahreszahl  1311. 
Ich  verdanke  die  Kenntnis  dieses  Buches  der  Freundlichkeit  des  Hrn.  Dr. 
Oskar  Mann,  der  es  nebst  einem  Dutzend  anderer  azerbajdschanischer 
Texte  von  seiner  Studienreise  aus  Persien  mitgebrach  hat.  Im  Folgenden  teile 
ich  aus  dem  Kitäbce  zwei  Listen  mit,  die  eine  die  Namen  der  Körperteile, 
die  andere  die  alten  und  neuen  Jahresnamen  des  Zwölferzyklus  enthaltend. 

5.  Azerbajdschanisches  in  phonetischer  Schreibung.  Georg 
Jaeobs  Probe.  Eine  Liste  von  Namen  verschiedener  Gegen- 
stände aus  Tebriz. 

Alle  bisher  genannten  Texte  sind  in  arabischer  Schrift  und  daher 
für  den  Sprachforscher  nur  recht  unzulängliche  Quellen.  Was  wir  vor 
allem  brauchten,  wären  zahlreiche  genau  phonetisch  geschriebene  Texte.1 

Nach  Bartholds  Angabe  erscheinen  in  einer  russischen  Zeitschrift 
hin  und  wieder  auch  azerbajdschanische  Artikel  in  russischen  Lettern.  Leider 
habe  ich  diese  Zeitschrift  bis  jetzt  nicht  zu  Gesicht  bekommen. 

1  Titel:  Kitäbce-i-edebijje.  DejUr-i-duvumWiriÄ  Sä  d  i  q  bin  Axynd  Mediä  E*ed- 

alldh  merhüm  Tebrizi  el-e*l  es  berä-i-etJiU-i-mubtedi  be'd  ez  elif  bd  x*Pr 

i-'erebl  ve  te  '%  dätr  be  Miläh-i-veten  be  zebän-i-turki  yarib  be  feAm-i-mubMiJän.  — 
Zitiert  als  Mir.  Sad. 

s  Nach  einer  freundlichen  Mitteilung  des  Hrn.  Prof.  G.  Jacob  beschäftigt 
sich  ein  Hr.  üirr,  der  sich  lange  im  Orient  befindet,  seit  Jahren  mit  der  Sammlung 
azerbajdschanischer  Texte.  Daß  er  bisher  etwa«  veröffentlicht  hätte,  ist  mir  nicht 
bekannt  geworden. 


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Fot:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II.  205 

Eine  Probe  phonetischer  Schreibung  gibt  Hr.  Prof.  Georg  Jacob 
in  seinem  verdienstlichen  türkischen  Lesebuch1  S.  42  ff.  Es  ist  die  Umschrift 
des  letzten  Gedichtes  in  Berges  Sammlung.  Die  Methode,  nach  welcher 
diese  Umschrift  zustande  gekommen  ist,  erscheint  mir  jedoch  nicht  einwandfrei. 
Sie  fußt  auf  der  Niederschrift  eines  Vermittlers,  der  sich  das  betreffende 
Gedicht,  das  im  Karabag  entstanden  ist,  von  «einem  Azerbeidschaner«  hat 
vortragen  lassen.  Dieser  »Azerbeidschaner-  stammte  jedoch  nicht  aus  dem 
Herkunftsorte  des  Gedichtes  noch  Oberhaupt  aus  Transkaukasien,  sondern 
war  unser  trefflicher  Hr.  Mehmed  Hasan,  welcher  die  Mundart  von 
Tebriz  in  Persien  spricht.  Es  hätte,  denke  ich,  angegeben  werden  müssen,  in 
welcher  Lokalmundart  das  Gedicht  umschrieben  ist.  Aber  bedenklicher 
als  dieser  Umstand  erscheint  mir  der  andere,  daß  Jacob  die  ihm  vorliegende 
Niederschrift  -des  Typenmaterials  wegen  vereinfachen  mußte«,  und  vor  allem, 
daß  er  das  g  seiner  Vorlage ,  welches  sowohl  ungenau  für  7  wie  richtig  für 
das  aus  q  entstandene  g  steht,  überall  ohne  weiteres  in  7  verwandelte,  z.  B. 
70;  -setze!-  anstatt  des  einzig  richtigen  goj*  Auch  -im  Anatolischen«  wird 
das  anlautende  q  nicht  überall  zu  7,  wie  Jacob  annimmt,  sondern  z.B.  in 
den  JQrük- Mundarten  zu  g,  wie  dies  von  einem  glaubwürdigen  Gewährs- 
inanne, der  kein  Fachgenosse  ist,  verbürgt  wird.* 

Zu  der  Jacobschen  Umschrift  ist  ferner  zu  bemerken:  1.  es  wird 
nicht  unterschieden  zwischen  e  und  i,  daher  bele  »so-  anstatt  6e7c,  jrr  »Ort« 
anstatt  jtr,  veren  anstatt  viren;  2.  es  wird  nicht  unterschieden  zwischen  % 
(  =  ch  in  «ach«)  und  %  (=  ch  in  »ich«),  daher  <vfc%  »laßt  uns  machen- 
anstatt  tdey^,  Tscheyrnenem  »ich  ziehe  nicht«  anstatt  der/menem;  3.  das 
palatale  g  wird  bald  durch  gj  (vgl.  gjel  »komm!-)  bald  durch  g  (vgl.  gö"d^ 
•  im  Himmel-)  wiedergegeben,  während  es  keines  von  beiden  ist.*  Es 
kommen  auch  unter  dem  Einflüsse  des  Osmanischen  entstandene  Fehler  vor, 
so  etti  »machte-  anstatt  etdi\  ejle-  »machen«  anstatt  e/e-.e  Auf  Verhören 
wird  das  wiederholt  vorkommende  jetti  -sieben-  beruhen,  denn  man  spricht 
in  Tebriz  jeddi1,  wozu  die  bei  Berge  stehende  und  oft  in  der  Literatur 
auftretende  Schreibung  &\  stimmt.  Statt  -perest  S.  45  Zeile  9  lese  ich 
pere«,  denn  die  Reime  sind  heves  und  nefes  und  ich  traue  der  Dichterin  Peri 

1  Georg  Jacob:  Türkisches  Lesebuch.  l.Tril:  Texte  in  lateinischer  Um- 
schrift. Erlangen  1903. 

'  Azerbajdschanisches  g  =  ,J  überall  im  Anlaut  der  Wörter  und  bedingungs- 
weise auch  im  Wortinnem  wird  neuerdings  wieder  dureh  die  Schm  idt  sehe  Liste 
bestätigt,  über  die  weiterhin  im  Texte  gehandelt  wird. 

*  M.  Tsakyroglu  (Arzt  in  Smyrna)  Itipl  IW'covxw  \$\n\vyur,  |jtXfr»).  Athen 
1891.  Seite 24:  To  x  iv  äp;£)  Xi^i'j;  npc^iprrai  tJ;  yx  r\  yy  tic,  to  pico*  xat  to  TtXs? 
v(  X.'  °*ev  *«pwov£,  yxapirov£*  xavrap,  yxavrap,  USW. 

«  Vgl.  I  S.  175. 

*  Vgl.  I  S.  183  §  12. 

■  Vgl.  I  S.  174  §  2,2  eU-  (der  Punkt  von  He-  ist  zu  streichen).  Auch  Kadloff 
fuhrt  -  Wörterb.«  I  Kol.  810  ätä-  -machen-  als  Caj>atajisch  und  Azerhajdschanisrh 
an.   E9  ist  mir  nicht  unwahrscheinlich,  daß  ele-  —  -et  -Hand-  +  e-  ist. 

'  Vgl.  I  S.  183  §  5.. 


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200  Fov :  Azerbajganisehc  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkiachen.  II. 

nicht  zu,  daß  sie  jemals  ein  -est  auf  ein  -es  gereimt  hätte;  außerdem  ist 
es  ja  bekannt,  daß  der  Ausgang  -st  der  Lehnwörter  im  Türkischen  durch 
Unterdrückung  des  /  erleichtert  zu  werden  pflegt.1  Im  übrigen  wird  Hr.  Kol- 
lege Jacob  mit  mir  die  Meinung  teilen,  daß  auf  allen  Gebieten  des  Tür- 
kischen die  phonetische  Umschrift  poetischer  Kunstprodukte  nur  in  be- 
schränktem Maße  Aufschluß  über  die  betreffende  türkische  Mundart  gibt, 
und  zwar  aus  zwei  Gründen:  weil  solche  Produkte  mehr  Arabisch- Persi- 
sches als  Türkisches  enthalten  und  weil  beim  Vortrage  solcher  Produkte 
zu  oft  im  Sinne  des  Buchstabens  gegen  den  Usus  gesprochen  wird. 


Als  besonders  wertvollen  Beitrag  betrachte  ich  eine  Liste,  die  die 
azerbajdschanischen  Namen  von  einer  größeren  Anzahl  alltaglicher  Gegen- 
stände in  arabischer  und  zugleich  phonetischer  Schreibung  enthält  und  die 
ich  wieder  der  Liebenswürdigkeit  des  Herrn  Dr.  von  Lecoq  verdanke.1 
Proben  der  erwähnten  Gegenstände  l>efinden  sich  im  Besitze  des  hiesigen 
Völkermuseums,  und  die  Liste  der  Namen  ist  von  einem  Herrn  W.  Schmidt, 
der  früher  eine  Apotheke  in  Tebriz  inne  hatte,  besorgt  worden.  Es  ist 
wichtig,  daß  diese  Liste  aus  Tebriz  stammt  und  also  zur  teilweisen  Kon- 
trolle meines  Gewährsmannes  für  die  Tebrizer  Mundart  dienen  kann. 
Herr  Schmidt  umschreibt  in  populärer  Weise,  und  wenn  natürlich  auch 
nicht  die  absolute  Konsequenz  des  strengen  Phonetikers  zu  erwarten  ist, 
so  genügen  seine  Schreibungen  doch,  um  wichtige  Bestätigungen  zu  dem 
zu  liefern,  was  im  ersten  Teile  der  vorliegenden  Arbeit  erörtert  worden 
ist.  Kr  schreibt  ä  oder  a*  (zuweilen  e)  -  e,  c  =  i  (yncä  ~-  •  yfy  ärak- 
tschin  j^>-  ^^.yfdja  g'tge  -  Nacht-,  yjedan  -  .  y  'iden  -gehend-),  i  =  i 
oder  y,  y  —  y,  k  —  q  (selten  tiräktshin,  schakildavh  .hölzerne  Knallpistole-) 
oder  -  -  k  (selten,    müschrik  -Cigarettenspitze-  —  kj       k  {börkj 

•  Mütze-,  kjöirwkj  -Hemd«      kiijnek,  üzükj  »Ring-,  kjilkä         mrekjäh      "y*  , 

(j  -  y,  yj  (oder  y)  —  y  (yjedmay^  -gehen«),  yh  -  y  ( htman  bayhi  »Hosen- 
band« =  bayy,  säkka/  därayhi  •Bartkamm«),  ch  %  (yj^dmay^,  fttnlw/). 
sch  .  •  tsch  ---  <!,  dach  und  dj  =  g",  ferner  s  r.  r  (nach  deuLscher  Weise 
vgl.  ü.sükj  -Ring-  üzitk),  aber  jw  s  (vgl.  ssilrifl,  kUsexti  =  kisr-xi).  Be- 
stätigt wird  durch  Schmidts  Umschrift  der  deutlich  vernehmbare  Unter- 
schied zwischen  den  Vokalen  e  und  i  sowie  zwischen  den  Konsonannten  q 
und  k\  y  und  g\  auf  deren  Untersc  hied  ich  l  S.  175  §  4  besonders  nach- 
drücklich hingewiesen  hatte.    Bestätigt  w  ird  ferner,  1.  daß  jedes  anlautende  y 

1  Karl  Koy:  -Der  Purismus  bei  den  Osmanen-  in  -Wcstas.  Studien-  der 
■  Mitteil.  d.  Sein.  f.  Orient.  Sprachen-,  Jahrgang  1898  S.  41. 

2  Ich  fühle  mich  verpflichtet,  Hrn.  Dr.  von  Lecoq  wie  früher  so  auch  jetzt 
wieder  meinen  aufrichtigsten  Dank  auszusprechen  für  die  außerordentlich  liebens- 
würdige und  eifrige  Unterstützung  teils  durch  Vertnittelung  von  Quellen,  teils  durch 
selbstlose  Überlassung  eigener  Aufzeichnungen  aus  den»  ferneren  Kleiuasien. 

'  Über  die  Annäherung  des  e  an  a  vgl.  I  S.  127» 


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Fot:  Azerbajganischc  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sudtürkischen.  IL  207 

ohne  Ausnahme  zu  </ wird,  vgl.  hei  Schmidt  yäläm  ^3  osm.  qalem,  yeitachy 
•  Schere«,  £378!.  qajycy,  yab  »Gefäß«  osm.  qab  usw.,  und  2.,  daß  auslautendes  q 
zu  x  wird,  z.  B.  in  der  Infinitivendung  -maqy  vgl.  yjedmach  »gehen«  und  auch 
sonst  z.  B.  boilurh  »Faden  heim  Wehen«.  Trotzdem  erscheinen  auf  der  Liste 
viele  Wörter  mit  schließendem  yh  =  7,  während  man  ch  -  %  erwarten  sollte; 
dies  hat  seinen  Grund  darin,  daß  manche  Personen  es  vorziehen,  den  Stamm 
in  derjenigen  lautliehen  Form  zu  nennen,  in  welcher  er  vor  vokalischen 
Endungen  auftritt.  Sie  scheinen  dies  für  richtiger  zu  halten.  Auf  der 
Liste  widerspricht  übrigens  öfters  die  arabische  Schreibung  der  phonetischen, 
indem  die  erstere  das  zu  erwartende  ^  =  %  bietet,  die  letztere  aber  yh, 
z.  B.  däragh  »Kamm«,  aber^ijj,  yoltschagh  »Puppe«,  aber  £-U- ji,  ptschayh 
»Messer-,  aber  Beispiele  für  schließendes  %  —  k  fehlen,  es  wird  kj 

oder  k  geschrieben,  z.  B.  üzükj  «Ring«  =  üzü/^,  jelpik  »Fächer«  —  jtlpi-'^. 
Die  Liste  liefert  weiterhin  wertvolle  Belege  dafür,  daß  die  Neigung  besteht, 
a  in  gewissen  Fällen  wie  e  zu  sprechen,  worüber  I  S.  185  §  13  gehandelt  war, 
vgl.  därayh  —  drray^  oder  d!ere%  »Kamm«,  säkkal  -  srqgal  oder  scqyef  »Backen- 
bart«, yeitschy  —  y'fjcy  »Schere«  und  daß  ferner  die  Neigung  besteht,  inter- 
konsonanti.sche  Vokale  auszustoßen,  worüber  I  S.  186  §  4  gehandelt 
war,  vgl.  mrkiib  »Tinte«  osm.  mürekkeb,  ptschayh  =  pCay^  aus  pyray^ 
»Messer».'  Im  Einzelnen  bestätigt  die  Liste  azerh.  e  gegenüber  osm.  1  in 
yjedtnach  =.  ytdmay^ »gehen « ,  ö  gegenüber  asm.  ß  in  den  Wörtern  bork  (osm.  b'Ark 
nach  Samy)  und  mähr  —  osm.  mühür  pers.  j^»,  den  Abfall  des  anlautenden  j 
(vgl,  I  S.  190  und  den  Anfang  des  vorliegenden  Aufsatzes)  in  üsük'  -Ring-, 
den  Anlaut  k  gegenüber  osm.  y  in  köjnek  »Hemd«  =  köjney^  I  S.  188  (wo 
versehentlich  das  j  weggelassen  ist),  den  Anlaut  d  gegenüber  osm.  /  in  dai 
»Stein«,  das  sogenannte  Doppel -9  in  säkkal  =  seqyel  »Backenbart«,  die 
Entsprechung  td  =  tl  in  atdy  ^jJI  »Reiter«  =  atly.    Beachtenswert  ist  die 

Yokalisation  yov  (bei  Schmidt  yohw  ß  geschrieben)  gegenüber  osm.  qav 

»Zunder«,  indem  offenbar  das  labiale  v  die  Verwandlung  des  vorhergehen- 
den a  in  den  labialen  Vokal  zustande  gebracht  hat.  Vgl.  die  Verwandlung 
von  evy  h>  in  öv  1  S.  178.  Ein  qov  yor  führt  übrigens  auch  Budagoff 
als  azerbajdschanisch  an.1   Sehr  interessant  ist  schließlich ,  daß  die  Schinidt- 

sche  Liste  den  Laut  d  in  der  oft  vorkommenden  Sehreibung  jb-Ä^ tßdmay^ 


'  Das  merkwürdige  frrach  tuchaghy  =  frrl  cayy  nus  feri  pcayy  braucht  nicht 
auf  Vcrschrcibung  zu  beruhen,  sondern  der  Ausfall  dos  p  läßt  sich  aus  der  Häufung 
der  Konsonanten  begreifen. 

*  Budagoff:  Vergleichendes  Wörterbuch  der  turko  -  tatarischen  Sprachen 

(russisch).  Petersburg  1869.  S.  96  Jjfi  koh'u  =  j\ä.  —  Als  ta^atajiach  wird  yov  an- 
geführt  bei  Vä  in  be  ry,  Cagat.  Sprachstud.  S.  32«) :  Jj*  kor  «Srhwamni;  fiules 
Molz«.  —  Man  bemerke  hier/.u  das  umgekehrte  Verhältnis:  favat.  und  azerb.  .jte 
-fortjagen,  (z.  R.  bei  Amirchanianz  V.  T.  1.  Mos.  Kap.  3,  V.  23  ^jü.  in  T.briz 
und  Urmia  aber  youdy  gesprochen  I  S.  174)  —  osman.  jj»  qov-. 


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208  Fov:  AzerbajgaiiNrhc  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sudtürkischen.  II. 


verbürgt.  Ganz  im  Gegensätze  zum  Osmanischem  bietet  sie  gjedmach  -gehen« 
=  osm.  gittnek. 1 

Ich  gebe  im  folgenden  die  ganze  Schmidtsche  Liste,  die  auch  als 
kleines  Glossar  sicherlich  ihren  Wert  hat,  zumal  da  eine  Anzahl  der  an- 
geführten Wörter  oder  Bedeutungen  in  samtlichen  Lexicis  fehlt.  Einige 
der  auftretenden  Wörter  waren  Herrn  Meli  med  Hasan  unbekannt,  und 
von  diesen  kann  ich  wieder  einige  nicht  anderswoher  belegen. 


Es  waren  schon  vor  Jahren  durch  Hrn.  Dr.  Ign.  Kunos  zwei 
azerbajdschanische  Texte  veröffentlicht  worden,  ohne  als  solche  aufzufallen, 
da  sie  als  -karamanisch-  angezeigt  waren."  Dies  sind  zwei  phonetisch 
geschriebene  Erzählungen,  die  Kunos  von  einem  karamanischen  Märchen- 
erzähler (Meddäh)  gehört  haben  will.*  Hier  muß  aber  ein  Mißverständnis 
obwalten,  über  das  ich  mich  an  dieser  Stelle  nicht  weiter  in  Vermutungen 
ergehen  möchte,  jedenfalls  beweist  die  Sprache  unwiderleglich,  daß  die 
Texte  azerbajdschanisch  sind  und  der  Mundart  von  Tebriz  ganz  nahe  stehen, 
aber  stellenweise  osmanisieren.  Sie  stimmen  deshalb  auch  nicht  zu  dem ,  was 
wir  aus  Maximoffs  allerdings  recht  unvollkommener  Arbeit*  vom  Kara- 
manischen erfahren.  Die  Umschrift  ist  genau  nach  demselben  Schema 
aiigefertigt,  welches  Kunos  bei  osmanischen  Texten  befolgt.  Sie  unter- 
scheidet nicht  zwischen  e  und  i,  q  und  k,  g  und  g\  %  und  %,  anlautend 
h  und  x-  sondern  weist  nur  die  Bezeichnungen  e,  k,  g,  A  auf.6  Außer- 
dem starren  diese  Texte  von  Inkonsequenzen,  die  hauptsächlich  auf  dem 
Gebiete  der  Phonetik  liegen.  Im  übrigen  zeigt  alles,  die  Lautverhältnisse, 
die  Flexionsformen,  der  Wortschatz,  die  Wortbedeutungen ,  die  Syntax  und 
die  Phraseologie  ein  ganz  unverkennbar  azerhajdschanischcs  Gepräge.  Ich 
begnüge  mich,  hier  folgende  charakteristische  Punkte  anzuführen,  in  denen 
Kunos'  Texte  mit  der  Tebrizer  Mundart  übereinstimmen  und  vom  Osma- 
nischen abweichen. 

1.  Zur  Phonetik  (vgl.  I):  e  =  osm.  a  in  Lehnwörtern:  arab.  eded  -  Zahl- 
osm.  aded;  t  d.  i.  ö  =  osm.  i:  geder  anstatt  glder  -er  geht«,  pers.  hrc 
anstatt  htf,  gene  (daneben  einmal  das  osmanische  jüte)  -wiederum-,  g  an- 
lautend =  q:  gtr%  -  vier/ig«  _  qyrq,  grtryu  »Furcht-  =  qorqu,  galyjar  -steht 
auf-    -  qalqnr.     %  inlautend  :-:  q:  nyjzr  «geht  hinaus-  — -  rgqar,  bayar 


Dr.  Kunos  Iguacz :  Kisäzsia  török  dialcktusairöl.  Budapest  1896.  S.  31  ff. 


Unterhalb  der  beiden  Texte  steht  S.  33  (Karamäni  nyelvjaras  -Karamanische  Mundart-). 

*  Er  sagt  S.  33  ausdrucklich:  E  ket  nepmeset,  jobban  mondva  elbcszeleat 
c«y  karamäni  meddahiöl  vagyis  m'pmulattatol  hallottam  es  jegyeztem  fei. 

*  Viktor  Max  im  off:  UiibiT'b  nae.i1i,T,onaHifl  TmpKCKBX'b  ^ia.ieKTon*b 
ii'i»  xy,i,nneu,\rnp1>  n  Ka|ia>iaiiiii.    Petersburg  1867. 

'  D.is  gutturale  y,  das  Kün.  in  seiner  Märvhenaammlung  mit  i  darstellte, 
schreibt  er  hier  offenbar  angemessener  i. 


6.  Karatnanisch  oder  Azerbajdschanisch;1 


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Fov :  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sudtfirkischen.  II.  200 

»schaut«  =  baqar,  siyßr  »drückt«  —  syqar\  %  auslautend  ---  q:  jo%, 
giry^  usw.;  d  anlautend  —  t:  duz  »Salz«  -  fitz;  Metathese  »/  +  Kons.«  und 
-r  -f  Kons.«  =  »Kons.  -f  und  »Kons,  -f  r«:  cölmeji  «den  Topf«  -  -  cömleji, 
arji  »anderer«  =  ajry;  Assimilation  benachbarter  Konsonanten  nn  =  nl\ 
eibinner  »die  Mücken-  —  öibinbr,  nn  —  nd:  gnryusunnan  »aus  seiner  Furcht« 
--  qorquxundan;  Assimilation  an  ein  durch  einen  Vokal  getrenntes  »:  n  ~~  l: 
ojnas  ynan  »mit  dem  Gespielen«  —  yian,  m  =  b:  »«7»  »ich«  —  ben,  mene 
•  mir«  —  bene  für  bona,  munu  »diesen«  —  bunu. 

Das  auslautende  k  der  1.  Pers.  Plur.  erscheint  zum  Teil  unverändert 
(vgl.  schließendes  k  oder  kj  statt  %  in  der  Schmidt  sehen  Liste:  itzükj, 
je/pik,  knjnek),  zum  Teil  als  %  d.  L  Zu  bemerken  ist,  daß  der  helle 
Vokal  noch  gewahrt  ist,  und  der  Schematismus  noch  nicht,  wie  in  der 
Vulgärsprache  von  Tebriz,  die  schweren  Endungen  u%  oder  ay^  über  die 
leichten  zum  Siege  verholfen  hat,  daher  z.  B.  genau  wie  bei  Jacob  (s.  vorher) 
ede%  d.  i.  ede%  »machen  wir!«,  femer  isteri%  d.  i.  isteriy,  «wir  wünschen«, 
gedek  d.  i.  gidek  »gehen  wir!«. 

2.  Zur  Flexion:  bular  »diese«  =  osm.  bunlar,  olar  »jene«  —  osm. 
fmlar,  mene  »mir«  =  osm.  bona,  Akk.  des  Pronominalaffixes  auf  -n  anstatt 
-ni:  yirr/jn  »ihrer  vierzig«  =  qyrqyny,  aytariram  »ich  suche«,  itirmüem  »ich 
habe  verloren-,  jatir  -er  liegt«  =  osm.  jatijor,  jatiplar  anstatt  jatyblar  »sie 
haben  sich  gelegt«  =  osm.  jatmyslar  oder  jattylar,  vitrar  »er  schlägt«  ■-  osm. 
vurvr,  ojaday^  »wecken  wir«  =  osm.  ujandyralym ,  bilmürem  »ich  weiß  nicht« 
(Hr.  M.  Hasan  spricht:  bilmirem)  —  -  osm.  bilmem,  usteriy^  «wir  wünschen«, 
in  Tebriz  isteriy^  oder  vulgär  isteruy^  =  osm.  isteriz;  Imp.  auf  g'inen:  dejinen 
anstatt  dijmen  »sprich!«  (fehlt  im  Osmanischen,  vgl.  über  -g'inen  1  S.  156). 

Man  bemerke  auch  die  Stämme  auf  -j:  dijer  »er  sagt«  -  osm.  der, 
yojar  »er  setzt«  =  osm.  qor,  döjerler  »sie  prügeln«  =  osm.  döverler. 

3.  Zum  Wortschatz:  öz  »selbst«  (osm.  veraltet,  dafür  kendi);  arvat 
»Frau,  Ehefrau«  (osm.  avrat),  ota%  »Zimmer«  ~  osm.  oda,  palaz  »Art  kleiner 
Teppich«,  tike  »Bissen-,  ket  »Dorf«  (osm.  köj),  gabayina  »vor  ihn-  (osm. 
imune),  jayß,  in  Tebriz  jayty  »gut-  (osm.  eji),  berk  »kräftig«  (osm.  ver- 
altet), harda  »wo?«  (osm.  neretle?),  apar-  »nehmen«,  ayjar-  (in Tebriz  selten 
ayjar-,  meist  aydar-)  -suchen-  (osm.  ara-),  tap-  -finden-  (osm.  but-). 

Vom  Osmanischen  abweichende  Bedeutungen:  gonay^  »Gast- 
(osm.  fjonaq  »Quartier,  Tagereise;  herrschaftliches  Haus«;  qonuq  -Gast-); 
gizil  »Gold«  (osm.  qyzyl  »rot-;  altyn  -Gold-),  e.Hje  anstatt  tiije  -hinaus-  von 
«Mr/,  »Schwelle«  (osm.  eüje  »nach  der  Schwelle«) x,  durur  »er  steht  auf-  (osm. 
durur  »er  steht«,  qalqar  -er  steht  auf«). 


1  Vambery  (•  Altosmanischc  Sprachstudien.  Mit  einem  azerbajdschauisehen 
Texte  als  Appendix.-  Leiden  1901.  S.  114  Anm.  3)  denkt  Aber  die  Etymologie  von 
tiiy  -hinaus-  freilich  ganz  ander«.  Er  schreibt:  -rSik  (draußen,  außerhalb);  vgl. 
altosm.  tiu{  (daa  Freie),  neuosm.  Uuj  (Helle,  Lieht).-  Hierzu  sei  bemerkt:  der 
Casus  indefim'tus  eük  bedeutet  niemal»  -draußen,  außerhalb-,  sondern  der  Dativ 
rMJe  (eigentlich  -nach  der  Schwelle-)  bedeutet  -hinaus-  und  der  I.okativ  rtivdr 
(eigentlich  »auf  der  Schwelle-)  »draußen,  außerhalb-;  beide  können  mit  einem  Worte 
Mitt.  d.  Sen*,  f.  Orient.  Sprachen.  1904.  II.  Abt  U 


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2 1 0  For :  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sudtürkiachen.  II. 

4.  Zur  Syntax.   Wortfolge:  bailor  aramaya  »er  fängt  an 

.  .  .  .  zu  durchsuchen«;  Konstruktion  von  iste-  mit  dem  Optativ:  Mfcn'%(yJ 
sizi  özümü;e  büjük  ede%  (%)  -wir  wünschen,  Sie  über  uns  zum  Herrscher  zu 
machen«;  gaiamla  -als  sie  fliehen-  :=  osm.  qactyqia. 

5.  Zur  Phraseologie:  cira%ge^er  -das  Licht  geht  aus«  (osm.  mum 
turner)  y  haber  d.  i.  /aber  aU  »fragen,  erfragen-  (osm.  habet  almaq  »Nach- 
richt erhalten  - ). 

Der  Ausdruck  ist,  wie  erwähnt,  vielfach  mit  Osmanismen  versetzt:  neben 
munu  erscheint  burnt,  neben  men  auch  ben ,  neben  men  ein  ilen  usw.  usw., 
dahin  gehört  auch  die  Assimilation  des  d  der  Kndungen  an  einen  vorher- 
gehenden tonlosen  Konsonanten,  z.  B.  irr/tan,  getti  »erging«.  Diese  Assi- 
milation ist  nicht  azerbajdschanisch ,  es  muß  heißen  coyßan,  geidi.  Vgl. 
vorher  (unter  5)  etti  -er  machte-  bei  Jacob. 

Die  Frage  wird  im  Azeri  ohne  -mi  gebildet,  dennoch  tritt  einmal  ein 
Beispiel  mit  dem  osm.  -mi  auf,  ein  anderes  Mal  aber  (Zeile  5  des  ersten 
Stückes)  richtig  ohne  -mi.  Das  letztere  Beispiel  scheint  in  der  Kunos- 
schen  Redaktion  verkannt  zu  sein ,  da  statt  des  zu  erwartenden  Fragezeichens 
ein  Punkt  gesetzt  ist.  Auch  andere  Stellen  scheinen  verkannt  zu  sein ,  z.  B. 
im  ersten  Stück  ist  von  einein  Helden  die  Rede,  der  wie  »das  tapfere 
Schnciderlein«  unseres  deutschen  Märchens  sieben  Fliegen  auf  einen  Schlag 
tötet,  so  vierzig  Mücken  (eibin)  auf  einmal  erschlägt  und  dann  auf  seinen  Stock 
»vierzig  auf  einen  Streich«  schrciht.    Dieser  Held  heißt        was  osm. nazar 

und  azerb.  »ezer  n  losgesprochen  wird;  die  betreffenden  auf  den  Stock  ge- 
schriebenen Worte  werden  S.  31  zweimal  verschieden  und  iu  einer  mir 
sinnlos  erscheinenden  Form  zitiert: 

babaji  nazar  bir  dejenekte  giryin  azar 

und 

babaji  nazar,  bir  dejenekte  gtryjni  ezer. 

Hier  ist  nicht  verstanden  worden,  daß  nazar  Personenname  ist,  denn  sonst 
wäre  es  mit  großem  Anfangsbuchstaben  geschrieben.  Auf  der  folgenden 
Seite  wird  der  Held  einfach  nezer,  wieder  mit  kleinem  Anfangsbuchstaben, 
genannt.  Wie  der  Akkusativ  babaji  syntaktisch  erklärt  werden  konnte, 
wird  niemand  zu  sagen  wissen.  Es  ist  zu  lesen  Baba  Nezer,  wobei  Nezer 
einen  Reim  mit  ezer  bildet:  Baba  Nezer  bir  dejenef/ße  (oder  dejeneJcde)  gyryjyn 

im  Ablativ  verbunden  sein,  z.  B.  gapydan  etye  -zur  Tür  hinaus-,  keiden  eiij(de  -außer- 
halb des  Dorfes«.  Wie  Vämbery  das  lautliche  Verhältnis  von  seinem  ehk  zu 
dem  oMiianischen  ytyq  erklären  will,  bleibt  mir  ein  vollkommenes  Rätsel.  Außer- 
dem paßt  auch  die  Bedeutung  »Licht-  nicht,  denn  ich  kann  z.  B.  des  Nacht«  aus 
einem  erhellten  Hause  rfijr  gehen  und  dadurch  in  das  Dunkel  gelangen.  Daß  yiyq 
-Licht-  im  älteren  Osnianischen  »das  Freie-  bedeutet  hätte,  ist  mir  unbekannt  und 
durchaus  unwahrscheinlich.  Woher  will  Vämbery  aber  wissen,  daß  früher  Uiq  und 
nicht  ytyq  gesprochen  wurde?  Eine  Kesrc  in  einem  vokalisierten  Texte  kann  sowohl 

i  wie  y  bedeuten,  der  Konsonant  q  ^  weist  aber  auf  y.  Und  noch  eine  prinzipielle 

Frage.  Was  ist  •  Altosmauisch- ?  Gab  es  ein  •  Altosmaiiisch-  ohne  lokalmundartliche 
Unterschiede?  Ja,  in  Bulgarien  spricht  man  auch  heute  üiq  »Licht«,  aber  ist  da* 
etwa  schlechthin  -NeuoMiianiseh»  ?  Nein. 


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Foy:  Azerbajganischc  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Siidtürkischen.  II.  211 

rzer  =  .Baba  Nezer  zerquetscht  mit  einem  Stockstreich  ihrer  vierzig-  oder, 
wenn  hinter  Nezer  das  Komma  berechtigt  ist:  -(Dies  ist)  Baba  Nezer,  mit 
einem  Stockstreich  zerquetscht  er  ihrer  vierzig«. 

Ich  gebe  am  Schlüsse  der  vorliegenden  Arbeit  diese  Texte  mit  (Iber- 
setzung und  Anmerkungen. 

Auf  Grund  der  Vergleichung  aller  vorher  genannten  Quellen  ergibt 
sich  eine  Fülle  von  absoluten  Übereinstimmungen,  und  diese  werde  ich  im 
folgenden  »allgemein  azerbajdschanisch ■  nennen. 

Ich  darf  diesen  Abschnitt  nicht  schließen,  ohne  meiner  mündlichen 
Quelle  zu  gedenken.  Herr  Meli  med  Hasan,  dem  ich  schon  I  S.  128  meinen 
aufrichtigen  Dank  ausgesprochen  hatte,  hat  mich  auch  nach  Abschluß  des 
ersteu  Teiles  meiner  Arbeit  in  der  aufopferndsten  und  eifrigsten  Weise  unter- 
stützt, so  daß  ich  diesem  trefTlichen  Herrn  hier  nur  meinen  Dank  wieder- 
holen kann. 

B.  Die  Mundart  von  Erzerum.  Nr.  2. 

(Vgl.  I  S.  138  ff.) 

Im  Jahre  1852  teilte  Belin  der  gelehrten  Welt  seine  zwar  nicht  sehr 
zahlreichen,  aber  in  ihrer  Art  vielseitigen  und  deshalb  schätzenswerten  Be- 
merkungen über  die  Mundart  von  Erzerum  mit,  die  ich  im  ersten  Teile 
dieser  Arbeit  mit  Rücksicht  auf  das  Azeri  von  Tebriz  besprochen  habe.  Ist 
es  nicht  mehr  als  bedauerlich,  daß  über  ein  halbes  Jahrhundert  vergehen 
mußte,  bis  wir  wieder  etwas  von  jener  interessanten  Mundart  erfahren 
konnten?  Als  ob  Erzerum  außerhalb  der  Welt  läge!  Soeben  veröffentlicht 
der  früher  im  KeletiSzemle  und  auf  Grund  dessen  auch  von  mir  fälsch- 
lich Balkanoglu  genannte  Herr  Bai  Hasan  O7IU1  in  der  beregten  unga- 
rischen Revue*  eine  Arbeit,  die  wesentlich  lexikalisches  Material  enthält 
und  in  vielen  Punkten  Belin  bestätigt,  in  der  Mitteilung  von  Wörtern  aber 
ungleich  ausgiebiger  ist  als  Belins  Arbeit.  Uber  jeden  Verdacht  erhaben, 
namentlich  in  phonetischer  Beziehung,  sind  Bai  Hasan  0«ylus  Angaben 
jetloch  nicht,  weil  er  sie  aus  einem  türkisch-türkischen  und  also  mit  arabi- 
schen Lettern  geschriebenen  Glossar  eines  Ungenannten  geschöpft  hat  und 
nach  dieser  Quelle  alles  in  lateinischer  Umschrift  wiedergibt.  Freilich 
sagt  er,  daß  ihm  ein  Eingeborener  zur  Verfügung  gestanden  hätte,  und 
offenbar  hat  er  denselben  zu  Rate  gezogen,  wie  z.  B.  das  richtige  /wio 
-Zigeuner,  (mit  o)  gegenüber  Belins  pusa  (mit«)  in  Cbereinstinunung  mit 
Paspatis /HAwAa  (und  O^»  pocha)  und  dem  pn^uy  der  armenischen  Wörter- 
bücher sowie  mit  dem  von  Böhtlingk  angeführten  georgischen  bosa  be- 
weist und  wie  ferner  aus  der  Bemerkung  hervorgeht,  daß  das  k  -  q  im 
Wortanfang  zu  y  und  am  Worteilde  zu  %  werde,  z.  B.  yalma^  •bleiben«  = 
qa/maq.  Trotzdem  schreibt  er  aber  in  seiner  Vokabelliste  in  beiden  Fällen 
k  —  y,  z.  B.  ktrtik  »Stückchen«  =  azerb.  yyrty%.    Man  sieht  also,  daß  er 

1  Herr  Bai  Hasan  0>lu  hatte  dir  Güte,  mich  durch  ein  Schreilxn  vom 
17.  Juli  1903  Ober  das  Mißverständnis  aufzuklären. 

>  Kcleti  Szemle,  Budapest  1904,  Heil  1,  S.  126 ff. 


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212  Fot:  Azerbajg&nische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II. 

von  dem  Buchstaben  seiner  Vorlage  abhängig  und  .seine  Umschrift  mithin 
keine  durchgeführte  phonetische  Schreibung  ist.1  Sonst  jedoch  darf  man 
V ertrauen  haben .  denn  die  angeführten  Wörter  lassen  sich  zum  großen 
Teile  aus  dein  Azeri  von  Tebriz  bestätigen,  zum  anderen  Teile  aus  an- 
deren südtürkischen  Mundarten,  zum  Teil  auch  aus  dem  Cayatajischen 
und  Köktürkischen ,  teils  haben  sie  aber  ein  türkisches  Gepräge,  ohne  daß 
ich  sie  sonst  aus  dem  Türkischen  belegen  konnte,  ferner  sind,  wie  nicht 
anders  zu  erwarten,  armenische  Lehnwörter  unter  ihnen,  auch  das  nicht- 
armenLsche  lazut.  Schließlich  bleibt  ein  Rest  mir  unbekannter  und  unver- 
standlicher Wörter  z.  B.  oioi  •camomille«. 

Ich  konstatiere  zunächst,  in  welchen  Wörtern  Bai  Hasan  O7I11 
mit  meinen  Quellen  für  das  Azeri  übereinstimmt,  was  zur  Bestätigung  der 
Angaben  beider  Teile  natürlich  von  großer  Wichtigkeit  ist. 

Wortschatz  und  Wortbedeutung. 

Tebriz:  Erzerum: 

ba$y   -Schwester,   besonders   ältere  baÜ  «soeur« 
Schwester«" 

bibi  -Tante  väterlicherseits«*  bibi  -tante  paternelle« 

Dieses  Wort  scheint  in  Zentralasien  überhaupt  nur  eine  ältere  acht- 
bare Dame  zu  bezeichnen  *,  in  der  spezifisch  azerbajdschanischen  Bedeutung 
ist  es  jedoch  in  die  Sprache  der  Lazen  *,  ja  sogar  in  die  der  Zigeuner  über- 
gegangen, die  an  der  Bedeutung  «Tante«  noch  in  Transsylvanten  festhalten, 
daneben  aber  das  Wort  auch  in  dem  weiteren  Sinne  von  «Mütterchen-  ge- 
brauchen ; 6 

böjrt-%  «Niere«  —  osm.  böfrrek  boyrek  «rein« 

buyayj  »Uuterkinn«  bu%ay   «partie  saillante  de  menton« 

buyary1  «Kamin«  buyjiri  «chemince« 

1  Aus  diesem  Grunde  ist  es  mir  auch  sehr  fraglich,  ob  da,  wo  Bai  Hasan 
ein  g  gibt,  während  die  Tebrizer  Aussprache _y  ist,  wirklich  die  Aussprache  von  Erz<-rum 

vorliegt,  oder  oh  nicht  vielmehr  nur  ein  il  der  Vorlage  umschrieben  ist,  z.B.  bögrtk 

«Niere«,  das  in  Tebriz.  böjre^  (oder  eleganter  böjrek)  gesprochen  wird. 

»  Auch  dem  Osmanisehen  nicht  fremd  nach  Samy  Bej  S.  217.  Vgl.  mala 
«ältere  Schwester-  in  uig.  chines.  Wörtern. 

'  In  dem  alten  osman.  Kl-ferej  bade  l-Sidde  kommt  bibi  in  der  Bedeutung 
•  Herrin«  vor.    Vgl.  Vambery:  Altosmunische  Sprachstudien.  Leiden  1901.  S.  HiO. 

*  Vambery  (Ca^at.Sprachstud.)  ^  bibi  «Frau,  Dame,  Hebamme«,  nachVämb., 

Altosm.  Sprachst.  a.a.O.  auch  «Prinzessin^?)«;  —  Shaw:<J,j6.W  «a  lady,  a  woman 

(married)-;  —  Sülcjman  Kfendi:  •  •-Mj  («Großmutter«)  usw. 

1  Wie  Hr.  M.  H.  A dj aria  11  für  Atyna  bezeugt:  Ktudc  sur  la  langue  Laze. 
Paris  1S«»9.  S.  N :  Hihi  (At.)  -taute  patemcllc«. 

8  Wir  Hr.  Heinrich  von  Wlislocki  bezeugt:  Die  Sprache  der  traus- 
sylvanischeii  Zigeuner.    Leipzig  1KS4.   S.  74 :  bibi  «Tante,  Mütterchen«. 

7  Aus  arab.  j\£  bu^är  «Dampf«. 


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Foy  :  Axerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Süd  türkischen.  II.  213 

cirt-  •Einschnitte  in  die  Haut  machen  cvrtmek  »ebrecher« 

(zu  sanitären  Zwecken)« 1 
gender/^  »Kadaver,  Aas-  zendek  »cadavre  putrefie« 

dadaS  -älterer  Bruder«  dadai  -frere  aine,  fier  a  bras,  bra- 

vache,  plisson« 

dal  »Rucken«,  eigentlich  -die  Partie  dal  -dos,  entre  les  deux  omoplatcs« 

zwischen  den  Schultern« 
da/da  »Schatten«8  dalda  »ombre« 

daldalan-  «sich  in  Sicherheit  bringen«   -lanmak  »se  mettre  a  l'abri,  se  refugier« 
davor    «Vieh«,    in     Urmia    spez.  davar  »moutons- 
»Hammel« 

dmgel-  »sich  ausruhen«,(osman.</wi/en-)  dindelmek  «se  reposer« 
emi  -Onkel  väterlicherseits«  (osnian.    emi  «oncle  paternel«  (ar.  ^S-) 
amuga) 

rmiiy  oder  eni%  «rotes  Kosmetik  um  der  enik  -petit  de  chien;  poudre  de  couleur 
Frauen,  um  die  Wangen  zu  färben«*      rouge  employee  par  les  femmes  pour 

teindre  les  joues« 

g'ez^ng'ebi  eine  Art  Hal wa  (orient,  süße  gezengevi  »manne« 
Näscherei) 

gor  -Grab«  gor  (du  persan  gur)  -tombeau« 

g  ülri  »lachend,  heiter«,  z.  B.  guhi  güleS  -aspect  riant- 

üzli  »mit  lachendem  Gesicht« 
guz  »Buckel,  Hocker«  guzik  -bossu« 

he  -ja«  he  -oui«,  hetni?  «n'est-ce  pas?« 

yezyl  » Kohlengrus«  (osm.  rnydyr)  %azul  »petits  morceaux  de  charbon« 
i.stüc'an  -  Teeglas«  istikan  -verre  de  the- 

jüng'ül  -leicht«  (an  Gewicht)'  jüngül  -leger- 

Jris  »zu  eng,  schlecht  sitzend,  hier  zu  kip  kis  »tout  a  fait  serre- 

eng  und  da  zu  weit«  (von  Kleidern) 
kirian  »weißer  Puder«8  kirian  -poudre  blanche  pour  la  toilette 

des  dames « 

1  Z.  B.  drllfj^  {dallajO  dalymy  girtdi  -der  Barbier  hat  mir  Einschnitte  in  den 
Kücken  gemacht«.  An  das  Gesundheitsfördernde  und  Heilsame  dieser  Einschnitte 
glaubt  der  ganze  Orient. 

1  Vgl.  in  den  Sprachmatcrialicn  «Sprichwörter.  Nr.  19:  Jatiua  tülki  daUla-iynda, 
goj  jr*in  jyrtyyy  teni  -Ruhe  nicht  im  Schatten  des  Fuchses,  lieber  laß  die  wilden 

Tiere  dich  fressen«.  —  Dasca^at.  Uta  wird  bei  Sülejman  E feudi  S.  KW  durch 

-Rückseite-  erklärt.  Ich  halte  das  Wort  für  den  Lokativ  von  dal  -Rücken-,  der 
als  selbständiger  Stamm  behandelt  ist.  Vgl.  osman.  fjözde  (eigentlich  -im  Auge.) 
•  die  Person,  die  der  Sultan  im  Auge  hat,  die  ihm  gefallt,  Licblingsmädchcii.. 

»  In  der  Komödie  -Serali-  statt  dessen  J\p»-^o  (din$Un-  oder  dinyelin-?). 

*  -Sprichwörter-  Nr.  24:  (iehbenin  gazandyyy  rnn%x  kiriana  y  rtler  -Der  rote 
Puder,  den  die  Hure  verdient,  geht  für  den  weißen  dahin-. 

*  Osm.  Aa/j/' (arab.)  -leger-,  golaj  -facile-,  aber  azerb.  yolaj  «schlecht,  minder- 
wertig-. 

6  Vgl.  -Sprichwörter-  Nr.  24,  schon  vorher  angeführt. 


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214    For :  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtflrkischen.  II. 

yala-  -aufeinanderschichten  z.B.  Holz  kalamak  —  kajmak  -preparer  le  poele 
oder  Kohlen  im  Ofen«  pour  etre  allume« 

gejsava  -ein  warm  genossenes  Koin-  kajsefe  -compote- 
pott,  z.  B.  von  Datteln« 

katiske  -Droschke«  kalaska  -voiture   chargee  et  attelee 

aux  chevaux- 

yere  yura  -Alp,  Nachtmär«  (auch  in  kara  kura  -cauehemare« 
der  allgemeinen  Bedeutung  «ganz 
schwarz«) 

gyi  »Bein«  (osinan.  qyi  -das  Hinter-  kic  »pied- 
teil«) 

#yra%  -Rand,  Uferrand«  kirayi  -bord« 

gyrtyy^  -Brocken,  Stückchen«  kirtik  »morceau,  petite  piece- 

yullab  -Türangel«  (von  arab.  ^j^Cj  kullah  »cejond-  (corr.  -guml-). 

«Haken«,  auch  bei  Zenker  und 
Redhouse) 

yujmax  -eine  zähe  süße  S[»eise«  (Mehl  kitjmak    -bouilli  de   farine  avec  de 

wird  in  Butter  braun  gebraten  und      (corr.  du)  rob- 

dazu  geschmolzener  Zucker  gerührt) 
yurut  -aus  Milch  hergestellte  Masse,  kurut  -Iait  caille  sec« 

hart  wie  Stein«  (an  Konsistenz  dem 

harten  Harzer  Kräuter-  oder  grünen 

Käse  ähnlich) 

lavai  -ganz  dünnes  Gebäck,  dünn  wie  lavai  «pain  plat- 
der  jüdische  Osterkuchen,  aber  in 
Bandform« 

mis  -Messing,  Bronze«  «iw  -bronze- 

pu6  ek-  -durchbringen,  verpulvern,     pui  »perte- ,  oltnak  -perdre-  (corr. 

alle  machen,  z.  B.  Geld«  -etre  perdu «) 

seme  -verblüfft,  verdutzt-  seine  -stupefic,  ebahi« 

taj  -das  Gleiche-  taj  »pareil,  semblable,  egal« 

tor    »Netz,     Fangnetz,    Fischernetz,  tor  »lilet,  rets« 

J&gernetz« 

tutnan  -Unterhose-  1  tuman  -camisole-  1 

Von  den  Wörtern,  die  Hr.  M.  Hasan  nicht  kennt,  die  sich  aber  durch 
untrügliche  Zeugnisse  für  das  Südtürkische  erweisen  lassen,  seien  genannt: 

1.  daraha  »Bretterzaun«  (cluisun).  Dies  kommt  in  der  Form  taraba 
(mit  anlautendem  t  —  d)  » Bretterzaun «  auch  im  Bulgarisch-Türkischen  vor, 
z.  B.  in  den  Versen  aus  Vidin,  die  ich  schon  vor  Jahren*  mitteilte: 

1  Man  beachte  den  Unterschied  der  Bedeutungen.  Nach  Schmidts  Liste 
bedeutet  tuman  auch  -ein  kurzes  weißes  Kleidröckchen-  der  Frauen.  —  Übrigens  luhri 
Sa  in  y  -  H  ej  S.  709  dus  Wort  auch  als  osmanisch  auf  in  der  Form  jU»^-»»  toman 
»sorte  de  culotte  tres  large  et  lougue-. 

a  Westasiatische  Studieu,  Jahrgang  IV  (1901)  S.  253,  Amu.  —  Taraba  ist 
nachzutragen  in  Radi.  Worterb.  III  Kol.  845. 


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Fov :  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II.  215 

buzagiji  tarabaja  bagladim 
hem  dagrij  hem  bogrij 
hem  agzile  ot  qoparij 

•  ich  habe  das  Kalb  an  den  Bretterzaun  gebunden, 

es  ruft  und  schreit 

und  rupft  mit  seinem  Maule  Gras«. 

Meines  Wissens  ist  dies  Wort  sonst  aus  keinem  Gebiete  des  Türki- 
schen nachgewiesen  worden. 

2.  ttzmek  .fliehen«  (fuir).  Auch  dies  Vernum  ist  unzweifelhaft  im 
Südtürkischen  weiter  bekannt;  es  kommt  vor  in  einem  mit  armenischen 
Lettern  aufgezeichneten  Liede  aus  Babert  (Baiburt)  bei  Littmann1  III,  4: 

tezdim      tezdim      tfiran        kibi  daylara 
■  ich  Höh,  ich  tloh  wie  eine  Gazelle  auf  die  Berge«. 

Auch  Littmanns  Gewährsmann  Komitas  Wartapet  aus  Kuta- 
liia  kennt  dies  Verbum  nicht,  Littmann  selbst  vermutet  eine  Nebenform 
zu  tezlemek  und  übersetzt  zweifelnd:  »ich  lief«.  Das  merkwürdige  Wort 
ist  sehr  alt  bezeugt,  nämlich  wiederholt  schon  auf  den  koktürkischen  In- 
schriften, aber  wie  es  scheint  in  dieser  lautlichen  Form  nur  da  und  im 
Südtürkischen,  sonst  nirgends.  Kokt.  T2Z  z.  B.  az  qyiia  eren  tezip  bardy 
•  nur  wenige  Männer  entflohen«,  neke  lezerbisf  «warum  sollen  wir  Hieben?-, 
budun  tezmis  erti  «das  Volk  war  entflohen«.*  Derselbe  Stamm  mit  -s  statt  -z 
kommt  heute  im  Schorischen  und  in  anderen  nordtürkischen  Mundarten  vor.» 

3.  am  an  tokul  (=  toovl)  -Ausdruck,  durch  den  man  um  Quartier 
bittet«  (c'est  une  interjection  pour  demander  quartier).  Derselbe  Ausdruck 
ist  mir  sonst  nur  noch  aus  einem  der  Lieder  bekannt,  welche  Hr.  Prof. 
von  Luschan  in  Sendschirli  (Provinz  Adnna)  nach  dem  Vortrage  eines 
aus  Aintab  stammenden  armenischen  Knaben  phonographisch  aufgenommen 
hat.4  In  Lied  XVI'  fängt  jede  Strophe  mit  den  Worten:  aman,  dejirmendi, 
atnan  —  iijut  boydamy,  boyiiamy  -ach,  Müller,  male  meinen  Weizen«.  Die 
Frau,  die  dies  spricht,  bietet  dem  Müller  als  Entgelt  der  Reihe  nach  zu- 
erst ihr  Halsband,  dann   ihr  Entari,  dann  sogar  Gold  an,  aber  immer 

1  Enno  Littmann:  Türkische  Volkslieder  aus  Kiemasien.  ZDMG  Bd.53  S.356. 
»  Radi.  WÖrterb.  III  Kol.  1103. 

*  Radi.  Wörterb.  III  Kol.  1097  unter1  Täc  und6  toc.  —  Die  Übereinstim- 
mung des  türkischen  ttz-  »eilen«  mit  dem  persischen  «schnell-  (azerhajdsehaiiisch 
nicht  etwa  Hz,  sondern  ebenso  wie  im  Osmaiiischcn  U*z)  ist  im  höchsten  Grade  auf- 
fällig. Ttz  bedeutet  im  Türkischen  nur  •schnell-,  nicht  auch  -scharf-.  Die  Erano- 
logen  etymologisieren  Uz  «scharf,  heftig:  schnell-  aus  dem  Indogermanischen  und 
stellen  iq  «Pfeil«  und  Uie  -Axt-  dazu  (vgl.  Paul  Horn  a.a.O.  S.  92  Nr.  40S). 

4  Felix  von  Luschan:  -Einige  türkische  Volkslieder  aus  Nordsyrien  und  die 
Bedeutung  phonographischer  Aufnahmen  für  die  Völkerkunde-  in  -Zeitschrift  für 
Ethnologie«,  Bd.  36  (1904),  Heft  2  S.  177 ff. 

*  A.  a.  O.  S.  196  ff. 


2 1 6  Fov :  Azerhajganisehe  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkisehen.  II. 

weigert  sich  der  Müller  mit  den  Worten:  olmaz,  qadyn  anarn,  olmaz,  bis  sie 
ihm  schließlich  ihre  Tochter  anbietet  mit  den  Worten: 

To  qui,  dfjirmmfii,  a  man! 
Öjüt  boydamy,  boydamy! 
Verem  sana  ben  qyzymy, 

worauf  der  Müller  sofort  freudig  eingeht: 

Ölur,  qadyn  anam,  olur,         Es  geht,  Mütterchen,  es  geht, 
Qyz-ynan-da  un  öjünür         Mit  der  Tochter  läßt  sich  ja  Mehl  mahlen. 
Per1  qyryldy,  tez  jnpylyr.        Die  Flügel  waren  zerbrochen,  sie  werden 

rasch  wieder  gemacht. 

Zu  den  Verwandtschaftsnamen  (vgl.  vorher  ba0y,  bibi,  dadai,  emi)  in 
Erzerum  und  Tebriz  seien  noch  folgende  Differenzen  bemerkt: 
Tebriz  Erzerum 
nene  -Mutter«  nana  (nach  Bei  in) 

yala  -Tante  mütterlicherseits-  eze  «tante  maternelle« 

eniste  »gendre« 

Nana  ist  weit  verbreitet.  In  der  Sprache  der  Lazen,  für  welche  es 
schon  Klaproth8  bezeugt,  ferner  Rosen,  M.  von  Erckert  und  M.  H.  Ad- 
jarian*,  kommt  es  an  den  verschiedensten  Orten  vor,  z.B.  in  Batum, 
Trapezunt,  Ali  na  usw.  Dennoch  halte  ich  es  nicht  etwa  für  ein  lazisches 
Lehnwort,  sondern  denke,  daß  es  aus  dem  altüberlieferten  ana  »Mutter«  in 
der  Kleinkindersprache  entstanden  ist,  die  ja  die  Aneinanderfügung  zweier 
identischer  Silben  sehr  liebt. 

Für  -Tante  mütterlicherseits«  gebrauchen  die  Osmanen  das  im  Azeri 
unbekannte  teze,  und  aus  diesem  scheint  in  der  Kleinkindersprache  das  ez? 
in  Erzerum  geworden  zu  sein.  —  Das  arabische  4)U>  %ak  ist  in  gleicher  Be- 
deutung auch  bei  den  Osmanen  (neben  teze)  und  den  Persern*  üblich. 

Das  Wort  miste  ist  im  Azeri  unbekannt.  Osmanisch  bedeutet  es  den 
Gatten  der  Schwester  oder  der  Tante.  —  Egik  «aine-  ist  offenbar  =  kökt. 
mV  -älterer  Bruder-,  Radi.  Altt.  Inschr.  N.  F.  164. 

Wie  man  sieht,  ist  die  Mehrzahl  der  angeführten  Worter,  welche  sich 
in  Erzerum  und  Tebriz  zugleich  finden,  soweit  sie  nicht  persische  oder 


1  Per  ist,  wie  ich  Hrn.  von  L use h an  schon  mitgeteilt  hatte,  das  persische  j 

(vgl.  perr  hei  Paul  Horn:  Grundriß  der  neupersischen  Etymologie.  Straßburg  1893. 
Seite  6'»  Nu.  2J*3)  und  bedeutet  liier  •  Windmühlenfliigel-.  Diese  Bedeutung  wird 
neuerdings  aus  Kilis  ausdrücklich  bestätigt,  und  zwar  wieder  durch  unseren  Bai 
Hasan  O^lu:  -Dialekte  ture  de  Kilis-  in  Keleti  Szemle  1902.  III,  4  S.  264.  — 
Übrigen*  sei  zu  dem  Stamme  üjiin-  -gemahlen  werden-,  über  den  von  Luschan 
sein  Befremden  ausdrückt,  bemerkt,  daß  er  auch  im  Osmanischen  vorkommt  in  der 
Form  öjunmr  •(imnnhtenc« ,  jede  Art  gemahlenen  Getreides-. 

2  Julius  Klaproth:  Asia  polyglotta.  Paris  1823. 
»  A.  a.  0.  S.  42. 

4  Nach  Fritz  Rosen:  Neupersischer  Sprachführer.  Ixnpzig  1890.  Seite  42: 
khälä  -Tante  mütterlicherseits-. 


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Fov:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II.  217 

arabische  Lehnwörter  sind,  identisch  mit  den  cayatnjischen,  andere  aber, 
wie  dadas,  sind  speziell  azerbajdschanisch  und  andere  schließlich,  wie  davor, 
überhaupt  südtürkisch. 

Das  Verzeichnis  Hai  Hasan  Oylus  enthält  auch  allgemein  bekannte 
osmanische  Wörter,  die  ich  aus  dem  Azeri  nicht  belegen  kann ,  wie  jarpuz 
»Majoran«  (uyrun  »heimlich-  ist  das  veraltete  osman.  ayrun  oder  oyryn), 
andere  wiederum,  die  mir  nur  aus  dem  Oayatajischen  bekannt  sind,  wie  {anny) 
qaiqa  -Blesse-  (Pferd  mit  weißer  Stelle  auf  der  Stirn).  Öekman  »veste  courte  k 

manches  fendues«  ist  offenhar  dasselbe  wie  bei  Sülejmän  Efendi.1 

Ferner  enthält  es,  ebenso  wie  Belins  Verzeichnis,  armenische  Wörter, 

die  ja  in  einer  Stadt  wie  Krzerum  von  vornherein  zu  erwarten  sind,  die 

aber  weder  Bei  in  noch  Bai  Hasan  als  armenisch  erkannt  hat. 

über  po&a  »Zigeuner-  =  paZ"U  *st  vorher  gesprochen.    Ich  möchte 

hier  erwähnen,  daß  auf  azerbajdschanischem  Gebiete  für  »Zigeuner-  noch 

.  i.  türk.  jr^/r/m  »Bogensaite»  -4-pers.  J\*mal  -  reibend-*, 

bezieht  sich  also  auf  den  Zigeuner  als  Spielinann.  Dieses  Wort  findet  sich 
auch  in  Vamberys  Glossar  S.  333  als  azerbajdschanisch  angeführt.  Hr. 
M  eh  med  Hasan  spricht  es  g'rytmal,  was  auf  ein  qyryhnal  zurückgeht, 
dessen  schwerer  Bestandteil  qyrys  durch  regressive  Wirkung  des  schweren 
mal  aus  dem  leichten  kiris  entstanden  sein  wird. 

Armenisch  ist  auch  das  schon  bei  Bei  in  angeführte  merek,  nach  Bai 
Hasan  O-ylu:  »lieu  ou  Ton  garde  la  paille-,  nach  Belin:  »magazin  pour 
mettre  les  provisions-  =  arm.  iTPirpfL  (I  S.  141). 

Vgl.  ferner  aybun  »Mist-  (furnier)  mit  arm.  —qp ,  das  dieselbe  Be- 
deutung hat. 

qom  »Schafhürde, Schäferei»  (kam  •bercaü,bergerie-)  =  f  n-^  -Schäferei-. 

petek  »Bienenkorb-  (ruche)  -    tf>/t[jruil[  .Bienenkorb-. 

Das  von  Belin  angeführte  merkwürdige  lazut  »Mais,  türkischer 
Weizen-  wird  von  Bai  Hasan  Oylu  bestätigt.  Wir  sahen  schon,  daß  es 
auch  bei  den  Türken  Trapezunts  üblich  ist  (vgl.  I  S.MO).  Di«:  Griechen 
Trapezunts  gebrauchen  es  ebenfalls'  und  bei  den  Lasen4  hat  es  allgemeine 
Verbreitung.    Die  Etymologie  macht  Schwierigkeiten.3 

1  Sülejmän  Efendi  S.  152  gibt  allerdings  die  Erklärung,  bärürii  jaymurluq 
•  Regenmantel-.  Mit  der  Endung  -man  gebildet  wird  von  Kai  Hasan  ()}/|u  aus 
Erzemm  noch  das  mir  sonst  unbekannte  dizman  -grünt,  gigantesque-  angeführt,  au» 
dem  mir  gleichfalls  sonst  unbekannten  dis  (so  mit  *!)  -tris  enorme-,  und  ferner 
giig  yecemen  -Eidechse-  (lezard)  aus  yöy  (in  Tebiiz  g'öj)  -blau,  grün-  +  yrrnnrn. 

1  Komposita  aus  einem  türkischen  und  einem  persischen  Bestandteil  auf 
persische  Art  gebildet  sind  nicht  selten  im  Südtürkisclien  (vgl.  im  Osmaiiisehen  mtekdar, 
bwtrnahane  u.a.,  K.  Foy  -Purismus-  S.  34). 

'  In  der  Form  to  \a£sv$  opoßccTe;,  xdkauitv/*tcv  nach  —aß.  Ivawßou: 
I^Tcpia  xal  rcawtix*  Tpairt£owro;.   Stambul  1870  S.  20. 

*  In  der  Form  lasudi  (nach  M.  von  Erckert  Uizuti)  vgl.  Adjarian:  Etude 
sur  la  langue  laze.   S.  37. 

1  Bai  Hasan  Oy\u  schreibt  bei  -kerbe  des  lazs-  korr.  -herbe  des  lazes-  und 
scheint  es  also  aus  dem  türkischen  -Laz  otu*  etymologisieren  zu  wollen  (von  ol 


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2 1 8  For:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sttdtürkiachen.  II. 

Bei  den  angefQhrten  türkischen  Wörtern  sind  oft  die  Bedeutungen 
auffallend,  so  wird  ba$a  (-Schornstein«)  und  später  auch  ev  «Haus«  mit 
■  Dach*  (toit)  erklärt1,  baSlyq  (bailtk)  mit  »Schreib vorläge«  (modele  d'ecriture, 
de  calligraphic),  panfar  (»Runkelrübe«)  mit  «gekochtes  Gemüse«  (legumes 
cuits),  ojma  («das  Ausgehöhlte,  die  Gravüre«)  mit  «Wandschrank«  (armoire 
pratique  dans  un  coin  de  chambre).  Interessant  und  mir  sonst  nicht  bekannt 
sind  die  Bezeichnungen  ßrdegezen  «auf  der  Erde  herumgehend«  fur  «Schlange« 
(serpent),  qaz  loqmasy  •  Gänsebissen«  für  «beignet«  (Gebäck  mit  Obst  gefüllt), 
qotfa  baiy  -Kopf  des  Alten-  für  «Runkelrübe«  (betterave).  Eine  eigen- 
tümliche Wortbildung  liegt  vor  in  dünegm  »gestern«  =  azerb.  dünen.  Qatmt 
■gerostetes  Getreide«  (kavutbles  frits)  ist  im  Osmanischen  selten,  wo  es  aber 
nicht  das  Getreide,  sondern  mit  qavut  bereitete  Gerichte  bezeichnet.*  In  der 
Stammbildung  überrascht  göze  «Quelle«  (source  naturelle),  das  sich  zu  göz 

•  Auge«  ebenso  zu  verhalten  scheint  wie  pers.  ce&ne  »Quelle«  zu  dehn  -  Auge«. 
Beachtenswert  ist  auch  cpyorti  »jedes  Milchprodukt«  von  ayar-  «weiß  sein« 
wie  osm.  qabarty*  »Schwellung«  von  qabar-.  Zu  isot  -coco«  (?!)  vgl.  azerb. 
isioi  »Pfeffer«  (eigtl.  -heißes  Kraut«).  Zu  tin  »feucht«  vgl.  tin  «Dunst«  im 
uig.  chines.  Wörterb. 

Phonetik. 

In  lautlicher  Beziehung  ist  zu  merken  als  abweichend  vom  Azeri  und 
Osmanischen  zugleich: 

Vokale:  u  statt  a  und  ü  statt*  in  den  Endungen  der  Wörter  baguz 
—  boyaz  »Kehle-4  und  bözük  -insecte«  =  bögek  -Insekt«.  —  e  statt  in 
frgil  »Kiesel«  —  azerb  fiayjjl  und  yjzek  »Schlitten«  =  azerb.  gyza%. 

Konsonanten:  Der  Anlaut  stimmt  im  allgemeinen  zum  Osmanischen. 
Anlautendes  welches  im  Azeri  zu  g  wird,  lautet  nach  Bai  Hasan  Oylu 
in  Erzerum  «y,  z.  B.  yabna%  =  azerb.  galmay^.  Sollte  es  aber  auch  wirk- 
lich 7  und  nicht  vielmehr  g  sein?  Sporadisch  finden  wir  anlautendes  ^ 
gegenüber  osin.  q  =  azeri).  g:  r/yzek  »Schlitten«  =  qyzaq,  y/penek  -Falle« 
(trappe)  aus  einein  mir  sonst  nicht  vorgekommenen  qapanaq  (vgl.  osin.  qapanga 
-Falle»),  so  auch  in  %odaq  »Arbeiter  zur  Aushilfe«  (ouvrier  prisoir,  korr. 

-Kraut-).    Adjarian  erklärt:  mala  (dont  les  Lazes  se  servant  comoie  de  ble). 
Sabhaeus  Joannidcs  schreibt  apx<"«  KoXx»^i  Xs^f.  Aber  man  bedenke,  daß  der 
Mais  aus  Amerika  stammt  und  schwerlich  vor  1500  in  Anatolien  angebaut  sein  wird. 
'  Vgl.  indessen  Zenker  unter  dem  Worte,  wo  u.  a.  auch  die  Bedeutung 

•  Dach«  gegeben  wird. 

9  Nach  Sa  my  (vgl.  S.  806):  Toute  »orte  de  mets  faita  avec  de  la  farine  frite 
dans  le  beurre  ou  l'huile. 

«  Fehlt  in  den  Wörterbüchern ,  doch  z.B.  bei  Xalil  Edhem:  Quriun  mühürUr 
yatatoyu.    Sumbul  1321  S.  8  JL-jlS. 

4  boyuz  -Kehle,  ist  auch  cayatajisch  (vgl.  Sulejmän  E feudi  S.  83). 

Vamh^ry,  •  Ca gat.  Sprachst-  S.  248  gibt  sonderbarerweise  die  Aussprache: 
boyoz.    Shaw  'Vocabulary-  S.  50  bietet:  *bughuz,  the  same  aa  bughaz-. 

*  Daß  auch  in  Tebriz  oft  e  statt  a  gesprochen  wird ,  war  I  S.  185  §.  13  gezeigt 
worden,  aber  die  aus  Erzerum  angeführten  Beispiele  stimmen  im  einzelnen  nicht 
zum  Tebrisischen. 


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Foy:  Azerh a  j ganische  Stadien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II.  219 

provisoire),  vgl.  qoduq  »Eselsfullen«.  Auffallend  ist  das  anlautende  m  in 
mozyq  »Kalb*  (mazik  veau)  =  buzayy.  Sehr  zu  bemerken  ist  schließlich  der 
tTbergang  von  d  in  d  vor  e:  g"erek  ■  Balken«  (serek  poutre)  =  direk.1  Ver- 
einzelt p  —  b:  perk  —  azerb.  berk,  osm.  pek. 

Im  Auslaut  geht  q  in  Übereinstimmung  mit  dem  Azeri  und  anderen 
südlichen  Mundarten  in  y,  über:  yalma%  -bleiben«  =  azerb.  galmay^  vgl.  die 
von  Bei  in  angeführten  bayja%  «laßt  uns  schauen«  und  yiyx  •nell«. 

Im  Inlaut  stimmt  die  Assimilation  zum  Azeri  bei  arm  «die  Stirn«. * 
Der  merkwürdige  Ubergang  von  Sagyr  Nun  (rt)  in  g,  den  Bei  in  für 
die  Dative  der  1.  und  2.  Person  des  Personalpronomens  anführt:  baga  «mir« 
— -  osm.  bona  aus  baüa ,  azerb.  mene  und  saga  «dir«  =  osm.  sana  aus  saiia, 
azerb.  sene,  wird  bestätigt,  jedoch  mit  palatalem  Vokalismus:  bege  «mir«. 
sege  «dir«.  Dementsprechend  wird  ferner  auch  ein  oga  «ihm«  angeführt* 
Merkwürdig  sind  die  Nebenformen  behen,  sehen,  nhan,  in  denen  das  A  statt  g 
ebenso  auffallt,  wie  das  angetretene  n. 

Flexion. 

Von  dem  Präteritum  behauptet  Bai  Husan,  es  werde  ebenso  flektiert 
wie  im  Azeri,  gibt  dann  aber  folgendes  Schema: 

Singular  Plural 

1.  gelmiiem  gelmi&ek 

2.  gelmüsen  gelmiisez 

3.  gelmii  gelmi&ler 
Ist  dieses  Schema  richtig,  so  ist  hervorzuheben , 

1 .  daß  in  die  Endungen  der  beiden  ersten  Personen  des  Plurals  das  -e. 
aus  dem  Singular  übertragen  worden  ist,  was  in  der  Tebrizer  Mundart 
nicht  der  Fall  ist4;  2.  daß  der  Stamm  auf  -mii  für  die  3.  Person  in  Tebriz 
nicht  gebrauchlich  ist,  sondern  statt  dessen  der  auf  -ib;  3.  daß  in  der 
Umgangssprache  von  Tebriz  in  den  beiden  zweiten  Personen  das  ä  vor 
8  nicht  gesprochen  wird. 

Sonst  wird  über  die  Grammatik  nichts  mitgeteilt,  und  die  allgemeinen 
Bemerkungen,  daß  die  Mundart  von  Erzerum  -un  melange  Turcomano- 
Azerbajzan«  sei  und  daß  -les  particularity  grammaticales  deja  indiquees 
dans  mes  deux  articles  sur  les  dialectes  de  Kilis  et  de  Behesni  se  trouvent 
aussi  dans  celui-ci«,  haben  wenig  Wert.  Ehe  wir  nicht  einige  einiger- 
maßen umfangreiche  und  gewissenhaft  phonetisch  geschriebene  Texte  aus 
Erzeram  haben,  ist  es  unmöglich,  diese  Mundart  richtig  zu  beurteilen. 

1  Vgl.  hierzu  diel  S.  145  Anm.  3  angeführte  Bemerkung  von  K.  F.  Tozer, 
daß  in  Ostarmenien  täi  anstatt  iki  »zwei«  gesprochen  würde. 

a  Ich  glaube  jetzt,  daß  die  absolute  Form  ann  aus  Formen  wie  anny,  anno, 
annyn  (—  a/ny,  alna,  alnyn)  abstrahiert  ist  und  daß  also  keine  absolute  /wischen- 
form aln  anzusetzen  ist. 

■  Das  dastehende  ogo  muß  ein  Druckfehler  sein,  wie  auch  die  Nebenform 
ohan  beweist. 

4  In  dieser  Beziehung  wire  zu  vergleichen  turkmenisch:  —  bez 

«wir«  und  «en  «du«  —  sex  «ihr«  vgl.  Ilm  in  ski  in  Melanges  Asiatiques.  Peters- 
burg 1863,  Bd.  IV,  S.  66. 


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220  Foy:  Azerbajganisehe  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen,  n. 

C.  Schmidts  Liste  aas  Tebris. 

(Vgl.  vorher  A,  5,  wo  diese  Liste  besprochen  ist.    Die  im  nachstehenden  rechts  ge- 
gebene Umschrift  stellt  die  gewöhnliche  Aussprache  von  Tebriz  dar,  wie  sie  mir 
von  Hrn.  Mehmed  Hasan  verbürgt  wird.) 

Persisches  Männerkosti'un. 


1  Schuh  baschmayh 

baima% 1 

Schuh  aus  Lappen  yire 

•jf 

y  ice  a 

Strumpf  djurab  (j  in  journal) 

yurab* 

Hose  schtllicar 

j\p 

telvar 

6  Hemd  pirahen 

ptrehen* 

Rock  dort 

dm' 

Überrock  serdari 

srrdari 6 

Gürtel  schal 

JU 

ial'' 

10  Hosenbaml  tutnan  bayhi 

tuman  bayy* 

Kappe  äräktschin 

ereycin* 

Mütze  börkj 

bork,  d.  i.  börk' 

Mütze  für  Knaben  yedja  börkji 

£j  (korr. 

y  eye  börki 10 

Mütze  alter  Form  dtrwisch  börkji       y        j  jj 

dcrviA  borki 

1  liahnaq  ist  im  Osmanischen  veraltet,  doch  sagt  man  baimaq-i- itrif  «die 
Sandale  Muhammcds«  als  Reliquie. 

*  Nach  Hosen  a.a.O.  S.  49  Anm.  ist  -dieser  Schuh  aus  einem  ungemein 
fest  gestrickten  Oberteil  und  einer  Sohle  aus  dicht  zusammengeschlagenen  Bauin- 
wollenläppchen  hergestellt.  Kr  ist  äußerst  dauerhaft,  stark  und  bequem  und  wird 
daher  allgemein  getragen-. 

*  -  :  Ohin.  iornp. 

*  =  kojncjt  osm.gömlek. 

5  Der  lange  persische  Rock  mit  Armein  (bei  den  Persern  Ubbiide),  der  unter 
der  um  eine  Kleinigkeit  längeren,  mit  weiten  Ärmeln  versehenen  yubbe  (arab.  <L>-)  ge- 
tragen wird.  Im  Osmanischen  bedeutete  dort  früher  überhaupt  »Gewand«  und  ist  jetzt 
nur  noch  in  i>"  ihn  -Unterhose«  gebräuchlich  (vgl.  ja</a.«>/z  dort  »kragen loses  Gewand«  bei 
dem  Dichter  Julius,  worüber  in  meinem  «Alt  osm.  Tratiskriptionstexte«  nachzusehen). 

0  (L'ers.)  Kin  unserem  Gehrock  sehr  ähnliches  Kleidungsstück,  nur  daß  es 
au  der  hinteren  Taille  kleine  Fältchen  hat. 

7  Äj/  (per*.  i,U)  ist  ein  als  Gürtel  unigeschlungenes  Tuch,  ynria%  (d.  i.  quiaq) 
eine  als  Gürtel  benutzte  Schnur,  krmer  (pers.)  ein  Ledergürtel. 

8  Tumiin  -Unterhose«  (vgl.  das  Wort  vorher  unter  B.) 

8  Kigentlich  •  Schweißsammler«, Schweißkappe,  bei  denOsmanen  araqijt  genannt. 
,0  Kigentlich  -Nachtmütze-,  von  Knaben  uud  Dienern  getragen.  So  wird  iu  dem 
I'ersoiieuverzeichnis  von  «llenek-  der  Diener  Ni'mct  als  y'ye  börkli  aufgeführt. 


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Foy:  Azerbajganiache  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II.  221 

Handschuhe  eldjeyk  dÜM  ebjc'^ 

Mantel  aba  W 
Turban  imame  -ULI 


aba2 

einatnc 


Schreibute 


nsilien. 


Schreibzeug  yälämdan 
Tintenfaß  däwad 
Schwamm  kjilkjä 
Löffel  gasehygh 
Tinte  mrekjäb 
Feder  gäläm 
Federmesser  yälämtrasch 
Schere  migras 
Schleifstein  blävc 

Knochenunterlage  beim  Schneiden  der 
Spitze  der  Rohrfeder  yädsen 


jUJÜ 


dfvad* 
ki/ke* 

9a*itX 
merekeb  1 


Kna rre  rhchirtlxch i ra 


Spielzeug. 

Turner  an  der  Schnur  göja  gjedan     .  C" 
(yiij  »Himmel«;  gedmach  »gehen-  ^ 


Turner  an  der  Schnur  rüstembas  (ris- 
mam  »Tau«  korr.  rvtrtiän  »Schnur«, 
baai  kerden  »spielen«) 

Schmiede  (korr.  Schmied)  dümirUschi 

hölzerne  Knallpistole  schnkildach 

(scfuikildamach  » knallen « ) 
Reiter  aidi 


yelemtra* 

bÜw 
gedzrn  7 

Myra 
g'öjf  g'eden 

rwttemlmz  Ä 


^^S0*  (korr.^^j)  dernirfH 
^JbT  atdy 


15 


an 


1  Osm.  eldieen ,  pers.  deMkei. 

*  Aus  hartem,  gepreßtem,  filzartigem  Stoffe,  nur  mit  einem  Ansatz  von  Ärmeln. 
J  Osm.  dMt. 

4  Nicht  sowohl  «Schwamm-,  als  zerrupftes  Gewebe  z.  B.  zerrupfte  Seiden- 
lappen im  Tintenfaß,  um  die  Tinte  langer  flüssig  zu  halten. 
4  Anstatt  mürekkeb. 

6  (Arab.)  Vgl.  Rosen  S.  50:  miqräz  «Schere-  =  uzerh.  yrjfy,  laynt.  'fnjycy 
—  niongol.  XV^'  burS  tisch  kaiie,  xa^''  Xai*e  (vtf'"  Cast  reu  -Vers,  einer  burjatischen 
Sprachlehre-  S.  107  r).    Die  oamanische  Vulgärform  mtiqa*  ist  im  Azeri  unbekannt. 

7  Ar.  -V»  -|-  pers.  jj. 

■  Au«  rixmänbäz  durch  Volksetymologie  mit  Bezug  auf  den  allbekannten 
Helden  R  Astern. 


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222    For:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sfidtürkischen.  II. 

Hund  it  CJ\  U 

Hahn  ch(i)rus  tf3S~  %»rus 

35  Tamburin  am  Stiel  (mit  Perlen-  Jj  tebilx 


klöppeln)  täbill 

Mann  auf  Stange  (Puppe)  gt/lschagh     Jli-y  (korr.  JÜ-y)5 
(korr.  goltschagh) 


Knöchel  (astragalus  z.  Spiel)  aschyyh 
Strich  in  dem  Knöchelspiel  -  Kreis  und 

Strich«  djisych 
Kreisel  mit  Stil  ßr/re  dett  (fur  die 

Hand) 

40  Kreisel  ohne  Stil  ßr/re  semin  (fur 
den  Boden) 
Klapper  für  kleine  Kinder 
tschachbtchachy 

Pfeife  aus  Ton  ßschka 

Puppe  goltschagh 

Halsring  pers.  toug 
turk.  tugh 

45  Talisman  gö:näcär 


*  • 

jjj.'  (nr.  j  jt) 


9y*y%  (osm. 
fyrfyra  dest 
fyrfyra 


Rauchen. 
Kästchen  für  Zigarettentahak  yw/iW 


gewöhnliche  Pfeife  tschihugh 
Kopf  dazu  tschibugh  baschi 
Zigarettenspitze*  müschrik 
so  Pfeife  der  Nomaden  «*iftr77 
Kopf  der  Opiumpfeife  hokke 


g'ö^tezer 
tütiin  giitysy 


Stein  txchaghtnagh  daschi 


fayjna^  dasy 


Feuerzeug. 

1  Arab.  t^J*.  azerb.  tebil,  osm.  daru/  bedeutet  überhaupt  -Trommel-. 

3  Osm.  <jolc<i<j  bedeutet  -  Arnischieiie  des  Panzers-  oder  -Armband-.  Die 
Bedeutung  -Puppe-  ist  mir  unbekannt. 

8  Mit  Stiel  und  mit  Oeräusch  machenden  kleinen  Hingen  z.  B.  Steincheu  gefüllt. 

*  Arab.  <J>^  -Halsband-  erinnert  sich  Hr.  M.  Hasan  nicht  im  Azeri  gehört 
zu  haben. 

*  -Pfeifen köpf«,  osman.  statt  dessen  •lüle*. 

*  Von  Hrn.  Hasan  »nnzi'/j-  genannt. 

7  Hin.  M.  Hasan  unbekannt,  aber  bei  Kosen  a.  a.  0.  S.  48:  nbU  -ganz,  kurze 
Tonpfeife-.  _„ 

8  Arab.  «\J»-.    Im  Persischen  nach  Richardson:  the  bottle,  through  which 
the  fumes  pans  when  smoking  tobacco.    Osm.  hoqa  -Tintenfaß-. 


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Kot:  Arerbajganisehe  Stadien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sfldtürkiscben.  II.  223 

Stahl  tschagtnagh  jUiW  &*r/jna% 

präparierte  Watte  zu  Zunder  gohw  ß  gov 

Kultus. 

Gebetsteine  (Krde  aus  Kerbela)  möchr  möhr  n.möhiir1 

Beutel  dazu  möchr  gabt  ^  möhiir  gaby 

Koranbehälter  guran  gabt  jfc  j\ ^5 


Persisches  Frauenkost üni. 
Hemd  kjöintkj  köj^ 
Hose  scheUvar  j\ 
kurzes  weißes  Kleidröckchen  schelte  <CLl 
buntes  -  tut/tan  jUjT 

Jacke  jell  J, 9 

* 

Hose  mit  Füßlingen  gurab 
Kopftuch  aus  Gaze  tschargett  cergct 
aus  farbigem  Stoff  Uichadra  iadra 
Umhang  ttchadirxchep  tarinb 
Schleier  rühmt  ^JJ  rübend1 

Füßlinge  am  Beinkleid  djurabi  pat  gurab 

Webstuhl. 

Webstuhl  däsgjach  dezg'ah* 

Weber  /ertch  tocKjän                         /  JJ  ferh 

Teppich  /ergeh                                     JJ  /eri 
Faden  bqjluch 

1  Angeblich  von  Erde  aus  dem  den  Schiiten  heiligen  Kerbela  hergestellt.  Dor 

betende  Schiit  legt  sie  beim  fremd*  vor  sich  hin  und  berührt  sie  bei  den  Gebel»- 
mit  der  Stirn. 


»  Per».  J.  -frei  hängend.  (vgl.Vullers  II  S.1526),  also  -lose  sitzende  Jacke. 

»  Das  ierget  wird  auf  der  Promenade  getragen,  das  cadra  zu  Hause.  Das 
&rJao,  in  Stambul  cargo/  genannt,  ist  der  bekannte  ärmellose  Umhang  der  türki- 
schen Frauen,  der  keine  Körperformen  deutlich  hervortreten  läßt.  Das  rübend  (aus 
rü  .Gesicht,  und  bend  -binden.),  ist  dasselbe,  was  man  in  Stambul  jaimatj  nennt, 
der  das  Gesicht  unterhalb  der  Augen  verhüllende  Schleier. 

4  Aus  pers.  ȣ1-0. 


224  Foy:  AzerbajganUche  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  SQd türkischen.  IL 
Spule  gärgärä 

Messer  fersch  tschaghy  jl£  J-j 

Gabel  zum  Klopfen  daffä 
Schere  fersch  gejtschy  yj*Ä  J-J 


Schmuck  usw 


Kamm  däragh 

Kammtäschchen  däragh  gabi 
Ohrring  djuschwarä 

Bartkamin  säkkal  däraghi 
Geldbeutel  pul  kissässi 

Scherenetui  geitschi  gabi 

Heuteichen  mit  Stift  zum  Auftragen 
der  Schminke  (sürme)  milöi  (adde: 
kisesi) 

silberner  Hing  Mikj  dj\  (besser  Jjjjl) 
Fächer  jelpik  vil  J,    (korr.  J<J>) 

Tasse  gtiicti  ßndschan  •  ff* 

Decke  für  Salzfaß  nämiikdan  örtji*  Jj\ 
Taschenmesser  ptschagh 


D.  Kleine  Sprachmaterialien.4 

Körperteile. 
(Nach  Mir.  Sad.  S.  100  ff.) 

Osmani.sch 
(Stambul) 

Jjl"  tepe  Scheitel, 

Wirbel 

jZ.  ba.s  Kopf 


Azeri 


Persisch 


Deutsch 


ft 


Hnar 


gt'Vyt  TV 

fers  p'&vyy 


feri  gejty 

dere%,  dara% 

derex  gaby 

g'uivare 

(osm.  k'ipr) 
seqgel  dereyy 

ptd  kisfM 

g*jty  goby 

milöt  kisesi 
(ar.  mil) 

{osm.jrlpazf) 
gare  ßng~any 

nemtkdan  'rirtüji 


Tebrizer 
Vulgärausspraehe 

tepe 
baA 

tü%,  tük  - 


1  Arab.  bedeutet  nach  Dozy  I  S.  447  verschiedene  zweiseitige  Gegenstände 
a   Heißt  überhaupt  «Hing-. 

3  Gemeint  ist  örttiji.  Wegen  azerb.  örlük,  örtü%  —  own.  örtü  vgl.  V.  T.  1.  Mo*. 

Kap.  8,  V.  13  cr^y^-dic  Decke  des  Schiffes-  (d.  i.  -das  Dach  der  Arche«). 

*  In  den  Texten  habe  ich  kleine  Inkonsequenzen  in  der  Aussprache  meiner 
Gewährsmänner  absichtlich  nicht  ausgemerzt. 


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Fov :  Azcrbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sudtürldachon.  II.  225 


Azeri 

• 

_     .   .  Osmaniach 
Persisch  (Stambul) 

Deutsch 

Tebrizcr 
V  ii  1  tri  i  r  a  Urs  1 1  rn  c  1 1 1  • 

C — <  y  f/m' 

Haut 

deri 

0» 

Stirn 

arm 

• 

Schläfe 
Augenbraue 

g'ilg'ah  (iegig, 
iegag) 

9** 

•^J*  ktrpik 

Augenwimper 

Ktpn  /  ,  fct/mj- 

\ 

Auge 

g'öz 

• 

jAo^**  bebek,  göz 
bebeji 

f^t  J .  — 

Pupille 

A  tiirananl/o 

beberfa  bebej- 

y  OZUn  JCUrUJt 

10 

i/untrt  ^  uhiti- 

^  'l  >  tili) 

_  _j    ^—1  •           (/tun/Ii  f!f*lt+t  \ 

\***i7un 

ft  w  *»  ri  1 1  i/ * 1 1 

iftlfllJi    ar*1*  ij  f 

11  \  1  \ 

1  ,1 ]  >[)** 

(iw/u'jfj  f  au*  1  fry- 

<3r. 

^Coli  it  ii  r» nli ii  w*t 

ocniiurriiiiri 

oyy 

15 

liL. 

l  j  ■>  /i|>  ittl  liO  l<t 

seqgel 

• 

uesicht 

w  nnge 

•cl 

Mund 

ayy: 

•  l  . 

JiAj  (its 

ats 

'ii  i 

1 . 

\\  \  MI 

Zunge 

Ml 

au 

^  damaq 

Gaumen 

demay 

Ohr 

gula%,  guiay- 

ocnopt 

i,  ■  •  . 
0trcer/j 

•  • 

VT  1 

Hals 

biyun 

25 

Inryaz 

Kehle 

fxr/az 

Kinn 

6ene 

• 

• 

Untcrkinn 

<>. 

Gehirn 

be' in,  brjn- 

•  0«m.  yu/«y  /ösii  fehlt. 

2  Im  Osmanlschen  bedeutet  cii/ti/"  «die  Locken,  die  auf  die  Wange  hangen.. 
Mi  tt.  <J.  Sem.  f.  Orient  Sprachen.   1904.  II.  Aht  15 


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226  Foy:  Azerbajgairische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II. 


Azeri 

n    .   .  Osmanisch 

Persisch  /vfnmK„h 
(otamoui) 

Deutsch 

Tebrizer 
>  uigaraussprai  nt 

30 

damar 

Ader 

damar 

äff: 

ocnuiier 

-JU  kürek 

.Schulterblatt 

k'üre%%  k'iirej- 

•  «AJ  at)     fJl+*SUJ  J\+ 

Rinne 

Achselhöhle 

aoltwi .  aolhi'r 

* 

mmw  rffiyin 

Brust  waive 

A  '  1  Wolf  ■ '  **l 

weibliche 

Brust 

-Ou.»— » 

• 

Brust 

1               /  «7 

Bauch 

garyn,  gam- 

/ 

Heiz 

ürr/^  ürej- 

JL-  iL 

*ojj  bayyrsao 

Darm 

hayt/rsay 

40 

> 

Leber 

. 

O  jböbrek 

Niere 

Innrer'/* 

• 

Milz 

* 

• orf 

Galle 

da* 

qttrsai] 

»■ 

Kaldauneu 

gvrsar£,yur$OY 

^/ 

Nabel 

g'öbrl,  göbej- 

Leisten  aut 
Unterleib 

1  Im  Osmanischen  nicht  unerhört  und  von  Sa  my  noch  angeführt  mit  der 
Aussprache  eVfcfn.  Dagegen  ist  das  osmanische  offliu  »Schulter«  dem  Azeri  fremd. 
Übrigens  halte  ich  die  gewöhnliche  Erklärung  von  oi»««  =  griech.  Juo;  (das  Wort 
hnt  das  Unglück,  in  fast  all  unseren  türkischen  Wörterbüchern,  die  es  heranziehen, 
falsch  betont  zu  werden)  nicht  für  einleuchtend,  trotzdem  omuz  auf  das  Osmanische 
heschränkt  zu  .sei»  scheint,  denn  1.  warum  -uz  anstatt  des  zu  erwartenden  -oz, 
welches  doch  sonst  in  den  griechischen  Lehnwörtern  sein  ursprüngliches  o  aufweist '.' 
2.  warum  sollte  gerade  die  Benennung  der  Schulter  aus  dem  Griechischen  entlehnt 
sein,  während  keiner  der  übrigen  Körperteile  griechisch  benannt  ist?  3.  die  ver- 
bieitetste  griechische  Vulgärform  ist  nömo*  und  nicht  ömo*  (das  n  stammt  aus  dein 
Akkusativ  t;v  wusk).  Es  gibt  ein  altes  osmanisches  Wort  om,  welches  den  -Kopf 
oder  das  runde  Ende  eines  Knochens-  bedeutet,  und  aus  diesem  kann  omuz  ebenso 
gebildet  sein  wie  fopuz  «Keule-  aus  top  -runde  Müsse«. 

2  Per»,  tine  ist  auch  im  Azeri  sehr  gebräuchlich,  während  es  im 
nur  poetisch  vorkommt. 

8  Osm.  güjüa  -Brust«  unbekannt. 
4  Vgl.  böbrek  in  -Mundart  von  Erze  rum  Nr.  2«. 


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For: 
Arcri 


:  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II.  227 
Persisch 


jlb 

— ■ 

J» 


Jb  jOl 

Jb  jjy 


(Stambul) 
hfl 

(sic!)     I  JL  <jra/^a 
» 

Ol  to 6«« 

■ 

parmaq 

O-o  el 

jlliiCl  X-  parmaqlary, 
buyumlary 


Deutsch 
Keule 
Knie 


Tebrizer 
Vulgäraussnracho 

bud 


du 


Hinterleib, 
Kreuz  und 
Hinterbacken 

Oberschenkel  galea 


Knöchel  am 

Fuß 
Ferse  * 


top**?, 
daban 1 


Fuß 
Finger 

Nagel 

Hand 

Handgelenk      bilr£,  bilej- 
Fingergelenke  barmayjaryn 
buyumlary 


barnuty^, 
barmay- 

dyrtuiy, 
dyrnay- 

el 


O—UT— «  Haiidlläcl.e 

l>  *£  ajayyn  alty  Sohle 

jr jl  rfwwAr  Ellenbogen 

.—O  tJJt  (elm  ü-stü)  Handrücken 

ijj*^  (<tjf*yyi  iisiii)  Fußriicken 


<7ih  «V 
ajayyn  alty 

flirrt, 
elin  daly 

ajar/yn  daly 


50 


CO 


1  Herrn  Mehmed  Hasan  unbekannt,  aber  bei  Vullers:  Lexicon  persico- 
latinum  vol.  II  S.  190  in  der  Schreibung  ^^51—  als  persisch  -  türkisch  nachgewiesen. 

2  Herr  Mehmed  Hasan  bestellt  darauf,  daß  das  Wort  nicht  die  ganze 
•  Sohle-  wie  im  Osmauischeii  und  anderen  türkischen  Mundarten  bedeute ,  sondern 
diu  -Ferse-.  Die  »Sohle«  heiße  ajayyn  alty,  wie  es  gegen  den  Schluß  dieses 
Verzeichnisse«  aufgeführt  ist. 

s  Osm.  aja  bzw.  el  ajaty  ist  unbekannt. 


16- 


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228    Foy:  Azcrbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II. 


2'.  Verwandtschaftsbegriffe. 

Das  Genauere  über  bagy ,  bibi,  dadat,  rmi,  nene,  yala  vgl.  vorher 
unter  B.  die  Mundart  von  Eizerum  Nr.  2. 

l       er,  hiM  Mann,  Ehemann 

arvat  (gewählter  (»trat  =  osm.  Frau,  Ehefrau 
avrat  aus  arab.  I  j j£) 


10 


15 


gary 

gog'a  gary 
er  arvat9 
arvat  kisi* 
ata 
aya* 

(gewählt  peder) 


(gewählt  vaVde) 
ata  ana* 
gardai,  gerdes 
(gewählt  berad&r) 
dadai 
gyz  gerdei 
(gewählt  hem&ire) 
bagy 

dede  \ 
atalar  babalar 

m 

gedd,  ar.  -Vi*- 
%*ü%  nme 
emi,  ar. 
dajy 


alter  Mann 
alte  Frau 
altes  Ehepaar1 

Ehepaar 

Vater  (osm.  bafta) 
Mutter4 

Eltern  (osm.  ana  baba) 
Bruder 

älterer  Bruder 

Schwester 

ältere  Schwester 

Großvater 

Vorfahren 
Ahn 

Großmutter 

Onkel  väterlicherseits 

Onkel  mütterlicherseits 


1  Dagegen  osm.  gary  gog'a  »Ehepaar«.  Cber  das  Verhältnis  der  beiden  Hen- 
diadyoin  vgl.  K.  Foy:  Stud.  z.  osm.  Syntax«  in  «Westas.  Stud.«  1899  S.  124. 

a  Vgl.  über  die  beiden  -Ehepaar«  bedeutenden  Hendiadyoin  Foy  a.a.O. 
S.  124  und  im 

3  Z.B.  ayam  «mein  Vater«  (eigentlich  «mein  Herr«),  Ich  wüßte  nicht,  daß 
diese  Bedeutung  von  aya  anderswo  vorkäme.    Osm.  aya  btj  «der  ältere  Bruder«. 

*  Die  «Mutter«  wird  auch  aba§y  genannt,  nus  aya  -f-  hagy.  Dieses  afxuji/ 
(von  Klaproth  abfkchi  gelesen)  findet  sich  in  der  Bedeutung  «Ehefrau«  schon  in 
dem  von  Klaproth  benutzten  uiguriseh- chinesischen  Wörterbuch.  Siehe  Jul.  Klap- 
roth:  «Sprache  um)  Schrift  der  Uiguren.«   Paris  1820  S.  161. 

*  Auch  von  Radioff  Wörterb.  I  Kol.  449  als  azerb.  angeführt;  ist  außerdem 
ca^atajisch.    Sieh«-  Foy;  «Stud.  z.  osm.  Syntax*  a.a.O.  S.  123.  —  In 
Arbeit  Ausführliches  über  das  Hendiadyoin  ana  baba. 


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Fov:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sfldtörkischen.  II.  229 


bih\  emme,  ar. 

Tante  väterlicherseits 

vala,  ar.  4IU- 

Tante  mütterlicherseits 

(rAan 

Sohn 
Knabe 

30 

99" 

Tochter,  Mädchen 

USaX 

Kind 

Hfl*  usa% 
mau 

das  arme  Kind  (in  bedauerndem  Sinn) 

der  Kleine,  die  Kleine  (bei  Tieren  3ü 

•das  Junge«) 

taza  dfjymui  uiay^ 

das  Neugeborene 

sh4  emer  um% 

Säugling 

r/'^Afi  ///im/in 

A  firrivcv»  ^  riuniuu 

Schwiegersohn 

Schwager    (Bruder   der   Frau  oder 
Bruder  des  Mannes) 

nein  ntn. 

Schwiegervater 

40 

gejn  ana 

./I/ 

Schwiegermutter 

Enkel 

Neffe 

pre  </  A/fnflv  ( tarmac } ' 

sich  verheiraten  (von  der  Frau) 

övlenmay^  (—  evlen-) 

sich  verheiraten  (vom  Manne) 

15 

nymnny  7 

Bräutigam ,  Braut 

gelin 

Braut,  Schwiegertochter 

toj* 

Hochzeit 

rrusi  (ar.  ^j-J^  »n^xtfnj«) 

Hochzeit 

Eheschließung 

50 

nik'ahly  arvat 

angetraute  Frau 

1  Osman.  öoyuq  fehlt.    Im  Osmanischcn  bedeutet  uiaq  -Diener.. 
>  Ar.  JiA>. 

»  Pers.  VI  im  Osmanischcn  gänzlich  ungebräuchlich.    Entspricht  in  der  Be- 
deutung genau  dem  osmani.schen  jaoru. 

4  Dieses  türkische  Wort  fehlt  dem  Osmani.schen.  Radi.  Wörtb.  II.  Kol.  1251 

ist  köreken  als  azerb.  bezeugt  =  ca^at.  yöregen  Radi.  a.a.O.  Kol.  1592. 

(Vgl.  Vamb.  Glos.  S.  329:  köreyen  (veraltet)  -schön,  nett,  Familienname  Timurs-  und 

namentlich  Zenker  unter 

O^Vf S.770). 

*  Osm.  qajn,  in  Verbindung  mit  baba,  ana  usw.  gebräuchlich ,  ist  nicht  =  ar. 

pT\i,  wie  Sa  my  Bey  will,  sondern  ist  =  qadyn.     Den  Beweis  liefert  das  von 

K  lap  rot  h  benutzte  chinesisch- uigurische  Wörterbuch,  wo  man  "xpdyn  »Schwieger- 
mutter«, xadyn  ata  «Schwiegervater-  findet.    K 1  ap  ro th  a.  a.  O.  S.  18  1. 
6  Osman.  qoyaja  varmaq. 

'  Aua  niiänly.  —  Die  «Brautsucherin.  in  Tebriz  elii,  in  Erzer.  dunüryü. 
»  Das  stammverwandte  osmanische  düjün  ist  unbekannt. 

»  Ar.  c£ . 


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230  Foy:  Azerbajgauische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtörkischen.  II. 


xiyeli  arvat  J,4****  Nebenfrau  (pers.  zen-i-srye) 

atasyz  anasyz,  auch  bloß  atasyz,  jetim1  Waise 
dul 

56  ejal  oulad* 


(gewählt  '/anedan, 
arvat  nsa%* 
gejn  guda* 


yohum 
CO  goum 
söügüli^ 


'  j 


Witwe. 
Familie 
Frau  und  Kinder 

Schwagerschaft,    angeheiratete  Ver- 
wandtschaft 

Verwandtschaft 

Geliebte  oder  Lieblingsfrau. 


3'.  Zahlenbegriffe. 

2  +  3 

=  5 

iki  üö  bes  eler. 

4  —  2 

-  2 

dortden  iki  f'/anda  iki  galy. 

2X3 

=  « 

iki  jol  iiö  alty  der. 

9  :  3 

r_  3 

doqguzy   üöe  holende  06  galy. 

12  :  4 

=  3 

on  ikini  dörde  holende  üo  galy. 

2  Menim  doqgvz  gerdfiim  rar  iV/i,  hisi  Ich   hatte   9  Geschwister,   5  Brüder 

oylan,  dördü  gyz ;  bulardan  üt'ö  iildü  und    4  Schwestern;    von  diesen 

An',  ikisi  oylan,  birisi  gyz  ossun  (auch  starben  3,  nämlich  2  Brüder  und 

ohne  ossim).  1  Schwester. 


3  Men  iki  il  jarym  Berlinde  olmyiam.       Ich  bin  l1/«  «J»hr  in  Berlin  gewesen. 


4  Munnan  mene  bir  arsyn  ve  bir  iejrfi'^  (Zum    Kaufmann:)    Geben   Sie  mir 
(oder  ruh)  virin!  hiervon  1  !/4  Arschine! 

1  Ar.         (eigtl.  »vaterlos-).  Das  etymologisch  merkwürdige  osm.  ök*üs  fehlt. 

a  Ar.  JU  -|-  jV^I  •    Vgl.  Foy  -Stud.  z.  osm.  Syntax-  a.  a.  O.  S.  130. 

»  Dies  entspricht  dem  bekannten  osm.  ioluu  coyuq  -Kind  und  Kegel-,  welches 
im  Azeri  unbekannt  ist. 

4  Das  Azeri  kennt  da«  Wort  guda  nur  in  diesem  Hendiadyoin  (wie  osm. 
deHfc,  pyrtytj.  brt  u.  a.  nur  im  Hendiadyoin  erhalten  sind),  sonst  kommt  guda  im  Süd- 
törkischen nicht  vor.  Mongolisch:  quda  {/udn)  bedeutet  eigentlich  •  Freiwerber,  Braut- 
werber-, auch  hurätiM-h  x'"'a*  XU(le'i  vg'-  Alex.  Castren  -Versuch  einer  burjätis«  heu 
Sprachlehre-.  Petersburg  1S57  S.  128  r.,  in  gleicher  Bedeutung  auch  im  Kirgisi- 
schen; ijuda  heißen  nach  Sfll.  Ef.  ferner  die  Stämme,  die  unter  sich  heiraten. 

s  Aus  ar.  fß.  Vgl.  S.  200  Axim.  3. 
e  Ar.  eß  +  pers.  ,J*>- . 

7  Wird  auch  im  heutigen  Persisch  gehraucht  als  souguli-.  vgl.  Rosen 
a.  a.  Ü.  S.  42. 


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Fot:  Azerbajgnnische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II.  231 


Jüzdebiifajiznmmuinjüztümmigareje  Ich  habe  ihm  100  Tuman  zu  5  Pro-  6 

zent  geliehen. 


Bu  ev  o  erden  iki  jol  bfijü%  dü. 
Bu  ev  n  evin  iki  beraberi  (oder  misli)  di. 


Dieses  Haus  ist  zweimal  so  groß  6 


Bu  er  o  ivin  iki  mugabili-di.  \     W'e  Jeneii- 

Uber  die  Bildung  der  verschiedenen  Arten  der  Nuineralia  sehe  man 
weiterhin  in  dem  Abschnitte  F  nach. 

4'.  Zeitbegriffe. 

deste  12  Uhr  1 

iki  jarym  2 Uhr 

desteni  bei  g'ecib  5  Minuten  nach  12  Uhr,  es  ist  5  Mi- 

nuten nach  12  Uhr 
desteden  bir  rub  gebende  um  '/4  nach  12  Uhr 

sahat  tamam  destede  di  es  ist  genau  12  Uhr  5 

ikije  bei  galyb  (yalanda)  men:ile  y'eldim  ich  bin  um  5  Minuten  vor  2  Uhr  nach 

Hause  gekommen 
ikiden  bei  g'icHb  (gtfende)  5  Minuten  nach  2  Uhr 

ikije  bei  galyr  oder  galyb  es  ist  ">  Minuten  vor  2  Uhr 

ikiden  bis  g  elcHr  oder  g'iöib  es  ist  5  Minuten  nach  2  Uhr 

o  menim  atamnan  jarym  sahat  gaba^/ra^  er  ist  eine  halbe  Stunde  vor  meinem  10 

{gabayjg'an,  ireli)  jitiidi  Vater  angekommen 

jarym  sahat  sora  (dalyyan)  eine  halbe  Stunde  später 

r/twtu  sahat  dörde  kitnin  g'özlirdim  {mit-  ich  wartete  auf  diesen  bis  4  Uhr 

na  müntezir  idim) 

sahat  nice  di?  oder  sahatda  ne  var'i      wieviel  Uhr  ist  es? 
a/hama  ne  vor?  wieviel  Zeit  ist  noch  bis  zum  Abend? 

ar/tama  ne  galybdyl  dasselbe  15 

y'ün  ortadan  ne  (oder  ntfe)  g'ecib!        wie  spät  ist  es  nach  Mittag? 
sahatym  janymda  {üstümde)  ibj  ich  habe  meine  Uhr  nicht  bei  mir 

sahat  ikini  caldy  (vurdu)  es  hat  2  Uhr  geschlafen,  die  Uhr  hat 

zwei  geschlagen 
sahat  iki  cayy  {öayynda,  auch  svlarynda)  um  2  Uhr  herum 

ry  er  sahat  temam  ikide  g'elmesm,  Iiis  wenn    du    nicht   genau   um  2  Uhr  ao 

g  elmeg'inen!  kommst,  so  komme  überhaupt  nicht! 

y'ün  Pyonda,  g'iin  (r%an  cayy  bei  Sonnenaufgang 

y'ün  batonda,  g'ün  batan  <xayy  bei  Sonnenuntergang 

Tageszeiten. 

sehet  (sübh)  dayy*  Morgen 
y'ün  orta  Mittag 

1  Ar.^-Lx»,  das  als  sabä  im  Osraani.schen  für  »der  Morgen«  gebraucht  wird,  he- 
dentetmit  der  Aussprache  #a/;aA  im  Azeri  «morgen».  Das  osmanische  jaryu  «morgen«  fehlt. 


i 


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232  Fov :  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Siidtürkischen.  II. 


25  nahar  cayy 
esr  cayy 
ayJSam 
iam1  öayy 

jary  y'tye.  ny.i/-i-&eb 
danna 

tez  di 
bioa%  dy 

*  tw%  di 
va%  da  g~6sdi 

bu  g  tin 
sabah* 
dünm 
40  birisi  g'ün 
israa  g'ün 


Mittagessenszeit 
Nach  mil  tag 
Abend 

Abendessenszeit 
Nacht 

Schlafengehenszeit 

Mitternacht 

in  der  Frühe 


es  ist  früh 
es  ist  spät 


es  ist  zu  spat 

es  ist  schon  zu  spat 


heute 

morgen 

gestern 

übermorgen 

vorgestern 


dünen  hakimin  ^/idmetinde-Jdim  ( 
zilmde^idim) 


sabah  Kar  da  olagayjtyzlt 
sabah  sikara  g  idey*ayu'/j 
45  birisi  g'ün  size  g'elmaya  ve^/ßm  olmijag\t% 

israa  g'ün  Tehrannan  g'eien  bir  tanyia 

ras  g'eJdim 
hü  Islambulda  olduyuzf* 


gestern  machte  ich  dem  Gouverneur 
meine  Aufwartung ,  war  ich  bei  dem 
Gouverneur  (im  Hause  des  Gouver- 
neurs) 

wo  werdet  ihr  morgen  sein? 

morgen  werden  wir  auf  die  Jagd  gehen 

übermorgen  werde  ich  keine  Zeit  ha- 
ben zu  euch  zu  kommen 

vorgestern  traf  ich  einen  Bekannten 
aus  Teheran 

waren  Sie  überhaupt  schon  in  Stambul  i 


ntäe  il  di  hara  tesrif  aparmysdyzi  wo  waren  Sie  so  viele  Jahre? 

bcnde  iki  il  jarym  dy  ki  Irande^idim  ich  war  2l/9  Jahre  in  Persien 

50  bis  yjzberim  jo%  idi  davon  wußte  ich  nichts 

hansy  ilde  Irana  g'etmiidizf  in  welchem  Jahre  waren  Sie  nach 

Persien  gereist? 

öün  bende  iki  jnl  gttmisem,  defe-i-evt>el  ich  war  nämlich  zweimal  dort. 
min  iki  jü:  elli  birde  idi.   G'edibg'ejt-      erste  Mal  war  im  Jahre  1251. 


Das 

Die 


ham  ~  pers.  ^  wird  für  -Abendessen,  gebraucht  wie  nahar  für  -Mittag- 


*  Aus  pers.  <iC"  mit  Schwund  des  Nasals. 

"  Vgl.  vorher  die  Anmerkung  zu  seheriayy.  —  -Morgen  früh-  heißt  *al>ah 
«  1).  i.  osm.  hid  htambuhla  olduyunuz  var-my? 


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Foy:  Azcrhajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sud  türkischen.  II.  2iVÄ 


mayym  on  bis  aj  tul  ceyjdi.  Bid  min 
iki  jüz  elli  iki  evayjyrinde  burdan  ti- 
yjrar  Irana  geidim.  Bu  il  ki  min  iki 
jüz  elli  bU  di  rebbi  el  etwel  ajynda 
Islambula  raryd  oldum.  Bu  se/er  hem 
seferimiz  ijirmijeddi  aj  miidde  fa'/jli. 


Reise  hin  und  zurück  dauerte  15 
Monate.  Nachher  reiste  ich  im  An- 
fang des  Jahres  1252  wiederum  von 
hier  aus  nach  l'ersien.  In  diesem 
Jahre,  d.  h.  im  Jahre  1255,  kam  ich 
im  ersten  Frühlingsmonat  in  Kon- 
stantinopel an.  Dies  Mal  dauerte  un- 
sere (d.  h.  meine)  Reise  27  Monate. 


Dört  fesl.  Die  vier  Jahreszeiten. 

bahar  Frühling 

jaj  Sommer 

r/ezan,  pajyz  Herbst 

gys  Winter 

Wochentage. 

Wie  im  Persischen,  aber  mit  folgender  Aussprache: 

1.  jeksernbe  1.  Sonntag 

2.  düiembe  2.  Montag 

3.  sisembe  3.  Dienstag 

4.  deharSembe  4.  Mittwoch 

5.  penzsembe  5.  Donnerstag 

6.  gürne  b\  Freitag 

7.  iernbe1  7.  Sonnabend 

Die  Benennungen  stimmen  nur  bei  4.  5.  b'  zu  den  osnianisehen. 

Monate  der  * j+s  <I— . 

Mit  folgender  Aussprache: 

1.  meherrem  7.  regeb 

2.  se/er  8.  seban 

3.  rebi  el-etwel  9.  reniezan 

4.  rebi  el-ayjr  oder  es-.sa/ii  10.  ievval 

5.  tfemadi-el-ervel  11.  zi  gede 
(').  gemadi-el-ayir  oder  ex-sani         12.  zi  hig'ge 


Datum. 

iki  juz  elli  dort  tariy  inde        Ich  hin  am  4  ten  (vierten  Tage)  70 
rebi   el   ewelin    dördiinde    (dördümyii  des  Fruhlingsmoiiats  anno  1254  zur 
t/ünü)  dünjaje  g'eldim.  Welt  gekommen. 


1  Ich  habe  anstatt  iembe  noch  eine  andere  Aussprache  gehört,  die  das  n  von 
.xi  zu  wahren  sucht,  dann  entwickelt  sich  aher  zwischen  n  und  A  ein  parasitische»  to, 
so  daß  ietunbe  entsteht,  ebenso  natürlich  jekSenmbe  usw. 


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234  Fov :  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II. 


5'.  Die  Jahre  des  Zwölferzyklus 
mit  azerbajdschan ischer  Ubersetzung  ihrer  alten  Namen. 

(Nach  Mir.  Säd.    p.  121  f.») 

\                      jUä-  syerjan  jyl  1.  *y&m  &  -Mausejahr« 

t                    <J<-  «>jl      jyl  2.  jj^jl  »Ochsen jähr« 1 

t  (kiirr.  J~*)  J.J  ^jl  ;w/f  jy!%  3.  J.J  dli            ili  .Tigerjahr. 

i                      jlLiy  tauiqan  jyl  4.  ^Ji  l  douian  ili  •  Hasenjahr« 

•                                M  jyl'  5.  ^  \  ^  neheng  üi  .Krokodil- 
jahr« 

*\  (korr.  J*»)  J<_1  j^jylan  jyl  (>.  ^\  j}U  Hau  ili  •  Schlangenjahr« 

V  (korr.  J^)  J.I      £  jont  jyl  7.  J.J  ol  at  ili  -Pferdejahr« 

A                   O-*  <£j*  <l(Ö  jyl  8.  ^}  üy  ^  yojw*  &  »Schafjalir« 

A                 Je-  ü^Z,  P**™1  ^'  ^ >f  mÖmun  "  Affenjahr« 

>  •                     (Sß^  ta%aqvj  10-  9**  •  Vogeljahr« 


>>  (korr.  J^)  J,\  Cj\  it  jyl  11.  Oi\  r*  «Humlejahr« 

\  X  J^.  tonguz  jyl    12.        °j J^J-*  »Schweiiiejahr« 


1  Mit  der  Überschrift:  -^-LZ  tArk  Ukrinün  <wW«ry. 

s  Im  Kitäb-i-Urgümän  S.  80,  19  statt  dessen  WÄ^  •  Rinderjahr.. 

*  Im  Kiiäb-i-Uryüniün  S.  80,  19  werden  drei  Namen  nebeneinander  gegeben 
^j-jl»  par*,  d.i.  qaplan  -Panther«  und  j^»-»  d.i.  vermutlich  a*lnn  «Löwe- 

4  Eigentlich  «Drachcnjahr«,  so  heißt  auch  das  fünfte  Tsehagh  (&jy  ist  1  des 
»>u^>^ipov)  bei  Ulng-Beg,  vgl.  Klaproth  a.a.O.  S.  4.  Chines.  jj||f.  in  Peking- 
aussprache  lung  (in  der  zweiten  Tonhöhe;  vgl.  Giles  Nr.  7479  S.  760),  mongolisch 
/um  (loo);  vgl.  Kowalewski:  Diet,  mongol.-russe-francais.  Kasan  1849  S.  1965,  ebenso 
uigurisch;  vgl.  Klaproth  a.a.O.  S.  15.     Im  KiUtb-i-terguntän  findet  sich  Ixüyy 

.Fisch«  statt  /«1         £Jl  S.  80,  20;  ebenso  in  Ostturkestan  nach  Shaw:  balyq. 

'   Taxaquj  bedeutet  nicht  «den  Vogel.,  sondern  -das  Hülm-;  vgl.  Vambery : 

l'agat.  Sprachst.  S.  258  ^ ß&  tchakuj  «Henne;  Jahr  im  alten  zwölfjährigen  Zyklus 

der  Tataren«.  Dementsprechend  heißt  dasselbe  Jahr  heute  in  Ostturkestan  to^yx 
vgl.  Shaw:  A  sketch  of  the  turki  language  as  spoken  in  eastern  Turkistan.  Kalkutta 

1878  S.71.  Ebenso  heißt  bei  U  lug-Beg  das  zehnte  Tsehagh  des  wx>r,u^  J  jib;  vgl. 
Klaproth  a.  a.  O.   S.  4.     Im  Kitäb-i-Ur§ümön  S.  81 ,  1  findet  sich  J^i" 

tovqjyiy. 

•  Vgl.  die  Schreibung  >J  im  Kitäb-i-tergumän  S.  81,2. 


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For:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sudtiirkisrhcn.  II.  235 


Einige  der  alten  Jahresnamen  finden  sich  auch  auf  den  köktü fleischen 
Inschriften.  Daselbst  auch  die  ursprüngliche  Konstruktion  jylan  jyl  gegen- 
über dem  jetzigen  azerbajdseh*nischen  ilan  ili.  Das  erstere  bedeutet  -das 
Jahr,  welches  Schlange  ist  oder  heißt-  nach  dem  Reichsgrundgesetz  des 
Türkischen,  daß  alles  bestimmende  vor  dem  zu  bestimmenden  steht.  Die- 
selbe Konstruktion  liegt  auch  in  dem  im  Köktürkischen  öfter  auftretenden 
Turk  budun  vor,  über  das  Radi  off  sein  Befremden  ausdrückt,  d.  h.  nach 
meiner  Uberzeugung  -das  Volk,  welches  Türk  ist  oder  heißt«.  Sie  hat 
sich  erhalten  in  den  titelhaften  Verbindungen  »Personenname  +  aya, 
bej  u.  iL«.  Der  Personenname  ist  die  Bestimmung  zu  dem  aya,  also  muß  er 
voranstehen:  Ahmed  aya  bedeutet  «der  Aga,  welcher  Ahmed  ist  oder  heißt«. 


Ubersicht  über  die  Tiernamen  des  Zwölferzyklus. 


Köktürk. 

Per». 
Tradition. 

Ulueh-Bee. 

O.stturkestan. 

Kitabi-  ter- 
giimän. 

Azeri. 

1. 

sycqan 

keskü  1 

sadqan 

sycqan 

sycan 

& 

» 

» 

2. 

ud 

ut 

ut 

syyyr 

ökäz 

i 

3. 

pars 

barn 

bars 

pars 

del 
» 

4. 

taitsqan 

tawtqan 

tauhjan 

tavysyan 

douian 

jüi/ 

5.  /«i.  /« 

lüi 

balyq 

baly-j 

neheity 

L*6 1,  L2* 

& 

6.  jylan 

jylan 

jylan 

ilan 

jylan 

ilan 

J'L'N' 

7. 

jont 

jand 

at 

at 

at 

u 

CA 

8.  qoj.  qoj 

<1<Q 

qojun 

gojun 

II.  b*icin 

jmHn 

picin 

majmun 

biiin 

mrjmun 

-  •  -  • 

10. 

daquq 

ttr/J 

taipuf 

gui* 

«>/ 

1  Vgl.  azerb.  z.B.  bei  Lazareff:   kexken  «Maus»,  das  allerdings  meinem 
Gewährsmann  für  Tebriz  unbekannt  ist,  und  tobolskisch  kü*kü  •Hatte«. 

2  Daß  taxpquj  -Hohn-  durch  yui  «Vogel«  und  nicht  durch  toju^  «Huhn- 
wiedergegeben  ist,  erklärt  sich  durch  das  Medium  des  Persischen,  denn  pers.  f^-* 


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2*16  Fov :  Azerbajganischr  Studien  mit  finer  Charakteristik  d.  Südtflrkischcn.  II. 


Kökturk. 

IVrs. 
Tradition. 

UIugh-Bcg. 

Ostturkestan. 

Kitabi-ter- 
gümän. 

Azeri. 

11. 

*' 

*' 

it 

it 

oi 

0»J 

12. 

toiiguz 

toir/nz 

3>i 

dottyuz 

(i(T/1/Z 

6'.  Befinden.   (Unzusaminenhängende  Phrasen.) 
1  Ktqfiz  ehvalyz  nAJc  dit  Wie  ist  Ihr  Befinden? 

HemdUahije  \  merftemetizdett  jftyfy  dy.  Gottlob  ist  es  gut  dank  Ihrer  Barm- 
herzigkeit. 


Xutia  nekerde! 

Ehvalyin  t/wr/sm  dy,  duz  dej. 


5  Soru&majinen ! 
Nfjiz  dit 

Bu  gige  (tnnam  heb)  sehere  kimin 
g'öziime  juyji  g'irmijib. 

Coyjy  gyzdyrmam  rar. 
Tebib  mualige  elir. 

I»  Ifekirn  davasy  jijirem. 
Bedenim  gyry^  dy. 


Iiis  jfrim  tt/tmyr. 

Ba&ym  ayryr. 
Baiymda  ayry  vor. 
15  Sinem,  garnym  sangy*  dy. 


,1 


Das  gebe  Gott  nicht! 

(Mein  Befinden  ist  verwirrt,  ist  nicht 

eben,  d.  h.)  Mein  Befinden  ist  nicht 

so,  wie  es  sein  sollte. 
Ach,  fragen  Sie  nicht! 
Was  fehlt  Ihnen? 

Die  ganze  Nacht  bis  zum  Morgen  ist 
kein  Schlaf  in  meine  Augen  ge- 
kommen. 

Ich  habe  starkes  Fieber. 

Der  Arzt  kuriert  =  ich  bin  in  ärzt- 
licher Behandlung. 

Ich  nehme  Medizin  ein. 

(Mein  Korper  ist  gebrochen,  d.  h.) 
Ich  bin  wie  zerschlagen. 

(Keine  Stelle  an  mir  hält,  d.  h.)  Ich 
bin  uberall  wie  gelähmt. 

Ich  habe  Kopfschmerzen. 

Ich  habe  Stechen  in  der  Brust,  im  Bauch. 


Dtiim  Mng"y  dy,   ce^/dinnelietn    oder  Ich  habe  Zahnreißen,  ich  muß  den 

g  erc-fc  cer'/jlirem.  Zahn  ziehen  lassen. 

Golum  ezab  dir  (ar.  Ich  habe  am  Arm  auszuhalten  (wörtl. 

mein  Arm  quält).* 


mitry  »Vogel«  bedeutet  zugleich  •Huhn-,  vgl.  altgr.  cp«c,  cpw^ec  »Vogel-  mit  neugr. 
r\  cf»'i>a  «das  Huhn«. 

1  Aus         «U«-»-  (ohne  Artikel  wie  z.B.  in  Suit.  Solimans  Divan  ed  G.  Jacob, 

»-  «-*» 

Berlin  1903  8.87)  +  Dativendung  nach  -hamd  ohun  AUaha!- 

'  Sanfty  von  xany-  •stechen»  ist  sowohl  Suhstantiv  wie  Adjektiv. 
3  Man  bemerke  das  auch  filr  die  osmanische  Phraseologie  wichtige  Prinzip :  bei  den 
Ausdrucken,  die  ein  körperliches  Leiden  betreffen,  wird  der  Name  des  Körpers  (nicht 
tüyüd  wie  im  Osmanischen ,  sondern  beden)  oder  des  betreffenden  Körperteiles  Subjekt. 


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Fov:  Azerhajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Süd  türkischen.  II.  237 

Bii  g'un  gyzdyrmam  tutdy,  ayj/r  g'ttdim  Fünf  Tage  hat  mein  Fieber  angehalten, 
f'Ian  rnalfonynjany7ia,oyjudytüssiiedi,      schließlich  bin  ich  zu  dem  und  dem 
kukür,  ref  oldy.  Molla  gegangen.    Der  hat  es  be- 

sprochen und  beräuchert,  und  so  hat 
es,  Gott  Lob  und  Dank,  aufgehört. 
Nezir1  oirdiy^.  Wir  haben  uns  {—  ich  habe  mich) 

dafür  erkenntlich  gezeigt. 


Nemsitne7  baydy.  \ 
Nemzimi  tutdy.  ) 
Pesabyma  ba%dy. 
Boul  eledinu 
Bir  zat  dej,  tez  g'ecir. 

Tez  jayjiy  olttsan. 


Kr  hat  mir  den  Puls  befühlt. 

Fr  hat  meinen  Urin  untersticht. 

Ich  habe  Wasser  gelassen. 

Es  hat  nichts  zu  bedeuten,  es  geht 

schnell  vorüber. 
Du  wirst  bald  gesund  sein.  '26 


7'.  Höflichkeiten  und  Wünsche. 
Kos  gelmisiz  !  Seien  Sie  willkommen!  l 

Jäehebetiz  arty%  osstm!  Möge  sich  Ihre  Liebe  (Liebenswürdig- 

keit gegen  mich)  mehren! 
Xidmetize  jitüdu^.  Wir  sind  gekommen ,  Ihnen  zu  dienen, 

d.  h.  Ihnen  unsere  Aufwartung  zu 
machen. 

Ehvalyz  nige  dif  melalyz  j<r/dy  ki.       Wie  geht  es  Ihnen?  Sie  haben  doch 

keine  Sorgen?! 

Ilemdillahie ,  mekebbeüzdm  ;  melalym  da  Golt  sei  Dank,  nein!  und  wenn  ich  5 
olsa,  yidmetize  ßtismayßan  ref  oldy.      auch  Sorgen  hatte,  so  wären  sie  da- 
durch verschwunden,  daß  ich  Ihnen 
meine  Aufwartung  machen  darf. 

Insallah,  sihhet*  bedende  siz.  So  Gott  will,  sind  Sie  bei  gesundem 

Leibe  —  hoffentlich  sind  Sie  gesund. 

BizUri  lap  jadyzdan  fyardyz.  Sie  haben  uns  ganz  vergessen. 

Estafrullah  siz  ha  va%  bizlerm  jadynnan  Verhüte  Gott,  wann  werden  Sie  uns 
cya*yz'i  aus  dein  Gedächtnis  kommen? 

Hegiget  mmde  de  teysir  var.  Wahrhaftig,  ich  habe  auch  Schuld. 

Xidmetize  vrryjlannan  ßtihnedim.  Seit  lange   bin    ich    nicht  zu  Ihrem  in 

Dienste  gelangt  (d.  h.  seit  hinge  habe 
ich  Ihnen  keine  Aufwartunggemacht). 

1  Ntzir  {=  arab.  jjJ  .Gelübde-)  ist  die  -Erkenntlichkeit-,  d.  h.  freiwillige 

Bezahlung  für  einen  im  Sinne  der  barmherzigen  Nächstenliebe  nominell  gratis  ge- 
leisteten Dienst,  namentlich  -Besprechen-  u.  dgl. 

»  Aemz  =  arab.  Ja^  ,  auch  osnian.  namz. 

»  Sihhet-beden  kann  auch  als  Adjektiv  gebraucht  werden  =  -gesund-  z.B. 
sihhet  beden  bir  kiti  «ein  gesunder  Mensch-,  daher  auch  xifthet  -  beden  siz?  Sind  SU- 
gesund?- 


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238  Fov:  Azerliajgaimclic  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sfldtürkischen.  II. 


Xejli  veyj  di  yidmetize   müierref  ol- 
mariym. 

Estafrvllah  gttsur  jeni  öi? 

Siz  sahib-i-iytijar  siz. 
Bende%am  size  muteellcg  di. 
Me%dum  - zadclerin  ehvaly  n&fe  di? 
Sizi  (Akkusativ!)  du  a  elillc.  j 
Duag"yz  dyla.  \ 
Berader  ve  vaTdenin  ehvaly  yosdyf 
Selamet  dile. 

Jdi-ierifiz  mül/arey^  ossun  l 

Size  miallah  (auch  iisallah)  Im  bajram 
mübaret'A  ossun  ! 

Gudum  -  i-nourrxide  mübarey^  ossun! 
Allah  size  de  iniaUah  keramet  elesinf 


Taza  mensebiz  mübare%  di. 

Vtrfc  mübareyjii  (z.  B.  in  Bezug  auf 

neue  Kleider). 
I  wallah  siz -de  bir  ja%cy  menseb  inen 

serbülend  olüsuz. 
Xrjti  veyj  di  ki  sizi  g'örmedim,  co/^ 

müslag yzy  fr  far  dim. 

8'.  Die  Begriffe  »können, 
Munu  kirn  türkigen  dijr  bilii 

Bum  g'irma^  olyi 
Jüzmar^  bili. 
Noker,  eg' er  istir,  giisin. 

Munu  bagara  bilmerem.  j 
Munu  bagardmmaram.  \ 
Bi:  senin  dilin  annija  bilmiru  /.  J 
Biz  senin  dilin  annijammiru yw.  ) 
Biz  g'ere%  g<jda%. 

1  ••X~~>jy  fj«**  «der  neuan 


Ks  ist  lange  her,  daß  ieh  mit  ihrem 
Dienste  geehrt  wurde  (d.  i.  daß  ich 
die  Ehre  hatte,  ihnen  meine  Auf- 
wartung zu  machen). 
Bitte,  was  liegt  darin  für  eine  Ver- 
fehlung? 
Sie  halten  zu  bestimmen. 
Mein  Haus  gehurt  Ihnen. 
Wie  befinden  sich  Ihre  Herren  .Sühne? 

Sie  beten  fur  Sie. 

Sind  Bruder  und  Mutter  wohlauf? 
Sie  sind  gesund. 

Ihr  geehrtes  Fest  sei  gesegnet  (d.  h. 

ich  gratuliere  Ihnen  zum  Feste)! 
So  Gott  will,  sei  Ihnen  dieses  Bairam 
gesegnet  (ich  gratuliere  Ihnen  zum 
Bairam)! 

Ich  gratuliere  zu  dem  Neugeborenen.1 
Gott  schenke  Ihnen  auch  seinen  Segen ! 
(Als  Erwiderung  auf  das  Vorher- 
gehende). 

Ihr  neues  Amt  ist  gesegnet  (ich  gratu- 
liere zu  dem  neuen  Amte). 
Sie  sind  sehr  gesegnet.   (Mögen  Sie 

sie  mit  Gesundheit  tragen.) 
Hoffentlich  werden  auch  Sie  mit  einem 
guten  Amte  ausgezeichnet  werden. 
Ks  ist  lange  her,  daß  ich  Sie  gesehen 
habe,  ich  hatte  große  Sehnsucht 
nach  Ihnen. 

dürfen,  müssen,  sollen-. 

Wer  kann  dies  auf  Azerbajdschanisch 
sagen? 

Kann  man  (darf  man)  hier  eintreten:' 
Kr  kann  schwimmen. 
Der  Diener  kann,  wenn  er  will,  fort- 
gehen. 

Ich   kann  das  nicht  inachen  (fertig- 
bringen). 

Wir  können  deine  Sprache  nicht  ver- 
stehen. 

Wir  müssen  zurückkehren, 
ommene  Eintritt*. 


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For:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sfldtürkischen.  II.  239 

Her  kes  gere%  öle.  Jeder  Mensch  muß  sterben.  10 

llammy  öfado%.  Alle  müssen  (werden)  sterben. 

Sakit1  ohiz !  Schweigt!    Ihr  sollt  schweigen! 

Sesizi  kesizf  Haltet  den  Mund!    (Schneidet  eure 

Stimme  ab!) 

Et;' er  istisen,  g  toterem.  Wenn  Du  es  wünschst,  gehe  ich. 


9*.  Die  Begriffe  »ich  meine,  sch 

bitte,  < 

Bile  Mlem*  hi  bir  hefteden  gaba%  y'ildi. 

Dürus*  disen. 
Dürüs  brijurusuz. 
Xahii*  elerem.  ) 
Teveqgü1  elerem.  ) 
Goryüram  g  essin  i 
Goryjuram  gele  \ 
Goryuram  g '  elmesin  j 
Goryuram  g'elmije  \ 
Kfsus*  elerem. 
And  itertm1  ) 
Qasem*  elerem.) 

Andere  Bekräftigungsausdrucke 
Aduva  tind  ossunf 

Sen  Ölesen/ 
Özum  Ölüm! 
Merg*  elemay. 
Bir  mertfine!* 


vöre,  wette,  furchte,  bedauere, 
I  a  n  k  e  • . 

Ich  denke,  daß  er  vor  einer  Woche  1 

abgereist  ist. 
Ganz  richtig!    Du  hast  Recht. 
Ganz  richtig!    Sie  hal>en  Recht. 

Ich  bitte. 

6 

Ich  fürchte,  daß  er  kommt. 

Ich  furchte,  daß  er  nicht  kommt. 

Ich  bedauere.  io 

Ich  schwöre. 

sind: 

•Schwur  sei  auf  deinen  Namen- 

So  wahr  du  N.  N.  heißt. 
Sterben  stillst  du,  wenn  es  nicht  wahr  ist. 
Sterben  will  ich,  wenn  es  nicht  wahr  ist  15 
Wetten. 

Ms  gilt  eine  Wette.    Wetten  wir! 


'  Arab.  C5U 

*  «Ich  weiß  so,  daß  . 

*  Per«,  vi— _p.  Fehlt  im  Osmanischen. 

*  Pers.  ij^Mj*-  »Wunsch«.    Osm.  rr$a  ederim  -ich  bitte-. 

*  Arab.  £»y.    Im  Osmanischen  selten  und  nur  in  der  Bedeutung  -hoffen.. 

*  Per».  Im  Osmanisch.  nur  poetisch,  sonst  tc'e**uf.    Azerb.  rßu»  je- 
-  bedauern,  r.  B.  a>x_  rf*u*  j'dim  -ich  habe  sehr  bedauert.  —  pers.      j  _j>-  ^ 

1  And  ilerim  im  Osmaniachen  veraltet,  dafür  jemin  ederim. 

*  Arab. -sJ. 

8  Osm.  \*y^  bax*  tutalym.    Das  arab.  <L^~  ist  in   der  osnian.  Be- 
deutung -Wette  im  Azeri  uicht  gebräuchlich. 


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240  Fov:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkiselien.  II. 

10'.  Fünfzig  Sprichwörter. 

(Auf  Entsprechungen   bei  Malla  Mustafa  und  im  Atular  *özi  weisen  die  den 
Sprichwörtern  beigesetzten  Zahlen  hin,  die  sich  auf  die  Seiten  beziehen.) 

1.  Aydaran  tajtar. —  Wer  sucht,  der  findet. 

2.  Ai  äakanda  <Wm<V 1  batta  olar  (oft/).  —  Wenn  das  Essen  (die  Suppe) 
überkocht,  wird  der  Rührlöffel  wertvoll. 

3.  Usa%  jir/jyla  jyyjyta  böjür.  —  Das  Kind  wird  groß,  indem  es  oft 
hinfallt  (zusammenbricht). 

4.  Dere  (oder  ara)  yßvet,  ti'dki  bej.  —  Das  Tal  (der  Zwischenraum) 
ist  leer,  der  Fuchs  ist  Fürst.  —  At.  siiz.  50. 

5.  Zijanyn  jarysynnan  grjtmay^jaycy  dy.  —  Es  ist  gut,  beim  halben 
Schaden  umzukehren  (und  nicht  erst  den  ganzen  abzuwarten). 

b\  Atdy  inm  atsyz  bir  dtj.  —  Der  Berittene  und  der  Unberittene  sind 
nicht  dasselbe. 

7.  At  almamy&dan  tövlesin  bayfyry.  —  Bevor  er  das  Pferd  holt,  macht 
er  den  (seinen)  Stall  zu. 

8.  Milcry^  bir  zad  dej ,  g'öjul  (oder  «reyj  bulandyry(r).  —  Die  Fliege 
ist  nichts,  aber  erregt  Kkel  (wenn  sie  z.  B.  ins  Essen  gefallen  ist).  —  Mal. 
M  u  >  t.         At.  *öz.  40. 

9.  Jay  jaya  juvusur,  jarmalar*  javan  galy{r).  —  Die  Butter  fließt  mit  der 
Butter  zusammen  und  die  Jarma  bleiben  geschmacklos.  —  Mal.  Must.  24. 
At.  söz.  45. 

10.  Ozg'e  atyna  minm  tez  düser.  —  Wer  das  Pferd  eines  Anderen 
besteigt,  fällt  bald  herunter. 

1 1 .  Kettnin  gotury 8  bulayyn  yözunnen  su  Her.  —  Die  räudige  Ziege 
säuft  Wasser  aus  dein  Auge  der  Quelle  (d.  h.  an  dem  Orte,  wo  die  Quelle 
hervorströmt).  —  Mal.  Must.  101. 

12.  K'osa 4  g'itdi  seqgel  yetire,  byyy-da  gojdy  g'eldi.  —  Der  Schwachbärtige 
ging  hin,  um  sich  einen  Backeubart  zu  holen,  aber  er  mußte  auch  seinen  Schnurr- 
bart lassen  und  kam  so  zurück.  —  Mal.  Must.  38. 


1  Mein  Herr  Gewährsmann  fur  Tebriz  wollte  (ömte  als  -Topf*  erklären,  in- 
dem er  wahrscheinlich  au  öölmej^  dachte.  Aber  diese  Bedeutung  paßt  nicht.  Nach 
Bai  Hasan  O^lu  bedeutet  cömie  auch  in  Kilis  den  Rührlöffel. 

*  Jarma  ist  dasselbe,  was  die  Osmanen  butyur  oder  buryul  nennen,  näm- 
lich -gekochtes  und  dann  getrocknetes  und  ausgehülstes  Getreide-,  welches  in  der 
türkischen  Küche  eine  große  Rolle  spielt.  Wer  sieh  übrigens  für  türkische  Gerichte 
interessiert ,  dem  sei  ein  sehr  reichhaltiges,  von  einer  osmanischen  Dame  verfaßtes 
Kochbuch  empfohlen:  F'a^rijje:  Kv  qadyny  (-Die  Hausfrau-).  Stambul.  Mahmud 
Bejs  Druckerei.    1.110.    Darin  zahllose  Zusätze  für  die  Lexika. 

3  Azerh.  gotur  —  osm.  ujuz  bedeutet  -krätzig,  räudig-.  Radioffs  Wörtorb. 
kennt  fjotur  nur  als  Substantiv:  -Krätze,  Räude«. 

*  K'osa,  osm.  kone,  mittel-  und  neugriech.  cnavl;  bedeutet  nicht  immer  -un- 
härtig-,  sondern  auch  -mit  schwachem  Bartwuchs-,  namentlich  -ohne  Backenbart-. 
Man  weiti,  wie  hoch  dem  Orientalen  der  reiche  Bartwuchs  gilt.  In  der  Volksliterator 
treten  die  kösder  und  cnavci  als  verdächtige,  unheimliche  schlimme  Gesellen  auf. 


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Fov :  Azerbajganischc  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Siidtürkischen.  II.  24 1 

1 3.  Joysid  ayße  tapar,  jrr  tapituiz.  —  Der  Arme  findet  Geld ,  aber 
einen  Ort  (wo  er  es  aufbewahren  konnte)  findet  er  nicht.  —  Mal.  Meist.  38. 

14.  Jemisin  jayiysyn  mr&ede.  cayal  jijer.  —  Das  beste  Obst  frißt  im 
Walde  der  Schakal.    (Vgl.  osm.  •  Armudnn  ejishii  dayda  ajy  jer*.) 

15.  Jüzjutwma,  arynmai.  —  Wenn  er  sich  hundertmal  wascht,  so 
wird  er  doch  nicht  rein.  —  (Vgl.  »Man  kann  keinen  Mohren  weiß  waschen-.) 

16.  Öz  gabayynnan  ß.  —  Iß,  was  vor  dir  selbst  steht.  —  Mal. 
Must.  40.  (Kümmere  dich  um  deine  eigenen  Angelegenheiten,  fege  vor 
deiner  eigenen  Tür.) 

17.  Öz  g'öziinde  rr/ju  g örmez ,  özg  e  g'özünde  tiikü  görer.  —  Im  eigenen 
Auge  sieht  er  den  Pfeil  nicht,  im  Auge  des  Andern  sieht  er  das  Haar. 
(Vgl.  das  evangelische  Wort  vom  Balken  und  Splitter.)  —  Mal.  Must.  42. 

18.  Gi't'me  frisier  körpisin  (körpisitmen)  f  goj  aparsyn  ftu  seni.  —  Geh 
nicht  über  die  Brücke  schlechter  Menschen,  lieber  laß  dich  vom  Wasser 
forttragen.  —  Mal.  Must.  46. 

19.  Jahna  tiilki  daldasynda,  gnj  ßMn  jyrtycy  (oder  g'anerer)  #eni.  — 
Ruh  nicht  im  Schatten  des  Fuchses,  lieber  laß  dich  von  den  reißenden 
Tieren  (wilden  Tieren)  fressen.  —  Mal.  Must.  47. 

20.  Pisijin  ayzg  ete  iatmaz,  dijer:  ij  veri{r).  —  Das  Maul  der  Katze 
reicht  nicht  zum  Fleisch  hinan,  da  sagt  sie:  Ks  riecht.  (Vgl.  »Die  Trauben 
sind  sauer,  sprach  der  Fuchs«.)  —  Mal.  Must.  52. 

21.  G  özsüz  inen  cörey^  jijende  Taryny  arada  g'ör.  —  Wenn  du  mit 
dein  Augenlosen  Brot  ißt,  so  siehe  Gott  zwischen  euch  sitzen.  —  Mal. 
M  it  s  t.  58. 

•  * 

22.  Dada  dada  gurtulu(r).  —  Durch  vieles  Kosten  wird  es  alle  (z.  B. 
das  Gericht  beim  Zubereiten).  —  Mal.  Must.  60. 

23.  Dama  dama  g'öl  oly.  —  Durch  vieles  Tröpfeln  entstehen  Teiche. 

24.  Gehbenin  gazandyyy  enniy^  kiriana  gider.1  —  Der  rote  Puder,  den 
die  Hure  verdient,  geht  fur  den  weißen  dahin. 

25.  //  bayyrsayy  (oder  gursayy)  jay  g'ötürmez.  —  Die  Kingeweide 
(Kaidaunen)  des  Hundes  setzen  kein  Fett  an.  —  Mal.  Must.  50.  At.  söz.  15. 

26.  Ag  tojtiy^  jatar,  jvy'/tuwia  darygörü.  —  Das  hungrige  Huhn  geht 
zur  Ruhe  und  sieht  im  Traume  Hirse.  —  Mal.  Must.  93.    At.  so/..  4. 

27.  Islißn  diiler.  —  Wer  arbeitet,  hat  zu  heißen. 

28.  It  ag  galanda  esg'i  külüyjeri  ay  dary(r).  —  Wenn  der  Hund  hungrig 
ist,  sucht  er  die  alten  Mullhaufen  auf. 

29.  Jnrt  jißsiz  galanda  dfr/uz  tepeß  i'yar.  —  Wenn  die  .Jurte  herren- 
los ist,  steigt  das  Schwein  auf  die  Bergspitze  (Anhoben,  Hügel). 

30.  Olm  durdy  g'öchnaya,  g'elin  durdy  syhnayi.  —  Das  Lager  erhol» 
sich,  um  weiter  zu  wandern,  und  die  Braut  erhob  sich,  um  ihre  Notdurft 
zu  verrichten. 

31.  Ozg'e  gapysyn  bayly  uttijrn  öz  gapy/ty  bayly  galy(r).  —  Wer  die  Tür 
des  Anderen  geschlossen  zu  sehen  wünscht,  dein  wird  schließlich  selbst  die 
Tür  geschlossen.   (Vgl.  »Wer  andern  eine  Grube  gräbt,  fällt  selbst  hinein«.) 

1  Vgl.  vorher  in  dem  Abschnitt  B. 

Miti.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.  1901  II.  Abt  10 


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242   For:  Azcrbajgamsche  Studien,  mit  einer  Charakteristika.  Südtürkisrhrn.  II. 

3*2.  Hoj  ynan  pilou  olmaz,  jay  ynan  düji  g '  ere%.  —  Durch  Gesehrei 
entsteht  kein  Pilaf,  dazu  gehört  Butter  und  Reis. 

33.  Bi-ftr  öz  utkcMn  öapar.  —  Der  Schamlose  brandschatzt  seinen 
eigenen  Stamm. 

31.  Atasy:yn  yurtulmaz  ist ,  gene  dalyja  yakly.  —  Wer  keinen  Vater 
hat  (wer  eine  Waise  ist),  der  müht  sich  ohne  Knde  und  koniint  doeli  nicht 
weiter  (wiederum  ist  seine  Arheit  zurückgeblieben). 

3").  Arty/^  i.vtemay^  bat  jarar.  —  Zu  viel  wünschen  spaltet  Köpfe 
(sti'uv.t  in  den  Untergang). 

36.  //  demirciden  ne  aparyri  —  Was  kann  der  Hund  vom  Schmied 
mitnehmen  ? 

37.  Gu$  ganadynnan  kiraje  istemez.  —  Der  Vogel  verlangt  keine  Miete 
von  seinem  Flügel.  —  Mal.  Must.  89.    At.  sob.  33. 

38.  (inna%  yrmayy  istenw: ,  iv  jijesi  he*  binn.  —  Kin  Gast  kann  den 
andern  nicht  leiden  und  der  Hausherr  alle  heide  nicht.  —  At.  so/..  3-1. 

39.  /V/jy  (jvrdalady /<a  iji  artar.  —  .le  mehr  man  den  Kot  rührt,  desto 
mehr  riecht  er.    (Genau  das  deutsche  Sprichwort. ) 

40.  Pambttycynyn  ay  itdm  agy/y  g'eli(r).  —  Der  Baum wollenw  eher 
ärgert  sich  über  den  weißen  Hund. 

41.  P<r/Jj  derm  eitert  i}te/j  y  ördii ,  dola&dy.  —  Die  Hände,  die  Kot 
sammelten,  sah  die  Seide  und  heftete  sich  herum. 

42.  Öziivi  jorulmyS  bile.sen,  jolda&yry  ölmiii  bit.  —  Wenn  du  dich  selb.vt 
für  ermüdet  hältst,  so  halte  deinen  Beisekamcraden  schon  für  gestorben. 

43.  Scnin  anilyva  inanym ,  tojuynryn  yujruyuna.  —  Deinem  Kide  will 
ich  glauben  und  --•  dem  Schwänze  deines  Huhns. 

4  1.  Oy  dan  jxr/  tiirer ,  prr/dan  rrj.  —  Ans  dem  I'l'eil  kommt  Schumi/ 
hervor  und  aus  dem  Schmutze  der  I'l'eil. 

4.r).  G  özi'tkni  kende  ne  Medf  -  Was  soll  der  Wegweiser  nach  dem 
Dorfe,  das  schon  zu  sehen  ist? 

M».  Gute  y  e'den  ökiiz  gözi'mdni  tanyiyr  (tanyiyr).  —  Dem  Ochsen,  der 
an  das  Pflügen  geht,  ist  es  an  den  Augen  anzusehen. 

47.  Hemmje  hemsajesi  inen  ten  g  err  ) ■_;  ten  oimam,  yen  y'erey.  -  -  Kin 
Nachbar  muß  mit  dein  andern  eng  verbunden  sein ;  geht  das  nicht,  so  muß 
er  sich  fernhalten. 

Die  Metapher  ist  schwer  im  Deutschen  wiederzugeben.  Sie  ist  von 
den  Kleidern  entlehn!,  die  entweder  ten  (Leib),  d.  h.  -eng  an  den  Körper 
anschließend-  oder  yen,  d.  h.  »weit«  sind. 

48.  Gffidan  youzijan  a;  oly ,  gysdan  eoy^  oiy.  - —  Ks  sind  wenige  da.  die 
einen  bei  den  Annen  fassen  (um  ihn  aufzurichten),  aber  viele,  die  einen 
bei  den  Beinen  fassen  (und  auf  diese  Weise  am  Aufstehen  hindern). 

49.  Dintnel  Ver  jan ,  yuhiyyn  kesim !  —  Muckse  nicht!  Halte  her, 
damit  ich  dir  das  Ohr  abschneide! 

f>0.  A //oh  jy/uxr/L  fiasand1,  saytama^  «V/,  i'etm.  —  Das  Geld  zu 
sammeln  ist  leicht,  es  zu  behalten  sehr  schwer. 

1   Hu-ttnd    .  pn>.  jl—l. 


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•   Foy:  Aicrbajganisfchc  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sfldtürkisoheii.  II.  243 

1  Zwei  Anekdoten. 

Der  geistreiche  Arzt. 
(Tebriz.) 

Bir  ne/rr  htkim  janyna  yitdi,  dedi  •yarnym  ayryr»,  ve  flava  istedi,  llekitn 
Mtryidy:  n*  jijib  sen  t  {jt  mi.stn  l)  Dedi:  janmys  (jany/)  i'öre%.  Tebib  i.sltdi, 
y'nziaw  dara  yttja  (yojsurt).  XayjtA  dtdi:  Ej  ht-kim,  menim  yarnym  ayryr,  ne 
yözi'im.  Trbib  dedi:  sau-  y'öz  dacttsy  lazym  dy,  am  y'öziirt  k  'or  ttlmasfjjdi,  jany% 
fV/rr/,  jem'zdün. 

Der  in  den  Krug  gefallene  Schneider. 

(Tebriz.) 

Bir  ity  s  (A:  ä<  .--  kisi)  dtrzi  (r/fjjat)  Sehrin  dtrvazexine  (vulgär  dervazasyna) 
jow^  bir  tük'any  var  idi:  Sehenicn  cyyan  yenaztUrin  sanyn  bilma hevesijnen 
bir  küzr  my j  dan  asdy.  Ve  her  ytnaze-i-ki  .iehtrden  v'yjirdyla  (oder  c'y  ntila) 
irinf  bir  das  atyrdy.  Ve  ajyn  ayjrynda  ttetU  yenaze  y  iitduyjaryny  (aparduyjaryny) 
sajar  rt-  kiizttii  bo&aldub  tazadan  amrdy.  Vurdy  bir  y'iin  dtrzi  öldii  ve  bir  tiefer 
derzini  ayjlardy.  Tük  anyny  bayly  y  örende  hemsajasynnan  stnryidy  ki:  derzi 
harda  dy?  lhnusajaty-da  dedi:  Küzeje  diisüb. 

Übersetzung. 

1.  Jemand  ging  zu  einem  Arzte,  sagte:  -Mir  tut  der  Magen  weh- 
und  verlangte  Arznei.  Der  Arzt  fragte:  »Was  hast  du  gegessen?«  Er 
sagte:  «Verbranntes  Brut.«  Der  Arzt  verlangte,  er  solle  auf  seine  Augen 
Arznei  tun.  Der  Kranke  sagte:  »Doktor,  der  Magen  tut  mir  weh,  nicht 
die  Augen.-  Der  Arzt  sagte:  »Du  brauchst  Augenarznei,  denn  wenn  deine 
Augen  nicht  blind  wären,  wurdest  du  kein  verbranntes  Brot  essen  (oder 
gegessen  haben).- 

2.  Kin  Schneider  besaß  einen  Laden  dicht  am  Stadttor.  Aus  Be- 
gierde, die  Anzahl  der  aus  der  Stadt  kommenden  Leichen  zu  erfahren,  bangte 
er  einen  Krug  am  Nagel  auf.  Und  bei  jeder  Leiche,  die  man  aus  der 
Stadt  hinaustrug,  warf  er  einen  Stein  in  den  Krug  hinein.  Und  am  Ende 
des  Monats  zählte  er  nach,  wie  viel  Leichen  man  hin  weggetragen  hatte, 
leerte  den  Krug  und  hängte  ihn  von  neuem  auf.  Es  traf  sich,  daß  der 
Sehneider  eines  Tages  starb  und  jemand  den  Schneider  sucht«'.  Als  er 
den  Laden  geschlossen  sah,  fragte  er  den  Nachbar,  wo  der  Schneider  sei. 
Der  Nachbar  sagte:    -Er  ist  in  den  Krug  gefallen. - 


10* 


244  For: 


Studien  mit  einer 


II. 


2.  Gespräch  Nr.  L1 


Begrüßungen  und  Einladung  zum  Tee. 

(Tcbriz.) 

1  (Gruß :)  Selam  eh jkiim  ( vulg.  melejküm)! 
(Gegengruß:)  Srfam  e/ejküm  .n 


Bujurun,  ejlesin! 
Kejfiz,  ehvalyz? 
5  Elhemdüllah  selamel  u/y 

Merhemetiizden. 
Mtrhemetitz  arty/y 

Uti/atyzdan  coy^  jayj'y  dy. 

Bizleri  lap  jadyzdan  t'yardyz 
lo  Xejr  aa,  estafruUa! 


j  Frieden  filier  euch!  =■  Guten  Morgen !' 

Bitte,  setzen  Sie  sich! 

Wie  steht's?  wie  geht's? 

Gott  sei  Dank  bin   ich  (eigentlich: 

•sind  wir«)  gesund. 
Durch  Ihre  Barmherzigkeit.3 
Ihre  Barmherzigkeit  ist  zu  groß 

Sie  sind  sehr  liebenswürdig. 
Durch  Ihre  Liebenswürdigkeit  ist  mein 

Befinden  sehr  gut. 
Sie  haben  uns  ganz  vergessen. 
Nein,  mein  Herr,  da  sei  Gott  vor! 


Neffe  oly  ki  sizleri  jaddan  i'yarda/J  Wie  sollte  es  kommen,  daß  wir  Sie 


Size  hemise  iyjasymyz 


Jini  bendecM  de  teysir  txzr. 
Coyßan  dy  yjtlmetize  jiti&meduy^. 

Ehl-ü  ejaJ  ntije  dl*  '! 
16  Duagy  rf'/a. 

Bazar  da  ne  yehertUier  vari 

ttiz  y'üg-uz  tteyr.  dit 
Hemdillahije.* 
LJsay^ ,  caj  getirin  I 


vergäßen?  Wir  haben  Sie  immer 

in  treuem  Andenken. 
Das  heißt,  ich  habe  auch  Schuld. 
Ks  ist  schon  lange  her,  daß  ich  Ihnen 

keine  Aufwartung  gemacht  habe. 
Wie  geht's  der  Familie? 
0  danke,  gut  (eigentlich:  sie  sind  Beter 

fur  Sie). 

Wie  steht's  mit  dem  Geschäft?  (was  für 
Nachrichten  gibt's  auf  dem  Markte?) 
Wie  geht  Ihr  Geschäft? 
Gott  sei  Dank. 
Bursche,  bringe  Tee! 


20  lltifatyz  artuy.   Jndi  ümi.i&m  y  rlmisem.  Sie  sind  zu  liebenswürdig ,  aber  ich 

habe  eben  erst  getrunken,  als  ich 
herkam. 

1  Dieses  und  dio  folgenden  kleinen  Gespräche  sind  nicht  Übersetzungen  von 
Vorlagen,  irh  hoffe  vielmehr,  daß  der  Leser  in  ihnen  mit  Vergnügen  etwas  von  dor 
Luft  des  az'-rbajdschunischeu  Lebens  spuren  werde.  Man  bemerke  übrigens,  daß 
sie  nicht  nur  lexikalisch,  sondern  auch  phraseologisch  vom  Osmaniscben  abweichen. 
Wie  weit  hier  persischer  Einfluß  waltet,  wird  in  dein  Abschnitt  J  unter  »Phraseo- 
logie, besprochen. 

9  Osmanisch  heißt  der  Gegengruß:  ve  aUjküm  estelam. 

•  Nach  orientalischer  Höflichkeit  bezeichnet  man  die  freundliche  Gesinnung 
des  andern  als  (irund  d«'s  eigenen  Wohlseins. 

4  In  dieser  Mißbildung  ist  -j-e  das  türkische  DativaflBx.  Der  erste  Teil  ist 
aus  Item  du  Ulla  hi  korrumpiert.  Man  glaubte  eines  Dativs  hinter  hetnd  zu  be- 
nötigen wie  in  osm.  hamd  ohun  a  Haha.   Vgl.  S.  236,  Anm.  1. 


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Foy  :  Azcrbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sfidturkischen.  II.  245 


Ossun,  burdd-da  bir  isfk'an  tön.         Sei  es!  Trinken  Sie  aber  auch  hier 

ein  Glas. 

A  a,  bu  sahat  hazyrdy,  indi  dem  öekir.  Mein  Herr,  der  Tee  ist  in  diesem 

Augenblick  fertig,  er  zieht  eben. 

Xub,  daj  dem  alana  kimin  galjan  getsinne  /Gut,  inzw  ischen.bis  derTee  gezogen  hat, 

mag  man  eine  Wasserpfeife  bringen! 

(Der  Hausherr  zu  den  Dienern :) 
Ja%fy  °*r  9aij<*n*  doldurunf  Füllt  eine  gute  Wasserpfeife! 

Bismillah,  bujurun!  In  Gottes  Namen,  bitte,  rauchen  Sie! 

Bir  serin  su  iltifat  eiijin!  Darf  ich  um  ein  Glas  frisches  Wasser  as 

bitten? 

A'a,  eg' er  meß  bujurursuz,  iskeng'ebi  Mein  Herr,  wenn  Sie  Appetit  darauf 
(oder  sikeng'ebi)  getsinne.  haben,  lasse  ich  Honigessig  bringen. 

Beli,  <?o%  j<*%fy  oly.  Arty%  teinem  var.  Ja,  das  wäre  sehr  schön.    Ich  habe 

sehr  großen  Durst. 

(Icennen  sord.)  Afijet  ossun,  aal  (Nachdem  er  getrunken.)  Wohl  be- 
komm'», mein  Herr! 

Allah  ölenlerize  rehmet  elesinl  Gott  erbarme  sich  Ihrer  Toten!  d.  h. 

Ich  danke  herzlich. 

(Caj  icende.)    Öaj  bir  yjyrda  tel%  di,  (Während  des  Tees.)  Der  Tee  ist  ein  30 
üstäne  su  aöynl   (Samavardan.)  bischen  zu  bitter,  lassen  Sie  aus 

dem  Samowar  Wasser  zu! 
Xub,  bewleni  müreyj/es  eiijin ,  ki  beva%  Gut,  aber  jetzt  erlauben  Sie  mir  zu 

olyry.  gehen,  denn  es  wird  spät. 

Äa,hara  g  Idersitl  Ejleün ,  iam  eiijin l  Mein  Herr,  wohin?    Bleiben  Sie  doch 

sitzen  uud  speisen  Sie  mit  zu  Abend! 
U&ar/Jar  nijeran1  olulla.  Die  Familie  (eigtl.  Kinder)  wartet  ja. 

Xejr,  sis  yusse  eiemijin!  Nein,  regen  Sie  sich  nicht  auf! 

Jndi  adam  g'önderrem,  yeber  v*ri.        Jetzt  schicke  ich  jemand,  der  Nach-  35 

rieht  gibt. 

(Sam  elijende:)  (Beim  Abendessen:) 

Bismillah,  gusura  baymijyn!  In   Gottes  Namen!   d.  h.  Gesegnete 

Mahlzeit!    Nehmen  Sie  mit  dem 
Wenigen  furlieb!  (wörtl.:  Sehen  Sie 
nicht  auf  den  Mangel!) 
(Jijennen  sord:)  (Nach  dem  Essen:) 

Xudaja  ötr/^fkürl  Sä/re:  a<^y%  ossun !  Gott  vielen  Dank!  d.  h.  Gesegnete 

Mahlzeit!  Sei  Ihr  Tisch  offen  !  d.  h. 
mögen  Sie  immer  in  der  Lage  sein 
zu  bewirten. 


1  Auch  im  Persischen  qaliän  mit  a  und  nicht  mit  e  (a)  in  der  ersten  Silbe 

(vgl.  Rosen  S.  48).  Arab.  jUc-  -Gährung,  GebrodeL.  —  Osm.  heißt  die  Wasser- 
pfeife nargile. 

1  Pers.  o\ ^*  nigerän  »schauend*  (osra.  nur  im  hohen  Stile  und  selten).  Zu 
ol-  «warten-  vgl.  bax.'  -schauen.,  azerb.  auch  «warten». 


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246  Foy:  Azerbajganisrhe  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südturkischen.  II. 


(Der  Hausherr  zu  den  Dienern:) 
U&aylar,  fanasy  jandyryn  / 

(Der  Gast  /.um  Wirte:) 
Xuda  Uafyz  I    Ger/,  zehmet  verdtty^. 
(Der  Wirt:) 
40  G'rur  bujurvn,  iniallah. 


Burschen   (oder  Kinder),  steckt  die 
Laterne  an! 

Adieu!    Ich   habe  Sie  sehr  bemüht. 


Hoffentlich  beehren  Sie  uns  bald  wie- 
der (wörtl. :  Belieben  Sie  wieder,  so 
(•ott  will). 

Shlerde  bize  brz  brz  trnrzzül  elijin!        Beehren  auch  Sie  «ms  hin  und  wieder! 


Netfe  biÜrible,  jayj'y  olubdy  ( 

Küer  var  (oder  var  msuti). 

46  Kl  suju  y'etirinf 

(Der  Diener  spricht  zum  Gast:) 
Bujurun ,  bujurvn  ! 

(Der  Gast  ?.u  dem  Diener:) 
Pir  ulamn,  ixsallah,  rtyluml 


Wie  hat  man  gekocht i'    War  es  gut- 
geraten 
Sehr  gut  geraten! 

Die  Hände  (die  diese  Speisen  zube- 
reitet haben)  sollen  leben. 
Bringt  Handwasser! 

Bitte,  bedienen  Sie  sich! 


Mögest  du  alt  werden,  so  Gott  will, 
mein  Sohn!    (Dankesformel  einem 
niedriger  Gestellten  gegenüber.) 
Allah  (ibnUriiif   (va/'dtjniivr)*   rchmet  Gott  erbarme  sich  Deiner  Toten  (Deiner 
elf  sin/  Eltern)! 
(Der  Diener  antwortet:) 
Hern  cinin!  Gleichfalls! 


50  Iltifatyz  artyy. 

BayySlijdsyz  !  (oder  Bayyslijyn!) 

(Bei  der  Abreise:) 
Allah  joluzu  <ttty%  elesin  ! 


Sie  sind  sehr  liebenswürdig. 
Verzeihen  Sie!  (daß  ich  Ihnen  mit  so 
Geringem  aufgewartet  habe.) 

Glückliche  Reise!   (Gott  mache  Ihren 
Weg  offen!) 


3.  Gesprach  Nr.  2. 

(Tebriz.) 
(Zum  Gasthaus.) 

1  Size  bir  er; im  rar.  Ich  habe  ein  Anliegen  an  Sie. 

Bujurvn.  Bitte! 

Bu  sehr*  faza  rarid  tdwufam ,  Iwx  jany  Ich   bin  hier  neu  angekommen  und 
tanymyram.  weiß  nirgends  Bescheid. 

1   Der  arah.  Dual.  cT^llj  wird  in  gewählter  Sprache  ebenso  wie  im  Osraa- 
uischen  für  «Klirru-  gehaucht 


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Foy:  Azerbaj£anische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II.  247 

Mene  bir  mihmanyjxne  ja  bir  ot'ray^jeri  Können  Sie  (worth:  Kannst  Du1)  mir 
niian  vere  bilisen?  ein  Gasthaus  oder  eine  Wohnung 

nachweisen  ? 

Nijet   Bu  jouyjuyda  jay^cy  bir  mih-  Warum  nicht?  (worth:  Warum?)  d.  h.  5 
mnwjßtie  var.  Gewiß!    Hier  in  der  Nahe  ist  ein 

gutes  Gasthaus. 

Onla  yjtrey^  de  tapyly?  Kann  man  dort  auch  speisen? 

Bf  Ii,  her  y'ür  yurc'/Jeri  wir.  Jawold,dagibt\salle  mr>»lichenSpeisen. 

Ba"1  yhje  d<  f/rtla  yala  billemi  Kann  ich  dort  also  auch  zur  Nacht 

bleiben? 

Bett,  ctr/^  emirjer  fli ,  htr  g'i/tetden  rahat  Jawohl,  es  ist  dort*  sehr  anständig, 
ola  bilisiz.  Sic  finden  dort  in  jeder  Beziehung 

Ihre  Bequemlichkeit. 
Otayyn  kirajesi  net'e  dif  Wie   stellt   sich   die   Miete   fur  das  10 

Zimmer? 

Bilmirem,  amtna  nwsebn  bir  yratt  bir  Ich  weiß  nicht,  aber  z.  B.  I  Gran  1  Ab- 
abbasy  iki  gratia  kimin,  bete,  hassi  bis  zu  2  Gran,  so  ungefähr. 

G'üyü  zat  orda  jtr/jly  kit  Sind  da  nicht  etwa  solche  -kleinen 

Dinger-?» 

\ejr,  co%  pakize  jhr  di.  Nein,  es  ist  dort  sehr  reinlich 

He*  (vgl.  oben  8  be*)  yeday^,  y'tmv^  Nun,  da  will  ich  einmal  hingehen  und 

neye  oly.  sehen,  wie  es  sieh  macht. 

Allah  sar/Jasyn.  Gott  befohlen!  IS 

XttA  y  eidin.  Adieu! 


(Im  Gasthaus.) 
Xurr/brden  nejiz  rar?  Was  haben  Sie  zum  Speisen? 

Ja y/y  kit/temiz  var  vc  citou  kebab,  In rye  Wir  haben  guten  Klops  und  (folgen 
kebab,  lüle  kebab,  bttzbas ,  abyii.it,  Namen  einheimischer  Gerichte.  Vgl. 
piti,  doltnamyz  Jayj'-y  jemeli  di.  das  Glossar)  auch  unser  Kartiertes 

ist  sehr  schmackhaft. 
Jüz  altynly^  abduy  ytti!  Bringen   Sie   mir   für  2  Sah!  saure 


Buttermilch 


Jhfftmuz  yurtitlub  dy,  kerbe timiz  var.     Unsere  Buttermilch  ist  alle  geworden,  *jo 

aber  wir  haben  Limonade. 
Oxsttn!  (tunan  verl  Meinetwegen!  geben  Sie  davon! 

ftir  istik'an  caj  gewinne  abylimujynan  Lassen  Sie  ein  (Mas  Tee  bringen  mit 

bile.  Zitronensaft. 
(  '<ij  taza  dej,  balam!  Ey'tr  ta;a  su  rarm,  Der  Tee  ist  nicht  frisch,  mein  Lieber! 
yt-tsinne!  Wenn  frisches  Wasser  da  ist,  lassen 

Sie.  welches  bringen! 

1  Der  (jbergang  von  Sie  zu  Du  ist  für  den  Orientalen  (auch  den  Italiener, 
(•riechen  und  andere  Südeuropäer)  nicht  so  befremdlich  wie  für  den  Deutschen. 

1  Anstatt  pes  -also«  wird  fälschlich  aber  häufig,  namentliche  von  Krauen, 
bet  gesprochen.    Ben  »genug-  ist  gleichfalls  in  Gebrauch. 

1  Gemeint  ist  natürlich  Ungeziefer. 


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248  Fov:  Azerbajganwclie  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sßdturkischen.  II. 


4.  Gespräch  Nr.  8. 

Mittagmahl  im  Garten  und  Gewitter 
(Tebrii.) 

1  Se/am  ebjkiim  (vulg.  mflejküm  I) 

Indi  jirinnen  durmüsäni 

Indi  jirinnen  durub*ön? 

Indi  juyjidan  duruftsän? 
6  Xtjr  aa,  indije  kimin  jatylyi 


(Vgl.  -Gespräch  Nr.  1.«) 
Bist  du  eben  aufgestanden? 


Nein,  mein  Herr,  schläft  man  denn 

bis  jetzt? 
Wo  waren  Sie  also? 
Ich  war  anderswohin  gegangen  =  ich 

war  irgendwohin  gegangen. 
Was  gibt's  Neues? 
Ihre  Gesundheit  (d.h.  die  erfreulichste 
Neuigkeit  ist  die,  daß  Sie  gesund 
sind). 

Vorgestern  waren  wir  in  den  Garten 

gegangen. 
Wer  war  noch  da? 
Alle  Freunde  und  Bekannte  waren  dort. 
Wir  aßen  gutes  Ciloti-  Kebab  (vgl. 
Glossar). 

Um  die  Mittagessenszeit  kam  auch 
mein  älterer  Binder, 
iß  Nahar  jijennen  sord  bayy  dolandyy^  Nach  dein  Mittagessen  gingen  wir  im 
mive  derdwfo  bir  yjyrda  ayayyn  saje-      Garten  umher,  pflückten  Obst  und 
sinde  juyti  fa/duy^.  schliefen  im  Schatten  eines  kleinen 

Baumes. 

Nag'yhan  hava  garyidy,  jil  esmaya  baS-  Plötzlich  wurde  das  Wetter  trübe,  es 
lady,  g'iij  g  iiriUdedi ,  yldyryvi  txaldy,      fing  an,    windig    zu   werden,  es 
ja*/ys(rrhmet)g'eldifgab  gacay^tamam      donnerte,  blitzte,  fing  an  zu  regnen. 
bir  birine  yary&dy,  gym  yylay^  grjt-      all    unser  Geschirr  geriet  durch - 

einander    und   wir    kamen  ganz 
durchnäßt  zurück. 
Dünen  si:  hardejdhzi  Und  wo  waren  Sie  gestern? 

Biz  bir  nft'e  nefrrnen  sykara  yrtmii  iduy^.  Ich  war  mit  einigen  Personen  auf  die 
Gejden  bat  biz  de  sizin  tajy:a  dönduy^.      Jagd  gegangen.     Als  wir  zurück- 
kehrten, ist  es  uns  ebenso  ergangen 
wie  Ihnen. 


Bes  (statt  pe-s)  harda  idinf 
Ozg'e.  jere  g'etmisdim. 

Ne  yebereideri  (  ~  y  abtrat  -f  far) 
Sayluyuz. 


10  Jsraa  gün  getmiSduy^  baya. 
Kim  var  ydyf 

Dos  aSyna  tamam  ordejd^le. 
Jaycy  cilou  kebab  jedur^. 

Nahar  öayy  dadasym  da  y'eldi. 


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Fov:  Axerhajganische  Studien  mit  einer  Charattoristik  d.  SüdtQrkischen.  II.  249 


5.  Gespräch  Nr.  4. 

(Tebrii.) 

I slambulda  iki  nefer  arasynda  söhbet. 

I.  Balam,  bir  il  di  hei  g  orünmüsen ,  hara  g  etmis  idun'f 

'1.    Iranda  bir  nece  iüm  var  dy,   olary  suret  verrnayjdan  jana  Tebrizc 
g'etmii  idim. 

3.  Xub!  Teltrizde  ne  vor  ne  joy,  dy?  Corey  btd  idi? 

4.  Elhemdüllah,  tamam  zat  (zad)  f  ravan  ydy. 

5.  NMe  väyj  orda  gatduz  (galdyz)1 

6.  Bir  aj  jarym. 

7.  Xub/  orda  size  jayfy  g  eödt? 

8.  Nijej   Hemiie  g'tyeler  dos  afnalar-nan  bir  jere  jyyyfyrdyy,  dijib 
yülürduy^,  yoibes  elirduy^. 

9.  &ebiire  g  etirirdile ,  jij*rduy,  y  tyeden  bir  nice  sahat  g  HemU-  menzde 
yrlirdim.    Co^  joycy  g  eürdi. 

10.  Xub!  ehli-ejal  nitfe  dile? 

I I .  Hemdiüahije ,  tamam  seiamet  dile. 

12.  Sene  bir  g'ulmeli  zad  ner/l  elijem.  Bir  g'iln  nahar  cayy  fxizardon  i 
menzile  g'elirdimfjolumy  (Straßenname)  kücesinnen  sa/dym.  U&ayjar  meni görentle 
didile  bes  (statt  pes)  menermeniem,  Min  zühflerimi  gyryjlyrmamysdyrn ,  Islambul 
tehrmen  dolanyrdym ,  üzüme  de  yet  gojdurmamyidym.  Jegyn  elirdile  ki  men 
Ermeni  em.  Mini  juyjije  götdüle ,  goun  gabuyjaryn  baxyma  atyrdyla.  Hfj,  6 
dejirditn  ki}  g  ede  f  men  müselman  em.  Ayjyr  ellerinnrn  gurtuldum,  gaidym. 
Seheri  g  ttdim  dallay  tük  anyna ,  rerdim  basyrny  dibden  gyryjd'la.  Bijoi  küfrde 
rahat  dolanyrdym.  Mayjes  iilerimi  gurtarannan  sora  bir  bai  Erdfbile  g  fitdim. 
Orda  da  bir  ntfe  goume  -  yjiimiz  vardy.     Ui  gün  olaryn  janynda  gaidym. 

6.  Gespräch  Nr.  5. 

Mieten  eines  Pferdes. 
(Tebrir.) 

1.  A.:   Sabah  seher  öayy  ieherdcn  cyyjayayti'/j     Bit  g  ün  gerr'^  mal 
kirajc  elijay. 

2.  B.:  Eg  er  vayjyz  mr,  indi  bafcm  gedayy    Carvadar  ynan  dant/iay, 
ki  seher  tezdennen  mallary  hazyr  elesin. 

3.  A.:  Beli,  jaycy  dijisen.    Geday,  bu  sahat  gyjmetlerin  kesay. 

4.  C:  Hara  gideg'aysyzl 

5.  A.:  Ttbrize  g  &deg*ayuy. 

6.  C:  N66e  mal  vdisiz?    Gatyr  ossun  ja  mal  (at)1 

7.  A. :  Dort  mal  lazim  di.    Biri  eJtbabdan  jana  (oder  esbab  iV*«n),  iW« 
mmer'^.    Burdan  Tebrize  nide  ayai  (fwsr^)  jol  dy  'i 

8.  C. :  Sekg'iz  ayai  dy.    Iki  g'üne  jetiiiruy. 

9.  A.:  Xub,  malyn  biri  nüe  di? 

10.  C:  Burdan  Terbize  on  iki  gran. 


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250  I'"v:  Azerhajjjaiiisrlic  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Siidtiitkisehen.  H. 

11.   A.:  Ne  danySysan ,  yanym?   Biz  hemiif  seky  iz  yrana  tuturtr/^. 
VI.   C:  Mtnim  mallar  jayfy  mal  dy.     Osy^  rafwf  elesiz  jolda.  Ajry 
mal  yuan  iki  y  um  Terbize  rata  bilmesiz. 

13.  A.:  Xub,  hfmi.iv  seky'iz  rerirduy,  amma  bu  jol  datjyu:  ossim. 

14.  (\ :  Aya,  yanyra  and  nssnn ,  burdan  Terbize  heJ  m%  bir  tümennen 
(sy'ije  y  edmemis'uy . 

15.  A.:  .7«x.'  <I°W'':  yrnnnan  artyyj  vernw'ruy.     Ky 'er  istfmesen ,  özy'e 
jerde  mal  rery^  dy. 

HI.   (\:  Aya,  bu  yt/r  ray  mal  tapa  bilmesiz. 

17.  A. :  Xub,  ifri  yran-da  äst  Hue  y°ja/y     Cr  t ihnen  seky  iz  yran ,  dort 
mal  —  vesselam  ! 

18.  ( \ :  Xub.  na  sizja  yfy  adarna  o^yj/syz.  lies  pul  eermesezde,  .sizi  aparram. 

19.  A.:  AI  bu  bir  tihnni  hej.    Xvda  hajiz!  Seher,  amma  tezraymallary 
rafasan  hu!  G '  ün  rifymadan  yere'y  jo/lanayy 

20.  <'.:  Ömrhz  artyy.     Bas"  äste,  aya. 

7.  Salomonisches  Urteil  Nr.  1. 

(Vorige:  LnzarHV  S.  35.) 
(Urmia.) 

i  lki  ourat  (arrat)  bir  u say  dan  ittüri  (ofür)1  yal-ma-yal  (lirdiler*  Ye 

sahydlary  joyjjdy.  Her  ikisi  yizy  janyna  yitdiler3  re  insaf  istediler.*  Gazy 
yef/ady  istijib  ve  bujurdy  ki  hu  usayy  iki  parM  efe  re  mtratlaryn 4  her  birine 
rer.    Ourat  bu  sözi  e.iitdikdr0  ynmu's  yafdy1  re  o  bir  m/ral  dad-u  feriade  has- 

r,  lady  ki:  allahdan  iitür  mm  im  u.iayymy  iki  pnj  eh  me.  Ey  er  insaf  fiele  dir*, 
vfayy  istemirem.  Gazy  jeyin  eh  (Ii  ki:  usayyn  anasy  bu  dyr.9  ('ia-yy  nna 
lapsyrdy  re  o  bir  ourata  Umhih  (lernbeh)  rledi  re  y<mdy. 

8.  Salomonisches  Urteil  Nr.  2. 

(Urmia.) 

1  Iki  nefer  öz  rnaly  ny  bir  yary  ourata  (areata)10  iajisi/rdy/aru  re  dedibr^ 

ki  her  reytiki  u  ikimiz  yeldyyj*,  «%/vl&  (abiyf'y.'/'/J-  M<r  n<'cr  y  »innen  sorä  olar- 
dan  bir  nefer  yary  a rmtyn  ""'  janyna  y'rliib  ve  dfoli:  •menim  Aerikim  iildi.  Indi 
rnaly  inerte  rer!*    Gary  arrat  narar  o/ub  rerdi.    Dir  nice  yiinnen  sora  o  bir'' 

&  adain  y  efiih  re  rnaly  istedi.  Ourat1*  de/li  »Sei/in  .serikin  yefmisdi  re  dedi  ki  sen 
of  üb  .feu.  Her  ne  yrdr  israr  eledim,  amma  siiziimi  i-sitmedi  re  kämme19  rnaly 
apardy.»  Bu  adain  tmraty'1"  yazy  janyna  aparuh  re  insaf  istedi.  Gazy  eoyj 
dii.siiiu  nnen  snrä  bildi  ki  ourat  t^ysirsiz  dir.'11  Bujurdy  ki:  Siz  nvel  *>rt 
elemisdiz  ki  rcyti*-  ki  ikimiz  yebude  rnaly  alay.  Öz  srrikijin'**  yetir'1*  ve 
lo   rnaly  aparyinni.   Jafyuz™  ajiara  bilmesen.*    A'isi  la-yevab  olubjolunu  tutuh  y'etfii. 

Tel»riz :    1    auch  jann.        2   elidifr.        *  y'itdile.          4   isledile.  i  ütterall 

arrat  statt  ourat.            6   isiilcnJ,'.            i   auch  mkit  oldy.            •  di.  9  dy. 

"»  arradu.         11    tapsyrdyla.         '*  dedile.         '*   taX.          '*  ychlu^  "  alluK 

{uhiyayux).          tr-   arvadyn.          17   o  bir.           18  arvat.               malyn  homwysyn. 

*'  armdy.           31   di.           »  va*           "  Serikieü.           **  yeti.  "  jalyuz. 


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For:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sfultüi  liiscl.cn  II.   25  1 

9.  Salomonisches  Urteil  Nr.  3. 

(Tehriz.) 

Bir  nöker  ayasynyn  janynnan  yasdy.    Bir  net'e.  yitnnen  sora  trbaby  bir  1 
ajry  Aehre1  y'etdi.   Orda  noktri  g'ördi  ve  ony  tutuh  re  dedi :  nijt ga.idynf  Xöker 
trltabynyn  jaypsynnan  tutuh  ve  dt/U:  men  im  näkerim!    sen  c(r/^  /ml  mennen 
fjr/itrladyn  ve  gasdyn.    Indiki  seni  tapmysam ,  sen  neu  dicon  elijegayam.  Xu/ase 
iki*i  yazy  janyna  gitd^le  ve  insaf  m/A.     ^a:,'/  ikisini  f/rngere    gaba-  •> 

yynda  duryuzdy  ve  bujurdy-ki:  her  ikiz2  berth  n  pengereden  baiyzy3  esije* 
c'/jidyn.  (Jiin  bas/aryny  eiije*  e'/art/y/a  yazy  ye/fada  bujurdy-ki :  yylyyy 
nöker  in  basyna  vur.  JYö/vr  Clin  bu  säzi  e.üdüh ,  h>  iniin  ra /%  basyny  iceri  er/dir' 
re  ayasy  esla  terpesmedi.    (lazy  näkere  tembih  (tembeh)  eletli  ve  ayasyna  mpiyrdy. 

10.  Der  Padischah  und  sein  Diener  auf  dem  Schiff. 

(Vgl.  Laznreff  S.  !]7  nach  Su'dij. 
(Tebriz.) 

Bir  y'ün  bir  padisah  yulaminen  kestide  ejhsmikdi.    Vulam  her  y'iz  der  ja  1 
jiizii  görmemisdi  ve  kestinin  mehnet  ve  zehmetini  annamamySdy.    litt  gihete  (V/fijyh 
syzlamarja   bailady.     0  yedr   muna   iltifat   ve  nevazi.i  tied  He  ^   sakit  nlmatly. 
Pudi&ahyn  munnan  tmgety  coy^  trfy^  rtlrly.    Kt stirb  bir  In  kirn  vrr  idi ,  pad i .in ha 
erz  eht/i-ki:  eg  er  bujursaz  men  ony  bir  jnlunan  sakit  eh  rem.    Padisah  dedi:  •'• 
Sennen  tV/   memnun  öllatn.    Hekitn  didi ,  yu/aniy  tlerjnja  atfVld.    Villain  bir 
nice  j,d  sujun  »stünde  eahalanyb  Im  Jana  n  Jana  atylanndn  sord  ktiti  tenjine 
jf/uylaJdy,  iki  elinen  keMinin  kenarynnan  tutdy  re  ziil/Itriinneti  tu  tub  keStije 
c'/ard'la.    Gielib  bir  g'usede  ej/tsiib  aram  tutdy.    Bit  hnl  padi.iaha  etty  egib 
görünüb  ve  sehebin  süal  etedi.    IL  kirn  dedi:  Kj  padiiah,  bu  -pilam  su  a  batyb  \o 
yarb  olmayyn  mehnetü  mesekkelin  cekmemisdi  ve  kestide  rjlesiib  say  selamet  ntmayyn 
yädrini  bilmemisdi.    Hern  vinin  afijet  ve  rahatltp/yn  yüdr-ii  gimetiui  o  kirnst  b  r 
bili  ki  gere  g  ünner  ve  müsibetler  ce/nus  ola. 

11.  Der  Malla  und  der  Kessel.7 

(Tehriz.) 

Bir  g'iin  malla  hemsajasyntian  bir  yazan  istetli.  Isin  y'örennen  sord  ieine  \ 
hir  yjyrda  töfmty  yojdy.  A/taryb  ijesine  tapstp-dy.  Ijesi  ciifmeji  gärende  dedi: 
hu  ne-dit  Mi/la  dedi:  gazan  dtrply.  Ijesi  inandy,  doyub.  Bir  ajry  g'iin  malla 
heinxajasynnan  gazany  g  ene  apardy.  Bir  g  tin  HA  y  im  bei  y  'ün  ijesi  baydy;  eäl- 
ttuji  malla  getimedi.  Ijesi  geldi  mallanyn  er  ine ;  gnp"ny  däjende  malla  gopny  r» 
(  9aPy"y)  tttryb  desli:  w  istisrnl  Ijesi  dedi:  gazanymy  istirem.  (ierabda 
malla  de/li:  gazan  äldi.  Ijesi  de.di:  gazan -da  äli!  (iilni)  Malla  dedi:  dt rp nana 
(—  doymayyna)  ittanysan ,  ölmejne  (—  älmejine)  jtr/J 

Uniiia:  1   iehrre.  *  ikijiz.  1  baSyjyzy.  4  r.'iy'i  uder  tlü^ury, 

5   vö^t.  8  cekdi.  1  Die  Ix-rühmte  komi-scli«'  Figur  Meisters  N  as  red  diu, 

dem  die  Osmanen  diese  Anekdoto  zuschreiben,  ist  bei  den  tranisrhen  Türken  be- 
inerktnswerterweise  nicht  populär. 


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252  Foy  :  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkiachcn.  II. 

12.  Der  Brief  des  stotternden  Sohnes. 

(Tebriz.) 

Bir  arvadyn  oyly  yurbettb*  idi.  Oz  setametiyyynnan  nenesine  tefsüen  kayaz 
jazdy,  nenesi  kaazy  aparyb  bir  mirzaja  oyjuda.  Mirzanyn  diii  bir  az  ayyr  ol- 
dtt*/y  gehetine  kayazy  kes'de  kesile  o/ijanda  arvat  didi:  iükr  allahn!  mdi  bil- 
dim ,  bu  kaaz  oylumnan  dy,  cün  oylumyn  diii  bir  az  peltry  di. 

13.  Die  Baumwollendiebe. 

(Unnia.) 

I  Bir  seherde  bir  pambu%  ambary  oyurlandy.    Pambuy^  satanlar  padysaha 

ariz  oldylar.1  Padisah  fur  liege  teyessüs  eledi,  orjryny  tapmady.  Bir  etnir  erz 
etedi  ki:  »eg'er  ferman  olsun  oyrylary  ttitaram.»  Padsah  hökm  eledi,  emir  öz 
evine  gitdi  ve  Seherin   Indük  kicyyyny*  yonaylyy^  mahanasinen  istedi.  C-ün 

•>  hamme*  adamlar  §em  oldylar1  (jyyy&dylar)*  ve  rjleidiler1,  emir  o  meglise  gitdi 
ve  hamme*  adamlaryn  uz'üne  bayßy  ve  didi:  *Ne  haramzada  (bir")*,  biheja  ve 
ehmey^  adam  dylar"1  ki  pambuyy  oyurlijub  ve  pamlmyyn  'fjyrdaxy  seqyetterynda 
jer  elijib  ve  menim  meglisime  gelibler.H  Bi°  nice  nefer  hemttn  rer^tw  seqgellc- 
ryny  einen  temizlediler.11  Melum  oldyki  olar  cyry  dylar.li   Padiah  emirin  hikmr 

lo  tine  a/erin  ve  tehsin  eledi. 

14.  Mönch  Gazer  vor  der  Himmelstür. 

Kin  .Schwank. 
(Urmia.) 

l  Bir  nefer  adam  rar  idi.    Bir  gün  arratyna  didi:  Arvat,  ulayylz  ftazyr 

ele  ve  iki  dane  cayjyr  fuluyy  da  hazyr  ele,  yiday^  yenneti  zijaret  fjlay^x*(f) 
Beb-  er  ve.  arvat  ik'si-de  uJayali  minib  ve  jola  düidüler.1*  Javas  javas  gennet 
dervazesinin  janyna  jetisdiler.11    Kisi  dervazany  döjdi,  iceriden  bir  nefer  adam 

5  dedi:  kirn  sen  ve  ne  istlsen?  öembda  dedi:  men  keiii  Gazer  em ,  gelmLsem 
geiuuti  zijaret  elije.n;  as  yap'nyf  Gevabynda  didi:  gapny  atmam  (ahnarn) 
Her  ke.s  yennete  gele  bilme;  mey'er  mngeddes  ve  ein  in  adam.  h'esiA  sorusdy: 
.sen  kirn  .sent  ady  ne  di?  Dedi:  men  Musa-j-em.  KesiS  didi:  .sen  o  Musa 
dfjl 19  sen  ki  adamy  öldürüb  ve  derja  kenar'nyn  gumunda  gojladyn  *°?  G  ene 
lo  ycp  ny  döjdi.  Ibrahim  g'eldi  didi:  kirn  sen?  Gevabda:  ke&is  Gazer  em,  gap^ny 
ne!  Didi:  a&manam.  Gene  sorusdy:  nije?  Didi:  her  kes  denncte  gele  bilme:. 
Kesis  sorusdy:  sen  kirn  sen?   Gevabda:  men  Ibrahim  em.     Keiii  didi:  sen  o 


Tebriz:  1  oldyla.       *  iehrin  böjüj^ve  kicijini.       •  hammy.  4  jyyyidyla. 

6  tjleidiU.  4  vulgär  bU.           7  dyla.          8  grlible.          •  bir.  10  tw^. 

temislediU.        »  dyla.         >»  olayy.         "  eUjaX-         11  olayo.  »•  düidüU. 

"  jetiidile.  *  aimaram,  bilmerein.        19  dej  *en.        M  yujladyn. 


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Foy :  Azerbajganisdie  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sildtilrkischen.  II.  253 

Ibrahim  dejl1  sen  ki  Saraja  dedin  mm  im  bag"ym  dt/?  sen  de  g  ünahk 'ar  adam 
sen  bes  nije  gennete  g'elibsm?  Gene  gap^ny  döjdü    Lut  g  efdi.    Xulase  Lut -da 

w 

gap'ny  ahnady.  KeAii  soruidy:  Sen  kim  sen?  Gevabda:  men  Isiit  em.  KeMs  15 
didi:  sen  o  Lut  dejl  sen '  Art  yyzyjynan*  jatdyn?  Gene*  gap'ny  döjdi.  Pmdus 
g'eldi.  Ptmlus  da  gap'ny  aimady.  Kesis  yeber  aldy:  senin  ism  serifin  ne  di? 
Didi:  men  Potdus  em,  gapny  aia  bilmem*.  Didi:  o  Prmlus  dejl  sm  ki  aUahyn 
mayjugyne  ezijet  elerdin,  duzaya  salyryrdyn?  indi  mügeddes  nlub  ve  §ennrU 
g'elib-sm.  KeÜs  her  et  eledi,  mömkin  olmady,  Ibtdusda  gapny  aimady,  hie"  2<) 
e'tina  elemedi.  Gern  gap'ny  caldy.  Semun  g'eldi.  Semun  gapny  da  aimady. 
Kesii  soruidy:  sen  ne  k  ar  sen  ?  Gevalxla:  men  Semun  em.  Keüi  didi:  sen  o 
Semun  dejlsen  ki  äs  tiefe*  yurus  bannijannan  ireli  hezret-i-  Isany  inkarefedin 
(dandyn)?  Xulase  Semun -da  gapny  asmddy.  Ayjrilemride  hezret-i-Isa  özj 
geldi,  soruidy  ki:  sen  kim  sen?  ne  istism?  Keiii  didi:  men  kesii  Gazer  em, 
gelmisem  tfetmetin  temaiasyn  elijem.  Gevabda:  men  seni  tanymyram;  her  kes 
gennete  (hr/il  (da  bilmez.  Keiii  didi:  Diinjada  her  kesin  bir  e'ibi  ve  g'ünahy 
var,  sen  o  hezret-i-Isa  dejl1  sm  ki  sennen  ötür  Iiejtlahymda  on  iki  min  usay^ 
gyrgyna  g'eldi?  Xulase  yapy  aeylmady.  Keiii  ptjd»T]>ej  gapny  dijdi.  Birden 
ulayj*  hürkdi9.  Keüi  jire  düsdi,  eayj/r  tuluyy  jyrtyldi ,  Itörki  bir  ttrefe  düidi,  30 
baimayy  bir  tere/e.  Börkini  götürüb  ve  pußyjamla  10  dedi  ayj/r:  bu  zehn  mar 
bile  jer  di,  tmnan  ötür  (Jana)  coy,  adam  g  ebnes. 

15.  Der  Sündenfall. 

(Tebrix.) 

Behiide  perverdig  ar-i-alem  bir  ilan  jaratdy.    Xudavend-i-alem  her  gvr  I 
mivegvt  ve  sebzijat  ve  hejvanat  bu  behiide  jaradyb  ve  hezret-i-Ademm  öhdesine11 
iapsyrdy  In  here.tme  bir  ad  gojsun  ve  muyjar  eledi  ki  behiitin  hammy  '*  mivesinnen 
jesin  sevaj  bir  alma  ayagy  ki  behiitin  jeni  gennetin  ortasyndejdi.  Bujurdy: 
ang"ay^  munnan  jemijesiz.  Ademnen  Hewa  g  ünahsyz  jaranyldyla.x%   Öün  bu  ilan  5 
ki  ibaret  ossun 14  iejtannan  bilirdi  Ademnen  Hewa  g ünahsyz  dy,  Hewa  ynan 
danysdy,  didi  ki:  g'örg'inen  bu  alma  ne  g'öjcerjt™  di.    Eg  er  munnan  18  jisez  coy^ 
egylly  olursyz  ve  ölüm  g  örmijagayjtyz  re  jay  einen  jamanyn  tefavütini  annarsyz. 
Öün  arvat  beguvvet11  idi,  adama  ki  eri  ossun19  didi:  götü  ji!  (oder  götü  ve 
jig' inen  /) "  G  org  inen,  bu  alma  ne  geieng  di.  Adem  Hewanin  sözine  baydy  ve  io 
jedi.    Allah  g'ünde  bir  de/e  (bir  jol)  gelirdi  ve  Adem  ve  Hewa  ynan  sohltet 
elerdi.    Bu  g'ün  allah  g  elende  Adem  özini  gizletdi.   Allah  Ade7ni  cayyryb  ve  dedi: 
Adem!  harda  san?  Adem  tjevabda  didi  ki:  Perverdig'ar-a!  Cün  eylpayam,  o 
tfihete*0  vtannam*1,  huzure  g'elem.  Rebb  ul  alemin  bujurdy:  Joysa  alma  ayagynyn 
mivesinnen  ki  yedeyen  eledim  jemijesiz  jejipsiz  f  Adem  yag'aletlyyynnan**  bilmedi  15 


Tebrix:  1  dej  #en.  1  de}  sen.  *  gysuoynan.  *  dühare. 

•  ainuiram,  biltnerem       6  jot.       7  dej.       8  °'aX"        *  hür/di.        10  püßijemle. 

Urmia:  11  ühdesine.      18  hamme.      15  jaranyldylar.      14  olxun.  "  göjcek 

»«  bunnan.  »  zaxf.  »»  oUun.  >•  göti  ve  je!  »  gellte.  »'  utanyram. 
»  X«/al*tdyyynnan. 


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2f)4   Vox:  Azcrhajganisehe  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sfidtflrkisehen.  II. 

ne  desin.  Maluinasy  rar  ydy:  rün  Hevea  rerdi  almany  mene)  er  tfiliete  x  men -de 
jedim.  Allah  Herrn  je  dilti:  sate  kirn  dtdi  ki  ahnadan  jijesenf  Gevabda  Herrn 
drdi:  Han  meiw  didi,  ey'rr  bu  ahnadan  jijesiz,  agylly  rtlusyz*  Allah  bujtirdy: 
rün  ydeytn  ebdi/yym  ayaydan  jediz ,  o  yilute1  sen  lazim  erire*  Ha  et  elijesen 

an  rv  zihnutnen  ziirijet  jt'ni  uiay  doyasan  ve  jerde  zehmetiwn  jasijasan.  Itanium 
s>nin  zitrijetiiriinB  arasynda  dtihnonny/ '  yejayayarn.  Admit bujtirdy:  cün  tnenim 
siizime  baymadyn,  o  yiheter'  jir  iiztnde  zehmetiun  jasijasan  ,  iiniriinde  anniiriri' 
terimn  islijestii  vt>  tört Juri 'h  yazauasan.  Oil  sear  tik  an  e^yardayay  ,  rün  tor- 
jutydan  y  iitiirii/miisen,  t:  rpaya  diiniyay san.    Ilannan  senin  aranda  eluAmniny  y 

a.'i  ynjayayam  (oder  salayayam).  Hau  .tinin  ouladuryn9  yyrynnan  santfamla  o/ar-da 
innin  kellesi»  rzelh  ;  o  rary  yeberi  oly.  IIa  na  bujurdy:  ciin  bete  eledin ,  insan 
tel/esi  sali  y  ehrende  Ixtsury  "*  ezeya-y  ve  jerde  mil'un  sen.  Garntivynxx  iistünd» 
jerijesen  re  tnrpay  jijesen.  0  i)ihete 11  ilan  allahyn  lenetinde  di.  liu  yihrtr  13 
de  Allah  Adenau»  Hrvvany  yinmtden  ynudy,  c-Hje11  i-jartdy.     Allah  behtitm 

:;n  yapysywla  bir  izrait^  yy/yr  eliiub  yararul  yojdy  ki  brhiilden  yrhrrdar  os$un,x* 
Ademnen  Hrvvany  yijmasyii,  y  ene  belaste  yrjtsinnrS' 


16.  Selbstbiographie  Däüds. 

(Urmia.) 

t  Mm  tiryiime-i-halymy  size  bejan  e/ijeyayam.    Reyeb  et -mi'ireyyrli  ajynyn 

an  bi  rinde  mera/iy  (cl.  i.  müea/ii/)-i-tariy  -i-niisihije  sene-i-rnin  seky  iz  jiiz  atrnys 
seky  izde  Crmi  Aehrinde,  ki  tuabi- i-lran  olsnn,  G'idpireen  kenditu/e  anadan  dayut- 
dum.  Atamyn  ady  ?i  isän  dy,  ananiyn  Xerkis.  Seky  iz  jasynman  tnedrtseje yetma^y 

6  hailadym.  Eli/- Inj  kitabyny  iryumaya  bas/adyrn.  din  nun  me-sihi  em,  rrrsl 
itesrarti  dilmi  irytimaya  ellntte  meybnr  idim  basfijitn,  ciin  ana  dili  dir.  Gidid 
surjani  try  »dum  an  iki  jasa  kirnt» ,  on  iic  jaiymda  kühne  siirjani  ve  türki- 
i-azirbajyani  iryumaya  bas/adyrn  ta  on  ally  jasyma  kimin.  On  ally  jaAymda 
erehi  ve  iny/iz  Ameriqa  sahuldarynyn  niedres,  sinde  iürii  etedim    ta  ijirmi  tki 

>"  j<liyn,(l  kimin.  Hu  fnjnde  hekimhyy  ilmini  de  lit  muri  medreseitr  tehsil  iledim. 
Ijirmi  iki  jasymda  bizim  vili-i  hd  T'briz  Seherinnen  l'nni  .ieherim-  t'&rif  ajMirdy. 
Ibmun  rrifdnse-i-m,zkiirib  ki  veli-ehdyn  nunzury  oldy  ki  sujirdlerin  dersine 
trmasa  elenin  hemun  vey  t  da  piik  ar-y- Azirbajyan  ki  hiikmiran  •  y  -  Tebriz  olxttn, 
veli-ehdyn  de  sty  a  binde  ki  t>Ü  -  ehd  ynan  ye/iriii  di ,  ei'tn  benibni  eft-yj  Her  /run  nan 

lit  irel i  tanyrdy,  onun  teAriymen  veti- elide  tanyldym.  Xula.se  rnrva/iy- i -  hökm-i - 
luzri  t- i -vala  iki  sefha  farsi  re  iny/iz  yidrnetinrle  tr/udum.  Co  y  luzz  iledibr. 
(}  yt  lu  te  ijnrar  yojditlnr  ki  iki  il  Telwranda  daridJTimm  nu  dresesinde  tekrnil- 
t -farsi  re  inylisi  re  tebafiet  i/ijirn. 

Bari  Tt  herauf  yetdirn.     Tdlisile  mes-ptl  oldum. 

I'niiia:    1  yrlute.  *   olysyz.  *  yehete.  *   tri}*.  &  zurijttijin. 

ijrheti;  7   annyjyn.  9  ciireyijin.  9  otdadyjyn.  10  hahfjyn. 

11  ijamyjyn.  11  yehrte.  xi  yehete.  14  'hlty11*!!-  li  csrail.  "  olsun. 
17  yejt sinter. 


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Fov:  Azerha  jgnnische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Siidturkischen.  II.  255 

17.  Beschreibung  von  Urmia. 

(Urmia.) 

Urmi  &  fieri  böjük  fatter  dejl.    Beyedri  atmyi  min  tjrmi  eti  rar.     Kylebi  l 
<ferni 'et  musvlman  dy,  azy  mesilti  di.    Muxidman  yemi\ti  iki  fyrya  dy,  Hr/j/ 
»Ve  är/j  az  si'mni.    Mesihi-de  iki  fyrya  dy,  <fr/jy  nesrany,  azy  crmrui.  C<ry 
az  ynhud  da  rar.     Türki  dili  ki  azyrbajyan  ofsun ,  Hamme  mayjuy^  danyhjr, 
amma  mttsulmannar  nesrany  ja  ermeni  dili  danysa  bilmezier.    Nesranylar  re  5 
trmeniler  uxayjy/jlan  türki -de  damßyrlar. 

Xariye  millet -de  az  rar  Urmide  f  antjay^  jeny'i  dünja  inylis  ve  franse 
kesiileri  var  ki  mesihi  millet  ine  trrbije  virmaya  or  da  dyla. 

Urminin  mehellinde  Kürd  kendleri  rar.  Hammesi  ehl-i  -  tesenniin  di  rr 
Kürd  dili  danysyrlar.  Genii  cadyrnihin  dir.  Dayda  Hty^  dararfary  rar.  Darar  l»> 
sütimnen  re  yajmayynnan  sehere  satma~/a  yttirirler.  Dayda  etr/j  at  ytlebliri  de 
rar.  C^/y,  at  alys  reriii  riefler.  Davar  jününnen  pe.stek  trr/uffar  re  ktee  börk 
o/stm  yajryllar.  Gordb-da  jünnen  ttr/ullar.  Bazara  yetirib  satarlar.  ('ob 
fl!/r/Jna%t  kw<*"  sojma%>  davar  sojmay^  at  inek  öküz  yatyr  yelebi  yetirmay^ve 
yetfe  er  yünniiz  isleri  oyttrluy,  dy.  Iilemaya  htv  mejfleri  jirydy.  Aralarynda 
<•///,  ejb  di.  Ey'er  bir  adam  oyurluy^  elemese  re  efije  bdrne.se,  mein  met  elir/er, 
rlijerler:  sen  adam  dejl-sen.  Dijerbr:  -her  kirn  ki  Hilde  re  (r/trrfuytta  re 
devada  ölst,  o  coy^  merd  adam  dy.»  Her  kirn  ki  je"  rinde  nay  oh  of  ab  ve  jatsa, 
ölende  dijerfer:  *o  behüte  yt}tmez,  cün  decada  oyurtuyda  ölmejib  di.  Meysus 
mesihi/eri  sojmay  ve  öldürtnay^  olara  fn"  di ,  ehsen  dir  re  sevabifyr. 

Bezisi  asire  diler.  Her  kes  özine  bir  baj  dy.  Her  kesin  bir  aty,  nizrsi 
ve  yy/yyy  re  tüfenyi  hide  var,  mehez  oyurluy^  yehetine. 

l'rmi  iehrine  jayjyn  bir  kieik  dtrja  rar.  Iki  sahnt  aljoty  ielurden  uzay^ 
dyr.  Bu  derja  on  iki  böjük  rajdan  yajrylyb.  Derjada  coy  duz  rar.  0  ythete 
sujy  itoneli  dejl.  öemi  Urmi  yalyjf  derjada n  duz  y'f  tirilier.  Ihr  kes  nzad  dyr 
müfte  y'ttsin  duz  y'etirsin.  Mefasyl  [ieün\  derjanyn  vor  sujynin  ieinde  eimmay 
coy^  meslehet  dir.  G  öz  ayrysy  iöun-de,  bezi  nurez-i-yild  ieun-de  jayfy-dy. 
Kicik  y'emilerimiz  rar,  ustündeki  küreknen  re  jelkennen  stint  II  er.  Jemefi  yus 
derja  kenarynda  err/^  yonar,  tele  inen  tutalfar.  Ilde  bir  de  fr  temmuz  ajynyn 
Heinde  bu  derjanyn  bir  hennadyry  (sanadyry)  rar.  Seiter  tezdeu  ynblb-r  ayhama  :;n 
kimin  derjada  öi melier  kiMler  bir  terefde  disiler  (arvatlar)  bir  ten f de.1 

18.  Eingeladen  bei  einer  Studentenfeierliehkeit  in  Berlin. 

(Tebriz.) 

Min  dtxpjuz  jüz  üh  tar\e~/jj  bir  yys  y  eyesi  Berlin  srhrindr  dar yl/Tt nun  trieb»  b-ri  I 
terefinnen  bir  tea  ty  nie  ki  adynn  AI  many  ■  Neues  Opernhaus'   dijette ,  deett  t>l- 
myidym,  bele  ki  frenyistande  bele  yemi'etfere  siah  mahut  paltar  ve  ay  desmal- 

1  Die  Notiz  fiber  diesen  für  heilkräftig  geltenden  See,  zu  dem  einmal  im 
Jahre,  am  3.  Juli,  eine  allgemeine  Wanderung  stattfindet,  erinnert  an  die  evan- 
gelische KoXup^Jpa  (Luther:  -Teich.)  Bi)9«r?a  Kv.Joh.5,2  und  iiXuäu  Ev.Joh.9,7. 


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256  Fov:  Aierbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  11. 

gerflennen  gittnay^  deb  di  (resitn  di) ,  bende'de  kam  cayy  menzile  g  edib  ser  suretimi 
r»  judum f  pa/talarymy  evez  eledim,  väy^-de  feng  idi ,  ayzyma  bir  iki  tike  core-'/ 
aldym,  tez  vayrma  öziimi  attlym,  nna  bir  rub  galanda  mehell-i-decete  jrtUdtm. 
Kiilahymy  paltwymy  cyyaryb  ay  desket  inen  iceri  dayjl  eledle.  Bize  jtr  git- 
sterib  ejleiditn.  Etraf  dourymda  ejleictiler-nen  airuily-^  elemaya  bailadym.  Bit 
janymda  sahybmensebler ,  bir  janymda  alimlrr  ejbimis  idile.    Armdlaryn  mi»Mjy"y 

in  üstr  idi.  Amtna  btzi  kittilerde  olnrnan  Itafwm  ejlr.imiü  id^le,  tnuzyaancylarda 
arvfullaryn  xeffinde.  B&zi  meruf  Sr/sler  niiOj  eledlf >,  ki  bezi  sfizler  c<r/ 
yerib  ve  btmüna&yb  idi1.  Arada  bir  httzear  ve  sajirdier  ve  muziyancylar 
terennütn  ve  teyenni  e^ledle  ki  liegigcten  g  örmaya  ve  eiitrnaya  sajestr  idi.  Xula*a 
ab -i-()rm  irird^le.    Sajirdlerdwi  biri  gyjam  efadi.    Ilüzzardan  bezi  müteber  ve 

15  meruf  keslerin  zi/r  elijib  erz  -  i f-  tehkkiir  elirdi.  Bit  mijanda  fagirin-de  ismin 
jad  eledle.  l'arib  bir  adet  gnrdüm  ki  onnan  t'tr/^  yjtfotm  geldi ,  ki  a -da  hrr 
kesin-ki  ismin  zi/r  elijirdle  ,  gylyslaryn  jere  vururd'la.  Daha  bir  yarib  zad 
gördiim.  0  kesi-ki  nütkün  elijib  gutardy,  sajirdlerin  re'isi  mehell-i  meyfttsinnen 
ajaya  dumb  nntg  tlijene  bejan-i-teirkkiir  tv  selamet/yyyna  hammy  birdenal/-i- 

20  guulary  bafforyna  tikirdle  j&ni  bir  ne/esde  hammysyn  icinVle  ve  gilaslary  cllerhule 
hitxtlt  mizlerin  üstiine  vttntrd'la  ve  mbir,  iki,  ii-i*  dijende  ietf  inen  mizin  üstünr 
telyrdyla.    Bizim  gilaslar  oisa  m  basy  galy  ne  dibi. 


1\ 

Geschichte  von  der  alten  Frau  und  ihrer  Katze. 

LazaiefT  (Moskau  180«)),  Seite  Vi,  nach  persischer  Vorlage.* 

ciX-j\  1}*<J*  j  j  &jjj\  ^TjU*  o> 

jX&»~         j  ^         3  J!  ^  >  y  * 

•Ax-jl  c^jI^jj  £ijjS^ J  V »it*b  \V>3 

1  I)«t  (icwährhiiiaiin  inritit.  Keden  ül»e  Politik,  die  nach  seinem  Gefühl  lui 
einer  solchen  Studentcnfeierlichkeit  nicht  vorkommen  sollten. 

8  Die  Schreib-  und  Druckfehler  des  Originals  sind  stillschweigend  verbessert 
worden,  aber  nicht  die  Orthographie  und  die  Inkonsequenzen  der  Schreibungen. 


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For:  Azerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südturkischen.  IL  257 

->  r^r.  &      j.  o^J^jy:  jUt 

0-c:\  dl^S  ^  j^J^  il^'^u  y  ä  j  jjjjl  ^  £Jy: 

^~  C  j±*-Ji~>  y  £j  &ySyi  f^if  *\j  J  iSjf- 

>ifo<£*i y~  dUU^l        o»y  ^  £jc-\  .a*>  ^  fj\ 

APltTjJi.b         jU  .31»"  y  l/'.JC-.^  ^.op>  ^> 
^<J\j  j-cÖl  cxLJ  <ijOT  o3_j^ 

jJ^i  i£*jy*  ^-^y  ls  v^Lä^jIj  CA>L^jl  ^-jjl  '5^— \iU>*l  v^aIj 


1   So  lese  ich  statt  des  sinnlosen  <-L,^P  und  nehme  an,  daß  nach  Hein  be- 

kannten  Prinxipe  der  azerbajcWlianiscIien  Metathese  filr  osm.  qalbur  ein  garhyl 
gesagt  werden  kann. 

1  Gebraucht  man  wirklich  ^U*l  anstatt  JU'1? 

Mitt  d.  S«a.  f.  Orient  Sprühen    1904.  II.  Abt  17 


258  For:  Azerbajganischc  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtflrkischen.  II. 

y  ^  c£  H  vT.  «£a^*M  •U.jL  ^aI  JL-UL.^^ 
(korr.  <>-*\)         \  ^  JaV  j  51» 

juiYj»  *fi  51»  ivt AA.it  Jw±>  j,  >^j\  cu-  ^Tj\ 

<>.>  -S"fJ^  V  fjOj5  jAJliT  _j»  -£aJ   ;J  «J^J» 

2*. 

Anfang  einer  Teufel-  und  Menschenkomödie  von  der  Erfindung 

des  Schnapses. 

E/vvrlimgi  serälrty. 

(Übersetzer :  Sultan  Megid  Tan!  Zäde.  Baku,  den  31.  Mai  1895  =  18.  Dil-higgc  1312.) 

Das  Titelblatt  des  mir  vorliegenden  Druckes  fehlt.    Aber  über  der 
Vorrede  (Muqaddeme)  stehen  die  Verse 

-Wer  vor  undenklichen  Zeiten  den  Schnaps  erfunden  hat» 
-Will  ich  euch  sagen.    Denkt  daran! 

Auf  die  Vorrede  S.  1 — VII  folgt  auf  unpaginierter  Seite  der  Titel 

»Komödie.  —  Der  erste  Schankw  irt.1  —  Werk  Leo  Tolstois.« 
Ich  habe  mich  vergeblich  bemüht,  das  Original  dieser  Komödie  in 
den  Sammlungen  Tolstoischer  Werke  zu  finden;  es  braucht  aber  trotzdem 
keine  Mystißkation  von  Seiten  des  Herausgebers  des  azerbajdschanischen 


1  Sera hry  bedeutet  eigentlich  •  Weinwirt  « ,  da  es  sich  aber  in  der  ganzen 

Komödie  nur  um  handelt,  so  ist  klar,  dal*  ierabiy  notwendigerweise  auch  die 

weitere  Bedeutung  -Schankwirt-  haben  muß.    Man  bedenke,  daß  der 
dem  Muhaimncdaticr  verboten  und  der  Weinwirt  verpönt  ist. 


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For :  Axerbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkiachcn.  II.  259 

Textes  vorzuliegen,  denn  Tolstois  Werke  sind  ja  so  zahlreich  und  ver- 
streut. Der  Ausdruck  des  azcrbnjdschanischeu  Textes  hat  gar  nichts  (ie- 
•/.wungenes,  sondern  ist  köstlich  frisch  und  natürlich  und  deshalb  für  uns 
hervorragend  instruktiv. 

Auf  das  .Personetiver/.eichnis-,  genannt  ^jJl^  J>1  j\  j\,  folgt  dann: 

f-*yf  ^If      j.       J*y\  ^       !f^.j**l  j-**Jsjy„ 

.  jj-jü  ^     £t  y  4"f-b^  v>^T         p JT . . . 

.(^1  <J  I  l£*  *  j  fll*  *  jjjy&y  j-CuJb  <j£»2j^  J  J-^)    *  *ü\  l» 

•  •  •  uj^  «y.  (j-^vl       jjj^" ^)        Ohr^  Jy  1 

•  •  •  o*\jy.  ^jj*:  ^r»  •  •  •  u-> 

!  ^  •  •  .  ^  ^  (Vr         Jjj)  _  jr-cf 

1   Gemeint  ist  offenbar  jwrsUrli 

Jr.  -  >  Wohl  falsch  für  cT  ^15. 

17» 


260  Foy  :  Azerhajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  SüdtQrkischen.  IL 

3\ 

Anfang  der  Komödie:  Eweli  henek',  a%iri  dejenek'  «Zuerst 

Causerie,  dann  der  Stock«. 

(Verfasser:    Mlrza  'Abdu1-;)(aliq  Ä^öndoff.     Baku,   Druckerei  und  Buchhandlung 

-Arhondoff-  1319  =  UHU  n.  Chr.) 

Von  den  hier  aufgeführten  zahlreichen  Personen  interessieren  für  das 
Verständnis  der  folgenden  Textprohe  nur: 

•  Xx^l       i^r*^\  yiÜ-  \ j\i  —  jLj  jrU 

oy^  «?f  -*r±     ^  -  ^ 

1  Dies  ist  offenhar  das  arahische  -Gaumen-,  alao,  wenn  man  es  nicht 

als  völlig  turkisiert  ansehen  will,  richtiger  mit  ^  zu  schreihen.     Hr.  M.  Hasan 

kennt  das  Wort  in  der  hier  vorliegenden  Bedeutung  nicht,  doch  wird  es  von  Hrn. 
Bai  Hasan  O^lu  filr  Kilis  bestätigt. 

2  Graphisch  sehr  merkwürdig  ist  es.  daß  die  Hemze  auch  vor  J  -und-  ge- 
setzt ist. 

3  Vgl.  was  in  AI  »schnitt  C  (Schmidts  Liste)  zu  gtye  börki  bemerkt  ist. 


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Fov :  Azerbaj£ani»rhe  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtörkischpn.  II.  261 


4±—+*K         jla^jj  JLV,\  •JL^yj  jyLj  J^W 

(j^b       vyib  J}i) 

^  •■»IjjI  &  t£->M  »*\jyt  jf*:  vr- 

j  .  •  .  jdjl         iiL^  »jI^        ^j»  U  •  •  •  ^jjJLi^»  ^-jjj 

*Ojl  ^3j1  *j>-        jjj  ^  j>-^b 

<Sj}  J.  t  4jVfV  fjJjjT  .A'Vb  .of\i       f ^JCo  <jf  c~~\j 

^j>r  *->J*\  i»U^l  jbj^fc'u.  •j.JLlf*w-\j  .joU.  jIj  JT 

*  *  •  *  •  » 

rLlcy  JU  \jy  jjT x  c^^J  *V  ^Tr^l  30 


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202  Fov:  Awrhajfrmische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  SfldtÜrkiacheu.  U. 

{jA*Jijß  oy>.J)  J**k        *>f  ^  t-  Ö 

OA)  ^3  drw 

jj>       J.  z  3^T«         ^       -tf  ^r11  ^         V  «> 

»   Der  'lVxt  hat  laUchlich:  j». 


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For:  Aterbajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Stidtürkiachcn.  II.  263 


4\ 

Aus  dem  Täriy^i-muqaddes  (Tiflis  1899). 

a)  Geschichte  von  Kain  und  Abel. 

•^^JK  3^  j»        j    -tf-M  jbM  J-V  J 

iJjlllc  Cy^  Jl  IC      odLil  -u*  j.  j~* 

b)  Die  sogenannte  Flucht  M  uhammeds. 
tip**  l] >JL- 

^jfjl*  Jr*ry\   .«.If        f}M  ^  ^Lu».jy  ,A"C5" 

O^"  H  >'  5?  j-»^5  ^  O.-^J  v^i—  ^  V^J't^"  ^ 

^-f1^  jVjl  «^A»*  j\  J*-^*    -  Oy^)  ^j3?*  \*~LJ^  ^t^jb 


264  Foy  :  Azerhajganische  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Südtürkischen.  II. 

•^y)       y)  j        jji  J^-j  «i» /-•>■  j£ r~* 

i/»  <y  ^  •  j-^x  •  jJ^t&j  3  •  j^»  <-j _^5" 
ts-^T^  J?**J3*  \  JT*T*    •jk-^J»  J^bjl  J  j-^x  «j-^*  ••»bjt 

*  ->  «i-^  **f       J-Hr.  'Jbx  ->.^^ 

2ü  J>-J  ö /-^    •  JMjl  J»"b  *^rr-  J^^T  0^*  ö^±\ 

o<s~bi  Jj^"  Jr"^  *^->y. 

5\ 

Aus  Amirchanianz'  Obersetzung  des  Alten  Testaments 

(Leipzig  1891). 

I.  Mo  six  4,  1  ff. 

i  tS**s*       yj^l  j  Jjy-  jj\  p\  j  > 

j^tt  «j^-»  j-*-*M  j  j  t    i£*\  •  Jv>j-  JX>* 

Jjl  j-^ XJ5       °  J;^»  j  t    <S*J*f      +.J  ü-^r^  oj 

^  jv,\i  j  >i  Olji  o-ji  j  o-tt  Q  •  Jü 

Ar*,  Ö 


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For:  Aierbajganiache  Studien  mit  einer  Charakteristik  d.  Sndtürkischen.  II.  265 

fl  Jäl*  j*±\*J  j*       tjS?  vibby  jL,  JL> 

b)  l.Mosis  8,20ff. 

c)  l.Mosis  18. 
^T-Li-l  ^yj&  iS*J'lf  J  *  J*JyJ>\ 

OjDUt-l  jjjl  jjjW  ^jjy  3  J*->3J3*  rjI 

•  ■»Jjt  T*^3^        oi*-^  <^"-^  ö-*".*  jj^ 

0aL\  fLl  jjA.^  ä*-:  JLaj 

1   Richtig  arerb.  pj  . 


(Unmittelbare  Furtsetzung  im  nächsten  Bande.) 


266 


Neuarabische  Gedichte  aus  dem  Iräq. 

m. 

Von  Bruno  Meissner 
(mit  Beitragen  von  Littmann,  Völlers  und  Weissbach). 


Die  von  mir  in  diesen  Mitteilungen  V,  77 — 131  und  VI,  57—125  veröffent- 
lichten Gedichte  habe  ich  ebenso  wie  die  neuarabischen  Sprichwörter  und 
Rätsel  (Mitt.  IV,  137—174)  und  die  neuarabtschen  Geschichten  (BA.  V,  Iff.) 
während  meines  Aufenthalts  auf  den  Ruinen  von  Babylon  (vom  22.  März 
1899  bis  13.  April  1900)  gesammelt.  Meine  Gewährsmänner  waren  Jusif 
Nelson  und  Resid  ecCali",  über  die  man  die  Notizen  in  diesen  Mittei- 
lungen IV,  137  vergleiche.  Von  dem  ersten  stammen  her:  die  vier  Strophen 
der  Redde  Nr.  3;  von  den  A Üben  Nr.  1 — 16;  von  den  Lamis  Nr.  I — 9. 
Alles  übrige  verdanke  ich  Reschid.  Jedoch  ist  zu  bemerken,  daß  ich  auch 
die  von  Nelson  überlieferten  Gedichte  mit  Reschid  alle  noch  mehrmals  durch- 
gegangen bin  und  sie  in  der  von  ihm  emendierten  Gestalt  veröffentlicht 
habe,  da  sie  sich  sehr  häufig  in  großer  Verwirrung  befanden.  Überhaupt 
sind  Städter  meist  keine  guten  Erklärer  von  Gedichten. 

Den  arabischen  Text  habe  ich  mit  allen  Fehlern  so  abgedruckt,  wie 
er  mir  aufgeschrieben  wurde.  Bei  der  Umschrift  habe  ich  die  Lieder  so 
gegeben,  wie  sie  mir  mündlich  vorgesprochen  wurden.  Beim  Singen  re- 
präsentieren sie  sich  vielfach  ganz  anders  (z.B.  durch  Zusammenziehen  zweier 
Silben  oder  Trennung  einer  einzigen  in  zwei,  durch  Zusatzvokale  usw.), 
so  daß  auf  diese  Weise  eine  ganze  Anzahl  von  Verstoßen  gegen  das  Metrum 
vermieden  werden.  Alle  Schäden  zu  heilen  ist  aber  trotz  der  metrischen 
Biegsamkeit  der  neuarabischen  Dialekte  nicht  möglich;  es  bleiben  immer 
eine  große  Anzahl  Stellen  übrig,  die  sich  dem  metrischen  Schema  nicht 
fügen.  Man  müßte  nun  annehmen,  entweder  daß  hier  eine  falsche  Über- 
lieferung vorliege,  oder  daß  den  modernen  Arabern  der  strenge  Sinn  für 
Metrik  abhanden  gekommen  ist.  Es  scheint  fast,  als  ob  die  zweite  Mög- 
lichkeit die  zutreffende  sei.  Wenigstens  berichtet  mir  Hr.  Dr.  Weissbach, 
daß  Reschid,  als  er  den  ersten  Teil  meiner  Gedichte  mit  ihm  noch  einmal 
durchging,  von  keiner  metrischen  Veränderung  etwas  wissen  wollte.  Deshalb 
halte  ich  es  auch  für  gefährlich,  in  solchen  Fällen  den  Text  emendieren 
zu  wollen.  Die  Dichtungsart  war  und  ist  gewiß  immer  quantitierend ;  in- 
des ist  in  der  modernen  Poesie  eine  solche  Verwilderung  (s.  Sachau,  Ara- 
bische Volkslieder  aus  Mesopotamien  S.  5)  eingerissen ,  daß  dieses  Prinzip 


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Mkissmr:  Neuarabische  Gedichte  aus  dem  Iraq.  III. 


267 


vielfach  durchbrochen  wird.  Allerdings  haben  sich  die  meisten  Rawis  ein 
gutes  metrisches  Gefühl  bewahrt. 

Das  Gedicht  der  Überschrift  ist  wohl  literarisch  beeinflußt.  Es  wird 
häufig  als  Motto  au  den  Anfang  von  Gedichtsammlungen  gesetzt. 

Die  Murabbas  sind  Vierzeiler,  welchen  als  •  Kopf-  (rds  eifadt)  ein  Zwei- 
zeiler vorangeht,  dessen  beide  Hälften  sich  reimen.  Von  den  Vierzeilern 
reimt  1,  2,  3,  wahrend  4  immer  denselben  Reim  wie  der  Kopf  hat  Es 
gilt  als  schon,  daß  das  letzte  oder  die  beiden  letzten  Worte  von  4  die  neue 
Strophe  wieder  beginnen.  Auf  diese  Weise  wird  es  dem  Rawi  auch  er- 
leichtert, die  Reihenfolge  der  Strophen  zu  behalten.  Beim  Singen  beginnt 
man  mit  dem  Kopf,  es  folgt  Strophe  1,  dann  wird  der  Kopf  wiederholt, 
es  folgt  Strophe  2,  und  so  geht  es  weiter  in  der  Art,  daß  zwischen  jeder 
Strophe  der  Kopf  von  neuem  rezitiert  wird.  Das  Metrum  scheint  eine  Art 
Basit  zu  sein  nach  dem  Schema 


Nicht  in  dieses  Schema  fugen  sich  die  Lieder  der  Mekkije  und  der 
Tinne.  Sie  haben  zwar  auch  einen  Kopf,  beobachten  aber  nicht  die  Regel, 
daß  das  letzte  Wort  der  Strophe  am  Anfange  der  nächsten  wieder  aufzunehmen 
ist,  und  auch  das  Metrum  1st  verschieden.  Es  ist  recht  verdorben  bei  den 
Liedern  der  Mekkije,  etwas  besser  bei  den  Tirme- Liedern.  Vielleicht  ist 
als  Schema  für  die  beiden 

—   I-- 

anzusetzen. 

Die  Redde  besteht  aus  dem  Kopfe,  der  meist  ein  Zweizeiler  ist,  dann 
folgen  Vierzeiler.  Von  ihnen  reimt  1,  2,  3,  der  vierte  Vers  scheint  allein 
zu  stehen,  sich  auch  nicht  auf  den  Kopf  reimen  zu  müssen.  Indes  habe 
ich  in  bezug  auf  diesen  Punkt  meine  Bedenken.  Vielleicht  ist  die  erste  Redde 
in  Unordnung  derart,  daß  hier  verschiedene  auf  r  und  t  reimende  Verse 
durcheinander  gewürfelt  wären.  In  der  zweiten  Redde*,  die  übrigens  einen 
sonderbaren,  vierteiligen  Kopf  hat,  reimt  Vers  4  immer  auf  die  Schlußzeile 
des  Kopfes.  Die  Gediehtart  soll  ihren  Namen  davon  haben,  daß  jemand 
mit  dem  Kopf  beginnt,  dann  antwortet  ein  anderer,  der  erste  erwidert 
(jeridd)  darauf  usw.   Das  Metrum  ist  ein  verkürztes  Re&ez  nach  dem  Schema 

 I  

Die  unter  Redde  Nr.  3  mitgeteilten  Strophen,  die  mir  J.  Nelson  zi- 
tierte, haben  keinen  eigentlichen  Zusammenhang  untereinander.  Das  Metrum 
ist  ganz  verdorben. 

Beim  Gaful  wird  der  einleitende  Vers  vom  Sanger  vorgesungen,  darauf 
die  folgenden  Strophen,  während  nach  jeder  die  Korona  den  Kopf  als  Re- 
frain wiederholt  und  den  Takt  durch  Stampfen  und  Klatschen  (iigfuhin) 
angibt.    Das  Metrum  ist  eine  Art  Mutadärik  mit  acht  langen  Silben 


1  Bei  den  metrischen  Kragen  hatte  ich  mich  der  Unterstützung  des  gelehrten 
Dr.  Kkbn  zu  erfreuen. 

2  Dieses  ist  das  einzige  Gedicht  meiner  Sammlung,  dessen  Melodie  ich  be- 
halten habe. 


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2(J8 


Meissner:  Neuarahisehe  Gedichte  aus  dem  Iraq.  III. 


ahnlich  wie  bei  den  von  Sachau,  a.  a.  O.  5  angeführten  Liedern  aus  Ägypten 
und  Syrien. 

Das  Na'il  hat  nach  Rescind  seinen  Namen  von  einem  Manne  namens 
Na'il.  Es  sollen  meist  Gedichte  Verliebter  sein.  Es  besteht  aus  zwei 
Basitversen. 

Die  Na'awes  werden  meist  von  Mollas  um  das  Aschurafest  herum  mit 
näselnder  Melodie  rezitiert.  Sie  enthalten  Klagelieder  um  Ali  und  seine  Fa- 
milie. Die  schiitischen  Helden  werden  gewöhnlich  seihst  redend  eingeführt, 
so  daß  man  den  Eindruck  bekommt,  hier  Anfange  des  Dramas  vor  sich  zu 
haben.1  Das  Metrum  ist  uberall  so  in  Unordnung,  daß  ich  kein  Schema 
aufstellen  kann. 

Bei  der  Qaside,  die  hesonders  von  den  Beduinen  gepflegt  wird,  be- 
steht der  Vers  aus  zwei  Halbversen,  deren  jeder  besonders  reimt.  Die  An- 
zahl der  Verse  ist  unbeschränkt.  Das  Versmaß  1st  bei  den  Nummern  1 ,  2,  4 
das  neue  Tawil  (-  -  «  -  j  —  — ),  in  dem  nach  Socin  (Diwan  aus 

Zentralarabien  III,  .r)8ff.)  auch  die  meisten  der  von  ihm  gesammelten  Qa- 
siden  gedichtet  sind.  Dagegen  ist  in  Nr.  3,  die  auch  mitten  im  Texte  ab- 
bricht, das  Metrum  sehr  verdorben.  Das  alphabetische  Liebesgedicht  des 
Megnun  ist  keine  eigentliche  Qaside.  Es  sieht  mir  nach  einem  literarischen 
Produkt  aus,  in  das  sich  auch  allerlei  klassische  Formen  verirrt  haben.  Das 
Metrum,  das  vielleicht  ursprunglich  Basit  war,  ist  meist  kaum  noch  zu 
erkennen. 

Die  von  mir  Zeheri  genannte  Gedichtart  ist  ein  alter  Bekannter,  das 
Mauwal.  Dieser  Name  ist  auch  im  Iraq  bekannt,  aber  Reschid  erklärte 
merkwürdigerweise  diese  letzte  Bezeichnung  als  »meidanisch«  d.h.  unvornehm'. 
während  man  in  gebildeten  Kreisen  Zeheri  sage.    Diesen  Namen  leitete  er 

von  einem  Stamme  (e)  Zht\i)r  (j+  'j)  f<\u)g  min  Bahldd  br'(i)n  Tekril  u  Mt(»).*ul 
ab.  Die  hier  gegebenen  Mauwals  sind  die  sogenannten  Bagdader,  sieben  - 
zeiligen,  bei  denen  1,  2,  3,  7  und  4,  5,  6*  reimen.  Nur  bei  Nr.  I  hat  das 
ganze  Gedicht  denselben  Reim.  Es  gilt  als  besonders  schön,  wenn  die 
gleichlautenden  Reimworte  einen  verschiedenen  Sinn  haben.  Um  nun  eine 
möglichst  große  Anzahl  gleichlautender  Wörter  zu  erhallen,  wird  die  Form 
des  Wortes  häufig  willkürlich  verändert.  Dieselbe  Erscheinung  findet  man 
auch  bei  der  Atabe  und  beim  Laini.  Für  die  metrische  Form  vgl.  Gies, 
Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  sieben  neuer  Arabischer  Versarten,  38 ff,  sowie 
Sachau,  a.  a.  O.  44  und  die  dort  angeführten  Schriften. 

Die  Atabe  ist  der  bekannte  Vierzeiler,  über  den  Sachau,  a.  a.  0. 17  ff.  ge- 
handelt hat.  Seine  Erklärung  als  -Vorwurf-  bestätigt  auch  Reschid,  der  das 
Wort  als  haft  ramu}  iaia  iaddue  lala  Jar(e)g  min  ehnahbüba  iala^lmo{u)t  usw. 
erklärt.  Es  reimt  in  ihr  Vers  1,  2,  3,  während  der  vierte  auf  b  ausgeben 
muß.  Wenn  das  Schlußwort  nicht  auf  b  endigt,  wird  ihm  ein  unmotiviertes 


'  Vgl.  Erdmanns  in  ZA.  IX,  280  ff. 
*  Vgl.  diese  Mitt.  IV,  151. 


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Meisshkr:  Neuarabisch«  Gedichte  aus  dem  Iraq.  III. 


2G<) 


b  hinzugefügt.  Das  Metrum  scheint  eine  Art  Wafir  zu  sein,  meist  nach  dem 
Schema 

u--.|u---|u--. 

Die  ersten  16  Ataben,  welche  von  J.  Nelson  herstammen,  nennt  Reschid 
masldyit.  Sie  werden  in  Bagdad  ineist  von  Christen  beim  Trinken  ge- 
sungen. 

Die  Lauii  genannte  Gedichtgattung  stimmt  vollkommen  mit  der  Ata  be 
Q berein;  nur  gilt  als  Charakteristikum,  daß  der  letzte  Vers  anstatt  auf  b 
auf  j  ausgeht.1  Der  Name  soll  von  dem  großen  Stamme  der  Beni  Lam 
herrühren,  die  zwischen  Kut  und  der  persischen  Grenze  wohnen.  Von  den 
neun  ersten  Lamis  gilt  auch  das  über  Ata  be  Nr.  1  — 16  Bemerkte. 

Die  Hossen  sind  Kriegs-  und  Arbeitergesange,  die  gewöhnlich  von 
einer  ganzen  Anzahl  von  Menschen  gesungen  werden.  Dieselbe  Hosse  wird 
dann  sehr  lange  immer  wiederholt.  Ein  für  alle  Hossen  passendes  Schema 
gibt  es  nicht. 

Die  Horabs  werden  vielfach  beim  Reiten  oder  Viehtreiben  gesungen. 
Wie  mich  Hr.  Dr.  Weissbach  belehrt,  besteht  ein  Horah  immer  aus  vier 
Halbversen,  so  daß  die  ersten  vier  Nummern  von  mir  nur  halbe  Horabs 
wären.    Das  Metrum  ist  ein  verkürztes  Regez. 

Diesen  kurzen  Bemerkungen  über  die  Formen  der  von  mir  veröffent- 
lichten Gedichte  möchte  ich  eine  Reihe  von  Verbcsserungen  anschließen, 
die  ich  fast  ausschließlich  den  HH.  Littmann,  Völlers  und  Weissbach 
verdanke.  Littmann  sandte  mir  zu  der  ersten  Hälfte  der  Lieder  einige 
wertvolle  Bemerkungen.  Völlers  hat  sich  der  großen  Mühe  nicht  ver- 
drießen lassen,  die  ganze  Sammlung  durchzustudieren,  und  hat  dann  aus 
seiner  tiefen  Kenntnis  der  neuarabischen  Dialekte  reiche  Beiträge  zur  Er- 
klärung der  Lieder  gestiftet.  Weissbach  endlich ,  der  nach  mir  auf  den 
Ruinen  Babylons  weilte,  hat  die  erste  Hälfte  der  Lieder  mit  Reschid  an 
Ort  und  Stelle  noch  einmal  durchgenommen  und  mir  die  Ergebnisse  seiner 
Studien  mitgeteilt.  Aber  auch  zu  dem  zweiten  Teile  hat  er  aus  seinen 
umfangreichen  Sammlungen  noch  allerlei  Nachträge  geliefert,  die  häufig 
Fragen  lösen,  denen  ich  noch  ratlos  gegenüberstand.  Allen  Herren  danke 
ich  für  ihre  große  Mühe  aufs  beste.  Bei  den  folgenden  Notizen  habe  ich 
das  geistige  Eigentum  der  Herren  zu  wahren  gesucht,  indem  ich  ihre  Bei- 
trage mit  L.  (Littmann),  V.  (Völlers)  und  W.  (Weissbach)  signiert  habe. 

S.  90  Nr.  1.  Die  dritte  Person  Sing.  fem.  ist  in  diesem  Gedichte  wohl 
ausnahmslos  als  zweite  Person  Sing.  masc.  (selbstverständlich  für  das  Fe- 
mininum stehend)  aufzufassen,  also  z.B.  Z.  3:  Einen  andern  als  mich  liebst 
du;  warum,  du  Nichtsnutz?  W. 

S.  90  Z.  16.  rtbhdn  korrigierte  Reschid  auf  meinen  Vorhalt  in  Ijasrdn, 
also:  Verlust  hat  jeder,  der  sich  um  eure  Liebe  abmüht.  W. 

S.  «J2  Z.  7.  jftih.  für  iitih  L. 

S.  92  Z.  10  und  Anm.  9.  ndyt  ist  Partizip  von  1,  wie  auch  mW(/)f 
S.  96  Z.  5  natürlich  I  ist.  W. 


1  Eine  Ausnahme  ist  Nr.  4. 


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270  Meissner:  Neuarabische  Gedichte  aus  dem  Iraq.  Hl. 

S.  92  Z.  14.  ambhak  für  ambhak  —  §ebah  ist  auch  in  der  Prosa  im 
dortigen  Dialekt  allgemein  gebräuchlich.  W. 

S.  92  Z.  18.  Haft-.-  du  behandelst  schlecht.  L. 

8.  92  Z.  20.  basalt  ■--  rieselnd;  häl,  jMiY  wird  speziell  vom  Sand  gesagt, 
der  durch  die  Finger  rieselt.  W. 

S.  94  Z.  11  und  Anm.  4.  toi  ist  türk.  iSy  =  Rasse,  edle  Abkunft.  W. 

S.  94  Nr.  2  Z.  2.  ribbä  genauer  (nach  Raschids  mir  gegebener  Er- 
klärung) —  Stellen  im  Meere,  die  bei  Ebbe  von  Wasser  frei  sind,  also 
Untiefen.  W. 

S.  94  Anm.  7.  aftd/cn  halten  Littmann  und  Völlers  nicht  fur  einen 
Knergikus,  sondern  wohl  als  jl«»jU-\.  Ich  selbst  hatte  mich  Aber  diesen 
Punkt  BA.  V,  XXXVllld  schon  vorsichtiger  als  hier  geäußert. 

S.  9b*  Z.  19.  debud  vielmehr  ^=  isfrit  -  .-  schweig  still.  W. 

S.  9b'  Z.  20.  Zu  mesi\u)dm  vgl.  auch  Reinhardt,  Kin  arab.  Dial. 
S.  250.  Es  ist  ein  Derivat  von  sanda  =  schwarze  Galle.  Etymologisch  ent- 
spricht also  ital.  atrabiliario ,  franz.  atrahiliairc;  ein  sachliches  Analogon  liegt 
in  engl,  spleen.  V. 

S.  96  Z.  24a  ist  zu  übersetzen:  und  noch  einmal  so  groß  ist  meine 
Sorge  in  meinem  Innern  geworden.  W. 

S.98  Z.  3  erklarte  Rescind:  Nicht  dachte  ich  vor  dieser  Zeit,  daß 
du  (mich)  wegwerfen  würdest.  W. 

S.98  Z.  9.  inbarä  ägypt.  ganz  gewöhnlich;  vgl.  noch  ZDMG.  45,  90; 
51,  200.  V. 

S.  100  Z.  7.  Rescind  besteht  auf  der  Erklärung  von  tjtAhis.  W.  Nach 
Völlers  muß  das  Wort  mit  rfy*  zusammenhängen,  von  welchem  Stamme 
auch  die  bd(u)se  kommt. 

S.  100  Z.  9.  siay  eigentlich  =  Antrieb,  d.  h.  die  angetriebenen 
Kamele.  V. 

S.  100  Z.  22.  io(u)m  für  if>(o)m. 

S.  100  Z.  25.  tefugtäh  für  teßiggtäh.  —  Sachlich  verweist  mich  Völlers 
auf  seine  Mutalammisausgabe  S.  9  (157)"**. 

S.  102  Z.  8  ist  vielmehr  rubäh  zu  lesen.  Rescind  erklärte  das  Wort 
als  gusab  asil.  W. 

S.  102  Z.  11.  uta^be  für  täd\he.  L. 

S.  102  '/..  12.  iarS{t)d  eigentlich  der  junge  Bock  der  zahmen  oder 
wilden  Ziege;  vgl.  Sinai  Survey  I,  254  arid  —  ibex  male.  Kbenso  in  der  alten 
Sprache.  V. 

S.  102  Z.  15.  Sollte  fahad  wirklich  der  Panther  sein?  Sonst  ist  es  der 
Gepard.  Luchs;  bei  Doumrrv :  wild  cat.  Vgl.  noch  oeGoeje  WZ  KM  18, 105.  V. 

S.  102  Z.  Ib.  In  Ägypten  ist  es  ein  Sport  der  Gecken  und  Großtuer, 
dem  Fi»  nlle  möglichen  schiefen  Stellungen  zu  geben.  V. 

S.  104  Z.  6  ist  vielmehr  wtikäful Jiub  zu  lesen,  also  dritte  Pers.  Plur. 
Imperf.  der  VI.  Form  mit  Assimilation  des  auslautenden  n.  W. 

S.  KM  Z.  7  ist  -das  Reich-  hier  wie  bei  Doughty  das  osmanische 
Reich.  V. 


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Meissner  :  Neuarabische  Gedichte  aua  dem  Iraq.  III. 


271 


S.  104  Z.  8.  Zu  i/Hishitije  vgl.  Oppert,  Exped.  en  Mesop.  I,  252 
( FJkhoushkhoushiyeh)  und  Kiepert,  Nouvelle  Carte  generale  des  prov.  asiat. 
Keschkeschiye  am  Eufrat,  östlich  von  Kefil.  W. 

S.  104  Z.  8.   Die  JAfec  glaube  ich  schon  in  Macovdi  VI,  147,  1 

zu  erkennen.  V.  Zu  dieser  Zusammenstellung  passen  allerdings  die  Gaumen- 
laute nicht.    In  der  von  mir  diese  Mitt.  V,  297  erwähnten  Schrift  ^JUa* 

(j^jH  jL>"\»  j^»«Jl  wird  der  Stamm  immer  *iAat  geschrieben. 

S.  104  Z.  9.  Littmann  fragt:  Ist  bint  mnds  wirklich  =  Fremde  im 
Iraq?  Sonst  bedeutet  es  »Tochter  von  freien  Leuten«;  ebenso  sagt  man  ihn 
eimds.  Snouck  hat  über  den  Ausdruck  ausführlich  in  seinem  Mekka  II, 
132,  Anm.  1  (vgl.  auch  seine  Mekkanischen  Sprichworter  S.  1 11)  gehandelt. 
In  Jerusalem  reden  sich  Gatten  so  an,  wie  bei  uns  der  Ehemann  etwa  sagt 
•  Frau«  oder  .Frauchen«,  so  dort  bmt  ennte  oder  bint  lammt.  L. 

S.  104  Z.  12.  iem(i)l  erklärt  Reschid  vielmehr  als  «Trennung,  und 
konkret  «die  voneinander  getrennten  (Freunde)«.  W. 

S.  104  Z.  14.  Wäre  maiannä  ein  alter  Dual,  so  sollte  man  miann/ha 
erwarten.  Man  muß  also  doch  ein  ^*  in  gleicher  Bedeutung  annehmen.  Es 
liegt  auch  diese  Mitt.  VI,  88,  2  als  (Hals)kette  vor,  und  nach  Analogie  von 
,  «*»■"  kann  man  annehmen,  daß  die  mianna -Strophe  (Dalman,  Diwan 
XVII;  198;  Littmann.  Neuarab.  Lieder,  91)  hiernach  benannt  ist.  Früher 

wollte  ich  allerdings  diesen  Ausdruck  aus  it**,  hebr.  nsrs  «Gewende-  er- 
klären. V. 

S.  104  Z.  18.  nöydr  ist  eine  bestimmte  Blume  (rot,  wächst  im  Ge- 
treide). W. 

S.  106  Z.  3.  kahab  —  erst  durch  die  Türe  blicken  und  dann  eintreten.  W. 

S.  106  Z.  4.  biit  ist  in  Ägypten  ganz  gewöhnlich  bei  Bauern.  V. 

S.  106  Z.  8.  Ich  glaube  in  rirf  eine  direkte  Fortsetzung  von  oder 
doch  eine  Erinnerung  an  den  •  beschmierten.  Opferstein  der  alten  Araber 
zuerkennen.  Ganz  bekannt  sind  ja  die  jlT^-,  z.B.  Weli-hauskn,  Reste  39ff.; 
Winckler,  Arab. -Sem.- Orient.  93.  V. 

S.  106  Z.  11.  In  Ägypten  wurde  tabAn  (tibdn)  gerade  als  schlechter 
Stahl  erklärt;  vgl.  ZDMG.  45,  49,  3u.  V. 

S.  106  Z.  22.  nfyär,  imdgw  =  beim  Kaffeestoßen  mit  dem  Schlägel 
an  die  Wände  des  Mörsers  klopfen.  Hiervon  wohl  abgeleitet  1.  viel  schwatzen 
und  2.  an  etwas  anstoßen.  W. 

S.  106  Z.24.  Doughty:  wothyhi,  oththyhi.  V. 

S.  108  Z.  4.    Zu  kidrHr  vgl.  Mtihit  s.  v.  ^jA^T  ji  ILäJl 

j>i  >,  JJ4ui  jij  ji/yi.  V. 

S.  108  Z.  17.  (idib^äh  =  töten  mit  scharfen  Waffen,  J3  ist  töten 
durch  Erschlagen.  V. 

S.  110  Z.8.  *ih(e)t  für  xih(e)t.  L. 

S.  112  Z.  1.  Für  timmen  vgl.  noch  ZDMG.  50,  629,  10  und  die  dort 
gegebenen  Zitate.  V. 


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272  Mmssnm:  Neuarabische  Gedichte  aus  dem  Iraq.  III. 

S.  112  Z.  21.  ^3 j~  II  bedeutet  «stromabwärts  rieben«;  II  »strom- 
aufwärts ziehen«.  W.  Das  stimmt,  rarln  ist  der  Nordwestwind,  iärgi  der 
Südostwind.    Das  ist  der  iutu  der  allen  Babylonier. 

S.  114  Z.  2.  abu^lieibi  ist  nach  Reschid  ein  Fünf  lirastück.  W. 

S.  114  Z.  13.  cd'ir  ist  türk.  jy  =  Wiese.  W. 

S.  114  Z.  15.  UJJai  für  ibllai.  W. 

S.  114  Z.  17.  botul  ohne  Tescbdid.  W. 

S.  116  Z.  16.  yostdm  für  wt*Ani.  W. 

S.  1 16  Z.  20  und  24.  fattah  für  fatah.  W. 

S.  116  Z. 23.    -JüTlI  nach  Rescind  •  festdrucken«,  z.B.  etwas,  das 

in  einen  Sack  gelullt  worden  ist,  um  noch  fur  weitere  Füllung  Platz  zu 
schaffen.  W. 

S.  118  Z.  8.  Zu  heikel  vgl.  noch  Socin,  Sprichworter  Nr.  22.  V.  Das 
in  der  Anmerkung  zitierte  Wort  wird,  wie  mich  Littmann  belehrt,  in 
Nordpalästina  zalruta  (4±>ylj),  in  Südpalästina  zarrute  («O^j)  gesprochen. 

S.  118  Z.  13.  midarri§  unzweifelhaft  =  Jjj-**  von  —  Schild  (vgl. 
ZDMG.50,  624;  51,  322).  V. 

S.  118  Z.  17  ff.  -Für  die,  welche  bedrangen  die  erprobten  Helden, 
die  in  der  stählernen  Burg  belagert  sind.«  (e)hsärife  erklärte  Rescind  als 
mahmtrin ,  mXtihäserin  —  belagerte.  W. 

S.  120  Z.  3.  delläje  =  lange  Lanze  ist  auch  sonst  zu  belegen.  W. 

S.  120  Z.  9.  (i)hdüdäh  für  (i)hdudäh.  L.  —  Jj*  II  =  verteidigen  ist 
nach  Littmann  und  Wkissbach  sicher. 

S.  122  Z.l.  gäiidie  (sic!),  Form  JU  vot\gäsi  —  auskehren,  wegfegen.  W. 

S.  122  Z.4.  (fWW  fiir  (f)rf#/(a).  L. 

S.  122  Z.  10.  karrar  ist  im  Ägyptischen  sehr  gewöhnlich  vom  Raffi- 
nieren des  Zuckers.  V. 

S.  122  Z.  24.  Ohne  Zweifel  das  auch  im  Türkischen  übliche  «^U»  = 
Frevler.  V.  Der  Stamm  U»  kl.  Iii»  wird  im  Dialekt  des  Iräijs  wirklich  mit 
O  geschrieben.  W. 

S.  123  Z.29.  bituottfa  für  biluosio. 

S.  1 24  Z.  8.  Hier  und  am  Schlüsse  der  nächsten  beiden  Strophen 
enthalten  minnä,  iannä  das  Suffix  der  dritten  Person  Sing,  masc.,  also  «von 
ihm,  nach  ihm«.  W. 

S.  124  Z.  11.  cämm  mit  Tescbdid  -■=  Wald.  W. 

S.  124  Z.  17  lies  16(h)  statt  M,  also:  Wenn  er  Speise  und  sein  Speise- 
bretl  bringt,  bewirtet  er  die  Gäste  in  seinem  Hause.  W. 
S.  124  Z.20.  adjtak  für  adhak.  L. 

S.  124  Z.  22.  itei$4<kn  -  sie  arbeiten  oder  reisen  Tag  und  Nacht;  hier- 
nach (e)msi§g  =  einer,  der  eine  weite  Reise  hinter  sich  hat.  W. 
S.  124  Z.  38.  iehaqselün  für  jibawilwi.  V. 

S.  126  Z.  3.  hdl  ist  nicht  «Muskatnuß«,  sondern  «Kardamom«.  W. 
S.  126  Z.  8.  säht  elfein  =  die  Augen  zu  Boden  gesenkt.  W. 


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Meissner:  Neuarabische  Gedichte  aus  dem  Iraq.  III.  273 

S.  126  Z.  12  ist  aufzufassen:  Ihre  Mühlen  sind  von  Gold,  Perlen  sind 
die  Vorräte  des  Nachbars,  güt  ist  Substantivum  und  jfi  das  bekannte  Flick- 
wort jfly  je.  W. 

S.  126  Z.  15.  zöne  gehört  zu  den  zahlreichen  Ausdrucken,  die  ur- 
sprünglich ein  bestimmtes  Holz  (zäne  —  Buche)  bezeichnen ,  sodann  den 

vornehmlich  hieraus  verfertigten  Gegenstand ;  z.B.  J—  \  Lanzen,  ÄJ  |  Speer 
(vgl.  hebr.nV«),  Jij  Mast,  <JL  Stock,  tf^Z  hölzerne  Schusseln ,  üli  Bogen, 

«Uc  Eimer,        Bogen.  V. 

S.  126  Z.  22.  sirkar  auch  türkisch  (vgl.  auch  Reinhardt,  a.a.O.  126).  V. 
S.  128  Z.  3.  hottdfiat  für  hattdfriL  L. 

S.  128  Z.  5.  Völlers  meint:  Ihre  Erklärung  von  (e)hjäi  ist  mir 
zweifellos  (vgl.  auch  Reinhardt,  a.a.O.  186);  auch  ägyptisch,  allerdings 
nicht  gerade  im  Sinne  von  »viel«. 

S.  128  Z.  12.       =  tätowieren  ganz  gewöhnlich  im  Ägyptischen.  V. 

S.  128  Z.  15.  Vor  iag{u)b  ist  durch  Versehen  min  ausgefallen;  im 
arabischen  Originaltext  steht  es.  Außerdem  ist  der  Eigenname  Abu  Ke&sdr 
(mit  Teschdid)  zu  lesen.  W. 

S.  128  Z.  17.  iamde  gewiß  »absichtlich..  V. 

S.  128  Z.  18.  Man  sagt  fenär%  nicht  fendr.  W.  Nach  Völlers  wäre 
die  Beschreibung  eher  auf  die  Pudenda  zu  beziehen. 

S.  128  Z.  24.    Das  häufige  )6{u)n  —  Helfer  fasse  ich  ursprünglich  als 

Anruf  eines  geistigen  Wesens.   Bei  den  Sufis  spielen  die  eine  große 

Rolle.  V. 

S.  130  Z.  9  ist  aufzufassen:  Und  der,  welcher  uns  getrennt  hat,  Ge- 
liebter, von  dem  verkünden  Boten  nichts  Gutes.  W. 

Mitt.  VI,  S.  78  Z.  10.  Zu  bai(a)d  vgl.  hebr.  m.  Recht  bezeichnend 
ist  Job  42,8;  Prov.20,  16.  V. 

S.  80  Z.  6.  tjfOdrt  =  türk.  jjllo  =  außerhalb.  V. 

S.  80  Z.  19.  zämm  bedeutet  -in  die  Höhe  halten-,  z.  B.  vom  Bande 
gesagt,  das  die  Ohrringe  in  die  Hohe  hält,  damit  sie  nicht  die  Ohren  (buch 
ihre  Schwere  herunterziehen,  zamim  also  =  haltend,  Halt  gebend.  Der 
Ilalbvers  würde  also  heißen:  Ein  Band  auf  ihrer  Brust,  das  den  Busen 
festhält.    Die  Beziehung  auf  die  Tätowierung  ist  jedenfalls  richtig.  W. 

S.  80  Z.  20.  Die  Ubersetzung  will  mir  nicht  einleuchten,  aiman  sind 
doch  wohl  die  »Schwüre«.  Das  Tertium  comparationis  ist  wohl  eher  die 
Niedlichkeit.  V. 

S.  82  Z.  2.  Ich  glaube  nicht,  daß  ein  Wort  sr\t)r  mit  der  Bedeutung 
•  Weg«  im  Dialekt  des  Iräqs  anzunehmen  ist  (dagegen  me.sir  -.-  Reise,  Ent- 
fernung, Strecke);  skr  (sie!)  bedeutet  -Riemen-,  z.B.  in  dein  Sprichworte 
idAin  esskr  hattä  (esir  =  Kette  den  Riemen  ein,  damit  es  (was)  wird  (vgl. 
Reinhardt,  a.a.O.  Nr.  122).  Die  Bedeutung  -Riemen«  (vgl.  Socin,  Diwan 
III,  278  s.  v.)  paßt  an  der  obigen  Stelle  mindestens  ebensogut.  W.  —  Die 
hanä\a  fasse  ich  einfach  als  -Bögen«.  V. 

Mitt  d.  Sem.  11  Orieat  SprMben.  1904.  U.  Abt  18 


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274  Mzissnkr:  Neuarabische  Gedichte  aus  dem  Iraq.  III. 

S.  82  Z.  4  ist  t«U4i)k  zu  streichen.  V. 
S.  82  Z. 6  lies  usiü/fnä.  V. 

S.  82  Z.7  ist  ljamde  zu  streichen.  V.  —  In  teh/ifa  muß  ein  Derivat 
von  »La  stecken:  Gestalt,  Aussehen.   Vielleicht  ist  es  Infinitiv  von  VI.  V. 

S.82  Z.  11.  /<tf  fasse  ich  hier  als  -Omen-.  V.  Ich  hatte  die  .Stelle 
auch  so  aufgefaßt. 

S.  84  Z.  6.  iammär  muß  fiir  unsere  Auffassung  doppelt,  bei  Feuer 
anders  als  bei  Gärten  übersetzt  werden:  er  baute  Gärten  an  und  stellte 
Feuer  in  den  Dienst  der  Menschen.  V. 

S.  84  Z.  9.  afjudr  konnten  «kleine  Tümpel-  sein,  sekkdn  elahyth"  also 
■  ekelhafte  Reptilien-.  Zum  Ausdruck  vgl.  ZDMG.  49,  502,  dazu  jetzt 
Sachau,  Am  Euphrat  S. 70.  Eine  andere  Frage  ist,  ob  das  babylonische 
hyrr  mit  hör  zusammenhängt.  V. 

S.  86  Z.  3.  Zu  iduT  verweise  ich  noch  auf  Sibawkihi  2,  80,  13; 
Reinhardt,  a.  a.  O.  20C;  ZDPV.  23,  34  Amn.  1.  Danach  sind  die  Tri  bus, 
nach  diesen  die  Landschaften  benannt.  V. 

S.  86  Z.  17.  Der  Stamm   >•  bedeutet  in  unserem  Dialekt  -zer- 
reißen-. Rescinds  Erklärung  wird  also  zu  fassen  sein:  so  daß  beinah 
(die  Erde  ihretwegen)  zerriß.  -Astronomische  Finsternis-  ist  im  Iraq 
khsif.  VV. 

S.  88  Z.  2.  dizme  vom  türkischen  =  aufreihen.  V. 

S.  88  Z.  6.  Vgl.  Cant.  6.  4.  10.  V. 

S.88  Z.  18.  S.  90  Z.  3.  yj  ^A«V  =  (d  nds  ist  auch  im  Ägyptischen 
sehr  häufig.  V. 

S.88  Z.  20.  Wortlicher:  eine  Blume,  welche  flatterte.  W. 

S.  90  Z.  6.  auhid  barfc  elburufr  wohl  -sehr  heftige,  gefährliche  Leute«.  V. 

S.  90  Z.  8.  yantaret  ist  Verbum.  1  bedeutet  -eine  Submission  er- 
halten, pachten-,  und  da  die  Form  hier  in  der  Bedeutung  von  II  stehen 
soll,  dürfte  die  wortliche  Ubersetzung  des  Verses  sein:  Unsere  Nacken 
wurden  an  den  verpachtet,  der  gegen  uns  freundlich  ist.  Ob  in  dein 
Stamme,  als  dessen  Infinitiv  gonträt  gilt,  ital.  contratto  steckt?  W. 

S.  90  Z.  1 2  ist  %o(i  zu  streichen.  V. 

S.  90  Z.  16.  usdr  =  jU  =  Strick.  V. 

S.  92  Z.  8  lies  ydrradndhä.  V. 

S.  92  Z.  17.  rSd  elAatfa^lri^ri  vielleicht:  die  blühende  Au  der  Lust; 
indem  ich  Hdrt  —  <_£  j*ta£>  fasse.   Hier,  wie  in         =  dakar  und  auch  sonst, 

scheint  ^  interdental  zu  sein  und  daher  mit  j  verwechselt  zu  werden.  V. 

S.  92  Z.  18.  Zu  maiadä  habe  ich  mir  notiert:  in  wie  schönem  Zu- 
stande (Admirativform?).  Wenn  das  richtig  ist,  muß  das  Wort  an  der 
fraglichen  Stelle  ironisch  gemeint  sein,  etwa:  Wie  nett!  W. 

S.  94  ist  im  Bai  ruter  Text  1  b  wohl       j\  für  g*-  j\  zu  lesen.  V. 

S.  96  Z.  1.  %vlb£(i)t  =  und  bei  der  heiligen  Familie  (des  Propheten 
uud  Alis).  V. 


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Mkusnbb:  Neuarabische  Gediclite  aus  dem  Iraq.  III. 


275 


S.  96  Z.  26.    Im  Ägyptischen  ist  ,J\»  nur  in  dem  Schimpfwort  *labwa* 
— -  <J  J**^  erlinlten.    Bei  den  Beduinen  ist  es  häufig.  V. 
S.  06  Z.  41  ist  uuddrkeb  fur  uuddeheb  zu  lesen. 

S.  98  Z.  13  ist  wohl  urAi/w  zu  lesen.    Die  alte  Sprache  hat        jj  .  V. 

S.  100  Z.  8.  Zu  miAvfy  vgl.  v.o.  Bug,  Hadhram.  276:  champ; 
Moritz,  Oman  45;  Reinhardt,  a.a.O.  260,  276;  L.  Hirsch,  Heise  nach 
Iladhramaut  328  a:  angebaute  Stelle.  V. 

S.  100  Z.  27.  Ich  verbinde:  d*j(u)r  (itfdtUif  —  seit  der  Zeit  meiner 
Ahnen.  V. 

S.  104  Z.  20.  fwfö  eigentlich  »Schmutz,  Trübung«.  Die  Übertragung 
auf  das  psychische  Gebiet  wie  in  V. 

S.  106  Z.  29.  meglidak  wohl:  abgehärtet  gegen  das  Unglück.  V. 

S.  106  Z.  30.  Ich  finde  in  dem  Verse  die  Qual  des  Durstes.  V.  Der 
Sinn  der  letzten  Zeile  ist  allerdings  nicht  klar,  doch  gehurt  hierher  sicher 
das  Sprichwort  mill  debdät  ilbiiltr  lä  ti.smän  ualä  ttyöf  =  wie  die  Leber 
des  Kameles,  nicht  fett  und  nicht  mager.  Dies  wird  z.B.  von  jemand  ge- 
sagt, der  nicht  reich,  aber  auch  nicht  gerade  arm  ist.  W. 

S.  108  Z.  15  lies  Adle.  V. 

S.  108  Z.  17 f.    Ich  verbinde:  iärdni  helt.  V. 

S.  110  Z.2.  Vielleicht  bi-Mmdk  (vgl.  Bochthor:  sümdk  =  echalas).  V. 

S.  1 1 1  Z.  38.  Vielleicht  ist  zu  geW  syr.  j^ft,  ^  Wadi  zu  vergleichen; 
s.  auch  Nöldeke  in  ZDMG.  54,  161. 

S.  112  Z.  5a:  und  würde  mich  zurückziehen  mit  (auf  Grund)  der 
(gekauften)  Jugend.  V. 

S.  114  Z.  10.  ukill  ist  zu  streichen.    Zum  Bilde  vgl.  Gant.  4,  12.  V. 

S.  114  Z.  14.  ceieß  für  ceie/(e)t.  V. 

S.  114  Z.  30.  \tvyai{a)nä  für  u#ugat(a)nä. 

S.  116  Z.  10.  tmd(a  wohl  Pluralis  von  Jim/«  =  Bergstraße,  Kngpaß.  V. 
S.  116  Z.  13  wohl  (fm)dtbbi*e.  V. 

S.  116  Z.  22.  ba&ie  ist  wohl  das  pers.  ^U-,  das  in  seiner  anglo- 

iudischen  Form  uns  seit  dem  Burenkriege  wohl  bekannt  ist:  Khaki  =  erd- 
farben. Zur  Geschichte  des  Wortes  s.  Burnkll  a.  Yule,  Hobson-Jobson 
s.  v.  khaka.  V. 

S.  116  Z.  28.  b&slä  ist  der  Federstutz  auf  dem  Kopfe  gewisser  Vogel 
(ab,i  bsiele).  W. 

S.  116  Z.  30.  Rescinds  Erklärung  ist  zu  frei.       bedeutet  -täuschen, 

zu  einer  falschen  Meinung  verleiten«,  also  etwa:  und  laß  dich  nicht  gegen 
mich  aufhetzen.  W. 

S.  118  Z.  3.  iäll  bedeutet  -stechen«,  namentlich  mit  der  Lanze.  Dem- 
nach vielleicht  eher:  und  ich  steche  sie  auf.  W. 

S.  118  Z.  10.  lies:  laitfem  mili'äuiie.  V. 

S.  118  Z.  18.  Zu  lykk  vgl.  ägypt.  loq  =.  LYdkloß.  Das  Tertium  com- 
parationis  ist  wohl  eher  die  Farbe  oder  sonst  etwas.  V. 

18* 


276  Mkissnir:  Neuarabische  Gedichte  ans  dem  Iraq.  III. 

S.  118  Z.22.  §ud  hier  hesser  =  Güte.  V.  —  bedd  fur  6«WT=  gieß 
aus  dürfte  richtig  sein.  Die  V.  Form  (itiMddä)  bedeutet  -überlaufen«  (von 
einem  vollen  Gefäß).  W. 

S.  120  Z.25.   ttmordala  wohl  sekundär  durch  Metathese  von 
=  liehen.  V. 

8.120  Z.HO.  Zu  alea'edak  vgl.  ZDMG.  22,  140;  Reinhardt,  a.a.O. 
171  und  mit  anderer  Bedeutung  hehr.  tJ».  V. 

S.  122  Nr.  5.    Zu  mäsule  vgl.  ZDMG.  50,  648.  V. 

S.  122  Nr.  12.  gUl  ~-  Kugeln,  nom.  unit,  gülä  PI.  igläl  kann  ich  noch 
mehrfach  belegen ;  auch  fergala  —  geschmolzener  Hammeltalg  ist  sicher.  W. 

S.  122  Nr.  17.  Die  Glosse  aus  Anm.  20  gehört  7.u  xemm  elrurr  zu- 
sammen, rurr  erklarte  mir  Rescind  als  tü/ag.  Das  •Gift  der  Flinten-  ist 
das  Blei.    Kbeuso  in  Nr.  18.  W. 

S.  124  Nr.  28.  Zu  kirre  vgl.  auch  hehr.  ^.  V.  —  Die  Erklärung  dieser 
Zeile  ist  sicher  richtig.  W. 

S.  124  Nr.  29  und  30.  nefä  bedeutet  wie  im  klassischen  Arabisch 
»verjagen,  verbannen«.  Statt  %Ukdi(ajbü  erscheint  auch  die  Variante  lil- 
ka!(a)bä  =  bis  zur  Ka'ha  (werde  ich  sie  jagen).  W. 

S.  124  Nr.  5  wird  auch  mit  folgendem  Anfang  gesungen:  (ä  jjtmmä 
bttrrt  mühräd  ~  o  Mutter,  pfleg*  mein  Pferdchen  usw.  W. 


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277 


Türkischer  Katalog  islamischer  Bleisiegel. 

Angezeigt  von  Karl  Foy. 

•  Großherrliches  Museum.  Katalog  von  Bleisiegeln.  Arabische,  arabisch- 
byzantinische  und  osmanische  Bleisiegel.  Von  X all  1  Ed  hem.  Stambul. 
Mahmud  Bejs  Druckerei.   1321  =  1903  n.  Chr..   G  roßeres  Oktav.  71  Seiten 

Text  mit  Abbildungen. 


Unter  der  vortrefflichen  Leitung  des  auch  bei  uns  Franken  wohlbekannten 
und  sehr  geschätzten  llamdi  Bej  hat  sich  das  großherrliche  Museum  zu 
Konstantinopel  durch  die  Publikation  seiner  zahlreichen  (bis  jetzt  15),  im 
Geiste  der  modernen  Wissenschaft  gearbeiteten  Kataloge  den  aufrichtigen 
Dank  der  gelehrten  Welt  erworben.  Nachdem  der  4.  Band  des  Katalogs 
islamischer  Münzen  vorliegt,  erscheint  nun  von  dem  gelehrten  Xalil 
Ed  hem  auch  ein  Katalog  über  einen  bestimmten  Teil  der  im  großherrlichen 
Museum  befindlichen  Bleisiegel,  die  im  ganzen  mehr  als  2000  an  der  Zahl 
sind.  Xalil  Edhem  behandelt  nur  die  islamischen  Siegel  =-.  70  Nummern. 
Es  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  daß  die  Bleisiegel  im  Prinzipe  eine  ebenso 
große  Bedeutung  für  die  Ethnographie  und  Geschichte  besitzen  wie  die 
Münzen.   Oft  ergänzen  und  kontrollieren  diese  beiden  Gattungen  einander. 

Edhems  Katalog,  in  dein  weitaus  die.  meisten  Nummern  mit  Ab- 
bildungen versehen  sind,  enthält  zum  Teil  die  größten  Seltenheiten  und 
umfaßt: 

I.  arabische  Bleisiegel:  30  Nummern.  Gestalt:  meist  viereckig,  auch 

rund,  selten  (wie  z.  B.  beim  t_io  ^\  Jl)  dreieckig.  —  Schrift:  Hochrelief; 

teils  Kufi,  teils  kufiartig.  —  Fundort:  Nicht  Konstantinopel,  sondern  an- 
geblich Syrien  und  Irak  (S.  6).  —  Alle  zeigen  ein  oder  mehrere  Locher, 
durch  die  ursprünglich  ein  Bindfaden  gezogen  war.  —  Mit  sehr  wenigen 
Ausnahmen  haben  sie  nur  auf  einer  Seite  Prägung  und  sind  in  eisernen 
Formen  hergestellt,  wie  der  auf  der  Rückseite  haften  gebliebene  Eisenrost 
beweist,  bisweilen  ist  Leinwand  untergelegt  worden ,  wie  die  auf  der  Rück- 
seite erkennbaren  Gewebeabdrücke  zeigen.  Die  meisten  dieser  Siegel  sind 
vor  ihrer  Erwerbung  durch  das  großherrliche  Museum  von  P.  Casanova: 
*Sceaux  arabes  en  plomb-  in  der  -Revue  nuoiism..  3.  Serie,  T.  12  (1894) 


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278 


Foy:  Türkischer  Katalog  islamischer  Bleisiegel. 


p.  79  f.  beschrieben  worden;  nach  ihrer  Reinigung  im  Museum  haben  Casa- 
novas  Lesungen    in   Kleinigkeiten   berichtigt   werden    können.     Nr.  20 


befindlichen  Siegel,  welches  Stickel  ZDMG.  Bd.  XX  (1866)  S.  336  f.  be- 
schrieben hat.  und  beide  Exemplare  ergänzen  einander.1 

Zeitlich  beginnen  die  arabischen  Bleisiegel  der  Konstantinopeler  Kollek- 
tion in  der  Regierung  des  Abassiden  Ebu  ga'fer  a'bdu'lläh  el-mansür 
(136 — 158  H.)  und  stammen  überhaupt  aus  der  Zeit  a)  der  Abassiden'; 

b)  des  t>l  Jl  (herrschte  in  Persien.   Interessante  Bemerkungen  über 

dasselbe  S.  22  u.  23)»;  c)  des         jT;  d)  des  *        J|;  e)  die  folgenden 

2  Nummern  sind  unbestimmbar;  f)  es  folgen  6  Nummern,  die  Gelübde  ent- 
halten; g)  die  letzten  2  Nummern  zeigen  seltsame  Schriftzeichen,  die  Xa Iii 
Edhem  nicht  entziffern  konnte. 

II.  Arabisch-by zan tin ische  Bleisigel:  Die  eine  Seite  enthalt  eine 
arabische  Aufschrift,  die  andere  a)  das  Bildnis  der  IWtryirt  (Mutter  Gottes) 
oder  eines  Heiligen  (z.  ß.  Qnö&vooe,  Bot/Xiov)  mit  beigesetzten  Buchstaben 
oder  b)  ein  einfaches  Kreuz  Nr.  35  oder  c)  eine  griechische  Aufschrift  ohne 
Abbildung  Nr.  43.  44.*  —  Gestalt:  rund.  —  Durchmesser:  schwankt  zwischen 
14  und  32  mm.  —  Schrift:  Teils  Kufi,  teils  gewöhnliche  arabische  Schrift. 
—  Datum:  fehlt.  Ein  historischer  Personenname,  der  Anhalt  zur  Zeit- 
bestimmung gäbe,  kommt  nur  Nr.  31  vor.  —  Diese  Sigel  sind  von  außer- 
ordentlicher Seltenheit.  Die  Kollektion  des  großherrlichen  Museums  um- 
faßt nur  15  Stück  (die  letzte  Nummer  S.  53  enthält  auf  der  einen  Seite 
syrische  Schrift,  auf  der  andern  das  Bild  der  Mutter  Gottes)  und  muß 
dennoch  als  die  reichste  aller  bekannt  gewordenen  Kollektionen  gplten. 
Zuerst  wurde  1  Siegel  dieser  Art  von  Stickel  beschrieben,  dann  von 
Sehl  um  berger:  «Sigillographie  de  l'empire  Byzantin«  noch  7  weitere; 
bis  jetzt  sind  im  ganzen  26  Exemplare  bekannt  geworden.  —  Abweichend 
von  Sehl  ii  in  berge  rs  Theorie  erklärt  Xalil  Edhem  die  Entstehung  dieser 
merkwürdigen  Siegel  auf  einfache  Art  aus  den  vielfachen  Wechselbeziehun- 
gen, die  namentlich  an  den  asiatischen  Grenzen  des  byzantinischen  Reiches 
im  Verkehr  der  Griechen  und  Mohammedaner  bestanden.    Nr.  44  kommt 

auch  ein  christlicher  Name  vor  w**^  0"  ijJ10*.-  I)er  Mann  war  offenbar 
ein  arabisch  sprechender  Christ  Besonders  bemerkenswert  ist  Nr.  31,  wo 
der  sonst  nicht  bekannte  V*y^  y\  genannt  wird  als  Sohn  des  Sa'd 
el-daula  ebu'l-me'äli  serif,  welcher  zu  dem  in  Haleb  herrschenden 
Zweige  des  Hauses  Hainedün  gehörte  und  356  —  381  H.  regierte. 


1  Name:  'Ala*  ed-daula  cbü  ga'fer  muhammed  (398  —  433  H.)  Die 
Rückseite  zeigt  bemerkenswerterweise  ein  Reiterbild. 


3  Auf  S.23  findet  sich  eine  Erklärung  der  Bezeichnung  .    Nr.  18 

lautet  auf  EI-'azTz  bo  n  omar  delfi,  der  sonst  nicht  bekannt  ist,  und  ist  undatiert. 

4  Küpu  ßofati  Ttji  cyf  tovktf. 


ist  identisch  mit  einem  im  Münzkabinett  der  Jenaer  Universität 


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Foy:  Türkischer  Katalog  islamischer  Bleisicgel. 


279 


III.  Osmanische  Bleisiegel:  Die  Existenz  solcher  Siegel  ist  zuerst 
durch  Fälib  Bej  bekannt  geworden,  der  in  seinem  Taqviin-i-mesk  fikät- 
i-ojinänijje  8  Exemplare  beschreibt.  —  Das  Museum  besitzt  25  Nummern. 
—  Gestalt:  rund  oder  wenigstens  befindet  sich  die  Schrift  innerhalb  eines 
abgegrenzten  kreisförmigen  Feldes.  —  Durchmesser:  meist  13,  sonst  zwischen 
1 1  und  15  mm  schwankend.  Bei  einigen  sind  Reste  durchgezogener  Bindfaden 
erhalten.  —  Die  Aufschriften  entsprechen  im  allgemeinen  denen  der  gleich 
zeitigen  Münzen,  nur  weicht  das  Format  zuweilen  ein  wenig  ab.  —  Als 
Pragungsorte  werden  Konstantinopel  und  Tripolis  (z.B.  Nr.  GO  ^jJ*) 
genannt  und  außerdem  ein  merkwürdiges  j (auf  7  Sigeln  deutlich  zu 
lesen),  das  man  auf  den  ersten  Blick  j^*L-  —  2«uoe  lesen  möchte.  Dagegen 
spricht  jedoch,  l.  daß  auch  bei  ältesten  osmanischen  Autoren  der  Name 
der  Insel  nur  in  den  Formen  ^Ley»  und  (»t-x-  auftritt  und  2.  daß  auf 

allen  osmanischen  Sigeln  sonst  keine  Punkte  weggelassen  sind.  Wie  8.  55 
Anin.  2  zeigt,  ist  es  der  Kombinationsgabe  des  gelehrten  Negib  'Äs im  Bej 
gelungen,  das  Rätsel  zu  lösen.  Nach  ihm  ist  Sainur  zu  lesen  und  der  Fluß 
Sam u r  in  Dagestan  im  Kaukasus  gemeint.  Im  Gebiete  dieses  Flusses  befand 
sich  das  großherrliche  Lager  in  dem  Jahre  01)3,  aus  dem  die  Siegel  datiert 
sind ,  und  wir  besitzen  andererseits  osmanische  Münzen ,  auf  denen  als  Prä- 
gungsort  nur  »das  kaiserliche  Lager«  angegeben  ist  ( j  y\p  i£j3  j\  ^  »_j  . 

Ausführliches  darüber  8.  55  und  56.  —  Das  älteste  der  beschriebenen  osma- 
nischen Bleisiegel  stammt  aus  der  Regierungszeit  des  Sultans  Bäjezid  II.  und 
ist  vom  Jahre  887  H.  datiert.  Oberhaupt  stammen  die  verzeichneten  .Siegel  aus 
der  Zeit  der  Sultane:  BSjezid  IL,  Sülejmän  L,  Selim  IL,  Muräd  III., 
Ibrahim.  Es  ist  jedoch  sicher,  daß  in  noch  jüngerer  Zeit  bei  den  Os- 
mnnen  Bleisiegel  im  Gebrauch  waren. 

Zu  erwähnen  ist  noch ,  daß  in  der  Vorrede  ziemlich  ausführliche  Be- 
merkungen über  die  Haltbarkeit  der  Bleisiegel  und  Vorschläge  für  die  Be- 
handlung derselben  enthalten  sind.  Mit  Bedauern  bemerkt  der  Verfasser, 
daß  diejenigen  Bleisiegel,  auf  deren  Oberfläche  sich  durch  Oxydation  bereits 
•  ein  weißer  Staub«  gebildet  hat,  unrettbar  dem  Zerfalle  geweiht  sind  und 
alle  bisher  vorgeschlagenen  Mittel,  sie  zu  erhalten,  sich  als  wirkungslos 
erwiesen  haben. 


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280 


Bibliographische  Anzeigen. 

Macdonald,  Duncan,  B.:  Development  of  Muslim  theology,  juris- 
prudence and  constitutional  theory.    New  York  1903.    IX,  386  S.  (The 

Semitic  scries  Vol.  IX.) 

Besprochen  von  Josef  Horovitz. 


t  dem  Erscheinen  von  A.  von  Kremers  -Geschichte  der  herrschenden 
Ideen  des  Islams-  (1868),  die  durch  die  Forschungen  der  letzten  Jahrzehnte 
vielfach  überholt  ist,  ist  das  Buch  Macdonalds  der  erste  umfassende 
Versuch,  die  geschichtliche  Entwicklung  des  Islam  darzustellen.  Eine 
knappe  Entwicklungsgeschichte  besitzen  wir  freilich  längst  in  dem  ge- 
dankenreichen Aufsat/,  »de  Islam«,  den  Snouck - Hurgronje  in  der  Zeit- 
schrift de  Gids  1886  veröffentlicht  hat,  der  aber  leider  nicht  die  Verbreitung 
gefunden  hat,  die  er  verdient  und  der  auch  Macdonald  unbekannt  geblielten 
zu  sein  scheint.  Bei  Snouck  tritt  alles  Biographische  und  Persönliche  ganz 
in  den  Hintergrund,  und  es  handelt  sich  ihm  nur  um  die  Klarlegung  des 
Inhalts  der  islamischen  Lehre  und  der  Faktoren,  welche  die  Tendenzen  ihrer 
Fortentwicklung  gezeitigt  und  beeinflußt  haben.  Daher  ist  es  Snouck- 
Ilurgrorije  auch  möglich  gewesen,  eine  durchaus  einheitliche  Darstellung  zu 
geben,  während  Macdonald  schon  durch  die  Wahl  des  Titels  zeigt  und  in 
seiner  -Introduction*  ausdrücklich  hervorhebt,  daß  und  warum  er  die  Teilung 
des  Stoffes  vorgenommen  hat. 

Von  einer  »Wissenschaft*  konnte  natürlich  im  Islam  erst  die  Rede 
sein,  als  die  -Offenbarungen-  aufgehört  hatten,  der  Mund  des  Propheten 
verstummt  war.  Deshalb  hat  der  Verfasser  die  Entstehungszeit  des  Islam 
nicht  behandelt  und  keinen  Versuch  gemacht,  den  Inhalt  des  Islam  in  seinem 
ersten  Stadium  darzulegen. 

Der  erste  Teil  bespricht  -constitutional  development-,  die  Organi- 
sation der  moslemischen  Gemeinde  als  einer  Einheit,  wie  sie  in  der  Idee 
des  Kalifats  zum  Ausdruck  kommt  Schon  in  diesem  Abschnitt  tritt  die 
Bedeutung  der  Theorie  für  den  Zusammenhalt  der  mohammedanischen  Welt 
deutlich  hervor,  die  ja  auch  der  pan  islamischen  Tendenz  in  unseren  Tagen 
ihre  Wirksamkeit  verleiht.  Es  ist  dem  Verfasser  sehr  gut  gelungen,  ein 
klares  Bild  der  politischen  Entwicklung  bis  zum  Verfall  des  Kalifats  zu 
zeichnen  und  deutlich  zu  machen ,  wie  von  dieser  Zeit  an  bis  heute  wenig- 
stens die  Idee  des  Kalifats  lebendig  geblieben  ist  und  die  Entwicklung 
beeinflußt  hat.  Nur,  glaube  ich,  hätte  der  Verfasser  etwas  näher  auf  den 
Kampf  des  nationalarabischen  Elements  mit  dem  kosmopolitischen  Streben, 
das  dem  Islam  von  Anfang  au  innewohnt,  eingehen  sollen. 


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HoKovrra:  Bibliographische  Anzeigen.  '281 

Im  zweiten  Teil  wird  die  Entwicklung  des  Rechts  behandelt,  und 
dieser  Abschnitt  ist  dank  der  sorgfältigen  Benutzung  der  Vorarbeiten  zur 
Einführung  in  die  eigentümliche  Denkweise  und  Terminologie  der  moham- 
medanischen Juristen  sehr  geeignet. 

Am  umfangreichsten  ist  der  dritte  Abschnitt  über  die  Theologie  aus- 
gefallen.  Hier  ist  es  am  schwierigsten,  die  Entwicklung  einheitlich  durch- 
zuführen, weil  es  sich  häufig  weniger  um  natürliches  Wachstum  und  um 
Tendenzen  volkstümlicher  Bewegungen  handelt  als  um  die  Tätigkeit  ein- 
zelner Männer.  Diese  einzelnen  sind  aber  als  Persönlichkeiten  meist  nicht 
groß  genug,  unser  Interesse  zu  fesseln,  und  über  die  alteren  unter  ihnen 
fließen  die  Nachrichten  recht  spärlich.  So  müssen  viele  dem  Leser,  der 
sich  aus  diesem  Buch  zum  erstenmal  unterrichten  will .  leere  Namen  bleiben. 
Sehr  erschwert  wurde  die  Bearbeitung  namentlich  der  .späteren  Perioden 
auch  noch  durch  den  Mangel  an  Vorarbeiten.  Wo  all  diese  (  beistände 
nicht  mitwirken ,  zeigt  sich  die  Darstellungskunst  des  Verfassers  im  besten 
Lichte,  und  so  ist  das  Kapitel  über  Gazäli.  über  den  Macdonald  auch  früher 
schon  wertvolle  Arbeiten  veröffentlicht  bat,  vorzüglich  geeignet,  diesen 
größten  Moslem,  »dem  nichts  Islamisches  fremd  war-,  kennen  und  ver- 
stehen zu  lehren. 

Die  Ausführungen  des  Textes  werden  sehr  gut  ergänzt  durch  zwei 
umfangreiche  Appendices,  von  denen  der  zweite  eine  Bibliographie  bringt 
(welche  nun,  ein  Jahr  nach  dem  Erscheinen  des  Buches,  schon  durch  sehr 
wichtige  Nummern  ergänzt  werden  könnte),  der  erste  eine  Anzahl  wichtiger 
Dokumente  der  theologischen  Literatur  in  englischer  Übersetzung.  Auf  zwei 
kürzere  Auszüge  aus  Sahrastani  (über  die  Einteilung  der  mohammedanischen 
Sekten  und  Aussprüche  Mohammeds  über  die  Grundlagen  ties  Isbim)  folgen 
die  Äqidas  des  As'ari.  Gazäli  und  Nasafi,  die  Abhandlung  des  Kudali 
^-U-  f \>*H  *  li-S"""und  eine  Inhaltsangabe  von  Abu 

Sugä's  Taqrib. 

Zum  .Schluß  noch  einige  Einzelheiten:  S.  10  wird  die  bekannte  Ge- 
schichte der  Ais»  erzählt,  welche  -the  seclusion  of  women  with  all  its  disas- 
trous effects-  verschuldet  haben  soll.  Gegen  diese  Auffassung  hat  sich  mit 
Recht  llartmann  in  seinem  Aufsatz  »die  Frau  im  Islam-  (Zeitschrift  des 
Vereins  für  Volkskunde  1901,  S.  237  ff.)  gewendet,  (wo  übrigens  Sprenger 
S. '237  Anm.  2  zu  Unrecht  getadelt  wird,  denn  Ihn  Sihab  und  Zuhri.  über 
den  man  jetzt  Sachaus  Einleitung  zu  Ihn  Sa'd  III.  1  S.  XIII  vergleiche,  sind 

ja  identisch)  und  neues  Material  bietet  nun  das  Kapitel  J y,  j  yj**>- 
••U  4.1  Ihn  Sa'd  VIII  t  I.  Brockelmann  S.  124  ff.    S.  17  hätte  der  Gegen- 

* 

satz  zwischen  Umajja  u  d  lläsim  zu  dem  zw  ischen  altmekkanischer  Aristo- 
kratie und  gut  moslemischen  »Genossen-  erweitert  weiden  müssen.  —  I  ber 
das  Verhältnis  der  Juden  von  Medina  zum  Gesetz  und  zur  jüdischen  Tra- 
dition, von  dem  S.  68  die  Rede  ist,  wissen  wir  nichts  Sicheres,  als  daß  sie 
den  Sabbath  beobachteten.  —  Die  Lehre  vom  Nichtgeschaffensein  des  (Joran 
(S.  146)  führt  eine  Tradition  bei  Ihn  al  Atir  ausdrücklich  auf  jüdischen 
Einfluß  zurück,  worauf  Schreiner,  -Der  Kaläm  und  die  jüdische  Literatui  « 

MitL  .!.  Sem.  i.  UricoL  Sprachen  HAM.  II.  Al.t.  Hl 


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282  HonoviTZ.:   Bibliographische  Anzeigen. 

S.  3/4  hinweist;  auch  die  Frage  über  den  Einiluß  des  Johannes  Damascenus 
auf  den  ältesten  Kaläm,  die  noch  näherer  Untersuchung  bedarf,  wird  dort 
berührt. 


El-Bokhart:  Les  tradi  t  ions  i  slamiq  ues  traduites  del'arabeavec  notes 
et  index  par  O.  Hondas  et  W.  Marcais    Tome  Irr.  Paris  1903.  6H2  S. 

Wenn  auch  die  kritischen  Untersuchungen  Goldzihers  und  anderer 
den  Glauben  an  die  Echtheit  des  größten  Teils  der  mohammedanischen 
•Traditionen«  erschüttert  haben,  so  haben  sie  darum  ihren  Wert  fur  die 
Erkenntnis  des  Islam  nicht  eingebüßt.  Im  Gegenteil  ist  dadurch  ihre 
kulturgeschichtliche  Bedeutung  nur  gestiegen ,  denn  scheinbar  unwesentliche 
Sätze  und  Verhandlungen  über  kleinliche  Fragen  können,  wenn  es  gelingt, 
den  Interessenkreis,  dem  sie  dienen  sollten,  zu  ermitteln,  als  Dokumente 
der  politischen,  nationalen,  sozialen  und  religiösen  Kampfe  der  ersten  ,lahr- 
hunderte  benutzt  werden.  Von  Hondas  und  Marcais  wird  zum  erstenmal 
eine  der  sechs  kanonischen  Traditionssamuilungen  in  eine  europäische  Sprache 
übersetzt  und  ihr  Inhalt  dadurch  auch  Nicht- Arabisten  zugänglich  gemacht. 
Der  erste  Band,  der  hier  vorliegt,  enthält  weder  Vorwort  noch  Einleitung, 
und  so  kann  man  vorläufig  nur  aus  der  Ausführung  der  Arbeit  schließen, 
in  welcher  Absicht  sie  unternommen  worden  ist.  Die  Isnade,  die  manch- 
mal länger  sind  als  der  ganze  >latn  der  Tradition,  haben  die  Übersetzer 
ständig  weggelassen  und  nur  den  Namen  des  eigentlichen  Erzählers,  der 
meist  ein  «Genosse-  ist.  beibehalten.  Das  ist  für  den,  der  sich  schnell 
über  den  Inhalt  der  Tradition  unterrichten  will,  eine  große  Erleichterung. 
Ein  genaues  Vergleichen  der  Übersetzung  mit  dem  Originaltext  zeigt,  daß 
es  den  Verfassern,  deren  Arbeit  sehr  sachkundig  und  zuverlässig  ausgeführt 
ist,  nicht  so  sehr  darauf  ankam,  eine  ganz  wörtliche  Übertragung  des  ort 
sehr  dunklen  und  knappen  Textes  zu  liefern,  also  ihre  Aufgabe  rein 
philologisch  zu  lösen,  als  vielmehr  vor  allem  diejenige  Auffassung  wieder- 
zugeben, welche  die  bedeutendsten  mohammedanischen  Autoritäten  vortragen, 
so  daß  manchmal  zur  Umschreibung  gegriffen  worden  ist.  Da  sich  voraus- 
sichtlich die  Ubersetzer  selbst  in  der  Einleitung  zu  einem  späteren  Band 
über  ihr  Verfahren  äußern  werden,  so  sei  ein  genaueres  Eingehen  für  später 
vorbehalten  und  mögen  hier  zum  Schluß  nur  einige  Beispiele  dieser  um- 
schreibenden Übertragungen  zusammengestellt  werden. 

S.  11  werden  die  Worte  Ciu.j  \j jA>- j  j^-j  ^J1^^  j  übersetzt  mit 
»des  devoirs,  des  dogmes,  des  choses  prohibees  et  des  prajupics  recom- 
mandables-,  also  genau  nach  Qastaläni  (£\ j^-)        ju}f\f\  ^\  j) 

S.  27  wird  übersetzt  mit  »cela  ma  fait  oublier  sa  date-,  also 

die  Umschreibung  des  Kommentars  angewandt. 


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Hohovitz:  Bibliographische  Anzeigten.  28U 

S.  314/lü  fur  y  i  **\  -que  le  prophete  ne  faisait  pas  faire 
Kappel  a  la  prierc«;  im  Text  ist  vom  Propheten  nicht  die  Rede,  aber  Qasta- 
läni  fugt  hinzu  <j- 

S.  319  wird  ^y\y^  übersetzt  mit  »les  femmes  aflranchies  de  toute 

occupation^,  was  die  eine  Erklärung  Qastalänis  wiedergibt,  während  es 
nach  der  anderen  die  Mädchen  wären,  die  nicht  mehr  dem  elterlichen  Zwang 
unterstehen. 

S.  441  JIM         j.  J&\  •  les  fiats  de  l'ensevelissement  aont  pri- 

viliges«,  wörtlich  »das  Begräbnis  muß  bestritten  werden  vom  ganzen 
Vermögen,  (d.  h.  bevor  die  hinterlassenen  .Schulden  abgezogen  sind). 


Berlin,  gedruckt  in  >l«r  K«icb«Jruck«rtf 


Mitteilungen  des  Seminars 
für  Orientalische  Sprachen 

an  der  Königlichen 
Friedrich-Wilhelms-Universität 

zu  Berlin 


Herausgegeben  von  dem  Direktor 

Prof.  Dr.  Eduard  Sachau 

G»b.  Regleningirat 


JAHRGANG  VII 

DRITTE  ABTEILUNG:  AFRIKANISCHE  STUDIEN 


Berlin  1904 
Kommissionsverlag  von  Georg  Reimer 


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Geschäftliche  Mitteilung. 

— <&> — 


1.  Der  Preis  jedes  Jahrganges  der  •  Mitteilungen  «  (bestehend 
aus  drei  Abteilungen:  1.  »Ostasiatische  Studien«,  2.  »West- 
asiatische Studien«,  3.  »Afrikanische  Studien«)  beträgt  15, 
der  Preis  der  einzelnen  Abteilung  6  Mark. 

2.  Die  »Mitteilungen«  sind  durch  alle  Buchhandlungen  des  In- 
und  Auslandes  zu  beziehen. 

3.  Die  für  die  »Mitteilungen«  bestimmten  Zuschriften,  weiche 
in  Deutscher,  Französischer,  Englischer  oder  Italienischer 
Sprache  abgefaßt  sein  können,  wolle  man  an  die  Seminar- 
direktion, Berlin  NW.  7,  Dorotheenstr.  6,  oder  an  die  ein- 
zelnen Redakteure  adressieren. 


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Mitteilungen  des  Seminars 
für  Orientalische  Sprachen 

an  der  Königlichen 
Friedrich-Wilhelms-Universität 

zu  Berlin 


Herausgegeben  von  dem  Direktor 

Prof.  Dr.  Eduard  Sachau 

Geh.  Regierungsrat 


JAHRGANG  VII 

DRITTE  ABTEILUNG:  AFRIKANISCHE  STUDIEN 


Berlin  1904 
Kommissionsverlag  von  Georg  Reimer 


Mitteilungen 

des  Seminars  für  Orientalische  Sprachen  zu  Berlin 


Dritte  Abteilung 


Afrikanische 
Studien 

Redigiert  von 

Prof.  Dr.  C.  Velten  und  Prof.  Dr.  J.  Lippert 


1904 


Berlin 

Kommissionsverlag  von  Georg  Reimer 


Inhalt 


Seil« 


Seminarchronik  für  die  Zeit  vom  Oktober  1903  bis  August  1904    I 

Hundert  Suaheli- Ritsch    Gesammelt  von  C.Velten   1 

Die  Verba   des  Täivenda1.     Zusammengestellt   von  Theodor   und  Paul 

Schwellnus  12 

Praktische  Grammatik  der  Bantu- Sprache  von  Tete,  einem  Dialekt  des  Unter- 
Sambesi  mit  Varianten  der  Sena  -  Sprache.    Verfaßt  von  P.  Alexander 

v.  d.  Mohl  S.  J  32 

Zur  Eroberung  der  Stadt  Ghat  durch  die  Türken  von  Julius  Lippert  .  .  86 
40  Personennamen  und  60  Sprichwörter  der  Evheer  Togos  und  ihre  Bedeutung. 

Gesammelt  von  C.  Spieß  94 

Die  Töne  und  Akiente  im  Kinamwezi  von  E.  Dahl  106 

Einige  Bantuwortatamme  von  Carl  Meinhof  127 

Lusiba,  die  Sprache  der  Lander  Kisiba,  Bugäbu,  Kjatntwara,  Kjanja  und 
Ihängiro,  speziell  der  Dialekt  der  - Bayosaa •  im  Lande  Kjamtwara  von 

Herrmann  150 

Linguistische  Studien  in  Ostafrika  von  Carl  Meinhof  201 

Bericht  über  politische  Verhältnisse  im  mittleren  Sudan  von  von  Bülow  .    .  263 

Kingoni  und  Kisutu  von  Cassian  Spiß.    O.  S.  B  270 

Bibliographische  Anzeigen.    Contes  populaires  d'Africjue  par  Rene  Basset... 
Paris:  E.  Guünioto  1904,  besprochen  von  Julius  Lip  pert  415 


I 


Seminarchronik  für  die  Zeit  vom  Oktober  1903 

bis  August  1904. 


Das  Seminar  zählte: 

a)  im  Wintersemester  1903/04:  215  Mitglieder  —  darunter 
20  Postbeamte  als  Mitglieder  des  Kursus  behufs  Ausbildung  im 
praktischen  Gehraueh  der  russischen  Sprache  —  und  15  Ilospi- 
tantinnen.  An  dem  für  Kaufleute  und  Bankbeamte  einge- 
richteten Kursus  im  Chinesischen  nahmen  1 1  ,  im  Russi- 
schen 76,  im  Spanischen  82  und  an  der  Vorlesung  über 
die  Grundlagen  der  Nationalökonomie  08  Personen  teil.  Ge- 
samtzahl der  Seminarbesucher:   467  Personen. 

b)  im  Sommersemester  1904:  156 Mitglieder  —  darunter  18  Post- 
beamte als  Mitglieder  des  Kursus  behufs  Ausbildung  im  prak- 
tischen Gebrauch  der  russischen  Sprache  —  und  12  Hospitan- 
tinnen. An  dem  für  Kaufleute  und  Bankbeamte  eingerich- 
teten Kursus  im  Chinesischen  nahmen  7,  im  Bussischen  30, 
im  Spanischen  24  und  an  der  Vorlesung  über  Konsular-  und 
Kolonialrecht  48  Personen  teil.  Gesamtzahl  der  Seminar- 
besucher: 230  Personen. 

Der  Lehrkörper  bestand: 

a)  im  Wintersemester  1903/04  aus  24  Lehrern  und  9  Lektoren. 
Zu  Beginn  des  Wintersemesters  trat  der  Kaiserlieh 
russische  Hofrat  Herr  Rudolf  Jürgen  aus  Riga  als 
Lehrer  des  Russischen  und  Herr  Ralph  II.  Car r  aus  Wor- 
cester als  Lehrer  des  Englischen  in  den  Lehrkörper  des 
Seminars  ein,  während  Herr  Djin-Da-Min  die  Stellver- 
tretung des  seit  August  beurlaubten  chinesischen  Lektors 
Hsüeh  Shen  und  Herr  Milndi  Ben  Mohammed  Siadi 
Talbi  aus  Casablanca  die  nach  Ausscheiden  des  in  seine 
Heimat  zurückgekehrten  Lektors  Sid  Gilani  Schirkawi 
vakante  Lektorstelle  für  das  Marokkanische  übernahm. 
Leider  schied  der  letztere  nach  kurzer  Tätigkeit  durch 
Tod  Mitte  Dezember  wieder  aus.    Ende  des  Semesters 

i 


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II 


wurde  dem  Lehrer  des  Suaheli  Herrn  Dr.  Carl  Velten  von 
Seiner  Exzellenz  dem  Herrn  Unterrichtsminister  das  Prä- 
dikat »Professor«  verliehen; 
b)  im  Sommersemester  1904  aus  24  Lehrern  und  11  Lektoren. 

An  Stelle  des  im  Dezember  1903  verstorbenen  marok- 
kanischen Lektors  Sid  Miludi  trat  anfangs  April  1904 
Herr  Abdel-Wahhab  Bu-Bekr  aus  Tanger  in  den  Lehr- 
körper des  Seminars.  Zur  Verstärkung  des  Duala-  und 
Ephe -Unterrichts  wurden  im  Juli  1904  Herrn  Pastor 
Meinhof  der  Duala  Otto  Ekwala  und  der  Ephe  Ludwig 
A dz a kl u  beigegeben. 

Mitte  August  schied  der  Lehrer  des  Englischen  Herr 
Ralph  H.  Carr  aus  dem  Lehrkörper  des  Seminars,  wäh- 
rend der  Lefirer  des  Arabischen  Herr  Professor  Dr.  Bruno 
Meißner  zum  1.  Oktober  d.  J.  einem  Rufe  als  außer- 
ordentlicher Professor  der  semitischen  Sprachen  au  die 
Universität  Breslau  folgen  wird.  Der  Lehrer  fur  die  wirt- 
schaftlichen Verhältnisse  in  den  Kolonien  Herr  Legations- 
rat Professor  Dr.  Helfferich  wurde  zum  -Wirklichen 
Legationsrat«  ernannt. 
Der  Seminarunterricht  erstreckte  sich: 
o)  im  Wintersemester  1903/04 

auf  15  Sprachen: 
Chinesisch,  Japanisch,  Arabisch  (Syrisch,  Ägyptisch,  Ma- 
rokkanisch), Persisch,  Türkisch,  Suaheli,  Haussa,  Herero, 
Duala,  Ephe,  Englisch,  Französisch,  Neugriechisch,  Russisch 
und  Spanisch 

und  6  Realienfächer: 
wissenschaftliche  Beobachtungen  auf  Reisen,  Tropenhygiene, 
tropische  Nutzpflanzen,    Landeskunde  von   Deutsch -Ost- 
afrika, Landeskunde  der  deutschen  westafrikanischen  Ko- 
lonien sowie  Kolonien  und  Kolonialpolitik; 
b)  im  Sommersemester  1904 

auf  dieselben  15  Sprachen 

und  7  Realienfächer: 
wissenschaftliche  Beobachtungen  auf  Reisen,  Tropenhygiene, 
tropische   Nutzpllanzen ,    Landeskunde  von  Deutsch -Ost- 
afrika, Landeskunde  der  deutschen  westafrikanischen  Ko- 
lonien, Kolonien  sowie  Kolonial-  und  Konsularrecht. 
Der  Unterricht  wurde  erteilt: 

a)  im  Winterseraester  1903/04  zwischen  8  Uhr  morgens  und 
9  Uhr  abends. 


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III 


b)  im  Sommersemester  1904   zwischen  7  Uhr  morgens  und 
9  Uhr  Abends; 

Während  der  Osterferien  1904  fanden  Ferienkurse  vom  15.  März 
bis  zum  14.  April  statt. 

Zu  einem  außerstatutenmäßigen  Termin  im  Frühling  und 
zum  statutenmäßigen  Termin  im  Sommer  1904  brachten  die  nach- 
stehend verzeichneten  Mitglieder  des  Seminars  durch  Ablegung  der 
Diplomprüfung  vor  der  Königlichen  Diplom  -  Prüfungskommission 
ihre  Seminarstudien  zum  vorschriftsmäßigen  Abschluß: 

1.  Kurt  Scheffler,  stud,  jur.,  im  Türkischen; 

2.  Max  Hauschild,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

3.  Ferdinand  Lessing,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

4.  Bruno  Loesdau,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

5.  Robert  Oelrichs,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

6.  Gerhard  Pernitzsch,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

7.  Erich  Schuchart,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

8.  Wilhelm  Vi  IIa  ret,  stud,  jur.,  im  Chinesischen; 

9.  Bernhard  Beck,  Vorschullehrer,  im  Japanischen; 

10.  Hans  Mahner- .Möns,  Musikstudierender,  im  Japanischen; 

11.  Edmund  Simon,  stud,  jur.,  im  Japanischen; 

12.  Ludwig  Katz,  stud,  jur.,  im  Arabisch  -  Ägyptischen ; 

13.  Karl  Steinführer,  stud,  jur.,  im  Arabisch- Marokkani- 
schen ; 

14.  Wilhelm  Waßmuß,   Referendar,  im  Arabisch- Marok- 
kanischen; 

15.  Waldemar  Petersen,  stud,  jur.,  im  Persischen; 

16.  Eberhard  Ulrich,  stud,  jur.,  im  Türkischen; 

17.  Franziska  Stadthagen,  Frau  Regierungsrat,  im  Russi- 
schen ; 

18.  Ernst  Schaum  bürg,  Referendar,  im  Russischen; 

19.  Adolf  Kindor,  Rektor,  im  Russischen; 

20.  Adalbert  von  Boetticher,  stud,  jur.,  im  Russischen. 
Am  27.  Juli  1904  fand  die  Entlassung  des  diesjährigen  Kursus 

der  dem  Seminar  zur  Ausbildung  im  praktischen  Gebrauch  der 
russischen  Sprache  überwiesenen  Post-  und  Telegraphenbeamten 
statt,  der  sich  aus  den  folgenden  Mitgliedern  zusammensetzte: 

1.  R.  Alkewitz,  Postassistent,  aus  Provinz  Ostpreußen; 

2.  II.  Annus,  Ober- Postpraktikant,  aus  Provinz  Posen; 

3.  J.  Becker,  Telegraphensekretär,  aus  Provinz  Hannover; 

4.  K.  Diebold,  Ober- Postpraktikant,  aus  Provinz  Schlesien; 

5.  P.  Großmann,  Ober- Postpraktikant,   aus  Provinz  Ost- 
preußen; 


IV 

6.  A.  Hahn,  Ober-Postpraktikant,  aus  Provinz  Ostpreußen; 

7.  R.  Ha  me  1,  Postassistent,  aus  Berlin; 

8.  G.  II  einem ann  ,  Ober  -  Postpraktikant ,  aus  Provinz 
Schlesien ; 

9.  L.  Hübscher,  Ober-Postpraktikant,  aus  Provinz  Posen; 

10.  H.  Huke,  Postassistent,  aus  Schwarzburg -Sondershausen; 

11.  G.  Just,  Postassistent,  aus  Provinz  Ostpreußen; 

12.  G.  Klotz,  Postassistent,  aus  Braunschweig; 

13.  G.  Peukert,  Postassistent,  aus  Provinz  Schlesien; 

14.  P.  Red  eil,  Postassistent,  aus  Provinz  Westpreußen; 

15.  O.  Schaumkessel,  Postassistent,  aus  Provinz  West- 
preußen; 

16.  F.  S mend,  Postassistent,  aus  Provinz  Westpreußen; 

17.  K.  Specht,  Ober- Postpraktikant,  aus  Provinz  Westfalen; 

18.  R.  Stolle,  Ober- Postpraktikant,  aus  Berlin. 

Soweit  vom  Seminar  aus  festgestellt  werden  konnte,  haben  die 
nachstehend  aufgeführten  früheren  Mitglieder  des  Seminars  während 
der  Zeit  vom  August  1903  bis  August  1904  in  verschiedenen  Ländern 
Asiens  und  Afrikas  Amt  und  Stellung  gefunden: 

1.  Walter  Zech  Ii n,  Referendar,  aus  Hannover,  als  Dol- 
metschereleve bei  der  Kaiserliehen  Botschaft  in  Konstan- 
tinopel; 

2.  Erich  Nord,  Dr.  jur.,  Referendar,  aus  Provinz  Sachsen, 
desgl.; 

3.  Kurt  Kratzsch,  Dr.  jur.,  Referendar,  aus  Königreich 
Sachsen,  als  Dolmetschereleve  bei  der  Kaiserlichen  Gesandt- 
schaft in  Peking; 

4.  Wilhelm  von  We  ick  h  mann,  Dr.  jur.,  Assessor,  aus 
Pommern,  bei  der  Justizverwaltung  des  Kaiserlichen  Gou- 
vernements von  Deutsch- Ostafrika; 

5.  Adolf  Schlettwein,  Gerichtsassessor,  aus  Mecklenburg- 
Schwerin,  desgl.; 

6.  Christian  Schräder,  Dr.  jur.,  Assessor,  aus  Schleswig- 
Holstein,  desgl.; 

7.  Eugen  D  i  n  k  e  1  a  c  k  e  r ,  Assessor,  aus  W ürtteinberg ,  desgl. 
in  Kamerun: 

8.  August  Kirchhof,  Assessor,  aus  Lippe-Detmold,  desgl.: 

9.  Waldemar  von  Sobbe,  Oberleutnant  aus  Brandenburg, 
in  der  Kaiserlichen  Schützt  nippe  für  Kamerun; 

10.  Gerhard  Jacob,   Leutnant,   aus  Brandenburg,   in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Kamerun; 


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V 


11.  Eugen  Kirch,  Leutnant,  aus  (1er  Rheinprovinz,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Kamerun; 

12.  Fritz  Werner,  Leutnant,  aus  der  Rheiuprovinz,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Kamerun; 

13.  Georg  von  l'rittwitz  und  Gaffron,  Hauptmann,  aus 
Berlin,  als  Offizier  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  in  Deutsch- 
Ostafrika; 

14.  Walter  von  Wiese  und  Kaiserswaldau,  Leutnant, 
aus  Schlesien,  in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Deutsch- 
Ostafrika; 

15.  Hans  Schulz,  Leutnant,  aus  Sachsen,  in  der  Kaiserlichen 
Schutztruppe  fur  Deutsch -Ostafrika; 

16.  Hermann  Trefurth,  Leutnant,  aus  Königreich  Sachsen, 
in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Deutsch- Ostafrika; 

17.  Detlef  von  Kleist,  Oberleutnant,  aus  Schlesien,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

18.  Alexander  von  Fritsch,  Freiherr,  Oberleutnant,  aus 
Königreich  Sachsen,  in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für 
Südwestafrika; 

19.  Graf  Saurma-.Teltsch,  Leutnant,  aus  Schlesien,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

20.  Hermann  Runkel,  Leutnant,  aus  Hannover,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

21.  Willi  Grünewald,  Leutnant,  aus  Berlin,  in  der  Kaiser- 
lichen Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

22.  Paul  vou  Bojanowsky,  Leutnant,  aus  Hessen -Nassau, 
in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

23.  Georg  Trainer,  Leutnant,  aus  Westfalen,  in  der  Kaiser- 
lichen Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

24.  Albert  Fürnrohr,  Leutnant,  aus  Posen,  in  der  Kaiser- 
lichen Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

25.  Volkmar  von  Wurmb,  Leutnant,  aus  Sachsen,  in  der 
Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

26.  Günther  von  Billerbeck,  Leutnant,  aus  Pommern,  in 
der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Südwestafrika; 

27.  Otto  Dempwolff,  Dr.  med.,  Stabsarzt,  aus  Ostpreußen, 
in  der  Kaiserlichen  Schutztruppe  für  Deutsch- Ost  afrika: 

28.  Willibald  Schellmann,  Dr.  phil.,  Chemiker,  aus  der 
Rheiuprovinz,  im  Dienste  des  Kaiserlichen  Gouvernements 
von  Deutsch  -  Ostafrika ; 

29.  Gottfried  Thiesmeyer,  Landmesser,  aus  Lippe- Detmold, 
als  Landmesser  in  Südwestafrika; 


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30.  Paul  Hoentzsch,  Finanzaspirant,  aus  Schlesien,  als  Be- 
amter beim  Kaiserlichen  Gouvernement  in  Deutsch -Ost- 
afrika; 

31.  OttoMicheUen,  Gerichtsaktuar,  aus  Schleswig- Holstein, 
desgl.; 

32.  Fritz  Tcchmer,  Landmesser,  aus  Pommern,  desgl.; 

33.  Berthold  Freitag,  Regierungs-Zivilsupernumerar,  aus 
Brandenburg,  desgl.; 

34.  Ernst  Kerb  er,  Haupt- Zollamtsassistent,  aus  Westfalen, 
desgl.; 

35.  Fritz  Kiene,  Gerichtsaktuar,  aus  Schleswig  -  Holstein, 
desgl.; 

36.  Karl  Scholz,  Steuer- Zivilsupernumerar,  aus  Schlesien, 
desgl.; 

37.  Wilhelm  Nagel,  Regierungs-Zivilsupernumerar,  aus  Han- 
nover, desgl.; 

38.  Jakob  Dern,  Postassistent,  aus  Großherzogtum  Hessen, 
im  Kaiserlichen  Postdienst  in  Deutsch -Ostafrika; 

39.  Alois  Jünemann,  Lehrer,  aus  Provinz  Sachsen,  als 
Lehrer  an  einer  Regierungsschule  in  Deutsch- Ostafrika; 

40.  Hermann  Andres,  Lehrer,  aus  Brandenburg,  desgl.; 

41.  Friedrich  Wilhelm  Brandt,  Lehrer,  aus  Brandenburg, 
desgl.; 

42.  Hermann  Hülle,  Lie.  theol.,  Königlicher  Bibliothekar, 
aus  Berlin,  als  Professor  an  der  Kaiserlich  chinesischen 
Universität  in  Peking; 

43.  Erich  Haenisch,  Dr.  phil. ,  aus  Berlin,  als  Lehrer  an 
der  chinesischen  Militärschule  in  Wuchang; 

44.  Friedrich  Pferdekämper,  stud,  phil.,  aus  Westfalen, 
als  Lehrer  an  der  chinesischen  Regierungsschule  in  Tsinanfu: 

45.  Walter  Trittelvitz,  Pastor,  aus  Pommern,  als  Missions- 
inspektor in  Südafrika; 

46.  Siegfried  Deliu s,  Missionskandidat,  aus  Provinz  Sachsen, 
als  Missionar  in  Deutsch -Ostafrika; 

47.  Johannes  Riese,  Missionskandidat,  aus  Provinz  Sachsen, 
desgl. ; 

48.  Friedrich  Wilhelm  Hartmann,  Missionskandidat,  aus 
Schlesien,  als  Missionar  in  Uvambo,  Deutsch -Ostafrika; 

49.  Wilhelm  Schmidt,  Missionskandidat,  aus  Pommern, 
desgl.  io  Uhehe,  Deutsch -Ostafrika; 


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VII 

50.  Hermann  Krelle,  Missionskandidat,  aus  Brandenburg, 
desgl.  in  Daressalam,  Deutsch-Ostafrika; 

51.  Johannes  Hahn,  Missionskandidat,  aus  Braunschweig, 
desgl.  in  Uhehe,  Deutsch -Ostafrika. 

Von  dem  vom  Seminar  herausgegebenen:  »Archiv  fur  das 
Studium  deutscher  Kolonialsprachen«  ist  im  August  1904 

Bd.  II.    Fritz,  Wörterbuch  des  Chamorro  (der  Sprache  der  ein- 
heimischen Bevölkerung  der  Marianen) 

zur  Ausgabe  gelangt. 


Berlin,  den  26.  August  1904. 


Der  Direktor, 
Geheimer  Regierungsrat 

Sachau. 


I 


Hundert  Suaheli-Rätsel. 

Gesammelt  von  Dr.  C.  Velten. 


Märchen  und  Rätsel  gehören  zu  den  Lieblingslinterhaltungen  der  Suaheli. 
Sobald  ihnen  in  jetziger  Zeit  der  alltägliche  Stoff  über  die  Eigenheiten  der 
ihnen  bekannten  Europäer  oder  die  Maßnahmen  der  Regierung  und  deren 
Kritisierung  ausgegangen  ist,  werden  Märchen1  erzählt  oder  Rätsel  auf- 
gegeben. 

In  letzterem  Falle  sagt  einer  unter  ihnen:  •tuzunyumze»,  d.h.:  »Wir 
wollen  uns  unterhalten.«  Dabei  war  die  Unterhaltung,  wie  fast  immer  bei 
ihnen,  schon  sehr  lebhaft,  »mazunyumzo  yanif»  d.h.:  -Was  filr  eine  Unter- 
haltung?- fragt  ein  anderer,  -tufanye  vUendatcili»,  d.h.:  -Wir  wollen  Rätsel 
aufgeben.«  Derjenige  nun,  welcher  ein  Rätsel  weiß,  sngt:  » kite /idawi/i», 
d.h.:  »Ein  Rätsel.-  Die  Anwesenden  antworten:  -fa/a«,  d.h.:  -Stelle  die 
Falle.«  Darauf  gibt  der  Betreffende  sein  Rätsel  auf  und  fragt  die  Zuhörenden: 
•  nini  mdana  yakel»  d.  h. :  »Was  ist  die  Bedeutung?«  Kann  niemand  es 
lösen,  so  sagt  der  Rätselsteller:  »nipeni  »yV«,  d.h.:  »Gebt  mir  eine  Stadt 
(als  Lohn)**  Man  antwortet  ihm:  »ttcaa  mji  wa  Lindl»,  d.h.:  »Nimm  die 
Stadt  Lindi.« 5  Der  also  Beschenkte  sagt  alsdann:  -brrrr  hatta  Lindi,  nimeltcaa 
mji  tea  Lindi»,  d.h.:  »Ich  fahre  (in  Gedanken)  hin  nach  Lindi  und  nehme 
von  der  Stadt  Besitz.«  Zugleich  gibt  er  den  Anwesenden  die  Lösung  und 
fordert  einen  anderen  auf  mit  den  Worten:  -teya  na  tretre«,  d.h.:  »Gib  du 
auch  dein  Rätsel.« 

Bei  jedem  folgenden  Rätsel  werden  obige  Redensarten  in  gleicher 
Weise  und  Reihenfolge  wiederholt. 

1.  tnti  tnkubwa  una  majani  maxcili.  —  Ein  großer  Baum  hat  (nur)  zwei 
Blätter. 

mtu  na  mashikio  yake.  —  Der  Mensch  mit  seinen  Ohren. 

2.  mwanamke  hana  thuttw,  lakini  yeye  huzaa  teatoto  ternyi.  —  Eine  Frau 
hat  keinen  Mann  und  doch  bringt  sie  viele  Kinder  zur  Welt. 

myombo  tea  ndisi.  —  Eine  Bananenstaude. 
Man  gibt  dies  Rätsel  auch  folgendermaßen  auf: 

anazaa  pasipo  mume.  —  Es  zeugt  jemand  Nachkommen  ohne  Mann. 
mti.  —  Ein  Baum. 

1  Eine  Sammlung  -Märchen  und  Erzählungen  der  Suaheli-  habe  ich  1898  in 
Bd.  XVIII  der  Lehrbücher  des  Seminars  für  Orientalische  Sprachen  in  Suaheli  und 
deutscher  Übersetzung  (jetzt  iui  Verlag  von  Georg  Reimer,  Berlin)  veröll'entlicht. 

*  Oder  eine  andere. 

Mitt.  d.  Sern.  f.  Orient.  Sprachen.  1904.  III.  Abt  I 


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2 


Velten:  Suaheli -Rätsel. 


3.  nyumba  yangu  haina  mUmgo.  —  Mein  Haus  hat  keine  Tür. 

yayi  la  kuku.  —  Ein  Hühnerei.    Oder  qaburi.  —  Das  Grab. 

4.  nna 1  mwanangu,  halt  chakula,  huponea  umande.  —  Ich  habe  mein 
Kind,  es  ißt  nichts,  es  nährt  sich  von  Tau. 

mboga.  —  Die  Pflanze. 

5.  kiko  kitu,  kikenenda*  huji/unika,  na  kikirudi  hujt/unika.  —  Es  gibt 
etwas,  das  sich  bedeckt,  wenn  es  weggeht,  und  wenn  es  zurückkehrt,  be- 
deckt es  sich  auch. 

chomfto  bakarini.  —  Ein  Segelschiff  auf  dem  Meere. 
Dasselbe  Rätsel  wird  auch  in  folgender  Form  gestellt: 
kteenda  na  ushungi,*  kurudi  na  ushungi.  —  Mit  dem  Kopftuch  hiu,  mit 
dem  Kopftuch  zurück. 

6.  nna  mtu  vangv ,  hwnenda  akirudi*  kulla  siku,  wala  hapumui  hatta 
marra  moja.  —  Ich  habe  meinen  Mann,  der  alle  Tage  geht  und  zurück- 
kommt und  niemals  ausruht. 

baftari.  —  Das  Meer.* 

7.  mke  na  mume  wake  hutazamana,  mume  hamqurubn  mke  tcake,  tcaJa 
mke  hamqvrubii  mume  wake.  —  Eine  Frau  und  ihr  Mann  sehen  einander 
immer  an,  der  Mann  nähert  sich  nicht  seiner  Frau  und  die  Frau  nähert 
sich  nicht  ihrem  Mann. 

mbmgu  na  inchi.  —  Himmel  und  Erde. 

8.  kipande  mti,  kipande  chuma.  —  Ein  Teil  ist  von  Hol/.,  ein  Teil 
von  Eisen. 

bunduqi.  —  Das  Gewehr. 

9.  nyumba  yangu  knbtca,  mlango  tcake  mdttgo.  —  Mein  Haus  ist  groß, 
seine  Türe  ist  klein. 

chupa.  —  Eine  Flasche. 

10.  hatta  kama  teataka  kutqfuna,  hukiwezi,  nacho  haß/u*  —  Selbst 
wenn  du  es  kauen  wolltest,  so  kannst  du  nicht,  es  ist  zu  leicht. 

maß.  —  Das  Wasser. 

11.  mwanangu  kaenea'1  arqli  pia.  —  Mein  Kind  breitet  sich  über  die 
ganze  Erde  aus. 

mwezi.  —  Der  Mond.    Oder  ßia.  —  Die  Sonne. 

12.  kuku  tcangu  katia*  mibani.  —  Mein  Huhn  hat  in  die  Dornen  gelegt. 

nanajti.  —  Eine  Ananas.' 


1  nina. 

*  kikientnda. 

*  Kopfschleier  der  Suaheli -Frauen. 

*  Für  akarudi. 

6  Bei  Ebbe  und  Flut. 

*  khafifu  leicht. 

7  akaenea. 

8  akatia  =  amekutia. 

9  Unter  «Dornen«  sind  die  stacheligen  Blätter  der  Ananas  gemeint. 


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Vkltks  :  Suaheli  -  Rätsel. 


3 


13.  kombe  la  muungu  H  wazi.  —  Die  Schussel  Gottes  steht  offen. 

kisima  cha  maji.  —  Ein  Brunnen  mit  Wasser. 

14.  mtcanangu  miaka  yote  analala  chini.  —  Mein  Kind  schläft  alle  Jahre 
unten  auf  der  Erde. 

boga.  —  Der  Kürbis. 

15.  kitu  kidago  kimunndoa  sultani  katika  kiti.  —  Ein  kleines  Ding  holt 
den  Sultan  vom  Throne. 

choo.  —  Die  Notdurftverrichtung. 

16.  nyumba  yangu  i  tcazitcazi.  —  Mein  Haus  steht  (immer)  offen. 

dem  a  la  kuvtdia  samaki.  —  Eine  Reuse  zum  Fischfang. 

17.  njia  inajnttca  killa  siku,  haionekani ' alama.  —  Ein  Weg  wird  jeden 
Tag  begangen  und  doch  ist  er  nicht  sichtbar. 

baharu  —  Das  Meer. 

18.  mchawi  ndio  tiba/m.  —  Der  Zauberer  ist  (zugleich)  der  Arzt. 

mwiba.  —  Ein  Dorn.1 

19.  mxcallimu  kalala*,  toana/unzi  toanasoma.  —  Der  Lehrer  schläft,  die 
Schüler  lesen. 

mavi.  —  Exkremente." 

20.  ukumbuu  tea  baba  unvmyooka  mre/u.  —  Des  Vaters  Gürtel  ist  lang 
ausgestreckt. 

njia.  —  Ein  Weg. 

21.  popotj  zangu  mbili  zimevuka  mto.  —  Meine  beiden  Betelnüsse  sind 
über  den  Fluß  gefahren. 

macho.  —  Die  Augen.4 

22.  nyumba  yangu  »iku  zote  hawashtei  taa.  —  In  meinem  Hause  wird 
niemals  ein  Licht  angezündet. 

qaburi.  —  Das  Grab. 
Dieses  Rätsel  wird  auch  folgendermaßen  aufgegeben: 
nyumba  yanyu  haina  taa.  —  Mein  Haus  hat  kein  Licht. 
Oder  man  sagt: 

nyumba  yangu  ya  kiziiceziwe  oder  nyumba  yangu  ya  kiduidui.  —  Mein 
Haus  ist  immer  dunkel. 

23.  rnshare  ttangrt,  nikiutupa  usiku,  haußki  mbali,  mchana  unakwenda 
mteendo  wa  mieaka.  —  Mein  Pfeil,  den  ich  am  Abend  werfe,  reicht  nicht 
weit,  am  Tage  macht  er  einen  Marsch  von  einem  Jahre. 

jicho.  —  Das  Auge. 

24.  bibi  yuko  juu  ya  kiti  analia  machozi.  —  Eine  Großmutter  sitzt  auf 
dein  Stuhle  und  weint  Tranen. 

chungu.  —  Ein  Kochtopf.' 

1   Wenn  man  sieh  einen  Dorn  in  den  Fuß  gerannt  hat,  holt  man  ihn  mit  einem 
anderen  Dorn  heraus. 
*  analala. 

1  Unter  »Schüler«  sind  die  Fliegen  zu  verstehen. 

4  Ich  habe  aufs  andere  Ufer  lünObergeschen. 

6  Es  siedet  und  brodelt  darin,  aU  ob  jemand  am  Weinen  wäre. 


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4 


Velten:  Suaheli -Rätsel. 


25.  nendn 1  na  rmcemangu,  nirudi*  pekeyangu,  yeye  nimemwacha  huko- 
huko.  —  Ich  gehe  aus  mit  meinem  Gefährten  und  kehre  allein  zurück,  ihn 
habe  ich  dort  gelassen. 

umande.  —  Nehel.    Oder  choo.  —  Der  Stuhlgang. 

26.  kinochonamisha*  wakuu*  ni  nini?  —  Was  ist  das,  vor  dem  sich 
selbst  die  Großen  beugen? 

wembe.  —  Das  Rasiermesser.' 

27.  nenda  na  mwnzanyv,  hiyeuka*  nyurna  —  simtconi.  —  Ich  gehe 
mit  meinem  Freund,  und  wenn  ich  mich  umdrehe,  sehe  ich  ihn  nicht. 

kisogo.  —  Meinen  Hinterkopf. 

28.  nitnejertga  nyumba  yangu  kvbtca,  imt>simnma  kwa  nguzo  moja.  — 
Ich  habe  mein  großes  Haus  gebaut,  es  steht  auf  einer  Stutze. 

uyoga.  —  Kin  Pilz;  oder  mtcavuli,  der  Regenschirm. 

29.  nna  mtranangtt ,  kenda'  utvjm,  karudi*  tururum.  —  Ich  habe  mein 
Kind,  es  geht  leer  (trocken)  hin  und  kehrt  naß  zurück. 

mtciko.  —  Kin  Löffel. 

30.  marra  kiko  kvsako,  marra  kimerudi  kieangu.  —  Jetzt  gehört  es 
dir,  dann  gehört  es  mir." 

matt.  —  Waren. 

31.  minne,  minne10,  hatta  Ulaya11.  —  Vier,  vier,  sogar  in  Europa- 

Antonia.  —  Ein  Bett.1* 

32.  mwanangu  usiku  na  mchana  hukaa  mcmgoni.  —  Mein  Kind  ist  Tag 
und  Nacht  auf  meinem  Rücken. 

kibiongo.  —  Der  Buckel  eines  Buckligen. 

33.  alia,  pasipo  kupigtca.  —  Er  weint,  ohne  geschlagen  zu  werden. 

mgonjwa  tea  macho.  —  Der  Augenkranke. 

34.  umekwima  pasipo  nguzo.  —  Es  steht  (etwas)  ohne  Stützen. 

uwingu,  —  Das  Himmelsgewölbe. 

35.  hufa,  ika/ußika.  —  Es  stirbt  und  lebt  immer  wieder  auf. 

bahari.  —  Das  Meer.1* 

36.  chauma  bila  ya  meno,  chaumiza  büa  ya  siUtha.  —  Es  beißt  ohne 
Zahne  und  verwundet  ohne  Waffen. 

moto.  —  Das  Feuer. 


1  naenda,  nakwmda. 

*  ninarudi,  narudi. 
1  kinachoinamixha. 

*  tnakubira. 

I  Beim  Rasieren  der  Kopfhaare. 
«  nikigeuka. 

7  akaenda. 

8  akarudl 

9  Wörtlich  übersetzt:  Jetzt  ist  es  bei  dir,  dann  kehrt  es  zu  mir  zurück. 

10  Zu  ergänzen  miguu. 

II  Unter  Vhya  (Heimat)  ist  gewöhnlich  Europa  hzw.  Deutschland  zu  verstehen. 
'*  Ein  Bett  hat  überall  vier  Füße. 

IS  Bei  Ebbe  und  Flut. 


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Velten:  Suaheli  -  Rätsel.  5 

37.  nyumba  ya  muungu  %  wazi.  —  Ein  Haas  Gottes  steht  immer  offen. 

meskiti.  —  Die  Moschee. 

38.  nyama  mkuu  akenda,  hana  mchakato.  —  Ein  großes  Tier  hat  keinen 
schweren  Tritt  beim  Gehen. 

tembo.  —  Der  Elefant. 

39.  funika  kikombe,  mwana  haramu  apiie.  —  Halte  die  Tasse  zu,  das 
uneheliche  Kind  will  vorbei. 

ushusi.  —  Ein  Gestank. 

40.  kijamanda  cha  bibi  yangu  kimejaa  mbwebtce  tele.  —  Die  Schachtel 
meiner  Liebsten  ist  voll  kleiner  Steinchen. 

kinywa  na  meno.  —  Ihr  Mund  mit  den  Zähnen. 

41.  wanangu  wote  wameenea  vilemba.  —  Alle  meine  Kinderhaben  Tur- 
bane auf. 

may  Off  a .  —  Pike. 

42.  shungi  la  mwana  lajtepea.  —  Der  Schleier  des  Kindes  weht  hin 
und  her. 

tanya  la  jahazi.  —  Das  Segel  eines  Schiffes. 

43.  katika  nyumba  yetu  tcamo  simba  watatu.  —  In  unserem  Hause 
sind  drei  Löwen. 

mafya  ya  kuUlekea  chungu.  —  Die  (drei)  Feuersteine,  die  zum 
Aufsetzen  des  Topfes  dienen.1 

44.  simba  akilia,  kiUa  pahali  husikia.  —  Wenn  der  Löwe  brüllt,  hört 
man  es  uberall. 

ra'di.  —  Der  Donner. 

4ö.  mwanangu  mchana  kulia  na  usiku  ku/ia.  —  Mein  Kind  weint  bei 
Tag  und  bei  Nacht. 

nwinje.  —  Kasuarine.» 

46.  wanangu  wana  ngtto  note,  wamevaa  na  kofia  upande  ;  asiye  nguo 
na  knfia,  xi  mwanangu.  —  Meine  Kinder  haben  alle  Kleider,  auch  tragen 
sie  eine  Mütze  auf  der  Seite;  wer  kein  Kleid  und  keine  Mütze  hat,  ist 
nicht  mein  Kind. 

vidole  na  kucha.  —  Finger  und  Nägel. 

47.  yvko  mzee ,  mwenyewe  hukaa  ndani,  ndevu  zake  ziko  nje.  —  Da  ist 
ein  Alter,  er  selbst  steckt  drinnen,  aber  sein  Bart  ist  draußen. 

mahindi  katika  ubua  wake.  —  Maiskolben  auf  dem  Halm.* 

48.  mzee  weht  amekaa  utupu,  hana  nguo.  —  Unser  Alter  ist  nackt,  er 
hat  kein  Kleid  an. 

kisima  cha  tnaji.  —  Ein  Brunnen  mit  Wasser. 

1  An  Stelle  des  Horden  haben  die  Suaheli  drei  dicke  Steine,  zwischen  die 
sie  das  Feuer  machen  und  auf  welche  der  Kochtopf  zu  stehen  kommt. 

*  Wenn  der  Wind  durch  die  Kaauarine  streicht,  hört  es  sich  an,  als  ob 
jemand  weine. 

»  Beim  Reifwerdeu  guckt  der  Bast  aus  der  Blatthalle,  die  den  Kolben  umgibt, 
wie  ein  Bart  hervor. 


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Velten:  Suaheli  -Rätsel. 


49.  nimepeleka  tnht  kumtcita  mtu,  yule  mtoenyi  ktcihca  amekuja,  yule 
msftenga  hajnrudi.  —  Ich  habe  einen  Mann  ausgeschickt,  jemand  zu  rufen; 
der  Oerufene  ist  schon  da,  aber  der  Bote  ist  noch  nicht  zurückgekehrt. 

nazi.  —  Eine  Kokosnuß.1 
Dasselbe  Rätsel  wird  auch  in  folgender  Form  aufgegeben: 
mshtnga  bajanidi,  mjumbe  kislia  fika.  —  Der  ausgeschickte  Bote  ist 
noch  nicht  zurückgekehrt,  da  langt«'  der  andere  Bote  schon  an. 
Oder  man  sagt: 

nimetumica  kwenda  mtcita  mwenzangv  y  mwenzangu  amekuja ,  mimt  bado. 

—  Ich  wurde  ausgeschickt,  meinen  Freund  zu  rufeu,  mein  Freund  ist  ge- 
kommen, ich  noch  nicht. 

50.  matatu,  matatu,  hatta  ktca  jumbe.  —  Drei,  drei,  sogar  l>cini  Orts- 
vorsteher. 

mafya,  —  Die  drei  Steine  des  Feuerherdes. 

51.  degelcuu  linamia  waatta.  —  Der  große  Vogel  beugt  sich  über  die 
Kinder. 

nyurnba.  —  Ein  Haus. 
Oder  man  sngt: 

mkuu  amefunika  tcanatce1.  —  Der  Große  hat  seine  Kinder  bedeckt. 

52.  aona  —  haontkani,  asema  —  hasikhvi.  —  Er  sieht  und  wird  nicht 
gesehen,  er  spricht  und  wird  nicht  gehört. 

muungu.  —  Gott. 

53.  mti  mkuu  umeanguka ,  ndege  teatnejinamia.  —  Ein  großer  Baum  ist 
umgefallen,  die  Vögel  haben  sich  niedergeduckt. 

mfalme  amekufa.  —  Ein  Häuptling  ist  gestorben.» 

54.  nimeona  wafoto  'esherini,  trotm/uatana  pamoja,  vote  wamevaa  vifibao 
vyeupe.  —  Ich  habe  zwanzig  Kinder  gesehen,  die  zusammen  gingen,  und 
alle  hatten  helle  Röcke  an. 

maktinguru.  —  Krähen. 

55.  mwananyu  anakwnda  mchana  kuhra  b'dtT  ya  miguu  wala  hachoki, 

—  Mein  Kind  geht  den  ganzen  Tag  ohne  Fuße  und  wird  auch  nicht  müde. 

jua.  —  Die  Sonne. 

56.  watoto  icalatu,  akiondoka  mmoja,  kazi  haifanyiki.  —  Es  sind  drei 
Kinder  da,  wenn  eins  weggeht,  wird  keine  Arbeit  gemacht. 

mafya.  • —  Die  drei  Steine  des  Feuerherdes. 

57.  moja  imezaa  mia.  —  Eins  hat  hundert  erzeugt. 

mbeyu.  —  Das  Samenkorn. 

58.  macho  yangu  yamejaa  mbwebwe.  —  Meine  Augen  sind  voll  Steinchen. 

usingizi.  —  Der  Schlaf. 

59.  teketeke  huzaa  gumugumu.  —  Weiches  erzeugt  Hartes. 

muhindi.  —  Mais.* 

1  Die  Kokosnuß  fällt  schneller  zur  Erde,  als  der  Mann  heruntorklettern  kann. 

>  xpoana  vuke. 

8  Unter  »Vögel-  sind  die  Untertanen  zu  verstehen,  die  gebeugt  dastehen. 

4  Der  zuerst  weich  ist  und  trocken  ganz  hart  wird. 


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Vbltej»:  Suaheli- Hi ti.fl. 


7 


60.  nende  harudi  »neble f.  —  Ich  gehe  und  komme  zurück  (und  sage) 
-Mama,  nimm  mich  auf  die  Schulter». 

kitanda.  —  Das  Bett.1 

Oder  man  sagt: 

ukenda  ukirudi  »mama,  neieka*.  —  Gehst  du  und  kehrst  heim,  (so 
sagst  du:)  «Mama,  trage  mich«. 

61.  nna  fimbo  yangu  ya  chuma,  katika  shina  hitla  chakula,  ncha  yake 
hu/anya  küotceo.  —  Ich  habe  einen  Stock  von  Kisen,  die  Wurzel  ißt  man 
als  Hauptspeise,  seine  Spitze  dient  als  Zuspeise. 

muhogo.  —  Maniok.' 

62.  naliktcenda  njiani,  hasikia*  uruzi,  nilipogmka  —  aliyepiga  urwzi  — 
sikumwona.  —  Ich  war  unterwegs  und  hörte  einen  Pfiff,  und  als  ich  mich 
umdrehte,  (um  zu  sehen)  wer  gepfiffen,  sah  ich  niemand. 

mvinje.  —  Kasuarine.4 

63.  teanangu  vxrte  hawana  ngvo.  —  Alle  meine  Kinder  haben  keine 
Kleider  an. 

maboga.  —  Kurbisse.' 

64.  taa  ilijaa  ma/uta,  upepo  ulipovuma,  ilizimika.  —  Die  Lampe  war 
voll  Ol,  aber  als  der  Wind  wehte,  ging  sie  aus. 

roho.  —  Die  Seele.' 

65.  shamba  langu  la  mpunga  limechanua  lote.  —  Meine  Reispflanzung 
ist  voll  aufgeblüht. 

nywele  zimegeuka  mm.  —  Die  Haare  sind  weiß  geworden. 

66.  nalima  shamba  lang»  kubxca,  lakini  nilipolivuna ,  sikvpata  kikapu  cha 
riziqiy  inayotoka  katika  shamba  hilo.  —  Ich  bestelle  gewöhnlich  mein  großes 
Feld,  aber  als  ich  ernten  wollte,  habe  ich  nicht  einen  Korb  voll  Ertrag 
davon  bekommen. 

nywele  za  kichwani.  —  Kopfhaare.7 
Man  sagt  auch:  . 

nimelima  shamba  langu  kubtea ,  nimevuna  mtama  kidugo.  —  Ich  halte 
meine  große  Pflanzung  bestellt,  aber  nur  wenig  Hirse  geerntet. 

67.  nimekwenda,  nikirudi  —  ngombe  nimemshika  mkia.  —  Ich  bin  weg- 
gegangen, und  als  ich  zurückkehrte,  habe  ich  den  Ochsen  beim  Schwanz 
gegriffen. 

kata.  —  Der  Wasserlöffel.8 


1  Zum  Auarahen. 

*  Die  Wurrelknollen  bilden  eine  Hauptnahrung  der  Suaheli,  und  aus  den  Blättern 
wird  ein  Gemüse  zubereitet. 

■  nikasikia. 

*  Wenn  ein  starker  Wind  durch  die  Kasuarine  pfeift. 
'  Sie  liegen  bloß  auf  der  Erde. 

a  Der  Wind  ist  der  Tod. 

7  Wenn  sie  geschnitten  oder  abrasiert  werden,  machen  sie  keine  Handvoll  aus. 

»  Aus  Kokosnuß  mit  langem  Stiel,  daher  Oclisenschwanz. 


8 


Vkltkv:  Suaheli -Rätsel. 


Dasselbe  Rätsel  lautet  auch: 

natoka  shamba,  nafikio  mkio  tea  ngombe.  —  Komme  ich  von  der  Pflan- 
zung, dann  lange  ich  am  Ochsenschwanz  an.1 

08.  'askari  tcangit  wanapigana  vita,  wenyi  tcarrwkvfa ,  na  teenoms  trame- 
pona.  —  Meine  Soldaten  sind  im  Krieg,  viele  sind  gestorben,  andere  sind  un- 
versehrt gehlieben. 

biai  —  Maiskörner  beim  Rösten.2 

69.  nna  mwanangu,  akaanguka,  hana  mshindo.  —  Ich  habt«  mein  Kind, 
es  fallt  ohne  Geräusch  zur  Erde. 

dtfu  la  nasi.  —  Kinzclblatt  einer  Palme. 

70.  nimepita  katika  njia,  wakubwa  wakaniamkia,  teatoto  teasimamkit.  — 
Ich  ging  meines  Weges  dahin,  die  Alten  boten  mir  ihren  Gruß,  die  Kinder 
begrüßten  mich  nicht. 

mbazi.  —  Bohnen.' 

71.  mwanangu  nimemjengea  kuta  mbele  na  nyuma,  njia  aliyotokea  — 
sikuijua.  —  Ich  habe  meinem  Kinde  vorn  und  hinten  Mauern  gel»aut,  aber 
wo  es  herkommt,  weiß  ich  nicht. 

roho.  —  Die  Seele.' 

72.  nimeteeka  unga  uMku ,  nikatazama  as-mbvhi  liapana.  —  Ich  habe 
Mehl  am  Abend  hingelegt  und  als  ich  am  Morgen  hinschaute,  war  nichts 
mehr  da. 

nyota.  —  Die  Sterne. 
Man  sagt  auch: 

nanika  milala  yanyu,  a.s-xububi  nimekicenda,  sikuiona.  —  Ich  habe  meine 
Mattenstreifen  zum  Trocknen  ausgebreitet,  am  nächsten  Morgen  ging  ich 
hin,  fand  aber  nichts  mehr  vor. 

73.  nimekveenda  njiani,  hasikia'3  mtu  anapiga  makoß;  nUipogeuka  si- 
kumwona.  —  Ich  ging  auf  einem  Wege  und  hörte  jemand  in  die  Hände 
klatschen;  als  ich  mich  umdrehte,  sah  ich  niemand. 

mpiga  kqfi.  —  Der  mpiga  kofi-Baum.' 

74.  huenenda  wendako,  ukirudi,  wakikuta  kipo  palepaie.  —  Du  magst  hin- 
gehen, wo  du  willst,  wenn  du  zurückkehrst,  triffst  du  es  an  derselben  Stelle. 

jaa  la  kumteagia  taka.  ■ —  Kehrichthaufen. 

75.  toanangu  wawili  hukaa  mji  nimoja,  lakini  hawatembeleani.  —  Meine 
beiden  Kinder  wohnen  in  demselben  Ort,  aber  sie  gehen  nie  zusammen 
spazieren. 

trilima  mvoili.  —  Zwei  Berge.7 


1  Nach  getaner  Arbeit  greift  man  gern  zum  Wasserlöffel. 

1  Die  einen  bersten,  die  anderen  nicht. 

*  Die  reifen  klappern  beim  Berühren  der  Schoten,  die  uureifen  (die  Kinder)  nicht. 
4  Sie  ist  von  dem  Körper  wie  von  Mauern  umgeben. 

•  nikasikia. 

«  Wenn  die  Früchte  desselben  in  der  heißen  Jahreszeit  platzen,  klingt  es, 
als  ob  jemand  in  die  Hände  klatsche. 

7  In  der  Nähe  des  Ortes. 


Goo 


Velten:  Suaheli -Ratsei. 


76.  watoto  wangu  utamejinamia  chini.  —  Meine  Kinder  haben  sich  zur 
Erde  gebeugt. 

mputiga.  —  Reis  auf  dem  Halm1. 

77.  kizio  changu  cha  nazi  kimeenea  mjt  wote  —  Mein«!  (der  Kokosnuß) 
Hälfte  ist  über  die  ganze  Stadt  verbreitet. 

mteezi.  —  Der  Mond. 

78.  barrabarra  hatta  Manga.  —  Eine  Straße  bis  nach  Arabien. 

utelezi.  —  Ausgleiten  auf  schlüpfrigem  Wege. 
Man  sagt  auch: 

rrrr  hatta  Manga.  —  rrrr  (gehts  den  Weg  hinab  beim  Ausgleiten)  bis 
nach  Arabien. 

79.  fimbo  yangu  ndefu,  haina  ahina  trafa  ncha.  —  Mein  Stock  ist  lang, 
er  hat  keine  Wurzel  noch  Spitze. 

ulimwengu.  —  Die  Welt. 
Oder  man  sagt: 

haujulikani  mtcanzo  wake  wala  mtcishft.  —  Man  kennt  weder  ihren 
Anfang  noch  ihr  Ende. 

80.  taa  inawaka  usiku  kvcha,  haina  mafuta  icala  utambi.  —  Ein  Licht 
brennt  die  ganze  Nacht  hindurch,  ohne  Ol  noch  Docht  zu  haben. 

mteezi.  —  Der  Mond. 

81.  Tango,  mteana  tea  uziteani,  kazalitca  uziirani,  kaleletca  uziicani;  akija 
tnume  kimposa,  akiambitca:  »maß  moto  usinytee  wala  maß  baridi  usinytee.'  — 
Tongo  ist  ein  Kind  des  Wasserteiches,  es  ist  im  Wasser  geboren  und  dort 
großgezogen  worden ;  wenn  ein  Mann  kommt,  tun  es  zu  werben,  wird  ihm  (dem 
Kinde)  gesagt:  -Du  darfst  kein  heißes  Wasser  und  auch  kein  kaltes  trinken.« 

chumvi.  —  Salz. 

82.  fitlani,  killa  endapo,  mzigo  teake  atiao.  —  Wo  auch  die  Soundso 
hingeht,  sie  hat  ihre  Last  bei  sich. 

mvsanamke  mxcenyi  mimba.  —  Eine  schwangere  Frau. 

83.  futi*  li/utika  futi,  na  futi  lifutika  futi.  - —  Das  Eingeschlossene  ist 
von  etwas  anderein  eingeschlossen  und  dies  ist  wieder  von  etwas  einge- 
schlossen. 

kttmbi  la  nazi  na  nazi.  —  Kokosfaser  und  Kokosnuß.8 

84.  vynte  vyapatikana,  Ufa  kiti  cha  m/ahne  hakijMJtikani.  —  Alles  ist 
zu  erlangen,  aber  der  Thron  eines  Königs  nicht. 

roho.  —  Die  Seele. 

85.  kita  kitatasi*,  mtambua  ndizi,  tampa  hirizi.  —  Es  ist  ein  Ding 
verborgen;  wer  die  Banane  deutet,  dem  werde  ich  «'in  Amulett  geben. 

mtoto  ndani  ya  tumbo.  —  Ein  Kind  im  Mutterleibe.5 

1  Die  Ähren  werden  beim  Abschneiden  heruntergebogen. 

a  futiko  das  Killgeschlossene,  z.B.  Geld,  das  im  oberen  Saum  des  Lenden- 
tuchs  aufbewahrt  wird. 

*  Die  Kokosfaser  ist  von  der  äußeren  Schale  bedeckt  und  die  eigentliche 
Nuß  von  beiden. 

«  kitu  kilichotatamra  (kilkhoßtngva). 

6  Von  dem  man  nicht  weiß,  ob  es  ein  Knabe  oder  ein  Mädchen  ist. 


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Velten  :  Suaheli  -  Rätsel. 


86.  simba  amelala,  mhono  wake  umefika  killa  pahali.  —  Ein  Lowe  hat 
sich  hingelegt,  seine  Tatze  reicht  überall  hin. 

m/ahne.  —  Ein  König.' 

87.  nyama  ya  riale  haijni  kikotnbe.  —  Das  Fleisch  von  einem  Silber- 
realen macht  keine  Tasse  voll. 

mkufu.  —  Silberne  Halskette  (aus  einem  Realen  gefertigt). 

88.  nyama  nje,  ngozi  ndani.  —  Außen  Fleisch,  inwendig  Haut. 

finingi.  —  Der  Magen. 

89.  nimekwenda  njiani,  hakuta*  kisutu,  mwenyewe  simjui.  —  Ich  ging 
auf  dem  Wege  und  fand  ein  kisutu -Tuch,  den  Eigentümer  kenne  ich  nicht. 

mate  ya  tambuu.  —  .Speichel  vom  Betelkauen.8 

90.  nyumba  yanyu  itnetmgua ,  ixalia  mwamba.  —  Mein  Haus  ist  ver- 
brannt, nur  der  Tragebalken  ist  übrig  geblieben. 

njia.  —  Ein  Weg.« 

91.  shungi  la  mvoarabu  lapejva.  —  Das  Kopftuch  des  Arabers  schaukelt 
hin  und  her. 

taa.  —  Die  Flamme  eines  Lichtes. 

92.  mwanangtt  anatapücia  mbavuni.  —  Mein  Kind  ubergibt  sich  nach 
allen  Seiten. 

kiwi  cha  mtama.  —  Der  Mahlstein  fur  Hirse. 

93.  mtoto  hakumshabihi  mama  yoke  wala  baba  yake,  amemshabihi  yaya 
yake.  —  Ein  Kind  sah  weder  seiner  Mutter  noch  seinem  Vater  ähnlich, 
mehr  noch  seiner  Amme. 

popo.  —  Ein  Schmetterling. 

94.  xeatoto  wangu  nitnewapiga,  halafu  nimewatia  ndani,  wanalia ,  mlango 
nimefunga.  —  Meine  Kinder  habe  ich  geschlagen,  uud  darauf  habe  ich  sie 
eingesperrt,  und  sie  weinten,  während  ich  die  Tür  geschlossen  hielt. 

bist.  —  (j erosteter  Mais.' 

95.  baba  kazaa  watoto  wanne,  tenna  baba  akafa.  mtoto  wa  kitanza 
hakvrithi  kitu,  wa  pili  amepata  riale  mia ,  tea  tatu  amepata  riaie  mite'n,  wa 
nne  kapata  riale  thalatha  mia.  —  Ein  Vater  zeugte  vier  Kinder,  darauf  starb 
der  Vater.  Das  erste  Kind  erbte  nichts,  das  zweite  bekam  hundert  Realen, 
das  dritte  zweihundert,  das  vierte  dreihundert  Realen. 

alif,  be,  te,  the.  —  Die  vier  ersten  Buchstaben  des  Alphabets 

in  arabischer  Schrift  I  u  O  »l».1 


1  Seine  Befehle  reichen  weit. 
*  nikakuta. 

s  Der  dieselbe  Färbung  hat  wie  ein  kisutu  (Frauentuch). 

4  Ein  Haus  kann  völlig  abbrennen,  su  daß  nicht«  mehr  davon  tu  sehen;  der 
Weg,  an  dem  es  liegt,  wird  aber  immer  sichtbar  sein. 

s  Die  Körner  springen  beim  Hosten  in  einem  zugedeckten  Topf  hin  und  her 
(sie  weinen). 

6  Der  erste  Buchstabe  hat  keinen  Punk',  der  zweite  einen  (einhundert  Realen), 
der  dritte  zwei  (zweihundert  Realen),  der  vierte  drei  (dreihundert  Realen). 


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Vki.tkn  :  Suaheli -Rätsel.  11 

96.  mtoto  wangu  ametembea ,  akirudi  amefikia  katika  kichtca.  —  Mein 
Kind  war  spazieren  gegangen,  und  als  es  zurückkehrte,  kam  es  an  meinem 
Kopfe  an. 

shanuo.  —  Ein  Kamm. 

97.  kibd  kipandika,  kibd  kipandua.  —  kibd1  es  hebt  sich,  kibd  es 
senkt  sich. 

mguu.  —  Der  Fuß. 

98.  mti  pdkapdka,  mti  hää.  —  Ein  Holz  (macht)  pdkapdka\  ein  Holz 
(macht)  hää. 

zumari.  —  Eine  Flöte. 

99.  toää  —  imepita.  —  Es  macht  tcää  und  ist  vorbei. 

maicaga  ya  mvua.  —  Ein  Regenschauer. 

100.  shamba  yangu  imekauka,  haioti  matundn.  —  Meine  Pflanzung  ist 
vertrocknet,  es  wachsen  keine  Früchte  mehr  darauf. 

hamna  meno  kinytcani.  —  Keine  Zähne  mehr  im  Munde. 

1  bä  mit  Vorsatz  des  An- Präfixe«  soll  das  Auftreten  des  Fußes  bedeuten. 
3  Unter  pakopäka  und  hää  ist  das  Spiel  der  Flöte  gemeint. 


12 


Die  Verba  des  Tsivenda1. 

Zusammengestellt  von  Theodor  und  Paul  Schwellnus, 

Mission.«  der  cvnigeli.eLei.  Mission  (Berlin  I)  io  Si»<Ulrü*. 


Vorbemerkung. 

Durch  meine  Studie  über  das  T*iv?nda',  welche  in  der  Zeitschrift  der 
Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft  Bd.  LV  S.  607  ff.  veröffentlicht  1st, 
sind  die  Lautgesetze  dieser  in  Nordtransvaal  gesprochenen  Bantusprache 
nach  den  Mitteilungen  der  im  Titel  genannten  Missionare  dargestellt.  Auch 
war  dort  einiges  über  die  Tonhöhen  (musikalischen  Ton)  des  T&ivcnda' 
gesagt  unter  40.  In  der  richtigen  Erkenntnis,  daß  die  gefundenen  Laut- 
gesetze die  beste  Bestätigung  aus  dem  Vokabelschatz  finden,  haben  meine 
Gewährsmänner,  die  als  geborene  Afrikaner  dazu  besonders  befähigt  waren, 
die  ihnen  bekannten  Verbalstämmc  des  T&ivenda1  zusammengestellt,  die  ich 
im  folgenden  dem  Druck  übergebe.  Für  die  Erforschung  der  Bantuwort- 
stämme  ist  dieser  Beitrag  sehr  erwünscht.  Was  ihm  aber  einen  besonderen 
Weit  verleiht,  ist  das,  daß  hier  zum  ersten  Male  in  einer  gewissen  Voll- 
ständigkeit die  Tonhöhen  bezeichnet  sind.  Obwohl  Lepsius  (Nubische 
Grammatik,  1880)  und  Endemann  (Versuch  einer  Grammatik  des  Sotho, 
187G)  schon  vor  längerer  Zeit  auf  das  Vorhandensein  des  musikalischen 
Tons  im  Bantu  aufmerksam  gemacht  haben,  war  doch  dies  Gebiet  bis  auf 
die  Studien  von  Christaller  im  Duala  (Handbuch  der  Duala- Sprache,  1892) 
noch  völlig  unangebaut.  So  kommt  es,  daß  wir  über  die  Tongesetze  des 
Bantu  noch  so  wenig  wissen.  Für  den  Europäer  haben  diese  Forschungen 
besondere  Schwierigkeiten,  und  es  dürfte  kaum  jemand  darin  völlige  Sicher- 
heit gewinnen,  er  müßte  denn  von  Jugend  auf  die  Sprache  wie  seine 
Muttersprache  sprechen.  Das  ist  nun  bei  den  Brüdern  Schwellnus  der 
Fall,  und  da  sie,  wie  das  Folgende  zeigt,  auch  eine  gute  phonetische  Schu- 
lung besitzen,  haben  ihre  Aufzeichnungen  einen  Grad  von  Genauigkeit,  wie 
derselbe  sonst  kaum  zu  erreichen  ist. 

Die  von  ihnen  befolgte  Schreibung  ist  das  Resultat  unserer  gemein- 
samen Arbeit  und  in  meiner  oben  erwähnten  Studie  ausführlich  erörtert. 
Für  den  Leser,  der  die  Studie  nicht  zur  Hand  hat,  füge  ich  einige  kurze 
Erläuterungen  bei.  Dieselben  zeigen  zugleich,  in  welcher  Reihenfolge  die 
Stämme  gedruckt  sind. 

Cakl  Meinhof. 


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Th.  und  P.  Schwtoxncs  : 


Die  Verba  des  Tsivenda. 


13 


a,  a  mit  Tiefton 
a  a  mit  Hochton 
b  vollstimmiges  6 
by  s.  b  and  7 
bv  s.  b  und  v 
dj  d  und  deutsches  j 
dz  d  und  z  (alveolar) 
d  zerebrales  d 
dz  d  und  I 
d  dentales  d 
dz  d  und  5,  s.  unten 
(f  enges  (geschlossenes)  e) 
e  weites  (offenes)  a 
f  deutsches  /  (dentilabial) 
/  bilabiales  / 
g  vollstimmiges  g 

y  stimmhafte  velare  Frikativa  (Lenis) 
A  deutsches  A 

7,  stimmlose  velare  Frikativa  (Fortis) 

t  weites  (offenes)  1 

kk  Je  mit  Aspiration 

'Ar  k  mit  Kehlverschluß 

/  zerebrales  /  (Lenis) 

l  dentales  / 

m  deutsches  m 

n  alveolares  n 

n  cerebrales  n 

n  velares  n 

n  palatales  n 

n  dentales  n 

(o  enges  o) 

q  weites  o 

pf  deutsches  pf 

ph  p  mit  Aspiration 

>  mit  Kehlverschluß 

*py  p  mit  Kehlverschluß  und  stimm- 
lose velare  Frikativa  (Lenis) 

r  zerebrales  r  (Fortis) 

*  stimmloses  *  (Fortis) 

4  stimmloses  labiialveolares  s  (Fortis) 

s  stimmloses  zerebrales  «mit  Rausch- 
laut (Sch-Laut)  (Fortis) 


ts  t  und  s 
ts  t  und 

7*  /  mit  Kehlverschluß  und  stimm- 
loses labiialveolares  s  (Lenis) 1 
th  zerebrales  /  mit  Aspiration 
ts  t  und  i 

7  zerebrales  t  mit  Kehlverschluß 

7*  7  n,it   stimmlosem   zerebralem  s 

mit  Raiischlaut  (Lenis)1 
|A  dentales  t  mit  Aspiration 
'(  dentales  t  mit  Kehlverschluß 
«1  weites  w 

v  dentilahiale  stimmhafte  Frikativa 
v  bilabiale  stimmhafte  Frikativa 
w  unsilbisches  u 
y  unsilbisches  1 

c  stimmhafte  alveolare  Frikativa 
r  stimmhafte  labiialveolare  Frikativa 
i  stimmhafte  zerebrale  Frikativa  mit 
Rauschlaut 

aflza  ausbreiten  (Matte  /..  B.) 

St,  qla  ungebr. 
(tdzima  borgen 
etfula  zerschlagen  (Gef&ß) 
äftha  spannen  (ein  Seil) 
dja/a  heilen,  trans.(durch  Medikamente) 

ijqfa,  Nebenform 
dulama  brüten  (vom  Vogel) 
dlamuh  gähnen 
dyluica  groß  werden 
dma  melken 
apnba  sprechen 

dfnbiva,  kausat.,  dazu  term,  techn. 
für  »freien« 
dfnbara  sich  kleiden 
ajia  schwören 

aftda  viel  sein,  viel  werden 
afiza,  kausat. 

dfiea  erzählen  (in  längerem  Vortrag) 
I  dhtea  ausbreiten  (zum  Trocknen) 
j  d^fata  antworten    (aber    nur  durch 


1  Ich  halte  die  Schreibung  'tz  für  richtiger,  s.  oben  py. 
•  Ich  halte  die  Schreibung  'ti  für  richtiger,  s.  oben  py. 


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14 


Tu.  und  I'.  Schwf.li.nus:  Die  Verba  des  Tsivenda. 


kurzen  Ruf,  etwa  ■liier!-,  zu  er- 
kennen geben ,  daß  man  vom  Zuruf 
Notiz  genommen  hat) 

dtsamutia  niesen 

(Nsamulay  Nebenform 

tffama  aufsperren,  intrans. 

<ya  austeilen,  term,  teelin.  fur  »las  Ver- 
teilen d er  Speise  in  versch.  Schusseln 

crtecja  ausruhen 

baja  den  Dienst  versagen 

ba[la  anfangen  (selten) 

Mim  platzen 

ba^nbela  baden 

bapda  flach  sein 

bahh/a  im  Ringkampf  umfassen 

bavfa  fangen  (durch  Bedecken  mit  der 
Hand) 

befta  erzeugen 

befia,  term,  techn.,  das  Kind  auf 
dem  Rücken  tragen 

bejsa  mit  großer  Macht  gegenschlagen 

bya*  graben 

bye  Ja,    kausat.    Bedeutung  und 
term,  techu.  für  begraben 

bydnda  Trockenes.  Meiiliges  zu  sich 
nehmen ,  z.  B.  ein  Pulver  nehmen 

kytfbyqtela  etwa:  brutzeln  (im  Topf) 

bi'.ka  kochen  (trans.) 

bi*ma  schlagen  (mit  einem  Zweige  etwa) 

bfnalala  einen  hohlen  Rücken  machen 
cf.  btnama  hohlen  Rücken  haben 

bhtama  hohlen  Rücken  haben 
cf.  bhialala 

•     *  • 

bt\nduh  »Profit-  machen 

bfy/a  den  unartikulierten  Laut  hervor- 
bringen, der  vulgo  «aufstoßen«  heißt 

btfdedza  zudecken  (einen  Topf) 

cf.  Lsibojdfi  Name  der  Schildkröte 
in  der  Tierfabel 

bfldekanya   zerbeulen  (z.  B.  ein 
Blechgefäß) 

bopya  Augen  zumachen,  geschlossen 
sein  (von  den  Augen) 

büfnmela  eine  Braut  abspenstig  zu 
machen  suchen,  um  sie  für  sich 
zu  nehmen 


böpva  einsinken,  eigentl.  einbeulen 
bulba  früh  aufstehen 
bdfla  umherstreifen 

biidabuda  umherstreifen  (gebräuch- 
licher) 

biMula  schlagen  mit  einem  Knüppel, 
daß  es  einen  dumpfen  Ton  gibt 

bifkula  schlagen,  daß  es  einen  dumpfen 
Ton  gibt 

bvja  erraten,  nennen 

büfuila  (Ton]  schlagen,  mit  der  Hand 
auf  den  Mund 

bttsa  auf  den  Busch  klopfen,  ein  Tier 
zu  verscheuchen,  den  Tau  abzu- 
schütteln usw. 

6po,  herausgehen 

bvdfa  faul  sein 

mubvtB  oder  mubvd\fi  Faulpelz 
cf.  mü/fva  einer,  der  hervorkommt 
(von  Ar«?,) 

bvvfla  »lecken«,  wenn  ein  Gefäß  un- 
dicht ist 

bettlet  ausziehen  (Kleider) 

btmxma  donnern,  brausen 

cf.  bvi\mela  Zustimmung  oder 
Aufmerksamkeit  zu  erkennen  geben 
durch  Brummen  (bei  einem  Vortrag) 

bvu'mba  erraten,  vorhersagen 

djd  (poetisch  oder  Lehnwort)  essen 
dza}ma  verschwinden,  sterben,  aber 

nur  vom  Häuptling 

cf.  Izamaya   (Soth.)  weggehen, 

verschwinden 
d:Ja  heiraten,  in  matrtmonium  du- 

cere 

dxjdza  »aufbleiben-,  während  der 
Nacht 

dzA/igama  schief  sein ,  schief  gehen 
cf.    dzMtga     dummer  Mensch 
(deutsch  gedacht,  Zusammenhang 
sehr  einfach:  einer,  der  schiefe  Ge- 
danken hat!) 

dztyfa  -abknabbern- 
cf.  madzetif  Nagezähne 

dztpla  wiederkäuen 


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Th.  und  P.  Scbwkllnus:  Die  Verba  des  TSivenda. 


15 


dzila  dickflüssig  sein 


steigende  Rauch  bildet  eine  Kette 


dzi^ka  sich  legen  (von  Zorn,  Schmerz'     von  einzelnen  Rauchballen). 

usw.),  sich  setzen,  z.  B.  Schmutz-         cf.  ditbekana  im  »Gänsemarsch' 


teile  im  aufgerührten  Wasser 

cf.  dsüykvsa  (mit  «)  aufrühren, 
trüben  (Wasser) 
dsi'ma  I.  versagen,  nicht  geben 
11.  löschen  (Feuer,  Durst) 
dzifiga  taub  sein 

dzilnga  (rukthufa,  plur.  von  luki'Mda 
=  Armband),  term,  techn.  für  das 
Flechten  (Umwickeln)  der  Armringe 

dzijiginyea  wackeln  (intrans.) 

dzipginyisa  schütteln  (trans.) 

dzycisa  verbieten 

dzi^kvm    aufrühren,    trüben,  vom 

Wasser 
dzi^la  sitzen,  wohnen 
dzufnba  verbergen 

dzMguiuva   im   Kreise   sich  herum- 
drehen, Schwindel  empfinden 
dzdngu  —  Schwindel 
dajia  schnupfen,  auch  rauchen 
dafla  Besuche  machen 
d4xd*ledza  gängeln 

dtp  mit  Kriegsmacht  überziehen,  -  be- 
springen« (vom  Rindvieh) 

dilda  schlagen,  als  Züchtigung 

d^gima  dial,  statt  gifjlrma  laufen 

difla  plagen,  belästigen 

dfjfia  (auflesen),  aufheben 

Die  Nuance  von  »auflesen«  hat 
f/oöedza  —  viele  kleine  Gegenstände 
auflesen. 

dfjfda  schleichen,  beschleichen 

dofiqtna  laufen  (von  Vögeln) 

d&dohga  betasten 

do{na  etwa:  Kellergeruch  annehmen, 
z.  B.  vom  Mais ,  der  in  Erdlöchern 
aufbewahrt  wird;  solcher  Mais 
madoni 

d/^ng^lisa  nachhaltig  verfolgen 
ddvo  wiederholen 
drfba  rauchen 

Grundbedeutung     ist  vielleicht 
•sich  aneinander  reihen«  (der  auf- 


gellen, ebenso  «  rvca  mudubä}  einen 
•  Gänsemarsch«  bilden  (eigentlich 
schlagen) 

dütfela  warm  sein 

duxga  lodern 

dtila  schlagen ,  etwa  wie  heim  Dreschen 

dulnga  sauer,  salzig  sein 
cf.  Ittftya  salzen 

dufa  etwas  wegnehmen,  z.  B.  meh- 
rere Körner  von  einem  Haufen 
Getreide 

cf.  'fvjsa  von  =  weggehen, 

ebenfalls  wegnehmen 

dwfka  abtropfen,  triefen 

d&na  hineingehen  ,  hereinkommen 

dzila  nehmen 

<lax  kommen 

ddfa  voll  sein 

ddva  aufknacken 

di\fa  wohlschmecken 

diWa  wissen 

(dilcalea  etwas  taugen) 

doja  sich  salben 

d&wela  sich  gewöhnen 

düfiumfila  neben  dztifizumela  sich  auf 
die  Fußspitzen  stellen,  auf  den 
Fußspitzen  stehen 

dti.mla  abhäuten 

ditptdzn   sich   häuten,    von  der 
Schlange 

cf.  dunt  oder  dtipidzefo  =  ab- 
gestreifte Haut  der  Schlange 

dzd'la  gebären  (aber  nur  vom  Großvieh) 

dzih'iga  durchziehen ,  und  zwar  vom 
Lendenschurz,  durch  den  Gürtel 
hindurchziehen 

dz,.  muttiVa  —  den  Schwanz  zwi- 
schen die  Beine  kneifen 

exdza  versuchen 

(fffzisa  nachmachen) 
efiana  gleich  groß  sein 
i{h!a  schlafen 


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16 


Tn.  und  P.  Schwellkus  :  Die  Verba  des  Tsivenda. 


eja  I.  fließen,  neben  ejtfa 

II.  messen 
flehca  nachsinnen,  sich  erinnern 

Ilntte^/WiM  tiefenTon,  so  könnte 
man  es  mit  f,/W«  =  fließen  zu- 
sammenbringen; auffällig  ist  as, 
daß  t^kanya ,  eigentl .  z  er  denken, 
hin  und  her  erwägen ,  Tiefton  hat. 

NB.  »Sich  erinnern-  gleich  »Zu- 
fließen der  Oedanken«;  diese  Vor- 
stellung ist  den  heutigen  Vavenddx 
fremd. 
fxmula  begehren 

fyjda,  Grundbedeutung:  gehen.  Das 
Wort  wird  aber  nicht  mehr  allein- 
stehend gebraucht,  nur  in  Wen- 
dungen wie: 

u  etida  a  tH  pca   —  er  schlagt 
unterwegs  fortwährend.  Derselbe 
Stamm  in  pti-endd  ~  Sandale  und 
lu-fydtt       lange  Reise 
fygedza  hinzufügen,  vermehren 
fjujekanya  übereinanderstellen 
cf.  e/tgetha 

fa*  sterben 
farka  ausputzen 

fcP'ka-sa  spazieren  gehen 
(beides  verdächtig  als  nicht  Ve.) 
fa^na  schlafen  (nur  vom  Häuptling) 

pfafnq  Schlafhütte  des  Häuptlings 
fatna  gleichen 

kausat.  fdtöyisa  vergleichen,  ab- 
bilden 

f&nela  müssen,  sich  geziemen 

Stamm  ist  wohl  fchxa  =  gleich 
sein 
fcfya  greifen 

kausat.  fd.sa  in  der  Falle  fangen 
f&risa  helfen 

fexma  atmen 

ßfnfleka  röcheln,  -außer  Atem 
sein« 

fdmba   etwa:   nippen  vom  Schnupf- 
tabak, zierlich  schnupfen 
f£mbedza  beschnüffeln 


\f*\ia  langziehen ,  den  Bart  streichen 

tfifiya  aufstreifen  (z.  B.  Ärmel) 

fiMa  zerzausen  (z.  B.  Strohdach  vom 

Haus  abreißen) 
ftfka  sich  bedecken  (mit  Kleidern) 
fiPkedza  bedecken 
cf.  fü^kedza 
füykedza  ein  Loch  zuschütten 

füykvla  ausgraben,  wieder  auf- 
graben 

abpflücken,  abnehmen 
f\Ha  schmieden 
fükla  ein  Haus  »eindecken« 
ftHuftdza  vertrauen 
fufna  den  Bast  abziehen 
füpiula  die  Nase  schnauben,  die  Nase 
reinigen 

Wenn  man  bedenkt,  daß  die 
Schwarzen  kein  Taschentuch  haben, 
dann  findet  man  einen  Zusammen- 
hang zwischen  »Bast  abziehen«  und 
•  Nase  reinigen«;  nur  ein  klein  wenig 
Phantasie  ist  nötig. 

frfnza  lehren 

vom  seltenen  Stamm  fihufa  lernen 

/m'/kj  wollen,  lieben 

ft^hya  anzünden 

fufa  schüren 

ftfjn  satt  sein 

kausat.  fut.ia 

fthalela  den  Rücken  zuwenden 

fxfotxt  Haustiere  halten,  zähmen 

/«'  geben 

f&fada  phantasieren,  irre  sein 
fdyfela  sich  auf  etwas  schwingen 

cf.  ßiyfelo  von  fuyfa  springen, 
fliegen 
f&hm  aufhängen 

fdhula,  dieselbe  Wurzel  wie  fdhm, 
also:  herunternehmen 

Dann  ist  es  term,  techn.  für  ver- 
schneiden ,  kastrieren. 

Zum  Unterschied  davon  sagt  man 
auch  fcthulula  =  herabnehmen. 
fdla  schaben 
ifdlala  sich  ergießen 


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Th.  und  P.  SrHWKLLNüs:  Die  Verba  des  Täivenda. 


17 


fdmbana  sich  trennen,  einander  nicht 
treffen 

Der  Stamm  fchnba  ist  vielleicht 
in  phamba*  =  Geißel  erhalten 
fdmbutca  scheißen ,  aher  nur  von  klei- 
nen Kindern 

Nicht  zu  verwechseln  mit:  /wfw- 
btttca  vom  Wege  abweichen  (wie  es 
in  einer  Übersetzung  geschehen  ist). 

Im  Grundbegriff  ist  wohl  beides 
identisch,  cf.  »austreten«. 
J'afxda  trennen 

pfuflnde  Gabelung 
ma/ande  Kreuzweg 
phattdaka/i1  Gabelung 
fapza,  kaosat.  zu  faflda  ~  spalten 
lufapza  Splitter 
fdry/a  intensiv  Durchfall  haben 
fafa  abspalten  (grüße  Stücke) 

cf.  ptuifula  durch-,  zerspalten 
p/uPrp  Gal>elung 
txi-f&rt  Gabelung 
/a^(<-  bauen,  ansässig  sein 

(p/ui/ha  Besitz) 
ftit'(iiwa  munter  sein,  munter  werden 
txif deuten  Angesicht 
(cf.  khd/eni  Angesicht,  was  offen- 
bar mit  kho\f*  —  Schlaf  zusammen- 
hängt.  Also  das  Gegenteil  von  obi- 
ger Vorstellung] 
f£fa  neben  ftyedza  anspitzen 
/(Yera  fächeln,  Getreide  sichten,  von 

/Vy«  _  fächeln 
/Wrt  alle  sein,  alle  werden 

(cf.  fMza  und  fddzisa  Kausative] 
ft*lrkedza  neben  feletsrdza  begleiten 


f^yda  auseinanderbiegen ,  z.  B.  das 
Haar  oder  einen  Grasbüschel,  um 
etwas  darin  zu  suchen 

fe*(a  I.  quirlen 
II.  verraten 

fffta,  tenn.techn.,  sieh  abwischen  nach 
vollbrachter  geheimer  Leibesübung 

fijedza  etwas  zum  letztenmal  tun,  z.  B. 
eine  Henkersmahlzeit  einnehmen 

fijidula  umwenden,  auch  verdolmet- 
schen ,  gelegentlich  antworten 

fiVtya  den  Akt  der  Begattung  voll- 
ziehen (nur  bei  Hunden) 

figa  schnüren,  Knoten  fest  zuziehen 

fi\ra  vorübergehen,  übertreffen 

fifea  verrenken,  verstauchen  (intrans.) 
heiß  sein,  etwas  verbrennen 

f'ffla  I.  erkalten 

II.  gesund  werden 

föjndza  »abwerfen«,  zu  früh  gebären 
(von  Tieren) 

f&ma  bestreichen,  z.  B.  Leimruten 

fdnda  Früchte  zerquetschen,  entkernen 

/»/,/«  tliegen,  springen 

ftlfudza  den  Gnadenstoß  geben 

füyfuma  überkochen 

ftt'ftira  abschütteln,  abstäuben 

fttta  dreschen 

fnjula  abstreifen,   z.  B.  Blätter  vom 
I  Stengel 
ftflufa  abwischen 
'  fitinula  schweigen 
fu/iga  sturen,  (Tau)  abschütteln 
fth'iytdrj  etwas  abgießen  (aus  einem 
Gefäß) 

(fih'iyudza  vermindern) 


fVfidKi,  term,  techn.    Die  Kinder  trei-  ftifa  betrügen 

ben  bzw.  locken  eine  Art  eßbarer  fufa  -stochern«,  z.  B.  mit  einer  Stange 
Heimchen   aus  dem  Loch  heraus,,     ein  Tier  aus  einem  Loch  vertreiben 

indem   sie   die  Tiere    mit   einem  cf.  vy^fa  desgl. 

Strohhalm  kitzeln.    Diese  Tätigkeit  gaflza  Topf  auf  das  Feuer  setzen 

heißt  u  frxmba,  ein  dazu  gebrauchter  yMza  •  üherplautschen« 

Strohhalm   mufefnbq\   Grundbedeu-  cf.  AyrV*a  schlecken  (mit  der  Zunge 

tung  ist  wühl  -locken«  wie  der  Hund) 

cf.  das  Folgende  <fa{ia  galoppieren 

fijnbeUdza  gut  zureden,  beschwichtigen  </«V/a  feststampfen 

Mite.  <1.  S«m.  f.  Orient.  Sprache ti.  I!H)4.  111.  Abt.  2 


18 


Th.  und  P.  Schwkixnus:  Die  Verba  des  Tsivenda. 


gdgafela  mit  Macht  ziehen,  sich  an- 
strengen 

gdtfula  mit  Macht  emporheben,  einen 
Kloß  abheben 
cf.  gaki't  Kloß 
gdflama  sich  auf  den  Rucken  legen, 
auf  dem  Rucken  liegen 
auch  yfänama  desgl. 
(beachte:  nach  der  Dentalis  alveo- 
lares n) 

gdfiedza  zusammenklappen  (z.  B.  Ta- 
schenmesser) 

cf.  gantf  Gelenk,  Kralle 
gd/izametha  heftig  zuschlagen  (z.  B.Tür) 
gaVtya  aufstreifen  (z.  B.  Ärmel) 
g«ha  auffangen 

gaya  mahlen  (aber  nur  auf  der  europ. 
Mühle) 

Wenn  Fremdwort,  weiß  ich  nicht, 
woher  es  entlehnt  sein  könnte. 
gJga  gerinnen 

cf.  khetfia  desgl. 
gejcha  stoßen,  auch:  sehr  schnell  laufen 
geVa  eine  Rinne  ziehen,  auch  scheren 
(sehr   verdächtig:  tM '-  gdfo  = 
Schere   klingt  zu  sehr  an  seheer 
|holl.]  —  Schere  an) 
gixa  aufstampfen 

Vielleicht  aus  dem  Gwamba,  denn 
es  wird  gib  nur  von  dem  Tanzen  der 
Knopfneusen,  das  im  Aufstampfen 
besteht,  gebraucht. 
gißtma  rennen 

dial.  di^gima  desgl. 
gildila  etwa:  auf  die  Brust  schlagen 
gipa  mit  einem  stumpfen  Stocke 
puflen 

g^ba  treffen,  das  Ziel  nicht  verfehlen 
gobela  Samenkörner  -stecken« 
gdda  beim  Umzug  Hausgerät  trans- 
portieren 

gtpdima  herabstürzen,  abschüssig  sein 
gdda  ironisch,  sarkastisch  rühmen 
g$go(lrla  am  Stabe  gehen 
g&gnmedza  einklopfen 

neben  kh$kltqmedza  desgl. 


'jögghya  klopfen 

neben  khokhonya  desgl. 
gofnba  picken  (von  Vögeln),  Akt  der 
Begattung  ausführen  (bei  Geflügel) 
gthnela  stöhnen 

gofla   versagen   (mit   der  Färbung), 
schmählich  etwas  ausschlagen 

ydhya  besteigen 

gnfia  rösten 

auch  ofia  desgl. 

gopa  teilnahmslos  dasitzen 

göpela  umflechten  (z.  B.  mit  Draht) 
hgifvetö  Ring,  Reifen  aus  Draht- 
geflecht 

gitba  Durchfall  haben 

gübula  mit  einem  stumpfen  Pfeil 
treffen 

gufki  die  ersten  Übungen  machen 
(behufs  Erlernung  einer  Sache) 

gü^gula  mit  Macht  ausreißen,  term, 
techn.  für  das  Herausnehmen  des 
Rindermagens 

gvja  betrügen,  falsch  spielen 

gujna  Trockenes,  Mehliges  essen 

th'gnm<?  geröstetes  Mehl,  das  als 
Proviant  auf  Reisen  mitgeführt  wird 

gtfona  reichen  (iiga)  (bus  an) 

gupa  abprallen   von   (Geschoß),  es 
kommt  aber  dabei  auf  den  ge- 
troffenen Gegenstand  an 
auch  khitpa  desgl. 
cf.  güywfa  abschürfen  (Haut) 

gicaffa,  besser  gicxifllela,  das  Kalb  fern- 
halten ,  während  ein  anderer  melkt 

gtcdjiama  niederknieen 

guxunba  auf  die  Finger  klopfen 

gvdda  zum  erstenmal  beackern 

giccpnba  «Kopfnuß«  geben 

"/ahna  selten  für  ama  melken 

•yaV»  selten  für  hahia  abschlagen,  ver- 
neinen 

yW/a  tragen 

~/icaTta  rauh  sein,  »schubbem« 
ytcffa    klimmen,    an    einer  glatten 

Stange 
ytve^ka  schaben 


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Th.  und  P.  Schwkllnüs: 


Die  Verba  des  Tsivendu 


19 


ytcJh  besteigen 

(yicJsa  Last  auflegen) 
ytcf'/fla  anklagen 
ywefiya  stolzieren 
yictfia  mit  der  Sichel  abreißen 

khrcifp)  »abgesicheltes»  Feld 

ywifhiyla    oder    khwifiula  einen 
Ruck  geben 
ywiga  mit  der  Sichel  schneiden 

khwipo  »abgesicheltes«  Feld 

hddzinga  rösten 

'k&dziiiga  desgl. 
ha^iza  peitschen 

cf.  hdpdia  desgl. 
hajja  abschneiden  mit  der  Sichel 
ftffh/a  scharf,  mutig  sein 
hdma  selten  für  ama  melken 

kh&mrto  Melkeimer 

ct.hdmula  ausdrücken,  auspressen 
hdmba  anfahren,  schelten 
halna  sich  weigern 

(fu&nedza  bestreiten) 
hrfnda  Wasser  sprengen 
hdnela  erzählen,  vortragen 

cf.  <iflca  desgl. 
hdhyxca  vergessen 

cf.  hrfhga  irreleitend  sein 

cf.  'ka^nganyim   irreleiten,  ver- 
wirren 
ha/tya  leben 

Könnte    Lehnwort      aus  dem 
Gwamba  sein. 
ha/tya,  Grundbedeutung:  leben 

Aber  nur  noch  in  der  Wendung: 
htinydf  u  vone  auf  und  sieh! 
hapa  schnüren 
häfidza  peitschen 
häfula  ausraufen  (Gras) 
luisa  bespritzen 
hd  tula  richten,  verurteilen 
he^rdza  zullüstem 

hiymana  einen  Zweikampf  ausführen 

Verdächtig  als  Gwamba. 
h&Onhla  den  Baueli  einziehen 
fid/id  ziehen 


ÄOj/o  viel  profitieren 
h&kfala  zum  Krüppel  werden,  ein 
Krüppel  sein 
täi-hdle  Krüppel 
hdnza  Feuer  anmachen 
hofla  schnarchen 
hojna  zuschließen 

(khqno  Schlüssel) 
h^ffl  flechten,  einen  Strick  drehen 
htf'fola  husten 
hoga  herunterlangen 

tsi-hovi1   Haken    zum  Pflücken 
von  Früchten 

ngore*  Widerhaken  am  Pfeil 
ho^ya  mit  einem  Zweige  bedecken 

hofa  desgl.  (kausat.?) 
hufiulmca  sich  aufblasen 
hilelth  ausrufen  als  Herold 
hdla  groß  sein,  werden 
hrfluhga  (Wand)  verputzen,  d.h.  die 

letzten  Risse  verstreichen 
hujna  zurückgehen 
hihnbela  bitten 
htfmbula  denken 

hMga  festbinden,  speziell:  Kleinvieh 

an  den  Strick  legen 
hihrdza  einzäunen 

(hthtifa  Hecke) 
W'jfa  reiben,  scheuern 
hit'tumftla  hineinsinken 
hdca  bellen 

hrfveja  anspeien,  aber  nur  von  einer 

Schlange 
yjt  versiegen 
yßyara  brodeln 
yjla  verloren  gehen 

yjdza  verlieren 

yßla/da  sich  verirren 

ifa  unnahbar  sein,  gelegentl.  unstatt- 
haft sein 
|  ijqfa  heilen,  neben  djafia 
i'ma  stehen 
i'mAa  singen 

i/tgatnelo  sich  über  eine  Kante  beu- 
gen, tun  etwas  zu  sehen 


20 


Th.  und  P.  Sc  hwkllnus:  Die  Verba  des  Tsivenda. 


iSra  Namen  geben 

cf.  filna  desgl.  (dzPtia  Name) 
if  a  bringen,  kausat.  zu  ya{  geben 
t'j'te  mac  lien 

khdda  treilH-n  (Viel.) 

cf.  Makhäflo,  Eigenname 
khdfiula  mit  einem  Ruck  abreißen 

cf.  hada  absicheln 
khaJcha  sich  irren,  etwas  falsch  machen 
khdkhedza  in  die  Enge  treiben 
klidla  schallen 

khchtikhn  eine  wunde  Stelle  be- 
rühren 

daneben  thdnikha  desgl. 
k/ia/iya  funkeln 
khtotfa  abreißen 

besser  khrfyla  desgl. 
kkdff/tala  sieh  kümmern,  »sich  scheren« 
khdthvla  abreißen  (Strick) 

cf.  (hitkliula  desgl. 
kMv(hamedza  aufschnappen  (vom 

Hunde) 
khJphula  löffeln 
khejha  ausscheiden,  trans. 
khrtyha  gerinnen 

khnffa  rühmen,  Ruhm  verkünden 
khojcha  aufschichten 
kh&khgmedza  einklopfen 

tsi-kokd  oder  kh&kho  hölzerner 
Nagel 

Hö/r/iorefha  ein  sterbendes  Tier  vol- 
lends töten 
kkr^pha  durchbrechen,  abbrechen 
khtjfha  umbiegen,  krumm  machen 
khd(ha  überladen  sein  mit  Früchten 
khriba  (Wasser),  Flüssiges  im  Munde 
halten 

khufia  (hga  —  mit)  sich  ducken  (hinter), 
Schutz  suchen  (hinter) 

khüfchula  den  Fuß  stoßen 

khtMi/e/r/a  sich  versammeln,  sieh  ein- 
finden 

kh\phda  abstreifen,  term,  techn.  für 
das  Abstreifen  des  Schweißes  (mit 
Schweißlöffel) 


kfuifumedza  stoßen  (zur  Seite) 

(Pel.  kyprometza) 
khtffumedza  Topf  zudecken 

(Pel.  khurometza) 
khiha  zusammenschütteln 
khityhula  mit  stumpfem  Pfeil  treffen 
k/nrd^la,    term,  techn.,   als  Zweiter 
seinen  Assagai  in  das  erlegte  Wild 
stechen 

(Damit  bekommt  der  Betreffende 

ein  Anrecht  auf  das  »Vorderblatt«.) 
khicajha  Blätter  oder  Zweige  vom  Ast 

abstreifen 
khtcd^lha  fett,  dick,  fest  sein 
khw'ifiula  mit  einem  Ruck  anziehen 
7ra'  schöpfen,  pflücken 
^kalbva  in  etwas  Weiches  hineinstechen 
'kdbvariya    mit   den    Füßen  im 

Wasser  oder  Morast  herumtreten 
'kd'dzmga  oder  hrfdzihga  rösten  (in  der 

Pfanne) 
*kajia  mit  Leder  überziehen 
"kdykamela  stottern 

'kdjaha  alt  sein,  alt  werden  (vom 
Maskulinum) 

mn-'kdjaha  Greis 

kaVakafa  im  Halse  kratzen 

'kahnba  berauschend  sein 

'AytVkj  oder  'ka'nya  etwa:  leider  tun 
(nur  im  Zusammenhang),  z.B.  no 
'kd'na  na  tta  —  ihr  habt  es  leider 
getan 

'krfnda  treten 

(kihidefa  Umschlag  machen  mit 
erwärmten  Blättern,  ein  krankes 
Glied  drücken  [eine  Art  Massage]) 

^kd'nuka  staunen 

'kah'iga  I.  etwa:  rühren,  z.  B.  beim 
Rösten 

II.  mischen,  cf.  mukd*hgo  — 
bestimmte  Asche  als  Sur- 
rognt  zum  Schnupftabak 
'fah'tynnyedza  verwirren,  irreleiten 
(cf.  kaVigandedzo  nachlässig  um- 
wickeln) 
'kafia  ernten 


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Th.  and  P.  SfHWKi.t-NUs:  Die  Verba  des  TVivenda. 


21 


*k<t$4a  klopfen 

("kandefa,  term,  tcchn.,  kastrieren 
durch  Zerklopfen  der  Hoden  |bei 
Bocken  gebräuchlich]) 
'kcfpa  Dickflüssiges  herausbefördern, 
7..  B.  Morast  aus  einem  Graben 
*k(fpedza  überwerfen 
cf.  'fofpudza 
"ktfpudza  einem  Kinde  Brei  eintrichtern 
'ktfpula  einlöfleln 
(hängt  wohl  mit  k(fpa  zusammen) 
'kdfutea  aus  dem  Schlaf  erwachen 
'kalm  oder  'kdtya  schlecken 
karta  zusammenrollen 

(hFkdtedza    nachlässig  umwik- 
keln) 

kafa  sich  setzen  (nur  von  Tieren,  die 

fliegen) 
"kd^aiiga  mutmaßen 
'kr*g»ja  alt  werden  (vom  Femininum) 

mu-'k^gvlu  Greisin 
keVekew  gackern 
kJma  anbeißen 
kiji'ta  niederschlagen 
'ftkCfn  desgl. 

gute  Ausbeute  haben,  machen 
kofla  stoßen  (im  Morser) 
'kddola  -bocken«,  das  Hinterteil  hoch- 
heben (von  hinten  gesehen) 
kf^/jnla  hüsteln 
'ktfkodza  ziehen,  schleifen 

cf.  hdha  desgl. 
köyh/mola    hartleibig   sein,  geheime 

Leibesübung  mit  Mühe  verrichten 
'kokqta  einen  Rest  der  Speise  aus 

dem  Gefäß  nehmen 
"ktfkora  auf  dem  Bauch  kriechen,  an 

der  Erde  hinschleifen 

(wohl    derselbe  Stamm   wie  in 

kd'kwlza?) 
ko^la  -naseweis-  sein 
k&mt>ama  krumm  sein,  krumm  werden 
"kihnbetxnka  gut  zureden,  nötigen 
' kdmbcxlza  blenden 

'kdmbodzala  etwas  in  das  Auge 

hineinbekommen 


^k&mbvqla  ausstechen,  hineinstechen, 

z.  B.  in  das  Auge 
"kdmeja  den  Penis  (mit  einem  kleinen 
Flaschenkürbis  usw.)  verkleiden,  wie 
es  die  Gwamba  tun 
kopa  können,  vermögen,  übermögen 
'köflarui  freund  sein,  miteinander 
fertig  werden 
khdtu^ni  Freund 
i  'ktfhaila  breitbeinig  gehen 
tnak&ha  Subst.  dazu 
k&nyola  abbrechen  (Stab) 
'kdnfia  hart,  schwierig  sein 

"kdruhlela  Ausdauer  haben 
ktfra  aushöhlen 

'kdsa  ausschütteln,  term,  techn.  für 
das  Ausschütteln  des  Schnupftabaks 
aus  dem  Flaschenkürbis 
I  kä  tama  sich  bücken 

'  koxa  austeilen 

I  ,  h 

'kfirfila  untergehen  (Sonne) 
k&vola  Kopfwunde  beibringen 

(cf.  mdkortf  geronnenes  Blut) 
'htdza  hinwerfen 

(kudzela,  term,  techn.,  Fier  legen) 
'kufla  stoßen 

'kufi&fca  schüren   (vielleicht  die 
Kohlen  gegen  den  Topf  schieben) 
,  kitlkumutea  sich  blähen 
j  'kit  kuna  abnagen 
kdla  ausziehen,  /..  B.  Stiel  aus  dem 

Beil,  Zahn,  Tür  usw. 
'hijuta  reiben 

(ki\luUedza  glätten) 
'kt/tna  brüllen 

(kiimela  Beifall  bezeugen  durch 
Brummen) 
'kiiytnlm  wegräumen 
'ktuntdza  einnicken 
kulrnnfa  ein  Stück  abstoßen 
'kihtda  besiegen 

ktMga  anlocken,  hinter  sich  herlocken 

"ktthgela  anhängen 

(mu-'Mngefo  Henkel) 
'hfpa,  term,  techn.,  den  Fußboden 
durch  Schlagen  glätten 


22  Th.  und  P.  Schwkllnüs  : 

kdsula,  term,  techn.,  gedorrtes  Ge- 
müse wieder  aufkochen 
'ArciUa  ausspülen 

'kdlukwa  den  Mund  ausspülen 
'foira  I.  (Kleider)  waschen 

II.  zu  Ende  sein,  z.  B.  von  Blü- 
ten: abgeblüht  sein 
(ngiuvo  Kleid) 
ykülrula  Mais  abkämen 
'kuya  maiden,  zerreiben 
kv'pdla  abschürfen 
'faijza  intensiv  kauen 

(wie  fressen  zu  essen) 
"kitxiifula  loslösen,  z.  B.  Borke  vom 
Baum 

gwatf,  plnr.  makwatp,  Borke 
'kwtta  einsetzen,  z.  B.  .Stiel  in  das 

Beil,  Tür  usw. 
'ktce^ta  kratzen 

la\fa  liegen,  sich  legen 
itöMa  I.  auflauern 

II.  zu  Abend  essen) 
la(mba  sich  weigern 
lä.mula  Streitende  auseinander  brin- 
gen 

lofitfula  die  eigene  (<•/*)  oder  eines  an- 
deren Sache  vertreten 
ct.  mulandü1  —  Schuld 
ti/tgana  miteinander  unterhandeln 
la^p/a  lang  sein 

Ut*fa  wegwerfen,  sich  abgewöhnen 
(Wfadza  im  Stich  lassen) 
ldpfela  aussetzen  (Kind) 

Ufre/fsa  hinsehen 

jdrtmm  zurückschnellen  (intrans.)  (von 
einer  Feder) 

/o'ctz/a  hochschnellen  (trans.) 
mutövxi    eine    Art    Kalle.  die 
Schlinge  wird  durch  eine  Feder 
angezogen 
/a,yo  Gesetze  vorschreiben,  instruie- 
ren 

(JA/xLza  einen  Auftrag  mitgeben) 
hja  auf  kleine  Kinder  Obacht  geben 
lj[lutca  leicht  sein  (an  Gewicht) 


Die  Verba  des  Tsivenda. 

Uhna  abnorme  Hörner  haben 
Itftnala  abgestumpft,  frech  sein 
Itjfibutca  klebrig  sein 
l(tmrla  schwer  sein 
Iftitya  säumen,  verweilen 
Wta  unartig,  streitsüchtig  sein 
Ii,  fa  Strafe  zahlen 
fi^kita  niederschlagen 
cf.  'kiylita  desgl. 
litla  weinen 

ftlala  den  Blick  nach  oben  richten 
liyma  hacken,  -picken« 
lifltfa  bewachen 

(fyi&la  warten  auf) 
lilnga  versuchen 
lijtgana  gleich  groß  sein 
Ji[m  Vieh  hüten 
lißa  lassen 

lilvqna  einander  gegenüberstehen 
hjtda  achthaben  auf 

lopdqta  desgl.  mit  Färbung:  zärt- 
lich achthaben  auf 
lo/tga  hineinstecken 
Uha  träumen 

{th(ho  Träume) 
Id'm  Begrüßungszeremonie  ausführen 
loga  zugrunde  gehen 
lopela  einweichen 
/o,uxi  behexen,  vergiften 

(mulop  Substantiv  dazu) 
luyga  schön,  gerade  sein 
lu^ka  llechten 
lt/ma  beißen 

M/ntla  (term,  techn.)  schröpfen 
litfnelisa  grüßen 

Verdächtig  als  Lehnwort  aus  dem 
Soth. 

/fi,HtWca  (Perlen)  aufreihen 

cf.  rw'/KV/a  desgl. 

lunii*  Pfriemen 
lujiga  salzen 

liifanya  aufeinanderhetzen 
lupa  huldigen 
/wo,  kämpfen 
Iwdla  krank  sein 
(et  essen 


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Th.  und  P.  Schwkllncs: 

mcfla  eine  Frau  kaufen 
mchna  saugen 
mdfia  kneifen 

lumdno  neben  lumapo  (seiteuer) 
Zange 
maspha  anklecksen 

cf.  phapha  desgl. 
mafa  etwas  in  den  Mund  nehmen, 
im  Mund  halten 
cf.  maf<fl  Speichel 
mb^fdfuiamcla  untertauchen ,  intrans. 

mbydjidamedza,  desgl.,  trans. 
mbvufka  Zweige  in  das  Wassergefäß 
legen,    damit    das   Wasser  heim 
Tragen  nicht  überplantscht 
mbvifko  solche  Zweige 
rnr^fa  hervorwachsen 
miflza  verschlingen 

Stamm:    mija,   bedeutet  genau 
dasselbe 

milnza  verspeisen,  mit  der  Färbung 

wie  etwa:  «einbauen- 
mifla  seihen,  Wasser  abgießen 
mapa  um-,  herumgehen 

mfyiamona  im  Kreise  oder  kreuz 
und  quer  gehen 
t/itfna  oder  mgr^ela  intensiv  kneifen 
mttfia  im  Munde  zergehen  lassen 
ef.  mtttjo  Salz 

nzitfizumula  zerren 
nay  regnen 
na^ka  schon  sein 

nä'kula  abheben,  abbrechen  von  der 
Speise 

naxma  abputzen,  mit  Lehm  bewerfen 
(namuica  sich  loslosen) 

ndmbatela  ankleben,  intrans. 

ndhtja  aussuchen 

na^pvh  kurzen  Schlag  geben 

najha,  terai.  techn.,  das  feinste  Mehl 
vom  gröberen  scheiden 

ndtha  etwas  »eigen-  maclien 

napa  (die  Beine)  an  der  Krde  aus- 
strecken, an  der  Erde  entlang 
ranken 


Die  Verba  des  TSivenda.  23 

ndtfttdoivdza   langsam    einen   spitzen  . 
Gegenstand  eintreiben 

tidifydumala  einen  spitzen  Mund  machen 
cf.  t^nunu  Spitzmaus 

ttfynbefela  hängen,  intrans. 
ntpibedza  aufhängen 

n§ta  müde  sein,  werden 

nofla  fett,  feist  sein,  werden 

(manond  Hier  in  den  Heu- 
schrecken (wie  Rogen),  für  Fett 
angesehen) 

nöpgqla  heraus  - » polkeu • 

nu/eba  stinken,  wohlriechen 
(nüfthedza  beriechen) 

ntfpeja  untertauchen 
ndvela  desgl. 
(tH-itwi  Tauchen,  subst.) 

Mica1  trinken 

n$thta  hineingehen,  neben  dzdna 
haAa  etwas  übelnehmen,  «maulen« 
hSmaila  breitbeinig  gehen 
itdfnula  mit  Gewalt  aufreißen   (z.  B. 

den  Mund),  trans. 
na/ux  hemmen  (z.  B.  das  Pferd  mit 

dem  Zügel) 

Verdächtig  als  Sotbo. 
hfhiza  anbeißen 

h&mbvola  ausstechen  (lies.  Auge) 

cf.  'kdmbuola 
hüjnina  murren,  knurren 
nwd'la  schreiben,  einkratzen 
huxiyta  abbrechen  (von  der  Speise) 
htcaya  kratzen 

Verdächtig  als  Sotbo. 
ntcejka  glimmen 

Verdächtig  als  Gwa. 
nyd\  scheißen 
nyaflza  verachten 

nychnbudza  kurzen  Schlag  mit  einer 
Rute  geben 

nyejiya  glimmen 

ny^pa  lügen  (poetisch) 

Auch  im  Tii-kttlahya  heißt  -lü- 
gen «  so. 

ny&dola  abbrechen 

ny&ngana  verwickelt,  verwirrt  sein 


24 


Th.  und  P.  Schwkm.kus  :  Die  Verba  des  Tsivenda. 


nyopa  geschlechtlich  verkehren 

(nyo^ana  geschlechtlich  miteinan- 
der verkehren  (von  Menschen]) 

ndfitfila  besteigen,  reiten 
Daneben  mifiefa  desgl. 

gahiza  lecken 

ftäf^etiza  tupfen,  betupfen 
napa  heftiger  werden 

Gelegentlich    zur    Hitdung  des 
Komparativs  verwertet. 
fiä^noa  naß  werden,  aufweichen  (in- 

trans.) 
ndire  bringen 

(einziges  Verbum  auf  e) 
n4&ny<nca   vom   Stiele   fliegen  (vom 

Werkzeug) 
nda  geben 

(nJrkedza  zureichen) 
tffifiga  heimlieh  weggehen 

(ne/iywa  Kkel  empfinden) 
no\ka  schmelzen  (intrans.),  ohnmach- 
tig werden 
HQkaja  naß  werden 
nu(la  schlagen,  züchtigen 
ni/'/a  I.  aus  dem  Wasser  ziehen 

II.  das  Rind   bei  der  Nase  er- 
greifen 

nu^rula  schlagen,    kneifen,   daß  die 

Haut  sich  ablöst 
Htca,  schmelzen  (intrans.) 

e'/a  sich  furchten 

d'ka,  term,  teehn.,  Kohlen  ans  dem 
Feuer  nehmen,  um  ein  anderes  an- 
zuzünden 

dla  künstliche  Warzen  erzeugen  durch 

Ritzen  der  Haut 
o^lodzä  schleifen  (scharfen) 
oW  trocknen,  intrans. 

(hnela  festtrocknen  an,  sich  klam- 
mern an 
Ofnba  festhalten 

ofmbcIa  festnageln 

lynbaomba  klopfen 

cf.  tsi'0.mbq  Klöppel 
dnda  mager  sein,  werden 


QftyoUnca  sich  ausrecken 

(oftyana  sich  krümmen) 
dra  sich  am  Feuer  wärmen 
o^rgtea  abends  nach  Hause  getrieben 

werden  (vom  Vieh) 
qt.ia  neben  yo{tsa  braten 

pfax  I.  hören,  empfinden 
II.  ausspeien 
(vgl.  dazu  pfiy  heißen) 
pfnxpfama  bruzzeln,  prasseln 
pfdrula,    besser:     pffrtfa,  entlang 
kratzen 


pß^  heißen 

pßiß'/afa  kurz  werden 

pßiyka  uberspringen 

pßt[ta  mit  dem  Pfeil  schießen 

pfttlutca   verziehen,    von   einem  Ort 

zum  andern 
pßfaia  reich  sein,  werden 
pfufnba  festhaften,  z.B.  Spitzname 
pßhteja  bürgen  für  jemand 

(von  pfthna'i) 
pßqna  knüpfen 

cf.  pßtydo  (mit  zerebralem  nd) 
Knoten 
pßi^redza  schüren 

cf.  ft^ra  desgl. 
/*/>/, V<7  zerfressen,  und  zwar  Holz  von 

Würmern.  Ameisen  usw. 
pßica  mißlingen,  den  Dienst  versagen 
phtPdula  absprengen 

cf.  /wtyu/a  desgl. 
pha$a  gierig  an  sich  reißen 
phtfikhamedza  hinüberwerfen  (/..  B.  Sack 
auf  den  Rücken  des  Lasttieres) 
phdkhamisa  aufheben 
Verdächtig  als  Lehnwort  aus  dem 
Zulu. 

phajala  -ausschwärmen«    (von  einer 

Kriegsmacht) 
phdmasa  ohrfeigen 
pfohnula  aufbrechen  (z.  B.  eine  Tür) 
pfidhtyula  vorwärtsschreiten  (drast.) 
phalpha  klecksen,  abspalten 
phapama  ausgebreitet  daliegen 


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Tu.  und  P.  SrinvKu.MJs: 

phdfula  auseinanderreißen 
phapta  platzen 

phrisa  spritzen,  sprühen,  trans. 

phdtfamrdza  Wasser  hinschfitten 

phe^pha  einein  Geschoß  ausweichen 

p/u\jza,  term.,  eine  Kuh  am  Nasen- 
riemen festlegen 

mu'phi^fizq  .Stange  dazu 

phfma  Feuer  auslöschen 

pJu^pha  triefen 

phMula  durchlöchern 
(cf.  p»[la  desgl.) 

phu\/a  durchstechen 

phüjusa  wiederherstellen ,  erfrischen 

phitfHuta  abwischen 

phitp/nula  entrollen,  entwirren 
phüfttjula  desgl. 

phu'sa  entwöhnen  (Vieh),  intrans. 

phüfula  aufwirbeln,  trans. 

phüx(hula  mit  stumpfem  Pfeil  treffen 

phiivvjo  ein  Loch  in  ein  Gelaß  hinein- 
schlagen 

phu^a  trinken 

Fremdwort:  Zulu. 

F/jfa  feige  sein  (/>%  nicht  Lenis) 
Verdächtig  als  Sotho. 

'pcldza  streifen,  Streifwunde  heihi  ingen 

'jriduia  ahhrechen  (an  einer  Stelle, 
wo  etwas  leicht  hricht,  z.  B.  Zweig 
vom  Stamm,  Vorderhlatt  vom  Kumpf 
(beim  Schlachten]  usw.) 

'p&^kata  vom  Mais:  Kolben  ansetzen 
in  der  Blattscheide 

'paula  kratzen,  scharren 

'pd'/ajxtdza  zerkratzen  (zusammen- 
gesetzt aus  und  'patdza?) 

'pamba  borgen,  leihen 

'ptfmbuica  vom  Wege  abweichen 

'pdfnudza  einen  Schlag  mit  der  ilachen 
Hand  geben 

*pafida  zu  Fuß  gehen 
Cpä-fidfila  vertreiben 
"pdfHlamwha  verfolgen) 

'pdhtzefafa  unfruchtbar  werden  (vom 
Vieh)' 

ph<h,;e  Kuh,  die  nieht  kalbt 


Die  Verba  des  Tsivenda.  25 
ptMtga  einfüllen 

^pifpamala  auf  dein  Wasser  treiben 

"jtafa  galoppieren 

/Kr"/0  klemmen,  einklemmen 

pa^a  treulos  werden  (z.  B.  wenn  die 
Henne  die  Bruteier  verläßt) 

jxiytainedza  klecksen 

/wW«    das   Bein    zur    Seite  hoch- 
heben 

p^arna  schief  sein 
^pJap^a  wanken 

'p&Iufa  eine  Scharte  einschlagen 

^ptmbela  vor  Freuden  einen  Einzel- 
tanz aufführen 

'j&nbisa  tünchen 

'jxjnga  verrückt  sein 

pfhyula     entblößen     (durch  Iloch- 
schlagen  der  Kleider) 

j>!jnya  glänzen ,  blitzen 

Jpelsula  den  Schurz  hochfliegen  machen 
(etwa  durch  Sprünge) 

'ptfta  falten 

(cf.  mapeyta  sog.  O- Beine) 

"pfrfnya  »bocken-,  vom  Reittier 
Verdächtig  als  Gwa. 

'pyapya  quetschen 

pyfipyefha  belasten,  niederdrücken 

ypya^a  zerschlagen 
'1/MA;  z  e  n  p  i  e  ts  c  h  e  n 
daneben  'pytfndula  desgl. 

^pi\i  Bein  stellen  (bes.  die  Beine  der 
Kuh  festhalten  beim  Melken) 

pifla  verstauchen 

'pifbfi  verstaucht  sein 

yj»^k(i  -dick  tun«,  sich  verlassen  auf 

pi^kido  hochheben,  mittels  einer  Brech- 
stange 

'/"i/"  s'cn  decken  (ftf/a.  mit) 

/>/'«cfl,   term.,    Korugruhc   mit  Gras 

ausfüttern 
pih'tga  Vieh  treiben 
pt\nya  zwinkern  (Auge) 
IK\f"!a  Mbid  sein,  werden 
'jxjmba  umwickeln 
*p(ynok<_dza  falsch  anschuldigen 
'pöpynka  entschlüpfen 


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26 


Th.  und  P.  Schwkixnus:  Die  Verba  des  Tsivenda 


'ptfra  kleine  Kopfwunde  beibringen 
(selten) 

;wrs«  werfen,  mich:  nicht  treffen 
'prfnda  Knoten  bilden ,  auf  der  Haut 
oder  im  Teig  (Mehlklöße) 

btirttjlu  Knoten  (Haut),  Mehlkloß 
'püjmiza  das  Gesäß  zusammenkneifen 
'pdndula  einen  -Schubhs«  geben  (mit 
dem  Fuß) 

cf.  ijCpilttilu  Fußtritt 
%pu{tn  zusammenrollen,  welken 

ra"  od./Afl1  (itm/t/ra)  (eine  Art  Sehach) 

spielen 
fa/>ela  beten  (Sotho) 
raff a  herausholen 

term,  techn.:  Honig  ausnehmen 
rd^fvtca  warm  werden,  auftauen,  vom 

Körper 

ra^ha  mit  dem  Fuße  schlagen 
retmba  aufrufen  (/pfo1),  ein  Heer  auf- 
hieten 

r/fmbalala  am  Abhang  entlang  gehen, 

parallel  laufen 
rdnda    Fell    in    Streifen  schneiden, 

Striche  ziehen 
fdnga  anfangen 
rdfamuwa  sich  dehnen 

'td^tamutca  desgl. 
raxtha  eine  Brücke  benutzen 
r^o  eine  Falle  stellen 
selten  thJa  desgl. 
rejka  ausgleiten,  glatt  sein 

ffflzemmca  ausgleiten 
rdda  Brennholz  sammeln 
fthna  hacken  (mit  Beil) 

(r^ma  schmerzen) 
rcfnha  verhöhnen,  verleumden 
f^mbfda    schlaff   sein,    z.  B.  Bogen- 
sehne 

rfxmbufuwa  sieh  umwenden 
refnla  preisen 
rt}hya  kaufen 

rdra   in  Sprichwörtern   reden,  auch 
etwa  soviel  wie  »erzählen« 
mir^rq  Sprichwörter 


ri,  sagen 

fbia  Namen  geben 

riflda  kochen,  unter  stetem  Rühren 

rilndila  gerinnen  (Blut),  unempfindlich 

werden  (Stelle  am  Körper) 
riytha  rühren,  anrühren ,  z.  B.  Falle  zum 

Losgehen  bringen 
rdla  holen 
ro^tha  troj)fen 
rtfthola  kalt  sein,  werden 
ru/ja  an  der  Beschneidung  teilnehmen 

(verdächtig  als  Sotho) 
p/dza  Herz  erleichtern 

Kausativ  von  rdla  Last  abnehmen 
ru'la  Last  abnehmen 
rw'mo  schicken 
rüjnbula  durchstechen 
fuJttfa  Urin  lassen 

rdnzela  od.  riHicla  aufreihen,  z.  B. 
Fische  an  den  Kiemen  auf  eine 
Gerte  aufreihen 

cf.lütfzedza  Perlen  auf  eine  Schnur 
aufreihen 
pthga  stechen,  nähen 
n/Va  aufschichten 

(cf.  murihathdkho  Mastdarm 

mato^ko  =  Mist) 
ned  schlagen 
sella  zurückbleiben 
sep  lachen 

{xrpsea  fortwährend  lachen 

sföela  lächeln) 
tteflza  genau  ansehen 
sffkena  dünn  sein 

seja,  term,  techn.,  durch  Schütteln 
im  Korbdeckel  sichten 
htse.lo  Korbdeckel 
(mit  sfjutca  verglichen  dürfte  die 
Grundbedeutung   von    seja  etwa: 
-hochwerfen«  sein?) 
fjittca    aufwallen    (von  kochendem 

Wasser) 
sinta  beschimpfen 

(s&matta  hat  die  reziproke  Bedeu- 
tung, heißt  aber  auch  oft  schlecht- 
hin: schimpfen) 


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Tu.  und  P.  Schwellnüs:  Die  Verba  des  Tsivenda. 


27 


Sffnula  Zahnstocher  gebrauchen 

cf.  maitfmi?  Vorderzähne,  Hauer 

sejula  behobeln,  beschuhen 

stffdtja  sich  nähern,  näherrücken 

sejuja  über  eine  Rechtssache  verhan- 
deln, disputieren 

sfpyemdza  oder  %>iyene(a  kitzeln 

sefa  unter  etwas  hindurchkriechen 

sStm  Taschen  usw.  durchsuchen,  sehr 
verdächtig  als  vom  englischen  »to 
search*  entlehnt 

*f(ra  Zukost  genießen 

sdra  verleumden 
zurücklassen 

sipma  brünstig  sein  (von  der  Kuli) 

sifka  Feuer  quirlen 

sivkula  herausheben  mit  der  Brech- 
stange 

cf.  zi^kula  desgl. 

siVinya  .Allotria-  treiben 

stma  pflanzen 

auch:  etwas  genau  machen,  z.  B. 
in  der  Verbindung:  sflma  u  vnne 
sieh  es  dir  genau  an 

sifia  faulen 

si/tya,  term,  techn.,  die  Zitzen  der 
Kuh  mit  Mist  bestreichen,  damit 
das  Kalb  nicht  saugen  kann 

Grundbedeutung?   Eins  der  Ge- 
schlechter der  Venda  wird  sifign 
genannt. 
sifiya  das  Auge  zukneifen 
sifiyedza  zuzwinkern 
sipyuvca  ärgerlich  sein,  ärgerlich  werden 
stntia  »n  Mörser  stoßen 

Der  Ton,   den   das  shula  gibt, 
heißt  mutrfndn  (zerebral),  auch  der 
Klang  von  Tritten. 
sifima  hervorquellen 

cf.  pii-sihna  Quelle 
soJa  Mißachtung  ausdrücken 
sofnoja  Zahnstocher  gebrauchen 

sofneltca  etwas  zwischen  die  Zähne 
bekommen 
sdmba  umdrehen 

cf.  sdhga  desgl. 


sdhya  umdrehen 

sihka  gerben,  kneten 

Jtüjkumfitha  wegstoßen 

sitfla  stänkern.  Wind  lassen 

.suW  dem  Häuptling  den  besten  Teil 
(vom  geschlachteten  Tier  z.  B.)  ge- 
ben 

supilta  mit  dem  Finger  weisen 
(nufulmka  allgemein:  zeigen) 
mmüfnba   raUH  Zeigefinger  (mit 

dem  man  auf  Hexen  weist) 

\musüfnbuluo  Montag,  an  dem  man 

von  neuem  zu  zeigen,   zu  zählen 

anfangt] 

sufida  abstoßen,  zur  Seite  stoßen 
(kneifen) 

siifunujlza  Nebenform  von  sv^kumedza 

wegstoßen 
sv^tuja  abschälen,  abledern 
sufa  sprühen  (vom  Regen) 
jyi/,r«  gleiten 

srfrtta  untergehen,  verschwinden 

sal  brennen,  verbrennen  (intrans.) 

wjedza  überllechten .  damit  ein  Strick 
stärker  wird 

sofa  die  Schalen  vom  Maiskolben  ab- 
ziehen 

salnjja  neben  saptla  desgl. 
■ya^a  scherzen 

sar(a  berühren   beim    «Zeck«-  oder 

•  Greifen«  -  Spielen 
*aya  zeichnen,  mit  Erkennungszeichen 

versehen 
srpda  auf  dein  Bauche  kriechen 
s^tha  die  Älteren  respektlos  behandeln 
sfola  fegen 

■sif/ala  dunkel  sein,  werden 
vi",'/:«  anlangen 

*t\nuja  schlagen,  züchtigen  (einen  Jün- 
geren) 

xfäga  blind  sein ,  werden 
.s7'.<a  Vieh  in  Pension  geben 
*t1Va  begraben 
S^fula  frühstücken 
sdya  Vidi  antreiben 

sdmh  gepi«gt sein 


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28 


Th.  und  P.  SniwKM.NiTs:  Die  Verba  des  Tsi vend*. 


s^konyqla  abschürfen  (Haut) 
sfJittJa  zerquetschen  (Fruchte) 

cf.  /«War  desgl. 
■yf/tola  abschälen 
srj  ffl  zerreiben 
stifa  schlürfen 
.safmtfa  schnüren 
m\i(in  umkehren,  umwenden 
setflduka  sich  verändern 
•vrtj'te   beschmieren,  (anstecken,  von 

einer  Krankheit) 
salra  fliehen 

■ja$a  ermangeln.  Mangel  haben 

seja  gießen 

iSpa  kauen 

fty'tf/edza  martern 

itMla  scldachten 

shtda  Todeszuckungen  machen 

sdiia  Scham  empfinden 

xu\la  mit  Kuhmist  bestreichen 

sujula  ausschütten 

sihna  arbeiten 

xujia  verscheuchen 

von  stifi  sich  entsetzen? 

Letzteres   verdächtig   als  Sotho 
tstrja. 

svpima  sieh  auf  den  Hauch  legen 

tsa\  herunterkommen,  hinuntergehen 

tst?ka  wackeln,  intrans. 

tsiyha  niederdrücken 

tsNufala  dumm  sein 

/.«V«  Aussicht  versperren,  besonders 

»in  der  Sonne  stehen- 
txdyijdwka  hineinstopfen 
t.<as  stehlen 

Ui$na  zischen  (Speise  auf  dem  Feuer) 
fsu^ka  rot,  schmutzig  sein 
tsclba  schlürfen,  etwa:  »picheln« 
tha{    Nebenform    von    /•«■  (Schach) 

spielen 
thapa  naß  sein  (Sotho) 
thttidza  Rätsel  aufgeben 

{thtti  Rätsel) 
thdnya  klug  sein 
tJutthaba  knattern 


ihthhedza  zu  mehreren  über  einen  her- 
fallen 

then  Nebenform  von  rJa  Falle  stelleu 
the^la  Abgaben  entrichten 

Verdächtig  als  Fremdwort. 
thha  zumachen 
thdfa  mieten 
thdma  anfangen 
thatJta  eintunken 
ihMa  als  Kriegsbeute  mitführen 
thitdza  stoßen  (zur  Seite) 
thifntia  schießen 
thttpka  aufhäufen 

thifoa  helfen,  Lehnwort  aus  dem  Sotlio 

thuUtia  niederreißen 

thdthuba  aufspringen  (Maiskörner  beim 

Rösten) 
tsd  aufgehen  (Sonne) 
tMfiama  wimmeln 
fahl  schneiden 

f-if^fa  auf  Nahrung  ausgehen 
cf.  mitsejo  Früchte 

LsJma  schreien 

tyeßa  weiß  sein 

f.ie^a  Steine  schichten 
cf.  fti»tyC\ki  Mauer 

t.tfudza  zur  Strafe  keine  Speise  geben 

f.sHa  leben 

tstmbila  gehen 

tithta  tanzen 

tsfinya  Unrecht  tun 

tsipa  von  der  Kuh:  so  weit  sein,  daß 
sie  Milch  gibt,  nachdem  das  Kalb 
gesogen  hat  (vorher  gibt  eine  echte 
Kaflernkuh  keine  Milch) 

/.v/W  begehren  (im  bösen  Sinne,  wäh- 
rend {w'rrt  dasselbe  im  guten  Sinne 
bedeutet) 

Isö^ifdza  mit  Dornzweigen  verlegen 
tsofintna  durch  dick  und  dünn  geben 
tifjtfm  ein  Gehege  durchbrechen 

( Fremdwort  i') 
tstifna  anzünden  (Sotho) 
^td'kafa  sich  freuen 
'ta^kanyela  Zuckungen  inachen 
Ua^hila  aufheben,  hocliheben 


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Th.  und  P.  Schwei.lkus:  Die  Verba  des  Tsivcnda. 


29 


"tdla  I.  schwimmen 

II.  Linien  reißen 
'tchna  begehren 
'tdmba  spielen 
'tajnbuxca  Mühe  haben 
'tfpnqkrala  steif  wie  ein  Stock  werden, 
sein 

7tMga  umgeben,  umzingeln 
'tapya  lausen 

\t(fnzula  aufknacken,  daß  es  spritzt 

*  tatst/ ja  desgl. 
'tefpa  staken  (mit  einer  Stange) 
'torto  empfindlich  sein,  sich  scheuen 
vor 

'ufkateka  hin  und  her  gehen 
'fffkttla  umkippen  (trans.) 
^tejedza  Widerwillen  empfinden 
'/eW/a  die  erste  Milch  von  der  Kuh 

genießen 
'tejtda  zustimmen 
"t^ndeleka  hin  und  her  gehen 

'tfiteleka  desgl. 
f*/'9a  (term.)  Grieß  sortieren 

'tf/if/iifa  desgl. 
Vfj/w  sehwanken,  schwank  sein 
'tfrula  ausschütten 
Uifia  zudecken 
Vr'Aa  stützen 
,ftv  kirne  la  versunken  sein 
'fi\matima  zweifeln,  unschlüssig  sein 
tinya  einem  Geschoß  ausweichen 
Vi-co,  poet.:  sich  fürchten 
*tdnza  Feuer  anzünden 
tdnda  Nachsicht,  Fürsorge  üben 
Ufta  kneifen 

V^A*   Wild    verfolgen,    ihm  nach- 
spüren 

'tse'fa  kerben,  schnitzen 

'tu/mba  hocken 

^ht-mula  abschneiden 

'h/nzi/ki  Geschwür  aufdrücken 

'ft/nffa  h e  r v  ors c  h  w  e  1 1  e  n 

cf.  thiiftgaiitäfnii  junges  Mädchen 
von  etwa  13  Jahren 

-/«öj/nü1,    kontra  h.   aus  mmlihnu 
Brüste 


Jti/ngnla  würfeln  (Zauberwürfel) 
'tu^pu/a  ausreißen,  entwurzeln 
'fu^fuwa   ankommen,   aber   noch  im 

Gehen  begriffen 
'tu-clitga  (Ausschlag)  aufdrücken 
(hafiuta  ablösen,  wechseln 
thakha  etwas   vom   Baum  herunter- 
schlagen 

fjtctkhamedza    etwas    auf  den  Baum 
werfen,  daß  es  oben  liegen  bleibt 

ffufyhwha  einen  Schnitt  zu  Knde  führen, 
1     auslaufen  lassen 
j  (hofiha  am  Spieß  braten 

(Aa^ra  stechen ,  schlachten 
{(harc/a,  etwa:  impfen) 

(hJkha  rupfen  (geschlachtetes  Geflügel) 

thtjijiha  aufschichten 

(h#(hona  jucken 

(ftükhula  abreißen 

(fn^pha  belästigen 

(hu^a  (Federn)  ausraufen 

(hwifja  einsperren,  zur  Mast 

"ftMzia  Topf  auf  das  Feuer  setzen 

\ax/una  kauen 

ausbrechen,  aus  »-'mein  Gehege 
cf.  \afuita  alt.  lochricht  wer- 
den '(a/nm,  term.:  Mädchen  ent- 
führen 

\afiala  alt,  lochricht  werden 
'(tPAehca  ermangeln,  in  Bedrängnis  sein 
'tabula  ausjäten 
>tä\ifn  klug  sein 

(nju/a   wählerisch   verfahren,  unge- 
recht sein 

\rPmnfa  herbe  sein 

(a^nha  sieb  waschen 

y(a^ia  Grundbedeutung? 

Nur  im   Zusammenhang,  etwa: 
sintemal,  wenn  schon 

"(apama  aid*  dem  Rücken  liegen 
r  f.  ijojin  ma  d  es  g  I . 

taftm  sich  den  (angenehmen)  Sonnen- 
strahlen aussetzen 

'tapioca  auf  die  Höhe  gelangen 

(a^izfi  waschen  (Irans.),   kausat.  von 


30 


Tn.  und  P.  ScmvEu.Nüs:  Die  Verba  des  Tsivenda. 


'/a'/ica  sich  erbrechen,  «werfen«  von  ülkhutha  ausklopfen  (z.B.  Kleidungs- 


der  Sau  oder  Hündin 
'(afigana  zusammen  treffen 

cf.  tayigo/jedza  in  Empfang  nehmen 
"tapgula  berauben 

(0\(fila  laden,  Schnupftabaksdose  füllen 
pflanzen,  ansehen  von  der  Sonne 

'(apanya  sich  beeilen 

'(ittkimc ja  Ii i n i i be r  1  uge n 
cf.  (hoMzi  Spitze 

'(p/ja  suchen 

y(o^ka  einrammen 

(2\fa  stet~s  hn  Zusammenhang,  z.  B. 

1/  (o/o-u  (ja  =  er  kommt  gewöhn- 

heitsgemäß 
'(rjla  nachsehen,  auskundschaften 
V«,wrt  hineinstecken 
(o/tga  prahlen  durch  das  Auftreten 
"ffjra  Lücken  ausfüllen 

toredza  desgl. 
Jll\{*Z.dza  (einen  Pfeil)  in  etwas  hinein- 

sehießen 
'(drosa  bedrängen 
*(h{?  weggehen 
(tifiza  hinken 
'/ty/Vi  seihen 

'(o/infa  die  Schalen  von  den  Mais- 
körnern entfernen,  Stoßen  im  Mör- 
ser 

'(tt^kisa  etwas  essen,  um  schlechten 
Geschmack  zu  beseitigen 

'(urkn/'ola  klein  werden 

\uja  etwa:  böse  Vorbedeutung  haben 

'(it[lutse(Ua  (»der  (iHu'kedza  Wasch- 
wasser über  die  Hände  gießen 

\uhna  anstücken,  Seil  verlängern 

(n/iga  reizen 

('(ttj'totdza  drehen) 

'{u.ftoula,  term.:  Kleie  entfernen 

(u,riyn  Ilaare,  Federn  ausraufen 

y(di>dn  Lebensmittel  einkaufen  wie 
seinerzeit  die  Söhne  Jakobs  in 
Ägypten 

(u^ija  schärfen 

VAfl  sehnliches  Verlangen  haben 
'jfira,  Zeit  zubringen 


stücke) 
tiflda  schimmeln 

{mu~vnd4x  Schimmel) 
ufldula  ergreifen  (am  Bein  z.  B.) 
u/ioa  neben  üfigeMa  locken 

cf.  'kdnga  locken 
t^hga  brausen 
ujtgula  absahnen 

vaja  zumachen 

vd'hga  mischen 

vdftgula  Dorn  ausziehen 

va^ya  stechen  (vom  Dom) 

ve^ta  kratzen  (z.  B.  Katze) 

rip  abledern 

ri[li/igatiya  durcheinandenühren 

cf.  riVihgana ,  intrans. 
vilma  neben  ci'Wz  jagen,  aufspüren 
ro^o  anbrennen  (trans.) 
tufja  zahm  sein,  werden 
vu,la  öffnen  (Tür) 

cf.  voyfa  schließen 
vttatja,  selten  vi?(ia  brechen  (trans.) 
nt{ra  (Fleisch)  in  etwas  verdorbenem 

Zustande  sein,  wie  hierzulande  das 

Wildfleisch 
mtwa  aufstehen  (vom  Schlaf) 

vafia  Holzarbeit  machen,  schnitzen 

cf.  mba/lq  Beil 
vali$a  wehe  tun  (trans.) 

von  ro'ra  schmerzen 
nija  zählen,  lesen 

raj/ja  mil  Latten  verschen  (z.  B.  Dach) 

cf.  tu-rajela  Latte 
vajnba  spannen 
rajnbadza  verkaufen 

vajnbala  feil  sein 
vapnbrla  nebeneinander  sein,  geben  oder 

stehen 
va'nda  ohrfeigen 

räftda'kana  oder  rd^deknna  nebenein- 
anderstehen 
rajuja  Baubolz  geradestrecken 
cf.  mapapgn  Baupfähle 


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Tu.  und  P.  Sciiwellküs: 

vaflda  in  der  Hand  betrachten 
vapa  Feuer  anzünden 

cf.  tii-vopo  Feuerherd 
vafco  I.  wehe  tun  (intrans.) 

II.  sengen,  ansengen 
vfh  hinlegen 

vtPkanya  zurechtlegen 
veftga  (Fleisch)  in  Streifen  schneiden 
rjnga  jemand  -auf  dem  Strich-  haben 
rjula  rasieren 

cAi  mit  Zweigen  einen  Verhau  machen 
vfbva  reif,  gar  sein,  werden 
vMza  rufen 

vtya  häßlich,  schlecht  sein,  werden 
cttyi  legen  (poetisch  oder  Kai.) 
vija  kochen,  sieden  (intrans.) 
vfla  -mahnen.  (Schuldner) 
viHingana  in  wüstem  Durcheinander 

sich  befinden 
vijuh  sich  beeilen 

htviylq  Eile,  Schnelligkeit 
viftgatia  einander  heiraten,  Hochzeit 

machen 
cd/a  binden 
vgfnba  brüllen  (Lowe) 
vdtm  sehen 

Utvafle  Licht 

Wflttfeb  leuchten 
vt/dza  sagen 

ctldzisa  fragen 
väfizu/a  oder  viylzedza  pusten ,  anblasen 
(Feuer) 

vttlaya,  daneben:  vuxlaha  töten 
vt?hnga  verwahren,  aufbewahren 
vthnba  bilden  (aus  Ton) 
rtfmbuhnta  sich  wälzen 


Die  Verba  des  Tsivenda.  31 
vtuia  welken 

vufiga  Fliegen  verscheuchen 
v*ha  herrschen,  regieren 
PM,7a  stochern 

rupa  sich  ducken ,  flach  auf  die  Krde 
legen  (Vögel  oder  sonstige  kleine 
Tiere) 

rwjyo  zurückkehren 

way  fallen 

tce^la  überschreiten ,  übersetzen 
ytz,  hingehen 

zvftxi  prahlen,  sich  rühmen 
zax  dünner  werden  (vom  Leibe),  •auf- 
stoßen« (durch  die  Speiseröhre) 
zaxla  säen 
zffa  lügen 

z^kula  etwas  Großes,  Schweres  hoch- 
heben 

zhna  jagen,  aufspüren 
sfmba  aufschwellen 

(zihnbelti    »Verstopfung«  verur- 
sachen) 
za^ka  niedertreten 
z<^mba  lärmen 

zafnbula  abreißen   (einen   Strick  mit 

einem  Ruck) 
io,Vrt(den  muzato  —  Tam.  dcrGwamba) 

tanzen 

zö^gaydedza  niederdrücken,  hinein- 
stopfen 

zo^ta  intensiv:  Körner  zerbeißen  und 

kauen 
lunula  entreißen 


32 


Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tete, 

einem  Dialekt  des  Unter -Sambesi  mit  Varianten  der 

Sena -Sprache, 

Verfaßt  von  P.  Alexander  v.  d.  Mohl  S.  J., 

Missionar  in  Boruius. 


Vorwort 

Wir  beschäftigen  uns  hier  mit  zwei  Dialekten  der  Bantu -Sprache 1  vom 
1'nter- Sambesi :  dem  Dialekt  von  Tete  und  dem  von  Sena.  Das  Gebiet 
dieser  Sprache  erstreckt  sich  von  der  Mündung  des  Sambesi  bis  in  die 
Kufukw  a-Gegend  nach  Nordwesten  und  dann  vom  Mas  hon  a  land  südlich 
bis  zum  Nyassasee'  nördlich.  Außer  den  genannten  Dialekten  unter- 
scheiden wir  noch  den  von  ('hire  und  von  Mashon  a,  obgleich  letzterer 
auch  als  eine  selbständige  Schwestersprache  betrachtet  werden  kann.  Es 
scheint,  daß  der  Dialekt  von  Sena  der  ursprüngliche  ist,  weshalb  er  die 
Aufmerksamkeit  von  Week  und  I*.  Tonend  besonders  auf  sich  gezogen  hat. 
Den  Dialekt  von  Tete  sehen  wir  als  eine  Abzweigung  an. 


Während  unseres  Aufenthaltes  in  der  Unter -Sambesi- Mission  haben 
wir  Gelegenheit  gehabt,  unter  der  ausgezeichneten  Leitung  des  oben- 
erwähnten P.  Torrend  in  die  einfachen,  auffallend  konsequenten  und  philo- 
sophisch gedachten  Sprachen  von  Tete  und  Sena  einen  tieferen  Hinblick 
tun  zu  können.  Hei  dieser  Gelegenheit  wurden  wir  mit  den  Schwierig- 
keiten bekannt,  welche  die  Erlernung  dieser  Sprachen  dem  Nicht- Portugiesen 
bereitet.     Deshalb  haben  wir  uns  entschlossen,  durch  Bearbeitung  einer 


'  Vgl.  Comparative  Grammar  of  the  South  African  Bantu  Language*  von 
V.  J.  Torre nd  S.  J.  (London). 

8  Dieses  Gcliict  folgt  also  dem  Laufe  der  zwei  großen  Flüsse  Sambesi  und 
Chitv.  Man  muß  aber  auch  liin/.ufügcn .  daß  wir  außer  der  lierrsclienden  Sprache 
hier  und  da  Dialekte  veischiedencr  anderer  Bantu- Sprachen  linden,  so  z.  B.  das 
Ci-Tawara  in  Boioma,  Ci-Boro  von  Morumliala,  Ci-Podzo  von  Luabo. 
Ci -Ts eng a  von  Huangwa  usw. 


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v.  i).  Mohl:  Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tete.  33 


kurzen,  praktischen,  zum  Selbststudium  bestimmten  Grammatik  dem  Deutschen 
oder  wenigstens  dem  deutschsprechenden  Missionar,  Angestellten  oder  Agenten 
ihre  Aufgabe  zu  erleichtern. 

Die  vorhandenen  grammatischen  Handbücher  sind  portugiesisch  ver- 
faßt und  dazu  wenig  praktisch,  da  sie  bloß  Regeln  enthalten,  ohne  zu  ihrer 
Anwendung  Anleitung  zu  geben.    Von  der  Syntax  ist  da  keine  Rede. 


Wir  haben  in  dieser  Arbeit  die  Hartlebenschen  polyglotten  Gramma- 
tiken uns  zum  Vorbild  genommen1.  Da,  wie  gesagt,  die  Dialekte  von  Tete 
und  Sena  sehr  verwandt  sind,  so  war  es  nicht  schwer,  sie  gleichzeitig  zu 
behandeln.  Im  Texte  und  in  den  Übungen  haben  wir  das  Ci-Nyungwea 
behandelt,  dagegen  in  den  Noten  machten  wir  auf  die  entsprechenden 
Varianten  des  Ci-Sena  aufmerksam.  Wer  also  die  letztere  Sprache  erlernen 
will,  der  soll  sich  vor  allein  gut  diese  Noten  aneignen  und  nach  denselben 
sowohl  als  den  verschiedenen,  im  Wörterbuche  angeführten  Sena- Aus- 
drücken die  Übungen  modifizieren. 

Zur  Orthographie  sei  bemerkt,  daß  wir  anstatt  ch  (yu)  oder  6  ganz 
einfach  c  gewählt  haben,  weil  es  sieh  um  einen  einzigen  Laut  handelt 
und  derselbe  ebensogut  durch  c  als  durch  ch  oder  <?  sich  schreiben  läßt. 
Die  Buchstaben  sind  ja  bloß  arbiträre  Zeichen,  und  je  einfacher  sie  sind, 
desto  besser.  Dann  haben  wir  die  so  oft  im  KafTrischen  vorkommende 
Aspiration  mit  einem  h  geschrieben,  weil  das  lateinische  Alphabet  sie 
durch  diesen  Buchstaben  ausdrückt.  Außerdem  wird  h  nur  als  Modifikation 
anderer  Konsonanten  gebraucht.  Das  ist  nun  auch  der  Kall,  wo  die  Aspi- 
ration im  KaffViselien  vorkommt  Deshalb  schreiben  wir  aspirierte  Kon- 
sonanten:  kh.  th.  ph*. 

Was  sonst  hier  neu  oder  originell  erscheint,  das  wurde  aus  den  Er- 
klärungen des  P.  Toriend  geschöpft,  wobei  die  klassischen  kaffrischen  Fabeln 
als  Unterlage  dienten.  Diese  sind  die  ein/ige  Literatur  der  Kaflern.  In 
den  Fabeln  hat  sich  nicht  allein  ihr  ganzes  Denken  und  Gefühlswesen  ab- 
gespiegelt, es  ist  auch  ihre  klassische  Sprache  darin  enthalten.  Dies  war  der 
Grund,  weshalb  wir  die  einzelnen  grammatischen  und  svntaktischen  Regeln 
aus  den  Fabeln  zu  begründen  suchten  und  ans  ihnen  das  Materini  zu  den 
1'buugen  schöpften.  Die  Fabeln  sind  viel  zuverlässiger,  um  das  klassische 
M  oment  zu  finden,  als  mündliche  Erklärungen.  Bei  den  letzteren  ist  manch- 
mal schwer   zu   unterscheiden,  was  als   persönliche  Eigentümlichkeit  des 


1  Die  praktischen  Übungen  wurden  wegen  Mangel  an  Platz  ausgelassen. 
'  So  heißt  der  Dialekt  von  Tete  ktiH'ris.h.    Nvungwe  ist  der  einheimische 
Name  von  Tete. 

3  Es  scheint  sehr  unpraktisch  zu  sein,  die  Aspiration  mit  einem  naehfolgenden  ' 
7.u  bezeichnen,  z.  B.  k'  t'  p.  Die  Verwechselung  mit  dem  Apostroph  liegt  nahe, 
alier  vor  allem  ist  es  etwas  dem  lateinischen  Alphabet  Fremde».  Dieses  keiini 
Zeichen  über  und  unter  dem  Buchstaben,  aber  nicht  daneben.  Der  Apostroph 
vertritt  einen  Buchstaben,  steht  also  nicht  daneben  als  seine  Ergänzung. 

Mitt.  d.  Sern,  f  Orient  Sprachen.  1904.  III.  AbL  3 


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34  v.  n.  Moni.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tefe. 

ungebildeten  Scliwar/.en  und  was  als  klassisches  Merkmal  der  Sprache 
betrachtet  werden  soll.  Dagegen  haben  die  Fabeln  in  ihrem  Wandern  von 
Mund  zu  Mund  durch  Generationen  Gelegenheit  gehabt,  sich  zu  läutern. 


$  1.  Das  kaifrische  Alphabet 

(1)  Das  Alphabet  des  Tete  besteht  aus  25  Buchstaben:  a.  b.  c. 
d,  f,  f.  g,  h.  t,  j,  k,  l.  m,  n.  c,  p,  r,  s,  t,  u,  r,  tc,  x,  yy  z.  Wir  haben 
also  5  Vokale:  a,  e.  i,  o,  «;  2  Halblaute:  w,  y\  und  17  Konsonanten:  b. 
c,  d.f,  g.  h,  k,  1.  m ,  n,  p,  r.  «f,  /,  r,  x.  z. 

(2)  Die  Aussprache  der  einzelnen  Buchstaben. 

Die  Vokale  werden  wie  im  Deutschen  ausgesprochen. 

Die  Halblaut«-:  «•  klingt  wie  un,  also  wie  tc  im  englischen  water. 
Es  ist  eine  Art  m.  welches  schwach  ausgesprochen  wird  oder  ganz  ver- 
schwindet, z.  B.  tcaknzi  (Krauen)  klingt  gewöhnlich  akazi1.  Wo  ein  Hiatus 
zu  vermeiden  ist,  muß  das  >r  deutlich  ausgesprochen  werden,  z.  B.  teakazi 
area  (diese  Frauen). 

Daraus  folgt  die  Hegel,  daß  ein  unbetontes  u  vor  einem  betonten 
Vokale  zu  tc  wird,  z.  B.  mtc-amunn  (mu-amuna)  mtca  (mvd)  usw.  Selbst- 
verständlich wird  dieses  tc  nie  betont.1  y  wird  ausgesprochen  wie  j  m 
-jetzt-,  z.  B.  uyu  (dieser),  aytiyl  (nein!). 

Die  Konsonanten   b,  d,  k,  p,  /,  l  wie  im  Deutschen. 

Das  p  muß  vom  b  und  das  /  vom  d  in  der  Aussprache  genau  unter- 
schieden werden,  damit  das  Wort  eine  verschiedene  Bedeutung  bekommen 
kann,  z.  B.  kuba  (stehlen),  kupha  (toten),  c  (tschie)  entspricht  mehr  oder 
weniger  dem  italienischen  c  in  Cicero  (dem  polnischen  r);  es  wird  bloß 
weicher  und  etwas  zischend  ausgesprochen.  Dies  gilt  besonders  vor 
a,  o,  «,  z.  B.  ra  (tsrhia),  co  (tschio).* 

g  klingt  wie  g  in  geben.  Mit  einem  Punkt  versehen  (g)  wird  es 
zu  einem  verschlungenen  und  gutturalen  j,  z.  B.  ngombe  (Vieh),  ngono  (klein*. 

j  ist  gleich  dem  italienischen  g  in  generoso  (dem  dz  im  Polnischen) 
oder  dem  g  in  gentlemen. 

m  und  »  werden  nie  mit  dem  vorgehenden,  sondern  immer  mit  dem 
nachfolgenden  Vokale  verbunden.  Wenn  ihnen  ein  Vokal  oder  ein  Halb- 
laut folgt  ,  so  klingen  sie  wie  m  und  n  in  muß  und  nicht;  folgt  aber  ein  Kon- 
sonant, so  hört  man  bloß  einen  nasalen  Klang  wie  in  hm!  hm!  Die 
Schwarzen  sprechen  ihn  zwar  in  m  anders  als  in  n  aus,  aber  man  muß 
sehr  geübt  sein,  um  den  Unterschied  zu  merken. 

1  Manche  Autoren  lassen  oft  dieses  u>  ganz  aus.  Es  ist  aber  wenigsten* 
in  Tete  nicht  ganz  korrekt,  weil  die  dortigen  Kalfern  bei  langsamer  «nd  deutlicher 
Aussprache  das  tr  hören  lassen. 

'  In  Sena  verschwindet  das  tr  noch  mehr,  so  daß  es  oft  ganz  ausgelassen 
werden  muß,  z.  B.  py-nna  Kinder;  nicht  j>y-(ir)ann. 

'  Wie  in  dem  Vorworte  gesagt,  ist  die  Schreibart  dieses  Lautes  seiir  ver- 
schieden: bei  den  englischen  Autoren  cA,  bei  den  alten  portugiesischen  qu. 


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v.o.  Mohl:  Praktische  Grammatik  der  Bantu-Sptache  von  Tete.  35 


/  und  r  sind  nahe  verwandt.  In  einzelnen  Dialekten  sowie  in  der 
Aussprache  einzelner  Individuen  wird  das  eine  oder  das  andere  mehr  hervor- 
gehoben, so  z.  B.  in  Tete  liebt  man  mehr  das  r,  in  Sena  dagegen  das  /;  des- 
halb schreiben  wir  z.  B.  im  ersteren  muknruy  im  letzteren  mukulu.  Oft  ist 
dieser  Unterschied  in  beiden  Dialekten  schwer  festzustellen.  Tatsächlich 
nach  a,  e,  i  hört  man  mehr  /.  nach  e,  i  (auch  in  Sena)  das  r.  Wir 
werden  im  Tete -Dialekt  kein  /  gebrauchen. 

s  klingt  wie  *  in  muß,  aus.  Mit  dem  Zeichen  (*'),  aber  weich  und 
zischend  (wie  etwa  *  im  Polnischen),  z.  B.  kupiipa  (speien). 

v  entspricht  dem  tr  in  weiden.  Ks  muß  immer  deutlich  ausge- 
sprochen werden;  aber  nie  wie  v  in  voll. 

x  klingt  wie  sch  in  schämen  (sz  im  Polnischen). 

z  entspricht  dein  *  in  Segen,  selbst  (aber  nicht  wie  z  in  zu).  Das 
beigefugte  Zeichen  (i)  macht  es  weich  und  schwach,  etwa  wie  das  fran- 
zösische j  in  jardin  und  das  polnische  i  in  zaden. 

(3)  Neben  den  einfachen  Konsonanten  gibt  es  manche  zusammen- 
gesetzte, wie  dj,  ts  (etwa  wie  tz  in  entsetzlich) ,  dz  (diese  beiden  Laute 
müssen  deutlich  ausgesprochen  werden),  ty  (etwas  zischend). 

(4)  h  nach  c.  p,  k,  /,  r,  also  ch,  ph.  kh.  th,  vh  bedeutet,  daß  diese 
Konsonanten  aspiriert  werden  müssen,  folglich  so  ausgesprochen,  als  ob  man 
sie  mit  einem  verschlungenen  h  verbunden  hätte,  z.  B.  phaza  (Hacke),  khumi 
(zehn),  thika  (Hyäne),  chira  (ka Arische  Leinwand).  Diese  Aspiration  ändert 
manchmal  die  Bedeutung  des  Wortes,  so  z.  B.  die  veraltete  Form  kupa 
(geben)  und  kupha  (töten). 

(5)  Anmerkung.  1.  Der  Akzent  fallt  in  der  Regel  auf  die  vor- 
letzte Silbe.  Nur  die  formlosen  Wörter  (1H4)  bilden  eine  Ausnahme,  z.B. 
mwamuna  (der  Manu),  kusendzeka  (spielen). 

2.  Da  die  Präfixe  mit  den  Wurzeln  zu  einem  Worte  zusammenfließen, 
so  schreiben  wir  sie  auch  mit  denselben  zusammen.  Nur  in  manchen  Fällen 
trennen  wir  sie  der  Klarheit  wegen,  so  z.  B  in  den  lokativen  Formen,  bei 
den  possessiven  Partikeln,  wie  pa  ndjira  (auf  dem  Wege),  ku  Nynngtce 
(nach  Tete),  mu  nyumba  (im  Hause),  cinthu  ca  munthu  (Sache  den  Menschen). 

§  2.  Die  Zehnklas8enbildung. 

Das  charakteristische  Zeichen  der  Bantu -Sprachen  ist  die  Klassenbil- 
dung.  Sie  besteht  darin,  daß  alle  Substantive  nach  gewissen  inneren  oder 
bloß  phonetischen  Gründen  in  gewisse  Kategorien,  die  wir  Klassen 
nennen,  zerfallen.  Jede  Klasse,  besitzt  ein  besonderes  Präfix  für 
den  Singular  und  den  Plural,  welches  mit  der  Wurzel  verbunden  das 
Merkmal  des  dadurch  gebildeten  Substantivs  hildet.  Nun  wird  alles,  was 
mit  dem  Substantiv  zusammenhängt,  also:  Adjektive,  Zahlwörter,  Für-  und 
Zeitwörter,  mit  dem  Merkmal  seiner  Klasse  verbunden. 

(6)  Die  Zahl  der  Klassen  variiert  in  den  verschiedenen  Bantu-Sprachen 
zwischen  zehn  und  zwölf.  Die  Sprachen  des  Unter- Sambesi  kennen  deren 
bloß  zehn. 


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'if>  v.  n.  Moh!.:  Praktisch-  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tete. 

(7)  Jede  einzelne  Klasse  besitzt  zwei  radikale  Formen  der 
Präfixe,  von  welchen  alle  übrigen  abgeleitet  werden.  Wir  nennen  sie 
kurz  die  starke  und  die  schwache  Form.  In  der  einen  wie  in  der 
anderen  besitzt  der  .Singular  und  der  Plural  besondere  Präfixe. 


(8)  Tabelle  I.    Die  beiden  Formen. 


Klasse 

Starke  F«»rm 

Schwache  Form 

Anmerkung 



1  ! 

— — — 

(b)u 

1.   Bei  jeder  Klasse  steht  das 

ma 

(y)a 

Präfix  des  Singulars  in  der  ersten, 

M  t 
"  I 

((")) 

ri 

das  des  Plurals  in  der  zweiten 

ma 

(y)a' 

Linie. 

! 

mu 

2.   Was    in    den  einfachen 

• 

ff$€ 

t  t/W 

Klammern  ein<re<<rhlov<**n  ist  kann 

iv  ! 

c.  ci 

ci 

entbehrt,  was  in  den  doppelten. 

bz.  bzi* 

bzi  1 

auch  umgeändert  werden.  So  z.B. 

(i)».  (i> 

<yV 

fällt  das((mw))  der  sechsten  Klasse 

(zi)n,  (zi)m 

zi 

ganz  weg  in  baba  (Vater);  das 

v.  ! 

((mu)) 

(yV 

((ri))  der  zweiten  Klasse  wird  durch 

ira 

tta 

dzi  vertreten  in  dzi-.*o  (Aujjp). 

VII 

pa 

pa 

3.   Die  beiden  nulikalen  For- 

VI II 

mu 

mu 

men  unterscheiden  sich  dadurch. 

IX 

ku 

ku 

daß  die  schwache  Form  der  ersten 

ka 

ka 

sechs  Klassen  anstatt  m  bzw.  u 

x  ! 

tu* 

tu' 

das  euphonische  y  bekommt. 

(9)  Die  siebente,  achte  und  neunte  Klasse  werden  die  Iokativen 
Klassen  genannt.  In  den  Bantu  -  Sprachen  (auch  eine  Kigentümlichkeit) 
sind  die  Ortsverhältnisse  pa  (oben),  »im  (drin),  ktt  (gegen,  in,  hinzu)  keine 
Präpositionen .  sondern  bloß  Präfixe,  die  mit  dem  nächstfolgenden  Substantiv 
ein  neues  Substantiv  bilden,  welches  als  Subjekt  der  Adjektive.  Für-  und 
Zahlwörter  auftritt,  z.  B.  adapita  mu  nyumba,  momuce  mukhana  munthu. 
■  mu*  nyumba'  (im  Hause)  ist  ein  lokales  Substantiv,  weshalb  das  momwe 
(welches)  und  mu  khana  (hatte)  das  Merkmal  der  achten,  nicht  der  fünften 
Klasse  trä^t,  zu  welcher  das  nyttmba  (Haus)  gehört. 

§  3.  Die  starke  Form. 

(10)  Mit  dieser  Form  werden  vor  allem  die  Substantive  gebildet. 
Kine  Flexion  der  letzten  Silbe,  d.  h.  Deklination,  kennen  die  Bantu- 
Sprachen  nicht. 

1  In  Sena  pi. 

*  In  Sena  wäre  es  korrekter:  (tr)a,  (tr)u,  (ir)u. 

3  In  Sei, a  verschwindet  das  b  in  der  Regel. 

4  Siehe  (5)  Nr.  2.  Wenn  «her  daraus  ein  hesonderer  Ausdruck  sich  gehildet 
hat,  schreit» t  man  zusammen,  z.  B.  pantM  (auf  der  Krde),  kut«ogoro  (weiter). 


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v.  d.  Mom.:  Prakti«.rh«'  Ciraiiimatik  der  Bantu  -  Sprache  von  Tete.  37 

(11)  Dann  bekommen  diese  Form  die  kardinalen  Zahlwörter 
von  eins  bis  neun,  also:  -bodzi  (ein),  -trirt  (zwei),  -thatu  (drei),  -nay  (vier), 
•jcanu  (fünf),  -tantatu  (sechs),  -nomtce  (siel>en),  -sere  (acht),  -pfemba  (neun). 

(12)  Zuletzt  folgende  sogenannte  starke  Adjektive:  -muna  (Männ- 
chen), -leazi  (Weibchen),  -kuru  (groß),  -nyono  (klein),  -nyononyono  (sehr 
klein),  -ton*1  (lang,  weit,  breit),  -fupi1  (kurz),  -bodzibodzi  (derselbe),  -psa 
(neu),  -Me  (weich),  -teisi  (grün,  neu,  roh),  -nyapit  oder  -nyanif  (wie 
viele?),  -zindji  (viel). 

Anmerkung,  -cena  (weiß),  piipa  (schwarz),  -fuira  (rot),  in  Tete  auch 
-ittanyo  (24),  werden  mit  der  starken  und  der  schwachen  Form  gebraucht. 


(13)    Tabelle  II.   Beispiele  der  starken  Formen 


Klasse 

Substantive 

Zahlwörter 

Starke  Adjektive 

•* 

1  \ 

(b)u 

u-ta  (Bogen) 

uta  u-bedzt 

uta  u-kuru 

r na 

ma-  uta 

mauta  ma- tantatu 

ma  uta  ma-  nyono 

-  i 

((«)) 

dzi-.so  (Auge) 

dziso  ri- bodzi 

dziso  ri-tari  (breit) 

ma 

ma-so 

ma-so  ma-wiri 

Tfiu-so  ma-jupi 

mu 

mu-ti  (Baum) 

mu-ti  u-bndzi 

muti  u -bodzibodzi 

mi 

mi-tt 

rni-ti  mi- nomtce 

rni-ti  mi-pm 

c,  ci 

ci-nthu  (.Sache) 

c-ara  (Finger)  ci- 

ci-nthu  ci-tete 

■v| 

bodzi 

bz,  bzi 

bzi-nthu 

bz-ara  bzi-xanu 

bzinthu  bzi-kari 

(»>,  (i)m 

n-tfombe,  m-buzi 

nyombe  i- bodzi 

nyombe  i-  muna 

vi 

(Ziege) 

(Ochs) 

(«) 

(zi)nyombe.  (zi)mbuzi 

nyombe  zi-nay 

nt'fombe  zi-kazi 

( 

'  (Kühe) 

V.  } 

((mu)) 

rmt-nthu,  baba 

mu-nthu  m-  bodzi 

mu-nthu  mu-psipa 

tea 

uxi-nthu,  tea -baba 

tea-nthu  wa-  thatu 

wa-ntltu  wa-kuru 

VII 

pa 

pa  dzuru  (oben,  auf) 

VIII 

mu 

»tu  dzuru  (iu  der 
Höhe) 

IX 

ku 

ku  dzuru  (nach 
oben) 

ka 

ka  mwatta  (Kind- 

ka-mwana  ka- bodzi 

ka-mwana  ka-cena 

lein) 

tu 

tu-uxtna 

|  tu  -  teana  tu  -  pfemba 

tu  -  trana  tu  -  zindji 

(14)  Anmerkung.  1.  Jedes  Substantiv  hat  seine  bestimmte  Klasse, 
dagegen  die  erwähnten  Zahlwörter  und  starke  Adjektive  nehmen  das  starke 
Präfix  der  Klasse  an ,  zu  der  ihr  Substantiv  gehört.  Dieselben  können  nicht  ver- 
bunden weiden  mit  den  Präfixen  der  siebenten ,  achten  und  neunten  Klasse.2 


1  In  Sena  sind  diese  Ausdrücke  nicht  gebräuchlich. 

1  Einige  besondere  Ausdrucke  wie  pWri  (lusammen) ,  kuhorfzi  (in  derselben 
Richtung)  und  panyuno  (etwas)  bilden  eine  Ausnahme. 


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38         v.  d.  Mom.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu  -  Sprache  von  Tete. 

(15)  2.  In  bezug  auf  die  Bildung  der  letztgenannten  Namen  ist  zu 
bemerken : 

a)  In  der  sechsten  Klasse  wird  immer  tn-bodzi  (st.  mu-bodzi),  in  der 
dritten  dagegen  u-bodzi  (st.  mu-bodzi)  gebraucht. 

b)  In  der  fünften  Klasse  fällt  das  n  weg,  z.  B.  ngomb*  i-muna  (st. 
i{n)-muna). 

3.  In  den  Bantu -Sprachen  gibt  es  keine  besonderen  Geschlechts- 
formen. Um  den  Geschlechtsunterschied  hervorzuheben,  fugt  man  dem 
Substantiv  das  -muna,  -kazi  (12)  hinzu,  so  z.B.  ngombe  i-muna  (der  Ochs), 
nyt/mbe  i-kazi  (die  Kuh).  Mwamuna  uud  mukazi  (Mann  und  Weib)  sind  Sub- 
stantive. 

Man  kann  auch  das  Männchen  durch  mukono  ausdrücken,  z.  B.  mukoru> 
ua  mbuzi  (der  Bock  —  Männchen  der  Ziege). 

4.  Manche  starke  Adjektive  werden  in  der  vierten  und  sechsten 
Klasse  als  Substantive  gebraucht,  so  z.  B.  mu-kuru  (der  ältere  Bruder, 
Beamter),  mu-ngono  (der  jüngere  Bruder),  mtt-inango  (der  andere),  cibodzi- 
bodzi,  bzibodzibodzi  (dasselbe),  bzinango  (das  andere),  bza-pezi  (Unsinn)  usw. 

$  4.  Die  schwache  Fora. 

(17)  Die  Eigenschaft  einer  Sache  kann  auf  doppelte  Weise  ausge- 
drückt werden:  entweder  durch  ein  Adjektiv  oder  durch  einen  Genitiv 
(Genitivus  possessivus).  So  z.B.  können  wir  sagen:  der  königliche  Sohn 
oder  der  Sohn  des  Königs.  In  beiden  Fällen  sagen  wir,  daß  der  Sohn 
die  Eigenschaft  besitzt,  einen  König  zum  Vater  zu  haben. 

(18)  Die  kaflrische  Sprache  kennt  eigentlich  bloß  eine  grammatikalische 
Form,  um  diesen  Besitz  auszudrücken.  Sie  bestellt  darin ,  daß  die  schwache 
Form  mit  der  possessiven  Partikel  a  und  dem  Worte  (Substantiv,  Adjektiv, 
Zeitwort  usw.)  verbunden  wird,  welches  die  Eigenschaft  ausdrückt.  So 
z.  B.  mwana  ua  mambo  (Sohn  des  Königs),  mwana  ua-kucendjera  (ein  ge- 
wecktes Kind). 

(19)  Auf  diese  Weise  werden  gebildet: 

1.  Die  Formen,  die  dem  Genitivus  possessivus  entsprechen,  wo  also 
die  Eigenschaft  durch  ein  selbständig  gedachtes  Substantiv  ausgedrückt 
wird,  z.  B.  mwana  ua  mambo1,  mbuzi  ya  mambo  (die  Ziege  des  Königs). 
bwadwa  bwa  mambo  (das  Bier  des  Königs). 

2.  Die  eigentlichen  schwachen  Adjektive,  wie  -didi  (gut, 
recht),  -didisa  (sehr  gut),  -dztre  (links),  -kutu  (stark),  -pezi  (leer,  ohne  Wert). 

3.  Die  abgeleiteten  schwachen  Adjektive,  wo  die  Eigenschaft 
als  ein  Infinitiv,  ein  ganzer  Satz,  ein  als  Wurzel  gebrauchtes  Substantiv  er- 
scheint, z.  B.  ma-rua  ya-kutapira  (süße  Blumen,  vom  Infinitiv  kutapira  süß 
sein),  mwana  ua-kucitankondo  (ein  streitsüchtiges  Kind,  von  kucüa  nkondo 
Streit  macheu),  nyama  ya-ntsundi  (ein  altes  Fleisch,  von  tsundi  Proviant). 

1  Der  Unterscheidung  wegen  trennen  wir  in  diesem  Falle  die  Wurzel  vom 
Übrigen:  ua  mambo  (nicht  uamarnbo).    (Siehe  (5),  2.) 


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v.o.Moni.:  Prakii.s«-])»'  Oraiiimatik  dor  Bantu  -  Spracht*  von  Tete. 


39 


4.  Die  possessiven  Fürwörter.  Hier  wird  die  jeder  Person  ent- 
sprechende Wurzel  vermittels  des  possessiven  a  mit  der  schwachen  Forin 
verbunden. 

Die  Wurzel  für  die  erste  Person  ist  im  Sing,  -nyu1,  im  Plur.  -tu 
•  •  •  »zweite»  »»  •  -ko ,  »  »  -nw 
»         •        »     »dritte  »•       »      -ce,       »      »  -tco 


(20)    Tabelle  III.  Beispie 


der  possessiven  r  or  men 


Fi 


Klasse 


Schwache  Adjektive 


Posse>sive  Fürwörter 


I 


I 

11 
III 


bu 


IV 

V 

VI 
VII 

VIII 
IX 


uta  bwa  (bu-a)mambo 
\.  (y)a  j  mauta  ya  (ytPa)mambo 
l    ri    ,bira  ra(ri-a)mambo 
f  (y)a  I  mabira  ya  mambo 
L  (y)«  |  rm//i  ua(u-a)mambo 

!CT 


u/a  ua-didi 
mauta  ya-didi 
bira  ra-didi 
malrira  ya-didisa 
muti  ua~didi 
miti  ya-didi 
cinthu  ca-didi 
bzinthu  bza-didi 


uta  bwa-ngu 
mauta  ya-tu 
bira  ra-ko 
mabira  ya-nu 
muti  ua-ce 
miti  ya-wo 
cinthu  ca-nyu 
bzinthu  bza-lu 


'|  wa 
i  /*» 


//im 
An 


ya{y-a)mambo 

cinthu  ca(c-a)mambo 

bzinthu  bza(bzi-a)- 
,  mambo 

{y)i  '  nyombe  ya{y-a)mambo  nyombe  ya-didi 

zi    j  ngombe  za(zi-a)mambo]  nyombe  za~didi 

mvana  ua{u-a)tnambo  \mwami  ua-didi 

teana  w  a  (wa^a)mambo \teana  wa-didi 

pa  njira  pa{j)a?a)ku 
hyunyice 

mu  nyumba  m  wa(mu-a)  — 
ku  maso  kwa(ku-a)      ku/amba  kwa- didi 

gegenüber 
kamwana  ka(kd^a) 
gegenüber 

tuwana  ttea(tu-a) 
gegenüber 

(21)    Bei  der  Bildung  des  possessiven  Präfixes  ist  zu  bemerken: 

1.  Das  finale  i  des  schwachen  Präfixes  wird  elidiert,  /..  B.  ra(ri-a), 
bza(bzi-a).  Das  finale  a  des  schwachen  Präfixes  wird  zusammengezogen  in 
a,  z.  B.  wa(w(Pa),  ka(ka^a).  Das  finale  u  des  schwachen  Präfixes  nach 
einem  Konsonanten  wird  zu  tc,  /..  B.  bwa(bu-a),  mwa(mu-a). 

2.  Das  y  fällt  weg  vor  «  in  der  dritten  und  sechsten  Klasse,  z.  B.  ua(yu-a). 

3.  Die  Substantive  der  Familienbezeichnungen  wie  baba,  mama  ( Mutter). 
m  kazi  (Frau),  baya  (Mann),  mwana,  mtcandza  (Verwandter,  Gefährte)  wer- 
den verbunden  mit  der  possessiven  Wuiv.el  wie  Babanyu.  mamako,  bayace, 
mtcandza  tu  usw. 


1:  **  I 

tu 


(gutes  Gehen) 
kamwana  ka-didi 

tuwana  t wa-didi 


nyombe  ya-ko 
nyombe  za-nu 
mwana  ua-ce 
teana  tea -wo 
pa  nyumba  pa-nyu 

mu  nyumba  mwa-ko 
ku  nyumba  kwa-ce 

ka - m warm  ka- nyu 

tu -teana  twa-nyu 


1  In  Sena  ist  ~nga.  Das  pi  der  vierten  und  zehnten  Klasse  ändert  t  in  y 
vor  a,  so  z.H.  pi-nthu  pya  mu-nlhu,  pinthu  pya-didi  (gute  Sachen),  pinthu  pya-tn 
(unsure  Sachen),  py-ana  pya  munthu  (die  Kinder  des  Menschen)  usw. 


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40         v.  n.  Mom.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tete. 


$  5.  Die  demonstrativen  Neben-  nnd  Fürwörter. 

(22)  Durch  die  schwache  Form  bilden  wir  auch  die  drei  Positionen 
der  demonstrativen  Adjektive  und  demonstrativen  Fürwörter.  Dieselben 
unterscheiden  sich  nach  der  Lage,  welche  der  betreffende  Gegenstand  zum 
Sprechenden  (erste  Person)  und  zum  Angesprochenen  (zweite  Person)  ein- 
nimmt. Also: 

erste  Position  bei  der  ersten  Person  mit  zwei  Formen, 
zweite  Position  bei  der  zweiten  Person  mit  zwei  Formen, 
dritte  Position  weder  hei   der  ersten   noch  bei   der  zweiten 
Person:  eine  Form. 

Die  Formen  werden  folgendermaßen  gebildet: 

1.  In  der  ersten  Position  wird  die  erste  Form  durch  die 
schwache  Form  als  Suffix  gebildet:  uta -Im  (dieser  Bogen),  bzinthu-bzi  (diese 
Sachen).  Diese  Form  drückt  die  Andeutung  einer  Sache  im  allge- 
meinen ans,  ohne  zu  sagen,  wie  weit  sie  sich  vom  Sprechenden  be- 
findet.   Alst»  deutsch  dieser,  lateinisch  hie. 

2.  Die  /weite  Form  der  ersten  Position  wird  gebildet,  indem 
der  finale  Vollaut  des  Präfixes  demselben  vorausgesetzt  ist,  wobei  das 
Ganze  zu  einem  selbständigen  Wort 1  wird,  z.  B.  u-bu,  f-ci,  i-rt,  a-ka.  Ihre 
Bedeutung  ist  ganz  dieselbe  wie  die  der  vorhergehenden. 

3.  Die  dritte  Form  entsteht  durch  die  schwache  Form  und  die 
Partikel  -no,  z.  B.  dza  ku-tio  (komm  hier).  Sie  deutet  auf  eiue  Sache, 
welche  unmittelbar  mit  dem  Sprechenden  zusammenhängt  und  sozusagen 
mit  der  Hand  gefaßt  werden  kann.    Also  deutsch  «dieser  hier«. 

4.  In  der  zweiten  Position  haben  wir  zwei  Formen,  welche  aus  den 
zwei  ersten  Formen  der  ersten  Position  gebildet  werden,  indem  man  die 
Kndvokale  in  «umwandelt.  Diese  beiden  Formen1  deuten  auf  einen  Gegen- 
stand, der  sich  in  der  Nähe  der  angesprochenen  Person  befindet  (latei- 
nisch istic),  z.  B.  uta-bo  oder  uta  ubft. 

h.  Die  dritte  Position  entsteht  durch  die  schwache  Form  und  da> 
Suffix  -re.  Sie  deutet  einen  entfernten  Gegenstand  an:  uta  bu-re  (jener 
Bogen,  lateinisch  i lie  arcus). 


1  Diese  beiden  Formen  sind  eigentlich  besonders  der  Bedeutung  nach  eine 
einzige  und  dieselbe  Form.  Sie  wird  einsilbig,  wenn  nie  als  Sulfix  mit  einem 
anderen  Wort  verbunden  ist,  und  zweisilbig,  wenn  sie  allein  dasteht.  Das  letzte 
ist  die  Anwendung  der  großen  Sprach  euregel  der  Unter- Sambesi -Sprache, 
daß  nämlich  kein  selbständiges  Wort  einsilbig  sein  kann,  d.  h.  ein  Wort, 
welches  für  sich  eine  volle  Bedeutung  aufweist. 


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v.  d.  Mom,:  Praktische  Grammatik  der  Rantu -Sprach«-  von  Ti  tc. 


41 


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£       >       >     Z  g  -  X 


1  In  d«'n  Formen  mit  -no  und  -re  wird  das  y  vor  «  und  i  ausgelassen. 


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42 


v.  t).  Mom.:  Praktisch!*  Oraiiiniatik  der  Dan  tu -Sprache  von  Tete. 


$  6.  Die  übrigen  pronominalen  Nebenwörter. 

(24)    Es  sind:  -omtee  (derselbe,  welcher),  -okha  (allein,  selbst),  -t 
{-ontse  alle,  ganz)«  -inanyo  (andere),  -punif  (wer?,  welcher?). 

Sie  werden  gebildet  durch  die  schwache  Form  und  die  Wurzel. 


—  —  — 


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3. 

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a 


a  § 


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1  3 
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a 


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3   ^3  Ü 


I  I  1  I  I  1  1  i  1  T  I  I.  i  1  I  I  1 


^    2    «;    5    3  a 

i  *  a  1  *  i 


3  3     3     s     o  3 


"5 


1  «C 


f  I  U  I  4  's.  i:  t  •  i'  1:  t  ^.  It  II 

-   ^       ^   -        'v   -    -   -    -    -       I;  -  ^£  i 


B 
V 
■J 
~- 


J. 


I 

5 


2 
3 

'-a 

3 


3 


1  Kne  ist  in  der  Regel  in  Sena  allein  gebräuchlich  und  tritt  an  Stelle  de* 
-omire  von  Tete,  z.  B.  ttta  boimre-bu  (Tete)  und  uV\  tnenr-yu  (Sena).  In  Sena 
wird  nicht  -poni/,  sondern  -pif  gebraucht. 


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v.  d.  Mohl:  Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tete.  43 

(25)  Anmerkung.  1.  Bei  der  Bildung  dieser  Formen  gelten  die  oben 
(21)  angeführten  Regeln.  Außerdem  ist  zu  beachten,  daß  a  und  u  in  o  auf- 
gehen; das  y  von  yu  fällt  dabei  weg. 

a  wird  mit  e  und  mit  i  zu  e. 

Ausnahme  bilden:  sechste  Klasse  ^ing.  ekha  (nicht  okha)',  sechste  Klasse 
Plur.  urmango  (ach  teanango);  siebente  Klasse  panango  (nicht  penango).  Man 
kann  bwmango  und  bunango  ebensogut  sagen. 

2.  amtee  wird  oft  mit  irgendwelcher  demonstrativer  Position  gebraucht, 
um  diese  mit  Nachdruck  zu  bezeichnen:  bzinthu  bzomwe-bzi,  bzinthu  b:omtce 
bzino  (diese  Sachen). 

3.  okha  (ek/ia)1  wird  öfters  des  Nachdrucks  wegen  verdoppelt,  z.  B. 
munthu  ekhaekha;  ntlzou  zokhazokha.  Das  persönliche  ekha  wird  mit  den 
persönlichen  schwachen  Fürwörtern  (31)  der  ersten  und  zweiten  Person 
verbunden,  so  z.  B.  ndekha  (ich  selbst,  ich  allein),  weka  (du  allein),  tekha 
(wir  allein)  und  mwekha  (ihr  allein).  Ebenso  sagt  man  tentee  (wir  alle)  und 
mieentse  (ihr  alle). 

4.  Das  -entse*  wird  manchmal  mit  -ene  verbunden.  So  haben  wir  entse- 
elte, centsene  usw.  Das  -ene  allein  wird  nur  in  einzelnen  Ausdrücken  gebraucht. 
So  sagt  man  ene-yu  (derselbe  Mensch),  certeco  (dasselbe),  mteene  (Herr),  mtee- 
neciro  (mwenekaciro  der  Eigentümer),  kteene  (viel),  kwenekteene  (sehr  viel).* 


§  7.  Die  persönlichen  starken  Fürwörter. 

Wir  unterscheiden  zwei  Arten  von  persönlichen  Fürwörtern:  die 
starken  und  die  schwachen.  Die  ersten  stehen  allein  und  entsprechen 
dem  französischen  moi,  toi,  hü;  die  letzten  werden  immer  mit  dein  Zeitworte 
verbunden  und  entsprechen  dem  je,  tu,  iL    Die  starken  Fürwörter  sind: 


(27) 


Tabelle  VI. 

Erste  Person 

Zweite  Person 

Dritte  Person 

Sing,  ine  (ich) 

itee  (du) 

iye  (er) 

Plur.  t/e  (wir) 

imvce  (ihr) 

iwo  (sie) 

1  Das  okha  wird  in  Sena  in  der  Regel  entweder  verdoppelt  oder  mit  ene  ver- 
banden ,  z.  B.  munthu  ekhene. 

*  In  Sena  gebraucht  man  -onke,  -ont*me. 

3  Bei  der  Bildung  des  -tne  ist  zu  bemerken,  daß  a  mit  f  in  den  Substantiven 
Klassen  (I — VI  und  X)  nicht  zusammenfließen,  z.  B.  matto  ya-ene.  teanthu  teaene. 
Im  Sing,  der  sechsten  Klasse  sagt  man  enc  (nicht  uenr).  Im  Fall ,  wo  das  -ontxe  mit  enr 
verbunden  wird,  hat  man  iti  Sena  zwei  Formen,  z.  B.  nyati  zenlsene  oder  nyati  zentae 
zene,  pinthu  pyont*rne  oder  pinthu  pyontsr  pyene.  Diese  zweite  Form  ist  bloß  ge- 
stattet, wo  die  schwache  Form  mit  einem  Konsonanten  anfängt.  —  Anstatt  -innngo 
sagt  man  in  Sena  auch  -ina. 


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44 


v.  n.  Mohl:  Praktische  Grammatik  der  Bantu  -  Sprache  von  Tete. 


Das  iye  und  itco  der  dritten  Person  gilt  bloß  für  die  sechste  Klasse.  Für 
die  (ihrigen  Klassen  weiden  die  persönlichen  Fürwörter  gebildet  aus  der 
schwachen  Form,  indem  man  ihr  ein  i  vorausschickt  und  mit  einem  o 
schließt;  also: 


Tabelle  VII. 


Klasse 

Sing. 

Plur. 

Klasse 

■ 

Siug. 

..  . 

i 

itco  (i-tt-o) 

iyo  (i-y-o) 

VI 

i 

iye 

■ 

wo  (i-r-o) 

iyo 

VII 

ipo 

111 

itco  (i-yu-o) 

iyo 

VIII 

imo 

IV 

ico 

ibzo 

IX 

iko 

V 

iyo  (i-y-o) 

i:n 

X 

iko 

Plur. 


two  i  V 


«Ii 


Z  tie 


("28)  Die  starken  Fürwörter  werden  gebraucht: 

a)  Als  Subjekt  pleonastisch ,  z.  Ii.  nditco  muti,  udaona  iwe  (da  ist  der 
Baum,  welchen  du  gesehen)  (194). 

b)  Mit  gewisser  Emphase.  /..  B.  ine  ndatcanya,  uafewa  itce. 

c)  Diese  wird  noch  intensiver,  wenn  »i  (sein)  hinzugefügt  ist,  z.  B. 
pita  uhtt  ndiwe  (geh  du  mal  hier  hinein). 

(29)  Mit  diesen  Fürwörtern  werden  verbunden: 

1.  Die  Partikeln  ndi-  (sein,  e'tre,  esse)  und  si-  (nicht),   z.  B. 
(nd-ine   ich  bin   es),  nditre,    ndi/e ,    ndico,   ndizo    usw.  si-ndinel, 
sindi/e,  sindizo,  sind  itco  usw. 

2.  Die  Verbindungspartikel  na-  (mit)  (lfil).  In  diesem  Fall  wird 
das  I  ausgelassen,  z.  B.  na-mtce  (mit  euch),  naye ,  natco,  naco,  nabzo  usw. 

Nur  in  der  ersten  Pei"son  sagt  man  nahte,  naif*. 

(30)  -we  (iwe)2  und  mite  (imwe)  werden  als  Eudpartike.ln  mit  dem 
Namen  verbunden  und  bilden  die  V  okativfonn,  z.  B.  Pedurti-we!  (Peter!), 
wana-mwe!  (Kinder!). 

Ebenso  werden  die  lokativen  Fürwörter  -po,  -mo,  -ko  gebraucht, 
z.  B.  ndatira-tno  (ich  habe  dort  gelegt). 


1    In  Sona  sagt  man  fine  (*-mr),  tifff  sitre,  *ibzot  (tizo. 

%  In  Sena  wird  die  verkürzte  Form  aller  starken  Fürwörter  gebraucht 
als  Suffix,  wenn  danach  ein  relativer  Satz  folgt,  dessen  Subjekt  Objekt  in  dem 
Hauptsätze  ist.  In  diesem  Fall  wird  der  relative  Satz  mit  dem  vorhergehenden  Sub- 
jekt verbunden,  so  daß  dieses  hinter  dein  Zeitworte  als  Suffix  angeheftet  ist:  -y*, 
-co,  pyo  usw.  Dies  gilt  für  die  dritte  Person.  In  der  ersten  und  zweiten  wird  die 
volle  Form  gebraucht,  /..  IJ.  uadwlzti  im  mltnzi,  zitlayuru  -  wo  (sie  kamen  mit  den 
Ziegen,  welche  sie  [die  beute]  gekauft  haben);  lulipaxe  curna  canyu,  cvluyiraUx  iwe 
(gib  mir  die  Ware,  welche  du  genommen  hast);  mwanako,  adopha  ine  (dein 
Sohn,  den  ich  ermordete);  nguo  yanya,  inafuna  iye  (mein  Kleid,  das  er  wünscht): 
nona  pinndye-ye  (er  sah  [Sachen),  die  er  essen  [konnte];. 


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v.  d.  Mohl:  Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tote. 


45 


§  8,  Die  persönlichen  schwachen  Fürwörter. 

(31)  Sie  können  als  Subjekt  oder  als  Objekt  vorkommen.  Als 
Subjekt  werden  gebraucht: 


Tabelle  VIII. 


Person 

Sing. 

l'lur. 

Erste  • . . 
Zweite  . . 
Dritte. . . 

ndi  (nd1  ich) 
«  idu) 

ti  (wir) 
wit*  (ihr) 

Die  der  Klasse  des  Subjektes 
entsprechende  schwache  Forin 

(32)  Dabei  ist  zu  bemerken: 

1.  In  der  sechsten  Klasse  Sing,  kommt  vor  einen  Vokal  ein  u  und 
vor  einen  Konsonanten  ein  a,  z.  B.  iye  o-nikhara  (er  sit/.t),  iye  u-akhara 
(er  saß). 

(33)  2.  Wo  dem  schwachen  Furworte  ein  Vokal  folgt,  da  sind  die 
Kontraktionsregeln  von  oben  (21)  anzuwenden.  /..  B.  bz-akhara.  Statt  ndi 
wird  hier  und  da  die  verkürzte  Form  nd"  oder  selbst  n'  gebraucht,  /..  B. 
n  khadamuuza  (ich  habe  es  ihm  gesagt). 

(34)  Das  als  Subjekt  gebrauchte  Fürwort  steht  immer  vor  allen 
anderen  Präfixen,  z.B.  ndikhadamunza  (ich  hatte  es  ihm  gesagt). 


(35)         Tabelle  IX. 

Präsens  und 

Pe  rf  ek  tu  in. 

Person 

Klasse 

Präsens 

Perfektum 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Krste  .  . 

ndmikhara  1 

ti-ni-khara 

nd-a-khara 

tw-a-khara 

Zweite. 

u-ni-khara 

mu-mkhara 

v-a-khara 

mw-a-khara 

1 

bu-ni-khara 

(y)a-ni-khara 

bicakhara 

y-a-khara 

II 

rinikhara 

(y)anikhara 

rnkluira 

yakharn 

HI 

unikhara 

(y)inikhara 

uakhara 

yakhara 

Dritte) 

IV 

cinikkara 

bzinikhara 

cakhara 

bzakhara 

V 

inikhara 

zinikhara 

y-akhara 

zakhara 

VI 

anikhara 

(yc)anikhara 

uakhara 

w-akhara 

VII 

panikhora 

pakhara 

VIII 

mwiikhara 

mirakhara 

IX 

kunikhara 

kteakhara 

X 

kamkhara 

tunikhara 

kakhara 

heakhara 

1  Das  Präsens  wird  gebildet,  indem  man  zwischen  das  schwache  Fürwort 
and  die  Wurzel  (-khara  sitzen,  sein)  die  Partikel  -ni-  (in  Sena  -na-)  hineinschiebt. 
Im  Perfektum  tritt  statt  -ni-  die  Partikel  -a-  ein. 


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46  v.  n.  Moiil:  Praktische  Grammatik  der  Raiitu- Sprache  von  Tete. 

§  9.  Die  objektiven  persönlichen  schwachen  Fürwörter. 

(36)    Als  Objekt  weiden  bei  den  transitiven  Zeitwörtern  folgende  Für- 
wörter gebraucht: 

Tabelle  X. 


Person 

Sing. 

Plur. 

für  die  erste  . . 

ndi  (mich) 

ti  (uns) 

•    zweite . 

ku  (dich) 

ku...ni  (euch) 

•    dritte  . 

mit  (ihn)  Sing,   der  sechsten. 

sonst  das  s 

eh  wache  Präfix 

der  entsprechenden  Klasse. 

Das  retlexive 

Fürwort  ist  dsi, 

z.  B.  ad:ipha  (er  tötete  sich). 

(37)  Dabei  ist  zu  bemerken : 

1.  Das  Fürwort  als  Objekt  wird  eingeschaltet  zwischen  die  Wurzel 
und  die  übrigen  Piafixe. 

2.  Das  (y)  vor  u  und  /  wird  ausgelassen. 

3.  Von  den  lokativen  Präfixen  wird  bloß  pa  gebraucht. 

4.  Das  mu  der  dritten  Person  wird  oft  abgekürzt  in  m\  z.  B.  ndida- 
m-menya  (ich  schlug  ihn). 

5.  Auf  dieselbe  Weise  wird  der  Infinitiv  mit  seinem  Objekt  ver- 
bunden, ku-mu-ona  (ihn  sehen). 

(38)  Tabelle  XI. 


Prrsim 

Klasse 

Sing. 

Phir. 

Erste  . . 

muni-  n  di-ona 

muni- ii-ona 

Zweite . 

ndini- k  u-ona 

ndini- ku-ona-ni 

I 

ndini -hu -ona 

ndini- ya-  ona 

II 

ndini -ri- ona 

ndini -ya- ona 

III 

ndini -u-ona 

ndini -i- ona 

IV 

ndini  -  c  i  -  ona 

ndini -b^i- ona 

V 

ndini-i-(ma 

ndini -;i- ona 

Dritte  I 

VI 

ndini  -mu1-  ona 

ndini -u-a- ona 

VII 

ndini  -pa-  ona 

X 

ndini- ka-  ona 

ndini- (u-ona 

§  10   Die  übrigen  Fürwörter. 

(39)  Wir  haben  schon  die  demonstrativen  und  possessiven  Fürwörter 
kennen  gelernt  ( 11».  20.  22).    Ks  ist  bloß  zu  bemerken,  daß  bei  den  demon- 

1  Nicht  zu  verwechseln  das  mu  im  ihn)  mit  der  starken  Form  d«*a  Präfixe» 
in  der  dritten  und  sechsten  Klasse.  —  mit  der  .starken  und  schwachen  Form  der  achten 
Klasse,       mit  dem  subj«  ktivei,  schwachen  Fürwort  der  zweiten  Pereon  Plur. 


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v.  d.  Mom.:  Praktische  Grammatik  dor  Bantu  -  Sprache  von  Tote.  47 

strativen  nur  die  selbständigen  Formen  als  Fürwörter  gebraucht  werden, 
also  nicht  die  ersten  Formen  der  ersten  und  zweiten  Position. 

(40)  Hie  Fragewörter  sind: 

mbani  (ni-yani?  wer?),  wani?  (Plur.  wer.'),  z.  B.  mbani  uariraf  tcani 
irarira?  (wer  hat  geschrien?). 

ninyi?1  (ni-nyii  was?  als  Subjekt),  ninyi  bzatita*  (was  hat  es  getan?). 

yani?*  tcani !  (Plur.  wen?),  uacemera  yanii  (wen  hat  er  gerufen?), 
uacet/ura  tcaitii  (wen?  d.  h.  mehrere). 

-nyif1  (was?  als  Objekt),  uaciia-nyi?  (was  hat  er  getan?). 

-anyif  (was  fur  einer.,  wessen?,  welcher?);  es  wird  gebildet  durch 
das  schwache  Präfix  und  anyi,  /..  B.  nyatua  zanyif  (zi-a-nyt {)  (wessen 
Sünden?),  miti  yanyif  (welche  Bäume?). 

ngana  (fünfte  Klasse :  jemand) ,  Substantiv,  entspricht  dem  unbe- 
stimmten Für  worte. 

(41)  Zu  bemerken  sind  folgende  adjektivische  oder  fürwortliche  Formen, 
die  als  Adverbien  oder  andere  Redensarten  gebraucht  werden:  ]>ann,  kuno, 
muno  (hier  je  nach  der  Lage:  oben,  darin  oder  nach),  paa  oder  pacepace* 
(beiseite,  z.  B.  legen),  cnw  et  ice  (vierte  Klasse  |  jeder]  das  Sein  ige),  pare 
paponi'f*  (wann  eigentlich?),  pafmdzi  (zusammen),  pant'/onn  (etwas),  ktibadzi 
(in  derselben  Richtung),  ktiponi!*  (wo?),  papuni?*  (woher?),  tenrpa  (so  wie 
[ich  mache]),  U-nepo  (so  wie  [du]),  tempore  (so  wie  |er]).  bzadidi  (gut),  bzanyu 
(meine  Sachen),  bzako  (deine),  bznkudya  (Nahrung),  bzakarntca  (Getränk), 
s.  21,  2.  Note  und  71,  bzomiref  (wie?),  nanyif  (warum?),  Jeicatu  ( -unser - 
emphatisch,  eigentlich  -mein  Zimmer-,  »meine  Wohnung« ). 

$  IL    Die  Zeitwörter  „sein"  und  „haben",  Kopula  ni(ndi). 

(42)  Im  Kaffrischen  gibt  es  kein  Zeilwort,  was  unserem  -sein-  in 
allen  seinen  Formen  entsprechen  möchte.  Dagegen  werden  mehrere  Wörter 
dazu  gebraucht,  wie  ndi-(ni),  -ri,  kukhara  (eigentlich  sitzen),  seltener 
-tani  und  kutea. 

Im  einzelnen  ist  zu  bemerken: 

(43)  ndi-(m ')  wird  als  K  o  p  u  la  gebraucht,  d.h.  nicht  um  das  «sein« 
im  Sinne  der  Fxistenz  auszudrücken,  sondern  bloß  u in  das  S  u bj e k  t  mit 
seinem  Prädikat  zu  verbinden,  ndiye  mbani/  ( w er  ist  er ?).  ni  (oder  ndiyc ) 
rnbari  ua  rndzakazi  (Sklave),    munthu  ui/it  nyadidi  (dieser  Mensch  ist  gut). 

Deshalb  wird  ndi-  variable  Kopula  genannt,  weil  es  nach  den 
einzelnen  Klassen  verschieden  ist  und  dann  verschieden  mit  einem  Sub- 
stantiv als  mit  einem  Adjektiv,  verschieden  mit  einem  sehwachen  als  einem 
starken  Adjektiv  oder  einem  Fürwort  sich  verbindet. 

1  In  Sena  liaben  wir  -»jit  unacita-nji?  (was  hast  <lu  geta.?),  ninji  bsarita'f 
(was  hat  es  getan?).    In  Minim  sagen  viele  rinyi f 

1   In  Miriiru  wird  statt  yanit  auch  ->mni/  im  Singular  gebraucht. 
■  Sena  pace  pen*. 
*  Sena  pace  papif 

'  Seua  kupii  papif  (z.  B.  vurana  ah  kupif  wo  ist  das  Kind?). 


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48 


v.  i).  Moni.:  Praktische  Ctnunnmtik  der  Bantu  -  Sprache  von  Tete. 


2. 


2. 


- 


*  *  =  =  5    <^   <    =    =  -1111 

'a'a^'s  ^'sS^'3~]a''3''3   a"  "1?  's   g"  "j^ 

l^^IfX  Iii        s  I  I  "5  s  I 

1  '»3  Q  R 

 f  _|t   _  f  ^  

sssaasss-rssssssasssss 
5U  3>  a'  *S"  ft  <<'  «V  —  s>      <£•  5"  <$•  t  «5-  ^  »•  R-  ^  S' 

i 

"Ii Iii h **■ p.^ Ii iii'"" ' 
* a  =  = 6      "         1 1 1 1 


a 

's« 


a  a 

5:  5r  7 


a  «a 


I  !  I 


■  1 
S"  3" 

a  J 


r  r 
3  3 


a  «a   a   a   a   a  a 

3  ^  n  1  ä r 11  1  1 


min  ins*m* 


r 


5- 


Mil 


a   s   a  a 

>-  '< 


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P5S  3 


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>  5r  ■   =  =s-  7 


3^  Q 


>  §-  *  ^  ^* 


MM 


S.  's-  's- 

I;     3-    >•  S?« 

7   a    a  a 


a  .a 


a  .a  a 
a 


vT   d  5 

=1  a 
-«  • 


e  5 


3           3  3  ^ 

•»   5             -  ••  *».  a   a  .  . 

S  I  7 •  s    •  ;  <|       a.^  3    j    I    J  1 

'S-  S   3  ^  5-  s>>  a  7  c-c!  °s 

;  ;  §  I  v  ?  ?  ;  I  S-  -i  .  • 


i 


? 


r  1 


§  5  I 


r 

r 


'J. 

e 

r 


— 


<  = 


a-  < 

—  ■  sa 


s 

Cl 

•-- 

OR* 


-1 

3 


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v.  d.  Moiil:  Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tete.  40 


Hier  ist  zu  bemerken: 

(4ö)  1.  Das  ni(ndi)  wird  hei  den  Substantiven  gewöhnlich  ausge- 
lassen. Es  wird  gebraucht,  wo  es  sich  um  Nachdruck  handelt.  Manchmal 
wird  es  selbst  mit  der  einfachen  variablen  Kopula  verbunden. 

2.  Ebenso  wird  bei  den  starken  Adjektiven  die  Kopula  öfters  ausge- 
lassen, z.  B.  (ni)muhiru  (seltener  ngakvru),  teakuru  (seltener  mbakuru). 

(46)  3.  Die  possessive  variable  Kopula  bekommen  alle  posses- 
siven Formen  (20)';  dagegen  mit  der  einfachen  werden  alle  übrigen 
pronominalen  Formen  (§  5,  6,  10)'  verbunden.  Dabei  ist  nicht  zu  vergessen, 
daß  die  variable  Kopula  die  schwache  Forin  schon  in  sich  trägt,  weshalb 
sich  diese  nicht  wiederholen  soll,  z.  B.  mb;ihzi  (mb:-ibzi),  mbzino  (mb;i-bzino), 
mbzomtce  (mbzi '- ftmtce) .  mbadidi  (mba-didi).  Die  verschiedenen  Variationen 
der  Kopula  kommen  daher,  daß  die  entsprechende  schwache  Form  mit  n  i- 
verbunden  wird,  wie  mint  (ni-bu).  nya  (»»-«),  nyu  (ni-yit),  nji  {ni-yi) 
usw.  Die  possessive  variable  Kopula  bekommt  noch  das  possessive  a, 
wie  mba  (mba-a).  mbwa  (mbu-a),  nywa  ingu-a)  usw. 

4.  Ebenso  wird  die  Verbindungspartikel  -na  mit  der  einfachen 
variablen  Kopula  verbunden  und  bedeutet  -haben.,  z.  B.  mwadia  uangu  ngu- 
na  madindi  (28)  mein  Boot  ist  durchlöchert  (hat  Löcher). 

$  12.  Fortsetzung.  Die  Verba  -ri,  -tani,  kuwa 

(47)  Das  unregelmäßige  Zeitwort  -ri  (süß)  wird  nur  im  Präsens  und 
Imperfekt  um8  gebraucht: 

Präsens:  ndtri,  uri,  ari,  buri,  riri,  ciri,  firi,  muri,  (ic)ari,  yari,  yari, 
tri,  ciri  usw. 

Im  perfekt  um:  ndikhari,  ukhari,  akhori,  bukhari,  rikhari,  tikhari, 
mukhari,  (tc)akhari.  yakhari  usw. 

(48)  -ri  wird  gebraucht: 

1.  Vor  den  lokativen  Ausdrucken  und  den  Infinitiven.  z.B.  ari  patut 
(er  i.st  da),  ari  ninyumba  (er  ist  zu  Hause),  ari  htdza  oder  ari  ni(u)kud:a 
(er  kommt  =  er  ist  im  Kommen). 

2.  Vor  den  formlosen  Ausdrücken  (161),  z.  B.  uri  pi  (du  bist 
schmutzig). 

3.  In  Tete  wird  -ri  manchmal  in  der  Bedeutung  von  »existieren-  rc- 
hiaurht.  z.  B.  ndine  ari  oder  ndine  ndiri  oder  ndine  omvce  ari  (ich  bin.  der 
ich  bin);  omice  ari,  uanditvma  (der  ist,  hat  mich  geschickt). 

4.  ri  verbunden  mit  na  bildet  -haben-,  z.B.  ndikhari  na  eim  (ich 
hatte  ein  Messer). 

Anmerkung.  Im  Präsens  wird  immer,  im  Imperfektum  oft  das 
-ri  ausgelassen,  so  daß  wir  haben  ndina ,  una,  tina.  muna,  oma.  buna,  rina 
usw.;  ndikhana,  ukhana,  akhana  usw.    Diese  Form  von  -haben-   ist  die 

1  Zu  den  possessiven  Formen  gehört  -a-nyi?  -welcher?-  (40). 

5  Dazu  gehören  auch  die  starken  Zahlwörter  (11),  z.  B.  mba-trhi. 

3  Das  Zeichen  des  Imperfektums  ist  khu,  z.B.  »flikhnkhara ,  uk/mk/mra  usw. 

MiU-  d  Sem.  f.  Orient  Sprachen  1901.  III  Abt  1 


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50 


v.  d.  Muhl:  Praktische  Crammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tete. 


gewöhnliche;  wer  mit  großem  Nachdruck  sprechen  will,  gebraucht  die 
Form  mit  ndi  (46). 

5.  ri  mit  be  bedeutet  »nicht  haben«;  tuliribe,  uribe,  tiribe,  muri/*, 
buribe.  (y)aribe ,  n'ribe.  (y)aribe  usw.    Hier  hat  man  nur  eine  Zeitform.1 

(49)  ku-lani  (auf  gewisse  Weise  sein).  Nur  Präsens,  Perfektum  (-tenf\ 
und  Infinitiv.  In  der  Regel  gebraucht  man  dieses  Zeitwort  nicht,  nur  in 
besonderen  Wendungen,  z.B.  unibzi-tani !  (wie  machst  du  das?),  akutanit  (wie 
ist  es  mit  dir!'),  ndikhalene  pann  (ich  bin  hier  in  dieser  Stellung  gewesen). 

kulant!  (wie?  40,  153)  wird  adverbial  gebraucht. 

(,r)0)  Das  sonst  regelmäßige  Ycrbum  kutca  kommt  nur  in  eiu/.elnen 
Wendungen  und  Ausdrücken  vor,  z.  Ii.  kutca  m/umu  (ein  Vorgesetzter  sein), 
kutca  na  utenda  (reich  sein),  padatca  (pakhana  es  war  einmal).  So  fangen 
gewöhnlich  die  kaffrischen  Fabeln  an.  —  ndatca  (hier!  adxum!  nddo  scheint 
eine  Modifikation  davon  zu  sein). 

(51)      Tabelle  XIII.   Übersicht  über  -sein-  und  »haben«. 


Sein 


Nicht  sein 


Hab 


Nicht  haber 


1.  Wenn  es  als  Kopula 
vorkommt,  d.h.  bloß  das 
Subjekt  mit  dem  Prädikat 
(Substantiv,  Adjektiv,  Zahl- 
oder Fürwort)  verbindet, 
wird  ni(ndi)  angewendet, 
z.  B.  omtce  uacita  ibzi  n  i 
munthu-yu\  mbadidi  rmwe; 
hro  mbathalu;  itrtt  mbokha. 

2.  Wenn  es  die  An- 
wesenheit in  einem 
Ort  bedeutet,  gebraucht 
man  ri,  z.  B.  ndikhari  mu 
nyumba  oder  (ri)na  in  lo- 
kativer Form,  z.  B.  mu 
nyumba  muna  inf. 

Anmerkung.  Man  hat 
die  letzte  Form  lieber  in 
der  dritten,  die  ei  ste  bei  der 
ersten  und  zweiten  Person  ; 
rt  umo  ?  (was  ist  da  ?). 


1 .  Dem  ent- 
spricht *i-  (28,145) 
und  -ribe  kitkhara. 
z.  B.  itco  aribe  ku- 
khara  okha. 


1.  Gewöhnlich 
wird  die  Form 
-(ri)ita  gebraucht, 
z.  B.  ndina  larandja 
(ich  habe  eine 
Orange) ;  tcakhana 
ndarama  (sie  hat- 
ten Gold). 


1.  Gewöhnlich 
kommt  die  Form 
-ribe  vor,  z.  B.  >»h- 
ribe  cisatrt "(ich  "al- 
keine ZtispeLsei . 
tikharibe  nyuml-i 
(wir  hatten  keiu 
Haus). 


2.  Dem  ent- 
sprechen paribe, 
muribe,  ktiribe,  z.  B. 
mnytimba  tnuribe 
tcanthu ;  pakharibe 
bzakudya  (es  fehlte 
Nahrung). 


2.  In  manchen  2.  Auch  Infi 
Ausdrücken:  ku-  kommt  -ribe  vor. 
khara  na  (oder  ku~ 


wa  na),  z.  B.  uni- 
khara  na  ndzeru  (er 
hat  Verstand);  uni- 
khara  na  ntsisi  (du  | 
hast  Mitleid);  mu- 
niwa  na  utenda  (ihr  \ 
habt  Geld).  (Vgl. 
48,  4.) 


z.  B.  aribe  ndzem. 
aribe 


1  In  Sena  wird  ri  noch  in  der  Bedeutung  von  •haben»  gebraucht,  und  twar 
ohne  na,  aber  bloß  in  Vorbindung  mit  den  lokativen  Partikeln,  z.B.  mnyumfta 
muH  (2  e)  cinyarna  (oder  muna  cinyama) ,  pantxi  pali  marua  (es  sind  Blumen  auf 
der  Erde)  Man  sagt  auch  ndoko  kuli  Pedum  (geh  zu  Peter),  khara  pali  Pedttru 
(setz'  dich  zu  Peter).  In  Tete  kann  man  bloß  kuua  Ptduru  und  pana  Pedum  sagen. 
Anstatt  ndihfie,  muribc,  bziribe  usw.  kommt  in  Sena  eine  andere  Form  allein  vor: 
mukhabi  (nt'khabi  es  fehlt). 


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v.  i>.  Muhl:  Praktische  (.ranimutik  der  Bantu  - Sprache  von  Tete. 


51 


Sein 

Nicht  sein 

Haben 

Nicht  haben 

3.  Wenn  es  die  Exi- 
stenz. Werden  und  Auf-  1 
enthalt  bedeutet,  kommt  l 
A'ukhura  vor,  z.B.  Mnrttnyu  l 
(tnikhara  nixiAn  zentsf  (Gott 
isi  c\%  ijaJ)  uuuytnuo  vi  turn- 
r/o,  aeikhara  tnomtee-mo  (er  ' 
^inp  in  den  Wald  und  blieb  i 
dort).  J 

Anmerkung.  In  Tete  f 
heißt   -ri  attch  existieren  ' 
(48,  3). 

!  3.  Dem  ent- 
spricht aribe  ku- 
khara  oder  ku- 
saya  (148)  kiikha- 
ra ,  7..  B.  inunthu 
(trifft  KiiKnirro  nuftr\  ii 

zentse  (der  Mensch 
ist  nicht  ewig). 

3.  Manchmal 
kann  man  kusaya 
(entbehren) gebrau- 
chen ,    7..  B.  «JMWI- 

munyu;  (habt 

ill**           lr  Am               n  ]•/  J  \  . 

Uli        Kclll  OHlAt), 

tasaya  (wir  haben 
kein  Salz). 

Die  zehn  Klassen  im  einzelnen. 

§  13.   Die  erste  Klasse  mu-wa. 

(52)  Wer  die  Bantu -Sprachen  eingehend  studiert  hat,  der  muß 
staunen  über  die  Einfachheit  und  Konsequenz ,  welche  in  ihren  grammati- 
schen Formen  herrscht.  Besonders  fallt  dies  auf  in  der  Klassenbildung. 
Daß  dieses  Substantiv  /..  B.  zur  zweiten,  das  andere  aber  zur  vierten  Klasse 
gehört,  ist  nicht  Zufall,  sondern  es  ist  die  Anwendung  einer  Regel,  ver- 
möge welcher  dieses  Wesen  in  eine  andere  Kategorie  gehört  als  das 
andere.  Wie  könnte  man  sonst  den  Unterschied  erklären  z.  B.  zwischen 
ri-nthu,  mu-nthu .  ka-nt/m,  oder  zwischen  mu~biri  (der  Stolze)  und 
m-biri  (Ehre).  Die  Wurzel  bleibt  dieselbe,  da  sie  einen  unbestimmten 
Begriff  darstellt,  und  wird  bestimmt,  fixiert,  ergänzt  erst  durch  das  Zeichen 
der  entsprechenden  Klasse:  r»,  mu,  ka,  m\  Die  Folge  davon  ist, 
daß  dieses  Zeichen  auch  eine  unbestimmte  Idee  vorstellt.  Diese  Idee  ist 
aber  nichts  anderes  als  ein  allgemeines  Merkmal,  welches  in  dem  der  ent- 
sprechenden Klasse  gehörenden  Wesen  im  großen  und  ganzen  gefunden 
werden  kann. 

Was  für  Ideen  sind  das?  Oder  welchen  Regeln  wird  die  Einteilung 
der  Hauptwörter  in  einzelne  Klassen  unterworfen?  Hier  fängt  die  Schwierig- 
keit an,  und  wir  betreten  das  Land  der  Hypothesen. 

In  der  Sprachkundc  ist  das  allerdings  eine  unbekannte  Aufgabe,  denn 
solches  Problem  setzt  ja  die  Annahme  einer  künstliehen,  aphoristi- 
schen Bildung  der  Bantu -Sprachen  voraus;  solches  aber  ist  bei  allen 
übrigen  Sprachen  unbekannt.  Im  Gegenteil,  der  Erfahrung  gemäß  kann 
man  bei  ihnen  alles  eher  als  eine  Konstruktion  a  priori  annehmen.  Und 
<Ioch  ist  man  gezwungen  durch  die  Tatsache,  dies  bei  den  Bantu- 
Sprachen  anzunehmen.  In  seinem  bahnbrechenden  Werke,  .Comparative 
Grammar  of  the  South-Africa  Bantu  Languages*   hat  P.  Torrend 

4* 


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52  v.  d.  Mom,:  Praktische  Grammatik  der  Bantu  -  Sprache  von  Tete. 

dies  nachgewiesen  und  cine  Lösung  des  Problems  versucht.  Es  ging  aber 
niclit  leicht.  Worauf  diese  Klasscnhildung  nicht  basieren  kann,  das 
konnte  leicht  festgestellt  werden.  So  /..  B.  konnte  sie  nicht  von  dem  Unter- 
schied der  Geschlechter  abgeleitet  werden,  nicht  von  dem  Unterschied  der 
leblosen  und  lebendigen  Dinge,  nicht  von  ihrer  natürlichen  Größe  und  Ge- 
stalt, weil  der  KaflTer  keinen  Geschlechtsunterschied  kennt  (Di),  und  in  die- 
selbe Klasse  kommen  sowohl  lebende  wie  leblose,  kleine  wie  große  Dinge. 
Dazu  kommen  die  einzig  und  allein  in  der  Sprachenwelt  stehenden  Lokativ- 
klassen.  Warum  auch  nicht  Zeit-  oder  Modalklassen?  Warum  keine 
»  unte  r- Klasse« ,  bloß  die  auf-,  in-  und  zu- Klasse:1 

(53)  Seit  der  Ausgabe  seines  berühmten  Werkes  hat  sich  P.  Torrend 
mit  dieser  Frage  ernst  beschäftigt,  und  so  fiel  ihm  im  Jahre  1901  eine 
neue  Hypothese  ein,  welche  ein  merkwürdiges  Licht  in  das  Problem 
bringt  und  nicht  bloß  mehr  als  irgendeine  andere  begründet  erscheint,  sondern 
auch  pädagogisch  und  praktisch  ist,  indem  sie  hilft,  sich  im  Klassensystem 
zu  orientieren. 

Deshalb  halten  wir  uns  an  diese  Hypothese  und  ohne  auf  ihre  inneren 
Gründe  einzugehen  und  ihren  meritorischen  Wert  zu  prüfen,  werden  wir 
nur  einen  allgemeinen  Begriff  davon  geben. 

(öl)  Diese  Hypothese  nimmt  die  Bantu -Sprachenfamilie  als  eine  der 
ältesten  an,  die  in  der  «lugend  des  Menschengeschlechtes  ausge- 
arbeitet wurde  (Gen.  II,  lih  »führte  er  zu  Adam,  damit  er  sehe,  wie  er  sie 
benenne«).  Ob  Adam  allein  diese  Arbeit  ausgeführt,  oder  andere  (Henos, 
Noe)  sie  ergänzt  haben ,  ist  Nebensache.  Jedenfalls  war  es  ein  weltum- 
fassendes Genie,  welchem  die  Natur  keine  Geheimnisse  darbot,  und  der  je 
nach  den  Eigenschaften  der  einzigen  Wesen  ihnen  die  Namen  gab.  Dabei 
schien  er  den  Plan  zu  haben,  die  in  den  ersten  vier  Kapiteln  der  Bibel  ent- 
haltenen wichtigsten  Ereignisse  der  Welt  und  Menschengeschichte  in 
die  Sprache  seil  »st  so  hineinzuweben,  daß  die  zukünftigen  Geschlechter  in 
ihr  eine  lebendige  Kopie  der  viel  spater  niedergeschriebenen  Bibelei Zählung 
fänden.  Diese  Sprache  erhielt  sich  nun  nach  der  Verwirrung  der  Sprachen 
bei  Babel  in  jenem  Volke,  das  aus  klimatischen  Rücksichten  keine  Schrift- 
stücke besitzen  konnte.  —  Eine  barmherzige  Fügung  Gottes! 

Für  die  christliche  Wissenschaft  ist  in  der  Hypothese  gar  nichts  Un- 
mögliches.    Sie  soll  aber  mit  den  positiven  Forschungen  verglichen  werden. 

(.*»') )  Selbstverständlich  kann  bei  der  Klasseneinteilung  nicht  mathe- 
matisch vorgegangen  werden.  Für  uns  genügt,  wenn  die  in  der  Heiligen 
Schrift  ausdrücklich  angeführten  Dinge  im  großen  und  ganzen  und  nach 
ihren  meist  charakteristischen  Erscheinungen  eine  besondere  Klasse  bilden. 
Die  Substantive,  welche  spater  die  Sprache  bereichert  haben,  müßten  in 
eine  der  schon  bestehenden  Klassen  eingereiht  werden.  Natürlich  für  die 
weniger  einsichtsvollen  Nachkommen  war  es  oft  schwierig,  das  hervor- 
ragende Klnssenmerkmal  zu  finden,  und  da  wurde  nach  phonetischen 
oder  praktischen  Rücksichten  verfahren. 

(.'>»>)  In  der  ersten  Klasse  fängt  die  Weltgeschichte  an.  Es  ist 
der  ei  st,>  Tag  der  Schöpfung.    Dieser  führt  uns  von  dem  ursprünglichen 


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v.  d.  Moul:  Praktische  Grammatik  dor  Bantu -Sprach«»  von  Tete.  53 

Chaos  (tuhuftahohu),  Finsternis  und  dem  gröbsten  zu  allem  biegbaren 
und  zur  Bildung  der  Welten  bestimmten  Material,  zum  schöpfenden 
Geiste  Gottes,  welcher  abstrakt  in  sich  die  ganze  Schöpfung  trägt. 
Zuletzt  erscheint  das  Licht. 

(57)  In  der  Klasse  (b)u-ma  finden  wir  das  in  sich  Konfuse,  Bieg- 
bare, im  Werden  Begriffene.  Fermentierende  und  das  Abstrakte.  Sie 
wird  also  die  erste  Klasse  sein. 

Hier  ist  zu  bemerken: 

1.  Mit  wenigen  Ausnahmen  sind  die  hier  vorkommenden  Wörter 
entweder  nur  im  Singular  (Singulare- tantum)  oder  nur  im  Plural  (Plurale- 
tantum) gebraucht.  Wo  der  Plural  gebraucht  wird,  da  bleibt  in  der  Regel 
das  «  des  Singulars,  z.  B.  tt-ta:  mau-ta. 

2.  Das  volle  bu  kommt  nur  in  bwadwa  (Bier)  und  bicazi  (Netz)  vor. 
Dem  6m  entspricht  in  anderen  Sprachen  tri/,  «,  o. 

3.  Die  abstrakten1  Wörter  werden  gebildet, 

a)  indem  man  einem  Substantiv  oder  Adjektiv  das  vorausschickt, 
/..  B.  ukuru  (die  Größe),  u-xomuari  (Freundschaft),  von  xamwari  (Freund); 

b)  indem  man  vermöge  des  PluralpräGxes  ma  verschiedene  verbale 
Substantive  bildet,  und  zwar: 

«)  ma  wird  einfach  mit  dem  Radikal  verbunden;  dabei  wird  auch 
manchmal  die  Fndung  verändert,  z.  B.  mari/to  (Sold,  von  kttripa  zahlen), 
ma-nyazi  (Schande,  von  ktmyaza  sich  schämen),  ma-nemba  (Zeichnung,  von 
fmnemba  schreiben). 

ß)  ma  wird  mit  der  passiven  Form  im  Suhjunktiv  verbunden  (§  27), 
z.  B.  ma-cokrredicr  mkua  (Sonnenaufgang,  von  ku-eoka  ausgehen),  ma-dokedice 
udzua  (Sonnenuntergang,  von  kudaka  untergehen),  macitidtee  (Tat,  von  kucita 
tun),  mamcrdwft  (Sprache,  von  kurnca:  sprechen). 

7)  ma  mit  der  dativen  Form  (§  27)  und  der  Endung  o,  z.  B.  ma- 
dokfro  (Abendland),  manmdjtro  (Besuch  von  kunmdjera  grüßen). 

Zu  dieser  Klasse  gehören  verschiedene  Lieh  terscheinungen,  wie 
maeibwe  (Morgen),  masikati  (Mittagzeit),  mauro  (Abend),  manyteana  (Morgen 
deinain),  usiku  (Nacht,  Finsternis). 

liier  ist  auch  madzi  (Wasser  im  allgemeinen,  ohne  bestimmte  Grenzen) 
zu  rechnen  (der  Geist  Gottes  schwebte  über  den  Wassern). a 

$  14.  Die  zweite  Klasse. 

Am  zweiten  Tage  der  Schöpfung  wurde  von  Gott  dem  Herrn  die 
Teilung  der  Gewässer  vorgenommen;  infolgedessen  kam  der  schöne,  kuppel- 
artige,  glatte  Himmel  und  die  schimmernde  Oberlläche  der  Gewässer  zum 
Vorschein. 


1  Dazu  rechnen  wir  die  verbalen  Substantive,  in  welcher  die  Handlung  als 
ein  Substantiv  aufgefaßt  ist. 

*  Im  allgemeinen  scheint  in  den  ersten  sechs  Klassen  die  philosophische  Regel 
zur  Anwendung  zu  kommen,  daß  die  Gegensätze  zu  derselben  Ordnung  gehören. 


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54  v.  n.  Mom.:  Praktisch«*  Grammatik  der  Bantu -Sprac  he  von  TVtc. 

(60)  In  die  zweite  Klasse  gehören  alle  glatten,  runden,  symmetrischen 
Gegenstände,  seien  sie  von  Natur  aus  so  ausgestattet  wie  z.  It.  die  Früchte 
oder  manche  Körperorgane,  oder  vom  Menschen  so  bearbeitet.  Dies  finden 
wir  in  der  Klasse  ri-ma. 

(61)  Ks  ist  zu  bemerken: 

1.   Das  Merkmal  ri  kommt  bei  den  Substantiven  nicht  vor,  wird  da- 
gegen bei  allen  übrigen  Formen  angewendet. 
Bei  den  Substantiven  haben  wir: 

a)  dzi  (Sena  di).  dz.  d,  wie  z.  H.  dziso  (diso:  Auge),  dz-andja  (Hand >, 
d-zay  (Ei).  Dieses  Zeichen  bleibt  im  Plural,  wenn  das  Wort  weniger  ge- 
braucht wird,  z.B.  Dz-ambuko  (Furt),  ma-dzambuko. 

b)  Ein  aspirierter  Konsonant  kh,  ph,  th  im  Singular,  z.  B.  khutu 
(Ohr,  Plural  tua-kuiu),  phiri  (Berg,  Plural  ma-piri),  thika  {ma-tika). 

c)  Ein  verstärkter  Konsonant;  so:  s  durch  t  und  /  durch  p, 
v  durch  b,  z.  B.  tsaic  (Apfel  ma-saic).  Isamba  (Blatt  ma-samba),  tswnba  (Fisch: 
masomba),  p/uta  (Fett  mafuta  Öl),  bvimirumc  (Widder  ma-vururume  oder 
auch  tnabtntrurutrw). 

d)  Ein  starker  Konsonant,  wie  d,  b,  </.  v  usw.,  der  unverändert  bleibt: 
bira  (Schaf  mafn'ra).  dipa  (Wurfgeschoß  madijxi),  gombe  (Ufer),  rua  (Blume. 
Gras  marua). 1 

(62)  2.  Hier  haben  wir  auch  manch«'  Pluraliatantum  auf  ma.  Diese 
aber  können  im  Singular,  obwohl  in  anderer  Bedeutung,  gebraucht  werd«*n. 
so  z.  B.  phuia  und  mafuta,  macira  (Trngsessel)  und  chira  (Leinwaud)  usw. 

(63)  3.  Die  zwei  Grundzahlen  khumi  (zehn)  und  dzana  (hundert) 
sind  Substantive  dieser  Klasse,  also  im  Plural  makumi  und  madzana. 

§  15.   Die  dritte  Klasse  mu-mi. 

Am  dritten  Schöpfungstage  wird  das  Festland  vom  Meere  geschieden, 
die  Pflanzenwelt  (besonders  die  Bäume)  geschaffen  und  ihnen  die  Kraft  des 
Wachsens  gegeben. 

(64)  In  dieser  Klasse  werden  die  Bäume,  jene  Hauptrepräs«*ntanten 
der  Pflanzenwelt,  an  erster  Stelle  eing«'rciht,   und   Dinge,   welche  ihrer 

1  In  Tete  sagt  man  auch  dzi- rua.  Rua  ist  eins  von  diesen  Wörtern,  welche 
ursprünglich  eine  besondere,  die  zwölfte  ru  -  ma  -  Klasse  bildeten.  Diese  Klasse  ist  in 
Tete  fast  und  in  Sena  ganz  in  die  II.  Klasse  aufgegangen,  bleibt  aher  hei  vielen  Rautu- 
Spraehen  noch  heute  he.stelien.  Ihr  leitender  Gedanke  scheint  die  Ausbreitung 
(s.  I.  Mos.  IV.  17 — 26)  und  Scheidung  zu  sein,  weshalb  sir  die  Besitznahme  der 
Erde  durch  die  Menschen  infolge  ihrer  Verbreitung  und  Vermehrung  passend  dar- 
stellt. Die  großen  Flüsse  mit  ihren  periodischen  Überschwemmungen,  und  die  nach 
ihnen  sich  bildenden  verschiedenen  Stämme  fangen  mit  ru  an,  z.  B.  liuangira,  Ru- 
kuru  (Name  des  Sambesiflusses  bei  den  Tonga),  Rirenga  (bei  Tete),  Rtrapuru  usw. 
—  Die  einzelnen  Völkerschaften  unterscheiden  sich  durch  verschiedene  Sprachen, 
weshalb  hier  auch  rurimi  (Zunge)  zu  finden  ist.  In  Tete  wurde  ru  zu  ri.  Bei 
anderen  Worten  blieb  es  auch  dort  unverändert,  so:  rua  (dzirua),  ru*o  (Verstand). 
rufoy  (Liebe),  rumtta  (Kusi ermesset),  rumi  (Wespe)  usw. 


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v.D.Moni.:  Praktisch»*  firantmatik  der  Bantu -Sprache  von  Tote.  55 

Form  oder  Natur  nach  an  das  Wachsen,  Erweitern,  Zunehmen  uns 
erinnern. 

(65)  Zu  bemerken  in  dieser  Klasse  ist,  daß  das  mu  manchmal  u  ver- 
liert.   Dann  schreiben  wir  m\  z.  B.  tnringa  (mu-ringa). 

$  16.  Die  vierte  Klasse  ci-bzi 

Am  vierten  Schöpfungstage  wurde  die  Zeitfolge  durch  die  zwei  großen 
Leuchten  des  Tages  und  der  Nacht  geordnet  und  mit  den  unzählbaren 
Steinen  erfüllte  Weltraum  sichtbar  gemacht. 

(67)    Wir  finden  in  der  Klasse  ci-bzi: 

1.  Die  großen  (schweren)  Gegenstände,  sei  es  in  bezug  auf  ihre 
Gestalt,  ihre  Bedeutung  oder  ihren  Einfluß.  Dazu  werden  alle  augmen- 
tativen  Substantive  durch  das  Präfix  et  gebildet,  /..  B.  ci-munthu  (Riese), 
eimbiraya  (großer  Hund)  und  gehören  zu  dieser  Klasse.  Das  radikale  Sub- 
stantiv bleibt  unverändert,  also  bzimuttthu,  bzitnbicaya. 

2.  Die  hochgelegenen  (Sterne),  hervorragenden,  zugespitzten 
Gegenstände,  z.  B.  cigoti  (Kopffrisur),  cara,  cisu. 

(6S)  3.  Die  Substantive,  welche  eine  Zeitordnung,  Sitte,  Ge- 
wohnheit, etwas  Ständiges,  Systematisches  ausdrücken,  z.  B.  eibadtee  (Natur), 
eipande  (Teil),  eikhariro  (Gewohnheit). 

Anmerkung,  a)  Will  man  also  sagen:  nach  jemandes  Art,  Sitte 
oder  die  einzelnen  Sprachen  nennen,  so  gebraucht  man  et,  z.  B.  eizimgu 
(nach  Art  des  Weißen),  ci  -  Nyungwe  (die  Sprache  von  Tete),  ci- franse* 
(französische  Sprache). 

(69)  b)  Hier  entlehnen  auch  die  Ordnungszahlen  ihre  Form, 
indem  ci  vor  die  Grundzahl  gestellt  wird,  z.  B.  -eiwiri  (der  Zweite),  -eikumi 
(der  Zehnte)  (90). 

(70)  4.  Den  unbestimmten  Begriff  Sache  (cinthu)  und  was  damit 
zusammenhängt;  deshalb  haben  et  viele  zusammengesetzte  Substan- 
tive1, z.  B.  cadidi,  caiye  (wahrlieh!),  cidyankumba  usw. 

(71)  Dem  Infinitiv  wird  bzi  vorausgesetzt,  sowie  auch  manchen 
Adjektiven  und  Fürwörtern  und  dadurch  Pluraliatantum  dieser  Klasse  ge- 
bildet, z.  B.  bza-kiidya  (Nahrung),  bza-kumwa-  (Getränk),  bzangu,  bzako  (41). 

(7*2)  5.  Die  Wörter,  welche  einen  leeren  Kaum  bedeuten,  der  be- 
stimmt ist,  gewisse  Dinge  zu  umfassen,  z.  B.  combo  (Gefäß),  eisern  (Korb)  usw. 

6.  Die  Gegenstände,  bei  welchen  das  Gewicht  oder  die  Stabilität 
in  der  Beweglichkeit  /.um  Ausdruck  kommt,  z.  B.  die  beweglichen  Ar- 
beitsinstrumente, Gegenstände,  deren  wir  uns  bedienen. 

§17.  Die  fönfte  Klasse  i(n)-(zi)n. 

Am  fünften  Tage  der  Schöpfung  wurde  vermittels  der  Gewässer 
(nyanza)  das  eigentliche  vernunftlose  Leben  geschaffen  und  zwar  die  Vögel 
und  Fische,  bei  welchen  es  sich  in  ganzer  Fülle  zeigt. 

1  Da«  Studium  dieser  Substantive  ist  höchst  interessant  und  ist  allein  ein 
starker  Beweis  filr  die  neue  Hypothese. 


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50  v.  n.  Motu.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu- Sprache  von  Tete. 

(73)  Wir  finden  in  der  Klasse  {i)n-z(in): 

(74)  1.  Die  meisten  originellen  (im  Gegensatz  zu  den  spateren 
zusammengesetzten)  Tiernamen.  So  im  Wörterbuch  von  P.  Courtois  finden 
wir  ihrer  120  in  dieser  Klasse. 

'2.  Jene  Personennamen ,  Körperteile,  organische  Funktionen,  die  mit 
dem  Lehen1  nahe  verbunden  sind,  z.B.  mlx.u  (Same),  mpombo  (Ehebruch). 
mbadica  (gebürtig),  m/um  (Freigeboreuer),  ngomwe  (impotens),  nthaka  ( Krb- 
schaft),  mboro  (muliebria),  »khakonkhaka  (urina),  ndoe  (Mist),  nduru  (Galle i, 
mbundu  (anus). 

3.  Dasjenige,  was  zum  Unterhalt  des  Lehens  gehört,  z.  B.  nganga 
(Arzt),  nyama  (das  eßbare  Fleisch),  ntsima  (Knfferteig),  nyemba  oder  ndzama 
(Fisolen),  ndororo  (fruchtbares  Land),  nyota  (Durst),  njara  (Hunger),  ntseml* 
(blutiges  Opfer,  Sakrifi/.ium),  karuma  (Hitze),  mpejx>  (Kälte),  inifu  (Tod). 

4.  Hierher  gehören  auch  die  kafTVisierten  Fremdwörter,  z.  B.  nyahta 
(Sünde),  Uvuru  (Buch),  tezora  (Schere),  foxko  (Zündhölzchen),  gara/a 
(Flasche),  kopfß  (Glas).  meza  (Tisch),  sikora  (Schule),  saytcati  (Geschenk), 
sapato  (Schuh)  usw.,  wo  sie  nicht  nach  61,  c,  d,  zur  zweiten  gehören. 

(75)  Grammatikalisch  ist  zu  bemerken: 

1.  Wenn  das  Radikal  mit  einem  Vokal  anfangt,  so  haben  wir  ny, 
z.B.  nyama;  mit  b,  p,  c,  /,  so  haben  wir  m,  z.B.  mviiu  (Flußpferd).  Iii 
allen  übrigen  Fällen  haben  wir  n,  z.  B.  ngombe. 

'2.  Das  (zi)  der  Mehrzahl  wird  gewöhnlich  ausgelassen.  Wenn  der 
Gegenstand  näher  best  im  mt  werden  soll,  so  nimmt  man  zi,  z.B.  pakuUtma 
(zuerst),  zidqfika  (kufika  ankommen),  zimbarame  (mbarame  Vogel),  cipajmza 
(eine  besondere  Gattung),  zentseite  mbarame  zidagaxcana  (kugatca  teilen),  mbuto. 

§  18.  Die  sechste  Klasse  rou-wa. 

Am  sechsten  Tage  wurde  die  Weltengcsehichte  vollendet,  als  die  Land- 
und  Haustiere  und  schließlich  der  Mensch  geschaffen  wurden. 

(76)  Die  Klasse  mu-tca  umfaßt  fast  alle  Personennamen,  die  hier 
ipso  facto  gehören,  solange  eine  Ausnahme  nicht  festgestellt  ist.  — 
Dann  gehören  hierher  alle  Tiernamen,  welche  das  Merkmal  einer  anderen 
Klasse  nicht  tragen  oder  ausnahmsweise  in  die  zweite,  wie  bira,  thika, 
bxmrurume,  nicht  eingereiht  sind;  also  auch  Personen-  und  Tieruamen 
fremden  Ursprungs. 

(77)  Neue  Personennamen  werden  gebildet,  indem  man  das  Präfix 
nyai  vor  Substantiven,  Zeitwörtern  im  Infinitiv,  Adverbien  usw.  stellt, 
z.B.  nya-kuxunyn  (Vormund,  von  kvmtiga  sorgen);  nya-utufu  (faul,  von 
vtofu,  Faulheit),  nyakudwara  (kranker  Mann,  von  kudtcara,   krank  sein). 


1  Moyo:  Das  beben  gehört  zur  dritten  Klasse,  weil  es  ursprünglich,  wie 
noch  heute  bei  den  Tonga  -Herz-  bedeutet. 

2  Von  ku-nya  (gebären).  Damit  hängt  der  Begriff  Kind  zusammen.  Die 
Zulu  sagen  noch  nyana  (Kind)  statt  tntrana.  Es  wäre  also  eine  semitische  Formel, 
ähnlich  wie  in  Söhne  des  Lichtes,  Söhne  des  Irrtums. 


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v.  n.  Mom.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tel»-.  57 

nyambiri  (ein  angesehener  Mann,  von  mbiri,  Ehre),  Nyarndzitru  (Gott,  von 
mdcuru,  im  Himmel).' 

Aus  denselben  Gründen  gehören  hierher  alle  mit  nya  anfangenden  Tier- 
natnen,  sowie  manche  Namen  <ler  lehlosen  Dinge  auf  nya,  z.B.  nyakokn 
(Krokodil),  nyaruytce  (Tiger),  nyamuktcrktve  (Versammlung). 

(78)  Grammatikalisch  ist  zu  bemerken: 

1.  Die  hierher  gehörenden  Substantive  bekommen  manchmal  das 
Präfix  mu,  wie  mu-nthu*,  gewohnlich  aber  haben  sie  im  Singular  keins,  z.  B. 
baba,  supay  (Soldat),  bictt  (Diener). 

2.  Im  Plural  gebraucht  man  immer  ky/,  also  tca-nthu,  icasupay,  tcabicu. 

§  19.  Die  drei  lokativen  Klassen  pa,  mu,  ku. 

(79)  In  den  sechs  ersten  Tagen  der  Schöpfung  haben  wir  einen  kurz- 
gefaßten aber  großartig  gedachten  Abriß  der  Welte  ngeschichte,  deren 
Inhalt  die  Großtaten  Gottes  bilden.  Am  siebenten  Tage,  wo  Gott  der 
Herr  von  seiner  schöpferischen  Tätigkeit  ausruht,  fängt  die  freie  Tätigkeit 
des  Menschen  auf  der  Erde  (pa-ntsi)  und  damit  auch  die  Weltgeschichte  an. 

Den  Ausgangspunkt  dazu  bildet  der  selige  Zustand  der  ersten  Men- 
schen im  Paradiese,  den  Gott  der  Herr  fur  sie  auf  der  Krde  vorbereitet 
hat.  Dieses  denkwürdige  Moment  der  anfänglichen  Seligkeit  auf  der 
Erde  findet  seinen  Ausdruck  in  der  lokativen  Klasse  pa  (auf). 

Nun  kommt  ein  zweites,  tief  hinein  in  die  Weltgeschichte  greifendes 
Faktum,  nämlich  der  Sundenfall.  Infolgedessen  fängt  der  Gegensatz,  und 
der  Kampf  mit  den  Leidenschaften  im  Innern  des  Menschen  an;  durch 
innere  Gewissensbisse  gequält,  zieht  sich  der  erste  Mensch  in  das  Dickicht 
des  paradiesischen  Urwaldes  zurück,  um  sich  dort  zu  verbergen;  und  zu- 
letzt wird  er  auch,  den  inneren  Gedanken  seines  Herzens  entsprechend, 
von  dem  alldurchforschenden  Richter  verurteilt  und  bestraft. 

Die  lokative  Klasse  mu  scheint  dieses  Faktum  verewigen  zu  wollen. 
—  Nach  dem  gestrengen  Urteil  Gottes  über  das  ganze  Menschengeschlecht 
kommt  die  Ausführung  der  Strafe.  Es  wird  in  der  Person  der  Stamm- 
eltern hinausgeworfen  aus  dem  irdischen  Paradiese  und  verliert  alle  Vor- 
züge, die  damit  verbunden  waren.  Eine  neue  Existenz  und  eine  neue 
Tätigkeit  fängt  dadurch  für  den  Menschen  an. 

1  Personennamen  werden  auch  vermittels  t*a  gebildet  und  bedeuten  eine 
Stellung,  eine  Würde,  eine  Beschäftigung,  z.  B.  t*a-mumo  (Pförtner,  von 
muituo,  Pforte,  Tür),  tan-mbuzi  (Zicgetitiiann),  tm-mlukira  (Teufel).  Zur  sechsten 
Klasse  gehören  die  mit  ka  anfangenden  Hauptwörter,  welche  ursprünglich  di- 
minutiv aufgefaßt  waren  und  zur  zehnte»  Klasse  gehörten,  aber  nicht  abgeleitet 
wie  kamwana  wurden,  z.  B.  kamba  (Schildkröte),  kambzhlyo  (eine  Art  Nachtigall), 

*  mu  wird  abgekürzt  in  ra\  z.  B.  tndzakazi  (Sklave),  m'kazi.  Der  Apostroph  ' 
erinnert  daran.  Hier  tritt  die  vierte  Klasse  an  die  fünfte  so  nahe  heran,  daß  man 
in  der  Aussprache  fast  keinen  Unterschied  merkt  (nasales  m  und  n).  Davon  manche 
Schwankungen  in  Bezeichnung  der  Klasse,  so  z.  B.  tnkharamba  (Greis)  gehört  zur 
sechsten  und  nkharamba  (altes  Tier)  zur  fünften. 


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58 


v.  n.  Moni.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu-Sprachc  von  Tete. 


Dir  zentrifugale  Klasse  ku/  erinnert  an  dieses  Ereignis,  indem  sie 
Hauptwörter  bildet,  welche  die  zentrifugale  Bewegung  bedeuten,  und  dann 
weil  sie  die  Verbalsubstantive  auf  ku  in  sieh  aufnimmt,  die  den  ver- 
schiedensten Existenz-  und  Tätigkeitsarten  des  jetzigen  Menschen  Ausdnick 
geben1.    Uniycnda  ku?  (Wo  gehst  du?) 

(80)  Grammatisch  ist  zu  bemerken: 

1.  Über  den  Charakter  dieser  Klassen  s.  (G). 

2.  Obwohl  die  Präfixe  /></,  mu,  ku  wie  der  übrigen  Klassen  ein  Wort 
mit  der  Wurzel  bilden  und  deshalb  nicht  getrennt  werden  sollten,  tun  wir 
es  jedoch  aus  praktischen  Gründen,  den  Kall  ausgenommen,  wo  sieh  eine 
besondere  Redensart2:  ein  Adverb,  eine  Präposition  sich  davon  ausgebildet 
haben,  z.  B.  pabodzi,  kudzuru,  kuponi  usw.;  oder  wenn  es  sieh  um  Verbal- 
substantive handelt,  z.  B.  hi/nmbn  (das  Gehen),  kudya  (das  Essen)  usw. 

(81)  ',).  Obwohl  der  Regel  nach  in  lokativen  Können  die  Klassen- 
ühereinstiinmung  mit  der  Lokativklasse  sein  soll,  wird  sie  auch  manchmal 


1  Die  Verbalsubstantive  auf  ku  bilden  in  vielen  Bantu -Sprachen  eine  be- 
sondere zweite  Klasse,  die  sich  aber  nicht  bloß  auf  dieselbe  beschränkt.  Aus  prak- 
tischen Gründen  rechnen  wir  sie  in  die  neunte  Klasse. 

(83)  2  Außer  den  Nr.  (41)  angeführten  sind  folgende  Redensarten  be- 
merkenswert : 

Tabelle  XIV. 
mim'  dzitru  (in  der  Luft) 


pa  dzuru  (oben) 
jiunja  (außen) 

panM  (auf  der  Erde) 


(zwischen) 
pat*oyoro  (an  der  Spitze) 


patari  (weit) 

pa  mbari  (neben) 


paser i  (geheim) 
pomwtyo  (dortseihst) 


pa  p*a  (wiederum) 


unter 


diu  JufunUi ) 
mu  nyanki  S 
nnikati  (in,  drin) 


kudzuru  (nach  oben) 
kunja  (nach  außen) 

kunUi  (nach  unten) 

kukaii  (nach  innen) 
kuftoyoro  (weiter) 
ku  mbuyo  (hinten  gehen) 
ku  nduri  (nach  hinten) 
kutari  (weit  gehen) 
kumbari  kwa  (ringsum  gehen) 
ku  mbari  kwace  (auf  der  an- 
deren Seite) 
hiicri  (von  hinten) 
komweko  (nach,  weiter,  dort- 

selbst) 
komvee-ku  (liierselbst) 
m"  kamen  (im  Munde)  kuiua-w  (gegenüber) 

pa  burumimbn  (plötzlich),  pa  tln:n  (ollen,  draußen),  papezi  (umsonst),  p<t 
maindsa  (zur  Regenzeit),  mnmbi  muti  (nahe),  mkuca  (übermorgen),  m'tondo  (Tag 
nachher),  muranzoce  (Tag  nachher),  kuinanyo  (wo  anders),  pa  kare  (auf  der  Stelle). 

Zu  bemerken:  1.  Der  oftmalige  Gebrauch  der  lokativen  Klassen  führte  tur 
Ausbildung  von  verschiedenen  Redensarten,  welche,  obwohl  Hauptwörter  der  Form 
nach,  der  Bedeutung  aber  zu  Adverbten  utul  Präpositionen  oder  alles  beides  zu- 
sammen werden,  z.B.  kunja  kwa  nyumba  (außerhalb  des  Hauses),  ndam'mcnytt 
kunja  (ich  habe  ihn  draußen  durchgeprügelt). 

2.  Manchmal  wird  das  veraltete  Hauptwort  selbständig  nicht  mehr  gebraucht, 
sondern  bloß  mit  dem  lokativen  Präfix  allein,  z.  B.  dzuru,  h/o,  ntsi 


m'mbuyo  miev  (hinten) 
mim  nduri  (hinten) 
mu-tari  (tief) 
mu  mbari  (ringsum) 


momwe  mo  (dortselbst) 


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v.  d.  Mohl:  Praktisch«'  (uammatik  Her  Hnntti - Sprach«'  von  Tete.  51) 

auf  din  Klasse  des  Hauptwortes  gerichtet,  so  z.  B.  mu  mpindi  momtce-mo  ist 
ebensogut  wie  mu  mpindi  yotmrc-yo\  adapita  rnnyiimba,  mmmrt  mukhana 
munthii  (oder  yomure  ikhana  mtmthu). 

(82)  4.  Das  pa  mit  einem  Infinitiv  hat  die  Bedeutung  von  indem, 
nachdem  (137):  also  des  Partizipium  Präsent  is,  z.  B.  mauro  pa  kudya  (nacii 
dem  Essen)  adadza. 

5.  Ebenso  ku  mit  Ortseigennamen  verbunden  bedeutet  von,  z.  B. 
wanthu  wa-ku-Europa  (Europäer),  dende  Maria  ra-ku- Lnurdes  (Mutter 
Gottes  von  Leindes)  usw. 

§20.  Die  diminutive  Klasse  ka-tu. 1 

Nach  der  Vertreibung  aus  dem  Paradiese  war  für  das  Menschenge- 
schlecht seine  Erhaltung  und  Verbreitung  das  wichtigste  Ereignis.  —  Sie 
sahen  es  verwirklicht  in  der  Geburt  Kains. 

Die  diminutive  Klasse  erinnert  uns  daran. 

(85)  Hierher  gehören  auch  die  Wiedcrholungszahlen  (91).  — 
kabodzi  (einmal),  kawiri  (zweimal),  kaia/u.  kanay,  kakumi,  kadzana  usw. 

Anmerkung.  Man  fügt  gewöhnlich  das  kml.se  (29)  dazu,  z.B. 
kaxanu  keritse  (fünfmal). 

(86)  Grammatisch  ist  zu  bemerken,  daß  bei  der  Bildung  der  Dimi- 
nutive das  Merkmal  des  Hauptwortes  sowohl  im  Singular  als  im  Plural 
beibehalten  wird,  z.  B.  ka-mw-ana  und  tu-tea-na  usw. 

§  21.  Die  Adjektive  (Nebenwörter,  Beiwörter,  Eigenschaftswörter). 

(87)  Was  wir  durch  Adjektive  auszudrücken  gewöhnt  sind,  das  ist 
im  Kaflrischen  nicht  immer  ein  Adjektiv.    Es  kann  sein: 

1.  Ein  starkes  Adjektiv  (11  ff.). 

2.  Ein  schwaches  Adjektiv.    Davon  sind: 

a)  folgende  ursprünglich:  -didi  (gut),  -didisa  (ausgezeichnet),  -dzere 
(links),  -kukutu  (stark),  -pezi  (leer,  ohne  Wert). 

b)  die  übrigen  sind  abgeleitet  von  Hauptwörtern,  Infinitiven  ver- 
mittels der  schwachen  Form  des  Präfixes  und  des  possessiven  a  (17  ff.). 

3.  Ein  Hauptwort  oder  ein  Zeitwort,  die  den  Begriff  des  Ad- 
jektivs schon  in  sich  tragen,  z.B.  mbirimi  (V  ein  stolzer  Mensch),  demha 
(VI  ein  dummer  Mensch),  ndzazi  (V  ein  obdachloser,  beschränkter  Mensch), 
ngana  (V  jemand),  cigwinti  gteinti  (VI  ein  dicker  Mensch),  kiwa  (VI  ein 
zorniger  Mensch),  ku-kvma  (stark  sein),  kurungama  (klug  sein),  kusiceka  (ge- 
brochen, zerrissen  sein),  kulapira  (süß  sein). 

4.  Ein  formloser  Ausdruck  (164),  z.  B.  miti  iri  gteirri,  ne  njira  bi 
(die  Baume  sind  sehr  dicht,  nicht  ein  Steg  durch  [führt  durch  das 
Dickicht])  usw. 


1  In  Sena  gebraucht  man  pi  anstatt  tu. 


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CO         v.  n.  Mohl:  Praktische  ( inmiinat ik  dor  Bantu  -  Sprache  von  Teto. 

(88)  Von   der  Yergleichung   und  Steigerung  der  Adjektive. 
Die  Kaffern  liahen  weder  Komparativ  noch  Superlativ.     Die  ent- 
sprechenden Begriffe  werden  ausgedrückt: 

Für  den  Komparativ.  1.  Durch  die  starke  Behauptung,  z.B. 
mknru  ine  (ich  bin  der  große,  also  größer  als  du,  der  mir  gegenüber  klein 
erscheint)  oder  noch  klarer  ine  na  ruv :  vi  htm  ine  (ich  und  du:  groß  ich). 

2.  Durch  entgegengesetzte  Begriffe.  z.B.  uanen*}xi  ndiwe ,  ine  ndaanda 
(du  bist  fett  geworden,  ich  wurde  mager;  d.  h.  du  bist  reich  und  ich  bin  arm). 

Für  den  Superlativ.  1.  Durch  das  Suffix  üia  (esa  §28),  z.B. 
munthu  vadidisa  (der  ausgezeichnete,  der  beste  Mann),  uakudzhcisa  (ein  sehr 
gelehrter  Mann). 

2.  '  Durch  das  Adverb  maka  oder  mit  mehr  Kraft  makamaka  (154). 
z.  B.  munthu  uakuipa  maka  (der  schlechteste  Mensch),  uakuipa  makamaka 
(allersehlechteste). 

3.  Durch  urntee,  z.  B.  conywe  mukuru  urntee  (der  mächtigste  Halm). 

4.  Durch  das  adverbiale  Suffix  tu  (Ion),  z.B.  munthu  unkukov^ra-tu 
(ein  sehr  guter  Mann  =  in  jeder  Hinsicht  angesehen). 

5.  Durch  die  Zeitwörter  kuposa,  kupita,  z.B.  munthu  uakvpita  (der 
übertrifft)  teentsene  na  kukonia  (mit  der  Güte),  also  der  beste,  tenda  (lirbc) 
Murunyu  kupttsa  (adverbialisch  gebraucht:  mehr)  bzinthu  bzentsem: 

$22.  Die  Zahlwörter. 

(89)  Die  Grundzahlen  werden  bis  neun  als  starke  Adjektive  be- 
trachtet (1 1):  khumi '(zehn),  dzana  (hundert)  sind  Substantive  der  zweiten, 
curu  (tausend)  der  vierten  Klasse.  Bei  zusammengesetzten  Zahlen  gebraucht 
man  na  als  Bindewort,  z.  B.  20  makumi  tnateiri,  21  makumi  mawiri  na  mbodzi 
(ubodzi,  ribr/flzi,  eibodzi  usw.);  30  makumi  mathatu\  33  Menschen  tranthu 
makumi  mathatu  na  tea-thatu;  HO  makumi  matantatu',  07  Ziegen  mbnzi  makumi 
matantatu  na  zinomtee;  III  Gegenstände  bzinthu  dzana  na  kumi  na  rinthu 
eibodzi)  200  madzana  mawiri;  253  Jahre  mayore  madzana  tnawiri  na  makumi 
majeanu  na  mayore  maüttu;  Jahr  1902  mayore  cum  na  madzana  maßmba 
na  mayore  mawiri. 

(90)  Die  Ordnungszahlen.  Sie  sind  schwache  Adjektive  und 
werden  dadurch  gebildet,  daß  das  schwache  Präfix  vermittels  a  mit  d  und 
der  Ordnungszahl  verbunden  wird  (09),  z.  B.  -kutoma  (der  erste),  eint  hu  ca- 
kutoma  (die  erste  Sache)1;  -citeiri  (der  zweite),  midi  ua-ci-  wiri  (der  zweite 
Baum);  -citantatu  (der  sechste),  mbi/zi  ya-ci-tantatu;  -eikumi  (der  zehnte), 
ci.su  caeikurni.     Das  91.  Jahr  yore  raeimakumi  mafemba  na  ribotizi. 

(91)  Die  Wiederholuugszahlen.  Sie  werden  gebildet  durch  das 
Präfix  ka  und  die  Grundzahlen  und  gehören  zur  zehnten  Klasse  (85),  z.B. 
kabodzi  (einmal),  kaiciri  (zweimal),  kakumi,  kadzana,  kamakumi  matantatu  na 
kawiri  (zweiunddreißigmal). 

'  Man  sagt  -kutoma ,  z.  B.  munthu  uahdoma  (der  erste  Mensch).  Der  letzte 
wird  von  kumariza  (endigen)  gebildet,  nhiku  yakumnriza -tu  (der  jüngste  =_  «Her- 
letzte  Tag)  (120).    cipo«i,  eipiri  werden  bloß  für  die  Wochentage  gebraucht. 


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v.  D.  Moni.:  Praktische  Grammatik  der  ßantu -Sprache  von  Tete. 


Cl 


Gewöhnlich  gehraucht  man  die  Wiederholt! ngszahlen  mit  kentse  (24). 

(92)  Anmerkung.  Die  Kaffern  haben  Abscheu  vor  den  großen 
Zahlen.  Wenn  sie  dazu  gezwungen  werden,  so  machen  sie  lieber  von 
einer  europäischen  Sprache  Gebrauch.  Jedenfalls  ist  bei  längeren  Grund- 
zahlen das  Hauptwort  zu  wiederholen  vor  der  letzten  Zahl  im  Singular  oder 
Plural,  je  nachdem,  z.B.  321  Mann  tcanthu  madzana  matatu  na  makumi  ma- 
«r/W  na  munthu  mbodzi. 

In  den  Ordnungszahlen  wird  bloß  die  erste  Zahl  mit  ci  usw.  ver- 
bunden, das  übrige  bleibt  unverändert.  Der  91.  Soldat  ftn/Mjy  uacimakumi 
map/emba  na  mbodzi.* 

§  23.  Die  Zeitwörter. 

Die  regelmäßigen  Zeitwörter  auf  a  im  allgemeinen. 

(93)  Wir  haben  im  Kaffrisclien  die  reguläre  Zeitwortform,  der 
bei  weitem  die  meisten  Zeitwörter  folgen,  und  die  irreguläre.  Sie  unter- 
scheiden sich  zunächst  dadurch,  daß  die  regulären  im  Infinitiv  mit« 
enden  (ht-famba,  kvmtca),  die  anderen  mit  i  {ku-fumari,  kidani,  ri)  und  daß 
die  letzten  meistens  defektiv  sind. 

(94)  Die  kaffrische  Sprache  kennt  fünf  Arten:  den  Indikativ, 
Imperativ,  Subjunktiv.  Infinitiv  und  das  Partizipium. 

(95)  In  der  Biidung  eines  kaffrisclien  Zeitwortes  können,  wenn  auch 
nicht  immer,  gleichzeitig  sechs  Elemente  vorkommen,  und  zwar: 

das  Subjekt  ndi-damvpasira  (ich  habe  ihm  gegeben), 
die  II  ilfs pa  rt i  k el  (bzw.  Hilfspartikeln),   z.  B.  ndi-da-mu/xisira,  si- 
ndi-da-mupasira  (ich  habe  es  ihm  nicht  gegeben), 
das  Objekt  ndika-mu-pastra, 

1  Es  ist  zu  bemerken  die  Art,  auf  weh  lu>  die  Schwarzen  zählen.  Besondere 
Wörter  werden  dazu  in  den  ersten  neun  Zahlen  gehraucht,  nämlich  /«»i  (eins), 
piri  (zwei),  thatu  (drei),  nay  (vier),  xanu  (fünf),  tantutu  (sechs),  nomirc  (sieben),  *ere 
(acht),  pfrmha  (neun),  khutui  (zehn)     Dann  gi  lit  es  wie  hei  den  Grundzahlen. 

Jeder  Zahl  entspricht  ein  Zeichen  mit  den  Fingern  der  Hände. 

Bei  poM  wird  der  kleine  Finger  der  linken  Hand  mit  dem  Daumen  der 
rechten  niedergelegt.  Bei  piri  werden  die  beiden  letzten  Finger  der  linken 
Hand  mit  dem  Daumen  der  rechten  niedergelegt.  Bei  thatu  wird  mit  diesen  der 
Mittelfinger  der  linken  Hand  mit  dem  Daumen  der  rechten  uiedergch-gt.  Bei 
nay  wird  mit  den  vorhergehenden  noch  der  Zeigefinger  der  linken  Hand  mit 
dem  Daumen  dir  rechten  niedergelegt.  Bei  .rnnu  wird  die  linke  Faust  zusammen- 
geballt, lici  tantatu  kreuzt  sich  der  kleine  Finger  der  rechten  Hand  mit  dem 
Daumen  der  linken.  Bei  nomice  kreuzen  sich  die  zwei  letzten  Finger  der  rechten 
Hand  mit  dem  Daumen  der  linken.  Bei  kreuzen  sich  die  ausgestreckten  drei 
letzten  Finger  der  rechten  Hand  mit  dem  Daumen  der  linken.  Bei  p/embu 
kreuzen  sieh  mit  den  ausgestreckten  drei  letzten  noch  der  Zeigefinger  der  rechten 
Hand  mit  dem  Daumen  der  linken.  Hei  khumi  werden  die  Hände  wie  zum  Gebet 
gefaltet.  —  Bei  20  wird  zweimal  in  die  llande  geklatscht,  bei  30  dreimal,  bei 
mehreren  Zehnten  dreimal,  viermal  geklatscht  und  die  Zahl  der  Zehnten  durch  4, 
5,  9  angegeben,  z.B.  55,  da  wird  mehrmals  geklatscht  und  zweimal  die  geballte 
Paust  gezeigt.    Über  Hundert  kennt  der  gewöhnliche  Raffer  keine  Zahlen. 


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62  v.  o.  Mom.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu- Sprache  von  Tete. 

das  Radikal  ndidamu -pas-ira, 

die  End  part i  kel  (Suffix)  ndidamupas-ir-a, 

dir  K n d u n g  ndidamupasir-a. 

(9ü)  Vom  Subjekt  war  schon  die  Rede  (31  ff.),  ebenso  vom  Oh- 
jekt  (3b  ff);  so  wollen  wir  gleich  mit  den  Hilfspartikeln  anfangen.  Ks 
gibt  deren  zwei  Kategorien:  die  llilfspartikeln  der  Zeit  und  die  mo- 
dalen llilfspartikeln. 

(97)  Tabelle  XV.     Die  llilfspartikeln  der  Zeit. 

-zu-  Lst  die  Partikel  des  Präsens,  /..  B.  ndi-ni-ruma  (ich  beiße)  ['-Vlu 
-(ni)dza  oder  -(ni)ka  ist  die  Partikel  des  Futurums,  z.  B.  ttdi-nidzn- 
ruma  (ich  werde  beißen), 

-a-  ist  die  Partikel  des  Perfektums,  z.  B.  nd-a-rvma  (ich  habe  ge- 
bissen) (32), 

-kha-  ist  die  Partikel  des  Imperfektums,  z.B.  ndi-kha-ruma  (ich bißt, 

-da-  (-ta-)  ist  die  Partikel  der  Vergangenheit  im  allgemeinen  und 
Perfectum  historicum. 

khada  ist  die  Partikel  des  Plusquamperfektums  und  Futurum 
exactum,  z.  B.  ndi-khada-ruma  (ich  hatte  gebissen), 

-ci-  ist  die  Partikel  der  Verbindung,  z.  B.  adaycnda  a-ci-ruma  (er 
ist  gegangen  und  biß). 

(98)  Tabelle  XVI.    Die  modalen  Hilfspartikeln. 

-mba-  drückt  die  wiederholte,  fortgesetzte  oder  bloß  gewöhnlich.- 
Handlung  aus,  z.  B.  a-mba-ruma  (er  pflegt  zu  beißen). 

•  ka  drückt  1.  das  «als-  oder  »wenn«,  z.  B.  akarvma,  ndinidza  mu- 
mm tja  (wenn  er  beißt,  schlage  ich  ihn),  2.  die  Richtung  der  Hand- 
lung dort  aus,  z.  B.  ka-rtime,  (geh,  heiße  dort). 

-nga  drückt  1.  -es  ist  möglich«,  -vielleicht.,  z.B.  unga-mu- 
ima  (du  wirst  ihn  vielleicht  sehen),  2.  die  Höflichkeit  im  Imperativ  aus. 
z.  B.  u  nga -one  (möchtest  du  schauen). 

na-  (ma  oder  mba)  drückt  die  Höflichkeit  im  Subjunktiv  erstr 
und  dritte  Person  aus,  z.  B.  natiyende  (gehen  wir). 

.«/-  drückt  die  Negation  (Verneinung)  aus,  z.  B.  sindidaona  (ich  habe 
nicht  gesehen). 

(99)  Anmerkung.  1.  Die  llilfspartikeln  gelten  alle,  für  den  Indi- 
kativ; manche  werden  auch  mit  anderen  Arten  des  Zeitwortes  gebraucht, 
so  z.  B.  mit  dem  Subjunktiv:  dza  und  ka  2.  (in  Bedeutung  des  Futurums, 
dann  -ui-mba,  nga  und  na-  {/na);  mit  dein  Imperativ  ka  2.  und  nga. 

2.  Die  Hilfspartikel  des  Präsens  -ni-  fällt  oft  aus.  wie  z.  B.  wenn  es 
durch  andere  llilfspartikeln  wie  mba,  nga,  vertreten  ist. 

3.  Die  Hilfspartikeln  na-  und.«/-  stehen  vordem  Sub  j  ek  te  (schwaches 
Fürwort),  alle  übrigen  immer  nach  demselben.  z.B.  ndi-da-ruma  und  .</- 
ndido-ruma.  Deshalb  wird  auch  .«/-  mit  dem  folgenden  schwachen  Fürworte, 
wenn  möglich,  nach  bekannten  Regeln  (21)  zusammengezogen,  z.  B. 
.sudantrna      si-u-da-ruma  (du  hast  nicht  gebissen). 

4.  Die  modalen  llilfspartikeln  können  mit  oder  ohne  die  llilfspar- 
tikeln der  Zeit  gebraucht  werden. 


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v.  d.  Mohl:  Praktische  Grammatik  dor  Bantu -Sprache  von  Tete. 


63 


§  24.  Die  Hilfspartikeln  der  Zeit:  ni-'nidza,  da,  a,  kha2,  khada. 

(100)  Das  -ni-  des  Präsens  wird  manchmal  verkürzt  und  als  in  ge- 
hraucht, z.  B.  uni/una  (du  willst  —  u-ni-funa).  Im  Futurum  behält  man 
gewöhnlich  das  ni-  (nidza),  wenn  das  Zeitwort  im  Indikativ  steht.  Im  Sub- 
junktiv  wird  das  -ni-  immer  ausgelassen,  z.  B.  ndi-nidza-yenda  (ich  werde 
gehen).    tnu-fha-tuii-pnM'  (gibt  mir). 

Anmerkung.  Manchmal  wird  die  Zeitpartikel  ganz  ausgelassen 
und  die  Zeit  nach  dem  Vorhergehenden  bestimmt. 

(101 )  Anstatt  dza  im  Futurum  kommt  oft  -ka-  vor,  z.  B.  mu-ka-i-xtza 
mphon-doro,  mu-nika-dyctca  (  wenn  ihr  zum  Löwen  gerufen  werdet,  werdet  ihr 
gefressen).    Für  das  Futurum  exactum  wird  -khada-  gehraucht. 

(102)  In  Tete  wird  da  als  Perfectum  Ii  is  tor  i  e  u  in  ,  also  in  Er- 
zäblungen  gebraucht.  In  Sena  dagegen  kommt  da  bloß  in  negativen  und 
relativen  Sätzen  vor.  Im  allgemeinen  hört  man  in  Tete  mehr  da,  in 
Sena  o,  obgleich  einfache  Leute  beides  ohne  Unterschied  gebrauchen. 

(103)  -a-  des  Per fek turns  muß  angewendet  werden,  wo  eine  Hand- 
lung vorgenommen  wird  und  in  ihren  Folgen  fortdauert,  z.  B.  u-a-fa  (er 
starb  und  natürlich  lebt  nicht  mehr)»  wir  sagen:  er  lebt  nicht. 

(104)  In  den  relativen  Sätzen  wird  selten  das  -omice  (welcher)  ge- 
braucht. Gewöhnlich  genügt  einfach  das  Zeitwort  im  Plusquamperfektum, 
Imperfektum  oder Perfektum,  je  nachdem,  z.B.  dzidzi  adaotta  mcenyu,  i-kha-da- 
khara  (er  saß  schon,  bevor  die  Eule  ihn  sah),  padatca  munthu,  a-kha-trya 
(welcher  errichtet,  gellochten  hat),  mu-rapo  wace;  adarma  kunyado  (mwandsace), 
uasanduka  thika. 

$  26.  Die  Hilfspartikeln  ci 3  und  mba. 4 

(105)  Die  Hifspartikel  ci1  bedeutet  die  Verbindung  mit  dem  Vor- 
hergehenden und  die  Andeutung,  daß  die  Handlung  des  Zeitwortes  gleich- 
zeitig geschehe.  Es  kann  also  mit  einer  anderen  Zeitpartikel  nicht  ver- 
bunden weiden. 

» 

1  In  Sena  ist  -na  Hilfspartikel  des  Präsens,  z.  B.  ndinafuna  (ich  will).  Im 
Futurum  des  Indikativ  kennt  man  dort  keine  besondere  Form:  ndina-funa  kamt 
unter  Umstanden  -ich  werde  wollen«  bedeuten.  Im  Subjunktiv  dagegen  wird 
-dza-  oder  -ka  gebraucht:  ndi-dza-rime,  ndi-ka -rime. 

*  Im  Imperfektum  und  Plusquamperfektum  gebraucht  man  in  Sena  ka  und  kada. 

*  In  Sena  keimt  man  kein  ci.  Als  Vcrhindungspnrtikel  gilt  wba  (mb).  welches 
vor  dem  Subjekte  steht,  z.  B.  u-a-yenda  mba-ona  (er  ging  und  sah). 

4  In  Sena  wird  mba  nie  als  Wiederholung»- oder  Fort  set  zun  gspartikel 
angewendet.  Diese  Bedeutung  hat  die  Partikel  -so-.  Sie  bedeutet  ungefähr  dasselbe, 
was  mba  in  Tete,  z.  B.  ndi  -  so  -  nrmbn  (ich  bin  eben  mit  Schreiben  beschäftigt  und 
setze  diese  Tätigkeit  fort),  ndautttona  a-xo-ttttunn  mnsainbu.  Mwanu  uako  nnnrirn  > 
indf!  a-so-rirn.    JVMmtih  Jundza  doktrina  tayii  *   ntnrnr!  ndi-so-f'undzn. 

Wenn  das  Radikal  einsilbig  ist  oder  mit  einem  Vokal  beginnt ,  so  sairt  man 
-xokit-,  z.B.  ndi-«o  k  u-dza  (ich  komme  gerade),  ndi- *oku-orm  (ich  hin  am  Schauen 
darauf).  Man  sagt  noao,  ko»o  —  nuso,  ka*o:  eine  Assimilation  also  anoxolima 
(ana*olitna),  akomtitna  (aka*olima). 


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G4  v.  n.  Mom.:  Praktische  Grammatik  «1er  Bantu -  Sprache  von  Tete. 

Ks  ist  nicht  notwendig,  die  Zeitworter  durch  et  7.u  verbinden.  Oft 
wird  dieselbe  Zeitpartikel  wiederholt,  z.  B.  adaymda,  adnona,  adarewn 
•  nandi  sttro  usw.«  Ks  ist  auch  nicht  notwendig,  daß  die.  verbundenen  Zeit- 
wörter dasselbe  .Subjekt  haben,  z.  B.  eimbarame,  cidayenda,  ci-da-tma  khoso, 
aci-khara. 

§  26.   Fortsetzung.  Die  modalen  Hilfspartikeln  -ka-,  -nga-,  na-  und  si 

(106)  Das  ka  in  den  Hauptsätzen  wird  entweder  als  Futurum  (mit 
oder  ohne  ni)  oder  als  Zeichen  der  in  der  Weite  zu  verrichtenden  Handlung 
gebraucht;  in  den  Nebensätzen,  wenn  diese  Zeit-  oder  Bedingungssätze' 
sind.  In  den  letzten  wird  oft  ka  in  beiden  Sätzen  gebraucht,  z.  B.  mu-ka- 
dteamicira  (wenn  ihr  mit  dem  Worte  swa  reizen  werdet)  kateiri ,  trrntsrns 
mu-nikadynca  (werdet  ihr  alle  gefressen). 

(107)  Das  nga3  wird  angewendet  für  »vielleicht-,  »etwa«,  »wenn-, 
-zufällig«. 

(108)  Das  na-  {ma-)  wird  bloß  mit  der  ersten  und  dritten  Person 
im  Subjunktiv  verbunden',  selten  begegnet  man  auch  in  Tete  mba-  in 
dieser  Bedeutung,  z.  B.  mba-titme. 

(109)  Ks  gibt  im  Kaffrischen  verschiedene  Ausdrücke  für  die  Negation, 
.vi  (28)  allein  ist  als  Hilfspartikel  behandelt  (-be  in  paribe  1st  ein  Suffix  48.  b).1 

§  27.   Fortsetzung.   Die  modalen  Endpartikeln  (Suffixe). 

(110)  Nach  der  Klassenbildung  einer  der  Hauptunterschiede  zwischen 
den  europäischen  und  den  Bantn>prachen  ist  die  geringe  Zahl  von  Prä- 
positionen und  Adverbien,  indem  die  entsprechenden  Modalitäten  durch 
Hilfspräfixe  oder  Hillssuffixe  des  Radikals  ausgedrückt  werden. 

Die  Hilfssuffixe  oder,  wie  wir  sagen  ,  Knd  par  ti  k  e In  unterscheiden 
sich  von  den  Hilfspräfixen  (nach  uns  einfach  H  i  I  fs  pa rt  i  ke  l  n)  dadurch,  da£ 
sie  eigentlich  derivative  (abgeleitete)  Zeitwörter  bilden,  die  alle  Arten  und 
Zeiten  selbständig  annehmen  können,  wie  in  unseren  Sprachen  die  passive 
Form.  Die  Kndpartikel,  als  Knd  part ikel  dein  Radikal  einverleibt .  ge- 
staltet es  zu  einein  neuen  Zeitworte.  Ks  ist  nicht  zu  leugnen,  daß  dieses 
einen  sehr  großen  Reichtum  der  Sprache  bedeutet,  besonders  wenn  man 
beachtet,  daß  mehrere  Kndpartikcln  gleichzeitig  angewendet  werden  können. 

(111)  Die  Kndpartikel  wird  immer  d  irekt  mit  dem  Radikal  verbunden, 
z.  B.  ku-ph-a,  ku-ph-ewa  usw. 

1  In  Sena  kommt  -nga-  anstatt  -ka-  zur  Anwendung  in  den  Bedingungs- 
sätzen. Sonst  weiden  dort  dies  Partikeln  auf  dieselbe  Weise  gebiaucht,  z.  B. 
i-nga-mara .  ti -n  a  -hu  -phr<hit  (wenn  wir  fertig  werden,  werden  wir  euch  helfen).  Ks 
wird  aber  audi  hier  und  da  das  ka  wie  in  Tete  in  den  Bedingungssätzen  angewendet. 

3  In  Sena  gebraucht  man  gewöhnlich  mba-  anstatt  na,  z.  B.  mbn-tigrnJ* 
(wollen  wir  gehen). 

3  Neben  W  wird  in  Sena  auf  dieselbe  Weise  n  kh  a  -  gebraucht .  t.  B.  *  i  ndina- 
onu  =.  nkha-ndina-ona  (ich  j>ehe  nicht). 


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v.  d.  Mobl:  Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tete.  65 


(112)  Anmerkung.  P.  CourtoLs  in  seinem  kaffrisch  -  portugiesischen 
Wörterbuch  führt  zwei  Partikeln  an,  welche  wie  die  Endpnrtikel  das  Radikal 
zu  einem  anderen  Zeitworte  modifizieren ,  aber  als  Präfix  mit  ihm  verbunden 
werden.  Es  sind  die  Partikeln:  -baka-  und  -mba/a-.1  -baka-  bedeutet 
»untenlessen-,  z.  B.  kti-rapa  (heilen),  ku-bakarapa  (vorläufig  mit  Medizin 
versehen),  ku  -  ika  (aufbewahren),  ku  -  baika  (vorläufig  aufbewahren). 
-mba/a-  soll  bedeuten:  -pllegen,  gewohnt  sein-,  z.U.  ku-mba/a-ika  (ge- 
wohnt sein,  aufzubewahren) ,  ku- mba/a- gorta  (zu  schlafen  pflegen).  Viel- 
leicht ist  dieses  mba/a-  bloß  eine  Variation  von  -mba-?  Jedenfalls  ist 
der  Gebrauch  dieser  zwei  Partikeln  noch  nicht  klar  genug  gestellt,  daß 
man  sich  dieselben  aneignen  sollte. 


(113) 


Tabelle  XVII  der  Endpartikeln. 


Die  passive  Kudpartikel 

Die  attraktive   (dative)  Kud- 
partikel 
Die  kausative  Endpartikel 


etc  a  (iiea) 
era  (ira) 
eta  (isa) 
e*a  (isa) 


Die  intensive  (emphatische) 
Endpartikel 

Die    reflexive    (intransitive)    eka  (ika) 

Endpartikel 
Die  gegenseitige  (reziproke)  ana 

Endpartikel 

Die  expansive  Endpartikel  ora  (ura) 


z.B.  ku-phe tea,   ku-gur-itra  (ge- 
kauft sein) 
z.  B.  mli-ph-era  (töte  fur  mich), 

ndi-gur-ira  (kaufe  für  mich) 
z.B.  ku-ph-e*a  (töten  lassen) ,  ku- 

gur-i*a  (kaufen  lassen) 
z.  B.  mu-ph-esa  (töte  ihn  gut),  ku- 

gur-i*a  (gut  kaufen) 
z.  B.  ku-ph-ekn   (sich  töten),  ku- 

por-ikn  (sich  kurieren) 
z.  B.  kubra  (hören) ,  ku  -  be  -  a  n  u  (sich 

verstehen,  in  Eintracht  leben) 
z.  B.  ku-funga  (zumachen)  ku-fung- 

ura  (aufmachen) 


(114)  Die  erste  Form  (etra,  era,  esa,  eka,  ora)  wird  bei  den  ein- 
silbigen Zeitwörtern  gebraucht  und  wenn  in  der  vorletzten  Silbe  e,  o  vor- 
kommt. Wenn  dagegen  in  der  vorletzten  o,  i,  «  sich  befindet,  so  wendet 
man  die  zweite  Form  an. 


$  28.  Fortsetzung.  Die  Endpartikeln  ewa,  edwa  und  era. 

(115)  Die  passive  Form  wird  nicht  bloß  bei  den  transitiven,  sondern 
auch  bei  den  intransitiven  gebraucht,  in  welchen  eine  virtuelle  Transition 
vorhanden  ist,  z.  H.  ku-gopa  (furchten),  kvgopstea*  (fürchterlich  sein,  ge- 
fürchtet werden). 


1  P.  Courtois  in  seiner  Grammatik  gibt  dem  -mba-  die  Bedeutung  von 
•  müssen...  Wir  haben  sehr  viele  klassische  Fabeln  durchstudiert  und  kein  einziges 
M  a  I  das  -  mba  -  in  dieser  Bedeutung  gefunden. 

*  Diese  Forin  ist  unregelmäßig.  Sollte  ku-gop-itea  sein,  ku-gopxa  ist 
die  kausative  Form. 

Mitt  d.  Sem.  f.  Orient  Sprachen.  1901  III.  Abt  6 


(JG         v.  d.  Mohl:  Praktische  Grammatik  der  Bantu  -  Sprache  von  Tete. 

(116)  Bei  den  transitiven  Zeitwörtern  im  Passiv  wird  das  von  durch 
na  ausgedrückt,  z.  B.  ua-ph-eiea  na  mphondoro  (er  wurde  vom  Löwen 
getötet). 

(117)  Die  attraktive  Kndpartikel  drückt  das  Verhältnis  zum  weiteren 
Objekt  aus,  entspricht  also  dem  Geiste  nach  unserem  Dativ  und  verschie- 
denen Präpositionen  auf  die  Frage:  wem?,  für  wen?,  mit  wem?,  warum?, 
wohin?,  wo?,  woher?,  ohne  was?  usw.,  z.B.  ndi-ph-era  (töte  für  mich). 
ndi-pas-era  (gib  mir)  usw. 

(118)  Dieses  weitere  Objekt  kann  entweder  ein  Substantiv  oder 
ein  Kürwort  sein.  1st  es  ein  Kürwort,  so  wird  die  schwache  Form  ge- 
braucht und  vor  das  Radikal  gestellt.  1st  aber  dieses  Kürwort  schon  als 
direktes  Objekt  gebraucht,  so  kommt  für  das  indirekte  Objekt  die  starke 
Korm  nach  den»  Zeitwort  zur  Anwendung,  z.  B.  ndi-da-ku-pasira  (ich  habe 
dir  gegeben),  stiro  nda-mu-phera  iice  (ich  habe  den  Hasen  für  dich  er- 
schossen). Ist  das  indirekte.  Objekt  ein  Hauptwort,  so  stellt  mau  es  ge» 
wohnlich  nach  dem  Zeitworte,  z.  B.  mankhteara  (acc.) 1  ndinifuna  kvdza- 
citira  utenda  (für  Krankheit)  btcanyu.  Wo  kein  Mißverständnis  möglich, 
da  kann  die  Ordnung  umgekehrt  sein;  incira  (dat.)  (munthu)  aeika-meny-era 
xamteari  (acc).  Es  kann  das  indirekte  Objekt  auch  ganz  wegbleiben  und  zu 
verstehen  gelassen  werden,  z.  B.  adacorera  (sie  brachen  ihm,  d.  h.  zu  seinem 
Schaden)  mucamu  (Stock). 

Diejenigen  Zeitwörter,  welche  in  sich  schon  die  Beziehung  zum 
weiteren  Objekt  enthalten,  bekommen  gewöhnlich  keine  dative  Korm,  z.B. 
kuretca  (sprechen),  kuuza  (sagen*).  Will  man  dann  das  Objekt  hervor- 
heben, so  gebraucht  man  kuna.  Kr  betete  zu  Gott,  adapt  mba  kvna 
Murunyu,  aniretca  kuna  matnbo. 

(119)  Die  Zeitwörter  auf  -r<i.  obgleich  originell,  enthalten  oft  von 
Hause  aus  die  Bedeutung  der  dativen  Korm.  /,.  B.  ku-roora  (heiraten). 
Deshalb  bilden  sie  die  passive  Korm  auf  -die a  (122),  wie  die  abgeleiteten 
in  der  attraktiv  -  possessiven  Korm. 

(120)  In  den  Sätzen,  wo  das  Prädikat  durch  einen  lokativen  Aus- 
druck ergänzt  wird,  gebraucht  man  die  dative  Korm.  Dann  auch  immer, 
wenn  das  Suffix  -tu  mit  dem  Zeitwort  verbunden  ist,  z.  B.  ada-thatc-ira 
mu  mapiri,  ntsiku  ya-kurnarizira-tu  (der  jüngste  Tag  =  allerletzte)  (90). 

(121)  Diese  Kndpartikel  era  (ira)  kann  in  demselben  Zeitwort  zwei- 
mal vorkommen,  /..  B.  adaymda  adatma  pa  yombe  micana  ua  mambo,  \ra- 
khada  -  mu  •  many -ir- ira  (er  sah  den  Sohn  des  Königs),  sie  (ihm,  d.h.  dem 
König  zum  Trotz,  das  erste  ira)  hatten  ihn  (den  Sohn)  angebunden  (komtee- 
ko-  dort:  dies  wird  durch  das  zweite  ira  angedeutet). 


1  Acc.  —  accusativus  =  direktes  Objekt  und  dat.  =  dativus  —  indirektes 

Objekt. 

a  Dasselbe  gilt  von  denjenigen  Zeitwörtern,  welche  ein  Ortaverhälüii»  aus- 
drücken. Sie  brauchen  nicht  vor  den  lokativen  Klassen  die  dative  Korm  anzu- 
nehmen, aber  können  sie  annehmen,  z.  B.  kuyenda ,  kußka,  kubwera  usw. 


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v.  d.  Mom.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu  -  Sprache  von  Tete.  67 

(122)  Die  attraktiv-passive  Endpartikel  vereinigt  era  und  etca 
zusammen,  •/..  B.  ku-mang-ir-iwa  —  ku-mangidica.  Aus  demsellten  Grunde 
wird  r-t  =  d  in  kuroora -kurotidtca  (verheiratet  sein  mit  N.  N.). 

§  29.  Die  kausiüve  und  intensive  Endpartikel  esa  (isa). 

(123)  Wenn  das  Zeitwort  auf  ra  endigt,  so  bekommen  diese 
Formen  za  anstatt  ra,  z.  B.  kurira-kvriza;  wenn  es  auf  ka  endigt,  sa(tsa) 
anstatt  ka.  z.  B.  kubvruka-kuburusa;  wenn  es  auf  da  endigt,  dza  anstatt 
da.  z.  B.  kupinda-kvpindza;  wenn  es  auf  tea  endigt,  bza  austatt  tea,  z.  B. 
kuthawa  •  kntha  bza. 

(124)  Durch  die  kausative  Endpartikel  werden  die  neutralen  Zeit- 
wörter zu  transitiven,  z.  B.  ku-t/ambvka  (übers  Wasser  kommen),  ku-yambusa 
(durchs  Wasser  jemand  herüberführen)- 

Bei  den  transitiven  bedeutet  diese  Partikel  soviel  als  -er  ließ-,  »er 
befahl«  usw.,  z.  B.  kuphata  (nehmen),  kuphatisa  (nehmen  lasseu). 

§  30.  Fortsetzung.  Die  Endpartikeln  eka  (ika),  ana,  nra1. 

(125)  Die  Zeitworter  auf  ra  bekommen  nur  ka  anstatt  ika,  z.  B. 
ku/ungura  (öffnen),  ku-funguka  (sich  öffnen). 

(126)  Es  wird  manchmal  das  Radikal  des  Zeitwortes  wiederholt, 
c.  B.  ku-retca  retca,  um  die  Wiederholung  der  Handlung  anzudeuten  oder 
um  intensiv  zu  reden  (§  25). 

$  31  Die  Endung  (95).  Der  Subjunktiv  und  der  Imperativ. 

(127)  Die  regelmäßige  Endung  des  Zeitwortes  ist  a.  Nur  im  Sub- 
junktiv und  manchmal  im  Imperativ  ist  sie  anders.  Deshalb  werden  wir 
das  letzte  Element  (95)  nicht  besonders  behandeln. 

(128)  Der  Subjunktiv  entspricht  derselben  Art  des  Zeitwortes  der 
romanischen  Sprachen.  Er  drückt  also  Wunsch,  Befehl,  Bewunderung, 
Zweifel  usw.  aus  und  wird  wie  der  lateinische  Konjunktiv  zur  Bildung 
von  Bedingung  und  finalen  Sätzen  angewendet. 

(129)  Das  charakteristische  Zeichen  des  Subjunktiv  ist  die  En- 
dung e.  Dabei  wird  er  erstens  mit  dem  schwachen  Fürwort  verbunden,  z.  B. 
ndi-rime.  Zweitens  kann  er  ohne  Hilfspartikeln  stehen;  von  diesen  aber 
gewöhnlich  mit  den  modalen:  nya,  mba,  ka,  na(ma)  und  dza  (Futurum). 

(130)  Den  Imperativ  bildet  das  Radikal,  z.  W  famba  (geh)  von 
ku-famba.  Im  Plural  wird  die  Partikel  ni  hinzugefügt  (36).  Die  erste 
und  dritte  Person  wird  vom  Subjunktiv  entlehnt.  Derselbe  wird  auch 
in  der  zweiten  gebraucht,  wenn  der  Befehl  höflich  ausgedrückt  werden 
soll,  z.  B. 

1  Die  expansive  Partikel  -uru  gleicht  dem  deutschet)  auf,  los,  ah,  t.  B. 
ku/ungura  (aufmachen),  kuptukura  (abschneiden). 

5» 


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08  v.  i>.  Muhl:  Praktische  Granunatik  der  Bantu- Sprache  von  Tete. 


Tabelle  XVIII  des  Imperativs. 


erste  Person 

zweite  Person 

dritte  Pereon 

Singular 

Imperativ 

cito 

8  u  h  j  u  n  k  t  i  v 

ndi-cite 

u-cite  (cite) 

acite  (na-acite) 

Plural 

Imperativ 

cita-ni 

Subjunktiv 

Ii  cite1  (naticite. 

mucite  (muciteni) 

tea  cite  (na  tea  cite) 

naticite -ni) 

Anmerkung.  1.  In  der  zweiten  Person  Sing.  Subj.  kann  das  u 
wegfallen:  cite  (tue),  ebenfalls  das  mit  oder  das  tti  in  der  zweiten  Person 
Plur.  Subj.  mucite  (tuet)  oder  cite-ni. 

2.  na  (ma,  mf/a)  wird  bloß  in  der  ersten  und  dritten  Person  Subj. 
gebraucht. 

(131)  Die  Kaffern  haben  die  einsilbigen  Wörter  nicht  gern.  Deshalb 
fugen  sie  in  der  zweiten  Person  Sing.  Imp.,  wenn  das  Radikal  einsilbig 
ist,  die  Partikel  -ya  hinzu:  pha-ya  (kupha),  mtea-ya  (ku-mtca)t  dza-ya 
(kiidza)  usw. 

Anmerkung.  1.  Man  kann  immer  diese  Form  mit  der  regel- 
mäßigen des  Subjunktivs  vertreten,  z.  Ii.  uphe,  umicc ,  udze  usw. 

2.  Man  kann  anstatt  -ya  in  gewissen  Fallen  andere  Partikeln  ge- 
brauchen ,  z.  H.  d:a  -  naye  (komm  mit  ihm  ~  bringe  es) ,  dza  -  kuno  (komm 
hier),  (ha-naye-ni  (kommet  mit  =  bringet  es). 

(132)  Das  Verbot  wird  mittels  kttreka  (lassen)  ausgedrückt,  z.B. 
reka  kupha  (du  sollst  nicht  toten,  töte  nicht!),  wareke  kudza  (sie  sollen 
nicht  kommen). 

(133)  mloko  (geh!)  und  ndokoni  (gehet!)  sind  unregelmäßige  Formen 
von  kiiymda. 

(134)  Der  Subjunktiv  wird  dann  auch  gebraucht  in  den  unsicheren 
Bedingungssätzen  (Hillspartikel  ka  \  106])  immer  mit  der  Hilfspartikel  nyn\ 
bei  indirekter  Redensart  usw.,  z.  B.  nkharamba  adamuktimbiro ,  kitti  atn- 
pase  tmmba  ra  körne  (die  Alte  bat  ihn,  er  möge  ihr  Kraut  geben). 

§  32.  Der  Infinitiv  und  das  Partizipium. 

(135)  Der  Infinitiv  wird  gebildet  durch  die  Partikel  ku  als 
Präfix  und  das  Radikal,  z.  B.  ku-pha,  ku-sendzeka.  Ks  kann  verbunden 
werden  mit  dem  persönlichen  objektiven  Fürworte  und  auch  mit  man- 

1  Es  kann  die  erste  Person  Pluralis  mit  der  zweiten  verbunden  werden, 
indem  man  zur  ersten  -ni  hinzufügt,  z.  B.  ti-yaule-ni  (wollen  wir  gehen,  ich 
und  ihr). 


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v.  d.  'Moiil:  Praktische  Grainniatik  der  Bantu  -Sprache  von  Tot««.  69 

cheti  Hilfspartikeln,  •/..  B.  ndayenda  ku-ka-mu-tma 1  (ich  ging,  ,,m  inn  z« 
sehen). 

(136)  Ks  gibt  bloß  ein  Partizipium,  welches  unserm  Partizipium 
Perfekti  entspricht.    Ks  wird  gebildet  wie  oben   19,  3;  87,  (>. 

(137)  Unser  Partizipium  Prasentis  wird  durch  pa  (manchmal  na) 
mit  dem  Infinitiv  ausgedruckt,  z.  B.  pa  kusendzeka  (scherzend),  pa  kvdya 
(essend),  na  kußka  (kommend). 

(138)  na  mit  dem  Infinitiv  kommt  gewöhnlich  in  den  Nebensätzen 
mit  wann,  als,  indem,  wo,  bei  usw.  vor. 

Anmerkung.  Übrigens  ist  zwischen  na  kußka  und  pa  knjika  keine 
strenge  Grenze  zu  ziehen. 

(139)  Der  Infinitiv  ist  manchmal  Objekt  eines  anderen  Zeitwortes, 
z.  B.  ndzou  idabva  ktijisaira.  Ks  kann  auch  der  Infinitiv  nllcin  in  empha- 
tischen Ausdrücken  eine  Phrase  bilden,  z.  B.  sabicanyi  hikhara  m'kvrv  iu-el 
(wie,  du  grußer  sein  als  ich!) 

$  33.  Die  unregelmäßigen  Zeitwörter  auf  i  (93)  und  die  Hilfszeitwörter a. 

(140)  Alle  Zeitwörter  fremdländischen  ( portugiesischen)  Ur- 
sprungs endigen  auch  im  Subjunktiv  und  in  den  derivativen  Formen  auf  t, 
z.  B.  ku/umari.  kvpayari,  kuganyari  usw.  Dies  ist  bei  ihnen  die  einzige 
Unregelmäßigkeit,  denn  sonst  werden  sie  angewendet  wie  die  Zeitwörter  auf«. 

(141)  Hierher  gehören  die  unregelmäßigen  ndi  (/«).  rt,  kutani,  wor- 
über in  §11  und  12  die  Rede  war.  Ks  bleibt  uns  noch  kutt  (sprechen) 
übrig.  Also: 

(142)  1.  In  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  wird  kuti  gebraucht  bei 
der  Krzählung  in  der  dritten  Person:  ati  (er  sprach),  akhati  (er  hat  ge- 
sprochen), und  dann  im  Katechismus  als  Hilfszeitwort  in  ndiniti  ncadidi 
(ich  glaube  —  ich  sage  es  wahr).    Dann  kommt  es  vor: 

(143)  2.  Als  Hilfszeitwort  mit  dem  Infinitiv,  um  -bevor«  oder  »noch 
nicht-  anzudeuten,  z.  B.  ndikhanati  kudya  (bevor  ich  geges.sen  habe),  ndinati 
kndya  (ich  habe  noch  nicht  gegessen). 

Anmerkung,  akhanati  (bevor)  und  anati  (noch  nicht)  werden 
adverbial  gebraucht. 

3.  Als  Hilfszeitwort  mit  dem  Subjunktiv,  um  »wie  soll  ich-  =  »ich 
werde  nicht-  auszudrücken,  z.  B.  ndikati  ndidye-nyit  (was  soll  ich  denn 
essen?  =  ich  werde  nicht  essen). 


1  In  Sena  wird  1.  wenn  die  Klarheit  dabei  nicht  leidet,  das  ku  ausgelassen, 
z.  B.  iagopafnya  (wir  fürchten  zu  zermalmen).  Die  einsilbigen  wie  auch  die  mit  einem 
Vokal  beginnenden  Zeitwörter  behalten  immer  ku,  z.  B.  kudza  kuonn;  2.  dza  mit 
dein  Radikal  als  Infinitiv  kommt  bloß  nach  kudza  vor,  z.  B.  a  dz  a  pina  ndzou  (ku) 
dzadya  matainba;  ndafuna  kudza  (ku)  dzatamba;  3.  ebenso  ka  ohne  ku  bloß  nach 
kuyenda,  z.  B.  aenda  (ku)  kagona. 

'  Dieser  Ausdruck  ist  nicht  nach  unseren  Begriffen  zu  verstehen.  Wir  nennen 
hier  so  diejenigen  Zeitwörter,  welche  zur  Bildung  von  neuen  Ausdrücken  konkurrieren. 


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70         v.  n.  Mom.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu  -  Sprache  von  Tete. 

4.  Als  Bindewort  kuti  (daß,  um),  z.  B.  areica  kuti  anadza  (er  sprach, 
daß  er  kommt). 

5.  Als  unbestimmtes  Fürwort  in  uakuti  (so  einer...),  cakvti  (so  eine 
Sache). 

(144)  Hier  wollen  wir  noch  einige  Worte  sagen  Ober  die  Zeitworter. 
welche  als  Hilfszeitwörter  im  weiteren  Sinne  angewendet  und  gewöhnlich 
mit  dem  Infinitiv  verbunden  werden. 

kucita  (tun),  z.  B.  tarita  kukuuza,  kuti  tipase  mafuta.  kucita  bedeutet 
dann  Nachdruck  oder  sagen,  z.  B.  cita:  takuta  (sage:  danke). 
kureka  (lassen)  bedeutet  ein  Verbot  (132). 

kufuna  (ist  nahe  am,  muß),  z.  B.  nyakoko  ada/una  kufa  (war  nahe 
am  —  mußte  —  Sterben).    Manchmal  bedeutet  kufuna  um  (200). 

kutan  da  oder  kuyanda  (allein,  nichts  anderes  tun,  etwas  in  Fülle 
haben),  z.  B.  iye  sanicita  cintttu,  anitanda  higema  (er  tut  immer  schlafen!. 
kuyanda  kuzunga  (immer  spazieren  gehen). 

kumara  (all,  alle,  keine  mehr),  z.  B.  amara  kuwaßnya  (er  hat  sie  alle 
zermalmt),  munthu  adaona  zentsene  (mbuzt)  zidamara  (es  waren  keine  mehr). 

Anmerkung,    patamara  (akhamara)  werden  adverbial  gebraucht. 

kukhara  na  (ndikhana)  (48,  3)  (haben),  z.  B.  anikhara  na  mlmzi  (er 
hat  Ziegen). 

kudza  na  (dzana —  bringen,  bringe).1 

ndiribe  (48,  5)  (kudza:  ich  bin  nicht  gekommen)  und  kuxaya  (kußka. 
nicht  kommen)  sind  Hilfszeitwörter  der  Verneinung. 
kubva  kuptimjmtca  (sich  tauschen  lassen). 

kutoma  (der  erste  sein),  z.  B.  iye  adatoma  kurasa  (er  war  der  erste, 
welcher  hat  verwundet).' 

$  34.  Die  Negation  im  Kaffiischen. 

(145)  Von  der  modalen  Hilfspartikel  si-*  (ist  nicht)  war  schon  die 
Rede  (§  2o").  Sie  wird  aber  auch  mit  Substantiven,  Adjektiven  und  Für- 
wörtern verbunden,  z.  B.  si-ndine  (sine  28),  muna  sitee?  fimtee-po?  (seid  ihr 
nicht  dort?),  mbuzi  zanyn  sizif  (sind  das  nicht  meine  Ziegen?),  si-nmuthu 
(es  ist  kein  Mensch),  madzi  siyadidiretu  (abscheuliches  Wasser  —  durchaus 
nicht  gut). 

(146)  ne  ist  eine  verstärkte  Negation:  -nicht  einmal«  und  wird  wb> 
si-  mit  Substantiven,  Adjektiven  und  Fürwörtern  gebraucht,  z.  B.  ne  imu-f, 
mutumbel    Bei  den  Zeitwörtern  verlangt  ne  den  Infinitiv. 

1  Dann  ist  das  dz a  zum  richtigen  Hilfszeitwort  (eher  Hilfspartikel)  des 
Futurums  geworden  (§  24). 

*  In  Sena  hat  man  noch  als  Hilfszeitwort  towera  (tetrera),  um,  z.  B.  dyani 
mayogodo  totrera  (um)  muteanganise  tnano,  und  kukhonda  als  Verneinung,  z.  B.  njira 
idukhonda  rimirtra;  das  letztere  in  den  relativen  und  possessiven  Nebensätzen. 

'  Das  xi  wird  in  Sena  ebenso  angewendet.  Als  Verneinung  dient  dort  außer- 
dem mukhabi  (m'khabi  —  paribe,  muribe,  kuribe)  und  bi  oder  tayu  als  nachstehende 
Partikel,  z.  B.  alipo  bi  =  alipo  tayu  =  m'khabi:  uamuona  tayu  (er  hat  ihn  nicht  ge- 
sehen).   Die  Verneinung  wird  auch  wiederholt,  z.  B.  sidamuona  tayu. 


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.  n.  Mom.:  Praktisch«'  Grammatik  der  Bantu  -  Sprache  von  Tete. 


71 


ne  —  ne  {weder  —  noch)  wird  wie  ne  allein  gebraucht,  z.  B.  ne 
kiuiya,  ne  kvmtoa  (weder  essen  noch  trinken). 

nenentf  im  Gesprach  ist  eine  sehr  starke  Verneinung:  Gott  t»ewahre! 

(147)  ayay  ist  die  einfache  Antwort  »nein^,  z.  B.  muna-nyi  ukui  peno 
mbuayal  ayay,  ni  phaka.1    Ebenso  sagt  man:  peno  (nein,  ich  weiß  nicht). 

(148)  ndiribe  usw.  (48,  5)  wird  selbständig  gebraucht,  z.  B.  una 
cisut  ndiribe.  Dann  auch  als  Hilfszeitwort  der  Verneinung,  z.  B.  ndiribe 
kumuona  (ich  habe  ihn  nicht  gesehen).    Man  sagt  eben  nicht  sindimuona. 

(149)  Wo  -ribe  als  Hilfszeitwort  nicht  angewendet  wird,  da  gebraucht 
man  kusaya  (entbehren)  zum  Ausdruck  der  Verneinung.  Dasselbe  dient 
auch  dazu,  verneinende  Substantive  und  Adjektive  zu  bilden,  z.  B.  bzaku- 
saya  bzakuoca  (die  ungekochte  Speise).8 

Im  Imperativ  uml  Infinitiv  wird  die  Verneinung  durch  kureka  (182) 
ausgedruckt. 

(150)  Der  Kaffer  faßt  manche  affirmative  Sätze  negativ  auf  und 
umgekehrt.  So  wird  rini/  (wann?)  angewendet,  z.  B.  ninyi  ibzit  n'dziwa  rini 
(ich  weiß  es  nicht  —  wann  sollte  ich  das  wissen?). 

(151)  Die  Verneinung  kann  auch  in  der  Bedeutung  selbst  einge- 
schlossen sein,  wie  in  kutaza  (nicht  können),  kuptca  (kein  Wasser  haben, 
austrocknen),  kusaya  (entbehren),  kugaza  (verneinen). 

§  35.   Die  Adverbien  (Umstandswörter). 

(152)  Was  wir  durch  Adverbien  ausdrucken,  pllegen  die  Kaflera  auf 
verschiedene  Weise  zu  bezeichnen.  So: 

1.  Durch  verschiedene  Formen  der  drei  lokativen  Klassen  und  die 
schwachen  Fürwörter,  welche  mit  der  Zeit  eine  fixe  adverbiale  Bedeutung 
bekamen  (41,83).  z.  B.  kure*  (dort),  khokha  (zohba)  (nur),  pomwr  (wiederum, 
auch,  nachher),  txapano  (jetzt),  tsapano  pano  (eben  jetzt),  tsajxino  pomwe 
(noch  jetzt),  ndipo  (zuletzt,  nachher,  aber,  wiederum .  also),  komicef 
(woher?),  komtce-ku  (woher,  nahe),  komwe-ko,  mu  pombo  (nieder) ,  ktrene 
(viel),  kwe/ieku-ene  (sehr  viel;  25,  4).* 

(153)  2.  Durch  verschiedene  substantive  und  verbialc  Formen .  z.B. 
magonyo  (zickzack  gehen),  makongonyama  (sehr  früh),  kutani  (wie?  49), 
rnangxrana  (morgen),  ma si kati  (59),  anati,  a khanati  ( 143) ,  macibese 
(früh) , patama ra  (dann,  nachdem),  akhamara  (zuletzt),  kurumiza  (schnell). 

(154)  3.  Durch  ursprüngliche  Formen,  wie:  rero  (jetzt,  heute),  dzana 
(gestern),  rini  (als,  wann?  nicht),  dzingedzinge  (zuletzt),  rekereke  (schließ- 

1  -Nein-  wird  durch  tayu  in  Sena  ausgedrückt,  z.  B.  »tuno  tntcanambuyaf 
tayu  padre  (ist  der  Hund  hier?    Nein,  Pater). 

*  Anstatt  knsayu  gebrauchen  die  Senaer  ku*oa  und  kukhonda  als  Hilfs- 
zeitwörter der  Negation,  i.  U.  a*oa  mfuti  (er  hat  keine  Flinte),  nüjira  idakhonda 
Ihnirwa  (der  Weg  ist  nicht  rein). 

3  Die  gesperrt  gedruckten  Adverbien  werden  oft  gebraucht. 

«  Diese  Ausdrücke,  wie  z.  B.  ndipo,  pom  we,  können  auch  in  ihrer  primi- 
tiven Bedeutung  gebraucht  werden. 


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72  v.  n.  Mom.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu  -  Sprache  von  Tete. 

lieh,  zuletzt),  ngure  (weit),  kodokodo  (im  allgemeinen),  maka  (88),  kani 
(insofern),  kare  (früher),  karekare  (schon  lange  her),  (nemo  (langsam, 
selten:  gut),  peno  (vielleicht ,  wenn,  wie  er  scheint,  oder,  etwa),  ba»i 
(nur,  genug),  mart  (vom  port,  inas)  (aber),  mangu  (schnell),  mangumangu 
(sehr  schnell),  sabwa  (weil),  sabwanyif  (warum?)  caiye  (wahrlich)  ncadtdi 
(wirklich;  ni  cinthu  cadidi). 

(154)  4.  Durch  adverbiale  Redensarten,  z.B.  ntsiku  zentse  (immer). 
kaviri  kaiciri  (oft,  immer),  ntsiku  ibodzi  (einmal),  man  gtca  n  a  yact 
(nachher,  dann),  mu  mpiudi  yomwe-go  (sogleich),  kabisebise  (geheim),  ka- 
eimbieimbi  (schnell),  mparemjtare  (langsam),  vino  cino  (sogleich),  eipo  (nimmer). 
comeonvo  (auf  diese  Weise). 

(155)  5.  Durch  verschiedene  Ililfspartikeln  des  Zeitwortes,  wie  -mbo-, 
-ka-,  -nga-,  si-  (§  25.  2b' ,  33);  durch  Kndpartikel,  wie  das  intensive  esa .  ana. 
um  (§  28  und  29). 

(15b")  «J.  Durch  spezielle  Suffixe,  wie  z.  B.  -mbo  (auch).  Dasselbe 
wird  sowohl  nach  den  Substantiven  wie  nach  den  Zeitwörtern  gebraucht, 
z.  B.  mphondoro  -  mbo  idaramuka~  mbo  (auch  der  Lowe  stand  auf).  Ks  ist 
zu  bemerken,  daß  der  Kafl'er  eine  solche  Wiederholung  des  -mbo  sehr 
gern  hat.  -tu  (ganz,  vollständig)  sollte  eigentlich  bloß  mit  Zeitwörtern, 
und  zwar  in  der  dativen  Form  (120),  gebraucht  werden,  z.  B.  ntsiku  ya- 
kuinarira-tu  (der  jüngste  Tag),  wird  aber  auch  sonst  angewendet;  nur 
muß  immer  die  Partikel  ra  (re)  vorhergehen,  z.  B.  ncadidiretu  (es  ist  voll- 
ständig wahr).1 

(157)  7.  Durch  formlose  Ausdrücke  (104)  und  durch  manche  Hilfs- 
zeitwörter (144),  wie  kufuna,  kutanda,  kumara,  kutoma. 

§  36.  Die  Präpositionen  (Verhältniswörter). 

(158)  Die  Kaffern  kennen  bloß  vier  Präpositionen:  pa,  mu.  ku  der 
lokativen  Klassen  und  na  (kuma).  Mit  diesen  muß  man  auskommen.  Oft 
kümmert  sich  der  Kaffer  um  die  Präpositionen  nicht,  wo  wir  sie  nicht 
entbehren  können. 

(159)  Mit  den  drei  lokativen  Partikeln  bildet  man  viele  prä positive 
Redensarten  (83),  welche  aber  immer  als  Substantive  aufgefaßt  werden, 
weshalb  auch  das  regierte  Substantiv  in  der  possessiven  Form  steht,  z.B. 
pakati  pa  wakazi  (unter  den  Weibern),  mu  mbari  mwa  nyumba  (ringsum 
das  Haus). 

(160)  In  der  Anwendung  des  pa,  ku,  mu,  na  herrscht  große  Frei- 
heit. Das  eine  wird  manchmal  für  das  andere  gebraucht,  z.  B.  kuyenda  na 
mathengo,  ku  Uten  go,  p  a  thengo  oder  mu  thengo  (in  den  Wald  gehen)  ist  ebenso- 
gut gesagt.  Es  sollte  aber  ku  allein  vorkommen.  Babanu  ari  ku  mundo 
(wir  hätten  gedacht  mu  mundo',  euer  Vater  ist  im  Garten). 


1   In  Sena  kennt  man  noch  das  Suffix  -6c«  (ein  anderes  Mal),  x.  B. 
*inacita-bve  (ich  werde  nicht  mehr  tun). 


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v.  d.  Mohl:  Praktische  Grammatik  dor  Bantu -Kpi-aclx-  von  Tft»*.  73 

(161)  no  (mit,  von)'  kommt  vor: 

1.  Als  Bindewort  zwischen  S  n  hstan  ti  v  en  (28.  2 :)  Munthu  na 
(mit.  und)  suro  \cadavitn  turamicari.  Congtce  adayenda  na  (mit)  nlhatca  yarr. 
Amupha  na  mfuti  (er  tötete  ihn  mit  der  Flinte^. 

2.  In  der  Bedeutung  von  »von.  in  der  passiven  Form  z.  B.  adamniyixra 
na  babace  (er  wurde  von  seinein  Vater  gezüchtigt). 

3.  Bei  den  Komparativen,  z.  B.  na  imtee,  na  ine:  vi' kvru  ndine 
(icli  hin  stärker  als  du). 

4.  na  — no  in  der  Bedeutung  von  -so  viel  —  als.  und  -zwischen«, 
z.  B.  Gura  na  mlnizi,  na  mabira  (kaufe  ehenso  viel  Ziegen  als  Schafe).  Xk/tondo 
na  iigante  na  ine  (Krieg  zwischen  mir  und  dem  Kiesen). 

5.  na  mit  dem  Infinitiv  (137,  138).  z.  B.  na  kudza  (als  er  kam). 

6.  In  Verbindung  mit  dein  Zeitworte  ri  und  kukhara  bedeutet 
es  -haben«  (sein  mit)  (48,  3;  144)  und  mit  dem  Imperativ  von  kudza: 
dza,  dzani,  -bringen«;  dzanayc ,  dzanayeni  (bringe,  bringet)  (141);  z.  B. 
dzana  ufa  (bringe  das  Mehl). 

Anmerkung,  nanyif  (warum i*  womit)1),  z.  B.  Vathmcaf  Xdal/unca. 
Nanyif  Knkftara  na  ndjara  (ich  hatte  Hunger). 

7.  kuna  (vor,  gegen),  kupereka  kuna  Murungu  (beten,  bitten  zu 
Gott),  Kharani  na  nisüti  kuna  t/e  (habt  Krbannen  mit  uns). 

§  37.  Die  Konjunktion,  Interjektion  und  die  formlosen  Ausdrücke. 

(162)  Der  Kaller  hält  im  allgemeinen  nicht  viel  auf  die  Konjunktionen 
und  läßt  sie  leicht  aus.  Manche  von  ihnen,  wie  ndiprt  (aber,  also),  kutani 
(wie),  poimce  (auch),  peno  (wenn,  aber),  nutzt  (aber),  -mbo  (auch),  werden 
auch  adverbial  angewendet. 

Originell  sind  kodi  (also,  nun),  ayay  (im  Gegenteil),  tangtrira  (»die 
Ursache  ist«  —  weil;  deshalb  kommt  es  bloß  mit  einem  Substantiv  oder 
einem  Infinitiv  vor),  sabtea*  (weil),  nanyi  (weil),  tsono  (nun),  Jcuti  (daß), 
ninga  (wie),  ne  —  ne  —  (weder  —  noch). 

Anmerkung.  Als  Bindewort  der  Substantive  gilt  na  (161,  1),  als  das 
der  Zeitwörter  aber  die  Hilfspartikel  -ci-  (105);  na  —  na —  (und  —  und), 
z.B.  Tingapormce  na  itre ,  nainef  (sollten  wir,  du  und  ich,  etwa  fechten)'). 

(163)  Beim  Fr/.ählen  macht  der  KaflTer  oft  von  Interjektionen  Ge- 
brauch, weshalb  es  ratsam  ist,  sich  die  gebräuchlichsten  zu  merken.  Also: 
inde  (ja),  ayay  (nein),  ndfio!  (ndatca/  zu  Diensten!  hier!),  nyonyof  (sehr 
entschieden:  nein!),  kodi?  (wirklich?  jawohl!),  eipo!  (nimmer!),  ymerne! 
(ewe/  eice!  weh!  weh!),  iydf  (schaut!  schaut!),  nandi !  (höre!  höret!),  ci- 


1  Nicht  zu  verwechseln  mit  der  Hüfspartikel  na- (108),  mit  der  gegenseitigen 
Endpartikel  ana  (§29)  und  mit  der  Hüfspartikel  de»  Präsens  in  Sena:  -na-  (§24 
Note),  obwohl  diese  letzte  grammatikalisch  dieselbe  Partikel  ist.  Ebenso  ist  in  kuna 
und  muna  dasselbe  na. 

2  ttalnra  wird  nur  von  den  KafFera  gebraucht,  welche  mit  den  Portugiesen  in 
Berührung  kamen.  Ks  kommt  wahrscheinlich  von  »abe  (nämlich)  und  irgend  einem  tea. 


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74  v.  n.  Mom.:  Praktisch«-  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tete. 

simbal  (hoch!  hoch!),  masikinil  (habt  acht!),  yewo!  (hört!),  traf  tea!  tea! 
(drückt  Bewunderung  aus:  ah!),  ga!  (wie!  oh!). 

Anmerkung.  Kin  Zeitwort  kann  als  Interjektion  gehraucht  werden, 
7..  B.  ndaba-nyi!  (ich  was  gestohlen?),  kundicemera-ko\  (mich  dort  zu 
rufen!). 

(1H4)  Die  Interjektionen  sind  zu  unterscheiden  von  den  formlosen 
Ausdrücken.  Im  Gegensatz  zu  den  g  rn  in  m  a  t  ik  al  i  sc  h  e  n  nennen  wir 
formlose  Ausdrücke  jene  Wörter: 

1.  die  einsilbig  vorkommen  (22.  Note  2); 

2.  deren  Akzent  beliebig  auf  die  letzte,  vorletzte  oder  drittletzte 
Silbe  fallt  (5,  1); 

3.  die  nicht  mit  den  vor-  oder  nachstehenden  Worten  in  eine  gram- 
matikalische Verbindung  treten. 

.Solche  Ausdrücke  sind  z.  B.  kuenyu  (ködo  kratzen)1,  adagtea  dje  (er 
ist  wie  ein  Blitz  gefallen),  adagwa  dwe  (mit  Lärm).  Die  formlosen  Aus- 
drücke treten  an  die  Stelle  mancher  Adjektive  oder  Adverbien. 

§  38.  Die  Struktur  des  einfachen  Satzes  im  Rafirischen.  Der  kaffrische  StiL 

(lb\"»)  Nachdem  wir  das  Material  der  grammatischen  Regeln  vorge- 
legt haben,  wollen  wir  versuchen  auch  Anleitung  zugeben,  wie  man  damit 
verfahren  soll,  um  nicht  k  a  ff'risi  erte  portugiesische,  deutsche,  englische 
Satze  zu  bilden,  sondern  echt  kaffrische,  die  den  Gedanken  so  aus- 
drücken, wie  der  Kaffer  sie  meint  und  ausdrückt. 

Weit  davon,  diesen  Stoff  erschöpfen  zu  wollen,  geben  wir  die  fol- 
genden syntaktischen  Regeln  nur  als  einfachen  Versuch,  den  wir  aus 
dem  Studium  der  anzuführenden  Beispiele  geschöpft  haben. 

(1»>6)  Man  soll  aber  nicht  meinen,  daß  wir  diese  Regeln  als  ohne 
Ausnahme  vorführen.  Der  Mangel  an  klassischer  Sprachentwickelung  macht 
es,  daß  einzelne  Kaffern  weniger  korrekt  sprechen  und  deshalb  der  Mehr- 
heit gegenüber  eine  Ausnahme  bilden.    Für  uns  ist  die  letzte  entscheidend. 

(lt)7)  Vor  allem  ist  zu  bemerken,  daß  der  Kaffer  in  seinem  Denken 
und  Handeln  sein  Leben  lang  ein  Kind  bleibt.  Wie  Kinder  in  kurzen 
Sätzen  sprechen,  ohne  für  deren  gegenseitige  Gliederung  und  Verbindung 
zu  sorgen,  so  auch  der  Kaffer.  Deshalb  soll  man  um  jeden  Preis  längere, 
komplizierte  Sätze  meiden,  sonst  wird  man  einfach  nicht  verstanden,  z.  B. 
Na  mpindi  yrtrmce-yo  congtee  adaßka  na  condzi  (Lärm)  eikurim,  aeißka  pormtt 
jxikhana  mphondoro  na  mbarame.  Congtcr  achrnca:  taßka  i/e ,  wamutta  iradaßka. 
M ha iii  areicert  wr  f  —  Mphondoro  na  ku/ma  kukura  (Gestalt)  ktea  congice  adagopa. 
Mbarame  ztntstne  zidasek(  ra  na  kuoiia  tnuktiru  (Repräsentant)  uatco.  Mphon- 
doro idathawa  iciynida,  ieikamanga  nyitmha  inango.  Congwe  adatenga  tnbaramt 
zentsene ,  aeikhara  (wurde)  kapUatc  (Führer)  na  mbarame;  adayenda  kuka  manga 
nyumba  eipande  cinango.  — 

•  Für  Sena  s.  über  die  formlosen  Ausdrücke  die  «Grammatik  von  Sena» 
von  P.  Torrend  S.  J.  (Chupanga)  174  ff. 


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v.  d.  Mom.:  Praktische  Orammatik  der  Bantu -Spracht*  von  TVte. 


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Munthu  akhateya  murapo  yace ,  adatnanga  mbarame.  Nyakoko  arladza 
acidya.  Nttiku  ibodzi  adatrya  murapo  ukwu.  Nyakoko  adadza,  arimanghca. 
Munthu  adadza ,  adaona  nyakoko  uakumangidwa.  Ndijxt  nyakoko  adarewa :  ndi- 
Utudzure.    Akhamara  munthu  adamutxudzvra  tisw. 

Nkharamba  idatatcira:  ndokoni!  mubereke  mu  goa ,  munidzarma  ndzou, 
zomtce  zinimica  madzi.  Galiti  adayenda,  adaona  muriri  ua  ndztnt  acUankura 
zikuru  zimuna,  acipfenda  nthaica,  acijtam  bicu  uacr,  acinyamura.  Adayenda 
kutiogoro,  adaona  usw. 

XVadayrnda  wasupay,  wadafika ,  tradaona  muriri  ua  ndzou.  Adatnma  mbodzi 
supay,  acirewa:  »stci !  mbuaya  yangn!»  Wentsene  wadatatcira:  ■  mbuaya  yangu! 
swi f  mbuaya  yangu!*  Mbuaya  na  kubwa  cipiringu,  idakarijxi,  idaphata  nyama 
zentsene  (d.  h.  Klefanten),  icidya  :  iciyenda  kuna  wanthu  iciwadya,  idayenda 
hu  mui,  komtce  kukhana  mbuya  uacr ,  icimudya,  iciyenda  mu  thengo. 

(1G8)  Die  Hauptsätze  werden  manchmal  verbunden  durch  das  -ci 
(10ö,  162),  die  Hilfspartikel  -ka-,  und  Bindewörter  wie  ndi/w,  pmture, 
tsono,  kodi  usw.  Die  letzten  stehen  dann  gewöhnlich  am  Anfang  des  Satzes 
vor  dem  Subjekt  (30  und  37).  Nur  -mbo  als  Suflix  muß  immer  nach  dem 
Subjekt,  oft  gleichzeitig  auch  nach  dem  Prädikat,  stehen:  adapumpsa  ba- 
bangu,  ine -mbo  ndamupumpsa-mbo. 

Das  -ka-  kommt  in  Anwendung,  weun  der  erste  Satz  eine  Bewe- 
gung bedeutet,  z.  B.  tiyende  ,  tikaone. 

(169)  Präzis  und  kurz  in  der  Satzbildung,  ist  der  Kafler  in  seiner 
Denkweise  sehr  weitläufig  und  ausfuhrlich.  Dies  leuchtet  besonders  in  den 
pleoriastischen  Ausdrucken ,  wovon  später  die  Hede  sein  wird,  dann  wo  er 
die  kollektiven  Wendungen  meidet,  wo  er  das  Wort  kuyenda,  kudza  bei 
jeder  neuen  Phase  der  Handlung  gebraucht,  hervor  usw. 

Munthu  mbodzi  adayenda  kukagura  mbuzi,  mbuzi  ziwiri,  mabira  ziwiri. 
Ndijto  adafika,  pa  kamadzi,  adarewa:  »mbuzi  zangu-zi  mazikhare  pano.  Inf 
ndiniyenda  kutsogoro  (konnte  ganz  ausbleiben) ,  ndikature*.  Adayenda 
kutsogoro  usw. 

Suro  adayenda,  adaona  muti,  acigvsata,  acisema  mpsimbo  ikuru.  Ada- 
yenda adaona  mbidzi  ikhana  teana  \cace.  Adayenda  adaona  ndzou  yakitfa  usw.1 
Nkhuku  idadza1  idaona  m/maya  iri  mit  kudya  mazay. 
Moto  adaphika  btcadtca ;  nkhumba  idadza  1  irimtea. 

Cimbarame  c idayenda  cidakapasa  munyu  nkhtcazi  ....  Nktcazi 
idayenda  kuna  nyakoko  icimupasa. 

Kamba  adayenda ,  adafika  acitoma  kuimba. 

Ndzou  idakumbuka  kuti  kamba  idafa,  peno  (oder  vielleicht)  adathawa.  — 
Ndipo  ndzou  (das  Subjekt  so  oft  wiederholt)  idayenda  (nachher),  idabra 

kupsaira  mu  nyumba  icisadzokera ,  idaona  kamba,  akhapsaira.    Ndzou  idase- 

Jcera,  icikondtca,  iciyenda  kukacemera  wandzace. 

1  Wir  sehen,  daß  adayenda  und  adafikit,  obwohl  als  Zeitworter  gehraucht, 
eigentlich  die  Stelle  von  Adverbien  (nachher,  dann,  als  usw.)  oder  Bindewörtern 
(und,  wo  usw.)  vertreten.  Diese  echt  ka  (frische  Wendung  ist  sehr  oft  gebräuch- 
lich und  zu  gebrauchen.  Ehenso  kommt  kutewera  in  Aufzählung  im  Sinne  von 
nachher,  dann.  Zoze  akhari  m'kuru,  adUtctra  Luizi,  acitemera  Zoaw. 


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v.  ri.  Moni.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu- Sprache  von  Tete. 


§  39.  Die  Wortfolge  in  den  Hauptsätzen 

(170)  Die  kafTrischc  Wortfolge  i.st  in  der  Kegel  natürlich  und  logisch. 
An  erster  Stelle  steht  das  Subjekt  mit  seinen  Appositionen  oder  relativen 
Sätzen,  dann  kommt  das  Prädikat;  diesem  folgt,  wenn  es  nicht  in  ihm 
eingeschlossen  ist,  das  unmittelhare  Objekt  und  diesem  dann  das  mittelbare 
mit  den  Adverbien. 

(171)  Unter  den  Appositionen  kommen  zuerst  die  pränominaleti  Ad- 
jektive (§  4.  5,  6)  (das  possessive  nimmt  immer  die  erste  Stelle  ein),  dann 
die  starken  Adjektive  (1*2),  zuletzt  die  schwachen,  wobei  die  ursprüng- 
lichen den  Vorrang  vor  den  abgeleiteten  haben  (20  —  25,  87). 

(172)  In  den  Ausdrücken:  .-es  ist-,  -wo  ist«,  -es  ist  nicht«,  welche 
»buch  die  Formen  mttria,  pana.  m  u  kha  na .  pakhana ,  murihe.  paribe, 
tnukharibe,  pakharibe  kaflVisch  wiedergegeben  werden  (50).  ist  die  Wort- 
folge korrekt.  Nämlich  diese  Ausdrücke  kommen  an  erster  Stelle,  da  sie 
das  grammatikalische  Subjekt  (mti ,  pa,  ku)  in  sich  tragen  und  das 
logische  Subjekt  grammatisch  nur  ein  direktes  Objekt  ist. 

(17:*)  Wenn  man  irgend  einen  Satzteil ,  sei  es  das  Prädikat,  das  Ob- 
jekt, ein  Adverbium  usw.,  hervorheben  will,  so  wird  er  den  anderen 
vorausgeschickt  (200). 

$  40.  Fortsetzung.  Hauptsätze  mit  einem  Fürwort  zum  Subjekt 

(171)  Wo  die  erste  und  zweite  Person  gleich  im  Singular  oder  im 
Plural  das  Subjekt  bildet,  da  genügt  es  in  der  Regel,  bloß  das  schwache 
persönliche  Fürwort  (31)  mit  dem  Zeitwort  entsprechend  zu  verbinden. 
Dasselbe  gilt  von  den  Fürwortein,  welche  das  Objekt  bilden. 

Nyakoko  adaretca!  n  dibereke!  ndikaktipagari  (setze  dich  auf  mich! 
ich  werde  dir  dort  bezahlen).  —  Tembo  adayenda  kutsogoro,  adanna  mtmthv 
tnkuru  omu-f  akhatyora  vidi,  aeimea:  *Xandi  itee  sabteanyi  unityora  tnitii* 
usw.;  Guliti  adaretca:  »Tynra  (spalte)  mapiri  yentse.  Timutusire  kuti  a/e.» 
Tembo  adaretca:  •Sabicanyi  muniphika  phara  na  tnadzil  aciretca~Mtca*ayo 
mafutat*  —  -  Veno  ndiwe  Guliti,  omtee  teantrewa  teardhu.» 

(175)  In  denselben  Fällen  wird  aber  das  Fürwort  in  seiner  starken 
Form  hinzugefügt,  wenn  es  sich  um  Nachdruck  handelt  (198). 

Anmerkung.  Bei  besonders  aufgeregtem  Gefühl  wird  das  starke 
Fürwort  zweimal  gebraucht.  Guliti  adarewa:  »Nandi  hee/  sabicanyi  unityora 
mitii*  Cimunthu  eidatateira:  •  Xdinikicanisa  kutyora  miti,  sabva  ibzi  mb:a~ 
kiidya  bzanga?»  Guliti  adamtdateira:  »Sabteanyi  itee  uniiateira  iui  ukarii  .  .  .  . 
sabteanyi  unityora  mapirif  ine  ndiuati  kuona  phiri.»  Cimunthu  eidaretea: 
•  Vdacoka  kuponi  itee ,  komtee  ttnati  kuona  phirit*  Giditi  atlar:  •  Tzoho 
unifuna-nyi  itee  na  ine.'»  Cimunthu  eidatateira:  •  Ine  ndini/una  k u jH/rotca 
na  ur^. -  —  Xyasa  adaretca  kttna  sitro:  »Xamwari,  ine  ndintkagtca,  ndim- 
kafu,  tikatengc  mucini  uauyati,  tidzandimenye  nateo.»  Suro  adaretca :  »Xdint- 
funa  mateara»  ....  usw.  Mbidzi  adar:  »Jude,  ine  kufuira  kwa  m phara  ndmiri- 
yirira.  • 


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v.  d.  Mom:  Praktische  Grammatik  dor  Bantu -Sprache  von  Tete.  77 

Thika  adayenda  kuna  mphondoro  adar:  *Nditw!  (da  bin  ich!)  muandirr- 
tnera  mutumbe?»  Mphondoro  idar:  ^Sabusi-nyi  iwe  unikaputa  wenekaciro 
(Hausherr)?«  Thika  adar:  *nenenef  muttimbe!  ine  ndafuna  kugwa  ;  ndicitsamira 
kancere,  kacirira*.  —  Mwana  adar:  *Iwe  sindiw-e  mkuru,  omice  adatoma 
kurasa  nyati/* 

Munthu  adar:  *Imice!  tnbuzi  imvoe!  peno  sindimwe  mbuzi  zanyu,  ndi- 
dakvyttrani  na  peza  zinay.» 

(176)  In  der  dritten  Person  wird  das  iye,  ixco  selten  gebraucht. 
Das  schwache  Fürwort  genügt,  oder  man  wiederholt  das  Hauptwort;  da- 
gegen Öfter  das  iro.  iyo,  ico,  ibzo  usw.  Mphondoro  idamca:  'Ivo  watia 
mphamvu  kupom  i/e.-     Thika  adatawira:  -inde!  mufumbe!» 

Anmerkung.  1.  Wenn  man  in  der  dritten  Person  Singularis  spricht, 
ohne  daß  es  durch  ein  vorangehendes  Substantiv  determiniert  ist,  so  hat  das 
zu  bedeuten,  daß  es  sich  um  einen  Vorgesetzten,  —  um  jemand  handelt,  der 
Autorität  besitzt,  z.  B.  der  die  Missionsbuben  leitende  Missionar  ruft  einen 
Knaben,  der  damit  Beauftragte  sagt  dem  andern:  anicemera  (er  ruft). 

2.  Natürlich  aus  demselben  (»runde  ist  iye  (Kr)  simpliciter  nur  Gott 
der  Herr.  Wir  sehen  es  z.  B.  in  dem  Schwur:  caiye  (wahrlich)  —  cinthu 
ca  Murungu  (die  Sache  ist  so  wahr  wie  Kr,  d.  h.  Gott). 

(177)  Im  Imperativ  wird  in  der  zweiten  Person  Singularis  und  Pluralis 
kein  schwaches  noch  starkes  Fürwort  gebraucht  (das  -ni  von  der  zweiten 
Person  Pluralis  ist  mehr  als  Krgänzungspartikel  aufzufassen).  Im  Subjunktiv 
dagegen  kommt  in  der  Regel  nur  das  schwache  Fürwort  zur  Anwendung. 

(178)  Im  höflichen  Verkehr  wird  eine  Apostrophe  vorausgeschickt 
mit  einem  im  we  bei  älteren  Leuten  oder  Unbekannten;  iwe  bei  Unter- 
geordneten. Im  ersten  Fall  pflegt  man  noch  ein  Epitheton  hinzuzufügen, 
wie  muh/m  be,  mbuya  (Herr),  mkuru  (soviel  wie  Exzellenz),  ummbo  (Herrscher), 
sinyor!  doutor !  may  (bei  alten  Weibern  —  Mütterchen),  pay!  Im  letzten 
Fall  fügt  man  hinzu  den  Namen  i'iee,  .wro;  hre,  Znntr  ....  oder  /irr, 
ntmwari!  usw. 


§  4L  Die  Fragesätze  und  die  imperativen  8ätze. 

(179)  Das  Zeichen  einer  Frage  ist  in  der  Regel  das  -//////  Dadurch 
entstanden  jene  adjektiven.  fürwortlichen  oder  adverbialen  Fragewörter  wie 
-pnnih  mbanif,  niuyit,  kuponif,  -yanyi!  In  manchen  ist  das  phonetische  y 
ganz  verschwunden. 

An  das  Zeitwort  allein  angeheftet  kann  -»»/'•'  nur  bei  den  transitiven 
was?  (acc.)  bedeuten,  sonst  ist  es  einlach  ein  Zeichen  der  Frage. 

(1H0)  Das  Zeitwort  mit  dem  -nyii  kommt  in  der  Regel  an  erster 
Stelle  im  Satze  vor. 

Anmerkung.  1.  mbanit,  ninyi.',  tu/t/poni?,  mb;anyii  usw.  enthalten 
in  sich  die  Kopula,  folgen  also  auch  dieser  Regel. 

2.  Die  adjektiven  Fragewörter  folgen  dem  Zeitworte,  wenn  dies  das 
Subjekt  des  Adjektivs  enthält,  z.  B.  ndiue  yanit,  pana  cisuf,  cisu  canyii 


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78         v.  d.  Mohl:  Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tete. 

3.  sabwanyi  hat  immer  die  erste  Stelle;  die  übrigen  Wörter  mit  -nyi 
so  nah  nls  möglich  dem  Prädikat:  Sabwanyi  unidya  usua?  .  .  .  Tembo  adadza: 
nguponi  mucamu  uangu?  .  .  Wa/nakabusa  xcadar:  tatyorerana!  Tembo  adar: 
sabwanyi  mtcatyora  mucamu  uangu!  Nyati  icir:  uni/utia-nyi  surot  . .  .  mphara 
idar:  ninyi  xmi/xtna  fturo?  .  . .  nyankhalize  adar:  tonga  suro  bzomux  uni/una! 
Stiro  acirewa:  ndiknti  ndi/une-nyi!  (was?  sollte  ich  nicht  wollen?)  ...  Suro 
adayrnda  adabvundza  aciretca:  muna-nyi  umo?  ....  Mphrmdoro  idar:  mbani 
uakuputani  wabxcenzi!  munitipasa  mantha!  Thonde  idar:  mantlta  yanyi?  .... 
Nyarugice  idar:  Suro  wann  xcangu  ungavcaphe!  Suro  adar:  Arekere-nyi  (was 
sollte  wehren?)  ktipha!  .  .  .  Mamho  adar:  petto  ndimxce  muapha!  Nyu poni 
musoro  ukurxt!  adabvundza  (dann  finite  er)  mwanace,  acir:  Nditco  wopha  awa?1 
Mwanace  adataxcira:  nenene,  sinditco!  ....  Adaymda  kutia  mwamuna  adar: 
tabutaza  utsi  kttbucita  nkhata!  Mtcamuna  adar:  ni  mhuru-nyi  omwe  adacita 
banda  ra  mwara!  ....  Wenekaciro  adar:  ndhce  yoni  uri  umu?  ucxti  (sprich): 

nditie  karombo!  Kiri  kuponi  tupi  race!  wana  wadatawira:  riri?  ....  Sabua 

imwe  mukhara  kutuija,  ne  kutiringira  tumunya  ndidzacite  mankhxcara!  Sum  ada- 
taxcira: Peno  uni/una  ndexi-/aya!  l'ni/xinn  kuti  upumpse  im  ndiyende  mmui, 
xcanthu  wakandipere-nyi!  Nyakoko  adar:  kodi  iwe  suro?  nkhurewa  kxcanyi 
komwe-ko!  suro  adar:  tsono  ndikati  nditawire  -  n  y  i!  ....  Mtcana  idar:  mtmitha- 
wanyi  kodi! 

(181)  Es  ist  aber  das  nyi?  nicht  absolut  notwendig,  denn  es  kann 
ohne  dasselbe  ein  Fragesatz  bestehen;  nur  kommt  wie  in  den  Fragesätzen  mit 
nyii  das  Prädikat  auch  dann  in  der  Regel  am  Anfang  des  Satzes  vor,  z.B. 
Acibvundza  jxnnwe:  Ramara  ndipo  banda f  ....  Tembo  adar:  Nandi  rxce, 
sabwanyi  unimwa  madzi  yentsene?  lye  adar:  Ndikhamica  madzi  ngako?  Tembo 
adar:  Kodi!  nkhutatrira  (44)  ktcanyi  komwe-ko?  (25,  3)  peno  uni/una  ndeu? 

(182)  Nach  allgemeinen  Prinzipien  kommt  auch  in  den  Fragesätzen 
dasjenige  Glied  nach  vorn,  welches  hesonders  hervorgehoben  wird,  trotz 
der  oben  angeführten  Regeln,  z.  B.  Tsono  ine  ndinipagari-nyi  kutta  congice!  .  . . 
Utenda  bomwe-bo  mankwara  ninyi!  (statt  ninyi  mankxoara  ya  utenda!)  Suro 
adar:  Nandi  mutitmbe!  mundo  uno  ngwanu!  (ngwanu  mundu  unof)  Congxt* 
adar:   Babanu  uayenda  kuponi!  (uayenda  kuponi  babanu!) 

(183)  Wo  das  starke  Fürwort  vorkommt,  ist  seine  Stelle  am  Ende 
des  Fragesatzes:  TJdacoka  kuponi  iter!   Cintsomba  cidatawira:  ndixce  mbani  ixt* ! 

(184)  Das  Adverb  peno  fängt  oft  Fragesätze  an:  Fem  uni/una  ndru! 
(vielleicht  willst  du  streiten?). 

(185)  In  den  imperativen  Sätzen  kommt  meist  das  Zeitwort,  dann 
der  Vokativ  usw.  vor:  Nandi  mxinthu!  nati/endere  kxtndja!  Sxtro  adar:  Rewambo 
munthu  ! 

Anmerkung.  Der  Nachdruck  verlangt  auch  hier  eine  Ausnahme, 
z.  B.  Munthu!  tenga  nmpini  ua  phara  ;  uptte  nyakoko! 


1  Es  ist  dieses  ndiiro  und  xirtditro  zu  merken;  uro,  «tro  kommt  sehr 
selten  vor,  bloß  pleonnstisch  gebraucht,  wo  schon  das  schwnehe  Fürwort  vorkam. 
So  bei  anderen  Fürwörtern:  nditre  yani?  ndine  Zoaw ,  mbani  uakut*udzura?  ni 
munthu  mbodzil 


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v.  d.  Moml:  Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Toto. 


79 


(186)  Wenn  mehrere  Zeitwörter  einen  Befehl  enthalten,  so  steht 
nur  das  erste  im  Imperativ,  alle  folgenden  im  Suhjunktiv,  wie  im  letzten 
Beispiel:  ndokoni  mubnreke  mu  goa f  munidzaona  ndzoul  Trmbo  adar:  Rekani 
kutyora,  mudzandipatse  l  Congtce  adar:  pita  mu  nyumba,  uphe  emthu  ico! 

§  42.  Die  temporären  und  relativen  Nebensätze. 

(187)  Die  temporaren  Nebensätze,  welche  wir  mit:  als,  dann,  wann, 
da,  wo  usw.  anfangen,  druckt  der  Kaflfer  verschieden  aus. 

1.  Durch  pa  und  na  (138),  wobei  der  Nebensatz  gewöhnlich  vor 
dem  Hauptsätze  steht.  Manchmal  wird  ihm  das  gemeinschaftliche  Subjekt 
vorausgeschickt:  Pa  kuphika,  pa  kutira  mafuta ,  adadza  ciutsomba. 
Mphondoro  na  kuona  kukura  (Gestalt)  ktca  enngwr  adagojta.  Pa  kutoma 
(zuerst  —  anfangend)  zidaßka  zimbarame  eieipma.  Sirisiri  na  kupitn ,  adaru- 
mitca,  aci/a.  Na  kuona  ermyte? ,  kuti  dautor  uace  adafa ,  acicemrra.  — 
T/itka  na  kubva,  adathawa,  aeikauza  mphtmduro ,  acirnca  ....  Na  kulwa 
mphrmdtrro,  idarnca  .  .  .  Mbuzi  na  k ultra  mafara  aya ,  zentsene  zidaUnrirn, 
ziririra  .  .  .  Mauro  pa  kudya  adadza  mteana  na  mbuaya  uace.  Nyadziimre 
adayenda  kukaba  ndzama.  Surrt  akhadakhara  mu  mundo  mwace,  adaona  nya- 
dzimwe  na  kuba  (als  er  stahl;  besser  wäre  tri  mu  kuba). 

(188)  2.  Ohne  besondere  Parti  kel,  indem  entweder  der  Neben- 
satz als  Hauptsatz  an  das  andere  gereiht  ist,  oder  indem  durch  die  Hilfs- 
partikel  -khada-  sein  Zeitverhältnis  zum  Hauptsätze  bezeichnet  wird:  Siri.siri 
adayenda,  aeimanura  (und  nachdem  er  herunternahm)  nihaica  yace ,  aritnbu- 
ruka.  Suro  adar:  ndikhadayenda  (Fut.  exact.)  kukasamba,  nkani  kudya  nyemba. 
N*ato  acirewa:  ukhadafika  (nachdem)  pa  grrtnbe  pa  zigante ,  ukaretee  usw. 

(189)  Die  relativen  Sätze  werden  im  Iva  (frischen  durch  omwe 
(welcher,  der,  24) 1  oder  ohne  dasselbe  wiedergegeben.  Ks  scheint  mehr 
klassisch  zu  sein,  sich  ohne  omwe  auszudrücken. 

In  beiden  Fällen  ist  zu  unterscheiden,  ob  das  relative  Fürwort  als 
Subjekt,  als  Objekt  oder  als  ein  anderer  Redeteil  erscheint. 

(190)  Ist  es  ein  Subjekt,  dann  muß  das  -omwr  bzw.  das  Prädikat 
mit  dem  Hauptworte  übereinstimmen,  z.  B  suro  adaona  nyati,  ikhadya  (der 
Hasesah  ein  Zebu,  das  weidete).  Ntsiku  yomter  mifi  iyi  inidzaeoka  muropa, 
dziteani  kuti  nda/a. 

Anmerkung.  1.  Aus  dem  letzten  Beispiele  sehen  wir,  daß,  wenn 
das  Fürwort  weder  als  Objekt  noch  als  Subjekt  vorkommt,  es  u  ie  ein 
Subjekt  behandelt  wird. 

2.  Wenn  das  Substantiv  mit  einer  lokativen  Partikel  verbunden  ist, 
so  ist  das  ihm  entsprechende  relative  Fürwort  immer  ein  Subjekt  in  der 
lokativen  Form:  mwana  adafika  pa  musuo  pomvee  pakhana  mambo. 

(191)  Ist  es  ein  Objekt,  so  kann  es  einfach  mit  seinem  Substantiv 
nbereinstimmen  und  als  Objekt  bleiben,  z.B.  Guliti  adafa:  miti,  yomtrp 

1  Zu  unterscheiden  von  -omwe  (derselbe,  dieser);  tra!  ni  nthawa  yomuv-yi! 
inde!  mangwana  ndidzaciU  -  mbo  bzomux-bzi. 


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80  v.  n.  Mohl:  Praktische  Grammatik  dor  Bantu -Sprache  von  Tete. 

adazika  (Guliti),  idacoka  muropa.  Oder  es  wird  grammatisch  zum  Subjekt, 
z.  B.  Mu  nimunda  mica  suro  ziUtkota  (nycmba).  Nyadzimwc  ne  kttmera  ziruingo 
zomuze  zidabzara  .«uro.1 

Anmerkung.  Ist  in  letzterem  Fall  das  Subjekt  ein  persönliches  Für- 
wort in  der  ei  sten  oder  zweiten  Person,  so  wird  die  starke  Form  gebraucht. 
Hier  wäre  zomtee  zidabzara  (ine,  iter,  imtee,  i/e)  zu  nennen.  In  der  dritten 
Person  haben  wir,  obwohl  sehr  selten,  die  verkürzte  Form  als  Suffix  (29,  4.) 
zomtet >  zidabzara- yr  (zidabzara -zo)  usw. 

(192)  1.  Oft  wird  in  allen  diesen  Füllen  das  Antezedens.  d.  h.  das  Sub- 
stantiv, ausgelassen  lizomtee  tinirnca  umhaiile,  z.  B.  (fehlt  bzinihu).* 

2.  Oder  im  Gegenteil  wird  das  Substantiv  wiederholt,  z.  B.  Sabteanyi 
muatyora  mucamu  uariyu ,  mite  am  u  adandipasa  Tembo  m' kurvt 

3.  Eine  spezielle  Art  von  relativen  Ausdrücken  ist  z.  B.  adaona 
nyanmgumi  ari  mit  kudza  (48,  1).  Sie  ist  mit  kuona  in  der  Regel  an- 
zuwenden, sonst  selten. 

4.  Der  relative  Satz  muß  seinem  Substantiv  unmittelbar  nachfolgen, 
wobei  man  Atatand  nimmt  von  den  allgemeinen  Kegeln  der  Nachfolge, 
z.  B.  A.iara  suro  (nicht  suro  asara),  uasaya  manyanga.  Ona  muara,  vnidza. 
Mbuzi  zidabara  ttsiponii  (welche  sind  die  Ziegen,  die?). 

").  Wenn  der  relative  Satz  mit  der  ersten  oder  zweiten  Person 
verbunden  ist,  so  kann  sein  Zeitwort  entweder  in  der  dritten  Person 
stehen  oder  mit  dem  Antezedens  übereinstimmen,  z.  B.  Udarodza  mfuti  yangu 
shcr'i  oder  adarodza  mfuti  yanga  siwe?  ndiue  ndinimanya  süro  oder  ndine  (ich 
bin  es,  welcher)  animanga  suro. 

$  43.  Die  kausalen ,  finalen ,  konditionalen  und  unabhängigen  Sätae. 

(193)  Mnn  kann  einem  Satze  den  k  au salen  Charakter  geben ,  indem 
man  ganz  einfach  etwas  affirmiett,  Guliti  adabvundza:  sabteanyi  unidya  usual 
Cinmuthu  adamutaxcira ,  ndireke  kudya  ustca  (weil),  mbzakudya  bzangn. 

(194)  Oder  indem  man  an  die  Spitze  des  Satzes  sabiea  oder  tang- 
teira  (mit  einem  lnGnitiv)  setzt,  z.  B.:  sabteanyi  unityora  miti?  cinmuthu  adami- 
tauira:  ndinikteanisa  kutyora  miti?  sabiea  ibzi  mbzakudya  bzangtt.  Mteana 
adareica:  May!  phani  nkhuku  ya  pa  mazay ;  mupase  suro,  adye :  sabwa  ni 

1   In  Sena  wird  hauptsächlich  diese  Form  gebraucht.     In  Tct«  dagegen 

«.fiten,  7..  B.  ndiptiMf  enuta  aniya  ,  cidakirata  tire.  Muanako  adaphti  inr.  Kytta  yanya 
iit'ij'unu  iyr  (inafuna  -  yr),  Pinmbo  pidnxaka  •  ico.  —  Ndione  manu  ako  anamara 
na  itre  irnntlm  ;  nyaiim  zinapha  mamunanga  uyu  zinu  minyrndo  mitatu ;  aymda 
ntiyr  kurnc  ko .  kunakhara  iye ;  kont<enrko  kitknfamho-  tro  iripo  nkhammu.  —  Ks 
wird  auch  hier  oft  das  Substantiv  ausgelassen :  aona  pinatlyr-ye  (pinthu,  pinadye-y); 
pufafiku-yr  (als  er  ankam)/  longani  pinafuna  inner;  kuymde-ye  tiri  pabodzi;  ndi- 
ptuigmi  ku<l.ru/e-yr;  mlinafuna  kucita  mbetr  kunakhara  ine;  ödahnga  itntrt,  si  etneet* 
kiiihimtirti  (dort,  wo)  itrr  kapha  trandzatu ,  /to  ndttkuphn. 

*  Hierher  gehören  eigentlich  grammatikalisch  viele  Au*drileke  mit  der  variablen 
Kopula,  so  z.  B.  minima  mbaui'f  (wer  ist  dieser,  welcher  gesprochen  hat?).  mf>am 
uanrliftcra  mono  (wer  ist  der,  welcher  mich  hier  bestohlen  hat?),  cinidza  m'nyif  (was 
ist,  das  kommt?). 


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v.  ii.  Moni.:  Praktische  (•ramiiintik  Her  Bantu  -  Sprache  von  Tete. 


81 


xarmeari  ua  pay.  Nyakoko  idayenda  fat  mm  faeace,  akha/una  fatfa  tangwi  ral 
fcitjtaya  munyu. 

(195)  Die  finalen  Sätze  druckt  man  aus: 

1.  Durch  kuti  mit  dem  Subjunktiv,  z.B.  Guliti  adasiya  Cityoramapiri, 
kuti  aphike  nyama  .  .  .  Tacita  kukuuza,  kuti  tijiase. 

2.  Durch  die  Hilfspartikel  -ka-  mit  dem  .Subjunktiv:  Ndiniftma 
mateara'.  tiiaicari  ndikapase  nyati;  nyati  ikandipase  mucira;  mucira  ndika- 
mittyexe  xamwari  uangu  nyasa. 

3.  Durch  den  Infinitiv  mit  der  Hilfspartikel  -ka-:  Munthu  adayenda 
kitkayura  nkhuktt.   Adayenda  kukamanga  nyumba  eipande  cinango. 

4.  Durch  die  possessive  Form  :  Mwana  akharibe  mpamvu,  zakunya- 
mura  dipa  (um  den  Wurfpfeil  zu  tragen). 

Anmerkung.  Man  kann  auch  die  Fi  na  Ii  tat  des  Satzes  umschreiben 
durch  das  Futurum  ukatenge  mucira  ua  nyati,  udzandimenye  nawo  oder  anders, 
wie  thika  adayenda,  aka/una  kitphata  kancere  kabodzi. 

(196)  Die  konditionalen  (Bedingung*-)  Satze. 

Der  Ante/.edens  steht  in  der  Regel  an  erster  Stelle  und  wird  gebildet: 

1.  Durch  peno  mit  dem  Indikativ  (auch  ipo). 

2.  Durch  die  Hilfspartikel  -ka-,  auch  mit  dem  Indikativ. 

Der  Kons  equ  ens  (Nachsatz)  ist  verschieden,  je  nachdem  er  be  st  i  mint 
oder  unbestimmt  ist. 

Ist  er  bestimmt,  so  steht  er  je  nachdem  im  Indikativ,  Subjunktiv 
«der  Imperativ.  Wo  im  Vordersatze  -ka-  vorkommt,  bekommt  er  auch 
gewöhnlich  ein  -ka-. 

Ist  er  unbestimmt,  so  bekommt  er  -nga-  mit  dem  Subjunktiv. 

Peno  anifuna  kuporowa  na  ine,  tiporowe.  Ipo  congwe  anidza  udzakaphate. 
Peno  anidza,  anidzapedwa.  Peno  imwe  muandipkota  m'cira  ndini/a.  Peno 
cirombo  cinidza ,  mucirase. 

Xamtcari,  ine  ndikaytca  ndika/a.  Sum  mbodzi  akhari  uakucettjtra, 
adakumbuka,  kuti:  nyemba-zi,  tikadyera  pabodzi  sindinikwanisa  kukhuta.  Pitio 
tinidzapikixana ,  ungakhare  mukuru  ndiwef 

(197)  Die  abhängigen  Sätze.  Wir  können  sie  ausdrücken: 

1.  Durch  kuti  und  den  Indikativ:  Mamace  adadznea,  kuti  Guliti 
ua/a.  M'kazi  ua  mphondoro  adadza.  aeipha  thika,  romtee  ridapumpsa  mtea- 
rnuna  uace,  kuti  aphedwa  .  .  .  Suro  adayenda,  adaona ,  kuti  adacosa  khanda. 

Anmerkung.  Die  direkten  Reden  werden  entweder  ohne  Vermittlung 
nach  dem  Worte  »gesagt«  angeführt  oder  vermittels  kuti.  Suro  mbodzi  ada- 
kumbuka,  kuti:  nyemba-zi ,  tikadyera  pabodzi,  sindinikteanisa  fatkhuta. 

2.  Einfach  durch  den  Infinitiv,  besonders  nach  den  Verba  sentiendi. 
Suro/  itee  uandiona  kudwara  kuno;  ndipo  tingaporotte  na  itee  na  ine?  .  .  . 
Mttnthu  akhana  cidzumo  kwene  kicene  na  kvona  miti  kuima  .  .  .  Thika  na 
kabva  ndowe  kukoma  (findend,  daß  Mist  gut  ist)  adarewa  na  ukari.  —  Wa- 
dabva  wanthu  u>a  kumui  kambar  a  me  kuimba. 


1  tangwi  ist  ein  Substantiv  und  wird  auch  als  adverbiale  Präposition  gebraucht. 
Tang  wir  a  iwe  ntsiku  zentte  tinikhara  na  ndjara.    Tangwi  ra  kufuira,  ndipo  tinigopa. 

Mitt.  d-  Srm.  f.  Orient  Sprachen.    1901.    III.  Abt  C 


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82 


v.  d.  Muhl:  Praktische  Grammatik  der  Bant u -Sprache  von  Tete. 


§  44.   Die  kaffrischen  Idiotismen:  Pleonasmus,  Assimilation,  Emphasis  und 

einige  andere  Eigentümlichkeiten. 

(198)  Die  pleonastisehe  Wiederholung  ist  bei  den  KafTeni  sehr  beliebt. 

1.  Wir  haben  schon  (175)  darüber  gesprochen  in  beziig  auf  die  Für- 
wörter. Tsotu)  ndiJcati  ndiiatdre  nyiT!  Peno  xmifnna  ndeuz  bteera,  tiporvtrt. 
Ndzou  idaretea:  tinimtea  na  m'makiitu,  -na  m' mak utu }  ndife  teamuna  tea- 
kttru  tcaknru,  Nandi  imtte!  ndibzo  bzomve  mwacita  ibzif  teakoro  wadataxcira: 
ndibzo  bzomtce  tacita  ....  Imice!  mutumbe  imtte  f  .  .  .  Ndokoni!  mukaone! 
im icc  munisaya  kuuza  koso  na  congtee ,  sabtea  aico  nditco  teanikhara  m'mm.1 

2.  Das  Subjekt  und  das  Prädikat  (die  Wurzel)  werden  oft  emphatisch 
wiederholt,  z.  B.  Wandzace  teakari  pandja,  matika  teandzace.  —  Sabtcanyi 
munirewaretca  rnu  nyumba-mo?  .  .  Kamincaya  kadatoma  kurira,  kacirnbaimlja 
eimbo  cacc  ....  Mbare  uacc  aribe  kubva  aeimbaimba  adaona  nsaicawa  vfo- 
kurakura. 

3.  Manchmal  wiederholt  der  Kaffer  auch  einen  ganzen  Sat/.:  ydztM 
zokhazokha  zidacita  nyumba  ikuruf  zidakhara  titsiku  zentsene  na  bzirt/mbo 
bzinango;  zik hakhara  momtee-mo  jtabodzi  na  ndzou  ....  Wakatnbo  icango- 
nongonomtee,  muribe  ne  thupi,  kathupi  kari  meibade  .  .  .  Suro  idayenda,  nsendzi 
idaytmda,  rncenga  —  mbo  aciyenda  —  mbo  ....  Kost  adathaxca  na  bzenttene 
bzakubvara  bzidathateambo. 

Anmerkung,  na  bzirombo  bzinango  und  bzentsene  bzakubcara  ge- 
hören zu  zwei  Sätzen,  die  sie  zu  einem  machen. 

4.  Von  dem  wiederholten  -mbo  (156)  und  -ka-  in  den  Bedingungs- 
sätzen (196)  war  schon  die  Rede. 

(199)  Die  Assimilation  ist  sozusagen  die  Basis  der  kaffrischen 
Sprache.  Auf  ihr  gründet  sich  die  ganze  Klassenbildung,  besonders  die  der 
lokativen  Klassen.  —  In  den  relativen  Sätzen  haben  wir  sie  auch  liemerkt, 
z.  B.  Kckani  fateita  bzomtcc  bzacita  sttro  (uacita  suro)  .  .  .  Btradwa  bteatu 
tnino  bunimtea  teanyakukteira  mdzuru  .  .  .  Kodi  ukhatateira  ktcanyi  kfjmtr+ko? 
(was  ist  das  fflr  eine  Antwort),  Adakhara  munthu  pa  gombe,  pakhana  (statt 
u-akhana)  mtmnkhu  ukiiru. 

(200)  Eine  emphatische  Wendung  der  Kaffern  bildet  die  Stellung 
am  Anfang  des  Satzes  desjenigen  Wortes  (oder  Satzes),  welches  man  hervor- 
heben will,  so  z.  B.  das  Subjekt:  Uyu  ndiye  uapha  nyanmgumi  .  .  .  T*o*w 
mankhwara  ya  utenda  ninyi?  (also  das  Heilmittel  der  Krankheit:  was  ist 
das?),  Omtce  anifuna  kuroora  mteana-yu,  akacite  banda  ra  mteara  (welcher  das 
Mädchen  heiraten  will  —  er  tue  den  steinernen  Morser),  Uadza  na  kutptt. 
ndhre  (kamst  mit  der  Schuld  —  du  bist  es),  utenda  bomxee-bo  mankhwara 
ninyit  itee,  sindiae  mukuru,  omtce  adatoma  kiirasa  nyati;  uyu  sindiye  uact- 
teiri,  omtce  adarasa  mbidzi. 


1  Eine  besondere  Bedeutung  hat  der  pleonastische  Ausdruck  uace,  uacr  ;  yace 
yacr;  eace  cacc  usw.  bekommen,  z.  B.  Suro  atlayeiula;  teenttene  teadayenda  ntbuto 
yace  yace  (d.  h.  jeder  an  seinen  Platz). 


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v.  ü.  Mom.:  I'rakfisclio  Graiiiniatik  der  Bantu -Sprache  von  Tote.  83 

(20 1)  Verschiedene  idiotische  Wendungen: 

1.  Ndinibva  tnbidzi,  kuti  sttro  art  pa  ndjira,  anipha  wanthu.  —  Suro 
adaretca:  ndine!  inde!  ndinibvekera  mbiri  pa  ndjira  pano  {ndinibvekera  von 
kitbveka  (ich  höre  mich);  die  dative  Form  wegen  mbiri  (Ehre)  -  ich  höre 
mich  mit  Ehre  (erwähnt)  auf  den  Straßen). 

2.  Kamvcana  kako-ka  kang'onotigotto  ndinikwanim  kupha  tutatu,  ne  ku- 
dziteika  (ohne  daß  ich  es  merke),  kuti  ndapha. 

3.  Maka  mwana  ua  mphondoro  ndine  ndapha  mbodzi,  nxnga  ndapha  tratta 
wako-tea  teentsene-wa  na  imtee  mamawo  (einen  kleinen  Löwen  zu  töten  ist 
doch  mehr,  als  dich,  Mutter  (Ratte),  und  deine  drei  Kleinen). 

4.  Ne  imtee  mutumbe  mungakathatee  muciyenda  (auch  sie,  mein  Herr, 
wären  vielleicht  geflüchtet,  wenn). 

5.  Ndidacoka  mu  nyumba,  ich  ging  hinaus  (d.  h.  aus  dem  Innern  des 
Hauses),  Sabtca  imtee  mukhara  kundja,  weil  du  draußen  hist  (solltest  du 
mir  Salz  verschaffen),  ne  kutiringira  tumum»  (und  nicht  suchen  etwas 
Salz),  ndidzacite  mankhicara  (damit  ich  mir  ineine  Medizin  bereite). 

(202)  1.  Es  ist  eine  gewisse  Schwierigkeit,  den  Begriff:  müssen, 
sollen,  verpachtet  sein  kaffrisch  auszudrücken.  P.  Courtois  gebraucht 
dafür  die  Ililfspartikel  -mba-,  aber  ohne  Grund  (109).  Dagegen  scheint, 
daß  sich  die  Raffern  des  ku/una  dazu  bedienen,  z.  B.  Tsono  ticite  nkhata 
yanyi!  Mtcamuna  adaretca,  ine  ndini/una  nkhata  ya  ulti  (ich  muß  haben) 

 Im  ndmißina  (ich  brauche),  munyu ,  ndiyo  mankhicara.  —  Nyakoko 

akhafuna  (mußte)  ku/a  sterben. 

2.  »Niemals«  kann  durch  si  und  kteanisa  ausgedrückt  werden:  ine 
xittdinikteanüta  kucita  Jcuuxnva  (niemals  kann  ich  dir  schaden). 

3.  Oft  wird  die  neunte  Klasse  als  unbestimmte  Form  gebraucht,  wenn 
dabei  ein  Lokalverhältnis  vorkommt,  z.  B.  mauro  kudadoka  (am  Abend  wurde 
es  finster),  mangwana  kudacena  (am  Morgen  fing  es  an,  zu  dämmern). 

4.  Bemerkenswert  sind  verschiedene  Ausdrücke  fur:  gehen,  kommen  usw. 
kudza  —  kommen,  venir, 

kiiyenda  —  gehen,  aller, 

kufika  —  ankommen,  arriver,  z.  B.  zulaßka  ntJtika  zitantatu  (nach  sechs 
Tagen  oder  den  siebenten  Tag), 

hibteera  —  ankommen  —  zu  jemand  gehen,  z.  B.  bteera  kuno 
(komm,  hier), 

kubwerera  —  zurückkommen, 

ku/amba  —  gehen,  marcher, 

ndokol  (geh!),  ndokonit  («cht!). 


84 


v.  u.  Mom.:  Praktische  Grammatik  der  Bantu -Sprache  von  Tete. 


Anhang. 

I».  Ton  end  klassifiziert  die  kaffrischen  taute  wie  folgt: 

1.    Ks  scheint,  sagt  er,  daß  das  Alphabet  der  Unter- Sambesi -Sprache 

im  Tete- Dialekt  fünf  Vokale:  a,  e,  i,  o,  ti,  und  67  Konsonanten  besitzt, 

und  zwar: 


Ohne  ir  oder  y 

Mit  w 

Mit  y 

1 

- 
— 

t  1 
-o  ^ 

i) 

-  i£ 

r_  r. 

v. 

OS 

V 

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— 

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l    i  {  Dentale  .... 

H  s- 

'(0 

<I  ' 

1 

ii,/ 

f/,r 

fuitr 

h 

,„ 

Utk 

fite 

— 

— 

— 

-f          ;  Palatale  .... 

Uli) 

— 

— 

— 

c    1  t  \ 

Ü    J  -S    '  Dentale  .... 
«/.SN 

—  nrfz 

- 

"Mi  l>»W"k  

B 

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nihr 

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| 

[,,ihio  -  Dentale 

mfi: 

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nkh 

*«■ 

ktrh 

nktrh 

~  l    ~   ■'  Dentale  .... 

5  \  -  / 

t  th 

v(Ji 

uttrh 

|    |  -  f  Uliio-  Dentale 
\  ..  

V 

pl, 

tnpli 

pir 

ptrh 

utpvrh 

j=  \       i  Palatale  .... 

•■fi[k\r) 

/n/l 

X   i  ±   l  Dentale  .... 

1 

A 

/• 

nt-yfi 

»/«rrA 

'~  f     =    j  Labiale  

/ 

r? 

„ipf 

=  f 

Lahm  -  Dentale 

r 

- 

- 

- 

- 

- 

2.  Obwohl  die  Laute  my,  6y,  /»y » /y . /V,  rec  und  /y  in  anderen 
Dialekten  vorkommen,  trifft  man  sie  nicht  im  Tete.  Dagegen  zeigt  sich  dort 
statt  py  und/y  mit  Vorliebe  bz  und  ps;  statt  my-mmy  (mmyendo  —  miyendo)'. 
statt  fu  —  f  (kn/a  =  At/wa);  statt  rM  stent  manchmal  r,  manchmal  rfir; 
zuletzt  statt  /y  steht  rfy. 

3.  Die  doppelten  oder  verstärkten  Konsonanten ,  wie  kh ,  <A ,  /jä  ,  cA, 
nA-Ä,  n<A  usw.  sind  aspiriert,  weshalb  sie  h  als  Zeichen  bekommen.  Di« 


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v.  d.  Mohl:  Praktische  Grammatik  der  Bantu  -  Sprache  von  Tete.  85 

A  kann  ausgelassen  werden,  wo  der  Laut  immer  aspiriert  ist,  wie 
z.  B.  in  den  nasalisierten  k,  f,  to,  p,  wie  nfc(A),  nt(h),  mp[h),  nhc(h), 
ntic(h)  und  /y(A).  In  Fällen ,  in  denen  nach  diesen  Lauten  y  oder  w 
steht,  wird  aspiriert  nach  denselben,  wie  ty{h)ora  (brich),  ntstc(h)aya  (flie- 
gende Ameise). 

4.  Im  Tete -Dialekt  ist  der  Übergang  von  einem  weichen  Laut  in 
einen  harten,  wie  p  in  tc,  höchst  selten.  Ein  evidentes  Beispiel  darin 
liefert  piri  (zwei)  und  -tciri  (der  Zweite).  Im  Gegenteil,  der  Übergang 
von  weichen  zu  weichen  und  vein  harten  zu  harten  kommt  oft  vor,  z.  B. 
inasamba  (Lsarnba) ,  mazay  {dzay)  usw. 

5.  n  wird  zu  m  vor  b ,  p ,  r,  f. 

6.  In  den  Präfixen  mit  »  fällt  dieses  vor  einem  Vokal  aus;  in  den 
Präfixen  mit  a  fällt  dieses  aus  vor  einem  Vokal  oder  wird  zusammenge- 
zogen (mit  a);  in  den  Präfixen  mit  t  und  u  wird  vor  einem  Vokal  y  und  u> 
gebraucht. 

Um  diese  Regel  richtig  anzuwenden ,  muß  man  für  den  Tete  -  Dialekt 
bemerken,  daß  sämtliche  verbale  Wurzeln  entweder  mit  einem  Konso- 
nanten oder  mit  einem  kaum  bemerkbaren  und  schwach  aspirierten  y  oder  w 
anfangen.  Deshalb  sagt  man  kuipa  (schlecht  sein,  besser  kuyijx*),  kuyerida 
(geheu),  kwcona  (sehen).  Jedes  von  diesen  Wörtern  besteht  aus  drei 
Silben. 


8G 


Zur  Eroberung  der  Stadt  Ghat  durch  die  Türken. 


Von  den  politischen  Gebilden  größeren  Stiles,  die  die  scheinbar  so  ude 
Sahara  in  reicher  Fülle  hervorgebracht  hat,  ist  eine  der  bedeutendsten 
die  Stadt  Ghat,  die  heute  den  südwestlichsten  Zipfel  des  türkischen  VilajeLs 
Tripolitanien  bildet.  Ob,  wie  Duveyrier1  wahrscheinlich  zu  inachen 
sucht,  das  heutige  Ghat  in  dein  romischen  Rapsa  schon  einen  Vorläufer 
gehabt  hat,  soll  uns  hier  nicht  beschäftigen;  sicher  ist,  daß  die  Stadt  in 
den  ersten  sechs  Jahrhunderten  des  Islams  nicht  existiert  hat  Die  arabischen 
Historiker  und  Geographen,  die  uns  so  reichhaltige  Nachrichten  über  Nord- 
afrika bis  zu  viel  südlicheren  Gegenden  bringen,  schweigen  sich  über  Ghat 
völlig  aus,  und  selbst  in  dem  geographischen  Wörterbuche  des  Jäcjüt 
(gest. 626/1 229),  das  doch  die  unmittelbar  benachbarten  Orte,  wie  Ghadäuies 
und  Zawila,  eingehend  beschreibt,  wird  Ghat  mit  keiner  Silbe  erwähnt. 
Die  früheste  Erwähnung  der  Stadt  findet  sich  bei  dem  berühmten  Reisenden 
Ihn  Batüta  (gest.  779/1377),  der  uns  in  seiner  Rihla»  erzählt,  daß  seine 
Karawane  auf  der  Rückkehr  vom  Sudan  zu  dem  Orte  gekommen  sei,  -wo  sich 
trennen  der  Weg  nach  Ghat,  der  nach  Ägypten  führt,  und  der  Weg  nach 
Tuät«.  Danach  ist  die  Angabe  Nachtigal's,  der  die  Stadt  «vor  mehr  als 
vier  Jahrhunderten«  gegründet  sein  läßt9,  dahin  zu  präzisieren,  daß  Ghat 
schon  vor  mehr  als  fünf  Jahrhunderten  ein  für  den  Handel  Nordafrikas 
wichtiger  Platz  war,  seine  Gründung  also  noch  in  eine  frühere  Zeit  hinauf- 
gerückt werden  muß. 

Ihre  Entstehung  verdankt  die  Stadt,  wie  ja  auch  die  unter  ähnlichen 
Verhältnissen  entstandenen  Wüstenstädte  Timbuktu,  Takedda,  Tade- 
mekket  u.a.,  den  kommerziellen  Bedürfnissen  der  Tuareg,  und  sie  mag 
wohl  auch  in  der  ersten  Zeit  ihres  Bestehens  eine  rein  berberische  Bevöl- 


1  Les  Touareg  du  Nord,  p.267.    (Exploration  du  Sahara  I,  Paris  1864.) 


scheinlich  der  heutige  »Brunnen  Asiu-,  von  wo  sich  die  eine  Straße  nordwestlich 
über  Ideles  nach  Tuat,  die  andere  nordöstlich  über  Falesaelcs  nach  Ghat 
altzweigt. 

5  Verhandlungen  der  Gesellschaft  lur  Erdkunde  zu  Berlin  IV,  8ö  Milte. 


Von  Julius  Lippekt. 


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Lipwrt:  Zur  Eroberung  der  Sudt  Ghat  durch  die  Türken.  87 


kemng  gehabt  haben.1  Die  Wichtigkeit  des  Ortes  als  Zwischenstation  des 
Karawanenhandels  zwischen  Nordnfrika  und  dem  .Sudan  macht  es  aber  be- 
greiflich, daß  sich  bald  Fremde  in  großer  Anzahl  in  der  Stadt  niederließen, 
und  daß  durch  die  unvermeidlichen  Mischehen  sich  eine  Bevölkerung  her- 
ausbildete, die  zu  fast  gleichen  Teilen  aus  arabischen,  berberischen  und  su- 
danischen Klementen  gemischt  ist.*  Wie  alle  diese  Siedlungen  der  Wüste 
hatte  auch  Ghat  sein  eigenes  Stadtregiment,  das  dem  Volkscharakter  ent- 
sprechend ein  sehr  patriarchalisches  war  und  der  persönlichen  Freiheit  des 
Einzelnen  den  weitesten  Spielraum  gewährte.*  Doch  wie  in  Timbuktu  und 
den  anderen  genannten  Städten  galten  auch  in  Ghat  als  die  eigentlichen 
Oberherren  die  Scheiche  derjenigen  Tuaregabteilungen ,  die  entweder  bei 
der  Gründung  der  Stadt  beteiligt  waren  oder  im  Laufe  der  Zeit  die  Herr- 
schaft in  den  benachbarten  Gebieten  erlangt  hatten.4  Wie  bei  Timbuktu 
die  Auelimmiden,  waren  es  bei  Ghat  die  Azgar,  die  im  letzten  Grunde 
die  Geschicke  dieser  Städte  bestimmten.» 

1  Barth,  Reisen  und  Entdeckungen  I,  257  nennt  als  die  ursprünglichen  Be- 
wohner Ghats  die  Kel-Tellck  und  die  Makamümmasen ;  Duveyrier,  Les  Touareg  du 
Nord,  p.  2G7  führt  noch  die  lhadjenen,  Kel-Rhaka  und  Kel-Tarat  hinzu.  «Kel* 
bedeutet  im  BerherLschen  «Leute  von»,  -Volk  von*  und  scheint  besonders  zur  Be- 
zeichnung der  festen  Ansiedler  im  Gegensatz  zu  den  Nomaden  gebraucht  zu  werden. 

3  Zu  bedauern  ist,  daß  die  Forschungsreisenden,  die  Ghat  besucht  haben, 
uns  nichts  Genaueres  über  die  Sprache  der  Stadt  mitteilen.  Nach  meinen  Erkundi- 
gungen sollen  Berberisch  und  Haussai&ch  in  gleicher  Weise  gesprochen,  letzteres  aber 
im  täglichen  Leben  bevorzugt  werden.  Dazu  würde  passen,  was  Barth  (Reisen  und 
Entdeckungen  I,  256)  über  den  Gebrauch  von  «babo«  sagt.  Richardson's  (Travels 
in  the  Great  Desert  of  Sahara  II,  37  und  52)  «bago*  ist  aber  nicht  «original  Housa-, 
sondern  Kanuri.  Die  Gebildeten  sprechen  natürlich  auch  Arabisch,  vgl.  Richard- 
son a.a.O.  II,  8  «Mä-tähätsh*,  II,  44  «Ma  naraf-  u.a.  Duveyrier,  les  Toua- 
reg du  Nord,  p.  272  sagt:  «La  langue  de  Rhät,  quoique  parente  de  celle  des 
Touareg,  constitue  cependant  un  dialect  ä  part.* 

3  Vgl.  Richardson,  Travels  in  the  Great  Desert  II,  30:  «All  men  are  in- 
deed equal  here,  as  saith  the  Governor.  There  seems  to  be  no  ruling  authority, 
and  every  one  does  what  is  right  in  his  own  eyes. ;  ferner  Richardson,  Narrative 
of  a  Mission  to  Central  Africa  I,  1(59,  wo  wir  «Ghat  is  a  country  of  Sheikhs-, 
-Glint  has  thirty  Sultans«  als  Äußerungen  von  Ghatcnscr  Honoratioren  finden. 

4  Vgl.  Richardson,  Narrative  of  a  Mission  to  Central  Africa  I,  160:  «Haj 
Ahmed,  the  governor,  ...  is  a  marabout,  or  saint,  but  is  looked  up  to  by  the  people 
for  the  settlement  of  all  municipal  concerns  .  .  .  But  the  political  authority  of  the 
country  resides  entirely  in  the  hands  of  the  Azgher  Tuaricks«.  Derselbe,  Travels 
in  the  Great  Desert  of  Sahara  II,  20:  I  asked  some  of  the  Ghatee  people,  who 
was  their  Sultan?  They  replied:  «Haj  Ahmed;  Shafou  (der  Scheich  der  Azgar]  is 
not  our  Sultan.«  The  Touaricks,  however,  have  absolute  control  overall  affairs  .  .  . 
Barth,  Reisen  und  Entdeckungen  I,  239:  «Seine  [Hägg  Ahraad's]  Stellung  als  Ober- 
herr von  Rhät  in  Beziehung  zu  und  gewissermaßen  in  Opposition  gegen  die  Tuareg- 
häuptlinge  ist  ohne  Zweifel  eine  höchst  eigentümliche  und  macht  einen  Aufwand  von 
Gewandtheit,  Vorsicht  und  Geduld  höchst  nötig.« 

6  Die  Tuareg  (arab.  sing.  ^Jj^S),  die  Nomaden  dor  westlichen 

Hälfte  der  Sahara,  teilen  sich  heute  in  vier  große  Gruppen  mit  zahllosen  Unterabteilun- 


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88 


Lippibt:  Zur  Eroberung  der  Stadt  Ghat  durch  die  Türken. 


So  blieben  diese  Städte  unter  wechselvollen  Schicksalen  im  Innern 
Jahrhunderte  hindurch  als  unabhängige  Gemeinwesen  bestehen ,  bis  von  außen 
her  ihrer  Selbständigkeit  ein  gewaltsames  Ende  bereitet  wurde.  Wie  im 
Jahre  1895  Timbuktu  der  französischen  Herrschaft  einverleibt  wurde,  so 
schon  20  Jahre  früher  unser  Ghat  der  türkischen. 

Wie  sich  die  türkische  Intervention  vorbereitete,  lernen  wir  durch 
den  Bericht  Duveyrier's1,  der  etwa  zehn  Jahre  vor  der  Okkupation  Ghat 
besucht  hatte,  wie  sie  sich  vollzog,  durch  den  Bericht  E.  von  Barv's* 
kennen,  der  einige  Jahre  nach  diesem  Ereignisnach  Ghat  gekommen  war. 

Es  ist  nun  interessant  zu  sehen,  wie  die  Angaben  dieser  beiden  For- 
scher in  allen  wesentlichen  Punkten  ihre  Bestätigung  finden  in  einem  Be- 
richt über  diese  Vorgänge,  den  mir  im  Jahre  1897  Muhammad  Basir 
al-Gäti,  von  1898  — 1901  Lektor  der  Haussasprache  am  Seminar  für  orien- 
talische Sprachen",  auf  meinen  Wunsch  niedergeschrieben  hat.  Kr  Aar  um 
so  mehr  dazu  imstande,  als  er  selbst,  wie  sein  Beiname  besagt,  lanpe  Jahre 
in  Ghat  gelebt  und  die  hier  auftretenden  Persönlichkeiten  von  Angesicht 
gekannt  hat.  Da  sich  in  diesem  Berichte  auch  sonst  Einzelheiten  und  Namen 
finden,  die  die  bisherigen  Nachrichten  nicht  bieten,  so  habe  ich  es  für  zweck- 
mäßig erachtet,  den  Bericht  im  Nachstellenden  zu  publizieren. 

gen.  Ihrer  geographischen  Lage  nach  unterscheidet  man  diese  vier  Gruppen  in  die  nörd- 
lichen Tuareg,  zu  denen  die  Azgar  arab.  (jlijl,  ijUjl),  die  westlich  von  Ghat 

wohnen,  und  die  Haggär  oder  Hoggär  (arab.  .  die  wieder  west- 

lich von  den  Azgar  im  Zentrum  des  nach  ihnen  benannten  Gebirgsstockes  ihre  Sitz* 
haben,  und  die  südlichen  Tuareg;  zu  diesen  gehören  die  Kcl-owi,  (arab.  ij^f ) 
südlich  von  den  Azgar,  besonders  in  der  Oasengruppe  von  AhTr  oder  Azben, 

wohnend,  und  die  Aue  Ii m mi den  (arab.  jWj,  jUAj,  JaU,  jUU),  westlich 
von  den  Kelowi  his  Timbuktu  hin. 

Nachrichten  über  die  Azgar  finden  wir  bei  Edrisi  (ed.  Dozy  et  de  Goeje 
S.36);  und  Aboulftda  (ed.  de  8 laue  p.  127);  beide  Autoren  widersprechen  sich  in 
den  Angaben  über  die  "Wohnsitze  des  Stammes  und  dio  Lage  des  zu  ihm  in  Be- 
ziehung gebrachten  Herges  Taut  ana.  Während  Edrisi  Stamm  und  Gebirge  zwölf 
Tagcrcisen  östlich  von  Tessaua  (in  Fezzän)  verlegt,  soll  nach  Abo ul fed a  beides  im 
Süden  von  Fezzan  gewesen  sein.  Die  Haggar  identifiziert  Ihn  Haldün  (ed.  deSlane 
I,  178  oben)  auf  Grund  der  Namensähnlichkeit  mit  den  Huwara,  offenbar  ebenso  un- 
richtig, wie  er  (I,  272)  den  Namen  der  Sana  ka  L*)  von  dem  der  Sanhäga  (As»-^) 
ableitet.  Die  Auelimmiden  sind  die  -Sorghou«  (arali.^—)  Richardson's,  Travels  II,  14<». 

Die  Grenze  zwischen  den  Tibbus,  den  Bewohnern  der  östlichen  Sahara,  und 
den  Tuareks  bildet  die  Oasenreihc,  die  in  gerader  Richtung  von  Nord  nach  Süd 
von  Murzuk  nach  Bornu  führt,  die  aber  selbst  noch  von  den  Tibbus  bewohnt  wird. 

1  LesTouareg  du  Nord,  p.  206  ff.,  wo  wir  auch  einen  Abriß  der  Geschichte  Ghats  fin- 
den. Vgl.  auch  die  Darst.  Du  per  e's  im  'Bulletin  de  la  Soc.  de  Gcogr.«  Paris  Aoüt  1874. 

a  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  IV,  241  ff.  Vgl. 
auch  den  Bericht  von  Nachtigal  ebd.,  S.  84  ff. 

8  Er  kehrte  im  Herbst  1901  wegen  einer  klimatischen  Erkrankung  nach  seiner 
Heimat  Afrika  zurück,  und  zwar  als  Dolmetscher  der  Garua- Expedition  unter  Do- 
minik, erlag  aber  .seinem  Leidcu  noch  Ende  des  Jahres  in  Banyo. 


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LirrKirr:  Zur  Eroberung  der  Stadt  Gliat  durch  die  Türken.  89 


II  aussatex  t. 


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90 


Lippkbt:  Zur  Eroberung  der  Stadt  Ghat  durcli  die  Türken. 


Transkription. 

mutans  -n  sariki-tt  Abzinatca  al-häg\)  Muhammad  Ifounöhrn  sun-yi  fada 
su  da  -  Ahzinawa  Ahaggär.  Ahaggär  su-zö  a -tiki -n  Ay  at  suna-yi  yäki  su-kase 
yäro-n  Ihunöftm  suna-n-sa  Ammä  a-bäki-n  köfa-n  yari-n  Ayät  Kaläla  ya- 
rn ü  tu  su-ka.se  Abzinatca  Agät  da-yatta  su-käma  ma-su  rakuma  su-tafi.  ya-ce 
al-hät}g  Muhammad  I/twtö/jtn  ga-mutänt n-.sa  ku- fasi  ku-tarie-stt  ku- maidö raku- 
ma- n-ku.  su-tafi  su-tarie-su  suna-yi  yäki  da-kyau.  Mutans -n  Ahayyär  .su- 
kaie  mutant -n  lljwwljen  da-yatra  su-kaie  ma-sa  yaro-n-sa  mna-n-sa  as-Sanüsi 
a-ciki-n  korammä  Tärät.  mutane-n  Ahaggär  su-tafi  AUäh  ya-bä-su  nasara 
tla-kyau.  al-ltägg  Muhammad  I/junöhcn  äina-yi  küka  domi-n  yära-n-sa  da- 
dt»ni-n  Abzinatca- n-sa  ya-ce  ku-tafi  a-ciki-n  Agät  ku-ce  ga-Asäfi  ina-kira- 
n-sa  ya-zö  mu-yi  Samara  dakani-n-mu.  Asäfi  ya-ce  tö  ina-zua  ya-täii  ya- 
tarie-si  a-ciki-n  Tärät  korammä  tafia-n  kwäna  ükü  daga  Ayät.  Ihunöfyen  ya-ce 
ya- Asäfi  sai  mu-tafi  a-ciki-n  Taräbulus  mu-rubutu  a  - öiki- n  Stanbül  su-bäda 
mit -na  dakarai  dutm  uku  mu-tafi  a-ciki-n  AJuxggär  mu-kai  ma-su  yäki.  sn- 
rubutu  icuri-n  sariki-n  Stanbül  su-zamna  ciki-n  Taräbulus  suna-g'ira  läya- n-sa 
irota-n-su  bakoi.  labäri  ya-zö  daya  Stanbül  su-karatu  läya  a-bä-stt  dakarai 
dufm  uku.  sun-yi  murna  da-kyau  su-tafi  öiki-n  Ayät  su-zamna  nan  suna- 
futawa  icota-n-su  uku  sun-öe  mu-aike  a-gari-n  Tubatea  su-zö  mu-tafi  tare 
da-su.  Tultatca  sttn-zÖ  ciki-n  Ayät  suka-tafi  a-gari-n  Ahaggär  suna-yi  yäki 
suka- kaie  mutant1  -n  Altaygär  suka-  maidö  rakuma-  n-su  da  rakuma-  n  mutane-n 
Ahaggär  suka-yi  riba  da-kyau.  su-kömö  daga  öiki-n  Ahaijijar,  Tubatea  sun- 
tafi  a-ciki-n  yari-n-su.  Asäfi  sT  da-ai-hätfg'  Muhammad  lhunöhm  sun-ci 
mu-yi  rubutu-n  läya  öiki-n  Taräbulus  mu-ce  AUäh  ya-bä-mu  ttasara  amma 
muna-so  mu-rike  tlakarai  dubu  tlaia  da  dubu  biu  mu-aike.  öikin-n  Taräbulus. 
ya-kare  ma/ari-n  iiya-n  Turkawa  öiki-n  Agät. 

Übe  rsetzung. 

•  Die  Leute  des  Tuärikscheiehes1  Hägg  Muhammad  Ichunochen*  waren 
im  Kampfe  mit  den  Tuärik  von  Hoggär.'  Die  Hoggär  kamen  in  die  Stadt 
übat;  sie  kämpften  und  töteten  den  Solin  des  Ichunocbcn,  namens  Ainmä, 

1  Abzinaua  (für  Azbinaua),  was  zunächst  die  ßewoliuer  der  den  Hausaas 
unmittelbar  benachbarten  Oasengruppe  Azbin  oder  AhTr  bedeutet,  wird  dann  xur 
Bezeichnung  der  Tuareg  überhaupt  gebraucht,  genau  so  wie  Turaua  zunächst  die 
Araber  und  dann  die  Weißen  schlechthin  bezeichnet. 

*  Ichunochen  (Muhammad  BasTr  sprach  Ach  unochen,  Nachtigall  Ich- 
ii u c h e n ,  Du  veyriers  Ikhonoukhen,  Richardsons  Khanouhen)  war  der  Schwester- 
sohn  und  deshalb  nach  berberischem  Erbrecht  auch  Nachfolger  des  schon  vorher 
genannten  Shafou  (vgl.  S.  2,  Anm.  4)  als  Ohcrhäuptling  der  Azgar. 

3  Die  Form  Ahaggär  für  Ilaggar  ist  berberisch.  Dieser  vokalische  Vor- 
schlag findet  sich  ja  unendlich  häufig  bei  der  Wiedergabe  arabischer  Worte  und 
Namen  durch  die  Tuareg.  Wir  haben  im  vorliegenden  Bericht  noch  A gut  für  Gät; 
so  haben  wir  auch  Iwalaten  (Ihn  Batüta,  Rihla,  ed.  Cairo  II,  184)  fur  Walata, 
Adschiro  für  Djiro  und  vielleicht  auch  Asäfi  für  arab.  SafT,  wenn  diese  Aus- 
sprache nicht  auf  arab.  as -SafT  zurückzuführen  ist. 


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Lippsrt:  Zur  Eroberung  der  Stadt  Ghat  durch  die  Türken. 


Ol 


bei  dem  Stadttor  Kaläla.1  Sie  töteten  auch  viele  TuSrik  von  Ghat,  nahinen 
ihnen  die  Kamele  weg  und  machten  sich  von  dannen.  Ichunochen  sprach 
zu  seinen  Leuten:  macht  Euch  auf,  holet  sie  ein  und  bringet  Eure  Kamele 
zurück.  Sie  machten  sich  auf,  holten  sie  ein  und  fochten  tapfer.  Die  Hoggär 
(aber)  töteten  viele  Leute  des  Ichunochen  und  töteten  ihm  auch  seinen  Sohn 
Senüsi  in  dem  Tale  Tärät.8  Die  Hoggär  zogen  nach  Hause,  Allah  hatte 
ihnen  einen  herrlichen  Sieg  gegeben.  Hägg  Muhammad  Ichunochen  weinte 
ob  seines  Sohnes  und  ob  seiner  Tuäriks  und  sagte:  gehet  nach  Gliat  und 
sagt  Asäfi",  ich  ließe  ihn  rufen,  er  solle  kommen,  daß  wir  eine  Beratung 
abhalten  unter  uns.  Asäfi  sagte:  gut,  ich  komme.  Er  brach  auf  und  traf 
(Ichunochen)  im  Tale  Tärät  drei  Tilgemärsche  von  Ghat.  Ichunochen  sagte, 
zu  Asäfi:  es  bleibt  uns  nur  übrig,  nach  Tripolis  zu  gehen  und  (dann)  nach 
Stambul  zu  schreiben,  sie  möchten  uns  3000  Soldaten  geben,  damit  wir  in 
das  Hoggärgebiet  einbrechen  und  sie  mit  Krieg  überziehen.4  Sie  schrieben 
an  den  Sultan  von  Stambul  und  blieben  in  Tripolis  (die  Antwort)  abwartend 
sieben  Monate.  Da  kam  die  Antwort  aus  Stambul;  sie  lasen  den  Brief, 
(darin  stand):  daß  ihnen  die  3000  Soldaten  bewilligt  würden.'   Sir  freuten 

1  Nach  Barth,  Reisen  und  Entdeckungen  I,  260  besitzt  Ghat  vier  Tore, 
die  die  Namen  el-Cher,  Kelala,  Tefarh-rhat  und  Temel-rhät  fahren. 
Duveyrier,  Lea  Touareg  du  Nord,  p.  271  behauptet  dagegen,  daß  die  Stadt 
sechs  Tore  hat,  von  denen  drei  den  Namen  Tamclrhät  führen.  Im  übrigen  stimmen 
seine  Namen  mit  denen  Barths  überein. 

1  Dies  Wadi,  das  nordwestlich  von  Ghat  belegen  ist,  begegnet  uns  in  dem 
Namen  der  Kel- Tara t,  die  nach  Duveyrier,  S.  267  zu  den  Gründen)  der  Stadt 
gehört  haben.  Zur  Zeit  der  geschilderten  Ereignisse  wohnten  hier,  wie  E.  v.  Bary 
(Verhandlungen  d.  Ges.  f.  Erdk.  zu  Berlin  IV,  249  oben)  uns  mitteilt,  die  Oragen, 
eine  der  vier  Unterabteilungen  der  Azgar,  denen  auch  der  Oberhäuptling  der  ge- 
samten Azgar  Ichunochen  angehörte.  Damit  wird  auch  klar,  warum,  wie  der 
Bericht  meldet,  sein  Zusammentreffen  mit  Asäfi  in  diesem  Tale  stattfand. 

Das  bei  Barth  (Reisen  und  Entdeckungen  I,  258)  erwähnte  Tal  „Tarnt", 
etwa  eine  Tagereise  nordwestlich  vom  Tale  Ngäkeli,  wo  die  Färkana  oder 
Afcrkaneu,  eine  Unterabteilung  der  lmrhäd,  sitzen,  ist  also  mit  dem  unseren 
nicht  identisch. 

*  Das  damalige  Oberhaupt  der  Stadt  Ghat;  er  war  ein  Sohn  des  Hagg 
Amin,  der  zur  Zeit,  als  Duveyrier  die  Stadt  besuchte,  Gouverneur  war,  nachdem 
er  seinen  älteren  Bruder,  den  durch  Richardson  mid  Barth  bekannten  Hägg  Ahmad, 
zum  Verzicht  auf  die  Herl  sehaft  gezwungen  hatte.  Die  Familie  war  arabischen  Ur- 
sprungs und  stammte  aus  Tuat. 

4  Solche  Gesuche  von  Häuptlingen  im  Hinterland  Tripolitanieus  belegener 
Oasen  treten  an  die  türkische  Verwaltung  oft  heran.  So  war  vor  etwa  zehn  Jahren 
Maina  Adaina  (maina  ist  in  der  Kanurisprache  -Prinz-),  der  Chef  von  Dirki 
—  in  der  Oasengruppe  Kawär  auf  dem  Wege  von  Murzuk  nach  Bornu  belegen 
(Barth  V,  428)  —  persönlich  nach  Tripolis  gekommen  und  hatte  um  eine  türkische. 
Garnison  gebeten,  war  aber  abschlägig  beschieden  worden. 

*  Nach  E.  v.  Bary  (Verhandlungen  d.  Oes.  f.  Erdk.  IV,  244)  wären  sie  nur 
nach  Murzuk,  der  Hauptstadt  des  Liwäs  Fezzan,  gegangen  und  hätten  dort  um 
Unterstützung  durch  die  Megarha- Araber  gebeten.  Die  im  Berichte  gegebene  Zahl 
der  erbetenen  und  geschickten  Soldaten  ist  wohl  durch  zehn  zu  dividieren. 


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92 


Lippxrt:  Zur  Eroberung  der  Stadt  Gliat  durch  die  Türken. 


sich  sehr,  kehrten  nach  Ghat  zurück  und  blieben  daselbst  sich  ausruhend 
drei  Monate.  Sie  sprachen:  laßt  uns  zu  den  Tibbus  schicken,  sie  sollen 
kommen,  damit  wir  zusammen  mit  ihnen  (ins  Feld)  ziehen.  Die  Tibbus 
kamen  nach  Ghat;  sie  zogen  (gemeinsam)  ins  Hoggärgebiet ,  sie  kämpften 
und  töteten  die  Hoggärleute;  sie  brachten  zurück  ihre  Kamele  und  (erbeu- 
teten dazu)  die  Kamele  der  Hoggärleute.  Sie  machten  einen  reichen  Ge- 
winn und  kehrten  nach  Ghat  zurück.  Die  Tibbus  gingen  nach  Hause. 
Asäfi  aber  und  Ichunochen  sprachen:  laßt  uns  einen  Brief  schreiben  nach 
Tripolis,  worin  wir  mitteilen,  daß  Allah  uns  den  Sieg  gegeben  hat,  daß 
wir  aber  1000  Soldaten  zurückbehalten  und  2000  nach  Tripolis  zurück- 
schicken wollen.  Zu  Ende  ist  der  Anfang  des  Eindringens  der  Türken 
in  Ghat.« 

Eine  Frage,  die  uns  des  weiteren  zu  beschäftigen  hat,  ist  die  nach 
dem  Zeitpunkt  der  geschilderten  Ereignisse.  Nachtigal  sagt,  daß  die  Okku- 
pation »im  Anfang  dieses  Jahrzehnts«,  d.h.  also  Anfang  der  siebziger  Jahre 
des  vorigen  Jahrhunderts  stattgefunden  hätte.1  Eine  Notiz  in  einer  unlängst 
erschienenen  Geschichte  von  Tripolitanien ,  die  in  Europa  wohl  nur  wenig 
bekannt  geworden  ist*,  setzt  uns  in  den  Stand,  den  Zeitpunkt  noch  näher  zu 
präzisieren.   In  diesem  Werke  heißt  es  bei  der  Besprechung  der  Regierung 

des  Wälis  Mustafa  'Äsim  Pascha:*  oic      »**        J-V-J"\  ^3 

.  jfj  3j*>-\  i»LL-l  <~>*rfm       JL*Vl  fyf  g»j  jlj»  *\J 

•  Und  zu  seinen  Ruhmestaten  gehört  die  Einnahme  der  Kasba  von  Ghat; 
und  er  stellte  an  die  Spitze  ihrer  Bewohner  einen  Mann,  vor  dessen  In- 
trigen er  sicher  war  und  dessen  Verhalten  ob  seiner  Gerechtigkeit  aner- 
kannt war.  Und  er  verleibte  (die  Stadt)  der  Verwaltung  des  Liwä's  Fezzän 
ein  und  hielt  die  Geaamtbevölkerung  ab  von  dem,  was  eine  Mißachtung  der 
Gesetze  und  eine  Organisation  der  Unbotmaßigkeit  zur  Folge  haben  könnte.* 
Wie  wir  diesem  Tarih  entnehmen,  war  Mustafa  'Äsim  Pascha  vom 
29.  SVbän  1292/30.  September  1875  bis  zum  18.  Giimäda  II  1293/1 1.  Juli  1876 
Generalgouverneur  von  Tripolitanien.  In  dieses  Dreivierteljahr  muß  also 
auch  die  Einnahme  Ghats  fallen.  Mit  dem  hier  ausgemachten  Termin  steht 
auch  in  Einklang  der  folgende  Passus  aus  dem  Berichte  E.  v.  Bary's  aus 
Adschiro  (in  dem  Oasengebiet  von  Azben)  vom  1.  April  1877* :  »Für 
die  ersten  zwei  Jahre  der  Okkupation  bleibt  Rhat  von  allen  Abgaben  frei, 
nach  Ahlauf  derselben  aber  soll  sowohl  die  Stadt  als  der  Stamm  der  Asgar 
Steuer  zahlen  .....  Das  Präsens  »bleibt-  beweist,  daß  am  1.  April  1877 
zwei  .Fahre  seit  der  Okkupation  noch  nicht  verflossen  waren. 

1  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  IV,  85.  1877. 
a  Ahmad  Beg:  Ki tab  al-manhal  al-adb  fT  tarnt)  Taräbulus  al-Garb.  Cos- 
poli  1317. 

■  S.  390  unten. 

*  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  IV,  244. 


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Lippert:  Zur  Eroberung  der  Stadt  Ghat  durch  die  Türken.  {)'.) 


Ungewiß  freilich  bleibt,  was  mit  den  äußerst  geschraubten  Ausdrucken 
am  Schluß  des  arabischen  Berichtes:  »und  er  hielt  die  Gesamtbevölkerung 
ab  von  dem,  was  die  Mißachtung  der  Gesetze  und  eine  Organisation  der 
Unbotniäßigkcit  zur  Folge  haben  könnte-  gemeint  ist.  Bezieht  sich  das 
vielleicht  auf  den  hier  mitgeteilten  Steuererlaß,  der  dem  der  türkischen 
Herrschaft  abgeneigten  Teil  der  Bevölkerung  das  neue  Joch  versüßen  sollte, 
oder  ist  damit  an  die  Bestimmung  gedacht,  wonach  in  Zukunft  die  bis- 
herigen Oberherren  Ghats,  die  Tuareg,  l>eim  Betreten  der  Stadt  ihre  Waffen 
abzugeben  hatten?    Gott  weiß  es  am  besten. 


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94 


40  Personennamen  und  60  Sprichwörter  der  Evheer 
Togos  und  ihre  Bedeutung. 

Gesammelt  von  Missionar  C.  Spiess, 

Lome  (Toro). 


•J  eder  Personenname  der  Evheer  Togos  hat  seine  Bedeutung.  Die  in  .lahr- 
gang VI,  S.  60  ff.  vom  Schreiber  dieses  veröffentlichten  300  Namen  zeigen 
dieses  zur  Genüge.  Dieser  ersten  Sammlung  folgen  hiermit  40  weitere 
Namen  nebst  Bedeutung.  Eine  der  interessantesten  Beobachtungen  aber  ist 
die,  daß  jedem  dieser  Personennamen  ein  Sprichwort  zugrunde  liegt.  So 
kennt  denn  auch  jeder  ältere  Evheer  sofort  das  Sprichwort,  das  sich  au 
den  Namen  des  ihm  begegnenden  Landsmannes  knüpft.  Wenn  z.  B.  EMcjx 
dem  Gbg  begegnet,  so  weiß  ersterer  sofort:  Gbö  medqa  lakl?  we  agbonv 
wo.  d.  h.  die  Ziege  schläft  nicht  vor  des  Leoparden  Tor;  und  letzterer  sagt 
sich:  Kiikpe  wu  mato  =  er  hat  den  Stein  geschlagen,  aber  es  kam  kein 
Blut.  Aus  diesem  ergibt  sich  aber  auch,  daß  ein  solcher  Reichtum  an 
Sprichwörtern  unter  den  Evheern  ist,  daß  es  eine  Lebensaufgabe  wäre, 
diese  alle  zu  sammeln.  Im  Spiel,  im  Scherz,  namentlich  aber  bei  Gerichts- 
sitzungen kann  man  immer  und  immer  wieder  neue  und  andere  vernehmen. 
So  hat  denn  jede  Stadt  eine  Menge  Sprichworter,  die  eine  andere  nicht 
hat.  Ich  fand  in  Badza  ganz  verschiedene  von  Tove;  und  als  ein  Einge- 
borener in  letzterem  Orte  die  Bedeutung  eines  Sprichwortes ,  nach  der  ich 
ihn  fragte,  nicht  wußte,  sagte  er:  das  sei  wohl  ein  Peki- Sprichwort.  So 
schwer  an  und  fur  sich  ihre  Bedeutung  schon  1st,  um  wie  viel  mehr  für 
den  Fremdling  erst  dann ,  wenn  sie  in  lließender  Rede  angewandt  werden. 
Welche  Fülle  von  Lebensweisheit  enthalten  nur  schon  die  anbei  gesammelten ! 

C.  Spiess. 

1.  Teil. 

40  Personennamen  der  Evheer  Togos  und  ihre  Bedeutung. 

1.  Awetogbo  der  Meister  kommt. 

Stirbt  der  Vater  vor  der  Geburt  des  Sohnes,  so  heißt  der  Sohn 
Awetogbo.  Er  tritt  an  die  Stelle  des  Vaters.  Awe  Haus;  to  Besitzer;  aweto 
Hausbesitzer.  Herr,  Meister;  gbo  zurückkommen;  megbgna  ich  komme;  Miato. 
si  h  diiwo  Unser  Vater  (to),  der  du  bist  im  Himmel;  de  awe  me  nyule  komme 
gut  nach  Hause;  de  awe  gltq  nyule  komme  gut  zu  Hause  an. 


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Seins:  Personennamen  und  Sprichwörter  der  Evhcer  Togos. 


05 


2.  A/e  oder  AtBe/a  das  Haus  ist  mild. 

Stirbt  der  Vater  vor  der  Geburt  einer  Tochter,  so  heißt  sie:  A/e 
oder  Atbe/a.  Atcerio  Hausfrau;  no  Mutter;  fa  kühl,  milde;  fa/a  Kuhle, 
Milde;  dqme/a/a  Kühle  des  Magens  =  Zufriedenheit;  hutifqfa>  huti  um,  herum, 
außen  --.  alles  um  ihn  herum  ist  kühl  =  Frieden;  akq/a/ay  ako  Brust,  Kühl- 
sein der  Brust  —  Trost.  Für  Frieden  hat  der  Evheer  noch  die  Worter: 
1.  düme/a/a  Herzenskühle;  dzi  Herz;  2.  tome/a/a  Kühle  des  Ohrs;  to  Ohr; 
nuli/a/a  na  m\  Friede  sei  mit  euch;/«  oder  fa/e  kühl,  frisch. 

3.  Agbese  ein  Leben  nach  dem  Gesetze  führen. 

agbe  Leben;  xe  Gesetz;  agbe  enthält  gbe  Stimme ,  Ton ,  Laut,  Sprache. 
Was  spricht,  das  lebt  mele  gbe  tbä  Sem  ich  bin  Stimme  klar,  deutlich 
(tbä)  erhebend;  se  Gesetz,  wird  auch  für  Gott  gehraucht.  Legba,  Se,  Aweli 
drei  Gottheiten;  z.  B.: 

Sedoame     Gott  setzt  Menschen  ein; 
Semav§      Gott  fürchtet  sich  nicht; 
Seako        Gott  richtet  auf; 
Senyawo     Gott  tut  es  mit  Absicht; 
tlagegen:  agbese  das  Leben  muß  mit  dem  Gesetze  übereinstimmen. 

4.  Setsoafia  das  Gesetz  gibt  Recht. 

afiatiotio  Urteil,  Gericht;  afiatinla  der  Richter;  titt  afia  na  (ame) 
richten  einen  (Menschen);  seUoafia  das  Gesetz  richtet  (richtig) ;  teo  afia  nyuie 
na  (ame)  freisprechen;  nyule  in  diesem  Sinne  =  gerecht;  t$o  afia  nyule  ge- 
recht sprechen;  t$o  afia  vfi  na  (ame)  verurteilen,  schuldig  sprechen;  JCristo 
fo  tso  ame  kukmeo  dorne  hena  miawe  afianytnetiotio  Christus  stand  auf  von 
den  Toten,  um  (hena)  unserer  Gerechtsprechung  willen,  oder  zu  (hena) 
unserer  Rechtsprechung. 

5.  Moyä  Überraschung. 

mo  Angesicht,  Gesicht;  yä  lang;  moyä  langes  Gesicht  —  Erstaunen. 
Überraschung;  mo  dze  anyi  das  Angesicht  fällt  auf  den  Boden,  das  Ange- 
sicht ist  ruhend,  d.  h.  sich  an  einem  Orte  wohl  fühlen;  mo  dzaka  das  An- 
gesicht ist  traurig,  Heimweh  haben. 

6.  TiixBu  es  regnet 

tM  Regen,  Wasser;  t&i  wu  Wasser  verbreiten;  tii  le  wutcum  regnen. 

7.  Setcoyi  das  Gesetz  ging  vorbei. 

.Se  Gesetz,  in  sehr  vielen  Fällen  auch  Gott;  yi  gehen ;  yihgo  geh  voran! 

8.  Hoxvagbe  der  Reiche  empfängt  Leben. 

hosu  reicher,  angesehener  Mann,  Häuptling.  Den  Sinn  finden  wir 
wieder  in:  ho  Geld,  Wert;  ho  nenie?  wie  viel  Werte?  hotiui  Kauriemuschel ; 
hothtitq  Reicher. 

9.  Ameko  der  Mensch  allein  ist  der  Größte. 
ame  Mensch;  ko  groß  sein. 

10.  Däko  immer,  fortwährend. 
dä  immer;  ko  nur,  allein. 

11.  Ebiä  es  ist  rot. 

biä  rot  sein;  afi  nöa  ami,  adoglo  we  ta  biä  die  Maus  trinkt  Palmöl 
und  der  Kopf  der  Eidechse  ist  rot;  ami  Palmöl. 


Personennamen 


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SriEss:  Personennamen  und  Sprichwörter  der  Kvheer  Togos. 


12.  Avakpo  komm  und  siehe! 
m  kommen;  kpo  sehen. 

13.  Doicotcomettrö  Arbeit  verdirbt. 
dotrowo  Arbeit;  Hr?>  verderben. 

H.  Dasenu  dankbar  für  eine  Sache. 

daxp  danke!  nu  Ding,  Sache. 

1").  Nukpese  wunderbares  Gesetz. 

16.  Numanyatcq  keiner  weiß  alles. 

17.  Agbenyedo  Leben  ist  Muhe. 
do  ==.  downeo  Mühe,  Arbeit. 

18.  Dzinake  Holz  ist  in  der  Luft. 

dü  oben;  nake  Holz;  agbleto  yj>  nake,  merjoa  ka  uy>  der  Land- 
besitzer nimmt  das  Brennholz,  aber  nicht  den  Strick  (womit  das  Holz  ge- 
hunden  ist). 

19.  Wotqmenyo  ihr  Besitz  ist  gut 

20.  Agbenyido  wenn  du  länger  lebst,  wirst  du  besitzen. 

21.  Amekut&rö  der  Same  des  Mannes  ist  verdorben. 
In  dieser  Familie  sterben  fortwährend  die  Kinder. 

22.  Atbasaklu  —  ateasa  der  Krieg  ist  vorbei. 
Der  Vater  Awam,  sein  Sohn  Klu. 

23.  Sanatco  hüte  dich  vor  ihnen. 

24.  Metou  ich  bin  mehr. 

Die  Bedeutung  des  Personennamens  Meum  »ich  bin  mehr«  erinnert 
an  Mawu  den  Evhenamen  für  die  höchste  Gottheit.  Über  Mami  werden 
mehrere  Bedeutungen  aufgestellt.  Da  kein  Evheer  über  die  wirkliche  Be- 
deutung von  JUatcu  sich  ganz  gewiß  ist,  so  wird  wohl,  wie  so  oft,  das 
Nächstliegendste  das  Richtigste  sein.  Jtf <nru  =  mehr  als  alles  was  es  gibt. 
Die  letzte  bei  Eingeborenen  eingeholte  Auskunft  lautet:  Maum  bedeutet: 
der  alle  Menschen  übertrifft;  um  bezeichnet  »mehr  als«  oder  »großer  als«; 
ma  bedeutet  1.  amemä  jener  Mann;  es  bedeutet  aber  auch  2.  »un«  (vgl.  Nr.  1 
der  Sprichwörter)  =  ma  in  Evhe  —  unübertroffen  mehr,  z.  B.  maibota,  mmw. 
Die  Erklärung  2  wird  einzig  richtig  sein. 

25.  Amegbllto  Menschenverderber. 

26.  Nyagblodlro  und  nyagblodzro  (dzro  ist  richtiger  als  dzro). 
An  der  Küste:  Nyagblodzro;  im  Innern:  Nyagblodzro  (gesprochen 

dschro).  Man  hört  Nyagblodzro  mehr.  Nyagblodzro  oder  Nyagblodzro  kann 
heißen:  I.  Ein  Wort  ohne  Wahrheit.  2.  Ein  Wort  ohne  Zweck,  d.h. 
umsonst  geredet,  nya  si  trdgblo  nyatewe  mele  me  tcö  das  Wort,  das  er 
sagte,  ist  ohne  Wahrheit;  so  wurde  man  als  Fremdling  sagen.  Der  Evheer 
sagt:  nya  xi  wogblo  enye  dzodzro  (oder  dzodzro)  das  Wort,  das  er  sagte,  ist 
nicht  wahr,  oder:  ist  untsonst  geredet,  dzodzro  (oder  dzodzro)  hat  zweierlei 
Bedeutung. 

27.  Nyamenya  einer,  der  viel  Sprichwörter  weiß. 

28.  Diovanyo  nun  wird  es  im  Hause  gut  werden. 

29.  Awesi  die  Frau  des  Hauses. 

30.  Atceti  der  Baum  des  Hauses,  gemeint  der  Mann. 


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Srncss:  Personennamen  und  Sprichwörter  der  Evhecr  Togos.  07 

:U.  Deku    Palmkern,    Palmsame,    gemeint    der  Stammhalter, 
der  Mann. 

32.  Kuwonuame  der  Tod  verursacht  dem  Menschen  Leid. 
Sind  mehrere  in  einer  Familie  gestorben ,  dann  empfängt  einer  diesen 

Namen. 

33.  Mqbu  der  Weg  ist  verloren. 

34.  Hayibo  schwarzes  Schwein. 

Daran  knöpft  der  Evheer  die  Meinung:   Kr  wird  auch  bald  sterl>en 
wie  ein  Schwein.    Die  Schweine  in  Togo  sind  schwarz. 

35.  Aziatco  das  Mehl  von  einer  Konkubine  bleibt  nicht 
immer. 

36.  Xomeku  der  Tod  ist  im  Hause. 

Fürchte  dich  nicht,  der  Feind  wird  dich  nicht  töten;  der  Feind, 
d.  i.  der  Tod,  kommt  aus  deinem  eigenen  Hause.  Meinung:  traue  nicht 
jedem.    Töten  =  zweierlei  Meinung. 

37.  Adzato  ein  roter  Mann,  im  Unterschied  von  der  eigentlichen 
schwarzen  Hautfarbe. 

38.  Ahelctcotcf  Armut  ist  in  ihrem  Hause.  Kin  Mensch  hat 
nicht  alle  Dinge. 

39.  Aiiabu  die  Konkubine  ist  verloren. 

40.  Atigä  großer  Raum. 

atigänu  dio  dotta  großes  Holz  fängt  Feuer  lange. 


2.  Teil. 

60  Sprichwörter  der  Evheer  Togos  und  ihre  Bedeutung. 

1.  E&ikpe  er  hat  den  Stein  geschlagen.  Eiikpe  wit  maio 
er  hat  den  Stein  geschlagen,  aber  es  kam  kein  Blut.  Hei  mir 
selber  fühle  ich  den  Schmerz,  bei  anderen  nicht.  Die  Sklaven,  ebenso 
die  Fremden,  sind  nicht  so  viel  wert,  wie  die  Landsleute  selber. 

ii  schneiden;  kpe  Stein;  wit  Blut;  to  wit  bluten;  ma  die  verneinende 
Partikel,  im  Deutschen  dein  »un-  gleich,  z.B.  unschuldig  madj/o;  matowu 
unblutig  =  ohne  Blut;  madakpe  undankbar. 

2.  Amadoto  Färber.  Amadoto  metiyöa  eSokui  wo  der  Färber 
rühmt  sich  selber  nicht.  Kigcnlob  stinkt.  Der  Färber  braucht  seinen 
Beruf  nicht  anzugeben,  man  kennt  ihn  schon  an  seinen  Händen.  Ks 
braucht  sich  keiner  zu  rühmen ,  seine  Taten,  sein  Charakter  weisen  ihn 
von  selbst  aus. 

Amadoto  oder  amadoia  Färber;  nyö  sich  rühmen;  Sokui  selbst;  mr  .  ,  . 
.  .  .  ico,  in  verneinenden  Sätzen  —  Verneinung. 

3.  Gevlo  der  winzige  Bart.  Gevlo  &dm  tpolr  sie  bekommen 
einen  winzigen  Bart.    Sie  lassen  den  Bart  vergeblich  wachsen.  Der 

MiU.  d.  Sem.  f.  OririU.  Sprachen.  1901  III.  AU.  7 


i)8  SriKss:  Personennamen  und  Sprichwörter  der  Kvheer  Togos. 

Bart  macht  einen  Menschen  noch  nicht.  Es  gibt  auch  bartlose  Konige,  und 
diese  sind  mehr  in  ihrem  Ansehen  als  manche  vollbärtigen  Konige.  Hat 
jemand  einen  Bart  und  doch  kein  Geld,  dann  sagt  man:  Gevlo  &öm  wole. 

^eBart;  vh  winzig,  unscheinbar;  So  ge  Bart  bekommen;  ele  ge  &b$?im 
oder  e$ö  ge  er  bekommt  einen  Bart. 

In  beziig  auf  das  gevlo  Som  tcole  erfolgt  anbei  eine  Beschreibung  einer 
Halskette  bzw.  einer  Perlenschnur,  die  nur  von  den  angesehenen  Evheern 
getragen  wird.  Schreiber  dieses  hat  eine  solche  Schnur  dem  Bremer  Museum 
geschenkt. 

Die  sinnbildliche  Sprache  der  Halskette  im  Besitze 

angesehener  Kvheer. 
(Das  Bremer  Museum  ist  im  Besitze  einer  solchen.) 

Dzonu  kple  aftobogvi  kple  nukvklui        Werden  Perlen   und  .Schnecken- 

,  ...  .    .  häuser  sowie  andere  Kleinigkeiten  auf 

huhu  tarnen  snco  wotona        ka  nun  ^  ^  ^ 

dm  ko  sigbe  esia  rne  la,  wotnenye  dio  womevi  =  andere  Art  Kleinigkeit),  wie 

beim  Muster  zu  sehen  ist,  so  ist  das 
alö  trö  alö  nusi  nml  bubti  aSeke  le  nicht  rfio(Zaul>erschnur)  oder^(Golt. 

wome  wö.    Wonye  abebulm  alö  nmtma  l»eit)  oder  irgend  eine  andere  Kraft. 

Es  wird  ausgesprochen,  daß  wir  da- 
.ii  tododo  file  erne  alö  nuü  wowq  tsQ  hedo  mit  an  ejn  Sprichwort   zu  denken 

Im.    Esia  ha  enge  abebulm.  haben  oder  an  etwas,  das  durch  die 

Halskette  versinnbildlicht  wird.  So 
Ne  amaSe  t*o  nenem  dzonu  fokpe-  ist  auch  die  betreffende  Kette  gleich 

fokjw  kple  nukvklui  btibu  womevi  siawo  cinem  Sprichwort. 

Wenn    jemand    solch    eine  zu- 
heto  de  kn  la,  ewo  nuiia  tsn  heßa  ame.ü  sammengesetzte  Kette  mit  diesen  an- 

...       j      .  deren   Kleinigkeiten    dabei   um  Heu 

womevt  wtmye,  eye  wotSone  doa  vlo  ame  »    ,    ,  , 

Hals  legt,  der  tut  es,  um  zu  zeigen. 

(mbuwo  alö  ein >.  ketoteo.  Enye  amedzudzu.  zu  welcher  Art  von  Menschen  er  ge- 

_    ,     ,  ,    hört  (heßa  ame.si  womevi  wonye);  und 

Ameit  tso  nusia  de  ko  la  eismw  ha         .    \    .  j 

er  nimmt  sie,  andere  zu  verachten. 

ametco  bena:  namentlich  seine  Feinde.    Es  ist  Be- 

(Nye)  schimpfung.     Wer  dieses  Halsband 

1.     Yf   menye  hut.su  gcZewo  we  vi  nimmt>  def  zdgt  anderen: 

wo,  ye  (alö  nye)  menye  ahaxhi ,  sigbe        j    r"r  (f*)  scl  mc',t      ejn  fon<\ 

Ich  (nye)  bin  nicht 
a/eü  amabewo  nye  mttiu  bubu  tcomeviwo  vieler  MHnnci%  ich  bin  nicht  das  Kind 

we    viwo   ügbe    dzonu    Imbu    womevi  <*>ner  Hure,  wie  einige,  die  Kinder 

anderer  Manner  sind,  gerade  wie  die 

siwo  le  yewe  ko  la  ene  tct).   Ye  dada        „,  ■  ,1  „„   »  ,„„       r>   i         ,  k 
J         -  verschiedenen  Arten  von  Perlen,  welch'- 

enye  srö  vavä  anukoSctn  eye  witdzi  ye  an  meinem  Halse  sind.   Meine  Mutter 

,  ,   r  ,  . ,      ,      war  rechtmäßig  verheiratet  und  sie 

na  ye/o/o  Seka,  ye  menye  wu  tote-  gebar  mich  einem  Vater.  ich  Uin  nicht 

tsaka  wo.  aus  gemischtem  Blutet«  tsakatmka  wi>\. 


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SriKss:  Personennamen  und  S 

2.  Eßana  hä  l>ena  amesi  tso  nuMa 
(lr  kq  la  menye  amettakatsaka  wo,  menye 
kluvi  aid  koMvi  wo,  ewe  dzqdzqme  metso 
AblotHtii,  Blume,  Fiekjwme ,  A<rqkq, 
Anagq  aid  Maye  wo.  Ahltoq  akuakxui, 
abfqSre  keitkeh  t.kimato  wimye,  alest  ewe 
dzqdzqme  k  lio  llogbe  la,  nenemädzi 
ko  wiigalr.   Emenye  datca&alivi  hä  um). 

3.  EU  dzonuawo  hä  menye  dzonu 
varäwo  w),  tconye  dzonu  digbqwo,  yaka 
dzonu  siwo  bq  3e  atnetco  dorne  la.  Ne 
arnaSre  «  rnye  ablqcrevi  vavä  la  tso 
dzonu  dzodzro  siawo  de  ko  la  etsoe  ßa 
bena  yetce  dzdawo  alö  womeawo  menye 
amedzodzrowo,  amedayewo,  kekiake  alö 
yaka  mewo  iigbe  dzonu  dzoflzro  siwo 
ye  de  ko  la  ene  wo,  ke  boh  amegäwo, 
kexinqtqwo,  amesikutawo  kple  ametconu- 
<ruaico  son  iconye  ye  tbomeaten.  Hotsui 
mye  etie  womenu  tso  blema. 

■i.  Ne  wozhi  nkeke  gä  a&e  »ye  ameico 
fcatä  wo&o  atsin  eye  amemro  nuwo  le 
tco  xi  la  trotq  sui  ybloti  kple  adzayba 
kple  dzemtt  yoasi  bubuwo  hedo  eye  wo/q 
sika  kple  klosalonuwo  hekpla  la,  amaZrr, 
si  nuwo  le  eya  hä  si  haß  la,  lintana 
rye  wotioa  nenem  dionu- Mo  la  dea  kq. 
Ekema  ebu  abe ,  eye  wotkqneßana  bena 
ye  kple  amedzodzrowo  mrle  nu  Seka  wo 
ge  wo;  ye  kple  yakamewo  yewo  mele  $i 
ke  gc  wo.  Ne  kluviwo  kple  ametsaka- 
tsakawo  kple  egbe  -nukpo/awo  wodo  dzonu 


>rirliwörter  der  Evlircr  Togos.  99 

2.  Auch  zeigt  diese  Perlenschnur 
hei  dem,  welcher  sie  um  den  Hals 
tragt,  daß  er  kein  Fremdling,  kein 
Sklave,  ncchSohn  einer  Sklavin  (kgsivi) 
ist.  Derselbe  stammt  nicht  aus  Europa 
(Ablotsmi),  noch  aus  der  Tsi-  (Blu) 
Gegend,  auch  nicht  aus  Peki  (Fiekpq) 
und  ASoko  (Gegend  derllaussa),  eben- 
so nicht  aus  Lagos  (Anago)  oder  Yoruba 
(May/),  sondern  er  ist  ein  echter 
Anhjer,  ein  reiner,  ungemischter  Freier, 
dessen  Heimat  Ho  ist.  Er  ist  auch 
kein  Kriegsgefangener. 

3.  Die  Perlen  auch,  welche  an  der 
Schnur  sind,  sind  keine  echten  (nicht 
aus  unserm  Vaterlande  stammend), 
sondern  eingeführte,  wie  wir  viele 
unter  uns  finden.  Trägt  ein  echter 
Freier  (abloSevi  vavä  la)  diese  unechte 
Halskette  um  seinen  Hals,  so  lehrt  es 
uns,  daß  seine  Eltern  oder  Verwandten 
keine  gemeinen  Menschen  oder  arme 
Leute  sind,  wie  etwa  das  falsche 
Halsband,  welches  er  um  seinen  Hals 
trägt,  sondern  angesehene,  reiche, 
arbeitsame  und  besitzendeVerwandten. 
Der  Reichtum  ist  von  alters  her  bei 
diesen  Verwandten  ein  Erbstück. 

4.  Wenn  heutzutage  ein  Fest  ver- 
anstaltet werden  soll,  so  schmücken 
sich  die  meisten  großartig  aus  und 
diejenigen,  welche  noch  besonders 
reich  sind,  tragen  eine  Halskette  voll 
echter  Perlen  und  wertvoller  Korallen, 
sowie  goldener  und  silberner  Schinuck- 
sachen. Einer  unter  ihnen  jedoch,  der 
ein  wirklich  reicher  Mann  ist,  hängt 
mit  Fleiß  eine  gewöhnliche  Halskette, 
wie  die  beschriebene,  um.  Er  sagt 
damit,  daß  er  nichts  mit  den  gewöhn- 
lichen Menschen  gemein  habe  (mele  nu 
Seka  wo  ge  wo);  von  diesen  will  er 
nichts  wissen.  Wenn  Sklaven  (kluviwo) 
und  sonstige  Mischlinge  und  ebenso 
Reiche  heutiger  Zeit  (fgbe-nukpqlairo) 
solch  eine  kostbare  Halskette  und 

7» 


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100  SriEss:  Personennamen  und  Sprichwörter  der  Evheer  Togos. 

vevheo  kple  Hkanuwo  la,  ekemä,  nuka  Silbersachen  tragen,    dann   —  was 

, ,  ,v    ,  .,  .  bleibt  dann  noch  für  ihn,  der  in  Wahr- 
egasuso  na  eya  s%  enye  ablote  kenkm  ,  .     .    _    .     .  '      „  . 

heit  ein  Freier  ist,  ubng?   Es  ist  gut. 

la  natro  mahät   Enyo  ko  bena  eya  natso  daß  er  solch  eine  geringe  Kette  trägt, 

,.      ,  welche  den  anderen  zeigt,  daß  sie 

dzonu  dzodzro  imveo.  htco  (he  na  xcoaicn 

eigentlich  solch  eine  tragen  mußten. 

haß  la  ade  ko.    Exco  eh'a  bena  uxtatio  Er  tut  dieses,  daß  er  zeige,  daß  seine 

-      .  ,  ,  Hoheit  mehr  sei  als  die  der  anderen 

ahn  eite.  atnenyeniie.  wti   ameououawo.    .  ,   .  .  _ 

(amenyenye  —  Hoheit).    Er  zeigt  aber 

Etsoe ßatco  bena  nusitco  too  togbitco  metro  auch  damit,  daß  die  anderen  etwas 

,  . .      ,         tun ,  was  die  Vorfahren  (togbitco)  nicht 

Ar/w  ten  la  tcotn  tcfjle ,  dzonu  amo  dze  na  .  ,  .       ,.  ~* 

getan  haben:  Perlen,  die  ihnen  (na  wo) 

ten  la  yedetco  ko  de  icotetbe  ne  ttoantdotco  geziemen ,  hängt  er  um  den  Hals  für 

,   sie,  damit  sie  einsehen,  daß  die  Perlen. 
nakpo  eme  bena  amekae  dionu  htco  yede   ,.  ,         .  .  . 

J  ~  9       die  er  um  den  Hals  tut,  wein  geboren.' 

kola  edzena  mimaha!  Woawo  lö  alöyee?  ihnen  oder  ihm? 

Das  ist  die  sinnbildliche  Sprache 
Ale  Ahlötotco  sea  aleke  dSmutoto  der  Ualskettet  wie  die  An,0„r  sip 

iiatro  gome  enye  ii.   Nu  aSewo  le  ka  la  führen.    Es  sind  einige  Sachen  an 

derselben,    welche    die  heidnischen 
huti  Htco  a/almco  txona  b/a  tooe  gake  T,  .  „.   ,  , 

J   -  *       Priester  zum  Binden  verwerten,  aber 

tcomenye  a/anu  aSeke  le.  afistia  tob.        bei  uns  ist  es  kein  Priesterding. 

Zur  Erklärung:  lin  Jahre  1899  wurde  in  Anlo  ein  neuer  König 
eingesetzt.  Bald  nachher  machten  sich  die  sämtlichen  Küstenstädte  auf.  um 
in  Keta  ein  Fest  zu  feiern.  Alles  trug  die  feinste  Kleidung.  Der  reiche 
Akolatse  von  Keta  aber  trug  nur  ein  gewohnliches  Landeskleid  gevlo  crom 
wofe.    (Dem  Schreiber  dieses  fiel  solches  sehr  auf.) 

4.  Amegagbolo  der  unnütze  Alte.  Alt  genug  und  doch 
kein  Geld.    Es  gibt  Junge,  die  schon  Geld  und  Besitz  haben. 

amegä  aus  ame  Mensch;  gä  groß,  großer  Mensch;  ame  Mensch,  kommt 
von  me  formen,  bilden.  Mown  me  ame  Gott  bildete  den  Menschen;  gfjolö 
leer,  unnütz,  nichtssagend  =  tbutblu. 

5.  Nuyie  no  a  a&u  /»«,  a$u  dzea  Seka  die  Lippen  schmücken 
die  Zähne.  Hat  ein  König  viele  Untertanen,  so  ist  es  ihm  Schmuck 
und  Ehre. 

5a.  Ne  tcotio  c*w  hä  woganoa  zi  trägt  man  Pulver,  raucht 
man  doch  noch  (obgleich  es  sehr  gefährlich  ist).  Ein  Wort  für  hart- 
näckige Leute. 

5b.  Aicadetsi  (a  woagbe  ateadedea?  des  Kriegsverlustes 
wegen  soll  man  nicht  mehr  in  den  Krieg  ziehen?  Man  soll  nicht 
den  Mut  verlieren,  wenn  etwas  mißglückt. 

5c.  Nutekpo  menyea  dzre  tcö  die  Probe  einer  Sache  ist 
nicht  Zank.  Will  jemand  von  sich  aus  etwas  versuchen,  dann  ist  es 
seine  Sache;  niemnud  wird  ihn  zwingen. 


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Spiiss:  Personennamen  und  Sprichworter  der  Evheer  Togos.  101 

6.  Agbodemegbe  der  Widder  ist  zurückgegangen.  Ne  agbo 
de  rnegbe,  ekemä  nane  le  agbo  we  tame  geht  der  Widder  zurück, 
dann  hat  er  etwas  im  Kopfe.  Fehlt  im  Streit  die  rechte  Waffe,  dann 
lauft  man  um,  nicht  aus  Furcht,  wie  man  denken  könnte,  sondern  um  eine 
bessere  Waffe,  als  man  besitzt,  zu  holen. 

Ne  ekemä  wenn  dann;  agbo  Widder;  gbö  Ziege;  de  rnegbe 

zurückgehen;  nane  etwas;  ta  Kopf;  me  in  dann  hat  er  etwas  vor, 

will  etwas  ausfuhren,  im  Schilde  haben. 

7.  Nuvlo  schlechtes  Ding.  Nuvlo  be  yedzodzi  na  yjt  der 
Müßiggänger  freut  sich  über  nichtige  Dinge. 

nu  Ding;  vlo  schlecht,  häßlich. 

7a.  Dat.somo  die  Schlange  auf  dem  Wege.  Datsomq  rnegbe 
kpo  wo  die  Schlange  auf  dem  Wege  furchtet  den  Schlag  nicht. 
Der  Eingeborene  sagt:  wenn  mich  einer  schlägt,  dann  schlage  ich  ihn  wieder. 

8.  Agbe&ivlo  das  Leben  ist  nichtig.  Das  Leben  gleicht  (Sri)  der 
Nichtigkeit.    Wir  haben  hier  keine  bleibende  Stätte. 

9.  Siabi  die  Wunde  fürchten.  Siabi  media  ge  wo  wenn  du 
die  Wunde  fürchtest,  sollst  du  nicht  streiten.  Menschen,  die 
streiten  und  doch  Furcht  haben. 

H  fliehen,  fürchten;  abi  Wunde;  di  ge  Streit  suchen;  gedidi  Streit- 
sucht; ge  Streit,  Zank;  di  begehren,  wünschen,  suchen;  gemadimadi  ohne 
Streit  zu  suchen. 

10.  Awako  Habicht.  Awako  mekua  omega  tod  der  Habicht 
wird  niemals  alt.  Ist  jemand  alt  und  hat  doch  kein  Geld  oder  niemand, 
der  ihm  hilft,  dann  muß  er  selbst  arbeiten. 

ku  amegä  altern,  ein  alter  Mann  werden.  Der  Habicht  wird  kein 
alter  Mann. 

1 1.  Xe  ka  nawui  no&u  mahaf  welcher  Vogel  wird  das  rauben, 
was  du  essen  sollst!' 

IIa.  WoSua  nu  hä,  woSoa  aSi  wenn  man  ißt,  läßt  man  doch 
noch  die  Hände  ruhen.  Man  ißt  nicht  ununterbrochen.  Arbeitet  man, 
muß  man  sich  auch  ausruhen. 

12.  AgbavitQ  der  Mann,  der  eine  kleine  Last  tragt  Agbavito 
tnrZrua  nyanyä  wo  wer  nicht  viel  Geld  hat,  muß  nicht  teure 
Speisen  essen. 

13.  Todzro  gewöhnlicher  Fluß.  Todzro  meZrea  gbe  wo  ge- 
wöhnliche Flüsse  erheben  ihre  Stimme  nicht.  Die  Bächlein 
brausen  nicht. 

14.  G  be&ivlo  die  Stimme  ist  nichtig.  GbeS ivlo  le  asiawo  we 
to  me  die  Stimme  der  Marktleute  klingt  schlecht  in  den  Ohren. 
Wenn  die  Stimme  auch  stark  ist,  der  Mensch  aber  nicht  gefällt,  so  ist 
es  doch  umsonst. 

15.  Akpalu  akpa  gogoe&uto  bibia  bi  wotso  na  wo  riwo,  neego 
xeobe  akpalu  nava  haben  die  Pflegebefohlenen  etwas  Gutes  zum 
Essen,  dann  geben  sie  es  ihren  Kindern,  anderes  dagegen  be- 
kommen die  Waisen. 


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102  Srnws:  Personennamen  und  Sprichwörter  der  Evheer  Togos. 

16.  Avu&uibu  der  Hund,  der  den  Knochen  frißt.  AvuSuith 
me&ua  ga  icb,  gaSugbe  tio  agli  der  Hund,  der  den  Knochen  frißt, 
kann  kein  Eisen  fressen;  frißt  er  Eisen,  dann  brechen  seine 
Zähne.  Meinung:  z.  B.  ein  eingeborener  König  der  deutschen  Macht 
gegenüber.    Der  Eingeborene  kann  nichts  machen. 

17.  Agbevivina  das  Leben  ist  süß. 

18.  Agbewleibeder  Platz,  wo  man  das  Leben  kauft.  Agbewlevi 
»tele  u>b,  Se  vcbnye  etbletce  mekpq  la  ne  mawle  es  gibt  keinen  Plat/., 
wo  man  das  Leben  kaufen  kann.  Hätte  ich  einen  gefunden, 
ich  wurde  das  Leben  kaufen. 

19.  Adzogenu  das  Ding  von  ferne.  Adzogenu  enyona  das 
Ding  von  ferne  wird  gerühmt.  Ein  Lögner,  wenn  er  irgendwo  ge- 
wesen ist,  spricht  er  von  mehr  als  er  gesehen  hat.  Kommt  jemand  aus 
einer  Stadt  zurück  und  rühmt,  was  er  gesellen  hat,  so  glaubt  man  es  kaum. 

20.  Anyigba  das  Land,  die  Erde.  Anyigba  matehu  aven  nu 
le  eSokui  si  wo,  negbe  Sreko  tcbawo  do  wir  müssen  das  Land  bestellen, 
ein  Land  kann  es  nicht  von  sich  aus  tun. 

21.  Tagbat&u  gblo  bena:  y^e^eme  ele  megbe,  ga  le  ngo  die 
Fliege  sagt:  die  Welt  ist  hinter  uns  und  auch  wieder  vor  «ins. 
Wechsel  der  Zeit:  Ist  die  gegenwärtige  Zeit  gut,  wie  aber  die  kommende! 

22.  Xe  bidzi  med  zona  kple  ato  tcb  ein  erregter  Vogel  fliegt 
nicht  fort  mit  seinem  Nest.  Ein  Fremder,  der  sich  ärgert ,  kann  nicht 
fortgehen  mit  dem  Haus  des  Eigentümers.  Eine  Frau,  die  Kinder  hat, 
lieht  aber  diesen  ihren  Mann  nicht,  kann  nicht  zu  einem  anderen  gehen; 
die  Kinder  werden  von  ihr  fortlaufen ,  zurück  zum  Vater.  Was  natürlicher- 
weise zusammengehört,  kann  nicht  getrennt  werden. 

23.  Kponq  medea  atea  tcb,  elabena  kunou-o  le  mqta  ein  Buck- 
liger kann  nicht  in  den  Krieg  ziehen,  denn  der  Weg  kann 
versperrt  sein.  Ein  Verheirateter  hat  nicht  mehr  die  Freiheit  eines 
Ledigen. 

24.  Ge  tnetua  %o  na  a5aba  tob  der  Bart  baut  den  Augen- 
lidern kein  Haus.  Die  Augenlider  sind  schon  bei  der  Geburt,  der  Bart 
kommt  später.  Der  Bart  kann  die  alte  Geschichte  den  Augenlidern  nicht 
erzählen.    Ein  Kind  kann  den  Vater  über  Altes  nicht  belehren. 

25.  Dionu  Si  le  kosi  si  la  eya  tebdona  na  ne  via  der  Schmuck 
einer  Sklavin  gilt  auch  dem  Kinde.  Was  ich  habe,  will  ich  her- 
gehen. Was  für  Kleider  ich  habe,  trage  ich.  Tue  nicht  über  dein  Ver- 
mögen. 

2G.  Ne  nyo  ne  nu  la,  eye  trb  gbana  $e  ge  me  ist  ein  Ding 
gut  für  den  Mund,  dann  wird  es  auch  fur  den  Bart  gut  sein. 
Ist  es  gut  für  mich,  dann  ist  es  auch  gut  für  die  Verwandten.  Hast  du 
einen  guten  Ruf,  dann  haben  ihn  deine  Nächsten  auch.  Bin  ich  reich, 
dann  ist  es  der  Vater  auch. 

27.  IIa  dorne  sina  eye  ha  kua  atike  der  Magen  des  Schweines 
ist  stark  und  das  Schwein  gräbt  Wurzel.  Ist  der  Magen  eines 
Schweines  stark,  dann  kann  es  gut  arbeiten.    Kann  ein  Mann  sich  stärken. 


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Spiem:  Personennamen  und  Sprichwörter  der  Evheer  Togos.  103 


dann  kann  er  auch  gut  arbeiten.  Gibt  man  einem  Träger  viel  Lohn,  dann 
bat  er  auch  Freudigkeit  zum  arbeiten;  denn  er  kann  gut  essen. 

Dieses  Sprichwort  wird  von  afrikanischen  Trägern  oft  gebraucht. 

28.  Atoto  mekpo  aveseico  we  dlodzo  be  ya  dio  wo  der  Atoto 
schaut  nicht  auf  den  Flug  des  Avesewo,  daß  er  fliege.  Dereine 
Vogel  fliegt  nicht  wie  der  andere.  Atoto  und  Avese  sind  zwei  verschiedene 
Vogel;  Avese  ist  ein  prächtiger  Vogel.  Der  Sohn  eines  Armen  kann  nicht 
eines  Reichen  Sohn  Beschäftigung  haben.  Wünscht  ein  Anner  den  Rock 
eines  Reichen  zu  tragen,  dann  kann  man  ihm  genanntes  Sprichwort  vorhalten. 

dzodzo  Flug. 

29.  TiuiSvi  me  do  alö  Se  globui  we  toö  ein  Waisenkind  kann 
nicht  an  einem  versteckten  Orte  schlafen.  Man  wird  nicht  lange 
nach  einein  Waisenkind,  wenn  es  nicht  zur  rechten  Zeit  kommt,  suchen. 
Eigene  Kinder  haben  mehr  Freiheit.  Bin  ich  ein  Fremder,  dann  muß  ich 
doppelt  die  Hausordnungen  befolgen. 

30.  Gböiike  menoa  ybö  hyn  wo  der  Schwanz  der  Ziege  ist 
nicht  vorne.  Man  spannt  den  Wagen  nicht  vor  das  Pferd.  Jedes  Ding 
muß  sein,  wie  es  sein  muß.  Alles  der  Ordnung  gemäß.  Das  Alter  muß 
man  ehren. 

31.  La  ye$e  megblea  detii  wo  viele  Fische  verderben  die 
Suppe  nicht.  Kin  Reicher  wünscht  immer  noch  mehr  Geld.  Je  mehr  er 
hat ,  je  mehr  er  will. 

32.  Kpono  mekpoa  agbodono  koa  nu  wo,  agbodo  va  ku,  yake 
kpo  tsi  anyi  der  Buckelige  sieht  nicht  auf  den  Aussätzigen  mit 
Lachen,  der  Aussatz  vergeht,  aber  der  Buckel  bleibt.  Der  Bucke- 
lige lacht  nicht  üher  eines  anderen  Krankheit,  denn  seine  Krankheit  bleibt 
immer. 

33.  Arne  dahe  bli  totoe  menoa  wotq  bliwo  dorne  wd  der  Arme 
ist  wie  schlechtes  Korn,  welches  nicht  unter  seinesgleichen 
bleibt.  Der  Arme  ist  wie  Mais  ohne  Mehl;  es  bleibt  nicht  unter  dem 
Mais.  Rechtes  Mais  sinkt  im  Wasser,  anderes  bleibt  oben.  Der  Arme 
kann  nicht  viel  geben;  man  weiß  es  schon,  daß  er  arm  ist  (im  voraus). 
Der  Arme  genießt  unter  den  Reichen  keinen  Respekt. 

34.  AmaSre  medea  akpokplowo  de  bia  zikpui  wo,  aweatqwo 
klo  dzi  wole  ein  Mann,  der  zu  den  Fröschen  geht,  muß  nicht 
nach  einem  Sitze  fragen,  weil  die  Besitzer  selber  auf  dem 
Boden  sitzen.  Hat  jemand  selber  kaum  ein  Bett  zum  schlafen,  dann 
wird  ihn  niemand  um  Herberge  anhalten. 

35.  Mowo  katä  sewe  enye  %oyä  me  aller  Wege  äußerster 
Punkt  ist  im  großen  Zimmer.    Der  Tod  ist  das  Ende  für  alles. 

3ti.  Ama&eke  metioa  mia  fia  wodemo  wo  niemand  zeigt  seinen 
Heimweg  mit  linker  Hand.    Niemand  verachtet  das  Seine. 

37.  Arne  tre  anyimomlo  memloa  ke  ine  wo  wer  sich  zuerst 
niederlegt,  der  legt  sich  nicht  in  den  Saud  nieder.  Jedermann 
sucht  das,  was  für  ihn  selbst  schön  ist. 


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104  Spuws:  Personennamen  und  Sprichwörter  der  Evlieer  Togos. 

38.  Ahlde  medoa  nyi/okpa  wo  das  Reh  zieht  nicht  den  Schuh 
des  Elefanten  an.  Was  einem  paßt,  das  soll  man  brauchen. 

39.  Diogbonola  toe  trea  bibi  wer  beim  Feuer  sitzt,  dessen 
Gerostetes  wird  zuerst  gar  sein.  Jedermann  sorgt  zuerst  fur  da* 
Seine  (vgl.  37). 

40.  AmeSunu  menqa  anyi  kpo  wo  w  er  ißt,  ble  i  b  t  n  ich  t  ruhig. 
Jeder,  der  ißt,  muß  auch  arbeiten. 

41.  Sutie  klqa  mia,  eye  mia  ha  klqa  Susi  die  rechte  Hand 
wäscht  die  linke  Hand  und  die  linke  Hand  auch  die  rechte 
Wer  dir  gut  ist,  dem  sollst  du  auch  gut  sein. 

4*2.  Ati  .vi  le  ame  $i,  eya  wotüona  woa  da  mit  dem  Stock, 
den  man  zur  Hand  hat,  schlägt  man  die  Schlange.  Was  man  ?u 
tun  imstande  ist,  das  tut  man  auch. 

43.  Klokpowc  cnye  klo/qwe  wo  man  eine  Schildkröte  sieht, 
da  findet  man  sie  auch. 

Sinn:  Wo  etwas  gesagt  werden  muß,  da  muß  man  es  auch  sagen. 

44.  Nunyuie  nyakpona,  eyata  koklo  bqbqa  ta  ha/i  yia  kpo  me 
das  Gute  ist  sittlich,  darum  neigt  das  Huhn  auch  seinen  Kopf, 
wenn  es  in  sein  Haus  geht  (nicht,  weil  etwa  die  Öffnung  nicht  groß 
genug  ist).   Das  Sittliche  muß  man  tun  seiner  Sittlichkeit  wegen  (Schönheit). 

Man  sagt  auch:  Nyonyo  fiuti  koklo  ebqbq  ta  hafi  yia  kpo  mt 
des  Guten  wegen  beugt  ein  Huhn  den  Kopf,  bevor  es  in  den  Stall  geht. 
Man  tut  nicht  alles  um  des  Geldes,  sondern  auch  um  der  Tugend  willen. 

45.  Vi  bia  nya  ta  se  mewoa  lä  wo  das  Kind,  welches  nach- 
fragt, macht  kein  dummes  Zeug.  Weißt  du  nicht,  wie  zu  handeln, 
frage. 

46.  SuSui  ii  nya  le  das  Kopfkissen  hat  Worte.  In  der  Nacht 
denkt  man  am  besten  und  findet  auch  den  besten  Rat. 

47.  Wometsqa  asivi  Solia  asiyii  wo  man  wechselt  die  großen 
Kinger  nicht  mit  den  kleinen.  Ein  Kind  kann  nicht  mit  einem  Er- 
wachsenen kämpfen.    Der  Erwachsene  kann  das  Kind  leicht  übermannen. 

48.  Xematrimatri  mey^lfina  le  :a  me  wo  ein  kleiner  Vogel 
schreit  nicht  in  der  Nacht.  Nichts  übernehmen,  noch  besser:  nichts 
unternehmen,  was  man  nicht  durchführen  kann.  Wir  sehen  nicht  den  \\V» 
eines  Amegä  (Ältesten). 

49.  Vi  meyblqna  be  ye  dzc  aha  teti  ye  /o/o  icn  ein  Kind  sagt 
nicht,  daß  es  mehr  Palmwcin  kauft  als  sein  Vater. 

Der  Sinn  dieses  Sprichwortes  ist  gleich  dem: 

49a.  Fo/o  kple  vi  mekea  di  ten  Vater  und  Kind  wetteifern 
nicht.    Ein  Kind,  das  solches  doch  tut,  ist  ein  stolzes. 

50.  Ha  bia  SaSru  bena  nukahuti  ewe  nu  didi  mahnt  3oc« 
bena  vi  nenye,  eybqna  %oyj>  das  Schwein  fragt  die  Mutter, 
warum  ist  deine  Schnauze  so  lang?  Die  Mutter  antwoitet: 
du  bist  ein  Kind;  es  kommt  auch  schon  bei  dir.  Niemand  weiß, 
was  morgen  kommt. 


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Spikss:  Personennamen  und  Sprichwörter  der  Evheer  Togos.  105 

51.  Vi  nya  nya  megblo  nya  wo  ein  Kind  weiß  Worte,  sagt 
sie  aber  nicht.  Sagt  ein  Kind  alles,  dann  wird  es  auch  etwas  sagen, 
was  die  Mutter  beschämen  muß. 

52.  Gbö  to  kpui  meyjfia  nu  via  wo  die  Ziege  mit  kleinem 
Ohr  ermahnt  nicht  ihr  Kind.  Kin  schlechter  Mensch  kann  nicht  sein 
Kind  ermahnen.  Will  er  es  ermahnen,  dann  zeigt  er  ihm  seine  Schlechtig- 
keiten. 

53.  Gbßmatsimatii  medea  te  dzi  wo  ei n e  ju nge  Ziege  klette rt 
nicht  auf  den  Mühlstein.  Man  tut  nicht,  was  man  nicht  kann.  Man 
füllet  es  überhaupt  nicht  an,  wenn  man  es  nicht  kann. 

54.  &e  wowoa  le  Sri  ha/i  todona  man  baut  eine  Brücke, 
Ii  ovo  r  die  Flut  kommt.  Vor  dem  Anschwellen  des  Flusses  wird  die 
Brücke  gebaut.    Man  muß  für  die  kommende  Zeit  sorgen. 

55.  Vi  m*>koa  tq  dzi  be  nekpo  nyi  Sa  wo  das  Kind  hebt  seinen 
Vater  nicht  hoch,  um  ihm  das  Vieh  zu  zeigen.  Ein  Kind  weiß 
nicht  mehr  als  sein  Vater. 

5<>.  Gbla  nya  nu  ha/i  tua  yoyo  de  mo  to  ein  Schmied  weiß 
Dinge,  obgleich  seine  Werkstatte  am  Wege  ist.  Kin  Mann  weiß 
nicht  alles.    Hole  auch  eines  anderen  Rat  ein. 

57.  Ado  be  mo  %oy^o  mebua  ante  wo  das  Eichhörnchen  sagt: 
einen  alten  Weg  verliert  man  nicht.  Was  man  einmal  erlernt  hat, 
das  tut  man  leichter.  Wird  ein  Schneider  ein  Hauer,  oder  ein  Bauer  ein 
Schneider,  so  werden  beide  ihren  ersten  Beruf  nicht  nur  basser  kennen, 
sondern  ihn  auch  im  Grunde  lieber  tun.  (Herausgenommen  aus  dem  afri- 
kanischen Volksleben.) 

58.  Vo  didi  niedoa  ame  Sre  yj  wo,  %<?  hu  to  nye  be  vo  di  ein 
reifer  B  a um  schickt  nicht  nach  einem  Vogel,  der  \  ogol  selber 
weiß,  daß  der  Baum  reife  Früchte  hat;  gleich  dem  Sprichwort  2: 
AmaZfoto  menyöa  e&okui  wo  ein  Farber  rühmt  sich  selbst  nicht. 
Wenn  einer  etwas  weiß,  braucht  er  es  nicht  zu  sagen.  Sein  Tun  und 
Handeln  zeigt  den  ganzen  Mann. 

59.  Womegblo  -mm/«  na  dono  wo  sage  nicht  zu  einem  Kran- 
ken -mm!«  Sinn:  Sage  nicht  zu  einem  Kranken,  daß  er  krank  sei;  das 
weiß  er  selbst.  Genau:  Mache  nicht  eines  Kranken  Stöhnen,  wie  -nun-, 
nach;  dadurch  wird  er  nicht  besser.    Bringe  ihn  auf  andere  Gedanken. 

00.  Kokloy^o  mekpea  hu  na  koklo  wo  der  Hühnerstall  ist 
keine  Schande  für  ein  Huhn.  Man  braucht  sieh  nicht  über  seinen 
Besitz  zu  schämen.   Was  einer  hat,  das  benutzt  er. 


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106 


Die  Töne  und  Akzente  im  Kinamwezi. 

Von  E.  Dahl, 

Mis.si.uiar  in  Uramlxi,  lk-uiscli - OsUfrilu 


Begleitwort. 

1l  olgender  sprachliclier  Versuch  resultiert  aus  einer  Anregung,  die  Hr. Pastor 
Meinliol"  in  seinem  bahnbrechenden  Buch  -Grundriß  einer  Lautlehre  der 
Bantusprachen«,  Leipzig  1899,  F.  A.  Brockhaus,  ganz  besonders  aber  Hr. 
Missionar  a.  I).  K.  Fndeniann  in  seinem  instruktiven  Artikel  »Beitrag  zu  dem 
Kapitel  von  den  Tönen  in  den  sogenannten  Bautusprachen-  (Mitteilungen  des 
Seminars  ffir  orientalische  Sprachen,  Jahrgang  IV,  1901,  Berlin  und  Stutt- 
gart, YV.  Spemann)  gegeben  haben.   Ihnen  nächst  Gott  gebührt  mein  Dank! 

Die  eigentlichen  Töne  im  Kinamwezi. 

Der  Hucliton  steht  im  Kinamwezi 

1.  in  {1er  kontrahierten  Verbindung  von  Regens  und  Rektum 
a)  beim  Nomen,  um  «las  weggelassene  Genetivpronomen  zu  markieren, 
und  zwar  auf  der  Ultima  des  Regens. 

Beispiele:  -a',  d.  h.  auslautendes  a  mit  Hochton. 

nyotna1  hcikulu  (statt  ityoma  ya  kicikutu)  Residenztrommel,  -tronunellauz 
munumbd  kttfica  (statt  viuitumba  ya  kußea)  im  oder  ins  Todeshaus 
ttdamaf  nyombe  (statt  ndama  ya  nyombe)  Kalb,  Tierjunges 
kihinda*  kukundikizya  (statt  kihinda  tSa  kukundikizya)  Rindentrommel 
mit  Deckel 

mafiya  kisinza  (statt  mafiya  ya  kisinza)  eiserner  Dreifuß 
Uanyula1  tna/iuya  (statt  tiahyida  tia  od.  tea  vuihuya)  Kriegsherr,  OI*>r- 
hefehlshaber 

vncenda*  kayohho^ 

od.  kayohyn   (statt  mxeenda  ytra  k.)  in  Uzukuma  gewebte  Kleidsorte 

od.  kaynho  ■ 

■tmeana*  Sizya  (statt  mteana  tea  Sizya)  Sohn  der  Sizya  (Kazwika) 
nsitö  inaka  (statt  nzda  ya  maka)  Grenze,  Kreuzweg 
waited  mafica  od.  ina/u  (statt  teahea  tea  m.)  Leichenbier 
/fiaytita*  manyahya  (statt  magula  ya  manyahya)  Lichtnußöl 
kalaf  hayali  (statt  kala  ka  hayati)  Mittel-,  auch  Gold6nger 
data1  vuhemba  (statt  data  tea  ntlwmba)  Vater  der  Lehre,  Lehrer 


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Dahl:  Die  Tone  und  Akzente  im  Kinamwezi. 


107 


tnasmginha'  maganda  (statt  tn.  ga  maganda)  Tanzen  die  Hölle  und  Fülle, 

unermüdliches  Tanzen 

mulyd  vanhu  (statt  mulya  ica  vanhu)  Menschenfresser 

minted  nsomba  (statt  mihtea  ga  mnmha)  Gräten 

mupunzd  miti  (statt  mttpunza  tea  miti)  Holzmeister,  Tischler 

kald  kumhelo  (statt  kala  ka  kumhelo)  -kleiner-  Finger 

mangold  vagota  (statt  marigala  ga  ragota)  Zwillingsmutter-  oder  Hel>- 

nmmcnkränzel  aus  tier  gleichnamigen  Pllanze,  einer  silberblütigen  Krika 

imeand  Kasanda  (statt  mteana  tea  Kaqanda)  Sohn  des  Kasanda  (Mirainho) 

tealted  migavo  (statt  tcaliea  tea  migavo)  Ah  ultbier 

mxcaka}  nzala  (statt  mteaka  gica  mala}  Hungerjahr 

mogeld  savuni  (statt  m.  na  mvtmi)  die  sich  mit  Seife  Badende 


-i1,  d.  h.  auslautendes  i  mit  Hoch  ton. 

ltdimf  moto  (statt  ltdimi  Iwa  moto)  Feueren nge  oder  -Hamme 

kiiigilt1  kit  (statt  kiiiyili  t&a  kii)  Was  für  Sang?   Was  soll  ich  singm-1 

mupunzv*  miti  (statt  mnjmnzi  tea  miti)  Holzmeister,  Tischler 

rakali-  Wakizya  (statt  vakali  ra  Wakizya)  Tapfere,  Krieger  des  W. 

mbiti  Yuha  (statt  mbiti  ga  Vuha)  Uha- Hyäne 

mtcezf  Vulaya  (statt  mteezi  gtea  Vulaya)  europäischer  Monat 

mttc?  vwyo  (statt  muri  tra  moyo)  ein  grundverdorbener  Mensch 

luktet1  mtcijxßlu  (statt  luktei  Iwa  micipolu)  ein  herrenloses  Brennscheit 

mittf  mxciko  (statt  muti  gtea  mwiko)  ein  verbotener,  unantastbarer  Baum 

tison?  musoni  (statt  nsoni  ya  musoni)  Schwiegermutterscham  «»der  -scheu 

minzfl  ndimti  (statt  minzi  ga  ndhnu)  Zitronensaft 

vtikf  nzuki  (statt  tmki  tea  nzuki)  Bienenhonig 

muguht1  magulu  (statt  mttguhi  tea  magulu)  ein  Kurzbeiniger 

mudekt  mulugmdo  (statt  mudrki  tea  mulugendo)  Reisekoch 

mulihgi}  kavili  (statt  mulihgi  tea  kavili)  Sängerfürst 

mulenzf  kavili  (statt  mulenzi  tea  kavili)  Wunderschöner 


-«',  d.  h.  auslautendes  «  mit  Hochton. 

matSimd  mieand  Kasanda  (statt  «i.  ga  m.  tea  A'.)  Speere  des  Kasanda- 
Sohnes,  Mirambospeere 

manguld  kteapa  (statt  mahgulu  ga  ktcajia)  Achselhaare 
mild  tiama  (statt  milu  ga  t'tama)  Fleischgier 

mttkondd  moyo  (statt  mukontht  tea  tnoyo)  ein  Sanftmütiger,  Kinsichtsvoller 
munhti  maioli  (statt  munhu  ica  maioli)  Halunke,  Schuft 
maguid    nzige    (statt    magulu    ga    nzige)    Perlensorte,    eigtl.  Heu- 
schreckenbeine 

mvtuvd  vitgahga  (statt  muttivtt  tea  vuganga)  ArzneigeizhaLs 
mwtgd  Lunguya  (statt  mungu  gtea  L.)  Sansibar- Kürbis 
nguzd  mhuli  (statt  nguzu  zya  mhuli)  Elefantenstärke 

*t^WtyU^^ktthhteani  (statt  idningulu  ya  k.)  Küstenkrähe 


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108 


Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kinamwezi. 


kalezd  yunamhala  (statt  kalezu  ka  v.)  Bart  des  Alters  (junge  Leute 
tragen  keinen) 

madtdulu'  rtindo  (statt  m.  ya  nmdo)  Nasenlocher. 

rtdtofd  Yalalm  (statt  r.  \ca  Valalm)  die  Blindheit  der  Araber 

vttsikit1  mavi  (statt  r.  tea  mari)  die  Nacht  der  Sünden 

mbiyu1  iujano  (statt  mbiyu  zya  hgano)  Weizenkorn  (als  Saatgut) 

-d,  d.  h.  o  mit  Hochton. 

iytmyd  iiyoko  (statt  igongo  lya  hgoko)  Legehenne 
ilild  mundusi  (statt  Mio  lya  m.)\ 


ikold  mtemi  (statt  ikolo  lya  m.)  Abgabe,  Steuer  an  den  König 
mavondd  (n)simba  (statt  m.  ga  (n)simba)  Löwenspuren 
tusavd  ruhemba  (statt  nxavo  zya  r.)  Lehrschatz,  Lehrer 
mied  Vulaya  (statt  nwso  ga  Vulaya)  europäische  Augen 
lind  mhuli  (statt  Uno  lya  mhuli)  Elefantenzahn 

Haid  vuyaya  (statt  lialo  tia  ruyaga)  das  ganze  Reich  oder  Land,  weit 
und  hreit 

mayond  txdo  (statt  magono  ya  ttdo)  Schnarchlaute  eines  tiefen  Schlafes 

(n)hinyd  nuhgu  (statt  (n)hingn  ya  t'iuhyit)  Topfhals 

tiliold  Ye.su  (statt  hholo  ya  oder  tea  Yesu)  Jesus -Schaf  lein 

kukond  moitgo  (statt  kukotw  kwa  mongo)  Flußarm 

mirikd  nama  (statt  mwiko  ya  nama)  Fleischverbot 

muligd  Vulnmbo  (statt  m.  gira  Vnlambo)  Urambolast 

kikomd  kumayulu  (statt  kikomo  tSa  k.)  Beinspange 

miüomd  muguva  (statt  mulomo  gusa  muguva)  Blasebalginündung 


(ungleich  häufiger  im  Sisumhwa-  als  im  Kigalaganza-Dialekt  des  Kiüainvvezi). 
Kigalagan/.a: 

makolt*  tnagi  (statt  makole  ga  magt)  Eierschalen 
masild  Valabu  (statt  masile  ya  Valabtt)  die  Schulden  der  Araber 
kikombe*  kumakono  (statt  k.  tia  k.)  Armband  aus  Klefantensehnen 
miyuye*  rnieelelc  (statt  miyuye  zya  utvoelele)  Atemzüge  des  Säuglings 
mnlotJ  Vulaya  (statt  rnalole  ga  Vulaya)  europäische  G läser,  auch  Spiegel, 
speziell:  europäische  Brille 

itottge*  vugali  (statt  itohge  lya  vugali)  Mehlbreikloß 

munde*  makafu  (statt  matule  ga  maka/u)  Batatenbeete 

valwUt*  Yazuhgu  (statt  v.  va  Yazuhgu)  Patienten  der  Europäer 

rupett?  miyaro  (statt  v.  tea  migavo)  Ahnenkultbier 

mahnte*  mtemi  (statt  malome  ga  mtemi)  Absichten  des  Königs 

monye*  hamonyo  (statt  monge  gtca  hamoityo)  Gazelle  am  Fluß 

madoke  Vadusi  (statt  m.  ga  Yadusi)  Bananen  der  Watusi  (Früchte) 


ilild  hyoho  \ 
o&.hyohhoS  (statt  UUo  lya  ity.) 
od. hyohgo) 


Gewehrschuß,  Knall 


•     d.  h.  e  mit  Hochton 


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Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kinnniwczi. 


101) 


Sisumbwa  (Kiriamweli): 

rusetc*  mixambtea  (statt  v.  tea  m.)  Ahnenkultbier 

vukondS  tmcizo  (statt  v.  tea  mtcizo)  Herzensgute,  Sanftmut 

meg£  Yatusi  (statt  m.  ga  Vatusi)  große  Blashörner  der  Watusi 

mamitendd  Tanganyika  (statt  m.  ga  T.)  Dattelpalmen  des  Tanganyika 

vttpupJ  mapupu  (statt  r.  tea  m.)  Leichtigkeit,  leichtes  Gewicht  der  Lungen 

twgind  muginyd  hkoso  (statt  t\  tea  m.  tea  hk.)  Feistigkeit  des  Ratten  - 

i  nasters  (des  Reichen) 

hgtU  muntu  (statt  ngele  zya  muntu)  menschliche  Fußspuren 

ibutef  hakuvpko  (statt  t.  lya  hakuroko)  Abszeß  am  Arm 

vugololoke*  nzila  (statt  r.  ton  nzifa)  Geradheit  des  Weges 

vttsev^  minzi  (statt  v.  tea  minzi)  heiße  Temperatur  des  Wassers 

vukakanaUt  luhu  (statt  p.  tea  hihu)  die  Brüchigkeit  des  Leders 

vtilambd  mag uf tea  (statt  v.  tea  maguftrd)  Härte  der  Knochen 

rtihtkvfJ  murtli  (statt  r.  tea  muvili)  Hellfarbigkeit  der  Haut  (hei  Araber- 

und  Europäer-Bastarden) 
sipandt1  nyama) 


od. 


'I  (statt  sipande  sya  n.)  Fleischstückchen 

etigttnJ  Valabu  (statt  r.  tea  Valabu)  die  Geilheit,  Schamlosigkeit  der 
Araber 

b)  beim  Verbum  vor  einem  Nomen,  meistens  um  die  Weglassung  einer 
präfigierten  Lokativpartikel  oder  des  bei  Passiven  üblichen  -na-  =  -von, 
durch,  mit-  zu  markieren,  zuweilen  wenn  das  nachfolgende  Nomen  eine 
Art  griechischen  Akkusativ  darstellt,  in  Beantwortung  der  Frage  -in  bezug 
worauf?- 

Da  fast  alle  Verben  im  Kinamwezi  auf  ein  a  auslauten  (bzw.  im  Kon- 
junktiv auf  ein  e),  so  findet  sich  hier  fast  ausschließlich  a1  (bzw.  i1),  d.  h.  a 
(bzw.  r)  mit  Hochton. 

Beispiele: 

ku  -  hinui  1 
kit  -  lumted  f 

ku  xatd  )  m°y"  (s,att  hnmmjo  od.  kumoyn)  Schmerzen  am,  im  oder 
ku  satitca*  [  *nim  ^cm>n  ',an<*'^  se',r  g"'«ß<*n  Schmer/,  empfinden 
ku-Mhea*  J 

ku-kaltea1  moyo  (statt  hnmoyo  od.  ktimoyo)  vor  Durst  schier  verschmachten 
ku-va1  nota  (statt  ku-m  na  nota)  Durst  haben 

ku-ryaltea*  mbele  (statt  hambrle  od.  kumtneete  od.  ya  mbeh)  Erstge- 
borner sein 

ku-lild  vom  (statt  mumm)  aus  od.  vor  Furcht  schreien 
k^  k^buy  i  *a!/a  ^SL,tt  *"ifea!/a}  Heifmvcn  "nben 

*T '  ^ahgUd\  -M^/'/^,  (stHtt  ^f"«7«-0  vom  Handel  leben 

ku'lila1  mari  (statt  kumavi)  zum  Streit,  zum  Krieg  rufen  (von  der 
Trommel) 


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110  Dahi.:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kinamwczi. 

ku-hild  \rusiku  (statt  hinisifot)  in  der  Nacht,  d.h.  gegen  Morsen 
ku-hiiigal)  krähen 

ku  Köhra  traltca)  /s(alt  ^  waltta  od.  rypetA  vom  Bier  berauscht  sein 
od.  rupete) 

ku-kn/im'  vtiyemc  (statt  n/7  rugemr)  vom  Palmwein  berauscht  sein 
kic-rnha1)  Vufambo  itSimn  limee  (statt  /rw  Vuiamlto)  nach  Urambo  euren 
fac-rAa1}     Speer  bringen,  d.  h.  siegreich  nach  Urambo  heimkehren 
kii <■- togvad  munhu  (statt  na  munhu)  einen  Menschen  lieben 
ku-tfH/ehca*  munhu  (statt  na  munhu)  einen  Menschen  bevorzugen 
ku- linda  luntga  (statt  Jialuniga)  auf  dein  Dreschplatz,  auf  dem  freien 
Platz,  heim  I lause  warten  (z.  B.  die  Hebammen) 

kw-mnya1  kanrga  (statt  na  kanega)  Ball  spielen  (eine  Art  Ballon) 
kic-igumhd)  kugulu   (statt  hakugitlu  od.  kukugulu)  sich  stolpernd  am 
ku-gumha1  \     Fuß  oder  Bein  verletzen  (oder  statt  na  kttgulu)  mit  dem 
Fuß  etwas  umstolpern 

kic-iyandd  lizihgoma\  (statt  halizihgoma  od.  haU&ihgoma)  bei  Gelegen- 
od.  Itängoma)     heit  des  großen  Trommeltanzes  mit  mehreren 
Trommeln  betteln,  bes.  vom  Konig 

ku-tinagvlwa1  mattet'  (radikal  abgeschnitten  sein  in  bezug  auf  die  Ohren) 
ohrlos  sein ,  die  Ohren  durch  Abschneiden  verloren  haben 

ku-  zehgemazehgemd'  lihgoma  (statt  haUhgoma)  beim  großen  Trommeltani 
sieh  hin  und  her  wiegen 

ku-ra  gelt  muhee  (statt  kttmuitce  od.  hamuhee)  barhäuptig  sein 
ku-ra*  lukono  (statt  na  lukono)  langfingrig  (d.  h.  diebisch)  sein 
ku-limild  itsimu  (statt  n(a)  itsimu)  mit  dem  Speer  pllugcn;  Euphe- 
mismus: vom  Kriegshandwerk  lehen 

ku-kord  pt/a  (statt  kukora  kujtya)  heißzumachen,  zu  wärmen  suchen 
hi-yumM  kugi/ima  (statt  na  kugilima)  spazieren  gehen  in  voller  Ge- 
sundheit 

ku-tima1  karula  (statt  mukarufa  od.  hakarylä)  die  ere  ten  kleinen  Regen- 
schauer zum  Feldbestellen  ausnutzen 

ku-zimild  makuhgu  (statt  mumakuhgu)  sich  verirren  in  der  Waldwildnis 
ku-/ira{  Iwikinda  (statt  mtdugrndo  hc(a)  ikinda)  beim  Reiseglockenton. 
d.  h.  auf  der  Reise  sterben 

kti-peld*  intciga  (in  bezug  auf  mwiga  Galopp)  spornstreichs  davonlaufen 
ku-limila1  hgrse  (in  bezug  auf  hge.se  Unkraut)  das  bestellte  Feld  vom 
Unkraut  säubern 

ku-kozya*  n son i  (in  bezug  auf  nsoni  Scham)  jemand  schamrot  machen 
ku-gayitra1  tntrenda  (in  bezug  auf  mtrmda  Kleid,  verachtet  werden. 

leer  ausgehen)  kein  Kleid  bekommen  oder  finden 

ku-vela  kisa  (in  bezug  auf  kisa  Gute,  gut  sein)  gütig  sein 
ku-heala1  mbuka  (in  bez.ug  auf  Kolik  krank  sein)  an  Kolik  leiden 
ku-ma/d  rusiga  (in  bezug  auf  rttsign  Kafi'erkorn  zu  Ende  sein)  kein 

Kafferkorn  mehr  haben 

ku-sara1  hgoml*  (in  bezug  auf  hgnmbc  Rinder  sich  bereichern)  von 

Rinderzucht  leben 


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Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kinamwezi.  III 

ku-lmda*  noni  (in  beziig  auf  noni  Vogel  warten)  Vögel  verscheuchen, 
z.  Ii.  aus  den  Feldern 

kit  - linda*  guku  (in  bezug  auf  guku  Pavian  warten)  Paviane  verscheuchen, 
z.  B.  aus  den  Feldern 

ku-ia*  mmo  (in  bezug  auf  mino  Zähne  mahlen)  mit  den  Zahnen  knir- 
schen od.  klappern 

kw-itimbyef  moyo  (in  bezug  auf  moyo  Herz  sich  schwer  machen)  sich 
ein  Herz  fassen,  Mut  fassen 

fcu-lald  tulo  (in  bezug  auf  tu/o  tiefer  Schlaf  liegen  od.  schlafen)  einen 
tiefen  Schlaf  schlafen 

ku-kolwa*  nota  (in  Bezug  auf  tiota  Durst  berauscht  sein)  seinen  Durst 
gelöscht  od.  gestillt  haben 

ku'V?  nota  (statt  na  nota)  Durst  haben 

hi-tudanhd  miti  (neben  ku-tudanhwa)  miti)  Hölzer,  Stamme  llözen  oder 
flößen  [vgl.  ludanho  das  Bruckengestell] 

ktc-ahguhd  dza  (statt  hc-anguha  kudia)  sich  wegzugehen  beeilen 

c)  bei  der  eigentümlichen  Hilfsformel 

-a  gak<*  (Sisumbwa:  -a  *«*«•)  j  mU  ff>1     dem  lnfiniüv 

neben  -a  gagetho  ) 

,       .  (es  ist  unmöglich  zu  — , 

zu  deutsch  etwa:  I  ... 

(es  ist  nicht  imstande  zu  — 

Beispiele. 

rrnava  ca  gaka*    )  kugaikca  ebendiese  können  im  Spiel  nicht  besiegt 
od.  va  gagdha\  werden 

miti  :ya  gaka1 

od.  :ya  gagdha^ 
numba  ya  gaka1  kutu-imvea  ein  feuerfestes  Haus 
kinhu  Ua  gaka1  kugidwa  ein  im  Handel  nirht  erhältliches  Ding 
mino  ga  gako)  kupila  unheilbare  Augen 

Ittsu  Itca  gaka*  knt&rmba  ein  Messer,  «las  nicht  schneiden  kann 
kana  ka  gaka*  kwima  ein  Kindchen,  das  nicht  stehen  kann 
vufuma  tea  gaka1  kuliwa  ungenießbares  Mehl 

usw. 

Der  Hochton  steht  im  Kinamwezi 

2.  auf  einsilbigem  Stamm  (die  Verben  ausgenommen),  offenbar  um 
anzudeuten,  daß  derselbe  ursprünglich  um  sieh  selbst  redupliziert  bzw. 
qtiadmpliziert  war,  jetzt  jedenfalls  eine  kontrahierte  Form  repräsentiert: 

a)  bei  Substantiven: 

TOUr?!1  Wurzel  nflid  Scherhen 
mufd  Fruchtkern  Bogensehnen 

ru,/>r1  Steppenbrandzeit  (Juli,  nfvl  Messer  (Plural) 
August) 

map}  Urin  m,(W  Moskito 

lumt  Morgentau  mpvcf  Weißhaar 


kvvpla  Bäume,  die  nicht  morsch  werden  können 


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112  Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Küiaiiiwczi. 

kitfwf)      ^  mofiwd  Steine 

i/tpt1    )  mpied  Hund 

n,vi1  Erde,  Reich  «,Atct1  Brennholz 

nfsd  oberer  Mahlstein  n^U  Bauch,  Leib 

lu#d  Bogensehne  m,ht  Ohrfeigen 

nrw  dein  Vater  ktiftnh 

n^d  kleine  Gazcllenart  f'^tri'  ) 

b)  bei  Adjektiven: 

-a,  /»1  schwarz,  z.  B.  malohgo  gax  pi*  schwarze  Krde 

pJ  weiß,  z.  B.  maloitgn  ga^       weiße  Erde 
-a,  ra'  rot,  z.  B.  malohgo  gax  za*  rote  Erde 

-o,  <W  massiv  und  massenhaft,  z.  B.  malohgo  gaf  b%i  massive,  kompakte 
Erde  und  Erde  in  Hülle  und  Fülle 

-ff,  r/1  zur  Stelle  seiend,  z.  B.  kidiku  t&a,  w1  die  Regenzeit  ist  da 
yfo1  klein,  z.  B.  wwo  »mt,^  kleine,  d.  h.  kurzsichtige  Augen 
-(Id  -fit/  sehr  klein,  z.  B.  miso  majfchnafld  desgl.  im  Elativ 

c)  bei  Adverbien: 

yW  alle,  z.  B.  miyakax  de)  alle  Jahre,  ewig 
y/tci1  ganz,  z.  B.  fimi\  dtr?  den  ganzen  Tag 

mal,  z.  B.  mukaga{        mkaga  6X6 

-i  w*'  /  NpW/ 

>  alle,  ganz,  voll,  z.B.  van  hu,  (pt*  >  alle  Leute,  nichts  wie  Leute 

ganz,  voll.  z.  B.  m>r«n^  /w1  den  ganzen,  vollen  Monat 
i/f,  ^n1/ alle!  Schluß!  (mit  Handeklatschen  begleitet) 

d)  bei  diversen  enklitischen  Partikeln: 

n)  bei  den  enklitisch  an  die  Ultima  angehängten  verbalen  Lokativ- 
partikeln: yW,  -Jed.  -(md. 

ali  er,  sie,  es  ist 
alifld  er  ist  hier  zur  Stelle  dagegen: 

alijcd  er  ist  dort  (nahe  bei  X)         alulk.,  er  ist  dort  (fern  von  X) 
alixmd  er  ist  hier  drinnen  altfmo  er  ist  dort  «Irinnen 

ihgagaf  steh  auf! 
ingagajid!  steh  hier  auf!  dagegen: 

ihgagajcd!  steh  dort  auf!  (nahe  ihgagdko!  steh    dort   auf!  (tVrn 

bei  X)  von  X) 

ihgagaxmd !  sto\\  hier  drinnen  auf!     ihgagulmof  steh  dort  drin  auf! 

Ferner  bei  der  interrogativen,  ebenfalls  enklitisch  an  die  Ultima  an- 
gehängten Lokativpartikel  yV/  in  Verbindung  mit  dem  Verb: 
atifidi  wo  ist  er,  sie,  es? 
u-afumaxhi}t  wo  kommst  du  her? 
iradzafi/iY  wo  gehst  du  hin? 


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Dahl:  Die  Töne  and  Akzente  im  Kinamwczi. 


113 


selbständig  gebraucht: 

ktijuff  wo?  woher?  wohin? 
hafldt  wo? 

!'  wo  drinnen? 
von  wo  heraus? 
wo  hinein? 

in  Verbindung  mit  Substantiv,  also  adjektivisch,  mit  Hilfe  des 
Genitivpronomens  -a,  z.  B.: 

munhu  ico/d?  welcher  oder  was  fur  ein  Mensch? 

muH  gusajdl  welcher  oder  was  für  ein  Baum? 
j       t'tumba  ya/dt  welches  oder  was  für  ein  Haus? 

kilo  t&afid?  welche  oder  was  für  eine  Nachtwache? 

liso  lyafidt  welches  oder  was  fur  ein  Auge? 

luäu  Iteafld?  welches  oder  was  für  ein  Messer? 

Bemerkenswert  ist  die  Zusammensetzung 

von  kft  was?  mit  obigem  hdt 
ktnofidl  was  gibt's?  was  soll's? 
mupahgö)  kfnafldt  was  soll's  kosten?  Preis? 
/ihm,  kMafie?  um  welche  Tageszeit? 

ß)  bei  stets  nachgestellten,  selbständigen  Interrogativpartikeln: 

kil?  was? 
ryU*?  wer? 

iVf,  *r7  was  ist  das? 
alix  ndil  wer  ist  der? 
fat)  An1?  wozu?  warum? 
doch  wird  es,  freilich  selten,  auch  adjektivisch  gebraucht,  wie  hJ: 
troj  kft  welcher  od.  was  für  ein  Mensch? 
( welcher  od.  was  für  ein  Baum  ? 
welcher  od.  was  für  Holz? 


muH  gwa^  An1* 


7)  bei  den  enklitisch  dem  »na*  »mit«  angehängten  Relativpronomina: 

,  „.  ,         ,.        I(i  (  hast  du  ihn?        ,.  ich  hab*  ihn! 

(mwtesc  Sklave)  uh  nayo'f  \  .._,.,»<*  noMcH]      ....     .  , 

(ist  er  bei  dir?  {  er  ist  bei  mir! 

SkUven)  uli  "d'  ^'\t^7L'. 

(muH  Baum)  uli  nagdl  hast  du  ihn?  nth  natfd!  ich  hab'  ihn! 
(miH  Baume)  uli\  j  hast  du  sie?    ndi  j  ™^'|  ich  hab'  sie! 

{ndama  Kalb,  Tierjtinges)  uli  naA/df  hast  du  es?  ndi  naj/df 

(ndama  desgl.  im  Plur.)  uli  nofydf  hast  du  sie?  ndi  najryd! 

(kinhu  Ding)  uli  nalidt  hast  du  es?  ndi  naßdf 

(ßnhu  Dinge)  uli  na^/yd?  hast  du  sie?  ndi  najydl 

(Uno  Zahn)  uli  nafydf  hast  du  ihn?  ndi  najyd! 

(nwio  Zähne)  uli  naydf  hast  du  sie?  ndi  nagdl 

(luht  Messer)  uli  nafdl  hast  du  es?  ndi  najd! 

(n&u  desgl.  im  Plur.)  uli  napydl  hast  du  sie?  ndi  na^yd! 

Mill-  «1.  Sern.  f.  Orient  Spr^h«.  1904.  UJ.  Abt.  8 


ich  habe 
ihn,  sie, 
es! 


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114  Dahl:  Di©  Töiie  und  Akzente  im  Kinamweu. 

(kamuyimba  Glockchen)  uli  najcdt  hast  du  es?  ndi  najed! 
(tumiyimba  desgl.  im  Plur.)  uli  nafdl  hast  du  sie?  ndi  nafd! 
(vu/itma  Mehl)  uli  napd?  hast  du  es?  ndi  nagd! 

{kutogxca  das  Lieben)  uli  najed?  hast  du  es?      ndi  najed! 

h)  bei  den  der  Dringlichkeit  dienenden ,  familiär  gebrauchten  Verbal- 
enklitiken -ft\  -yey  und  -^o1,  z.  B.: 

toUjwapt!  verstehst  du!  hörst  du  wohl! 
zoffupatf  \ 

zotjuyel  r  ^  |tomm  doch  endlich! 

zogufr!  i 
verkürzt  in  zoyuil) 

i)  bei  den  familiär  gebrauchten  Eigennamcn-Rnklitikcn  -,£0"  und  -jr1. 
besonders  beim  Anruf  auf  größere  Distanz,  um  mit  Hilfe  dieser  Schluß- 
pointe die  Stimme  besser  in  die  Ferne  schicken  zu  können,  z. 

Matsimufxr! ) 

Gulenio  du! 

SSI  »-*  d-! 

Kasandapt'S  ' 

v)  bei  verschiedenen  Interjektionen: 
f1/  oh!  ei! 
pfui! 

t>! 

y* 

hgd 


nanu!  ach!  nein  aber! 
ja!  hier! 
nein! 


V«' 

AW/  krach ! 
/wr7  klatsch ! 

Ar7  Achtung!  Vorsicht!  (mütterlicher  Warnruf  fürs  Kind),  häufig 
in  Reduplikation:  teW.' 

Der  Hochton  steht  im  Kinamwezi: 

3.  bei  zwei-  oder  mehrsilbigen  Interjektionen  auf  der  Ultima  und 
ebenso  bei  verschiedenen  Respektsgrußformeln  auf  der  Ultima,  gleichviel 
ob  die  betreffende  Titulatur  oder  Adressatbestimmung  folgt  oder  nicht,  um 
dem  Gruß  oder  der  Antwort  eine  weithin  hörbare  Schlußpointe  zu  geben. 

Beispiele. 

efrV  ja !  ja  freilich ! 
a/i1/  so  ist  es ! 

ali ff!  schon  gut,  aber;  trotzdem,  indessen 


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Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kii'iamwezi. 


115 


Schlaf  wohl ! 


ajra*/  nein  so  etwas !  ist's  möglich  i' ! 
iflf!  wer  weiß !  was  weiß  ich  I* ! 
hafiti!  wahrhaftig!  meiner  Treu! 

nojcd!  deine  Mutter!  wart  nur!  (ein  gelindes  Schimpfwort) 
ma^f  meine  Mutter!  (sowohl:  o  Schreck!  als  auch:  weh  mir!) 
hopjf  los!  vorwärts! 

ka/ed/] 
najuil  o  weh! 

1^7*?^/.  I  (Beschwichtigungsformeln  der  Mutter  fur  ihr  Kind) 

didili^H  Tonmalerei  für  das  ganz  eigentumliche  Zungenvibrations- 
geschrei  der  Weiber  beim  Willkommen 

sage*!  Gluck  zu !  (früher  sehr  gebräuchlich) 
kalafiuH  Zu  Befehl ! 

mulagaga1!  Gehorsamer  Diener!    Kmpfehlc  mich! 
ktcikatf  mhola!  Leb  wohl!  (dem  Dableibenden) 
Aty/ia1  mhola/  Leb  wohl!  (dem  Weggehenden) 
kttlaja*  mhola/) 
kalafJ  mhola  l\ 

Wohl  nach  Haus! 

kuh/caf  mhola/) 

mwezi  dort  ist  der  Mond!  (ein  in  ganz  Unamwezi  üblicher  und 

sehr  beliebter  Gruß  an  den  zum  ersten  Male  wieder  sichtbar  werdenden 
Mond,  der  dabei  stets  auf  dem  Kücken  zu  liegen  scheint,  wie  der  Halb- 
mond des  Islam) 

Der  Hochton  steht  im  Kihamwezi: 

4.  auf  jedem  »*,  gleichviel  ob  dasselbe  als  sogenanntes  »schweres«  i 
eine  Regressiv-  (bzw.  Doppel -Regressiv-)  Wirkung  auf  den  vorangehenden 
Konsonant  ausübt  oder  nicht. 

Ausgenommen  sind  nur  das  i  im  Perfektsuffix  -ifc  und  das  i  im 
Passivsuffix  -nca,  die  den  Tiefton  haben,  wenn  der  Stamm  nicht  ein- 
silbig ist  (s.  unter  Tiefton). 

Einsilbige  Verbalstämme  tragen,  als  Ausnahme  zu  obiger  Ausnahme, 
auch  im  Perfektsuffix  -ik  und  im  Passivsuffix  -t'tra  den  Hochton  auf  dem  i. 

Beispiele. 
(mutt  Baum,  Holz),  roi1ft1  Bäume,  Hölzer 
kfoihu  Ding,  flnhu  Dinge 

Wngoma  große  Trommel,  großer  Trommelten/, 

usw. 

ktC'fhtoa  —  ktc-foa  stehlen 
kw-^mba  singen 

kw-ftia  heruntergeben ,  hinuntergleiten  lassen 
ktVa  Dickbauch,  Fettbauch  (pars  pro  toto) 
Jnc-tga  schnell  laufen 


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116  Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kinamwezi. 

kw - tVtga  aufstehen,  aufbrechen 

ktc-iyica  huren,  horchen  und  gehorchen 

Sisumbwa:  kw-i%a        ,  .  „    ~  , 

__.    ,  «      schneiden,  speziell:  Gras  schneiden 

Kigalaganza:  fno-vpa) 

kw-fdio  aufsitzen,  aufbleiben  am  Abend 

kw-findia  entfernen,  wegtun 

Kigalaganza:  kw-t1ka 


,        '     ...    |  herunter-,  hinuntersteigen 
Sisumbwa:  kio-rnka) 

(kw-fkala  sich  setzen,  bleiben,  wohnen) 

kw-Ma  gehen  (bes.  ringsherum),  um  mitzuteilen 

Sisumbwa  Arte  -  tV-a     )  t„  .  .     .        .  . 

„.    ,  .      (Zeichen)  machen,  machen,  tun 

Kigalaganza  kw-vta  ) 

kfsa  Gutsein,  Gute,  Gnade 

kv>-tnta  >  (Zeichen)  machen,  machen,  tun 
kw-ihka) 

(davon  übrigens  auch  Kigalaganza:  ranhu)  die  Gemachten,  Geschaffenen. 

Sisumbwa:  vaniu    \    Geschöpfe,  d.  h.  Menschen 

vgl.  Kigalaganza:  mzumbtca)  ~     .  »  -  ku-zumba  )  bilden,  er- 

o.      .  "    r  Geschöpfe,  von  ,         .  ' 

Sisumbwa:  vasumbwa    )  fau-sumoa )  schaffen 

k(u)-fya  dämmern   am  Morgen;   kflya  Morgendämmerung,  Osten; 

ndtyu  Morgen  und  morgens 

ktD'ha  kommen 

mwM  Dieb  (von  ho-fm  stehlen);  Sisumbwa:  mwM 

musfmbt  Leichenbestatter  (von  ku-sfmba  aufhacken,  graben);  Sisumbwa: 

somfi  eine  Fischsorte;  Sisumbwa:  somof 

muyombf  Sprecher  (von  ku-yomba  sprechen);  Sisumbwa:  muyomrf, 
häufiger:  muyombayizi 

mbtdi*  Ziege;  Sisumbwa:  mbuz? 

mtceli1  der  Westen,  wo  der  Neumond  zuerst  erscheint 
mißezt  der  Mond  (von  kw-ela  licht,  hell  sein);  Sisumbwa:  mtcfzi 
mulendf  der  Erbe  (von  kn - lenda  müßig  sein);  Sisumbwa:  multnzi 
muzmgt1  der  Ansiedler  (von  ku-zenga  bzw.  ktt-sehga  bauen,  sich  an- 
bauen); Sisumbwa:  musenzf 

m«ÄiV  der  Jäger  (von  ku-hfgo  jagen);  Sisumbwa:  mtthfzf  (auch: 
mtiptW,  muy!z$) 

mtilogf  der  Zauberer  (von  kit-loga  behexen);  Sisumbwa:  mulozf 
mudekf  der  Koch  (von  ku-deka  bzw.  kti-teka  kochen);  Sisumbwa:  mutrd 
Vadusi1  Watusi,  eigtl.  die  Notleidenden  (von  ku-duka  bzw.  kv-tvka 
Not  leiden);  Sisumbwa:  Vahtsf 

vudukü  Not,  Elend  (von  demselben  Stamm);  Sisumbwa:  cutust 

Inunrft*  \^Br  ^am^anSer  (von  *«-*«»Äa)  ^r-n  eQ 

od.  ht-zeha  >    .  .     '  Sisumbwa:  muzm*? 

bzw.  ku-zehka)  ' 

(von  Sisumbwa:  ku-vuto  gebären);  Sisumbwa:  muvutf 


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Dahl:  Die  Tone  und  Akzente  im  Kiüaniwezi.  117 

mupagatf  Karawane nträger,  Arbeiter;  Sisumbwa:  mu/xiyajH 

tnbftf  Hyäne;  Sisuinbwa:  m/Afi1 

Mit  diesen  wenigen  Beispielen  genug  fur  jetzt! 

Beispiele  einsilbiger  Verbnlstämme. 

(ku-ywa  fallen)  vcagwfle  du  bist  gefallen 
(ht-fica  sterben)  ^^^|  er  ist  gestorben 

(ku-ktca  Brautkaufpreis  bezahlen)  hoahcMe  wir  haben  unsern  Braut- 
kaufpreis bezahlt 

(ku-dza  weggeben)  tcadüle  ihr  seid  weggegangen 

hi-sa  reiben,  mahlen)  ra&Me  sie  haben  gerieben,  gemahlen 

(kit-lya  essen)  nalfle  ich  habe  gegessen 

(ku-ttya  Stuhlgang  haben,  zu  Stuhle  gehen)  twamHe  wir  sind  zu  Stuhl 
gegangen 

{ku-nwa  trinken)  nanwfle  ich  habe  getrunken 

{ku-ztoo  tröpfeln,  lecken,  intr.)  manuttyu  (Töpfe)  yaswtVe  die  Töpfe 
haben  geleckt 


j  sein^  ku-vtwa  sSen 
KU-vr  \  J 

(ku-ßco  sterben)  ku-fwfltoa  Leidtragender  sein  (d.  h.  einen  lieben  An- 
gehörigen durch  den  Tod  verloren  haben) 

(Arn -Ja  reiben,  mahlen)  ku-h\ca  gerieben,  gemahlen  werden;  dann: 
die  Haare  nach  Küstenart  krausein  und  rollen 

(hu-lya  essen)  ku-lhca  gegessen  werden  und  eßbar  sein 

(ku-ntca  trinken)  ku-mm\ca  getrunken  werden  und  trinkbar  sein 

Besonders  bemerkenswert  ist  das  Doppel  passiv  um ,  das  soeben 
bereits  sich  in  ku-fmVwa  und  ku-mohoa  zu  zeigen  begann.    Siehe  unten. 

Der  Tiefton  steht  im  Kihamwezi: 

I.  auf  jeder  einer  hochbetonten  Silbe  unmittelbar  vorangehenden 
Silbe,  gleichviel  ob  zu  ein  und  demselben  Wort  gehörend  oder  nicht,  z.B.: 

ku-nena^  nhwt  Brennholz  spalten 
napte  ich  bin  gewesen 
usw. 

Es  soll  offenbar  durch  den  Tief-  oder  Hochton  verstärkt  werden, 
indem  die  Sümme  gleichsam  ausholt  zum  Stoß. 

Treffen  Tief-  und  Hochton  auf  einer  Silbe  zusammen,  so  behauptet 
naturlich  der  Hoch  ton  das  Feld,  und  eine  kurze  Stimm  pause  verhilft  dem 
zweiten  Hochton  zu  seiner  Wirkung  oder  Geltung;  z.  B.: 


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118  Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kinamwezi. 

statt  hadol  ngO\  nicht   im   geringsten,    eigtl.    ein  Plätzchen 
spricht  man  hadd\hgd\      nicht,  ein  klein  wenig,  leise   nicht  (der 
Berliner  wurde  sagen:  »nich  in  die  Hand!«) 

statt  ku-tfnM)  Hoffnung  sein  (von  Muttern) 

ku-vV\ndä ) 

II.  häufig  auf  u,  l>esonders  auf  dein  sogenannten  «schweren«  u  und 
auf  dem  i  des  Perfektsuffix  -ile  bzw.  -izye  und  des  Passivsuffix 


Beispiele:  u,,  d.  h.  u  mit  Tiefton. 
a)  bei  Verben: 

k(u)  -Uyfffha  scharf  sein  (z.  B.  vom  Messer) 

k(u)-uja  heulen,  wehklagen;  quaken  (von  Fröschen) 

k(u)-ufna  trocken  sein  oder  werden 

k(u)-u$a     scj,witeen>  )aufcn  (besonders  im  Kriege),  lliehen 
k(u)-u$?la[ 

ku-fufna  hinausgehen 

ku-kufta  ballen  (z.  B.  die  Kinger  zur  Faust) 
ku  -  dakufia  durchkauen 
kw-CguJa  satt,  voll,  fett  sein 
ku-kuJtga  anbinden  (bes.  die  Ziegen) 
ku  •  kufidi'ki'zt/a  zudecken 

kw-Mtttfufa  sich  den  Mund  ausspülen  (nach  jeder  Mahlzeit) 

ß)  bei  Adjektiven: 

-gandU)  dünn;  -<^W,  dick 
-lambu^  hart;  -kündig  weich 

-sukux  mager  (vorn  Fleisch);  -w/«u,  fett,  süß,  wohlschmeckend  (vom 
Fleisch) 

-bujitty  leicht  (an  Gewicht);  -tfmbuy  schwer  (an  Gewicht) 
-sevui  heiß,  kochend;  -nendehtx  kalt,  frisch 

-ttj^i1  scharf,  schneidig  -dtynictiy  stumpf,  ohne  Spitze 

-$erou,  süß  -«'situ,  jälizornig 

-/u/u,  sauer,  bitter  -yakanazu^  brüchig  (vom  Leder) 

-nozui  morsch,  verfault  -r^mu,  trocken 

-dujAu,  nackt,  leer  -ffu/n^  schamlos 

•jrftnu,  abgehäj*tet  und  verhärtet  -An/u,  groß,  angesehen 

-/i'Au,  lang,  hoch,  tief  -coru,  müde,  faul 

-e/u,  hell,  licht,  klar  -AujinAu,  dumm 

-gadu^/t^  sauer  geworden  (von  Ge-    -yvJi$  niedrig,  kurz,  klein 

tränken)  -wjyu,  gutherzig,  billig 

-yololokt^  gestreckt,  gerade  -no/u  saftig,  knochenfrei 

-ztifwjcvy  munter,  wohlauf  -fiqfut  blind 

ferner  nur  im  Kizukuma: 

-lalujcu^  rot  -karnt^  derb,  fest  Aryt V**, j 

-rfuj/u,  unhöflich  -dekant^  verträglich  öiYu, 


stupid,  unatistellig 


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Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kifiamwezi. 


119 


7)  bei  Substantiven: 

ngufUy  Stärke  m(a)ufa  Fett,  Talg,  besonders  von  der 
kalesti)  Kinn ,  Bart  unantastbaren  Riesenschlange  (sato), 

nzotW)  (arcli.)  Elefant  zum  Ahnenkult  gebraucht 

*iWi1*u,  Regenzeit  magufa  Fett,  Öl,  Butter 

seht^tek^  Schluckauf  magufla  Knochen 

ruffku^  Nacht  ngufto  Schnurrbart;  Meinung 

nhvvtty  Narbe  lyv^ß  (arch.)  Sonne 

«n1*?/,  Schnittochs  luytitt  Schweiß 

luvazu^  Rippe  tyupha  Katarrh,  Schnupfen 

munht^  Mensch  nzukf  Biene 

ArtVtAu,  Ding  kfkuga  Brust,  Schwangerschaft 

Aanhut  Ort  E"»W  Sirup  bzw.  Honig 
vibufa  Regen,  Gewitter,  Jahr 

Beispiele:  ^,  d.  h.  a  mit  Tieftou: 

«)  im  Perfektsuftix  -i/e  bzw.  -ifye  (ausgenommen  die  einsilbigen 
Yerbalstämme): 

(von  ku'lwala  krank  sein,  auch:  gebären,  auch:  kommen  wollen,  im 
Anzug  sein  (vom  Regen),  z.  B.  (mbu/a)  Mlvcala  es  macht  am  Regen  herum) 
nalvoaliie.  ich  bin  krank  gewesen 

(von  ku-ptla  genesen,  heilen,  intr.)  naptVtfe  ich  bin  genesen 
(von  ku-kuja  wachsen)  nakufije  ich  bin  gewachsen 
(von  ku-lola  anschauen)  nalolife  ich  habe  angeschaut 
(von  ku-pela  (liehen)  napelife  ich  bin  gellohen 

(von  kto-Muxuya  hypochondrisch  sein,  auch:  Krankheit  heucheln) 
nMusazifye  ich  bin  hypochondrisch  gewesen ,  ich  habe  Krankheit  geheuchelt 
(von  ku-gUa  grüßen)  nagfiifye  ich  habe  gegrüßt 

(von  ku-dahiya)  verabschieden  und\   nadahifye  ich  habe  mich  oder 
=  ku-daya   \  sich  verabschieden/      ihn  verabschiedet 
(von  ku-ptifiza  Holz  behauen)  napvpzipye  ich  habe  Holz  behauen 
(von  ku-dt^tia  beschimpfen)  nadu/ci^ye  ich  habe  beschimpft 
(von  kw-Mdia  wegräumen)  mVtgipye  ich  habe  weggeräumt 

im  Sisumbwa  kommt  außerdem  die  Regressiv-  (bzw.  Doppel  -  Regressiv-) 
"Wirkung  des  sogenannten  »schweren-  1  im  Perfektsuffix  -i/e  bzw.  -ifye 
zur  Geltung: 

(von  ku-lala  liegen,  schlafen)  nalazi/e  ich  habe  gelegen,  geschlafen 
(von  ku-kata  schneiden)  nakasife  ich  habe  geschnitten 
(von  ku-iu/ca  Not  leiden)  nahtfi/t  ich  habe  Not  gelitten 

usw.  usw. 

ß)  im  Passivsuffix  -ijuw  (ausgenommen  die  einsilbigen  Verbalstämme): 

(von  ku-puMt  einen  falsch     ku-pu&ica  )  e  .   ,      A>1  , 

.  ,     „      ,  J  falsch  geführt  werden 

gezeigten  Weg  gehen)      ku-pupea  ) 

(von  ktc-tkaltiyvya  harten)    ^-tkalu^wa  j  gen-ptet  wenjen 

few  -  rkd l u^pwu  j 


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120 


Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  KJnamwezi. 


(von  kw-fmba  singen)  kv> - i^nbwa  gesungen  werden 

(von  ku-tfmbya  schwer  machen)  ku-tfmbifca)  schwer  gemacht  werden 

(an  Gewicht)  fot-rfmbwa  j    (an  Gewicht) 

(von  ku-goda  zu  Ende  sein)  ku-goduca)       „  ,       ,  * 
,        *         .  zu  Lnde  gebracht  werden 

(von  Weg  oder  Reise)      ku  -  godxca  \ 

/von  ku-gMya)  entwöhnen\    ku-gMi^ca)  entwohnt  werden  (vom 

\   =  ku-gCzya  )  (Säugling)/    ku - gi*ziywa )  Säugling) 

/von  fe.Mufej  besiegen,  \    ku-ktndua  j  ^  Qbertroffen  werdeJ1 

\  ==  ku-trnda  )  übertreffen/    ku-tfndwa  ) 

.        ,      -  .  .    Än-tnWi,tca )  abgebrochen,  geerntet 

(voii  *u-wtca  abbrechen,  ernten)    T    ~.    1    {  ° 

Aw-tnwtca  )  werden 

(von  ku-zvjga  umrühren)  ^"  ^^'i"*1  j  umgerührt  werden 

e-to^yo  (Kizukuma)    )  eigtl.:  wegwerfen  \    ku-tagix%ca  \  beraubt, 
•  tadia  (Kigalaganza)  > machen  =  berauben,  I  ku-tadzifcaS  abortiert 
-tazya  (Sisumbwa)    )       abortieren       /   ku-tazifca  )  werden 
(von  ku-kanga  erschrecken,  trans.)  ku-kahgxca  erschreckt  werden 


kw-fndzijm 


(von  kw-fndza  wegräumen)    kw-foidhca  }  weggeräumt 

kw-fngipca 

(von  ku-daha  (Wasser)  schöpfen,    ku-dahwa)  geschöpft,  geholt  werden 

holen)  ku-dava  \    (bes.  Wasser) 

f  von  ku  -  dahiya  j  urspr. :  nach  Wasser  schicket),  ver-\  ku  -  dakt^ea  verab- 
=  ku-daya    j abschieden  und  sich  verabschieden/  schiedetwerden 
(von  ku-lfka  allein  lassen,  verlassen)  ku-lekuxt  allein  gelassen,  ver- 
lassen werden 

ku-du^sifca} 

(von  ku-dufia  beleidigen)    ku-dufiva  \  beleidigt  werden 

ku-dukipoa  ) 

(vn  ku-vfsa  verstecken)   ^ '^fa^  j  versteckt  werden 

(von  k(u)-onha)  \   k(u)-onhiMa)  , 

!saugen)  ^)-o^rigesm,gt  werd°n 

/von  kM-onhiya)  \    W  |      -  werde„ 

V       k(u)-ohtya   )       °    /    Ar(«)-oAi,tttj  ) 

(von  ku-tela  (Eier)  legen)   fW"^*|tr0  !  gelegt  werden  (von  Kiern) 

ku-lel^wa  ) 

(von  kii-pi'zya  heilen,  trans.)    kv-P*^*1)  gej,eilt  werden 

ku-pfzwa  ) 

(von  ku-zfma  erlöschen,  kühl  sein)   *"*^™VCflj  ausgelöscht  werden 

ku' zvmwa  ) 

(von  ku-zufnya  beipflichten,  erlauben  und  eingestehen)  ku-zujnifca 
beigepflichtet,  erlaubt  und  eingestanden  werden 

(von  ku-tona  (Erdnüsse)  ab-    ku-ton^wa)  abgerupft, 

rupfen,  schreiben,  malen    ku-tot'uca  j  geschrieben,  gemalt  werden 

usw.  usw. 


JDigjlizgd  by. 


Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kiuaniwezl.  121 

Hier  seien  noch  einige  weitere  Beispiele  fur  das  unsertn  deutschen 
Sprachgefühl  etwas  fremde  Doppelpassivum  angeführt: 

(von  ku -vfoca  säen)  ku-ghcLwa  gesät  werden 

(von  ku-kangvoa  erschrecken,  intr.)  ku-kangwifca  Erschrecken  ver- 
ursachen 

(von  fac -  Cffica  huren)  ho-fyxcifpa  gehört  werden 
(von  ku-pfoa  bekommen)  ku-pfoifoa  gegeben  werden 
(von  ht-tofftca  lieben)  ku-togwiwa  geliebt  werden 
(von  ku-sMifca  anstreichen,  tünchen)  ku-sMifcifca  angestrichen,  ge- 
tüncht werden 

(von  ku-täca  die  Haare  kräuseln,  rollen)  ku-hhc^wa  gekräuselt,  ge- 
rollt werden  (nach  Kusteumanier) 

(von  ku-lfiifca  vergiften,  indem  man  Gift  ins  Essen  oder  Trinken 
tut)  ku-lHifcifßa  vergiftet  werden 

(von  ku- hi{lanhtca\mM  Bäume, HölzerX  ku-tufianhwifca  geuo/.t,  geflößt 
=  ku-Utflanho  \     ilözen  od.  llößen/      werden  (von  Riiiimen) 

Die  Akzente  im  Kinamwezi. 

Der  Haupt-,  ebenso  wie  der  Nebenakzent  kann  auf  jeder  Silbe  ge- 
funden werden: 

1.  Der  Hauptakzent  oder  Hauptton  l 

a)  auf  der  Ultima  ± 

b)  auf  der  Penultima  l  _ 

c)  auf  der  Antepenultima  l  _  _ 

d)  auf  der  Prae-  Antepenultima  j.  

e)  auf  der  Ante -Prae -Antepenultima  i.  

2.  Der  Nebenakzent  oder  Nebenton  i 

a)  auf  der  Ultima  ± 

b)  auf  der  Penultima  i_ 

c)  auf  der  Antepenultima 

d)  auf  der  Prae- Antepenultima  _i  

e)  auf  der  Ante -Prae -Antepenultima  x  

Wie  zu  jedem  Berg  ein  Tal  gehört,  so  ist  das  Auftreten  des  Haupt- 
tones  ohne  Nebenton  undenkbar.  Absolut  einsilbige  Worter  sind  deshalb 
jedes  Akzentes  bar.  Die  häufigste  Form  des  Auftretens  ist  die,  daß  bei 
zweisilbigen  Wortern  (bzw.  dreisilbigen,  aber  zweisilbigen  Stämmen) 

Penultima  den  Hauptakzent 
Ultima  den  Nebenakzent 

bekommt,  also  l .l  bzw. 

Dementsprechend  erhält  bei  nur  einsilbigen  Stimmen  das  Verbal-  oder 
Nominalpräfix  den  Hauptakzent,  der  eigentliche  Stamm  dagegen  nur  den 
Nebenakzent,  vorausgesetzt,  daß  er  ohne  angehängtes  Suffix,  Enklitik  usw. 
tatsächlich  die  Ultima  bildet. 


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122 


Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kinamwezi. 


sie  starben 


Beispiele. 

ku-fUä  führen,  bringen 
kü-ßcä  sterben 

dfict!  daß  er  sterbe!  der  Tropf! 
ku-fwüä  an  einer  Krankheit  usw.  sterben 
vd/toä 
vafwdyä 

ku - fuyafvcagdnä  halbtot  zusammenbrechen 
lüfu  Tod,  Leiche 

mufu  )  ein  außerhalb  der  Ehegemeinschaft  lebender  Verheirateter 
muftoä)     oder  Verheiratete 

mußciltoä  ein  Leidtragender  (d.  h.  einer,  dem  jemand  gestorben  ist) 

Außer  der  soeben  genannten  sind  folgende  Kombinationen  von  Haupt- 
und  Nebenakzent  die  gebräuchlichsten,  wobei  ich  mich  der  Einfachheit 
wegen  folgenden  Schemas  zu  besserer  Übersicht  bedienen  mochte,  um  dann 
die  einzelnen  Kombinationsmöglichkeiten  durch  Beispiele  zu  belegen: 
I.   la+2a'  i|i  (das  Zeichen  |  bedeutet  hier  Worttrennung) 
II.  lc  +  2a 

III.  \c  +  2b 

IV.  2c+\b  ü_ 

V.   lc  +  2«  (bes.  bei  vollen  Reduplikationen) 

VI.   ld+2b  (bes.  bei  vollen  Reduplikationen) 

Beispiele  zu  Gruppe  I:  la  +  2<z 
mbulu  yd^ndä  Bauchfellentzündung 
ku  -  nend^iihwi  Brennholz  spalten 
numba  yd^mbwä  Hundehütte 
kakumbd^ndä  Kleidsorte  (eigtl.  Baucheinhüller) 
mupugdjmbu  Baumsorte  (eigtl.  Moskitenfächler) 

Scheinbar  trifft  mit  dieser  Akzentkombination         die  früher  bereits 
erwähnte  Form  -\±.  völlig  zusammen,  also  z.B.: 
mupugdjmbu  —  mupugoy  mbti  Baumsorte 
numba  ydjmbwä  =  numba  ya}  mbwa1  Hundehütte 

usw. 

Beispiele  zu  Gruppe  II:  lc+2a  >.-±: 
ku-tihginyä  hin  und  her  schütteln,  rütteln,  bewegen 
ku-dununhd  heftig  klopfen  (z.  B.  das  Herz) 

ku-pdmantä  durch  leichtes  Beklopfen  mit  der  Ilachen  Hand  den  Topf- 
hals fugen 

ku-bdnahgä)    f  . 
ku  -  binehgd  \ 

ku-gunhunhä  durch  Ausklopfen  Staub  aufwirbeln  machen 

ku-kdnyentä  zuspitzen  (z.  B.  Hob:) 

ku-kehyenhä  zustutzen  (z.  B.  das  Gras  des  Daches) 


1  U-deutei  lhiupttoii,  2  Nehento»,  a  loizio,  ft  vorletzte  Silbe  umv. 


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Dahl:  Die  Tone  und  Akzente  im  Kiüaniwezi.  123 

ku-lydndakä  jemand  argwöhnisch  belauern,  überwachen 

t*"?!.,  °,  ischlecht  kochen  (z.B.  den  dicken  Mehlbrei) 
ku-snnkana  ) 


he  dnguhä  j  beeilen 
ku-rdnguJtä) 


ku-gubinha  niedrig,  kurz,  klein  sein 
ku-gulumä  heucheln,  lügen 

ku-idkviä  sehr  angestrengt  bzw.  gründlich  reiben,  mahlen  (Redupli- 
kation des  Simplex  kü-iä  reiben,  mahlen) 
milimb  (vom  Sing,  mxdimb)  Arbeiten 
miligb  (vom  Sing,  tmäigb)  Traglasten 
kavvhguh  ein  Brosamen 
vu/umä  Mehl  bzw.  Erdstaub  od.  Stauberde 
vusogä  Güte,  Heiligkeit,  Keuschheit 

Beispiele  zu  Gruppe  III:  \c+2b  ü_: 
kw-iUHola  ringsum  eingeschlossen,  nicht  mehr  eiillliehen  können 
Jcu-göndbla  auseinanderfalten,  aufrollen 
ku-sotöla  vuluva  Baumwolle  zupfen 
ku-göngbla  bewillkommnen,  auch  danken 
ku-kövbla  fähig,  imstande  sein  (zu  tun  usw.) 
kw-ipönbla  sich  die  Haut  abschürfen 
ku-kömola  loskaufen,  befreien 
ku-gombla  (Pfeife)  reinigen  (von  Tabakssclnnurgel) 
ku-vtmbiila  abdecken  (ein  Dach) 
ku-risula  etwas  Verstecktes  hervorholen 
kw  -  Mm  iila  fr  0  hs  tücken 

ku-fundufö  tiama  heißhungrig  hineinbeißen  ins  Fleisch 
ku-vdvula  die  Haare  kräuseln  mit  Wärme 
ku-lotolula  Traum  deuten,  auslegen 
kvD-itegula  sich  in  seiner  Rede  nicht  fangen  lassen 
kxc-dnula  etwas  retten  (vor  Regen  od.  Sonnenbrand) 
ku-gülmla  öffnen,  aufdecken,  entblößen 

Beispiele  zu  Gruppe  IV:  2c-f  \b  ü_: 

ku-gblola  strecken,  gerade  machen 

ku-tbndola  pellen,  schälen  (bes.  Erdnüsse  usw.) 

kvc-myöla  aus  Liebe  oder  Eifersucht  miteinander  kämpfen 

ku-z'tmöla  t'tuhyu  vorsichtig  auskühlen  (einen  frischgehrannten  Topf) 

ku-kblula  ) . 

I  husten 
ku  -  kbsöla ) 

Kidakama:  ku-lbngola  jemand  den  Weg  zeigen,  führen 

ku-lblela  beschauen,  betrachten 

ku-ibMa  wiederholen,  repetieren 

ku-sekela  belächeln,  auslachen 

ku-lfcela  beleidigen 

he-ikbndela  sich  vertragen 


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124  Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kihamwezl. 

ku-g&lela  hilflos  sein 
ku-f&wela 


.  zustopfen  ein  Loch 

ku-vunddla  unter  seinen  Flügeln  versammeln 
ku-gäydla  arbeitsscheu,  faul  sein 

ku-litgdfa  zumachen  (Tür),  stopfen  (Durchfall  und  Erbrechen) 
ku-lemdla  völlig  gelähmt  sein 
k(u)-ökäla  voll  sein  zum  Überlaufen 
kw-ikäla  sich  setzen,  sitzen,  bleiben,  wohnen 

ku-ditgdla  mit  leeren  Händen  dastehen,  arm,  speziell  kleiderlos  sein 
ku-iärala  in  den  Krieg  ziehen  (vom  König) 
ht-yäkala  plump,  schwerfallig  sein  (z.  B.  vom  Flußpferd) 
ku-tägdla  zum  Tode  fuhren  bzw.  zu  weit  fortgeschritten  sein  (von 
Krankheiten) 

ht-zizima  frösteln 

ku-svJukya  verführen  (ein  Weib  oder  Madchen) 

[vgl.  ku  •  yäydmbula  seine  Tochter  jemand  feierlich  zusprechen,  seine 
Tochter  verheiraten  (vom  Vater)  (so  wie  es  früher  Sitte  war)] 

ku-hühüya  sehr  schwitzen,  sehr  laufen  od.  fliehen  (im  Krieg) 
ku-gtgeto  muH  einen  Baum  zustutzen 
ku-steema  sich  erbrechen 
ku-gig^nga  fiepen  (von  Ratten) 

ku-laldma  den  Kopf  nach  hinten  zurückgebeugt  einhergehen ,  bes. 
von  .Schielenden,  um  so  besser  sehen  zu  können 

ku-xäsdna  sich  drängelnd  überpurzeln,  um  zu  etwas  zu  gelangen 
ku-ßi/üsa  jemand  nachäffen,  jemand  lächerlich  machen  durch  Karrikierung 

Beispiele  zu  Gruppe  V:  lc+2a 
(bes.  bei  vollen  Reduplikationen): 
ku- lyomdlyomä  sehr  radebrechen,  kauderwelschen 
ku-magdmagä  Rundschau  halten  von  einem  hochgelegenen  Punkt  aus 
ku-matdmatä  mühsam  herumgehen,  sich  bewegen 
kw-ivugdyugä  herumscharwenzeln,  d.  h.  seine  schönen  neuen  Kleider 

auffällig  schwenken  beim  Gehen 

ku-gotdgotä  vom  Alter  sehr  gebeugt  sein 
ku-Udälidä  sich  munter  tummeln  (in  der  Arbeit  und  sonst) 
kw-itekdtekä  sich  sehr  ausführlich  und  behutsam  hinsetzen 
kic-ilumälumä  sich  im  Wortstreit  schlagen  lassen,  indem  man  sich  die 

bereite  Antwort  verbeißt 

ku-nekydnekyä  neue  Freundschaften  zu  scliließeu  meiden 
ku-gunydgunyä  zwei  getrennte  Teile  rasch  zusammenraffen 
kw-ivutidvuiiä  unentschlossen  sein  im,  beim  od.  zum  Weggehen  od. 

Aufbrechen 

kinziminzimx  Schatten  eines  Menschen 

mbogövogb  Ohrenentzündung 

haiidhanu  immerdar,  ewiglich,  unveränderlich 


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jemand  kitzeln 


Dahl:  Die  Töne  und  Akzente  im  Kinaimvczi.  125 
kimbulimbult  Götzenbild 

Ißvifit*         \  ganz  erbärmlich  schreien 
[Sisumbwa:  wV/w'ri]  ] 

usw.  usw. 

Beispiele  zu  Gruppe  VI:  lrf+26 
(bes.  bei  vollen  Reduplikationen): 
hi-nifumiha  laufen  (von  Geschwüren) 
ku-tthgat&hga  behutsam  hinsetzen  (Kind  oder  Topf) 
fcu-zimaztma  frösteln 

kw'ikd^/akdsya)  j^jß^ungrig ,  unaufhörlich  nach  Essen  schreien 
kw  -  ikdvyakabya ) 
ku  -  nydganylga  j 
ku-n/garüga 
sdkustku  Schluckauf 
kimdhmäli  gründlich,  sorgfältig 
hekeheke  getrennt,  sortiert 
muMmaitgda  Geck,  Stutzer,  Zierbengel 
ku-göhgomäla  vor  Altersschwache  mit  dem  Kopfe  wackeln 
ku- lümbagänya  Hokuspokus  treiben  (von  Zauberdoktoren) 
ku'vülilhya  mhola  sich  bei  Neuankommenden  erkundigen  über  Ange- 
hörige und  Freunde  in  der  Ferne 

kto-iyümilizya  Rekonvaleszeut  sein 
ku-tdgaläla  grätschen,  die  Beine  spreizen 

ku-bdnhikizya  einen  umzustürzen  drohenden  Kochtopf  durch  unter- 
geschobenen Stein  usw.  stützen 

ku  •  gtmuk'dxca  splitternackt  ausgezogen  sein  (bes.  durch  Räuber,  und 
das  sind  von  Natur  alle  Wariamwezi) 

ku-hdnangtia  jemand  bedräuen,  um  dadurch  eine  böse  Tat  zu  verheimlichen 

ku'tdmbukisya  jemand  anstecken  (mit  Krankheiten) 

Selbstverständlich  gibt  es  auch  noch  andere  Kombinationsinöglich- 
keiten,  z.  B.  2a*  +  lc  +  2a  ü_j.: 

^"^^^^J  frisch  ausgeruht  zur  Arbeit  sein 

kw-itblömbozyä  unnahbar,  unerbittlich  sein 

ku-gh/dulä  jemand  durchhecheln  in  seiner  Abwesenheit 

ht-kukülizyä  girren  (von  Tauben) 

ku-kuluhgizyä  den  erhärtenden  Topf  vor  dem  Brennen  täglich  mit 
dem  Glättstein  glätten 
ktc  -  mhbgdmhezyä  ( 
kw  -  inhdkömbezyä ' 

ku-higinyukä  sehr  dick  sein  oder  werden  (von  Maden,  Würmern  usw.) 
ku-sigdtilä  sich  halbtot  schinden  oder  abarbeiten 
kti-zävqngizyä  mumagazi  etwas  in  Blut  eintunken  (wie  z.  B.  Josefs 
Brüder  sein  Kleid) 

USW.  USW. 


V 


,'or  Vergnügen  schmatzen,  wenn's  einem  schmeckt 


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rjfi 


Dahl:  Din  Tö»f>  und  Akzente  im  Kinamweii. 


Noch  einige  Beispiele,  in  denen  Haupt-  oder  Nebenakzent  auf  der 
fünftletzten  Silbe  (also  \e  oder  2e)  und  der  Hauptakzent  auf  der  sechst- 
letzten Silbe  vorkommt: 

ht-ydnuhulizya  etwas  behutsam  von  Hand  zu  Hand  gel>en 

ku - gekkelezya  Vorrat«  hoch  aufstapeln 

hi-grlettgetänya  planieren,  ebenen 

hc-ipdmikizyäna  sich  gegenseitig  drängelnd  stoßen 

foc-itabikatab'Ota  knatschen  (von  feuchtem  Lehmhoden  unter  Menschen- 
tritten) 

hi  -  kaguvqkofitra  hanuma  beim  Netzefilieren,  Seildrchen  usw.  rück  wärt« 
vorwärts,  rückwärts  vorwärts  gehen 

hc-isitih'Mo  jemand  in  den  Tod  nicht  leiden  können,  jemand  alisolut 
nicht  ausstehen  können 

ku  - pUimiltzya  umwickeln,  überspinnen,  auch:  einen  Kreis  zum  Hutten- 
bau abstecken 

hc-iköndelekizya  zur  Verträglichkeit  ermahnen 

ku.zyrthguluguta\ 

ku-hmguluguta  j  P  K 

mhdmbalakuna  j  jrjnsc||jaf(Rn  (jer  Glieder,  Wadenkrampf  usw. 
nhandalafuna  ) 

hi-giihgumulila  jemand  heben  helfen,  z.  B.  eine  Traglast 
kw-ighhivwtgunyä  1  viele  Menschen  schnell  zusammenraffen  zu  einer 
kw-  ikuluvüngunyä )  Karawanenreise 

A-u  k"ihfar!ka\       S,irne  se*,r  ue^en^'icn  runzeln 
hc-isbsmgetezya  jemand  auf  besonders  raffinierte  Weise  pfählen 
k(u)-bkdiih:ya  auffüllen  lassen 

hc-ilnlünganyä  doppelzüngig  sein,  d.  h.  jedem  nach  dem  Munde  und 
dabei  hinter  seinem  Rücken  schlecht  über  ihn  zu  andern  reden 


ku-zehgemazhhgema  hin  und  her  sich  wiegen  im  Tanz 
ku-zenhiyazehhiya  liebestoll  sein 

hc-ibdgulabdguia  auseinanderstieben  nach  allen  Richtungen  (von  einer 
Menschenmenge) 

seketeslkete  Tonmalerei  für  das  Knistern  oder  Rascheln  von  (Jras, 
Grasschlafmatten  usw. 

Kizukuma:  rülikivuliki  langsam,  leise,  unhörbar 

Doch  finden  sieh  neben  letztgenannten  auch  folgende  gleichwertige 
Formen : 

ku  -  zengemdzengetna 
ku  -  zehhiydz&hhiya 
kw-ibaguldbägula  usw. 

Damit  sei  der  Schluß  gemacht  in  dem  Versuch  einer  Darstellung  der 
Töne  und  Akzente  im  Kiriamwezi. 


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127 


Einige  Bantuwortstämme. 

Von  C.  Meinhof. 


.Auf  S.  149  ff.  meines  »Grundriß  einer  Lautlehre  der  Bnntusprachen«  (Abh. 
fur  die  Kunde  des  Morgenlandes,  herausgegeben  von  der  DMG.  XI  Nr.  2 
1899)  habe  ich  eine  Liste  der  bekanntesten  Bantuwortstämme  aufgeführt. 
Im  folgenden  teile  ich  den  ersten  Nachtrag  zu  dieser  Liste  mit,  der  außer 
einigen  wenigen  Berichtigungen  der  ersten  Liste  eine  große  Anzahl  neuer 
Wortstämme  des  Bantu  giht;  an  einigen  Stellen  habe  ich  auch  fur  die  be- 
reits nachgewiesenen  Wortstamme  noch  neue  Bedeutungen  aufgefunden  und 
beigefugt. 

Fur  das  Verständnis  des  Folgenden  ist  also  die  Vergleichung  mit  den 
betreffenden  Partien  des  »Grundriß«  notwendig.  Ich  hebe  nur  noch  einmal 
hervor,  daß  die  Ziffer  hinter  dem  Bantusubstantivum  die  Noininalklasse, 
hinter  dem  Bantuverbum  die  Verbalspezies  bedeutet,  und  daß  die  Ziffer 
hinter  dem  deutschen  Wort  auf  den  betreffenden  Paragraphen  der  Lautlehre 
verweist. 

Da  die  Liste  auch  praktischen  Sprachstudien  dienen  soll,  habe  ich 
auch  Wörter  von  Sprachen  beigefügt,  die  noch  nicht  von  mir  phonetisch 
durchgearbeitet  sind;  vgl.  dazu  das  über  Orthographie  unten  Gesagte. 

Ich  ordne  die  Sprachen  in  der  bisherigen  Weise,  nämlich: 

B.  Urbantu. 

P.  Peli  (Su.  Sudsotho). 

Suah.  Suaheli. 

Her.  Herero. 

Du.  Duala. 

Ko.  Konde. 

Vom  Sango  habe  ich  kein  sprachliches  Material  weiter  erhalten,  es 
fällt  hier  also  weg. 

Die  übrigen  Sprachen  sind  alphabetisch  geordnet. 
Die  Abkürzungen  sind  folgendermaßen  zu  deuten: 

Ka.  Kafir  (Xosa) 

Kuanj.  Kuanjama 

Nd.  Ndonga 

Nyam.  Nyamwezi 

Po.  Pokomo 

Sh.  Shambala 

Tz.  Tiwana 

Ve.  Veoda»  (Grundriß  We) 


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vgl.  Grundriß  S.  204. 


128  Meinhok:  Einige  Bantuwortstämine. 

In  hezug  auf  Orthographie  habe  ich  folgendes  7.11  sagen: 

a)  Im  allgemeinen: 

1.  Die  Schreibung  tz,  tj,  pv  u.  ä.  ist  im  «Grundriß«  nicht  genügend 
erläutert.  Es  handelt  sich  um  stimmlose  Lenes,  und  ich  glaube,  daß  die 
Schreibung  völlig  klar  ist.  Die  Laute  sind  als  stimmlos  bezeichnet  durch 
/,  p,  als  Lenes  durch  s,  j,  v.  Streng  phonetisch  waren  sie  dz,  dj,bv  mit  dem 
Zeichen  der  Stimmlosigkeit  zu  schreiben.  Statt  ny  habe  ich  jetzt  durchweg 
das  richtigere  n  geschrieben. 

2.  Neben  Ar,  t,  p}  g,  d,  b  gibt  es  die  Laute  mit  Kehl  Verschluß,  die 
oft  geradezu  implosiv  gebildet  werden  (mit  eingesogenem  Atem).  Fur  diese 
Lautgruppe  habe  ich  schon  im  Ve.  (s.  unten)  die  Schreibung  'Ar,  7,  *p  ange- 
wandt.   Ich  behalte  sie  hier  bei  und  füge  'g,  'rf,  *b  hinzu. 

3.  Im  folgenden  habe  ich  den  Tonhöhen  größere  Aufmerksamkeit  als 
bisher  zugewandt.  Außer  dem  tiefen  und  dem  hohen  Ton  habe  ich  noch 
zusammengesetzte  Töne  zu  bezeichnen.    Ich  schreibe  also: 

Tieaon, 
— 1  Hochton, 
tief- hoch, 
hoch  •  tief. 

b)  An  der  Orthographie  des  Urbantu  habe  ich  nichts  geändert  (ob- 
wohl ich  die  Schreibung  A\  /,  y,  »o,  »,  1  beanstanden  möchte),  um  den 
Lesern  des  Grundrisses  die  Arbeit  nicht  zu  erschweren.  Nur  glaube  ich 
auf  die  Aufstellung  vokalisch  anlautender  Stämme  nicht  ganz  verzichten  tu 
können ;  s.  unten  -ton« ,  -umba  u.  ä. 

c)  Im  Sot  ho  (I'eji)  habe  ich  die  Schreibung  der  »Lateralen«  durch 
zwei  Zeichen  als  irreführend  beseitigt.    Ich  schreibe  also 

statt  %l         jetzt  s, 
'     tl  .  % 

-      thl  .  £h. 

Ferner  wende  ich  statt  der  falschen  Schreibung  phs,  ths,  thi  nach 
Kndemann  die  richtige  ps,  ts,  t£  an.    Die  Lautgruppen  sind  natürlich  mit 
tz,  Vi  nicht  zu  verwechseln. 

d)  Im  Suaheli  hatte  ich  die  Dentalen  d,n,  t  nicht  mit  dem  Dental- 
zeichen  versehen;  ich  muß  es  setzen,  da  es  sich  um  echte  Dentalen  und 
nieht  um  alveolare  Laute  handelt.  Ich  schreibe  also  nun  d,  (.  ntf.  Die 
Laute  kommen  übrigens  nur  im  Dialekt  von  Mombasa  bzw.  Lamu  vor. 

Hei  den  Zerebrallauten  hatte  ich  übersehen,  daß  in  der  Verbindung 
nd  (nt)  n  zerebral  sein  muß.    Ich  schreibe  demnach  nd  (nt). 

Das  übliche  Zeichen  ch  hatte  ich  durch  tfc  ersetzt.  Das  ist  ungenau; 
mit  ch  werden  im  Suaheli  drei  verschiedene  Laute  wiedergegeben,  und  zwar  ist: 

Urbantu         Sansibar  Mombasa 

*                   «  t 

nk                  ti  {h 

ti  stellt  also  den  von  Taylor  gehörten  Laut  dar,  den  ich  thrfc  schrieb, 
Grundriß  S.  53.  Wegen  tj,  tz  vgl.  oben  a)  1. 


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Meinbof:  Einige  Bantuwortstimnie. 


129 


Eiue  Unterscheidung  von  o  und  p,  e  und  f  erübrigt  sich  im  Suaheli, 
da  es  nur  halbweites  o  und  halbweites  e  gibt. 

e)  Im  Konde  habe  ich  die  Vokale  meist  ohne  genauere  Bezeichnung 
gelassen,  da  ich  keinen  Eingeborenen  zur  Hand  habe  und  meine  Gewährs- 
leute nicht  immer  einig  sind. 

Im  Konsonantensystem  ist  zu  ergänzen,  daß  das  Konde  keine  Den- 
talen, sondern  nur  zerebrale  Laute  hat,  also  n,  w</,  M,  nth  statt  «,  nd,  th,  nth. 
Statt  v  habe  ich  das  richtigere  7>  geschrieben,  s.  oben  a)  2. 

f)  Im  Dual a  habe  ich  die  beiden  b  und  d  unterschieden. 

g)  Für  das  Venda  verweise  ich  auf  meine  Studie  (das  TSi-vepd*'» 
ZDMG.  Bd.  XV,  S.  607  ff.  1901). 

h)  Im  Kafir  habe  ich  die  Lateralen  phonetisch  geschrieben,  und  zwar 

statt  hl  f, 

•  tl  M, 
.    dl  S. 

Die  Schreibung  '6,  ti,  i,  kh,  th,  ph  ist  aus  dem  Obigen  sowie  aus  dem 
•  Grundriß-  verständlich. 

i)  Im  Pokomo  werden  tz,  s  genau  eigentlich  dental  gesprochen,  da 
die  Sprache  aber  noch  außerdem  lispelndes  $  mit  koronaler  Aussprache 
hat,  habe  ich  die  ersteren  Laute  alveolar  geschrieben,  was  nicht  ganz 
richtig,  aber  für  den  Zweck  dieses  Aufsatzes  ausreichend  ist. 

k)  Bei  den  übrigen  Sprachen,  außer  dem  Shambaa,  habe  ich  nur 
empirische  Schreibung  angewandt,  da  ich  für  phonetische  Schreibung  nicht 
genügendes  Material  besitze. 

Quell  en. 

Außer  der  im  Grundriß  S.  205  aufgeführten  Literatur  ist  folgendes 
benutzt: 

1.  Sotho.  Mitteilungen  des  Missionars  Endemann  sowie  des  Missious- 
kandidaten  Kuhn,  der  unter  den  Sotho  geboren  und  aufgewachsen  ist. 

2.  Für  Suaheli,  Shambala,  Nyaniwezi  habe  ich  selbst  Beob- 
achtungen in  Ostafrika  angestellt.  Für  Suaheli  beziehe  ich  mich  außerdem 
auf  die  Mitteilungen  des  Hrn.  Mtoro  bin  Mwenyi  Bakari,  Lektors  am  Semi- 
nar für  Orientalische  Sprachen;  für  Shambala  auf  die  Mitarbeit  von  P.  Roehl 
und  Frau  P.  Roesler  in  Bumbuli  (Usambara). 

3.  Für  das  Konde  erhielt  ich  Mitteilungen  von  Missionar  Haefner 
in  Rung  we. 

4.  Über  Dual a  hat  Hr.  Lehrer  Mbene,  ein  geborener  Duala,  mir 
sehr  wertvolles  Material  gegeben. 

5.  Cher  Kafir  habe  ich  mündliche  Mitteilungen  von  Missionskandidat 
H.  Johl,  der  unter  den  Kaflern  geboren  und  aufgewachsen  ist,  und  außer- 
dem ist  A.Kropf,  A  Kafir- English  Dictionary,  Lovednle  181)9,  jetzt  voll- 
standig  erschienen. 

f>.  Für  Pokomo  gab  mir  Missionar  Krafft  in  Ngao  und  sein  Schüler 
Jilo,  ein  geborener  Pokomo,  die  beide  wochenlang  bei  mir  waren,  ausführ- 
liche Mitteilungen. 

Mitt  d.  Sem.  f.  Orient  Sprachen.  1904.  III.  Abt  \) 


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130  Mmnhof:  Einige 

II.       -yaya  -Atem,  Hauch«. 
P.        moya  3  »Atem«. 

(—  mg-oyd)  pl.  m<; -oya. 
Suah.  mw-ayo    pl.  mi-ayo   3  »das 
Gähnen«. 

Ko.      umvc-aju  pl.  {my-aju  3,  4  »der 
Hauch-. 

Ka.      rfmaya  (für  umu-aya)  1  »Ge- 
spenst, Geist«. 
umoya  3  »Wind,  Luft,  Atem«. 
Ve.      Wyo  3  «Wind,  Atem«. 


B.        -yali  (vgl.  yatt). 

•  Weib,  Mädchen«,  scheint  beson- 
ders sich  auf  die  Menses  zu  beziehen. 
Suah.  mwana  mtc-ali  1  «Jungfrau«. 
Her.    omu-ari  1  »vornehme  Frau«. 
omu-arikaze  1  »saugende  Frau« 
zusammengesetzt    mit  dein 
andern  Wort  filr  Weib-A-o** 
aus  B.  kali. 
Ka.     i-m-azi  9  «weibliches  Tier«. 
1**61/  14  «weibliches  Ge- 

schlecht«. 
um-f-azi  1  «Weib«  von  um-fo  1 
•  Mann«  (geht  auf  yali  zu- 
rück). 

Sh.  nxc-ali  1  »Kind,  Frau,  Mann, 
fur  die  ein  Fest  gefeiert 
wird«. 

Yao.  mw-ali  1  -Mädchen,  das  zum 
unago  (Beschneidungsfeier 
der  Mädchen)  gewesen  ist«. 


B.       -yali  »Blut«. 

P.       mal*  (statt  ma-aU)  6  -Blut-. 

Her.    om-aze  6  -Fett,  Butter«. 

Ka.      i-ffofi  5  «Blut«. 

Ndonga.  oma-ga^i  «Fett,  Butter«. 

Nyam.  tna-ga:i  fi  «Blut«. 

Po.      mw-azi  3  -Blut«. 


Bantuwortatamme. 

B.       -yalwa  -Bier«  vgl.  yala. 
P.        vzala,  vzalwa  pl.  ma  -  vzala  und 
ma  -  alica. 
dial.  (Ijwala. 
Su.Tz.  vo-djttala,  vg-djaJtca  -Bier«. 

vw  -  ist  Nominalpräfix  14,  das 
hier  zu  n5  wird,  vgl.  vy  Grundriß  S.40. 
Siehe  dort  auch  das  Eintreten  von  ly 
(dj)  statt  vw.  Im  PI.  ist  das  Sing. 
Prüf,  beibehalten  in  maviala. 

Ko.     ubu-ahm  14  »Bier«. 
Ka.      ubu-tj-alwa%       ubu  -  'tjw  -  o/o, 
»Bier«. 

Die  Form  steht  mit  doppeltem 
Präfix  'bu  statt  ubu-bvxtlvxi  nach  den 
Lautgesetzen  des  Ka. 

Nyam.  vw-alwa  (v-altca)  14  »Bier«. 
Sha.     hqlwe  ■  Zuckerroh rsafi«  (Süß- 
bier). 

Ve.      hahea*  14  «Bier«. 


B.       yamba  »reden«. 

P.       apa  »tappen,  greifen  nach  . . .»; 

»in  der  Rede  berühren«. 
Suah.  ambia    8,  c.     »zu  jemand 

reden«. 

dj-ambo  5  »Wort,  Sache,  Ge- 
schäft«. 
dji-gamba  »sich  rühmen«. 
Her.    om-ambo  6  »Worte,  Bücher«. 
oma  -jambe ,    oma  -  indjam  bo  6 

•  Verleumdung«. 
ondjambo  9  «Verleumdung«. 
Du.     'bw-ambo  14   »Wort,  Sache, 

Sprache«. 
Ko.     gamba  »meinen«. 

amb-ana     10  »dazwischen- 
reden«. 
Sh.      yamba  »reden«. 
Po.      amba  •  reden  • . 
Ve.     ajnba  »reden«. 


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Mkinbof:  Einige  Bantu  wortstimme. 


131 


B.       yanda  -sich  vermehren«. 
Su.      ata  »viel  werden«. 

a  tela  8,  c.  »überflüssig  sein«. 
Ka.     anda    »sich    ausdehnen,  ver- 
größern • . 
Ve.      oflda  »viel  werden«. 
Nyain.  anza  6  »ausbreiten«. 

(Im  Her.  bedeutet  janda  -auf- 
hören« und  »schnell  aufspringen«  ver- 
mutlich von  anderm  Stamme.) 

In  Ostafrika  hat  es  meist  die  Be- 
deutung -anfangen«. 

Suah.  anza  6  -anfangen«. 

mw-anzo  3  »Anfang«. 
Ko.      anda  »anfangen«. 
Shamb.  andila  8,  c.  »anfangen«. 

andahita  (zusammengesetzt  mit 
hita  »gehen»)  zum  Ausdruck 
des  »erst«. 
Vielleicht  liegen  hier  verschiedene 
Stamme  vor. 


B.       -yapa  »Achselhöhle«. 
Su.      le-h-qfa,  le-h-aß  5  -Achsel- 
höhle«. 

Tz.     le-%u>-aha  5  dasselbe. 

Vgl.  Ka.  i-khto-aphab  dasselbe. 
Suah.  ki-kw-apa    7    -Schweiß  der 
Achselhöhle«. 
kvo-apa  -Achselhöhle«. 
Her.    oku-apa  17  -Achselhöhle-,  pl. 

oma-ku-apa  6. 
Ko.     mmapha  18  -Achselhöhle«. 
Nyam.  li-apa  5  dasselbe. 
Po.      hc-afa  5  -Achselhöhle«. 
Sba.    "gwaha  5  dasselbe. 
Ve.     PQ^pya1  5  -Achselhöhle«. 

Man  beachte  die  Lokativprafixe 
Jen  und  mu  (Ko.).  Das  Ve.  läßt  auf 
eine  Grundform  yapvoa  schließen,  wenn 
nicht  Assimilation  aus  gvcafa  vorliegt. 
Im  Sha.  steht  nach  Dahlschetn  Gesetz 
"gwaha  für  urspr.  ktcapa. 


B.       -yatg  »Boot« 

Du.      '6 - qlq  pl.  mi-olq  14;  4  »Boot«. 

Ko.      ubto-atho     pl.    imy-athq  14 

»Boot« . 
Nyam.  v-ato  14  »Boot«. 
Po.      w-aho  14  »Boot». 

B.        -yg,  i-Age  9  »Skorpion«. 
Suah.  hge  9  »Skorpion«. 
Her.    ondje  9  »Skorpion«. 

oka-ndje  13  »Skorpion«. 

B.       ygna  -reichlich  werden-. 

Su.      ena  -reich  werden«. 

Suah.  eruta  8,  c.  »überfließen,  sich 
ausbreiten«. 

Her.  jenena  8,  c.  »genug  sein,  hin- 
reichen«. 

Ka.  4na  »dicht  werden,  mit  langem 
Gras  bewachsen«. 

B.       -ygnt  »fremd«. 

P.       mo-e/V   pl.   va-en*    1  -Gast«, 

•  Fremder«. 
Suah.  -ffeni  -fremd«. 
Du.     mu-en  pl.  'b-en  I  »Gast«. 
Nyam.  mu-geni  1  »fremd». 
Po. 
Sh. 
Ve. 


-geni  »Gast«. 
-ymi  dasselbe. 
mu-efti  1  -Gast« 


B.       yika  -schöpfen». 

P.        ya  »schöpfen-,  dial,  kya  (Su.) 

•schöpfen,    pflücken,  ab- 
reißen (nicht  Früchte)«. 
fy'yji  »Löffel«. 

Suah.  mw-iko  3  »Löffel«. 

ki-dj-iko    7;     21  -kleiner 
Löffel«. 

Ko.     ulw-iko  11  -Löffel«. 

Ka.      khct  -Wasser  schöpfen«. 

Po.     ju-mw-qka  11;  3  pl.  mi-gka 
»Löffel.« 

Sh .      Iw  -  ikq  11»  Löffel  •  pl .  n -  ikq  1 0. 
Ve.      'ka*  »schöpfen,  pflücken«. 
(kkapn  9  -Löffel«?) 

9» 


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132 


Meinhof:  Einige  Bantuwortstimme. 


B.        yina  «neigen«. 

P.        inama  «sich  bücken«. 

ina    «tunken«,  «eintauchen« 
(gleichsam  «tiefen«). 
Suah.  in-ama  11  «sich  neigen«. 

in-ika  2  «auf  eine  Seite  legen«. 

in-va  8,  e.  «auflieben«. 
Nyam.  in-ama  11  »sich  neigen«. 
Po.      in-ama  11  »sich  neigen«. 

n~uja  8,  e.  »aufheben«. 

n-uka  1,  d.  »aufstehen«. 
Sh.      in-ama  II  «sich  neigen«. 

in-ula  8,  e.  »aufheben«. 

in-vka  1,  d.  »aufstehen«. 


B.       yiügoo  «komm  her«,  s.  yh'ign. 

Tz.      ii lo!  »komm«. 

Suah.  n<fo,  ndjoo  «komm  her«. 

Her.    indjo  «komm  her«. 

Po.      ndzö  «komm  her«. 

Sh.      s$  »komm  her«. 

*  nach  Sh.  Lautgesetz  statt  nz. 


B.        -*yiko  »Herd«. 

Tz.      lf-iioh  » Kochplatz, Schmiede«. 

Suah.  djiko  pl.  meko  (statt  ma-djiko) 
»die  Feuerstelle«. 

Her.  e-zitko  5  »Feuerherd,  Feuer- 
steile-. 

Du.     dir^  5  pl.  mio  6  »Herd,  Ofen«. 

Ka.     i-zfkd  5  »Herd«. 

Kuanj.  e-diko  5  dasselbe. 

Nd.     e-iuiko  5  dasselbe. 

Nyam.  /-t'Xro  dasselbe. 

Po.      dziko  dasselbe. 

Sh.      ziko  5  dasselbe. 

Im  Tz.  steht  unter  dem  Einlluß 
des  k  und  i  statt  %o  *>>  vß'«  »Grund- 
riß«  S.  50. 

Zu  dem  u  im  Her.  vgl.  Nd.  uud 
•  Grundriß-  S.  185  liku. 


|  B.       -yoAgQ  »Rücken«. 

P.        mg-kokqln  3  »Rückgrat«. 
I  Suah.  m-gohgo'i  -Rückgrat,  Rücken«. 
ma  -  on  go  6  «Rücken«. 

Her.     om-ohgo  (otnu-ngo  pl.  omi-ngo) 
3  »Rückgrat«. 

Du.      m-gngo  pl.  mi-ongq  «Rücken«. 

Nyam.  mu-gimgo  3  »Rücken«. 

Po.      m-ongo  3  «Rücken«. 

Sh.      m-gongo  3  «Rücken«. 

B.  i-rigoue  »Haken«. 

P.       oivi  «beugen,  herabbiegen«. 

'kogi  9  »Ästehaken,  Ästebre- 
chen«. 
Suah.  hgöe  9  »Haken«. 
Ka.     gQpa*  «beugen,  sich  bücken«. 
Nyam.  hgore  »Pfeil  mit  Widerhaken«. 
Po.      hgoe  9  »Haken«. 
Ve.     ngofS  9   -Haken«,    vgl.  hopa1 
»den  Haken  gebrauchen«. 

B.       yula  «kaufen,  tauschen«. 
Suah.  vza  6  »verkaufen«. 
Ko.     via   »tauschen,   kaufen,  ver- 
kaufen«. 

Nyam.  gvla  »kaufen-,  vgl.  Ve.  gv/a 

» falsch  spielen  •  ?  ? 
Po.      gvza  6  »verkaufen«. 
Sh.      gula  »verkaufen«. 

gvza  6  kaus. 

B.        Zu  -yvAgu  Grundriß  S.  158. 
Ko.     ifg-vngu  5  »Kürbis«. 
Po.      dzuhgu  5  «Kürbis«. 

nuhgu  9  »Kochtopf«. 
Sh.      mtjupi  9  »Kochtopf«. 

B.  -yttAu  »Salz«. 

1  Suah.  m-unu  pl.  mi-umt  3  «Salz«. 

Ko.  t/m -vnu  3  pl.  imy-vnu  4  »Salz«. 
I  Nyam. munu  3  »Salz«. 

Po.  mvAu  3  »Salz«. 

Sh.  munv*  3  »Salz«. 

,  Ve.  mt/jfQ  3  «Salz«. 


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Meikhof:  Einige  Bantuwortstämme. 

B.       -*ywg  »Strick«. 
Suah.  u-gtoe  11  pl.  ngwe  10  »dünnes 
Seil-. 

Po.  ju-gtce  11  »Striek«. 
Sh.      lu-gwe  11  »Strick«. 

n^tcß1  9  «ein  Riemen,  um  ein 
Rind  anzubinden«. 


133 


B.       -yali,  i-Agali  9  »Blitz«. 

P.        jali  9  »Blitz,  der  einschlagt«. 

(Nach  Endemann  ein  Riesenvogel 
im  Himmelsraum,  der  nach  Belieben 
töten  kann.) 

mg-ialcfjlali   3  »Regenbogen« 
(Schlafstätte  des 
Du.      ngadi  9  »Fliute«. 

ngad'a  loba  9  »Donner,  Blitz« 
(HimmeLs  Hinte). 
Ko.     indja$i  9  »Blitz«. 
Ve.      nfcfkt  9  »Blitz«. 

Vgl.  Ka.  inzazi  9  »Mäusebussard«. 

B.       /.  -yamba  »Kelsen,  Stein«. 
P.        le-fapa  5  «platter  Stein«. 
Suah.  tj-amba  7  »ein  kleiner  Felsen«. 

ki-amba,  ki-djamba  7  dasselbe. 

mxc-amba    3    «Riff,  Felsen, 
Platte,   auf  der  das  Dach 
des  Hauses  ruht«. 
Ko.     iky-amba  7  »Berg«. 
Po.      rmc-amba  3  »Felsen«. 
Sh.      gamba  b  «Felsen«. 

B.       2.   -yamba    «ein  Wnssertier« 
(vgl.  mamba)  wahrscheinlich 
identisch  mit  yamba  1. 
Sotho  (Dial,  von  Masemo/a). 
If-ja'pe  5  «Krabbe«. 
yj  pah/ er  ere ,     le  -  in  pok/jrele 
dasselbe. 

Suah.  ngamba  9  »eineSchildkrötenart«. 
Ko.     aka -Jamba  13  »Schildkröte«. 
Ve.      Wamba  9  »Schildkröte«. 

damba  t$eFkwa  ö  »Krabbe«. 
Vgl.  Nd.  ondjamba  9  »Nilpferd«. 
Kuanj.  ondjaba  9  »Elefant«. 


B.       ys^Sa  »bauen«. 
Suah.  djehga  »l>auen«. 
Ko.     j$nga  »bauen«. 
Nyam.  zehga  »bauen«. 
Sh.      zehga  »bauen«. 


B.        -yi  »schön«. 

P.       vo-tze*  »Schönheit«. 

-t/o  »schön«  dial.  -nie. 
Sh.      zi-ha  4  »schön,  gut  sein«. 
Ve.      £•/,-#'  14  »Schönheit«. 

B.  yula  »überschreiten,  darüber 
hinausgehen«. 

P.  'jola  ȟberschreiten,  aufsprin- 
gen«. 

Ka.  ziMa  »vorbeigehen,  darüber 
hinausgehen,  übertreffen«. 

B.        -yulu  »oben«  s.  yula. 

Suah.  djuu  »oben«. 

Her.    e-juru,  e-uru  h  »Nase«. 

otyj-uru  7  »Haupt«. 
Ka,     i-cu/m,  5  »Himmel«. 
Po.      dzü  »oben«. 
Ve.      *fa  gWlu  «oben«. 


B.        ini-ywele  (?)  9  »Haar«. 
Suah.  u-nvcele  pl.  nwele  11  »Haar«. 
Du.     n-o  9  »Haar«. 

ulu-mcili  11  »Haar«. 


Ko. 
Ka. 


u-nwe'fe^   11    «ein   Haar«,  pl. 


Nyam.  lu- zwt'li  1 1  •  Haar ■ . 
Po.     ju-hwf  11  »Haar«. 
Sh.      stcili  10  »Haar«. 

($<  n  +  z  s.  Nyam.). 
Ve.      ma-mwele    6    »lange  Haare, 
Haarzotten«  (vielleicht  assi- 
miliert für  »i« -nwele?). 
Das  ni- Präfix   scheint  außer  im 
Nyam.  und  Sh.  in  den  Stamm  einge- 
drungen zu  sein. 


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134 


Mkinsof:  Einige  Bantu  worts  tAmme. 


B.  -%wi  »Wort-,  s.  ytba. 

P.  If-ntzvf  und  le-nthcf  5  .Wort, 

Stimme-. 

Su.  U-ntztt  5  -Wort«. 

Tz.  If-ntzwtf  «Stimme«. 

Ko.  ifi'Syu  5  «Wort«. 

Ka.  ili^-swf  5  -Ton ,  Stimme,  Wort« . 

Ve.  tyfl  5  »Wort,  Stimme«. 


P. 
Ka. 

Sh. 
Ve. 


ywa  «hören«  (neben  ngvba). 
>hca  (dial,  uiwa)  »hören«. 
-xva^  »hören«, 
tea  »hören,  verstehen«. 
pfd  »hören«. 
Vgl.  Her.  $uva  »hören«. 


B. 

P. 

Suah. 

Du. 

Ka. 


Sha. 


-kala  » Krabbe  ■ . 

k%ala  9  »Krabbe«. 

Jchaa  9  »Krabbe«. 

ka*  (?)  9  »das  Schuppentier. 

in -'kala  9  »Krabbe«. 

u -non -kala  11  dasselbe. 

(u-nom-'kdla  dasselbe.) 

nkhala  9  »Krebs«. 


Suah.  kamba  5  »Wabe«. 

khamha  9  »Krebs«. 
Her.    e- kamba  5  »Wolken,  die  keinen 
Regen  versprechen«. 
otji-kambi  7  «etwas,  das  man  im 
Munde  ausgekaut  und  dann 
wieder  ausspeit,  daher  da* 
ausgekaute    Wachs ,  auch 
Wachs  Oberhaupt«. 
Ve.      khchnb&na*  9  »Schnupftabaks- 
dose- (kleine  Kürbisflasche). 
D.  Merensky    notiert  das  Wort 
mo-yjipu  tco  sf$ava  »Wassermelone 
des  Sandes«.    Es  wird  gesagt  von 
einem  Menschen,  der  gern  lügt.  Die 
Wassermelone  erweckt  den  Anschein, 
als  wenn  unter  ihr  Wasser  zu  finden 
wäre,  es  ist  aber  nicht  wahr.  Vgl. 
oben  die  trügerischen  Wolken  bei  den 
Her. 


B. 

P. 
Tz. 
Suah. 
Ko. 


B.       -kamba     »Schale«  (Kürbis» 

Hasche,  Behälter). 
Sotho  /f h  -Kürbistlasche-,  pl. 

ma-'/japa  H  und  ti-kyjipa  10. 
k%a'pa  9  -Flaschenkürbis«. 
le-%api  5  -Schale,  Schuppe, 
Blatt-. 

If-yjipu  5  -Wassermelone«. 
k-tyj*P*lP  «Schuppe,  Schale, 
Kinde«. 

P.       sf-yjipi  7  »Baumrinde,  Borke«. 

Tz.  lo-yajxi  11  pl.  li-kyjipa  10 
-Straußeneischale  (ganze), 
Schildkrötenschale« . 


Sh. 
Ve. 


-kanda  >  Sch ale  • . 

fy-yßta  5  »Schädel-. 

lo-yjata  11  dasselbe. 

khanda  9  -Seite,  Rand.  Strand-. 

iU-khandi  5  -Schale-. 

u-khanda  11  »Schädel«. 

ist -khanda  7  »Knopf  auf  dem 

Stock,    dickes    Ende  von 

etwas». 
kanda  »Rinde,  Haut«. 
gefada  5  »große  Schale-. 
lu-k<£nda  11  -Schale«. 


B. 

P. 

Suah. 

Ko. 

Ve, 


kimb-ila  -umhergeben-. 

sep-fla  8,  c.  »wandeln,  gehen, 
laufen  (aber  nicht  schnell)«. 

kimb-ia  8,  c.  -laufen,  um- 
laufen -. 

khimb-ila  8,  c.  -umherlaufen  im 
Wahn«. 

tiimb-fla  8,  c.  »gehen«. 


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Meinhof:  Einige  Ban  tu  worts  tämine. 


135 


B.       -kiye     (kiya)  -Augenbraue, 

Augenwimper«. 
Su.      /i-ntfi1  10  «Augenbrauen-. 

ntfi1  9  •  Augenwimper,  einzel- 
nes Haar  der  Augenbraue«. 
Suah.  nh  9  «Augenbraue«. 

u-ii  11  pl.  n-u-h  dasselbe. 
Ko.     ulu-siye  11  «Augenwimper«. 

ulu  -  kkiga  1 1  « Augenbraue « . 
Ka.      i'Siyi  5  »Augenbraue«. 

(m-tft1!/*,  9.) 
Ve.     /u-*t1g    pl.   tot«    11    •  Augen- 
wimper«. 

B.  -kili  (kill)  «Ruß,  Kohlenstaub, 
Pulver«. 

P.       mo-Hli  3  «Ruß«. 

Suah.  tizi  5  -Ruß  an  den  Töpfen«. 

Her.  o-ffre  9  »schwarzer,  grober 
Staub,  Kohlen-  und  Schieß- 
pulver«. 

Ka.     um-sizi,  3  »Schwarzes,  z.  B. 

Pulver,  Tinte«. 
Po.      sinzi  5  »Ruß«. 
Sh.      ma-tizi  6  -Ruß  an  den  Topfen«. 
Ve.      mu-sili  3  .Schießpulver«. 

B.       kinda     «drucken,  stampfen, 

überwinden«. 
Sotho  JTto   -Qbermögen,    nicht  ge- 
lingen, entgehen«. 
ittana   10  »miteinander  nicht 

fertig  werden  können«. 
itiff/p    1,   c.    -von  Kräften 

kommen«. 
ithca  7  «behindert  werden«. 
P.        it  tela  8,  c.  -feststampfen,  ram- 
men«. 

Suah.  iinda  »bei  etwas  bleiben ,  fort- 
fahren ,  überragen ,  über- 
treffen, bezwingen  besiegen« 
usw. 

$<ntldta  8,  c;  8,  c  «pressen, 
drucken,  laden  (Gewehr),  im 
Übermaß  essen«. 


Mndua  8,  e  -öffnen«  usw. 
Ündika  2  «zumachen,  anlegen 
(Tür)«. 

Ko.      findila  8,  c  «verstopfen«. 
Ka.      stMda    (?)    «jemandes  Kräfte 

übersteigen,  überwinden«. 
Nyam.  smdika  2  -feststampfen«. 
Po.      sindika  2  «stoßen«. 
Sha.    Ünda  »fortwährend  etwas  tun«. 

ündika  2  »vorwärts  stoßen«. 
Ve.      mu-tsmdo  3  »Ton  des  Stamp- 
fens«. 


B.       kita  »sich  verbergen,  sich  ab- 
schließen«. 
Sotho.  tira    »beschatten,  verdecken 
durch  Zwischentreten«. 
hirda  8,  c  «Schatten gewähren«. 
Suah.  kita  »zustopfen«. 

Ütua  8,  e  »herausziehen«. 
Her.    #eta  «zugeschnürt,  zugegangen 
sein«. 

Ko.     qitha  «verweigern«. 

Ka.      «1Mo,    »beschatten,  schützen, 

die  Aussicht  nehmen«. 
Sh.      Uta  »zuschließen,  zustopfen«. 
Ve.      tstya       ^er  Sonne  stehen,  die 

Aussicht  nehmen«. 


B.       -Arpno  »Arm,  Hand«. 

Sotho.  mo-yjmo  3  »Unterarm,  Hand«. 
sf-kyjmo  7  «Unterarm«. 

Suah.  m-kono  3  »Arm,  Elle,  Hand, 
Griff,  Stiel«. 

Her.    omu-kono  3  »Ranke,  Rebe«. 

Ka.     isi-khdno  7  »Arm«. 

mu-khdno  3  »Vorderbein  eines 
Tieres  mit  dem  Schulter- 
blatt«. 

:  Nyam.  tnu  -  kono  3 ;  ku  -  kono  17»  Arm  • . 
I  Po.      mu-kono  3  dasselbe. 
|  Sha.    mu-kono  3  dasselbe. 


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136 


Meinhof:  Einig«  Bantnwortstlmme. 


B.       -Arpiw  (Aroi'il,  ko&l)  »Nabel». 

P.  mo-khuvu  3  -Nabel«  (Grund- 
form kupii  aus  Awti). 

Suah.  ki-tovu  7  »Nabel». 

Her.    omu-tuu  3  »Nabel». 

Nd.     f-hivu  5  »Nabel«. 

Po.      tyj-kovu  7  »Nabel«. 

Sh.      lu-kuvu  11  »Nabel«. 

Ve.  /k  -kckori  1 1  •  abfallende  Nabel- 
schnür«. 


B.       ku-ela  8,  c  »besteigen«. 

So.      %*c-ela     »begatten«  (Tiere); 

yjceletia  8,  c;  8,  c;  6  auf- 
steigen, ansteigen«. 

Su.      ho-ela  8,  c  »decken«  (Tiere). 

Suah.  kw-ea  8,  c  »hinaufsteigen,  er- 


Ko. 


Ka. 

Po. 
Sh. 
Ve. 


klettern«. 

khw-ela  8,  c  »dem  Schwieger- 
vater Vieh  Kahlen  für  die 
Frau;  klettern«. 

khw-JUiy  8,  c  »hinaufsteigen, 
reiten « . 

kw-m  8,  c  »hinauffahren«. 

kic-ela  8,  c  »hinaufsteigen«. 

yw-JJa  8,  c  »hinaufsteigen«. 


B.       -kwyu  »Feigenbaum«. 
P«  "OtP1  ^  "Feige«. 

m9mF/ß  3  »Feigenbaum«. 
Suah.  mkuyu  3  »wilder  Feigenbaum«. 
Her.     e-kuju,  e-kuu  5  -Feige«. 

omu-kuju,  omu-kuu  3  »wilder 
Feigenbaum«. 
Ko.     yn-khuju  3  desgleichen. 
Iva.     um-kkt\u!cfnet  3  .Feigenbaum«. 

i-khitcane  5  »Feige«. 
Kuanj.  rwiu-  At/y«  3  desgleichen. 
Nd.      omü'küiju  3  desgleichen. 
Nyam.  m« ~kvju  3  »Feigenbaum«. 
Po.      mu-kudja  3  desgleichen. 
Ve.     /w|yMi  ^  'Feige-,  pl.  ma-huyu 
W-Wy«,  5  »Feigenbaum«. 
Sh.      mkvyu  3  »ein  Baum«. 


B.       -kuta  I  -  Einzäunung,  Gehege« . 

P.        l{-%ora  5  »Einzäunung-. 

ä^X^  9  •  Hofeingang,  Pforte, 
Versammlungsplatz« . 

Tz.  lo-yora  11  »Hecke,  Einzäu- 
nung«. 

Suah.  t/A-t/to  pl.  khuta  11  »Mauer«. 
Du.     kdtq  9  «Zaun«  (?) 
Ve.      lu-htha  11  »Gehege«. 

B.  -kuta  II  »Schale«,  wahrschein- 
lich =  kuta  I. 

Her.    oru-kutu  11  .Eihäute«. 

Ka.  i-khtttha  ö  -Schuppen  von  der 
Haut  eines  Tiers,  Brotkruste, 
usw. 

w-Tn/Mu  9  »äußere  Haut  der 

Pilan/.en«. 
khtithvyka^  1,  d  »Abfallen  der 

Haare  von  Tier  und  Mensch; 

kahl  sein«  usw. 

B.       -kulg  (kulu,  kuli,  viril,  auch 
kuluve)  Schaum  {pulo)? 
If-%9üd5  »Schaum«,  besonders 
im  pl.  gebraucht.  ma-yoeJ. 

Va-'Kopa  ma-yjulo  6  »Schaum. Geifer«. 

Her.    e-su+u  5  desgleichen. 

Du.  »Schaum«. 

Kuanj.  e/adt  5  »Schaum«. 

Po.     fuJ2  °  desgleichen. 

Sha.    m-fulo  3  «Schaum«. 

B.        -kunda  -knoten,  knüpfen«. 
P.        %uta  «Knoten  knüpfen«. 

'fX,u'2  °  »Knoten«. 

k-yjutu  5  »Buckel,  Höcker •. 
Suah.  ki-fundo  7  »Knoten«. 
Ko.     fundula  »Knoten  auflösen«. 

iji  -funfin  5  »Knie«. 
Ka.      u-ytim/o  11  »der  obere,  hervor- 
ragende Teil  des  Rückens, 
Buckel«. 
Po.     /undo  5  »Knoten«. 
Sh .     /undo  5  und  m/undo  3  ■  Knoten  ■ . 
Ve.     pfuhujo  9  »Knoten«. 


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II.  -Arten  (kwe,  Ire)  »seine«  nämlich 
•  Frau « ,  vgl .  ~kwe,  -ke  •  sei n  • . 
Kropf  leitet  es  ab  von  der  Prä- 
position ka:  umka  statt  um/azi  ka,  s. 
unten  Kafir;  gehört  jedenfalls  zur  Prä- 
position ku. 

Suah.  -ke  «weiblich-,  mwana  mke.  1 
-Krau,  Weib-  (im  Grundriß 
fälschlich  unter  -kali). 

Her.  omu  -  ka  -  muhohge  1  »Frau  des 
Missionars«  {omu -hange  1). 

Ko.     uhkha  1  «Frau  des  Soundso«. 

Ka.  um-'kaf  1  -Frau  des  N.  N.«. 
'Ar  tritt  im  Ka.  nur  in  Präfixen  und 

Suffixen,  nicht  im  Stamm  der  Nomina 

auf.    Kropfs  Ableitung  ist  demnach 

wahrscheinlich  richtig. 

Po.      mu-ke  1  »Frau«. 
Sha.    mu-ke  1  »seine  Frau«. 


B.  -kwe  »Heirat,  Bräutigam, 
Schwiegervater,  s.  ku-ela. 

Sotho  vg-yjce  14  -Heirat«  (vom Bräu- 
tigam gesagt). 
mo-yjce  1  •  Schwestermann, 
Bruder  der  Frau,  Schwieger- 
sohn, Hochzeitsgast,  Braut- 
führer, Bräutigam,  Freund, 
Kamerad«. 

mn •%*§%<*!* '»  ntg-ytr^ali  1 
-Schwiegermutter,  Schwie- 
gervater (des  Mannes) ; 
Schwager,  d.  h.  Geschwister 
des  Gatten«. 
Suah.  m-face  1  »Schwiegervater  oder 
-mutter,  Schwiegersohn  oder 
-tochter«. 

Her.  amu-kue1  1  sagt  der  Schwieger- 
vater zum  Schwiegersohn 
und  dieser  zu  ersterem. 

Du.  mo-yx)  pl.  ba-yt)  1  -Schwieger- 
vater, Schwiegermutter, 
-söhn,  -tochter;  Schwager, 
Schwägerin-. 


Mkintiof:  Einige  Bantuwortstämme.  1 37 

Ko.     tihkho      1  -Schwiegervater, 


Schwiegersohn ,  Schwieger- 
mutter des  Mannes«. 
Ka.     um-khtce  1    «Schwager«  (mit 
kh  vgl.  dagegen  umka  unter 
kwa). 

ubu-khwe  4  -Verhältnis  der 
Schwiegereltern ,  auch  ihr 
Wohnort-. 

um-khtce  kazi  1  »Schwieger- 
mutter«. 


B.       -kaka  I  (kakA)  »Backe«. 

Sotho  ff-yr/a  5  »Backe«,  mg-§ayjire 
»Kinnbacken«. 
mg  -sa/g  3  »Wade«. 

Su.      safu  »Wade«. 

Tz.  le-thahu  •  Wadenmuskel,  Unter- 
armmuskel«. 

Suah.  tza/u  5  »Backe«. 

Po.      nsafu  9  »Wade«. 

Ve.     (hayfu  9  »Wade«;  lu-fpfiti  11 
-Kinnbacke«. 
Das  k  in  der  Mitte  scheint  in 

folgenden  Formen  ausgefallen  zu  sein. 

Sotho  le-saya,  le-saa{  5  »Backe«. 
Su.      se-ma*  7  »Fleisch  der  Wange«. 
Ko.     ulu-saya  11  -Backe«. 

B.  kaka  II  »wünschen,  wollen, 
bedürfen«  (takal). 

Su.      mhafala  »ungeduldig  sein«. 

Suah.  (aka  (dial,  taka)  »wollen,  wün- 
schen, verlangen«. 

Her.    haka  »etwas  erraten«. 

Po.      tzaka  «wünschen,  wollen«. 

Ve.      \a*hehca  »Mangel  haben«. 

B.       keva  «verleumden«. 

1\  seva  »llDstem,  heimlich  be- 
nachrichtigen, heimlich  ver- 
leumden-; dial,  auch  sava. 

Ka.      §f?ba  »verleumden«. 

Ve.      sejva  »verleumden«. 


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138  Meinhof:  Einige 

B.  kgya  »hineinstechen,  durch- 
bohren «  ( (gya  t). 

Suah.  toga  dasselbe. 

Her.    ho-ama  11  »menstruieren«. 

8h.  iogana  10  -Blutsbruderschaft 
machen«. 

B.        fcoygla  In  vers,  zu  kgya. 
Suah.  fpa    (dial,   too)  »herauslegen, 

hervorbringen«. 
Her.    höra  »auserwählen,  vor  anderen 

lieben « . 

Po.      tzotoa  »herausziehen«  (Schwert). 

B.       kgla  I  »spähen«. 
So.      gcfla  »spionieren,  kundschaften, 
spähen«. 
fidfi,    thrfli  »Kundschafter, 

Spion«. 
ntosdli  dasselbe. 
Her.    hora  »spionieren«. 

o-ho^e    9    omu-ho^e    1  »der 
Späher«. 
Ka.     £oftjj  »ausspähen«. 

um -soli  1  »der  Spion«. 
Ve.      'ftfla  -spähen-. 
ifV/i  9  -Spion«. 
\odzimdla   ȟber  etwas  weg- 
spähen « . 

B.       kgla  II  »schnitzen«. 

P.       ggja  »erschaffen«. 

Suah.  tiola  »eingraben,  ausschnitzen«. 

Her.    {hora     »auszupfen ,  rupfen, 
Haare  abschneiden«)? 
horera  8,c  »nachahmen,  dem  ge- 
gebenen Vorbild  nachfolgen « , 
wahrscheinlich  zu  kgla  1. 

Ve.      \h<)<izi  9  -Spitze«. 

B.        kgma  »hineinstecken«. 

Su.  soina  »pflanzen,  aufpllnnzen, 
auf-,  einstecken,  bewaffnen«. 
somola  8,  e  »herausnehmen 
(Dorn),  ausziehen,  was 
irgendwo  drin  steckt«. 


Bantuwortetamme. 

Suah.  tioma  »stechen,  stochern«. 

tzomeka  2  »hineinstecken«. 
Her.    homeka  2  dasselbe. 

homona  8,  e  »ausziehen«. 
homoka  1.  d  -losgehen«. 
Ka.      soma    Grundbedeutung  nach 
Kropf  -hineinstecken», 
»Kriegsschmuck  anlegen, 
(»sich    allerlei    ins  Haar 
stecken,     einen    Stock  in 
den  Zaun  stecken«  usw.). 
Nyam.  homola  8,  e  »herausziehen«. 

homoka  1,  d  »herauskommen«. 
Po.      yu-tzoma  11  •  Fischspeer«. 
Sh.      igmeka  2  -hineinstecken«. 

ioma  »stechen« 
Ve.      'iQma  -hineinstecken«. 


B.  -kui  »Fisch«. 
Suah.  nsi  9  »Fisch«. 

(Vgl.  Her.  e-hundju  5  »Fisch?«.) 

Du.     sw.  9  »Fisch«. 
Ko.     j-ytcj  (nswt)  9  »Fisch«. 
Kainba  i~kuju  5  »Fisch«. 
Po.      nswi  9  -Fisch«. 


B.       -kuAgu  »Bitterkeit,  Kummer«. 

S^tho  vp-gp'ko  14  »Galle,  Schlangen- 
gift, Bitterkeit,  Schmerz«. 

Su.      spkqfala    »in    Kummer  sein. 
Schmer/,  leiden-. 

Suah.  -tum/u,  -thmgu  -bitter«. 
Vgl.  Du.  »jongi  »bitter-?. 

Ka.      ubu-svfcgu  14  »Pein,  Schmerz, 

Kummer  usw.«. 
Po.      tzut'igu  »Kummer,  Schmerz«. 
Sh.      suhgu  10   -Kummer.  Sorge«. 
Ve.      vti-fuhgu     14  »Kummer, 

Schmerz ,  Gift«. 
"fungu/a/a     »Kummer  haben, 

traurig  werden«. 


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Meinhof:  Einige 


Bantuwortstämme. 


\'M) 


B.        fcu^a  ? 

So.      goca  »ab-,  ausrupfen,  abhaaren; ' 
§?veya  1,  c.  »sich  haaren«. 

Su.  §ovofo  8,  e.  «abziehen,  aus- 
ziehen, enthülsen,  sich  ent- 
blößen«. 

Suah.  fulmo,  thtbuo  8,  e.  -die  Haut 
abscheuern«. 

Her.  kua  »schmieren,  beschmieren«. 
huanga  12  »anstecken  (Krank- 
heit)-. 

Ka.     gtfba^  »die  Haut  abwerfen  wie 
eine  Schlange«. 
gubula    8,  e.    -abschälen  wie 
Mais«. 

gubululuka  8,  e. ;   1,  d.  »das 
Abscheuern  der  Haut  von 
einer  Wunde«. 
Ve.      dvpt  5  »Schlangenhaut».  Da- 
von dupila  8,  e.  »häuten  von 
der  Schlange,  Abgehen  der 
Haut  beim  Schlagen«. 
(huva  «ausrupfen«  (Federn). 

B.       -&t'i'i  »Tigerkatze«. 
P.       '/p/t    9    »Tigerkatze,  Busch- 
katze« (unregelmäßig). 
Suah.  t&ui  9  »Leopard«. 

Im  Grundriß  fälschlich  unter  ywi 
S.  158. 

Her.    oka -hue  13  -Katze«. 

Ka.  i-ßtm  5  -Panther«  (unregel- 
mäßig) (andere  regelmäßig 
i-gozi). 

Nyam.  nxuvi  9  »Leopard». 
Sh.      iui  9  »Leopard«. 

B.        -lama  i- ndama  »Kalb-  (vgl. 

P.  namane  »Kalb»  ?). 
Suah.  ndama  9  »Kalb». 
Her.    ondana  9  (assimiliert)  »Kalb». 
oka-tana    13    »kleines  Kalb» 

(nach  Analogie  gebildet). 
Ko.      indama  9  -Färse». 
Nyam.  ndama  9  »Kalb«. 
Sh.      ndama  9  -Kalb«. 


B.       lava  »herauskommen«. 
Suah.  latoa  »herkommen«. 
Her.    rauka  1,  e.  »irgendwo  heran- 
kommen«. 

raura  8,  f.  trans,  dazu. 
Po.      yavsa  »herkommen«. 
Sh.      latca  -herauskommen«. 

lavya  6  caus. 

B.       lela  » erziehen « . 
Suah.  lea  »erziehen«. 

leza  6  »erziehen  lassen«. 
Her.    rera  «liebkosen«. 
Ka.      leleza  8,  c. ;  6  »jemand  beruhigen, 

den  man  geärgert  hat«. 
Nyam.  lela  »erziehen«? 
Po.     jeja  »erziehen«. 
Sh.      lela  -erziehen«. 
Ve.      leja  »Kinder  hüten«. 

B .       -lemb§  (ygmbsj  2*"»Off)  •  Hacke  • . 
P.       »e-liFpe  7  »Axt«. 
Suah.  xc-embe  11  pl.  n-embe  10  »Ra- 
siermesser». 
djrmbe  5  pl.  ma-djembe  »Hacke« 
(mit  Vergrößerungspräfix  dji). 
Ko.     ulu>~&mbe  11  »Schneide«. 
Ka.     i-zehnbex  5  »Axt«. 
Nyam.  lu-gembe  11. 

i-gembe  5. 
Po.      gembe  5  «Hacke«. 
Sh.      gembe  pl.  magembe  5  »Hacke«. 
Ve.      dzejmbe  5  »Hacke«  29. 
pl.  ma-lembe  6. 
Neben  lfm  be  gibt  es  einen  Stamm 
ygmba,  z.B.  Sotho  epa  »graben,  hak- 
ken«.    Ks  kann  indes  zweifelhaft  sein, 
ob  die  Formen  -gembe  hierauf  zurück- 
gehen, da  es  auch  Analogiebildungen 
sein  können,  die  durch  dz,  dj  der 
Nachbarsprachen  veranlaßt  sind. 

dz  im  Ve.  ebenso  wie  z  im  Ka. 
<  entsteht  durch  Palatalisation  atis  ur- 
sprünglich /;  dj  im  Suah.  ist  Ver- 
J  größerungspräfix  dji. 


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140 

B.       tola  «sehen«. 

Suah.  oa  »sehen,  heiraten«. 

ndoa  9  -Hochzeit«. 
Her.    rora  «versuchen,  probieren-. 

o-ndoie§  «ein  gewiegter  Schlau- 
berger« 25. 
Ka.      lolonga  12  «beobachten,  nach 

jemand  aussehen«. 
Nyam.  lola  «sehen«. 
Po.     jowa  »sehen«. 
Sh.      oleta  8,  c.  -schauen«. 

B.        londa  «suchen«. 
P.        Iota  -fursorgen,  Vorsorgen«. 
8u.      ma-lota  b'  «Kundschafter«. 
Ko.      lonfa  «suchen«. 
Nyam.  londa  »suchen«. 
Sh.      londa  »suchen«. 
Ve.      lojida    «aufspüren,  achthaben 
auf .  .  .«. 
londota  3  »intensiv  aufspuren«. 
Zulu    londa  »fürsorgen,  Vorsorgen«. 

B.        lotlgola  «vorangehen«. 
Suah.  (maoa     «leiten,  vorausgehen, 
fuhren«. 

Her.    rohgera  8 ,  c.  «sich  rüsten,  fertig 
machen«. 

Ko.      vndongaii    pl.  aba-lohgoqi  1 
•  Führer«. 
longola  »führen«. 
iki- longola  7  «Banner«. 
jtin9Q.wa  »vorangehen«. 
longola  »vorangehen«. 
mu-hngosi  1    «der  Anführer«. 
longola  «vorangehen«. 

Igilga  «prüfen,  schmecken«. 
ondja  «prüfen ,  schmecken ,  ver- 
suchen«. 
longa  »ausspähen«. 


M Eikhof:  Einige  Bantuwortstämme. 


Her. 


Ko. 

Sh. 


B. 


oru-kutu  11  (statt  oru- 

■  Schweiß«. 
rukvhtra  »schwitzen « . 
ama-fuku  6  «Schweiß« 
hike  3,  ki-luke  7 
Körperwärme« . 


•  Hitze. 


lumba    »spannen . 
etwas  tun«. 
Suah.  lumba    »etwas    in  feierlicher 

Weise  erzählen«. 
Her.    rumba » angestrengt ,  angespannt 
etwas  tun«. 
rumbira    8,    c.    »den  Bo»ec 
spannen«. 
Ko.      lumba  •  pred igen  • . 

un4umbay\.d'ba-lumba\  »Jäger«. 
Nyam.  lumbila  8,  c.  »predigen«. 
Sh.      lumbila  8,  c.  «springen«. 


Po. 
Sango 

Sh. 

B. 

Suah. 
Ka. 
B. 

Suah. 


-luhu  (-luku)  »Schweiß«. 
vuke    5     »Schweiß,  Dampf, 

Dunst«. 
vukuto  »Schweiß«. 


B. 

Suah. 

Her. 

Ko. 


B. 

Su. 


Suah. 

Du. 
Ka. 

Po. 

B. 

Ko. 


-lumbi       (lumbu)  »Bruder, 

Schwester«. 
umbu  «Schwester«. 
e-rumbi  5  -älterer  Bruder«. 
u-lilumbu  1;  5  «Schwester  (für 

die  Brüder),  Bruder  (für  die 

Schwestern)«  usw. 


•  Krokodil« 
mapa  «eine  Schlangenart«. 
mapalekokofr     «eine  bunte 

Schlangenart«. 
mamba  9  •  Fischschuppe». 
mämba  9  »Krokodil«. 
mombfi  pl.  miombe  3  -  Krokodil«. 
imamba    9  »Riesenschlange«. 

Nach  Johl:  inahnba. 
mamba  9  »ein  Fisch  mit  hartem 
Kopf« . 


•  Erkennungs- 


Po. 
Sh. 


maAa  »wissen«, 
ifrf-  manilq  7 

zeichen«. 
mana  »kennen«. 
mana  »wissen«. 

matiika   1,  c.    »klar  sein,  er- 
kannt sein«. 


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Mkinhof:  Einige  Bantuwortstämme. 
B.       no/a  »schleifen,  scharfen«. 


141 


P.        lootza     {=  lolotza?),  lötza, 

•  schärfen«. 
Suah.  noa  «schleifen,  scharfen«. 
Ka.      UHriy  »schärfen  (Messer,  Axt) 
am  Stein«. 
Siehe  Ve.  P.,  wahrscheinlich  assi- 
miliert fur  nola. 
Nyam.  nola  -schleifen«. 
Po.      nwca  dasselbe. 
Sh.      nola  dasselbe. 
Ve.      ofodza  «schleifen ,  schärfen«  (?). 


B.        -nona  «fett«. 

P.       nona  -feist  wenden«. 

mo-none  »reicher  (d.  h.  fetter) 
Mensch« . 
Suah.  nona  »fett  werden«. 

-nono  »fett«. 
Her.    nuna  »fett  sein«(?). 
Ka.     nona   «reich,  angesehen  wer- 
den«. 

t'-nglnoj  9  -ein  Reicher«. 
Nyam.  nona  »fett  werden«. 
Po.      nona  dasselbe. 
Sh.      nona  »fett  sein«. 
Ve.      nofia  »fett  sein,  werden«. 

ma-nafia   6    »Eierstucke  der 
Heuschrecken«. 


B.  -nuiigu  (wahrscheinlich  iuügu 
in  nungu  assimiliert  vgl. 
Kunde)  «Stachelschwein«. 

P.        noko  9  »Stachelschwein«. 

Suah.  nuhgwe  9  dasselbe. 

Her.  o-nuhgu  9  »Stachelschwein  mit 
grauen  Stacheln«. 

Ko.     tki-ftthgu  7  «Stachelschwein«. 
(/  statt  •».) 

Nyam.  i-nuhguli  9  «Stachelschwein«. 

Po.      nungu  9  dasselbe. 

Sh.      nuhgwi  9  dasselbe. 

Ve.      nufigu*  9  dasselbe. 

ntthgvpfa  9  »Stachel  davon«. 
Vgl.  mu-p/a  3  »Dorn«. 


B.        -fig-a  in  Verbindung  mit  Frage- 
partikeln »wie  viele«. 
Su.      -kaf-f  »wie  viele?«. 
Suah.  -hga-pi  dasselbe. 
Her.    -hga-pi  dasselbe. 
Ko.     -li-hga  dasselbe. 
Du.      -nihga  dasselbe. 
Ka.      "ko}-hgax-phxina}  »wie  uft?«. 

'ka-hga-kanahiina  »wie  viele?«. 
Nyam.  -hga  dasselbe. 
Po.      -ehga  dasselbe. 
Sh.      -hga-hi  dasselbe. 
Ve.      -hgal-nai  dasselbe. 


B.  ini-gnßQ  9  -Galle*  s.  yunu. 

Su.  n-oko  9  -Galle«. 

Suah.  n-ohgo  9  dasselbe. 

Her.  on-ahgo  9  dasselbe. 

Vgl.om-ohgica,  om-uhgwa  3  »Salz-. 

Ko.  in  -  cmgo  9  »Galle«. 

Ka.  in-ffago^  9  dasselbe. 

Po.  n-ohgo  9  dasselbe. 

Sh.  n-ohgo  9  dasselbe. 


B. 


P. 


-pamba   »kreuzen,  durchein- 
ander« teckeu«. 
fapa  »fest  umwickeln«. 
fapaha  10;  6  »quer,  kreuzen, 

durcheinanderbringen « . 
fapana  ina$o  •  schielen  »,/apana 
»einander  kreuzen • . 
Suah.  pamba  »schmücken,  verzieren, 

ausrüsten«. 
Her.    jtamba  » Hechten,  dicht  machen « . 
Ka.     plutmbpnay  10  »aneinander  vor- 
beikommen,  ohne   sich  zu 
treffen«. 
famba  -  verzieren  ■ . 
hamba  dasselbe. 
phafnbo)  9  »Sambok  mit  meh- 
reren Spitzen«. 
fdmbana  10  »sich  trennen«. 


Po. 
Sh. 
Ve. 


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1  12 


M  kin  Hof  :  Einige  Bantuwortstärame. 


B.       panda  I    »sich    teilen,  sich 
gabeln«. 

F.       se-fata  7  «Paß,  Passage-. 

Suah.  phanda  9  -Gabelung«. 

phande  10,  upande  11  -Stuck.. 

Du.      anda  -spalten  -  (?). 

Ko.     alu- phande    11    -Gabel-  pl. 
imbande  10. 

Sh.      mphanda  9  -Gabelung*. 

Ve.     phdnde  9,  pbaffakalt  9  »Gabe- 
lung-. 

"M-fßWfe  6  »Kreuzung«. 


B.       panda  II  Bedeutung  s.  unten. 
P.       /oVa  -wühlen,  scharren  (aus- 
einander)«. 
Suah.  panda  »pflanzen,  säen«. 
Ka.     phanda  »die  Erde  aufkratzen, 

aufgraben«. 
Sh.      handa  »pflanzen-. 

Kndemann  hält  panda  I  und  II  für 
identisch,  nach  ihm  hat  auch  II  den 
Grundhegriff  »auseinandermachen« 
z.  B.  P.  fata  mar/ala  »die  glühenden 
Kühlen  auseinanderscharren«  vgl.  P. 
-pha'ta  adj.  »gahelig,  gabelförmig«. 
Tz.  Ii- pha'ta  10  »Gabelungen,  Ge- 
spaltenes, z.  B.  Huf-  ma-phata  6  das- 
selbe, z.  B.  »Huf  des  Rindes«.  Mgsela 
tea*  maphata  3  »Gabelschwanz-. 

Danach  würde  dann  auch  »pflan- 
zen, säen«  von  der  Bedeutung  des 
Auseinanderscharrens  von  Erde  abge- 
leitet sein. 


B.       -panga  »Schwert,  Säbel«. 
P.        mphaka      (=  mqfaka),  pl. 
mefaka. 

Suah.  upaiiga  pl.phanga  11  »Schwert, 
Säbel « . 

Nyam.  lu-pahga  11  »Schwert-. 

Po.     ju-fahga  pl.  mphanga  »Säbel«. 

Ve.     lu-fdnga  11  »Messer«. 


B.       papa  »flattern«. 
P.       phapha,  pha/a  9  -Feder,  Feder- 
kiel-. 

S».      phapha  -fliegen«. 
Suah.  papatika  »flattern«. 
Ka.     phafpha}  »fliegen«. 
Ve.      /«-/Oj/o1    pl.    phapha1  und 
ma/a^fd  6  -Flügel«. 
phaj)hamela  «flattern«. 


B. 

P. 

Su. 
Suah. 
Her. 
Du. 

Ko. 
Ka. 


-pembg  »weiß,  glänzend«. 
phepa  »Kalk,  Kreide,  weiße 

Erde-. 
phepa  9  «weißer  Ton«. 
phembe  9  -Horn,  Elfenbein«. 
pemba  »glatt,  glänzeud  sein-. 
pembe  9  « tonige  weiße  Erde, 

Kreide«. 
ulu  -  phembe  11  »Horn«. 

phemba  3  »ein  Unkraut  mit 
weißen  Blumen  und  eßbaren 
Wurzeln « . 

9      «Tier  mit 


Nyam 

Po. 

Ve. 


•Tier 


10 


ttn  -  perntru 

Blesse«, 
t-  phembe  5 

•  Horn«. 
mphembe  9  »Horu,  Ecke  des 

Hauses,  Elfenbein«. 
phJmba  9  -helle  Farbe,  Tünche, 

weißer  Ton«. 


B.       pima  » messen  • . 

Suah.  pima  5   > Faden«    (ein  Maß) 

pima  »messen«. 
Po.      fy-ima  7  »Maß«. 
Sh.      hima  »messen«. 

ki-himo  7  -Maß«. 


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Mkinhop:  Einige  Bantuwortstämine. 


143 


B.  pMgtt  •  Hechten ,  eins  am  andern 
vorbeistecken « . 

P.  /f'A-o  »siel»  begatten«  (von  Raub- 
tieren). 

ffka  mono   »Ränke  Hechten«. 
Suah.  pinga  »drehen  wenden«. 
Her.    pingagana  l,b.;  10  »abwechseln, 

aneinander  vorbeigehen«. 
Du.     wfnyfmrye  11;  8,  c;  «einen 

meiden,  ausweichen«. 
tefhgisane  1,  c;  6;  10  »wechseln, 

tauschen,  aus-,   ein-,  um-, 

vertauschen;  verwechseln«. 
Ka.     phmga  «flechten,  einen  Korb 

machen«. 

Ve.  ftnga  »sich  paaren-  (von 
Hunden). 

B.       -pi  »Finsternis«. 

P.       /f-su/i  (ff-suifi,  dial. 

le/si/i,  le-fifi)  5  »Finsternis«. 
fsi!  Interjektion  für  »finster«, 

z.  B.  riftm  %wa  re  'fsi'.  »Im 

Hause  sagt  es  /w«,  d.  h. 

•  dunkel«. 
Ka.      ubu-J*ifii  14  »Dunkelheit«. 
Ve.      siff  5  »Finsternis«. 

B.       pia  »speien«. 

P.        tstca  »auswerfen,  ausspucken«. 

Su.      tsxcela  «aus-,  anspucken«. 

Suah.  ficiyfila  »Spuckschlange«. 

Her.    e-$u  5  •  Puffotter«. 

Ko.     svea  »speien«. 

Du.     j»f  9  »kurze  breite,  sehr  giftige 

Schlange«. 
Po.      rnphi  9  «Puffotter«. 
Sh.      hea  »speien«. 
Ve.      pfa1  mare  »ausspucken-,  vgl. 

onomat.  ui/ida. 

B.       -pfya  »Stein«. 
P.       If-fstka,  If-mmka  5  »Stein«. 
Su.      le-ftka  5  »Fels«;  se-ftka  7 
»Steinhaufen«. 


Suah.  figa  5,  dji-fya  5  »einer  der 
drei  Steine,  auf  die  der  Koch- 
topf gesetzt  wird«. 

Ko.     iji-figa  «r>  »Herdstein«. 

Po.  figo  5  «große  Stucke  Hol/,  auf 
denen  der  Topf  steht«. 

Sh.      ma-ßga  6  »Herdstcine«. 

Ve.      ma-tsict  6  -  Herdsteine«. 


B.       pina  »zusammenziehen, 
kneifen«. 

P.       fsmtlela  8,  c;    8,   c.  »aus- 
pressen«. 
fsinayana  1,  b.;  10  »sich  anein- 

anderj)ressen ,  drängen « . 
fsxna  6  «schnauben«. 
fsinda  6;  8,  c.  »festbinden«. 
fsinelela    8,  c;    8  c.  »aus- 
pressen«. 
Su.     fina  »ziehen,  knoten«. 

ftitela  6;  8c.  »Hände  und  Fuße 
zusammenziehen«. 
Suah.  fina  6  »kneifen«. 

finana    6;    10  »zusammenge- 
druckt, enge  sein«. 
finio  »Grimasse«. 
Her.    gina    »erwürgen«;    -gina  adj. 

•eng«. 
Ko.     fine  »eng«. 

Ka.     finiza    8,   c;     6  »Gesichter 
schneiden«. 
fihüa^  6  »die  Nase  schnauben«. 
finela  6;  8,  c.  »sich  zusammen- 
ziehen « . 

Ku&aj.  fina  •  Engheit«. 

Nd.     ogina  9  dasselbe. 

Nyam.  sina  »eng  sein,  kneifen«. 

Po.     fina  matso     »die   Augen  zu- 
kneifen«. 

Sh.     finu  »eng«. 

fina  »die Nase  schnauben«  {Juna 
•  kneifen«). 

Ve.      #i$a  »einschnüren«,  fißa  das- 
selbe. 


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144  Mkinhof:  Einige 

B.       pioAga  (pgtlga)  •  ausdrücken«. 
/QJtß   -enthülsen;    Gras  weg- 
hacken (mit  der  Hacke).. 
Suah.  ßonda,  sonda  »aussaugen-. 
Ka.     plumza   »die  Außenseite  weg- 
nehmen ,      polieren ,  an- 
spitzen«. 
»Sh.     fy<>$a  6  »sangen«. 

fdfMfa  und  fidnda  »ausdrucken 
(Frucht),  entkernen«. 


B.       pipa  »aussaugen«. 
Her.    &pa  -aussaugen«. 
Sh.     fiha  »Wasser  abgießen«. 
Ve.      tsdtxa  »lutschen,  saugen«  (Kon- 
sonantenassimilation). 


B.       pua  »eintrocknen«. 

So.      pia  »eintrocknen«. 

Suah.  pica  »trocken  werden,  ebhen«. 
ki-pwa  7  »Felsen  und  Sand- 
bank, die  durch  die  Ebbe 
trocken  gelegt  wird«. 
mphwa  9  »Strand,  der  bei  der 
Kbbezeit  tiocken  ist«. 

Her.    puira  8,   c.    -versiegen,  ver- 
trocknen». 

Kn.      tia*      »aufgetrocknet,  ver- 
schwunden sein«. 

Nyam. /nca  »Trockenzeit«. 

Po.      %tca  »ebben«. 

Sh.      %tca  »eintrocknen«. 

Ve.      %o'  »eintrock ueu«. 


B.  ptiiiga  -  wehen,  fächeln, schwen- 
ken«, dann  »sprengen«, 
davon  »abgießen«,  dann 
•  weniger  werden«  in  den 
Intensivformen  auf  -ula,  -uka. 

P.  fy'ka  »besprengen,  schwenken, 
fächeln«. 


Bantuwortstätnme. 

Su.  fokola  8,  f.  »weniger  wer- 
den«. 

Suah.  puhga  »hin  und  her  schwingen, 
schwenken,  wanken«. 
puhgua   8,   f.    »weniger  wer- 
den«. 

Her.  punga  -Lämmer  den  Müttern 
wegnehmen,  wenn  sie  ge- 
saugt«. 

ptmguruka  8,  f.;  1,  e.  »abge- 
trennt sein«. 
Ka.     phuhga  »Fliegen  abwehren,  ab- 
trinken, auf  das  Essen  bla- 
sen«. 

phunguka  I,  e.  -weniger  wer- 
den«. 

Nyam.  puhgula ,  hungula  8,  f.  »ab- 
gießen». 

Po.     funga  »flattern«. 

funguja  8,  f.  »weniger  machen«. 

Sh.  hungula  8,  f.  -weniger  werden« 
(neben  punguka  und  pu- 
hgula). 

Ve.     fiingula  8,  f.  -abgießen«. 


B.       -pH  (pi)  »Wind,  Blähung«. 
Su.      vo-sulu    14    «Wind    in  den 
Eingeweiden« . 
s*-sulu  7  »der  Hintere«. 
Her.    omu-ftu  3  »lauter  Wind-. 
Ka.     isi-sU)  7  »Bauch«.  (?) 
Kuanj.  omtt-fu  3  »lauter  Wind-,  o-fi 

9  Blähuug. 
Nd.      omu-ffi  3  dasselbe,   o-üfc  9 

Blähung. 
Ve.     suja  »pedere«. 

tii-suflzi  7  »Wind«. 
Die  Wurzel  steckt  wahrscheinlich 
auch  in  Sotho  phina,  psina.  Su.  tsvno 
»Winde  abgehen  lassen«  (obszön) 
verbunden  mit  na  »zu  Stuhl  gehen« 
(ebenfalls  obszön). 

Siehe  nya  »Grundriß«  S.  178. 


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Meikhof:  Einige  Bantuwortstänime. 


145 


R.       pulatn  3  -umkehren«. 

V.       fulara  oder furala  3  »den  Rücken 

kehren,  sich  abwenden«. 
Stiali.  fuataS  «nachfolgen,  gehorchen, 

anhangen«    (hinter  jemand 

her  umkehren). 
Her.    funtmika  10;  2  «etwas  unterst 

zu  oberstkehren,  umstülpen«. 
Sh.     ftdata  «Ziegenbock«  vgl.  Suah. 

(weil   er  hinter  der  Ziege 

herläuft). 

Ve.  /t/ra/f/o  3;  8,  c.  (Umstellung 
fur  Julareh)  s.  P.  «den  Riik- 
ken  kehren«. 


Ko.      -thali  «lang«. 
Sh.      -tali  -lang«. 

B.  -fambg  zu  iatnba  •  ausstreck  en  • . 
P.       le  -  ra})0 .  /f  - iapo  pl.  ma- rajnt  5 

»Knochen«,  s.  Ve. 
Suah.  tambo  «großer  kräftiger  Mann« . 
Her.    t- tambo  5  «der  Rücken«. 
Ka.      i-thdmboy  5  »Knochen«. 
Sh.      tamba  «eine  Reise  machen-. 
V  e.      Ictmbo  pl.  mafambq  5  •  Knochen  • . 
ththnbo  9  «Knie«  OO.s.TMveoda 
29,  b. 


n 
O. 

iniaa  «maenen«  ^vgi.  «i  oesie« 

B. 

-ia-kali  »Tante«  (ta  »Vater«, 

von  7ro«»'). 

-kali,  yaliy  yali  »weiblich«). 

rf  ta  •  loben  • . 

I\ 

rakyjali  »Tante«  (Vaters 

Suah. 

tenQa  -tun,  machen,  handeln, 

Schwester  oder  deren  Mann). 

dichten« . 

Suah.  sahgazi  5(1 )  »Vaters  Schwester, 

Ko. 

thenolckeeya  1 ,  c;  H.  c;  b  •  zu- 

Tante« 

recht  machen,  machen«. 

Her. 

ohohga$e   »Vaters  Schwester« 

1*0. 

hen  da  »tun«. 

(von  the  »mein  Vater«  und 

CiL 

Sh. 

fendb  »tun«. 

-hga#). 

\e. 

r^wfo  «loben«. 

Sh. 

tatehgazi  »Bruder  der  Mutter«. 

mlalahgazi     «Schwester  der 

n 

-  f  r  Ii  iff     *  1  ÄJHIv  *  • 

Mutter«. 

Vi  1  n  Ii 
OUItll  • 

thpnAp  Q  «Dutti»]« 

Her. 

omu  •  trndereti  3  «mittelgroßer. 

B. 

taya  (fgya)  «Falle  stellen-. 

immergrüner     Baum ,  mit 

P. 

raya  und  rea  »Falle  stellen«. 

Beeren,  die  eingemacht  zu 

ma-reji  3  «Fallgrube«. 

genießen  sind«  (ti  ist  Stamm 

Suah. 

tega  «eine  Falle  stellen«. 

von  omu-ti  3  -Baum«). 

thego  9  «Zauber,  Rann«. 

Du. 

kvit  -Ölpalme«. 

tegua  8,  e  «den  Zauber  weg- 

nehmen, die  Falle  abstellen«. 

B. 

/«iga       »gleichmäßig  sein, 

Ko. 

thega  «Falle  stellen«. 

machen« . 

Ka. 

tbhjOy  «in  der  Falle  fangen-. 

P. 

reka  «tauschen«  (im  Handel). 

Nyam.  tega  «Falle  stellen«. 

Suah. 

tehgenea,  tehgdrn  8.  c. ;  8.  c. 

Po. 

bega  desgleichen. 

•  fertig  sein .  vollständig  sein  - . 

Sh. 

tegela  «eine  Falle  stellen«. 

Her. 

tehgtra.  e.  8.  c. » fliegen ,  schwe- 

Ve. 

rtfo,  thia  «Falle  stellen«. 

ben«  (Vogel). 

Ko. 

ulu-thenganq  11  -Friede«. 

B. 

-tali  »lang«. 

thehgoma  11  «eben  sein«. 

So. 

thala   «Strich,  Linie  ziehen«. 

Ka. 

thengoy  »kaufen,  tauschen,  han- 

thala 9  «Strick«. 

deln«. 

Tz. 

rala  dasselbe. 

Ve. 

rehga  dasselbe. 

Mitt.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.    19W.    Hl.  Abt 

10 

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14H  Met n nor:  Einige 

B.        tefema  »zittern«  (totoma). 

P.        thothomela  11;  8,  c.  -zittern, 
beben « . 
roroma  11  »beben«. 

Suah.  tefema  11  »zittern«. 

Ko.     thethemaW  »zittern,  sich  fürch- 
ten«. 

Nyam.  tetema  11  »zittern«. 

Po.      hthema  11  »zittern«. 

Ve.      \te\temela  11;  8,  c.  »zittern«. 

B.        tifima,   s.  tima  •  heraussprin- 
gen«. 

P.       tistmoya  1,  e.  »zucken,  durch- 
schauern«. 
SiSimala  8,  b.  »plötzlich  inne- 
halten«. 

Sil.      sisimoha  1 ,  e.  -stutzen ,  scheuen, 
seufzen«. 
sisimoüa  8,  f.;  8,  f.  »in  Furcht 
setzen,  aufregen«. 
Tz.      sisimoyß  1 ,  e.  ■  verschämt  sein « . 

sisimgsa  l,e.;  6  »kribbeln«. 
Suah.  MftmtM  8,  f.  ȟberraschen,  er- 
schrecken«. 
Ve.      fiifima  »hervorquellen-. 

Vgl.  Subst  tM-shna  7  »Quelle«, 
s.  B.  tima. 

B.        -tun  y  tui  »Kopf.,  s. /im. 
Du.      mu-lo-po  3  »Kopf-. 
Ko.      «n-Mi  3  »Kopf«. 
Kongo  n-tu  3  »Kopf«. 
Nyam.  mu-ttrr  3  »Kopf-. 
Sh.      mu-ttri  3  »Kopf«. 

B.       -tumbo  »Bauch,  Dicke«. 
P.       se-rope  7    •  Dickbein,  Ober- 
schenkel, Hinterbacke«. 
Suah.  tumbo  b  »Bauch«. 

ma-tumbo  6  »Baucheiiigeweide-. 
Her.    tumba,  a.  »hoch  schwanger  sein«. 

e- tumbo  5  «Oberschenkel». 
Ko.     ili-thumbu  ö  »Nabel«. 


Bantu  wortstämme. 

Ka.      i-thitmbdy  5  »Beule,  Abszeß-. 

ama-thdmbut  6  »Gedärme*. 
Ve.      thvynbu  9  »Bauch». 

lu-rupnbu  11    »eine  Seite  de* 
Bauches«. 

B.        tunda  »urinieren«. 
P.       TQtay  »harnen«. 

mo-roto  3  »Urin«. 
Ka.      thunda  »urinieren-. 
Nyam.  tunda  «urinieren«. 
Sh.      tunda  »Penis«. 
Ve.      r«r?(fo  »urinieren«. 

B.       -tu  »Gewölk«. 

P.       lf-n?  pl.  man/  5  »Wolke« 

Ka.     »7i1->,  5  »Wolke«. 

B.  tünga  -binden«. 
Suah.  fuhga  »binden«. 
Po.  fuinja  »binden«. 
Sh.      tunga  »binden«. 

B.        tua.  tgkg  {kuaf)  »Kopf«,  s.  tun 
»Kopf«. 

Suah.  ki-ftea,  ki-thea  7  »Kopf-. 
Ka.     m'tefty  9  »Kopf«. 
Po.      ki-tz%ca  7  »Kopf«. 
Ve.      Who  9  «Kopf«. 

B.        ini-uma  9  »Rücken-. 
Suah.  n-uma  9  »Kücken,  hinten. 
rüek«. 

Ko.     in-utna  9  »Rücken-. 

Po.      n-uma  8  »hinten«. 

Sh.      n-uma  «rückwärts,  hinter«. 

R.        ini-umba  9  »Haus«. 
Suah.  n-umba  9  »Haus«. 

tj-umba  7  »Zimmer«. 
Ko.     in-umba  9  «Haus«. 
Po.      n-umba  9  »Haus«. 
Sh.      n-umba  9  dasselbe. 


i 

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Mbinrop:  Einige  Rantuwortstftmtne. 


B.  -valu  -Seite«  (wahrscheinlicli 
vonooÄi  «zählen«,  ursprüng- 
lich -einkerben«). 

Suah.  ki -warnt  tjatia  7  »Rippe«. 

u-bavu  pl.  mbavu  desgleichen 
(b  durch  Vermittlung  von  mb). 

Ko.     ulu-bqfu  11  »Seite,  Rippe«. 

Nyam.  mbaztt  10  -Rippen«. 

Po.     ju-avu  11  pl.  mbavu  «Rippe«. 

Sl>.      Ito-azu  11  »Seite«. 

lu-bazu  11  «Rippe«  \>\.  mbazti 
(6  aus  mb  wie  im  Suah.) 

Ve.  lu-vafivu  pl.  mbafivu  11 
«Rippe«. 

B.       -samba  «Muschel«,  s.  mamba. 

Her.    ombamba  9  •  Kauri «. 

Ko.     ultc-ambo  11  «Perle-. 

Du.      mbapiba1  •  Kauri,  im  Innern  auch 

als  Geld  gebraucht«. 
Kuanj.  ombaba  9  »kleine  Muschel«. 
Nd.     ombamba  9  »kleine  Muschel«. 


B.       -VF/a*  i- mbega  9  «Schulter«. 

Vgl.  P.  'peka  »rückwärts  (über  die 
Schlüter)  sehen«. 

Suah.  mbega    9    «Affe  mit  weißer 
Schulter«. 
bega  5  pl.  ma-bega  »Schulter«. 
Ko.     imbega  9  »Affe«  (schwarz  mit 

weißer  Schulter). 
Nyam.  i-vega  5  «Schulter«. 
Su.      ega  5  pl.  tna-ega  «Schulter«. 
mbega  9  «Affe«  (wie  oben). 

II.       nesa  (beba?)  «ein  Kind  tragen«, 

vgl.  velfka. 
P.  •  einKind  auf  denRücken 

nehmen  • . 
Su.  dasselbe. 
Suah.  beba  «ein  Kind  im  Tuch  auf 

dem  Rücken  tragen«. 
Ve.      b§^a  »gebären«. 


147 

R.       tt&i  (vikv)  »unreif«. 

Suah.  ki-wifi  (Moinbas)  7,  -biizi  «un- 
reif, grün«. 
b  ist  vermittelt  durch  mb  in 
mbitzi  Kl.  9. 

Hit.    -ctAu  »unreif«. 

Ko.     -'bisi  »unreif«. 

Pu.      -itzi  Kl.  9  mbitzi  »unreif«. 

Sh.      >Üi  »unreif.  Kl.  9  mbüi. 

Ve.      -wW  »unreif«. 


B.       -vila  •Kafferkorn«. 

P.       ma-velS  6  dasselbe. 

Ko.     imbila  9  »rotes  Kafferkorn«. 

Ka.     dial,  ama-bele  6  «Kafferkorn«. 

Nyam.  ma-vM  »Kafferkorn«. 

Ve.      ma-velej  6  «Kafferkorn«. 


B.  -vilA  »reif,  eifersüchtig«.  Adj. 
von  vila  «sieden«. 

Suah.  -wwu  »eifersüchtig,  reif«.  Ne- 
benform -biru  vermittelt 
durch  Kl.  9  mbivu. 

Ko.  -i/u  »reif«,  'bifwa  «reif  wer- 
den«. 

Sh.      toizu  14  «Eifersucht«. 
-izwi  »reif«. 

izvoa  »reif  werden,  gar  wer- 
den«. 

Po.      wivti  14  »Eifersucht«. 
Ve.      vibta  «reif  sein«. 


B.       -rMg«  -Wolke«. 

Suah.  wingu  5,  ubingu  11  pl.  mbingu, 

ningu  10  «Wolke«. 
Ko.  ili-bingu  5  »Wolke«. 
Sh.      itc-ingu    11    »Himmel«  pl. 

mbingu  10. 
Po .      wingu  5  pl .  ma  -  ir#n^M  •  Wölk  e « . 

10« 


148  Mkikbof:  Einige 

R.       vila  »faul  sein«  s.  yilü, 
Suah.  via    »in   der  Ausbildung  ge- 
hemmt sein,  unreif,  nicht 
gar  sein«. 
viza  6   «in   der  Entwicklung 
unterbrechen ,  verderben • . 
Ka.      i-vi/of  5  -Faulpelz«. 

u'bu-vifa1  14  -Faulheit.. 
viti-pha  4  -seine  Zeit  in  Faul- 
heit zubringen«. 

B.       vilinga    12    -drehen,  rund 

machen  ■ . 
Su.      vilCka  12  -rund  machen«. 
Suah.  vilinga  12  -rund  machen,  rund 

sein « . 

vilingana  12;   10  -rund  wer- 
den«. 

Her.  i/ezmga  12  -im  Kreise  herum- 
drehen«. 

Ve.  vt\lingana  12;  10  •durchein- 
andergehen« intr.  nVingana 
12;  10;  (j  caus. 

B.  -r»7«  -faul,  lässig.  Adj.  von 
Vila. 

P.        'thca-fa  4  »faul  werden«. 

rp -Vitra  -Faulheit,  Säure«. 
Su.       vn-'tzwa  14  »Faulheit«. 
Suah.  -vivu  -faul«. 

u-vint    14    -Faulheit,  Träg- 
heit«. 
Sh.      ciztt  -faul«. 

u-visn  14  »Faulheit«. 
Ve.      bvd-fa  4  -faul  sein«. 

vu-bvd  14  -Faulheit«. 


BantuwortstAmme. 

'  B.  -vuyu  Baobab. 

Suah.  mbuvu  3  dasselbe. 

Ko.  um-buju  3  dasselbe. 

Ve.  mu-vuyd  3  dasselbe. 

B.       -vula  »Eingeweide«. 

P.       ma-la  6  dasselbe. 

Su.      lf-la  pl.  ma-la  5  dasselbe. 

Her.    oma-ura  6  dasselbe. 

ou-ra  14  dasselbe  (statt ow-uro). 
Ko.     ub-ula  14  -Eingeweide«  (statt 

u'6u  -bida). 
Nyam.  ma-vula  6  -Eingeweide«. 
Ve.      vu-la  14,  /w-/a  11,  ma  -  *a  6 

dasselbe. 
Bern.  Nach  dem  Nyam.  habe  ich 
vula  als  Stamm  angenommen.  Wenn 
das  nicht  richtig  ist.  und  vu  Präf. 
Kl.  14  und  von  da  in  den  Stemm 
eingedrungen  ist,  dann  gehört  der 
Stamm  la  zu  la-ni  -Grundriß«  S.  168. 


B. 

Tz. 

Suah. 

Her. 

Du. 
Ko. 
Kuanj 
Nd. 

Nyam. 
Sh. 


Ve. 


-vuvili  -Spinne«  (ht$u$ilif). 
vgvi  14  -Spinngewebe«. 
buibui  -Spinne«, 
orjc  -  <*  -  uvi  7,  aka-tyauvi  1 3  (u.7 ). 
otyj-tyji-uvi  7  (u.  7)  -Spinne«. 
g]i-bobf  5  »Spinne«. 
ulu-bubi  11  »Spinne«. 
,  e  -  luriluvi  5  -  Spinne « . 
oka  -  wiliwili  13  -Spinne«. 
e-wÜiwili  5  dasselbe. 
li-luvuvi  5  dasselbe. 
Itt'buili  11  »Spinngewebe«,  vgl. 

zuli     -Nest    einer  kleinen 

Spinne,  Spinne«. 
bu^i  5  pl.  ma-bugi  6  -Spinne«. 


B.        -lo/o,  i-mbglg  9  »Penis«.         B.  -r»i/o  i-mAuia  -Jahr«,  zu  B. 

P.        /wfo  9  dasselbe.  -vüla  -Regen«. 

Suah.  mbo  dasselbe.                          Her.  ombura  9  »Jahr«  eigentlich  -Re- 

Ka.     u-bolo  14  »großer  Penis«  (das  genzeit«. 

Wort  darf  von  Frauen  in  Du.  mbu  9  -Jahr«. 

Gegenwart     von    Männern  j  Kuanj.  umu-do  3  -Jahr«. 

nicht  gebraucht  werden).      j  Nd.  omu-vo  3  -Jahr«. 

Nyam.  mbolo  -Penis«.                       \  Sha.  tWf  5  -heiße  Regenzeit,  Jahr-. 


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Miinhof:  Einige  Bantuwortstilinme. 


149 


It 

II. 

~L**  »graues  Hour* . 

Kuanj 

omu-dimba  -stinkendes  Aas-. 

I> 
f  . 

izo-jaia   *t  t    o,   u.  »ergiau<*n 

Nd. 

(tmü-tswmba  3  dasselbe. 

(vor  Alter)«. 

Po. 

ki-vimba  7  «Leiche-. 

T> 
I  /.. 

///r>-  i^wo  rctrvz  » .~c"iiion\\  eiLiß " . 

Sh. 

k-imba  pl.  vimba  7  «Leiche«. 

ouali. 

fflpi  10  «graues  Haar«. 

Die  Entstehung   von  kimba  aus 

Her. 

ozp-nq]i  10  «graues  Haar«. 

kirimba  im   Suah.  und  Sh.  ist  ver- 

Ka. 

tsi-wiet",  10  «graues  Haar«. 

mittelt  durch  den  Plur.  vivimba,  der 

Sh. 

/  10  «graues  Haar«. 

in     vhnba     zusammengezogen  ist, 

Ye. 

//im*  10  «weißes  Haar«. 

vgl.  Po. 

Zulu 

uvi    pl.  ci'mw    «graues  oder 

weißes  Haar«. 

vwima  «jagen«. 

B. 

P. 

^tzqma  «jagen«. 

II. 

-vimba  •  Leiche« ,  wahrscheinl  ich 

Ko. 

um- ßeimi  1  «Jäger-. 

identisch  mit  vimba  «schwel- 

Ka. 

zuma    «im  Hinterhalt  liegen, 

len«,  «Ginindriß«  S.  189. 

überraschen«. 

Suah. 

k-imba  7  -Leiche-. 

Ve. 

zhna,  rrwia  «jagen«. 

Du. 

mbimba  3  -Leiche«. 

Zulu. 

zuma       -überfallen,  über- 

Ko. 

um-fimba  3  »Leiche«. 

raschen«. 

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150 


Lusiba, 

die  Sprache  der  Länder  Kisiba,  Bugäbu,  Kjamtwära,  Kjanja 

und  Ihängiro, 

speziell  der  Dialekt  der  »Bayössa«  im  Lande  Kjamtwära 
Aufgezeichnet  in  den  Jahren  1892,  1893,  1896.» 

Von  Herrmann, 

IUui>ti>i»jiii  a.  I)  ,  damaligem  Kompagnief&hrer  und  StatioMcbef  von  Bukuba, 


Lusiba  ist  eine  Bantuspraclie  und  mit  Kinyoro  nahe  verwandt  Es  ist  die 
Sprache  der  Ureinwohner  des  Landes,  der  Batündu  und  scheint  durch  die 
eingewanderten  Bahütna,  der  jetzt  herrschenden  Klasse  im  Lande,  nur 
wenig  modifiziert  zu  sein.  Während  der  Dialekt  in  Kisiba  sich  mehr  dem 
Kinyoro,  und  der  in  lhüngiro  mehr  dem  Kisindya  nähert,  ist  der  Dialekt 
in  Bugäbu,  Kjamtwära  und  Kjanja  am  reinsten  geblieben,  wozu  audi 
noch  die  Abgeschlossenheit  des  Landes  und  der  gänzlich  mangelnde  Handels- 
sinn des  überaus  seßhaften  Volkes  beitrug.  Einen  eigentlichen  Namen  für 
die  Sprache  gibt  es  nicht,  der  Name  Lusiba  ist  von  mir  analog  dein  Lu- 
ganda,  Lu-ssöga  usw.  gebildet  und  hat  sich  im  Lande  schon  eingebürgert. 

1  Das  Manuskript  dieser  Arbeit  war  von  mir  bereits  im  Jahre  1897  nacb 
Berlin  gesandt  worden,  aber  in  falsche  Hände  geraten,  so  daß  ich  es  für  verloren 
hielt;  erst  vor  einigen  Monaten  habe  ich  es  wiedererhalten.  Diese  Verzögerung  in 
der  Drucklegung  ist  um  so  mehr  zu  bedauern,  als  in  den  inzwischen  vergangenen 
7  Jahren  auf  der  von  mir  geschaffenen  Grundlage  durch  die  in  Bukoba  ansässigen 
Europäer  hätte  weitergearbeitet  werden  können.  Die  vorliegende  Arbeit  beansprucht 
naturgemäß  nur,  als  ein  erster  Versuch  angesehen  zu  werden ,  das  Lusiba  zu  fixieren. 
Aber  gerade  die  ersten  Versuche,  in  die  Konjugationsformen,  Pronomina,  Relativ- 
sätze usw.  einzudringen,  also  das  Aufstellen  des  Gerippes  der  Grammatik,  machen 
erfahrungsgemäß  die  meisten  Schwierigkeiten ,  uud  ihr  Vorhandensein  erleichtert  die 
weitere  Untersuchung  der  Formen  und  Sammlung  von  Wörtern  sehr. 

Inzwischen  wird  die  bei  ßuköba  ansässige  katholische  Mission  der  Weißen  Väter 
von  Algier  wohl  schon  Katechismus  und  anderes  in  Lusiba  übersetzt  oder  für  den 
eigenen  Gebrauch  Grammatik  und  Lexikon  aufgestellt  haben.  Dieses  Material  habe  ich 
leider  nicht  einsehen  können,  was  ich  sehr  bedeure,  da  ich  die  hervorragenden 
linguistischen  Leistungen  gerade  der  Weißen  Väter  aus  langjähriger  Erfahrung  zu 
schätzen  gelernt  habe  und  da  die  Missionare ,  welche  eine  Reihe  von  Jahren  ungestört 
bei  den  Basiba  gelebt  haben,  naturgemäß  viel  besser  in  der  Lage  gewesen  sind,  in 
das  Wesen  des  Lusiba  einzudringen,  als  ein  viel  auf  Expeditionen  befindlicher 


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Hkkrmann:  Lusiba. 


151 


Die  Schreibweise  ist  die  für  die  Publikationen  des  Orientalischen 
Seminars  übliche ;  eine  eingehende  Benutzung  des  Standard  Alphabets  von 
Lepsius  war  nicht  erforderlich,  da  die  wiederzugehenden  Laute  sehr  ein* 
fach  sind.  Grammatik  und  Wörterverzeichnis  wurden  mit  3  verschiedenen 
Parteien  durchgegangen,  um  möglichst  Irrtümer  zu  vermeiden;  außerdem 
wurden  noch  Fachleute  herangezogen,  z.  B.  zu  den  Fischen  Fischer,  zu 
den  Tieren  Jäger  usw.  Da  ich  selber  die  Sprache  nur  teilweise  beherrschte, 
so  diente  mir  mein  Diener  Jussuf  bin  Bakhari,  ein  Mgwana,  der  sie  fertig 
sprach,  als  Dolmetscher;  er  war  damals  seit  5  Jahren  in  meinen  Diensten 
und  auf  Abfragen,  Erkundigungen  usw.  speziell  dressiert;  Kisuaheli  beherrsche 
ich  selber  vollkommen. 

Lusiba  ist  eine  sehr  weiche  Sprache,  von  hohem,  singendem,  klagen» 
dem  Ton;  sie  hat  keine  harten  Doppelkonsonanten  wie  Luganda,  oder 
Explosivkonsonanten  wie  Kissuküma;  an  Weichheit  wird  sie  nur  vom 
Kigogo  abertroffen.  Es  ist  große  Neigung  zu  Diphthongen  und  zum  Zu- 
sammenziehen eines  Wortendes  mit  dem  nächsten  Wortanfang  vorhanden; 
desgleichen  werden  oft  die  kurzen  Partikel  und  Präfixe  fortgelassen.  Die 
Aassprache  selbst  ist  sehr  verschieden;  oft  hört  man  am  Anfang  des  Satzes 
oder  des  Wortes  ein  kurzes  &-  oder  t-,  gleichsam  als  wollte  der  Sprecher 
sich  erst  Luft  machen,  z.  B.  mktnde  statt  nkSnde;  oder  mau  hört  zwischen- 
durch ein  dumpfes,  kurzes  -tc-,  z.  B.  kußea  statt  kü/a.  Die  Pluralpräfixe 
der  I.  und  IV.  Klasse,  ba~  und  bi-,  werden  teilweise  va-  und  vi-,  sogar 
toa-  und  tet-  ausgesprochen.  Spezielle  Vorliebe  scheint  man  für  die 
Diphthonge  äi  und  A  zu  haben,  die  sich  in  der  Aussprache  streng  unter- 
scheiden; sie,  sowie  oi,  werden  so  langsam  gesprochen,  daß  sie  beinahe 
wieder  in  ihre  Vokale  zerfallen. 

Der  Ton  kann  auf  der  vorletzten,  drittletzten  und  viertletzten  Silbe 
ruhen;  letzteres  ist  selten,  dagegen  die  beiden  ersten  Betonungen  gleich- 
maßig im  Gebrauch,  so,  daß  dieselbe  Person  dasselbe  Wort  womöglich  im 
selben  Satz  einmal  auf  der  vorletzten  und  gleich  darauf  auf  der  drittletzten 
Silbe  betont.  Wenn  in  dem  folgenden  Wörterverzeichnis  der  Ton  meist 
auf  der  vorletzten  Silbe  markiert  ist,  so  geschah  dies,  weil  es  der  Eigen- 
tümlichkeit der  meisten  ostafrikanischen  Bantusprachen  entspricht;  die 
Betonung  auf  der  drittletzten  Silbe  scheint  mir  mehr  eine  importierte  An- 
gewohnheit der  Bahüma  zu  sein. 

Mit  Lusiba  kann  man  sich  auch  in  Karagwe,  Uhlmba,  Ussfiwi  und 
Ustndja  vollständig  verständigen;  in  Ruanda  und  Uründi  einigermaßen,  des- 
gleichen in  Mpororo,  Nkole  und  Unjoro,  während  Luganda  eine  vollständig 
andere  Sprache  ist. 

Lusiba  ist  eine  sehr  einfache  Sprache  ohne  jegliche  Künstelei, 
schwierige  Satzkonstruktionen  u.  dgl.  Wenn  auch  z.  B.  Relativa,  Kondi- 
tionalformen usw.  vorhanden  sind,  so  werden  sie  doch  im  gewöhnlichen 
Verkehr  des  Volkes  selten  angewendet,  z.  B.  würde  man  an  Stelle  von: 
«Dies  ist  der  Mann,  den  ich  schlug,  als  ich  ihn  gestern  traf*  einfach  sagen: 
•Dieser  Mann,  ich  sah  ihn  gestern,  ich  schlug  ihn.«  Ebenso  löst  man  die 
im  Deutschen  vorkommenden  langen,  aus  vieleu  ineinander  geschachtelten 


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152 


Herrmann:  Lusiba. 


Sätzen  bestehenden  Satzkonstruktionen  im  Lusiba  in  eine  Reihe  neben- 
einander stehender  Sätze  auf.  Eine  Verfeinerung  der  Sprache ,  wozu  sich 
auch  eine  Menge  neuer  Worte  gesellen,  tritt  jetzt  allmählich  ein,  da  Bibel 
und  Katechismus  in  Lusiba  übersetzt  werden.  Das  verfeinerte  Lusiba  soll 
dann  auch  das  Lugända  ersetzen ,  das  heute  noch  an  den  Höfen  der  Häupt- 
linge ab  •vornehme«  Sprache  mit  Vorliebe  gesprochen  wird. 

Die  Eingeborenen  sprechen  ihre  Sprache  sehr  willkürlich,  wie  dies 
in  ganz  Ostafrika  geschieht,  und  es  ist  daher  falsch,  zu  behaupten,  ein  Ein- 
geborener spreche  seine  Sprache  richtig;  der  gewöhnliche  »Mschensi«  spricht 
schlechter  wie  die  Großen;  am  korrektesten  spricht  man  beim  Häuptling, 
speziell  bei  Gerichtsverhandlungen;  für  gewöhnlich  müht  man  sich  aber  z.  B. 
mit  den  vielen  Präfixen  erst  gar  nicht  ab,  sondern  gebraucht,  wie  das  sogar 
Küstenleute  tun ,  einige  wenige  Formen.  So  gebrauchen  die  Basiba  an  Stelle 
der  diversen  Genitivpartikel  z.  B.  für  alle  Klassen  einfach  ya  oder  tra,  weil 
ihnen  das  am  bequemsten  im  Munde  liegt,  oder  lassen  sie  ganz  aus,  denn 
der,  mit  dem  sie  gewöhnlich  reden,  versteht  sie  doch.  In  der  Schriftsprache 
jedoch,  die  jetzt  durch  die  Mission  den  Eingeborenen  gelehrt  wird,  kommt 
es  natürlich  auf  korrekteste  Ausdrucksweise  an,  und  wir  werden  später  oft 
genötigt  sein ,  für  das  verfeinerte  Lusiba  Formen  aus  der  klassischen  Bautu- 
sprache,  dem  Kisuaheli  zu  entlehnen. 


Substantiva. 

Mau  kennt  Singular  und  Plural;  dieselben  unterscheiden  sich  durch 
ihre  Präfixe;  nach  den  verschiedenen  Formen  derselben  unterscheidet  man 
folgende  Klassen: 

I.  Klasse. 
Sing,  tu-,  mu-,  mw-,  n-,  tc-; 
Plur.  ba-,  b-,  bA-. 

Diese  Klasse  umfaßt  nur  lebende  Wesen. 

mgbxi  ein  Fremder,  bagSni  Fremde      moro  ein  Bettler,  boro  Bettler 
muhigi  ein  Jäger,  bahigi  Jäger  müssike  ein  junges  Mädchen,  beissikt 

mmmi  ein  Geizhals ,  bafati  Geizhälse       oder  bAssike  junge  Mädchen. 
ndingia  ein  Stutzer,  barSngia  Stutzer 
winkoröngo  ein  Mundschenk,  b&nko- 
rdngo  Mundschenke 

Mau  sieht,  daß  ebenso  wie  im  Kisuaheli  ein  n  vor  r  und  /  nicht  gut 
ausgesprochen  werden  kann,  daher  r  und  /  nach  n  in  d  verwandelt  wird; 
also  heißt  ein  Stutzer  nicht  nr&ngia,  sondern  ndtwgia;  im  Plural  bareru/M 
tritt  dann  das  r  wieder  zutage.  Dieselbe  Verwandlung  tritt  auch  bei  Ad- 
jektiven usw.  ein.  Zur  I.  Klasse  gehören  auch  solche  lebende  Wesen  be- 
zeichnende Wörter,  die  anderen  Sprachen  entlehnt  sind,  z.  B.: 

kattkiro  der  Minister,  battkiro  Minister, 

sowie  solche,  die  keine  besondere  Pluralfonn  haben,  z.  B. : 
kasoba  Gott,  kasoba  Gutter. 


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Herrmann:  Lusil>a. 


IS* 


11.  Klasse. 
Sing,  m- ,  mtc- ; 

Plur.  mi-. 

mti  der  Baum,  miti  Bäume 

mämca  die  Lippe,  mintca  die  Lippen  (d.  i.  der  Mund) 
der  Bambus,  miända  Bambus. 


III.  Klasse. 

Singular  und  Plural   sind  gleich  (die  meisten  Wörter  fangen  mit 
n-  an). 

ngai  das  Ruder,  ngai  die  Ruder. 

Hiereu  gehören  auch  die  meisten  Tiernamen. 

Zu  dieser  Klasse  gehören  viele  Fremdwörter : 

barüa  der  Brief,  barüa  Briefe. 

IV.  Klasse. 

Sing.        tsh-  (in  manchen  Gegenden  tshi-)\ 
Plur.  hi-. 

Kioto  der  Bananenhain,  bialo  Bananenhaine 
tsKererko  der  Besen,  birrerfao  Besen. 

V.  Klasse. 
Sing,  i-,  »-,  m- ,  ku-,  hu>- ,  Ii-,  ye-,  bu-,  btc- ; 
Plur.  ma-  (vor  Vokal  me-,  mei-). 

ihUi  ein  Ei,  mahüli  Eier  y^ngo  eine  Welle,  maySngo  Wellen 

ndi/u  ein  Haus,  mddyu  Hauser  ly^w  ein  Zelt;  mima  Zelte  (verdorbe- 

mbtga  eine  Schulter,  mab&ga  Schultern      nes  Fremdwort) 
kühn  ein  Ohr,  mdttci  Ohren  buro  Eleusine,  maro 

kwhi  ein  Mond,  misi  Monde  foran/  Kanoe,  motu 

Uno  ein  Zahn,  o4o  Zähne 

Als  PI u rale  dieser  Klasse  werden  folgende  Worte,  die  einen  Kol- 
lektivbegriff bezeichnen,  betrachtet: 

mata  Milch,  mayuta  Butter,  mAsi  Wasser,  magfai  Klugheit  usw. 

Auch  zu  dieser  Klasse  gehören  manche  Fremdwörter: 

boma  die  Festung,  maboma  boy  der  Diener,  maboy 

doch  rechnet  man  diese  auch  zur  III.,  und  wenn  sie  lebende  Wesen  be- 
deuten, zur  1.  Klasse. 

VI.  Klasse. 
Sing,  ru- ,  lu-\ 
Plur.  n-,  ut: 

Das  r  des  ru-  wird  in  einigen  Gegenden  als  Zäpfchen -r,  in  andern 
als  Zungen -r  ausgesprochen;  doch  gibt  es  auch  Wörter,  die  mit  reinem  lu- 
anfangen.   »r-  und  nl-  werden  in  nd-  verwandelt;  m-  vor  Vokalen  in  mp- 


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154 


Hkhrmahn:  Luaiba 


ruthuio  die  Brücke,  ntindo  Brücken 
rubabi  das  Blatt,  mbabi  Blätter 
rur&a  der  Nabelstrang,  ndila  Nabel- 
stränge 

rultssa  die  Milz,  ndissa  Milzen 
ruaV/o  die  Harnblase,  mpago  Harnblasen 
ruinde  der  After,  mpSnde  After 


ruofoo  die  Sichel,  niältw  Sicheln  (un- 
regelmäßig) 

ruabia  der  kleine  Topf,  nöbia  kleiae 
Topfe  (regelmäßig) 

ndüu  das  Fell,  mpu  Felle  (unregel- 
mäßig) 


(Hierher  gehört  auch  busso  die  Stirn,  Plur.  nsso.) 


VU.  Klasse. 
Abstrakte  Wörter;  Präfix  bu-. 

bupunga  die  Habsucht,  bundfu  die  Faulheit,  bubi  die  Schlechtigkeit 

Soweit  man  Wer  überhaupt  von  einem  Plural  reden  kann ,  ist  derselbe 
gleich  dem  Singular. 

Hierzu  rechnet  man  wohl  auch  noch  sonstige  Abstrakta:  z.  B.  (kurv 
der  Stolz,  mani  die  Stärke,  doch  können  sie  auch  der  III.  Klasse  ange- 
hören; andere  Abstrakta,  z.  B.  magisi  die  Klugheit,  rechnet  man  besser 
zur  V.  Klasse. 

VIII.  Klasse. 
Zu  Substantiven  gemachte  Infinitive. 

kü-fa  sterben  kufa  das  Sterben  (ev.  Plural  ebenso) 

IX.  Klasse. 

Das  Wort  äantu  der  Ort,  Platz,  Stelle  im  Plural  unverändert. 


X.  Klasse. 

Eine  Anzahl  Ausnahmen  und  Unregelmäßigkeiten  kann  man  noch  ru 
dieser  Klasse  zusammenfassen,  doch  ist  ihre  Anzahl  gering;  z.  B. : 

Sing,  ka-,  Plur.  tu-,  bu-,  tw, 
(in  einzelnen  Fällen  ist  ka-  das  Diminutiv). 

(ndyu  Haus)  kädyu  kleines  Haus,  Irudyu  kleine  Häuser 
(msdna  Sklavin)  kasana  Sklavenkind,  tusana  Sklavenkinder 
(ruiga  Fluß)  käiya  Bach,  ttciga  Bäche 

(mhcaro  Last)  kattcaro  das  Pulverfaß,  buäeäro  Pulverfässer 
ferner : 

katäle  Markt,  tutäte  Märkte  kahänga  Scheitel,  tuUnga 

sowie  ganz  unregelmäßig: 

ata  Neuigkeit,  lata  Neuigkeiten;  könnte  man  auch  zur  IX.  Kl.  rechnen. 

Bestimmte  und  unbestimmte  Artikel  gibt  es  nicht;  muntu  heißt  der 
Mann  und  ein  Mann. 

Nominativ,  Dativ  und  Akkusativ  sind  gleichlautend. 


Herrmakm:  Lusiba. 


155 


Der  Genitiv  wird  gebildet  durch  Vorsetzen  der  Präposition  -o  mit 
diversen,  sich  nach  der  Klasse  des  vorangehenden  Substantivs  richtenden 
Präfixen;  der  Genitiv  ist  zugleich  der  Possessiv;  »das  Haus  des  Mannes« 
heißt  zugleich  auch  «das  dem  Manne  gehörige  Haus«.  An  Stelle  des  -ö 
findet  sich  im  schnellen  Gespräch  auch  vielfach  -ä,  doch  ist  -ö  das  richtigere. 


1.  Klasse 

der  Mann 

des  Häuptlings 

muntu 

o  mkdma  (wa) 

Männer 

•  » 

bäntu 

bö  » 

(ba) 

II. 

» 

der  Baum 

•  • 

gö  . 

{pica) 

Bäume 

*  ■ 

rntit 

yö  . 

(y») 

III. 

• 

das  Ruder 

»  • 

ngai 

yö  . 

Ruder 

■  • 

ngai 

80  . 

(na) 

IV. 

• 

der  Bananenhain 

»  • 

ktälo 

tshö  - 

(tsha) 

Bananenhaine 

•  ■ 

biah 

m  . 

(bia) 

V. 

» 

ein  Ei 

»  » 

ihuli 

liö  . 

Eier 

*  * 

gö  . 

(y«) 

aber  im  Singular  anders: 

das  Haus 

•  • 

fWyu 

yö  . 

(yo) 

das  Ohr 

»  » 

kutwi 

kö  • 

(ktoa) 

VI. 

» 

die  Brücke 

•  ■ 

rutindo 

rö  • 

(rwa) 

Brücken 

•  » 

so  • 

M 

VII. 

■ 

die  Schönheit 

»  ■ 

burüngi  bo  • 

(bwa) 

VIII. 

» 

das  Sterben 

•  • 

Ufa 

kö  . 

(hm) 

IX. 

• 

der  Plate 

■  * 

aantu 

ö 

(«) 

Die  Ausnahmen: 

X.      •        Diminutive:  kddyu  ko  (kwa)\  bädyu  bö  (bwa) 

kasdna  ko  (ktoa)',  txisdna  tö  (Hoä) 

ferner:  katdle   ko  (ktoa);  tutdle  (ö  (hca) 

ata       o    (a);  bata     bö  (bwa) 

Der  «Lokativ  (im  Kisuaheli  angehängtes  -ni)  wird  durch  das  Präfix 
mü-,  mtc-,  m-  gebildet,  z.  B.: 

mündyu  heißt:  1.  in  dem  Hause  drin 

2.  dicht  bei  dem  Hause 

3.  zu  dem  Hause  hin 

4.  aus  dem  Innern  des  Hauses  heraus 

alio  mündyu  er  ist  im  Hause  drin 

na&nerfra  mündyu  er  steht  dicht  beim  Hause 

nagSnda  mündyu  er  geht  in  das  Haus 

nashora  mündyu  er  kommt  aus  dem  Innern  des  Hauses 

Ist  das  Haus  noch  näher  definiert,  durch  ein  Pronomen  possessivum  oder 
Adjektiv,  so  erhält  dieses  nicht  das  gewöhnliche,  der  V.  Klasse  entsprechende 
Präfix,  sondern  ein  obigen  diversen  Lokalbestimmungen  entsprechendes 
Präfix.    Es  gibt  3  Arten  Ortspartikel: 

1.  mö  (mwö)  in,  drin 

2.  pö  (ö)  bei,  dabei,  nahe  bei 

3.  kuß  (ffwö)  zu,  nach 


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lf)() 


Hirbuann:  Lusiba. 


mein  Haus  heißt  ndyu  ydnge,  meine  Häuser  mddyu  gdnge,  aber  es  heiß:: 

1.  mündyu  mwdnge    in  meinem  Hause  drin 
mumddyu  mvodnge  in  meinen  Hausern  drin 

2.  mündyu  ädnge       bei  meinem  Hause 
mumddyu  ädnge     bei  meinen  Hausern 

3.  mitndyu  ktcdnge     zu,  nach  meinem  Hause 
mumddyu  kwdnge  zu,  nach  meinen  Häusern 

Liste  der  Sabstantiva. 

(Die  lateinische  Zahl  bedeutet  die  Klasse,  der  das  Substantiv  angehört.) 


Gott  kasoba  od.  rügdwa  ( Plural e  un- 
verändert) I  (so  werden  auch  die 
Häuptlinge  tituliert 

Geister,  Gespenst,  Seele  Verstorbener 
mtschwisi  1 

Böser  Geist,  Teufel  mstmu  1 

Zaubern tlttchen  an  Kreuzwegen  usw. 
ndyu  V  yo  irüngu  V  (Haus  der 
Wildnis) 

Zauberhorn   mit  schwarzem  Pulver 

gefüllt  mp&mbia  Tl\ 
Amulett  am  Halse,  Kopf  usw.  rugisha 

(pl.  ngUliä)  VI 
Heiliger  Speer  des  Sultans  kakona 

(pl.  tuköna)  X 
Zaubermittel  (sämtlich  aus Pflanzen 
gewonnen;  Wurzeln,  Zweige,  zer- 
quetschte Blätter,  Asche  in  Horn- 
chen u.  dgl.),  an  der  Tür  oder  an 
Wegen  vergraben,  beeinflussen  den, 
der  darauf  tritt: 

ru/ube  bringtUnglück  im  Geschäft, 

auf  Reisen 
müüwe  gegen  Feinde,  Zauber  usw. 
mrike  stimmt  den  kommenden 

Gläubiger  milde 
rudyugdnga  der  Betreffende  ge- 
steht im  Schlaf  auf  Befragen 
die  Wahrheit  (für  eifersüchtige 
Eheleute) 
rushtiya 
mribdta 
yerulamdngo 
sonstige,  im  Hause  aufbewahrte 
käana  gegen  Blitz 
rushdsha  gegen  Zauberei 


tötet  den  darauf 
Tretenden 


Liebestränke 


die  man  bei  sich  hat: 

nlakwa  um  sich  unsichtbar  zu 
machen 

ruito  wenn  man  jemand  anpumpen 
will 

ruitaktdya  gegen  wilde  Tiere 
mtongdna  in  die  Hände  zu  reiben. 

wenn  man  vor  Geriebt  geht 
fuua  in  die  Hände  zu  reiben,  wenn 

man  zwei  damit  berührt,  hassen 

sie  sich 

msUmorü  gegen  Krankheit,  mit 
Fett  auf  den  Leib  geschmiert 
zum  innern  Gebrauch: 
mrindi  Irr  würz 
mbabasi 
niabiyumbrtrft 1 

werden  in  den  Bananen* 
gemischt 
Gottesgericht  mit  Hölzern  kagui 
•  •    glühendem  Eisen 

nthiyu 

der  böse  Geist,  Teufel  des  Viktoria 

Niansa  Mgäsha 
sein  Begleiter  u.  Minister  Ruebembh* 
der    Teufel    der    Wildnis  Jr*W* 

(=  Wildnis) 
sein  Begleiter  und  Minister  h'attssa 
Himmel  iguru  V  heißt  auch  die  Wolke 
Sonne  soba  V 
Mond  ku4ri  (pl.  m&si)  V 

Vollmond  ktc$si 

zunehmender  M.  kieisi  kwafma 

abnehmender  M.  \ 

Neumond 
Stern  mtnienyo  III 


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Herrmann:  Lusiba. 


If)  7 


Nord  mwigmdu 

Ost  körn  Ass 

Sud  ishüngu 

West  boyaga 

Tag  *&>  IV 

Morgen  for<J/j£ia 
Mittag  bwamshdna 


Abend  tcdigdro 

Nacht  *Öb  (dass.  wie  für  Tag) 
Jahr  rmcdka  II 

Jahreszeiten:  m&serwnc  i  Regen - 
/wi£o      j  zeiten 
kidnda  )  trockne 
ArAwto  J  Zeiten 


Diese  Jahreszeiten  werden  folgendermaßen  eingeteilt  (ich  gebe  von 
25  verschiedenen  Angaben  die  beiden  glaubwürdigsten): 


Totgo 


Kidnda 


Ississa 
Nyünsa 
Nyuransheidya 
Mayaya 

Mbardmu 
Ngdra 


oder 


Trngo 


Kidnda 


Ississa 
Nyitnsa 
Myundno 
Nyuranxh&dya 

Ruaia 

Kirura 

Biaga 


Mssettene 


Nshddyu 
Rtdcdsa 


Mssenrne 


Kärula 


Kända 


Mwangdra 

Toito 

NsMdyu 

Kttot: 

Kalo*' 
Kända 
Massissa 


Kdtot 
Kama 
Yakingura 
Mgedyira 

Die  Einteilung  basiert  auf  dem  Stand  der  Saaten ,  der  Feldarbeit  und  dem 
Wetter,  es  handelt  sich  also  nicht  um  Mond -Monate,  wogegen  ja  auch 
schon  die  Zahl  16  spricht 

braune,  fruchtbare  Erde  rubumba 

VI  (pl.  n-) 
schwarze,  Sumpferde  mbarä  III 
Kälte  mbiho  III  (dieses  Wort  ist  in  Feld  mssfri  II,  von  Bananen  ngfono  III 


Krieg  ndashana  III,  Frieden 

III  (s.  Windstille) 
Wind,  Sturm  mxciaga  (pl.  mTiaga  II 


ganz  Ostafrika  verbreitet) 
Windstille  mrimbe  II,  Luft  magdra  V 
Erdbeben  mgdsha  II 
Donner  muhindo  II 
Blitz  nkuba  III 
Wolke  igüru  V 
Nebel  ruo  (pl.  mpo)  VI 
Tau  rume  (pl.  ihm*)  VI 
Regen  nyura  III ,  Regenivogen  kitshwe 

IV 


Komplex  von  Feldern  mtcaka  II 
Ebene,  Steppe  mtcSre  II 
Bananenhain  mit  zerstreuten  Hütten 

(d.  h.  Dorf)  kialo  IV 
Terrain  eines  Hauses  kibdndya  IV 
Dorf  des  Häuptlings  kikale  IV 
Weg  micdnda  II 
Grenze  rubibi  (pl.  n-)  VI 
Berg  ibdnga  V 

kleiner  Berg  kashosi  (pl.  tttshosi) 


Erde,  Land,  Boden  >iwi  III,  Lehm  Tal  rudnga  (pl.  mpänga)  VI 


t&täa  V,  Ton  ibämba  V 


Wald  /K&jra  IV 


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158 


Hirbmann:  l.usiba. 


Wildnis  irüngu  V 

Grasland  ru&ya  (pl.  nfya)  VI 

Gestrüpp,  Dickicht  nshdka  III,  der 

einzelne  Busch  kühäkka  IV 
Höhle  niänga  IH 
Loch  ktna  IV 

Grab  näko  III  (nicht  das  gegrabene, 

sondern  eine  Hohle) 
Insel  kisinga  IV 
Strand,  Hafen,  Bucht  mtearo  II 
Stein,  Felsen  tban  V 

kleine  Steinchen  isMkulo  V 
Staub  tshüishü  III 
Sand  nushtnye  II 

Schlamm,  Sumpf,  Morast  shatcö  III 

Eisen  Äwma  IV,  eisenhaltiges  Gestein 
kiönge  IV 

Kupfer  mrtnga  II  katüku 

Messing     •  •  niamtdra 

(beide  Metalle  nur  als  Draht  be- 
kannt, wie  er  von  der  Küste  in 
den  Handel  kommt) 

Sonstige  Metalle  unbekannt 

Salz  mÖniu  II 

Feuer,  Flamme  mriru  II 

Grasfackel  nkdnn  IU 

Funken  rumüri  (pl.  tnmuri)  VI 

Rauch  rmrika  II  (pl.  mfta) 

Asche  äpa  V 

Kohle  ikdra  V 

(die  letzten  drei  werden  meist  im 
Plural  gebraucht) 

Wasser  m&se  V,  rutatSnga  («-)  VT1  zu- 
gewachsenes Wasser,  dessen  ver- 
filzte Decke  beim  Darauftreten 
schwankt 

Meer,  See  niändya  III  (die  Aussprache 
nidnsa,  wonach  der  Viktoria  Niansa 
seinen  Namen  hat,  entspricht  der 
Zunge  der  Küstenleute) 

Fluß  mwiga  (pl.  miga)  II 

Bach  kaiga  (pl.  twfga)  X 

Brunnen  iMba  V 

Quelle  ntshuro  III 

Sumpf  shawö  III 

Welle  ySngo  V 


Pflanze,  Baum,  Holz  mH  II 
kleiner  Baum  kati  (pl.  tuti)  X 
Blüte,  Blume  (uä  (pl.  mouä*)  V 
Laub,  Blatt  rubäbi  (pl.  m-)  VI 
Frucht:  dasselbe  Wort  wie  der  betr. 

Baum  usw.,  aber  Klasse  V 
Ast,  Zweig  it&bi  V 
Wurzel  msi  II 
Dorn  linst  V 
Samen  mpAmbo  III 
Rinde,  Bast  kishitshit  IV 
Bambus  mtcdnda  II 
Rohr  rubtngo  (pl.  mingo)  VI 
Schilfgras  rushdnga  (pl.  »-)  VI 
Zuckerrohr  kigfaha  IV 
Baumwollstrauch  ki/ämba  IV 
Gras  bunidssi  VU 
einzelner  Strohhalm  AisAtr«  II 
Heu  bunidssi  bumire 
Bohne  perigo  III   niedrige,  n^tTA-u 

niedrige  HI  (Phasaeolus  vulgaris 
Bohne  skoromä  III  mit  langen  Ranken 

(Phasaeolus  lunatus) 
Sorghum  vulgare:  mgfaha  II  roter. 

ruHmba  (m-)  VI  weißer 
Maniok  kigdndo  oder  Ävfowci  IV 
Bataten  mfäma  III  oder  A-itoAni/t  IV 
Kürbis  kioba  IV 

Kürbisflasche,  große  kishusM  IV 
•  kleine  kirire  IV 

Scherbe  davon  ntsharr  (m-)  \1 

Mais  kiishori  IVr 

Yams  Ava  IV 

Pfeffer  bügürumo  III 

eine  eßbare  Wurzel  mit  langen  Ranken 
n*%o  III 

Eleusine  Wro  (moro)  V 

kleine    weiße  Rübchen    n&mbu  III 
(Coleus  sp.) 

eßbare  Kolokasie  yimbi  V  (Küsten- 
name), kikwdra  IV 

Erdnuß  nshoro  III  (Voandzeia  sub- 
terranea) 

Erdnuß  kvtiobwa  IV  (Arachis) 

Die  Banane: 

der  kleine  aus  der  Erde  sprie- 


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Herrmann : 


I  Aisi  ha. 


159 


ßende  Baum  mtcana  xoenySmo, 
das  Kind  des  Feldes 
der  ausgewachsene  Baum  tnrü- 
yäsha  II 

derselbe,  wenn  die  Traube  reift 

yantrc  III 
wenn  die  Traube  ab  und  der 

Baum  umgehauen  ist  mgogo  II 

(d.  i.  Stumpf) 
das  grüne  Blatt  rubabi 
das  trockne  Blatt  kishämha  IV 
der  trockne  Bast  vom  Stamm 

kiai  IV 

der  stehengebliebene  Wurzelstock 

kikonyo  IV 
die  Fruchttraube  (unreif)  kitoke 

IV,  heißt  auch  der  Bananen* 

Drei 

die  reife,  gelbe  Frucht  *tfwi  IV 
die  grüne  Schale    der  Frucht 

kishüshu  IV 
das  weiße  Fleisch  der  Frucht 

mpate  III 
der  süße  Bananenwein  mrdmba  III 
der  berauschende  Bananenwein 
III 

Unterarten  der  Banane: 

gtndya  wird  gerostet  gegessen 
nyuwo,  ntstöntsho,  nyünyun  >  % 
shakara ,  ndekura ,  mbih(ra  j  ^ 
.  nshdnsha,  nkukumwa         [  cn  S 
nyäruySdyu,  tnpfnca  (  g  °S 

ntaragdsa,  J&mbo,  ntobe     \a  o* 
nyaweogora ,  mbtrabtre        !  pT 
mbtre,  künde-kunde  \  dienen  zur 
iishänshäntäre ,  n<a»  >  Bereitung 
ftfura  )  des  Weines 

Kaffee,  Baum  und  Frucht  mwoni  III 
die  unreifen  Früchte  mwoni  sibUsi 
»  reifen  kiioroma  IV 

•  gekochten    .      kishaga  IV 
Strauch  mit  eßbarer,  roter,  säuerlicher 

Frucht  *Ä*f5Ä0  V 
Papyrus  f&ndyo  V 
Ambatsch  mrbuH  II 
Phönixpalme  mkindu  II 


Baum,  aus  dessen  Blattstielen  die 
Graskleidung  gemacht  wird  mu- 
hünge  11 

die  Graskleidung  selbst  kihimge  IV 
■  ■         ,  wenn  aus  Ba- 

nanenblättern gemacht  kissfnsse 
IV 

Tabak  (Pflanze  u.  getrocknete  Blatter) 
tafa  III 

Wolfsmilcheuphorbie  niftom  (m-)  VI 
Feuerbolz  in  gleichen  Stücken  rüktci 

(pl.  nAtet)  VI 
Aloe  nkäka  III 

Wilde  Ficus,  aus  dessen  Bast  der 
Rindenstoff  hergestellt  wird  mbugu 
II  allgemein;  Unterarten  mshdra  II 
fein,  msserSre  II  grob 

der   Rindenstoff  selbst  lubugu 
(m-)  VI 

kultivierter   Baum,    Früchte  eßbar 

inssoma  II 
andre  Baume  der  Wildnis  (sämtlich 
II.  Kl.;  Früchte  heißen  ebenso,  sind 
aber  V.  Kl.): 

msiru,  mbavu,  mkaraitu 
msharasi 

mwdsha ,  mrimampdnyo 
msküngüti,  mtddyu 

mragä&ha,  mtingo,  mumo 
mshdmbia,  nyumbo,  thsö 
mtoma 


Früchte 
eßbar 


mumura,  rhgwe,  mk&niu  für  Boote 
Tier  nydtna  III,  Tiere  der  Wildnis 

nyameishwa  III 
Herde  fröiyo  (pl.  mdiyo)  V 
Wildschwein  mpönu  III 
Warzenschwein  npfrs  III 
Hund  mfooa  III 

Hyrax  mfirfra  1U  (Klippschiefer) 

Hausratte  mbiba  III 

Feldratte  kittndi  IV  (Spitzname: 

kiniamkenkenSke) ,  mbebetshwa  III 
Fledermaus    rugüugü   (pl.  mpüugü) 

VI 


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i  no 


Hkbrmakn:  Lusiba. 


Rindvieh  Snte  III  (im  Märchen  kirhnba 
IV),  Stier  numi,  Ochs  msh&mbe, 
Kuh  inte  mkdsi,  Kalb  niäna 

Horn  ySmbe  (pi.  nudrnbe)  V,  Huf 
MrAy»  IV.  Euter  iÄfre  V 
Ziege  mbäsi  III,  Ziegen-  u.  Schafbock 
mpaia 

Schaf  n/ama  III,  Lamm  u.  Zicklein 

mragdsi 
Katze  niänffu  III 
Löwe  n/afe  III  König  der  Tiere 

Mähne  mgina  II,  Klaue  kiara  IV 
Leopard  empUsi  III  oder  npö  III  Groß- 
minister der  Tiere 
Hyäne  mpumi  IU  Diener  des  Königs 
kleines  Raubzeug: 

lutoni  (n-)  VI  gefleckte  Katze 
rttmi  (mmi)  VI  Art  Fuchs,  rot- 
braun 

mbdka  (m-)  VI  gefleckte  Katze 
ikdmbo  (ma)  V  Art  Marder,  grau 
mterire  II  • 
mshtoe  II  »  .  , 

frißt  Ratten  und  Fische 
m&ndo  III  geileckt,  groß 
mn&ma  II  rotbraun,  Iltis,  frißt 
Schlangen  und  Fische 
Fischotter  nginge  III;  Unterarten  nsö 

klein  ni ,  mpinda  III  groß 
Meerkatze  inkknde  III,  andere  dunk- 
lere Art  nkima  III 
Hundsaffe  nkobe  III 
Elefant  nyitdyu  III,  Elfenbein :  dasselbe 
Wort 

Rüssel  in/^ra  III 
Nashorn  nArura  III 

Horn  desselben  mpera  III 
Nilpferd  nyubu  III 
Giraffe  Acfya  III 
Zebra  turSge  III 
Büffel  mbögo  II 
Antilopen: 

>w«i  III  Gazelle,  kassirabo  III 
Gazelle 

n^rf&t  III  Swalla,  ntdmo  III  Elen- 
antilope 


nyosa  III  Gazelle  (Hörner  nach 
vorn  gebogen),  mpdraWl  Swtlli 
(andere  Art) 
nkoröngo  III,   mhäma  III  groß» 

Säbelantilope  (?) 
nyoī  III  Wasserbock ,  mamo/Bao 

III  ganz  lange  Hörner 
memtra    III    rotes  Hartebeesu 
mpinda  ohne  Hörner 
Schakal  mmua  (mia)  II,  Hyänenhund 

mshiga  III 
Art  Dachs,  der  Ameisen  frißt  »vÄw  lD 
Stachelschwein  kisheghhi  IV 
Hase  fcfam  (pi.  6wn»)  X 
eine  Art  Nager  oder  Wühler  myosi  II 
Esel  ndögöbe  III 
Schuppentier  nshörobtca 
Vogel  kinioni  IV 

Flügel  kipdpa  IV,  Feder  kisAdnda 
IV,  Ei  tA«/»  V,  Nest  kidyu  IV 
Huhn  k6ko,  Hahn  rwA^nyo,  Henne 
kokoromc 

Hahnensporn  shongeso  V 
Hahnenkamm  mguragurt  VI 
Graupapagei  nyabagdna  HI 
grüner,  kleiner  Papagei 

shüngu  (pi.  fa-)  X 
Rabe  ÄT*wia  IV 
Schreiseeadler  nArafofyu  III 
andere  Adler.  Geier,  Habichte: 
kagoma  III 
mashtga  III 
kiufnt  V\       )  _ 
Mfcfefe  IV  1  Art  BuSSapd 
ndiffc  III  Habicht 
Taube  ArfAo  IV 
Gans  Artoyo  IV,  allgemein 

bunte  Wildgans  Aioyo  IV 
Höckergans  betbona  bfinäya  III 
gr.  schwarze  Nilgans  ki*b\ka  IV 
Wildente  kafurubisi  III 
Pfauenkranich  «/Äs  III 
Frankolin  III 
Perlhuhn  »toAur«&A«»i£i 
zwei  Kuckuckarten  kishamtoto  IV. 
kokoyamgdJtho 


Aasgeier 


Herbmann:  Lusiba. 


161 


Heiher  und  Kraniche timbara  III  Kiesen- 
reiher, der  Konig  der  Vögel 
nydnge  Kuhreiher 
rutike  VI,  andere  Art 

Eisvogel  kidi  IV 

Madenhacker  ntxhdssi  kirdnga  III 

kleines  wildes  Huhn  ntilfrio 

Schwalbe  ntaratdmba  III 

Bachstelze  kamüniamunia  (bu-)  X 

Webervogel  kishwtge  IV 

Honigsauger  nkomamaü  III 

diverse  kleineVögel  kisholia  I V  Spatzen, 
nturature  III 

Nashornvogel  kihcatioa  IV 

Uhu  ssindisi  III,  Minister  der  Vögel 

Eule  karübdra  (bu-)  X 

Ziegenmelker,  Nachtschwalbe  rubun- 
däsi  («-)  VI 

Specht  komdngun  III 

Ibis  niateaua  III 

Schlange  (allgemein)  nyoAro  III 

rnpfri  giftig,  gefleckt  (Sandotter?) 
III 

tnpoma  II  giftig,  Puffotter 
katmowabo  (6«-)  X  nicht  giftig, 

blauschwarz 
körankima  giftig,  graubraun  III 
mtohurfra  giftig,  grau,  spuckt  II 
nyubirisi  giftig,   grau,  Wasser- 
schlange III 
nyudyu  giftig,  Baumschlange  III 
nfuirani  giftig,  gefleckt,  klein  HI 
runiambabi  nicht  giftig,  grön,  klein 

(pl.  niambabi)  VI 
karfnga  nicht  giftig,  rotbraun,  frißt 
Eier  III 

kirusa  nicht  giftig,  graublau,  klein 
IV 

kitabwanÄsowa  nicht  giftig,  rot- 
braun, klein  IV 
ruishato  (»-)  VI  nicht  giftig,  ge- 
fleckt, Riesenschlange 
Krokodil  nshdmbi  III 
Eidechse 

große  1  m  lang  nshtcdshtca  III 
kleiner  kituratusi  IV 


Mitt.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.  1904.  III.  Abt 


klein  munia  (mmia)  II 

kleine,  bunt  kikömakoma  IV 
Frosch  kikire  IV 

Ochsenfrosch  mgdba  I 
Kröte  ngögomi  III 
Schildkröte  kashikögöto  (bu-)  X 
Fisch  nfüru  III 

Schuppe  kikarakdmba  IV 

Flosse  ishdnda  V,  hintersteRücken- 
flosse  «Afota  V 

Schwanz  ishdmba  mAse  V 

Fischblase  ibdndu  V 

Eingeweide  shaküo 

Grate  gufa  V 

Bartfaden  auf  der  Oberlippe  ih&mbe 

V,  auf  der  Unterlippe  iridyu  V 

Kiemen ,  äußere  Lappen  maba  V, 

innere  ishdngu  V 

Fischarten  aus  dem  Viktoria  Niansa: 

nkungu  sagenhafter  Schwertfisch, 

König  der  Fische,  schneidet 

Kanus  durch,  wird  aber  nicht 

gefangen 

nktiyu  50  cm  lang 

mbddyu  bis  70  cm,  dicker  Wels 

nsh&isi  lang,  Wels,  bis  1  m 

mumi  klein,  Minister  der  Fische 

mdmba  bis  1  m,  Raubfisch 

tmbio  ) 

i  klein 

npare  groß 
ngigi 
ningwe 

mbete     )  klein 
nshoga  V 
mgdrari  ! 

musha   fingerlang,   luktna  ganz 

klein  bis  5  cm 
nkorongo  fingerlang ,  Stichling  mit 

Stacheln 

kiumpi  fingerlang 

mkinga  40  cm 

mpadya  \ 

,         .      )  fingerlani; 
nkaramimee  ) 

tnboya  klein 

kianÄ/u  bis  1  m,  Raubfisch 
11 


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162 


Herrmann  !  Lusiba. 


Fischarten  nur  in  Flüssen: 
kikdmba  klein 

nshirm  klein  (nicht  zu  verwechseln 

mit  dem  aus  dem  See)  oder  nst 
nshubwe  \ 
mssia     j  klein 
bukerdge ) 
Insekt  kirumi  IV 

Fliege  nshteira  III 

kleine  Fliege,  die  einem  in  die 

Augen  fliegt  büMsi  III 
Moskito  mußtet  II 
ganz  kleine  Mücke,  die  in  großen 

Wolken  über  den  See  zieht 

ti$Hcitfh%  III 
Zecke  kibo  IV 
Biene  tuoki  III 

Wespe,  große  schwarze  nntca  III 
dicke  schwarze  Hummel  kiyun- 

yumira  IV 
Schmetterling  kiöyo  IV 
Spinne  rububi  (pl.  n-)  VI 
Ameisen:  weiße  m&shuxiN,  wenn 
sie  fliegt  büshtea  III,  Termiten- 
hügel kishtca  IV,  rote  beißende 
Incasi  undnköm&selU,  schwarze 
beißende  niängo  III,  kleine  rote 
Arten:  kiSngere  IV,  kinwmo  IV, 
kiniamanea  IV,  niorosi  III  niSnye 
III,  rtajiifl  (m-)  VI,  übra  V 
Laus  rieft«  III 

Floh  mla  111,  Sandlloh  tnbunsi  II 
Wanze  kifuri  IV 
Tausend  fuß  kigongoro  IV.  Hun- 
dertfuße sind  unbekannt,  eben- 
so Skorpione 
Regenwurm  kishukwru  IV 
Schnecke  kuhorogöto  IV 
Schneckenhaus,  Muschel  AwfralV 
Kaurimuschel ,  die  landesübliche 
Münze,  von  der  Küste  impor- 
tiert ssimbi  III 
Heuschrecken:  die  verwüstende 
;«<^e  III,  eine  harmlose  mparära 
III  hellbraun;  eßbare  allgemeine 
mAS&ww«III.  Unterarten:  m/ww- 


<7ara  III  hellgelb,  nxhAdyu  III 
rot,  rukdsa  VI  hellrot,  Afo»IV 
klein,  fallen  in  dieser  Reihen- 
folge zu  bestimmten  Zeiten  in 
Jahreszeit  msstnene 
Grillen  dytrelU  und  kinunanttig** 
IV 

Heimchen  kishe  IV 
Libelle  niamaue  III 
Bohrkäfer  iwä&m  III  und  kiuka  IV 
Getreitlckäfer  mrubi  II 
Mensch  m&tfu,  pl.  6aWu  I 

Mann  mshAdya  I  heißt  auch  Gatte 
Frau  mkdsi  I 

Volk,  Stamm,  Geschlecht  rugändc 
<«-)  VI 

Gatte,  Gattin  ihanif  (töfteW)  I 
Vater  tatä,  im  Anruf :  ttUätea  (Ab- 
kürzung) mein  Vater 
Vater  sonst  in  der  Verbindung 
mit  mein,  dein  usw.: 
ishenye  mein  Vater 
isho  dein  Vater 
Uhe  sein  Vater 
ishitshee  unser  Vater 
ishimee  euer  Vater 
tshibo  ihr  Vater 
Mutter  matte  oder  nfoo,  im  An- 
ruf mou&nye  meine  Mutter,  sonst 
heißt  meine  Mutter:  ntna/iy*. 
deine  moko,  seine  nina ,  unsere 
nhmtshwe,  eure  rnnwur*,  ihre 
mhiibo,  Mütter  banina ;  z.  B.  ihre 
Mütter  baninabo 
Kind  mwdna  I,  Säugling  mkerrmtki 
I;  Kind  in  Verbindung  mit  mein, 
dein  usw. 

tntdbari  \c6nge  mein  Kind 
mtdbari  traue  dein  Kind 
mtabaribe  sein  Kind  usw. 
batdbori  hinge  meine  Kinder 
usw. 

Greis  mgvr&ssi  1 ,  Greisin  wJlvU-wn/ 1 
Sohn  modyö  (bvdyö)  I 
Schwiegersohn,  -tochter  1 
(W*o#) 


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Hkrrmawn:  Lusiba. 


ir>3 


Enkel ,  Enkelin  vom  Sohn  mdyu- 
kunt  I 

Enkel,  Enkelin  von  der  Tochter 
mtcuea  (bakoa)  I 

Tochter  mus*(ki  (bfissiki)l  =  Jung- 
frau 

Jüngling  mssigdsi  I 

Bruder  mr&mna  I,  Schwester 
mniania  I 

mein  älterer  Bruder,  meine  filtere 
Schwester  mkwruAngt  I 

mein  jüngerer  Bruder,  meine  jün- 
gere Schwester  mtödnge  I 

Schwager,  Schwägerin  mrdmu  1 

Witwer,  Witwe  ng&nge  I,  Waise  j 
ntabtca  I 

Herr,  Herrin  mkdma  I  (=  Häupt- 
ling) 

Onkel ,  Bruder  des  Vaters  taünto, 

Bruder  der  Mutter  marvme  I 
Tante,  Schwester  des  Vaters  ta- 

tenkdsi  I,  Schwester  der  Mutter 

mavtrito  I 
Sklave  mtcfru  I 
Sklavin  msana  I 
Sklavenkind  kasana  (tu-)  X 
Kel>sweib  mgSnrla  I 
Bräutigam,  Braut  mgori  I 
Hure  mrdnge  I 
Häuptling  mkdma  I 
Mutter  des  Häuptlings  mkdma 

m/ttJTU 

Freund  rnniöanil  (eigentlich :  mein 
Freund),  Blutsfreund  mkagu  I 
Gast,  Fremdling  mg&ni  I 
Europäer  mncira  I  (d.  h.  der  Weiße) 
Feind  min  (bdbi)  1 
Bettler  moro  (borö)  I 
Krieger  mrtnda  I 
Flüchtling  mßtritki  1 
Dieb  mtcibi  I 

Beamter,     Großer,  Vornehmer 

mkungu  I  oder  mramdta  1 
Prinz,  Prinzessin  mlängira  I 
Minister  katfkiro  1  (entstammt  dem 
L Uganda) 


die  Bauern ,  Einwohner  mbaga  111 

(Kollektivwort) 
Schmied  mxcissi  (baissi)  I 
Topfer  mbütnbx  I 
Bootsbauer  mb&si  I 
Fischer  myubi  I 
Räuber  mkangu.ri  I 
Eisengewinner,  die  in  Hochöfen 

Erz  schmelzen  myugü&si  I 
Holzarbeiter  fur  Haus,  Speere  usw. 

mbäya  I 

Korbflechter  mkokaril  für  Reusen, 

mruki  I  fur  Körbe 
Seiler  mssibi  I 

Anfertiger  des  Rindenstoffs  mAo- 
mddyi  I 

Schneider  fur  Stoffe   mbasisi  I, 

mkekfcsi  1  für  Häute 
Gerber  mtcasi  (ban)  I 
Anfertiger     der  Graskleidung 

77\t\Tt\hi  I 

Hirt  des  Häuptlings  *uA4mfa  I, 

anderer  Leute  mlUsa  I 
Jäger  muhtgi  I 

Arzt,    Zauberer    m/Ömo  oder 

mbindtca  I 
Henker,  Polizist  mruwit  I 
Eunuch  mshumure  I 
Querflötist  tshikuli  IV 
Langflötist  m/<Jh'  II 
Topftrommler  xcmgoma  I 
Langtrommelträger  wengardbi  I 
Kapelle  des  Häuptlings:  (1  Lang- 
trommel, 1  Topftrommel  und 
mehrere    Quer-    oder  Lang- 
flÖten)  makondile  V  resp.  ndire 
III 

Koch  des  Häuptlings  my&ndo  1 
Diener  des  Häuptlings  mtingok  I 

(entstammt  dem  Luganda) 
Hausverwalter    des  Häuptlings 

mgdnsi  I  =  Günstling 
Chef  des  Kanus  mktcenda  I 
General  mtur&ssi  I 
Ruderer  mbuga  I 
Kanukapitän  mgoba  1 


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Herum  auk  :  Lusiba. 


der  hinterste  Ruderer  tctrutsi- 

guru  I 
Trager  mt&nsi  I 

Mundschenk  der  Häuptlings  tcAi- 
kör6go  1 

Melker  mkami  I 

Günstling  mgdnsi  I 

Wächter  im  Bananenhain  (pro 
Dorf  einer)  mkuma  I 

Türhüter  beim  Häuptling  mkumi  j 
und  mtdngi  I 

Wache,  Posten  beim  Häuptling 
tnlinda  I 

Bote,  Gesandter  mtvmtca  I 

Pfeifer  (mit  dem  Munde)  mturisa  I 

Stutzer,  Gigerl  ndhtgia  (bartngid)\ 

Gierschlung  (Vielfraß)  mpunga  I 

Einfaltspinsel  mdydnga  I 

Dummkopf  mrSnga  I 

Verrückter  mraru  I 

Renommist  nddra  (bardra)  I 

Geizhals  muimil  (mehrEgoist)oder 
mkSngi  I  (der  selbst  hungert) 

Gefährte,  wird  nur  in  Verbindung 
mit  mein ,  dein  usw.  gebraucht;  l 
mtätxtdnge  I  mein  Genosse,  pl. 
batdttcdnge,  mtancfiue  1  dein  Ge- 
nosse, mtättwe  I  sein  Genosse 
usw. 

Kopf  mhte  II 

Schläfe  ruba  (nba)  VI 

Antlitz,  Stirn  busso  (nsso)  VI 

Scheitel  kahdnga  (tu-)  X 

Glatze  rtidyui  (n-)  VI 

Haar  rushoke  (n-)  VI 

Auge  Hsso  (m&sso)  V 

Augenstern  mboni  III 

Augenbrauen  kisstge  IV 

Wimpern  rugof  (n-)  VI 

Lippe,  Mund  mümca  II  oder  kimca 
IV  oder  kdntca  (tu-)  X 

Kinn  kirtdyu  IV 

Bart  ndMyu  III 

Pubes  bioya  IV 

Haare  unter  den  Armen  kiniak- 
ictri  IV 


Zunge  lultmi  (ridtmi)  VI 

Zahn  &iö  (m£roö)  V,  Zahnlücke 

kuisha  IV,  Schneidezähne  ä*- 

gengambtro  V,  Augenzähne  fr 

shongha  V,  Backzähne  Ä^wIV 
Wange  m/ama  V 
Nase  mWo  III,  Nasenloch 

kitotndo  IV 
Ohr  Atan  (matoi)  V,  Gehörgaag 

kiulu  kiokütrri  IV,  Ohrläppchen 

mbdra  kühn  III 
Hals  ngöto  III 
Kehle  mum(ro  II 
Nacken  nkfimbo  III 
Korper,  Rumpf  mubtri  II 
Fleisch  nydma  III,  das  knochen- 
lose dicke  Fleisch  II 
Leichnam,  Toter         (bä/u)  I 
Brust  IV,  Brüste,  Euter 

mbSre  V 
Bauch  mhttnda  (m-)  VI 
Nabel  mkundi  II,  Nabelschnur 

rurila  (ndila)  W 
Schulter  mb&ga  V,  Achselhöhle 

nyaktoaua  HI 
Rücken  mgSngo  II 
Gesäß   «fö  III.  After 

(*ip&<fe)  VI 
Schwanz  mkfra  II 
Penis  mboro  III,  Glans  »/»Au  III. 

Präputium  mpah  III 
Skrotum  »faru^äma  III,  Testiculus 

igossi  V 

Vagina  mono III,  Klitoris  mssirfi  II 

Arm  »tfcoho  II,  Unterarm  /undo  III. 
Ellenbogen  goknra  V 

Hand  kigdnya  IV,  Rücken 

nyuwwlll,  FlächefcjrdnyalV.Ge- 
lenk  Aruiww  IV,  Faust  III 

Finger  ki&ra  IV  =  Zehen,  Klauen. 
Daumen  kiara  kish&dya ,  Zeige- 
finger kalka  kuft,  Mittelfinger 
nkirabfno,  Ringfinger  bjfuamuh. 
kleiner  Finger  käräkatrtro 

Nägel  an  Fingern  oder  Zehen 
npämbo  III 


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H k r hm ann  :  Lus Iba. 


H>5 


Fuß  kirenge  IV  -=  Huf 

Bein  kugüru  (ma)  V 

Knöchel  kinono  IV 

Hüfte  bwankinia  III 

Oberschenkel  Ar/6Av>  IV,  Unter- 
schenkel yäwfo  III 

Schienbein  mr&ndi  II 

Kniescheibe  kudyui  V 

Kniekehle  III 

Wade  fündo  III 

Ferse,  Hacke  kissinssiro  IV 

Haut  rushüshu  (n-)  VI 

Fell  (fuu  (rhpü)  VI 

Knochen  mgufa  V 

Rippe  rubddyu  (m-)  VI 

Schlüsselbein  kikdno  IV 

Sehne  Am«  IV 

Ader  »n*Aii/|-  II 

Herz  mgdnya  II 

Leber  mvcirviia  II 

Niere  nssu/o  III 

Galle  ndurvoe  III 

Mil/,  ruttssa  (ndtssa)  VI 

Magen  rü/wa  (nftea)  VI 

Harnblase  ruago  (mpagö)  VI 

Darm  r«ra  (mora)  V 

Blut  shägdma  III 

Milch  mafa  V 

Schweiß  mpfta  III 

Kot  ma*t  V  (vom  Rindvieh  A&Aa 
VII) 

Urin  nkali  III 

Tränen  mwe  go  lisso 
Krankheit  allgemein :  ndusara  III 

Geschwur  kail  III.  Eiter  tnäira  V 
oder  mäW  go  kb% 

dicke  Narbe  von  Wunden  nkddyu 
in ,  Üach ,  wenn  die  Haut  heller 
wird  kishlshe  IV 

Pigmentschwund  buyoke  VII 

partieller  Albinisinus  myoke  I 

Bubonen  ruikika  III 

Husten  An^ufo  IV 

Heiserkeit  nköröra  V 

Kopfweh  thhce  gunena  =  der  Kopf 
tut  weh 


Hautausschlag  bwile  VII 

Wunde  kirdnda  IV 

Fieber  mit  Drüsenanschwellung 

msiga  III 
Fieber  mit  Abzehrung  mshuidya  III 
Bubonenpest  ruicunga  VI 
Pocken  bur&ndu  VII  oder  AnVio« 

IV 

Syphilis  binyöro  IV 

Tripper  mtisi  III 

Krämpfe  nslmbu  III 

Ohnmacht  mtodnsi  III 

Nasenausfluß  6/n*«  IV 

Niesen  mtc&#a  III 

Striktur  mit  Schwellung  der  Glans 

tnagufa  V 
Bauchschmerzen  kidyoka  IV 
Menstruation  busfra  VII 
ein  Buckliger  muntu  a  ne  ibdngo 
ein  Blinder  mhumi  I 
ein  Stummer  mtita  1 
ein  Gesunder  dikdire,  pl. ) 

(  * 


bdikdure  1 


siehe 
173. 


ein  Kranker  mruatre  1 
ein  Tauber  \ 

yäigaire  mdhei  |  yäigaire  rv  ver- 
ein Einäugiger    [  stopfte 

yäigaire  lisso  ] 
Schwangerschaft  fatla  oder  Ada  III, 
die  Frau  ist  schwanger  mkasi 
ainSnda  (a- tie -endo) 
Arznei  mbasi  II 

myarida  III  innerlich,  gegen  Bu- 
bonen, Elefantiasis 


kUobimumi  IV 
rudyürürusi  VI 


innerlich,  gegen 
Schlangenbiß 


rutendaigwe  VI  innerlich,  gegen 
Würmer 

toÄola  IV  innerlich,  gegen  Band- 
wurm 

muniaburiko  innerlich,  gegen  Leib- 
schmerzen und  Tripper 

mgandyura  innerlich,  gegen  An- 
schwellung der  Glieder 

kasankddyu  äußerlich,  gegen  Ge- 
schwüre, Ausschlag 


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H>6 


Hirbmann:  Lualba. 


äußerlich,  gegen 
Wunden 


mien  go 
mkoni 
kaitrira 

mnianssano  ein  Abführmittel, 
innerlich 

rmhinda  innerlich,  gegen  allge- 
meines Unwohlsein 

ruoba  innerlich,  gegen  Tripper 

mriämbwa  ein  Brechmittel ,  inner- 
lich 

mtäimdüka  innerlich,  gegen  Kopf- 
schmerzen 

mribdta  innerlich,  gegen  Schmer- 
zen der  Schwangerschaft 

metdngo  innerlich,  gegen  Kreuz- 
schmerzen 

tmeima  innerlich,  gegen  Fieber 

kiktedssa ,  rubona  innerlich ,  gegen 
Unfruchtbarkeit 


neien,  wenn  in  großen  Dosen 
gebraucht 
Pfeilgift  bumara,  gekochtes  Ge- 
misch aus  Hökern,  Insekter.. 
Schlangen ,  Eidechsenküpfeo 
u.  dgl. 

Seele  moyö  11 

Geist  kisimu  II 

Schatten  beim  Menschen 
IV,  sonst  kibtho  IV 

Zeit  maki  V 

Name  ib&ra  V 

wie  heißt  Du?  ibara  haue  uiioai 
Stimme,  Wort  kigdmbo  IV 
FlDstern  bnce  IV 
Unterhaltung  kufumora  VI1J 
Versammlung  ukurdta  III 
Gesang  rudymgo  (n-)  VI 
Schlaf  turo  III 


tuioioki  innerlich,  zum  Abtreiben  !  Traum  ndotö  III 


rvkerire  innerlich,  gegen  Hysterie 

kitaibwa  innerlich  und  äußerlich, 
gegen  beginnende  Verrücktheit 

mtaibare  Räuchermittel,  gegen 
Schwindel,  Ohnmacht 

rukopuj  äußerlich,  gegen  ge- 
sehwollene Augen 

kakurüra  innerlich,  muo  äußerlieh, 
gegen  Anschwellungen 

Vieharznei 

mümura  gegen  Geschwüre  bei 
Kälbern 

tumbdko  (Küstenwort)  Tabak  mit 
Wasser  gekocht,  äußerlich,  bei 
Ziegen  und  Schafen 

mgorogöro  äußerlich,  mit  Krde 
aufgeschmiert,  beim  Rindvieh 

karamdta  äußerlich ,  mit  Salz  ge- 
kocht, auf  das  Kalb  geschmiert 
und  von  der  Kuh  dann  abge- 
leckt, gegen  Bösartigkeit 

Gift  allgemein:  mashdgwa  V;  einzelne 
Arten : 

mdyurna ,  mturvka,  mnoko ,  kätia, 
kibömbo  und  die  meisten  Arz- 


IV 


Erzählung,  Geschichte 

Menschenmenge  ntiko  III 

Haus  ndyu  (mddyu)  V 

kleines  Haus  kädyu  (budyu)  X 

Brücke  rutindo  (/»-)  VI 

Leiter  lukuwiro  (n-)  VI  ^=  Treppe 

Tür,  die  Öffnung  irembo  V,  der  Ver- 
schluß rwgi  (ntgi)  VI 

Zimmer,  d.  h.  Abteile  der  Hütte  gibt 
es  5: 

1.  kiongore  IV  für  Vieh 

2.  nyumgüru  III  Schlafstelle 

3.  kirügtce  IV  für  Feuerholz 

4.  mwania  II  Küche 

5.  mliängo  II  Empfangsplatz 
niomio  III  Pfeiler 

ngdbo  III  Spitze  der  Hütte 
kibäsi  IV  Ringe  zum  Zusammen- 
halten des  Rohres 
kishdssi  IV  Vorbau  über  der  Tür 
russika  (n-)  VI  Scheidewände  in 

der  Hütte 
iiga  V  Herdsteine 
Pfahlbett  küibö  IV 
Klotz  als  Kopfkissen  mshago  11 


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Hkbrmann 


Lusiba. 


167 


kunstvolles  Flechtwerk  an  der  Decke  I 

der  Hütte  kigagdra  IV 
Matte,  selbstgemacht  kirago  IV,  aus ! 

Uganda  importiert  mkika  II 
Stuhl  kitibe  IV 
Zaun  rugo  (iigo)  VI  =  Hof 
Mauer  rugo  rö  mabart 
Riegel  muringo  (mingo)  II 
Brett  mpero  III  oder  küsse  IV 
Abtritt  des  Häuptlings  t/uboV,  anderer 

Leute  khcüngo  IV 
Kanu  bwatu  (matu)  V 
europäisches  Boot  ngardba  III 
Floß  zum  Fischen  rhbo  II 
Kiel  mgSngo  III 
Planke  ibiga  V 

Gefäß  zum  Ausschöpfen  des  Wassers 

itshäba  V 
Ruder  ngii  III 

Segel  yÄiw  (m&ma)  V  (=  dem  Kisua- 

heliwort  hema  =  Zelt) 
Mast  mn  II 

Ruderbank  mfururno  IU 

das  vorne   überstehende   Ende  des 

Kieles  ndmbo  III 
darauf  aufgesetzter  Schnabel  msha- 

gäre  II 

Querholz  vorn  zum  Beiseitedrucken 
des  Schilfes  kiinda  IV 

Grassorte,  mit  dem  die  Planken  zu- 
sammen genäht  sind  bika  IV 

Verzierung  des  Schnabels  rushenshe 
(«-)  VI 

Flotte  rukSndyo  (»-)  VI 

Waffe  kikwato  IV 

Stock  nköni  III  =  Keule 

Bogen  buta  (mata)  V 

Sehne  ruga  (Aga)  VI 

Pfeil  imcäfts  II,  vergifteter  Pfeil  ki- 
mara  IV 

Köcher  kikurtmbe  IV 

Speer  mit  Schuh  und  Spitze  itshumo  V, 
Speer  mit  Schuh  ohne  Spitze  mgumall 

Schild  ngäbo  III 

Geflecht  nshüH  III 

Griff  ty&i?a  IV 


Angelhaken  irobo  V 

Angelschnur  mgdnyo  II 

Hammer  nidndo  III 

Amboß  ruidya  (mpidya)  VI 

Blasebalg  myuba  II 

Zange  ftfoxtot  IV 

Stiel  ffttcb»  (ffi&i)  II 

Hacke  »j/tfra  IH 

Rasiermesser  rummsso  (m-)  VI 

Messer,  klein  »i4yo  (mfyo)  II,  groß, 

eine  Art  Axt  mhSlo  II 
Beil  ndiamfa  III 
Dexel  mb&tyo  III 
Sichel  ruabio  (ndabio)  VI 
Besen  tsKerer&so  (bierfir&so)  IV 
Fackel  mfcfo*  in  oder  «omi/i  (m-)  VI 
Langflöte  mr^re  II 
Querflöte  i*o*<#/ß  V 
Horn  yAn&e  {maSmbe)  V 
Pfeife  (zum  Blasen)  tr^e  V 
Trommel 

Topftrommel  ngoma  III 

Langtrommel  ngardbi  III 

Trommelfell  </km  (mpü)  VI 
Zither  mit  6  Saiten  nänga  III,  mit 

4  Saiten  ngeshSra  III 
die    zusammengelegten   Hände,  um 

darauf  zu  pfeifen  kifori  IV 
Gewehr  tumussi  (maiumussi)  V,  bundu 
III  ist  verdorbenes  Küstenwort 

Lauf  mroma  II 

Schaft  mti 

Hahn  ssirtba  V 

Abzug  mbaräuiya  HI 

Pulver  bugänga  VII 

Kugel  ishässi  V 

Zündhütchen  wirfro  II 

Piston         (mÄsho)  V 

Patrone  Ärwfr«  IV  (Küstenwort) 

Schloß  ngdbo  III  oder  mtdmbi  II 
(Küstenwort) 

kurzer  Vorderlader  nkoa  V 

langer  ■  nkwcanyüdyu 

III  (d.h.  für  Elefanten) 

Mausergewehr  mkundi  iOriginal- 

Chassepot  kashdra        )  worte 


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Ki.s 


Herrmann:  Lusilia. 


doppelläufiges  Schrot-  \  ver- 

gewehr  menu!         /  dorbene 
Remington  mantoni     f  earop. 
Snider  ssamadSri         )  Worte 
Last  mtwaro  II 

Faß  (nur  bei  Pulver  bekannt)  kahraro 

(Au-)  X 
Kiste,  Kasten  kibengo  IV 
Buch,  Papier,  Brief  harua  III  (Kusten- 

wort) 

Pfropfen  kifundikiso  IV 

Zelt  ybna  (mtma)  V  (Küstenwort) 

Regenschirm  rntäka  II 

Splitter  mlncabtca  III 

großer  Topf  zur  Weinbereitung  ki- 
moyalV,  /um  Wasserholeu  nyoga  III, 
Kochtopf  niihtgu  III,  kleinere  Sorten 
niawugyo  III,  ruäbia  (nabia)  VI,  ru- 
r/Aa  (ndeba)  VI 

Löffel  nddsfut  III 

hölzerner  Melkeimer  kiunsi  IV 

Butterfaß  kishabo  IV 

Trog  zur  Weinbereitungforo/u  (moto)  V 
^  Boot 

Topfscherbe  ru^uyo  (n-)  VI 

geflochtenes  Zöpfchen  aus  Gras,  zum 
Bemustern  der  Töpferwaren  so- 
lange der  Thon  noch  weich  ist  ruoro 
(tnparo)  VI 

Korb  lose  geflochten  rugiga  («-)  VI, 
dicht  geflochten  ntuküru  III,  kleines 
Körbchen  IV 

Reuse  von  Stöcken  kishiro  IV,  Reu- 
senkorb mgSno  II 

gellochtener  Trichter  zum  Bedecken 
der  Kürbisflaschenöffnung  tntcSa 
(miea)  II,  der  Häuptling  hat  um 
denselben  eine  heilige  Blattranke 
tshikarawo  IV 

Glocke 

ibobo  Van  den  Hoftoren  \ 

der  Häuptlinge       j  Un 
yigi  V  am  Halse  des  (  Lande 
Rindviehs  f  ange- 

kioma  IV  am  Halse  der  l  fertigt 
Jagdhunde  / 


togoro  III  an  der   Kleidung  b<r- 
fesügt,  von  der  Küste  importiert 
Graskleidung  kihunge  IV,    wenn  aus 

Bananenblätter  kissensse  IV 
Stoff,  Zeug  mtcendo  III 
Rindenstoff  lubugu  (nbugu)  VI 
großerliutausBananenblättern  ntara  III 
geflochtene  Mütze  ktbo  IV 
Gürtel  rushato  (n-)  VI  oder  mputa  III 
Band,  Schnur,  Strick  rugdye  (n-)  Vi 
Knoten  ishümi  V 
Hals-,  Kopf  band  rugisha  (n-)  VI 
Armband,  dünn,  geflochten,  aus  diver- 
sem Draht  rtmirSre  (nirSre)  VI 
Annband,  dick,  massiv  mvnringa  11 
Kette  ruyegSre  (n-)  VI 
Sack  furibe  III  ^  Tasche 
Kalme  rurängo  (nddngo)  VI  =  Zeiehen 
Naht  rukindo  (»-)  VI 
Haufen  kitumo  IV 
Tropfen  rur&go  (ndego)  VI 
Bienenstock  msinga  II  gö  nyoki 
Rock  Ä-otf  III  (Küstenwort) 
Sandalen  »i*aito  III 
Kamm  kitshutshäso  IV 
Pfeife  iyitnbe  V 
Pfeifenrohr  rusheke  (n-)  VI 
Perlen  bukwdnsi  VII 

katare  kleine,  weiß 

tainditka  kleine,  blau,  schwarz 

katüku  kleine,  rot 

kibüri  groß,  ringförmig 

kiisse  groß,  glänzend 
Essen,  Speise  biokülia  IV 

Bananenbrei  W/afa  IV 

Mehlbrei  aus  Eleusine  bushbr  VII 

Salz  moniu  II 

Butter,  Öl  madyuta  V 

Tabak  teAa  III 

Gern  Öse  mkübi  II 

Zuspeise  ätt$"o  IV 

Honig  ftoftt  III 

geräucherter  Fisch  mbdbure  III 
das  Ding  kintu  IV 
Besitz,  Gut  btntu  IV  =  Dinge 
Stöck,  Teil  kitiko  IV  oder  IV 


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Herrmann 


:  Lusi'ba. 


101) 


Arbeit,  Geschäft  mrimo  III 

Frohnarbeit  nssfka  III 

Tribut  mah&ngo  V,  fur  den  eigenen 

Sultan  mshoro  HI 
Überfluß  mvcho  III 
Hungersnot  i/wa  111 
Anfang  kibüno  IV 
Ende  ihtui  111 

Reise,  Karawane  rughuio  (n-)  VI 

Ecke.  Winkel  MÄ/^a  V 

Ort,  Platz,  Stelle  äantu  IX 

Sitte,  Gebrauch,  Maßregel  msiro  II 

Dunkelheit  mtciKma  III 

Helligkeit  niabona  III 

Schulden  ibdruiya  V 

Hochzeit  riy«  (r/wj/w)  V 

Brettspiel  rusholiro  (»-)  VI 

Steinchen  zum  Spiel  mpiki  Hl 

Festung  ru£©  (s.  Hof) 

Art.  Sorte  mftndo  II 

Freude  nshemerSrtoa  III 

Gelächter  nsheko  III 

Neuigkeit,  Nachricht  a/o  (bata)  X 

Streit  nkungdno  III 

Geheimnis  biama  IV 

Verschwörung  Ara/ya  III 

Furcht  &u&»  VII 

Risse,  Löcher,  Unebenheiten  /iM/yuHI 
Fleck  lArfra  V 
Schlechtigkeit  bubi  i 
Dummheit  b&fu  !  VII 

Alter  bugurussi 


Jugend  Imssigdsi 
Schönheit  bwüttgi 
Faulheit  bunäfu 
Albernheit  budyänya 
Verrücktheit  buroru  ^ 
Habsucht  bvpunga 
Schwäche  &uran" 
Unbeholfenheit  burbiga 
Egoismus  butmi 
Geiz  bukSngi 

Schärfe ,  Schneid ,  Tapferkeit  mänsi  V 
Starke  mani  V 

Geschicklichkeit,  Verstand,  Klugheit 

magisi  V 
Größe  buküru  VII 
Stolz  t*WK  III 
Gang  rt^&rfo  (?«-)  IV 
Buckel  V 
Geilheit  £u*Aoa  VII 
Scham  nshoni  III 
Lüge  bishuba  IV 
Zorn  kiniga  IV 
Trauer  Ari6t  IV 
Hunger  nyara  III 
Atem  wioyo  III 
Durst  trtwo  III 
Schwitzen  »i;>fo*  Hl 
Lärm  ydmbö  III 
Loch  *rtfc«  IV 

Tätowierung  rushdndago  (n-)  VI 
Rüpelhaftigkeit  tön  VII 
Tritt  fnpär«  III 


A^jektiva. 

Dieselben  sind  spärlich  vorhanden  und  werden  vielfach  durch  Sätze 
umschrieben. 

Das  Präfix  des  Adjektivs  richtet  sich  nach  der  Klasse  des  zugehörigen 
Substantivs. 

-rüngi  gut,  schön,  dngo  groß 

I.  Klasse.  mvntu  mrungi  bäntu  ban'mgi 

mtcdngo  -  badngo 

II.      -  mti  gurüngi  miti  mirüngi 

•   gwdngo  •  midngo 


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170 


Hkkrmanh:  Lusiba. 


III.  Klasse 

IV.  • 
V. 


nyai  nüngi 
mpdnyu 

kid  to 


nyai  siriingi 
•  sdngo 

bialo  birungi 


VI. 

VII. 
VIII. 
IX. 

X. 


sirüngt 


bwdngo 


-iya  neu 

I  tnintu  rmriya,  bdntu  batya 

11  mti  guiya,  miti  rnfya 

III  nyai  thpia,  nyai  siya 

IV  kialo  ktya,  bialo  biya 
V  ihüli  Uya,  mahuli  gatya 

ndyu  rhpia ,  mddyu  yatya 
kütwt  kwfya 
lino  Hya 
VI  rutindo  rutya,  ntindo  siya 
VII  burüngi  buiya 
VIII  ku/a  kuiya 
IX  5 an  tu  aiya 

X  kddyu  kaiya,  budyu  buiya 
kasana    •       tusana  tuiya 
katale      •  tutale 
ata  aiya,  bata  batya. 


ihüli  lirt'tnyi  tnahüli  yarunyi 

-  tidngo 

,  mpdnyo 
kütun  kurüngi,  kwdnyo 
Uno  lirüngi,  lidngo 

rubabi  rurungi 
rwdnyo 

bussiydsi  burüngi , 

ku/a  kuritnyi,  ku/a  kwdnyo 

äantu  arünyi,  äantu  ädngo 

Diminutive:  kddyu  karüngi,  budyu  burüngi 

kadngo,      •  bu>dnyo 
kasana  karüngi,  tusana  turüngi 
kadngo,       •  twdnyo 
unregelmäßig:  katale.  karungi,  tutale  turüngi 
ata  arünyi,  bata  ha  rängt 
>    ädngo ,      -  badngo 

•ha  weiß 

muntu  nayera,  bdntu  nibera 
mti  ngic4ra ,  miti  nsyira 
nyai  neyera,  nyai  nsSra 
kialo  nkxera,  bialo  biera 
ihüli  ndi&ra,  mahüli  nytra 
ndya  neyhra 


lino  nd&ra 

rubabi  nduSra,  mbabi  nsSra 
burungi  mbtcSra 
kü/a  nkwera 
äantu  niSra 

kddyu  nkSra ,  budyu  mbwera 
kasana  nkfora ,  tusana  ntwira 
katale  nkSra,  tutale  nhrha 
ata  nitro,  bata  mbira 


Einen  eigentlichen  Komparativ  oder  Superlativ  gibt  es  nicht,  man  um- 
schreibt sie  durch  sehr,  ganz,  viel  usw.  oder  durch  das  Verb  übertreffen 
kintu  iki  kissingSki  (ki-ssinga-eki) 

dieses  Ding  ubertrifft  dieses,  d.  h.  ist  besser  als  jenes. 
mwindo  Ögu  gurungi  böri 

dieses  Zeug  ist  ganz  schön,  d.  h.  das  schönste. 


Hkrrmanh:  Lusiba. 


171 


1  -mwe 

2  -bili 

3  -shatu 

4  i-nä 

5  'tanö 
z.  B.  I  muntu  omwe 

II  mtf  gfanwe 

III  n?«w  #mu* 

IV  kialo  ktmux 
V  i'Auä  &ntoe 

ruiyu  tmtce 
Jctitwi  kürntce 
lino  Mmicr 
VI  rutmdo  rumtce 
VII  burimgi  bumwe 
VIII  *ü/a  tömtc* 

IX  aanfe  amice 

X  hddyu  karntce 
Jcatale  karntce 
ata  omwe 

11 — 19  ikumi  na 


Zahlen: 

6  mkaga 

7  mshaniu 

8  mnatia 

9  tme&nda 
10  tftumt 

6dnfe  fo-W/t  usw 

Ulfa'  C  -  Ml 

w- 

ga- 


diese  bleiben 
unverändert 


ntvido  $i- 
burimgi  bu- 
kufa  ku- 
äantu  a- 
bteyu  bu- 
tutale  tu- 
bita  ba- 

1—5  mit  Präfix 


6  —  9  ohne  - 

ikumi  selbst  bleibt  unverändert;  na  mit  folgendein  Vokal  wird  zu- 
sammengezogen, z.  B.  ikumi  nomwf  11,  ikumi  n&na  14  usw. 

20  makumi  gäbili  unverändert;  21—29:  wie  oben 


30 

yäshdtu 

40 

günä 

50 

gdiano 

60 

mkaga 

70,  80, 

90  makumi 

100  tshikumi  IV  bei  leblosen  Wesen;  unveränderlich 

igäna  V     •  lebenden 

101  tshikumi  oder  igäna  na  (z.  B.  nomtee ,  nhnwe  usw.) 
110       •       neikumi  oder  igäna  neikumi 

120       •       nagabili    ■     igäna  na  gabili  (die  Zehn  ausgelassen) 
200  bikumi  bibili  oder  magäna  gabili 
210      »        *     neikumi  usw. 

999  bikumi  rwenda  (Ausnahme)  na  makumi  kitnda  na  mwenda 
1000  lukumi  VI  unverändert 
2000  nkumi  sibÜi 
10000  kakumi  ) 

100000  fcidm;»  j  nur  beÜn  Zählen  des  Kauri«eldes  ««gewandt. 

Ordinalzahlen  unbekannt,  doch  konnte  man  sie  analog  dem  Kisuaheli 
durch  Genitive  bilden,  z.B.: 


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172 


Hekbmann:  Lusiba. 


der  zweite  Mann  =  der  Mann  der  zwei:  muntu  o  bili 

einmal  tnrundi  II  yunnce 

zweimal  miründi  ebüi 

dreimal       >      eshdtu  usw. 

2X2  —  4  Mi  minmdi  ebüi  Sna 

V,  =  die  Hälfte  kigutuka 

der  halbe  Baum  kigutuka  tshö  thti 

weitere  Bruchzahlen  unbekannt, 
allein,  einzeln  -nka 

muntu  wbika,  thti  ydnka,  nyai  yönka,  kialo  kiönka,  ihüli  yönka,  ndy* 

yönka,  kutwi  ktcönka ,  rutindo  ncönka ,  bttrüngi  bteSnka,  kufa  hcottka. 

äantu  6nka,  kddyu  könka,  ata  6nka. 
alle  -ona 

bäntu  bona,  nati  yona,  analog  dem  Obigen, 
wie  viele?  -nya 

bäntu  bänya  usw.    Betonung  immer  auf  der  letzten  Silbe, 
viele  nyi 

bäntu  bünyi  usw. 
wenige  -]ke 

bäntu  bdke,  mtti  tnike,  nyai  sike,  bialo  bike,  mahuli  ydke,  ntbuio  ,«*iv. 
burnnyi  büke,  kufa  küke,  äantu  dke,  b&dyu  büke,  totale  tuke,  !>dta  bah. 
zusammen  -Hämo 

bäntu  bona  baliatno  alle  Leute  zusammen 
tutäte  tona  tuliamo     »    Märkte      *  usw. 

Aus  dem  Stamm  der  Adjektive  bildet  man  durch  vorgesetztes  m-,  /«• 
Substantia  mit  der  bKreftendcn  Kigenschaft;  durch  bu-  die  Eigenschaft 
selber,  z.  B.  -Una  geizig 

mtcUni  Geishals  (pl.  baimi) 

buimi  der  Geiz. 


Liste  der  Adjektiva. 

groß  -dttyo,  heißt  auch  mächtig,  dick, !  rund  -shobtre 
breit,  weit,  geräumig  |  scharf  -shdra 

hoch,  lang,  tief  -rä  weich  -erofta 

stark  -yuma  —  fest,  dicht,  zäh,  hart  weiß  -eWa 
alt  -kuru  heißt  gleichzeitig  groß  (bild-  schwarz  -tragüra 

lieh),  berühmt 
schwer  -ssikira 
klein  ±to 

eng,  schmal,  mager,  dünn  ±ke 
kurz  -gäfi 
leicht  -räuka 


neu  -tya 


rot  -tukura 
heiß,  warm  -taydta 
trocken  -mite 
reif  -hire 

unreif  -btssi  heißt  auch  grün,  roh 
süß  -nüra 
sauer,  bitter  -sharvra 


gerade  nyuiyäna  ist  unveränderliches  stinkend,  verfault  -tale 
Adverb  ,  nackt,  kahl  ^shä  =  leer 


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Herrmann:  Lasiba. 


gesund  dikdtrt,  d.h.  er  ist  geblieben ;]  faul  -ndfu 

ich  bin  geblieben  nikatre,  du  bist!  dumm,  unwissend  -fit  (—  tot) 

geblieben  unkatre  (=  tea •  ikdire)  usw.  geizig  -tma 
krank  aruälre,  d.  h.  er  ist  krank  ge- 
worden; ich  bin  krank  geworden 

nduaire,  du  bist  krank  geworden 

uruaire  usw. ;  ein  Gesunder  aikaire  1 

pl.  baikätre;  ein  Kranker  rnruaire 

pl.  baniatre 
tot 

gut,  schön  -rw» 

fleißig  -ak6ra 

Alle  andern  Adjektiva  werden  umschrieben,  z.  B. : 

stumpf  =  nicht  scharf;  das  stumpfe  Messer  =  das  nicht  scharfe  Messer 

mtiyo  H  gushdra 

das  kalte  Ding  =  das  Ding  hat  Kälte  kintu  ki  ne  mbiho 

das  feuchte,  nasse  Ding  =  das  Ding  hat  Wasser  kintu  ki  ne  mAse 

die  grüne  Schlange  nioka  nbUsi  (d.  h.  unreif) 

oder:      ■      niambdbi  (d.  h.  mit  der  Blattfarbe) 
der  kluge  Mann  müntu  ö  magSsi 
•    stolze    •  a  rie  ikuru 


verschwenderisch  -agdba 

wild,  ungehorsam,  widerspenstig 

tapfer,  bösartig 

feige  -tini 

schlecht,  böse  -bt 

geil  -shoa 

gleich,  ahnlich  -shushäna 
voll,  ganz  bori  Adverb. 


Pronomina. 

ich  inii  wir  Üshtte 

du  tu*  ihr  (nice 

er,  sie,  es  6gu  (heißt  auch  dieser;       sie  abo  (fur  I.  Kl.;  sonst  siehe:  jene) 

s.  dessen  Präfixe  weiter  unten) 
(wenn  alleinstehend;  in  Verbindung  mit  einem  Verbum  siehe  bei  den  Verben). 

Das  persönliche  Pronomen  in  Verbindung  mit  »und«  bedeutet  auch 
»in  Begleitung  von  .  .  .•  oder  «mit  .  .       z.  B.: 

ndtnii  mit  mir,  yagenda  nätnie*  er  ging  mit  mir 

rUthce  mit  dir 

tukee  oder  nautee  mit  ihm ,  ndgo,  ndyo,  ndtsho,  ndlio,  ndko,  ndro,  ndbo, 
ndko,  näo,  ndko,  ndko,  ndo  (je  nach  der  betr.  Klasse  des  Substantivs) 
naitfihtre  mit  uns 
nainuw  mit  euch 

nabo  mit  ihnen,  ndyo,  ndxo,  ndbio,  ndgo,  ndso;  ndto,  ndbo,  ndbo. 
dieser: 


(da  ganz  unregelmäßig,  nur  in  Verbin- 
dung mit  einem  Substantiv  zu  de- 
monstrieren) 
muntu  ogu,  bdntu  aba  I 
mti  ogu,  muH  igi  II 
ngäi  igi,  ngai  &si  III 
kiäle  On,  bialo  4vi  IV 


jener:  - 


ötinya,  batinya  I 
gotfnya,  ettnya  II 
elmya,  si/mya  III 
küinya,  bitfnya  IV 


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174 


Hf.rfmann:  Lusiha. 


ihüli  idi,  mahuli  aga  V 
ndyu  &gi 
kfttwi  okv 
Uno  Hi 

rutindo  öru,  ntindo  hi  VI 
burungi  obu  VII 
kufa  oku  VIII 
äan tu  aha  IX 

kddyu  oka,  budyu  ogu  )  X 
kasana  aka ,  tusana  otu )  Diminutive 

usw. 
ata  aha ,  bata  aba 


diltnya ,  gattnya  V 
nrfyu  eltnya 
kuhci  kütfnya 
rütfnya,  sitfnya  VI 
Jufoyo  VII 
kulfnya  VD1 
a&iya  IX 

fcföyu  kätinya,  büdyu  bülfnyo  X 
kasana      .     ,  Awarwj  tutinya 
usw. 

a&z  öHnya,  bäZa  batfnya 


da  ist  er!  dies  ist  er!  dieser!  im  Ausruf,  oder  wenn  man  etwas  besonders 
deutlich  zeigen  will:  (eine  Art  Pronomen  demonstrativum). 

ngugo  da  ist  er,  nbäbo  da  sind  sie  I  '  nbvbo  VII 
ngtigo ,  ndyigo  II  \nhtko  VIII 

ngiyo,  ngiso  III  |  otco  IX 

nkxtsho,  nbibo  TV 

ndüro,  nsiso  VI 


nkdko,  nttito  X 
nkdko,  nbubo  X 
ateo,  &o&o  X 


Als  Pronomen  demonstrativum  kann  man  auch  folgende  Formen  auf- 
fassen: er  ist  es,  es  ist  es,  sie  sind  es,  welche  auf  die  Frage:  ist  dieser 
es?  sind  diese  es?  antworten: 

I.  Kl.  mUoe  er  ist  es,  nibo  sie  sind  es,  Hute  er  ist  es  nicht,  ttbo 
sie  sind  es  nicht 
nigo,  niyo,  tigo,  tfyo 
niyo,  niso,  Hyo,  tfso 
nitsho,  nib  in,  tft/tho,  tibio 
ntlio ,  nigo,  nlio,  tfgo  (ihüli) 
niko,  nigo,  tiko,  Hgo  (k&twi) 
nidyo,  nigo,  Hdyo,  Hgo  (lidyu) 
niro,  niso,  tiro,  ffso 
nibo,  ffbo 
niko,  tiko 
nio ,  tio 

niko ,  nxto ,  tiko,  Hto  (kasana) 
niko,  nibo,  tiko,  tibo  (kidyu) 
nio,  nibo,  tio,  tibo  (äata) 
hier  wird  das  allgemeine  »es  ist«  durch  ni,  -es  ist  nicht-  durch  H  re- 
präsentiert; 

solcher,  solch  ein,  so  ein:  -Vi.  müntu  ati  solch  ein  Mensch;  bäat» 
bati  1;  II  guti,  yUi;  III  iti,  siti;  IV  kiti,  biH;  V  litt,  eti,  kuü,  gatx;  VJ  rvti, 
nti;  VII  buti;  VIII  kuti;  IX  oft',  so  heißt  dann  auch  das  Adverb  (S.  179); 


II. 
III. 

IV. 
V. 


VI. 
VII. 
VIII. 
IX. 
X. 


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Hkrbmanr:  I.tuiba. 


175 


X  kati,  tuti,  buti\  ati,  bati.  —  sobo  liti  eine  solche  Sonne,  d.  h.  die  Sonne 
steht  so  hoch  (mit  der  Hand  gezeigt). 


sein  (in  Verbindung 

mein: 

dein: 

mit  Substantiven): 

tcdnge,  hänge  I 

tcoui,  bau*  I 

muntve,  bantäbe  I 

<nc<in<J0>  ydnge  II 

gwaue,  yani  II 

mügwe,  mitte  II 

yänge,  sänge  III 

yaue,  säu$  III 

ngatye,  ngaüe  III 

kiringe*  biänge  IV 

kiäue,  ftiäuä  IV 

kialokü,  bialöbii  IV 

Hänge ,  gdnge  V 

diaue,  gaue  V 

ihultdie",  mohutfge  V 

nflyu  yanyc 

yaue 

ndyuye,  madyuge 

kiitwi  kwänge 

kxcaue 

kuhdkwe 

rtoänge,  sänge  VI 

luäve,  saw  VI 

rutindorwe,  ntinddse  VI 

6«x%«  VII 

foot*  VII 

burungibvx  VII 

*t*%*  VIII 

A-trJt*  VIII 

jh/dfo»  VIII 

öi%«  IX 

oöW  IX 

kddyu  hängt,  b&dyu  bwänge  X 

ka&ie,  bxcwie  X 

kadyuke,  budyvbice  X 
kasanak*,  tusanattce 

kasana    •    ,  tusema  hcänge 

usw. 

kata/eke,  tutatthce 

ata  aänge,  bata  baänge 

at  dye ,  batdibe 

euer:  -amu 
ihr:  -öW  (o&ö) 

z.  B.  sie  gingen  nach  Hause:  bagendo  kwabo. 

anderer:  -Äff. 

•Wi,  6dWi  I 
gundi,  mbidi  II 
Axft,  «6m&'  HI 
ArfooV,  Mm/s  IV 
#nd*i,  adWt  V 

kundi 


Präfixe  wie  vorstehend 


VI 
feWt  VII 
AnWt  VIII 
oWi  IX 
kdndi,  bundi  X 
kdndi,  tundi 
andi,  handi 


wer?  nood? 

was?  ArMn"?  an  das  Verb  angehängt  und  dann  nur  -'Art  geschrieben; 
lealidki?  was  ißt  du? 

wo,  von  wo,  woher,  wohin?  nkal,  dem  betreffenden  Wort  angehängt, 
behält  aber  den  Akzent;  nogendanka?  wo  gehst  du  hin?  norugankaf  woher 
kommst  du? 

warum,  wozu?  kükif 

wann?  itHt  angehängt,  behält  den  Akzent;  wird  dann  in  -Ä  verändert; 
nogendalif  wann  gehst  du? 

warum?  ssoot  mit  nachfolgendem  Vokal  zusammengezogen,  ssogu 
ndikarahal  warum  bleibt  dieser  hier?    (ku-ikara  bleiben,    aha  hier.) 

wie  viele?  -nga  (s.  S.  172). 

was  für  ein?  -'An'. 


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17« 


Herrmann:  Lasiba. 


ku/äki 


muntufci,  bantuki  rutmdöki  usw. 

mttkiy  mitiki 
ngatki,  ngalki 
ndy&ki,  madyuki 
kintäki,  binWci 

welcher,  welche,  welches?  -lia  oder  -to. 

1  müntu  alia  welcher  Mann?    bänlu  balia 
II  ihti  gulia ,  mtti  elia 
Iii  ngai  elia,  ngai  stlia 
IV  kintu  kia,  btntu  bia 
V   ihidi  lia,  mahidi  gälia 

kuhci  kulia 
VI  rutindo  rulia,  ntindo  sia 
VII   fmrungi  bulia 
VIII  kufa  kulia 
IX  äantu  alia 

X  kalia,  tulhi  kalia,  bulia;  alia,  balia 

mich,  mir;  dich,  dir;  ihn,  ihm  usw.,  diese  Formen  werden  am  besten 
an  folgenden  Beispielen  erläutert: 
ninbSna  ich  sehe 
ninyebSna  ich  sehe  mich 
(reflexiv,  aber  er  sieht  mich 
yanibina;  ni-  vor  Vokalen 
wird  mp) 
ninkubona  ich  sehe  dich 
nimbdna  ich  sehe  ihn  usw.  I 


ninttMna  ich  sehe  uns 


nintxiböna  ich  sehe  euch 

a  ich  sehe  sie  usw. 


nimbdna 
nindyibdna 


II 
III 

IV 
V 


nmoai 


ningibnna 
ninsiböna 


tmgabdna 


VI 
VII 
VIII 
IX 

X 


ninsib&na 


wie  die  Einzahl 


nindiböna  (ihült) 
nindyibdna  (ndyu) 
ninktib6na  (kdhot) 
nindiböna  (Uno) 
nindubdna 
ninbuböna 
ninkubSna 
ninpabfma 
ninkaböna 
ninkabdna 
ninpaböna 

Das  rückbezügliche  -sich-  wird  durch  eingeschobenes  ye  ausgedrückt: 

er  schlägt  sich  na-ye-t&ra 

er  wird  sich  schlagen  a-ra-ye-tfra 
«man-  ist  unbekannt;  ich  würde  vorschlagen,  dafür  ru  zu  setzen,  was 
dem  Charakter  der  Sprache  am  besten  entspricht. 


ninbub6na 
nintubSna 
nmbab/jria 


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H  k  r  r  m  a  km  :  LUSl  b*. 


177 


ich,  du  usw.  allein  (s.  auch  das  Adjektiv:  allein,  einzeln  -nka) 

ich  allein  nienSnka  wir  allein  Uthwhka 

du      •      wSnka  ihr      •  mrinka 

er       ■      tcfnka  sie      •  bönka 


usw. 
selbst  -mine 

ich  selbst  niAtSne  wir  selbst  tshwentne 


du      •      tcwieW  ihr      -  nt 

sie      »  bönhie 


usw.  usw. 

Das  Relativ  wird  im  allgemeinen  durch  den  Vokal  repräsentiert 
und  mit  Zuhilfenahme  des  Verbums  »sein«  ausgedrückt;  es  kommt  vor  als 
Nominativ,  Akkusativ  (dem  Dativ  gleichlautend)  und  mit  einer  Präposition. 
Da  -5-  aber  auch  der  Stammvokal  der  Ortsbezeichnungen  ist,  so  ver- 
schwimmen Relativ  und  Lokalsätze  oft  ineinander.  Da  die  Ortspartikel  wie 
Helativa  behandelt  werden ,  so  gehören  sie  auch  hierher. 

der  Mann,  welcher  schlägt  muntu  aWcuttra 

■  ■       schlug      •     abatre  ateire 

die  Männer,  welche  schlugen  bdntu  babatre  batetre 
der  Mann,  den  ich  schlug  muntu  ombdire  mtAre 
die  Männer,  die  ich  schlug  bdntu  bombaire.  batäre 
der  Mann,  der  mich  schlug  mitntu  abdtre  antäre 
der  Baum,  welcher  fiel  thti  gubd)re  gugwire 
die  Bäume,  welche  fielen  miti  ibäire  gigvrire 
der  Mann,  mit  dem  ich  ging  mäntu  obatre  agenMre  nau* 

•    ,  der  mit  ihm  kam      •      ogabaire  aüfre  natce 

usw. 

Für  -haben,  besitzen«  (in  unmittelbarster  Nähe)  wird  folgende  Form 
angewendet: 

I  der  Mann,  den  ich  habe  muntu  6ndi  ndtee,  d.  h.  den  ich  bei  mir 

habe,  wortlich:  den  ich  bin  mit  ihm 
die  Leute,  die     •       •      bäntu  bSndi  ndbo 
II  das  Messer,  das  •       .      mügo  göndi  ndgo,  d.  h.  das  ich  in  der  Hand 

habe 

die      »     ,  die   *       •      mtgo  göndi  ndgo 

III  das  Ruder,  das    -       •      ngm  göndi  ndgo 
die       •    ,  die    ■       •      ngm  söndi  ruiso 

IV  das  Ding,  das      •       «      kintu  kidndi  ndtsho 
die  Dinge,  die     .       -      btniu  biöndi  ndbio 

V  ihüli  liondi  ndlio 

kvtwi  kiöndi  ndko 
mahüli  göndi  ndgo 
VI  rutindo  röndi  ndro 

ntindo  söndi  ndso 

MiU.  d  Sem.  f.  Orient  Sprachen.  1904.  DL  Abt  12 


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17S 


Hrrrmann:  Lufliba. 


\rII  buritngi  böndi  ndbo 

VIII  küfa  köndi  ndko 

IX  der  Platz,  den  ich  habe     äantu  öndi  ndo 

X  kasana  köndi  ndko 

Q ^\^%-  f 

Udyu  bondi  ndbo 
ata  öndi  ndo 
bata  böndi  ndbo 

der  Mann,  den  du  hast  müntu  ölt  ndtoe 

das  Ding,  das  du  hast  ktntu  tsholi  ndtsho 

das  Meser,  das  ich  hatte  muyo  gombaire  ndgo 

das  Ding,  das  ich  haben  werde    kintu  kwnddba  ndtsho 
•    wir    •     werden  ktntu  kioturdba  ndtsho 

usw. 

Das  Pronomen  possessivum  allein  mit  den,  den  drei  Ortspräfixen  (mo, 
poy  heo)  entsprechenden  Präfixen  mtc,  ö,  ho  bedeutet:  bei  .  .  .  zu  Hause 

mwdnge  bei  mir  zu  Hause,  d.  h.  drin 

ädrige      ...»         .     bei,  in  der  Nähe 

kwdnge    ...       .         »zu,  hin;  nach  Hause 

moali  wo  er  ist.  d.  h.  drinnen  I 

oali      ...       -     in  der  Nähe  I 

koäli    »  •     wohin  I 

mnbatiy  obali,  kobali  wo  sie  sind  I 

moali  agenda  wohinein  er  ging  I 

oali        »      als  er  ging  I 

koali      »      wohin  er  ging  1 

moabatre  agensire  wohinein  er  gegangen  ist  I 

oabdvre         -       als  -         .  -I 

koabaire       .       wohin       »         •  »1 

Für  die  andern  Substantivklassen  werden  die  Formen  analog  dem 
Folgenden  gebildet. 

alimo  er  ist  da,  d.  h.  drinnen  I        verneinend:  talimo  1 
alio     ...       .     überhaupt  da  I       •  taiio  I 

aliko    ...       .     hinein  I  >  taliko  1 

und  analog  die  den  andern  Substantivklassen  entsprechenden  Formen: 

II  yulimo,  guUo,  guJiko;  tigulimo  usw. 

III  ilimo  usw.,   IV  kilimo,  V  ilimo,  kuiimo,  VI  ruiimo.  VII  btiHmo. 
VIII  kuiimo,  IX  alimo,  X  kalimo,  alimo  usw. 

Plurale  I  balimo  usw.,  II  gilimo,  111  silimo,  IV  bilimo,  V 
VI  silimo,  X  bulimo,  hdimo,  balimo ; 

verneinend  tibalimo  usw.,  tigilimo,  tisilimo  usw. 


Herrmann  :  Lasiba. 


17«) 


Adverbien,  Präpositionen,  Konjunktionen. 

heute  mbteSnu  =  jetzt  eilig  teraltra 

gestern  nagoro  1  langsam  mpöla  (im  Ausruf  doppelt) 

vorgestern  idyo  :  zuerst  atcandisi 

morgen  ninkea  (nSntohea)  zuletzt  asinsire 

übermorgen  idyuiri  einst,  ehemals  mm 

bald,  schnell  btcdnou  (im  Ausruf  dop*  rechts  mulio; 

pelt)  gerade  nguigäna 

alsbald,    sogleich   mbteSnu  ati  oder  links  mSsho 

mbw&nu  aha 

hier,  her  aha;  ist  allgemeiner  und  auf  größere  Lokalitaten  bezuglich  ebenso 

wie  künu  (weiter  unten) 

hier  (nahe)  ai  (ahi) 

. .    ,     ,  .     t Yi°      i  diesseits  bmstri  bwa  kunu  ),,._,„ 
jenseits  bussln  =  Ufer;    .  {  (bei  Flüssen  usw.) 

i  jenseits  äussert  bwa  kult  ) 

da,  dort  kuli;  j'e  nach  der  Entfernung  auch  küit  und  kuliiii 

dort,  dorthin,  dortlier  (s.  die  drei  Ortspartikel  mö,  ö.  ko) 

utadyäio  (uta-tdya-ö)  geh  nicht  dorthin 

otfmo  er  ist  dort  drin 

hier,  her  kunu  oder  kunünyu 

komm  her  idya  kunu  oder:  idyanänyu  wobei  ku-  fortgelassen  wird 

hin,  hinweg,  fort  kuli 

vor,  vorne  mbÜe 

hinten,  hinter,  nach,  nach  hinten,  zurück,  rückwärts  nyuma 
hoch,  oben,  über,  auf,  hinauf  eMgüru 
herab,  nieder,  unten  ädnssi 
außen,  aus  eridya 

drinnen,  dadrin  mündyu  (eigtl.:  im  Hause) 
zwischen  ägdti 

ja  ntko;  nein  Uhtke;  vielfach  abgekürzt:  tshi  oder  tshfohüsht 

vielleicht  shdna;  noch  nicht  kakdtshui  oder  zehnte  die  Form  desVerbs  (siehe  dort) 

sehr  mno;  ganz  bori;  wenig  kike 

genug  rekSra  (Kisuaheli:  bdsx) 

nicht  ti;  ich  will  nicht  tindikwSnda,  d.h.  ich  bin  nicht  zu  wollen. 

mehr,  weniger  s.  Komparative. 

vergeblich,  umsonst  bäsha 

zusammen  -Homo  (mit  Praßxen)  s.  Adjektiva 

so         -ti,  wenn  an  ein  V  er  bum  gehängt;  yagambati  er  sagt  so: 

heißt  auch  also;  hauptsächlich  in  der  Redewendung  gebraucht:  er  sprach  also: 

yagambirati  oder  yagirati  (er  machte  so:) 
und:  na,  vor  Vokalen  n-,  ne-;  ich  und  du  (ni?  nAtce 

ich  und  er  tni#  nogu 
so  otio  =  auf  diese  Art,  ebenso  wie 
oder:  andtki;  dieser  oder  jener  ogu  andiki  oUnya 

12» 


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180 


Herrmann:  Lusiba. 


damit,  um  zu:  einfacher  Infinitiv 

ich  gehe,  um  ihn  zu  schlagen  ninginda  kv-m-ttra 

zu,  Richtung  wohin  ktcä  oder  tcä 

bis  zu  bustma,  Zeit  und  Raum;  alleinstehend  heißt  es:  gänzlich 
ich  bleibe  gänzlich  hier:  ninkdra  btufma 
ich  gehe  bis  Bukoba  ninginda  bustma  B. 
ich  bleibe  bis  morgen  ntnkdra  bustma  nenkea 

mit,  vermittels  ne;  nalertca  ne  nkdni  ich  wurde  mit  dem  Stock  geschlagen 

mit,  in  Begleitung  von  na  oder  ne 

z.  B.  wo  wir  uns  trafen  mit  öhoabugangdmea  ne 

daß,  wird  fortgelassen;  ich  weiß,  daß  er  kommt  —  ich  weiß,  er  wird 
kommen. 

k\ca  ) 

bei  kwä  oder  wo;  ndlia  ^   j  nmange  ich  aß  bei  meiner  Mutter. 

sonstige  Konjunktionen:  aber,  während,  solange  als,  ob,  obschon  usw.  un- 
bekannt. 

als,  wenn,  sobald  als  (s.  zweites  Konditionale  der  Verben) 
weil,  wegen  tambdra  (=  Orund,  Ursache) 
warum?  tambardkit 

nimter&ra  tambdra  ya  fakdra  ich  schlage  ihn  weil  er  sündigte 

Präpositionen:  durch,  gegen,  wegen,  um  (hemm)  usw.  unbekannt 

in  etwas  drin  oder  hinein  )  ■--.•«-. 

i    i       1  s.  den  Lokativ  der  Substantia 
bei,  dicht  bei,  nahe  bei  \ 

ich  gehe  durch  den  Wald  =  ich  passiere  den  Wald  ninrdba  kibira 
ich  kämpfe  gegen  =  mit  =  na,  ne 
von  (etwas  her)  einfacher  Nominativ 

ich  komme  von  B.  —  ich  komme  heraus  nus  B.  =  naruga  B. 
•  und«  in  der  Erzählung  wird  vereinzelt  durch  ka  ausgedrückt,  entsprechend 
der  ka  -Verbform  im  Kisuaheli,  dem  sog.  Narrativum;  doch  scheint  mir 
dies  nicht  original  zu  sein,  sondern  eine  von  Fremden  angenommene  Aus- 
drucksweise. 


Interjektionen. 

Begrüßungen:  guten  Tag;  der  verheiratete  Mann  sagt  das  erstemal:  skö- 
mardm,  bei  weiterem  Wiedersehen  denselben  Tag:  tcdssi  tcota 

der  unverheiratete  Mann  sagt:  ssingiri  w&tu 

die  Frau  sagt:  shure  ic^itu 

zum  Häuptling  sagt  man:  kamerire  rugdwaf 

auf  Anruf  antwortet  man:  kauxm&ket 

Begrüßung  Zurückkehrender:  umuka 

lebe  wohl:  ögendege  oder  karige 

wie  gehts?:  oia?    was  gibts  neues?  ata? 

danke  schöu:  wdkora  oder  kature  oder  kossinge 


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Hkrrmann:  Luslba. 


181 


Ausruf  der  Verwunderung  Uhl 

des  Ärgers  l/,  seltener  Ohl 

der  Trauer  yoo! 

des  Schmerzes  ä!  oder  yiyty&yi  (ad  infinitum) 

Wenn  man  von  weitem  angerufen  wird,  antwortet  man:  hü  in  ganz 
hohem  Tone,  wie  die  Indianer;  sollte  das  nicht  hörbar  sein,  z.  B.  bei  starkem 
Wind,  so  ruft  man  hu,  einige  Töne  aufwärts  und  abwärts. 

Vorwärts !  üoko  l 

genug,  laß  sein!  rek&ra! 

halt!  rika! 

still!  ruhig!  rike  ydmbof  oder  nur:  ytmbol 

wer  da!  öltoöef  (noöe  —  wer,  Ii  ist,  5=  u  du)  du  bist  wer? 

bist  du  verrückt?  olimroro?  (mräro  =  toasimu  im  Kisuaheli) 

raus!  shoraf  rugdho!  mutahil 

der  Ruf,  ehe  man  eine  Wohnung  betritt:  faitce! 

der  Bewohner  ruft  dann  »herein!«:  turvnuf 

bei  Anrufen,  um  es  dringend  zu  machen,  hängt  man  an  das  Rufwort 

sst  an,  (vgl.  ssaa  im  Kisuaheli) 
so  komm  doch!  idydssi! 
Friede!  Ruhe!  nabönamkdma!  (d.h.  ich  sehe  den  Sultan) 
Platz!  aus  dem  Wege!  ndakuntal  (n-da-ku-Ua  d.h.  ich  werde  dich 

töten) 

komm  näher!  nur  heran!  nun  Platz!  nieg&ra!  oder  egowmtu! 
schnell!   Inodnyu  bwdngu! 
was  soll  das  heißen?  kikif 
Schimpfwörter:  kalaleoguirimu  d.  h.  schlafe  und  wache  nicht  mehr  auf 
kdigardkanvca  deine  Lippen  sind  geschlossen 
kala  entubuidsho  iß  den  Penis  deines  Vaters 
kaliS  msstnagonidko  iß  die  Klitoris  deiner  Mutter 
ii.  dergl.  obszöne  Redewendungen.    Sonst  schimpft  man  sich  mit  Tier- 
uamen,  z.  B.: 

Du  Affe!  Krokodil!  Hyäne!  usw. 
Kriegsgeschrei:   klingt  wie  Pferdegewieher;   hoher  angehaltener  Ton  mit 
darauf  folgender,  in  der  Kehle  getrillerter  Tonleiter,  etwa  so: 


Verba. 

Alle  Verba  enden  auf  -a\  sie  bilden  ihre  Formen  teils  nur  durch 
Präfixe,  teils  durch  Präfixe  und  Änderung  des  Stammes;  letztere  ist  zwar 
meist  auf  -ire  oder  -ise  auslautend,  jedoch  zu  oft  unregelmäßig,  als  daß 
sich  eine  bestimmte  Regel  geben  ließe;  ich  habe  daher  beim  Verzeichnis 
der  Verben  jedem  Verb  seinen  veränderten  Stamm  beigefügt. 


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1S2 


Heurxann:  Luslba. 


Das  Präfix  des  Infinitivs  ist  ku-,  wenn  der  Stamm  mit  einein  Kon- 
sonant anfangt,  ktc-  oder  Ar-,  wenn  der  Stamm  mit  einem  Vokal  anfingt, 
z.  B.  ku-tera  schlagen,  hc-ibtea  vergessen,  kombika  bauen.  Mehr  Formen, 
als  die  hier  angeführten,  giebt  es  nicht.  Alles  andere  geht  aus  folgenden  4 
Beispielen  hervor: 

ku-tira  schlagen. 

1.  Präsens.    Präfix  -»- 
nin-Ura  ich  schlage 
no-tira  du  schlägst 
nä-tha  er  schlägt  1.  Klasse 

ngu  11,  he  111,  nki  IV,  ndi,  ne,  nku  V,  \ 

ndu  VI,  irfy  VII.  1*1  VIII,  nälX,  Präfixe  mr  die  «d«™ 
nka,  nä  X  S  KlMsen  der  Substantivc 

ntu-  t&ra  wir  schlagen 

mm-tera  ihr  schlägt 

nba-tha  sie  schlagen  I.  Klasse 

ne  II,  ««  III,  *6i  IV,  n^o  V,  «i  VI,  »6t,  VII,  i  fur  die  andere« 
nku  VIII,  nä  IX,  n/u,  nia  X  (  Klassen. 

Die  Personalpräfixe  sind  also: 
ich  im  oder  n 
du  u  (o),  tc 

er,  sie,  es  a,  ya,  yw,  ?,  Art,  A',      Aru,  ru,  6m,  Ar«,  a,  Ära,  a 
wir  <u,  Ac 
ihr  mu>,  m 

sie  6<z,  ?,  si,  6i,  ya,  si,  bu,  ku,  o,  6«,  fw,  6a, 
welche,  wie  aus  nachfolgendem  hervorgeht,  in  mannigfachster  Weise  mit 
den  Präfixen  oder  den  Anfangsvokalen  der  Verben  zusammengezogen  werden; 
auch  hier  wird  n/,  ur  in  nd  verwandelt,  n  vor  Vokal  wird  meist  mp;  ich 
tanze  heißt  also  nicht  nin-oiya,  sondern:  nimp-mya. 

2.  Imperfektum.    Präfix  -a-. 

tio-ttra  ich  schlug,  d.h.  diesen  Augenblick  erst  habe  hco-tera 
wa-       ich  aufgehört.   Diese  Form  ist  die .  in  der  die  mwa- 
ya-        Erzählungen  vorgetragen  werden.  6a- 

3.  Perfektum.    Präfix  -a-  und  Änderung  des  Verbalstainines. 
na  •  teire  ich  habe  geschlagen       ttca  -  tetre 

vxt-teire  mvoa- 
ya-  6a- 

4.  Plusquamperfektum.    Präfix  -ka-. 
n-ka-tSra  ich  hatte  geschlagen  tu-ka-tha 
u  -  Ära-  mtc~ 

a-  6a- 

5.  Futurum.    Präfix  -ra-. 

nda-Ura  ich  werde  schlagen  twa-t&ra 
uro-  mtcra- 


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Hkrrmann:  Luslba. 


183 


6.  Konditionale  I.    Präfix  -aku-  und  Änderung  des  Stammes. 
naku-t&re  ich  wurde  schlagen       tvoaku  -  teire 

wafcu-  mwku- 
yaku-  balcu- 

7.  Konditionale  II.    Präfix  ka-ra-. 

kanda-Ura  wenn  ich  schlage,  gesetzt  den  Fall  katura-tha 
kora-         ich  schlüge,  sobald  ich  schlagen  kamwra- 
kara-         werde;  aber  auch:  als  ich  schlug  kabara- 

8.  Konjunktiv.    Präfix  keins.    Änderung  des  Endvokals  -a  in  -e. 
n-the  daß  ich  schlage,  ich  möge,  soll       tu -tire 

u-        schlagen,  laßt  mich  schlagen  rmo- 
a-  ba- 

9.  Imperativ. 

tiral  schlage!  (der  einfache  Verbstainm) 
tut&re!  laßt  uns  schlagen!  i  ^  ^ 
mwtire!  schlaget!  i  " 

Verneinende  Formen: 

zu  1.  Präfix  ft'-. 

HntSre  ich  schlage  nicht  titu-tira 
to-tSra  titn- 
ta-  tiba- 

zu  2.  3.  und  4.    Präfix  ti~a-. 

H-n-a-tera  ich  schlug  nicht,  habe,  hatte  titwa-tera 
fttca-  nicht  geschlagen  timwa- 

tiya-  ttba- 

zu  5.  und  8.    Präfix  ft-,  ta-.    Änderung  des  Endvokals  -a  in  -e. 
tm-tere  ich  werde  nicht  schlagen  titu-tere 
uta-       ich  möge      -  •  Hm- 

ata-  tiba- 

zu  6.  Präfix  H-aku-  und  Änderung  des  Stammes. 

ti-n -aku -teire  ich  würde  nicht  schlagen       titwaku- teire 
tiwaku-  timwaku- 
tiyaku-  tibaku- 

zu  9.  Mira!  tüuteref  timtire! 

hierzu  kommt  noch:  10.  Präfix  ft- Ära  und  Änderung  des  Stammes. 
H-n-ka-t&re  ich  schlage  noch  nicht,  tituka-tetre 
toka-  habe    noch  nicht  ge-  timka- 

iaka-  schlagen  tibaka- 

zu  7  (Konditionale  II)  scheint  es  keine  verneinende  Form  zu  geben. 

Das  Passiv  wird  gebildet  durch  Einschieben  eines  -to-  vor  dem  End- 
vokal, ku-terwa  geschlagen  werden,  also: 

1.  nmterwa        verneinend:  1.  tinterwe 

2.  natiruxi  2.  3.  4.  tinatirvDa 

3.  nateirwe 

4.  nkaterwa 


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184 


Herbmann:  Lualba. 


5.  ndatSrwa  5.  8.  thUirwe 

6.  nakutArtce  6.  tinakutÄrvx 

7.  kandatervea 

8.  ntbrvM 

9.  tinea!  9.  tiiertce 

10.  UnkaiArwe 

auch  im  Passiv  scheint  es  zum  Konditionale  II  (7)  keine  verneinende  Fora 
zu  geben. 

Das  dem  Passiv  folgende  »von,  durch«  wird  durch  ne  ausgedrückt, 
z.  B.  yatirwa  nie  . . .,  er  wurde  von  . . .  geschlagen,  doch  wird  ne  auch  viel- 
fach ausgelassen. 

kti'tia  essen:  zu  1.  nindia,  nölia,  nälia  usw. 
ku-ua  blasen:  ninpua ,  noua ,  naua  > 

ku-fa  sterben:        ntn/a,  nöfa,  ndfa 

2.  naiia  usw.     3.  narire  usw.  4.  nkdiia  usw. 

naua                 nawre  nkaua 

nafa                 nafufre  nkd/a 
5.  ndalia  usw.    6.  nakvrtre  usw.   7.   kandatia  usw. 

w/aua                nakuütre  kandaua 

ndafa                naku/vire  kanda/a 

8.  rf<ÄS          a/iVf)  usw.         9.  dta  oder  ilia! 

npue  (uu#,  ät/l)  ua! 

ninfe  (ufe,  äfe)  tfe! 

verneinend:  1.  ttndia  (tolia,  talia  usw.)         2.  3.  4.  Ünarire  (twartre  usw.) 

Hnpue"  (toüä ,  taüd)  tinjndre  (tiicauhy) 

tbt/e  (tqfa,  tqfa)  Hnqfufre  (tivafuire) 

5.  8.  tfndifi(utaUe)us\v.  6.  tinakurire  usw.  9.  (India!  10.  Hnkartre  usw. 

tinpv*(utaug)            tmaküütrt  tinpua!  tmkautre 

tinfe  (utdfe)              tinakufuire  tffa!  tmkajtire. 

Nach  den  vorangegangeneu  Beispielen  lassen  sich  alle  Verba  konjugieren, 
je  nachdem  der  Stamm  zweisilbig  ist  und  mit  einem  Konsonanten  anfingt 
wie  bei  ku-t£ra,  oder  zweisilbig  ist  und  mit  einem  Vokal  anfangt  wit-  bei 
ku-ua,  oder  einsilbig  ist  wie  bei  ku-fa,  oder  auf  ia  endigt,  was  zusammen- 
gezogen und  nur  als  eine  Silbe  betrachtet  wird. 

Besonders  zu  betrachten  ist  das  Verb:  kua  geben  (nicht  zu  ver- 
wechseln mit  dem  vorigen  ku-ua  blasen). 

Dieses  Verb  ist  nur  in  der  Verbindung  mit  dir,  ihm,  euch,  mir  usw. 
in  Gebrauch;  will  man  ganz  abstrakt  sprechen,  z.  B.  »er  gibt«  ohne  Be- 
zeichnung »wem«,  so  muß  man  ein  anderes  Verb  gebrauchen.  Die  Formen 
ich  gebe  mir,  du  gibst  dir,  er  gibt  sich  usw.  fallen  aus;  sollte  man  sie  aus- 
nahmsweise brauchen,  so  müssen  sie  als  reflexive  Formen  mit  -ye-  ausge- 
drückt werden  (siehe  S.  176). 

zu  1.  ninkua  ich  gebe  dir,  nimua  ich  gebe  ihm,  nintua  ich  gebe  uns, 
ninmicua  ich  gebe  euch,  ninbaua  ich  gebe  ihnen; 
nompa  du  gibst  mir,  nömua  du  gibst  ihm,  nötua  uns,  nöttaia  ihnen; 


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Herrmann:  Lasiba.  185 

naniua  er  gibt  mir,  nakua  er  gibt  dir,  namua  er  gibt  ihm,  ttatua 

uns,  riamicua  euch,  nabaua  ihnen; 
aber:  ninyeua  ich  gebe  mir,  noyeua  du  gibst  dir,  nayeua  er  gibt  sich; 
ntukua  wir  geben  dir,  nimua  ihr  gebt  ihm,  nbatua  sie  gehen 

uns  usw.,  aber:  nbayeua  sie  geben  sich  selbst  usw. 

2.  nakua  ich  gab  dir,  namua  ich  gab  ihm;  nafüua,  namwua,  nabaua) 
wämpa  du  gabst  mir,  wamua  du  gabst  ihm;  watutta,  warnte  ua, 

wabaua; 

ydmpa  er  gab  mir,  yakua  er  gab  dir;  yatua,  yamwua,  yabaua; 
aber  z.  B.  er  gab  sich  (selbst)  yayeua ; 

twakua  wir  geben  dir,  ttcamua  ihm,  heamwua  euch,  twabaua  ihnen; 
mxßdmpa  ihr  gabt  mir,  ^ntramwa  ihm,  mttatüa  uns,  mumbaua  ihnen; 
bdmpa  sie  gab en  mir,  bakua  dir,  bamua  ihm,  batua  uns,  bamwua  «Mich ; 
aber  z.  B.  wir  gaben  uns  (selbst)  twayeua. 

3.  nakuaire  ich  habe  dir  gegeben,  namaire  ihm,  natwdire  uns, 

namveaire  euch,  nabdtre  ihnen; 
toampätre  du  hast  mir  gegeben,  wamätre  ihm,  tco/ioain;  uns, 

teafmearre  euch,  wabaire  ihnen; 
yamp&re  er  hat  mir  gegeben,  yaku>d\re  dir,  yatwatre  uns,  yow- 

icrirr«  euch,  yabaire  ihnen; 
txcaktnre  wir  haben  dir  gegeben,  twamolre  ihm,  twamtoäire  euch, 

heabaire  ihnen; 

mwampaire  ihr  habt  mir  gegeben,  mwamdrre  ihm  usw.; 
bampä%rt  sie  haben  mir  gegeben,  bakwaire  dir,  bamdbre  ihm  usw. 

4.  nkakua  ich  hatte  dir  gegeben,  nkarnua  ihm; 
ukdmpa  du  hattest  mir  gegeben,  ukamua  ihm. 

5.  urdmpa  du  wirst  mir  geben; 
ndakua  ich  werde  dir  geben; 
baramua  sie  werden  ihm  geben. 

6.  naküküä\re  ich  würde  dir  geben,  nakumahre  ihm; 
ioakump&re  du  wurdest  mir  geben; 
hoakubaire  wir  wurden  ihnen  geben. 

7.  kandakua  wenn  ich  dir  gebe,  kandabaua  ihnen; 
kordmpa  wenn  du  mir  gibst,  koramüa  ihm; 
kamrdmpa  wenn  ihr  mir  gebt,  kamwramua  ihm. 

8.  n*wß  ich  möge  dir  geben,  nwitfc  ihm,  w/u«  uns; 
om/M  du  mögest  mir  geben,  omu«  ihm,  ottau«  ihnen; 
cr'mp«  er  möge  mir  geben,  oArtfe  dir,  aww«  ihm. 

9.  mpaS!  gib  mir!  thmuS!  gib  ihm! 

ft/ütf/  gib  uns!  turnue!  laßt  uns  ihm  geben! 
murmpet  gebt  mir!  mvmuel  gebt  ihm! 
und  die  andern  Formen  analog  den  obigen. 

Analog  den  obigen  bildet  man  die  verneinenden  Formen,  z.  B. : 
tinkue  ich  gebe  dir  nicht,  tinakuaire  ich  gab  dir  nicht; 
tompa  du  gibst  mir  nicht,  tomüa  du  gibst  ihm  nicht; 


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186 

titikakuaire  ich  wurde  dir  nicht  geben,  Hwakumpaire  du  wurdest  mir 
nicht  geben; 

utämpe  du  wirst  mir  nicht  geben,  tibamue  sie  werden  ihm  nicht  geben: 
tokampaire  du  hast  mir  noch  nicht  gegeben,  thnkamätre  ihr  habt  ihm 

noch  nicht  gegeben  usw. 
Kommt  noch  ein  Akkusativ  zu  dem  Dativ,  so  stellt  er  voran,  z.  B.: 
ich  gebe  ihn  (I.  Kl.)  dir  ntmkua\ 
du  hattest  ihn  mir  gegeben  ukdmpa  {=  uka-m-mpa); 
du  hattest  ihn  ihm  gegeben  ukamua  (—  uka-m-mua); 
sie  werden  es  (IV.  Kl.)  ihm  nicht  geben  tibakimue 
usw.  lassen  sich  die  kompliziertesten  Zusammenstellungen  machen, 
•schon«  wird  durch  das  Verb  -mora  beendigen  ausgedrückt; 
ich  habe  schon  geschlagen  =  ich  habe  beendigt  zu  schlagen :  namatkrt 
kui&ra. 

•  sogleich,  bald,  ich  bin  im  Begriff  zu«  kann  auch  durch  das  Verb 

ku-tdya  kommen  ausgedrückt  werden,  z.  B. : 
naidya  kvfa  ich  sterbe  bald,  mir  naht  der  Tod. 

Das  Passiv  regiert  oft  den  Nominativ,  während  es  im  Deutschen  den 
Dativ  regiert  oder  man  sich  durch  »man,  es«  ausdrückt,  oder  wo  es  im 
Deutschen  keinen  Passiv  gibt,  z.  B. : 

bäntu  HbassUmca  die  Leute  werden  nicht  gedankt,  d.  h.  es  wird  den 
Leuten  nicht  gedankt.    (»Undank  ist  der  Welt  Lohn.-) 

Hilfaverba. 

Es  gibt  nur  ein  eigentliches  Hilfsverbum:  kü-tea  sein,  woraus  man 
haben  =  sein  mit  —  hü -tea  ne  (oder  na)  bildet. 

kü-wa  sein.    1.  nindi  ich  bin  2.  na-ba  ich  war 

u-li  du  bist  tea- 

a  -  Ii  ya- 

tu-li  twa- 

mw-li  mxca- 

ba-li  ba- 

Das  -Ii  kann  auch  fortgelassen  werden. 

3.  na  -baire  ich  bin  gewesen      4.  nkä-ba  ich  war  gewesen 


ya-  aka- 
txca-  tuka- 
mwa-  mwka- 
ba-  baka- 
5.  ndd-ba  ich  werde  sein        6.  naku - batre  ich  würde  sein 

usw. 


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Herrmann:  Lusiba. 


187 


7.  kandd-ba  wenn  ich  bin       8.  m-bts  ich  möge  sein 
kord-ba  it-be 
kard-ba  a -be 

usw.  tit -be 

mw  -  be 
bit- be 

verneinend:    1.  lt-ndi  ich  bin  nicht      2.3.4.  /w-taimch  war  nicht,  bin  nicht 
to-ri  to-      [gewesen,  war  nicht  g. 

td-ri  ta- 
titit-ri  titu- 
hmiv  -  ri  Hm- 
tiba-ri  Hba 
5.  8.  ti-nbtyo  ich  werde,  möge      b\  tmaku-bdtre  ich  würde  nicht 
to-  [nicht  sein  tiwaku-  [sein 


usw.  usw. 
10.  tinka-bätre  ich  bin  noch  nicht,  noch  nicht  gewesen,  werde 
toka-  [noch  nicht  sein 

iaka- 

usw. 

(Imperative  =  Konjunktive.) 

•Sein-  im  Konjunktiv  vor  einein  Verb  im  Konjunktiv  drückt  eine 
besondere  Bekräftigung,  Bitte  usw.  aus,  z.  B. : 

mbe  nimiSre  ich  möge  sein,  ich  möge  ihn  schlagen,  d.  h.  laßt  mich 
ihn  schlagen,  möge  ich  derjenige  sein,  der  ihn  schlägt,  ich  werde 
ihn  ganz  gewiß  schlagen. 

Von  den  Verben  werden  durch  Stammanderungen  neue  Verben  in 
folgenden  Formen  abgeleitet: 

1.  Reziproke  Form.    Endung  des  Verbs  -ana. 

ku-t&ra  schlagen,  ku-terana  einander  schlagen,  d.  h.  kämpfen 
kv-bdna  sehen,  ku-bonangdna  einander  sehen,  sichtbar  sein 
ku-gonsa  lieben,  ku-gondgdnia  einander  lieben,  in  Frieden  leben 
ku-shüra  grüßen,  ku-shvrana  einander  grüßen,  sich  begrüßen. 
Die  Konditional-  usw.  Formen  dieser  Verba  enden  auf  -ame,  z.  B.: 
terdtne,  bonangaine,  gondyatne,  shuraine* 

2.  Angewandte  Form.    Vor  das  End-a  wird  -er  oder  -rr  oder  -ur 
eingeschoben. 

kv-ttta  bringen,  ku-lettra  bringen  fur,  zu  jemanden 
ku-gdmba  sagen,  ku-gambira  sagen  zu  jemanden 
kugwa  fallen,  ku-gwfra  fallen  wo  hinunter 
ku-sara  gebaren,  ku-sarira  gebären  für  jemanden. 
Verbalstamme  im  Konditionale,  Perfektum  usw.  endigen  auf-»-«,  z.  B. 
sarire ,  gwinre,  yambire,  ktfre. 

3.  Die  passive  oder  neutrale  Form.  Vor  das  End-a  wird  ein 
-Ar-,  oft  mit  einem  Hilfsvokal,  eingeschoben. 


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18* 


Herrmann:  Luslba. 


ku-Snda  zerbrechen,  ku-enddka  (-tndekire)  zerbrochen  sein 

ku- atria  zerstören,  ku-abika  (-abikire)  zerstört  sein 

kit -ata  zerreißen,  ku-atika  (-atikire)  zerrissen  sein 

ku-shumurura  öffnen,  ku  -  shutnurugüka  (shumurugukfre)  geöffnet  sein. 

4.  Die  kausative  Form.  Vor  das  End- a  wird  -iss  oder  -iss  ein- 
geschoben, oder  -tsh  unter  Veränderung  des  dem  a  vorangehenden  Konso- 
uanten. 

ku-furüka  entlaufen,  ku-furutsha  veranlassen,  daß  jemand  wegläuft, 
zur  Desertion  verleiten; 

ku-iruka  fliehen,  ku-irutsha  veranlassen,  daß  jemand  flieht,  vertreiben, 
in  die  Flucht  schlagen; 

ku-kuba  hinaufgehen,  klettern,  ku-kubissa  hinaufheben. 

Natürlich  kann  man  nicht  von  jedem  Verb  alle  4  abgeleiteten  Formen 
bilden,  sondern  nur  die  eine  oder  andere. 

Das  Passiv  der  augewandten  Form  hat  eine  neue  Bedeutung  und 
könnte  als  neue  Form  betrachtet  werden,  z.  B. : 

-ginsa  lieben 

-yonsira  jemanden  lieben,  in  jemand  verliebt  sein,  2.  Form,  Aktiv 
-gonsibtca  gefallen,  2.  Form,  Passiv. 

Außerdem  gibt  es  Verba,  welche  nur  in  einer  der  abgeleiteten  Foroieu 
vorkommen,  während  ihr  Stammwerb  nicht  mehr  existiert,  z.  B.: 

-rebhsa  vermindern;  das  nicht  existierende  Stammverb  mußte  '-rSba 
gering  sein«  geheißen  haben; 

-bugdnganwa  sich  begegnen  ist  das  Passiv  der  reziproken  Form  eines 
nicht  vorhandenen  Stammverbs. 

Es  ist  richtiger,  an  Stelle  des  rohen  Verbs  die  zweite  .angewandte 
Form  zu  gebrauchen,  besonders  da  sich  der  Neger  das  Alxstrakte  des  ein- 
fachen Verbs  nicht  immer  gut  vorstellen  kann;  wenn  er  spricht:  ich  bringe, 
ich  sage  usw.,  so  denkt  er  sieh  immer  eine  Person,  der  er  etwas  bringt, 
zu  der  er  etwas  sagt  usw. 


Liste  der  Verba. 

Der  veränderte  Stamm  ist  jedem  beigefugt, 
sprechen,  reden,  sagen  -gdmba  (-gam-  winken  -tigUsa  (-tiytssise) 


btre) 

schreien  -Li hur o  (-tshusire)  —  lärmen 
schreien ,  heulen  (vor  Schmerzen)  wei- 
nen -lira  (-lisire) 
rufen  -birikira  (  birikire);  -Ua  (-es sire) 
Unstern  -gdmba  bfwe 
flöten,  pfeifen  -turisa  (-tufise) 
singen  -dyenga  (-dymgire) 
schnalzen  -nSnkea  (-nottkiie) 
fragen  -basa  (-balise) 
antworten  -etdba  (-etabire) 


bitten  -shAba  (shabire) 
danken,  loben  -sstma  (-ssimirt) 
fluchen,  schwören  -rafra  (-raire) 
schweigen,  verschweigen  -issisa  (- 
rise) 

klagen,  seufzen  -gänia  (-ganire) 
grüßen  -rämia  (-ramise)  oder 
(-shurire) 

lehren  -egtssa  (-egisHse) ;  lernen  -yegissa 

(=  sich  lehren) 
zählen  -bdra  (-basirt) 


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Hkkrmakn:  LusTba. 


189 


zeigen  -orika  (-orekire) 
den  Kopf  in  die  Hand  stützen  -hcdta 
itäma 

befehlen,  beauftragen  -tüma  (-tumire) 
verbieten,  verweigern  -dnga  (-angire) 
lästern,  schimpfen  -dyuma  (~dyumire)\ 

sich  zanken  -dyumdna  (-dyumälne) 
streiten   -rwana   (-rtcafne);  -kutigdna 

(-kungtdne) 
kämpfen,  fechten  -tSrana  (-terafne) 
lugen   -blya   (-bdre);    die  Wahrheit 

sagen  =  nicht  lugen 
betrügen  -niaga  ('Tiiagire) 
übervorteilen  im  Geschäft  -ss^ra(-sseire) 
denken,  nachdenken  -teyertm  (-tegerlse) 

aufpassen,  aufmerken 
träumen  -rata  (-rössire) 
wissen,  kennen,  verstehen,  begreifen 

•TTidnia  (-manfre) 
finden  -rönda  (-ronsfre) 
messen ,  versuchen  -rbnga  {-rengire) 
lieben  -gönsa  (-gondiss) 
wollen,  mögen,   wählen,  wünschen, 

begehren  -Snda  (-ensire)',  ich  mag 

nicht  Hrtdünctnda 
warten  -linda  {-linsire) 
lauern,  aufpassen  -una  (-unire);  -teyerha 

(-tegerise) 
fürchten  -ttna  {-tm(re) 
plötzlich  zusammenschrecken  -kabardra 

(-kabarafre) 
sich  schämen  -böna  nshoni (.Scham  sehen) 
ehren  -tangirira  (-tangirfre) 
sich  erschrecken  -itshura  (-etehusire) 
erschrecken,  bedrohen  -känga  (-kangfre) 
sich  freuen  -shemer&rwa  (skenurtrwe) 
suchen,  jagen  -hfga  (-higirc) 
trauern  ku-tca  ne  kibi  (—  sein  mit 

Trauer) 

zürnen  -kwdhca  kmfga  (~  ergriffen 

werden  vom  Zorn) 
vergeben  -garuHra  (-garurire) 
vergessen  -ibtoa  (-ebirwe) 
irren,  fehlen, sündigen  •/akdra(-fakafre) 
gebären  -sara  {-saire) 
geboren  werden  -sartoa  (satrtoe) 


wachsen  -kirr a  (-kusfre) 

hungern-  bdna  nydra  (Hunger  sehen) 

essen  ^lia  (-rire);  Passiv  -tibwa  (-ffnee) 

heißen  -ruma  (-rwntre) 

kauen,  verschlingen  -kangüra(-katiyutrf) 

satt  sein  -iguta  (-igüsstrt) 

dursten  -kvedtwa  irto 

sich  erbrechen  -tdnaka  (-tanakire) 

seine  Notdurft  verrichten  -kunia  (-nuÜre) 

urinieren  -niära  (-niaire) 

menstruieren  -sira  (-sisfre) 

saugen  -6nkxa  (-onkise) 

trinken  -künwa  (-ntcaire) 

sich  berauschen  (an  Wein  oder  Hanf) 

-tamira  (-tamfre) 
sich  berauschen   (an  Tabak)  -sSnga 

(songire) 
den  Sonnenstich  kriegen  -reshtoa 

(-resstrtee) 
waschen,  baden  -oga  (-ogire) 
niesen  -ess&müla  (-essBmutre) 
husten  -körora  {-köröire) 
sich  räuspern  -kukuma  (-kukumire) 
blasen ,  hauchen  -uä  (-üfrv) 
gähnen  -eamüla  (-eamuire) 
schlafen  -biama  (~biam(re)  oder  -nagira 

(-nagire) 

sich  putzen,  stutzerhaft  anziehen  -etteara 
{-etwite) 

wach  sein  -imuka  (-imükire);  wecken 

imutsha  (-imutshire) 
erwachen  -itnukia  (-imukwise) 
ruhen  -hümula  (-humufre) 
Schmerz  empfinden  -ntniea  (-nenfnee) 
heilen  -kira  (-ki&re) 
lachen  -sh&ka  ('Shektre) 
lecken  -rdmba  (-rambtre) 
küsseu  (unbekannt) 
schwitzen  kwa  ne  mpüa  (—  sein  mit 

Schweiß) 
töten  -ita  (-isstre) 

sehen  -b6na  (-bofne),  manchmal  auch 
(-bontre) 

hören  -urira  (-urfre);  horchen  -/ 

oder  -ururisa  (-ururise) 
kosten  -row  (-rorvse) 


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190 


Herrmann:  Lusiba. 


riechen,  stinken  -nuka  {-nukire) 
riechen  (aktiv) ,  schnüffeln  -kaga  (-ka- 

fr) 

fühlen,  berühren,  betasten  -korak6ra 

(-korakostre) 
den  Beischlaf  vollziehen  -tshuga  (-tohu- 

gire) 

zum  Beischlaf  verführen  -shdba  {-ghabfre) 

notzüchtigen  -dmba  {-ämbtre) 

gehen  -gSnda  (-gerutire) 

kommen  -idya  (-isfre);  das  $  im  Anfang  ; 
wird   mit  vorangehendem  a  zum 
Diphthong  zusammengezogen ;  z.  B. 
kandaidya  wenn  ich  komme 

sich  begegnen  -bugängamca  {-bugan- 

landen  =  ausladen  -ikura  {-ikvrtre) 
oder  -ikurüra  {-ikururtre) 

landen  —  ausgeladen  werden,  er- 
reichen, ankommen  -goba  (-gobfre) 

folgen,  verfolgen  -ondtra  {-andire) 

jemandem  begegnen,  treffen  -shdnga 
(shangtrr) 

erreichen  -fka  (-iktre) 

umkehren,  zurückkommen  ~garüka(-ga- 
ruktre);  -shöba  {-shubtre) 

schicken,  senden  -shagdra  {-shagafae) 

eintreten,  passieren,  weggehen,  heraus- 
treten -taha  (-tdtre) 

auftreten  -rtbdia  (-ribassirt) 

einen  Tritt  versetzen,  auskeilen  -fika 
mgere  {-the) 


(-timbtre);  auf  einen  Baum  klettern 
-kuba  (-kubfo) 

hinabsteigen ,  herabsteigen ,  herab- 
klettern von  einem  Berg  oder  von 
einem  Baum  ssongdka  (-ssongakirr) 
-kuburuguka  (-kubuntgukire) 

stehen  -enutr&a  (-rmerebr) ;  aufsteh« 
-Unka  (-imkire) 

stellen  -emeresa  (-aneresire) 

erschüttern,  schuttein  z.  B.  einen  Baum 
-tsh&nda  (-tshunstre)  oft  auch  ver- 
doppelt tshtmdatohünda ,  um  die 
Intensität  auszudrücken 

ausschütteln  vom  Kleide  z.  B.  Staub 
-KvnKitinura ,  \-KiiriKiirnifrir*  i 

zittern  -tshundwa  (-tshunsirw) 

hüpfen  -tshöka  (-tshokire) 

springen  -gurüka  (-gurukire) 

tanzen,  spielen  -o\ya  (-o4re) 

mit  den  Füßen  stampfen  -<nyaÖ,yi 

stolpern,  straucheln  -sMidra  (-ssita&re) 

fallen  -gtea  (-gwfo) 

fallen  lassen  -tdissuka  (-tdi-xukfrt) 

ertrinken  -fa  me\se 

schwimmen  -da  {-mre) 

fließen  -gira  (-gedre) 

trommeln  -tera  ngoma 

tropfein  -tdnia  {-tonirt) 

anschwellen,  voll  werden  -idgüra 
(-idyurh);  vom  Gefäß,  vom  Fluß 
u.  dergl. 

dasein,  bleiben,  wohnen  -ikdra  (-ikafaf) 


laufen,  fliehen,  weglaufen  vor  dem  hocken,  sich  hinhocken  auf  das  Ge- 


Feind -intka  (irükire)  Ton  manch- 
mal auf  der  vorletzten  Silbe 

kriechen  -adyüra  (-adyutre) 

klettern  -kuba  (-kubtre) 

fliegen  -gurüka  {-gurukire) 

fliehen,  entlaufen  (vom Sklaven)  -furüka 
{-furukire) 

verlassen  -rtka  (-rektre) 


saß,  Knie  hoch  -shuntama  {-shun- 
tanäre) 

sitzen,  sich  setzen  nach  europaischer 

Art  -tanddma  (-tandamire) 
knien,  sich  hinknien  auf  beide  Knie 

-tika  mddyui  (-tekire) 
knien,  sich  hinknien  auf  ein  Knie 

-tika  küdyui  kümux 


aufgehen  (von  der  Sonne  usw.)  -shabüka  !  biegen,    beugen    -indmia  (-inamvr); 


{•shabukire) 
untergehen  (von  der  Sonne)  -tmth-a 
(-toweire) 


-itiika  (-inikire)',  -kanddnda  (-kanda- 
mire)  (bedeutet  auch:  weich,  bieg- 
sam machen  im  Wasser) 


hinaufsteigen  z.  B.  einen  Berg  -timba  legen,  aufbewahren  -bika  (-bikire) 


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Herrmann:  Lasiba. 


101 


hängen  (transitiv)  -rerembia  (-rerembise) 
•     (intransitiv)    -rerembitca  (also 

Passiv  des  vorigen) 
henken,  erdrosseln  -niga  (-nigire) 
sterben  -fa  (-ficire);  (oft  hört  man  auch 

-fvxi  statt  -fa 
zwitschern  -dyuidya  (-dytdgUe) 
hinken  -tshumbagira  (-tshumbagire) 
schief,  krumm  gehen  -rerndra  (-remaire) 
abreißen,  trennen,  zerreißen  -tagttra 

(-tagufa) 

abwischen,  fegen  -ererera  (-ererbre) 
anfangen,  vorangehen  -bdnsa  (-bandi&e) 
anklopfen  -kümakd/ma  (-komakomire) 
anzünden  -bätsha  (-baklse) 
arbeiten  -kora  (-kosire) 
aufrollen,  rollen  singa  (-sirtgire) 
aufsetzen  (den  Hut)  -e&hvdka  (-esh- 

wikire),  eigentlich:  yeshtctko,  d.h. 

sich  bedecken 
ausbreiten  -anika  (-anikire),  z.  B.  Zeug 

zum  Trocknen 
bauen  -ombika  (-ombekirr) 
bedecken  -shwtka  (shtcekfre) 
einwickeln,  binden  -kdma  (-komtre) 
Flasche  verschließen  -fundikira  {-fim- 

dürire) 

Topf   mit  Blatt    zubinden  -sASmba 

(shembtre) 
beendigen  -mdra  (-maäre) ;  -aga  {-agire) ; 

kiramara  es  genügt 
bezahlen  -riha  (-rtfre) 
brechen,  zerbrechen  Snda  (-endire) 
brennen  (intransitiv)  -$9orora(-ssoroire), 

ist  auch  das  Anbrennen  der  Speisen 

im  Kochtopf 
brennen  (transitiv)  kokia  (-ökfse) 
bringen,  holen  -Uta  (-letsire) 
eintauchen  -ibika  (-ibiktre) 
erhalten,  bekommen,  empfangen  -tora 

(•tofre);  -abica  (-amce  —  Passiv  von 

-ua,  geben) 
aufsaugen  -f>dka  (-bakire) 
fischen  -dyuba  (-dyubire) 
flechten  -rüka  (-rukire) 
führen  -ebembtra  (-ebembire) 


füllen  -idyusa  (-idyusvre) 
geben  -ua  (-aire) 

ausschütten,  weggießen  -shisha  (she- 
shire) 

ausgießen   (aus  der   Flasche)  -fuka 

(-fukire) 
Fallen  stellen  -tiga  (-tegire) 
faulen,  verfaulen,  verderben  -dyunda 

(-dyunstre) 
graben  -ssimba  (ssimbtre) ;  ackern  -Uma 

(-Umtre) 
begraben  -Hma  nidnga 
greifen,    halten,    festhalten  -Artcafe 

(-kwassire) 
\  hauen ,  schlagen  -tera  (-tetre) 
[  abhauen  -thna  (-temtre) 
Handel  treiben ,  verkaufen  -tunda  (-tun- 

sire) 

heben  -shutura  (shutuirt) 

heiraten  -shwera  (shwrire) 

das  Brautgeld  zahlen  -sserera  (sMrerire) 

hüten  -tissa  (-lissire) 

jäten  -lima  (-limire) 

kaufen  -güra  (-gusire) 

kitzeln  -sigita  (sigitfre) 

kneifen  -kushüna  (-kushunire) 

kochen  -tshumba  (-tshumbtre)  transitiv; 

-bira  (-bisire)  intransitiv 
kratzen ,  sich  am  Körper,  Sago  (-eagire) 

=  ku-ye-  aga 
kratzen,  schaben,  z.  B.  ein  Fell  -kwa- 

riira  (-kwarurtre) 
still  sein  -rika  yömbo 
lassen  -rika  (-rekire) 
verlassen,  wegwerfen,  von  sich  stoßen 

-nag a  (-nagire) 
loschen  -rasa  (-rarüe) 
lösen,  erlösen  -kingura  (-kinguire) 
machen  -gira  (-gitire) 
anlügen,    zum   besten   halten  -Umba 

(-lembire) 
mahlen  -ssa  (-ssaire) 
mischen  =  kämpfen  -tSrana  (-teraine) 
nähen  -bastra  (-basire) 
nehmen ,    hervorholen ,  herausholen 

-iya  (-Tire) 


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102 


Herrmann:  Lasiba. 


öffnen,  z.  B.  Tür  -kinyvra  {-kingwre) 
,  z.  B.   eine  Last  shümurura 
(shumuruire) 

abwehren,  parieren  -kinga  (-kmgire) 

quälen  -kungdna  {-kungaine) 

ärgern,  höhnen  -dyuma  (-dyumire) 

zerreiben  —  mahlen 

anstreichen  -oma  (-omtre) 

retten,  helfen  -dyäna  (-dyunire) 

rösten  -kdra  (-kastre)  (Fleisch  an  Stäb- 
chen oder  im  Gefäß) 

rudern  -buga  (-bugtre) 

säen  -biara  {-biaire) 

sammeln  shombosa  (shombo&e) 

schälen ,  z.  B.  Bananen  -ata  (-assire) 

ausschälen,  bei  Hülsenfrachten  -ton- 
dora  (-tondoire) 

schießen  mit  Gewehr  -tira 

Pfeil  -rdsha  (-rassfre) 

schleifen,  wetzen  -iora  (-wire) 

schneiden  shdra  (shasire) 

stechen  -kasa  (-korise) 

durchbohren  mit  Speer,  Messer  usw. 
-fümula  (-ßtmuirc) 

Loch  bohren  -igtira  {-igtdre) 

stehlen  -iba  (-Mre) 

strafen  Aya  btiri  (die  Rüpelhaftigkeit 

austreiben)  (-tfre) 
tätowieren  -tematema  (-tematemtre) 
tauschen  -hing a  (-hingire) 
teilen,  verteilen  -gdba  (-gabtre);  -ttka 

(-tekire) 
tragen  -hcara  (-hdte) 
treffen  -ttba  (-tebire) 
vertreiben  -binga  (-bingire) 
verbergen     -shereka     oder  sherSka 

(sherektre) 
verwüsten,  verderben,  zerstören  -abia 

(-abise) 

sich  beim  Häuptling  versammeln  zu 
Tanz  oder  Krieg  -tora  (-tofre)  s.  auch 
•  empfangen  - 

zum  Häuptling  zum  Empfang  oder  in 
dessen  Gefolge  gehen  -kurdta  {-ku- 
rasstre)  {-kika  ist  ein  Lugandawort, 


wird  aber  fast  immer  statt  -kurdta 

gebraucht) 
I  verletzen ,  verwunden  -koso  (-korist) 
verlieren  -bitra  (-bwtre) 
verschließen  -kinga  (-kmgtre) 
verstopfen  -igdra  (-tgaire) 
Wunden  verbinden  -tdneka  (-tontkfrt) 
umdrehen,  oben  nach  unten  -indüra 

{-mduire) 
drehen  -garura  (-garuire) 
werfen  -shdbura  {-shabufre);  -tokvUsa 

(-tshuissise) 
zerreißen  -tdgura  (-tagutre);  -teniemdi 

{-teniemuirf) ;  -ata  (-a(Ur) 
zerstreuen  -biba  (-bibirt) 
ziehen  -niurura  (-niurvtre) 
verklagen  -tSidya  {-finstre) 
richten ,  Urteil  sprechen  -ramüra  (-ra- 

mufre) 

besiegen  -sstnga  (ssingire);  -Oma  {4e- 
mire) 

schenken  -gemula  (-gemufre) 

t  $ 

rasieren  -mfnssa  (-mfn*sisr) 

bellen  -boigoka  (-botgokfre) 

anfahren,  anschnauzen,  knurren  -ru- 
rvma  (-rvrumtre) 

trotzen  -tshusa  (-tshurise) 

verachten  -Hra  {sisfre) 

borgen  -eora  (-eoire) 

verborgen  -eow  (-eoise) 

Weg  schließen  durch  einen  darauf- 
gelegten Zweig  usw.  -igdra  (-igdire) 

donnern  -hinda  (•hmsire) 

gewinnen,  Profit  haben  -indüra  (-m- 
duire) 

aufgehalten  werden ,  Verzögerung  ha- 
"i'ii  -/ifrcrcrtca  {- n  t  rennrr  j 

herausgehen,  kommen,  aufstehen  -ruga 
(-rugire) 

zugeben,  bestätigen,  gehorchen  -iktri«3 

(-ikirisfre) 
krank  werden  -ruara  (-ruafre) 
herausholen,  herausheben,  hochheben 

-niukura  (-niukurtre) 
Bitterkeit  schmecken  sharirlnca  {-.<ha- 

rirfrtce) 


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Herrmann:  Luslfia. 


19H 


beneiden  -ssinda  (ssindfre) 
verweigern  -dnga  (-angfre) 
nachsehen,  suchen  -iga  (-igfre) 


ähnlich,  gleich  sein,  sich  ähneln  -shu- 
shdna  {-shushaine)  bei  Dingen ,  shu- 
shandna  (shvshandme  bei  Menschen 


setzen,  legen,  stellen,  hintun,  ablegen  [  sich  wundern,  staunen  -kidshai-kiashfre) 


-ta  (-tatre) 
passieren,   vorbeigehen,    gehen  auf 

einem  Wege  -rdba  (-rabtre) 
rösten,  in  den  Kohlen  braten  -otxha 

{-otshire) 

einladen,  verladen  -xsdbara  (ssabaire) 


l  anstaunen  -shamära  (shamdtre) 
die  Augen   vor  Verwunderung  auf- 
reißen -tumdira  (-tumdfre) 
sich  anziehen  -dyvara  (-dyuatre  oder 
-dyuite)  beide  Formen  haben  dieselbe 
Bedeutung 


aufhalten,  zurückhalten,  verhindern  sich  ausziehen  -dyura  (-dyutre) 


-tdnga  (-tangfre) 


<ich  aufschürzen  -fungirira  (-/ungirire) 


müde  werden,  besiegt  werden  -tömtca  1  aufpassen  -v&süe  (-vessirtse) 

(-lemirtce)  ■  das  Zeug  zwischen  den  Beinen  durch- 

genug  haben,  satt  sein  -igüta  (-igussire)      ziehen  und  hinten  zusammenbinden 

hineinsehen  (z.  B.  in  ein  Loch)  -kuni-      -binda  (-binsire) 

kirim  (-kunikirise)  plötzlich  aufspringen  -ssubuttika  (ssu- 

herumgehen  sönga  (songtre)  butukire) 

betrogen,  belästigt,  aufgehalten  werden  ausspucken  ^tshwa  (-tshtdre) 

-shakünoa  (shakurirwe)  i  durch  die  Nase  ziehen  und  spucken 

gefallen  -gansibica  (-gonstbwe)  -kondöra  (-kondofre) 

vermehren  -too  tidi  (=  h't-ta  o  -ndi,  den  Mund  ausspülen  -dyugüta  {-dyu- 


d.  h.  dort  da/utun  andere) 
vermindern  -ii/äo  ndi  (=  ku-iya  o  ndi, 
d.  h.  dort  wegnehmen  andere)  ndi 
erhält  hierbei  natürlich  sein  ent- 
sprechendes Präfix 
vermindern  -rebhsa  (-rebesstre) 
übertreffen  -kvra  (-kistre)  oder  -ssinga 
schmecken,  kosten  -rosa  (-rosire) 
sündigen,  sich  vergehen,  Unrecht  tun 

-fakdra  (/akatre) 
abnehmen,    weniger    werden  -kiga 
(-ketre) 


gussire) 
auswandern  -tamwa  (-tamtre) 
festmachen  -gumUsa  (-gumisstse) 
Knoten  binden  -shumika  (shumiktre) 
Holz  behauen  shongdra  (shongotre) 
ein  Kind  durch  Schaukeln  beruhigen 

•tshutshurisa  (-tohulskurise) 
blinzeln  -okea  (-okise) 
kastrieren  -shumüra  (shumiAre) 
längliches  Knäuel  binden ,  einen  Strick 

zusammenfalten  -tdka  (-toktre) 
sich  unterhalten,  sich  beraten  -fumdra 


abreißen  (Rinde  vom  Baum),  quetschen,  spazieren  gehen,  herumgehen  -bunga 


Haut  abstoßen  (von  der  Schlange) 

-shushubüra  (sh  ush  u  bufre) 
Abschied  nehmen  -rdga  (-ragtre) 
abhäuten,   das  Fell  abziehen  -tcdga 

(-icagfre) 

trocknen  (intrans.)  -köma  {-komire) 

(trans.)  -kdmessa  (-komcsdie) 


{-bungtre) 

herumschicken  -bundya 

ansehen,  betrachten  -reba  (-rebire)  oder 
•ro/a  (-rältre)  idyordlef(=  idya  u  role) 
komm ,  du  mögest  sehen ,  komm  und 
sieh  selbst!  hierher  geschaut!  Auf- 
gepaßt ! 


Mitt  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprühen.  1904.  UAbL 


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194 


Hkrrmann:  Lusiba. 


Zwei  Tierfabeln. 

In  der  ersten  Zeile  stehen  die  Worte  so  wie  sie  beim  Erzählen 
wirklich  ausgesprochen  und  zusammengezogen  werden;  in  der  zweiten  Zeil? 
stehen  die  grammatikalisch  richtigeren  Formen  bzw.  die  Zerlegung  der 
zusammengezogenen  Wörter  und  der  Konjugationsformen. 

ntdle  yasarenyüdyu  yasarenkuba  yasartmbogo 

ya-sara-nyüdyu 

Die  Löwin  gebar  den  Elefant,  gebar  den  Blitz,  gebar  den  Büffel. 


gebar    den    Leopard,    gebar    das    Hartebeest,     gebar    das  Nilpferd, 
yasarenyam&shwa      sona    bagSnda       huhiga.  enyuma 

ba-gSnda  nyuma 
gebar  die  wilden  Tiere  alle;  sie  gingen  zu  jagen.  Dahinter,  d.  h.  nach  ihnen 

rudidya  Lutshunkubdka  ruamuamisi 

ru-a-idya  ru-a-m-üa  masi 

kam  (Eigenname  eines  bösen  Geistes)  er  gab  ihr  (der  Löwin)  Kot, 
yagalia.      tcaigoro  bwandbe  baidya     bona  yabagambira 

ya-ga-lia  bwana-be  ba-tdya  ya-ba- gambrra 

sie  aß  ihn.    Abends       ihre  Kinder       sie  kamen  alle,    sie  sagte  ihnen: 

Lutshunkubdka    rudmpa   masi        nalia  nintina  rutatuta 

ru-a-rnpa  ru-ta-ni-ite 
L.  er  gab  mir  Kot,  ich  aß,  ich  fürchtete,  daß  er  mich  löte. 

(er  möge) 

Smptssi        agdmba  rulinds  ndyendutte. 

ya-gdmlta  n-ru- linde  ndye-  n-ru-U* 

Der  Leopard    sprach,    ich  möge  ihn  erwarten,  laßt  mich  kommen,  laß  mich 

(will)  ihn  töten,  d.  h.  ich  werde 

ihn  schon  töten. 

kaibabalio  ruaidya         yorubdna  mir&mbo 

ka-ra-ba-alio  ru-a-idya     ya-ru-buna  mu-irembo 

Als  er  (der  Leopard)  dort  war,  kam  er  (L.);  er  sah   ihn   in   der  Tür. 
(als  er  war,  er  ist  dort) 

nina  yagirati  ndnro.  imptssi      yaraböna  yarudna 

ya-gira  ati  ya-ru- Ikitui  ya-ru-ttna 

seine  Mutter  sie  machte  so:  da  ist  er.    Der  Leopard  sah  ihn,  fürchtete  ihn: 

mow  tinduÜe  ilia  masi.  tcaigoro  bagaruka. 

tin-ru-iie  ba-  garuka 

•  Mutter!  ich  möge  ihn  nicht  töten!  iß  den  Kot!-  Abends  kehrten  sie  zurück. 

(kann)  (die  Kinder) 

yabagambira  narutina.  nyüdyu  agirah 

ya-ba- gambira  na-ru-ttna  a-gira  ah 

Kr  (der  Leopard)  sagte  ihnen:  ich  fürchtete  ihn.    Der  Elefant  er  machte  so. 

(den  Geist) 


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Hkrrmann:  LttNiba. 


195 


yarulinda.         balmya        bagenda.       nyitma   Lutsh.  ydtdya  nyvdyu 
ya-ru-linda  ba-g&nda  yo-idya 

eigtl.  near- 
er erwartete  ihn.  Die  andern  gingen  fort.    Nachher  L.    er  kam,  der  Elefant 

yanMna      yotfna       yagirati         matte  Uta    mdst.        walgoro  b&dya 
ya-ru-bdna  ya-ttna    ya-g4ra  dti  ba-idya 
sah  ihn,    fürchtete  er  machte  so:  «Mutter  iß  den  Kot!«    Abends  kamen  sie 

(sagte) 

bwdna  bona  yabagambira  nashvwa 

ya-ba-gambira 

die  Kinder  alle.    Sie  (die  Löwin)  sagt  ihnen:  ich  bin  zurückgekehrt 

(ich  habe  schon  wieder 

nagalia                masi.             bagambirdna  noararvuia 

na-ga-lia                                 ba-ga  mbirdna  noöa-ra-linda 

ich  habe  ihn  gegessen  den  Kot  sie  sprachen  zueinander:  wer  wird  warten? 

Kot  gegessen)  (aufpassen) 

bagambati         kiaUma        hnpissi      he      nyüdyu  nöaraküa 
ba-gdmba-ati     ki-a-lhna  noÖa-ra-ki-tta 
sie  sprachen  so:  es  besiegte  den  Leopard  und  den  Elefant,  wer  wird  es  töten? 

(#i  —  es  bezieht  sich  hier  auf  kintu  das  Ding,  das  böse  Ding) 

yagurdho  nküba  yatcilinda  yagambirenine 

ya-gura-o  ya  -  ki-  linda  ya -gambira  mna 

Wo  er  trat  hervor  der  Blitz,  er  erwartete  es,  er  sagte  zu  seiner  Mutter: 

karuaidya  rukakugambira  ilia  masi   ,  nence 

ka-ru-ra-ldya  ru-ka-ku- gambira  ne  (u>e 

besser:  ka-ru- ku- 

Wenn  er  (der  Geist)  kommt,  wenn  er  dir  sagt:  iß  den  Kot  und  du 

rugambire         nÄtce    ugalit.  kayaikdra  ruä'idya 

u-ru- gambire      ne(we  u-ga-lie  ka - ra - ikdra  rua-fdya 

sage  ihm:     -und  du  iß  ihn».    Als  er  blieb  (der  Blitz)  kam  er  (der  Geist), 
(iß  ihn  auch) 

n-ku-ue 

er  sagte     der  Mutter:  gib  ein   Körbchen,   daß  ich  dir  gebe  Kot; 

yamgambira        nAtce    ugalii.         kayamgambira     ruaidya  kumita 
ya-m- gambira     ne  kce  u-ga-li#    ka-ra-m- gambira  ru-a- idya  ku-mita 
sie  sagte  ihm:  »und  du  iß  ihn«.  Als  sie  ihm  sagte,  kam  er,  um  sie  zu  töten ; 

nkvba     yaruga         iguru  yandta  yarusherika 

ya-rvga  ya-ru-Üa  ya-ru-  sherlka 

der  Blitz  kam  aus  dem  Himmel ,  er  tötete  ihn  (den  Geist),  er  versteckte  ihn ; 

bwandbe     baidya  bambdsa  maiie  tcagaUa 

ba  -  idya  ba-m-  bdsa  wa-ga-lia 

ihre  Kinder  kamen,  sie  fragten  sie  (die  Mutter):  Mutter,  hast  du  den  Kot 

18« 


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196  Hkbbmank:  Lusiba. 

masiH  yaikirisa  nagälia.  nkuba  yagdmba 

ya  -  iktrtsa  na-ga-  lia  ya-gdmbc 

gegessen?    sie   gab   zu:   ich   habe    ihn    gegessen.      Der   Blitz  sagte: 

nartdta.  balmy  a     bagirati         nobiya       yagdmba  ms  Autirr 

na-ru-ita  ba - gvra  ati     no-b&ya    ya-gdmba  m-shitiärt 

ich  habe  ihn  getötet.     Jene  machten  so:  »du  lügst* ;  er  sagte:  hebt  ihn  auf. 

bashutura  balita  babina  bamssima 

ba-shu  tiira  ba-m-  ssfma 

sie  hoben  auf  (den  Geist),  sie  brachten,  sie  sahen,  sie  lobten  ihn  (den  Bliui: 

ulimsh&dya  bamardtbilo         bibili        ninabo  yarudra 

u-li-  mshAdya  ba-mara  bilo 

du  bist  ein  Mann;  sie  beendigten  Tage  zwei,  ihre  Mutter  wurde  krank, 

(blieben) 

yabita         yabagambirdti         naidya         kitfa.         nyugu  naküa 
ya- ba- Ma  ya •  ba •  gambira  ati     na-tdya  na- kv~ia 

sie  rief  sie,  sie  sagte  ihnen  so:  ich  komme  zu  sterben.  Nilpferd,  ich  gebe  dir 

(ich  werde  bald  sterben) 

mAse       nyüdyu         naküa  irung»,     ntdie  nakuirungu 

na-kti'ua  irnngu 

das  Wasser,  Klefant,  ich  gebe  dir  die  Wildnis ,  Löwe,  dir  gebe  ich  d.  WildnU, 

nyam&shwa     Sana  nakwnkngu  bdntu 

na-ku'Üa  iriingu 

wilde    Tiere    alle    dir  (euch)    gebe    ich    die   Wildnis,    die  Menschen 

barabababeita  nkvba  rmcano- 

ba-ra-ba-ba-ba-Tta  rmtana 
sie  werden  sein  sie  töteten  sie,  Blitz,  Kiod 

(d.h.  den  Menschen  soll  es  bestimmt  sein,  sie  zu  töten) 

wdnge    nkura  nakueigüru.  ubtnoita 

wdrtge  na-kv-ua  iguru  übe  no-Üa 

mein  großes,   dir  gebe  ich  den   Himmel.     Du  mögest  sein,   du  tötest 

(dir  soll  es  gegeben  sein,  zu  töten) 

bdntu.         inii       ndfa  ilöko  rmctdhe. 

die  Menschen.    Ich,  ich  sterbe,  vorwärts,  geht! 
(eigtl.  ich  starb) 


emptssi         na        kämt  nabaniendbo  bagurhUe. 

tie  he  bantna  babo  ba-gura  inte 

Der  Leopard   und   der  Hase   und  ihre  Mutter  kaufteu  Rindvieh. 

emptsst       yagdmba  iutte  banien&tehtoe.  impissi  yatia 

tu-Qe  ba-ninettshwe  ya-ita 

Der  Leopard    sagte:     laßt  uns  töten  unsere  Mütter.    Der  Leopard  tötet*. 


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Herrmann:  Lasiba.  197 

kämt  yashtrtka      yamrtmba       gmpUsi  ntinamutta  matte 

ya-m-Umha  nti-na-m-ita 
Der  Hase  versteckte,  er  betrog  denLeopard:  »also  ich  habe  die  Mutter  getötet.« 

hnptssi      yagenda        kulissente.  kÜo  khtdi  kämt  yaltssa 

ku'ttssa  enU 

Der  Leopard    ging    das  Vieh  zu  hfiten.    Den  andern  Tag  hütete  der  Hase, 

ya-bdsa 

er  ging,    er  aß    bei  der  Mutter.      Der  Leopard   fragte  den  Hasen: 

ntiwalidki  ya-gambati        ndlia  bwhawakirämba. 

nti  wa-lia  kiki  ya-gdmba  ati  busha  bwa  kirhnba 

was  hast  du  gegessen?    er  sprach  so:    -ich  aß    Kot    des  Rindviehs.« 

SmpUsi      yagdmba  kanshubtyo  ngende 

ka-n-sk&be-o 

Der  Leopard  sagte:  und  ich  möge  dorthin  zurückkehren,  ich  möge  gehn, 

kalie*  kayagtnda      yalia  yasharirirtDa  mükdnwa 

richtiger:  ka-tidie' 

und  ich  möge  essen;  und  er  ging,  er  aß,  er  hatte  Bitterkeit  im  Mund; 

yashuba  athcandSmba.  btcdnkia         kdmi  yagf-nda 

ati  tca-ni-lSmba 

er  kehrte  zurück :  «so  betrogst  du  mich.«    Den  andern  Tag  ging  der  Hase 

kulUsa    yarumtea  nydra  yaghxda     kttiia  tearitna. 

ya  •  rvmica 

zu  hüten,  er  wurde  vom  Hunger  geplagt,  er  ging  zu  essen  bei  der  Mutter. 

hnpissi     yagenda  kutegerisa  yaurira         yalia  yaitanfna 

ya-tta  nina 

Der  Leopard  ging  aufpassen,  er  hörte,  er  aß  (d.  Hase);  er  (d. Leopard)  tötete. 

kdmi.  kdmi  atmdamlimba 

ö  kdmi  ati-nda-m-lemba 
die  Mutter  des  Hasen.    Der  Hase  (sagte):  »so  werde  ich  ihn  betrügen.« 

yagenda  kuitente  nemptssi  tatfo. 

ku-Üa-Snie  ne-impUsi 
er  ging  zu  töten  ein  Rind,  und  der  Leopard,  er  ist  nicht  dort  (abwesend). 

yagibdga  yatwdla  magü/a  yatammwdnda 

ya  -  dyi  -  bdga  ya-ta-  mu  -  mtcdnda 

er  (der  Hase)  zerteilte  es,  er  nahm  die  Knochen,  er  legte  auf  den  Weg 

gobalikurdba  minofu  yatamgxcigaire. 

go-ba-li-ku-rdba  ya-la-mu  gu-igäire 

richtiger:  gv~o-  (hier  ist  zu  erganzen:  mtcdnda) 

den  wo  sie  sind  zu  passieren,  das  Fleisch  legte  er  auf  den  verschlossenen  Weg. 
(den  sie  passieren  mußten) 


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108  Herrmann:  Lusi'ba. 

ihhce      yata  mrutatmga  tntrsataha 

mu-rutotenga  Snte  sa-taha 

Den  Kopf  steckte  er  in  zugewachsenes  Wasser,  das  Rindvieh  (das  andere) 

yagambirimpissi  kirembotnwt 
ya-gambira  empissi  kirtmba  omrr 

gingen  fort  (nach  Haus).    Er  (der  Hase)  sagte  dem  Leopard:  ein  Rindvieh 

yagtca  mrutaienga.      empissi         agirati  tugtnde  tuige 

fiel    ins  Moor.  Der  Leopard  inachte  so:  laßt  uns  gehen,  laßt  uns  nachsehen; 

batmka        bagtnda     bakibdna       ntikwäta  tuiyiho 

(nti  —  so)  tu-iya-o 
siestanden  auf,  siegingen,  sie  sahen  es.  »So  ergreife,  wir  wollen  es  hier  herausholen. 

bakwata           banhücura               baiydho             mtugüsha.  kdmi 

ba-iya-o  lhtwe-g&sha 
sie  faßten  zu,  sie  hoben  hoch,  sie  holten  dort  heraus  nur  den  Kopf.    Der  H*m- 

(den  leeren  Kopf) 

yagambiremptssi :              kakugambira                 hmhtküre  mopla 

n-ka-  ku -gambira  tu  •  ntukvrf 

sagte  dem  Leopard:  ich  hatte  dir  gesagt,  laßt  uns  hochheben  langsam, 

iraniuknra  na  mani         thtuw  baaunaaa  baoaruka. 

ba-gu-niga 

du  hast  hochgehoben  mit  Gewalt.  Den  Kopf,  ihn  warfen  sie  weg ;  sie  gingen  zurück. 

kämt  yagambir&mptssi  rabamwdnda  gvjigahre 

rdba  mtcanda  gu  -  igatrt 

Der  Hase  sagte  dem  Leopard:   Gehe  auf  den  Weg,  der  verschlossen  ist. 

(er  war  verschlossen.» 

empissi         yaydnga  ndarawogu  gvlUcurdba  bdntu. 

ya-ye-dnga         nda-räba  Ögu  gu-U-ku-rdba 

besser:  baligukwrdba 
Der  Leopard  weigerte  sich:  ich  werde  diesen  gehen,  welchen  sie  gehen,  die  Leute. 

kdmi    yagambdti      iloko!         empissi    yagbida  nyirdnda  rnagüfa 

richtiger : 
ya  •  go  -  rvtuln 

Der  Hase  sagte  ihm:  Vorwärts!   Der  Leopard  ging,  er  fand  sie,  die  Knochen 

rie  kdmi        yagenda      narönda        mmöfu  bagoba  mtrabo. 

und  der  Hase    ging,      er  fand    das  Fleisch,  sie  erreichten  bei  sich. 

(die  Fleische)         (kamen  nach  Hause) 
hnplssi  yalirammtcdnda  yamara  kamt  kotsha 

ya-lia  mu-mtodnda  a- ka-vtshn 

Der  Leopard    aß  auf  dem  Wege,    er  beendete,    der  Hase     er  röstete 

(es  aß  alles  auf)  (er  hatte  geröstet) 

empissi        aikdra  nariba  yamshdba  kdmi  navüf 

ya-ikara        na-ya-riba  ya-m-shdba  ne  imf 

der  Leopaixl   er  blieb  und  er  betrachtete,  er  bat  den  Hasen:    -und  ich. 


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Herrmann:  Lusiba.  199 

mpae        nydma  ndie~  yomgirati         yow  wdlia 

gieb   mir   Fleisch,    daß   ich   esse.»     Kr  sagte   ihm:    deins    aßest  du? 

wamdra  kdmi      gambira  kwtyelUxo  ttmn 

ya-gamb{ra  u-ku-  tye  lUso 

beendigtest  du?    Der  Hase    sagte:   du  mögest  dir  ein  Auge  herausnehmen, 

yagirati  iloko  iydmo  yaiynmo 

ya-gira  ati  iya-mo  ya-tya-mo 

er  (Leopard)  sagte:  vorwärts,  nimm  es  hier  heraus;  er  nahm  es  heraus, 

yamüa    nydma  yagirati  shuba  uiytmo  n/bi 

ya-m-ua  ya-gira  ati  u - (ye •  mo  ne-ibi 

er  gab  ihm  Fleisch.   Kr  (Hase)  sprach:  kehre  zurück,  nimm  heraus  und  dieses, 

(nimm  auch  noch  das  zweite  heraus) 

mpaS        ndyindi  yamidya  yamua 

M-ltndi  ya-m-iya  ya-m-ua 

gib  mir  und  jenes,  er  nahm  es  ihm  heraus,  er  gab  ihm  (Fleisch), 
(gib  mir  auch  das  andere) 

yamdra  V^fa- 
er  beendete  es,  er  starb  (der  Leopard), 
(als  es  beendet  war,  starb  er) 


Sprichwörter. 

bwentt  nio  bwinu  altkugdmba  ntnkta  na  bSya 
heute  ist  heute;  er  sagte:  morgen,  er  lügt 
(Morgen,  morgen,  nur  nicht  heute,  sprechen  alle  faulen  Leute.) 

utabon&npia  ukaUntemüla  nküru 

du  mögest  nicht  sehen  das  neue,  du  hattest  zerrissen  das  alte. 
(Wer  den  Pfennig  nicht  ehrt,  ist  des  Talers  nicht  wert.) 

koabofnt  nikokdue 
wo  du  hast  gesehen,  das  ist  deins. 

(Besser  ein  Spatz  in  der  Hand,  als  zehn  auf  dem  Dache.) 
rokunhakitrxra  rusönga 

rvgendo  rüa  ku-shakünca  rüa-s6nga 
der  Weg  des  Betrogen  wcidens.   der  Weg  ging  herum;  d.h.  wenn  du 

auf  dem  direkten  Wege  nicht  gehen  kannst,  so  gehe  herum. 
(Kile  mit  Weile.) 

ngSnde  niemanire  (na -ye-  manire) 

ich  möge  gehen,  ich  habe  mich  gekannt;  d.h.  als  vorsichtiger  Mann 
habe  ich  mich  mit  allem  nötigen  versehen;  ich  bin  bereit,  reisefertig 
usw.  (entspricht  dem  Sprichwort  der  Zanzibaritcn :  hakiba  kibindöni). 

bäntu  tibasstrmca 
den  Leuten  wird  nicht  gedankt. 
(Undank  ist  der  Welt  Lohn.) 


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200 


Herrmann:  Lusiba. 


kibitshdnge     nitsho      kirungi     (zu  ergänzen  kintu) 
mein  schlechtes  Ding  das  ist  schon. 

(Jeder  Narr  liebt  seine  Kappe;  die  Geschmäcker  sind  verschieden.) 

tiälio         mtimea       gxworisa  guno 
(ku -rosa  schmecken,  -roresa  etwas  schmecken) 

es  gibt  keinen  Mund,  er  schmeckte  dort  (der  von  ferne  schmecken 
kann),  d.  h.  laß  mich  kosten,  vielleicht  schmeckt  mir  gut,  was  dir 
schlecht  schmeckt  (de  gustibus  non  est  disputandum). 

Das  Vaterunser. 

(Die  unterstricheneu  Worte  sind  dem  Kisualieli  entlehnt.) 
Ish&tshtct,  alio  muigiiru. 
htssime  ibdra  Haue. 

mani  gaue  gaidye  hteitu.  tubikirise  bigdtnbo  biaue  muiguru  ne  muhmu-mgv. 
biokülia  bettu  titpa?  büo  bona. 

utugarurire  katura/dkara ,  ne.  htrabagarurira  bantu  bobaire  bafakairt. 
umirutshe  mximu  ihbi  mumigänya  yeitu  ne  utttige  bübi  bona, 
ne  buküru  bona  ne  mani  gdna  ne  mögest  göna  nigo  gaue  tängu  wdiU 
busima  milele.  Amino. 

Unser  Vater  er  ist  im  Himmel;  wir  wollen  Deinen  Namen  preisen; 
Deine  Kraft  komme  zu  uns ;  wir  wollen  Deinen  Reden  gehorchen ,  im  Himmel 
und  auf  Erden;  unser  Essen  gib  uns  alle  Tage;  vergib  uns,  wenn  wir  sün- 
digen, und  wir  werden  den  Leuten,  welche  sündigen,  vergeben;  vertreibe 
den  bösen  Geist  in  unsere  Herzen  und  nimm  von  uns  weg  alle  Schlechtig- 
keit; und  alle  Macht  und  alle  Kraft  und  alles  Wissen  das  ist  bei  Dir  voo 
Ewigkeit  zu  Ewigkeit  Amen. 

Proben  von  Namen. 

1.  Männlich. 

Ktssebuka,  Bwama,  Radiümbu,  Tegametsho,  Katshuvo,  Muht,  Munidge, 
Katavasi,  Bntcdnga,  Luessabula ,  Kira,  Lubangirdna ,  Msskkula,  BiaF/usfw. 
Vatshuvira ,  Kadyahüra,  Kabikome  ,  Kagoko,  Kdnht,  Bandthu,  Bintatunce. 
Rvandüru,  Luabuyüngu,  Kabtc&ra,  Tshobia,  Ruitdma,  Kildli,  Gtmbua ,  A"w- 
kamare ,  Lutdssekwa. 

2.  Weiblich. 

Kiänge,  Niabuhoro,  Mirind&ra,  Kampa,  Tegdna,  N&h&ka ,  Kalkum, 
M/ura,  Biiindt Bnkakiya,  Indura ,  Btcem&ro ,  Yambika,  Mkatundu ,  Garat- 
gätni,  Mkaruani,  Tunire,  Ngumissa,  Ndimuno,  Tindibensa,  Mkanise,  Twdübva, 
Ntandirege,  Bukisa. 


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201 


Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 

Von  Carl  Meinhof. 


Einleitung. 

Vom  August  des  Jahres  1902  bis  zum  Februar  1903  habe  ich  mich  in 
Sansibar  und  Deutsch  -  Ostafrika  aufgehalten ,  um  meine  phonetischen  Beob- 
achtungen an  Ort  und  Stelle  nachzuprüfen,  zu  berichtigen  und  zu  vervoll- 
ständigen. Ich  habe  meine  Untersuchungen  auf  eine  große  Anzahl  von 
Sprachen  der  Bantugruppe  ausgedehnt  und  auch  versucht,  in  Sprachen  ein- 
zudringen, welche  nicht  zu  dieser  Gruppe  gehören.  Selbstverständlich 
waren  diese  Forschungen  sehr  verschiedener  Art.  Im  Suaheli  sind  z.  B. 
die  grammatischen  Formen  längst  festgelegt  und  gut  bekannt.  Ich  konnte 
mich  also  hier  auf  das  beschränken,  was  umstritten  oder  sonst  zweifelhaft 
war.  Im  Sambala  waren  umfassende  Vorarbeiten  geschaffen  —  meine  Auf- 
gabe konnte  hier  nur  sein,  an  den  Stellen  einzugreifen,  wo  meine  Vorgänger 
ein  sicheres  Resultat  nicht  gefunden  hatten.  In  anderen  Sprachen,  wie  in 
den  Sprachen  der  Mbugu  und  der  Ndorobo,  fehlten  alle  Vorarbeiten.  Hier 
mußte  ich  versuchen,  Erstlingsarbeiten  zu  schaffen. 

Selbstverständlich  waren  auch  die  Gewährsmänner  für  die  einzelnen 
Sprachen  an  Zahl,  Intelligenz  und  Zuverlässigkeit  verschieden.  Auch  war 
die  Zeit  sehr  verschieden,  in  der  ich  diese  Gewährsmänner  zur  Verfügung 
hatte.  Und  schließlich  ist  in  den  Tropen  die  Sicherheit  der  Beobachtung 
noch  mehr  als  in  Europa  durch  die  größere  oder  geringere  körperliche 
Frische  des  Beobachtenden  beeinflußt.  Dementsprechend  ist  der  Wert 
dieser  Sammlungen  natürlich  sehr  verschieden,  und  ich  werde,  ehe  ich 
Zusammenfassendes  sagen  kann,  erst  auf  jede  einzelne  Sprache  im  besonderen 
eingehen  müssen.  Ich  beginne  mit  den  Bantusprachen  und  gebe  im  folgenden 
zunächst  einen  kurzen  Aufsatz  über  die  bekannteste  und  wichtigste  Sprache 
Ostafrikas,  das  Suaheli. 

Daß  es  mir  ermöglicht  ist,  die  Untersuchungen,  über  deren  Ergeb- 
nisse ich  in  den  folgenden  Studien  Rechenschaft  ablege,  an  Ort  und  Stelle 
vorzunehmen,  verdanke  ich  der  Gnade  Sr.  Majestät  des  Kaisers,  durch  die 
mir  die  nötigen  Mittel  aus  dein  Allerhöchsten  Dispositionsfonds  bei  der 
Reichskasse  bewilligt  wurden,  dann  aber  auch  den  maßgebenden  Persön- 
lichkeiten im  Reichsschatzamt,  im  Kolonialamt  und  im  Kultusministerium, 
welche  die  Gewährung  dieser  Mittel  so  wirksam  befürwortet  haben. 

Außerdem  ist  es  mir  ein  Bedürfnis,  allen  den  Herren  Beamten  und 
Missionaren,  Deutschen  und  Engländern,  die  eifrig  und  nachhaltig  meine 


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1 


202  Meinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 

Forschungen  unterstützt  haben ,  meinen  aufrichtigen  Dank  auch  an  dieser 
Stelle  auszusprechen.  Ich  hoffe,  daß  meine  Studien  fur  die  Entwicklung 
der  deutschen  Kolonie  von  Nutzen  sind,  und  daß  sie  den  Herren,  die  prak- 
tisch mit  den  Sprachen  Afrikas  zu  tun  haben ,  ihre  Arbeit  erleichtern  werden. 
Wenn  diese  Hoffnung  mich  nicht  tauscht,  so  bitte  ich,  diese  Studien  als  ein 
geringes  Zeichen  meines  Dankes  anzusehen. 

L  Suaheli. 

Quellen. 

1.  Abdurrahman  bin  Sadiq,  geb.  in  Sansibar,  Araber,  Dolmetscher  bei 
dem  deutschen  Konsulat  in  Sansibar. 

2.  Djuma  bin  Abdallah,  geb.  in  Maskat,  wohnt  in  Sansibar. 

3.  Osman  bin  Said,  ein  Beduine  aus  Jemen  vom  Stamm  der  Kunud. 
(Miqdad  el  Kindi),  30  Jahre  alt,  Dolmetscher  beim  Kaiserlichen  Bezirksamt 
in  Daressalam. 

4.  Mwalim  Nusra  bin  Mauliid,  geb.  in  Amu,  wohnt  in  Daressalam. 

5.  Omar  bin  Stambul,  ein  Suaheli,  zweiter  Wali  in  Tanga. 

6.  Hamed  bin  Hamis  aus  Mvita. 

7.  Der  Schreiber  Shame  in  Wilhelmsthal,  ein  Suaheli. 

Die  bereits  sehr  umfangreiche  Literatur  des  Suaheli  setze  ich  als  be- 
kannt voraus. 

In  S.  54  f.  meiner  -Lautlehre-  hatte  ich  nachgewiesen,  daß  i  und  « 
im  Suaheli  doppelte  Funktion  haben,  sie  stehen  statt  des  ursprünglichen  t 
und  u  und  statt  i  und  u  (i  und  tl).1  Meine  Untersuchungen  bezogen  sich 
also  darauf,  ob  dieser  Unterschied  in  der  heutigen  Aussprache  des  Suaheli 
noch  hörbar  ist.  Abdurrahman  glaubte  einen  solchen  konstatieren  zu  können, 
indem  er  z.B.  das  u  in  tuma  »senden«  (urspr.  «)  dem  o  ähnlicher  fand 
als  das  «  in  mafuta  »Fett«  (urspr.  «).  Ebenso  in  tukana  «schimpfen«,  yule 
»jener«  (urspr.  «)  hzw./uga  -Tiere  zahmen«,  müca  »einen  Fluß  überschreiten • . 
xmma  »brausen«  (urspr.  «).  Bei  den  ersteren  Lauten  zog  er  die  Mund- 
winkel ein,  bei  den  letzteren  (in fu-,  vu~)  nicht. 

Ähnlich  lag  die  Sache  bei  *  und  t;  »- Laute,  die  als  Vertreter  von 
urspr. i  auftraten,  sprach  er  mit  eingezogenen  Mundwinkeln,  t- Laute,  die 
fur  urspr.  i  eintreten,  mit  breitem  Munde  (auseinandergezogenen  Mund- 
winkeln). Jedoch  liegt  die  Sache  offenbar  so,  daß  die  Silben  fu,  ru,  ii, 
si,Ji,  dji,  zi,  vi,  in  denen  allein  ja  ursprünglich  geschlossene  (schwere) 
Vokale  auftreten,  durch  die  Veränderung  des  Konsonanten  schon  genügend 
von  den  Silben  unterschieden  sind,  die  offene  Vokale  enthalten,  nämlich 
ku,  tu,  pu,  u  (gu),  ki,  H,  pi,  i,  Ii,  tri.   Für  das  Sprachgefühl  des  Suaheli 

1  Ich  habe  in  meinem  «Grundriß  der  Bantusprachen«  statt  i  und  p  einfach 
i  und  u,  statt  i  und  «/  aber  »  mid  u  geschrieben.  Ich  halte  obige  Schreibung  für 
korrekter  und  habe  sie  deshalb  jetzt  eingeführt. 


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M eikhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


203 


liegt  also  der  Unterschied  der  beiden  Silben  nicht  mehr  im  Vokal,  sondern 
im  Konsonanten,  und  er  glaubt,  daß  er  die  Vokale  etwas  verschieden  spricht, 
weil  ein  anderer  Konsonant  vorhergeht,  und  nicht,  daß  der  Konsonant 
durch  den  anderen  Vokal  erst  hervorgerufen  ist.  Aber  selbst  wenn  ein  so 
sorgsam  beobachtender  Mann  wie  Abdurrahman  einen  Unterschied  heraus- 
zuhören glaubt,  so  ist  doch  für  die  Sprache  im  allgemeinen  ein  solcher 
noch  nicht  festzustellen.  (Allerdings  hat  Nusra  aus  Amu  mir  die  Vokale 
ebenso  vorgesprochen,  und  beider  Aussprache  stimmt  mit  meinen  theoretischen 
Anschauungen  uberein).  Aber  ich  habe  beim  Gesang  in  den  Gottesdiensten 
der  U.M.  in  Sansibar  und  Kiungani  wochenlang  last  täglich  zugehört,  und 
es  ergab  sich,  daß  ganz  zweifellos  manchmal  zum  Schluß  der  Zeile  «, 
manchmal  u  gesungen  wurde.  Ich  hörte  aber  bald,  daß  hier  kein  etymo- 
logischer, sondern  lediglich  ein  musikalischer  Grund  vorlag;  blieb  die  Stimme 
schweben  nach  dem  ersten  Halbvers  des  Psalmes,  so  klang  der  Vokal  wie 
«,  sank  die  Stimme  am  Schluß  des  zweiten  Halbverses,  so  klang  der  Vokal 
wie  «,  in  beiden  Fällen  ohne  Rücksicht  auf  die  Etymologie.  Ich  bin  des- 
halb der  Ansicht,  daß  Abdurrahmans  und  Nusras  abweichende  Mundstellung 
in  /«,  oti,  Ji  usw.  besser  auf  die  Bildung  der  Frikativlaute  als  auf  die  der 
Vokale  zurückzufuhren  ist. 

Danach  war  das  Resultat  in  bezug  auf  den  Unterschied  von  u  und 
u,  t  und  i  negativ. 

Zu  demselben  Resultat  kam  ich  bei  f  und  *,  g  und  o,  nur  noch  mit 
größerer  Bestimmtheit.  Meine  Behauptung  auf  S.  55  des  ■Grundriß«,  daß 
ona  «sehen«  ein  g  habe,  während  sonst  q  im  Suaheli  vorkommt,  ist  un- 
richtig. Sämtliche  Suaheli,  die  ich  gesprochen  habe,  sprechen  alle  e  und 
o  gleich,  und  zwar  nicht  ganz  so  weit  wie  die  Südafrikaner,  offenbar  aus 
dem  Grunde,  weil  sie  nicht  f  und  g,  g  und  g  zu  unterscheiden  haben.  Man 
könnte  also  phonetisch  beide  Laute  als  g  und  g  schreiben  und  halb  offen 
(halbweit)  nennen.  So  z.  B.  ist  auch  in  yeht  »unser«,  teevi  (statt  tea-ivi) 
•  die  Diebe«,  wehgi  (statt  wa-ingi)  -viele«  das  e  derselbe  Laut  wie  in  anderen 
Suaheli  worten. 

Die  bisherige  Auffassung  der  Semivokale  tr  und  y  bedarf  aber  der 
Berichtigung;  to  steht  nach  S.  54  «Grundriß«  für  urspr.  r,  in  anderen  Fallen 
vgl.  S.  62  «Grundriß«  ist  es  aus  urspr.  u  entstanden.  Gutsprechende  Suaheli 
machen  zwischen  diesen  beiden  te  einen  deutlichen  Unterschied,  z.  B.  in 
teatku  «Leute-  (urspr.  v)  klingt  «?  an  v  an,  also  konsonantisch,  in  aka- 
mwambia  «und  er  sagte  zu  ihm«  klingt  u?  ganz  wie  kurzes  it,  woraus  es 
entstanden  ist,  also  vokalisch.  Ich  glaube,  eine  Unterscheidung  der  beiden 
Laute  würde  die  geschriebene  Sprache  in  vielen  Fällen  leichter  verständlich 
machen. 

Damit  hängt  es  zusammen,  daß  das  u  nach  m  vor  folgendem  Kon- 
sonanten in  der  Schrift  ganz  ausgelassen  wird.  Gibt  man  aber  sorgsam 
acht,  so  findet  man,  daß  dies  u  tatsächlich  gesprochen  wird.  So  z.  B. 
sprach  Abdurrahman  deutlich  Muhindi  »der  Inder«.  Der  anglikanische 
Diakon  Jiponde,  ein  geborner  Yao,  aber  ein  tüchtiger,  unterrichteter  Mann, 
wies  die  englischen  Missionare  der  U.  M.  darauf  hin,  wie  falsch  es  ist,  im 


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T 


204  Mitohof:  Linguistische  Stadien  in  Ostafrika. 

Suaheli  sämtliche  Lautverbindungen  von  m  mit  Labialen  gleichzuschreiben. 
So  z.  B.  ist  in  mbwa  »Hund«,  mvua  «Regen«  keine  Spur  von  u  nach  m  zu 
hören,  aber  z.  B.  in  mpagazi  wird  m  nicht  eng  mit  p  verbunden.  Fur  da* 
Gefühl  des  Suaheli  ist  hier  ein  u  zwischen  m  und  p,  und  sobald  er  lang- 
sam und  pathetisch  spricht,  ist  dies  u  in  vielen  Fällen  auch  dem  Europäer 
hörbar.1  Da  der  Unterschied  der  beiden  Wortarten  ein  grammatischer  ist 
(m- Präfix  und  mt$- Präfix),  würde  die  geschriebene  Sprache  an  Deutlichkeit 
gewinnen,  wenn  dieser  Unterschied  in  ihr  zum  Ausdruck  käme.  Jipondes 
Ansicht  ist  gewiß  die  richtige,  und  es  würde  ein  Fortschritt  sein,  wenn  sie 
im  Neudruck  des  N.  T.  berücksichtigt  würde.9 

Ich  bin  überzeugt,  daß  die  Sache  bei  y  ähnlich  liegt;  ich  habe  sie 
aber  hier  nicht  weiter  verfolgt,  da  ich  hier  noch  nicht  von  der  Dringlich- 
keit der  Unterscheidung  überzeugt  war. 

Musikalischen  Ton  habe  ich  im  Suaheli  nicht  nachweisen  können. 
Bei  den  Konsonanten  legte  ich  auf  die  Unterscheidung  der  Tenues  und 
Aspiraten  großes  Gewicht.  Es  ist  sehr  zu  bedauern,  daß  diese  Unter- 
scheidung, die  Bischof  Steere,  der  eigentliche  Begründer  der  Suaheligram- 
matik, bereits  angebahnt  hat,  später  unbeachtet  blieb.  Sie  liegt  in  jedem 
Dialekt  des  Suaheli  vor  und  ist  zum  Verständnis  sonst  gleich  klingender 
Wörter  absolut  notwendig.  Die  Vernachlässigung  dieser  Unterscheidung 
kann  die  verdrießlichsten  Mißverständnisse  zur  Folge  haben,  ist  also  auch 
im  praktischen  Interesse  zu  verwerfen. 

Ich  habe  mir  von  verschiedenen  Gewährsmännern  die  nachfolgenden 
Worte  geben  lassen ,  habe  dieselben  zum  Teil  auch  mit  dem  Phonographen 
aufgenommen  und  berufe  mich  außer  auf  Steere  auf  die  Forschungen  von 
W.  E.  Taylor,  die  dazu  gefuhrt  haben ,  daß  in  den  Drucken  der  C.  M.  S. 
jetzt  Aspiraten  und  Tenues  durchweg  unterschieden  werden. 

Abdurrahjnan  gibt  an: 


thembo  9  «Elefant« 
thaa  «ein  Fisch,  Rochen« 
phna  «eine  Antilope« 
phepo  10  «Wind« 

khaa  «Krabbe« 
khahga  «Perlhuhn« 
khuni  10  «Feuerholz« 
khamba  «großer  Krebs« 

khata  9  «Wulst,  auf  den  Kopf  zu 
legen,  um  Schweres  zu  tragen« 


'tembo  5  « Palmwein« 
'loa  «Lampe« 

-paa  «hinaufsteigen«;  «schaben« 
u-'pepo  11  «Wind« 

ykaa  «Kohle«,  ~kaa  »sitzen« 
-kaahga  «braten« 
u-kuni  11  ein  Stück  Feuerholz« 
kamba  «Seil« 

kaia   9    »Löffel,    um    Wasser  z« 

schöpfen. 
-katha  «schneiden« 


1  Vgl.  noch  mlnngo  (urspr.  mit- tango)  «Tür-,  dialektisch  mtrango. 

3  In  den  Mombasa  -  Drucken  finde  ich  den  Versuch,  die  betreffenden  Unter- 
schiede anzudeuten.  Man  schreibt  häufiger  mu  statt  bisherigem  m  bzw.  mv.  Aach 
die  Schreibung  n'rfe,  tnbira  finde  ich.  Dieselbe  muß  ich  aber  als  verfehlt  bezeichnen, 
da  hier  ja  eben  kein  u  ausgefallen  ist  und  n  mit  rf,  m  mit  b  einen  Laut  bildet 


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Meinhop:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


205 


Die  veraltete  Perlektform  statt  m mepata  -ich  habe  bekommen,  spricht 
er  phete,  statt  ni  tendedje  -  was  soll  ich  tun?-  sagt  er  in  fortlaufender  Rede 
thendedje.    Vgl.  ■  Grundriß«  S.  56. 

Nusra  gibt  an:  khaitga,  khaa,  'kaa,  phepo,  upe'po,  tembo,  thembo 
wie  oben. 

Bei  'ka'ta  gibt  er  die  Bedeutung  -Ring  auf  dem  Kopf«  an,  bei  'kalha 
«schneiden«  wie  Abd. 

Ferner  notierte  ich  khuku  «Huhn«,  fhende  »Dattel«,  aber  m-'tende  3 
-  Dattel  bäum  - ,  phe'te  • Ring « . 

-kuu  »groß«,  in  Kl.  9  khuu 
-kavtt  »trocken«  -    »  khavu 

-iaht  »drei«         •    ■  thatu  (das  zweite  /  fast  dem  erstell  gleich) 
-pana  »breit«       •    «  phana 

ki'paka  »Kätzchen«    phaka  »Katze« 
m/t  3  »Baum«  mthu  1  •  Mensch - 

ntha  9  «Wachs« 

-pia  »neu«  mphia  Kl.  9 

Omar  bin  Stamhul  in  Taoga  gibt  an:  'tembo,  thembo,  khata,  'kata, 
-katha,  khaa,  kaa,  -kaa,  phaa,  -paa  wie  Abdurraljman.  Er  fügt  hinzu: 
nukha  »stinken«,  'paa  »Dach*. 

Hained  bin  Hamis  aus  Mvita  bestätigt  Omars  Angaben.  Kr  spricht  '/ 
sehr  weich,  so  daß  es  wie  stimmloses  d  klingt  in  'tembo  » Palmwein», 
'fuma  ■  senden  ■ . 

In  (hint  dial,  für  tSini  »unten«  spricht  er  aspiriertes  dentales  t,  da- 
gegen in  dji'fp  5  »Auge«  nicht  aspiriertes  (. 

Auch  er  kennt  die  Aussprache  thendedje  statt  ni  tendedje,  bezeichnet  sie 
aber  als  poetisch. 

Einer  der  Schreiber  auf  dem  Bezirksamt  in  Wilhelmsthal  in  Usambara 
namens  Shame  wurde  durch  den  Hrn.  Bezirksamtssekretar  Dahlgrün  auf 
meine  Bitte  veranlaßt,  dem  Sachverhalt  nachzudenken.  Er  fand  auf  eigene 
Hand  noch  folgende  Beispiele,  die  er  mir  aufschrieb: 

thende  9  »Dattel«  tende  5  »Schwellung« 

tkvceka  »tragen«  tweka  »aufhissen« 

thaka  »Schmutz«  -taka  »wünschen,  wollen« 

Der  Araber  Djuma  in  Sansibar,  allerdings  nicht  dort,  sondern  in 
Arabien  geboren,  gibt  folgendes  an:  khaa,  'kaa,  -kaa,  -tatu,  thatu,  pheke, 
phepo,  mthu,  nukha,  ntha,  mphya  (mphia)  neben  ki-pya  wie  oben,  ferner: 
peta  »blasen«,  dakha  »fangen«  (einen  Ball),  tcothe  -alle«  Kl.  2. 

Es  unterliegt  also  gar  keinem  Zweifel,  daß  die  Unterscheidung  der 
Tenuas  von  den  Aspiraten  von  jedem  gebildeten  Suaheli  beachtet  wird. 
Daß  Sklaven  oder  auch  andere  Leute,  z.  B.  Missionsschüler  aus  dem  Innern, 
diesen  Unterschied  nicht  beachten,  beweist  nichts  für  das  Suaheli,  da  diese 
Leute  eben  nicht  ordentlich  Suaheli  können. 


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•JOG 


Mkinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


Die  Laute  'k,  V,  p  werden  bei  sorgsamer  Aussprache  nicht  wie 
deutsche  Tenues,  sondern  wit  Kehlverschluß  gesprochen.  (Nach  voran- 
gegangener Aspirata  scheint  die  Aussprache  sich  der  des  vorhergehenden 
Lautes  zu  nähern;  s.  oben  die  Bemerkung  zu  thatu.) 

kht  th,  ph  klingen  auch  anders  als  die  Aspiraten  in  deutschen  Dia- 
lekten. Man  macht  nach  Ar,  /,  p  ordentlich  eine  Pause  und  spricht  dann 
das  h  etwa  wie  in  Deutsch:  «Backhaus,  Papphaus,  Rathaus«. 

Mit  ch  bezeichnet  man  in  der  gebräuchlichen  Schreibung  des  Suaheli 
drei  Laute,  die  ganz  verschiedenen  Ursprung  haben.  Wo  ki  vor  einen 
Vokal  tritt,  wird  es  in  der  Regel  zu  ch,  hier  steht  ch  also  als  Entsprechung 
fur  urspr.  ky. 

Außerdem  wird  der  von  mir  mit  k  bezeichnete  Laut  des  Urbantu  im 
Suaheli  von  Sansibar  und  der  gegenüberliegenden  Küste  ebenfalls  durch  ch 
vertreten.  Kommt  vor  diesen  Laut  ein  n,  z.  B.  in  Kl.  9  und  10  der  No- 
mina (Subst.  und  Adj.),  so  schreibt  man  den  dort  gesprochenen  Laut  (urspr. 
nk)  wiederum  ch. 

Es  war  meine  Aufgabe,  zu  untersuchen,  ob  diese  drei  etymologisch 
verschiedenen  Laute  phonetisch  gleich  sind  oder  nicht,  und  was  für  Laute 
denn  nun  durch  ch  bezeichnet  wurden. 

Auf  den  Unterschied  zwischen  ch  <  ky  und  ch  <<  k  konnte  ich  lange 
nicht  kommen.  Im  Sambala  entdeckte  ich,  daß  es  dort  zwei  Laute  gibt, 
die  beide  mit  ch  geschrieben  wurden,  von  denen  der  eine  aus  ky  entstanden 
ist,  die  aber  beide  stimmlose  Lenes  sind.  Ich  fand,  daß  der  dem  ky  ent- 
sprechende Laut  mehr  hinten  im  Munde  an  der  Stelle  des  j  gebildet  wird, 
und  bezeichne  ihn  deshalb  mit  Uj  (j  ist  stimmlos),  der  andere  wird  mehr 
vorn  und  mit  Rauschlaut  gebildet,  ist  also  Vi  (5  stimmlos).  Es  gelang  mir 
nicht  den  Unterschied  im  Suaheli  in  Afrika  festzustellen;  jedoch  hat  der 
Lektor  am  Seminar  für  orientalische  Sprachen  Hr.  Mtoro  bin  Mwenyi  Bakah 
vermöge  seiner  größeren  Intelligenz  und  sprachlichen  Schulung  schnell  ver- 
standen, was  ich  meinte,  und  ich  weiß  nun,  daß  die  Sache  im  Suaheli 
ähnlich  ist.    Urspr.  ky  >  'tj,  urspr.  k  >  't£. 

Der  dritte  Laut  war  leichter  zu  finden : 

Abdurrahman  gab  an:  ts*uhgu  «bitter*  (Kl.  9),  tsoma  »Feuer  anstecken«. 
tzeka  »lachen«. 

Ebenso  gab  jener  Schreiber  Shame  in  Wilhelmsthal  selbständig  und 
ohne  danach  gefragt  zu  sein  als  Analogie  zu  kh,  th,  ph  noch  ti  au  als  aus 
'ti  in  Kl.  9  entstanden,  z.B.  tiini  «unten«,  tsui  9  «Leopard-,  Uanya  «un- 
reif« Kl.  9  vom  Stamm  -tlahya.1  So  notierte  ich  auch  bei  Djuma  tUh 
•  Spitze«,  ntsi  «Land«,  timi  «unten«.  Die  Richtigkeit  dieser  Aussprache 
wird  mir  von  Hrn.  Mtoro  bestätigt.  Außerdem  war  anzunehmen,  daß 
ebenso  wie  aus  'k,  7,  /?  uuter  dem  Eiulluß  des  Nasals  die  Fortes  kh,  **» 
ph  entstanden,  daß  so  aus  'ti  das  U  entstand,  das  fast  wie  thi  klingt 


1  In  meinen  Notizen  habe  ich  tjahya  statt  izahga  geschrieben.    Den  Unter- 
schied zwischen  tj  und  ti  hörte  ich  damals  noch  nicht. 


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Mjcinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafi-ika. 


207 


In  guter  Aussprache  ist  also: 

tirspr.  ky  >       z.  B.  'tj-ungu  7  -Kochtopf-, 
k  >  Vi,  z.  B.  -tiungu  »bitter-, 

hk  >  U  (bei  Kinsilbigen  nti),  z.  B.  t&uhgu  9  -Ameise-  oder 
»bitter-  in  KI.  9;  ntii  9  »Land«. 

Wenn  Abdurraljmanu  zwischen  ch  <  ky  und  ch  <  k  keinen  Unter- 
schied fand,  so  lag  das  gewiß  an  meiner  falschen  Fragestellung.  Wir 
hatten  vorher  über  die  Unterschiede  der  Aspiraten  von  den  Tenues  ge- 
sprochen. Ein  analoger  Unterschied  besteht  tatsachlich  zwischen  'tj  und  ti 
nicht.  Da  Abdurrahman  mich  auf  den  Unterschied  zwischen  *d  und  ti 
hinwies,  so  war  seine  Aufmerksamkeit  offenbar  auf  die  Starke  der  Aspi- 
ration gerichtet,  und  ich  furchte,  die  meine  auch.  Erst  nachdem  ich  von 
intelligenten  Sambalajungen  auf  den  Unterschied  von  'tj  und  '&  gebracht 
war,  lernte  ich  selbst  den  Unterschied  im  Suaheli  zu  hören. 

Darin  stimmt  Abdurrahman  aber  mit  den  andern  uberein,  daß  er 
in  chungu  -Kochtopf-,  chanyu  »mein-  Kl.  7  das  ch  als  Lenis  spricht. 

Im  »Grundriß«  habe  ich  zwei  ch  mit  fy,  das  dritte  mit  thrfc  wieder- 
gegeben.   Dies  ist  hiernach  zu  berichtigen. 

Die  Laute  Vi,  Ü,  auch  /  werden  im  Suaheli  palatal  gebildet.  Ich 
habe  deshalb  dem  Zeichen  für  den  Rauschlaut  noch  das  Palatalzeichen  hin- 
zugefugt, das  in  der  praktischen  Schreibung  naturlich  wegfällt.  Im  Dialekt 
von  Mombasa  entspricht  dem  'ti  stets  dem  ti  stets  (h.  Vgl.  hierzu  die 
umfangreiche  Literatur  im  Mombasa -Suaheli,  die  diesen  Unterschied  festhält. 

Ich  finde  bei  Nusra: 

(eka  »lachen-  (fast  fzeka  [:  stimmlos]),  ^ha  9  »Spitze- ,  (hatca  9  »Laus-, 
timia  -schlachten-  (Sansibar:  'tiindja),  n(hi  9  »Land-,  fpka  «müde  sein-, 
ifp  pl.  tnafo  -Auge-. 

Dagegen  ist  ky  >  tj  wie  im  andern  Suaheli,  z.  B.  tjangu  -mein-  Kl.  7. 
Hamed  gibt  an  als  Entsprechung  für  urspr.  n&  und  £: 

fhmi  »unten-,  dji'fp  »Auge». 

Übrigens  sprechen  die  Mombasaleute  in  sehr  vielen  Fällen  (,  wo  die 
südlichen  Suaheli  nicht  'ti,  sondern  /  sprechen. 

Der  Unterschied  zwischen  dentalen  und  zerebralen  Lauten  ist  auf  die 
nördlichen  Dialekte  beschränkt.1 


So  z.  B. :       Mombasa  Sansibar 

-fano  -fünf-  -tano 
'fa/una  -kauen«  -tafuna 

•ofhe  »alle-  -othe 

-taka  -wollen-  -taka 


usw. 


1  Der  Grund  hierfür  ist  vielleicht  der,  daß  aus  den  nördlichen  Dialekten  als 
der  Sprache  der  Gebildeten  eine  große  Anzahl  Worte  in  die  südlichen  eingedrungen 
ist,  und  zwar  in  wenig  veränderter  Gestalt —  oder  es  sind  Fremdwörter,  die  beide 
Dialekte  aus  derselben,  mir  nicht  bekannten  Quelle  geschöpft  haben. 


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208 


Mkinhof:  Linguistische  Stadien  in  Ostafrika 


Die  Zungenstelinng  bei  den  Dentalen  ist  nicht  koronnl  (interdental  l 
Diese  einen  Lispellaut  hervorrufende  Stellung  wird  nur  bei  gewissen  arabi- 
schen Lauten  eingenommen  (s.  unten). 

Die  Aussprache  von  j  laßt  sich  durch  dj  am  besten  wiedergeben:  ini 
Dialekt  von  Amu  ist  keine  Spur  einer  Explosiva  hörbar,  man  spricht ; 
bzw.  y.    Jedoch  wird  statt  ndj  hier  n$  gesprochen. 

Nusra  z.  B.  gibt  an:  ja  (ya)  »kommen»,  yaa  »voll  sein-,  ndocu  1* 
»Elefant»,  nde  -draußen»,  nflaa  »Hunger»  fur  sonstiges  dja,  djaa,  ndje. 
ndjaa.    Kur  ndovu  brauchen  die  sudlichen  Dialekte  thembo. 

Ilamed  gibt  an:  ndovu  9  -Elefant«,  ndia  »Weg«,  ndaa  »Hunger*. 
Statt  dj  spricht  er  fast  dy,  so  daß  der  Übergang  zu  der  Aussprache  von 
Amu  hörbar  ist,  z.  B.  in  dyaa  »voll  sein«. 

Übrigens  entspricht  nicht  jedem  tjd,  des  Mombasadialekts  ein  ndj  io 
Sansibar,  z.  B.  Mombasa  jxnda  »lieben«,  Sausibar  penda. 

Es  sind  jedoch  für  die  sudlichen  Dialekte  nicht  zwei  nd  anzusetzen, 
ebensowenig  wie  zwei  /  und  th.1 

Zu  den  Dentalen  sei  noch  bemerkt,  daß  auch  *  und  z  in  den  nörd- 
lichen Dialekten  dental  (nicht  interdental)  und  nicht  alveolar  gesprochen 
werden.  Ich  verzichte  aber  auf  eine  Bezeichnung  dieser  Aussprache,  da 
ich  das  Dentalzeichen  fur  die  Lispellaute  reservieren  möchte. 

Das  Zeichen  r  der  gebräuchlichen  Orthographie  wird  ebenso  wie  das 
Zeichen  /  willkürlich  mehr  dem  /  oder  mehr  dem  r  ähnlich  gesprochen. 
Eins  dieser  Zeichen  wäre  also  wohl  überflüssig. 

Nusra  sprach  auch  lekxtndu  5  »rot«  statt  djekundu  der  südlichen 
Dialekte.  Besonders  interessant  war  mir  das  Eintreten  der  Dentalen  statt 
der  Dentilabialen  zu  heobachten  (vgl.  die  analogen  Vorgänge  im  Sotho. 
-Grundriß«  S.  37.  39  und  im  T>iveody  S.  623.  630); 

z.  B.  mrmzi  1  -Fischer«  (mvuvi),  hgozi  9  -Fell-  (hgori),  zita  (vita)  »Krieg«, 
ziftca  zao  8  »ihre  Köpfe«  statt  vitzwa  vyao,  msiriaiigi  1  »Töpfer»  von ßnahga. 
mlisi  I  »Bezahler«  von  -Upa,  sikilia  »ankommen«  statt  fika  usw.  nach  Nusra. 

In  den  südlichen  Dialekten  wird  besonders  die  Lautverbiudung  fyo 
oft  zu  so  (vgl.  Sotho  fya  >  stca). 

Nach  Djuina:  sokota  »drehen«  (Sausibar)  slatt  fyokota  (Mombasa,  Amul. 
aber  sonda  »saugen»  (Amu)      statt  fyonza  (Sansibar). 

Das  Eintreten  von  zaa  »gebären-  statt  vyaay  zee  -alt«  statt  vyele  im 
Dialekt  von  Sansibar  ist  hierdurch  klar. 

Während  Steeres  Orthographie  zwischen  h  und  hg  (er  schreibt  den 
ersteren  Laut  ng\  den  zweiten  ng)  klar  unterschied,  ist  von  seinen  Nach- 
folgern in  der  Suaheliliteratur  dieser  Unterschied  vernachlässigt  worden; 
und  doch  handelt  es  sich  um  zwei  ganz  verschiedene  Laute;  h  ist  velares 
n,  ein  einfacher  Laut,  in  dem  keine  Spur  von  g  hörbar  ist  wie  ng  im 
deutschen  Wort  «singe« *;  hg  dagegen  ist  eine  Lautverbindung,  die  aus  * 
und  g  besteht.    Es  klingt  wie  ng  in  »Kongo«.    Jeder  Suaheli  spricht 


1  Siehe  Note  S.  207. 

1  Nicht  wie  in  manchen  Elementarschulen  gesprochen  wird. 


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Meinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


209 


nombe  »das  Rind«,  nambo  »die  andere  Seite«,  aber  hgvlutce  »Schwein», 
hgodja  »warten«.  Nur  die  Europäer  hören  diesen  Unterschied  nicht.  Um 
liier  die  Aussprache  zu  korrigieren,  muß  korrekter  geschrieben  werden. 

Ein  junger  intelligenter  Pokomo  machte  mich  seinerzeit  darauf  auf- 
merksam, daß  das  Suaheli  zwei  b  hätte,  eins  mit  Kehlverschluß  'b,  das 
andere  dem  deutschen  b  gleich ,  aber  vollstimmig.  Ich  habe  auf  die  Sache 
viele  Mühe  verwandt  mit  negativem  Erfolg.  Es  wird  richtig  sein,  daß  b 
nach  m  anders  gebildet  wird  als  b  zu  Anfang;  aber  eine  Unterscheidung 
der  beiden  Worte  bibi  »Großmutter«  und  bibi  »gnädige  Frau«  in  der  Aus- 
sprache habe  ich  nicht  feststellen  können. 

Eine  besondere  Aufmerksamkeit  habe  ich  der  Aussprache  der  arabi- 
schen Laute  im  Suaheli  zugewandt.  Ältere  und  neuere  Orthographien 
schwanken  hier  ganz  besonders,  und  die  neueren  Orthographien  haben 
schließlich  alle  Laute  des  arabischen  Alphabets  im  Suaheli  unterschieden. 
Es  ist  von  vornherein  klar,  daß  Fremdwörter  aus  einer  von  dem  Suaheli 
so  ganz  abweichenden  Sprache,  wie  das  Arabische  ist,  im  Munde  des 
Suaheli  stark  verändert  werden  müssen.  Man  erinnere  sich  nur  der  Tat- 
sache, daß  das  Arabische  das  Zusammentreffen  von  Konsonanten  und  den 
konsonantischen  Auslaut  durchaus  nicht  scheut,  während  beides  im  Suaheli  im 
wesentlichen  verpönt  ist.  (Das  Zusammentreffen  eines  Nasals  mit  dem  folgenden 
Konsonanten  ist  nur  eine  scheinbare  Ausnahme,  da  Nasale  reine  Klänge,  also 
genau  genommen  Vokale  sind.)  Außerdem  sind  die  »emphatischen«  Laute 
und  gewisse  »Gutturalen«  der  semitischen  Sprachen  dem  Suaheli  fremd. 
Eine  dritte  Gruppe  bilden  die  Laute,  die  im  Suaheli  zwar  nicht  vorkommen, 
aber  ihrem  Wesen  nach  von  den  echten  Suahelilauten  nicht  so  vollständig 
verschieden  sind  wie  die  obigen  beiden  Gruppen. 

Lautverbindungen  wie  in  sultan  löst  der  Suaheli  in  der  Regel 
durch  Einfügung  des  entsprechenden  Vokals  auf,  indem  er  suhitani  spricht 
(vgl.  dazu  das  dem  Lateinischen  entstammende  kalatasi  »Papier« ,  ferner  ara- 
bisch wakati  statt  wakt).  Wie  die  Beispiele  zeigen ,  wird  der  Vokal  der  ersten 
Silbe  wiederholt.  Um  den  konsonantischen  Auslaut  zu  vermeiden,  wird  ein 
Vokal  angehängt,  und  zwar  hier  t,  weil  linguale  Laute  vorangehen.  Doch 
hört  man  in  manchen  Fällen  tatsächlich  Konsonantenverbindungen ,  die  im 
Suaheli  sonst  unmöglich  sind,  7..H.he/sa  »Erlaubnis«  neben  luhusa. 

Die  Aussprache  der  emphatischen  Laute  wird  im  Suaheli  vermieden. 
Abdurrahman ,  Osman,  Omar,  Hamed,  Djuma  versichern  übereinstimmend, 
daß  auch  ein  gebildeter  Suaheli  die  emphatischen  Laute  nicht  spricht,  außer 
wenn  er  eben  arabisch  spricht.  Mtoro  spricht  sie,  wenn  er  das  einzelne 
Wort  vorsprechen  soll,  was  bei  einem  Lehrer,  der  den  Koran  kennt,  zu 
erwarten  ist.  Im  Laufe  der  Unterhaltung  pllegt  er  sie  aber  ebenso  auszu- 
sprechen wie  die  andern  Suaheli  auch,  nämlich  ohne  »Emphase«. 

Von  Leuten,  die  nicht  arabisch  können,  werden  die  emphatischen 
Laute  überhaupt  nicht  gesprochen.  Ich  bezeichne  im  folgenden  die  empha- 
tische Aussprache  mit  einem  Strich  über  dem  Buchstaben: 

Abdurrahman  sprach:  asubuhi  »Morgen«  und  nicht  ahtbuhi,  sultan  und 
nicht  sullan,  lisas  und  nicht  risas  »die  Patrone«,  bunduki  und  nicht  bunduki 

Mitt  d.  Sem.  f.  Orient  Sprachen.  1904.  III.  Abt  14 


I 


210  Miinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 

•die  Flinte« ,  tqfa$ali  und  nicht  ta/a^ali  «bitte« ,  toakati  «Zeit«  und  nicht 
xrakati ,  sadiki  und  nicht  sadiki  usw. 

Osman  versichert  mich  ausdrücklich,  walkt  «Zeit«  spricht  der  Araber. 
wakati  der  Suaheli,  teakati  niemand. 

Nusra  spricht  fe$a  und  nicht  fe$a  «Silber«. 

Damit  stimmen  meine  eigenen  Beobachtungen  vollsandig  uberein. 
Eine  Transkription  des  Suaheli,  welche  die  emphatischen  Laute  bezeichnet, 
hat  also  in  der  wirklich  gesprochenen  Sprache  keinen  Anhalt  und  dient 
nur  dazu,  den  Leser  zu  verwirren  und  die  Orthographie  schwerfallig  zu 
machen. 

Die  Orthographie  des  Missionars  W.  £.  Taylor  C.  M.  S. ,  welche  zu 
einer  Umänderung  der  Orthographie  in  den  Drucken  der  C.  M.  S.  geführt 
hat,  stimmt  hiermit  nicht  ganz  überein. 

Die  Unterscheidung  von  k  und  Ar,  t  und  t,  s  und  *  findet  nicht  statt 
Sämtliche  arabische  /-Laute,  sowohl  £>  als  J,  werden  dort  mit  dentalem  t 
transkribiert. 

Jedoch  hat  man  für  J»  und  J»  die  Transkriptionen  dh  und  th  ge- 
wählt, während  man  O  und  i  mit  th  und  dh  wiedergibt.  Ich  bin  zu  kurze 
Zeit  in  Mombasa  gewesen,  um  mich  hierzu  zu  äußern;  die  MomhasaleuU*. 
die  ich  sprach,  haben  die  Unterscheidungen  nur  in  dem  Umfange,  wie  ich 
es  eben  angab,  beachtet.  Allerdings  ist  der  Suaheli  von  Mombasa  und 
Lamu  mehr  arabisiert  als  der  südliche;  es  mag  also  wohl  sein,  daß  man 
dort  auf  korrekte  Wiedergabe  der  arabischen  Laute  mehr  Gewicht  legt  als 
im  Süden.  Für  eine  praktische  Orthographie  im  Suaheli  scheint  mir  die 
Sache  aber  gerade  so  unerheblich  zu  sein  wie  die  Schreibung  französischer 
Worte  in  der  deutschen  Sprache.  Die  Aussprache  des  Gebildeten,  der 
französisch  kann ,  und  die  Aussprache  des  Deutschen ,  der  nicht  französisch 
kann,  werden  sich  hier  stets  sehr  unterscheiden,  und  eine  konsequente 
Durchführung  von  Regeln  wird  nicht  immer  möglich  sein. 

Übrigens  sei  es  mir  gestattet,  an  dieser  Stelle  darauf  hinzuweisen, 
daß  die  Bildung  der  emphatischen  Laute  im  Arabischen  anders  ist,  als  in 
den  mir  bekannten  Grammatiken  steht.  Das  Wesen  dieser  Laute  ist  die 
Aussprache  mit  Preßstimme,  der  Unterschied  zwischen  ^  und  ^  liegt 

also  nicht  an  der  Stelle  im  Munde,  wo  die  Verengung  gebildet  wird,  sondern 
im  Kehlkopf.  Sie  sind  also  halbe  -Gutturalen«  (im  Sinne  der  semitischen 
Grammatik). 

Darum  werden  7  und  p  im  Hebräischen  gelegentlich  mit  Chateph- 
vokalen  versehen,  darum  kann  für  hebr.  7  aram.  >,  für  gemeinarabisch  J 
ägypt.  £  (nicht  \)  eintreten. 

Es  kann  zugegeben  werden ,  daß  durch  die  Anstrengung  im  Kehlkopf 
die  Zungenstellung  in  etwas  modifiziert  wird.  Aber  diese  Modifikation  ist 
rein  sekundär,  das  Wichtige  und  für  das  Verständnis  der  Laute  Unerläß- 
liche ist  die  Preßstimme.  Eben  die  wird  man  bei  der  Suaheliaussprache 
von  J,  J»  nicht  hören. 


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Mkirhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  211 

Bei  der  Aussprache  von  J»  und  J»  kommt  noch  ein  zweites  in  Be- 
tracht. Der  Beduine  Osman  und  alle  die.  genannten  Maskat  -  Araber  und 
arabisch  sprechenden  »Suaheli  sprechen  diese  Laute  nämlich  interdental  mit 
so  weit  vorgestreckter  Zunge,  daß  die  Oberlippe  berührt  wird.  Gleich- 
zeitig .sind  die  Laute  stimmhaft  und  außerdem  haben  sie  Preßstimme.  Jene 
labiale  Berührung  läßt  den  Hörer  zuerst  glauben,  daß  ein  «-ähnlicher  Laut 
vorliegt;  auch  wenn  man  den  Laut  hernach  richtig  aufgefaßt  hat,  hört  man 
doch  oft  einen  «- ähnlichen  Klang  dabei,  der  eben  seinen  Grund  in  dieser 
labialen  Berührung  hat.  Diesen  Laut  hervorzubringen  (ohne  Preßstirame) 
fällt  dem  Suaheli  nicht  schwer,  das  wird  der  Grund  sein,  warum  diese 
beiden  emphatischen  Laute  von  ihm  leichter  angedeutet  werden  als  die 
anderen.    Übrigens  ist  Je>  frikativ  (nlso  j),  J»  explosiv  (also  <$)  —  genau 

müßten  beide  noch  ein  Zeichen  zur  Andeutung  der  labialen  Aussprache 
haben.  Bei  ägyptischen  und  palästinischen  Arabern  ist  die  labiale  Eigen- 
schaft beider  Laute,  soviel  ich  feststellen  kann,  nicht  mehr  klar. 

Von  den  Gutturalen  wird  £  im  Suaheli  überhaupt  nicht  gesprochen, 

£  dagegen  hält  seinen  Laut  fest,  den  ich  mit  7  bezeichnen  würde  (empha- 
tische, stimmhafte,  velare  Frikativa),  z.  B.  yali  »teuer«.  ^  wird  oft  gehört 
als  z.B.  in  luyja  «Erlaubnis«,  yßbali  «Geschichte«.  Daneben  ist  aber 
die  Aussprache  luhusa,  habali  ganz  allgemein.    Die  Aussprache  von  die 

ich  als  emphatisches  h  bezeichnen  mochte  (in  den  meisten  Drucken  hört 
man  im  Suaheli  wiederum  nur  von  jemand,  der  markieren  will,  daß  er 
arabisch  kann.  So  sprach  Abdurrahman:  hata  «bis«  und  nicht  hatay  asubuhi 
•  Morgen,  und  nicht  dssvbuhi. 

Da  ich  alle  diese  Untersuchungen  mit  Leuten  vorgenommen  habe,  die 
entweder  geborene  Araber  waren  oder  doch  gut  arabisch  konnten,  die  auch 
sämtliche  im  Suaheli  vermiedene  Laute  im  Arabischen  völlig  mühelos 
sprachen,  ist  es  mir  nicht  zweifelhaft,  daß  die  sämtlichen  emphatischen 
Laute1  und  die  -Gutturalen«  £  und  ^  im  Suaheli  gar  nicht,  die  «Guttu- 

ralis«  ^  nicht  allgemein  zur  Anwendung  kommt. 

Anders  liegt  die  Sache  bei  den  arabischen  Lauten,  die  weder  als 
emphatische,  noch  als  gutturale  Laute  dem  Wesen  des  Suaheli  widersprechen. 
Es  siud  dies  die  im  arabischen  Alphabet  mit  j,        i  bezeichneten  Laute. 

Über  die  Aussprache  von  r  ist  oben  schon  einiges  gesagt;  r  und  / 
sind  für  den  Suaheli  nun  einmal  ein  Laut;  ich  habe  deshalb  vorgeschlagen, 
die  Schreibung  r  für  das  Suaheli  überhaupt  zu  vermeiden.  Will  man  die 
Fälle,  wo  das  zerebrale  /  für  unser  Ohr  vibriert  zu  sein  scheint,  bezeichnen, 
so  wird  die  Angabe,  daß  es  zerebral  ist,  genügen.  Ich  schreibe  deshalb  /, 
wo  der  Laut  ein  wenig  nach  r  hinklingt.  Wie  aber  selbst  Abdurrahman 
statt  arab.  mo5  im  Suaheli  Usas  sagte,  so  hört  mau  sehr  häufig  ludi  statt 
rudi.    Selbst  arabisch  sprechende  Suaheli  sind  nicht  sicher  in  der  Unter- 

1  Mit  der  oben  gegebenen  Einschränkung  bzw.        und  Ji. 


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212 


MwwHor:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


Scheidung  von  r  und  /.  Ich  glaube  deshalb,  daß  die  ganze  darauf  ver- 
wandte Mühe  im  Suaheli  zwecklos  ist,  und  daß  es  sich  in  der  Regel  em- 
pfiehlt, immer  /  zu  schreiben. 

Den  durch       im  arabischen  Alphabet  bezeichneten  Laut  schrieb  man 

früher  im  Suaheli  mit  th,  ebenso  wie  den  durch  i  bezeichneten.    Da  der 

erstere  stimmlos,  der  zweite  stimmhaft  ist,  und  die  Suaheli  diesen  Unterschied 
sehr  scharf  beachten,  ist  eine  Verwechslung  beider  Laute  für  das  Verständnis 
verhängnisvoll.  Neuerdings  schreiben  die  Englander  den  ersteren  th,  den 
zweiten  dh.  Das  ist  schon  besser,  aber  es  tut  der  Sache  noch  nicht  Ge- 
nüge. Es  handelt  sich  um  einfache,  nicht  um  zusammengesetzte  Laute,  also 
ist  die  Schreibung  mit  zwei  Zeichen  zu  verwerfen.  Ich  schreibe  entsprechend 
meinem  System  den  ersteren  (stimmlose,  dentale  Frikativa)  mit  £,  den 
zweiten  (stimmhafte,  dentale  Frikativa)  mit  5.  Diese  Schreibung  ist  um  so 
mehr  zu  empfehlen ,  als  durch  dieselbe  die  Ähnlichkeit  der  Laute  mit  *  und 
z  hervortritt.  Tatsachlich  sprechen  Leute,  die  aus  dem  Innern  stammen, 
stets  *  und  z  statt  $  und  g.  Wenn  der  Europäer  so  spricht,  wird  er  in 
der  Regel  wenigstens  verstanden  werden.  Die  Schreibung  th  ist  übrigens 
auch  deshalb  zu  verwerfen,  weil  sie  für  die  Bezeichnung  des  aspirierten  * 
(3.  oben  S.  204  f.)  anzuwenden  ist. 

Die  beiden  emphatischen  Laute  ji  —  j  und  J»  ■—  d  werden  unter 

Aufgabe  der  eraphatischeu  Aussprache  im  Suaheli  als  $  gesprochen  (s.  S.  2 10  f  1. 
Ich  schreibe  also  zahabu  »Gold«  (Omar);  haizulu  »es  schadet  nicht«,  tafaznh 
-bitte«  (Abdurrahman);  feza  »Silber«  (Nusra)  usw. 

Wenn  aus  dem  Vorhergehenden  die  Mängel  der  gebräuchlichen  Sua- 
heliorthographie hervorgehen ,  so  möchte  ich  gern  auch  an  dieser  Stelle  dir 
Notwendigkeit  einer  neuen  konsequenten  und  praktischen  Orthographie 
betonen. 

Dieselbe  muß  folgende  Eigenschaften  haben: 

1.  Absolute  Deutlichkeit.  2.  Bequeme  Formen.  3.  Brauchbarkeit  für 
den  Deutschen.    4.  Brauchbarkeit  für  den  Eingeborenen. 

Die  bisherige  Orthographie  erfüllt  diese  Forderungen  nicht. 

1.  Wenn  n  und  hg,  t  und  th  ,  k  und  kh,  p  und  ph,  g  und  ;  usw. 
gleich  geschrieben  werden,  so  ist  ein  Heer  von  Mißverständnissen  die;  Folge. 

Man  unterscheide  also  zwischen  h  und  ng\  zwischen  den  Tenues 
(Lenes)  k,  t,  p,  tz  und  den  Aspiraten  (Fortes)  kh,  th,  ph,  ti,  zwischen  stimm- 
losem $  und  stimmhaftem  j. 

2.  Der  Wunsch  nach  Deutlichkeit  hat  uns  schon  eine  ganze  Blüten- 
lese von  graphischen  Versuchen  gebracht.  Ich  finde  in  der  Suaheliliteratur 
z.  B.  ng\  tig,  d,  s,  t,  i,  th,  dh,  d,  t,  t',  t',  p  ,  k'  usw. 

Daß  man  in  einer  praktischen  Orthographie  die  diakritischen  Zeichen 
nicht  in  diesem  Umfange  anwenden  darf,  liegt  auf  der  Hand.  Es  1st  aber 
auch  durchaus  nicht  notwendig. 


1  In  einer  Orthographie  für  praktische  Zwecke  kann  man  ng  statt  ftg  schreiten, 
da  ein  Mißverständnis  ausgeschlossen  ist. 


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Mkinhop:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


213 


Statt  h  zu  setzen  ng  oder  ng  ist  eine  Verschwendung  von  Zeichen. 
Es  handelt  sich  um  einen  einfachen  Laut,  fur  den  das  Zeichen  h  in  der 
afrikanischen  Literatur  seit  Jahrzehnten  eingebürgert  ist.  Ich  weiß  also 
nicht,  warum  man  es  nicht  anwendet,  da  es  leicht  zu  schreiben  ist  und  gut 
aussieht. 

Die  Bezeichnung  der  Aspiraten  durch  '  ist  sehr  häßlich.  Durch  das ' 
wird  der  Zusammenhang  unterbrochen,  z.  B. /'mt,  yot'e,  mt'u  usw. 

Die  Schreibung  mit  Ä  sieht  besser  aus  und  1st  leichter  verständlich, 
z.  ß.  phaka  «Katze-,  wathu  «Leute«. 

Die  Tenues,  die  ich  oben  'A:,  V,  /»  geschrieben  habe,  bedürfen  in 
einer  praktischen  Orthographie  keiner  Bezeichnung,  da  sie  durch  das  Fehlen 
des  h  als  Tenues  bezeichnet  sind;  man  schreibe  also  wie  bisher  k,  /,  p. 

Die  Bezeichnung  der  Dentalen  des  Mombasadialektes  fallt  in  dem 
Suaheli  von  Deutsch -Ostafrika  weg,  da  hier  die  dentalen  durch  assibilierte 
Laute  ersetzt  werden. 

Di«*  Bezeichnung  der  emphatischen  Laute  kann  unterbleiben,  da  sie 
im  Suaheli  nicht  gesprochen  werden.  Also  sämtliche  darauf  bezügliche 
Punkte  und  Striche  fallen  weg,  ebenso  das  Zeichen  für  p. 

Als  diakritische  Zeichen  bleiben  nur  i,  <l,  $,  j,  n,  g. 

Wenn  h  als  Zeichen  der  Aspiration  verwandt  ist,  so  darf  es  nicht 
mehr  als  Zeichen  der  frikativen  Laute  stehen:  kh  statt  %,  th  statt  $,  dh 
statt      gh  statt  <y  sind  zu  verwerfen. 

l*a  %'  <?»  7  einfache  und  nicht  zusammengesetzte  Laute  sind, 
müssen  sie  schon  der  Deutlichkeit  halber  mit  einfachen  Zeichen  geschrieben 
werden.  Will  man  durchaus  h  und  %  unterscheiden,  was  ich  für  ganz 
überflüssig  halte,  so  würde  es  sich  empfehlen,  statt  des  griechischen  %  ein 
x  zu  nehmen.  Ich  glaube  aber,  daß  man  mit  h  vollständig  auskommt.  Die 
Formen  *  und  ;  sind  in  der  Hereroliteratur  längst  eingeführt,  neuerdings 
von  der  Leipziger  Mission  auch  im  Kikamba.  Sie  sind  bequem  und  sehen 
in  Schrift  und  Druck  gut  aus.  Werden  bei  schnellem  Schreiben  die  dia- 
kritischen Zeichen  vergessen,  so  ist  der  Fehler  sehr  unerheblich  und  schadet 
der  Deutlichkeit  in  der  Regel  gar  nicht. 

Für  den  deutschen  sch -Laut  ist  in  einer  Reihe  von  afrikanischen 
Sprachen,  z.B.  in  Togo,  das  Zeichen  .*  eingeführt  Mir  erscheint  es  be- 
quemer und  klarer  als  das  englische  *A.  Will  man  aus  Gründen,  die  mir 
nicht  bekannt  sind,  die  englische  Bezeichnung  beibehalten,  so  ist  dagegen 
ja  schließlich  nichts  weiter  zu  sagen,  als  daß  es  unpraktisch  ist  zwei  Buch- 
staben zu  schreiben,  wo  einer  genügt. 

Gegen  das  Zeichen  t:  wird  vermutlich  mehr  eingewandt  werden.  Ich 
halte  es  aber  für  klarer  als  das  englische  ch. 

Will  man  durchaus  c  beibehalten,  so  schlage  ich  vor,  den  leisen  Laut 
c  und  seine  Fortis  ch  zu  schreiben,  also  -cungu  -bitter«  aber  chungu  9  «Ameise«. 

Die  Schreibung  tj  ist  so  bequem,  daß  sie  keiner  Erklärung  bedarf, 
und  ist  deshalb  der  Schreibung  ch  unbedingt  vorzuziehen,  also  tjungu  7 
•  Kochtopf«.    Die  Unterscheidung  ti  und  tj  ist  beim  praktischen  Gebrauch 


214 


M  kin  Hof  :  Linguistische  Stodien  in  Ostafrika. 


der  Sprache  .sehr  nützlich.  Daß  tjungu  nach  der  ki-  Klasse  geht,  brauche 
ich  nicht  erst  zu  lernen,  da  tj  stets  aus  ki  entsteht. 

Die  Schreibung  j  kommt  für  eine  praktische  Orthographie  nicht  in 
Betracht.  Man  konnte  7  schreiben ,  wie  z.  B.  im  Ephe ,  aber  ich  glaube 
nicht,  daß  es  zu  raten  ist,  fur  einen  seltenen  Laut  fremden  Ursprungs  ein 
besonderes  Zeichen  einzuführen.  Man  könnte  auch  r  wählen,  wenn  dies 
im  übrigen  nicht  angewandt  wird.  Die  Norddeutschen  würden  dann  nii 
-teuer-  ziemlich  richtig  aussprechen.  Ich  glaube  aber,  es  ist  am  einfachsten, 
die  Schreibung  mit  g  beizubehalten,  jedoch  ohne  das  folgende  A.  Will  man 
das  g  besonders  bezeichnen,  so  konnte  man  g  schreiben.  Ich  halte  es  aber 
höchstens  für  Wörterbücher  und  Grammatiken  für  nötig. 

3.  Die  bisherige  Orthographie  ist  fur  deutsche  Leute  nicht  sonderlich 
brauchbar.  Wenn  ein  einfacher  Deutscher  ch  wie  tj,  ts,  ts;  th  wie  *. 
sh  wie  s,j  wie  dj,  kh  wie  %  sprechen  soll,  so  ist  das  ziemlich  viel  ver- 
langt. Die  Sache  wird  durch  die  Orthographie  der  geographischen  Namen 
noch  verschlimmert,  in  der  in  der  Regel  anders  geschrieben  wird,  als  in 
der  sonstigen  amtlicheu  Orthographie. 

Man  wird  nun  eine  Orthographie,  die  dem  Deutschen  in  jetler  Hin- 
sicht recht  ist,  nicht  schaffen  können,  denn  das  Suaheli  nach  deutscher 
Weise  zu  schreiben  ist  unausführbar.  Auch  der  praktische  Engländer 
schreibt  ja  die  Vokale  nicht  nach  englischer,  sondern  nach  italienischer  bzw. 
deutscher  Weise,  jedenfalls  anders  als  er  es  gewohnt  ist. 

Die  Unterscheidung  der  S- laute  (stimmloses  s  und  stimmhaftes  -u 
die  im  Deutschen  so  unwichtig  ist,  ist  unerläßlich.  Die  Schreibung  *»  für 
das  erstere.  s  für  das  zweite  ist  unbequem  und  mißverständlich.  In> 
Schaffung  neuer  Schriftzeichen  ist  nicht  zu  empfehlen.  Die  bisherige  Schrei- 
bung hat  sich  durchaus  bewährt,  und  wer  die  Sprache  lernen  will,  muß 
sich  diesen  Unterschied  eben  einprägen. 

Mein  Vorschlag,  th,  ph,  kh  für  die  Aspiraten  und  nicht  für  die  Fri- 
kativen  zu  schreiben ,  wird  dem  Deutschen  bei  th  und  kh  verständlich  sein. 
Bei  ph  wird  er  achtgeben  müssen ,  daß  er  nicht  f  spricht.  {  und  ;  statt 
bisherigem  th  und  dh  empfiehlt  sich  selbst.  Ks  ist  wirklich  viel  verlangt, 
daß  man  sumni  erkennen  soll,  wenn  thumni  geschrieben  wird.  Das  Beispiel 
zeigt,  wie  in  der  Volkssprache  aus  sumni  schon  sumni  geworden  ist.  ein 
Vorgang,  den  meine  Orthographie  verstandlich  macht. 

Die  englischen  Zeichen  ch,  sh,  j,ic,v,  y  sind  zum  Teil  gut  gewählt. 
Gegen  v  ist  gar  nichts  einzuwenden,  w  und  y  sind  ebenfalls  brauchbar. 
Meine  Desiderien  hierzu  habe  ich  oben  S.  203  f.  ausgesprochen.  Statt  j  würde 
ich  lieber  dj  schreiben.  Da  aber  die  nördlichen  Dialekte j  sehr  weich,  dem 
deutschen  j  ähnlich  sprechen,  könnte  ich  mich  mit  j  befreunden;  dagegen 
vermag  ich  ch  und  sh  wie  gesagt  keinen  Geschmack  abzugewinnen.  Die  von 
mir  vorgeschlagene  Schreibung  i  statt  sh  und  tj,  tz,  ts  für  die  drei  Laute,  die 
man  mit  ch  bezeichnet,  schließt  sich  an  die  Schreibungen  an ,  wie  sie  in  anderen 
afrikanischen  Sprachen  längst  eingeführt  sind.  Ich  vermag  nicht  einzusehen, 
inwiefern  es  bequemer  ist,  die  englische  Weise  zu  lernen,  als  eine  brauch- 
bare phonetische  Orthographie. 


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Mkinhok:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  215 

4.  Fur  den  Eingeborenen,  der  mit  lateinischer  Schrift  lesen  lernen 
will,  bt  es  eine  große  Erschwerung,  wenn  Laute,  die  er  verschieden  spricht, 
mit  demselben  Zeichen  geschrieben  werden. 

Wenn  also  ha  und  nga,  ka  und  khay  ta  und  tha ,  pa  und  pha,  tja 
und  tzi  und  t&a,  $a  und  za  gleich  geschrieben  werden,  so  wird  die  Arbeit 
des  Lesenlernens  ihm  unnötig  erschwert. 

Durch  die  falsche  Schreibung  wird  die  falsche  Aussprache  des  Euro- 
päers begünstigt  und  der  Verständigung  der  beiden  Rassen  werden  unnötige 
Schwierigkeiten  bereitet. 

Ich  empfehle  danach  folgende  Schreibung: 


a  z.B. 

baba  »Vater« 

s  z.  B. 

saa  » Stunde  - 

h  a.  B. 

basi  »genug. 

*  z.B. 

im/fo  -  überwinden-  (statt  s 

d  i.  B. 

dada  »Schwester» 

ist  sä  zulässig) 

e  /..  B. 

-enda  »gehen« 

*  /..  B. 

$amani  »Wert«  (statt  $  kann 

/  z.  B. 

-fundisa  »lehren« 

meist  &  stehen) 

y  z.  B. 

gani  »was  fur  ein- 

/  z.  B. 

taa  »Lampe« 

g  z.  B. 

galt  »teuer«  (statty kann  meist 

th  z.B. 

thaa  »eine  Art  Fisch« 

g  geschrieben  werden) 

tj  z.  B. 

tjangu  -mein«,  tju/'tgu  »Koch- 

A z.B. 

habali  »Nachricht- 

• 

topf« 

s  z.B. 

-nnba  »singen« 

tz  7.  B. 

tzeka  »lachen«,  tzungu  -bit- 

j B. 

-jaa  »voll  werden- 

ter«  (statt  tz  halte  ich  c 

k  z.  B. 

makaa  »Kohlen« 

fur  zulässig) 

kh  /..  B. 

khaa  «Krabbe« 

tk  z.  B. 

tkungu  »Ameise-  (statt  tk  halte 

/  z.B. 

lima  »hacken« 

ich  ch  fur  zulässig) 

/  z.  B. 

» 

elevu  »schlau«  (statt  /  halte 

u  z.  B. 

unta  »beißen« 

ich  r  für  zulassig) 

v  z.  B. 

vunta  »brausen« 

m  z.  B. 

mthu  -Mensch« 

tc  z.  B. 

xcathu  »Leute« 

n  z.  B. 

tut  »und« 

y  z.  B. 

yule  »jener- 

h  z.  B. 

hombe  »  Rind  • 

z  z.  B. 

zuli  -schön- 

o  z.  B. 

-oa  »heiraten« 

x  z.  B. 

zambi  -Sünde«,  fezfl  »Silber« 

p  z.  B. 

paa  »Dach« 

(statt  5  kann  meist  z  ste- 

ph z.  B. 

phaa  «eine  Antilope« 

hen) 

Für  geographische  Zwecke  und  andere  amtliche  Schriftstücke,  welche 
für  den  Verkehr  mit  nicht  Suaheli  sprechenden  Leuten  bzw.  Behörden  be- 
stimmt sind,  könnte  meine  Orthographie  noch  in  folgender  Weise  verein- 
facht werden.  Statt  g  schreibe  man  y,  statt  /  /,  statt  $  und  5  *  und  z. 
Statt  tz  kann  tj  und  statt  i,  wenn  man  das  schöner  findet,  sh  geschrieben 
werden.  Statt  h  würde  ich  vorschlagen  n  zu  schreiben.  Die  Aussprache 
nambo,  nombf.  ist  gerade  so  falsch  wie  die  Aussprache  ngambo,  ngombe. 
Will  man  also  auf  Wiedergabe  des  Suahelilautes  verzichten,  was  für  die  ge- 
nannten Zwecke  durchaus  zu  billigen  ist,  so  kann  man  sich  wenigstens  das 
y  sparen. 

Schließlich  möchte  ich  für  meine  Schreibung  noch  folgendes  anführen. 
Die  deutsche  Regierung  hat  das  berechtigte  Streben ,  die  sprachliche  Zer- 
rissenheit der  Kolonie  soviel  als  möglich  zu  beseitigen.    Daß  eine  einheit- 


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21G 


Meishof:  Linguistische  Studien  in  OstafKka. 


liehe  Regierungssprache  durch  die  ganze  Kolonie  die  Verwaltung  uid  Er- 
schließung des  Landes  wesentlich  erleichtern  würde,  liedarf  weiter  kein« 
Beweises.  Nun  kommt  der  Wunsch  der  Eingeborenen  und  das  B*iürfob 
der  Europaer  diesen  Absichten  der  Regierung  zweifellos  entgeget.  I>* 
Fortschreiten  der  Suahelisprache  ist  in  den  verschiedenen  Teilen  OsafKkat 
zu  beobachten. 

Bekanntlich  ist  die  überwiegende  Mehrzahl  der  in  der  Kolone  zr- 
sprochenen  Sprachen  dem  Suaheli  nahe  verwandt.    In  ihnen  allen  ist  z.  J.  in 
Unterschied,  den  das  Suaheli  zwischen  Tenues  und  Aspiraten  beobaihto. 
festgehalten,  in  der  Regel  in  einer  dein  Europäer  viel  auffälligeren  lau:- 
Verbindung  als  im  Suaheli.    Je  besser  nun  das  Suaheli  in  der  ihm  ei/trn- 
tümlichen  Anordnung  der  Laute  durch  die  Schrift  dargestellt  wird,  umv 
leichter  wird  es  Leuten,  die  verwandte  Sprachen  sprechen,  sich  in  lit 
Suahelischrift  zu  finden.    Wird  aber  wie  bisher  auf  die  arabischen  Wo*<r 
im  Suaheli  besonders  Wert  gelegt,  so  wird  man  damit  dem  Inländer  da 
Verstehen  ganz  wesentlich  erschweren.    Suviel  ich  sehe,  hat  außer  der 
Arabern  niemand  ein  Interesse  an  der  Häufung  von  arabischen  Fremdwörtern 
im  Suaheli  und  an  der  sorgsamen  Festhaltung  der  arabischen  Laute  —  aber 
alle  Europäer  und  viele  Eingeborene  haben  ein  Interesse  daran,  daß  die 
Sprachverschiedenheit  der  Kolonie  möglichst  ausgeglichen  wird.    Zu  diesem 
Zweck  ist  aber  zweierlei  heute  zu  tun: 

1.  die  möglichste  Vermeidung  arabischer  Wortformen ,  wo  gute  Sua- 
heliworte zur  Verfügung  stehen; 

2.  eine  Orthographie,  deren  Grundsätze  auch  für  die  In  lands  prachen 
verwendbar  sind,  so  daß  jemand  sich  leicht  von  der  Suaheliorthographie 
in  die  einer  anderen  Sprache  und  umgekehrt  hineinfinden  kann. 

Diese  letztere  Rücksicht  ist  so  stark ,  daß  die  Missionare  verschieden« 
Gesellschaften  Verbesserungen  ihrer  Orthographie  abgelehnt  haben,  solang? 
die  amtliche  Orthographie  des  Suaheli  nicht  nach  ähnlichen  Gesichtspunkten 
geregelt  ist. 

Es  würde  mir  eine  große  Freude  sein,  und  ich  würde  es  für  einen 
erheblichen  Erfolg  meiner  Arbeit  ansehen,  wenn  vorstehendes  diesem  Ziele 
uns  näher  führte. 


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MziNHor:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


217 


t 
v 

IL  Sambala. 

Die  Sprache  der  Wasambala  (in  Usambnra)  ist  durch  die  Arbeit  der 
evangelischen  und  katholischen  Mission  zur  Schriftsprache  erhol>en.  Vor 
meiner  Ausreise  hatte  ich  mit  dem  Missionar  Pastor  Roehl  in  Bumhuli,  der 
sich  einige  Zeit  bei  mir  aufhielt,  die  Sprache  gründlich  phonetisch  durch- 
gearbeitet. Ks  ergaben  sich  fur  uns  folgende  Fragen,  die  nur  mit  Hilfe 
von  Eingeborenen  gelost  werden  konnten. 

1.  In  den  ersten  Drucken  der  Sambalafibel  und  den  anderen  Drucken 
der  evangelischen  Mission  war  ein  Laut  mit  f*  bezeichnet.  Der  Charakter 
dieses  Lautes  war  festzustellen  und  zu  untersuchen,  ob  er  in  der  Sprache 
tatsachlich  nur  in  den  einzelnen  Fällen  auftrat,  in  denen  die  Literatur  ihn 
bezeichnete.    Die  Lösung  s.  Lautlehre  1. 

2.  Es  war  festzustellen ,  ob  urspr.  i  (i)  von  i  (i)  und  urspr.  ti  (u) 
von  tl  («)  sich  im  Sambala  unterscheiden  ließ.  Das  Resultat  unserer  Unter- 
suchung war  negativ.    Siehe  Lautlehre  2. 

3.  Roehl  hatte  beobachtet,  daß  einige  Worte  im  Sambala  von  den 
Eingeborenen  häufig  falsch  verstanden  werden,  wenn  der  Europäer  sie  aus- 
spricht. Wir  vermuteten,  daß  diese  Worte  sich  durch  Tonhohe  (musika- 
lischen Ton)  unterschieden.  Es  war  zu  untersuchen,  ob  diese  Vermutung 
richtig  war,  und  welchen  Umfang  der  musikalische  Ton  im  Sambala  hatte. 
Die  Losung  s.  Lautlehre  9. 

4.  Auch  hier  war  zu  untersuchen,  welche  Aussprache  Ä\  t,  p,  nk, 
ni,  mp  genau  hatten,  besonders  ob  sich  Laute  mit  Kehlverschluß  fanden. 
Die  Lösung  s.  Lautlehre  1  und  3. 

5.  Die  genaue  Aussprache  des  Lautes,  der  mit  ch  geschrieben  wurde, 
war  festzustellen.    Siehe  Lautlehre  4  b)  Bern.  2. 

6.  Die  bereits  vorliegenden  umfangreichen  Vorarbeiten  fur  I-exikon 
und  Grammatik  waren  zu  fördern. 

Lautlehre. 

1.  Die  ursprunglich  stimmlosen  Explosivlaute  Ar,  l,  p 

werden  im  Sambala  durch  Ar,  t,  h  vertreten,  k  und  t  werden  mit  Kchlverschluß 
gesprochen,  sind  also  genau  'k,  V  zu  schreiben,  p  ist  regelmäßig  zu  h  ge- 
worden. Wo  'p  heute  in  der  Sprache  vorkommt,  setze  ich  voraus,  daß 
Fremdwörter  aus  dem  Suaheli  oder  aus  einer  anderen  Sprache  vorliegen.1 
Beispiele,  leka  -lassen.,  luka  .flechten.,  'Ari  Präf.  Kl.  7,  ieka 
•lachen.,  -kulu  .groß-,  Trum»  -zehn-,  'kuhgulu  -Krähe-,  'Ar«  Inf.  Präf., 
-kuia  .wachsen.  ,  'kumbuka  -sich  erinnern-,  ani'ka  -an  der  Sonne  trocknen-, 
'kala  5  -Kohle-,  'kazihga  -braten-,  'kama  »melken-,  le'ta  -bringen-,  -«"lo 
•schwer-,  mavuta  6  »Fett«,  fumbata  .mit  der  llaud  fassen«,  -ha  Verbal- 

1  Um  die  Zeichen  nicht  zu  häufen,  habe  ich  im  folgenden  das  '  vor  k,  tt  p 
öfter  fortgelassen. 


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218 


Meikiiof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


endung  4 ,  Uha  »bezahlen«,  ahq  hier  Kl.  16,  nguha  9  ■  Buschlaus  • ,  ruhal 
Knochen«,  hala  «schaben«,  heia  «kühl  sein«. 

Die  ursprünglich  stimmharten  Frikativlaute  7,  /,  v  treten  im  SambaU 
als  7,  /,  u>  auf. 

Es  1st  bemerkenswert,  daß  7  hier  zum  erstenmal  als  Entsprechung 
fur  ursprüngliches  7  gefunden  ist.  Ich  hatte  diesen  Laut  als  hypothetischen 
Laut  angenommen  nach  Analogie  der  übrigen  stimmhaften  Frikativlaute.  Diese 
Hypothese  hat  sich  als  richtig  herausgestellt,  was  um  so  wertvoller  ist,  als 
der  Laut  auch  dem  von  mir  angenommenen  Lautgesetz  unterworfen  zu  sein 
scheint  (s.  unten  3). 

Die  Missionare  hatten  den  Laut  in  einigen  Worten  gehört  und  ihn  f 
geschrieben  (vgl.  die  Sambalafibel  2.  Aull.).  Was  sie  gehindert  hatte  den 
Laut  zu  hören,  der  in  der  Sprache  viel  häufiger  ist,  als  es  nach  den  ersten 
Drucken  den  Anschein  hat,  das  ist  jedenfalls  der  Umstand  gewesen,  dati 
die  meisten  von  ihnen  Norddeutsche  waren,  die  bekanntlich  in  der  Unter- 
scheidung von  7  und  g  nicht  immer  sorgsam  sind.  Die  Richtigkeit  meiner 
Auflassung  ist  nunmehr  allgemein  anerkannt.  In  dem  Neudruck  der  Fibel 
ist  das  f  getilgt  und  7  eingeführt.  Außerdem  sind  eine  große  Anzahl  von  g 
in  Ubereinstimmung  mit  der  richtigen  Aussprache  durch  7  ersetzt  worden.  In 
einigen  Fällen  stehtj  für  urspr.  7,  z.  B.  uja  •  zurückkehren« ,  B.  n'70,  mbeju  9 
•Same« ,  B.  mbeytt. 

I  wird  oft  palatal  gesprochen ,  so  daß  es  zwischen  zwei  Vokalen  für 
den  Neuling  überhaupt  verschwindet  oder  als  j  aufgefaßt  wird.  Manchmal 
klingt  es  mehr  zerebral,  ich  halte  aber  die  palatale  Aussprache  für  die  ver- 
breitetste.  Der  Laut  wäre  danach  t  zu  schreiben.1  Daneben  wird,  l>eson- 
ders  zu  Anfang,  /  alveolar  gesprochen.  Da  die  Aussprache  auch  individuell 
sehr  stark  schwankt,  habe  ich  auf  konsequente  Schreibung  verzichten  müssen. 

Das  v  wird  regelmäßig  durch  w  ersetzt." 

Beispiele.  Igya  «verzaubern«,  Uyana  «gleich  sein-,  muziyo  3  -Last«, 
yewa  5  «Hand«,  yambila  «sagen  zu«,  kuluya  «rühren«  (dagegen  hat  läge 
•sich  verabschieden,  einen  Vertrag  machen«  g,  aus  welchem  Grunde  weiß 
ich  nicht),  yaaa  »teilen«,  yenda  »gehen«,  -if  a  (fast  ija)  Verbalendung  8c, 
Sayula  dial,  iagula  (kayula)  «auswählen«,  lala  «liegen«,  le  «lang«,  leka 
»lassen«,  lemm  (pass,  von  lema)  «einer  Sache  nicht  gewachsen  sein«,  Ifta 
»bringen«,  Ii  «sein-  defekt.,  lila  «schreien«,  Iqniba  «freien,  werben«,  mulynd'i 
»Lippe,  Gebot«,  latigwa  -träumen«,  lu'ka  -Hechten«,  lima  «ackern-,  m*- 
lima  3  »Berg«,  lulimi  11  »Zunge«,  linda  «bewachen-,  Uha  «bezahlen«,  laJa 
•schießen«,  hkhwale  »Rebhuhn«,  'kula  «wachsen«,  ktmguiu  »Krähe-,  'kuhr/a 
«rühren«,  zitoa  »Teich«,  "kifuwa  7  «Brust«,  tea-  Präf.  Kl.  2. 

1  Manchmal  fällt  /  ganz  aus  und  wird  durch  den  Gleitlaut  y  ersetzt  ,  hayila 
relativ  von  hala  statt  halila,  'taila  «wissen-  relativ  von  'tola  «zählen-.  Statt  «W»- 
mite  hört  der  Europäer  leicht  «imtumie  -ich  habe  ihn  nicht  gesandt-.  Manchmal 
klingt  /  last  wie  rf,  z.  B.  'taida  statt  'taila  (taija)  «wissen«;  besonders  in  «Haida  -ich 
weiß  nicht«  (vgl.  die  Dissimilation  in  lisite  unten  10  d). 

*  In  manchen  Worten  klingt  w  mehr  konsonantisch ,  in  andern  mehr  vokalisch, 
z.  B.  Y»ateo  -stehlen-  fast  wie  'baua,  aber  lawa  -herausgehen«  fast  wie  fapa. 


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Meinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  219 

Urspr.  nunc!  m  sind  erhalten,  z.B.  na  «und«,  -ana  Verbalendung 
IQ,  ma  Präf.  Kl.  6 ,  -ama  Verbalendung  1 1  (vgl.  ferner  die  obigen  Beispiele). 

2.  Die  Vokale. 

Die  Entsprechung  für  a,  i,  u  ist  im  Sambala  a,  t,  u. 

Die  Entsprechung  für  urspr.  t,  u  (I,  u)  1st  ebenfalls  t,  u. 

Einen  Unterschied  in  der  Aussprache  der  etymologisch  verschiedenen 
i-  und  u- Laute  habe  ich  nicht  feststellen  können,  ebensowenig  wie  im 
Suaheli.  Jede  Feststellung,  die  ich  in  dieser  Beziehung  gemacht  hatte,  hat 
sich  bald  als  irrig  oder  als  begründet  durch  Zufälligkeiten  herausgestellt. 
Ich  muß  also  sagen,  daß  ich  einen  Unterschied  in  der  Qualität  dieser  Laute 
mit  verschiedener  Etymologie  im  Sambala  bisher  nicht  gefunden  habe. 

Beispiele.    'An'  Praf.  Kl.  7  vor  dem  Nomen,  lila  »schreien-,  lima 

•  hacken«,  htlimi  11  »Zunge«. 

lu  Präf.  Kl.  11,  'Ar«  Präf.  Kl.  15,  mu  Präf.  Kl.  1  u.  3,  'kula  «wachsen«, 
htka  »flechten«. 

zi  Präf.  Kl.  10,  muziyQ  3  »Last«,  zima  »ausloschen«,  -zVto  «schwer«, 
zitea  5  »Teich«,  mulqji  1  »Freier«,  sgni  9  »Scham«,  -t  Lokativsuffix. 

mavuta  »Fett«,  tmha  »Knochen«,  ^ki/uwa  «Brust« ,  fumbata  »mit  der 
Hand  fassen«. 

Die  Laute  e  und  o  sind  immer  ofTen,  z.  B.  yntda  «gehen-,  leta 

•  bringen«,  gna  »sehen«,  hqla  -kühl  werden«  usw. 

3.  Die  Verbindung  von  n  mit  folgendem  Konsonanten. 

Die  regelmäßige  Entsprechung  für  Ale,   n/,   mp,   rig,  nrf,  mb 

ist  hkh,  nth,  mph,  hg,  nrf,  mb. 

Hierbei  ist  beachtenswert,  daß  das  Sambala  die  ursprünglichen  Laute 
hk,  nt,  mp.  welche  ich  seinerzeit  zur  Erklärung  der  entsprechenden  Laut- 
gruppen des  Suaheli  und  anderer  Bantusprachen  angenommen  hatte,  fast 
genau  bewahrt  hat  (vgl.  -Grundriß«  S.  10,  14,2). 

Besonders  wichtig  war  mir  dabei,  daß  hg  für  urspr.  tlg  steht,  und 
daß  zugleich  urspr.  y  als  7  auftritt  (s.  oben  1).  Danach  ist  anzunehmen 
n  +  7  >•  hg  wie  im  Urbantu  (vgl.  »Grundriß-  S.  11,  14,3  u.  5).  Im  Snm- 
hala  sind  zum  erstenmal  Beispiele  aus  der  lebenden  Sprache  für  dieses  von 
mir  vermutete  Lautgesetz  aufgestellt.  Doch  vgl.  die  Ausnahmen  unten 
unter  4  g. 

Beispiele.    hkhwal&  » Rebhuhn « ,  hkhuni  1 0  » Feuerholz « ,  lu  -kuni  1 1 

•  ein  Stück  Feuerholz«,  hkhulu  9  »groß«  von  -Jculu,  nuhkha  »stinken« 
(B.  nunAa),  hkhala  9  •  Taschenkrebs«. 

uxmthu  2  »Leute«,  nthembo  9  «Elefant«. 

mphfihq  9  -  Wind-,  mphala  9  «Gazelle«  (B.  impala),  mphezo  9  »Ende, 
Spitze  und  Fuß  des  Berges«  von  heza  «aufhören«. 

hgata  » Schopf Iöffel«  10  pl.  zu  lu-yata,  sohgola  »behauen«,  ^kuhgulu 
5  »Krähe«,  tnu-yahga  1  «Arzt«,  ghggza  »hinzufügen»,  hguluve  »Schwein«, 
huhgu  9  »Kochtopf«,  kazihga,  kalahga  «braten,  rosten-,  'kahga  5  «Perlhuhn«. 


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220  Mbinbof:  linguistische  Studien  in  Ostafrika. 

ndezu  »Bart-  neben  'ki-lezu  7  -Kinn«,  ndilo  9  .Tatenklage-  von  töa 
ndggtca  9  »Zauberei-  von  Igya  -verzaubern-,  rula  9  -Fötus-,  /wis 
-bewachen«. 

lomba  -freien,  werben-,  'kumbuka  -sich  erinnern- ,  fumbata  -mit  der 
Hand  fassen«,  mbeju  9  -Same«,  hamba  -schmücken-. 

Bemerkung  1.  Beim  schnellen  Sprechen  wird  u  nach  m  leicht 
ganz  verschluckt.  För  den  Eingebornen  ist  es  aber  vorhanden ,  und  er 
spricht  es  bei  langsamer  Rede  aus.  Wenn  p  oder  b  folgt,  so  kann  da* 
Fehlen  des  «  leicht  zu  Mißverstandnissen  fuhren,  da  die  Worte  ohne  ■ 
aussehen,  als  gehörten  sie  zu  Kl.  9  und  10  der  Nomina,  während  sie  iu 

I  und  3  gehören.  Es  ist  deshalb  etymologisch  richtiger  und  auch  praktisch 
besser,  das  u  stets  zu  schreiben.  Hr.  Missionar  Roehl  hat  auf  diesen  Sach- 
verhalt besonders  hingewiesen,  und  in  dem  Neudruck  der  Fil>el  wird  dis 
berücksichtigt. 

Das  ist  um  so  wichtiger,  als  man  in  den  für  den  praktischen  Gebrauch 
geschriebenen  Büchern  die  Aspiration  hei  hkht  nth,  mph  nicht  bezeichnet 
Die  an  sich  verschiedenen  Lautverbindungen  tnp  und  mph  würden  ohne  das 
also  gleich  geschrieben  werden.  Schreibt  man  die  erstere  aber  mup,  so 
ist  kein  Mißverständnis  möglich. 

Bemerkung  2.  Die  von  mir  als  -halbe  Nasalierung-  bezeichnete 
Lautveränderung,  wonach  der  Frikativlaut  explosiv  bleibt,  auch  nachdem 
der  Nasal  abgefallen  ist  (s.  -Grundriß-  S.  56,  14b)  kommt  vor;  z.  B.  buk* 

II  -Barthaar-  neben  ndezu  10,  lubazu  pl.  mbazu  »Rippe«,  ka-dama  13 
-kleines  Kalb-  neben  ndamo  9. 

Es  gibt  aber  außerdem  eine  Anzahl  tf,  'A  und  />  in  der  Sprache, 
die  ich  nicht  erklären  kann ,  und  die  ich  bis  auf  weiteres  für  Laute  fremden 
Ursprungs  halte  (s.  noch  unten  7);  z.  B.  gQ&i  5  -Nacken  - ,  göda  9  -der  Stock«. 
daia  -alt-,  'boda  -schlecht-,  'bvndu  »ein  Bündel  Bananen-,  'papati'ta 
•  flattern-,  ,pala  5  -die  Wiese,  die  Aue«. 

Für  '0  fand  ich  die  Aussprache  v  bis  'A,  einige  Individuen  sprechen 
mehr  frikativ,  andere  mehr  explosiv. 

In  der  Lautverbindung  mb  wird  vollstimmiges  b  mit  Kehlöffnung  ge- 
sprochen. 

4.  Veränderung  von  Konsonanten  durch  Vokaleinflüsse, 
a)  Die  alten  Mischlaute. 

Urspr.  k  wird  i  (mit  palataler  Aussprache,  als«  J;  es  klingt  dem  Neuling 
oft  wie  /y);  urspr.  y  wird  z. 

Beispiele,  mesozi  6  »Tränen-,  iongöla  -behauen«,  laia  -schießen«, 
iayula  »auswählen-,  feka  »lachen«,  zUq  pl.  me/a  »Auge-,  aJama  -gähnen«. 
igma  »stechen-,  vgl.  -tanq  -fünf«. 

iza  »kommen-,  'ka-zila  13  »der  kleine  Weg« ,  'ko-zola  13  -der  kleine 
Hunger-,  zuwa  5  »Sonne«,  zenga  -bauen«,  ziha  »schön,  gilt  sein«,  B.  7». 

In  Verbindung  mit  n  wird  /  nicht  geändert,  und  n  fällt  wieder  ab; 
n  +  z  wird  regelmäßig  zu  *,  d.  h.  die  stimmhafte  Frikativa  wird  durch  die 
Verschmelzung  mit  dem  Nasal  stimmlos. 


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Meinhof:  Linguistische  Studien  in  OsUfrika.  221 

Beispiele,  ioni  9  »Scham-,  Si  -Land-,  tfi  -unter-,  -o/te  »alle». 
yasa  •  Handfläche-  B.  yat'tea,  sila  9  »Weg-  vgl.  oben  ^ka-zila,  sola  9 
-Hunger«  vgl.  oben  "ka-zala,  s$  9  »draußen«  B.  inge,  sd  »komm  her« 
B.  »rigo. 

b)  Durch  »  (leichtes  i)  werden  die  Vokale  nicht  erheblich  geändert. 
Die  unter  1  angeführte  zerebrale  bis  palatale  Aussprache  des  /  ist  wohl  zu- 
meist darauf  zurückzufQhren ,  daß  ein  i  bzw.  e  vorhergeht  oder  folgt  (aber 
auch  sonst  zwischen  zwei  gleichen  Vokalen  wird  /'  bzw.  /  gesprochen). 

So  notierte  ich  «V'o,  (züa)  »ausräuchern-,  gHa  »böse  Lust,  Mutwille-, 
c/j/o'  -eine  Speise  nicht  essen«,  Ai^ri/'a,  »hineingehen-,  gela  »hineintun-, 
ambil'a  »Falle  stellen»,  aminl'a  -Holz  zusammenfügen-  (/ zwischen  /  und  /'), 
taila  (besser  taila)  »wissen» ,  'feazija  13  »kleiner  Weg- ,  «  lisi'te  (auch  /) 
•  ich  habe  nicht  geweint-  von  Ufa  (lila),  lima  »hacken»  (/). 

Beachte  ni  luma  -beiße  mich-  mit  zerebralem  /  nach  t  von  ku-luma 
»heißen-  mit  alveolarem  /,  aber  auch  sala  9  »Hunger»,  xea-Sambal'a  usw. 

y  verschwindet  meist  vor  tl,  z.  B.  imba  »singen»,  i  Kl.  4;  auch  u> 
(<;  urspr.  r)  verschwindet  einigemal,  z.  B.  i-ha  »böse  sein-  neben  -u?ttw 
»böse-,  nwili  3  »Leib«  (murüi),  -is*i  »unreif»  (B.  riki),  -teilt  »zwei»,  bo 
»gar  sein-  (von  rila). 

Die  übrigen  Laute  bleiben  unverändert; 

z.B.:  Ar  'An  Präf.  Kl.  7,  mtikila  3  »Schwanz»,  'kila  »die  Kräfte  über- 
steigen». 

t  gati  »mitten«,  muH  3  »Baum»,  -ti  »sagen«. 

Ä  (<  urspr.  p)  httula  -umdrehen-,  -ngahi  wie  viele»,  'A*uAt  -wo:'» 

Unsilbisches  i  hat  einen  stärkeren  Einfluß  als  silbisches  i  auf  die 
vorhergehenden  Konsonanten. 

Die  Lautverbindung  'kya  wird  regelmäßig  zu  *tja  {J  stimmlos),  die 
Lautverbindung  lya  zu  dja  (j  stimmhaft),  Aya  klingt  wie  fc/a. 

Beispiele.  Gen.  Kl.  7  'tja,  'tja  »Tag  werden«;  Gen.  Kl.  5  dja,  dja 
»essen«;  -%ya  »neu«*,  yjya  »brennen-. 

Vor  e  habe  ich  keine  Veränderungen  der  Konsonanten  gefunden; 

z.  B.  ymda  -gehen»  (yenda),  yembe  5  -Hacke«,  ytma  -Palmwein 
zapfen-,  leta  »bringen»,  le'ka  »lassen»,  zewr  5  «Schmarotzertnilan- ,  ho* 
5  -Stein-. 

Bemerkung  1.  Aus  diesen  Genitivbildungen  7/a  und  dja  und  den 
Verbalformen  mit  -a-  ist  nach  Analogie  ein  Nominativpräfix  entstanden,  das 
vor  dein  Verbum  als  'tji  und  dji  auftritt,  während  es  der  Regel  nach  ki  und  Ii 
heißen  sollte.  Vor  dem  Nomen  ist  'ki  erhalten,  Ii  ist  aber  ganz  abgefallen 
wie  im  Suaheli,  z.  B.  *t  «  tjatama  -der  Stuhl  ist  schön»,  Ujiza'tama  das- 
selbe in  anderer  Form;  djanüuma  -es  (das  Auge  Kl.  5)  schmerzt  mich«,  dji- 
zaniluma  dasselbe  in  anderer  Form. 

1  Dagegen  ist  gi  häufig;  vgl.  -gimu  -gesund  - ,  gina  -fett  sein  - ,  gi*a  5  -Brach- 
feld» ,  gimbala  -fett  sein-.  Ich  bin  jedoch  über  die  Abstammung  dieser  Worte  nicht 
klar  (vgl.  z.  B.  Suaheli  zima  -gesund-). 

a  Tritt  in  Kl.  9  der  Nasal  davor,  so  erscheint  nach  3  oben  das  urspr.  p, 
also  mphya. 


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222  Meinbof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 

Bemerkung  2.  In  der  gebräuchlichen  Orthographie  des  Sambala  war 
«ler  Laut  '(/  als  ch  geschrieben.  Ich  verwerfe  die  Schreibung  ch,  da  sir 
nicht  phonetisch,  sondern  rein  empirisch  aus  dem  Englischen  heriibergr- 
nommcn  ist.  Die  Schreibung  ist  obenein  unpraktisch,  da  in  den  Schul«) 
nur  ch,  aber  nicht  c  gelehrt  wird.  Außerdem  ist  sie  bedenklich,  weil  sir 
den  Europaer  verfuhrt  alle  etwa  dem  englischen  ch  ungefähr  ähnlichen  Laut* 
mit  ch  zu  bezeichnen,  ohne  sich  darüber  Gewißheit  zu  verschaffen,  ob  die*? 
Laute  auch  tatsächlich  identisch  sind.  Im  Suaheli  wußte  ich ,  ehe  irh  n*rh 
Afrika  ging,  daß  durch  ch  etymologisch  verschiedene  Laute  bezeichnet  werden 
Es  hat  sich  herausgestellt,  daß  sie  auch  verschieden  gesprochen  werden. 
Fur  das  Sambala  hatte  ich  eine  solche  bestimmte  Überzeugung  nicht,  son- 
dern nur  eine  allgemeine  Vermutung,  daß  auch  hier  mit  ch  verschiedeor 
Laute  bezeichnet  sein  konnten. 

Mit  Hilfe  der  sehr  intelligenten  Sambalajungen  habe  ich,  wie  ich  in 
der  Suahelistudie  bereits  erwähnt  habe  (S.  206),  ermittelt,  daß  im  Sambala 
zwei  Laute  vorliegen,  die  mit  ch  geschrieben  werden.  Der  erstere  ist  der 
oben  als  Entsprechung  für  ky  gefundene  Laut  l,  der  zweite  ist  *ti.  Beide 
Laute  sind  stimmlose  Lenes,  also  beide  von  dem  englischen  ch  verschieden, 
da  dies  Fortis  ist.  ytj  ist  palatal,  75  alveolar,  beide  mit  Rauschlaut.  Für 
eine  praktische  Schreibung  empfehle  ich  tj  und  tz  (oder  G)  oder,  wenn  man 
das  gewohnte  c  beibehalten  will,  c  und  c.  Das  h  bei  dem  c  ist  in  jedem 
Fall  überflüssig  und  verwirrend. 

Beispiele.  'fja  »Morgen  werden«  wie  oben,  'tza  »Aufhören  des 
Regens»  'r>a  Gen.  Part.,  'tjala  7  »Finger-,  "thita  »schwarz  sein»,  ^tsmhue 
»handeln,  wuchern». 

c)  Vor  u  (leichtem  u)  und  o  halten  sich  die  meisten  Kon- 
sonanten, auch  /,  das  im  Suaheli  hier  regelmäßig  verschwindet.  Nur«" 
(<  urspr.  v)  wird  verflüchtigt;  z.  B. : 

luma  »beißen« ,  Suaheli  uma  \  lu  Präf.  Kl.  11,  Suaheli  «;  Itrfi  »zaubern-. 
Suaheli  oga\  lomba  »bitten,  werben«,  Suaheli  omba  »bitten«. 

Aber  uya  »zurückkehren» ,  B.  vwya;  ana  »sehen« ,  B.  rgna;  qUx  »faulens 
B.  vola. 

Für  B.  yqta  »sich  wärmen«  habe  ich  Sambala  ottla  und  kotAa 
notiert. 

Unter  dem  Einfluß  des  tc,  das  aus  (leichtein)  u  entstand,  treten 
zuweilen  palatale  und  velare  Laute  auf;  z.B.: 

itxcana  1  »Kind«  statt  mtc-ana,  nwezi  3  »Mond«  statt  mteasi,  tuntra 
Pass,  zu  tirma  »senden«. 

yjca  »ebben«  für  urspr.  pwa  aus  Aim3,  liyjca  Pnss.  von  liha  »bezahlen«. 
h'/jca  Pass,  zu  laha  »verurteilen«,  Msr/tci  »Name  eines  Berges  und  ein« 
Baumes«. 


1  In  der  Suahelistudie  steht  '(/,  da  ich  dort  den  Kauschlaut  nicht  deutlich 
wahrgenommen  habe. 

a  Wird  hiervon  ein  Wort  nach  Kl.  9  gebildet,  so  tritt  das  urspr.  p  wieder 
ein,  i.  Ii.  mphwai  9  »der  Strand,  an  der  Küste..    Vgl.  Note  2  zu  S.  221. 


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Mbinrof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  223 

Auch  die  Lautverbindung  -btca  klingt  fast  so,  als  stände  nach  '0  ein 
leises  <y,  also  beinahe  -bya.  Die  Lautverbindung  ywa  bleibt  erhalten,  wird 
zu  ywa  verhärtet  oder  zu  tea  verkürzt.  (In  jvoa  Gen.  Kl.  1  tritt  j  —  in  den 
Drucken  y  —  ein.  Ich  führe  die  Form  auf  urspr.  yyvea  zurück.)  Passiv- 
endung iywa  ist  sehr  häufig. 

z.B.  gtoa  •  fallen«.    Gen.  Kl.  3  tea  B.  ywa. 

Dagegen  bleibt  hea  unverändert,  z.B.  Itca  Gen.  Kl.  11,  haiwa  Pass,  zu 
hala  »schaben«.  Vor  u?  verschwindet  urspr.  r  ebenso  wie  vor  o  und  «,  z.  B. 
Gen.  Kl.  14  tea  (B.  vwa). 

d)  Unter  dem  Einfluß  von  t  (i,  schwerem  i)  treten  starke  Ver- 
änderungen der  Konsonanten  ein.  ki  und  ii  werden  ii,  pi  wird^/f,  yi  und 
Ii  werden  st,  vi  wird  vi. 

Beispiele,  ki.  fw&ye  11  »Augenbraue«,  mo&  3  -Rauch«,  mdiSi  1 
«der  Koch«  von  dVka  »kochen«,  ma-Sizi  6  »Ruß  an  den  Töpfen«,  B.  -kili. 

ti.  loSigtca  »träumen«,  vom  Stamm  loia,  Sima  5  «Brunnen«,  iirjala 
-zurückbleiben«. 

pi.  fiia  (fi&ja)  »verstecken«,  /iya  •  Kochstein«. 

yi.  Das  Vergrößerungspräfix  Suaheli  dji,  also  urspr.  yi,  lautet  zi,  z.  B. 
zi - iozi  »eine  Träne-;  vgl.  zihi  »kurz«  ( Yao -jipi) ,  zido  5  »Auge«,  zina  5 
•  Name«,  zino  5  «Zahn«,  mazi  6  »Wasser«,  muzi  3  «Dorf«,  zi'ko  5  »Herd».1 

/t.  mu-ziyo  3  «Last«,  -cT/o  -schwer«,  eucaö  »Teich«,  »to«si3  »Mond«, 
«'  Präf.  Kl.  10,  liz-ite  Perf.  von  /»To,  kilongozi  7  »der  Anführer«  von  loh- 
tjnla,  mbuzi  9  »die  Ziege«,  m'pazi  1  »der  Erbe«  von  %pala  »erben«. 

vi.  vi  Präf.  Kl.  8,  vina  »tanzen«,  hwivi  1  »Dieb«,  mbavi  1  »Dieb«  von 
"öotca  »stehlen«. 

Unter  dem  Einlluß  von  y  treten  dieselben  Veränderungen  ein ,  y  selbst 
verschwindet  immer,  außer  nach  den  Labialen. 

Beispiele,  kya.  aia  »anstecken«  von  a*ka  »brennen«,  *pi'ka  »allerlei 
prohieren«   cans,  *pifa  »jemand  plagen«,  ^tahVka  »erbrechen«  caus.  VaAi/a. 

i$a.  ItJa  »träumen  machen«  von  ungebr.  fo'ta,  B.  loia,  iguJa  »satt 
machen«  von  iguyta  «satt  sein«. 

pya.  lefya  »lang  machen«,  caus.  zu  leha  »lang  sein«,  zifya  »schön 
machen-  von  ziha,  hufya  »leicht  machen«  von  huha,  nufya  -klein  machen« 
von  nuha. 

y$a.  aga  »verloren  gehen«  bildet  caus.  aza,  uja  »umkehren«  uza. 

l$a.  za  Gen.  Kl.  10;  -eza,  -iza  caus.  zu  -ela,  -ila;  fotJa  »wachsen« 
bildet  caus.  kuza,  heia  »zu  Ende  sein«  bildet  hrza,  gitla  »verkaufen«  bildet 
caus.  f/uza. 

r$a.  vya  Gen.  Kl.  8,  vyala  8  »Nägel«  pi.  zu  ^tjalal,  ryala  »gebären«, 
dazu  -vyele  »weiblich«,  latca  »herausgehen«  bildet  caus.  lavya,  vuwa  »sich 
bewegen«  bildet  caus.  vuvya. 

e)  Durch  »i  (y.  »schweres  ««)  treten  Verändertingen  der 
vorhergehenden  Konsonanten  ein,  wobei  zu  beachten  ist,  daß  Ä*  vor 


1  Da»  Refi.  Präfix  beim  Verbum  lautet  'ki.    Ich  weiß  keine  Erklärung,  doch 
vgl.  Kongo  ku. 


224  Meinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 

«  in  der  Regel  zu  /,  aber  /  zu  /  wird.  Wahrend  im  Suaheli  die  Verbin- 
dung Ar«  und  tu  gleicherweise  zu  fu  wurde,  ist  hier  der  etymologische  Uo- 
terschied  der  beiden  Verbindungen  noch  ersichtlich. 

Beispiele,  kü.  Jetfuvoal  -Brust- ,  fumba  yta  -mit  der  Hand  fassen«. 
*tafuna  -kauen«. 

/iL  Suga  -Tiere  zähmen«,  Sunda  -züchtigen,  zurechtweisen«,  tuna 
•  nähen«,  Suhga  -binden«  (Suaheli  fuhga). 

pu.  hu/u  «leicht«  von  huha  -leicht  sein«. 
yA? 

hi.  ndezu  9  -Bart«,  -hozu  -sanflmütig«  von  -hota,  zitmtla  1  »zustimmen». 
-vizu  »faul«  (B.  -|?«74),  izu  -i*eif«  (B.  vilu). 

vti.  zula  -einem  Tier  das  Fell  ausziehen«  (B.  pM-u/<z). 

Wird  u  tin  silbisch,  so  treten  dieselben  Veränderungen  ein,  und 
u  versehwindet  nach  /,  nach  z  hält  es  sich. 

Beispiele,  -fa  -sterben« ,  fanana  -ähnlich  sein«  (B.  pwana),  ztnkt 
-Kleider  anziehen-,  B.  vw-ika. 

f)  Wenn  Vok  aleinfliisse  und  der  Einfluß  eines  Nasals  zu- 
sammentreffen, so  ist  auch  hier  das  Gesetz  zu  beobachten,  das  wir  oben 
in  4a  fanden: 

Stimmhafte  Krikative  werden  durch  vortretenden  Nasal  stimmlos.  Der 
Nasal  fällt  vor  allen  Frikativen  aus,  z.B.  -zihi  -kurz-,  Kl.  9  *ihi. 

Dabei  ist  es  meist  gleichgültig,  ob  der  nasale  oder  der  vokalische  Kin- 
lluß  der  frühere  war. 

Ak.  Sihgo  9  -Hals«,  Siye  10  «Augenbraue«,  pl.  zu  lu-stye,  also  ni  -f 
Ar?>A;  misa  -an  etwas  riechen«,  caus.  von  nunkha  -stinken-,  also  ilir -}- 
»/>«,  zink  ha  •  vorübergehen « ,  caus.  zisa. 

ni? 

mp.  figo  9  »Niere«. 

ng.  «9  »Fliege«,  «7g  9  «Heuschrecke-,  asa  -  umhertreiben«,  caus. 
zu  anga,  dazu  nteasi  1  »der  Hemmtreiber« ,  mu^twasi  -die  Stampfende- 
von 'tteango,  u-losi  14  -Sprache«  von  longa,  caus.  dazu  lasa. 

«rf.  mu-lisil  »Wächter«  von  -linda,  muhasi  1  »der  Pflanzende«  von 
handa,  tntm  caus.  zu  vunda  -verfaulen-,  sito  9  -schwer«  von  -zito. 

mb.  mu-loji  1  »Freier«  von  lotnba ,  lu-vcya  »Horn-,  pl.  ftya-,  mu-ufl\ 
•Tupfer-  von  umba,  mu-tafi  1  »der  Reisende«  von  tamba,  dazu  caus.  tafyn: 
von  -eyelp  -weiblich"  Kl.  9  fyele,  fula  9  »Regen-  Suaheli  meua. 

Während  tr  und  y  vor  (leichtem)  t  und  «  öfter  verschwanden ,  bleiben 
mh  und  hg  stets  erhalten,  z.B.  mbili  Kl.  10  -zwei-,  mbiwi  -böse«  Kl.  9. 
tnbij'i  Kl.  9  -unreif«  von  -t//,  mbizu  9,  10  -reif«  von  -izu  usw. 

ingi  »viele«,  ingila  -hineingehen-. 

hguluiceS  -Schwein- ,  nuhgu  9  -Kochtopf«. 

g)  Die  Nasale. 

Uber  die  Veränderung  von  mtc  zu  hto  s.  oben  4  c. 

Die  Lokativendung  ni  ist  im  Sambala  regelmäßig  zu  -1  geworden 
unter  gänzlichem  Ausfall  des  n,  z.  ß.  Sambalai  -das  Land  Usambara-,  ndai 
-im  Leib«  von  nda.    In  andern  Fällen  hat  sich  das  n  vor  »  gehalten,  z.B. 


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Mein hof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  225 

Joni  9  . Scham«,  nkhuni  10  -Feuerholz-.  Ebenso  wird  nl  im  Plur.  des 
Im  per.  zu  t,  z.  B.  sqt  -kommt-,  letoi  -bringt«.1 

ny  und  sind  beide  zu  n  geworden,  z.  B.  h-uhgu  9  »Kochtopf«, 
Ito-Vkq  11  -Löffel-,  pl.  m'ko. 

h-ohgeza  9  -Zugabe-  von  -ottgeza ,  h-ihgi  10  -viele«  von  -ihgi,  meens 

•  selbst-,  -ha  -regnen-,  h-oki  9  -Biene- ,  n-ama  9  -Tier- ,  h-oka  9  »Schlange«. 
na  encare. 

Bei  den  kausativen  Formen  ist  vielleicht  richtiger  riy  zu  schreiben, 
da  y  noch  hörbar  zu  sein  scheint; 

z.  B.  gnya  -fuhren,  zeigen«  von  gna  -sehen«;  hihya  -lehren-  von  hma 

•  lernen-;  honya  -heilen-  von  hona  -gesund  werden-. 

Dagegen  bleibt  m  vor  y  unverändert,  m-qto,  pl.  my-oto  4  -Feuer-, 
m-oJi,  pl.  my-a&i  4  -Rauch-,  htca'ka,  pl.  my-aka  4  -Jahr«. 

humya  -krank  machen«  von  Auma,  mamya  -beugen  machen-  von 
inama,  zimya  -auslöschen-  von  zima. 

h  wechselt  in  einigen  Fällen  mit  7,  wo  ich  eine  befriedigende  Er- 
klärung noch  nicht  geben  kann;  z.  B.  hunda  -ackern-,  vgl.  mu-yunda  -Ba- 
nanenfeld-,  hombe  9  -Rind-,  ygrnbe  5  -großes  Rind«. 

Wahrscheinlich  ist  h  hier  das  frühere,  und  7  hat  sich  nach  Analogie 
von  hg  und  7  daraus  entwickelt.  Vgl.  jedoch  von  ymda  -gehen- ,  lu»/enda 
11,  pl.  hmdq  10  »Gang-,  yghgq  5,  pl.  hqhgq  10  »RQcken«  gegen  die  oben 
in  3  gegebene  Regel. 

Eine  ähnliche  unregelmäßige  Bildung  ist  nota  9  -die  kalte  Zeit«  von 
Iota  -kalt  sein-,  wenn  es  nicht  von  qta  herkommt,  das  in  der  Bedeutung 
■sich  wärmen-  und  -sich  abkühlen-  gebraucht  wird. 

Vor  *i  bleibt  m  unverändert,  z.  B.  -kalamu   »ewig-   von  'kalama 

•  immer  währen-,  -angalamu  -breit«. 

5.  Uber  die  Konsonantendissimilation  nach  dem  Dänischen 
Gesetz  habe  ich  an  andrer  Stelle  das  Nötige  gesagt.  ZDMG.  Bd.  LVII, 
S.  302. 

So  entsteht  gati  -mitten-  aus  urspr.  'AraVt,  mga'to  3  -Brot-  aus  mkate 
Suaheli,  gtcotq  -Zange-,  Suaheli  kwato  5  »gespaltener  Huf«;  'bahuka  (Sua- 
heli papuka)  -sich  abtrennen  vom  Weg,  von  einem  Stück  Vieh«. 

Derselbe  Vorgang  läßt  sich  nachweisen ,  auch  wo  der  erste  Konsonant 
mit  Nasal  verbunden  ist; 

z.  B.  nguku  9  -Huhn«  (urspr.  iifcuku),  hguha  9  -Buschlaus-  (urspr. 
nkupa),  hgohe  9  »Augenlid-  (urspr.  hkopg). 

Auch  wenn  der  erste  Konsonant  durch  Vokaleinflüsse  frikativ  wurde, 
läßt  sich  das  Gesetz  in  einigen  Fällen  beobachten; 

z.B.  mavuta  -Fett-  (urspr.  -küia),  miha  5  -Knochen«  (urspr.  -kupa). 

Beachtenswert  ist,  daß  der  durch  Dissimilation  aus  k  entstandene 
Laut  g  und  nicht  7  ist.  Bei  der  Auflösung  der  nasalen  Verbindung  hg 
läßt  sich  aber  keine  feste  Regel  aufstellen.    Von  hguha  9  -Zecke-  (urspr. 


1  Der  Imperativ  mit  Verbalobjekt  nimmt  oft  das  konjunktivische  t  an,  z.  U. 
m-lUti  -bringt  ihn». 

Mitt.  d.  S«m.  L  Orient  Sprachen.  1904.  III.  Abt  15 


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226 


Mkinbop:  Linguistische  Stadien  in  Ostafrika. 


ükupa)  entsteht  regelmäßig  yuha  5  «große  Zecke«,  aber  von  nguku  9  »Huhii« 
gegen  die  Regel  yuku  5  »großes  Huhn«.  Umgekehrt  von  ngoma  9  (urspr. 
ügoma)  gegen  die  Regel  ggma  5  ■  große  Trommel-,  während  man  ygma  er- 
warten sollte. 

Übrigens  dehnt  sich  die  Wirkung  des  Dänischen  Gesetzes  auch  auf 
das  Xrw- Präfix  aus,  z.  B.  gwaha  5  »Acliselhöhle«.  Wie  Suaheli  kwapa  zeift 
und  Uerero  okv-opo,  liegt  hier  eine  Bildung  mit  Praef.  Kl.  17  vor,  dem  toi 
Sambala  Präf.  Kl.  5  vorgesetzt  ist;  vgl.  den  Plur.  des  Herero  oma-kvapa. 
Ferner  gutwi1  5  »Ohr«,  Herero  oku-twi  17,  ebenso  gebildet.  Demnach 
nehme  ich  an,  daß  Sambala  yuko  »dort«  statt  guko  steht  und  in  derselben 
Weise  wie  gwaha  und  gutwi  aus  'ku'ko  entstanden  ist.  Eine  besondere  Art 
von  Assimilation  fand  ich  in  dem  Fremdwort  talatasi  »Papier-  für  Suaheli 
kalaiasü 

Vokal  assimilation  liegt  vor  in  dem  Demonstrativpronomen  v/v  1. 
awa  2,  idji  5,  i'V/i  7,  ulu  11,  aka  13  usw. 

6.  Die  aufgeführten  Laute  sind  aus  dem  System  der  Bantulaute  sämt- 
lich zu  erklären  mit  Ausnahme  von  'ß,  für  das  ich  eine  Ableitung  nicht 
gefunden  habe.  Es  gibt  im  Sambala  eine  große  Anzahl  von  Worten  mit 
kurzen  Vokalen  in  ofTner  vorletzter  Silbe."  In  den  echten  Bantuworten 
des  Sambala  sind  die  Vokale  in  offner  vorletzter  Silbe  lang  (s.  unten  7). 

Aus  diesem  Grunde  glaube  ich,  daß  wir  die  Worte,  in  denen  jene? 
Vi  vorkommt,  und  die  Worte  mit  kurzen  Vokalen  in  offner  vorletzter  Silbe 
bis  auf  weiteres  als  Fremdwörter  anzuseilen  haben. 

Daß  solche  Fremdwörter  auftreten ,  ist  nicht  weiter  merkwürdig .  wenn 
man  bedenkt,  daß  die  Sambala  in  ihrem  Bergland  umgeben  sind  von  den 
die  Steppe  bewohnenden  Masai  mit  »kuschitischer«  Sprache,  und  daß  auch 
nach  den  Überlieferungen  der  Sambala  fremde  Einflüsse  in  ihrem  Volksleben 
seit  alter  Zeit  vorgelegen  haben ;  vgl.  die  Geschichte  der  Wakilindi.  Ferner 
ist  die  Sprache  der  Wambugu,  die  mitten  in  den  Bergen  U sambaras  wohnen 
und  eine  eigene  Sprache  sprechen,  die  vom  Bantu  und  vom  Masai  ver- 
schieden ist,  von  Einfluß  gewesen. 

Beispiele,    g&a  9  »Stock«,  myöJi  1  »Mann«,  ng&tö  9  »Schaf«. 

7.  Meine  Untersuchungen  über  die  Quantität  der  Vokale  hatten 
folgendes  Ergebnis. 

In  der  Regel  sind  alle  Vokale  kurz. 

Nur  die  Vokale  der  Stammsilbe  und  der  vorletzten  Silbe,  anf  die  ein 
nicht  mit  Nasal  verbundener  Konsonant  folgt,  werden  gedehnt.  (In  Fremd- 
wörtern sind  auch  sie  kurz,  s.  6). 

Besonders  die  Einsilbigen  sind  also  kurz,  z.  B.  s£  «draußen«  Suaheli 
m$0,  sö  »komm  her«  Suaheli  ndjö. 


1  In  'gutwi  und  gwaha  habe  ich  sogar  g  mit  Kehlverschluß  notiert,  ebenso 
gati  «Mitte«. 

J  Genau  genommen  sind  alle  Silben  offen.   Ich  gebrauche  den  Ausdruck  hier 
der  Kürze  halber  fur  Silben,  auf  die  kein  mit  einem  Nasal  verbundener  Konsonant 

folgt  (vgl.  gila  und  ymdä). 


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MxiNHor:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  227 

ziig  -Auge«,  pl.  meJ&,  zTld  «Speise  nicht  essen-,  ztnä  5  »Name«, 
hgömä  9  »Trommel«,  Tzä  »kommen«,  yätcä  »teilen«,  mäzt  6  »Wasser», 
hwezi  3  «Mond»,  yäsä  »Hand»,  tänä  »verfluchen» ,  nwä'kä  3  »Jaiir«; 

aber  itnbä  »singen«,  yjjndd  »gehen«,  mü-yängü  1  »Arzt»,  nüigi  10 
»viele». 

Wird  ein  Verbum  durch  Anfügung  von  Suffixen  mehrsilbig,  so  bleibt 
die  Stammsilbe  doch  lang.    Wo  sie  kurz  war,  bleibt  sie  kurz. 

äiämä  »gähnen»,  änVkä  »zum  Trocknen  aufhängen»,  ttahgä  »rufen», 
T'tT'kä  -gehorchen«, 

aber  thgü'ä  »hineingehen». 

8.  Wie  in  andern  Bantusprachen  scheint  auch  hier  der  dynamische 
Ton  zweifach  zu  sein,  nämlich  1.  etymologisch  auf  der  Stammsilbe;  als 
solcher  bewirkt  er  die  in  7  aufgeführte  Dehnung  der  Stammsilbe,  auch 
wenn  diese  nicht  vorletzte  Silbe  ist,  2.  mechanisch;  als  solcher  ruht  er 
auf  der  vorletzten  Silbe  und  bewirkt  wie  in  7  in  der  Regel  die  Dehnung 
des  Vokals. 

Die  zweite  Art  des  dynamischen  Tons  wird  vom  Europäer  leicht  auf- 
gefaßt, die  erstere  schwerer;  um  deswillen  erscheint  dem  Europäer  die 
erstere  Art  als  Nebenton,  die  zweite  als  Hauptton; 

z.  B.  Vtängd  »rufen«,  Uyil'ä  »hineingehen«,  anVkä  «zum  Trocknen 
ausbreiten«,  aJamd  »gähnen». 

9.  Der  musikalisch eTon  war  bisher  noch  in  keiner  ostafrikanischen 
Sprache  gefunden,  außer  dem  Konde  und  Sango  im  Nyassagebiet  (vgl. 
-Grundriß.  S.  131.  148). 

Außerdem  hat  Missionar  Dahl  in  Urambo  darüber  einiges  festgestellt, 
das  mir  aber  erst  nach  meiner  Rückkehr  bekannt  wurde  (vgl.  seinen  Auf- 
satz im  vorliegenden  Heft  S.  106  ff). 

Meine  Untersuchungen  im  Sambala  begannen  mit  dem  Wort  'kiya  7, 
pl.  viya,  das  sowohl  »Schenkel«  wie  »Wassertopf«  hieß.  Für  europäische 
Ohren  klangen  beide  Worte  zunächst  völlig  gleich,  und  doch  behaupteten 
die  Eingebornen,  daß  sie  verschieden  wären,  nicht  nur  in  der  Bedeutung, 
sondern  auch  in  der  Aussprache.  Da  sämtliche  Laute  beider  Worte  ganz 
identisch  waren,  wußte  ich  keine  andere  Möglichkeit,  als  daß  die  Tonhöhe 
den  Unterschied  ausmachte.  Nach  manchen  vergeblichen  Versuchen  fand 
ich  dann,  daß  'foflo,  »Schenkel-,  aber  'kiftct  »Wassertopf»  heißt. 

Eine  weitere  Schwierigkeit  ergab  sich  bei  dem  Wort  mtäungu.  Hier 
fanden  wir  nun  schon  schneller  heraus,  daß  mu'lungu.  1  »Gott«  heißt,  aber  mu- 
luhgii  3  der  Name  eines  bekannten  Feldbaunies  (mit  roten  Blüten  und  roten, 
bohnenartigen  Früchten)  ist,  während  mu-lu^gtf  3  der  Name  eines  Wald- 
baumes ist. 

Nachdem  so  das  Prinzip  gefunden  war  und  die  Sambalajungen  wußten, 
was  ich  wollte,  gaben  sie  ohne  Besinnen  mit  großer  Präzision  und  genau 
übereinstimmend  die  Tonhöhen  jeder  Silbe  in  jedem  Wort  an. 

Ich  gebe  eine  Reihe  von  Proben,  um  zu  zeigen,  wie  wichtig  die 
Sache  für  die  Wortbildung  und  für  die  Synonymik  ist.  Viele  Worte,  die 
bisher  gleich  geschrieben  wurden ,  sind  danach  im  Lexikon  zu  unterscheiden. 

15» 


228  Mktkhof:  Linguistische  Stadien  in  Ostafrika. 

Für  die  Mitteltöne  wende  ich  die  Zeichen:  — *  fur  den  halbhohen. 
— 4  für  den  halbtiefen  Ton  an. 

lAna  »ackern«,  muffmc^  3  «Berg«,  IdlCmi^  11  »Zunge«; 

mu^yo*  3  »Last«,  «V*i  »beschuldigen«; 

«W,  .auslöschen «,  rntt,-^,  »Gott  der  Unterwelt»; 

nda*  »Fötus-,  ndd  »Ausruf,  wenn  viel  von  einer  Sache  vorhanden  ist-: 

nd<t\  »im  Leib«,  nda\  »wer«; 

hyet  »krank  inachen,  weil  eine  religiöse  Vorschrift  nicht  beachtet  ist«; 

ktyoy  »sich  verabschieden,  einen  Vertrag  machen«; 

tcyiget  »Steuern  einziehen,  beisteuern«,  Sdnga^  »keimen«; 

'ketty  »sauer  werden«  (Milch); 

'kdldyafa  »vertrocknen«  (vgl.  'kafu*  »trocken«); 

'kdla*  5  »Kohle«; 

mui'^koja*  1  «Jäger«  (vgl.  xJ-'kaja  14  »Jagd«); 
'kajf  »streng,  hart«; 

m^ka^za*  1  »Ehefrau  des  N.  N.«;  tnka^zt\  »seine  Frau«; 
'kcflo/hgoy,  'kafHujOy  »braten,  rösten«; 

yoW  »schlafen«,  mu^yofto*  3  »das  Schnarchen,  die  tiefe  Stimme«. 
hgö^ndnQ*  »Morgennebel«; 

gttä,  »böse  Lust,  Mutwille« ; 

zi^ld  »eine  Speise  nicht  essen  (aus  Aberglauben,  Sitte)«; 
ziV'a,  »ausräuchern«  (Klippdachse,  Bienen); 

zipd  5,  pl.  mapbtit  »Name«,  zfna^  5,  pl.  ma^-tfno^  »Pflanzloch«; 
hic&pi  3  »Mond«,  ntedzC  3  •  Wasserlauf« ; 
yfö  »^latt,  schlüpfrig  sein«,  ge*lcf  «hineintun«; 
mu-yafHjOi  1  «Arzt«,  u-yajiga}  14  «Medizin« ,  aber  ma^-gdngd  6  «Baum- 
euphorbien«,  Sing,  dazu  gafigd; 

ctngttla  «ausbrüten«,  apguja  •  herabnehmen • ; 

dojrfd,  «auf  etwas  setzen,  legen,  stellen«;  Mdd  »Maniokbrei- :  baft 
»schlecht« ; 

bahnbd  »Käfer«,  aber  bafnba1  »Star«  (Augenkrankheit); 

bipdu*  »kleine  Holzlast«,  Wndtt  »Perlenkette,  die  die  Frauen  um  die 
Hüfte  binden«; 

btJ/idi/  »Turban«,  bupdii  »eine  Traube  Bananen«; 

itfka  «überlaufen«  (Flüssigkeit),  iti/ca  -antworten,  gehorchen«  (im 
Imperativ  Hochton  auf  a) ; 

bukt  »ankommen«,  bula^  «Lichtung«; 

haftd  »sich  waschen«,  hafca  »angrenzen«; 

flj/a,  »verfaulen«,  did  »beschenken«; 

did  »verlassen«,  a^is,  »verbrennen«; 

Jtogof  9  -Hals«,  nkhipgo*  9  «Fell  zum  Schlafen«. 

In  folgenden  Fallen  liegt  gewiß  eine  Verwandtschaft  vor,  auch  wo  du> 
Tonhohen  verschieden  sind. 

-W  »lang«,  -le'hd  »lang  sein«; 

ki\  «(die  Kräfte)  übersteigen«,  mt^-hVa,  3  «Schwanz«;  ndSzt^  «Bart«, 
kiWzt^  7  «Kinn«; 


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Munhof:  Linguistisch«-  Studien  in  Ostafrika.  229 

'ko'mba,  5  . Flaschenkürbis  als  Gefäß«,  pl.  ma^-Mmba^  'ki-kdmbax 
•  sieh  aufblähen«; 

/i'/o,  -schreien«,  ndifi  9  « Totenklage « ,  *m/,W  3  -Klang«  ; 

ldya{  »verzaubern«,  nddgvx^  9  -Zauberei«; 

Ichnba.  -freien,  werben«,  muldfiy  1  -Freier«; 

•V-Vz,  -kalt  sein«,  ndtal  -die  kalte  Zeit«; 

nda  -Fötus«,  naWi,  -iin  Leib«; 

ki-fthoa^  7  »Brust« , /«W,  -würgen«; 

A1  «Land«,  i'tfij  »unten-,  a*hgj      -hier  unten«; 

'httO)  -wachsen-,  -'A™/«'  -groß«; 

fu*mba\  5  -Maus  in  der  Hand« ,  fiitnbafto^  «mit  der  Hand  fassen«. 
Änderungen  der  ursprünglichen  Tonhöhen  scheinen   danach  statt- 
zufinden : 

1.  bei  der  Bildung  der  Adjektiva,  vielleicht  auch  der  von  ihnen  ge- 
bildeten Abstrakta; 

2.  beim  Abfall  des  Präfixes  (vgl.  Ä*  und  i'A,). 

In  a*hd  iiy  ist  der  Hochton  des  Präfixes,  nachdem  dasselbe  ausgefallen 
ist ,  auf  die  letzte  Silbe  des  vorhergehenden  Wortes  geraten. 

Eine  erschöpfende  Behandlung  der  Tonhöhen  ist  zur  Zeit  nicht  mög- 
lich. Der  Zweck  meiner  Untersuchung  war  nur  auf  die  Wichtigkeit  der  Sache 
hinzuweisen  und  zur  genaueren  Forschung  in  dieser  Richtung  anzuregen. 

Ich  gebe  im  folgenden  noch  eine  Anzahl  Worte,  deren  Tonhöhe  ich 
versucht  habe  zu  fixieren  als  Material  für  die  Vergleichung  mit  anderen 
Bantusprachen.  Merkwürdigerweise  scheinen  die  Worte  trotz  sonstiger  Ver- 
schiedenheit die  Tonhöhe  meistens  beizubehalten ,  wie  die  teigefügten  Worte 
aus  dem  Veutfa1  (Nord trans vaal)  und  Duala  (Kamerun)  zeigen. 

^ambala  Venda  Duala 

ktloy  »liegen«  ktla  dasselbe 
Idmbija.  »lecken«  (Zunge) 

iVAroj  »verlassen«  oV'o,  dasselbe 

Wma,  »nicht  wollen,  nicht  khnata  »sich  nicht  vor  der  tyrn  «dumm  sein- 
können« Falle  fürchten«  (dumm 

sein) 

iVto,  »bringen«  WÜTt  dasselbe 

A1  -sein«,  defekt  na\  dasselbe  ?•  dasselbe 

djct  »essen«  ld  dasselbe  'da^  dasselbe 

mulg^mo^  3  «Lippe,  Gebot«  mulgpiQ  3  »Lippe« 

Itfkoy  -flechten-  dasselbe 

/tWo,  »bewachen«  kflifa  dasselbe 

lixyartai  »gleich  sein«  lipgana  dasselbe 

lixha  »bezahlen«  /tj/a  dasselbe 

«i'to,  »schwer«  •difö  dasselbe 

zijoa^  5  »Teich«  dzipa  5  -Tiefe«  ma-dtbd  6  -Wasser« 

zijgjz^b  »eine  Träne«,  pl.  mi'tfdzi  4  »Tränen-         mt'-Mpft  4  dasselbe 


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230  Meinhof: 

£ambala 

/o'n^ro'/a,  ■behauen« 
ifMiy  9  ■Scham* 
la*Jal  «schießen« 
«V«1  «wegwerfen« 
«*Ä*^  »kurz« 
rnaff7Ulto1  »Fett« 
ßlta\  »wischen,  betrögen« 
nkhtcaJJ  9  .Rebhuhn« 
^Tw'/a,  »auswählen« 
Ä'Ara,  .lachen« 
kumWkay    «sich  erin- 
nern« 
feAm,  .zehn« 
hfngtlluy  5  «Krähe« 
nkht£n\  10  »Feuerholz« 
nydha^  9  •  Buschlaus - 

Aru/o,  -sterben« 
•huk^Yh  «rühren« 
ru'Afl,  5,    pl.  m^rt/A«, 

•  Knochen  ■ 
'kojto*la%  «husten« 
r'tytlht*  9  »Augenwimper« 
hgtikU)  9  »Huhn« 
ykäxmaf  »melken« 
'ÄraW^na,  «miteinander 

streiten« 

,kuykä'ndd4  »mit Lehm  be- 
werfen« 

'kdfngc^  5  »Perlhuhn«,  ma,- 

» mitten - 
'tjot » Morgen  werden,  Her- 
aufkommen der Sonne« 
'Üa*»Auf  hören  desRegens« 
•  sauer  wei*den« 
(Speise) 
nguluig?  9  «Schwein« 
nupgif  9  »Kochtopf« 
«**/**♦  5 ,  pl.  mOftmJu*  •  Nil- 
pferd« 

»<7tcf  9  .ein  Waldbaum« , 

•  ein  Riemen,  um  ein 
Rind  anzubinden. 

s$  »draußen« 


Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


Venda 

thctni  9  «Schande« 
/tr"j(a  «werfen« 


mapßfya  6  dasselbe 


9  dasselbe 
'fpjuila  dasselbe 
sep  dasselbe 
hrimbula  «denken« 

• 

fthni  »zehn« 
fitngutnf  5  dasselbe 
kht/ni  10  dasselbe 
gdfa  5  »vollgesogene 

Busch  laus« 
/«■  dasselbe 


M'fola  dasselbe 
khtfe  9  -Schlafe. 
khrihu  9  dasselbe 
afma  dasselbe 
AoVxj  »verweigern« 


kha^hga^  dasselbe 

'kajti  dasselbe 
tscl  »dämmern« 


Dua  1  a 

schipp  5  »Zahn« 
t'W»'  dasselbe 


m-dlojß  »Palmöl,  Ol« 


tifhn  »zehn. 


tog1  dasselbe 


firWa,  dasselbe 


ajuiy  »kämpfen, streiten« 


kafn  dasselbe 


ngulluve9 «wildesSchwein«  t'tgo^  9  »Schwein« 

moViyo*  19  »Kochtopf« 


iidd  dasselbe 


Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


efigedza  »vermehren« 


Mkikhok: 

Sarabala  Venda 
sa*lax  9  »Hunger-,  Dimin.  wic^la  9  dasselbe 

sij'at  9  »Weg« ,  Dimin.  nq\xla  9  dasselbe 

'ka^-ciVa,  13 
zt^tca*  5  »Sonne«,  pl.  «la,-  rfw'm  dasselbe 

zutcat,  Dimin.  'Ara^aAoa, 

13 

o^nyiza^  -hinzufügen,  viel 

machen«,    Subst.  nor 

ngt*zaf  9 
too  Je*  2  »alle,  ganz« 
g^tdla*    »sich  wannen-, 

oto,V  3  »Feuer«,  pl. 

myoto* 
yicd*    •  falle !  • ,    'Ar*;- gwat 

■  fallen« 
yuta*  »fassen,  greifen« 
ico^ki*  14  »Honig«,  nojci* 

9  »Biene« 
ä%  »Auge«,  pl.«^ 
zijiö\  pl.  mfV'  5  »Zahn« 
'Äö'icd,  »stehlen« 
mg^Ä* 3,  pLmyoJC  »Rauch« 
hgqjma*    9  -Trommel«, 

ydma*,    pl.  ma{-gotma^ 

»große  Trommel« 
Vngifa^  »hineingehen« 
ni/tgi1  10  »viele- 
i"^  »kommen« 
%ltiki  -ausgießen- 
mufi*  3  -Dorf« 
«•  9  -Fliege«,  13 

»kleine  Fliege« ,  mit  s 

statt  z  gegen  die  Regel 

oben  4  b)  und  f) 
sifftf  9  »Heuschrecke« 
i}'tafngat  »rufen« 


l>:u 


Dual  a 

nrf/a/i  dasselbe 

»^(O1  dasselbe 

lidba^  -Gott,  Himmel« 


-&sex  »alle« 


dfhe  »alle« 

(ha  »sich  warmen-,  mold  dlo±  dasselbe 
poet.  »Feuer« 


too,  »fallen« 


vutt&i  14  »Honig« 
Qctfsi  9  »Biene« 
tr&  5  dasselbe 
fno  5  dassell-e 

mt/tsi  3  dasselbe 
«yo,/na  dasselbe 


nzJna  dasselbe 

«ja,  dasselbe 
«/•Ja  dasselbe 
mu$  dassell>e 


■yr/'ira.  •  teilen « 

ycjidaf  »gehen« 

map*  6  »Wasser- 

i^ka^af  »bleiben,  wohnen, 
sitzen« 

t'mfa,  »singen« 

ntedne^  »selbst,  Eigen- 
tümer- 


nzi@  dasselbe 

apa  dasselbe 

txi - tn(U£  7  »Schuh« 

ma\li  dasselbe 


hnba  dasselbe 
imlye  »Herr« 


kd  dassell>e 


r/i'^  dasselbe 


ngr/ma^  dasselbe 


Mgfft  dasselbe 

yd  dasselbe 

mu'tjrii]  3  dasselbe 
ngi*ngi\  9  dasselbe 


o.  ba.  dasselbe 
mwhulJ  3  »Fuß« 


djoy  dasselbe 


■mijW  -selbst- 


.ogle 


232  Mkinhop:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 

Sambala  Venda  Dual» 

ejte'    •Herr-  (Anrede), 
mefie*   »Herr!«  (Gruß) 
hw-cPk&i  3  »Regenzeit  im  hvcdha  3  «Jahr« 

Marz« ,  pl.  tny-aka 
diafna^  «gähnen«  at'fama  »den  Mund  auf- 

sperren« 

lafid  -verfluchen« 

itwapdl,  pl.  wapct  «Kind«  ntcdtta  1  dasselbe  miAw,  1  dasse»*? 

a{m  kä}    «zum    Trocknen  oWa  dasselbe 
auf hängen - 

•ya|«i,,pl.»Mi|<yfl1j«at5.Hnnd-  t^-a^a  7  -Hand« 

ilächc,  innere  Hand« 
munu1  3  »Salz«  wwr#2  3  -Salz« 

munthu^  1  «Mensch«  mu^hu  1  dasselbe  mnfox  1  dasselbe 

Wo  die  Tonhöhen  der  verschiedenen  Sprachen  voneinander  abweichen, 
können  folgende  Grunde  dafür  in  Betracht  kommen,  soviel  ich  sehe: 

a)  Beobachtungsfehler.  Im  Sambala  ist  rein  empirisch  festgestellt, 
wie  die  Worte  klangen.  Ks  muß  noch  erst  untersucht  werden,  welch«- 
Veränderungen  die  Töne  erleiden,  wenn  Präfixe  oder  Suffixe  hinzutrrt<-n 
bzw.  abfallen,  in  besonderen  Formen  z.B.  im  Imperativ  usw.1 

Im  VendV  ist  nur  der  Ton  der  einen  Silbe  in  der  Regel  bezeichwL 
Auch  dadurch  konuten  Irrtümer  entstehen. 

b)  Wie  es  scheint,  wird  im  Sambala  die  Stammsilbe  von  Worten, 
die  in  beiden  Silben  ursprünglich  Tiefton  hatten,  oft  hoch  gesprochen.  Ks 
muß  erst  untersucht  werden,  ob  diese  Tonhöhe  wirklich  konstant,  oder  nur 
eine  Folge  des  Starktons  ist,  der  auf  die  Silbe  fällt 

c)  Durch  Kontraktionen  und  Elisionen  werden  die  Töne  oft  ge- 
ändert 

Es  bleibt  also  noch  ein  weites  Feld  fur  fernere  Untersuchungen. 

10.  Ich  habe  nicht  die  Alwücht  über  Wortbildung  und  Gram- 
matik an  dieser  Stelle  ausführlichere  Mitteilungen  zu  geben,  zumal 
Pastor  Roehl,  der  beste  Kenner  des  Sambala,  daran  arbeitet,  und  ineine 
grammatischen  Untersuchungen  im  wesentlichen  auf  seinen  Mitteilungen 
beruhen. 

Nur  auf  einiges  will  ich  hinweisen,  das  für  das  Studium  des  Bautu 
im  allgemeinen  und  besonders  für  das  Studium  des  Suaheli  wichtig  ist. 

a)  Die  Nominalklassen  Kl.  11  (B.  In)  und  Kl.  14  (B.  $»»),  die  im  Sua- 
heli gleichlautend  geworden  sind,  sind  hier  klar  geschieden,  indem  Kl.  U 
lu,  Kl.  14  u  lautet,  z.B.  luteum  11  -ein  Stuck  Holz«,  Suaheli  uhmi,  J> 
14  -Länge«,  Suaheli  u/g/u. 


1  Vgl.  i.  B.  zfnäy  5,  pl.  mofs^na^  -Pflanzloch-  mit  ryur1  5,  pl.  ma,-r»W  .Name-. 
Missionar  Kokken  teilt  mir  mit,  daß  im  Kisiha  am  Kilimandjaro  diese  beiden  Worte 
lauten  iryia  -Loch  in  der  Erde-,  irfna  -Name-. 


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Mitohof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


233 


Die  Vergrößerungsklasse  (B.  yf)  Suaheli  dji  ist  auch  hier  nachzu- 
weisen. 

Das  Präfix  zi-  tritt  aber  nur  vor  dem  Nomen  auf,  und  meist  nur  in 
zweisilbigen  Worten.    Die  Pronomina  geben  nach  Kl.  5  (/i),  z.B.  zizi  b 

•  große  Stadt«  von  muzi  3,  z-uto  5  «der  große  Fluß-  von  m-uto  3,  ziti  ft 

•  der  große  Baum«,  zoka  5  »die  große  Schlange«  von  nqka  9,  zama  ft 
-großes  Tier,  von  noma  9. 

Die  Verkleinerungsklasse  13  (Ära),  die  im  Suaheli  ganz  in  die  7.  Kl. 
(Ä-i,  pl.  vi)  aufgegangen  ist,  ist  hier  noch  vorhanden  und  lautet  regelmäßig 
'Ära,  z.K'ka-ztia  13  «der  kleine  Weg«,  ^ka-yoSi  »der  kleine  Mann«. 

Die  einsilbigen  und  die  vokalisch  anlautenden  zweisilbigen  Stämme 
nehmen  nach  ka  noch  zi  an,  z.  H.*ka-zi-ti  13  »der  kleine  Baum«,  *ka-z-ana 

•  das  kleine  Kind«  von  ntcana  1.  Der  Plural  hierzu  ist  aber  analog  dem 
•Suaheli  Kl.  8  «',  und  nicht  Kl.  12  (tu)  wie  in  anderen  Sprachen.  Kl.  12 
ist  dem  ^ambala  verloren  gegangen. 

Aus  dem  Plural  dieser  Klasse  entwickelt  sich  eine  Form  zur  Bezeich- 
nung kleiner  Quantitäten:  va-z-ek  »ein  wenig  Milch«  von  mg/«  6,  va-z-azi 

•  ein  wenig  Wasser«  von  mazi  6,  vakuhyu  «ein  wenig  Kungunuß«  von 
nkhuhgu  9  usw. 

b)  Über  die  Nominalendungen  hat  P.  Roehl  so  eingehende  Studien 
gemacht,  wie  sie  noch  in  keiner  Bantusprache  bisher  vorliegen.  Ich  weise 
nur  darauf  hin,  daß  der  Unterschied  der  Endung  -a  und  -i  (<  i)  hier  klar 
hervortritt. 

-a  ist  verbal,  das  Wort  behält  verbalen  Charakter  und  ist  eigentlich 
mehr  Partizip  als  Substantiv.  Ist  es  transitiv,  so  nimmt  es  in  der  Regel 
ein  Objekt  zu  sich,  und  zwar  nicht  mit  Genitivzeichen;  dies  Verbalobjekt 
ist  also  als  Akkusativ  aufzufassen. 

-i  bildet  dagegen  echte  Nomina  agentis  mit  folgendem  Genitiv:  z.  B 
von  hmya  -lehren«,  mhinya  tcanthu  «der  die  Leute  lehrt«  oder  mhmyi  1 
»der  Lehrer-,  z.B.  mhmyi  jxea  Wahmbala  -der  Lehrer  der  Waschambala-. 

c)  Von  den  Verbalendungen  sind  die  bekannten  auch  hier  zu 
finden.  Von  den  unbekannteren  sind  wichtig  die  intransitiven  In versiv- 
forinen,  z.B.  hVtuka  «umwenden-  von  hi'ta  -gehen«,  inuka  -aufstehen-  von 
ungebr.  ina  in  mama  «sich  beugen«. 

Dazu  die  transitiven  I n versivformen:  hi'tula  -umwenden«,  inula 
•aufheben«,  auch  suhgula  -losbinden-  von  Suhga  «binden«. 

Die  Stativen  Formen  auf  -ama,  z.B.  inama  »sich  beugen«,  funama 

•  brüten«. 

Die  Kausativendung  -ya  wird  viel  gebraucht  und  verschmilzt  mit 
dem  vorhergehenden  Konsonanten  nach  den  Regeln  oben  in  4  d.  Dort  sind 
bereits  eine  Reihe  von  Beispielen  gegeben. 

Auch  im  Sambala  wird  -ya  zweimal  gesetzt,  wenn  es  mit  -ana  ver- 
bunden wird;  z.  B.  fanana  -ähnlich  sein«  kaus.  fanya&ya  »ähnlich  machen, 
überlegen « . 

Die  Endung  -e/a,  -uta  ist  im  Sambala  in  intensiver  Bedeutung  im 
Gebrauch. 


234  MciNnnv:  Linguistische  Stadien  in  Ostafrika. 

ymda  »gehen«         yrndeßa  «schnell  gehen« 

M'ta  -gehen«  hVtifa  «schnell  gehen« 

'ti  -sagen-  Vwfe  »init  Nachdruck  sagen,  drohen*. 

Wie  es  scheint,  hat  das  Sambala  Verbalformen,  die  aus  zwei  Stäm- 
men zusammengeschmolzen  sind,  was  eine  ganz  abnorme  Bildung  dtr- 
stellen würde,  z.B.  andahi'ta  neben  annäht  zur  Umschreibung  von  «erst« 
aus  anda  in  -andila  «anfangen-,  Suaheli  anza,  und  hi"ta  «gehen-,  stndaliwt 
-den  ganzen  Tag  ackern«  von  Jinda  -etwas  andauernd  tun-  und  lima  -ackern«, 
'kanyayoJola  -etwas  schnell  tun«  von  ^kanya  -schnell  machen«  und  'joiola 
»tun«,  fi'kaleta  -schnell  bringen«  von  fi'ka  -sich  beeilen«  und  leta  «bringen«. 
tjdezaiila  -die  ganze  Nacht  weinen«  von  'tjeleza  »etwas  des  Nachts  tun« 
(abgeleitet  von  'tja  »Aufgehen  der  Sonne«,  eigtl.  also  »es  sich  bei  etwas  Tag 
werden  lassen«)  und  lila  «weinen«. 

d)  Das  Perfekt  um  —  wenigstens  in  der  negativen  Form  —  wird 
abweichend  vom  modernen  Suaheli  und  in  Übereinstimmung  mit  den  anderen 
Bantusprachen  mit  der  Endung  -ile  gebildet;  z.B.  -zmga  «bauen«  Perf. 
Stamm  -zehgile. 

Vor  dem  (urspr.  schweren)  *  von  üe  wird  das  /  des  Stammes  zu 
z.  B.  -pala  -erben«  —  pazile,  bula  »ankommen«  —  buzüe.,  -kela  »einen  Baum 
umschlagen«  —  kezüe,  -kwela  »steigen«  —  kwzile,  -batea  -stehlen«  hat  bayHe 
nach  S. 218  Anm.  1,  -ywa  -fallen«  —  gwel$  (aus  gwa-üe). 

Besonders  beachtenswert  ist  -lizite  von  -Uta  -weinen«,  das  auf  lizüt 
zurückgeht.    Das  letzte  /  ist  über  d  zu  /  geworden  vermöge  einer  Dissi- 
milation.   Derselbe  Vorgang  hat  iin  Hehe  häufig  Perfekte  auf  -iU  veran- 
laßt1; vgl.  sitaida  statt  sitaila  oben  S.  218  Note  1.  -gna  «sehen«  bildet 
vgl.  dazu  Konde*  'bona  Perf.  -bicme  (aus  urspr.  -buoine  für  -buantlt). 

Von  Kausativen  wird  das  Perfektum  auf  -ize  gebildet,  indem  nach 
der  unter  c)  gegebenen  Regel  ya  noch  einmal  angefügt  wird  (-ize  <  üye) 
z.  B.  asa  asiz£ ,  yesa  ye#iz£,  gi'tya  onyize ,  zimya  zimyize  usw. 

Nach  Analogie  dieser  Bildungen  wird  -ize  statt  -üe  auch  dann  ange- 
hängt, wenn  eine  Kausativbildung  nicht  vorliegt,  sondern  aus  anderen 
Gründen  (s.  oben  4a)  ein  «-Laut  vor  der  Endung  steht,  z.  B.  fiJa  fi&z*. 
laia  kJize. 

Die  Mehrsilbigen  verkürzen  -ile  in  -e;  z.  B.  -fanyanye  von  -fanyanya 
»vergleichen-,  -sisile  von  -sisüa  -schlafen«,  -buile  von  -buUla,  -bulize  von 
-btäiza  usw. 

Die  Bedeutung  ist  häufig  nicht  mehr  perfektisch  im  Sinne  eines  Tem- 
pus, sondern  die  der  Zuständlichkeit;  z.  B.  a  i  sisile  »er  befindet  sich  im  Zu- 
stande des  Schlafens-,  a  i  inuie  -er  trägt«,  eigtl.  -er  befindet  sich  im  Zustande 
des  Aufgehobenhabens«,  a  i  file,  -er  ist  tot«,  eigtl.  »er  ist  im  Zustande  des 
Gestorbenseins«  usw. 


1  Die  Beispiele  gebe  ich  spater  in  der  Bearbeitung  des  Hehe. 

a  Schumann,  Kondcgranunatik.    Mitt.  des  Sem.  fur  or.  Spr.   Berlin  1899. 

m.  §32. 


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M  kin  hop:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


235 


11.  Die  Sprache  hat  mehrere  Dialekte.  So  z.B.  ist  die  Sprache 
von  Bumbuli  von  der  Sprache  von  MIalo  bereits  etwas  verschieden  sowohl 
in  bezug  auf  die  Artikulation  der  Laute  als  auch  auf  den  Wortschatz.  Dir 
Unterschiede  sind  jedoch  nicht  erheblich ,  und  die  Verständigung  der  Mlalo- 
leute  mit  den  Bumbulileuten  hat  keine  Schwierigkeit.  Auch  die  Sprachen 
der  Bondei  und  Zegula,  die  ich  gesondert  zu  behandeln  gedenke,  stehen 
dem  Sambala  sehr  nahe. 

Eine  besondere  Sippe  sind  die  Wanango.  Sie  sind  vielleicht  ursprung- 
lich Leute  eines  anderen  Stammes,  sind  aber  jetzt  völlig  in  das  Sambalavolk 
aufgegangen.  Sie  haben  Konnubium  mit  den  Sambala,  haben  dieselben 
Zeichen  (ein  kleines  Loch  im  Ohrlappen  und  eine  Marke  an  der  Stirn), 
und  es  sind  auch  in  ihrer  Sprache  keine  erheblichen  Abweichungen  wahr- 
nehmbar. Zwei  Wanango,  die  ich  in  Bumbuli  sprach  (Nungu  und  Mtali 
mit  Namen),  machten  mir  diese  Angaben  und  fügten  hinzu,  daß  heute  nur 
in  den  Tanzen  zwischen  ihnen  und  den  Sambala  ein  Unterschied  bestände. 
Dies  wurde  mir  von  P.  Roehl  als  richtig  bestätigt.  Ich  habe  eine  große 
Reihe  Worte  erfragt,  es  war  aber  alles  reines  Sambala. 

12.  Zur  Orthographie  des  Sambala  bemerke  ich  unter  Zusammen- 
fassung des  Obigen,  daß  die  bisher  gebrauchte  Schreibung  nach  meiner 
Meinung  in  folgender  Weise  sich  verbessern  ließe. 

a)  Statt  des  f  (bzw.  g)  ist  y  zu  schreiben  und  dies  konsequent  zu 
setzen  uberall,  wo  7  gesprochen  wird.  Wo  g  gesprochen  wird,  ist  natür- 
lich nach  wie  vor  g  zu  schreiben.  Dieser  Vorschlag  ist  bereits  durchge- 
drungen. 

b)  Die  Lautverbindungen  m(u,yb,  m(vYp  sind  klar  von  mb  und  tnph 
zu  scheiden.  Auch  das  ist  inzwischen  durchgeführt.  Man  schreibt  für  das 
erstere  iitub,  mup,  für  das  zweite  mb,  mp. 

c)  Die  englischen  Schreibungen  sh  und  ch  sind  zu  beseitigen.  Die 
zwei  mit  ch  bezeichneten  Lautverbindungen  sind  zu  unterscheiden. 

Statt  *A  schlage  ich  s  vor,  das  um  so  praktischer  ist,  als  die  Bondei 
s  statt  Sambala  S  sprechen;  daher  der  Name  Usambara  statt  Sambahu, 
wie  man  im  Lande  selbst  sagt. 

Statt  ch  schlage  ich  vor  tj  (für  urspr.  kg)  und  ti  (fz).  Scheut  man  die 
Anwendung  des  doppelten  Zeichens,  so  ist  c  und  c  zu  raten. 

d)  Die  Tonhohen  sind  im  Worterbuch  ausführlich  zu  bezeichnen, 
ebenso  die  Vokale,  die  gegen  die  Regel  kurz  sind.  In  den  Lesebüchern 
für  praktische  Zwecke  sind  die  Tonhöhen  uur  da  zu  bezeichnen,  wo  Ver- 
wechslungen möglich  sind  wie  bei  Arryo.  und  kiycf.  Bei  Mulungu  »Gott«  ist 
die  Bezeichnung  der  Tonhöhe  z.  B.  überflüssig,  da  das  Wort  durch  den 
großen  Anfangsbuchstaben  genügend  gekennzeichnet  ist. 

13.  Ich  get>e  noch  eine  Zusammenstellung  der  mir  bekannten  Sam- 
balaliteratur:  Dr.  W.  H.  J.  Bleek,  in  Comp,  grammar  of  South-  African 
languages,  London  1869,  S.  190  ff.  gibt  einige  Mitteilungen  nach  Steere. 
Er  nennt  die  Sprache  Kisambala.  —  E.  Steere,  Collections  for  a  handbook 
of  the  Shambala  language,  Sansibar  1867.  —  A.Seidel,  Handbuch  der 
Shambalasprache  in  Usambara,  Dresden  -  Leipzig  1895.  —  J.T.Last,  Poly- 


236 


Meinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


glotta  Africana  orientnlis,  London  1885,  S.  41  ff.  enthält  ein  kurzes  Wörter- 
verzeichnis der  Shambalasprache.  —  Shambalalesefibel  von  P.  Wohlrab  und 
Johansen,  Berlin  1892.  —  Dieselbe.  Zweite  gänzlich  umgearbeitete  Auflage, 
besorgt  von  P.  Gleiß,  Gütersloh  1900.  —  Dieselbe.  Dritte  Auflage,  besorgt 
von  P.  Rößler,  im  Druck.  —  Markus  -  Evangelium  (ubiiikizi  tea  nyemi  tyo- 
ndtcavyo  ni  Marko),  Gütersloh  1896.  —  Lukas  -  Evangelium  (ubilikizi  tea  nyrsa 
uvyogondwa  ni  Luka),  London  1903.  —  Ushimulezi  wa  Washambala,  heraus- 
gegeben von  Missionaren  der  evangelischen  Missionsstation  Hohenfriedehen; 
in  Nordusambara ,  Gütersloh  1894.  —  Dasselbe.  Zweiter  Teil,  Gütersloh 
1898.  —  Mbuli  za  Mulungu,  herausgeg.  von  Missionaren  der  evangelischen 
Missionsstation  Hohenfriedeberg  in  Nordusambara,  Gütersloh  1894.  —  Das- 
selbe. Zweiter  Teil,  Gütersloh  1896.  —  Johannes -Evangelium  (ubilikizi  ** 
nyemi  uyondwavyo  ni  Yohana) ,  Stuttgart  1901.  —  Matthäus- Evangelium 
(ubilikizi  tea  nyerni  ugondwatn/o  ni  Mateyo),  Stuttgart  1902.  —  50  geistliche 
Lieder  in  der  Shambalasprache,  herausgeg.  von  den  evangelischen  Missio- 
naren in  Usambara,  Gütersloh  1902  (Maimbo  ya  mvüco).  —  P.  Erasmus 
Hörner,  Grammatik  der  Shambalasprache,  Mariahill,  Natal  1899. 

Den  verehrten  Freunden  im  Sambalalande,  die  mich  in  jeder  Hinsicht 
treulich  bei  meiner  Arbeit  unterstützten,  den  Mitgliedern  der  evangelischen 
und  der  katholischen  Mission,  den  Herren  Plantagenbesitzern  in  Sakerani 
und  Herkulo,  den  Leitern  der  Plantagen  in  Balangai  und  Sakare,  sowie  in 
Kwai,  und  dem  Hrn.  Bezirksamtssekretär  Dahlgrün  in  Wilhelmsthal  spreche 
ich  meinen  wärmsten  Dank  auch  an  dieser  Stelle  aus  für  alle  meinen  Studien 
erwiesene  Förderung. 


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Mkinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


237 


EI.  Namwezi. 

Die  Sprache  der  Namwezi  hat  fur  Deutsch -Ostafrika  nicht  nur 
darum  eine  erhebliche  Bedeutung,  weil  es  wohl  diejenige  Sprache  ist,  die 
im  Innern  des  Landes  ein  so  ausgedehntes  Gebiet  (allerdings  in  ver- 
schiedenen Dialekten)  hat  wie  keine  andere  Sprache,  sondern  auch  darum, 
weil  die  Leute  dieses  Stammes  als  Trager  und  kräftige  Arbeiter  für  den 
Europäer  in  ganz  Deutsch- Ostafrika  einen  besondern  Wert  haben.  In 
t>ciden  Eigenschaften  und  neuerdings  auch  als  Kolonisten  sind  sie  durch 
die  Kolonie  weit  verbreitet,  und  die  Kenntnis  ihrer  Sprache  hat  deshalb 
besonders  praktische  Bedeutung. 

Unter  Berücksichtigung  dieser  Sachlage  und  zugleich  aus  missionari- 
schem Interesse  ist  bereits  eine  kleine  Literatur  über  das  Namwezi  ent- 
standen. Außerdem  hatte  ich  ausführliche  schriftliche  Nachrichten  über  die 
Sprache  durch  die  mir  befreundeten  Missionare  der  Brüdergemeine  Stern 
und  Dahl  in  Urambo.  Vgl.  meinen  Aufsatz  über  das  »Dänische  Gesetz-, 
ZDMG.  Bd.  LVn,  S.299. 

Immerhin  blieben  noch  allerlei  phonetische  Aufgaben  zu  losen,  und 
ich  habe  folgende  Beobachtungen  angestellt,  um  zu  ihrer  Lösung  beizutragen. 

Die  Fragen,  um  die  es  sich  handelte,  waren  folgende. 

1.  Werden  die  urspr.  offenen  (leichten)  Vokale  (i,  n)  im  Namwezi 
ebenso  gesprochen  wie  die  urspr.  geschlossenen  (schweren  Vokale  (i,  m)? 

Nach  den  Angaben  der  meisten  Vorarbeiten  wurde  das  Erste  be- 
hauptet; ich  hielt  das  Letztere  für  wahrscheinlicher. 

2.  Über  musikalischen  und  dynamischen  Ton  war  noch  nichts  bekannt. 

3.  Es  gibt  eine  Anzahl  Labialen  (to,  v,  o,  A),  und  die  Gewährs- 
männer schwankten  über  ihre  Zahl  und  ihre  Aussprache.  Beides  war  fest- 
zustellen. 

4.  Über  die  Lautentsprechungen  für  die  Grundkonsonanten  waren 
ebenfalls  die  Angaben  nicht  übereinstimmend. 

5.  Als  Entsprechungen  für  Ak,  nr,  mp  wurden  Laute  beschrieben, 
über  die  man  aus  den  Beschreibungen  sich  nicht  informieren  konnte.1  Der 
Charakter  dieser  Laute  war  festzustellen. 

6.  Als  Entsprechung  für  n  und  ti  hatten  die  Berichterstatter  den- 
selben Laut  n.    Es  war  festzustellen,  ob  das  richtig  ist 

7.  Als  Entsprechung  für  Ä-  traten  .5 -Laute  auf  und  außerdem  er- 
schienen in  den  Mitteilungen  noch  eine  Reihe  anderer  «-Laute.  Es  war 
zu  untersuchen,  ob  diese  Laute,  die  meist  etymologisch  verschieden  waren, 

1  An  einer  Stelle  heißt  es:  «nasales  n«.  Der  Schreiber  ist  sich  nicht  klar, 
daß  jedes  n  nasal  ist.  An  andrer  Stelle  heißt  es  «zerebrales  n« ,  während  offenbar 
•velares«  gemeint  ist.  An  andrer  Stelle  wird  gesagt,  man  solle  die  Luft  durch  die 
Nase  blasen,  wie  wenn  man  Stockschnupfen  hat,  während  man  beim  Stockschnupfen 
die  Luft  eben  nicht  durch  die  Nase  blasen  kann,  usw. 


238  Meinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


sich  auch  phonetisch  unterscheiden  ließen ,  oder  ob  hier  nicht  Unterschiede 
hineingebort  waren,  die  gar  nicht  bestanden. 

8.  Außerdem  war  mir  die  Sprache  interessant,  weil  sie  in  manchen 
Fällen  Formen  bot,  die  den  von  mir  erschlossenen  hypothetischen  Grund- 
formen ähnlich  oder  gar  mit  ihnen  identisch  waren. 

9.  Wenn  das  Interesse,  das  in  Nr.  8  ausgesprochen  ist,  mehr  theo- 
retisch war,  so  war  die  Frage  nach  einer  brauchbaren  Orthographie  des 
Namwezi  rein  praktischer  Art.  Dieselbe  war  um  so  dringender,  als  nicht 
die  einfachsten  Hilfsmittel  für  den  Unterricht  bestanden.1 

Vorbemerku  ngen. 

Ad  1.  Die  Lautverbindung  ku  (ku),  welche  im  Suaheli  zu  fu  wird,  ist 
im  Namwezi  als  ku  bzw.  yu  (nach  Dahlschem  Gesetz)  erhalten.  Da  nun 
ku  (ku)  im  Namwezi  auch  zu  ku  bzw.  yu  wird,  hielt  ich  es  fur  unwahrschein- 
lich, daß  diese  beiden  Silben  (ku)  gleich  gesprochen  wurden. 

Mit  Selimani*  kam  ich  zu  dem  Resultat,  daß  u  mit  Vorstrecken  der 
Lippen,  u  ohne  das  gesprochen  wurde.  Ich  glaubte  auch  festzustellen ,  daß 
ü  gespannt  gesprochen  wurde. 

Nach  Kolongo»,  klingt  die  Silbe  ku  (urspr.  ku)  fast  wie  kfu,  t.  B. 
ku-kfnmbatd  -umfassen«,  ki-k/uva  7  »Brust-,  mpoku  -blind,  (fast  wie 
mpokfu),  dakfuna  -kauen-. 

Denselben  labialen  Vorschlag  vor  «  (urspr.  «)  horte  ich  auch  nach  t, 
z.  B.  tnitfuyo  4  -Haustier-  (urspr.  /ii«yo).  Bei  der  Bildung  dieses  u  werden 
die  Lippen  gespitzt  und  fast  ganz  geschlossen,  die  Mundorgane  stark  ge- 
spannt.   In  dzu-ulä  -ausziehen-  ist  das  erste  u  labial. 

Auch  in  munu  -Salz-  glaubte  ich  das  zweite  u  als  -labial«  feststellen 
zu  können. 

In  manchen  Fällen  war  urspr.  u  sicher  als  u  nachzuweisen,  z.  B. 
tnuntu  -Mensch«,  nzuki  -Biene«.  In  vielen  Fallen  habe  ich  nicht  sicher 
feststellen  können,  ob  die  abweichende  Aussprache  durch  Nebenumstände 
veranlaßt  war  oder  nicht. 

Hainisi9  sprach  ku  =  urspr.  ku  ebenfalls  mit  gespanntem  m.  Auch 
hier  habe  ich  den  labialen  Vorschlag  vor  u  deutlich  gehört  und  mit  «r  um- 
schrieben, z.  B.  maguta  6  -Fett«  fast  wie  tnogtcuUi ,  ktnimhata  -la.ssen« 
vgl.  thufiya  -binden-  mit  ähnlichem  u. 

Bei  Baruti"  bemerkte  ich  in  dem  Wort  kumbatha  -umfassen«  ebenfalls 
die  eigentümliche  Aussprache  des  u  und  habe  sie  mit  kwtt  umschrieben. 
Bei  maytjtha  -Fett«  habe  ich  bemerkt,  daß  es  mit  -breitein  Munde«  ge- 
sprochen wird.  In  einer  Reihe  von  Fällen  habe  ich  Spannung  des  u  fest- 
gestellt, wo  es  ursprünglichem  ii  entspricht,  z.  B.  in  füyd  -zähmen«,  zula 
•  Kleider  anziehen-,  däkunä  -kauen«,  auch  in  zuyd  -Brei  kochen«,  dessen 
Etymologie  mir  nicht  bekannt  ist. 


1  Eine  Namwezi -Fibel  von  Dahl  iat  inzwischen  gedruckt  für  die  Miasioo  der 
Brüdergemeine. 

a  Siehe  die  Namen  der  Gewährsmänner  am  Schluß  des  Aufsatzes. 


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Mkimhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  239 

Uber  offne  und  geschlossene  Aussprache  schwanken  meine  Notizen 
leider  auch  hier  sehr. 

Ich  glaube  danach  annehmen  zu  dürfen ,  daß  die  Aussprache  des  u 
mit  gespitzten  Lippen  sich  für  das  Namwezi  wird  nachweisen  lassen. 

Für  den  praktischen  Gebrauch  der  Sprache  wird  es  wichtig  sein  fest- 
zustellen, ob  bei  scheinbaren  Synonymen  nicht  Unterschiede  in  den  «-Lauten 
vorliegen. 

Bei  i  klang  mir  das  urspr.  *  meist  offen,  in  einigen  Fällen  habe  ich 
sogar  im  Präfix  Ari-  ein  f  als  Lautentsprechung  für  j  notiert.  Für  I  habe 
ich  mehrfach  i  als  Entsprechung  notiert  Doch  finde  ich  auch  Angaben, 
welche  dem  widersprechen,  z.  B.  gespanntes  offnes  »  als  Entsprechung  für 
urspr.  i.  Nach  Selimani  wird  bei  i  die  Unterlippe  ein  wenig  vorgeschoben, 
bei  •  nicht.  Doch  kann  die  Ursache  in  den  «-Lauten  liegen,  die  vor  i  ge- 
sprochen werden ,  ähnlich  wie  im  Suaheli ;  s.  S.  203. 

Bei  o  und  e  bin  ich  zu  dem  sichern  Ergebnis  gekommen,  daß  jedes 
o  und  e  im  Namwezi  offen  ist  und  o  und  f  als  Entsprechungen  für  urspr. 
o  und  e  nicht  existieren.  Wo  man  also  ein  o  oder  p  zu  hören  glaubt,  sind 
es  Entsprechungen  für  urspr.  u  und  i  und  nur  Hörfehler  statt  ü  und  I, 
bei  denen  der  Deutsche  sich  oft  irrt 

2.  Den  musikalischen  Ton  konnte  ich  sicher  nachweisen  bei 
sämtlichen  Namwezi.  Ich  gebe  unten  einige  Beispiele.  Üher  gewisse  Regeln 
in  der  Tonhohe  hat  Dahl  unabhängig  von  mir  eine  Reihe  wertvoller  Beob- 
achtungen gemacht,  die  mir  damals  noch  nicht  bekannt  waren.  Sie  sind 
inzwischen  im  Druck  erschienen;  s.  oben  S.  10(5  ff. 

Selimani. 

i-vegd  5  »Schulter« 
i-thali  5  -Fels« 
m  ic  -  and  1  »Kind« 
mi-zimuf  4  »Geister« 
nggma1  9  »Trommel« 

usw. 
Kolongo. 

i-vega*  »Schulter«  munti  («  labial)  »Salz» 

ma-vele1  6  »Brüste«  wim^iA«,  1  »Mensch« 

lu-väaW  »Rippe«  (w  labial)  nüftgu'  «Topf« 

usw. 

va-datkuy  Kl.  2  -drei« 
gwa^  »fallen« 
nungut  »Kochtopf« 
usw. 

Hamisi:  y&ia1  »sehen«. 


mbrjgrf  9  «Büffel«. 
lu- limit  11  »Zunge« 
ngokht)  9  »Huhn« 
i-vitht  9  »Hyäne« 
mbehd  9  -Wind« 


Baruti. 

*n%tf'  «Büffel» 
i-siihgä1  «Pfeil- 
ki-kuoa1  7  »Brust« 
mW  »Salz« 


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240 


Mkinhok:  Linguistisch©  Stadien  in  Ostafrika. 
Felusi  und  Kasega. 


munt/ 
triunhu. 


rnrrezi'  »Mond« 
figd  »Niere« 
mayuthd  •  Fett 
mlndd  •  Regen 

Das  Vorhai 

/.w  ei  fein.    An  dynamischem  Akzent  habe  ich  folgendes  notiert: 


Salz« 
•  Mensch  « 
mxcaria^  «Kind« 
sukt'  «schmieden«, 
enscin  des  musikalischen  Tons  ist  danach  nicht  zu  be- 


S  e  1  i  m  a  n  i. 

ithävukha  «antworten,  wenn  man  ge-    thobyla  «die  Ohren  durchbohren  - 

rufen  wird« 
UhaU  «Fels« 
mi-sljzi  4  »Tranen« 
khölöla   »husten«,   s.   Kolongo  u. 

Ha  in  is  i  unten 
khumbatha  » umfassen - 
ma-gütha  »Fett« 


ogophaga  »sich  furchten« 

kha-lizu  13  »Kinn« 

tna-ganza  6  «Handflächen« 

ddkhuna  »kauen« 

mu  -  khdya  •  sechs • 

sugüla  »die  Haut  abscheuern-. 


ki-ggndd  7  »Wachs« 
fü-vädzu  11  -Rippe-  («  labial) 
U-dthi  7  -Regenzeit«  (statt  ki 

dtkü) 
hkhöntf  »Arm« 1 


irit'khdng}  p!.1 

mdkumbisd  (u  labial)  »Augenbraue 

tit-fföyd  pl-  »9öy*  «Schnur« 
n  z teilt1  »Haar« 
mulild  3  »Feuer« 
äsämei  »gähnen« 


Kolongo. 

ki-gamd  »Handfläche- 
Iktiwld  -durchbohren - 
ka-ddma  13  »kleines  Kalb- 
lü-ghnbi  11  »Rasiennesser« 
limdgddt/  5  »Krabbe« 
K-athq,  pl.  mathtt  »Boot« 
kü-tümd  »beißen« 
nhtcale  «Rebhuhn« 
tf-ffmi1  11  »Zunge« 
kölner  .  husten - 


Baruti. 

kwigülya  «oben«  khüyülü  -ein  Fuß-,  pl.  mdgüht 

rati/iit  vädäthii  »drei  Leute«  kh!-ganzä  »Hand«,  pl.  ii- 

fhytikhti  «das  Huhn«  (ist  wohl  verhört  zimdgii  »löschen- 
statt  ihgökhjf)  thümdgti  »senden- 

gäränyd  -teilen«  mUhig&  »Haustiere« 

mUodzi  4  »Tranen«  ikkimu  »Speer« 

nhümbilt  9  »Meerkatze«  usw. 


khfiUjla  -  husten - 


II  am  isi. 

kd-löm$  13;  mü-lomq  3  »Lippe- 


1   Das  Dehnungszeichen  auf  der  ersten  Silbe,  auch  auf  dem  n,  stellt  den  voo 
mir  «Dehnung-  genannten  mechanischen  Ton  dar;  vgl.  Tsivenda1  40b.  Der 
auf  o  ist  kurt. 


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Meinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


241 


Nach  dem  allen  muß  ich  annehmen,  daß  die  zweifache  Betonung,  wie 
ich  sie  im  Vcqdy  nachgewiesen  habe,  auch  im  Namwezi  vorhanden  ist, 
nämlich: 

a)  Der  Stammton,  der  auf  der  Stammsilbe  steht  und  ein  kurzer, 
scharfer  Druck  ist,  der  den  Vokal  deshalb  auch  in  der  Regel  kurz  läßt; 

b)  der  mechanische  Ton,  der  z.  B.  im  Suaheli  auf  der  vorletzten 
Silbe  steht  und  den  Vokal  dehnt.    Ich  habe  ihn  deshalb  Dehnung  genannt. 

Im  Namwezi  scheint  er  gern  auf  der  drittletzten  Silbe  zu  stehen,  ja 
er  scheint  auf  der  Anfangssilbe  auch  in  viersilbigen  Wörtern  zu  bleiben. 
Jedoch  ist  mir  die  Regel  aus  dem  vorhandenen  Material  nicht  klar.  Die 
scheinbare  Regellosigkeit  in  obigen  Notizen,  auch  die  Widersprüche,  z.  B.  bei 
koMa,  kommen  nach  meiner  Meinung  daher,  daß  ich  bei  meiner  ungenügen- 
den Kenntnis  der  Sprache  die  beiden  Arten  des  dynamischen  Tons  nicht 
immer  scheiden  konnte. 

Die  Sache  bedarf  zu  ihrer  Klärung  noch  weiterer  Beobachtung.1 

3.   Von  den  Namwezi,  die  ich  gesprochen  habe,  habe  ich  folgende 
Labialen  gehört:  ph,  mfi,  b,  '6,  t>,  w,/,  t>,  m,  mh. 
Über  m  und  mh  s.  unter  5. 

Selimani.  pha  »geben«,  lipha  «bezahlen-,  ogöphaga  «sich  fürchten«, 
ma - phande  6  »Erdnüsse«,  ma-phcmbe  b*  «Flöten«,  ma-pfadi  6  «Elefanten«, 
mpha  » Flaschenkürbis « . 

Neben  ph  sprach  Selimani  auch  pj  (j  stimmlos),  z.  B.  in  ~pja  »brennen«, 
-pjagila  »fegen«. 

imba  -singen«,  khotnba  »auskratzen«,  lomba  »bitten«,  tmmba  »bilden«, 
mhiju  9  »Same«,  mbggo  9  »Büffel«,  mbazu  9  »Rippe«,  mbehq  9  »Wind«, 
-khumbatha  »umfassen«,  tnbuzi  9  «Ziege«  usw. 

•bqtha  »zusammendrehen«,  ht-behe,  pl.  mbe he  11  »Schwinge«,  bvcrbrcetha 
»flüstern«,  betha  »beugen«,  thoboia  »die  Ohren  durchbohren«. 

'6  habe  ich  bei  ihm  nicht  gehört. 

vutha  14  »Bogen«,  -ithavukha  »auf  einen  Ruf  antworten«,  vola  »faul 
sein«,  -vitha  »vorbeigehen«  (statt  bitha  nach  Dahlschem  Gesetz,  vgl.  Sua- 
heli -pita),  -ri  »böse«,  -mna  »sehen«,  ma-vele  b  «Brüste«,  i-vithi  »Hyäne«, 
ma  -  rasa  6  «Zwilling«,  khi-:ira  7  »Brunnen«,  rma  »tanzen«,  ver*  »du«, 
are  »er«,  -vili  «zwei«,  iwnc*  Kl.  2  »unsere«,  ma-mce  6  »Steine«,  irega 
»Schulter«  usw. 

mtoana  1  -Kind-,  mwezi  3  »Mond«,  -thwala  »auf  dem  Kopf  tragen«, 
nzwili  »Haar«,  -gtea  »fallen«,  vä/tca  »Bier«,  /tea  »sterben«,  -fxcana  »sich 
gleichen«,  ztoala  »sich  Kleider  anziehen«,  mhwani  «auf  dem  Trocknen«, 
riwina  »Krokodil«,  ngtee  »Panther«,  mbica  «Hund«,  inahehwa  b  «blöde 
Augen«  (klingt  fast  wie  -%u>a),  bteebwetha  «flüstern«,  wisum  »unser«  Kl.  1, 
hhxci  10  «Feuerholz«  usw. 

figo  »Niere«,  fikha  »ankommen«,  -hnfu  »blind«,  ma-figa  b  »Herd- 
steine«, -fuma  «herauskommen«,  /too  «sterben«,  ßcana  »sich  gleichen«  usw. 


1  Vgl.  auch  hierzu  Dahl  oben  S.  W6. 
MitLd.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.  1904.  HL  Abt 


IG 


242  MttsnoF:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 

nzotm  »Elefant«,   musamvu  ».sieben-  (Zahl),   vuluga   »rühren«  neben 
khulttga,  muvi  »Backe». 

In  der  Aussprache  von  Selimani  war  also  ph  (pj),  mb,  b,  r,  ir,/.  r 
klar  unterschieden. 

Kolongo.  phuhgudza  -verringern-,  i-pembe  »Horn»,  mpoku  1  •Mind- 
ful beiden  Fällen  wahrscheinlich  p  verschrieben  für  ph);  vgl.  -pya  »neu., 
s.  Selimani  pj,  ke-pfusa  »Trockenzeit»  statt  ki-phtra. 

mbiti  »Hyäne«,  mbogo  »Büffel-,  numba  »Haus«;  b  in  mb  klingt  in  dm 
beiden  letzten  Beispielen  und  auch  sonst  stimmlos  fast  wie  p. 

büluku}  »Krieg-,  bütha^  »Bogen«,  -betha  »biegen«. 

'banhu  »Leute«  neben  vanhu. 

-vulaga  »töten«,  suvi  »Panther«,  -vyala  »gebären«,  -visa  »verstecken-. 
vqnhu  vadathu  »drei  Leute«,  ivega  »die  Schulter-  usw. 

nteana  »Sohn«,  nthute  3  »Kopf«,  pl.  mithwe  4,  -diwala  »anziehen-, 
mtcakha  »Jabr«.    Statt  mbvea  »Hund«  sprach  Kolongo  mbya. 

mfumu  1  »Zauberer«. 

vina  »tanzen«. 

Kolongos  Aussprache  schwankte  zwischen  v  und  "by  wie  butha  -Bogen« 
zeigt,  bis  b.  Der  Unterschied  zwischen  r  und  %c  ist  klar  belegt,  der 
zwischen  r  und  v  nicht,  mbya  statt  mbwa  »Hund»  ist  auch  sonst  im  Bantu 
häufig,  vgl.  Vep.dy  32. 

Baruti.    i-phi  5  »flache  Hand«. 

numba  »Haus«,  -imba  »singen«,  iiambo  »Teich«,  mbtdi  II  -Zie;;e«. 
.simf/a  »Löwe«.    Auch  hier  klang  b  in  mb  meist  stimmlos  wie  mp. 

Für  b  fand  ich  nur  brtha  »sichten«  (Getreide)  und  ngidm  »Nilpferd«, 
für  7;  nur  tba  »stehlen«. 

Dagegen  ist  v  häufig,  z.  B.  vari/i  »zwei«  Kl.  2,  gacanya  »teilen-. 
vanhu  vihgi  »viele  Leute«,  xuvi  -Panther«,  ivithi  »Hyäne«. 

izici,  pl.  mazici  5  -Knie«,  Iwala  11  -Finger«,  zwala  -  Kleider  anziehen-. 
mwezi  -Mond-,  ithwale  -Rebhuhn-,  ywa  »fallen«. 
fumu  »Arzt-,  fuya  »Tiere  zähmen-. 

mva  »Hund«. 

Im  wesentlichen  stimmt  Baruti  also  mit  dem  Vorhergehenden  übervin. 
Kin  Schwanken  zwischen  r  und  b  (vielleicht  bis  b)  scheint  auch  hier  vor- 
zuliegen.   Merkwürdig  ist  mva  »Hund-  statt  mlnca.    Sonst  ist  c  nicht  belegt 

Felusi  und  K  as  eg  a  (s.  unten  Vorbemerkung  4  wegen  Ä-  statt  Ä'A). 

Für  ph  habe  ich  kein  Beispiel. 

kttmbatha  »Faust  machen-,  "bwnba  »bilden-,  mbtca  -Hund«,  mbufo 
•  Regen-,  mbogo  »Büffel«,  vimba  »schwellen-. 
Für  b  habe  ich  kein  Beispiel. 

"bisa  -verstecken-,  "banhu  l>avili  -zwei  Leute«,  Immba  -bilden-. 

luva  »Lehm  mit  Wasser  benetzen-,  ki-kuvq  »Brust-,  vyala  «gebären-. 
zova  »müde  sein«,  secq  -heiß  sein«,  vimba  »schwellen«,  kha-rtca  13  -kleiner 
Hund«. 

mteezi  •Mond«,  mu-and  -Kind«,  kho-mca  13  -kleiner  Hund-,  aurh 
icose  -alle-  (wohl  verhört  statt  wwe). 


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Mkinhop:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  243 

fiyn  -Niere-,  finhu  -Dinge-,  fya  Gen.  Kl.  8. 
serya  -heiß  machen-. 

Auch  hier  schwankt  v  bis  nach  '6;  vor  urspr.  (schwerem)  t  finde  ich 
statt  v,  das  man  erwarten  sollte,  /  und  p  neben  v  statt  urspr.  i?. 
II  am  is  i.    Fur  ph  habe  ich  kein  Beispiel. 
mlndi  -Ziege-,  mbwa  -Hund-. 
hihi  du  h  u  -ganz  nahe«. 
Für  b  habe  ich  kein  Beispiel. 

sava  »Tiere  zahmen-,  vanhu  vose  -alle  Leute-,  vumba  nungu  -einen 
Kochtopf  machen-,  yuta  -Bogen-,  ki-kuva  -Brust-, 

zwala  -Kleider  anziehen-,  zwili  -Maar-,  lu-jwili  11  -ein  Haar-, 
mlnca  -Hund-,  mulhwe  -Kopf-. 

Fur  /  und  v  habe  ich  kein  Beispiel. 

Jedenfalls  ist  das  klar,  daß  man  für  die  verschiedenen  Dialekte  des 
Namwezi  folgende  labiale  Laute  einsetzen  muß  außer  r/t  und  mh: 

Ph  y  b,      Ijy      V,      toy  /,  V. 

v  wechselt  dialektisch  mit  'A,  vielleicht  auch  mit  b. 
v  wechselt  mit  v  und  mit  /,  ich  bin  aber  einstweilen  der  Überzeugung, 
daß  es  auch  selbständig  neben  beiden  vorhanden  ist. 

Ül>er  die  Lautgesetze  der  Labialen  s.  unten  Lautlehre.  Vgl.  auch 
Studie  IV,  Sukuma. 

4.  Der  Regel  nach  werden  die  Grundkonsonanten  im  Namwezi 
in  folgender  Weise  vertreten: 

die  urspr.  Momentanen  k,  /,  p 
werden  zu  kh,  thy  A; 

die  urspr.  Spiranten  y,  /,  i> 
werden  zu  g,  /,  v. 

Dabei  ist  folgende*  zu  beachten: 

Daß  kh  und  th  als  Aspiraten  aufzufassen  sind ,  ist  sicher.  Wo  ich 
in  obigen  Beispielen  statt  dessen  k  und  t  geschrieben  habe,  nehme  ich  an, 
daß  ich  die  Bezeichnung  der  Aspiration  nur  ausgelassen  habe. 

Fur  eine  praktische  Schreibung  des  Namwezi  bedarf  es  keiner  Be- 
zeichnung der  Aspiration,  da  sie  eben  selbstverständlich  ist. 

Fur  urspr.  p  war  mir  h  und  ph  als  Lautentsprechung  mitgeteilt.  Die 
Regel  ist  h,  doch  kommt  auch  ph  vor,  s.  oben  unter  4,  vielleicht  unter 
fremdsprachlichem  Einlluß. 

Statt  /  ist  mir  /  und  /  uberliefert.  Letzteres  wird  von  Europäern 
meist  als  r  aufgefaßt.  Die  Unterscheidung  zwischen  /  und  /  ist  praktisch 
wertlos,  da  die  Individuen  verschieden  sprechen  und  auch  der  einzelne 
zwischen  beiden  Lauten  wechselt. 

Die  Luutentsprechung  v  für  urspr.  v  scheint  mir  die  verbreitetste  zu 
sein.  Doch  klingt  v  oft,  besonders  im  Anlaut,  wie  '6.  Für  die  Praxis 
scheint  mir  die  Unterscheidung  wertlos. 

Näheres  s.  unter  den  Lautgesetzen. 

Nach  Dänischem  Gesetz  wird  aus  k,  /,  p  in  der  Tonsilbe,  wenn  di«* 
folgende  Silbe  mit  A*,  /,  ;*  beginnt,  y,  d,  b;  s.  meine  Studie  darüber  a.  a.  <>. 

16» 


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244 


.Meinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


Das  Gesetz  hat  sich  als  richtig  bestätigt;  s.  unten  Lautlehre  5. 

5.  Die  Lautsprechung  fur  nkf  nt,  mp  ist  «A,  nA,  mh. 

Die  Schreibung  ist  insofern  gegeben,  als  es  sich  zweifellos  um  aspi- 
rierte Nasale  handelt.  Man  konnte  nur  schwanken,  ob  man  den  Spiritus 
asper  oder  A  als  Zeichen  der  Aspiration  wählen  sollte.  Ersteres  wäre  in* 
sofern  vorzuziehen ,  als  die  unzertrennbare  Einheit  der  Laute  dadurch  besser 
hervortritt,  während  die  Schreibung  mit  Ä  den  Irrtum  hervorrufen  kam. 
als  könne  man  n-A,  n-A,  m-h  gelegentlich  trennen.  Ich  glaube  aber,  daß 
die  Sache  nicht  bedenklicher  ist,  als  wenn  wir  im  Namwezi  und  andern 
Sprachen  hg,  ndf  mb  schreiben,  die  auch  ganz  unzertrennlich  sind. 

Nach  Dahlschem  Gesetz  steht  statt  nA  in  manchen  Fällen  hg,  statt 
nA:  ndy  statt  mh:  mb. 

Daß  nA  von  n  genau  zu  scheiden  ist,  versteht  sich  von  selbst. 

Beispiele  s.  Lautgesetze. 

6.  Bei  allen  Gewährsmännern  habe  ich  statt  humba  (Suaheli)  wimAa. 
meist  auch  noma  -Tier-  (statt  nama),  munu  (statt  munu)  -Salz«,  nuhgu 
(statt  huhgu)  «Kochtopf.,  notiert. 

Bei  Felusi  und  Kasega  glaubte  ich  feststellen  zu  können,  daß  das  » 
in  nama  zerebral,  in  na  -und«  alveolar  ist. 

Hamisi  sprach  nama,  auch  bei  den  andern  kommt  der  Laut  n  ge- 
legentlich vor.  Ich  halte  es  danach  fur  möglich,  daß  die  Leute  neben  » 
noch  n  und  n  sprechen;  n,  das  ich  vermutete,  habe  ich  nirgend  beobachtet 
Außerdem  kommt  aber  zweifellos  n  vor  (neben  hg  und  nA),  z.  B.  hombf 
■Kind-. 

7.  Die  Lautentsprechung  fur  k  ist  ein  * ,  das  ich  im  allgemeinen  fur 
zerebral  halte,  jedenfalls  ist  es  stimmlos;  die  Entsprechung  fur  y  ist 
Kolongo  sprach  die  «-Laute  nach  der  Weise  der  Sukuma,  also  dz  statt 
Mit  Nasalen  verbunden,  gibt  der  erstere  Laut  ns,  der  zweite  m  (»<k). 

Außer  diesem  s  hat  Dahl  noch  ein  *  und  &  festgestellt  Letzteres 
konnte  ich  sicher  erkennen  in  lu-4u  -Messer-  (Selimani)  und  iema  -melken« 
(Baruti),  das  Hamisi  wie  syema  sprach. 

Den  Unterschied  der  beiden  *  habe  ich  nicht  gehört,  doch  ist  es 
merkwürdig,  daß  der  Vokal  vor  s  <  k  oft  nasaliert  klingt,  manchmal  so 
stark,  daß  man  ein  deutliches  n  hört,  z.  B.: 

mäsüci  »Tränen»,  Sing.  Hsözi  (fast  wie  linsozi  oder  linsnzi). 

Vielleicht  hat  Dahl  aber  doch  recht,  und  ich  hätte  Beobachtungen 
an  noch  mehr  Individuen  und  für  längere  Zeit  anstellen  müssen,  um  den 
Unterschied  wahrzunehmen. 

Dagegen  habe  ich  seine  Unterscheidung  von  *  und  z  und  s  l>estitig: 
gefunden.    Für  dz  fand  ich  kein  Beispiel  außer  bei  Kolongo. 

8.  Daß  das  Namwezi  in  einer  großen  Anzahl  von  Fällen  urspr.  * 
als  kh  oder  g  vor  u  bewahrt  hat,  wo  das  Suaheli  dies  bereits  zu  /  ver- 
ändert hat,  ist  für  die  Bestätigung  der  Richtigkeit  der  von  mir  aufgestellten 
Grundformen  von  Wert.    Auch  in  einer  Reihe  anderer  Fälle  bietet  da« 

* 

Namwezi  sehr  alte  Formen. 


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Meinrov:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  245 

Besonders  wichtig  ist  mir  aber*  daß  im  Namwezi  die  Entstehung  von 
fti  aus  ku  über  kwu  und  hfu  ganz  klar  zu  erkennen  ist.  Damit  ist  die 
Lautvcranderung  ku  ~>/u  phonetisch  verstandlich  geworden. 

9.  In  der  genannten  Fibel  hat  mein  Freund  Dahl  bereits  eine  Ortho- 
graphie des  Namwezi  aufgestellt. 

Er  wendet  folgendes  Alphabet  an: 

abdefghijklmnhops 
situvwyzi  (nur  in  der  Verbindung  di). 

Bemerkenswert  sind  folgende  Buchstabenverbindungen : 

t$  (bisher  ch),  di;  mh,  nh,  hh  (fur  die  aspirierten  Nasale). 

Die  Unterscheidung  zwischen  t>  und  v  ist  auf  meinen  Vorschlag  in 
der  Fibel  unterblieben ,  da  v  nach  meiner  Meinung  zu  selten  und  noch  un- 
sicher belegt  ist;  s.  oben  3. 

n  hat  Dahl  nur  in  Verbindung  mit  g  und  h  angewandt,  vor  Vokalen 
schreibt  er  hg,  wo  ich  »  notiert  habe,  z.  B.  hgmbe  -Rind«  (Fibel  hgombe). 

Den  Unterschied  von  s  und  s  habe  ich  nicht  gehört;  s.  oben  7. 

Da  Dahl  dt  nicht,  aber  di  anwendet,  hätte  man  nach  meiner  Meinung 
dz  statt  dz  schreiben  können,  um  noch  ein  diakritisches  Zeichen  zu  sparen. 


Zur  Lautlehre  des  Namwezi. 

1.  Die  Grundkonsonanten. 

Die  stimmlosen  Laute  Ar,  /,  p  treten  als  Aspiraten  kh.  th,ph  auf.  Statt 
ph  steht  in  der  Regel  h. 

Beispiele. 

k.  Sei i man  i:  khana  »leugnen» ,  ikhäla  •  bleiben «,  lekha  »lassen«,  ma- 
kfutla  0  »Kohlen»,  k/talanga  »braten«,  aniklia  »an  der  Sonne  trocknen«, 
khuUt  »wachsen«,  fikha  »ankommen«,  khömba  »auskratzen«,  Prüf.  Kl.  13  kha. 

Kolon  go:  mxc-akha  »Jabr«  (hier  klang  die  Aspiration  sehr  leise), 
ikhala  wie  oben. 

Baruti:  tizokhd1  »Schlange»,  nzükhjf  »Biene»,  äntkha  »an  der  Sonne 
trocknen-,  ikhdla  wie  oben,  khüiä  wie  ölten,  khümbüla  »sich  erinnern«, 
ikhumi  »zehn»,  sfrhä  »lachen«,  -khali  »hose«,  khdlänyct  »braten«.1 

Hamisi:  hgökhö  »Huhn«,  kha  Kl.  13,  khölyla  »husten«. 

Fei  us  i  uud  Kasega:  nzokha ,  nzukhi,  sekha,  kha  Kl.  13  wie  oben, 
-okha  Verbalendung. 

/.  Selimani:  ithdvukha  »auf  einen  Ruf  antworten» ,  lotha*  »träumen», 
viitha '  »Bogen«.  ithaW  »Fels«,  thuma  »senden«,  i-thima  5  »Herz«,  muthi  3 
»Baum«,  hagathl  »mitten«. 


1  In  tnwaka  »Jahr»  konnte  ich  keine  Aspiration  hören. 

*  Das  hier  notierte  zerebrale  t  wird  vermutlich  Oberall  vorliegen. 


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246  Mkinhof:  Linguistische  Studien  in  Oatafrika. 

Ko longo:  mäthe^  »Speichel-,  bvthax  »Bogen«,  -thali  »groß,  lain:- 
i-thimtt  5  »Leber-,  -dathu1 1  »drei-,  betha  -beugen«,  K-otka  -Boot-,  thega. 

•  Falle  stellen-,  thethema  »zittern-,  thüma  »senden»,  mdgüthd  »Fett». 

Bartiti:  withi  »Hyäne«,  kumbdthä  »Faust  machen«,  -dathu1  »drei«, 
lötha  »träumen«,  betha  -sichten«  (Getreide),  hdgdthi  wie  oben. 
Hamisi:  thuma  »senden«,  müthtce  »Kopf«. 

Fejusi  und  Kasega:  thuma,  maguthd  wie  oben,  khumbathila  »Faust 
inachen-,  igutha  »satt  sein-,  thu  Praf.  Kl.  12. 

p.  Selimani:  Kl.  16  ha,  z.  B.  haust  -unten«,  hagathi  »mitten« .  h(>h 
»blind»,  hgohe  9  »Augenwimper«,  mhehn  »Wind«,  Ittbehe  11  -.Schwinge.. 
guhi  »kurz«;  aber  Verbalendung  4  ~pha%  z.  B.  ogopha  »sich  furchten«;  pla 
•geben-,  lipha  -bezahlen-,  ttfipha*  »Flasche-. 

Kolongo:  Kl.  16  ha,  iguha  5  »Knochen»,  mbehq  -Wind-,  fuhahga 
11  »Schwert«;  aber  phühgüdza  »verringern-. 

Baruti:  ögöhä  »sich  fürchten-,  -Ithu  »lang«,  -güh?  -kurz»,  Kl.  16  ha. 

Hamisi:  aha  »hier«  16,  ngöhe  -Wimper  oder  Braue« .  -guhi  »kurz«. 
iguha  »Knochen-. 

Felusi  und  Kasega:  Kl.  16  ha,  guhi  »kurz«. 

Bei  den  letzten  drei  habe  ich  fur  ph  kein  Beispiel. 

Den  stimmhaften  Lauten  7,  /,  r  entsprechen  im  allgemeinen  y. 
/,  v.  Jedoch  finde  ich  statt  g  in  einigen  Fällen  j  (y),  manchmal  ist  7  auch 
ganz  verfluchtigt.  Die  Aussprache  des  /  ist  alveolar  bis  zerebral  ohne  (rsie 
Regel,  es  klingt  zuweilen,  besonders  nach  i  und  r,  etwas  vibrierend,  dem 
Zungen -r  ähnlich.  Einigemal  klang  es  ganz  wie  d.  Im  Präf.  Ii  Kl.  •*> 
fallt  es  oft  ganz  aus.  r  wird  hin  und  wieder  wie  '6  gesprochen,  besonders 
von  Kolongo,  dessen  Aussprache  sich  dein  Sukuma  nähert.  Die  Urambo- 
leute  sprechen  im  Anlaut  mehr  dem  yb,  im  Inlaut  zwischen  Vokalen  mehr 
dem  v  ähnlich. 

Beispiele. 

y.  Selimani:  mbqgd  9  •  Büffel «,  nsigd  »Heuschrecke« ,  magdsi  »Blut«, 
gäva  teilen;  aber  mbiju  9  »Same«,  jutna  -trocken  werden«,  und  gtha 
•sich  wärmen«. 

Kolongo:  khi-gänza*  7  »Handfläche»,  mbogo  wie  oben,  lu-goye  11 
»Schnur»,  tu-gembJ  11  -Rasiermesser«,  ivega1  5  -Schulter«;  aber  hkhuyu  3 

•  Feigenbauni«. 

Baruti:  Praf.  Kl.  6  vor  dem  Verbum  gü-,  Veibalendung  5  -ga,  öayhd 

•  sich  fürchten«,  gävdnyä  «teilen-,  mütigö  3  -Last«,  aber  äjäla4  «gähnen-. 

Felusi  und  Kasega:  mbogo  »Büffel-,  -ga  Verbalendung  '^,ßgd  -Niere-. 

/.  Selimani:  lekha  -lassen-,  ikhäla  »bleibeu«,  makhala  6  -Kohlen*. 
khalahga  »braten«,  ithaM  5  »Fels«,  lala  »langliegen«,  lüma  »beißen«,  mala 
»fertig  sein»,  lOmba  »bitten«,  marfilfi  6  »Brüste«,  lulimi  11   »Zunge-,  IM 

•  weinen«,  lipha  »bezahlen«;  aber  lotha  »träumen«,  tnela  »aufwachsen«,  vofa 


1  Wegen  des  d  s.  unten  5. 
"  »f  dental,  nicht  interdental. 


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Mkinhok:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  247 

-faul  sein«,  ingila  »hineingehen« ,  Imda  »bewachen-,  muvili  3  »I^ib-,  vgl. 
f/iso:>  »Auge«,  dinah  »Name«,  dinn  f»  -Zahn-  (s.  Nr.  4(1  yi),  dionsih  »Rauch«. 
Fur  (Inda  »bewachen«  habe  ich  «neb  dinda  notiert.  In  ithaU  wie  oben  steht 
i  statt  //. 

Ko longo:  -tliali  »groß,  lang«,  /*'  Präf.  Kl.  5  neben  i,  lu  Präf.  Kl.  11 
neben  lu,  Huf  »AuKe«:  aber  Una  »Name«,  Uno  »Zahn«,  lidizi*  »Rauch«,  lila 
weinen,  mitlitt}  »Feuer«,  lima  »hacken«,  lültmP  »Zunge« ,  lasa  »schießen«, 
-riß  »zwei«,  n  miß  »Haar«,  /mW  »beißen«,  lova  »Fische  fangen»,  dzicala 
»Kleider  anziehen-,  dzüuia  -Kleider  ausziehen»,  Iqla  »sehen»,  manila  »wissen», 
tujla  »schleifen«. 

Baruti:  mhrla*  »Nashorn«  ,  fori  •  Auge«,  Itttma*  »hacken«,  lilila  »weinen», 
m/tiifi  »Elefant«,  mhüla  »Nase«,  ajüla  »gähnen«,  tf/tä  »Name«,  hcald  11 
»Nagel,  Klaue«,  zwalü  »Kleider  anziehen-,  kigülii  7  »Fuß«,  lülrzii  11  »ein 
Barthaar«,  Idsä*  »trefl'en«,  lala  »liegen«,  ländd  »betteln» ,  -Uhu  »lang»,  khfda 

•  wachsen«,  klii/mbtda  »sich  erinnern«,  hhülüngä  »Krdnuß«  ,  kluili  »hose», 
khilä  3  »Schwanz-,  nhümbili  9  »Meerkatze«;  aber  -vili  »zwei«,  Präf. 
Kl.  5  i  (neben  Ii  s.  oben). 

Hainisi:  Una  »Name« ,  mülomn  »Lippe« ,  mala  wie  oben,  ziila  »Kleider 
ausziehen-,  khalrzu  13  »ein  Barthaar«,  lu  Präf.  Kl.  11,  Ii  Präf.  Kl.  5,  lima 

•  backen»,  linda  »bewachen«,  khölöta  »husten«,  -vili  »zwei»;  alier/m»  »Zahn«, 
mhuli  »Elefant«,  ztcili  »Haar«,  mkhila  3  »Schwanz«. 

Fei  us  i   und    Kasega:   mbula}    -Regen«,  snla*   »schmieden-,  nzala 

•  Hunger«,  lola  -sehen»,  vyala  »gebären«,  zula  «Kleider  ausziehen«,  nzila 

•  Weg«  wurde  neben  nzila  gesprochen. 

r.  Selimani:  iihävttkha  »auf  einen  Ruf  antworten« ,  vola  »faul  sein-, 
Präf.  Kl.  2  ra  (neben  ^ba).  KI.  14  vu  (neben  6m),  vümba  «bilden«,  marelr  (i 
-Brüste«,  muvili  »Leib«. 

Kolon  go:  Präf.  Kl.  2  ra,  Itjva  »Fische  fangen«,  -vili  »zwei«,  mivili 
4  »Leiber«,  vona  »sehen». 

In  müi  statt  *muviti  3  »Leib«  war  «  und  v  verschwunden. 

Im  Anlaut  l>evorzugt  Kolongo  b,  im  Inlaut  nach  einem  Vokal  r. 

Baruti:  Präf.  Kl.  2  va,  vtli  »zwei«,  gävanyä  »teilen«,  sitvi  »Panther«. 
lyüvdf  -Sonne-,  vumba  »bilden-,  Präf.  Kl.  14  vu. 

In  ngüluv  statt  'rtgüfüve  »Schwein«  war  v  ganz  vei*schwunden. 

In  tba*  «stehlen«  horte  ich  V;,  in  ngübü  «Nilpferd«  sogar  b. 

Besonders  merkwürdig  war  die  Aussprache  yrina*  »sehen-  statt  vona, 
die  ich  auf  Dissimilation  zurückführe  (vgl.  wtc  statt  mv>  in  Namwezidialekten 
und  im  Sukuma). 

Felusi  und  Kasega:  -vili  »zwei-,  kikuva  (versehrieben  statt  khi- 
khuva)  »Brust- .  khamra  13  »kleiner  Hund-.  In  tense  »alle«  Kl.  2  klang  r 
fast  wie«?,  vielleicht  wegen  des  folgenden  o;  aber  'ba  Kl.  2,  bumba  »bilden«. 

2.   Die  Vokale. 
Nach  dem  oben  (Vorbem.  1 )  Gesagten  bin  ich  zu  keinem  befriedigen- 
den Resultat  gekommen.    Ich  glaube  im  allgemeinen  festgestellt  zu  haben, 
daß  die  ursprünglich  «leichten«  Grundvokale  im  Namwezi  weit,  die  ur- 


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248  Mukhof:  Linguistische  Studien  in  Oatafrika. 

sprunglich  -schweren»  Vokale  eng  gesprochen  werden.  Da  ich  gelegentlich 
aber  das  Gegenteil  zu  beobachten  glaubte,  ist  es  mir  sehr  zweifelhaft,  oh 
der  Unterschied  in  der  Mundöfluung  im  Namwezi  die  Hauptsache  ist.  leb 
glaube  vielmehr,  daß  der  Unterschied  in  der  Spannung'  das  wichtigere  ist 
Die  ungespannten  Vokale  klingen  im  allgemeinen  dem  Norddeutschen  weit, 
da  er  seine  weiten  Vokale  nicht  zu  spannen  pflegt 

Daß  die  Spannung  bei  vielen  •schweren-  Vokalen  vorliegt,  geht  daraus 
hervor,  daß  das  u  dem  vorangehenden  Konsonanten  eine  labiale  Spirans  bei- 
fiifi*  (vgl-  oben  Vorbem.  1). 

Übrigens  sind  die  gespannten  Vokale  im  Namwezi  häufig  ganz  kurz. 

Die  folgenden  Beispiele  sind  nach  dem  allen  als  sehr  unsicher  aufzu- 
nehmen. Ich  bitte  daraus  keine  Schlösse  zu  ziehen,  sondern  sie  nur  als 
Anregung  zu  genauerer  Beobachtung  anzusehen.    Uber  e  und  o  s.  Vorhein.  1- 

i.  Selimani:  Prüf.  Kl.  4  im,  lUd  »schreien«,  lima  »ackern«,  Hpha 
•  bezahlen«,  -o»  »böse«. 

Kolon  go:  Präf.  Kl.  7  ki  und  kp  (wohl  verhört  für  AT,  in  beiden 
Fällen  k  jedenfalls  verschrieben  statt  ArA),  Präf.  Kl.  4  pronominal  e  (wohl 
verhört  statt  T). 

Baruti:  Kl.  4  wij,  vmM  «singen« ,  Ingtla  «hineingehen«,  cmgf  »viele« 
Kl.  2,  sM  -Panther«,  ndztict  «Weg«,  n4  »Erde«;  aber  tthu  »lang..  -Vd 
Verbalendung  8  c  mit  •  (?). 

Hamisi:  nztiltf  (verschrieben  statt  nzukhf);  aber  Itnda  -bewachen«. 

t.  Bei  Selimani  glaubte  ich,  wie  oben  gesagt,  zu  bemerken,  daß  sirli 
die  Unterlippe  bei  »  weiter  vorschiebt  als  bei  i. 

Baruti:  zima  »erlöschen« ,  Itsö,  pl.  misö  «Auge« .  stkhaga  »ankommen«. 
fnsägä  »verstecken« ,  Vba  »stehlen«,  sOni{  »Scham«.  InfTmba  »Löwe«  glaubte 
ich  gespanntes  weites  i  feststellen  zu  können. 

Hamisi:  simya  »auslöschen«. 

m.  Selimani:  mu  (neben  hin)  Kl.  1,3;  aber  In  Kl.  11,  thü  Kl.  12,  w 
Kl.  14,  ArAü  Kl.  15;  thitma  »senden»,  lüma  »beißen«,  khüla  »groß  werden». 
vümba  »bilden«. 

Kol  on  go:  rikhuyu  3  «Feigenbaum«;  sonst  habe  ich  meist  u  notiert. 

Baruti:  thitma  »senden«,  nungu  »Kochtopf«,  sürl  »Pantlier«.  «nJ  Prif. 
Kl.  3,  khümbula  »sich  erinnern»,  khula  «wachsen»,  nhümbÜi  «Affe»;  aber 
hg(düs  »Schwein«,  güma  »trocken  werden».  Nach  Selimani  wird  «  ohne  Vor- 
strecken der  Lippen,  u  mit  Vorstrecken  gesprochen. 

**.  Selimani:  guhi  -kurz«,  khumbatha  -Faust  macheu«  mit  ge- 
spanntem u. 

Kolongo  hat«  mit  Vorstrecken  der  Lippen  in  mitugoA  »Haustiere-. 
sxäa  »schmieden«,  dzüula  »Kleider  ausziehen«;  in  dakfuna  »kauen«  ist  die 
Lippenrundung  so  stark,  daß  sich  ein  dem  /  ähnlicher  Laut  bildet 

Baruti:  mügüthä  »Fett«,  güfif  »kurz«,  kikvvq1  (verschrieben  statt  AAi- 
khusqf)  -Brust«. 


1  Siehe  E.  Sievers  »Grundlage  der  Phonetik«,  Leipzig  1901,  §252  ff. 


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Meinhov:  Linguiat  lache  Stadien  in  Ostafrika.  249 

Hamisi:  u  gespannt  in  maguta  (fast  gmt,  t  verschrieben  für  th), 
ktcumbata  (t  statt  th),  iguha  »Knochen-. 

Ich  mache  noch  darauf  aufmerksam,  daß  das  u  in  mu  oft  ganz  ver- 
schwindet, und  daß  dann  m  mehrfach  durch  den  folgenden  Konsonanten 
verändert  wird. 

So  sprach  Hamisi:  tnkhönfi  3  »Arm«,  tnkhila  3  »Schwanz«. 

Kolongo  vgl.  Sukuma:  hgfihgrj  3,  pl.  migohgo  »Rücken«,  hyeni 
•  Fremder«  (hg  statt  mug),  h'khöndS  «Arm« ,  pl.  mikhQnd,  hkhuyu  3,  pl.  mi- 
khuyu  »Feigenbaum,  (hkh  statt  mukh),  n'thwßZ,  pl.  mühtee  »Kopf-  (nth  statt 
muth).  Wahrscheinlich  ist  mu  auch  erhalten  als  n  in  Unthi  5,  pl.  tnanthi 
»Baum«. 

Baruti:  mnümba  »im  Hause«  statt  'munümba,  mlthu  Kl.  3  statt  'mulihu 
-lang«.  In  khäd1  3,  pl.  mikhiUt  »Schwanz»  habe  ich  das  Präfix  mu  gar  nicht 
mehr  gehört.   Vielleicht  hat  B.  aber  nkhilä*  gesprochen. 

3.  Die  Verbindung  von  n  mit  folgenden  Konsonanten. 

Der  Regel  nach  ergibt  sich  die  Entsprechung 

ursprunglich  hk    nt    mp    hg    nd  mb, 
wird  hh    nh   mh    ng    nd  mb 

(s.  oben  Vorbem.  5).  Einigemal  habe  ich  statt  nh  nur  h  (einmal  sogar  nh) 
gehört.  Ich  glaube,  daß  hier  weder  ein  Hör-  noch  ein  Schreibfehler  vor- 
liegt, da  ich  der  Sache  sehr  viel  Sorgfalt  zugewandt  habe.  Eine  befriedi- 
gende Erklärung  vermag  ich  nicht  zu  geben.  Das  b  in  mb  wird  zuweilen 
geradezu  stimmlos  gesprochen  und  klingt  dann  fast  wie  mp  (s.  oben).  Über- 
haupt wird  der  aufmerksame  Beobachter  finden,  daß  hg,  nd,  mb  im  Nam- 
wezi  nicht  so  vollstimmig  gesprochen  werden  wie  im  Suaheli. 

hk.  Selimani:  nühha  «stinken«,  hholo  9  »Schaf«,  pl.  ebenso  und 
ma-kholn,  hhulu  9  »Wildtaube«,  hahga  9,  pl.  ma-khahga  »Perlhuhn« ,  hlneal* 
9  »Rebhuhn«,  hltwi  10  »Feuerholz«;  aber  nhthgo  9  «Hals«. 

Kolongo:  hhwi  10  »Feuerholz«. 

Baruti:  hthwi  10  (wohl  verhört  statt  ihhwi,  s.  oben  2)  .Feuerholz., 
„hwäl*  9  .Rebhuhn-,  hhdlängä  «Erdnuß«;  aber  halt  Kl.  9  zu  khdlt  -böse-. 
hahga  9  »Perlhuhn«,  hingt  9  »Hals«. 

Hamisi:  hahga  9  «Perlhuhn«. 

Felusi  und  Kasega:  nuhha  »stinken-. 

nt.  Selimani:  nhehgö  9,  pl.  ebenso  oder  matheitgo  6  »ein  Maß  (für 
Salz)«,  nhulage  (neben  nthuiage)  «ich  möchte  schlagen«  von  thula  »schlagen«, 
munhu  1  »Mensch«,  khinhu  7  »Ding«,  hanhu  16  »Ort«. 

Kolongo:  müphu^  1,  pl.  van  hu  «Leute«,  nhümbtli  9  »Meerkatze«. 

Hamisi:  vanhu  »Leute«. 

Felusi  und  Kasega:  munhu  •  Mensch «,  finhu  8  »Dinge«. 

mp.  Selimani:  mhuli9,  pl.  ebenso  oder  maphutiS  »Elefant«,  mhawl »9, 
pl.  ebenso  oder  maphande  6  »harte  Erdnuß«,  mhembe  9,  pl.  ebenso  oder 
maphembe  6  »Flöte«  (wohl  »Horn*  ?),  mhtooni  »auf  dem  Trocknen«,  mhja  9 
«neu«. 


250  Mkinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 

Kolongo:  mhya  9  -neu«,  lu-haltya.  pl.  mhanya  II  »Schwert-,  mfcla  * 
»Nashorn-,  mhrmbS  9  »Horn  (Nashorn)«. 

Baruti:  m/itla*  9  »Nashorn-,  mhulr  9  »Klefaut«,  mhulü  ü  -Nase«. 

Hamisi:  mhuli  9  »Elefant-,  vgl.  syemha  »melken«. 

»lg.  Selimani:   inyiUi   »hineingehen-,  nuiitpi  »Kochtopf-,  hyömd 
»Trommel-,  li^wg  9  »Panther«. 

Kolongo:  isohya  ö  »Pfeil-,  miyohyoA  »die  Rucken-,  zrnya?  »hauen«, 
n«,^/'  9  »  Topf«,  fapr^g  11  » Schnur- .  pl.  »poyf,  w^W  -Pfeil  mit  Wider- 
haken-, lügembJ  11,  pl.  ngetnbe  »Rasiermesser«. 

Baruti:  khälühyit  -braten«,  Äinyrf  »Hals-,  nunyitt  »Kochtopf-,  hyübü  *.* 
»Nilpferd«,  hyOmd  9  -Trommel-,  ityülüi  9  »Schwein«. 

Hamisi:  thuhga  »binden-,  nuhyu  »Kochtopf-. 

Felusi  und  Kasega:  'busiiiga  14  »Haar-,  hunjo  «Hals-. 

nd.   Selimani:  linda  «bewahren«,  n'da  9  »Leib«,  ndtinia  i*  -  Kalb- . 

Baruti:  londd  »betteln-,  lülfzit  11,  pl.  ndezü  »Barthaar«. 

Hamisi:  Itnda  »warten«. 

Felusi  und  Kasega:  ttdezu  10  »Bart«. 

mb.  Selimani:  Tmba  »singen-,  khfjtnba  «auskratzen-,  lömba  -bitten«. 
vümba  «bilden«,  mboyo  9  »Büffel«,  mbi  9  »schlecht«,  mltdzu  10  «Rihben«. 
mbtca  9  »Hund«,  mbiju  9  »Same-. 

Kolongo:  Tmba1  «singen-,  lüyemh£  11  «Rasiermesser-.  In  iiükIa 
»Haus«  mb  fast  stimmlos,  ähnlich  in  mboyo  9  -Büffel«,  mbijt/  9  »Same«. 
mbuli  9  «Ziege«. 

Baruti:  kiitnbathn  «Faust  machen«,  s7mbax  »Lowe-.  tmbäx  »sinken*. 
khümbüla  »sich  erinnern«,  mböyfi  9  »Büffel«,  mbülT{  9  -Ziege«. 

Hamisi:  vumba,  kumbatha  (ktru)y  mbuti,  m'bwa  wie  oben. 

Felusi  und  Kasega:  kkumbathifa  »Faust  machen«,  bumlta  «bilden«. 
vitnba  «schwellen«,  isimba  »Lowe«,  mboyo,  mbwa  wie  oben. 

4.  Veränderung  von  Konsonanten  durch  Vokaleinflüsse, 
a)  Die  alten  Mischlaute. 

l'rspr.  k  wird  s  (s ,  urspr.  /  bleibt  als  th  erhalten,  gehört  abu 
unter  2,  urspr.  <y  wird  z  (j,  dz,  ;). 

Beispiele. 

k.  Selimani1:  srkha  »lachen«,  mitözi  4  »Tränen«,  sayula  »ateon- 
dern«,  »iiw  6  »Augen«,  sahya  »zusammenkommen«,  wkhvla  »den  Schlucken 
haben-,  wjnya  5  »Pfeil«,  laset  »verwunden«,  asama  »sich  aufsperren«. 
mavasa1  H  »Zwillinge-,  biso  »verstecken«,  ftupha  »Flasche«,  isüri  «Panther«. 

Kolongo  *:  dsämd  »gähnen-,  list)  «Auge«,  sekhet  «lachen«,  hä*\ 
»unten-,  ii-sodji  8  »Tränen-,  sökha  «müde  sein-,  lasa  «schießen«,  iyjn<F 
»Pfeil«,  mavaxa  6  »Zwillinge«,  e»W  »verstecken«. 

1  Ich  verzichte  auf  eine  genaue  Bezeichnung  des  «-Laute«  bei  Selimani.  da 
meine  Notizen  zwischen  *,  <j,  *  schwanken  (>\  dental,  nicht  interdental). 
'  Hier  müßte  wohl  immer  f  stehen. 


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Meinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  251 

Bfiruti:  tist)  -Auge-,  Uöhyct  »Pfeil«,  mUodzi  4  -Tränen«,  lüsrf  .treffen 
mit  dem  Pfeil«,  sekhä  «lachen«. 

Hamisi:  lisözi,  pl.  mäsözi  ;>  «Trane«,  s/A7«f  «lachen-,  isimya  h  »Pfeil«, 
lt££t  (diso),  pl.  mTnsq  »Augen«. 

Felusi  und  Kasega:  disfizi  5  »Trane«,  5«ArAa  »lachen«,  /w*.ji  «unten«, 
'Also  «verstecken«. 

Merkwürdig  sind  besonders  die  von  Hamisi  gesprochenen  Formen 
mit  nasalem  Vorschlag  vor  *.  Die  Ursache  ist  vielleicht  nasale  Aussprache 
des  o  (s.  unten  4  f.  nk). 

Selimani:  iza  »kommen«,  zehga  »hauen-,  aber  Plur.  zu  nzila  9 
«Weg«  ist  ma-jila  und  nicht  mazifa,  was  man  erwarten  sollte. 

Kolongo  (vgl.  Sukuma):  idza1  «kommen«,  zehga  «bauen«. 

Baruti:  Tza  »kommen«.  In  ly-üvdb  »Sonne«  ist 7 ganz  verschwunden 
oder  es  gehurt  ly  zum  Stamm  und  ist  nicht  Präfix. 

Die  regelmäßige  Entsprechung  scheint  z  zu  sein,  das  Material  ist  aber 
zu  dürftig,  um  die  Sache  genauer  festzustellen. 

In  Verbindung  mit  n  ändert  sich  s  nicht,  das  n  selbst  füllt  in  der 
Regel  aus,  nur  bei  einsilbigen  Stämmen  bleibt  es  regelmäßig  erhalten. 

Fur  tig  ist  die  regelmäßige  Entsprechung  nz.  Zuweilen  wird  dabei 
zwischen  n  und  z  ein  deutlicher  Explosivlaut  d  hörbar. 

Beispiele: 

nk.  Selimani:  hansi  16  »unten«,  n'si  9  »Land,  Erde«,  aber  -ns* 
»alle-,  *fW  9  »Schande«,  (nsoni  habe  ich  auch  notiert,  wahrscheinlich  ist 
das  ein  Hörfehler). 

Kolongo:         «I>and«,  aber  -o«f  »alle«,  wyn1  9  «Scham.  Schande«. 

Hamisi:  nsi  9  «Land«,  aber  ~öse  «alle«. 

Felusi  und  Kasega:  -ose  «alle«. 

ng.  Selimani:  nzövu  9  »Elefant«,  nzKla  9  »Weg«,  minzi  6  «Wasser«, 
magänza  6  «Hände«,  nzala  9  «Hunger«,  hanzd  16  »draußen«. 

Kolongo:  khigonzd  7  »Handfläche«,  minzi*  «Wasser«,  n'züU  «Hunger«. 
nzila1  «Weg«. 

Baruti:  minzi  6  «Wasser«,  khfganzä  7  «Hand-,  handzi  «draußen-, 
ndzälä*  «Hunger«,  ndzifä1  «Weg«. 

Felusi  und  Kasega:  nzala  »Hunger«,  nzila  (/)  «Weg«,  nzovu 
»Elefant«. 

b)  Durch  r  (leichtes  i)  werden  die  Konsonanten  nicht  er- 
heblich geändert. 

Daß  /  unter  dem  Einfluß  von  t  häufiger  r- ähnlich  klingt  als  sonst,  ist 
oben  bereits  angemerkt.  Das  kh  wird  mehr  oder  weniger  palatal  ausge- 
sprochen vor  folgendem  1,  so  daß  man  statt  Mi  Äy/  zu  hören  glaubt.  So 
z.B.  Selimani  in  mu-k'i/a  3  «Schwanz«,  fast  wie  mukyjla,  Hamisi  työk'i 
»Rauch-  fast  wie  lyokji  (j  stimmlos).  Bei  Kolongo  klang  das  Wort  sogar 
wie  It-otzV  (z  stimmlos).  Ich  glaube,  daß  wir  fur  die  praktische  Schreibung 
auf  diese  palatalen  Laute  keine  Rucksicht  zu  nehmen  haben,  da  sie  sich 
bei  der  Auasprache  von  ki  von  selbst  ergeben  werden. 


252 


Mkinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


Wird  i  unsilbisch,  so  ist  sein  Einfluß  auf  Ä"  starker.  Felusi  spraer. 
Gen.  Kl.  7  deutlich  khya,  wahrend  Sclimani  tja  (j  stimmlos)  sprach.  Di 
die  Aussprache  schwankt,  wurde  ich  fur  die  praktische  Schreibung  kyc 
vorschlagen,  das  die  Etymologie  klar  erkennen  läßt;  vgl.  hierzu  noch  Sr- 
limani />;'<*  •brennen-,  pjet  «neu«,  pjagila  .fegen-  (j  stets  stimmlos).  Ivor 
unsilbischem  •  bleibt  erhalten  oder  wird  zu  l  und  d. 

Selimani:  Gen.  Kl.  5  lya;  vgl.  dioruti  5  -Rauch-. 

Kolongo:  lya  »essen«;  vgl.  liathq,  pl.  mäthq  »Boot-. 

Baruti:  zidjö  .jene.  Kl.  10,  soviel  ich  sehe,  statt  *:i-U-o,  Iyokhi  b 
»Rauch-,  lya  »essen». 

Hamisi:  Iyokhi  «Rauch»,  dyaia,  pl.  mala  »Finger-. 

Felusi  und  Kascga:  Iyokhi  5  »Rauch-,  /yo,  lya  »essen«. 

c)  Unter  dem  Einfluß  von  «p,  das  aus  (leichtem)  u  ent- 
stand, treten  zuweilen  velare  Laute  ein  wie  in  anderen  Bantusprachrn, 
z.  B.  Kolongo  (s.  Sukutna)  nvxtna  1  »Kind«  statt  mwana ,  ntcedti1  3  »Mond« 
statt  mtoedü,  m'bya  9  »Hund«  statt  mbwa  wie  im  Venjja1. 

Durch  das  w  erklärt  es  sich  vermutlich  auch,  daß  Selimani  wrow 
»Krokodil«  sprach  statt  nowina,  was  man  erwarten  sollte;  vgl.  hierzu  oben 
S.  247  «yöho1  »sehen«  statt  oona.  Ich  nehme  an,  daß  das  in  o  steckende  * 
hier  den  Umschlag  der  Labialis  v  in  y  bewirkt  hat  wie  in  mbya. 

In  anderen  Dialekten  scheint  %o  nicht  seine  velaren,  sondern  sein« 
labialen  Eigenschaften  geltend  zu  machen.  So  sprachen  alle  echten  Namwezi 
mu>  und  nicht  mr,  Baruti  sogar  tn'va  »Hund«  statt  mbwa. 

Dahin  gehört  auch  die  Aussprache  von  Kolongo  theala  »bringen« 
(J  labial)  statt  thicala,  khi-pfwa  7  »Trockenzeit«  statt  khi-phwa. 

d)  Unter  dem  Einfluß  von  t  (schwerem  i)  treten  starke  Ver- 
änderungen der  vorhergehenden  Konsonanten  ein.  Jedoch  ist  in  einigen 
Fällen  der  Konsonant  in  ursprünglicher  Form  erhalten,  was  ich  mir  nicht 
anders  zu  erklären  weiß,  als  daß  hier  das  Namwezi  aus  Gründen,  die  mir 
nicht  bekannt  sind,  Formen  mit  leichten  Vokalen  anwendet,  wo  die  anderen 
Sprachen  schwere  Vokale  haben.  Allerdings  wird  bei  Anfüguug  des  Kau- 
sativum  jja  neben  der  veränderten  auch  die  unveränderte  Form  des  Kun- 
sunanten  gebraucht,  so  daß  man  zu  der  dem  entgegengesetzten  Annahnte 
gedrängt  wird,  daß  im  Namwezi  die  ursprünglichen  Konsonanten  auch  vor 
t  oft  erhalten  sind,  ebenso  wie  vor  ü  (s.  unten  e). 

ki  z.B.  Selimani:  tnusiha1  3  »Ader«. 

k$a  z.B.  Felusi  und  Kasega:  tholokha,  kaus.  tholosa  bzw.  tholoh, 
aber  daneben  andere  Kausativa  sgtSa  und  iokya. 
ti  z.B.  Selimani:  masikha  6  »Winter». 

Kolongo:  khi-&imct  7  »Brunnen«,  aber  bu-t^ikya  »Haar»  (fast  tjn*a\ 

Felusi  und  Kasega:  "bu-sihga  14  »Haar«. 

t$a  z.  B.  igutya  kaus.  zu  iyutha  »satt  sein-  mit  erhaltenem  t. 

pi.  Selimani:  fikha  »ankommen«,  maflgd  G  »Herdsteine«,  maftottb 
•  Nieren«,  aber  sma  »kneifen«. 

Kolongo:  Üka  -ankommen«  (i  also  palatal,  es  klingt  pfeifend), 
Una  »kneifen,  eng  sein«. 


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Meinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  253 
Baruti:  sikha  •  ankommen«. 

Felusi  und  Kascga:  figd  »Niere«,  aber  süca  «ankommen«. 
p$a.  Felusi  und  Kasega:  doha  «abnehmen«,  kaus.  dohya  mit  er- 
haltenem A. 

yi.  Selimani:  mulozf  (mvlodji)  1  «Zauberer«  von  löga  «zaubern«. 
In  den  Stammen  von  li«o  «Auge«,  Uno  -Zahn«,  Una  »Name«  ist  nirgends 
mehr  das  Vorhandensein  des  ursprünglicher  y  nachzuweisen. 
yya.  Selimani:  -ga  (Verbalendung)  bildet  kaus.  -dja. 
Baruti:  Desgleichen. 

Felusi  und  Kasega:  -ga  bildet  -gya,  dya  und  dza. 
Also  auch  hier  kommt  es  vor,  daß  sich  der  ursprüngliche  Laut  vor 
ya  hält. 

lt.  Selimani:  Prüf.  Kl.  10  ri,  azima  »borgen«,  misözi  4  «Tranen«, 
mtcez?  3  »Mond«,  mizimu  4  »Geister«,  mukhazi  1  «Frau«,  khizival  «Brunnen«, 
mbuzf  9  «Ziege«,  zima  «verloschen«,  magäzi  6  «Blut«. 

Kol  on  go:  hwdft  (nwedzi)  »Monat«,  sixodji  8  »Tranen«,  dzima 
-löschen«,  aber  mbtili  9  »Ziege«  mit  erhaltenem  /. 

Baruti:  zima  »erlöschen«,  mwezi  3  «Monat«,  zidjo  »jene«  Kl.  10, 
tnüsodzi  4  «Tränen«,  aber  muliy$  3  »Last«  mit  erhaltenem  /. 

Hamisi:  tistizi  5  »Träne«,  zimya  «auslöschen«,  aber  mbuli  « Ziege  - 
mit  erhaltenem  /. 

Felusi  und  Kasega:  disözi  .r>  »Träne«,  mttvzV  3  «Mond«. 

/«f.  Selimani:  ongelfzya  «vermehren«,  thelezya  »ausgleiten*. 

Kolon  go:  pküngudza  «verringern«. 

Felusi  und  Kasega:  Gen.  Kl.  10  zya,  Iota  -sehen«,  kaus.  lozya. 

Also  auch  vor  i  hat  sich  /  in  einigen  Fällen  gehalten  (wenn  hier 
nicht  i  vorliegt),  dagegen  ist  es  vor  jj  stets  verändert.  Statt  z,  das  sonst 
eintritt,  hat  besonders  Kolongo  (vgl.  Sukuma)  halb  explosive  Laute,  die  ich 
als  dj,  di,  di  bezeichnet  habe;  gemeint  ist  jedesmal  derselbe  Laut,  also 
wahrscheinlich  di. 

vi.  Selimani:  vi-  Präf.  Kl.  8,  vimba  «Dach  decken«,  vina  (vina?) 
ngoma  -tanzen«,  mtoivi  1  -Dieb«. 

Kolongo:  Si-  Präf.  Kl.  8,  vina  «tanzen«. 

Baruti:  si-  Präf.  KL  8. 

Felusi  und  Kasega:  fi-  Präf.  Kl.  8,  aber  vimba  «schwellen«. 
v$a.   Kolongo:  vyaja  »gebären«. 

Felusi  und  Kasega:  fya  Gen.  Kl.  8,  srva  »heiß  sein«,  kaus.  sevya. 

Das  v  hat  sich  also  vor  i  öfter  gehalten,  zeigt  aber  schon  stark  die 
Tendenz  zu  r  zu  werden,  merkwürdig  ist,  daß  es  sich  vor  jj  besser  hält 
nls  vor  t;  vgl.  denselben  Vorgang  oben  bei  den  anderen  Lauten. 

Besonders  merkwürdig  ist  aber,  daß  das  v  in  dem  Präfix  urspr.  ri- 
meist  die  Stimme  verliert  und  zu  /  bzw.  *  und  4  wird  (s.  oben  /;/).  Wahr- 
scheinlich hat  das  Präfix,  weil  es  vor  der  Stammsilbe  steht,  die  Stimme 
bei  v  verloren.    Hieraus  hat  sich  dann  das  fya  des  Genitivs  entwickelt. 

e)  Wenn  wir  schon  bei  i  zu  bemerken  glaubten,  daß  im  Namwezi 
die  ursprünglichen  Konsonanten  sich  vor  diesem  «schweren«  Vokal  halten, 


254 


Mkinbof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


so  ist  das  bei  w  tatsächlich  der  Fall.  Besonders  k  hält  sich  mit  großer 
Regelmäßigkeit,  nur  daß  sich,  durch  die  eigentumliehe  Aussprache  des  u  ver- 
anlaßt (s.  oben  Vorbem.  1),  ein  w  oder /ähnlicher  Laut  hinter  dein  k  hören  läßt. 

Ali,  Seliinani:  dakhuna  •kauen-,  kkümbatha  »Faust  machen-  (u\ 
beiden  «  gespannt),  khi-khüva1  «Brust«. 

Ivo  Ion  go:  k/umbathd  -umfassen«,  khik/uva  7  »Brust«,  vielleicht 
mphoku  (fast  -k/u)  »blind«  (s.  unter  /»«).  dak/una  -kauen«. 

llamisi:  kwumbatha  »Faust  machen«. 

Felusi  und  Kasega:  khumbathila  »Faust  machen«. 

Bei  Baruti,  Felusi  und  Kasega  habe  ich  noch  kikutyi  notiert, 
das  offenbar  verschrieben  ist  für  khikhuva.  Die  Regel  ergibt  sieh  klar  aus 
obigen  Beispielen. 

Fiir  kwa  habe  ich  kein  Beispiel.  »Sterben«  heißt  tza  (i  »stimmlos« i, 
ob  das  mit  urspr.  kiba  zusammenhängt,  weiß  ich  nicht. 

tu.  Selimani:  mithuyd  »Haustiere«,  xumo  -nähen«. 

Kolongo:  mitttgo  »Haustiere«  (tu  fast  wie  t/u),  suia  -schmieden». 

Hamisi:  tliuhga  -binden-,  sula  -schmieden«. 

Felusi  und  Kasega:  sula'  »schmieden«. 

Kine  Regel,  wann  **  erhalten  ist  und  wann  es  zu  *  wird,  habe  ich 
nicht  gefunden  (in  einem  Fall  lag  die  Aussprache  fast  wie  tf  vor).  Einen 
1'nterschied  dieses  s  von  dem  s  <  k  habe  ich  nicht  feststellen  können. 

Für  tw  habe  ich  kein  Beispiel. 

pti  wird  vielleicht  /u,  die  Beispiele  sind  unsicher. 

Selimani:  M/u  -blind«,  /uma  -herauskommen«. 

Vgl.  Kolongo  mphoku  -blind«  fast  wie  k/u  (s.  -Grundriß«  Anhang 
popü).    (Ist  der  Stamm  polen?) 

Für  pw  habe  ich  kein  Beispiel. 

yii  scheint  vu  zu  werden.  Einziges  Beispiel  Selimani  ruöcu  -  Elefant«. 
Felusi  und  Kasega:  nzocu  -Elefant«. 
Ui  wird  regelmäßig  cw.    (Kolongo  hat  dzu,  vgl.  Sukuma). 
Selimani:  khaUzti  13  -Kinn«,  mbäzu  10  «Hibben«,  :ümfla  -zustimmen«. 
wc»?1  »verfault«. 

Kolongo:  iikiku*  8  -Bart«,  luvädnt  11  »Rippe«. 

Hamisi:  khalezu  13  »Bart-. 

Felusi  und  Kasega:  rulezti  (z  neben  z)  »Bart-. 

Für  tw  habe  ich  kein  Beispiel. 

r«.  Selimani:  ;üh  » Kleider  ausziehen « . 

Kolongo:  d:iiuia  »Kleider  ausziehen-. 

Baruti:  :uufä  »Kleider  ausziehen«. 

Hamisi:  zuula  »Kleider  auszielien«. 

Felusi  und  Kasega:  sula  -Kleider  ausziehen«. 

»ic«.   Kolongo:  divcala  -Kleider  anziehen-. 

Baruti:  ztcälä  -Kleider  anziehen«. 

Hamisi:  zicala  »Kleider  anziehen«. 

Leider  habe  ich  nur  das  eine  Beispiel.  Für  die  Abweichung  bei 
Kolongo  s.  Sukuma. 


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Mkiniiop:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  255 

f)  Über  das  Zusammentreffen  von  Vokaleinflüssen  mit  dem 
Kinfluß  des  vor  den  Konsonanten  tretenden  Nasals  habe  ich  fol- 
gendes notiert  (vgl.  oben  4  a.) 

nk.  Selimani  sprach  ly-on£i  (di-on-vi)  «Rauch-,  was  auf  eine  Grund- 
form -yonki  fuhren  würde.  Vielleicht  hat  er  aber  nur  das  o  nasaliert  ge- 
sprochen, so  daß  ich  n  zu  boren  glaubte  (s.  oben  4  a). 

In  anderen  Fällen  ist  hh  (A)  unverändert  erhalten  (vgl.  oben  3). 

Felusi  und  Kasega:  nuhhya  kaus.  zu  nuhka  -stinken«. 

Heispiele  für  «Ate  s.  oben  3. 

»/  kein  Beispiel. 

tnp.   Beispiele  für  mpw>  tnpy  s.  unter  3. 

In  figt)  »Niere«  (Selimani,  Felusi  und  Kasega)  scheint  ß  > 
urspr.  mpi  vorzuliegen. 

ng.  ngw  s.  unter  3  und  4  c. 

ngi  ist  entweder  als  ngi  erhalten  oder  wird  zu  na. 

Selimani:  nzigi  9  «Heuschrecke«,  nzi  und  ngi1  -die  Fliege«. 

Baruti:  inyT  9  -Fliege«. 

Kolon  go  sprach  fast  ii'kt  (s.  3  mb). 

ngu  ist  erhalten  in  ngttbn  9  -Nilpferd«  (Baruti). 

nd  kein  Beispiel. 

mb.  mbw  s.  oben  3. 

mvula  (Selimani),  mhula  (Kolongo),  mbulax  (Felusi  und  Kasega)  9 
-  Hegen«  zeigt,  daß  auch  mb  vor  u  sich  in  einigen  Dialekten  halt,  wahrend 
es  sonst  zu  mv  wird  (vgl.  oben  e  vü). 

Wahrscheinlich  wird  sich  hier  das  in  4a  gefundene  Gesetz  bestätigen, 
daß  der  Nasal  vor  stimmlosen  Frikativen  ausfällt  (abgesehen  von  den  Ein- 
silbigen) und  vor  stimmhaften  erhalten  bleibt. 

g)  Die  Nasale. 

im«.  Die  Veränderungen  von  mu  zu  «,  «,  m  nach  Ausfall  des  u  unter 
Einfluß  des  folgenden  Konsonanten  (s.  unter  2).  Doch  scheint  das  mehr 
Sukuma-  als  Namweziart  zu  sein. 

mw  wird  zu  rite  bei  Kolongo,  bei  den  anderen  ist  es  erhalten 
(s.  Sukuma). 

Kolongo:  hteana  1  •Kind«,  incedii  3  -Mond«. 

ngw  wird  «te  in  nwina  9  «Krokodil«  (s.  oben  4c). 

ny  wird  meist  n.  während  ny  als  ny  erhalten  bleibt. 

Srliiuani:  nttngu  9  »Kochtopf«,  nama  9  »Fleisch«,  noni  9  «Vogel«. 
noiba  9  »Durst«,  munu  »Salz«,  sogar  nica  »trinken«. 

Kolongo:  numba  9  «Haus«  (b  stimmlos),  nama  9  »Tier«,  munu 
»Salz«,  nüjifpj  9  »Topf-,  manila  «wissen«. 

Baruti:  nämä  »Tier«,  mUnü  »Salz«.  nvtigu^  «Kochtopf«,  numha  9 
•  Haus«,  mdna  »wissen«. 

Hamisi:  nama  «Fleisch«,  ntiitgu  »Kochtopf«. 

Felusi  und  Kasega:  nama  9   •Fleisch«,  munu1  -Salz«. 

»  bei  Baruti  und  Hamisi  halte  ich  für  falsch  (Suaheli). 


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256 


Meinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 


Bei  Felusi  und  Kasega  glaubte  ich  festzustellen,  daß  n  >  115  k- 
rehral ,  n  >  n  alveolar  ist  (s.  oben  Vorl>emerkung  6). 

Dagegen  notierte  ich  Selimani  nya   «Stuhlgang  haben«,  Baruti 
gavahya  -teilen«  mit  ny  >  ny. 

Auch  my  kommt  vor,  z.  B.  zitnya  «loschen«,  kaus.  von  zima  (Sfli- 
mani,  Hainisi,  Felusi  und  Kasega). 

T'brigens  ist  es  auffallend,  daß  das  Namwezi  in  sehr  vielen  Fiüfn. 
wo  das  Suaheli  n  hat,  nicht  1»,  sondern  nz  und  ähnliches  zeigt.  Ich  erklirr 
das  so:  die  im  Suaheli  vokalisch  anlautenden  Stämme  sind  nicht  iirsprünglio} 
vokaliseh  anlautend.  In  der  -Lautlehre-  nahm  ich  an,  daß  der  Anlaut,  wo  er 
nicht  mehr  nachzuweisen  ist,  urspr.  y  oder  n  war,  und  führte  die  be- 
treffenden Stämme,  z.B.  -uki  -Biene«,  unter  -yuki  und  -nuki.  Das  schein: 
unrichtig  zu  sein.  Der  Anlaut  ist  wohl  y  gewesen,  das  im  Suaheli  wp«- 
fiel,  im  Namwezi  aber  als  :  regelmäßig  nach  4a  in  der  Verbindung  «: 
erhalten  ist,  /..  B.  Selimani  zuki  -Biene-  (nzukhi?),  nztcili  10  -Haar.. 
nzala  10  -Fingernägel«. 

Kolongo:  nzukhi  9  -Biene«,  n'zwili  10  -Haar«  (Sing,  lu-wili),  ndzoka\?\ 
■  Schlange«. 

Baruti:  nzykhä  9  -Schlange«,  nzükhi  9  «Biene«. 
Hamisi:  nzukhi  9  -Biene-. 

Felusi  und  Kasega:  nzakha  9  -Schlange«,  nzukhi  9  -Biene«. 

5.  Eine  besonder«;  Bedeutung  hat  im  Namwezi  das  I^autgeset/.,  da* 
ich  nach  dem  Entdecker  Dahl  -das  Dänische  Gesetz«  genannt  habe 
(vgl.  meinen  Aufsatz  a.  a.  O,);  urspr.  Ä\  /,  p  werden  zu  g,  d%  b.  wenn  die 
folgende  Silbe  auch  mit  Ar,  /,  p  beginnt.  Der  Wechsel  tritt  in  der  Rege! 
nur  in  der  Stammsilbe  ein. 

Selimani:  -dathu  »  drei  • ,  daha  -  schöpfen  • ,  ma  -  dakho  t»  » 1  Unter- 
backen«,  dtcikha  -beladen«,  kaus.  auf  -ikha  von  thwala,  hagathi  -mitten-. 
botha  -zusammendrehen«,  lu-behe,  11  -Schwinge«,  al>er  auch  idikka  -ant- 
worten« neben  ithavukha. 

Kolongo:  -dathu  -drei«,  betha  -beugen«. 

Baruti:  -dathu  -drei«,  bethS  -sichten«,  hägäthi*  -mitten«. 

b  wird  nicht  selten  bis  zu  v  erweicht,  was  nicht  auffallt,  wenn  man 
an  den  Vorgang  oben  1  denkt,  wonach  'b  und  v  für  urspr.  r  stehen.  Die 
Grenze  zwischen  'ft  und  v  ist  hier  überhaupt  nicht  scharf  zu  ziehen. 

Selimani:  vitha  -vorbeigehen«. 

BaiMithi:  vitha  -vorbeigehen«. 

Weitere  Beispiele  s.  unten. 

Auch  urspr.  /  und  k  fallen  zum  Teil  unter  diese  Regel.  /  ist  im  Na- 
mwezi als  th  erhalten  und  tritt  deshalb  in  takitna  -kauen«  als  d  auf  (s.  unteiO: 
s  <1  k  bleibt  selbst  unverändert,  hat  aber  auf  die  vorhergehenden  Fortis 
•lie  Wirkung  sie  zur  Lenis  zu  wandeln,  ebenso  wie  k. 

Selimani:  ma-vasa*  6  »Zwillinge«. 

Kolongo:  mavaxa  6  -Zwillinge«. 

Die  Veränderung  tritt  auch  dann  ein,  wenn  der  erste  Konsonant  vor 
einem    -schweren«  Vokal   st«»ht  und   nach  den   Regeln   in  4e  verändert 


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Mfinhok:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  257 

werden  müßte.  Daß  er  zur  Media  verändert  wird,  wenn  er  vor  den 
schweren  Vokalen  in  seiner  ursprünglichen  Form  sonst  erhalten  bleibt,  ist 
ja  nicht  weiter  merkwürdig. 

.So  wurde  k  vor  w  nach  4  als  k  (kf,  ktc,  kh)  erhalten,  wir  finden 
hier  also  regelmäßig  g. 

Aber  auch  für  /  vor  /  findet  sich  hier  d,  und  fur  urspr.  p  vor  t 
h  und  v. 

k.  Selimaui:  dakhuna  •kauen-,  -guhi  »kurz-,  ma~guha§  •Knochen-, 
ma-gütha  6  »Fett«. 

Kol  on  go:  i-guha  .Knochen-,  dak/una  -kauen-. 
Baruti:  magutha  6  «Fett-,  dakuna  -kauen-. 
Ilamisi:  magutha  -Fett-,  -yuhi  •kurz-,  iyuha  -Knochen-. 
Fei  us  i  und  Kasega:  -ytthi  -kurz.-,  magutha  ti  -Fett-. 
/.   Kolon  go:  khidikhu  7  -Regenzeit-. 

p.  Seliniani:  i-vithi*  9  »Hyäne-,  bim  -sich  verstecken«. 

Kolon  go:  visa1  »verstecken«. 

Baruti:  bisa  »verstecken«,  ivithi  »Hyäne«. 

Felusi  und  Kasega:  'Awa  -verstecken«. 

.ledoch  macht  sich  der  Fintluß  des  Gesetzes  auch  da  geltend,  wo 
wirklich  Frikativlaute  vor  -schweren-  Vokalen  eingetreten  sind.  Dieselben 
werden  stimmhaft,  freilich  nicht  immer. 

Sei  i  in  an  i:  vu-zikhu  14  -Nacht-. 

Kolongo:  vti-diikhu  14  -Tag«  (jedenfalls  in  der  Zahlung);  aber 
Selimaui:  ßkha  -ankommen«,  Kolongo:  tikha  «ankommen«,  Felusi 
und  Kasega:  xikha  •ankommen«. 

Wenn  der  erste  Konsonant  mit  Nasal  verbunden  wird,  so  tritt  ny 
(nd),  mb  statt  nh,  nh,  mh  ein. 

Selimaui:  nyokho  9  »Huhn-,  nyohd  9  »Augenwimper-,  mbehd  9 
-Wind-,  lu-behe,  pl.  mbehe  11  »Schwinge-. 

Kolongo:  iiyokhd  9  -Huhn-,  mbehd  »Wind«,  inbithi  9  -Hyäne«. 

Baruti:  Snyökhö  9  -Huhn-. 

Hamisi:  ngokhö  »Huhn«,  ngOhi  -Wimper  und  Braue-. 
Kin  Beispiel  für  nd  habe  ich  nicht. 

o.  Außer  den  aufgeführten  Lauten  habe  ich  muh  mehrfach  i- Laute 
notiert.  Die  Etymologie  der  betreffenden  Worte  ist  mir  aber  nicht  bekannt, 
und  ich  muß  daher  auf  ihre  Besprechung  verzichten.  Vielleicht  liegen  hier 
auch  Worte  vor,  die  nicht  Bantuursprung  haben.  Wie  mir  scheint,  ist  an 
solchen  Worten  unbekannter  Herkunft  im  Namwezi  kein  Mangel, 
z.  B.  jgwia.  syfmha  -melken«,  tiihda1  »durchbohren-,  bulugit  -Krieg-,  dilu 
-Morgen«,  mukhaga  » sechs-. 

Literatur  zu  Namwezi  und  Sukunia. 

E.  Steere,  Collections  for  a  handbook  of  the  Nyamwezi  language. 
Loudon  (ohne  Jahreszahl). 

Dr.  (Welten,  Grammatik  des  Kinvamüesi.    Gottingen  1901. 

Mitt.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprühen.  1904.  HI.  Abt.  17 


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258  Mkiniiok :  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 

Lieder  und  Sangesweisen  und  Geschichten  der  \Vanyaim\  e/i.  Mi; 
des  Sem.  fur  Orient.  Sprachen  Bd.  IV,  S.  45  ft*. 

(\  Herrmann,  Kissnküina.  die.  Sprache  der  Wassükunia.  Miti. 
Sem.  fur  Orient.  Sprachen  Bd.  I,  S.  1 40  ff. 

A.  Seidel,  Grundriß  des  Ki-Nyamwezi  (Separatabdruck  aus  -Die  ;n  i: 
leren  Hochländer  des  nördlichen  Deutsch  - Ostafrika- )  S. 450  ff. 

In   Last,   l'olvglotta  Africana   orientalis.    London   1H85.  findet 
S.  14b  ff.  ein  Verzeichnis  von  Sumbwaworten.    Last  bezeichnet  es  als  ein- 
Namwezidialekt.  S.  150  ff.  findet  sich  ein  Verzeichnis  von  Sukumau <>rtr 

Fihula  ya  Kinamwezi  (von  Dahl).    Herrnhut  1903. 

Handschriftliche    Mitteilungen    der   Missionare    Dahl    und    Sirrn  n 
Uramho. 

Meine  ( iewährsinänner  waren  für  Namwe/.i: 

Selimaiii,  gehören  in  Ujuvi,  seit  7  Monaten  in  Sansibar,  in  Ku-iüm  i 
August  1902. 

Baruti  aus  Tahora.  in  Daressalam.    September  1902. 
KglQngQ  aus  Mwanza.  in  Daressalam.    September  19>'2.     (Sein  Dia- 
lekt ist  dem  Sukuuia  ähnlic  h.) 

Hamisi  aus  Kiwele  in  1  'nyanyembe ,  in  Tanga.    Februar  1W1 
Kelusi  und  Kasega  aus  l'lambo,  in  Tanga.    Oktober  1902. 

Kür  Su  kuma: 
Amani  und  Sayidi  in  Daressalam.    September  1902. 


M  kin  HOF :  Linguistische  Studien  in  O&tafnku. 


25!) 


IV.  Sukuma. 

(Quellen  s.  Studie  111.  Namwezi.) 

[);is  Sukiiina  ist  als  ein  Dialekt  des  Namwezi  zu  betrachten.  Ich  habe 
in  der  Lautlehre  des  Namwezi  wiederholt  darauf  hingewiesen,  daß  Kolongo, 
der  vorgab  Namwezi  zu  sprechen,  Suku in a -Vokabeln  gegeben  hat.  So 
wurden  auch  seine  phonographisch  aufgenommenen  Lieder  von  anderen 
Namwezi  als  Sukuma  bezeichnet.  Zur  Vergleichung  gebe  ich  eine  Dar- 
stellung des  Suk  ii  um  nach  den  Angaben  von  Atnani  und  Sayidi.  Ich  kann 
mich  hier  kürzer  fassen  als  im  Namwezi,  da  das  Sukuma  in  der  Haupt- 
sache mit  dem  Namwezi  übereinstimmt. 

1.   Die  G r u n d k on. so n a n t e n 

treten  als  kh,  t/t,  h  (ph),  y  (j),  l  (/),  %  (v)  auf. 

k.  mijkhä*  9  «Schlange-,  iTkha  (xikha)  »ankommen  -,  nyokho  9  -Huhn-, 
khfiyüfü  17  »ein  Fuß«,  kht-  Präf.  Kl.  7,  anikhtV  »an  der  Sonne  trocknen-, 
ikhälu  »widmen,  bleiben«,  -khält  -böse«,  khälühyä)  -braten-,  khüM  »wachsen-, 
k/iurtif/ula1  »sich  erinnern«,  ik/tumi1  «zehn«. 

Inf.  Präf.  habe  ich  kü  notiert,  ich  halte  das  für  einen  Schreibfehler 
statt  khu. 

In  murä  ka  \\  Jahr-  Rauhte  ich  7*  zu  hören.  Kim*  Krklärung  kann 
ich  nicht  geben. 

/.  magiithd1  t>  «Fett-,  thüma  -senden«,  -däthu  »drei-,  mathu  »Ohren-, 
lothct  -träumen-,   bttful1  «vorbeigehen«,  ^bfthn  »((ietreidc)  sichten-, 

p.  ha  Praf.  Kl.  l(j,  ma-t/öfit!  b  «Augenwimpern«,  -yuhi  «kurz«,  aber 
lü-phi  II   »llarhe  Hand«. 

y.   ~ga  häufiges  Verbalsuffix,  ya-  Präf.  Kl.  (i  vor  dem  Verbum ,  mboy$ 
9  «Büflel«.  öyöhäyä  -sich  furchten-,  khiyanza  7  »Hand-,  khü-yuiu,  pl.  ma- 
yiilu  17   »Fuß-,   myö  \l,  pl.  midyi)   »Last«,   yumu   -trocken  werden«,  ytca 
-fallen»,  aber  äjulü  -gähnen». 

/.  ft  Präf.  Kl.  5  (neben  i),  lü  Präf.  Kl.  11,  nhira/r  9  Heitholm«,  lilila 
-weinen»,  mhule  9  -  Klefant«,  djttlä  »gähnen«,  hc-afa  11  «Finger«,  fhtcala 
•  anziehen-,  dznula  «ausziehen«,  -biti  -zwei-,  lotha*  «träumen«,  lu-ledzv  II 
»Barthaar- ,  tum  »treflen-,  läW  »liegen«,  -Uhu  lang-,  -khüli  -böse-,  hhti/dnyü1 
9  «Krdnuß«,  Uma  »sich  weigern-,  khi/d  H  -Schwanz«,  khfilä  «wachsen-, 
khümhüla}  «sich  erinnern«; 

aber  mhefa  (neben  mhtla)  9  »Nashorn«,  khfigülu  17  -Fuß-,  JngiW  -hin- 
eingehen«, nyuluct?  9  »Schwein«,  nhumbili  9  »Meerkatze-. 

v.  'ho  Präf.  Kl.  2.  nyü'bii  9  »Nilpferd-,  -biti -zwei yabanya  »teilen  ■ , 
tba1  -stehlen-,  *übi  9  -  Panther«,  khikhuM  7  -Brust-; 

aber  vthgi  2  -viele-,  nyuluv?  9  -Schwein«. 

IT* 


260 


Mkimiof:  Linguistische  Studien  in  O.stalrika. 


2.   Die  Vokale. 

Auch  hier  befriedigen  mich  ineine  Resultate  nicht  ganz.  In  den  mei^p. 
Fällen  halte  ich  als  Entsprechung  für  urspr.  i  ein  i,  für  urspr.  i  ein  »,  iTx 
urspr.  u  ein  n,  für  nrspr.  t*  ein  m  notiert.  Ich  hin  aber  gegen  meine  eigenei. 
Beobachtungen  mißtrauisch,  ob  ich  nicht  bei  der  Schwierigkeit  der  Sad:t 
schließlich  zu  hören  glaubte,  was  ich  zu  hören  wünschte.1  In  einer  Reib? 
von  Fällen  habe  ich  bei  i*  >  urspr.  i  und  bei  u  >  urspr.  ü  Span  n  u  ng  noti.-rt 
Dieses  «  soll  hier  nach  meiner  Notiz  -mit  breitem  Munde-  gesprochm 
werden.  Die  folgenden  Beispiele  werden  also  mit  dem  angegebenen  Vor 
behalt  mitgeteilt. 

i.  Präf.  Kl.  4,  rnT (neben  m{),  Kl.  7  kh},  ftftma  •hacken«,  liMa?  -weinen  . 
tizukhP  9  »Biene«,  bUhä*  »vorbeigehen«,  TmAd1  »singen-,  p'igita1  »hineingehet!  •. 
vi/iytf  »viele«  Kl.  2,  ntizllat  9  »Weg«,  vi  »Erde«,  tkhümt}  »zehn-,  khüd  3 
•  Schwanz*,  vgl.  gühi  «kurz»,  vielleicht  verhört  statt  -gijhl\  aber  ämkhä  •  au»- 
breiten  an  der  Sonne«,  hägäthi  »mitten*. 

i.  «ircct1  (t  gespannt)  3  »Mond«,  djima  (dzima)  »löschen«,  mgi  ^ 
»Fliege«,  Stkhä  (t)  -ankommen»,  Unna  »verstecken»,  mbülP  9  »Ziege-. 
dßdjö  »jene*  Kl.  10.  mjligti  4  -Lasten«,  mtsödjT 4  »Tränen»,  .*<y»*1  -Schani': 
aber  sjmbä*  (j  gespannt)  »Löwe«,  teitihga1  -Haar  der  Kühe«  (das  zweite« 
gespannt),  H  (i  gespannt)  neben  it  Präf.  Kl.  8. 

«.  thumä  »senden.,  hgubü  9  »Nilpferd-,  mhüh  9  »Elefant-,  n;ukh? 
9  »Biene-,  khügulu  17  »Fuß«,  subi  »Panther«,  nühgu  9  »Kochtopf-.  /■ 
Präf*.  Kl.  11,  guma  »trocken  werden«,  nhymbili  9  »Meerkatze«,  kkiilä 
»wachsen-,  khümbüla1  -sich  erinnern«,  pchümV  »zehn«;  aber  mäihy  -Ohren-. 
hguiuvi*  9  »Schwein-,  nümba  9  «Haus«,  lyubd*  5  -Sonne«. 

u.  mägüthä1  t>  »Fett»,  hgubü  9  »Nilpferd«,  dsuula  (u  gespannt)  .auf- 
ziehen-, luledsxi  11  -Bart haar-,  khtikhnbd  »Brust-,  -gi/hi  »kurz«. 

Das  u  in  mu  verschwindet  oft  ganz,  und  m  wird  dann  durch  uV» 
folgenden  Konsonanten  verändert  nach  den  allgemeinen  Lautgesetzen. 

Sing,  zu  rnihgti  -  Lasten«  njg#  statt  *n/igo  aus  'muiigo  3,  Sing,  zu  mU*kü 
»lang-  nehu  statt  *nlehu  aus  •mukhu  3,  khiltf  3  »Schwanz«  jedenfalU  statt 
*hkhila  aus  *tnukht/ä;  aber  z.B.  in  munumba  18  »im  Haus«  ist  mu  erhalten. 
«  und  o  sind  erhalten,  o  habe  ich  niemals.  e  einigemal  beobachtet.  Ich 
bin  aber  geneigt  anzunehmen,  daß  hier  Hörfehler  vorliegen  statt  e  und  » 
(s.  die  Note  unten). 

e.  htjmb$  »Kind«,  -ose  »alle-,  ndedst/  10  »Bart-,  betha  -sichten- 
(Getreide),  nehü  3  »lang-,  ma-göhe  6  -Augenwimpern»,  sekfut  -lachen-: 
aber  mhule  9  -Elefant-,  hhwal*  9  •  Rebhuhn-,  tema  »sich  weigern«. 

o.  nzijkhd  "Schlange-,  mbvgfp  9  »Büffel«,  lis#  5  »Auge-,  tgyhgd'  ö 
-Pfeil«,  dßdjö  10  »jene»,  liötyf  '>  »Rauch»,  Qgöhagd  »sich  fürchten •. 
-thönö  »fünf»,  hgQmd  9  »Trommel»,  iQthd  »träumen-,  ingÖ  3  -Last«. 
mx&ödji  4  »Tränen«,  sQnt  -Schani«.  nh)hy$  9  -Hals«,  ma-gohi  6  .Augen- 
wimpern-. 

1  l  brigeits  habe  ich  ein  paarmal  f  und  t  notiert,  wo  t  stehen  sollte.  Da.« 
spricht  dafiir,  dati  die  obige  Unterscheidung  in  der  Hauptsache  richtig  ist 


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Mkinhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika.  201 

3.  Die  Verbindung  des  Nasals  mit  dem  folgenden  Konsonanten 

erfolgt  genau  wie  im  Namwezi. 

nk.  hhähgrf  9  »Perlhuhn«,  hhälängä1  9  »Erdnuß«,  hhäli  «böse-  Kl.  9 
/.ii  -khali,  hhwale  9  »Rebhuhn«,  hhwi  10  Feuerholz.  Unregelmäßig  scheint 
auch  hier  nhmgö  »Hals«  zu  sein,  wahrscheinlich  wegen  des  i. 

«/.   *banhu  2  »Leute«,  nhümbili  9  »Meerkatze«. 

mp.  mhülr  9  «Elefant«,  mhela  (mhfla)  9  -Nashorn«,  (das  h  klang 
hier  sehr  schwach),  tüpht  11   «Hand«,  pl.  mhi. 

ng.  hhahya  »Perlhuhn«,  vihgi1  2  «viele«,  khalahga  »braten«,  hyfjtmri  9 
-Trommel-,  ngüjürf1  9  «Schwein«. 

n</.  lidedzii  11.  pl.  ndgdzn  »Barthaar«. 

mA.  i/rtAa1  «singen«,  nömbe  «Rind«,  .jtftnbä1  «Löwe«,  khümbüla  «sich 
erinnern«,  nhümbili  9  »Meerkatze-,  nümba  9  -Haus«  (in  den  beiden  letzten 
Betspielen  war  6  fast  ganz  stimmlos),  mbögd'  9  »Büffel».  mböli1  9  »Ziege«. 

4.   Veränderung  der  Konsonanten  durch  Vokaleinfins.se. 

a)  Die  alten  Mischlaute. 

Auch  hier  stimmt  das  Suknma  mit  dem  Namwezi  uberein.  Nur 
scheint  im  Sukuma  statt  c  häufiger  dz  zu  stehen. 

k.  lisd,  pl.  mtsd *»  »Auge«,  islriiya.  pl.  m«-  -Pfeil«.  iltTxaga  »verstecken«, 
mTsödji  4  »Tränen«,  /osd1  «treffen  mit  Pfeil«.  -lachen«,  wahrscheinlich 

gehört  hierher  auch  swidza*  «filtrieren«,  sändja  «versammeln«. 

7.   tea  »kommen«,  wahrscheinlich  auch  stcfdza1  -filtrieren«. 

HA".  -ö*e  «alle«,  xftb't  »Panther-.  .*i  »Erde«,  xöni  »Srham«. 

Ag.  mTnzi  »Wasser«,  khi-gdnzä  7  »Hand«,  ndzälä1  9  -Hunger«,  udzila 
9  »Weg»,  handze  »draußen». 

b)  Veränderungen  der  Konsonanten  durch  /  <  i  habe  ich  nicht 
gefunden,  nur  daß  /.  wenn  es  vor  «»der  nach  1  steht,  häufiger  als  sonst  /•-  ähnlich 
klingt  (vgl.  die  Beispiele  oben  1  unter  /).  Vor  y  scheint  das  noch  leichter  einzu- 
treten, ja  ly  klingt  dann  wie  dj,  z.B.  lyo  «essen«,  djtdjo  «jene-  (aus  lilyo)  Kl.  10. 

c)  Unter  dem  Einfluß  von  fr  entsteht  «  aus  m.  z.B.  rheezi  \\  «Mond«. 
In  andern  Fällen  hält  sich  m.  z.  B.  mieaka  3  «Jahr«. 

Bei  andern  Lauten  entwickelt  auch  hier  tr  seine  labialen  Eigenschaften, 
z.  B.  m'vtca  9  »Hund«  statt  mbwa,  kvigulya  »oben«  statt  khcignlya. 

d)  Veränderungen  durch  »  und  tja  (s.  Namwezi.  Lautlehre  4  d). 
ki.   (i-ät/p  5  »Rauch«. 

H.  icitirigd'  (?)  »Haar  der  Kühe«,  i'bftht  »Hyäne«. 
pi.  jtkha  (sikha)  »ankommen-. 

yi.   Nicht  belegt,  aber  y$a  >  dja .  z.  B.  -ga  mit  kausaler  Endung  -rf;a. 

Ii.  hwvz?  3  »Mond«,  ffrim«  neben  </*7ro«7  «löschen-,  misöfljT  4  «Tränen -. 
/#»  Präf.  Kl.  10.  aber  öfter  ist  /  auch  erhalten.  z.B.  9  -Ziege-, 

ni^r  3,  pl.  mtiigQ  »Last«. 

ri.   Nur  in  «  Präf.  KI.  8  nachgewiesen. 

So  gering  die  Ausbeute  ist,  so  ist  doch  die  Übereinstimmung  mit 
dem  Namwezi  im  wesentlichen  klar. 

e)  Veränderungen  durch  m  (tv)  (s.  Namwezi,  Lautlehre  4c). 


2(»2  Mmnhof:  Linguistische  Studien  in  Ostafrika. 

ku.  däktnin  -kauen«,  kümbäthä*  (fast  kicti-)  »Kaust  machen- .  khi-fa*  v 
7  «Brust»;  k  hält  sich  also  regelmäßig.  Seltsam  ist.  daß  ich  nirgend  d- 
Aspiration  angemerkt  habe. 

iü.   sügd  -Haustiere  zähmen«,  aber  tm/hügij  \  »Haustiere«. 

pit   vermute  ich  in  -Uhu  -lang«. 

yu.   Nicht  nachgewiesen. 

Iii   wird  dztt.  z.  B.  liiledzu  11  «Barthaar«. 

Merkwürdig  ist.  daß  der  Plural  zu  lic-aln  11  «Finger«  rtzirala  mW. 

Der  Regel  nach  mußte  statt  lu-  im  Plural  n  (^  urspr.  tit/)  davor  ttfi<- 

Nun  ist  das  Pluralsnffix  Kl.  10  aber  ursprünglich  nicht  tu',  sonnen 
il'mi  (vgl.  -Grundriß«  S.  VI). 

Im  Kafir  lautet  deshalb  das  Präf.  Kl.  10  iziny.  Dieses  /».  das  mhim  m 
ostafrikanischen  Sprachen  nur  vor  dem  Verbum  steht,  muß  hier  vor  d»-n 
Nomen  erhalten  sein.  Wir  mnssen  außerdem  annehmen,  daß  ein  n  entwedf- 
ursprünglich  /.tun  Stamm  von  -ala  gehört,  der  vielleicht  *ytol<i  hieß.  ch1<t 
daß  dieses  u  von  dem  /u- Präfix  herstammt.  Danach  würde  sich  tlie  Pliml- 
form  dzwnln  unter  gänzlichem  Wegfall  von  ni  auflösen  in  'fi-u-ah.  M.u 
kann  nun  annehmen,  daß  Ii  zu  dzi  wurde  und  unter  Ausfall  des  i  dzitda 
ergab.  Diese  Annahme  ist  nicht  sehr  wahrscheinlich,  da  Ii  dzi  schlecht 
bezeugt  ist  (s.  oben  3d);  richtiger  scheint  es  mir  anzunehmen.  dat>  in 
*fi-u-ala  die  Vokale  /  -f  u  zu  li  verschmolzen,  so  daß  sieh  nun  '/ii-afa 
dztcnla  ergab  (s.  das  folgende  Beispiel  unter  vw). 

rü  und  vw.  z.B.  dzmtla  »Kleider  ausziehen«,  dzica/a  »Kleider  anziehen* 

f)  Das  Zusammentreffen  von  Vokaleinflüssen  m  i  t  dein  Kiu- 
fluß  des  vor  den  Konsonanten  tretenden  Nasals  (s.  Namwf/i. 
Lautlehre  4  0. 

Einiges  hierüber  s.  unter  3  b  <»ben.  vgl.  nhiitgo.  tihwi .  mnea.  mwiß. 
hg  ist  erhalten  vor  i  und  »i  in  ihgi  9  «Fliege«,  tigü bü  9  «Nilpferd«. 

g)  Die  Nasale. 

Vgl.  oben  3c.    n  ist  sicher  nachgewiesen  in  ttmnbt  9  «Kind.. 

n*j  wird  auch  hier  meist  zu  n  (doch  vgl.  tidmä  9  -Tier«).  z.B.  mä^-i 
»wissen«,  numba  9  «Haus«,  nitngü  9  «Kochtopf-. 

Auch  wie  im  Natnwezi  tritt  oft  uz  auf.  wo  man  gewöhnt  ist  *y 
anzunehmen.  /.  B.  nzökhä  9  »Schlange«,  ttzukhi*  9  -Biene-. 

Fber  dzwala  s.  oben  3e. 

ny  ist  auch  hier  tig.  /..  B.  yahatiyd  «teilen-. 

ö.    Das  Dahlsen«  Gesetz  (s.  Namwezi.  Lautlehre  5). 
-flfoM»/  «drei«,  'bithä*  »vorbeigehen«,   bethu  «sichten «.  hägätht  -  mitten-. 
ma -gybe  ♦»    '  Augenwimpern«,    däkünä  »kauen«.  -verstecken..  i'Wi 

«Hyäne»,  niägiüluV  «  »Fett«,  -ytM«?  -kurz«,  «^Art  »Huhn«. 

Auch  im  Sukuma  gibt  es  noch  Laute  außer  den  angeführten,  di* 
ich  nicht  analysieren  kann,  und  eine  Anzahl  von  Vokabeln  .  die  dem  Ra i;  t" 
fremd  zu  sein  scheinen,  /..  B.  it/hnn  »Speer«,  tiyändn  »Kind«,  fwkw 
»Krieg-,  .iema  «melken«. 

(Wird  fortgesetzt.) 


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263 


Bericht 

über  politische  Verhältnisse  im  mittleren  Sudan. 

Von  von  Bülow, 

ObcrU-iituant. 

Dikoa.    Februar  1903. 


In  diesem  Bericht  führe  ich  kurz  die  mir  hier  bekannt  gewordenen  letzten 
politischen  Begebenheiten  der  Länder  um  den  Tsad  auf.  Viele  Handels- 
leute  und  Pilger  aus  allen  Himmelsrichtungen  passieren  Dikoa  und  von 
diesen  stauunen  hauptsächlich  meine  Nachrichten.  Manche  derselben  mögen 
bereits  bekannt  sein,  werden  aber  der  Zusammengehörigkeit,  wegen  miter- 
wähnt. Ich  muß  hierzu  bemerken,  da  ich  selber  nicht  arabisch  kann  und 
nur  sehr  mangelhafte,  ungebildete  Dolmetscher  hatte,  daß  wohl  Zahlen  und 
Kinzelheiten  fehlerhaft  sein  mögen;  doch  wird  das  Ganze  ein  ungefähres 
Bild  von  den  jetzigen  Zuständen  geben. 

Bnrnu. 

t'ber  Born  u  ist  bereits  von  Hrn.  Oberleutnant  Dominik  eingehend 
berichtet.    Ich  stelle  nur  kurz  die  letzten  Sultane  zusammen. 

Kabeh  schlug  18".»3  den  Schein'  Haschern  von  Bornu,  der  nach  der 
Landschalt  Marina  enttloh.  dort  von  seinem  Neffen  Schein  Scharr  getötet 
wurde  (letzterer  wird  von  Frhrn.  von  Oppenheim  in  seiner  Beschreibung  von 
Kabeh  als  Abu  Bekr  II.  genannt).  Schein  Schari  ist  Sohn  des  •;•  Sultans 
Abu  Bekr.  Schein  Schari  fiel  dann  in  einer  Schlacht  gegen  Kabeh  bei 
Oumroa  (Landschaft  Manga). 

Nach  Iiabehs  Fall  HK)0  wurde  Schein  Sander*.  Sohn  des  Sultans 
Ibrahim  von  den  Franzosen  in  Dikoa  eingesetzt,  regierte  nur  l'5  Monate 
und  wurde  dann  von  den  Franzosen  auf  das  rechte  l'fer  des  Schari  ge- 
fangen überfuhrt.  (Die  Dikoaner  sagen,  er  habe  nicht  genügend  Abgal>en 
eingetrieben.)  An  seine  Stelle  wurde  Schein  Oarhei .  sein  Bruder,  eingesetzt. 
Derselbe  ist.  wie  bekannt,  seit  April  11HV2  Sultan  von  Knglisch  -  Bornu  mit 
der  Residenz  Mongono,  südlich  des  zerstörten  Kuka.  Der  an  seine  Stelle 
noch  von  den  Franzosen  in  Dikoa  eingesetzte  Sultan  ist  Schein  Sander,  ein 


1  Schefu  ist  arab.  Saih,  unser  -Scheich«.    Anm.  d.  Red. 

*  (Jemenit  i>t  Kiyari.  die  Kanin iform  fur  arab.  Abu  Bekr.    Anm.  d.  Red. 

s  Gemeint  i>t  Sanda,  die  lvauurifonn  für  arab.  Omar.    Anm.  d.  Red. 


2H4      von  Bf  low:  Bericht  über  politische  Verhältnisse  im  mittleren  Sudan. 


Sohn  des    ~  Sultans  Ahn  Bekr,  als«»  Vetter  von  Garbei  uinl  Hinder  d»-- 
vorerwähnten  Sehari.    (Sander  ist  der  Kannrinaine  für  Omar.)  Dersei! 
ist  der  jetzige  Sultan  von  Deutsch  -  Bornn.    Kr  hat  einen  von  einer  SkJavn 
geborenen   15jährigen  Sohn,  namens  Abba  (Prinz)  Bnkar.  der  thronfoli;. 
berechtigt  ist.  außerdem  l)  Binder,  Söhne  des  Sultans  Abu  Bekr.  die  al- 
von  Sklavinnen  geboren,  aber  thronfolgchererhtigt  sind.    Sanders  Mutter  \\. 
eine  freie  Mandaraprinzrssin.    Nachstehend  eine  Genealogie  der  Kanemij. 
soweit  sie  auf  dein  Throne  von  Bornn  gesessen  haben. 

■ 

Schech  Mohammed  el  Kanemi  f 
Scheeh  Omar  f 

 1835  -79  

i  i     ;  i 

Schefu  Abu  Bekr  •}-  Schefu  Ibrahim  -J-  Sehefo  Hasch»-: 

1879— (83)  (1883  —  841  (1884»-ft> 


Schefu  Sehari  j    S rh  e fu  S ander,    Schefu  Sander    S eh  e f u  ( I  a  r be i . 
1893  seit  April  1902  Sul-  1900,  jetziger  Sultan  von 

tan    von   Deutsch-    nach  1 1 '2  Monate    Englisch  -  Bornn  in 
Bornu  in  Dikoa  abgesetzt         Mongono.  residierte 

von  1901   bis  April 
1902  in  Dikoa. 


Wadai. 

(Bezugnehmend   auf  Frhrn.   von   Oppenheim.   Rabeh   sowie  desvn 
Bericht,  Washington,  den  29.  Mai  1902). 

Nach  dem  Untergänge  des  Sultans  Ibrahim  durch  Ahmed  el- Ghasali 
(Sohn  des  durch  Nachtigal  bekannten  -j- Sultans  Ali)  anno  1901  wurde  nach 
kurzer  Zeit  von  den  Großen  des  Landes  Dudmora.  Sohn  des  -  Sultan» 
Jussuf.  zum  Sultan  erhoben.  Ahmed  el- Ohasali  entfloh  mit  seinem  Anhaue 
an  den  Hatha;  dort  ist  er  noch  und  hat  sich  bei  Digemat  (  =  Amin 
Degemat),  3  Tage  südlich  Abeschr  am  Bathn  im  Lande  der  Karanga  a<*- 
legen,  stark  verschanzt.  Sein  Lager  soll  von  einer  dreifachen  Seriba  um- 
geben sein.  Meine  Gewährsleute  aus  Abeschr  berichten.  Dudmora  sei  vor 
etwa  2  Monaten  mit  großer  Heeresmaeht  von  Abeschr  gegen  Ahmed  **]- 
Ghasali  aufgebrochen  und  beide  lägen  bei  Digemat  in  bisher  unentschiedener: 
Kampfe. 

Der  von  Ahmed  el- Ghasali  bei  seiner  Thronbesteigung  gefangen  er- 
setzte Djerma  Othman.  nicht  Djerma  Abu  Djebrin.  welcher  seit  eim2<*n 
.lahren  tot,  sondern  dessen  Sohn  und  Nachfolger  im  Amt,  spielt  nach  dftn 
Sultan   die  erste  Bolle  im  Lande  und  ist  wieder  frei  und  bei  Dudmon. 

Assil.  ein  thronfolgeberechtigter  Knkel  des  Sultans  Ali.  welcher 
unter  Sultan  Ibrahim  die  Stelle  eines  Afjid  ad-Dcbaha  bekleidete  und  in 
Mandele  am  Batha  (2  Tage  ostlich  vom  Fitri)  residierte,  ist  den  Fran- 
zosen verbündet,  durch  welche  er  auf  den  Thron  von  Wadai  zu  ü»'- 
langen  hofft. 


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von  Bf  row:   Bericht  fiber  politische  Verhältnisse  im  mittleren  Sudan.  265 

Vor  etwa  einem  Jahre  hat  Tsrhiroma  Hassan  mit  Hilfe  tier  Franzosen 
seinen  Bruder  (radaia  gestürzt  und  getütet  und  sieh  zum  Herrscher  der 
Bulala  am  Fitri  gemacht.  Die  Franzosen  hatten  his  vor  kurzem  eine  hallte 
Kskadron  dort  in  dem  Haupt  ort  Jawa  auf  tier  Straße  nach  Abeschr  als 
Beobachtung*  pusten. 

Nach  den  neuesten  Nachrichten  sollen  die  Franzosen  etwa  200  Soldaten 
{n  Weiße)  von  den  Forts  am  Sehari  nach  Badanga  zusammengezogen  halten 
und  dort  noch  Verstärkung  erwarten,  die  Sehari  aufwärts  kommt  (Badanga 
liegt  an  der  Nordwesteeke  der  Sokoroherge,  etwa  15  deutsche  Meilen 
südlich  des  Fitri). 

Die  halhe  Kskadron  vom  Fitri  soll  ebenfalls  nach  Badanga  unter- 
wegs sein.  Auch  der  vorher  erwähnte  Thronprätendent  Assil  soll  mit 
1000  (lewehrleuteii  und  1000  Heitern  von  Mandele  nach  Badanga  auf- 
gebrochen sein.  Ahmed  el-(rhasali  in  Digemat  soll  über  3000  (lewehre 
verfügen  und  Sultan  Dudmora  über  10000.  Diese  Zahlen  sind  natürlich 
weit  übertrieben,  werden  aber  ein  ungefähres  Verhältnis  der  verschiedenen 
Kräfte  angeben. 

Fin  Vorgehen  der  Franzosen  auf  Wada'i,  wie  die  Eingeborenen  es 
behaupten,  ist  jetzt  schon  wegen  der  Vorgänge  in  Kanem  ausgeschlossen. 

Wie  es  seheint  nehmen  sie  mit  dem  Assil  zusammen  eine  abwartende 
Stellung  ein.  Handelskarawanen  von  Tripolis  und  von  Benghazi  sollen  viel 
(»ewehre  nach  Abeschr  einführen.  Mit  dem  Nil  über  Darfor  soll  mite 
Handelsverbindung  sein.  Dagegen  ist  die  westliche  Straße  südlich  vom 
Tsad  über  tlen  Fitri  nach  Wadai  durch  die  augenblicklichen  Wirren 
völlig  gesperrt. 

Im  Anschluß  hieran  gebe  ich  eine  (ienealogie  der  letzten  Herrscher 
von  WadaT  seit  Mohammed  Seherif  (s.  Nachtigal  111.  S.  289)  zum  besseren 
Verständnis  des  vorher  Berichteten. 

(1)  Mohammed  Seherif  ~ 
1835  — 58 

Jussuf  •;• 
1883-99 

Kankala  Omar Ibrahim  7  Dudmora 
naß  nicht  auf  dem         1899-1901        seit  1902 
Thron 

Assil. 

Kronprätendent  bei  den  Franzosen. 
Bagirmi. 

In  Bagirmi  regiert  noch  der  wenig  energische  (iauranga  II.  (Sohn 
des  von  Nachtigal  besuchten  Abu  Sckkin)  in  Tscheckna.  der  jetzigen 
Residenz  nordlich  des  zerstörten  Masseüa .  unter  französischer  Aufsieht. 
Trotz  der  französischen  Posten  in  Bagirmi  soll  er  dennoch  heimlich  Tribut 
weiter  an  Wadaj  zahlen. 


Ali  r 
1858-  83 

Ahmed  el  (ihasali 
1901  —  02 


266     von  Bf  row:  Bericht  über  politische  Verhältnisse  im  mittleren  Sudan. 

Major  l.argeau  sprach  sich  mir  gegenüber  dahin  aus.  daß  auch  A:< 
Bevölkerung  in  Bagirmi  immer  noch  nicht  an  ein  dauerndes  Bleiben  der 
Franzosen  im  Lande  glauben  wolle  bzw.  bezweifelt,  daß  dieselben  ein*! 
Anprall  Wadais  standhalten  würden.  Die  Verteilung  der  fran/ösi sehen  Strwt- 
kräfte  am  Sehari  und  in  Kauern  habe  ich  in  meinem  Bericht  (vgl.  Nr.  35, 
Oulfei,  den  30.  November  1 1»02>  aufgeführt.  Außer  dieser  stellenden  Trupp 
haben  sich  die  Franzosen  aus  alten,  jetzt  am  rechten  Ufer  des  Selnri  an- 
gesiedelten Rabchsoldaten  eine  Hilfst  nippe  herangebildet,  die  vim  Zeit  /n 
Zeit  exerziert  und  geübt  wird.  Sic  haben  von  diesen  sogar  eine  Komp.»gm> 
zusammengestellt,  die  jetzt  denselben  Dienst  tut  wie  die  Regulären.  {t'U-r 
llilfstruppen  siehe  auch  Bericht  des  Frhrn.  von  Oppenheim.  Washington. 
21».  Mai  1902.) 

Die  Franzosen  verstehen  es  überhaupt  ausgezeichnet  die  Kingeborrnei 
zu  ihren  Zwecken  zu  benutzen. 

Iva  nein. 

Fiter  Vorgänge  in  Kauern  habe  ich  bereits  berichtet  (vgl.  Nr.  S.Y 
(iulfei.  den  30.  November  1  *I02  und  Nr.  43.  Kusseri,  den  I  I.  Dezember  !!V>Ji 
wiedelhole  hier  aber  noch  einmal  kurz. 

Im  November  1901  hatten  die  Franzosen  ihren  ersten  Zusanunen»t.>b 
mit  Tuareg   und  Tnbu   in  Kanem,  in  dessen   Folge   sie    einen  Posten  in 
Nguri  südlich  Mao  etablierten.    Im  Januar  19<*2  warf  Oberstleutnant  Desten.iw 
die  Tuareg.  Tubu  und  Araber,  welche  sieh  in  der  Senussia  Sau  ja  Bir  Al.tii 
verschanzt   hatten,  nach   heftiger  Oegenwehr  aus  diesem  Orte   heran-  und 
installierte  nun  auch  hier  einen  Posten,  im  ganzen  2  Kompagnien  und  ei  tu- 
bal he  Fskadron   in   Kanem  lassend.    Im  .luni  1902  wurden  die  Franzosen 
in   Bir  Mali    von   dem  Sidi  Mohammed    el-Barani.    früherem   Haupt  d^r 
Senussia -Sauja  daselbst,  angegriffen,  den  sie  zurückwarfen.    Der  letzte  An- 
griff auf  Bir  .Mali,   über  den   ich  bereits  von  Kusseri  aus  berichtet.  \:<v\ 
Anfang  Dezember  1902  statt  und  soll  von  Sidi  Mohammed  Algile.  einem 
der   Hauptführer   der  Senussia.   geleitet   worden  sein.     Ks   steht  rummeln 
außer  Zweifel,   daß  alle  diese   Feindseligkeiten  gegen   die   Franzosen  v.<n 
dem  Orden  der  Senussia  ausgehen,  der  sieh  in  seinem  Herzen  von  den 
Weißen  bedroht  sieht. 

Sidi  Algile.  mit  Arabern  aus  dem  Bahr  cl-Ohasal  kommend,  hat  sich  mit 
aus  Borku  kommenden  Kendin  (Tuareg)  sowie  Tubu  aus  Tilw  sti  und  au» 
Bork ii  und  mit  einem  Teil  berüchtigter  Minneminne  ( -  Aulad  Slimati)  ver- 
einigt. In  der  Nacht  haben  die  Angreifer  um  Bir  .Mali  im  Iblhkrvr» 
Schützengräben  aufgeworfen.  Am  frühen  Morgen  des  folgenden  Tages  M 
die  französische  Besatzung  aus  Bir  .Mali  herausgegangen  und  hat  den  g'H 
gedeckten  Feind  von  beiden  Flanken  und  im  Rücken  angegriffen,  einen 
großen  Teil  desselben  niedergemacht;  Sidi  Algile  befand  sich  unter  den 
(iefallenen.  So  erzählt  mein  Berichterstatter  aus  Bir  Alali.  Die  AuUd 
Sliman  hatten  sieh  bereits  teilweise  den  Franzosen  unterworfen,  ein  1  >*i, 
blieb  ihnen  feindlich.  Die  Kendin.  wie  die  Leute  hier  alle  hellfarbig 
Tuareg  nennen,  stammen  aus  Damerghn ,  der  liegend  nordlich  Zinder.  v.iti 


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von  Rf-Low:   Bericht  über  politische  Verhältnisse  im  mittleren  Sudan.  267 

wo  sie  sieh  infolge  des  Vorgehens  des  französischen  Postens  in  Zinder 
im  .lull  1901  teilweise  östlich  nach  Borkn  ver/ogen  hahen. 

Major  Largeau,  Koiumandant  des  Sehari-Tsadhezirks,  soll  kürzlich 
von  Bir  Mali  ans  naeh  dein  Bahr  el-(lhasal  zn  aufgebrochen  sein. 

Kngliseh-Bornn  und  Kann. 

Naeh  der  Besetzung  von  Kngliseh-Bornn  im  April  1902,  infolge  der 
bekannten  Expedition  des  Majors  Morland.  sind  dort  Stationen  in  Mafenne 
(  Mahani.  von  den  Engländern  Fort  Maidngeri  genannt)  und  Gudjiha  mit 
je  einer  Kompagnie  ,lornhasoldaten  eingerichtet  worden.  In  Maidngeri  hat 
ein  Zivilresident  seinen  Sitz  und  ihm  sind  zur  Hilfe  2  Assistent  -  Residenten 
beigegeben.  Der  anfangs  erwähnte  Sultan  Garbei  residiert,  in  Mongolin 
unter  Aufsicht  eines  der  Assistent  -  Residenten. 

Nach  den  letzten  Nachrichten  ist  Knde  Dezember  1902  oder  Anfang 
Januar  1903  eine  etwa  G00  Soldaten  starke  Expedition  von  Zaria  ans  gegen 
Kano  aufgebrochen.  Kano  ist  gestürmt.  Die  Kinnahme  dieses  Ortes,  des 
llanpthandels-  und  Stapelplatzes  des  westlichen  Sudans  wird  von  vorläufig 
ganz  unberechenbarem  Einfluß  auf  den  Handel  im  ganzen  Westsndan  sein. 
Damit  hat  der  Sklavenhandel  in  diesem  Teile  Afrikas  seinen  schwersten 
Stoß  erhalten  und  nun  tritt  der  ganze  Handel  in  ein  neues  Stadium  ein. 
der  geraume  Zeit  zu  seiner  Entwicklung  brauchen  wird.  Hierüber  näheres 
in  einem  späteren  Bericht  über  Handelsverhältnisse. 

Die  Straße  über  Ka  n  a  r-(  B  i  1  in  a  )- M  u  rs  u  k  nach  Tripolis  ist  für 
größere  mit  Gewehren  bewaffnete  Karawanen  ziemlich  sicher.  Ks  hieß  vor 
einigen  Monaten ,  daß  Tuareghorden .  welche  von  den  Franzosen  aus  Kauein 
vertrieben  waren,  die  Straße  zwischen  Ngigini  und  Kauar  unsicher  machten: 
»loch  waren  die*  sehr  unbestimmte  Nachrichten. 

Vor  2  Monaten  ist  ans  Dirki.  »1cm  Hauplort  Kauars.  eine  Karawane 
von  etwa  HO  Kamelen  mit  Datteln  und  Salz  eingetroffen,  aus  dort  ange- 
sessenen Kanuri  und  Tnbu  bestehend.  Die  Leute  erzählten,  daß  die  Straße 
vollkommen  sieher  sei.  Dagegen  soll  der  Weg  nördlich  Kauais  von  aus 
Tibesti  kommenden  Tnbu  (Teda)  fur  kleinere  und  schlecht  bewaffnete 
Karawanen  unsicher  gemacht  werden.  Die  hier  noch  anwesenden  Tripolis- 
kaufleute wollen  im  nächsten  Mount  ihren  Heimweg  über  Kauar  antreten 
und  halten  sich  für  stark  genug  gegen  etwaige  F herfalle.  Die  Karawane 
dürfte  immerhin  etwa  30t»  bis  oOO  Köpfe  stark  werden. 

Der  Salzhandel  von  Bilma  nach  Westen  und  Südwesten  ist  auch  heute 
noch  wie  zu  Barths  und  Nachtigals  Zeiten  hauptsächlich  in  Händen  der 
aus  Air  kommenden  Kelowituaregs. 

Senussia. 

Zum  Schluß  möchte  ich  noch  einige  Worte  über  die  S  e  n  u  ss  i  a  sagen. 
Fiber  diese  Sekte  oder  besser  religiöse  Ordensbruderschaft  ist  im  ver- 
gangenen Jahr,  besonder*  infolge  der  Vorgänge  in  Kanem .  wieder  viel  die 


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2(i8     von  Bfi-ow:  Bericht  ül>er  politische  Verhältnisse  im  mittleren  Sudan. 

hV«le  gewesen,  nirlit  nur  in  französischen,  sondern  auch  deutschen  un ' 
englischen  Zeitungen  und  Blättern,  von  dem  das  meiste  von  geringem  Ver- 
ständnis der  Verhältnisse  zeugt. 

Kin  sehr  guter  Aufsat/,  über  die  Kntw ickelung  und  Ausbreitung 
des  Ordens  steht  in  dem  Cnmite  de  l'Afrique  1902.  Henseignements  o.- 
loniaux  Nr.  3. 

Seit  1900  hat  sich  das  Haupt  des  Ordens,  der  Sidi  el-Mahdi  <Sohr 
des  Begründers  Sidi  Mohammed  hen  Ali  es-Senu*si),  in  Guro  in  den  Bei^rr 
nördlich  Borku  und  südlich  von  Til  »est  i  etabliert  und  von  hier  aus  erfolg- 
reiche Mission  unter  den  angrenzenden  Wüstenstämnien  sowie  in  Kant-n 
und  in  VVadaT  getrieben.  Schon  Nachtigal  begegnete  Senussia  -  Kmissär*-:- 
in  Tibesti  und  in  Borku  und  fand  eine  Sauja.  d.  h.  eine  Art  Kloster  iu 
Kauar.  Kr  hatte  viel  unter  dem  Fanatismus  dieser  Leute  zu  leiden.  Dun-J 
die  Verlegung  seiner  Residenz  von  Kufra  nach  Guro  hat  Sidi  rl- Mahdi  in 
stärkerem  Maße  auf  die  Stämme  nördlich  und  östlich  des  Tsad  speziell 
auf  Wadai  eingewirkt.  In  Abesehr  sitzt  sein  Khalifa  Mahamma  Ssem 
(  Mohammed  el-Sani).  in  Kanem  in  Bir  Mali  war  noch  vor  einem  .1  ahn- 
der von  den  Franzosen  vertriebene  Mohammed  el  Barani  sein  Stellvertreter. 
So  hat  er  weitere  Saujas  in  Borku  in  Tibesti.  eine  in  Kauar  sowie  unter 
den  Tuaregs  in  Damerghu.  Die  Nomadenstämuie  der  Wüste  bilden  ihr 
Uauptauhänger  der  Senussia.  weniger  dagegen  die  seßhaften  Stamm«',  alf- 
gesehen vielleicht  von  Wadai.  «Jessen  Bevölkerung  schon  von  Nachtigal  »U 
religiös  fanatisch  und  leicht  erregbar  geschildert  wiitl.  Die  Oefahr  einn 
Ausdelinung  des  Einflusses  der  Senussia  auf  Bomu  hat  nie  vorgelegen. 
Jeder  «1er  den  Charakter  der  Bornubevölkerung  kennt,  weiß,  daß  diese  «In 
unfruchtbarst«'  Boden  für  die  Ausbreitung  einer  fanatischen  Sekte  ist  (>.  Bartli 
und  Nachtigal).  Daß  «lie  Senussia  eine  Gefahr  für  sämtliche  im  Sudan 
interessiert«-!!  europäischen  Mäch!«"  sei.  ist  sehr  übertrieben,  aber  an»  sein 
begreiflichen  Gründen  von  «len  Franzosen  verbreitet  worden. 

Die  Franzosen  wollen  aus  Sidi  el-Mahdi  durchaus  einen  zw  eitt*n 
Mahdi  machen.  Maluli  ist  aber  in  diesem  Falle  Nam«'  und  nicht  Titel  wie 
bei  dem  Gottesgesaiulten  von  Omdurman.  Auch  weist  «lie  ganze  Kntw  ickeluni; 
des  Senussiaordens ,  die  Ablehnung  eines  Bündnisses  mit  «lein  Mahdi  von 
Chartum,  daraufhin,  daß  «lern  Orden  ein  aggressives  Vorgehen  gegen  «Ii«* 
Ungläubigen  stets  ferng«ll«^gen  hat.  .letzt  allerdings  wo  er  sich  «lureh  <b< 
weitere  Vorgehen  der  Franzosen  in  seinem  Herzen  bedroht  sieht,  bleibt 
ihm  kein  Ausweg  mehr  und  er  wird  alle  Kräfte  daran  setzen ,  seinen  natür- 
lichen Feind  aus  der  ihm  gefährlichen  Nähe  in  Kanem  zurück zudränen. 
bzw.  seine  Kxistenz  in  den  entlegenen  Bergen  so  teuer  als  möglich  m 
verkaufen. 

Doch  haben  wir  Deutsche  hier  oben  in  keinem  Falle  etwas  von  dfr 
Senussia  zu  befürchten,  da  wir  auf  der  einen  Seite  die  Fram<*sen.  auf  dt*r 
amleren  «lie  Kngländer  als  Schulzwälle  haben,  in  deren  behlerseitisjeni 
Interesse  «\s  liegt,  den  Kintluß  des  Ordens  fernzuhalten  un«l  da.  wie 
vorher  ««rwähnt.  «1er  Orden  unter  unserer  Bevölkerung  niemals  Kintluß 
gewinnen  wird.    Ich  glaube  auch  nicht  einmal,  daß  die  Kngländer  jemal> 


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von  Bülow:  Bericht  über  politische  Verhältnisse  im  mittleren  Sudan.  209 

in  Schwierigkeiten  mit  der  Sentissia  verwickelt  werden.  Ihre  natürlichen 
Feinde  sind  eben  lediglich  die  Franzosen,  und  Gentil  hat  ganz  recht 
gehabt,  wenn  er  beabsichtigte  friedlich  mit  el-Mahdi  auszukommen,  um 
anderweitig  freie  Hand  zu  behalten  (s.  Frhr.  von  Oppenheim,  Washington, 
den  29.  Mai  1902). 

Nach  meinem  Bericht  Nr.  44  aus  Kusseri,  den  1 1.  Dezember  1902  soll 
Sidi  el-Mahdi  im  Oktober  1902  gestorben  sein.  Zeitungen  sehreiben  von 
einer  Nachricht  über  Tripolis,  narh  der  er  im  August  1902  gestorben  sein 
soll.  Nach  den  hier  erstatteten  Nachrichten  hat  kein  Mensch  seit  6  Monaten 
el-Mahdi  mehr  gesehen,  man  weiß  nicht,  ob  er  tot  ist  oder  nicht.  Es  hat 
den  Anschein,  als  ob  sein  Tod  nach  Möglichkeit  verheimlicht  werden  soll. 
Als  sein  Nachfolger  ist  mir  Sidi  Mohammed  Scherif.  sein  Neffe,  von  gut 
orientierten  Leuten  genannt  worden.  Dies  ist  jedoch  der  Name  seines 
verstorbenen  Bruders,  und  es  ist  jedenfalls  dessen  Solln  Sidi  Mohammed 
el-Abd  damit  gemeint. 


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270 


Kingoni  und  Kisutu. 

Von  Cassian  Spiss.  0.  S.  B. 

Aristo!  Vikar  von  Sil.l  -  Sansibar.  Htscliof  v.  (Htraciur  i  p. 


Di«;  vorliegende  Arbeit,  eine  kurzgefaßte  Grammatik  und  ein  Wörterbüch- 
Iein  des  Kingoni,  entstand  der  Hauptsache  nach  bereits  im  Jahre  189^. 
Wahrend  der  folgenden  drei  Jahre  hatte  ich,  weil  in  Peramiho,  mitten  im 
Lande  seihst  wohnhaft,  reichlich  Gelegenheit,  durch  den  Verkehr  mit  Ein- 
geborenen auf  manche  Unrichtigkeit  aufmerksam  zu  werden  und  ent- 
sprechende Verbesserungen  anzubringen. 

Die  Wörtersammlung  ist,  wie  ein  Blick  in  dieselbe  lehrt,  eine  Doppel- 
arbeit,  und  zum  Teil  gilt  dies  auch  von  der  Grammatik.  Die  eigentümlichen 
Sprachverhältnisse,  wie  sie  sich  im  Lande  der  Wangoni  (östlich  von  der 
Nordhälfte  des  Nyassasees  gelegen)  dem  Fremden  darbieten,  ließen  es  ge- 
radezu als  notwendig  erscheinen,  daß  nicht  bloß  dem  Kingoni,  der  Sprache 
des  herrschenden  Stammes,  sondern  auch  dem  Kisutu.  einem  bunten  Ge- 
misch verschiedener  Mundarten,  das  als  Sprache  der  Wasutu  (Hörigem 
figuriert  \  Rechnung  getragen  würde.  Beide  Idiome  existieren  neben-,  ja 
ineinander,  so  daß  die  echten  Wangoni  ihre  Sprache  unter  sich  zwar  noch 
vielfach  rein  sprechen .  aber  eine  Menge  Vokal)elii  von  den  Wasutu  sieh 
angeeignet  haben,  während  letztere  in  Anwendung  grammatikalischer  Regeln 
fast  durchgehends  der  Sprache  ihrer  Herren  folgen  und  auch  viele  Wörter 
aus  derselben  entlehnt  haben,  im  übrigen  aber  ihre  altgewohnten  Dialekte 
ungehindert  weiter  sprechen.  Für  eine  systematische  Darstellung  war  eine 
Trennung,  wie  sie  in  vorliegender  Arbeit  geschehen,  durchaus  geboten. 

Es  fiel  in  den  meisten  Fällen  nicht  schwer,  das  reine  Kingoni  aus 
dein  bunten  Sprachengeinenge  herauszuschälen,  doch  bei  mehreren  gram- 
matikalischen Formen  konnten  meine  Zweifel  erst  gehoben  werden,  als  ich 
in  den  Besitz  einer  Zulugrammntik  (von  Rev.  P.  Mayr)  gelangte.  Eingehende 
Vergleiche  behoben  nicht  allein  die  gehegten  Bedenken,  sondern  gaben  auch 
die  volle  Gewißheit,  daß  das  Kingoni.  trotzdem  es  manche  spezifische 
Eigentümlichkeit  des   Kizulu  in  der  fremden  rmgebung  abgeschliffen  hat 

1  Daß  das  Kisutu  keine  vollständig  einheitliche  Sprache  ist  und  auch  nicht 
in  allen  Teilen  von  Ungoni  in  gleicher  Form  zutage  tritt,  versteht  steh  decnni^» 
von  selbst.  Der  Umstand  jedoch,  daß  das  bei  Peramiho  und  Maposeni  (Mitte  d<> 
Maharulireichcs)  gesprochene  Kisutu,  fast  in  ganz  Ungoni  und  selbst  bei  den  Wj- 
bunga  der  Ulangaebcne  verstanden  wird,  läßt  darauf  sehließen,  daß  demselben  eine 
bestimmte  Sprache  zugrunde  liegt.  Nicht  unwahrscheinlich  haben  die  Wamgom 
bereits  t»ei  ihrer  Einwanderung  einen  unterjochten  Stamm  und  damit  diese  zw<i«' 
Sprache  mit  ins  Land  gebracht. 


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Swss:  Kin^oni  und  Kisutu.  271 

(wie  z.  B.  die  meisten  .Schnalzlaute),  heute  noch  die  unverfälschte  Sprache 
der  Zulukaffern  darstellt. 

Die  neuere  Geschichte  der  in  Deutsch -Ostafrika  ansässigen  Wangoni 
anlangend,  möge  in  gedrängter  Kurze  folgendes  hier  Platz  finden. 

In  der  ersten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  kam  es  unter  dem 
kriegerischen  Stamm  der  in  Südafrika  ansässigen  Zulukaffern ,  vielleicht  in- 
folge steter  Zurückdrängung  durch  die  im  Süden  sich  breitmachenden  Buren 
und  Engländer,  vielleicht  auch  durch  bloß  inneren  Zwist  veranlaßt,  zu  einer 
Auswanderung  eines  großen  Teiles  des  volkreichen  Stammes.  Die  kühnen 
Wanderer  nahmen  ihren  Weg  nach  Norden  und  drangen  mitten  durch  das 
Gebiet  fremder  Stämme  unaufhaltsam  vor  bis  in  die  Oegend  der  großen 
Seen.  Im  Jahre  1825  sollen  sie  den  Sambesi  überschritten  haben.  In 
Deutsch -Ungoni  treten  als  älteste  Zuluherrscher  Mputa  und  Mbonane  auf, 
von  denen  es  wahrscheinlich  ist,  daß  sie  mit  ihren  Getreuen  schon  am 
Südende  des  Nyassasees  sich  vom  Haupttrupp  trennten  und  zur  nämlichen 
Zeit  in  Deutsch- Ungoni  eindrangen,  zu  der  sich  ihre  Staintnesgenossen  den 
Westen  des  Nyassagebietes  unterwarfen.  Mputa  herrschte  im  südlichen 
Teile  des  heutigen  Ungoni,  Mbonane  nordlich  davon  in  der  Gegend  des 
Hangatlnsses ,  wo  ein  größeres  Gebiet  heute  noch  seinen  Namen  tragt. 

Es  dauerte  nicht  lange,  so  folgle  der  ersten  Einwanderung  ein  neuer 
Trupp  Wazulu,  die  sich  von  dem  in  Westungoni  seßhaft  gewordenen 
Stamm  Jere  losgelöst  und  den  Weg  zu  ihren  Brüdern  in  Ostungoni  zu 
finden  gewußt  hatten.  Ihr  Oberhaupt  war  Zulu;  seine  Sühne  hießen  Ha- 
wayi,  Gwazera  pasi,  Mharuli  und  Mlamiro.  Die  neuen  Ankömmlinge  waren 
genötigt,  sich  dem  Mputa  zu  unterwerfen.  Bis  zum  Tode  des  Zulu  blieb 
das  Verhältnis  ein  friedliches,  seine  ältesten  Söhne  jedoch,  Hawayi  und 
Gwazera  pasi,  erhoben  sich  gegen  Mputa,  wurden  aber  überwunden.  Ha- 
wayi kam  ums  Leben  und  Gwazera  pasi  mußte  sich  nach  Westungoni  zu- 
rückdächten. 

Auf  der  Flucht  wurde  ihm  ein  Sohn  gelioren,  den  er  zum  Andenken 
an  seineu  Bedränger  Mputa  (---  schlag  ihn)  nannte. 

Während  nun  Gwazera  pasi  in  der  Verbannung  weilte,  wo  iinn  ein 
zweiter  Sohn  geboren  wurde,  den  er  mit  dem  gleichfalls  auf  Rache  deutenden 
Namen  Zamchaya  {nzamchaya  =  ich  werde  ihn  schlagen)  benannte,  starb 
iler  alte  Sultan  Mputa,  und  sein  Sohn  Marunda  konnte  sich  seiner  Gegner, 
der  jüngeren  Söhne  des  Zulu,  nicht  auf  die  Dauer  erwehren,  sondern 
mußte  mit  den  Seinen  aus  dem  Lande  tlüchten. 

Das  ganze  Erbe  des  Mputa  trat  nun  der  nächstälteste  Sohn  des  Zulu, 
Mharuli,  an.  Dieser  kluge  und  maßvolle  Mann  verstand  es,  sich  die 
Liebe  und  Achtung  seiner  Wangoni  in  hohem  Grade  zu  verschaffen,  so  daß 
er  sämtliche  Untertanen  des  alten  Mputa,  soweit  sie  nicht  das  Land  ver- 
lassen hatten,  zum  sogenannten  Mharulireiche  vereinte. 

Im  nördlich  gelegenen  Hangareiche  war  auf  Mbonane  dessen  Sohn 
Kipeta  gefolgt,  und  als  hei  einem  Einfall  der  Wahehe  Kipeta  im  Kampfe 
fiel,  folgte  ihm  dessen  jugendlicher  Sohn  Chahruma,  der  heute  noch  als 
angesehener  Sultan  das  Hangareich  regiert. 


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272 


Snss:  Kiiiironi  und  Kisutn. 


Mit  diesen  stammverwandten  Nachbarn  unterhielt  Mhamli  andauernd 
friedliche  Beziehungen;  Jahr  für  Jahr  wurden  aber  von  beiden  Reichen  au« 
Raubzüge  nach  allen  Richtungen  unternommen  und  dabei  Sklaven  und  Vien 
in  reichen  Mengen  ins  Land  verpflanzt 

Mharuli  starb  1889  in  der  Vollkrall  seines  Alters,  angeblich  von 
einem  seiner  Weiber  vergiftet  Kr  hinterließ  drei  unmündige  Söhne,  dir 
er  vor  seinem  Tode  dem  Schutz  und  der  Obsorge  seiner  zwei  Neffen. 
Mputa  und  Zamehaya,  die  nach  des  alten  Mputas  Tode  nach  Deutsch- 
Ungoni  übersiedelt  waren,  empfahl. 

Die  Regierung  des  Reiches  ging  nach  herkömmlichem  Recht  auf 
Mharulis  nächstältesten  Bruder  Mlamiro  über,  der  indes  nicht  in  gleichen 
Grade  das  Vertrauen  seiner  Untertanen  zu  gewinnen  vermochte  wie  s?in 
verstorbener  Bruder.    Er  starb  1899  an  der  Schwindsucht. 

Es  war  ein  Glück  nicht  allein  für  die  umwohnenden  fremden  Völker 
sondern  auch  für  das  Mharulireich  selbst,  daß  1897,  kurze  Zeit  vor  Mlamims 
Tode,  die  deutsche  Regierung  das  Land  okkupierte,  denn  ein  Burgerkrieg 
wäre  zur  Entscheidung  der  Frage,  wer  unter  den  Prätendenten  nunmehr 
der  große  Sultan  werden  sollte,  unvermeidlich  gewesen.  Die  deutsch? 
Regierung  sah  von  der  Einsetzung  eines  Großsultans  ab,  und  so  gebieten 
die  ältesten  Enkel  des  Zulu  über  je  ein  Häuflein  ihrer  Getreuen. 

Neben  diesen  echten  VVangonihäuptlingen  gelang  es  im  Laufe  der 
Jahre  auch  dem  einen  und  anderen  Wasutuhäuptling ,  wie  z.  B.  Songea  und 
Pambalyoto,  sich  zu  Wohlstand  und  Ansehen  emporzuarbeiten,  so  daß  sie 
ihre  ehemaligen  Unterdrücker  an  Macht  fast  zu  überflügeln  drohen. 

Außer  diesen  zwei  im  Hochland  von  Ungoni  bestehenden  Ansiede- 
lungen von  Zulu  kaffern  findet  sich  noch  eine  dritte  nordöstlich  davon  in 
der  Ulangaebene,  die  gleichfalls  von  bedeutender  Ausdehnung  zu  sein  scheint. 
Ihr  Name,  wie  sie  selbst  sich  nennen,  ist  Wambunga,  sie  sprechen  indes 
genau  die  Sprache  der  Wangoni.  Nach  ihrer  eigenen  Angabe  wohnten  sie 
früher  bei  ihren  Stammesgenossen  in  Ungoni ,  wurden  aber  durch  die  bereits 
oben  erwähnten  Kämpfe  zwischen  Marunda  und  den  Söhnen  des  Zulu  zur 
Auswanderung  gezwungen.  Demnach  ist  es  so  gut  wie  feststehend,  dsß 
wir  in  den  Wambunga  die  Reste  des  alten  Mputareiches  vor  uns  haben. 

Die  Wangoni  und  Wambunga  waren  seit  Menschengedenken  ein  sje- 
wecktes  und  energisches  Volk;  nur  haben  sie  ihre  Tüchtigkeit  in  ver- 
gangenen Zeiten  fast  ausschließlich  im  Kriegshandwerke  gezeigt,  infolge- 
dessen sie  (unter  den  Namen  Mavili  und  Magwangwara)  der  Schrecken  der 
Nachbarstämme  wurden.  Nachdem  sie  nun  politisch  zur  Ruhe  gekommen, 
steht  zu  hoffen,  daß  sie  unter  dem  Einfluß  der  fortschreitenden  Kultur  zu 
einem  recht  nützlichen  Glied  in  der  großen  Völkerfamilie  vou  Deutsch- 
Ostafrika  sich  auswachsen  werden.  Für  diesen  Fall  dürfte  ich  hoffen,  mit 
vorliegender  Arbeit  nicht  allein  den  Missionaren ,  sondern  auf  später  hinaus 
auch  anderen  Berufszweigen  einen  kleinen  Dienst  erwiesen  zu  haben. 

Daressalam,  21.  März  1904. 

Der  Verfasser. 


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Spins:  Kingoni  und  Kisutu. 


273 


I.  Das  Alphabet  und  die  Aussprache. 

1.  Die  Vokale,  welche  nur  einzeln  (nicht  in  Diphthonge  verschmol- 
zen) vorkommen,  werden  wie  im  Deutschen  gesprochen;  nur  e  klingt,  be- 
sonders wenn  der  Ton  darauf  ruht,  wie  ä,  z.  B.  -sheka  (lachen)  spr.  -shäka; 
-beka  (legen)  spr.  -büka.  y  und  w  sind  Halbvokale;  sie  können  keine  eigene 
Silbe  bilden,  werden  aber  deutlich  als  kürzest  (deutsches  j)  und  kurzes  u 
(englisches,  nicht  deutsches  ir)  vernommen. 

2.  Von  den  Konsonanten  sind  folgende  als  vom  deutschen  Gebrauche 
abweichend  zu  bezeichnen: 

Zwischen  r  und  /  ist  kein  wesentlicher  Unterschied; 

ch  =  tsch,  z.B.  chando  (Hammer)  spr.  tschando; 

j  —  fisch  (sehr  weich),  z.  B.  chanja  (Arm)  spr.  /schandscha; 

(j  ist  ein  Schnalzlaut  ((iaumenschnalzer) ,  ähnelt  dem  nicht  guttural 

gesprochenen  k; 
s  —  ßy  z.  B.  ku.sa.sa  (frühmorgens,  morgen)  spr.  ku.ssassa; 
.sh  =  seh,  z.  B.  sholi  (Späher)  spr.  scholi; 

.V  ist  ein  mit  der  Zunge  nicht  geradeaus,   sondern  seitwärts  ge- 
sprochenes s  und  ähnelt  einem  .st  oder  schl. 
Wird  das  /  deutlich  gesprochen,  so  ist  */  geschrieben.1 
Endlich  z  =  weiches  .v,  z.B.  manzi  (Wasser)  spr.  mansi. 

3.  Der  Akzent.  Als  Regel  gilt:  den  Ton  hat  die  vorletzte  Silbe. 
Wörter,  die  als  Proparoxytona  zu  sprechen  sind  (wie  die  Perfekta  auf  -He 
der  zwei-  oder  mehrsilbigen  Stämme  und  einiger  anderer),  sind  durch  den 
Akzent  als  solche  gekennzeichnet. 


II.  Die  Substantia. 

Wie  in  allen  Bantusprachen ,  so  gibt  es  auch  im  Kingoni  für  das 
Hauptwort  weder  einen  Artikel  noch  ein  Geschlecht. 

Die  Substantia  zerfallen  durch  ihre  charakteristischen  Vorsilben  in 
neun  K hissen  (welche  allerdings  auch  als  ebensoviel  Geschlechter  betrachtet 
werden  könnten),  und  die  von  einem  Substantiv  abhängigen  Attribute  oder 
Prädikate  richten  sich  nach  eben  dieser  Klasse  ihres  Hauptwortes. 

Die  Vorsilben  dieser  neun  Klassen  sind  in  übersichtlicher  Zusammen- 
stellung folgende: 

Klasse         Singular  Plural 

1  m,  mu  tea  mutitu  Mensch,  pl.  trantu 

II  m,  mu  mi  mfula  Fluß,  pl.  mifula 

HI  ki  vi  kivaro  Tür,  pl.  vivaro 


1  In  Grammatiken  der  Zulu  Language  by  Rev.  P.  Mayr  und  Kingoni  Language 
by  A.  Elmslie  fand  ich  diesen  Laut  als  hl  und  dhl  geschrieben ,  welche  Schreibweise 
bei  uns  in  Peutacb-  Ungoni  wenig  zutreffend  wäre. 

MiU.  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.  1904.  Hl.  Abt  \ü 


274  S'jss:  Kiiigoni  htm)  Ki.suin. 


K  las.se 

Singular 

Flura 

IV 

i ,  »7i ,  im 

zi ,  zin , 

V 

lu 

zi ,  zin , 

VI 

u 

u 

VII 

li 

ma 

VIII 

ka 

tu 

IX 

pa,  mu,  ku 

ma, 

rim    Ituipo  Finger,  pi.  simipo 
uluwa  Blume,  pi.  uluvca 
likanda  Haupt,  pi.  makanda 
kamuti  Blümchen,  pi.  tumuli 


das  Prahlen  (Stolz),  pi.  feU: 

Iin  hesondern  gilt  von  den  einzelnen  Klassen  folgendes: 

I.  Klasse.    In  ihr  finden  sich  nur  Bezeichnungen  für  Menschen  uni 
lebende  Wesen,  ohne  daß  sie  jedoch  dieselben  alle  in  sich  schlösse.  Merk*: 

Mulungu  Gott  (pl.  ungebräuchlich) 1      mzukt/ru  Enkel,  pl.  icazvlruru 


munhi  Mensch,  pl.  wan  tu  Leute 

tnfasi  Frau,  pl.  tcafasi 

munhoana   (mhcana)   Sohn,  Tochter, 


f7jrM.fi'  Hirt.  pl.  tcarusi 
mponzi  Schmied,  pl.  tcaponzi 
m/u  (mufu)  Sklave,  pl.  tca/u 


pl.  tcanticana  miamu  Katze,  pl.  tcalamu 

Ein  beträchtlicher  Teil  von  Substantiva,  die  ihrer  Natur  als  Lebe- 
wesen nach  in  diese  Klasse  gehören  würden,  schließen  sich  der  zweiten 
(«!-),  dritten  (ki-),  vierten  (/»-)  oder  siebenten  (/»'-)  Klasse  an: 

mjingati  Proviantträger,   pl.  mijinyati  nyanga  Arzt,  Meister,  pl.  zingtrng-i 

mitMgiila  die  Vorfahren,  die  Alten  ligtcara  Feigling,  pl.  magvara 

kishora  dummer,  blöder  Mensch,  pl.  Hsela  Trunkenbold,  pl.  ma*tla 

vishora  nkosi,  likttxi  Häuptling,  pl.  zinkosi  und 
sholi  Späher.  Kundschafter,  pl.  xisholi  makosi 
mbiki  Eilbote,  pl.  zlmbiki 

II.  Klasse.  Umfaßt  die  Namen  der  Bäume  und  viele  Benennungen 
lebloser  Wesen. 


mpaka  Grenze,  pl.  mipaka 
mlmze  Bein,  Schenkel,  pl.  mtlmzt 
mtizi  Dorf,  Stadt,  pl.  mizi 
mlaga  Außen-,  Sklaveudorf,  pl. 
msoro  Unglück,  pl.  misoro  Unglücks- 
fälle 


mpotopoto,  \A.mipotopoto  , 
mbuni,  pl.  mibuni         I  Bäume  mit 
muororo,  pl.  miqrn-aro    >  genießbaren 
mjifi,  pl.  mijßji  \  Früchten 

mdonga,  pl.  mitlonga 
mpmgo  Ebenholz,  pl.  mipingo 

muteanga  Art  Eisenholz,  pl.  mheanga  mfthati  Wange,  pl.  mishati 
m/ula  Fluß ,  pl.  mifula  mxisi  Wurzel ,  pl.  misisi 

muH  Arznei,  pl.  7711V/  \inunda  Acker,  Pflanzung,  pl.  mmda 

Die  zwei  Ausnahmen  mjingati  und  milengula  s.  oben  I.  Klasse. 

1  Eine  Pluralbildung  ist  bei  Mulungu  (Muungu)  eigentlich  ganz  unsUtthait. 
weil  das  Wort  -der  Große  Große-,  -Allerhöchste«  (Mkulu  -  Mkulu)  bedeutet.  P  * 
Wazulu  in  Südafrika  hoben  noch  die  volle  Form  Nkulunkulu ,  bei  den  Wangoni  !u: 
sich  dieselbe  bereits  zu  dem  (den  meisten  Rautustämmen  geläufigen)  kü:7ervi. 
Mulungu  verschilften ,  während  bei  den  Wahehe  da.«*  einfache  Agüliri  (  XkaLi 
üblich  ist. 


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Spiss:  Kingoni  und  Ktsutu. 


275 


III.  Klasse.    Die  Vorsilbe  ki-  der  Einzahl  wird  vor  einem  Vokal  zu 
ch;  das  vi-  der  Mehrzahl  in  demselben  Fall  zu  ry-. 

kivaro  Tür,  pl.  vivaro  ,  kimunguru  Süßkartoffel ,  pl. 


kitncinria  Lendentuch,  pl.  vikwinda  '  kinini  der,  die  Verwandte 
kinkwa  Brot,  pl.  vinktca  chanja  Ann,  Klh*,  pl.  vyanja 

kirefu  Kinn,  Bart,  pl.  vire/it  chando  Hammer,  pl.  vyando 

kisepo  Frucht,  pl.  visepo  chule  Frosch,  pl.  vyule 

kigoro  Geiz  chakupuza  Getränk ,  pl.  vyakupuza 

IV.  Klasse.  Singular  Präfix  ist  i  oder  i»;  das  Anlaut-i  wird  jedoch 
in  manchen  Wörtern  nur  schwach,  gleichsam  als  Vorschlagsilbe  gehört, 
in  andern  verschwindet  es  ganz. 

Vor  b  und  v  wird  aus  euphonistischen  Gründen  das  (i)n  zu  (»>«: 

n-biki  wird  mbiki  (Eilbote) 

n-uula  wird  tntm/a  (Regen) 
vor  in  und  s  (sh)  fallt  (i>  aus,  also  statt  n-muva:  mum  (Ende);  statt  n-shanzi: 
xhanzi  (Fisch).  Merke: 

{i)ntavca  Berg,  pl.  xintawa  mpondoro  Löwe,  pl.  simjMtndoro 

ntombe  Jungfrau,  pl.  zintombe  istca  Termite  (geflügelt),  pl.  zistca 

nyeke  Diener,  pl.  zinyeke  ingwe  Leopard ,  pl.  zingwe 

(i)nkomo  Rind,  pl.  zinkomo  {i)mini  Mittag 

(i)nyoni  Vogel,  pl.  zinyoni  sango  Hanf 

ntonga  Keule,  Stock,  pl.  zintonya        shanzi  Fisch,  pl.  zishanzi 

Als  Ausnahmen  sind  zu  bezeichnen:  mstca  (mwswa),  pl.  mstca  (mustra) 
Termite  (Arbeiter),  goyo  die  Großmutter  (statt  ngogo);  ferner  die  im  Singular 
und  Plural  gleichlautenden  Wörter  nyoka  Schlange,  mbamba  Blitz,  mpagaro 
Stange,  Dachsparre.  Die  im  Stamm  nur  einsilhigen  Substantiva  impi  Krieg, 
inwu  Schaf  und  inja  Hund  lauten  meistens  mit  doppeltem  t'-Laut  als  yimpi, 
yirnvu,  ymja;  im  Plural  jedoch  zimpi,  zimtm  und  zinja. 

Uber  die  Versetzung  der  zu  dieser  Klasse  gehörenden  Wörter  in  die 
siebente  (ma-)  Klasse  s.  ebendort. 

V.  Klasse.  Ähnlich  wie  die  Benennungen  der  Bäume  in  die  zweite, 
so  fallen  fast  sämtliche  Namen  von  Bächen  und  Flüssen  in  diese  im 
Singular  mit  lu  (ru)  anlautende  Klasse  (z.  B.  Rtwuma,  Luvegu,  Lwalwasi, 
Luhira,  Lumese,  Ruhuhu  usw.). 

Im  Plural  wird  bei  den  mit  g,  k  {q)y  p,  t  und  z  beginnenden  Wör- 
tern zwischen  der  Vorsilbe  zi  und  dem  Stamm  ein  euphonistisches  n  (m) 
eingeschaltet.  Merke: 

lugtcajM  Flügel ,  pl.  zingtcapa  \  lunurele  Haar,  pl.  zimcele 

lufu  Seuche,  pl.  zifu  luti  Handgriff,  pl.  zinti 

lupondo  Horn,  pl.  zimpondo  luqoto  Gürtel,  pl.  zinqoto 

luto  Ding,  Sache,  pl.  zinto 
tuzipo  Finger,  pl.  zinzipo 

Ausnahmsweise  Pluralbildungen  finden  sich  bei  lunguza  Baumwolle, 
Faden,  pl.  zilunguza  Baumwollfäden ;  lutcere  Fruchtkorn  (einzelnes),  pl.  maxcere 
Kornfrüchte;  lutumbo  Darm,  matumbo  Eingeweide. 

18» 


lulaka  Trotz,  Eigensinn 


276  Spiss:  Kiiigoni  und  Kisutu. 

VI.  Klasse.    Im  Singular  sowohl  als  im  Plural  die  Vorsilbe  u. 
uchwnla ,  ugai  Bier  '.  uluwa  Blume 

wriku  Nacht  ■  ugtoora  Angst,  Furcht 

uqopo  Gehirn  \ushora,  upurupuru  Dummheit 

Die  meisten  abstrakten  Begriffe  schließen  sich  dieser  Klasse  sl. 
z.  B.  ude  Länge,  uhanzi  Dicke,  Breite,  uhtru  Größe,  usht/ra  Dummheit  usw.; 
jedoch  lulaka  Trotz,  lumeko  Eitelkeit,  Stolz,  mashannya  (VII.  Kl.)  Ver- 
rücktheit. 

VII.  Klasse.  Im  Singular  die  Vorsilbe  Ii,  im  Plural  ma.  Es  ist  die 
Klasse  der  Fruchte  und  alles  dessen,  was  aus  dem  Stamme  hervorwichs'. 
oder  am  Körper  sich  bildet;  sie  umfaßt  aber  außerdem  noch  eine  Meojp 
anderer  Benennungen. 

Aus  den  unter  Klasse  II  behandelten  Namen  von  Bäumen  bilden  «ich 
durch  einfache  Vertauschung  der  Vorsilben  m  und  mi  mit  Ii  und  iim  dif 
Namen  der  entsprechenden  Früchte: 

mpotopoto  i  lipotojMjto  (ma-)  /  ,  ..... 

\   ^      Baumarten  , .  ,  ''deren  Fruchte 

nuumya    )  Ii donya  (ma- )  ) 

Merke : 

liqembe  Blatt  I  lidoro  Knie 

lifindo  Knoten  (am  Stengel);  Gelenk  ,  liqanda  Ei 
likanda  Haupt 
lizinyo  Zahn 

Durch  Kontraktion  gebildete  Plnralformen  sind: 

me.so  die  Augen;  sing,  liso  inefa  Dornen;  sing.  Itfa 

Eine  Anzahl  zu  dieser  Klasse  gehörender  Substantivs  kommen  nur 
im  Plural  vor;  die  nennenswertesten  davon  sind: 

ma/undiso  Unterricht  \  mafungo  Eid 


Uhomanga  Pocken 
liztci  Stimme,  Wort 


mazango  Verstand,  List 
tnaJcati  Zeit 


malowolo  Heirat 
manya  (makeo)  Lüge 

Häufig  im  Gebrauch  ist  die  Versetzung  von  Substantivs  der  virrtfn 
Klasse  in  diese  siebente.  Die  betreffenden  Wörter  erhalten  hierdurch  d«*n 
Nebenbegriff  der  Größe  oder  Stärke: 

ndoda  Mann,  lidoda  kräftiger  Mann,  madoda  Männer 
zinyoni  Vögel,  many  on  i  große  Vögel  usw. 

VIII.  Klasse.  Im  Singular  ka-y  Plural  tu-;  dabei  ist  zu  bemerken, 
daß  die  Präfixe  m-  und  n-  der  L,  11.  und  IV.  Klasse  trotz  der  neuen  Vor- 
silbe zumeist  bestehen  bleiben.  Diese  Vorsilben  ka-  und  tu-  dienen  dazu, 
um  aus  einem  Stammwort  die  entsprechende  Verkleinerung  zu  bilden. 

ntavoa  Berg,  kantatca  Hügel,  pl.  tuntaica 

yinja  Hund,  kayinja  Hündlein,  pl.  tuyinja 

ligada  Kloß,  kagada  Klößchen,  pl.  tugada 

kimuti  Baum,  kamuti  Bäumchen,  pl.  tumuti 

kipf/lopolo  Kugel,  Blei,  kapolopolo  Schrot,  pl.  tuptdojmln 

msatrati  Sand,  kamsaicati  Sandkorn 


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Spiss:  Kiiigoni  und  Ki*utu.  277 

IX.  Klasse.  Durch  die  Vorsilben  pa-,  mu-  und  ku-  können  Formen 
gebildet  werden ,  welche  in  Bedeutung  und  Behandlung  eigentlichen  Sub- 
stantiven gleichkommen. 

Manche  deutsche  Substantivn  kann  man  nicht  anders  korrekt  über- 
setzen als  mit  Hilfe  dieser  Präfixe,  die  ihrer  eigentlichen  Bedeutung  nach 
Orts-  und  Zeitpartikeln  sind;  /.  B.  Heimat,  Zeit,  Küche  u.  a. 

Oer  Plural,  der  l>ei  dieser  Klasse  jedoch  nicht  oft  zur  Verwendung 
kommen  wird,  ist  gleich  dem  Singular.  Merke: 

petu  (aus  pa-rtu*)  hei  uns,  unsere  Heimat 
ktcelu  zu  uns,  nach  unserer  Heimat 

pamaarkn  j  ßj^j^  (wo,.t|   ))Vl^  /u  den  Kochsteinen) 
kumaseko  \ 

die  Mitte  (wörtl.  mitten) 

kukati 
padeni  die  alte  Zeit 
kudeni  große  Kntfernung 

Außerdem  läßt  sich  durch  die  Vorsilbe  ku-  aus  jedem  Zeitwort  ein 
Substantiv  von  entsprechender  Bedeutung  bilden,  z.  B. : 

hamba  gehen,  kuhamba  das  Gehen,  der  Gang 

shtka  lachen,  kusheka  das  Lachen,  das  Gelächter 

zimeka  sich  brüsten,  kuzimeka  das  Sichhrüsten ,  der  Stolz 


Deklination. 

Dativ,  Akkusativ  und  Vokativ  sind  in  ihrer  Form  dem  Nominativ 
gleich;  die  Erkennungszeichen,  in  welchem  Kasus  (Dativ  oder  Akkusativ) 
ein  Hauptwort  steht,  liegen  im  Verbum,  und  wird  später  davon  gehandelt 
werden. 

Der  Genitiv  wird  auf  folgende  Weise  gebildet.  Zwischen  das  re- 
gierende und  das  abhängige  Substantiv  werden  zwei  Partikeln  geschoben, 
die  jedoch  durch  Kontraktion  in  eine  verschmolzen  werden.  Die  eine 
(erstere)  Partikel  ist  das  persönliche  Fürwort  (er,  sie,  es;  pl.  sie)  des  re- 
gierenden Substantivs,  die  andere  die  Possessivpartikel  -a. 

Die  folgende  Tabelle  zeigt  die  nach  den  einzelnen  Klassen  ver- 
schiedenen Personalia  und  die  aus  ihnen  und  der  Possessivpartikel  -a  ent- 
standenen Genitivpartikeln. 

Personale:  Genitivpartikeln: 
er,  sie,  es  sie 
Klasse     Singular:     Plural:  Singular:  Plural: 

I  m  (yu)       ua  na  —  wa  tea- a  tea 

II  u  i  ua  =  *ea  i-a  —  ya 

Hl  ki  vi  ki-a  —  cha      v-ia  —  vya 


1   Siehe  die  Stämme  Her  Possessiva. 


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27ft  Spins:  Kingoni  und  Ki»utu. 


Personale:  Geuitivpartikeln : 


er,  sie,  es 

sie 

Klasse 

Singular: 

Plural: 

Singular: 

Plural : 

IV 

zi 

i-a  ya 

zi-a  --■  za 

V 

hi 

■II 

lu-a  =  /tea 

zi-a  =  za 

VI 

u 

11 

n -a  =  wa 

a -o  =  tea 

VII 

Ii 

9» 

li-a  =  lya 

ga-a  ~—  ya 

VIII 

ka 

tu 

ka-a=ka 

tu -a  =  tica 

pa  -  a  =  pa 

j  desgl. 

IX 

\  mu 
\ku 

mu  -  a  =  mita 
ku-a  =  Artca 

Zur  Verdeutlichung  mögen  folgende  Beispiele  dienen. 

I.  Kl.      mfasi  wa  nkosi  eine,  die  Krau  des  Häuptlings 

pl.  wqfasi  wa  nkosi  (die)  Frauen  des  Häuptlings 
II.  »        munda  wa  mufu  ein,  der  Acker  des  Sklavrn 
pl.  minda  ya  mufu  (die)  Acker  des  Sklaven 

III.  •        chanja  rha  mponzi  ein,  der  Arm  des  Schmiedes 

pl.  vyanja  vya  mponzi  die  Arme  des  Schmiedes 

IV.  •        nkomo  ya  mrusi  ein,  das  Rind  des  Hirten 

pl.  zinkomo  za  mrusi  (die)  Kinder  des  Hirten 
V.  -        lupondo  hea  nkomo  ein,  das  Horn  des  Rindes 

pl.  zimpondo  za  nkomo  die  Horner  des  Rindes 
VI.  •        ulutca  wa  munda  eine,  die  Blume  des  Ackers 
pl.     •       ■        •      (die)  Blumen  des  Ackers 
VII.  •        lizinyv  lya  mtttana  ein,  der  Zahn  des  Kindes 

pl.  mazinyo  ga  mtwana  die  Zähne  des  Kindes 
VIII.  -        kayinja  ka  mufu  ein,  das  Hundchen  des  Sklaven 
pl.  tuyinja  hva  mufu  (die)  Hündchen  des  Sklaven 
IX.  »       pamaseko  pa  mfasi  die  Küche  des  Weibes 
mukati  mwa  mfula  die  Mitte  des  Baches 
kuzimeka  kwa  mufu  das  Prahlen  des  Sklaven 

Die  drei  Genitivpartikeln  der  IX.  Klasse  (pa-,  tntca-,  ktea-)  dienen 
auch  häufig  zur  Bildung  des  Lokativs.  Dabei  entspricht  pa-  unseren 
•  bei-  (in  der  Nähe  von,  zur  Zeit  von),  tntca-  unserm  »in«  (auf  die  Frw 
wo)  und  kwa  unserm  -nach-  oder  -von-  (auf  die  Frage  wohin,  woher). 
Ks  bedeutet  also  pa  kitcaya  beim,  am  Gehege  (Stall),  mwa  kiwaya  im  Ge- 
hege, kwa  kitcaya  zum,  vom  Gehege.' 

Außer  diesen  genauen  Lokativformen  gibt  es  noch  eine  allgemeine, 
durch  die  Nachsilbe  -ni  gebildete,  welche  die  Bedeutung  sämtlicher  drei 
vorausgehenden  in  sich  schließt.  Aus  liztee  Land  bildet  sich  so  die  Lokativ- 
form liziceni  mit  der  Bedeutung  beim,  im  Land,  vom,  nach  dem  L»A 


1  Neben  pa,  mtra  und  kwa  kommen  zur  Bildung  des  Lokativs  auch  die  seHon 
bei  der  IX.  Klasse  der  Hauptwörter   aufgeführten  einfachen  Partikeln  pa-, 
ku-  vor. 


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Spiss:  Kinponi  und  Kisutu.  279 

Bei  dieser  Bildung  ist  jedoch  als  Regel  zu  merken:  Substantive,  die 
auf  a  endigen,  verwandeln  a  in  <*.  die  auf  o  oder  «  endigen,  beide  Vo- 
kale in  we. 

mfula  Kluß ,  m/täeni  am ,  vom ,  nach  dem  Fluß 
ntatca  Berg,  ntauseni  am,  heim,  vom,  nach  dem  Berg 
mtfrmbo  Brunnen,  mtomhweni  am  Brunnen  usw. 
lijindo  Knoten,  Glied,  lijindweni  am  Knopf  usw. 
lizuru  Himmel,  tizulweni  am  Himmel  usw. 
Einige  wenige  Substantia  bilden  den  Lokativ  (statt  durch  das  Suffix 
-m),  indem  sie  dem  Stamm  ein  e  vorsetzen: 

fikaya  Heim,  Heimat,  lok.  ekaya  daheim,  heim 
Ukanda  Haupt,  lok.  ekanda  häuptlings,  am  Kopf 
imini  Mittag,  lok.  emini  mittngs 

lisrnco  große  Regenzeit,  esoico  zur  großen  Regenzeit 
mum  Knde,  lok.  emuva  am  Ende 

Auch  doppelte  Bildung  (durch  das  Präfix  e-  und  das  Suffix  -ni) 
kommt  hei  einigen  Wörtern  vor: 

mxlu  Haus,  lok.  enslini  beim,  im.  vom,  zum  Haus 
lizuru  Himmel,  lok.  eculwmi  am,  zum,  vom  Himmel 
muva  Ende,  lok.  emuveni  am.  zum  Knde. 

Indes  ist  bei  all  diesen  Substantiven  die  Lokativbildung  durch  pa, 
mwa  und  kioa  zulässig. 

Im  Kalle,  daß  die  Vorsilbe  e  zur  Verwendung  kommt,  ist  auf  eine 
euphonistische  Regel  zu  achten.  So  oft  nämlich  vor  dieses  Lokativ  -e  ein 
Vokal  zu  stehen  kommt,  wird  (zur  Vermeidung  des  Hiatus)  ein  x  in  die 
Mitte  geschoben.  Statt  ngi  ekaya  ich  hin  daheim  sagt  man  also  ngi  #ekaya, 
statt  u  rmuva  du  bist  hinten,  zuletzt  u  stmuva,  statt  njira  ya  e  mbtmni  Weg 
zur  Küste  njira  ya  nembaani. 


III.  Die  Adjektiva. 

L  Übereinstimmung. 

a)  Die  eigentlichen  Adjektiva  nehmen,  mögen  sie  sich  in  at- 
tributiver oder  prädikativer  Stellung  befinden,  die  Vorsilbe  desjenigen  Sub- 
stantivs an,  das  sie  näher  bestimmen.  Aus  der  ziemlieh  beschränkten  Zahl 
derselben  seien  folgende  angeführt: 

-*e  gut,  schön  -mnyama  schwarz 

-tri  schlecht,  bös,  häßlich  -l/omvu  rot,  gelb 

-de  lang,  hoch,  tief  -nyani  klein,  schmal 


-cha  neu,  jung,  frisch 
•ßchane  kurz 
-kali  scharf,  streng 
-shora  dumm 
-mxope  weiß 


•kuru  groß 
-banzi  breit 
-ninzi  viel 
•dara  alt 

•qoto  anständig,  mild 


I 


280  SiMss:  Kingoni  und  Kisutu. 

Man  sagt  also: 

I.  Kl.  muntu  muse  ein  guter  Mann  (d.  g.  M.) 

wantu  wage  gute  Leute  (d.  g.  L.) 
II.  •     muzi  mkuru  großes  Dorf 
mizi  mikvru  große  Dörfer 

III.  •    kivaro  kicha  neue  Türe 

vwaro  vicha  neue  Türen 

IV.  •     (i)ntatpa  ide  hoher  Berg 

zintmca  xide  hohe  Berge 
V.  •    luqoto  libanzi  breiter  Gürtel 
zinqoto  xibanzi  breite  Gürtel 
VI.  -     usiku  umnyama  schwarze  Nacht 
»  »  »  Nächte 

Vll.  »    lizmyo  litmope  weißer  Zahn 

mazmyo  mamxojte  und  gamsope  weiße  Zähne 
VIII.  -     kantatta  kanyani  kleiner  Hügel 
tuntawa  hinyani  kleine  Hügel 
IX.  •     mukati  mubanzi  breite  Mitte 

hSZ  p£2  i  *roße  Entf,r,mn'! 

Demnach  ist  die  Flexion  dieser  Adjektiva  genau  dieselbe  wie  die  d«>r 
Substantiva;  nur  in  der  IV.  Klasse  sing,  kommt  die  Voi-silbe  i  (nicht  n  und 
m)  zur  ausschließlichen  Verwendung,  und  in  der  VII.  Klasse  plur.  ist  da«. 
Präfix  ga-  so  häufig  wie  ma-.  Bei  -onke  alle  tritt  Klisiou  ein:  tra-onkf  wird 
uxmke;  zi-onke  wird  zonkc,  go -onke  wird  gonke. 

b)  Ks  gibt  noch  eine  zweite  Art  von  Adjektiven .  welche  nach  ihrer 
Form  und  ursprünglichen  Bedeutung  .Substantiva  sind,  die  aber  adjektbisch 
behandelt  werden.    Solche  sind  z.  B.: 

hikuni  trocken,  dürr,  hart  (eigtl.  dürres  Holz) 
lusaza  grün,  unreif  (eigtl.  frischgrünes  Gras) 
ludaka  naß,  feucht,  biegsam  (eigtl.  feuchter  Lehm) 
rttra  leicht,  lebendig 
makaza  kalt  (eigtl.  Kälte) 

mazima  schwer,  schwierig,  (vom  Charakter)  gesetzt,  anständig 
Die  Übereinstimmung  mit  dem  regierenden  Substantiv  vollzieht  sich 
indes  bei  diesen  uneigentlichen  Adjektiven  nicht  durch  Versetzung  der  sub- 
stantivischen Vorsilben,  sondern  es  werden  die  dem  Substantiv  entsprechm- 
den  persönlichen  Fürwörter  (er,  sie,  es,  sie  s.  unter  Deklination)  dem 
Adjektiv  prafigiert;  z.  B. : 

muntu  urura  lebender  Mensch  1  mintla  iliisaza  grüne  Äcker 

m.vwi  ulukuni  dürre  Wurzel  maqemhe  gnludaka  feuchte  BlStter  u<v. 

c)  Fehlende  Adjektiva  werden  ausgedrückt  durch  Umschreibung 
dazu  dienen  Substantiva,  Verba  und  Adverbia;  z.B.: 


1   Statt  urtira  sagt  man  gewöhnlich  aruru .  auch  intra. 


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Spiss:  Kitigoni  und  Kisutu. 


2S1 


eiserner  Hammer  chando  cha  simlri  (Hammer  von  Kisen) 
hölzerner  Riegel  mvaro  tea  kitnuti  (Riegel  von  Holz) 
kranker  Mann  muntu  agurileyo  (Mann,  welcher  erkrankte) 
vergebliche  Arbeit  msetamje  tea  chal>e 

* 

<ler  obere  Stein  licfw  la  }>e:uru 

die  rechte  Hand  chanja  cha  kunene. 

2.  Steigerung. 

Dieselbe  kann  nicht  im  Adjektiv  selbst  ausgedrückt  werden,  sondern 
muß,  falls  sie  sich  nirht  aus  dem  Sinn  von  selbst  ergibt,  umschrieben 
werden.  Dies  geschieht  am  häufigsten  durch  shtrax  übertreffen;  z.B. 
mpandfrro  inujlura  ingvre  der  Löwe  ist  größer,  ist  stärker  als  der  Leopard; 
mjwidftro  islura  mjama  zrmkr  der  Löwe  übertrifft  alle  Tiere,  d.h.  er  ist  der 
stärkste,  schnellste  (usw.  je  nach  dem  Sinn). 

Auch  mit  Hilfe  des  Adverbiums  kakuru -(.sehr,  besonders,  ausnehmend) 
kann  eine  Art  Komparativ  oder  Superlativ  gebildet  werden;  licht  leli  lilvkuni 
kakuru  dieser  Stein  ist  ausnehmend  hart,  d.  h.  der  härtere  (wenn  von  zweien 
die  Rede  ist),  der  härteste  (wenn  von  mehreren  gesprochen  wird);  liehe 
leli  lilukuni,  lislura  gonkr  dieser  Stein  ist  hart,  er  übertrifft  alle,  d.h.  er 
ist  der  härteste. 

Üblich,  wenn  auch  seltener  gebraucht,  ist  zu  diesem  Zweck  auch  die 
Partikel  (Präposition)  ku  gleich  dem  deutschen  -von-,  -unter«,  -vor«: 
nkomo  lei  ikitru  ku  nkomo  zonke  (zint/e)  dieses  Rind  ist  das  große  von  (unter) 
allen  (anderen)  Rindern,  groß  vor  den  anderen,  d.  h.  das  größte. 


IV.  Die  Pronomina. 
1.  Die  persönlichen  Fürwörter. 

a)  Die  unbetonten  Personalia. 
Singular 

Nominativ    ngi,  ndi  ich         u  du  «*  er,  sie,  es 

Dativ  ngi,  ndi  mir        ku  dir        m  ihm,  ihr,  ihm 

Akkusativ     ngi,  ndi  mich       ku  dich      m  ihn,  sie,  es 

Plural 

Nominativ    ti  wir       mu  ihr  tm  (wi)  sie 

Dativ  ti  uns       wa-ni  (mtt-ni)  euch      wa  (tei)  sie 

Akkusativ     ti  uns       ica-nt  {mtt-ni)  euch      wa  (tri)  sie 
Mit  Ausnahme  der  2.  und  3.  Person  Singular  und  der  2.  Person  Plural 
sind  also  Dativ  und  Akkusativ  dem  Nominativ  gleich. 

Wie  schon  oben  bei  der  Bildung  des  Genitivs  bemerkt,  ist  das  Per- 
sonalpronomen der  dritten  Person  Singular  und  Plural  in  den  einzelnen 
Klassen  verschieden,  wie  aus  der  Tabelle  daselbst  ersichtlich  ist.   Die  dort 


1  Kiautu  -yathula,  -ruta,  -pita. 

*  Daneben  auch  (mehr  Kisutu  nh  Kingoni)  a  und  i. 


uigmzea  Dy  vjuu 


2S'J  Spi>s:  Kingoni  und  Kisutu. 

aufgeführten  Numiimtivformen  (es,  sie,  es.  sie)  von  II  bis  IX  sind  auch  A- 
Formen  für  Dativ  (ihm,  ihr,  ihm.  ihnen)  und  Akkusativ  (ihr.  sie.  es.  sin 
Bei  der  Verbindung  mil  dem  Zeitwort  steht  zuerst  das  Subjekt  i  No- 
minativ), dann  unmittelbar  darauf  das  Objekt  (Dativ  oder  Akkusativ).  lv. 
Erklärung  mögen  folgende  Beispiele  dienen. 

«)   Für  den  Akkusativ: 
ndi-chaya  ich  schlage  ndi-ku-chaya  ich  schlage  dich 

u-chaya  du  schlägst  u- ndi-chaya  du  schlägst  mich 

a-chaya  er,  sie  (I.  Kl.)  schlägt  a-m-chaya  (muntti)  er,  sie  schlägt  uc 

(den  Menschen) 

II.  KI.  a-u-chaya  (mthati)  er  schlagt  sie  (die  Wange) 

III.  »    a-ki-chaya  (chanja)  er  schlägt  ihn  (den  Ann) 

IV.  »    a-i-chaya  (nkonio)  er  schlägt  es  (das  Rind) 

V.  •    a-lu-chaya  (luzijto)  er  schlägt  ihn  (den  Finger) 
VI.   -    a-u-chaya  (uJutra)  er  schlägt  sie  (die  Blume) 

VII.   •    a-li-chaya  (lidoro)  er  schlägt  es  (das  Knie) 
VIII.    -    a -ka-chaya  (kayinja)  er  sehlägt  es  (das  Hundlcin) 
IX.    »    a-pa-chaya  (pakati)  er  schlägt  sie  (die  Mitte). 

ß)   Für  den  Dativ: 
ngi-ku-pa  ich  gebe  dir  u-nsi-pa  du  gibst  mir 

1.  Kl.  a-m-pa  (muntu)  er.  sie  gibt  ihm  (dem  Menschen) 
II.    •    a-u-pa  (mttnda)  er,  sie  gibt  ihm  (dem  Acker) 

III.  •    n-ki-pa  (kiuini)  er  gibt  ihm  (dem  Verwandten) 

IV.  »    a-i-pn  (shartzi)  er  gibt  ihm  (dem  Fisch) 
V.   .    a-lu-jxi  (facipf))  er  gibt  ihm  (dem  Finger) 

VI.  .    a-u-pa  (udade)  er  gibt  ihr  (der  Schwester» 
VII.   -    a-li-pa  (Ihwe)  er  gibt  ihm  (dem  Land) 

Vin.   -    a-ka-pa  (kayinja)  er  gibt  ihm  (dem  Hündchen» 

Desgleichen  im  Plural  (fur  Akkusativ  und  Dativ  gleich): 
a-li-chaya  er,  sie  schlägt  uns  a-H-pa  er,  sie  gibt  uns 

a-wa-chayd-ni  er  schlägt  euch  a-wa-pa-ni  er  gibt  euch 

a -tva-chaya  (wantu)  er  schlägt  sie  (die  a-wa-])a  (tcantv)  er  gibt  ihnen  idm 

Leute)  Leuten) 
a-i-chaya  (mishati)  er  schlägt  sie  (die  a-i-jta   (mhida)   er  gibt   ihnen  (d»n 
Wangen)  Ackern)  usw. 

Das  reflexive  »sich-   heißt  für  alle  Klassen  Singidar  und  Plural 
a-zi-c/iaya  er  schlägt  sich. 

b)   Die  betonten  Personalia. 

Sie  heißen: 

Singular  Plural 
minne  (wetro,  neiiga)x  ich  tini  (/euv>.  h&naa)  wir 

tcena  (teewo,  tcmya)  du  nina,  mtcena  (mwewo,  mtccnga)  ihr 

yena  er,  sie,  es  mma  sie. 


Die  in  Klammer  gesetzten  Formen  sind  Kisutu, 


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Spiss:  Kingoni  und  KiMitu.  283 
Für  die  folgenden  Klassen  lauten  die  Personalia  der  dritten  Person: 


Singular 

PI  Ii  Pul 

(er,  sie,  es) 

II 

II* 

Kl 

IV  1 

■     (c'|/r#U     (AUS   M  -  OfHJj 

tft/!t<&     II  'Offfit 

111 
111. 

» 

chonn  (ki-ona) 

vyona  (n-owj) 

IV 

1\  . 

yona  (i-ona) 

Zona  {zi-ona) 

V. 

- 

lona  (lu-ona) 

Sofia  {*i-ona) 

VI. 

- 

ICOn/2  (u-ona) 

tcona  (u-omi, 

VII. 

- 

lona  (k-ono) 

yona  iya-omu) 

vm. 

» 

kona  (ko-ona) 

lona  (lu-ona) 

pona  I/hi-H 
mona  (m»-o««) 

'  kfJWt  (ku-ono) 

pona  {pa-oru,) 

IX. 

mona  (mu-owi) 

ktma  (ku-nna). 

Dativ  und  Akkusativ  sind  ausnahmslos  gleich  dem  Nominativ;  der 
(ienitiv  wird  in  gleicherweise  gebildet  wie  hei  den  Substantiven  /..  B. : 
mußt  tea  minne  ein  Sklave  von  mir 
mizi  ya  tmi  Dorfer  von  uns 

maqemhe  ga  chona  (kimuti)  Blätter  von  ihm  (dem  Bauin)  usw. 

Der  Bedeutung  nach  können  diese  betonten  Personalia  im  Deutschen 
mit  der  Verstärkung  »selbst-  (ich,  du,  er,  sie,  es,  wir  usw.  selbst)  wieder- 
gegeben werden. 

2.  Die  hinweisenden  Fürwörter. 

a)   Das  Demonstrativum  «dieser,  diese,  dieses-. 

Ks  gibt  dafür  doppelte  Formen,  je  nachdem  man  ausdrücken  will: 
•  dieser  da-  oder  »dieser  dort-. 

et)  Für  den  erste  reu  Fall  geschieht  die  Bildung  wieder  auf  zwei- 
fache Art. 

u)  Die  unbetonten  Fürwörter  der  dritten  Person  werden  durch  Vor- 
silben verstärkt.  Diese  Vorsilben  bestehen  alle  aus  dem  Buchstaben  /  und 
dem  Vokal  des  betreffenden  Personale;  z.  B.  für  1.  Klasse  Plural  heißt  das  Per- 
sonale (sie)  tea.  I  mit  a  gibt  la;  dazu  das  Personale,  gibt:  laira  diese  da.  Indes 
ist  statt  der  Verstarkungssilbe  tu  meist  lo  und  statt  //  immer  fr  im  Gebrauch.  Bei 
den  folgenden  Beispielen  möge  das  Wörtchen  -da«  jedesmal  ergänzt  werden. 


Singular 

Plural 

I.  Kl. 

muntu  toyu  dieser  Mensch 

wantu  laira  diese  Menschen 

II.  • 

muti  lou  (lowu)  diese  Ami  ei 

miti  lei  diese  Arzneien 

III.  . 

kixepo  leki  (lechi)  diese  Frucht. 

visepo  levi  diese  Früchte 

IV.  . 

ntawa  lei  dieser  Berg 

ziiUawa  lezi  diese  Berge 

V.  • 

hipondo  lolu  dieses  Horn 

zimptmdo  lezi  diese  Horner 

VI.  - 

ttsiku  lou  (lottu)  dies«*  Nacht 

itfiku  lou  (loiru)  diese  Nächte 

VII.  . 

lizwe  Mi  dieses  Land 

mazier  laya  diese  Länder 

VIII.  . 

kayinslu  laka dieses  Häuschen 

tuyimlu  lutu  diese  Häuschen 

.pakati  iapa  . 

IX.  . 

mukati  lomu  !  diese  Mitte 

'  kukati  loku  ) 

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2S4  Sim.vs:  Kingoni  und  Kisutu. 

&)    Neben    dieser    »in  häufigsten    vorkommenden    hum    giht  - 

noch  eine  andere,  durch  die  Vorsilbe  m«  und  das  unbetonte  Personal- 
gebildet. 

Singular  Plural 

I.  Kl.  na-ngu  (statt  na- t/u)  na -tea 

II.   •    na-u  (na-tcv)  na-i  (na-yi) 

III.  •    na-  ki  na -vi 

IV.  •    na-yi  na-zi  usw. 

ß)  Die  Können  fur  den  /.weiten  Fall,  wenn  der  Sinn  unseren 
deutschen  »dieser  dort«  entspricht,  werden  in  sehr  einfacher  Weise  a i:«. 
den  an  erster  Stelle  besprochenen  Demonstrativa  gebildet,  indem  an  die- 
selben das  Suffix  -yani  angehängt  wird  (aus  loyu-yani  und  Um -yam  w  'xzi 
durch  Elision  loyani). 

Es  entstehen  somit  folgende  Formen: 


Singular 

Plural 

dieser 

(diese,  dieses)  dort 

diese  dort 

I. 

Kl. 

loyani 

latcayani 

II. 

loyani 

leiyani  (leyani) 

III. 

lechiyani 

leviyani 

IV. 

* 

leiyaui  (fryani) 

leziyani  (lezyani) 

V. 

loluyani  (lolyani) 

leziyani  (lezyani) 

VI. 

■ 

loyani 

loyani 

VII. 

> 

leliyani  (lelyani) 

lagayani 

VIII. 

lutuyani 

i  lapayani 

lapayani 

IX. 

{  lomuyani 

lomuyani 

'  lokuyani 

lokuyani 

b)  Das  Demonstrativum  -jener,  jene,  jenes«. 

Auch  hier  gibt  es  eine  Doppelbildung,  ohne  daß  in  der  Bed eu tunc 
ein  Unterschied  der  zwei  Formen  konstatiert  werden  konnte.  Die  i:röLvrf> 
oder  geringere  Entfernung  wird  durch  stärkere  oder  schwächere  Betonung 
der  ersten  Silbe  bezeichnet.1 

Die  erstere  Art  bildet  sich  durch  Anhängung  der  Silbe  -ya  an  d»s 
Demonstrativum  .dieser  da-  (foyu  usw.).  Auch  hier  wird  in  loyn  und  /<* 
das  u  elidiert. 

Die  /.weite  Form  entsteht  aus  den  unbetonten  Personalia  indem  die- 
selben zwischen  das  Präfix  na-  und  das  Suffix  -ya  eingeschoben  werden, 
nur  aus  na-yu-ya  wird  na-ntju-ya.  In  der  folgenden  Tabelle  sind  sämtlich«1 
Formen  der  beiden  Arten  enthalten. 


1  Ist  die  Entfernung  nur  eine  geringe,  so  dient  die  soeben  besprecht** 
Form  -dieser  dort-. 


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Swss:  Kiugoni  und  KLsutti.  285 
I.  Art  II.  Art 


Singular 

Plural 

Singular 

Plural 

?ner  usw. 

jene 

jener  usw.  jene 

I.  Kl.  loya 

Idwaya 

ndnuut/a 

h  dura  i/a 

II. 

•  loya 

Uiya  (Uya) 

ndnya 

ndiya 

III. 

.  Ukiya 

Itfaiya  (levya) 

ndhya 

ndriya 

IV. 

.    Uiya  {hya) 

leziya  (lezya) 

ndiya 

ndziya 

V. 

.  Idluya 

lesiya  {lezya) 

ndluya 

ndziya 

VI. 

.  loya 

loya 

nduya 

nduya 

VII. 

.    Uliya  (Mya)  Idgaya 

ndliya 

ndgaya 

VIII. 

-  ldkaya 

lütuya 

ndkaya 

ndiuya 

Idpaya  dort 

ndpaya 

ndpaya  dort 

IX. 

»    f  lömuya 
'  lökuya 

lömuya  dort  drinnen 

ndmuya 

ndmuya  dort  dr 

lökuya  dorthin 

ndkuya 

ndkuya  dorthin. 

Die  Stellung  von  sämtlichen  dieser  Deinonstrativa  ist  in  der  Regel 
nach  dem  regierenden  Nomen: 


mlamu  loyani  diese  Katze  dort 
uxxrwi  lowayani  diese  Hirten  dort 
khnuti  Uhya  jener  Baum 


zinja  leziya  jene  Hunde 
lizwe  ndliya  jenes  Land 
tuntawa  ndtuya  jene  Hügel. 


8.  Die  fragenden  Fürwörter. 

Die  Interrogativa  -wer?,  was?,  welcher?,  was  fur  ein?,  wie?, 
wozu?,  warum?«  werden  alle  durch  das  Suffix  -ni  mit  vorausgehender 
Genitivpartikel  der  neun  Klassen  gebildet.  Der  Sinn ,  d.  h.  das  zu  ergän- 
zende Substantiv  muß  ergeben,  welches  von  den  so  entstehenden  Frage- 
wörtern zu  wählen  ist. 

Der  l*bei*sichtlichkeit  halber  seien  sie  hierher  gesetzt. 

Singular  Plural  Singular  Plural 

I.  Kl.  tcani       wani  V.  Kl.  htani  zani  ,pani 

II.   »    want       yani  VI.   -    wani       wani  IX.  KI.  j  mtcani 

III.  •    cltani       vyani  VII.   •    lyani  yani  '  htani. 

IV.  -    yani         zani  VIII.    .    kani  twani 

•  Wer?«  wird  also  in  den  meisten  Fällen  mit  dem  erstklassigen 
-tcani?*  zu  übersetzen  sein;  das  allgemeine  -was?«  heißt  »ni?«  (für  sich 
allein).  Ks  kann  aber  auch  durch  irgendein  passendes  Fragewort  aus 
vorstehender  Tabelle  übersetzt  werden,  z.B.  chanif,  yani  lyani/  Letztere 
Formen  sind  stets  zu  nehmen  bei  der  l'berset/.ung  von  »welcher?,  welche?, 
welches?«  und  »was  fur  ein?«,  z.B.: 

muntu  wani?  welcher  (was  für  ein)  Mann? 
munda  wani?  welcher  Acker? 
chando  chani?  welcher  Hammer? 
yani?  welcher  Topf? 


1  Im  Kisutu  erscheint  das  Demonstrativum  dem  Kiswaheli  ganz  gleich  ge- 
bildet. Nur  fallt  hei  -dieser,  diese,  dieses-  die  Aspiration  A  aus,  und  bei  -jener, 
jene,  jenes-  wird  die  Schlußsillie  -U  zu  la:  munu  uyu  dieser  Mensch,  pl.  wanu  awa; 
mnji  uu  (auch  uyu)  dieses  Dorf,  pl.  miji  ii;  kintu  kila  jenes  Ding,  pl.  cintu  cila  usw. 


28G  Spiss:  Kingoni  und  Kistitti. 

»Warum?«  wird  am  besten  durch  -ndatca  yanii*  (welcher  Grumi' 
wiedergegeben;  »wozu?«  durch  -ktca  chanif-,  'ktca  yanit». 

Außer  diesen  adjektivischen  Fragewörtern  gibt  es  noch  zwei  un\>r- 
änderliche  (adverbiale):  njani  und  rnuni,  die  in  Verbindung  mit  .Substan- 
tiven alle  aufgeführten  Formen  vertreten  können;  also: 

muntu  njanit  welcher  Mann? 
munda  njani?  welcher  Acker? 

ndaica  tnunit  aus  welchem  Grund  (warum)?  usw. 

Dativ  und  Akkusativ  sind  ihrer  Form  nach  dem  Nominativ  «jlrKh. 
der  Genitiv  wird  dadurch  gebildet,  daß  vor  das  Fragewort  die  dem  le- 
gierenden Substantiv  entsprechende  Genitivpartikel  gestellt  wird: 

kituliro  cha  teani?  wessen  Flöte? 

tidalama  ya  (nkomo)  yanit  wessen  (Rindes)  Schelle? 

»Wo?,  woher?,  wohin?«    wird  in  der  Regel  unterschiedslos  mit 
kupit  (Kisutti   »kokt?-)  übersetzt;  genau  genommen  entspricht  indes  kvp* 
(koki)  nur  unserem  -woher?,  wohin?».    Die  richtigere  Ausdrucksweise  Hir 
»wo?«  ist  pi  mit  vorgesetztem  Personale  der  dritten  Person  (wörtlich 
(sie,  es)  wo?«).    Ks  entstehen  dadurch  die  Formen: 


Singular  Plural 

(er.  sie,  es  wo?)  (sie  wo?) 

I.  Kl.  api  tea  pi 

11.    »    upi  ipi 

III.  -    kipi  vipi 

IV.  »    ipi  zipi 


Singular  Plural 

(er,  sie.  es  wo?)  (sie  wo. 'I 

V.  Kl.  lupi  :,pt 

VI.    •    upi  upt 

VII.    -    Upi  </api 

VIII.    •    kapi  tvjn 
IX.  Kl.  papi  (mupi)  kupi 

»Wieviel?«  heißt  -nyaki;  -wie  groß?«  ngakal .  z.B.  nkomo  »p>ln 
(na  ni)t    Das  Kind  wie  groß  (wie  was)?  ein  wie  großes  Rind? 

4.  Die  besitzanzeigenden  Fürwörter. 

Dasselbe  kann  auf  zweifache  Art  wiedergegeben  werden. 

a)  Die  früher  aufgeführten  betonten  Personalia  werden  mit  Hille 
der  Genitivpartikeln  mit  dem  regierenden  Substantiv  in  Ubereinstimmtins: 
gebracht: 

■  mein«  heißt  demnach  tea  (cha,  ya,  Itca,  la,  ka,  /«,  kwa)  mrnnt 
dein    tea  (cha,  ya.  Itca.  lya,  ka,  pa,  ktca)  teena 
sein     tea  •  yena  usw. 

unser  tea  ....  tint 

euer    tea   nma 

ihr      tea  ....      u><ma  usw. 

b)  Die  zweite  Art  wird  gleichfalls  mit  Hilfe  der  Genitivpartikeln  ge- 
bildet, doch  bedient  mau  sich  statt  der  betonten  Personalia  eigener  Wörtchen, 
welche  an  die  Genitivpartikeln  angeschlossen  und  mit  denselben  zu  ein*5«» 
Worte  verschmolzen  werden.    Diese  Wörtchen  sind: 


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Sws-s:  Kiu^oni  mid  Kisutu.  2S7 

für  mein  -mi  unser  -itu1 

dein  -ko  euer   -mu 1 

sein    -ke  ihr     -o  (iro) 

/..  B.  I.  Kl.  mttcana  tea -mi  mein  Kind  wantxtana  tee-tu  unsere  Kinder 

II.  -    munda  tra-kn  dein  Acker  minda  ye-nu  eure  Acker 

III.  •    kitunyo  cha-ke  seine  Nadel  vitunyo  vya-o  ihre  Nadeln 

usw. 

Soll  ein  besonderer  Nachdruck  auf  das  Posscssivutn  gelegt  werden, 
so  werden  beide  Ausdrucksweisen  zusammen  verbunden: 

Für  -dein  Vater-  (baica  yami)  ist  neben  der  vollen  Forin  das  Wort 
•  wo-  im  Gebrauch,  desgleichen  für  -sein  Vater»  "deine  Mutter«  nyoko, 
-seine  Mutter»  nyina. 

-mi  minne  der  (die,  das)  ineinige 

-ko  wena  der  (usw.)  deinige 

•ke  yena  (-arm)  der  (usw.)  seinige 

-itu  tini  der  (usw.)  unsere 

-in«  nma  der  (usw.)  eure  (eurige) 

-o  (-uxj)  fma  der  (usw.)  ihrige. 


5.  Die  bezüglichen  Fürwörter. 

Das  Relativum  wird  analog  dem  Kiswaheli  durch  den  Buchstaben  o 
ausgedrückt,  und  zwar  ist  die  Bildung  der  relativischen  Form  im  Kinguni 
sehr  vereinfacht.  Ohne  Rücksieht  auf  die  Klasse,  der  das  Subjekt  an- 
gehört, oder  den  Numerus,  in  dem  es  steht,  und  ohne  Unterschied  des 
Tempus  oder  Modus  des  betreffenden  Zeitworts  erhält  letzteres  das 
relativische  Suffix  yo,  wodurch  alle  Nominativformeu  des  Relativums  aus- 
gedrückt sind. 

minne  nihambd-yo  ich,  der  ich  gehe 
muntu  achaya-yo  der  Mensch,  welcher  sehlägt 
muH  tisindvia-yo  die  Arznei,  welche  heilt 
chule  kikarUe-yn  der  Frosch,  welcher  geschrien  hat 
vyule  vikaranya-yo  die  Frösche,  welche  nicht  schreien 
tea/u  teachaitea  •  yo  die  Sklaven,  welche  geschlagen  werden 

usw. 

Eine  zweite  Ausdrucksweise  des  Relativums  besteht  in  der  Anwen- 
dung des  Wortes  -enje.  Ks  wird  flektiert  analog  dem  oben  aufgeführten 
-tma  durch  Vorsetzung  der  persönlichen  Fürwörter  und  entspricht,  da  es 
auch  als  tonloses  Demonstrativum  vorkommt,  dem  deutschen  relativen 
•  der.  die,  das.,  oder,  in  Verbindung  mit  dem  Relativsuffix  -yo,  unserem 
-derjenige  welcher-.  Die  den  drei  Personen  und  neun  Klassen  entsprechen- 
den Formen  von  -enje  sind: 


1   Da*  a  der  Geniiivp.n  tikel  wird  mit  diesem  i  in  ?  kontrahiert. 


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28»S  Spiss:  Kingoni  mid  Kisutu. 

Singular  Plural 

1.  Person  nenje  (ndi-etye)  tenje  (ü  -  mje) 

II.      »      wenje  (u«y*)  mwenje  (m«-«n» 

HI.      •         I.  Kl.  mje  (ti-enje)  wenje 

II.    •    wenje  («-«.»  yrnje  (•-«■«» 

III.  -    chenje  <*,•-.*»  tyenje  <rw»>) 

IV.  •    yenje  zenje  <--.-*V) 
V.    .    Iwenje  c«y>  (;•'.»«» 

VI.   .    wenje  («•«•»  wnj«  (* -<*»>) 

VII.   •    lenje  (U-enje)  genje 

VIII.    »    kenje  (ka-mj*)  Iwenje 

IX.    •    penje  (/»-«y#)  penje 

mwenje  (»i«-«t»  mwenje  (m«-rn/r> 

kwenje  (*«  -  <•«»  kwenje  (tu  - 

du,  der  du  gehst  tcena,  wenje  uhamba  (yd) 
wir,  die  wir  sterben  werden  /wii,  twenje  tizofa  (yo) 
derjenige  (Knabe),  welcher  gestohlen  hat  {mfana)  enje  ayibik  (ytA 

usw. 

Häufig  im  Gebrauch  ist  noch  eine  dritte  Ausdrucksweise,  die 
äußerlich  gar  nicht  als  Nebensatz  präsentiert,  aber  doch  relativen  Sinn  hat. 
Der  Relativsatz  wird  koordiniert  neben  seinen  Hauptsatz  gestellt  und  das 
.Subjekt  des  ersteren  (a-,  wa-,  u-,  i-,  ki-,  vi-  usw.)  durch  das  Demunstrativuni 
oder  das  betonte  Personale  verstärkt. 

mfana  wani,  loyu  ayibile  nyuku*  welches  ist  der  Knabe,  dieser 
hat  das  Huhn  gestohlen  (—  welcher  das  Huhn  gestohlen  hat)? 

ndibonile  intjwe,  imbambile  m/asi  yena  ich  habe  den  Leoparden  gesrhen. 
er  hat  das  Weib  gepackt,  ihn  (=  welcher  das  Weib  gepackt  hat). 

andiyazi  lapo,  mwUu  avera  kona  ich  weiß  nicht  den  Ort.  der  Manu 
kommt  von  dorther  (=  von  woher  der  Mann  kommt). 

mfasi  afire  y  awile  na  mannata  toy  a  das  Weih  ist  gestorben,  es  hat  den 
Aussatz  gehabt,  jenes  (--  welches  den  Aussatz  gehabt  hat). 

Mitunter  werden  auch  diese  Demonstrativa  noch  fortgelassen,  so  daß 
man  die  relative  Bedeutung  des  zweiten  Satzes  nur  aus  dem  Sinn  erkennen  kann. 

Betreffs  der  andern  drei  Kasus  merke:  Dativ  und  Akkusativ 
werden  im  Verbum  (durch  Einfügung  des  treffenden  Personale)  ausgedrückt: 

mtwa/i,  ndimpireyo  liywayi  der  Träger,  dem  ich  Tabak  gegeben  habt* , 
wafu,  nkosiiwachayileyo  dieSklaven,  welche  der  Häuptling  geschlagen  hat; 
mbiza,  m/asi  ai/dyile  lei  der  Topf,  welchen  das  Weib  zerbrochen  Int: 
mfana,  ndimtanda  yena  der  Knabe,  den  ich  liebe  usw. 

Der  Genitiv  kann  in  manchen  Fällen  (bei  passiver  oder  intransitive 
Form  des  Zeitwortes)  in  gleicher  Weise  wie  der  Nominativ  übersetzt  werden; 
z.B.  msikana,  afiweyo  tipina  das  Mädchen,  dessen  Mutter  gestorben  ist1 


1   Kann  im  Deutschen  nicht  wörtlich  übersetzt  werden,  weil  von 
keim:  passive  Form  gebildet  werden  kann. 


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Spims:  Kiiigoni  und  Kisutu.  289 

mfana  ayibiweyo  nyura  der  Knabe,  dessen  Kleid  gestohlen  wurde 
(wörtl.  der  in  bezugaufdas  Kleid  bestuhlen  wurde);  mfa<i  toadau kayo  nyura 
das  Weib,  dessen  Kleid  zerrissen  ist  (wfirtl.  welches  zerrissen  ist  am  Kleid). 

In  anderen  Fallen  muß  man  die  relativische  Bezeichnung  ganz  fort- 
lajssen  oder  zu  den  Demonstrativs  seine  Zuflucht  nehmen;  z.B.: 

Der  Mann,  dessen  Hund  dich  gebissen  hat,  kann  heißen:  muntu,  yinja 
yake  ikulumile,  oder  muntu,  yinja  yoke  ikulumile  loyu  (yena  -  loya). 1 


6.  Die  unbestimmten  Fürwörter. 

»Ein«,  »irgendein»,  »ein  gewisser«,  »jemand«,  »etwas«  heißt  pete 
(kis.  tiono.  kito),  das  in  dieser  stereotypen  Form  für  alle  Klassen  gebraucht 
wird ,  ohne  daß  eine  Flektierung  durch  Vorsilben  ausgeschlossen  ware.  Für 
»jemand,  sagt  man  auch  muntu.  muntu  mozi  (ein  Mensch),  welches  in 
Verbindung  mit  der  Negation  auch  die  Bezeichnung  fur  »niemand«  ist: 

aboneki  muntu  (mozi)  es  ist  niemand  in  Sicht. 

Für  »ein  anderer-  sind  in  Gebrauch  -yakwene.  -nye.  die  genau  wie 
Adjektiv*  behandelt  werden. 

»Selbst«  kann  übersetzt  werden  durch  das  adjektivische  -nyikazi, 
das  aber  nur  für  Lebewesen  verwendbar  ist;  ferner  durch  das  betoute 
Personale  und  das  Demonstrativuni  loyani  usw.* 

»Allein«  heißt  -eduxi  oder  -odwa  (auch  -edwana,  -odtcanu),  welche  in 
Verbindung  mit  den  unbetonten  Personalia  wie  folgt  lauten: 


ndedua  {nedvca,  twdwa)  ich  allein 
wedtca  (wodaa)  du  allein 

Singular 
(er,  sie.  es  allein) 
1.  Kl.  yedvca  {yodtca) 
II.   »    wedwa  (tcodwa) 

III.  »    chedtca  (chodvoa) 

IV.  »    yedißa  (yodtca) 
V.   »    Ivoedtca  (lodtoa) 

VI.   »   wedwa  (wodwa) 


tedwa  (todtca)  wir  allein 

(modwa)  ihr  allein 

Plural 
(sie  allein) 
wodwa 

yedwa  (yodwa) 
vyedwa  (vyodwa) 
zedxca  (zodwa) 
(zodwa) 
(wodwa) 


1  Desgleichen  bleibt  das  Relativum  unQbersetzt,  wenn  es  eine  Präposition 
bei  sich  hat:  der  Sklave,  von  dem  ich  verspottet  worden  mußt,  ndishekiwe  naye\ 
der  Stein,  auf  den  ich  gefallen  bin  liehe,  ndiwile  pezuru  pake. 

*  Im  Kisutn  heiÜt  sowohl  »selbst«  als  »allein»  -mene,  namene  ich  selbst 
(—  allein),  untmene  du  selbst,  tarnen*,  wir  selbst,  mwamene  ihr  selbst.  In  der  dritten 
Person  (mit  den  Genitivpräfixen): 


Plural 


I. 

II.  u>amene 

III.  chamene 

IV.  yamene 


yamenr 

vyamene 
zamene 


Singular 
VI.  wamene 
VII.  lament 
VIII.  kamen* 

!f Minen* 
mwamene 
heamene 


Plural 


(jamene 
twamene 

desgl. 


19W.  III.  Abt. 


19 


290  Sit  ms:  Kinguni  und  K'iMutu. 

Singular  Plural 
(er,  sie,  es  allein)  (sie  allein) 

VII.    •    lyeduxt  (lyodu>a)  yedxca  (yodtca) 

VIII.       kedwa  (koduxt)  hcedtca 

IX.   »   pedwa  (podusa)  ) 

mtoedwa  (modwa)  )  desgl. 
kodwa  1 


V.  Die  Numeralia. 

L  Die  Grundzahlen. 

In  Benennung  der  Zahlen  ist  das  Kingoni  äußerst  dürftig.»  Was  über ; 
hinausgeht,  muß  darum  schon  durch  Addition  gebildet  werden.  Für  eine 
Einheit  von  10  gibt  es  neben  ichumi  (pl.  ma-)  noch  ein  zweites,  wahrschein- 
lich dein~Kisutu  angehörendes  Wort  rnronyo  (pl.  mi'-).  Das  unter  1  aufge- 
fiihrte  -nye  heißt  auch  -ein  anderer«. 


1. 

-most,  -nye 

11.  ic 

hi  nni 

na-mozi 

2. 

-mli 

12. 

•  -wili 

3. 

-tatu 

13. 

• 

»  -tatu 

4. 

'tine 

14. 

9 

•  -nn<» 

5. 

-sano  (msano) 

15. 

1' 

*  -sano 

6. 

-sano  na-mozi 

16. 

fl 

»      »     no  -  rn/y*i 

7. 

-sano  na-wili 

17. 

» 

.  -fCt/l 

8. 

sano  na  -  tatu 

18. 

'■ 

•      -       -  -tatu 

9. 

sano  na-nne 

19. 

«■ 

•      »       •  -nnt 

10. 

ichumi 

20.  machumi  mawili  (yawili),  mironyo  mhei/i 

30.        .  matatu, 

n 

titatu 

40.       •       manne , 

ti 

%inne 

50.        .  masano. 

n 

tisano 

• 

Ü0.  -  «a  limozi,  mironyo  misan/)  na  munye  {mo:t) 

70.  »            «  -  mawili,  »       -  mixrili 

80.  •  •  matatu,      »  •  mitatu 

90.  ■            -  -  manne,      »  -       •  minne 


100.  machumi  ichumi,  mironyo  ichumi.9 

Sämtliche  Zahlworter  werden  also  wie  Adjektiva  abgeändert,  nur 
ichumi  (machumi  und  das  kis.  mcheche)  lauten  für  alle  Klassen  gleich,  .Sein»" 
Stelle  findet  das  Zahlwort  hinter  dem  Substantiv  und,  falls  ein  solches  vor- 


1  Letzteros  kodwa,  welches  auch  -aber-  bedeutet,  entspricht  seiner  Fora 
und  Bedeutung  nach  ganz  unsemi  deutschen  -allein*.  Wörtlich  heißt  Wtra  -u> 
alleiniger  Stelle«. 

2  Sogar  die  im  Kizulu  gebräuchlichen  Ausdrücke  fur  6,  7,  8  und  9  sind 
den  Wangoni  in  ihrer  neuen  Heimat  vergessen  worden. 

3  Die  WjihUtu  zählen  :  -monya,  -in/i,  -tlatn,  -mcheche,  -htvio,  -hano  na  -  monya  tts» 


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Smss:  Kin^iiiii  und  Kisutu. 


291 


banden,  auch  hinter  dem  Adjektiv.   Also  25  Rinder  heißt:  zinkomo  machumi 
mawili  na  zisano\  4  große  Kühe:  nkomokazi  zikunt  zinne. 
Merke  ferner: 

Wir  zwei  (Am)  taxcawiii  sie  drei  (ux>na)  waxcatatu  usw. 


ihr  drei  (mtcena)  mawatatu  wir  alle  (Am)  tawonke. 


2.  Die  Ordnungszahlen. 

Sie  werden  aus  den  Grundzahlen  gebildet  durch  Vorsetzung  der 
Genitivpartikel.   Vor  den  Stamm  des  Zahlworts  tritt  das  Präfix  u. 

•  Der  zweite  Mann«  heißt  demnach  muntu  tea  uwili 

•  der  dritte  Baum*  kimuti  cha  utatu 

•der  fünfte  Knoten-  lifindo  la  usano  usw. 

Statt  -a  umozi  (-a  unye)  sagt  man  -a  kuqaza ,  -a  hitangulira ,  -a  kiqaro 
(würtl.  des  Anfanges); 

z.  B.  mfana  toa  kuqara  der  erste  Knabe 

muzi  toa  kiqaro  das  erste  Dorf,  auch  muzi  tea  pambele  (wortl.  das 
vordere,  vorderste  Dorf)  usw. 

Bei  11  —  19  wird  neben  der  Zahl  10  auch  das  Wort  ernurn  am  Kode 
verwendet.    Ks  heißt  also 

der  11.  -a  uchumi  na  mozi ,  und  -a  semuva1  («der  am  Ende«) 

1*2.  -a  uwili,    •    -a  semuva  zitcili  (»der  am  zweiten  Ende«) 

•    13.  -a      *       •  utatu,    •    -a  semuva  zitatu  (•  der  nm  dritten  Ende«) 

usw. 


3.  Die  Zahladverbia 

bilden  sich  aus  den  Ordinalzahlen  durch  Vertauschung  des  Klassenpräfixes 
mit  der  Silbe  ya:  ya  kuqala  (ya  kutangulira  usw.)  erstens;  ya  teilt  zweitens ; 
ya  tatu  drittens;  ya  nne  viertens  usw. 


4  Die  Wiederholungszahlen 

werden  durch  das  Präfix  ka-  (auch  pa-)  gebildet: 


einmal  kamozi*,  kannye 
zweimal  kawili  (pa-) 
dreimal  katatu  (pa-) 
viermal  kann?  {pa-) 
fünfmal  kasano  (pa-) 


sechsmal  kasano  na  kamozi 
siebenmal     ■       •  kawili 
achtmal        •       •  patatu 
neunmal       •       >  panne 
zehnmal  kachumi  (packumi)  usw. 


1  Über  das  euphemistische  *  in  senmva  s.  unter  Deklination  am  Schluß.  Zu  er- 
klären ist  diese  sonderbare  Ausdrucksweise  dadurch .  daß  für  den  Mgoni  nach  dem 
Abzahlen  der  10  Finger  eben  das  Zahlen    Ende«  beginnt. 

1   Hier  nicht  p<i-tnozi,  da  dies  'beisammen-  lieißt. 

IV 


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292 


Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


VI.  Die  Verba. 

Der  Stamm  der  Zeitworter,  sowohl  in  ihrer  einfachen  als  in  der  ab- 
geleiteten Form  endigt  auf  -a;  von  dieser  Regel  ausgenommen  sind  nur 
-yaze  wissen  und  -ti  sagen.  Die  Konjugation  geschieht  durch  Präfixe  und 
Suffixe.  An  erster  Stelle  kommt  stets  (auch  in  Fragesätzen)  das  (wu\*~ 
tonte)  Personale  zu  stehen,  das  sich  in  der  dritten  Person  nach  der  KUssr, 
der  das  Suhjekt  angehört,  richten  muß.  Auf  das  persönliche  Fürwort  fokt 
in  der  Regel  die  Zeitpartikel,  die  mit  ersterem  vielfach  in  eine  Silbe 
kontrahiert  wird.1  Das  Infinitiv  =  ku-  darf  nur  in  gewissen  Formen  stehen, 
forthleihen  kann  es  immer. 

Da  sich  bei  einsilbigen  Verben  einige  Abweichungen  von  der  regel- 
mäßigen Konjugation  zeigen,  so  behandeln  wir 

A.   Die  zwei-  und  mehrsilbigen  Verba. 

L  Das  Aktiv. 

Die  Konjugation  bewegt  sich  nur  innerhalb  von  vier  Zeiten:  Gegen- 
wart, Zukunft,  Vergangenheit  und  das  Noch -nicht -Tempus.  Davou  ist  nur 
das  Präsens  vollkommen  entwickelt,  indem  es  über  die  Modi:  Indikativ. 
Konjunktiv,  Konditional  (Optativ),  Imperativ  und  Infinitiv  verfugt,  wahrend 
dieselben  den  übrigen  Zeiten  fast  ganz  abgehen.    Wir  behandeln  also: 

1.  Das  Präsens. 

a)  Indikativ. 
Bejahend.  Verneineud. 
«)  Das  einfache  Präsens:  Vor  das  einfache  Präsens  tritt  dir 

bloßes  Personal präfix;  das  Inf.  Negation  «-;  das  Schluß -a  des  Ver- 

-  ku  darf  stehen.  bums  wird  t. 
ß)  das  emphatische,  alleinstehende 
Präsens: 
Personalpräfix   und  Zeitpartikel 
-ya-. 

«) 

Bejahend.  Verneinend. 

ndi  -  (ku)  -  ianda  ich  liebe  a  •  ttdi-iandi  ich  liebe  nicht 

u-tanda  du  liebst  a-u-tandi  du  liebst  nicht 

%a-tanda  er  (sie,  es)  liebt  %a(-ä)-tandi  er  (sie,  es)  liebt  nicht 

ti-tanda  wir  lieben  a-H-tandi  wir  lieben  nicht 

mu-tanda  ihr  liebet  a-m-tandi  ihr  liebet  nicht 

%wa~tanda  sie  lieben  a-tca-tandi  sie  lieben  nicht 


1  Darum  die  Notwendigkeit  T  das  Personale ,  die  Zcitpartikel  und  das  Verboai 
als  ein  Wort  zu  schreiben. 

*  Nicht  zu  vergessen  die  Auswahl  der  treffenden  Klaasenpartikcl. 


uigmze< 


Googl 


Spiss:  Kingoni  und  Kisutn.  293 

ß) 

ndi- ya-tanda  ich  liebe 
u- ya-tanda  du  liebst 
a- ya-tantia  er  (sie,  es)  liebt 
ti  -  ya-tanda  wir  lieben 
mu- ya-tanda  ihr  liebet 
tea -ya-tanda  sie  lieben 


wie  unter  «) 


b)  Konjunktiv. 
Bejahend.  Verneinend. 
Bloßes  Personalpräfix;  das  Schluß- a      Zwischen   das  Personale  und  den 
des  Verbums  wird  -e.  Stamm  der  bejahenden  Form  tritt  die 

Negationssilbe  -ngö-. 
ruft -fände  ich  möge  lieben  ndi-ngo- lande  ich  möge  nicht  lieben 

it- lande  du  mögest  lieben  u- ngö -lande  du  mögest  nicht  lieben 

a- lande  er  (sie,  es)  möge  lieben  a-ngö-tande  er  (sie .  es)  mögen  nicht  1. 

ti-tande  wir  mögen  lieben  ti -ngö -lande  wir  mögen  nicht  lieben 

mu-tandr  ihr  möget  lieben  mu -ngö- lande  ihr  möget  nicht  lieben 

tca-tatide  sie  mögen  lieben  tea -ngö -lande  sie  mögen  nicht  lieben 

c)  Konditional  (Optativ). 
Bejahend.  Verneinend. 
Bloßes    Personal präfix :    zwischen      In  der  bejahenden  Konditionalform 
dasselbe   und   den  Stamm  tritt  die  wird  das  Schluß  -a  zu  i. 
Silbe 


ndt- nga- tanda  ich  würde  lieben  ttdi - nga  -  tandi  ich  würde  nicht  lieben 

«  -  nga  -  tanda  u  -  nga  -  tandi 

a  -  nga  -  tanda  a  -  nga  -  tandi 

ti  -  nga  -.  tanda  ti  -  nga  -  tandi 

mu-  nga  •  tanda  mu  -  nga  -  tandi 

wa-nga -tanda  tea -nga -tandi 

Die  Form  mit  -nga-  ist  der  Modus  für  Bedingungssätze,  sowohl  für 
den  Vordersatz  (Annahme)  als  Nachsatz  (Folgerung).  Vidi -nga -tanda  heißt 
also  nicht  bloß  »ich  würde  lieben-,  sondern  auch  »wenn  ich  liebte  (lieben 
würde). ;  darum  dient  dieser  Modus  (neben  dem  Konjunktiv)  auch  zum 
Ausdruck  eines  Wunsches:  a-nga-uya!  wenn  er  käme!  Möchte  er  kommen! 
Zu  bemerken  ist,  daß  die  Silbe  nga  (verkürztes  -linga  versuchen)  auch  vor 
dem  Personalpronomen  stehen  kann:  nga-ndi-tanda  usw. 

d)  Imperativ. 
Bejahend.  Verneinend. 
Der  bloße  Stamm,  im  Plural  das      Die  Negation   ngö    tritt   vor  den 
Suffix  -«i.  affirmativen  Imperativ. 

tanda!  liebe!  ngö -tanda!  liebe  nicht! 

tandani!  liebet!  ngö-tandani!  liebet  nicht! 

Häufig  ist  die  l'tnsrhreibung  des  Imperativs  durch  den  Konjunktiv: 
liebet;   mu  •  nyo  -  lande  liebet  nicht.    Der  negative  Imperativ  wird 


294  Si'iss:  Riiigoni  und  Risutu. 

ferner  s»-lir  häutig  umschrieben  durch  sia  (-leka.  -kotoka)  unterlassen:  t." 
kuyiba!  unterlaß  zu  stehlen,  stiehl  nicht!   muleke  kudtta!  lüget  nicht!  us* 

e)  Infinitiv. 
Bejahend.  Verneinend. 
Vor  den  .Stamm  tritt  das  Präfix  kv-:      Das  Schluß- a  der  affirmativen  For 

wird  zu  i,  zwischen  ku  und  Stau«: 
tritt  -nga-i 

ku-hamba  gehen,  zu  gehen  ku-nga-harnbi 

Der  negative  Infinitiv  wird  indes  häutiger  umschrieben  durch  die  o kr. 
erwähnten  Verba  -na  {-leka,  -kotoka). 

2.  Die  Zukunft 

■ 

Indikativ. 

Bejahend.  Verneinend. 
Zwischen  Personale  und  Stamm  tritt      Doppelte  Bildung: 
die  Zeitpartikel  -za-  (-zo-)\  das  Infini-  a)  Vor  die  affirmative  Form  komm; 

die  Negation  a-,  das  Infinitiv  -A-% 


tiv  r=  ku-  darf  stehen. 


ndi-xa-(ku)- tanda  ich  werde  lieben 

u-za-tanda  du  wirst  lieben 
a-za-tanda  er  wird  lieben 
H-za-tanda  wir  werden  lieben 
m-za- tanda  ihr  werdet  lieben 
tea- za- tanda  sie  werden  lieben 


darf  stehen ; 
b)  zwischen  Zeitpartikel  und  Stamm 
(der  Form  von  a)  wird  ein  aus  <Vm 
Personale  und  dem  Buchstaben  * 
kontrahierte  Silbe  gesehoben.1 

a-ndi-xa-(ku)-tanda  ich  werde  nicht 
heben 

a-u-za- tanda  du  wirst  nicht  liehen 
a-(a)-za-tanda  er  wird  nicht  liefen 
a  -  ti  -  za  -  tanda  wir  werden  nicht  liekf 
a-mu-za-fanda  ihr  werdet  nicht  liefen 
a  -  tea -za- tanda  sie  werden  nicht  lieben 

b) 

a  -  ndi  -  za-na-  tanda  ich  werde  nicht 
lieben 

a-u-za-  wa -  tanda  du  wirst  nicht  lieben 
a-za-wa- tanda  er  wird  nicht  lieb« 
a-ti-za-ta -tanda  wir  werden  nicht  t. 
a-m-za-ma-tanda  ihr  werdet  niclit  l 
a  -  tta  -  za-  wa  -  tanda  sie  werden  nicht  1. 


3.  Die  Vergangenheit, 
a)  In d i  k a  ti  v. 

Für  Behauptung  sowohl  als  Verneinung  existieren  Doppelformen. 


1  Die  Entstehung  dieser  eigentlichen  Futurform  ist  schwer  tu  ergründen,  w 
so  mehr,  da  die  Konstruktion  aus  dein  Pe.sonale  und  a  dem  historischen  Fer'^' 
eigentümlich  ist. 


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Sriss:  Kingoni  und  Kisutu.  205 

a)  Da»  einfache  Perfekt. 
Bejahend.  Verneinend. 
Vor  dem  Stamm  das  Personalpräfix ;      Vor  die  affirmative  Form  tritt  die 
das  Schluß- a  verwandelt  sich  in  die  Negation  a-, 
Silbe  -de. 

ndi- tdndile  ich  habe  gelieht 
u- tdndile  du  hast  geliebt 


« -  tdndile  er  hat  geliebt 
ti- tdndile  wir  haben  geliebt 
mu- tdndile  ihr  habt  geliebt 
tea -tdndile  sie  haben  geliebt 


a-ndi-tfindile  ich  habe  nicht  geliebt 
a-u- tdndile  du  hast  nicht  geliebt 
a(-a)  -  tdndile  er  hat  nicht  geliebt 
a-ti- tdndile  wir  haben  nicht  geliebt 
a  -  m  •  tdndile  ihr  habt  nicht  geliebt 
a  -  tea  -  tdndile  sie  haben  nicht  geliebt 


Es  ist  nicht  selten  der  Fall,  daß  die  Kndsilbe  -ile  in  bloßes  -e  ver- 
kürzt wird;  der  Sinn  muß  dann  ergeben,  ob  eine  solche  Form  Konjunktiv- 
präsens oder  Indikativperfekt  ist.1 


(3)  Historisches  Perfekt. 
Bejahend.  Verneinend. 

Personalprafix.  dann  Zeilpartikel  Zuerst  die  Negation  «,  dann  das 
-o-;  beide  werden  folgendermaßen  ver-  Personale;  das  Schluß -o  des  Verbums 


schmolzen : 


Plural 


ngi-a  wird 

nga 

ti-a  wird  ta 

ndi- a 

•    nda  od.  IM 

u-a 

■ 

tea 

m-a     •  ma 

u-a 

wa 

tea  -  a    •  wa 

fei- a 

cha 

via- a   ■  vya 

i-a 

• 

y° 

zi-a     •  za 

li-a 

la 

ga-a    •  ga 

USW. 

usw. 

Bejahend. 
nga-tanda  ich  habe  geliebt 

na  -  Immdm 

wn-tanda  du  hast  geliebt 
wa-tanda  er  hat  geliebt 
ta-tanda  wir  haben  geliebt 
ma-tanda  ihr  habt  geliebt 
wa-tanda*  sie  haben  geliebt 


wird  zu  -anga. 


Verneinend. 
a -ndi -tandanga  ich  habe  nicht  geliebt 

a-u- tandanga  du  hast  nicht  geliebt 
a  (-a)-  tandanga  er  hat  nicht  geliebt 
a  -  ti •  tandanga  wir  haben  nicht  geliebt 
a-m- tandanga  ihr  habt  nicht  geliebt 
a -ten -tandanga  sie  haben  nicht  geliebt 


*  *hara  (sitzen)  hat  -nhariU  und  shezi;  die  mehrsilbigen  Verba  auf  -ana  und 
-ora  bilden  -ene  und  -wr. 

2  Diese  Perfektform  verdient  um  so  größere  Beachtung,  je  leichter  sie  mit 
der  Kiswahcli-  (dauernden)  Präsensform  verwechselt  werden  kann;  z.B.  trafa  heißt 
nicht  -du  stirbst-,  sondern  du  bist,  er  ist,  sie  sind  gestorben;  zimbiza  zafaika 
die  Töpfe  zerbrachen. 


296  Spjss:  Kingoni  and  Kisutu. 

b)  Konditional. 
Bejahend.  Verneinend. 

Die  Bildung  genau  wie  der  Kon-      Statt  der  bejahenden  Perfektenduri: 

ditinnal  de.s  Präsens,  nur  mit  Unter-  -nV  steht  die  negative  -anya;  im  ühri- 

stellung  der  einfachen  Perfektfonn:  gen  gleich  dem  affirmativen: 

ndi  -  nga  -  tdndile  \  ich  hätte  geliebt;  ndi  -  nga  -  tandanga  ich  hätte  nicht  g»- 
nga -ndi -tdndile    )  wenn  ich  geliebt        liebt;  wenn  ich  nicht  geUebt  här^ 
^  hätte 

u- nga -tdndile  i  du  hättest  geliebt,  u- nga  -  tandanga  du  hättest  nicht  g*- 
nga-u- tdndile  \  wenn  du  geliebt  hättest      liebt;  wenn  du  nicht  geliebt  bitte* 
usw.  usw. 
Auch  diese  Konditionalformen  können  als  Optative  gebraucht  werden 


4.  Das  Noch-nicht-Tempus. 

Durch  Einfügung  der  Partikel  ha  in  die  negativen  Konditionalformet 
(-nga-tandi;  -nga  -  tandanga)  wird  der  Sinn  in  der  Weise  verändert,  daß  er 
unsenn  deutschen  »noch  nicht«  entspricht. 

a)  Gegenwart. 
ndi-nga-ka-tandil  ich  liebe  noch  nicht 
u  -nga -fco  -  tandi  du  liebst  noch  nicht 
a-nga-ka-tandi  er  liebt  noch  nicht 

usw. 

b)  Vergangenheit. 

ndi  -  nga -ka- tandanga  ich  habe  noch  nicht  geliebt 
u  -  nga -ka- tandanga  du  hast  noch  nicht  geliebt 
a  -  nga- ka- tandanga  er  hat  noch  nicht  geliebt 

usw. 

NB.  Ebenso  wie  die  Silbe  -ka-  zur  Bezeichnung  von  'noch  nichts 
dient,  so  drückt  das  in  gleicher  Weise  verwendete  -so-  das  deutsche  -nicht 
mehr«  aus: 

ndmgasatandi  ich  liebe  nicht  mehr; 

ndingasatandanga  ich  habe  nicht  mehr  geliebt,  ich  liebte  nicht  mehr.' 

Um  die  oft  umständlichen  und  darum  unbequemen  negativen  Formen 
zu  vermeiden,  hat  sich  eine  allgemeine  Verneinungsfortn  einge- 
bürgert, die  aus  dem  bloßen  Infinitiv  mit  vorgesetztem  na  besteht;  ver- 
stärkend kann  noch  die  Negation  ngö  (nicht  ngo\)  hinzutreten:  Na-ku-tanda 


1  Statt  der  Form  auf  -i  kommt  auch  die  auf  -e  (ndingakaiande)  vor,  was  wohl 
aus  einer  nachlässigen  Aussprache  des  i  zu  erklären  ist. 

a  Die  Silben  ka,  »a  und  auch  ie  dienen  überhaupt  zur  Verstärkung,  sowohl 
ortlich  als  zeitlich,  affirmativ  wie  negativ:  ka-loku.  teloku  gerade  da,  gerade 
jetzt;  a*a*indilc  er  ist  ganz  (stets,  schon)  gesund;  »endigabona  ich  sehe  gerade, 
jetzt  sehe  ich  (nämlich  früher  nicht)  u>w. 


Spiss:  Kingoni  und  Risuru.  297 

(tigo)  kann  also  heißen:  ich  liebe  nicht,  ich  habe  nicht  geliebt,  ich  werde 
nicht  lieben,  ich  liebe  noch  nicht,  ich  habe  noch  nicht  geliebt;  ebenso:  du 
liebst  nicht,  er  liebt  nicht,  wir  lieben  (liebten)  nirht  usw.  Jedoch  ist  die 
Anwendung  dieser  l'niversalnegierung  nur  statthaft,  wenn  über  Person, 
Zahl  und  Zeit  kein  Zweifel  sein  kann.1 


II.  Das  Passivum. 

1.  Das  Passivum  auf  -iwa. 

Das  eigentliche  Passiv  wird  aus  dem  Verbalstamm  gebildet,  in- 
dem das  Schluß  -a  in  iwa  oder  wa  verwandelt  wird.  Krsteres  Suffix 
ist  das  häufigere,  ja  bei  einsilbigen  Verben  und  bei  zweisilbigen,  die 
mit  einem  Vokal  (oder  y,  w  mit  folgendem  Vokal)  beginnen,  das  einzig 
richtige. 

-tanda  lieben,  Passiv  -tand-iwa  und  -fand-wa;  aher 
-yaka  bauen,  Passiv  -yak -iwa 
-yona  verderben,  Passiv  -yon-iwa 
-yiba  stehlen,  Passiv  -yib-iwo* 

Die  Konjugation  des  Passivs  ist  genau  so  wie  die  des  Aktivs,  und 
brauchen  die  einzelnen  Formen  nicht  besonders  aufgeführt  zu  werden.  Die 
einzige  Ausnahme  bildet  die  dem  aktiven  Perfekt  auf  -ile  entsprechende 
Passivform.  Dieselbe  endigt  nicht  auf  -iwilr  oder  wilf,  sondern  auf  -iwe: 
ndi-tand-iwe  ich  bin  geliebt  worden,  ndi-yib-iwe  ich  bin  gestohlen  (be- 
stohlen)  worden  usw. 

2.  Das  Passivum  auf  -ka. 

Neben  dem  eigentlichen  Passiv  auf  -iwa  (-tea)  gibt  es  noch  ein  solches 
auf  -ka,  das  aber  mehr  intransitive  als  passive  Bedeutung  hat:  -faya  zer- 
brechen (trans.),  -fayika  zerbrochen  werden,  zerbrechen  (intrans.),  -daula 
zerreißen  (trans.),  -dank a  zerrissen  werden,  zerreißen  (intrans.),  -tenga  kaufen, 
-tengtka  gekauft  werden,  käuflich  sein  usw. 

Die  Konjugation  folgt  ebenfalls  genau  derjenigen  der  aktiven  Verba; 
eine  Ausnahme  bilden  die  Zeitwörter  auf  -oka  und  -tika,  welche  diese  ihre 
Kndungen  im  Perfekt  gewöhnlich  in  -teike  verändern:  -bomoka  einstürzen, 
perf.  -bomwike,  papuka  zerplatzen,  perf.  pdpwike  usw. 


1  Entstanden  dürfte  diese  Form  sein,  indem  das  dem  Sinne  nach  zu  ergän- 
zende n-ndi  na  kutanda  ich  hin  nicht  mit  liehen  weggelassen  wurde;  denn 
a-ndi-na  (u-ndi-na  usw.)  heißt  -ich  bin  (du  bist  usw.)  nicht  mit«,  »ich  habe  (du 
hast  usw.)  nicht. 

*  Die  auf  -ba  oder  -pa  endigenden  Verba  haben  neben  ihrer  regelmäßigen 
Bildung  auch  eine  abweichende;  -bamba  fassen  -banjtra,  -uv>pa  binden  -woebtra, 
-lapa  ärztlich  behandeln  -lachwa. 


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208 


Spins:  Kingoni  und  Kisutu. 


B.  Die  einsilbigen  Verba. 

Es  gibt  im  Kingoui  eine  (im  Verhältnis  xum  Kiswaheli)  ziemliche  An- 
zahl einsilbiger  Verba,  von  denen  die  wichtigsten  folgende  sind: 
-fa  sterben  -ti  sagen 

•ka  pflücken,  schöpfen  -tea  sein,  werden,  zufrieden  sein 

-Uro  kämpfen  -wo  fallen,  (von  der  Tür)  aufgeben 

•na  regnen  -ya  gehen 

-pa  geben  -za  kommen 

-sa  (-cha)  brennen,  heiß  sein  -zira  hören,  verstehen 

-sha  (-/ya)  essen 

In  ihrer  Konjugation  unterscheiden  sich  diese  einsilbigen  von  den 
mehrsilbigen : 

1.  im  Gebrauch  des  Infinitiv  präfixes  ku-.  Während  letztere  nur 
im  Indikativ  der  ersten  Präsensform  und  im  Futurum  das  ku-  beibehalten 
können  (ndi-ku-fuimba  ich  gehe,  ndi-za-(ku-)haml>a  ich  werde  gehen),  es 
aber  auch  in  diesen  zwei  Formen  meistens  fortlassen,  ist  der  Gebrauch 
dieses  Präfixes  bei  den  einsilbigen  Zeitwörtern  ein  häufiger. 

a)  Präsens  ndi-za  ich  komme 

u-za  du  kommst 
a-za  er  kommt  usw.; 
dafür  sagt  man  ebenso  häufig  ndi-kuza 

u-kuza 

a-kuza  usw. 

b)  Im  Futurum  statt  ndi-za-za  usw.;  ebenso  gebräuchlich  nrit-za- 
knza  usw.    Außer  diesen  zwei  Formen  kann  dieses  Präfix  auch  stehen: 

c)  Im  bejahenden  K o  uditio n  a  1  der  Gegenwart:  ndi-nga-za  ich  würde 
kommen,  neben  ndi-nga-  ktiza. 

d)  Im  negativen  Futurum:  a-ndi-za-za  und  a-ndi-za- knxa  ich 
werde  nicht  kommen. 

In  den  übrigen  Zeiten  und  Modi  muß  das  Infinitifpräfix  auch  bei  ein- 
silbigen Verben  fortbleiben,  also: 

ndi-ya-za  ich  komme  (emphatisches  Präsens): 
ndi-ze  ich  möge  kommen 
ndi-zile  ich  bin  gekommen 

nya-za  (na-za)  ich  bin  gekommen  (historisches  Perfekt) 
ndi-nya-ka-zi  ich  bin  noch  nicht  gekommen  usw. 

2.  Kin  weiterer  Unterschied  läßt  sich  in  der  gewöhnlichen  l'nier- 
stellung  des  Konjunktivs  statt  des  (bejahenden)  Imperativs  wahr 
nehmen : 

uze  komm  (nicht  kuzaf),  muze  kommet 

uye  geh,  muye  gehet  usw. 
doch  hört  man  auch  zani  (zanini)  kommet,  sham  {shanini)  esset,  zwani  (ara- 
nini  höret  usw. 


.60  Uy 


Google 


Spiss:  Kiugoni  und  Kisutti.  299 

3.   Das  Passiv  bilden  die  einsilbigen  Verba  nur  auf  eine  Art,  indem 
sie  das  .Schluß- a  in  -hca  (nicht  -tea)  verwandeln: 

-pnea  gegeben  werden  -tiwa  gesagt  werden 

-Antra  geptliickt  werden  \     -zwixca  gehört  werden  usw. 


C.  Die  Hilfszeitwörter  »sein«  und  »haben«. 

Im  Anschluß  an  die  Abhandlung  Uber  die  einsilbigen  Verba  folge 
noch  eine  Besprechung  von  kuwa  sein  und  kuwa  na  haben. 

1.  kuwa  (sein). 

Die  eigentliche  Bedeutung  von  -tea  ist  nicht  »sein« ,  sondern  »werden« ; 
in  dieser  letzteren  Bedeutung  bildet  es  sämtliche  Formen  der  übrigen  ein- 
silbigen Verha,  und  falls  es  der  Sinn  zuläßt,  kann  (bzw.  muß)  man  sich 
dieser  Korinen  bedienen,  um  das  deutsche  -sein«  wiederzugeben.  Dies  ist 
nun  der  Fall  in  allen  Zeiten  und  Modi,  mit  Ausnahme  des  Indikativs 
der  Gegenwart,  wo  es  entweder  a)  Kopula  ist,  oder  b)  »existieren,  dasein« 
bedeutet  oder  endlich  c)  in  der  Form  »ich  bin  es«  usw.  vorkommt.  In 
allen  diesen  Fällen  darf  kuwa  —  insofern  vom  Indikativ  der  Gegenwart  die 
Rede  ist  —  nicht  verwendet  werden ,  sondern  muß  in  folgender  Weise  wieder- 
gegeben werden. 

a)  »Sein-  als  Kopula. 

Dafür  existieren  zwei  Formen,  die  beide  gleich  häufig  zur  Anwendung 
kommen. 

Bejahend.  Verneinend. 

a)  Bloßes    Personale;   die    Kopula     et)  Die    negierte   Kopula  heißt 

bleibt  weg  oder  davor  tritt  das  (unbetonte)  Per- 

ß)  wird  mit  Ii  ubersetzt.  sonale;  oder 

ß)  vor  das  Personale  mit  -Ii  tritt 
die  Negation  a. 

Beispiele  zu  «. 

Bejahend.  Verneinend. 

mmne~mkuru  i  .  ,  ,  .         „  ti-si  wakuru  wir  sind  nicht  groß 

,.  ich  bin  groß  . ,    .  ,  „ 

nat  mkuru     \  m~.si  teakuru  ihr  seid  nicht  groß 

wewo  mkuru s  i  ^  tra wakuru  sie  sind  nicht  groß (1.  Kl.) 

«  mkuru       S  ~  niatca  i-si  ikvrtt  der  Berg  ist  nicht  groß 


veno  mkuru  j  ...  ....  zintaxca  zi-si  zikuru  die   Berge  sind 

Trnkuru     j  -       es)  ist  groß  (I.  Kl.)      ^  ^ 

TZZn™  \  er  ^groß(II.Kl.) 
mizi  i  mikuru  die  Dörfer  sind  groß 

usw. 


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300  Spiss:  Ringoni  und  Kiautu. 

Beispiele  zu  ß. 
Bejahend.  Verneinend. 
ndi-lix  mkuru  ich  bin  groß  a-ti-li  xcakvru  wir  sind  nicht  grot 

u  -  Ii  mktiru  du  bist  groß  a-mu-li  tcakuru  ihr  seid  nicht  groß 

AamAo  o-/*  mkuru  der  Herr  ist  groß  m«t  a-i-U  mikuru  die    Dörfer  sind 

nicht  groß 


Auch  die  Anwendung  beider  Negationen  a-ndi-si  tnkttn*  ich  bin 
groß  usw. 

b)  »Sein-  — -  existieren,  dasein. 
In  diesem  zweiten  Fall  kommen  wieder  die  unter  «   und  ß  aufcr- 
führten  Formen  zur  Verwendung,  doch  müssen  denselben  die  Lokativ|»r- 
tikeln  jx>,  mo,  ko  (oder  die  vollen  Formen  pona,  mona,  kona)  angefügt  werten 
Negation  ist  a  oder  si. 

Bejahend.  Vereinend. 
ndi-po     \  a-ti-po  \ 

ndi-li-po^  ich  bin  da  ti-si-po    J  wir  sind  nicht  da 

ndi  kona  }  a-ti  kona  \ 

usw. 

Diese  Lokalpartikeln  sind  nicht  bloß  im  Indikativ  Präsens,  sondern 
auch  in  andern  Zeiten  und  Modi,  wo  dann  kuwa  auftritt,  zur  Verwendung 
zu  bringen.  Also: 

u-:a  {ku)ica-po  du  wirst  da  sein 

ta-uxi-mo  wir  waren  drinnen 

ma- nga-(ku)tea  kona  wenn  sie  da  waren  usw. 

Negativ:  a  -mu-:a-(ku)u}a-po  ihr  werdet  nicht  da  sein 
wo-ngo-vr-po  mögen  sie  nicht  da  sein  usw. 

c)  -Ich  bin  es  -  usw. 
In  den  Verbindungen  -ich  bin  es,  du  bist  es-  usw.  wird  »sein«  über- 
setzt mit  ngi,  ngu  oder  nga,  je  nachdem  das  unbetonte  Personale  des  Sub- 
jekts ein  i,  u  oder  a  enthält.  Daran  schließt  sich  das  betonte  Personale, 
dessen  Endsilbe  indes  auch  häufig  fortgelassen  wird.  Bei  der  Verneintini: 
werden  die  Silben  ngi-,  nga-,  ngu-  mit  der  Negation  si-  vertauscht,  dis 
Personale  tritt  in  voller  Gestalt  auf,  und  häufig  wird  sogar  die  Negation 
durch  Versetzung  des  Negations -a  verdoppelt.  Ms  entstehen  somit  folgende 
Formen : 

Bejahend.  Verneinend. 


ich  bin  es  a-si-minnr  ich  Inn  es  nicht 


ngt  mtnne 
ngi  -  mi 

ngu  wewo  j  ^         ^  o-si-icnoo  du  bist  es  nicht 

ngu-tce  ) 


1   Da  diese  Formen  mit  -//-  im  Kimlu  nicht  vorkommen,  sind  sie  wohl  dem 
Ris-utu  zuzuweisen. 


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Bejahend, 
wir  sind  es 


Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 

Verneinend. 
a-si-tmi  wir  sind  es  nicht 


:>><>! 


ihr  seid  es 


nyx  tint 
ngi-ti 
ngi  nina 
ngi-ni 
ngu  mwetta 
ngu-ntwe  ) 

Für  die  dritte  Person  nach  den  Klassen: 
Singular 

I.  ngu  yena 
ngu-ye 


a-st  nma     i  . ,         .  . 

ihr  seid  es  nicht 

a-st  micetco  \ 


er  (sie,  es)  ist  os  nicht 


II.  ngu  wonai 
ngu-wo  ) 

III.  ngi  chona) 
ngi - cho  ) 

IV.  ngi  yona 
ngi~yo 

V.  ngu  hna 
ngu-lo 
VI.  ngu  wona 
ngu -too 
VII.  ngi  Uma 

ngi-lo 
VIII.  nga  kona 
nga-ko 
nga  pona 
nga-  po 
ingu  mona 
\ngu-mo 
Ingu  kona  j 
\ngu~ko  ) 


nga  wona 
nga -wo 
ngi  yona 
ngi-yo 
ngi  vyotia 
ngi-vyo 
ngi  zona 
ngi- so 
ngi  zona 
ngi-zo 
ngu  wona 
ngu- wo 
nga  gort  a 
nga -go 
ngu  tonu 
ngu  -  to 


S  desgl. 


Plural 

sie  sind  es  nicht 


Negativ:  a-si-yena  er  ist  es  nicht,  a-si-wona  sie  sind  es  nicht  usw. 

Durch  diese  Verbindungen  wird  mitunter  eine  lobenswerte  Eigenschaft 
eines  Gegenstandes  hervorgehoben,  z.  B.  wenn  von  Wasser  (manzi)  die  Kede 
ist:  ngago  dies  ist  das  (rechte,  gute)  Wasser,  wenn  von  Bier  (uchwala)  ge- 
sprochen wird:  ngtttco  das  ist  das  (richtige)  Bier  usw. 

Ebensogut  wie  Cur  Behauptungen  kann  man  diese  Formen  auch 
verwenden  bei  Fragen,  z.  B.  ngu  warn  wer  ist  es?  ngi  chani  was  ist 
es?  usw. 


2.  kuwa  na  (haben). 

•  Haben-  heißt  -wa  na  (wörtlich  »sein  mit-).    Seine  Behandlung  ist 
die  unter  a  besprochene;  man  sagt  also: 


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302  Spiss:  Kinironi  und  Kisutu. 

Bejahend.  Verneinend.1 

"ü     \  >ch  habe  a        "°      \  ich  habe  nicht 

ndt-h-tia)  a-ndi- lt-ria  ) 


u  "**        j  du  bast  a  u  na         1  ^  nicht 

u-lt-na    )  a-u-h-na  ) 

usw. 

ndi-:a-(ku)ica  na  ich  werde  haben,  ndi-we  na  ich  möge  haben  usw. 
Steht  ein  Personalpronomen  als  Objekt  bei  »haben«,  oder  ist  ein  solches 
zu  erganzen,  so  kommen  an  na  die  treffenden  Formen  de«  betonten  Per- 
sonale mit  Weglassung  ihrer  Endsilben: 

Singular  Plural 
1.  Kl.  ndi(-li)-na-ye    )  •  j  j  ^  >j  ndi(-li)-iia-wo 
II.  Kl.  ndi(-li)-na-wo  >       •  '  ndi(-li)-na-;/o    J  ich  habe  sie 

III.  Kl.  ndi{-li)-na-cho)  ndi(-li)-na-vyo 

usw. 


VTI.  Die  Adverbia. 

Die  Adverbia  des  Ortes  und  der  Zeit  werden  in  der  Regel  durch 
die  Silben  pa  und  ku  gebildet,  manche  noch  durch  die  Partikeln  se  und  na 
verstärkt.  Mehrere  derselben  sind  bereits  bei  Behandlung  der  Pronomina 
aufgeführt  worden.  Zur  Bildung  der  Adverbia  der  Art  und  Weise  be- 
dient man  sich  am  häufigsten  des  Präfixes  Ära-  oder  auch  irgendeiner  an- 
deren passenden  Klassenpartikel;  z.  B.  aus  -se  schon,  gut  kann  man  je  nach 
dem  Sinn  bilden:  kase,  vise,  gase,  kuse  usw.  Manche  Adverbia  müssen 
durch  Verba  ausgedruckt  werden,  z.B.  -mehr«  durch  -vermehren«,  -weniger- 
durch  »vermindern-,  -fertig«  durch  -vollenden-,  -wieder-  durch  -wieder- 
holen-(  -zurück-  durch  .zurückbringen-  usw.* 

Die  am  häufigsten  vorkommenden  seien  —  in  vier  Klassen  verteilt  - 
hier  erwähnt,  im  übrigen  verweisen  wir  auf  das  beigegebene  Wörterver- 
zeichnis. 

1.  Adverbia  des  Ortes. 

pezuru  (aus  pa-isurtt)  oben,  droben,  hinauf 
past  unten,  drunten,  hinunter,  herunter 


fern,  in  die  Ferne 


kudeni  (padeni) 
feutali  (patali) 
nganeno  rechts,  rechter  Hand 
panje  außerhalb,  außen 
ponke  (konke)  überall 


1  Außer  diesen  zwei  Formen  gibt  es  noch  eine  dritte,  vom  Infinitiv  kux 
(nicht  haben)  gebildete:  ndi-zt  na  ich  habe  nicht,  u-ze  na  du  hast  nicht  usw. 

1  So  wird  auch  -einander-  immer  durch  das  Verbum  ausgedrückt,  indem  da« 
Schluß- a  in  -ana  verwandelt  wird:  kutanda  liehen,  -tandana  einander  lieben. 


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Sms:  Kinguni  und  Kisutu. 


303 


2.  Adverbia  des  Ortes  und  der  Zeit  augleich. 


oakati  (mukati)  mitten 
pecheya  jenseits 
fcona 
loku 
sekrma 
seloku 

karoko  (kaloku) 


liier,  da,  jetzt,  diesseits 

[gerade  da,  geradt 
jetzt 


ndpaya  dort  in  der  Feme,  damals 
paßchane  nahe,  bald 
kunye  anderswo,  ein  andermal 
pambe/e  vorn ,  anfangs 

hinten,  zuletzt,  sp5ter 

am  selben  Ort,  zu 
gleicher  Zeit 


emtweru 
ndawonye 1 
pamozi 


3.  Adverbia  der  Zeit. 


kadeni  (katali)    früher,  längst, 

langer  Zeit 
kasemuva  dann,  nachher 
namusa  heute,  diesmal 
peztrro  gestern 
kutangi  vorgestern 
kusasa  morgen 
ngomuso  übermorgen 
lomba  jetzt 
tyS*  gerade  jetzt 


vor 


lomba  naha  soeben,  sofort 
lomba -lomba  bald  bald 
futi 

futifuti  imnu-i 
sikn  zotike 


paninzi  ) 
kaninzi  S 


oft 


kusasa  morgens,  am  Morgen 
kusasa  ludu  frühmorgens 


V/' 


4.  Adverbia  der  Art  und  Weise. 

chabe  umsonst,  für  nichts,  vergeblich  ndatcoiiye  i     .  . 

....  ,  ,  .  \  mitsammen,  beisammen 

htrahira  gerade  so,  ebenso,  recht  so  pamozi  ) 

kannye  auf  einmal,  plötzlich 

manono  schnell,  eilends,  im  Lauf 

majuwane  j  scjinej^  eüends ,  im  Lauf 
mazmyanr  \ 

kakuru  sehr,  gewaltig 
njtcf 


nga 
kupera 


gar,  nur 


/  wonke  njwe  gar  alle 
\loyu  njvrf  nur  dieser 


I  kin.- 

langsam,  leise,  vorsichtig 

1  yeka  reichlich ,  viel 
potnoni  voll,  vollauf 
nde  etwa,  wohl,  doch 
-msope  htca        mpu)  ganz  weiß 
-bomtm  ju  ganz  rot 
-mnyama  bit  ganz  schwarz 
ngozi  gefahrlich  (eigtl.  Gefahr) 


dä  still,  in  der  Stille 

Betreffs  ihrer  Stellung  ist  zu  merken,  daß  sie,  insofern  sie  ein  ein- 
zelnes Wort  näher  bestimmen,  immer  hinter  dasselbe  zu  stehen  kommen. 


VIII.  Präpositionen. 

Der  Gebrauch  von  Präpositionen  ist  nur  ein  beschränkter,  wie  auch 
ihre  Anzahl  eine  geringe.  Meistens  werden  dieselben  durch  die  relative 
(angewandte)  Form  des  Verbums  ausgedrückt,  die  durch  Verwandlung  des 
Schluß -a  in  -ela  oder  -da  gebildet  wird.    So  heißt  die  angewandte  Form 

1   Aus  ndaipo  und  thye. 

*  Oft  verdreifacht  als  njtnjenji  gesprochen. 


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304  Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 

von  -yuka  (fallen)  -gvkira,  was  -vor  jemand  niederfallen-  bedeutet;  eben* 
entsteht  aus  -baleka  (fliehen)  -balekela  und  heißt  -vor  oder  zu  jemand 
tliehen-  usw. 

Einfache  Präpositionen  gibt  es  nur  fünf:  pay  mu,  ku,  kwa  und  an. 

1.  pa  bedeutet  an,  bei,  pa- liehe  an»,  beim  Stein 

2.  mu  in,  mu-mhoma  in  der  Höhle 

3.  ku  zu,  von,  aus,  gegen,  nach  (Richtung) 

ku-yinslu  zum,  vom  Hause,  aus  dem  Hause,  nach  Hause. 
In  Verbindung  mit  den  Personalia  minne,  xcetta  usw.  entstanden  die 
Formen  kumi  (kimi)  zu.  bei,  von  mir.  kuwe  zu  dir,  kuye  zu  ihm,  kiti  (stau 
Aru/i")  zu  uns,  kurnwe  (kini)  zu  euch,  kutco  zu  ihnen. 

4.  Atra  (ku  und  Genitivpartikel  a)  von,  zu,  bei,  nach;  meist  M.r 
Namen  von  Personen,  um  deren  Wohnsitz,  Ortschaft  usw.  zu  bezeichne: 

kwa  Chabruma  bei,  nach  Chabruinas  Land. 

5.  na  mit  (Begleitung  und  Mittel),  von  (beim  Passiv) 

-chayiwa  na  bambo  v  o  in  Herrn  geschlagen  werden 

•chaya  na  ntonga  mit  der  Keule  schlagen 

-hamba  na  nkosi  m  i  t  dem  Häuptling  gehen 
in  Verbindung  mit  dem  Personale  nami  (mit,  von  mir);  ebenso  naw. 
naye,  nati,  nanyi  (namtee),  nao,   -lala  na  njara  (auch  bloß  -lala  nayo 
[seil,  njara])  mit  Hunger  schlafen  gehen,  -lala  na  msana  mit  dem  RfickeD. 
d.  h.  auf  dem  Rücken  liegen,  hamba  na  msana  rücklings  gehen  usw. 

Zu  den  einfachen  Präpositionen  kann  man  außerdem  rechnen  mpaka 
bis,  doch  ist  das  eigentlich  ein  Substantiv  (die  Grenze). 

Durch  Verbindung  dieser  einfachen  Präpositionen  mit  den  obeu  ge- 
nannten Adverbien  des  Ortes  und  der  Zeit  oder  auch  mit  andern  Redeteilen 
werden  eine  Reihe  zusammengesetzter  Präpositionen  gebildet  Die 
wichtigsten  derselben  sind: 

pezuru  htm  (=  pa)   über,  ober,  an  I  pambele  kwa  vor 


Stelle  von,  anstatt 


past  kwa  unter  rulavoonya  na 


etnuva  kwa  hinter,  nach 


kwltni  kwa  1  „  pamozi  na 

kude  ktoa    )  ndawa  ya  wegen 


zusammen  mit 


panje  (ngapanje)  kwa  außerhalb  von 
pakati  kwa  (-    pa)  mitten  von 
pecheya  kwa  jenseits  von 
nganeno  kwa  rechts  von 
paficltane  kwa  nahe  bei 


lu/ano  Iwa  nach  Art  von 
htvera  (kwa)  von 
kuse  na  ohne 
kadmi  ya 
siku  za 


|  zur  Zeit  von ,  unter 


IX.  Konjunktionen. 

Wie  von  Präpositionen,  so  ist  auch  der  Gebrauch  von  Konjunktionen 
ein  nicht  so  häufiger  als  im  Deutschen.  Vielfach  werden  sie  durch  die 
Form  des  Verbums  ausgedrückt;  so  hegt  in  der  Infinitiv-  und  Ronjuok- 
tivform  bereits  eine  Absicht,  so  daß  die  Finalpartikel  nicht  eigens  übersetz 


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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu.  305 

werden  muß;  dasselbe  gilt4von  der  Konditionalform  (-w/a-),  wo  die  Kon- 
junktion -wenn«  schon  enthalten  ist;  das  konsekutive  »daß-  (in  Kolgesätzen) 
bleibt  zumeist  ganz  unuhersetzt;  ffir  »oder-,  «entweder  —  oder«,  «weder 
—  noch«  existieren  keine  Ausdrücke:  die  Satzteile  werden  isoliert  neben- 
einander gestellt,  z.  B.  -weder  dies  noch  jenes«  muß  lauten  »dies  nicht 
und  jenes  nicht«. 

Als  Ersatz  fur  fehlende  Konjunktionen  werden  häufig  Hilfsverba 
verwendet;  solche  sind:  kuwa  sein,  kuti  sagen,  kttza  kommen,  kufika  an-, 
dazukommen ;  z.  B.: 

1.  kuwa:  kuwa  tüinda,  tizohamba  oder  kungawa   {tmgawa)  tisinda, 

Hzahamba  wenn  wir  gesunden,  werden  wir  reisen;  kuse,  kuwa 
ukona  es  ist  gut,  daß  du  hier  bist. 

2.  kuti:  andwumi,  kuti  afire  ich  glaube  nicht,  daß  er  gestorben  ist; 

wnti  kufika,  tcartca  als  (sobald)  sie  ankamen,  fochten  sie;  ngati 
tiyenzile  kadeni,  na  lomba  hirahira  wie  wir  früher  taten,  so  auch 
jetzt;  sengati  angauya  wenn  er  doch  heimkäme! 

3.  kuza:  linda,  ndize  (ndizaza)  kukubiza  warte,  bis  ich  dich  rufe. 

4.  kufika  (safika):  muntu  loyu  mfichane,  asafika1  ayaqina  dieser  Mann 

ist  klein,  aber  stark. 
Es  bietet  einige  »Schwierigkeit,  sich  in  diese  Denk-  und  Sprachweise 
der  Eingeborenen  einzuleben ;  doch  fehlen  Wörter,  die  unsern  Konjunktionen 
gleichkommen,  nicht  vollständig.  Aus  folgendem  alphabetischen  Verzeichnis 
ist  zu  ersehen,  wie  die  häufigsten  derselben  wiedergegeben  werden  können: 
aber  (allein)  kodwa;  -safika  (s.  o.) 
als  pa;  als  er  ankam  pakufika  ktcake 

lapo  (jsiku,  kadeni)  mit  folgendem  Relativsuffix  yo: 
tapo  (#iku)  qfircyo  als  er  gestorben  war 
kadeni  waywazanayo  damals,  als  sie  Krieg  führten 
auch  wo;  auch  ich  nami,  auch  du  nawe,  auch  er  (sie,  es)  naye,  tta(w)o, 
nacho  usw.,  wir  auch  natiy  ihr  auch  namwe  (tia/iyi),  sie  auch  natco, 
nayi,  navyo  usw.,  sowohl  —  als  auch  na  —  na 
bald  —  bald  lomba  —  lomba ;  katmye  —  kannye 
bevor;  bevor  er  kommt  pambele  angakafiki(e) 
bis  (daß)  mpaka  (s.  auch  oben  kuza) 
daher  /oA*u,  ndawa  let 

damit;  durch  Infinitiv  oder  Konjunktiv,  bei  letzterem  häufig  loku 

oder  ngapo  (nyipo)  als  Verstärkung 
daß  tcutnbi,  koma,  kama  (s.  auch  oben  kuwa  und  kuti) 
denn  s.  weil 
deshalb  s.  daher 

doch  s.  aber;  wenn  tonlos:  kupera,  pera,  Ar?  (nachgesetzt):  hamba 

pera  (hdmbake)  /  geh  doch !  (s.  auch  oben  kuti) 
ehe  s.  bevor 

1  asafika  wortlich  «er  (sie,  es)  ist  schon  da«,  durfte  unserm  deutschen 
dabei«  zn  vergleichen  sein  (-dieser  Mann  ist  klein,  -dabei-  stark-). 

Mitt  d.  Sem.  f.  Orient  Sprühen.  1904  111.  Abt  20 


3(l6  Spiss:   Kingoni  und  Kisiltu. 

indessen  ) 

.    .     ,      >  s.  aber 

jedoch  ) 

nachdem  s.  al.s 

nicht  nur  —  sondern  auch  a/ri  —  kupera,  kodica  na:  nicht  nur  di- 
Kleineu,  sondern  auch  die  Großen  asi  tcanyane  kupera.  kod** 
uao  irakurv;  oder  durch  -yonyeza  (hinzufügen) :  traqamba .  ttoyet 
yeza  kuyiba  wortlich  er  log,  dazu  stahl  er  noch 

nuu  kupera,  pera:  tihambe  pera;  oder  durch  vorgesetztes  ka  (a):  kati- 
hambel  nun  wollen  wir  gehen! 

ob  kumbi,  koma ,  kama 

obgleich  i 

,      ,       >  ntian^tina ,  kann 
obschon)    9  ° 

ohne  daß;  durch  verneinten  Konjunktiv 

steit.  seitdem  seloku  mit  folgendem  Relativsuflix ;  seloku  narerayo  seit- 
dem ich  geboren  bin 
sondern  s.  aber 
sowohl  —  als  auch  na  —  na 
nun  zu  s.  damit 
ii  n  d  na 

während;  durch  pax  pakuhamha  während  er  ging  (wörtlich  .beim 
Gehen-) 

weil  mlavsa  loht  mit  oder  ohne  Relativsuffix  tulawa  uyonile^yo)  weil 

du  gesündigt  hast 
wenn;  durch  -nga-,  (s.  auch  oben  kutca  und  kuii). 

X.  Interjektionen  and  Beteuerungen. 

Die  gebräuchlichsten  derselben  sind: 
nandatca!1  (mit  oder  ohne  pera)  macht  heecha.'l  stell  aus!  {ktca  njira  aus  drni 


nichts,  tut  nichts!  gut  jetzt!  nisa!     \  Weg) 

kunanitf  wozu;1  was  hilfts.  was  schadet  ainjaro!  es  ist  gefehlt!  schade! 


es?  tut  nichts!  mayeefi 


J  ach!  wehe!  o  weh! 


wee  (w>Hv)/du!  hör  mal!  yoyoo. 

j  Kriegs-  und  Hilferufr 


mtcee!  ihr!  hört!  yehee ! miete e\ 

nwvif !  da  bin  ich!  hau,  hau! 

tint/  hier  sind  wir!  mama  wee! 

atinfnc*  ?\  mayi  rava  wee!  o  Schmerz!  (besonders 

«,     ,  nicht  wahr!'  .   .  „.       .  .  . 

att  pot     l  bei  lotenklage) 

ndndef      '  nife !  ich  soll  sterben 

ehee!  so  isLs!  recht  so!  nijuweke!  i.  ,      „     ,  .   Ä        ,  , 

,      ,,       .,  ,  ,  .  ich  soll  geköpft  werden. 

bona!  fwin/ti !  i  .  [  ntdumuke  !\  1 


|  siehe  da!  sehnt! 


(Ifto!)  )  Mharuli  mukhcaya!  bei   Mliaruli  in» 

dü!  binde  du!  still!  Grabe  (eigtl.  Grabesumfriedung) 

pali  N.  bei  dem  und  dem. 


Zu  erklären  aus  fortgelassenem  -a -/«/»-  na  ndawa. 


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Spisj*:  Ritigoiii  und  Kisutu. 


Wörterverzeichnis. 


Aas 

Aasgeierarten 


abändern 
abästen 
abbeißen 
abbezahlen 
Abbitte  leisten 
abbrechen  (trans.) 

>  (intrans.) 
abbrennen  (trans.) 

■  (intrans.) 
abbürsten 
abdecken  (Gefäß) 
Abend 
abends 
aber 


A. 

Kingoni. 

nyama  ibolayo 

kortcani 

liqey  lisinga,  ndapo 
ngunguru  (Seeadler) 

-pendula 

-hwaya 


-sauia 

-pepisa 

-yepula 

-yepuka 

-chisa 

-cha 

-tannyira 
-gtoaula 


kodxca 


Kisutu. 

nyama  ibolayo 
limbanga 

ndege 

ngwahi 
-nganamula 
-pata 
-luma 
-lipa 
-pepisa 
•denya 
-denyika 
-pamba 
-pya 
-fyagira 
•gubukula 
mihe 
pamihe 

•safika  (voran  das  be- 
treffende Personalpro- 
nomen) 


abermals 

kanye 

kangi 

abfallen  (Laub) 

-tea  (pl.  -teile) 

-  ywa 

abfegen 

-hwaya 

(s)-hungula 

abfeilen 

-sika  na  tiipa 

-sika  na  tupa 

abführen  s.  Diarrhöe 

Abgabe  leisten 

-tula 

-yeiula 

abgehen  (mangeln) 

-soleka 

-soleka 

{ndisotekile  manja  bin  ohne  Kraft,  machtlos) 

abgestanden  (verdorben  ) 

-dar  a 

-dara 

abgetragen  werden 

•buba 

-lala 

(Kleid) 

abgleiten 

-putmyuka 

-pokon nyoka 

Abgrund 

ludonga,  liyeytma 

ludonga,  tigegema 

abhalten 

-yalisa 

-  beza 

(vom  Streit) 

-larmtla 

-kengere ra 

abhauen 

-juwa 

-tema,  -dumu/a 

abhäuten 

-sinja 

-hinja 

abkaufen  (eintauschen) 

-tenga 

-gura 

abkratzen 

-hwaya 

-kwe.nda 

1 


308 

Simhs:  Kintroni  mal  Kisutii. 

abkühlen 

-pozita 

-polisa 

'    1         1  1  «LI 

sich  abkühlen 

~fH>la 

-  pola 

abkürzen  (z.  Ii.  Weg) 

-pamtntsa 

•padusa 

«blassen  (von  etwas) 

-sia,  i 

1            A  1 

-kotoka 

-teka,  kaula  \ 

-leka 

ablecken 

-kota 

- myanya 

ablegen  (Kleid) 

-humula ,  -susa 

-fula 

(die  Last) 

-beka 

-vaika 

ableugnen 

-qambera 

-deter  a 

ablösen 

-yamkera  (vgl.  -yamuka) 

J                t  1 

-nyanuk tra  (vgl.  -uyi- 
nuka) 

abmagern 

-dasa ,  -yonda 

-ganda 

abmessen 

-lingisa 

•Itnga 

abmühen  sich  (erfolglos) 

-dinitca 

A  ^     A             Im     .»     —  TM. 

-  totokera 

(mit  r.rlolg) 

-qina 

-kangamara 

abnagen  (Knochen) 

-nyonyula 

-ngueti  ya 

abnehmen  trans.  (Last) 

-yamkrra 

-nyanukira 

(mit  Gewalt) 

-yamtika 

-nyanuka,  -nyaga 

intrans. 

-piuiguka 

•punguka 

abnutzen 

-yona 

• hakasa 

1  1 

abgenutzt  werden 

-buba 

-lala 

Abort;  auf  den  Abort 

kuta/ent 

-kudast  (eigeutl.  in  dein 

Busch) 
-hamba  kuzttuma 

aui  dem  Abort  gehen 

-liamtm  kitzttuma 

abpflücken 

1mm. . 

-fca 

•yava 

41           J         *        AI           J  «11 

Abrede ;  in  Abrede  stellen 

-yah 

-be,ra 

abreiben 

-yesula 

-hungula,  -porota 

abreisen 

-vera,  -zuka 

-wuka 

• 

>  * 

-hamba 

* 

-genda 

abschälen 

-htcaya 

-kicenda,  -honda 

abschätzen  (l'reis) 

-kunmusana  (ntengo) 

-jocisana  (maronda  — 
makoo) 

AI         1*1  1 

Abschied  nehmen 

-veralisa 

-lalisa 

beim  Abschied 

:  hamba  kuse!  reise  glücklich,  Glück  auf! 

Antwort 

:  sara  kme!  bleibe  glücklich,  lebe  wohl! 

ill              /  n  •  • «  v 

abschlagen  (Bitte) 

•yala 

•  bera 

1        l          *  1 

abschneiden 

-juwo 

-  tema ,  -dumula 

abschöpfen  (z.  B.  Schaum 

-f/enga  (-erera),  -yengiira 

•  qenga  (-erera),  -yn- 

vom  Bier) 

gura 

abschrecken 

-SdiCtSQ 

-yog  of  a 

abschütteln 

-tindita 

-kungunda 

absetzen  (vom  Amt) 

-wusa 

Absicht,  in  der  Absicht  ngaomtoe,  lunya 

lunda,  wütculi 

absichtlich 

ngaomwe,  lunya 

lunda,  wüwuli 

absondern 

-tola  yedtcana 

-tola  yedtcana 

(=  auslesen) 

-qrta 

-hagula 

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absperren 
abspulen 

abstehen  (schlecht 

werden) 
absteigen  (vom  Reittier) 

abstellen  (Falle) 
abstumpfen 

abteilen  (  =  abgrenzen) 
abtragen  (Haus  usw.) 
Abtritt  s.  Abort 
abtrocknen 
abwarten  (Kranken) 
abwärts  gehen 
abwaschen 

(den  Korper) 
abwechseln,  sich 

Abwechslung 
abwehren  (Feind) 

(Schlag) 
abwickeln  (Faden) 
abwischen 
abzahlen 
Abzeichen 

Stnmmeszeichen  im 
Gesicht 


Snss    Kiiignni  und  Kisum 

-vala  -Hin  da 

-sonja,  -sambiza  -hogo/ya 


-runda 


•lala 


-yem    (vgl.    -yesula    ah-  -yesika 

reiben) 
-leka  (mlego) 
-yona 

-lungiza  mpaka 
-diriza 


•yesula 
•linda 

•yesa,  -genrla  past 
•sanja 

•samba,  -geza 


-qorha 
-rika 

-sumfntrura 

-yesula 

-saula 

mbara 

korosa 


kotoka  (mtego) 
hakasa 
tema  mpaka 
bomola 


-(s)-hungula,  -porosa 
-g  ultra 

•yesika,  -huruka 
-hogo/ya 
-oga  (-yoga) 
-yanungana,  -poke- 

rana 
manganamulo 
-ttinga 
•yepa 
-ondorora 

-h(s)ungula,  -porosa 

•lipa 

mbara 

korosa 


abziehen  (vermindern) 

•punguza 

punguza 

(die  Haut) 

-sinja 

-hinja 

Abzugsgraben 

tnseqero,  mungero 

mseqero,  mutige ro 

Achsel 

lishombe 

Ii  reg  a 

Achselhöhle 

mkttapa 

mkwapa 

acht 

-sano  na  -tatu 

-Itano  na  -datu 

achten,  achtgeben 

-linda,  -buka 

-lola 

Acker 

mundo  (pl.  minda) ,  sin 

tu    m gun  da 

(veraltet) 

ackern 

-lima 

-  lima 

Adamsapfel 

mkoromero 

mkoromero 

adelig  (verwandt  mit  d. 

likosana 

likosana 

Häuptling  nkosi) 

Ader 

mshipa,  fuknle 

mshipa,  lukole 

Adler  s.  Aasgeier 

Affe;  Hundsaffe 

fyoni 

Meerkatze 

ligoeaw 

mtumbiri 

Affenbrotbaum 

mpera 

mpera 

ähnlich  sein 

-fanana  (pf.  -ene) 

h  tea  na  na  (pf.  -  ine) 

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1 


310 

Ähre;  in  die  Ähre 

schießen 
albern 
all 

gar  alle  (Menschen) 


Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 
-kashira  -kashira 


kishora 
-onqe  (-onge) 

wonqe  n/W  od.  xconqf  ku- 

pera  kwao 
•pera,  -yomoka 
-edtca,  -odwa 
ndedtca,  nedwa ,  nodwa 
wedwa  (wodwa) 


alle  weiden 
allein 

ich  allein 

dn  allein 

er  (der  Mensch)  allein  yedtoa  (yodtca) 
wir  allein 
ihr  allein 

sie  (die  Menschen) 
allein 


kishora 
-oha 

icoha  tokotoko 

•  malika 
-ene  ( -ena) 
namuene 


tedwa,  todwa 
mtcfdica ,  tnoc 
(tcedtea),  xcodwa 


allein  (  =  aber) 
allmählich 
allzu,  allzusehr 


als  (Konjunktion) 


alt 

sehr  alt 
alt  werden 
alter  Mann 
alte  Frau 
älter  als 
die  Alten 
(von  Dingen) 
Alter  (das) 

vergleichendes  Alter 

Ameisenarten 


kodtca,  -saßka 
kwe,  bwinobwino 
durch  slurisa  (etwas  über- 
mäßig tun)  mit  folgen- 
dem Infinitiv 
ngati ,  oder  durch  die  Par- 
tikel jtwi,  bei  Steigerung 
durch  »Iura 
-doda 
-dar a 

-lupala  (pf.  -lupele) 
liqegu 
kimlukazi 
mkongoro 
mitengula 
-a  kadeni 
udara 

tanga  (tanga  yao  moja  sie 

sind  gleich  alt) 
mbamba  (klein,  schwarz) 

(Termite  s.  d.) 

saraßt  (schwarz  oder  rot.  besonders  an  feuchten  Orten;  greifen  an» 


mbolemboh 
-pitisa,  -rutisa 

•pita  (übertreffen) 

mgogolo 


|  mgogolo 

mitengula 
•  a  katalt 
lugogolo 


Ameisenbär  (Krdferkel)  chambani 


Amulett 
anbeten 
anbinden 
anblasen  (Feuer) 
ander 

anderswo  -  wohin, 
woher 

ein  andermal 


mti 

-abttdu  (kisw.) 
-wopa 

-tmtira  (mbaso) 
-yaktcene,  -nye 
kuyakwene,  kunye 

kayakicene,  kanye 


limhanga 
mtera 

-kunga 
-pula  (moto) 
•ngi 
kungi 

kangi 


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Spiss:  Kingoni  und  KLsutu. 

andern  -pendula 
aneifern  -nyengerera 
aneinanderreihen(Perlen)  -huhäira  (usharo) 
anerkennen  -vumira 
Anfang  kiqaro,  mlangutiro 

anfangs,  am  Anfang    pakiqaro,  pakvtangulira 
anfangen  -qara,  -tangula 

anfassen  -bamba,  -guga 

leicht  anfassen  -qumba,  -qumbanim 

anfühlen  (s.  das  vorige) 
anfuhren 
Anführer  sein 
anfüllen 

sieh  anfüllen 
Angehöriger  (Stammes-) 
Angel 

Angelegenheit 
Angesicht 

angreifen  (—  fassen) 
angrenzen 
Angst 
ängstigen 


311 


-tangulira 

-qtcawisa 

qxcavca 

mkozi 

luwecha 

ndatca 

uxo 

-bamba 

-fika 

ugwara 


sich  ängstigen 
ängstlich  (furchtsam) 
anhangen  (einem  Gebie- 
ter) 
anhauchen 
anklagen 

ankleiden  (durch  Über- 
wurf) 

(durch  Anziehen) 

sich  ankleiden 
anklopfen  (an  der  Türe) 
ankommen 
Ankömmling 
anlegen  (Kleid)  s.  an- 
kleiden 

(Verband) 

(Feuer) 
anlehnen 

sich  anlehnen 
anliegen 

was  liegt  daran;' 
es  liegt  nichts  daran 


-satca 

liffwara 

-konja 

-yezamulira 
•kulika  zindatca 
-kulikira ,  -/jewa 


-fakisa 

•yambatp,  -faka 

-vtdisa 

•fika 

mfiki 


'tcopa  (ki  rondo) 
-kirn  (-chisa  mbaso) 
-yeyamisa 
-yeyama 

durch  kumbula  (nachden- 
ken) 
kunanü 
nandatca 


nganamufa 
•konga 

-tunga  (usharo) 

-idikira 

icali 

-a  icali 

-tumbulo,  -longola 

-kamula 

-hasa 


-longolera 
-me  me  reza 

-mem  a,  -zala  ( pf.  -zele) 

mkozi 

luwech  a 

mharo 

pamihn 

-  kamula 

-ftka 

vsoga 

-yogo/a 

-ogopa 

-hanga 

-yezamulira 

-nenerera 

-fwalira 

-ingiza 

-fteata,  -ingiza 
•  dindulisa 
-fika 
mfiki 


-kunga  {kironda ) 
-sop a  (mo to) 
-yegega 
-yeyama 
kumbula 


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I 


312 

Spiss:  Ringoni  und  Kisutu. 

\  Vfc  1  t  Alt  VOVt  /ilocl 

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nfiniru 

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-komala 

an  jiaxsen  ^uurcii  lues&en ; 

-lingira 

anruiei)  ^/.uriiitMi) 

-Kaitra 

•  tm  bera 

als  zeugen 

-tapa 

aniiiiiren  s.  anlassen 

oncnhotion 

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-hegererana 

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ausputACU  s.  aus jjcicii 

ftrwtäiir.  irr 

-fifltfi     -lim  ~>mn 

-qom,  -mazrma 

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-ttih'nzfi  -twtulcirfi 

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-i/omoiuo ,  -ytwwtihuti 

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austeilen   y/*iti    /\i  in  ii  | 

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•  (  U  rri  u    ^  Tri  u  rt  r  Fl  y  '  /  ) 

anstiften  (Unfrieden) 

-qaieantsa «  -sonyerfza 

•  ho  fidt  sq 

tlllS  LI  ill  III*  11 

-ijcird  /\ii^<n€€ra 

■iU)7i0uia  K  %t  i  ni<)  <i 

n n v  ■*  st  1 4    r~i    / it>  Ii*a  iii.*  \ 
HllSlfJlJCIl   ylllll  rtln.J 

-\n  jiiurt* 

'tea  iiy  a 

{  sioipeinj 

/•■iin/it*!1!                I'll,    /i  lf /■         /  Z*l  Z»»# 

-huirnra.    -Mit  furo  (t>ihti- 

tn/tm  pin#»  \Vm*7*»l  pin 

WW"    TJUIC           III           ,  CHI 

OWJIH  IUI    weg,    illl  »ICH 

man  «stflRt^ 
lllall  oIAJmJLJ 

mistppipiipn 

cllWU  Cll*lliril 

-V/7  inni~/i 

-Iii  fit  t/f-v  f/ 

(  -  nn  Je n\ 

mit  vvpißpm  I„phiTi 

■  Ulfe      ■■      t  H'\ .  1  II  UC1I1I1 

•nnJen  (numk'tÄ 

-nalcn  (tnnnkn\ 

u  i#  n  w    ^  /#•  u  ft  n  i/  j 

anstrengen,  sich 

-qina 

-kangamara 

Anteil  erhalten 

•yamkera 

•yanukira 

Antilopenarten 

Zwergantilope 

huruku 

ngorombtec 

Digitized  by^cjogJeJ 


Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


313 


-Antilopenarten 

Busclibock 

Rind  bock 

Wasserbock 

Pferdeantilope 

Elenantilope 

Kuhantilope 

Schraubeuantilope 
antreiben  (Tiere) 
antworten 
an  wünschen  (Böses) 
anziehen  (Kleid)  trans, 
und  intrans.  =  um- 
wickeln) 

(Rock,  Schuhe) 
anzünden  (Feuer) 

(Gegenstand) 
Arbeit 
arbeiten 
Arbeiter 

ärgern  (Ärgernis  geben) 
sich  ärgern 


argwöhnen 

Ann 

arm 

(  =  Pflegling) 

arm  werden 
Armband  (=  Ring)  aus 
Elfenbein 

aus  Draht 

aus  Früchten 
Ärmel 
Armut 

Art  (Gattung) 
Arznei 

Arznei  bereiten 

Arznei  geben  (behan- 
deln) 

Arzt 

Asche 
Ast 

Asthma 


mbencara 
ntambaramba 
likulu 
mparapi 
shatca,  mpofu 


ndandata 


•solera  (tnsorö) 
-yambata 


-faka^  xmnula,  -ngenisa 
•basa  (mbaso) 

-ktcenda  (mbaso) 
•ttra  mbaso 
msetcenje 

(•era) 


mbateara 

ntambaramba 

ndogoro 

mparapi 

mbunju 

hindi 

ndandala 

-totea 

-idika 

-tcikulira  (chuku) 
-fwalira 


-tngtza 

-kosa  (moto),  -pamba 
m. 

-nyanya 
mahengo 

-henga  (mahengo) 

mnyamahengo 

-hakasisa 


•nyanya ,  -dmiwo  (über 
jemand  durch  Objekts- 
partikel) 

-pimilira 

chanja  (yanja,  nyanja) 
-yanga,  -landa 
mshenzi  (vgl.  -shenga) 
-dinga 
l uns  low 


liwoko 
-kitca 


lunslovu 


usambo 
vizuzu 

liwoko  lya  nyura 
u  kitca 
lu/uko 
kibiki 

-tengekeza  kibikt 


nttizv 

chanja  cha  nyura 
uyanga,  ulanda 
mkutco,  lusotco 
mti 

-Imganisa  mti 
-lapa  (Pass,  -lachtca  und 
-laphca) 

nyanga,  pl.  wanyanga  und  mganga 
zinyanga 

mlota  lyengey  lifu 

Uqambi  lita/i 

lufo  may  a  utamu  m/uki 


uigiiizeu  Dy 


Google 


214 


Si'iss:  Kingoni  und  Kisutu. 


Atem 

moya 

m/uki 

starker  Atem 

mapika ,  mpefumulo 

mapumu/o 

atmen 

-pefumula 

-pumula 

(  =  hauchen) 

-yezamula 

auch 

na 

auch  nicht  (nicht  ein- 

na .  .  .  rigö 

mal) 

auf 

pa-,  ku- 

aufatmen 

-  pefumula  mapika 

aufbewahren 

-beka 

-  icika 

aufbieten  (zum  Krieg) 

-memeza 

(Ruf  beim  Aufgebot: 

•  muyeztca  nd:  musire  mjtak 

of*    »Gehet  hin  und 

nehmet:  Ihr  sollt  Proviant  herrichten!.) 

aufbinden 

-kumula,  -tcopola 

-yaula 

aufblasen 

-puputa 

-puputa 

sich  aufblasen 

-zimeka 

aufbrechen  (Geschwür) 

-bovtoka 

-hotoka 

(=  sich  spalten) 

-banduka 

-banduka 

(zur  Reise) 

-sttka 

-wuka 

aufdecken  (Gefäß) 

-vula 

•gubukula 

aufeinanderlegen 

•beka  ndaonya 

auffahren  (erschreckt) 

-yetuka 

-yetuka 

auffangen  (Schlag) 

-vika 

-yepa 

(Gegenstand) 

•yanga 

aufgehen  (Tür) 

-ytra 

(Verband) 

-kumuka 

-yauka, -wopoka 

(Sonne) 

-puma 

-puma 

(Saat) 

-mera 

-mera 

aufgraben 

•yimba 

-himba,  -gima 

aufhalten  s.  auffangen 

s.  aufhalt,  (verweilen) 

-swera 

-husera 

aufhängen 

-pannyika 

-koweka 

(zum  Trocknen) 

-yanika 

-yanika 

(zum  Töten) 

-wopa 

-tumbika 

aufhäufen 

-lunda 

aufheben 

-nottya,  -nyamula 

•  bola,  -nyakula 

(emporheben) 

-vusa 

-imusa 

(die  Lastauf  den  Kopf)  -chomeka 

-tteiko 

(die  Augen,  das  Haupt)  -pakamisa  (mexo) 

aufhören 

-sia,  -leka 

-kotoka,  -leka 

aufhüpfen 

-pundumuka 

-vundumuka 

aufknüpfen  (Knoten) 

-kumula 

-tropola 

(aufhangen) 

-wopa 

-tumbika 

aufladen 

•ticalixa 

-g  eg is a 

einem  die  Last  auf  den 

-chomeka 

-tieika 

Kopf  heben 


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Spis*:  Kiiigoni  und  Kisutu. 


Mb 


auflauern 

auflegen  (Pflaster  usw.) 

auflesen 

auflösen 

aufmachen  (öffnen) 

(entfalten) 
aufmerken 
aufnehmen  (Last) 

(als  Gast) 
aufopfern 

aufpassen  (horchen) 
(schauen) 

autpicken  (von  Vögeln) 

aufregen,  sich 

aufreißen  (die  Augen  vor 
Überraschung) 
(Wunde) 

aufrichten 

sich  aufrichten 
(Falle  aufrichten) 

aufrollen  (  —  zusammen- 
rollen) 
(auseinanderrollen) 
sich  aufrollen  (von  der 
Schlange) 

aufrühren  (Flüssigkeit) 

aufschieben 

aufschließen 

aufschrecken  trans. 

in  trans. 

aufschürzen 
aufschwellen 
Aufseher 
aufsetzen  (Mütze) 
aufsitzen  (von  Vögeln) 
aufspannen  (ausbreiten) 

(Regenschirm) 
aufspringen 

(Risse  bekommen) 
aufstechen  (Geschwur) 
aufstehen 

(früh  aufstehen) 
aufstellen 

(Falle) 
Aufstoßen  haben  (vom 

Magen) 


-lalira 

-uuwira 

-tera  (muH) 

-sopa  (kibiki) 

•nonqa ,  -tumbu 

-hola 

-kitmula 

-  tcopola,  -uaul 

-vula 

-dindula 

•sumbusula 

•ooniola,  -tarnt 

-ZtDQ  %  -ZVcisQ 

•pulikiza 

-nyamula 

-nyakula 

-ngpnisa 

-ingiza 

•tulira 

-tulira 

-ztca ,  -zicisa 

-pulikiza 

-buka 

-lora 

-non ya ,  -hanyola 

•tondola 

•dada,  -tukutira 

-  h yoma 

-pakamisa,  -koka  (meso) 

-pakamisa,  -k 

(meso ) 

-tinuka 

-tonosa 

-simika 

« 

-ytma 

• 

-yima 

•qipa,  -tia  (mqipo) 

-tega  (mttgo) 

-wiringa 

-sumburula 

-ooniola 

-song  ana 

-nyongana 

-  zn  mazxsa 

-kologa 

-hwerisa 

-vula 

-dindula 

-yetusa 

-kennuemusa 

•yetuka 

•  kennyemuka 

-finueza 

-atcinnva 

-vuviiku 

-  vi mb  a 

mloli 

-vunula 

-  fw  ala 

-wa 

-tula 

-yaniara 

-tandika 

-vula 

-dindula 

-vundumuka 

-vundumuka 

-gazuka 

-panduka 

-bowoza 

-tumbula 

-yima 

•yima 

-vukera  (kusasa) 

-lavca  (lukera) 

-yimisa 

-simika 

•qipa,  -tia  {mqipo) 

-tega  (mtego) 

•bofa 

-tea  na  nduru 

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31f> 


Spjfis:  Kingoni  und  Kisutu. 


auftauchen 

•puma  (pezunt) 

-puma  (pezuru) 

auftragen  (Speise) 

-beJca 

-wik  a 

Dan  a  auf  eine  Wunde 

-vutuz{ir)a 

-kungund(ir)a 

streuen 

(Auftrag  geben) 

-layeza 

-lagira 

auftrennen 

-riaula  (lunguza) 

-daula  (lunguza) 

auftreten 

-nyat(ir)a 

•  libat(ir)a 

auftrocknen 

-nyenyeza 

-jteiga 

aufwachen 

-vuka 

-yumuka 

aufwärts 

pesttru 

panani.  pachannya 

aufwärts  gehen 

-kteera 

-kwera 

aufwecken 

-vusa 

-yumuta 

aufweichen  trans. 

-tambiza 

-tambiza 

■         in  trans. 

-tamba 

aufwickeln 

•songa ,  -tanda 

-wiringa,  -nyemba 

aufwirbeln 

-zungazunga 

-fungafungwano 

aufwühlen 

-panda 

-pala 

aufzählen 

-bara 

-icaranga 

aufziehen  (in  die  Hohe)  -hceza 

-kiceza 

(  -  ernähren) 

-yosa,  -fuya 

-  lera 

Auge 

lim  (pl.  meso) 

Ii  ho  (pl.  miho) 

die  Augen  schließen 

-sisira 

im  Tode 

-pola  meso 

-kimeza  miho 

Augapfel 

nya/tga  ya  lino 

nyanga  ya  liso 

Augenbraue 

luqope  (zi-) 

ngope 

ausbessern  (Kleid) 

-iota 

-bona 

ausbleiben  (lange) 

-sirrra  (kakuru) 

-hicera  (kawaha) 

ausbreiten 

-yanjara 

(die  Arme) 

-yerula  (vianja) 

-golola  (matroko) 

s.  ausbr.  (».vermehren) 

-yanda 

-yoroka 

ausbrüten  (Eier) 

•fugamira  (maqanda) 

-yoteatira  (makanga) 

Ausdauer  (od.  gewöhnl.  manja  (eigentlich  Kraft) 

makakara 

durch  das  folgende 

ausdauernd  sein 

-sicera ,  -qina 

-hwera,  -kangamara 

ausdrücken 

-minnya 

-  m  innya 

auseinandergehen 

•lek(er)ana 

-lek(  er)ana 

(zerfallen) 

-kumuka 

-(tc)opoka 

ausoinanderreißen 

•daula 

-hatula 

auseinanderspreizen  (dir 

-yerula 

-tambaliza 

Beine) 

auseinanderstieben  (vor 

mwazika ,  -barazrka ,  -ba- 

pechepeche. pviche- 

Schrecken) 

ra  fr  ka  (mit  oder  ohne 

p  wiche  ganz) 

barara f  tuso 

auseinanderziehen 

-dösa 

-hüta 

ausfallen  (Haare) 

-sutuka 

-kundukay  -sosoma 

(Zähne) 

-mtuka 

-kulika 

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Spiss:  Kineoui  und  Kisutu. 

:U7 

ausforschen  (=  fragen) 

-voxua 

-kota 

ausfüllen  (Loch) 

-/ultra 

-fukira 

ausgehen 

-hamba 

-yenda 

(vom  Feuer) 

-qima 

-zima 

(vom  Haar)  s.  ausfallen 

■ 

ausgießen 

-qita,  -turula 

-yita 

ausgleiten 

-eher era 

-tierera,  -tilembuka 

{-tierembuka) 

ausproben 

-yimba 

-yima 

aushangen  (an  die  Luft) 

-(y)anika 

-(y)anika 

aushalten 

-sierra 

-hwera 

tapfer  aushalten 

-qina 

-kanyamara 

ausharren  s.  das  Obige 

aushohlen  (Mörser) 

•baza,  -kwenda  (likovu) 

-honyola  (lituli) 

auskehren 

-tanyira  (mnyumba  das 

-fyayira 

Haus) 

ausklauben 

-qeta 

-hayula 

ausklopfen 

-tindita 

-kunyunda 

auskratzen  (Kochtopf) 

•htcaya  {mbiza) 

-kokota  (chaliko) 

auskundschaften 

-shola 

-nyomera 

Auskundschafter 

sholi  (pl.  zi-) 

sholi  (\>\.zi-) 

ausleeren 

-qita,  turula 

-yita 

ausleihen 

-bwereka 

-cheleka,  -(y)asima 

auslöschen  (trans,  und 

-qima 

-zima 

intrans.) 

(=  wischen) 

-yes(sh)ula 

-porosa 

ausnehmen  (Honig) 

-koka  (maheya) 

•  tola  (maheya) 

auspacken 

-suaa 

-tcusa 

ausplündern 

-yamuka 

-nyaya 

ausreißen 

-sheptma 

-tupula 

(=  ausjäten) 

-sakulira 

-sakulira 

(=  ausschneiden) 

-sika 

-yeha 

(Federn) 

-sutula 

-tupula 

{—  fliehen) 

-nenyera 

-menyeyera 

Ausreißer 

mnenyero 

menyeyero 

ausreden 

-htcaya 

-kweta 

ausruhen 

-pe/umula 

-pümula 

ausrupfen 

-sutula 

-tupula 

Aussatz 

mannata 

marohi 

aussaugen 

munny{ir)a 

-nun(ir)a 

ausscheiden  (=  sondern) 

-qeta 

-hayula 

ausschimpfen 

•tuka 

-liya 

Ausschlag  (der  Haut) 

lukwekux  (Kratze) 

lukwektee 

vigavoayaum  (Buba) 

viwanyala 

ausschlagen  (m.  d.  Fuß)  -kawa 

-takula 

(von  der  Knospe) 

-howfßka 

-yayara 

1 


318 

Sputa:  Kingoni  uinl  Kisutti 

aufschütteln 

%m>  %M*J*J      ft  9  KM  w  ftr\~-  III 

-kuniiln    -tin  (Uta 

ausschüt  ti'ii 

WWW  v+tmm  \M  VW  »■ 

-utto .  -turulu  -aava 

»i^rliwfnkpn  f(ipf;iß 

'Zuni/urttsa  ♦  •zamazi&a 

•  :  ii  n  n  tj  rti  x  n    -  ~  a  m  a  • 

beim  Reinicren) 

zisa 

außen 

ixznir  (  uatislr\ 

kwibala 

außen  an 

.i  . .  ^.              •*               —  ^ 
TM] Li  IJtJ  Fl  ir  ATI/Q 

äußerst:  zu  äußerst  ste- 

•peta .  -kaula 

•  pavomoka 

hen 

.•mssnaii  1 1  en 

tl  11.^  J>  Wfll  1  1  1  T  II 

-  \m  n  in  rn 
j  J 

•  t//i  n  i fi  rn 

(Anne) 

-t/erula 

- uorola .  -uondorola 

ausspeien 

-kafula 

•  f  unn  u a 

aussnotten 

ftft  U           ft  9  \Jf  W  »v  I  ■ 

-  shpkn     - /i  wo«  ijü 

-  hfko 

aussnrechen 

ft  •  ftjft»3- »  ft-/  1    W  V-  ft  •  Vr  ■  ft 

-hunt  inn 

r*  ftVV    ftft  rftftftf* 

-  i  o  I'  a 
J  " 1  " 

ft»U*"ftt?l-/l  I^IÜVII      1  1/L<II1V^ 

-  ijpri/l/i 

•  t  a  inh  a  1 1 1  o 

-  t  u  ti  n  *i 

j  v  n  n  y  <i 

Atiesnn  Ipn  i ppiniflr**nA 

-Sonja 

-tm  «An 

(vom  Reeen.  Fluß) 

l   »  v^»#ft       aw^-«kV/**  ft       *    luw  i 

-gemulo 

•  gemula 

ausstellen  (ausweichen) 

-pambuka 

-  pad  u  k  a 

«tf»11    5111«  ' 

oben  mis  • 

t  n  r  it  k  n  f 

ausstrecken 

-  tierula 

-aotora.  -  ta  mh al tza . 

-vontinlnra 

ausstreuen 

-  /"c.frt 

-tni  in 

ai  iss  i  id  iiMi 

Cft  HOC  ft  ft  ftafft  ft  ft_y  ft  J 

-tjt  to 

-Kanu  Iti 

austeilen 

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Al/vVft7/ic/cO 

in  (J  nuru J  iß 

niK7iptiPii   /niKPinnnn  ai«\ 
aii^titriit:!!  ^un>t:iii/iiMiT"i  j 

-  ///J  C/f 
-MClOM 

-hüia 

(Kleid) 

kurnula 

-  u?  w  ^  a 

(Zahn) 

-kumula 

-A-u/a 

Faden 

-daula 

•  daula 

Axt 

lizembe 

livago 

(Streitaxt) 

kinjenje 

Digitized  by  Google 


Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


Bach 

Backe 

Hinterbacke 
Backenknochen 
baden 

Bahre  (Tragbahre) 

Bakschisch 

bald 

bald -bald 
Balken 

Querbalken,  Träger 
Bambus 
Banane 

Band  faus  Bast) 

(aus  Baumwolle) 
Barase  (Veranda) 
Barmherzigkeit 
Bart 

Base  (von  Vaterseite) 
(von  Mutterseite) 

Bast  (Baumbast  als  Band) 

Bastkorb 

Batate 

Bauch 
(Magen) 

bauen 

Bauer  (Ackerer) 
Baum 
Arten: 

a)  mit  genießbaren 
Fruchten 


m/u  Ja ;  gewöhnlich  mfuleni 
(eigentlich  am  Bache) 
litama 
litako 

litambo  lya  mshati 
-samba,  -yeza 
litara 
(i)nkunzi 

panyani 
lomba  -  lomba ,  panye-panye 
kimuti 
mgomba 
msenjere 
lihova 

nyozi,  ntambo 
htnguza 

lukolo,  palukolo 


kire/u 


>,  ist 
mama 

ntambo,  nyozi 
lidoto 

kimunguru 
fusu  (kisu) 
inbirini 
-yaka 
mlimi 


mpotopoto 


b)  mit  ungenießbaren 
Früchten 

(besonders  an  Flüssen) 


mqokoro 

mviro 

mßfi 

mtunduruka 
mdonga 

mtondo 
mgeregere 


magast 

litama 
litako 

-yoga 
litara 

njombe 

padebe,  pakona  pa 

debe 
hino-hino 
kimuti 
mgomba 
ml  a  hi 
I  itoki 
m/egehi 
lutonje 
lu/uka 
lipyana 
k  inj  wemb  a 
honge 
mavou 

mlegehi,  mgoyi 
lidoto 
mbatata 
lireme 

-jenga 
mlimi 

mkongo,  kibiki 


mguhu 

msaula 

mtawatawa 

mviro 

m fudu 

mtunduruka 

mdonga 

muyombo 
mgeregere 
mgowozi 
mtumbati 


320 


Sms:  Kingoni  und  Kistitu. 


Noch :  b)  mit  ungenieß 
baren  Früchte«. 


(Dornbautn) 

mkwango 

mkwango 

(sehr  hart) 

muwanga 

muwanga 

(mit  dunkelglänzen- 

mgongoma 

mgongoma 

den  Blattern) 

(mit  rotem  Kernholz) 

mngenge 

mngenge 

(Ebenholz) 

mpingo 

Baumharz 

ngazi  ya  kimuti 

(als  Vogelleim) 

ulitnbo 

ulimbo 

Baumstumpf 

kigodo .  kikuwaro 

kigodo,  kikuwaro 

Baumwolle 

lunguza 

tut  on je 

bearbeiten  (Holz) 

-baza 

•hongola 

beabsichtigen 

-/una 

-gana 

beaufsichtigen 

-tinda 

-lol(er)a 

beauftragen 

-layeza 

-lagira 

beben 

-wagaya,  -tetema 

Becher  (gellochten) 

kija 

kijomera 

Becken,  Beckenknochen 

nyonga 

bedecken  (z=  einhüllen)  -yambat(iz)a 

fwika 

(  =  zudecken) 

-vimba ,  mbonya 

-gubira 

bedeuten  (andeuten) 

-lmg(ir)a 

z.  B.  ein  Kam 3ü eon  (am 

Weg)   bedeutet  Un- 

glück lunwao  twalinya 

msoro 

• 

bedienen 

-tumikira 

-tumikira 

bedrängen 

-nengeza 

-fahisa 

bedrohen 

-satcisa ,  -yetusa 

-yogo/a 

bedrücken 

-nengeza 

-fahisa 

beeilen 

-nonopisa 

sich  beeilen 

-nonopa 

-kila  nyata 

beendigen 

-peza,  -kedisa 

-mala,  -yomola 

beendet  werden 

-pera,  -keda 

-rnalika,  -yomoka 

Beet  (Saatbeet) 

msere 

likimba 

Befehl 

mteto 

mteto 

befehlen 

-teta  mteto 

-teta  mteto 

befestigen  (durch  An- 

-betera 

-komerera 

nageln) 

beflecken  (besudeln) 

-yona 

-hakasa 

befragen 

-kota 

befreien  (loskaufen) 

-sangula 

-kombola 

befriedigen  (zufrieden- 

stellen) 

befriedigt  sein 

-tea 

begegnen,  sich 

-shangana 

•kongana 

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Spiss:  Kingoni  und  Kieutu.  321 


begehren 

-haukira 

-yana 

Begierde  nach 

shizio  ya 

rn oyo ,  mtima  tea 

Beginn 

kinnro 

ulongolo,  utumbulo 

beginnen 

-tanyula,  -qara 

-lonyola,  -tumbula 

begleiten  (eine  Strecke) 

-pehkeza 

-pelekcza 

Begleiter  s.  Genosse 

(=  Diener) 

nyeke 

msonyoro 

begraben 

-yimbera 

-y  im  iva 

begrüßen 

-  ones  ha 

\M  V»  4.    4J   4W  4>V 

behandeln  (ärztliche 

*-» V  llnll V*\_- lift     Itl  1  Afellvll  I 

-laixt  (Pass    -lachwG.  und 
///I//  tea  l 

behauen 

-  honoola 

beherbergen 

-nyenisa 

-  ( 1/  \ina  iza 

behüten 

-lind(ir)a,  -londo/oza 

•lind(ir)at  -lolera 

lvei 

va  i  f/ju  t  Atz 

Ha:  m  u '.  k u 

beide 

-onkt 

-  oha 

Beil 

lizembe 

l  iva  QO 

(für  den  Krieg) 

kinjenje 

kinjenie 

Bein  (Schenkel) 

mlenze 

lib(ic)ondo 

1  Knochen) 

Ittd  17iuU 

4  4          ##  »4*»  4* 

Ii  hup  a 

beinahe 

durch  -sinda  (entrinnen) 

•  lama 

oder  'Inula  (verfehlen) 

beisammen 

pamozi,  ndaonye  (ndawo- 

pamonya 

inve) 

gedrängt  beisammen 

-chujxi 

gehen 

ItfMseitf*  (rufend 

i-biza\  -ffhrn 

1        ■  » V*  f       v  UM/1* 

I  -  k pm  a \  •  ?  n  e 

beißen 

-luma 

'luma 

beistehen 

-patisa 

•  tanoa 

•7 

beiahrt  ('s.  unter  <dt) 

•thtro 

'  aoo  o I o 

l>eiahrt  werden 

lupala  (pf.  luptle) 

bekannt  sein 

-uazika 

bekennen 

-  idika 

bekleiden  (einhüllen) 

-yambata  (-isa) 

-/iri'Ara,  -vunulisa 

!  if*k  ( )i  1 1  in  p  n 

1 JV  lkWlllllll.ll 

v a  nil k  ir  a 

bf'hidfii 

•  FT.  III  U*.  !• 

4  M/U  *  IOU 

m  IIP  (1  I  ,«  /] 

belagern 

•zunyula 

-  tin  dir  a 

beleidigen 

-kalimtrisa .  tukutirisa 

44  4«  »  4  444  ■  4        -F  V4   9       4M44U44«    »V  V4> 

-  h  v om  c r  i s a 

1  K'Umrli  te  n 

-L'Ofii-SQ 

-  //t  »i  /  /  a'  a 

"4    *•  4   4  %y  \M 

bellen 

•youyota 

-  %c  u  tc  U  to 

belohnen 

•pa  nkunzi 

-pera  njombe 

bemächtigen,  sich 

-bamba,  -yamuka 

-kdmula,  yanuka 

bemühen,  sich 

-ipita 

-kanyamara 

benachrichtigen 

-bika  (-era) 

-m  uvula,  -tawirira 

beneiden 

-bonera  shizio 

-antra  liyoya 

beobachten 

-buka,  shora 

-lora,  nyomera 

Milt.  d.  Sem.  f.  Orient  Sprachen.  1904.  Ill  Abt.  'Ii 


322 

Spiiss:  Kiiigoni  und  Kisiitu. 

beohrfeigen 

-  TlUJn  OVO 

-  pa  tn  a  nd  a 

beraten ,  sich 

-kuruma  zindaira 

-jova  miharo 

iiei  aiung 

(zi)nda%ca 

tn  i harn 

nerauDPii 

•yamuha 

-yafiuka,  -jtoka. 

uei  auscnen ,  sicn 

-y  a  I  a 

bereden 

-nyenger>  rat 

1.  „  y  _ 
-kofya 

bereiten 

-sendere za ,  -linganiza . 

'heyereza,  tendeki  r>i 

-(lu)lingi,sa 

uei  eiis 

/»ya  (iiacngesei/i) 

nn*  (uacngesetzi) 

bereit  sein 

-sender a 

•  he y  er  er  a 

Deren  inacnen 

-  he  ff  ere z  a 

oei  euen 

uui  (ii  -i  tuet  snizio 

•  v  o  v  a  m  1 1  tu  a 

Berg 

ninwa  (lok.  encoweni ) 

kidunda .  kttutnf  > 

sie  ii 

-fiauk'o 

-hatu ka 

I'M  IlKflll      i  »in  f      Cl'  1111  \ 

Der  uni en  { —  anlassen) 

-(jut/ion  y-ixiiiiOQ) 

-naxa  yh  amuia  * 

oerunigen  (oireiienae) 

•lamula 

'kentjerera 

/    ■    Bin  ■  ■  unit  i\         m  »«v  t\  » •«  ♦  \ 

(,  1 i  auernae,  crzurniej 

•pept&a 

•pepisa 

(i\inü| 

-bindtsa 

-nyama.ta 

sicn  oerunigen 

-ft/M,  -pepa 

'tufa,  -pepa 

1  f Coclll  1  Vl&I "II    3*  UUvil 

Geister  besänftigen 

-pasa  maslost,  -bucira  m. 

-teta  mahoka 

beschädigen 

-yona 

-  hakasa 

■  \nc>  f\  n  n  ^4  *  fw  r      •  ■  •  xk  vft#4  ^k  n 

nescnacugi  v%  ei  neu 

«  *           XI  B.*^ftr  /^ftt 

-yonendia 

n  a  h  a  1  a 

oescnai ngen ,  sicn  s>.  ar- 

beiten 

bescheiden 

-mazima .  -qrtto 

nescnenken 

-pn 

-per  a 

ne.sciiuii  piei. 

-CUhU 

-iiga 

iiescnieuuigen 

• 

'Mmt/pusa 

iM'scuinui/en 

•yona 

-  n  o  h  a  s  a 

beschmutzt  werden 

-y<mek{ar)a 

•  hakala 

beschneiden  (z.  H.  iNagel) 

-jutca 

-  dümula 

Beschneulung 

kimungo,  unyotjo 

oescnui/.en  (»or  weianij 

"lontioiozfi 

(vor  1  i  n  i'cc  lit) 

•Ininulira 

•  ken  gerer  a 

II  ...i„ 

IJesehutzer 

mlondolozi .  mlamuliro 

beschuldigen 

-qetca 

-  h  eha  (  ~ele  a  ) 

fälschlich  beschuldi- 

-qainbtra manya 

-tietera  maheo 

gen 

beschw  indeln 

- dtrr a  (-er era) 

-diera  ( -erera ) 

Besen 

mtannyiro 

m/t/afftro 

besiegen 

-slura  (-yashula) 

-ptta,  -ruta 

besinnen,  sich 

-kvmbula 

•  kumbuka 

Besitzer,  besitzend 

nmyikazi  tea- 

mnya- 

Besorgnis 

uijxcara 

vrnga 

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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 

6  £6 

besorgt  sein 

-sawa;  -kumbula 

-ogopa,  -hola 

besprechen  sich 

-kurutno  zindavea 

-jova  miharo 

besprengen 

-tera  (-erera),  -fesa 

-mija 

bessern,  sich 

-sinda 

-lama 

fron  Kranken) 

-qaukdi  -sinda 

-lama 

best;  7.i im  besten  halten 

-shala  no- 

-kina  na- 

bestätigen 

•vuma 

-idika 

besteigen 

-kteera  (e.Berg  kuntatca) 

bestrafen 

-tukutira 

-hyomera  (mit  näherer 

Angabe) 

bestreichen 

-tambizira 

-pakira 

besuchen 

-bona 

-lora 

betäuben 

-hindusa 

-hindusa 

1  stäubt  werden 

•hinduka 

-hinduka 

betrachten  (anschauen) 

•buka 

-lora 

betrauern  (Tote) 

-kalira  malirn 

-embera  maliro 

betrinken,  sieb 

-dakivea 

-yala 

betrüben 

-dadisa 

hyo mesa 

sich  betrüben 

-dadira  oder  durch  shizio 

hyomera 

ikara,  =  iyenyera 

betrügen  (beim  Kauf) 

-sherera,  -dierera  ) 

-  a  onga ,  -punja 

(beim  Versprechen) 

-nyenga  \ 

betteln 

-kera  muyanya 

yupa  mkiwa 

Bett,  Bettstelle 

kitanda 

kitanda 

Schlafmatte 

mpasa 

uyono 

beugen 

-yogotcuia ,  -yogombisa 

-pinda 

(Knie) 

-anyukira  fidoro 

-f  ugamira 

sich  beugen 

-kotawa 

-  yoatna 

Beule;  Beule  schlugen 

-]H)irol(i 

-hotola 

Beule  bekommen 

-poteoka 

-hot  oka 

beunruhigen 

-nrnyeza*  -tambuza 

•ngaha 

Beute  machen 

-yamttka,  -tola,  -(ata 

-poka,  -nyaga 

bevor,  wird  umschrieben 

durch    das  -Noch- 

nicht- Tempus« 

bewachen 

-linda 

-loh  ra 

bewahren  s.  d.  0. 

(aufbewahren) 

-beka 

-teika 

bewerfen  (mitLehm  ver- 

-namika (ludaka) 

-mata  (ludope) 

putzen) 

bewundern 

-yetukira .  -tnkoza 

-l um  pil  ira 

bewußtlos  werden 

•hinduka 

•  h  induka 

bezahlen 

-.säula 

- 1  ip  a 

bezaubern 

-loya 

-loya 

bezeichnen  (Zeichen ein- 

-*ika  mbara 

-tt  ma  nemho 

schneiden) 


324 


Spiss:  Kinu'oiii  und  Kisttiu. 


bezeugen 

bezweifeln  (in  Abrede 

stellen) 
biegen 

biegsam  sein 

biegsam 
Biene 
Bier 

Biestmilch 
Bild 

bilden  (formen) 

billig  (vom  Kauf)  adv. 

Binde  (aus  weißem  Stoff) 

binden 

bis 

Bissen  (Breiklößchen) 
bitten  (um  eine  Gabe) 

(um  Erlaubnis  usw.) 
bitter 

bitter  sein 
Blase  (an  der  Hanl) 

Harnblase 
Blasebalg 

Blasebalg  treiben 
blasen 

aufblasen 

Instrument  blasen 
Blasinstrument  (aus 
Holz) 

(aus  Metall) 
Blatt  (Baum-) 
Blattern  (Pocken) 
blau  (dunkel) 
Blei,  Kugel  aus  Blei 
bleiben 

blenden  (von  der  Sonne) 
blind  werden 

fast  blind  sein 
blinken 
blinzeln 
Blitz 
blitzen 

es  blitzt 
blöd 

blöd  werden 
Blödsinn 


-.shanz(ir)a 
-yala 

•gogrncisa  (•gogombisa) 
-gugouara  {-gogombara) 
•a  ludaka 
nyosi  (luuyosi) 
ucfnntla,  ttgai 
kitutei 

sanamu  (kisw.) 
-tcum/m 
kuse.  wabteino 
mir  rre 

-tcopa  (-wocha) 

mpaka 

ndongi 

-kera 

•chera 

•kali 

-vava 

•likafi 

lifuruzo 

mfua 

-fitguta 

-vutira 

-puputa 

-bfta 

kituliro 

karombeta 
lilrjiti,  liqembe 
lihomanga 
-mnyama 
kipohpolo 

-shala  (|>f.  shalile  u.  -shezi) 

qopa  (meso) 

-fa  meso 

-tea  na  kiboko 

•baneka 

•kopeza 

mbatnba 

-baneka 

iyabaneka  (seil,  mbamba) 

kishora 

■shannya 

mashetmya 


•  shanz(  ir)a 
-bera 

•pin  da 
•pindika 
-dfke  (deke) 
n  juki 
uyitnbi 
kitutei 

sanamu  (kiste.) 

■  icumba 

tea  bvein  o 

m  tee  re 

•kunga 

m  paka 

ndongi 

•  yupa 
-jovera 
•kali 

-  vina 

nyeren  yerr 
lifuruzo 
m/u  a 
-fug  uta 
-pufa 
-puputa 

•  beta 
kituliro 

karombeta 
lihamba 
nrluK  i 
•pili 

kipnlopolo 

•  tama,  -ka/a 
-homa  (miho) 
• koyoka 

•  tea  na  kiboko 

-  mulika 
•kupira 
mamba 
•mulika 

kishora 

-prnga 

mapenyo 


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.">PISS:    lYlllgOIll   Ulm  JMMIIU. 

blüken 

•kara 

-meta 

bloß  (=  nur) 

kupera,  nga  (postpos.) 

hera 

(=  nackt) 

chabe 

tcaka 

blühen 

-shuma,  -merisa  ulutca 

shuma,  -merisa  ulutca 

Blute 

ulutca  (pl.  ulmca) 

ulutca 

Blut 

ngazi 

m  tea  st 

bluten 

-puma  ngazi 

-hu m a  mwasi 

bluten  machen 

-tunusa  {tunuka) 

-tonosa 

Bock 

liprmijo 

lipon  go 

Boden ;  auf  dem  (den) 

past 

pa  hi 

Boden  (aus Lehm) legen  -sinda  \ludaka) 

-kilima  (ludope) 

Bogen 

mcnoni 

(m)pindi 

bei  Seiteninstrument 

liyuhu 

ligumbu 

ooiineiisrieu .  r  isonri 

TfturlUf/rlUO 

mandondo 

große  runde 

zinslugu 

njugu 

(oiian.  Kunae) 

ztstumay 

nan  da  la 

oUtUUCIl  DDlllK. 

mangi 

Krbsen 

ndozt 

ndozi 

DiillrcU  yUlll vi«    IJrtSIIcIl  J 

'ji'jf',  -tin  a ,  -pes  na 

-peyea 

\  UUrCn  oicCIlrn  ) 

-S/KJU  (l 

-homa 

doch  ^  rjnuauni  j 

figtcamoa ,  vthutnn» 

teato 

noi  gen 

-incerehQ 

-yasima 

R  <  1 1  •  tr  *»  nlr  n  IV»  i* 
IHM  KCIIKUltM 

-kifnl'tfe 

-ki/ukuze 

{sein  DoiirtMi  iin  iiuiz 

1  wj  t>J)SJ 

•pr/ifla 

-fukuta) 

bose 

-wt 

-haki 

nosiicii 

lunya 

lunya 

ooie  (cuuintii 

mwiht  \  pi.  ^i/nrtifti) 

( ftunasonattei ) 

shnli  (pl.  zisholi) 

DOlSCIlHll 

zttidoico 

miharo 

was  gibt  es  neues? 

zindatca    muni  (zindatca 
njani)?  kunjani 

Botschaft  bringen 

•bika;  (geheime)  -shewa 

-bika;  -shetra 

Brand 

mbasn 

moto 

braten 

-kazinga;  -yocha  (-yosa) 

-kalanga;  -nyanya 

Brauch  (Sitte) 

mkuwo 

mkuwo 

brauchen 

-/una 

-gana 

brausen 

-pupuma,  -l)ira 

-pupuma,  -bira 

Braut 

mlmcokazi  (vgl.  -lotcola) 

Bräutigam 

mnyikazi  ica  mtimba 

brav,  braver  Mensch 

ligezu 

brechen 

-yepula 

-denn y a 

(Brot  usw.) 

-shejmna 

-mega 

(Steine  usw.) 

-faya 

(vom  Auge) 

-pofa,  aima 

sich  erbrechen 

sanza 

• 

-deka 

(von  der  Stimme) 

-jtendula  (fizwi) 

-pindula  (liloire) 

326 

Spiss:  Kiiigoni  und  Kisutu. 

Brechreiz  haben 

shizio  hi  if  tr a  (nyera) 

Drei 

sima,  kijeza 

ugali 

Drei    \  oiii  gestrigen 

mlafo 

uporo 

Tage 

nreii 

-banzi 

-banzi 

im  eil  »iiut.ii  uic 

-natca 

ureue  genenj 

Di  i'iie 

ufninzi 

u banzi 

Bremse 

liwtjgu 

nrennen  irans. 

-cha,  -chisa 

-nyanya 

intrans. 

-vula 

-yaka 

li  1  • t  •  t  1  I  i 1 H  >  7 
ü  1   t    I  I  1  1  I  1  (  1  J  /. 

nkuni  (gew.  pl.  zinkuni) 

say  a  I a 

Ol  »'1k. 

ubao  (kisw.) 

ubao 

tsnei 

barua,  cheti  (kisw.) 

barua,  cheti 

hMnrfän  lltir._\ 

uriii^trii  ^Illll-J 

-mukisa 

-peleka 

neroringen 

-leta 

-leta 

\  ..~^i.  i  „ 
brodeln 

-wrra,  -pupuma 

-he  tea 

lirot 

kinkica 

Bruder 

m/o  (veraltet) 

mlongo 

mein,  unser  Bruder 

mtatiaktcetu 

fluin       aiiai*    Iii1!  iilnt' 

mtanakwenu 

sein  ihr  Bruder  (s. 

mtanaktcao 

auch  Schw ester) 

aiiesiei  r>iu<ni 

mkuru 

(  -  \  erw  anuier; 

kin  in  i 

m/nnyo 

mtandato 

ulalo 

Brühe  (Fleischbrühe) 

mxuzi 

• 

msh uzi 

urtiuen  ^\oin  mnuj 

•kara^  -kmmya 

•  rmba,  -bota 

»  oiii  oiier,  l«o\\  en 

-bonya 

-  b  u  m  a 

vi  iiieu  ^nci  ausDi  uien ) 

-fugamira  {maqanda) 

•yowatira  (makanya) 

■  ■  Ivikii       ill  tarn  c~*        1  *  »  a  t  ■  ^iiii 

ulkt  eiwas  muten 

-kumbula 

•  kumbuka 

*Ol  Ulli. eil    ^  V»  a»>t!I 

mtombo 

kifiica 

niunst;  in  isrunsl  sein 

•/una  ndoda 

-/una  ngosi 

1)1  ust 

nganga,  ki/uura 

kivimba 

1)1  USK! 

mateele 

mate  ele 

brüsten  sich 

zimeka,  ziyangisa 

•zidu/ya,  zitoya 

iiiii.  Ii 

kitabu  (kisw.) 

kitabu 

ihickci 

ki/umbu 

c  h  u  m  b  i 

IHIlHCUg  Mill 

•ica  na  ki/umbu 

-tea  na  chumbi 

uucKen .  sien 

-kntama 

•  yinama 

1)1111(7 1 

nyati 

njati 

J3I11H1  s.  \  tri  nag 

Bündel 

nyanda 

I  i  kin  ja 

bunt  sein 

-ica  na  mabara 

-tea  na  mabara 

Bürste 

mtannyiro 

m/yagiro 

Busch 

ta/eni 

dasi 

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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 

327 

Buschmesser 

mbemba 

mbemba 

Busch  bock 

mbau-ara 

mbateara 

Büsche!  s.  Bündel 

Butter 

ma/uta  ga  Iwisi 

D. 

da 

lapa,  ponerapa 

kono,  kuni 

Dach  (  =  Stuhl) 

lupaxha 

lupasha 

der  oberste  Gras- 

chankonyo 

kitubiro 

büschel 

Dachsparren 

lutungo  (ein-) 

mpayaro  (lipagaro) 

daheim 

mu-,  pa-,  kukaya 

mu,  pa,  kukaya 

bei  mir  (uns)  daheim  kicetu 

ktcetu 

bei  dir  (euch) 

kteenu 

kteenu 

bei  ihm  (ihnen)  > 

ktcao 

ktcao 

damit  (durch  Konj.  auszudrücken) 

damit  nicht,  durch  Konj.  mit  -ngo-,  oder  durch  Konj.  von  -sia,  -ieka  auszudrücken 

dämmern 

-sa 

-cha 

es  dämmert  (morgens)  iyasa,  kuyasa ,  kusire 

kteacha 

vom  Abend 

ktdizwarara 

kuti  Htm 

danken 

•bonga 

»danke  schon- 

teakalipa  ! 

teasengura! 

dann 

ngasrmuva 

leke 

oder   durch  -pinda 

(nachher  tun),  z.  B.   ndihamba  kutenga,  ndizapinda 

ndichuleka  ich  gehe  kaufen,  dann  werde  ich  wiederkommen. 

Darm 

luiumbo  (pl.  ma-) 

lutumbo  (pl.  ma-) 

Dickdarm 

tnatumbo  manyaka 

kleines  Gedärm 

matumbo  mangrmwane 

darreichen 

-leta 

-leta 

daß  (Aussage) 

kuti,  katna  (koma) 

mannya,  kamba 

Daumen 

kigumi 

kikururu 

davonlaufen 

•nyenyora 

-nyenyora 

Deckel 

kivimbo,  kimbonyo 

kigubiko 

decken  (das  Dach) 

•fuiira 

•lima 

(  =  umhüllen) 

-yambatha 

-fteika,  -fwala 

(mit  Deckel) 

•mbtmnya 

-yubika 

(von  Begattung) 

-;eka 

-;eka 

dein 

•ako 

•  ako 

denken 

-yamba,  -yenza  liqiri. 

-kita     luhafa,  kum- 

ktimbnla 

bnka 

denn  ( -  -  weil) 

ndawa,  fokit 

(beim  Imperativ) 

ke.  pera  (postpos.) 

p>'  ra 

(bei  Kragen) 

bona,  bonani?  (Imperativ 

it  n  ii  di'f 

von  -bona  sehen) 

•  gut  denn!« 

bona(ni)  pera 

328 

dennoch 

deutlich  (adv.) 

deutlich  machen 
Diarrhöe;  nn  Diarrhoe 

leiden 
dick 

von  lebenden  Wesen 

so  dick  wie  .  .  . 
Dickicht 
Dieb,  diebisch 

(=  Räuber) 
dienen 
Diener 

Diener  auf  dein 
Marsch,  Proviant- 
träger 

Dienst;  /.u  Diensten  sein 

dieser 

diesmal 

Ding 

■  Ding«  (das  man  nicht 
nennen  kann) 
Distel 

doch  (beim  Imperativ) 

(-ja  doch) 
Donner 

donnern;  es  donnert 

Doppelflinte 

Dorf 

Außendorf  (Sklaven- 
ausiedlung) 
Dorn 

Arten:  groß,  weiß 
groß,  gelb 
kruinin.  gelb 
gernd.  mittel- 
groß 
Blättergenieß- 
bar 
ganz  klein 
<lort  (in  der  Nähe) 

(in  der  Ferne) 
Dose  (für  Schnupftabak) 


Spi.ss:  Kingoni  und  Kisiitti. 

chatte  (nipe  chabe  gib  mir 

dennoch) 
kakuru 

•laya,  -fundisa 
•cheka 

-kitru 
•lupala 
nyaka  .  .  . 
lixati,  litogoro 
mbafa  (pl.  zim-) 
nyakato 
-tumika 
nyeke 

mjingati  (pl.  mi-) 
-aendera 

loyu  usw..  enje  usw. 
nam  u*a 
luto  (pl.  zinto) 
kipete,  kito 

luhano 

ke,  pera  (postpos.) 
o) 

kande;  nde!  (postpos.) 
mdumo  (tea  vula) 

iduma  (seil,  tfula) 

kibamu  cha  mih/mo  miwili 

mttzi 

mlaga 

Ufa  (pl.  mefa) 

mkieangit 

mknkoro 

mlashawanhi 

mzirazpmhf 

mlungteane 

kinjacha 
lajx* 
näjxiya 
ti/uko 


h  irahira 

nt>&o}  k  a  tea  ha 
•fun  dish  a 
-tumbulira 

-tea  ha 

tnhitu 
tn  teivi 

-tumika 
msonyoro 


-heyer  era 
uyu  usw. 
I  era 
kin  tu 
kin  on o 

luhano 
pera 

hanga 

mburumo,  mrundum', 

(wa  mvula) 
ya/»uruma,yarundumo 
huti  ya  mifomo  mitrtlt 
muji 

m  te  if  a 
mkwanyu 
tateatatea 
mlashawantu 
mkttngu  ti 


uko 

kula 

m/uko 


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Spiss:  Kingoui  und  Kisutu.  329 


UOIUM 

it'HnUW  WO  tlijülttto 

Ölungen  ^sioi'di) 

tilt  f  1 1              dM.«lST«#  Orm 

•nur«  ,     und it.s<i 

-  aura ,  -a  una  us a 

(  antreiben) 

-chupisa 

- cnupi s a 

sich  drängen 

-vhupa 

-  c  It  tip  a 

Draht  (dünner  aus 

sambo,  nyeta 

.v  a  moo,  ny  eia 

Messing  od.  Kupfer) 

(dicker) 

tisongo 

it  son  go 

draußen 

panje  {pansle) 

m  w i o  a ia ,  tcwioa  i  a 

(=  außen  ums  Haus  paseli  (kuseli) 

K  01*11  in^ 
HCl  Ulli J 

drenen  grauen) 

-f>OW  {(ttttf/iua) 

•  Ufj  tu   |(U(VHIf  | 

( =  umweniien; 

fi7i  n  n  n  -in  at  In 

ny  una  mu  la 

drei 

-tatu 

(Jrescnen  (vietieiue) 

-im  tu 

-hula 

ui  Hillen 

«TIS«  L'fl  ti 

tit  tin  fill 

wn  #l  /I     y  t 

Uli  vi" 

_  ff  Qif/tfff 

_/7  ftn  f  t  i 
u  r(u  (  Ft 

uro  Den 

JJr  »  U  rii 

pu/iuni,  jjutnunnya 

urimen^r  uiiiHciiijagciij 

-•v/ '{ i'\u 

»  it  fi  fl  ft  f/7 

(zu  schlagen  drohen) 

•songera 

drücken 

-bandiza 

-  itmotra 

drunten 

pasi 

pah  i 

du  (tonlos) 

u 

u 

(betont) 

wetro,  teeno 

Wfnya,  wfwe 

•  du  bist  es- 

nguxte 

If  U  W  r 

dumm 

-purupuru 

purujiuru 

dumm  sein 

- 1  eng am  a 

Dummkopf 

kishora 

Dummheit 

ushora,  upurupuru, 
ulhcazi 

Dung,  Dünger 

vlongo 

in  ahull 

dünn 

•nyani 

-dflte 

(von  Stoffen) 

-rura,  -ludaka 

dunkel  (Farbe) 

•rnnyama 

•  mo 

dunkel  werden  (v.  Tag)  -liztcarara 

-iiiiwiiru 

Dunst 

must 

durch  (Mittel) 

na,  hea 

na.  A*  ic  a 

(örtlich) 

mufcali  (pa-,  ku-) 

mufcali  (pa-,  feu-) 

durchbohren 

•gicaza 

•  ho in  a 

(das  Ohr) 

xesa 

(durch  Drehen) 

-pesha,  -poteoza 

-peg e ha 

Durchfall  haben 

•clieka 

-  tu  in  bu lira 

durchprügeln 

•chaya,  -lata 

-towa,  -timlta,  -pu 

sich  (buch prügeln 

-chayana  usw. 

•  towana  usw. 

durchseihen 

-cuzisa 

-hu  I  una 

durchsickern 

-vuza 

•  hulula 

durchstechen  s.  durchbohren 


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330 

Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 

durchwaten 

-kupuka 

-yomboka 

Durchzug  (Querbalken) 

mgomba 

myomba 

laufet 

1  1 1 1 1  S  l 

ff  II  ft  t  c* 

dürsten 

'ifitina  ( pampimbo),  'tea  na 

-ona  nyota 

E. 

eben  sein  (Terrain) 

-Unyanira 

ganz,  eben  sein 

'liiiyanira  kwte 

[=  soeben) 

tomba  naha,  karoku  naha 

h  in o  naha 

oder  durch  -sanda  (wasanda  kußka  eben  sind  sie  angekommen) 

ebenderselbe 

loyuloyu 

ityuuyn 

ebenso 

hdahda 

tnetco 

Lbene 

palinyamreyo  (wortlich : 

wo  es  eben  ist) 

Eben  hol/. 

mpinyo 

mpingo 

Eber  (Wild-) 

V            -ft       1  \ 

ngako  (ftaoaa) 

.ipatigo  (ligost) 

Ecke  (am  od.  im  Hause) 

kipunyu  (mltvndu) 

kipunyu  (mbundt 

eckig  sein 

•ßiiyera 

'/in  y  era 

Ehe.  -Schließung 

malfftcolo 

mal a  wir o 

Ehe  schließen  (vom 

-loteota 

-laieira.  ytya  m 

Mann) 

(von  der  Frau) 

-Uncoletea 

-iatciriwa 

Ehe  brechen 

•pinqa 

-gonrka,  'kern a 

Ehebruch 

nyonyola 

a  kerne 

ehemals 

kadrni 

k  a  tali 

Eheweib 

mfasi 

mdalla 

ehren 

•bonga,  -tokoza 

-senyuza 

Ehrengeschenk  (an  den 

msncenjc 

Häuptling) 

(an  den  Untergebenen) 

shome  (pl.  ma-) 

Ehrgefühl 

soni ,  zisoni 

shon  i 

Ei 

tiqanda 

likariya,  fihumbi 

Eier  legen 

•bekera  maq. 

-tayira  maq. 

Eier  ausbrüten 

-fuyamira  maq. 

-yoveatira  maq. 

<<o 

utumbu  tea  /. 

Eidotter 

u/h, mm  tea  l. 

Eierschale 

fijicaro,  liqembe 

libasi 

Eiweiß 

fisope  lya  1 

litearafu  lya  l. 

Eid 

mafungo 

m  alapo 

Eid  schworen 

-futiga 

•lapa 

Eidechse 

kireuruumndu 

kiteuruteundu 

eifrig  srin 

•kutala 

-kutala 

Eifersucht 

ukteere 

ukteere 

eifersüchtig  sein 

•  bona  ukteere 

•bona  ukteere 

eigensinnig  sein 

-lombola ,  -.shanya 

-penya 

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Sri.vs:  Kiugoiii  und  Kisutu. 


msevcenje 
utnyikazi 

mbiki  (j>1.  zimbikt) 
-nonopa 

maitono,  mazinyani 
mbiza 

•  mozi,  -nye 
pete 
-fa  liso 
-yezamula 
ligwamba,  mkumbi 


chiima 
in  nya- 
kilonyola 

nyata 

k  in  ayi 

-motiga 

itono 

-koyoka 

•yahamula 

wa to,  ligarawa 


Eigentum 
Eigentumer 
Eilbote 
eilen 

eilends,  eilig  (adv.) 

Eimer 

ein  (num.) 

(irgendein) 
einäugig  werden 
einatmen 
Einbaum 

einernten  s.  einten 
einlach 
einfädeln 
einfallen  (lliitte) 
(sich  erinnern) 
einfordern  s.  fordern 
Eingang 

eingeben  (flüssiges) 
eingestehen 
Eingeweide 
eingießen 

eingraben  (begraben) 
Einheit  (Alleinsein) 
einige 

einig  sein  (einander 
lieben) 

(einander  helfen) 
einladen 
einmal 

noch  einmal 
einmünden  (Fluß) 
Einmündung 
Einöde  s.  Wald 
einreiben 
einreißen 

einrichten  (ordnen) 

einsalben 

einsam 

einschärfen 

einschenken 

einschlafen 

einschlagen  (Nagel) 

(Weg) 
einschließen 

(  —  umzingeln) 


-mozimozi 
-fakiza  (funguza) 
-dirika 
-kumbula 

mnyango 

-pttzisa 

-vutua 

matumbo 

-tera,  -ytta 

-hiinbera 

urnozi 

-yakteene,  -nye 
•tatidana 

-jxitisana 
-memeza 
kamozi 
kanye 

•shangana  na 
mashanyano 

-tainbisa 
•diriza ,  -fuza 
•litiganisa ,  -lungisa 
-tambisa 
•edica,  -odwa 
-laytza  (-layiso) 
-tf-ra ,  -yeta 
-yezera 
-bet  era 

-lunya,  -qanda 
•vala 

-zun  gtdira 


-mongamonga 

-bomoka 

•  kumbuka 

7/1  lyango 

-kinga 

-idika 

matumbo 

-$opa 

•  gi  mira 
ti  manga 
-ngi 

-gait  a  na 

-tang  a  it  a 
•ke  ma 
ka manga 
kangi 

-kangaita  na 
koitganano 

-  pa  ka 

-  h  a  rn  ola. 
-kola 

•  paka 
-e  ne 

-titiga,  -lagiza 

-  $  a  p  a 

-gochera,  -sisira 

•  k  omer  er  a 
-gen  da 
-din  da 
•tin  dir  a 


332 

Spws:  Kitigoiii  und  Kisutu. 

• 

einschneiden 

-SIKQ 

-ttma 

(schröpfen ) 

-qawa  (mutt) 

-tetnera  (kibikt) 

Einschnitt  in  die  Haut 

nkorosa 

nembo 

(Stammeszeichen ) 

(vom  J^chropfen) 

shanga  (pl.  zinshanya) 

shanga  (pl.  c  i  n  $  ha  nga 

einschüchtern 

-saveisa 

-yogofa 

einschen 

-yazi 

-manya 

einsetzen  (ins  Amt) 

-Ivka  (ukoxi) 

-  ic  ika 

einsinken 

einsperren  s.  einschließen 

einstecken  (in  die 

•faka.  -tera 

•  sopa 

Tasche) 

einstürzen 

-dirika,  -fuzika 

-  b  o  m  o  A"  a 

eintauchen 

-nyenysza 

-tumbi  k  a 

eintauschen 

-tenga 

-gura 

eintreiben  (Schuld) 

-ftanika  (zi/idatra) 

eintreten 

-ngena 

- 1 n g i r« 

einweichen 

-nyenyeza    (itatnbe  damit 

-  tu  m  b  ika 

es  weich  werde) 

einwickeln 

-songa 

•gonja 

einwilligen 

-rumira 

-idikira 

einzeln 

-mozimozi 

-mongamonga 

einziehen  (Schuld) 

s.  eintreiben 

Eisen 

simbi 

chuma 

-stein 

mdopft 

a  usgeschmolzenes 

Eisen 

uta'i 

Eiter 

ulximru  tea  kironda 

iti  a/tra 

Eiweiß 

lisopt  lya  liqanda 

liteara/u  lya  l  ika  nga 

Ekel  empfinden  j 

j  -nyanya   oder  .shizio  ina 

•  KrnicyemuKa  nyera 

ekeln,  sich 

\  manyara 

mtima  una  nytra 

Elefant 

nsjofu 

n  d  tmbo 

elend  s.  arm 

Elenantilope 

shnxca.  mpafu 

in  b  u  nj  u 

Elfenbein 

lizinyo  lya  nslofu 

Uno  la  ndembo 

Elle 

inkono,  chanja 

kt  teoko 

eine  Elle  StofT 

nnrere  (pl.  miyerr) 

Ellbogen 

nkata,  ttgongorteane 

THfQ  t(l 

Eltern 

icaza/i 

empfangen 

-pasitca .  -yamkera,  -kanda 

*                                   f  ' 

-  periica,  -yanuhira 

empfinden 

-ztca,  -bona 

-lot  a 

empören,  sich 

-tea      na    funzi  -zibuxa 

-tea  na  ngondo 

(mnyikazi) 

empor 

p>:uri4 

pachannya.  panant 

<ku-) 


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Sptss:  Kingoni  und  Kisutu. 


Ende 

tnuva 

inn  uu  in  a 

am .  ans  Ende  floc.^ 

(eynuveni 

M  1  1  f*  }  1     1  '/  11  lf»t"7t\ 
YTIIUIIHI     1  AiIIIVk  I*  *>  9  1 

•  fi    tti  n  tt  tt  tu  fi 

14      III  It  tt  tt,  Ilm  U 

zu  Knoc  (äIIc)  sein 

-ll'Tfl  -ftftd 

-fnalifCQ.*  -  v  o  m  o  k  (2 

nm      H  nila      cttin     /  V  f  1 1 1  — 

«IUI       1«IIUC       o  17  I  II       IY  Uli 

.n/  -  i.tf/7     ftp  ft  i  tt/l 

•  in  n  1 1  m  n. 

lit  u  1  r.U 

endet  haben) 

fnir 

-n  itnni 

-  df  he 

»i  r  i/  c 

En,,pl 

walaikd  (kisw.) 

Enkel 

mzukuru 

mjukuru 

entbehren 

-dinga 

•dinga 

Entp 

fit  In  dn 

Ii bti  tn 

en  i  it*  i  ten 

-KiimhtiDirn 

-finn  inrnlti 

rntfVrntMi 

V>  4  ■  *  ■  \^  I  I4V  4  4 

•susa ,  -kocha 

•  vctt&a,  'teinga 

*mi  I  t<*i*nt 

Cllllvt  II  V 

ntittili    letitn  l  i 

ji  u  *  u  t  i  .  nwtwcf 

t*t\  t  i  1 1  #*f  i  #*n 

V>  |J  11  (  I  vT  1  1       1 1 

-nnlfkn     -ri  iiftitirrn 

l/H *  t  ft  IM  ,       II  Mint  tltZt  IV 

m  lr  t  m  h  i  r  fi 

'  n  1  ' '  1  VlrU 

entgegengehen 

-sannairrza ,  snnaaicisa 

-kin  a  a  mir  a 

entgehen  s  entfliehen 

einer  Gefahr 

•sind a 

-  fa  tu  a 

Kntgelt 

(i)nkitnzi 

n  i  iim  h  i* 

ft  J  it  ffi  u  r. 

enthalten,  sich 

•sia,  -lek(er)a 

-IrJen    .kntnle  n 

'  t  r  n  tt  %      n  u  •  u  r\  u 

(von  verbotener 

-zira 

-  h  ira 

Speise) 

enthülsen  (durch  Stoßen)  -kotea 

•  i  it  u  ii  y  LI 

(Deckblätter  abreißen) 

•sua  (magembe) 

-hon  da  ( rnaka  vza) 

entlaufen  s.  entfliehen 

entrinnen  (Gefahr) 

-ffinda 

_  //*  «M  /7 

entscheiden  (Sache) 

-juwa  (zindatca) 

■  // fi.  tn  fi  1 ft  i  tn  iJtftv  f%\ 

entschlüpfen 

•pukutiyiika ,  -cherera 

>  n/i  avi  fj  n  t//i  a*/i     —  ti  1 0 

Iß  (/  n  "  fl  /(  y  "  >•  U  1     •  f>  »  4  »C 

hak  ft  -tifiTtpfft 

entschuldigen,  sich 

•pepisa 

m  Yl  P  n|'c/| 

iL/  C  1/  »Ol* 

entwöhnen 

-lumulisa  (liwele) 

entwöhnt  werden 

-lumula 

»r/K» 

entzaubern  (durch  Zau- 

-sasua 

•  * 

"Ion  dn  In 

bermittel  die  Ursache 

des    bösen  Zaubers 

suchen) 

Epilepsie 

kihmduhindu 

/*  J  7l  #  w  //  »/  Kind  M 

/*  9  It  f  Ii  M  H  II  1  /(  U  W 

Anfall  bekommen 

-hinduka 

er  (tonlos)  I.  Kl. 

v,  a,  i 

(betont)  I.  Kl. 

yena 

//|  ff  <''  //  r° 

»er  ist  es«  (I.  Kl.) 

nytiye 

erbarmen,  sich 

'bonern  musa 

'onera  lipyana 

Erbarmen 

tnusa 

lipyana 

Erb««  (das) 

liptrera 

lipicera 

Krbe  (der) 

mnyikazi  tea  lipicrra 

mnyalipvcera 

erben 

-hala  (lipicera) 

-hala  (lipwera) 

334 

Spiss:  Kingoni  und  Kistitu. 

erneuten 

•yamuka 

-poka,  -yatmka 

eroiiicn 

-Atta 

•yupa 

erblinden 

-Ja  meso 

-  koyoka 

t  i  i  u  treuen  ^gcw aiu%aiii; 

-ilmiln 

'lUIII'l 

•  A  />  /t/  //7 

ninll      nn],  V*43f>  linn 

sich  erurcciicn 

•*an~a 

"  O  "  A  o 

F-l  DM? 

n  a  o.  i 

Crae 

lizwe 

ml  im  a ,  hin  aim  ha 

1  oie  r<rue 

A  itcunja 

A  i  A  tmja 

sandige  l^yiltz 

III  »»y»  ■  M/T  /t          m  £>/Ta#*/T 

fft'SQWGn  ,  Tri -Sutra 

in  s  ii  any  a 

(   fi'l  t/1  *  ftl/t  f 

1  m  m  t\  n  n  n 

itjnnanifu 

tllQVrtC 

•f  1 1  QIC  l 

Erdnüsse  ernten 

-htm'ta  (mat.) 

•pal a  (mal.) 

W/1  tv  a  II  i'QnntKnnti 
IjItltVAll  {OaalDeeV/ 

tu  i'ji  »•<> 
if  IS?  /  ' 

1  k  X*  t*  än>t  #■  /• 

f  r  A  1  m  (/  (i 

erdulden  (Leid) 

*zica  [u&hunyu) 

-bono  (ushungu) 

ereifern ,  sich 

-i7aa(»r)a 

*hyom(er)a 

et  lassen 

-OQmUU  \tr Hm.  -VQ/iJlCQ  UuQ 

~ h  am  ui a 

oamoitca) 

«»ff* r*u  nun 

ei  irruen 

-«lir<*u  ,  •■sneisisu 

Ii  dt  Z*  i"  i?  /» 

"rtrA  1  *  ff 

mi.  u  erireueii 

-tt/ II  ff 

_  />  /i  i*  #t 

ei  innen  laiuuiieii  j 

-fjaw./ia 

ergreiien  s.  erlassen 

t*riiBllcli 

2*  «7  «•  /T        _  a«#T  >*a«2*i  r~/T 

*poK era ,  - yanv  n  t  r  i 

M-ftitiyv  -.Ginnen 

_  /       T»  /T 

eriitrijt^n  ^>  oin  ijuucn1 

"  kf  //  f/  f  ff 

{in  cup  1 1  out"  j 

-  A*  tc  f  z  a 

iii'ik..  1 1 1 1 1 1 

{UH.S  IiaillJlj 

_  irv/f  L»rt  -m i  ik» a>    ■  /  i  /  vi  ii  /  t/t  \ 
-Jßfln  U  ttnstl    \  f /A  flflfJu  ) 

—  y  •  /  Tl  /"»  <JT  a>a*l  1  0  AT       TT!  /  •  ^  ^ 

/  /l  i  kk    1  1  *i  r  i  *  1  kk    ••inn  Aiif 

{me  iiaiiue  /.uiii  /\m- 

yanya  \fyo"jn> 

fangen) 

(tue  otnnine) 

Z*ft  n  ^  •  d      /  #  k  \ 

-Atccza  {iizwt) 

-r\tcf'~a  [  1 1 ztc  i ) 

s.  erheben  (aufstehen) 

-yima 

-yima 

(  =  sich  empören) 

•zibusa 

erinnern 

-kumbusa 

-kit  mbu sa 

sich  erinnern 

-kumfmla,  -yamba 

-kumbuka 

Erinnerung  (an  früheres) 

tnnynzo 

erkennen 

-  manny  a 

erkennbar  sein 

-yazika 

-mannyiKa 

erklären 

■Juri da,  -lay a 

-fu  n<i\&ha 

erkranken 

-t/iira 

-rwara 

erlangen  s.  erhalten 

erlauben 

-ittka .  -vutnera 

-st1  ng a ,  -idiktta 

£.1  KttllMll.s 

ruliii.sa  (KisW.J 

tun  r.ilaiinnis  nuten 

-kera  nrlawa 

*  *  a  ■  » *         Aft*       aas  a* 

•  yupa  mnaro 

erleuchten 

-baiiika  [-isa) 

-inul ika  (  isa) 

erlöschen 

-qima 

-zivia 

erlösen  (aus  Sklaverei, 

•saiHjuta 

-kombolo 

Gefahr) 

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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


Erlöser 

insantruli,  msindisi 

in  kombozi 

Erlösung 

usangulo 

ukotnbozi 

ermahnen 

-laya ,  -nymgerera 

-unga,  -konqa 

( rügen) 

•kalimira 

-iakalira 

ermatten 

-diniica 

-fahira.  -totoke 

ermorden 

-hllTQTQ 

•  koma 

(abschlachten) 

-.satca 

ermüden  (intrans.)  s.  er- 

matten 

ermüden  (trans.) 

-nengeza 

-chumbuza 

ermuntern  s.  ermahnen 

ernähren 

-fut/a 

-lera 

(Kinder) 

-uonja 

-lera 

ernennen  s.  einsetzen 

Ernte 

mavttno 

mabeno 

ernten 

-runa 

-bena 

erpressen 

-fufula 

-Ion  da 

emroben 

•linqa 

-ling  a 

d'Fpiciiftn 

-kanda 

-kolera 

(ankommen) 

•Jikira 

-fikira 

erretten  s.  erlösen 

errichten  (aufrichten) 

-yhnisa 

•  siin  ika 

erschaffen 

-iw)umba 

-(w)umba 

erscheinen 

-boneka  (-ara) 

-oneka,  -loleka 

erschießen 

-burara  na  kifximti 

•puyufira 

erschlagen 

-burara 

-koma 

erschöpft  werden  s.  er- 

matten 

erschrecken  (trans.) 

-yetusa 

-kennyemusa 

(intrans.) 

-yetuka 

-kenn  i/emuka 

ersetzen  (Schaden) 

-saula 

-lipa 

(zurückgeben) 

-chulisa 

-kiriwti-sa 

erstaunen 

•yrfuka 

-kennyemuka 

erste 

\  -a  kuqara ,  {-a  kiqaro) 

-a  kulonqola 

\  -a  pambile,  -a  kutangulira 

-a  kilongolo 

** 

erstechen 

-axeaza 

-  h  o  m  a 

Erstgeburt 

maziveulo 

Erstgeborne 

-a  maziwulo 

ersticken .  durch 

-koma  ( w  ürgen ) 

•  d  o  d  a 

Erstling  s.  Erstgeburt 

(von  Früchten) 

-a  kuqara 

-a  k  u  tumbu  In 

ertappen  (Dieb) 

•kanda  {mba/a) 

-kohra  (mirivi) 

ertragen 

-ztca,  -bona 

•  o  n  n 

(tapfer) 

-qina 

-ka  ii  ya  in  ara 

ertrinken 

-la  na  manzi 

•  fica  na  m a gast 

erwachen 

•vuka 

-yu  m  u  k  a 

336 

Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 

erwachsen  (Jüngling) 

lijaha,  ndodana 

(JnnglVan) 

n  torn  be 

erwählen 

*  nay  m  a 

erwarten   (auf  Jemand  -lindira 

warten) 

erwecken  s.  aufwecken 

erwischen 

-kanda ,  bamba 

erwürgen 

-kama 

-  tin  (in     -It  fit  i  t  fi 

erzählen 

•ftika 

'Ii mb  ir  a 

(singend) 

~</ia 

• 

.i*/m/i    /  f  /  Je  { 171  fl 
"AI  rrl  IM     1  M  A  *  wf%  *J 

Erz 

utali  (ausgeschinolz.  Eisen) 

Erzähluug 

tun  t  ill  u 

erzeugen 

-;ala 

- 1/*  ßT PK  fl     •  fl  fl  n  fit fl 

n  fi  n  ft  f»  I  fl 
JJ  ff  Fl  %J  ff  l  (3 

erziehen 

-yonsa  (-yonja) 

»  1 f>  r  n 
•irre» 

erzürnen 

-tukvterisa 

Esel 

tidwce  (Waldesel) 

m  fitf  ti  flfi     Ii ntift  ri n 

essen 

-m,  -saßtna 

(in  der  Frühe) 

1  /»  9t  Lm  ft 

etwas  (Unbestimmtes) 

kito,  kipete 

n  i  71  O  ft  O 

etwa 

kama,  nde 

X*  ST  »Ii  /l  /V 

euer 

-enu 

Kule 

(kijkovo 

Eunuch 

nyumba 

mbenae 

Euter 

matce/e 

mate  ele 

ewig 

futifuti 

mayono  yoha 

Exkremente 

ma-timba 

mnfi 

Iii  IM  J  r 

F. 

Fackel  (Feuerllamme) 

liranyatci 

Faden 

tunyuza  (pl.  zilunguza) 

I ti  i ti  n  i  t>   ( ii\    1  *t  1  fi  n  i  \ 
luiurijt   ^pi.  tuiunjri 

fächeln 

•punga 

-h  ajit a 

Färse 

-litokazi 

nyinda 

Fahne 

bendera  (kisw.) 

Falle 

mqipo 

m  t  &  ät  fi 

fallen 

•ica 

•yica 

ins  Wasser  fallen 

-muka 

-lit  fa 

(untergehen) 

fällen  (zu  Falle  bringen) 

-rnisa 

Fallgrube 

fiyetca 

Fallsucht  s.  Epilepsie 

falsch  (lügenhaft) 

-des  i 

falsch  (lügenhaft)  sein 

•tea  na  manya 

•tea  na  makeo 

fälschlich  beschul- 


digen s.  verleumden 


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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


-songana 
-songa 
lukolo 

-bamba,  yanga 
-ffipa 

•bamba  (zishami) 
mbara 

Umsope 
iibornmt 


-bamba 
-tinda 

•vi ra 
-bo!a 


Falten  haben  machen) 
falten  (zusammen-) 
Familie 

fangen  (mit  der  Hand) 

(in  der  Schlinge,  Falle) 

( Fische) 
Farbe  (z.  B.  eines 

Tieres) 

weiße  Farbe 

rote,  gelbe  Farbe 

dunkle  Farbe 

graue  Farbe 
fassen 

(nicht  (liehen  lassen) 
fasten  s.  enthalten 
faul  (träge) 

(  —  verfault  s.das  Fol- 
gende) 
faulen 

Faust  machen 
fechten  (miteinander) 
Feder 

(Schreib-) 

Federbusch  (Kopf- 
schmuck) 

fegen  (putzen) 
(--  kehren) 

fehlen  (das  Ziel) 
(nicht  da  sein) 
(moralisch) 

•  es  ist  gefehlt !  -  (geht  ainjaro  ! 

schief) 

•  es  fehlt  nichts,  geht  hmjaro 

gut!- 
Feigling 
Feile 
feilschen 

fein  (dünn,  zart) 
Feind  (im  Feld) 
(persönlicher) 
feind  sein  (einander) 
Feindschaft 
Feld  (Acker) 


-za/ana 
iusiwu 

tusunguru  (eigentlich  eiser- 
ner Stilt) 
njukida 

-fncaya,  -shanza 
•  tannyira 
-ponnya 
-solrka 
-yona 


-gonja 

■  kamula 
-tega 

■  Iowa  (somba) 


liwara/u 

lidungu 

litito 

limpunga 

-kamula 

-tinda 

•kata 


-(tr)ola 
•fumbata 
-kimana 
fingoma 


-sungula,  ogofya 

-fyayira 

-kurusa 

-hakasa 


Feldmaus 

Mitt.  .1.  Sem.  f.  Orient.  Sprache»,  im  III.  AU. 


lii/trara 
dupa  (kisw.) 
-zama  {-ana) 
-n/ra.  -a  ludaka 
tnuyimpi 
mtithiteri 
-txikutirana 
ntitkutero 

iiiunda,  simu  (pl.  masimu), 

loc.  ensimini 
mbeica 


-zama  (ana) 

legere/u 

mtatrangtt 

-hyomt  rana 
uhyomern 
mg  un  da 

Hpanitya 


338 


Spim:  Kingoni  uud  Kisutu. 


Fell 

(Rftckenfell  für  den 
S&ugling) 
Felsen 
fern 

fernhalten 
Ferse 

fertig  machen 

fertig  werden 
fest  (haltbar)  sein 
festhalten  (trans.) 
Festtag 

Festung  (Borna) 

fett  werden  (v.Menschen) 

(von  Tieren) 
Fett 
feucht 

Feuer 

Fieber  haben 

(der  Kopf  druckt, 
schmerzt) 
finden 
Finger 

•nagel 
finster 

finster  werden 
Finsternis 
Fisch 
fischen 
Fischotter 
llach  s.  eben 
Hackern  (vom  Feuer) 
Flamme 

flammen  s.  ilackern 
Flasche 

flattern  (mit  den  Flügeln 
(schlagen) 

(vom  Kleide) 
Hechten  (Korb) 

(•Seil) 
Fleck  (Schmutz) 

(zum  Flicken) 
Fledermaus 
liehen  (um  Gabe) 

(um  Gnade) 


kikumba 
mbereko 

liehe 

kudeni  (pa-) 


-qedixo,  -pezisa 
-qeda ,  -pera 
•qina 
-tinda,  -bamlxi  ( 
lusiku  lukuru 
ngaica 
-lupala 


ma/uta 

manzi  (nyura  imanzi 

Kleid  ist  feucht) 
mbaso 

durch  Ukanda 
Hbanda  (livava) 


ftnnda 

liganga 
kutali  (pa- ) 
-beza 
kitende 
•  maliza 

-malika,  -yomoka 
-kangamara 
-kamula 
ligono  likuru 


-hata 
ma/uta 
das  -dekedeke 

moto 

mttca  teavina 


-bona  '  ( ir )  o  n  a 

muntre,  chanja  cha  luzipo  lukonje 


luzipo  (pl.  2W-) 
-mnyama 
-zicarara 
usiku 

shanzi  (pl.  zi-) 
-bamba  zishanzi 
ntini 

-yaka  lirangawi 
lirangawi 

lihorohoro 
-papama 

-pupuma 
•ruka 

-bota  (nyozi) 


luzipo 
-tito 

-tiliteala 
kilo 
somba 
•  Iowa 
/u*i 


kiqiici 
kinimanima 
•kera  kakuru 
-pepisa  kakurtt 


lihorohoro 
-papama 

-pupuma 
-hona 

-bota  (mgoyi) 
linyara 

kinimanima 
-yupa  kau- a ha 
•  tuliza  kawaha 


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Fleisch 

-brfihe 
Fleiß 

fleißig  sein 
flicken  (Kleid) 

(allgemein) 
Fliege  (Stubenfliege) 
fliegen 

fliehen  (aus  Furcht) 

(  =  ausreißen) 
(ließen 

Flinte 

Hinterlader 

Flintenlauf 

Flintenschaft 
Flöte 
Floh 

fluchen 

Flucht;  in  die  Flucht 

schlagen 
flftchten,  sich 
Flügel  (vom  Vogel) 
Fluß 

-hett 

-pferd 
flüssig  werden 
ilfistern  (geheim  tun) 
folgen 

mit  einem  Haufen 
(Menschen,  Vieh) 
folgen 

(  -  gehorchen) 
fordern  (Guthaben) 
Form  (Gestalt) 
formen 

fortfahren  (zu  tun) 

fortgehen 

fortnehmen 

fortschaffen  j 

forttragen  ( 

forttreiben  (vertreiben) 

fortwahrend 

fortwerfen 

Frage 

fragen 


Spiss:  Kingoni  und  Kist 

ttyatna 
m*uzi 
makutalo 
-kutala 

-tunga  (kiqmi) 

-qeka 

mpuyane 

-pururuka  (-mbirruruka) 

-batika 
(') 

-nyenyera 
-hamba 

kibamu 

koroßndo 

simbi  ya  kibamu 

kimuti  cha  kibamu 

kitulhro 

lutokumba 

-funyira 

-qocha,  -boiikiza 

-baUka,  -yiyima 
luyicapa  (pl.  zin-) 
m/ula  (loc.  mfuleni) 
ludonya 
kiboko 

ngiriwika  (manzi) 

shetca 

-landa 

-chupa  na 

-zva 

-/una  {msevcenjt) 

kitno 

-tcumba 

-yenyeza  ku- 

•hamba,  -mika ,  -vera 

-tola,  -tata,  -tare ata 

-sujta 

-tinda 
futi/uti 
-lasha,  -taya 
mabvzo 
-buza 


nyama 


lihaje,  liwembe 

-yuruka 

-tira 

•nyenyera 
•yenda 

nute 

koro fin  d  o 
chuma  cha  hüte 
kimuti  cha  bibamu 
kituliro 

upapani  (pl.  mb-)t  m 

lika 
-lapira 

•winya,  -jumbiza, 

-kimbiza 
-jumba,  -kimbira 
kipapamiro 
mayasi 
lukemba 
ndomondo 
-yenga  (mayasi) 
ptoepa 
-kou-ekera 


-pulika 

-londa 

kitno 

-tcumba 

-yonyeza  ku- 

-teuka 

-tola 

-  tr  it  s  a 

-icinya 
mayono  yoha 
-taya 
makoto 
-kota 

W 


340 
Frau 

erste  Frau  des  Groß- 
häuptlings 
alte  Frau 
frech 

frei  (-geboren) 

(als  Myoni,  naturali- 
sierter Huriger) 
freigebig  sein 
Freiheit 
freiwillig  tun 
fremd,  Fremder 

(Ankömmling) 
fremd  (von  .Sachen) 
fressen 
Freude 
freuen ,  sich 
Freund 
Freundschaft 

Freundsrh.  schließen 
Frieden     halten  (vom 
Krieg  abstehen) 

oder  (man   läßt  den 
Schild  ruhen) 

Frieden  stiften 
frisch  (neu) 

(vom  Wasser) 

frisch  sein 
fröhlich  sein 
frommen 

es  frommt  nicht 
Frosch 

Frucht  (Baum-) 
( Koni-) 

Frucht  bringen 

früh  (morgens) 
früher  (vordem) 

(ehemals) 
frühstücken 
Fuchs  (Art  Fuchs, 

Schakal) 
fühlen 

führen  (auf-) 
Führer 

füllen  (anfüllen) 


Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 

mfasi 
kosekazi 

kisalukazi 
-puruptirtt 
nkosana 
-dara 

-tea  na  musa,  -pana 
ukosana 
-tanda,  -/una 
mlendo 
mßki 
-a  teantu 
-.ja,  -safuna 
uta  tco 

-tatea.  shekerera 
tnkozi 
ukozi 

-qomana  ukozi 
-lamnlitca 

teakisia  kisanyo 

•lamula 

• 

-vha 

-lusaza,  -makaza 
-sishna  (-ara) 
-taita.  shekerera 
-stza,  -fanera 
akusizi  luto 
chnle,  lichurutee 
kisepo 
mattere 

-zala    vi.sepo;  -zala 

teere 
kvwa.  htdü 
pambele 
kadeni 
•lauka 
nkandtee 

-zira.  -bona 
-tanyul\ir)a 
m  (any  tili 
-uovattisa 


•prrana 

-yana 
myeni 
m/iki 
-a  teantu 
-lya 

•hekerera 
m  kozi 

temana  uk( 
-pümula 


-kengerera 
-pya 

-hekerera 


lirtynto 
u  h  o  h  i 
mattere 

•teereka  uhohi 

tukera 
paulonyolo 
katalt.  mandahi 
-lauka 

fikeire.  mbtteha 

-ona.  -lola 
•lonyol(er)a 
mlonyoli 
-memeza 


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Srt99:  Ringoui  und  Kisutu.  341 


Fundament  (G  ra  1  je  n ,  wo- 

luta 

msisi 

rin  d.  Pfosten  d.  Hütte 

zu  stehen  kommen) 

fünf 

-Jtano  (msano) 

-hano 

Funken  sprühen  (Eisen) 

-putika 

* 

-turuka 

funkeln 

-banika;  -kannya 

-mulika 

für  (anstatt) 

pezuru  kica 

(heim  Preis) 

na 

na 

Furcht 

ngwara 

ucoga 

furchten 

-satca 

-(v)oQova 

(Furcht  machen) 

-sattisa 

-yogo/a 

fnrrlit  s;imer  Mensch 

liairnra 

Furt 

lizitcuko 

lizitcuko 

Fuß 

tun  yao 

mgvlu 

Fußsohle  (hei  Menschen) 

lunyao 

mgulu 

Fußspur  hei  Tieren 

iisondo 

Iisondo 

füttern 

•pa  chakusa 

-pera  chakulya 

G. 

(Iahe  (a u  den  Häuptling) 

msewenie 

msewenje 

(vom  Häuptling) 

shame  (pl.  ma-) 

(iahen  austeilen 

-chayera  mashome 

Gahel   (Halsgahel  für 

linqolingoli 

linqolingol  i 

Verhrecher) 

gaheln,  sich  (v.  Bäumen 

•gamkana 

-padukana,  -lekana 

und  Wegen) 

«ahelpfosten 

lipanda 

lipanda 

gackern 

-tetfira 

-tetera 

gähnen 

-yazdmula 

-yahamula 

gährrn 

-tcira  (bira) 

* 

-lula 

«alle 

nyango 

nyongo 

«ans  (Wild-) 

lidada  (likuru) 

lib  at  a  (lima  ha) 

(länsemarsch;  im 

-bf.kertra 

(fänsemarsch  gehen 

ganz  (adj.) 

-abwino.  njaro 

metco 

tanz  (adv.) 

kakuru 

kawaha,  metco 

uanz  weiß 

-myope  htca,  myope  mpti 

ganz  still  sein 

-binda  du 

ganz  so  (genau  so) 

hirahira 

metco 

gar  sein  (von  Speisen) 

-vuta 

-vuta 

gar  (adv.);  gar  alle 

-onke  njice  (mbe). 

-oha  tokotako 

•onke  kupera  kvcao 

«arhe  s.  Bündel 

«arten 

munda.  sfmu 

mg  und  a 

Gast 

m/endo 

muhenja 

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342 

finite 

('tattling  s.  Art 

Gaumen 

gebaren 

(zum  erstemiinl) 

geben 

einander  geben 
»es  gibt»  (es  ist) 
nichts  zu  gelten  haben 

gebieten 

Gebirge 

Gebirgspaß 

Gebot 

gebrauchen 

gebnincht  sein  (Kleid) 
Gebüsch  » 
Geburt 
(icdächtnis 
Gedärme  s.  Dann 
Gedanke 
gedankenlos  sein 
geduldig  sein 

Gefahr  (Lebens-) 

gefährlich 

gefährlich  erkranken 
gefährlich  verwunden 

Geführte;  mein  Geführte 
dein  Gefährte 

gefallen 

gefärbt  sein  (bunt  sein) 

Gefäß  (aus  Ton) 

gedeckt  sein 

gefräßig  sein 

Gegend 

gegenüber 

gegenwärtig 

Gegner  s.  Feind 

geheim  (heimlich)  tun 

geheim  sprechen 
Geheimnis 

gehen 

m.  einem  Stocke  gehen 

»wie  es  geht?« 

•  wie  geht  es  dir?« 


Sriss:  Kingoni  und  Kisutu. 
ndttda 


lulaka 
-zala ,  -jeza 
-zitcula 

-pa  (pass,  -pitca),  -pasa 

•pana 

kuna 

•landula 

-teta,  -layeza 

ntavea 

kikara 

mteto 

•/una 

-buba,  -pera 
ta/mi 
kuzaltca 
mlayo  (pl.  mi-) 

liyazo,  Urango  (ma~) 
•liteara 

-yozi  mnyikazi 

-bona  mnyikazi,  -shizio  yake 

ngozi 

ngozt 

-gura  ngozi 
-giraza  ngozi 
muyangu 
muyako 
-tandisa 

-tea  na  mabara 

mbiza.  (kleines)  kambiza 

-tea  na  mabara 

-tea  na  kigoro 

liztee.  lujthenzo 

pecheya 

lomfta,  karohi 


mgozi  (mgosi), 
mungteana 


•wereka,  -hogola 

•pera 

-perana 

kuna 

-pteata 

kitumbi,  kidunda 
mpata 

-gana 

-lala 

dasi 

kuerektca 


-liteara 

-nna  mtima  wake 


mtrenz  angu 
mtcenz'oko 


kisai 


-nyenya 


mßso 

-hamba.  -ya  (pf.  -yt-) 

-dondoloza 

kunjanii 


mlima 
pamteambo 
h  ino 

-diega 
-heha 

•genda 


unjmu 


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Sriss:  Kingoui  und  Kisutu. 

Gehirn 

uqopo 

tconyo 

gehören,  durch 

-tea  -a  (sein  des  .  .  .) 

gehorchen 

•:tca,  -tmmira 

•puiika.  -itika 

gehorsam  sein 

■zica,  -vumira 

-pulika.  -itika 

(icier  s.  Aasgeier 

Geiß 

mbuzikazi 

m  fiuyuma 

Geist 

moya 

mfuki 

Geister  tier  Verstor- 

maslosi 

mahoka 

benen 

Geiz 

kiyoro 

lulyo 

geizig 

-lukutti , 

-yumu 

gelähmt  sein 

•lemara 

geläufig  verstehen. -s  jn  e- 

-zteakara 

elien  (eine  Sprache) 

gelb 

-bomru 

-dungu 

(ield 

feza .  mapesa  (ksw.) 

Geleit;  das  Geleit  gehen 

-pelekeza 

-stndikira 

( i«*lenk 

lifindo 

geloben 

-laytzana 

•  laytzana 

Gelübde 

malayezana  (na  Munyu) 

gemeinsam 

ndaoiiya,  pamozi 

pamonga 

(ieinüse 

nditoo,  mbido 

likoro,  mboga 

fieinüt 

xizio 

• 

mtitna 

genau  so 

karoku  naha .  hirahira 

metco 

genesen 

-qauka,  -sinda 

•sumuka,  lama 

(ieniek 

kiyosi 

k  ig  oft 

d.  Muskeln  am  (ieniek 

msundttnt 

(ienosse  s.  Gefährte 

genug  sein 

-koliwa 

-fika 

es  ist  genug 

nandatca,  hirahira 

gerade  sein 

-lunga.  -lumulira 

gerade  maehen 

-lunyisa .  -lumulisa .  -yerula 

-gorola 

gerade  so  s.  genau 

gerade  jetzt 

lom/ta  naha.  karoku  naha 

hino  naha 

gerade  der  liest»* 

loyani  mttse 

gerecht 

mazima 

gerei/t  sein 

-tukut(ir)a,  -dada 

-h  tjoma 

(ierieht  s.  Speise 

gering 

-nyaut 

-de  be 

gerinnen 

-jia 

-kaiiuamara.  -u 

(ierneh 

manuko 

in  a  n  u  ,<  o 

angenehmer  Geruch 

manukero 

m  a  ti  u  s  i  r  o 

(lernst 

litara 

litara 

(iesnng 

uyimbo 

uyimho\  lukimo 

Geschäft  (Arbeit) 

rnsnrrnje 

tu  a  he ii go 

(Anliegen) 

ndmca 

m  haro 

Spiss:  Kiinjoni  und  Kisutu. 


geschäftig  s«'in 

gesehe lien  (werden) 

Geschenk  s.  Gabe 

Geschichte  s.  Kr/.ahlung 

Geschmeiß 

Geschöpf 

Gsschrei 

geschwind 

geschwind  machen 
Geschwür 
Geschwulst,  durch 
Gesetz 

Gesetz  geben 
Gesiebt 

gespannt  sein  (Seil) 
Gespräch  führen 
gesprenkelt  sein 
Gest  a  U  (Form) 
gestatten  s.  erlauben 
gestehen 
gestern 
gesund 

y;es und  werden 


shakanipa 
-tea 

und  erzählen 
vikoko 
kitettmbo 
msindo 

masinyani.  manono  nje. 

rtfjnje 
-nonopa 
litnmba 

•vurnika  (anschwellen) 
mteto 

•teta  zindatca 
uso 

•doseka 


•tea  na  nara 
khno 


-vurna 

(pa)izolo,  pezoro 
-abwino,  -se 
-sinda,  -qauka 
-sindiza,  -qausa 
chakupttza 
Gctrridr(  Hülsenfrüchte)  mateere 


jesund  inachen 


Get  rank 


Getreidekorb 
(Speicher) 
Gewalt 
gewandt  sein 
Gewelu-  s.  Flinte 
(«»•weih 

gewinnen  (im  Kampf) 
gewiß  (adv.) 

(als  llcteuerung) 


kirurtt 

manja 
-shakanipa 

zimpondo  (sing,  lupondo); 
-slura  (-isula,  -yeshula) 
khcili 

apabii  (abii,  ebii)l 
liztei  lya  xhizio 


Gewissen 
Gewisser;  ein  Gewisser  petf  (upete) 
Gewohnheit  (Brauch)       mkvtco  majairo 

{asi  ink.  teami  es  ist  nicht  meine  Gewohnheit) 

gewöhnen  i 

...  .  .        5  jaira 

gewöhnen,  sich        \  J 

(i»  wüi  /arten  nyaho,  mfneika 

Gicht,  durch  kuvava  mzimba  iconke 

(Selnner/en  des  ganzen  Korpers) 

Giebel  chakmiyo  (eftanyongtee) 


-cheti jf.ra 
-MC  a 


vikoko 
kür  umbo 
msindo 

nyata 

•  kita  nyata 

liputi 

-  vimba 


paw  i ho 
-hutika 

-jovatta.  -lonyera 
-wa  na  madoteanyi 
kimo 

-idika 
yoro 
-a  moyo 
-lama 
-  lamisa 
chakunwa 
mateere 
kiruru 

makakara 
-shenjera 

manyero  (sing.  Ii-) 

leperera 

chakaka 

Iii  owe  la  mtima 
n  on  o 

m kutco  majairo.  maz'f- 
erf.ro  (machoerero) 

-zoera,  -hyoteerera 


Dl 


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Si'iss:  Kingoni  und  Kisutu. 


345 


gießen 
Gilt 

Zaubergift 

giftig 

Girafte 

Glan/. 

glänzen 

Glas 

glatt  sein  (werden) 

glätten 

Glatze 


-tera.  -yeta  -sop a 

mti  mkali .  muthca  ushungu  k i b  i k i  kikal i 


utakati 

-kali,  -a  ushungu 

mbaneko  (mbaliko) 
-banika  (balika) 
kilole 

-kannya ,  -lunga 


uchawi 

-kali,  -a  ushungu 
n  garni  la 

-mulika 

kilole 

-nyamha 


-baza  kust.  hwaya  chahwino  -hnngola  pamaha 
kipala  kipala 


Die  zwei  haarlosen  Stellen  links  und  rechts  über  der  Stirn  mapalasa 


glauben 

gleich,  einerlei  (adv.) 

gleichgroß,  -alt 

jetzt  gleich 

gleichmachen 
gleichen 
gleiten 

Glied  (Gelenk) 
Glocken 


-vum(ir)a 

hirahira 

(n)tanga 

karoku  na(h)a,  lomba  nd 
-Imganisa,  -fananisa 
-fanana .  -lingana 
-cherera.  pokonyoka 
lißndo 

ndalama ,  liki(e)njeza 


Glocken  läuten  (trans.)  -chaya  n. 
(intrans.)  -kara 

Glockehen  (Schell- 
chen) an  den  Füßen 


idik{ ir)a 


hino  ttaha 
-hwanana 

-tierera,  -tilembuka 

ndalama,  liki(e)njeza 
•  tote a  n. 
-wemb a 

-likinjeza  (tna-) 


Glück 

likanda 

kisuru 

glücklich 

-a  likanda 

-a  kisuru 

Gnade  (Barmherzigkeit) 

musa 

l  ipyana 

Gott 

mulungu 

mulungu 

Götzenbild 

mzimba  wa  lislozi 

muwili  wa  lihoka 

Grab  (Grube) 

ligodi 

ligodi 

Grabhügel 

litinda 

litinda 

riufriedung  überm 

kitcaya 

kiwaya 

Grab 

Graben  (Kanal) 

msisi 

Graben  zwischen  den 

mwalalo 

mwalalo 

Saatbeeten 

graben 

-yimba 

-him  ha 

(-  ackern) 

-lima 

-lima 

(vom    ersten  Um- 

hackeu) 

-parula 

-  v  undika 

Gräte  (Fisch-) 

Ufa  (fa)  shanzi) 

mwi/wa  (ya  somba) 

Gras 

uchaiii 

m anyahi 

Gras  scheiden 

-sika 

-yipa 

Sumpfgras  (breites) 

luhano 

luhano 

(lange  Art) 

stkrra 

spkf ra 

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346 


Sptas:  Kingoni  und  Kisutu. 


grasen 

.sha  ■-  (shafuna)  uchani 

«rasstengel 

kimuti  cha  uchani 

grau 

-mpunya 

grausam  sein 

-wa  na  lum/a 

** 

It  iris 

liqeyo 

«reisin 

kisalukazi 

«renze 

mpaka 

grenzen 

-ßka\  -uaula ,  -pera 

«rifl"  (am  Messer) 

luti  (kimuti) 

«rille 

kisiciti 

grob  (von  Menschen) 

mkali 

(von  Mehl) 

muher e 

«rfiße 

wie 

groß 

-kuru 

(—  lang) 

-de 

größer  sein  als 

-slura 

«roßmutter 

«rube 

ligodi 

(-  Hohle) 

mhfima 

grün 

(a)lu.<taza 

saftiggriities  «ras 

lusaza 

• 

(»rund  (—  Fundament) 

luta 

(Frsaehe) 

ndaxca 

zugrunde    gehen  (s. 

-buda,  -lasika 

auch  sterben) 

grüßen 

-boniso 

«*inaii(ler 

-bf/nisana 

ans  der  Ferne  «ruße 

senden 

-lalisa 

«ruß;  Art  des  Grußes 

-tukuone  (tikuone)*  (d.  h. 

sind  wir  gekommen) 

gucken 

•linyulira.  -lunyttza 

«unmii 

mpira 

«urgel  (eig.  Speiseröhre) 

mpimffo;  mizo 

(—  Adamsapfel) 

mkorotnero 

«urke 

tikaka 

«ürtel  (aus  Leder) 

luqoto  , 

(aus  Ferien) 

lusinaa  ^ 

Fraueugürtel 

mqiro 

gurten 

-uopa  luqoto  usw. 

gut  (allgemein) 

-se,  -alncino,  -mnandi 

gut    sein    (von  Cha- 

-lunya (eig.  gerad  sein) 

rakter) 

«Utes  erweisen 

-kalipa 

Riit  ig 

liyeza 

-lya  manyahi 

•mpunya 
-tea  na  lunya 


•fika\  -malika 

mpini 

kisiciti 

mkali 

mchele 

uta  Ii 

-teaha 

•  ta  Ii 

-pita,  -ruta 

papa 

liyodi 

mhoma 

(a)lusaza 

n  din  de 

msisi 

-yaya.  -hova.  tayika 


milo 


l itanyamanya .  linyuta 


kanda 


mkotca 


senyura 


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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


Haar  (von  Menschen) 
weißes  (graues) 
(bei  Tieren) 
Haare  rasieren 
Haare  kämmen,  flech- 
ten (gerinnelt) 
Haare  schneiden 

Haarputz 

haben 

nicht  haben 
habend 

Habichtarten 

Hacke 

hacken 

Ha  f»el 

hageln 

Hahn 

Hahnenkannn 

halb  (zur  Hälfte) 

Hälfte  (d.  i.  ein  Teil,  an- 
derer Teil) 

Hahn 

Hals 

beim  Rind,  der  obere 

Teil  (Nacken) 
die  unten  herabhän- 
gende Haut 
Halsschmuck  aus 
Messingdraht 
Halsschmuck  aus 
Perlen 
halten  (festhalten) 

( ~  fur  etwas  halten) 

<  =  Unterhalt  geben) 

•  halt  (uoch). ! 
Hammer 
Hand 

rechte  Hand 

linke  Hand 

Handvoll 

eine  Handvoll  nehmen 
Handel  (Tauschhandel) 


H. 

lumcelc 

zimon  (tun.  Itca  ) 


ii )  ictrt 


-singa  L 


huliha  (nj.ya  h.) 
trage 

-moya,  mteeta  n. 
-lemba 

-gunda  L 

-tea  na 


-gunda  l. 
masheznna 
-wa  na 

-ze  na  (ich  habe  nicht  ndize  na  .  . .  oder  andili  na 
mnyikazi  tea 
karohera,  koroane 
liqutea.  likweche 


-lima 

mache  ga  mvula 
-yana  mache 
lijongice 
mzumbu 
pakati,  (mu~) 
nyashanya 

kirnuti  cha  uchani 
ntamu(o)  (lok.  ntanyeni) 
ntatnu 

lubiro 

kikono 

usharu 


mnya 
ka  mbanga 
liger  a 
-lima 

maganga  ga  mvula 

lijogoro 
luteikiro 
pakati  (mu-) 
mhana 


.singn 


lisongo 
usharu 


-bamba  -kamula 
-yenza  {kishora  für  einen  -kita 

Tor) 
•fuya 

•  uime  (huti) ! « 
chandn 
chanja 

ch .  c/ia  kunene  ( cha  ndonga )  k.  cha  ku/ira 
ch .  cha  linyere  ch  .cha  liny  ere 

chanja  kiteako 
-shepuna  (-tapuna)  ch. 
ntrngo  mar  und n 


nimbiri.  nyundo 
kiwnko 


348 

Spiss:  Kiagoni  und  Kisutu. 

handeln  (tun) 

-yenza 

-kita 

(—  Handel  treiben) 

-ten ff  a 

-gura 

i  •  4 Vi i Icnlian  \ 
^  ■    Icl  l>l  IICH  J 

-zama  (-ana) 

-zama  (-ana) 

1  ItllHlIUK  IM 

chanja 

kiganja 

i  landarm  f 

lud 

mpint\  chaka 

Ur,.,.ll.„l...  1 

nanunane  ) 

XltOlUW  LI  KLI 

fundi,  nyanga 

fundi 

Hnnf 

sango 

sango 

U<lI1tit*Il    S.  Ulli  ll?lllji<  II 

harnen 

-tunda 

-tunda 

nai  i 

(-a)lukuni 

-yumu 

Hill  l    W  tri  Ucll 

•yuma 

-yuma 

1          II   l(t  1J  1  Uli  t 

1 1 iii  leueesi 

konkoni  (ngongoni) 

hartnäckig  sein 

-wa  na  lulaka 

-tea  na  lulaka 

1  1  •»  l'7 

1 1«1  Z 

ngoleko 

ngoleko 

(  \  ogeiieun ) 

ulimbo 

ulimbo 

1  UM" 

mwnja 

lupecha 

Hau 

matuktttero 

hassen 

-tuhäirn.  -zrmda 

-dadira.  -hyomera 

iiiiLHH  ei  sein 

-ica  na  manyara 

-wa  na  manyara 

hauchen 

-pefumula.  -yezamula 

-pumula 

Haue  s.  n.U  Ke 

hauen 

-chaya 

-  totea 

(Hol/.) 

•juxca 

-tema,  -dumula,  -gamnU 

Haupt 

likanda  (lok.  auch  ekanda) 

mtwe 

/  \*i tu   f  ii>t*i<fi  \ 

^  \  Uli      L  It.  1  l  II  f 

shoko 

shoko 

Utiupiung 

likosi  (nkosi) 

mutwa 

gl  owei  iiaupiuug 

mlumzana 

Kleiner  Häuptling 

liduna ,  jutnbi 

liduna,  jumbi 

Haus  (rundes) 

inslu  (lok.  enslini) 

nyurnba,  nganda 

^>  IL  1  l  l  KIJ^l  S  ) 

ngongvce 

ngomi 

(provisorisches) 

kikonjo 

sakasa 

zu  Hause 

kukaya 

1  l  I  f  t      f~\  ■  1      >|||       1  1  II  1  IL'll  ^ 

wo  nisi  du  zu  nause. 

vsltara  kupif 

utama  ko(ki)* 

kteako  (kteenu)  kupif 

der  Tür  gegenüber 

msaniu 

an  der  Wand 

ndau  (zindau) 

Haustaube 

ngunda 

ngunda 

Haut 

kikumba 

kikumba 

Haut,  in  welcher  die  mbereko 

sonda 

Mutter  ihr  Kind  tragt 

Haut  abziehen 

•sinja 

•hinja 

Hautausschlag;  Arten 

lukictkwe  (Krätze) 

magairagawa,  ( vi-) 

tnateanga/a,  (ri'-i 

(=  ünha) 

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«>piss.  jvingoiii  unn  ivisiiiu. 

•  he:*«  (wenn  man  den 

Sprecher   nicht  ver- 

stand) 

hyi  (durch  die  Nase) 

Hebamme 

mfasi  nyanga 

mdalla  tnganya 

hohen  (in  die  Höhe) 

-im im,  -kteeza 

-imisa,  - kxceza 

Hecke  (Zaun) 

futango 

Iteigo 

Herde 

mshambi 

mshambi 

Hefe  (Bodensatz  lieim 

masese 

masese 

Hier) 

Hert  ((iriff) 

lutu  {kimuii) 

mpini 

häufig 

paninzi 

kamahere(pa-) 

heil  s.  gesund 

heilen  (trans.) 

-sindiza,  -qausa 

-lamiza 

Heilmittel 

mti 

mtera 

Heim,  Heimat 

likaya 

in  der  Heimat  (da heiin) 

ekaya,  kukaya 

palikaya 

meine  (unsere)  Heimat 

kiti,  kxcetu 

kiti,  ktcetu 

deine  (eure)  Heimat 

kini.  kxcetm 

kini,  kteenu 

"«einr  (ihre)  Heimat 

kitten,  ktcao 

kutco,  ktcao 

Heimgarten  halten 

•lonyera 

heimkehren 

-buya,  -chuleka 

-kiriwuka 

heimlich;  durch 

-nyenya  (heimlich  tun.  schleichen) 

heimsuchen  (besuchen) 

-bona 

•lora 

Heimweh  haben 

•ktimbiila  (ktcao  usw.) 

heimwärts  begleiten 

-prlekeza 

■sindikiza 

heiraten  (vom  Mann) 

•Unc(ol)a 

tjtya  mdalla 

(von  der  Frau) 

-lowokica 

-yeyiica  mdalla 

Sponsnlien  seh  ließen 

•komba 

•  1  a  wir  a 

heiser  sein,  durch 

Uzxci  lacha  (  —  lichile) 

lilotci  lilala 

heiß  sein 

•cha,  -chisa 

-pya 

heißen  (trans.) 

•biza,  -yela  libizo 

-tina  lihina 

(intr.)  7.  ü.  wie  heißest  du?  libizolako  ngutee  teani! 
ich  heiße  X.  libizo  lami  ngimi  p<te 
heiter  sein  (vom  Wetter, 


Himmel) 
helfen 

einem  Armen 

•  «•s  hilft  (nutzt)  nichts- 
hell  s.  heiter 
Helm  (Kopfschmuck) 

hemmen 
Henne  (Huhn) 

erwachsenes  Huhn 
herab  s.  hinab 
berabkomtuen 


-karmya,  -cha(-sa) 
•patisa,  -tcrera 
-siza 

akusizi  luto 


■tanga 


mtence  (aus  Xehramiilme)  mchenyo 


njukula  (Federbusrh) 
-vimbiray  -yafisa 
nkuku  (ngtiku) 
isikazi 

•yesha,  -yesliika 


n jukula 

-  b  <>  :  a 

nkuku  (nguku) 


-hfrrra 


350 


Sptss:  Kingoni  und  Kisatu. 


-taicata 
-susa,  -koka 
-tupula,  -kumula 
-nyenyula 
-Uta 


herablassen  -posa, 
herabsteigen  s.  herahkominen 
herankommen  (nahe)  -senden 
herauf  s.  hinauf 
herauskommen 
herausgehen 
herausnehmen 

(=  entfernen) 
herausziehen 

(aus  dem  Wasser) 
herbringen 

Herberge  s.  beherbergen 
Herbst  (Schluß  der  gro- 
ßen Regenzeit) 
es  ist  Herbst 
Herd  (Kochsteine) 

(die  Stelle  zwischen  liziko 
den  Steinen) 
hergelien  ( -  -  hinreichen)  -leta 
herkommen  (=  heran-  -sender a 
kommen) 
(vom  Ausgangsort) 


kusiU,  lichüe  (vgl.  -cha) 
maseko  (vgl.  -sekera) 


hernach 
Herr 

Herrin  (erste  Häupt- 
lingsfrau) 
herrschen  s.  regieren 
herumgehen  -ztmgula 
herunter  s.  hinab 

herunterkommen  usw.  s.  herabkoinmen 
hervorbringen  (Frucht)  -zala 


Herz 

Herzgrube 
Herzklopfen 
hetzen  (Hund) 

Hetzruf: 
heucheln 
Heuchler 
Heuchelei 
heulen 

Heuschrecke 

heute 

hier 

ich  bin  hier 

ich  bin  nicht  hier 


shizio 

(l>a)mpehcani 
luvarn,  zimraro 
-shushuz{er)a 
'Shü,  shü!> 
-yenga 
mvyenyi 
uyenyo 
-kara 

liparara,  ntete  (lit.) 
namuxa 

apa ,  k'ma ,  ponerapa 
nikona,  ndilipo  (  —  k) 
andipo  (  .-  ko) 


-hereza,  -kumbira 
-heyerera 

hutna 

-tola 
-vousa 

-tupuia,  -kumula 


ma/iya 


leta 

■heyerera 


-vera  (auch  vom  Geboren- 
werde n) 
ngasemuva  (ka-) 
bambo 
(n)kosikazi; 


leke,  kumbele 
bambo 


tindira 


-wereka,  -hogola 
mtima 

(pa)mpetwani 

-tu  mir  a 
'brrf' 
-konga 
mkonya 
ukonyo 
-emba 
lipahi 
lero 
lapo 

nikona,  ndilipo  (:=  *) 
andipo  (  —  ko) 


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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


351 


Hilfe 

um  Hilfe  rufen 

Hilferuf: 
Himmel  (Sternhimmel) 

hinab 

hin  abspringen 
hinabsteigen 
hinauf 

hinaufklettern 
hinaufsteigen 
hinaus 

hinaustragen 
hinausbringen 
hinauswerfen 
hinbringen 
hindern 

Hindernis  (an  das  man 

stüßt) 
hinein 

hineinfuhren 
hineingehen 
hineinkriechen 
hineinlegen 
hineinschütten 
hineintun 

hinfallen  (epileptisch) 
hinken 
hinlegen 
hinreichen 

(=  genügen) 

(ortlich,  bis  zu) 
hinrichten  (aufs  Ziel) 

{—  töten) 
hinstellen  s.  hinlegen 
hinten 

hintennach  (zeitlich) 
hinter  (hinter  mir) 
Hinterbacken 
hintereinander  gehen 
hintergehen 
Hinterlader 
hinterlassen 
Hinterlassenschaft 
hinübersetzen  trans.  kupukiza 
intrans.  (durchVerben)  -kujntka 


-kara 

•yehee!*;  •hau,  häuf* 
lizuru  (r-) 

(loc.  eliztrini  und  palizuru) 
pari 

sxtka  makata 
•yesha,  yeshika 
pezuru 

|  -kicera 

panje 

-pumisa 

-posa  panje 
-mukisa 

•vimb{ir)a,  -yalisa 
kikuwaro 

mkati  (pa-,  ku-) 
-ngenisa  (in  etwas  ku-) 

|  -ngena  (in  etwas  ku-) 


matango 
-emba 

•mlitee!* ,  »ka  ka  ka.* 
lizuru  (i-) 

pahi 

-suka  makata 
-herera 

panani,  pachannya 

-kicera 

kwibala 

-humisa 

-taga  kwibala 
•peleka 

•  dindirisa,  -beza 


mgati  (pa-,  ku-) 
-ingisa 

•  ingira 


-tera,  -yeta,  -beka  mkati    -sopa,  -wika  kugati 


•hinduka 
-Sftnnyoka ,  -qura 
-beka 
-leta 

-kola,  -koliwa 
-fika 
-linga 
-burara 


ngasemuva 
muva  (m.  kwangu) 
lidako 
-bekerera 
-serera,  -nyenga 
kibamu  cha  koroftndo 
-Jfia,  -lek(er)a 


•  kipira 

•  wika 
-leta 

•  kola,  -koliwa 
-fika 

-linga 
-koma 

kumbele 

kumbele 


-dierera ,  -konga 
hüte  cha  k. 
•  leka 

-yombosa 
-yomboka 


352  Si'iss:  Kingoni  und  Kisutu. 


hinübersteigen  (—  über- 

•yeka 

-jumba 

steigen) 

hinüberwerfen 

•posa  pecheua 

-taga  ku  tntcatnbo 

hinunter  s.  hinab 

hinuntergleiten 

-pendama 

-hp  nam  a 

hinwegnehmen 

-tola,  -lata 

-tola 

(mit  Gewalt) 

-yamuka 

-poka,  nyaga 

hinweifen 

•las ha,  -posa 

* 

-taga 

hinzufügen 

-yengeza 

-(y)ongereza 

( -  wiederholen) 

-pinda 

-pinda 

Hirn 

uqopo 

wongo 

Hirnschale 

lukakayo 

lukakayo 

Hirse  (Negerkorn) 

saka 

mapemba 

Hirsestängel 

lisftanga 

l  ipese 

Hirt 

tnrusi 

mdima,  mdimi 

Hitze  (schweißtreibende)  fudumaro 

k  ifu  k  i 

Hitze  haben;  durch  mzimba  wachisa  (wörtlich  der  Körper  brennt) 

hoch 

-de 

-tali 

(von  der  Stimme) 

-m/ani 

-debe 

hoch  oben 

jtezuru 

panani 

Hochmut 

kuzimeka,  lumeko 

kuzitoya 

hochmütig  sein  s.  brü- 

sten,  sich 

Hochzeit  (Überführung 

mtimba 

mtimba 

der  Uraut  ins  Haus 

des  Bräutigams) 

Hucker  (beim  Men- 

kifumbu 

chu  rn b i 

schen) 
(beim  afrikanischen 

lirunda 

Kind) 

Hof  (Umzäunung  vor 

liyuma 

1  ir  an  ja 

dem  Hause) 

(beim  Stall) 

libtcaro 

(beim  Mond) 

mkumbi 

(der  Mond  hat  einen 

mjanya  yayaka  mkumbi 

Hof) 

Hnflart  s.  Hochmut 

hoflartig  sein  s.  brüsten 

sich 
hotlen 

-ter/iba,  -linda 

-gomba 

hohl  sein 

-tea  na  mlindi 

-tea  na  mlindi 

(vom  Bambus) 

-tea  na  mbeta 

-tea  na  mbeta 

Höhle  (in  der  Erde) 

mlindi 

mlindi 

(im  Krisen) 

mhoma 

mmanga  (pl.  mima 

holen 

-hamba  kuleta 

•  genda  kuleta 

(Wasser) 

-hamba  ktika 

-yenda  kuteka 

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Spm:  Kingoni  und  Kisutu. 

353 

Holz  (zum  Bauen) 

* 

kimuti 

kimuti 

(zum  Brennen) 

(zi)nkuni 

sayala 

Holzstück 

lukuni 

(zum  Feuer  reiben) 

lupesho  (zim-) 

lutiko  (zin-) 

Holzblock 

luyodo 

lusayara 

Holzbündel 

nyanda  ya  nkxmi 

mjigo  tea  ftagala 

Hölzchen 

kamuti 

kamuti 

hölzern 

•a  kimuti 

~a  kimuti 

Holzwurm 

ki/uhtze 

l       l  (,) 
kifukuze 

Honig 

tivhi 

uc h  i 

Houigwabe 

liheya 

I  i  he  ya 

horchen 

-zicisa 

-pulikiza 

* 

hörbar  sein 

zteakara 

~p  ulikana 

hören 

•ztca 

-pufika 

Höriger  (Sklave) 

mu/u ,  mchaica 

msutu 

Horn 

htjwndo 

linyero,  pembe 

(zum  Blasen) 

barayumu,  mbarapara 

baragumu,  mbarapara 

Huf 
Hüfte 

Ungina 
lukaro 

(ittyina 

Hügel 

kantaica 

kaflunda 

Ameisenhügel 

kiduli 

kihuouru 

Huhn 

(n)knku>  nguku 

{  n )kuku,  ntiuku 

(erwachsenes) 

isikazi 

Huhnerkorb  (Art 

kimkasaka 

Käfig) 

Hühnlein 

mtieana  tea  nkuku 

huldigen 

-vuma 

-idika 

Hülse  (bei  Kornfrucht)  uyaya 

ukana 

(Deckblätter) 

maqembe 

mahamba 

dieselben  abreißen 

•ftua  mag. 

-honda  ma  h. 

Hülsenfrüchte 

ma  teere 

m  a  teere 

Hund 

yaro,  imbwa,  libiea 

junger 

kayin  ja 

kabic  a 

Männchen 

liyatiyanda 

Weibchen 

isikazi 

hundert 

machumi  {galt)  chumi 

machumi (yah)  chumi 

Hnndertfüßler 

chonyororo 

l  iyonyoro 

Hunger  , 
Hungersnot  ^ 

tipanyn 

n  jar  a 

halb  verhungern 

-lamba 

-  la  in  ha 

hungerig  schlafen  ge- 

-labt nalo  (seil,  lipunyu) 

-yoiia  rtayo  (seil.  // jara) 

hen 

Hundsafle 

lyani 

It/am 

huren  s.  unkeusch 

hüpfen  (aufhüpfen) 

burt/ruka 

-yuruka 

sich  vor  Freude  wälzen 

-yarauka 

Mite  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprache 

ii.    1901.  III.AU. 

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Orl33  •      1\  III  Ii  Ulli     UHU     I»  1  ~  *  ■  lUi 

husten 

-koshola 

•gohomola 

Hut 

kftfia 

ko/ia 

hüten 

-rusa 

•  dima 

Hütte  s.  Haus 

Hyäne  (große  gedeckte) 

lihogo 

H tunu  ngu ,  lipundvc 

(kleine  gestreifte) 

lisanyanya 

II  nf  Kfirrra 

T 

I. 

Ich  (tonlos) 

ndi 

n  i 

(betont) 

minne,  netco 

nenga,  nme 

Ichneumon 

(n)kvchero 

(n)kuchero 

ihr  (person,  tonlos) 

m  (mu) 

m  {mu) 

(betont) 

nina ,  mteena .  mwexco 

mteenga.  nyenye 

ihr  (poss.) 

-ake;  pl.  -ao 

-ake;  pl.  -<*»»') 

immer 

futi  (futi/uti) 

mag ono  go  ha 

in 

m-  (mu-);  ku- 

m  -  (mu-) ;  k  u  - 

indes  s.  aber 

innehalten 

•sia,  -leka ,  -litida 

-leka 

innen 

vikati 

mugati 

Insekt 

kikoko 

kik.ko 

Insel 

kirumba 

k  iaengerere 

inwendig  s.  innen 

irden 

-a  ludaka 

-a  lu dope 

irgendein 

pete 

n  ono 

irre  gehen 

-buda 

-yaga 

irre  leiten 

-budisa 

-yayisa 

irren 

-buda 

-yaga,  -kos a 

Irrsinn 

ma-shannya 

mapen go ,  lukwachi 

irrsinnig  sein 

-tea  na  mashanya 

-tea  ma  pe  n  go  usw. 

II  1  >l!llllg     Vr  CI  UCll 

•  i)  />  n  Ii  n 

Iß  r   /<  U  U 

J. 

Ja 

yewo 

'THa.  eV 

(wenn  man  gerufen 

teatca,  minne 

rflffl 

wird* 

(bei  .Steigerung) 

kana,  nyangana 

kana,  nyangana 

honat  \7**  o«  Künni  teavtima 

nan  g  a 

er  hat  sich  ja  unter- 

worfen) 

jagen  (Wild) 

-:ingira 

-hyunga 

Jäger 

fundi  (tea  kiizingira) 

mrumba 

Jahr 

nmyaka 

mir  aha 

(endet  mit  der  Reife  der  Feldfruchte ) 

uigi 


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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


355 


Jahr: 

ein  Jahr  lang 
während  des  Jahres  * 
zwei  Jahre  lang 
im  zweiten  Jahre 
ins  zweite  Jahr 
drei  Jahre  lang 
im  dritten  Jahre 
ins  dritte  Jahr 
vor  Jahren 
jäten 


kunyaka 


unyamnyaka 


nanyaka 
kunyaka 

unyamnyaka 


nyakennye 

-saktda  -geha 
je  —  desto,  durch  -yongeka  {yongezeka)  zunehmen,  sich  mehren 
jeder,  jedermann  icantu  xronke  wantu  icoha 

jeder  einzelne  {ka)na  muntu,  na  tnttnye    na  mungi 

jemand  s.  irgendein 
jener 

jener  Mensch 
jetzt 

eben  jetzt 


na  -ya 

muntu  munttt  ndnyuya 
Ininba,  kaloku,  nie 
lomba  nd,  lokit  sekunje, 

loku  lomba 
-nyegera 
-nyane 
mfana 


jucken  (kitzeln) 
j»ng 

Junge  (der) 

(das,  bei  Kleinvieh) 
(bei  Großvieh) 
Jüngling 

wenn  der  Bart  sprießt  lijaha,  shica  (pl.  :w.) 
Jungfrau  ntombi 


Ii;  in  i 


t/ant 


litoli 
mfana 


-la 

muntu  yula 

hino  na  ha 

-nyegera 

-Hebe 

msongoro 

liztnyani 

litoli 

msongoro 

kam  tea  Ii 


K  ä  ferarten :  lichnnyororo ,  liyeyegrye , 

ttipirirt 

(ein  großer,  der  ge-  lingambi  (lingambira) 
gessen  wird) 
Kaffernkorn  saka 
kahl  sein  -ica  na  lukakayn 


Kakadu 

Kaiabaß  s.  Kürbis 
Kalb 


kasuku 


mapemba 

-tea  na  kipala,  =  ki- 

tungu 
kasuku 


nkonyana  (pl.  ma-),  litoli    litoli  lya  ngomhe 
la  nkotno 

Kalbin  (Färse)  litokazi  (vgl.  litoli)  litokazi  (vgl.  litoli) 

Kalk  (eigentlich  weißer  mqako  mqnko 
Ton) 


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356 

Srtss:  Kingoni  und  Kisutu. 

kalt 

-makaza 

-a  mpepo 

heute  ist  es  kalt 

na  mum  kumakaza 

• 

Uro  mpepo 

kalt  werden  (Speise) 

-pol a 

-  pol  a 

Kälte 

liqica 

in  pepo 

Kainäleon 

lumcao  (Cnglückstier !) 

lulic  if  u 

Kamm  (des  Hahnes) 

mzumbit 

hucikiro  (Art-) 

kämmen  (in  Rinnen 

-temerera 

-lemba 

flechten) 

Kampf 

yimpi 

nyando 

kämpfen 

-hca.  -ytcazana 

-k oman  a 

Kämpfer 

nywazi 

Kanal  s.  Abzugsgraben 

Kanone 

mzinya,  bombom 

mzinya,  bombom 

Kappe  (Art  Turban) 

mcheka 

mcheka 

(europäische) 

kojia 

kofia 

Karawane 

ulendo 

ulendo 

Kartoffel  (Süßkartoffel) 

kimunynru 

nyahoro 

(große  Art) 

lidumbi 

(Art  wilde  Kartoffel) 

kizani 

tiyiriyi 

Käse 

viyonyota  (eigentl.  Toppe) 

Kassawa 

lisala 

lidenye 

Katze  (Hauskatze) 

mlamu 

mlamu 

(Wildkatze) 

mpaka,  nyicatci 

lihyonii  {ki-) 

kauen 

-shafuna 

-daktila 

Kauf 

ntenyo 

maronda 

Kaurimuschel 

likrmo 

Kautschuk 

mpira 

Kebsweib 

mfasi  mnyani  (eigentlich 

Kleinweib) 

Kehle  (Speiseröhre) 

mizo 

m  iz  o 

(Gurgel) 

mkoromero,  mpimbo 

kehren  (fegen) 

-tanyira 

•fyauirn 

keimen 

-mera 

Kelle  (zum  Kochen) 

lipini 

mtiko.  inpundi 

kennen 

II  U  1  1  III 

-yazi 

•mann y a 

Kennzeichen 

mbara 

tu  bar  a 

Kern  (von  Flüchten) 

lundumbu 

fund  u  m  b  u 

Kette 

mnyf/roro 

m n yororo 

(Halskette,  Perl- 

usharu 

m kau  da 

schnur) 
(Chi  kette) 

usambo 

Keule 

ntoiiya 

m-saye 

(Kleisehkeule) 

linyina 

m  y  ii  r  u 

Kind 

mtwana  (mtana) 

m  tea  na 

Kindsfell  (zum  Tra- 

mbereko 

so  ii  da 

gen  des  Kindes) 


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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


337 


Kinn  kire/u  (auch  Bart) 

Kissen  utonyo 
(Stühlchen  als  Kissen)  mmmiro 

Kiste  sanduku  (kisw.) 

Kitowero  (kisw.)  s.  Zu- 
kost 

kitzeln 

klagen  (gerichtlich) 

(wehklagen) 
klar 

klar  werden  (vom 

schmutzigen  Wasser) 

klatschen  (mit  den  Hän-  -hambata 

(p) 


kinjtcemba 

utongo 

msamiro 


•nyegera 
-kulika,  -qrtca 
-kam 
msope 
-shenga 


-nenerera 
-emba 


■gomba 


den) 
Klone 

kielten  (trans.) 

(intrans.) 
Kleid 


luzipo;  chutru 
-namika 


luzipo\  vhuwu 
-namika 
-namatira 

nguiconyura,  tihiya  Hbuka  ngutpo  nyitra,  lihiya, 

libuka 


-debe 
-fupi 

-Ii  bat  a 
-ktcera 
-kungvnda 


Kleie 
klein 

(—  kurz) 

klemmen 
klettern 
klopfen 

hineinklopfen 
herausklopfen  (aus 
dem  Stiel) 
Kloß  (aus  Lehm) 
Klößchen  (aus  Brei  usw.)  ndonge 
Klotz  (Holzklotz)  liyttdn 
klug  sein  -tea  na  liqiri 

Klumpen  s.  Kloß 
Knabe  m/ana 
knacken  machen,  (die   -chaya  zinkomo 
Finger  durch  Ziehen) 

(wenn  alle  Finger  knacken,  ist  der  Mann  ein  Lügner) 
knallen  i  vom  angezün 


vyaya 
-nyani 
-fichan? 

-bandiza 

•facera 

-düla 

•komerera 

•kura 

Hyade,  kigaisha 


ndonye 
ligodo 

•tea  na  luhala 
msongoro 


knattern}  deten  Schilf 

Knecht 

kneifen 

kneten  (Lehm) 
knicken  s.  brechen 
Knie 
knien 

(--  niederknien) 


-jmtika 

mu/u,  mehavei 
-nyetca 

puka,  -kannya 
fidoro 

-safa  (-shala)  madoro 
-yuka  madoro 


-turuka 

msufti 

-tona 

-kanda 

(l  i)/uyam  iro 
tama  mafuyamiro 
-fuyama 


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358 

Spiss:  Kiiigoni  und  Kisutu. 

knirschen 

-lurna  mazinyo 

-tum  a  mtno 

Knochen 

litambo 

hfupa,  Itjege 

i-  —  i  I 
Knöchel 

Itkakarani 

Knollen  ansetzen  (von 

-yiqa 

-yika 

Kartoffeln  usw.) 

Knopf  (am  Kleid) 

kifungo  (kisw.) 

ktfungo  (kisw.) 

(tun  Stock) 

hbonga 

kibonga 

s.  auch  Knoten 

Knospe 

Ittanga 

h  uienyero 

Knoten 

fundo,  \Ji\findo 

fundo,  (h\ftndo 

Koch 

•  • 

mpekt 

a  IT» 

mteiekt 

kochen  (sieden,  trans.) 

• 

-peka 

mit 

•  teleka 

(.—  hraten) 

-kazinga 

-kafanga 

(intrans.) 

-tcira  . 

-  trira 

Köcher 

kikumba  cha  michohi 

kikumba  cha  micho 

Kochstelle  s.  Herd 

Kochtopf  s.  Topf 

Köder  (für  Fische  usw.)  ausgedruckt  durch  das  betr.  Insekt  (litetr  usw.) 

Kohle 

lirasha,  likala 

lizima 

Kolik  haben 

-cha  kisu 

•pya  lireme 

kommen 

•za 

-bicera 

(heimkommen) 

-uya 

-uya 

(nahekommen) 

-sendera 

-hegerera 

König  (Großhäuptling) 

mlumzana 

können 

•yeza 

-ho  tor  a 

Kopf 

likanda,  lukakayo 

mtice 

(bei  Tieren) 

.shvko 

den  Kopf  in  die  Arme 

•zikumbata 

-hol  a 

stützen 

Kopfbedeckung  (Art 

mcheka 

mcheka 

Turban) 

(europäische) 

fa>fia 

kofia 

Kopfring  (zum  Tragen) 

nkata 

njingo 

Kopfweh  haben,  durch 

likanda  livina 

rnttre  icavara 

Korb  (großer,  aus  Bam- 

lidengo 

(andatcala 

busstreifen) 
(groß,  Uach) 

lutengo,  Ittsero 

luparo 

(klein) 

kija 

kiheneko;  kijnmera 

(aus    marurv  ge- 

lidoto 

llochten) 

Korn  (Früchte) 

mattere 

(das  einzelne) 

/ulcere,  Itixafu 

lupeke 

Koruwurm 

kifukuto 

kifukuto 

vom  Korn  wurm  ge-  fukuhca 

fressen  werden 

Körper 

mzimba 

micili,  mucili 

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Sms:  Kingoni  und  Kisutu. 


:vd9 


Kost 

\-  '  1    '*  now 

chakulua 

kosten  (versuchen  1 

-linoa 

-liny  a 

Kftt  s  Fvkremente 

K  rabhe 

I  inyaraji 

l\  rafY 

nuiti  in  i  mein  <ci  \ 

in  a  k  (i  k  a  r  a 

www  U  **  *-*  W »  1^  y  u 

kräftig  sein 

-qina 

-  kanyamara 

Krähe 

hlmliiirtt 

( li)kunquru 

hrälipn  fvnrn  Huhnl 

Iii  aiicu    yvuiu    iiauu  | 

-kata 

nun» 

-emba 

Kralle  s  Klaue 

Krninnf  bekommen 

-finita  mshiixi 

-finita  mshipa 

Kranich  /Pfitupn-t 

lififtholi 

■  ffll/U'/l  f 

limtcali 

%    %    WWW                     V  » 

andere  Arten: 

ndhco  (weiß);  vindtca 

krank 

mtamu 

krnnk  werden 

-rteara 

schwer  krank  werden 

-qura  ferne i ,  =  kakuru 

-rteara  paw a ha 

Krankheit 

lufu  ( ol.  ct/o) 

utamu 

Krätze 

/uktcfktcfi 

tn  apt 'If 

kratzen  (um  7.11  scheuern) 

-hxcaya 

-kurenda 

(auf  der  Haut  sich 

-nicaya 

kmt/e 

(von  Vögeln) 

-pala 

-pala 

(von  der  Katze) 

•htcepa 

•kapa 

Kraut 

mbido,  ndivco 

mboga,  likoro 

Krebs 

nyvnya 

tiyunya 

(Krankheit) 

menye 

menge 

Kreide  (weißer  Ton) 

tnkako  {mqako) 

Kreis  mkumbi  (z.  B.  im  Kreis  aufgestellte  Menschen   inkumbi  wa 

Kreis  (Hof)  um  den 

Mond  mkumbi  tea  nyanya) 

Kreisel 

mpira 

mpira 

Kreuz 

lipambano;  msalaba  (ksw.) 

kreuzen  (die  Beine) 

-ytyamiza  (mlunyao  lunye) 

sich    kreuzen  (von 

-pamltana 

-pambanu 

Wegen .  von  Men- 
schen, deren  Wege 
sich  kreuzen,  die 
sich  jedoch  nicht 
treffen) 


Kreuzweg 
kriechen 
Krieg 


tnapambano  (ya  njera) 
-ka.sa 


Krieg  führen 
Krieger 

Kriegsgefangener 


male  kau  o 

-  kicatca 
ngotido 

-  k  0  m  n  n  a 


yimpt 

-lira,  -yteazana 
lijaha 
mu/u 

Kriegskostüm,  bestand  aus  njufatla  ( 'Federbusch  auf  dem  Kopf)  und  mayam- 

bato  (Tierschwänze  usw.  21m  Körper) 
Kriegstanz  aufführen       -yin  -da Uhu 


mxutu,  mchaica 


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360 


Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


Krokodil 

ngwe/iya,  ingtcanyama 

ligurt  ><  </ 

Krone,  durch 

mkumbi  (Kreis) 

Kronenkranich 

lihoholi 

limtcan 

Kropf 

ndesi 

• 

Kröte  s.  Frosch 

• 

Krug  (irden) 

mbiza 

chaliko 

(Kürbis) 

lisala 

lideny 

krumm  werden 

•jyendama 

-pendama 

krumm  gehen  s. 

hinken 

krummen 

-gogoicisa 

- pinda 

krüppelhaft  sein 

-sonny  oka 

'c/tipira 

Kruste  (im  Topf) 

ukoko 

ma  koyoto 

Küche 

patnaseko 

pama/iyo 

Küchlein 

mttcana  wa  nkuku 

kikuku.  chyana 

nguku 

kQld  werden 

-)Hßla 

-pola 

kühlen  (ah-) 

-pozisa 

-polisa 

kühn  sein 

-aina 

-kanyamara 

Kugel  (Gewehr-) 

kipolopnh 

Kuh 

nkomokazi 

nyinda 

Kummer  haben 

-kumbula  shizio 

-kumbula  miitna 

Kundschafter 

(Ii)  Mi  (pl.  zi) 

1  itig  o  m  ej  i 

Kupfer 

lisongo  libomou 

kikono  kidungu. 

mkuwa 

Kürbis 

lishala  (toara) 

lidenge 

(als  Gemüse) 

litany  a 

mungu 

kürschen 

-chuka 

-chukuta 

kurz 

-fichane 

-fupi 

kürzen  (ab-) 

-jmva,  -yeka 

-dumula 

küssen 

•yanga 

-yanga 

Küste,  an  der  (die) 

mbwani 

mbwani 

L. 


lachen 

-sheka 

-heka 

laden  (Gewehr) 

-tera-,  -ytta  {yconga  Pulver) 

•sopa  (tconya) 

Ladestock 

luyanga 

Lager 

kilalo 

kigono 

lagern,  sich 

-lala 

-go  na 

lahm  sein 

•temara 

-lemara 

Lamm 

lizinyani  la  yimvu 

lizinyani  la  m 

Land 

liztce 

mlima 

Land  im  Gegensatz 

mlaga  (gew.  pi.  mi-) 

zu  .Stadt- 

Landgut 

simu,  munda 

mg  und a 

Landmann 

mlimi 

mlim  i 

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Spiss:  Ringoni  und  Kisutu. 

lang 

-de  (vgl.  -deni) 

vor  1:  iger  Zeit 

kadeni  (padeni) 

langsam  'idv.) 

kuse,  bwino 

langsam  sein  (—  tun) 

-sicera 

langweilen,  sich 

•zibuta 

Lappen  (aus  Stoff) 

kikaka,  kiktcinda 

(kleiner) 

micere 

(langer  schmaler) 

mcheka 

Laim  (Geschrei) 

msntnao 

Lärm  schlagen 

-banga  mshindo 

lassen  (ablassen) 

-sia,  -kauJa,  -leka 

nicht  lassen  (verbieten) 

•yalisa 

übriglassen 

•sia,  -leka 

Last 

mticaro,  mtoro 

Lastträger 

mticali  mtoro 

lästig  fallen  (ermüden) 

-nengeza 

Latte  (l)achsparre) 

lutungu 

lau  werden  (s.  abkühlen)  -pola 

lauern 

-lalira 

Lauf  (schneller) 

mojuwane 

laufen 

-yigima  (-gijima) 

um  die  Wette  laufen 

-linya  tnajuwane 

Laus 

(i)nhcara  (pl.  zint-) 

laut  (adj.) 

-kuru 

(adv.) 

kakurv 

läuten  (trans.) 

-chaya  ndalama 

(intrans.) 

-kara 

lauter  (=  bloß) 

-odica  (-edica) 

(lauter  Morast) 

ludaka  lodtca 

Leben 

urura,  icaltwino 

leben,  durch 

-rura  (lebendig) 

lebend  ) 

lebendig  ( 

-rura 

Leber 

kibindi 

lecken 

•kota 

Leder 

kikumba 

leer  (adv.  u.  präd.) 

-chabe 

(adjekt.) 

•a  chabe 

legen 

-beka  (auf  den  Boden  past) 

Eier  legen 

•b/>k(er)a  maqanda 

Lehm  (nasser  o. dunkler)  hidaka 

(rote  Erde) 

kikxmja 

(weißer  Ton) 

mqakn 

Lehmkloß 

ligade 

Lehm  treten 

-buka  ludaka,  -kannya  lu- 

daka 


361 

•  tali 

k at alt 

mbolembolf 

-hxtera 

-zibuta 


mshindo 

-bauya  mit  hin  do 

-sia,  -kaula,  -leka 

-beza 

-leka 

mziyo 

mgeyi  jnziyo 

-  c h  ttmbuza 

mpayaro  (pl.  mpayaro) 

-pola 

-yuicira 

majumbo 

-jumba 

-linga  majumbo 

lisosolo 

-waha 

neso 

-to tea  ndalama 
-emba 

urura,  teabwino 
-rura 

-rura 

kibindi 

-myanya 

kikumba 

-uraka 

-a  icaka 

-teika,  -limb a 

-  tag(ir)a  makanga 
ludopr 

kikunja 

mkako 

liyadp 

-kanda  ludope 


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362 

lehnen  (an-) 

sicli  anlehnen 
Lehre 
lehren 
Lehrer 
Lehrling 
Leih  (Körper) 
Leihweh  hahen,  durch 
Leiche 
leicht 

leichtsinnig 
leiden 

Leiden 
leihen 

Leim  (Vogel-) 
leise  (adv.) 

leiten   (an   der  Hand 

fuhren) 
Leiter,  die 
Lenden 

Lendentuch 
Leopard 
lernen 
lesen 
letzte 

leuchten  (trans.) 

(intrans.) 
leugnen 
Leute 
Licht 
licht 

licht  werden  (vom  Tag) 
lieh  (..:  gut) 
Liehe 
liehen 
Liehling 

Liehschaft  hahen 
Lied,  durch 
liegen 

mit  dem  Kopfe  auf 

etwas  liegen 
was    Hegt  daran:' 
(•macht  nichts!.) 
Linie 

in  einer  Linie  aufstellen 


Spiss:  Kingoni  and  Ki: 

-yeyamisa 
-yryama 

mqfundisho,  malaya 
-funda,  -faya 
m/undisi 
m/undi 
mzimba 
-vava  hisu 
mtuß 
-rura 
kishora 

-ztca   ushunyu,  -bona 

ushunyu 
ushunyu  (usunyu) 
-boleka,  -cheleka 
ulimbo 
ktt.se 
•tanyuza 

kimuti  cha  kvktcera 
zinkaro  (sing,  lukaro) 
kiqtcinda  (s.  auch  Lappen) 
inytce  kinytmyonyo 
-fundiwa,  -layhea 
•soma  (ksw.) 
-a  rmwa 
•banisa 

•  baneka ,  -kannya 
-yafa  (na  rnauga) 
teanttt 

mbane.  mbaneko 

•mxope 

-cha,  -sa 

•ttandi  (s.  auch  Liehling) 

ntando,  utando 

-tan  da 

mtandnkazi 

•ftma  kukomba 

•sateera 

-lala 


htdtrendire 
-heka  iudtcmdtre 


-yeyeya 
-yeyama 

ma/undisho,  malayo 
- fundisa 
mxcalitnu  (ksw.) 

muwili,  mucili 

-eina  lireme 

mtuhi 

-rura 

kishora 


-azima,  -pinya 
u  l  i  m  b  o 
mbo  tern  bole 
-lonyoza 

nyazi  (ksw.) 
kiicuno 
kikwinda 
Uhu  tri 

-  u  ndisiwa 
-soma  (ksw.) 
-a  kumbele 

-  mulisa 

-  m  ulika 

•  bera  (na  makeo) 

icandu,  icanu 

(ki)niuliko 

•teara/u 

•cha 

iiyano 
-yana 
my  an  if  u 

l  u  i  m  b  o 
-yona 

-  sa  m  ira 

kit  nan  if 


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oPiss.  lYingoiii  una  ivisuru. 

Linke  (die  linke  Hand, 

linger* 

linke  Seite) 

links 

-a  linger f ,  -a  mengere 

Lippe 

mlomo 

List 

liqiri,  marango 

Inhal  a 

loben 

•tokoza,  -gia 

-lumpirira 

Loch  (Vertiefung) 

ligodi 

Ii  god  i 

<  Hohle*  in  der  Erde) 

ligeica 

m  ic  in  a 

(Höhlung  im  Felsen) 

mhoma 

lipanga 

.Mauseloch 

mlindi 

mlindi 

locker  werden 

-/una  kukumuka 

-/una  kuicopokt 

lockern 

-Irgereza 

-legereza 

Löffel  (Koch-) 

lipini 

mpundi,  mwiko 

(Schopf-) 

ndtbe 

tnlrko,  mnego 

Lohn 

h/ungo,  inkunzi 

njombe 

um  Lohn  arbeiten 

-Sftrenjera 

-hengula 

Los  ziehen ,  losen 

-yenza  kisiriri 

-huma  luhumu 

•  uni«  etwas  durch  Genitiv  (cha  .  .  .) 

löschen 

-qima  (-kima) 

•zima 

losbinden  i 

-kurnula 

-  icopola 

lösen  ) 

losgehen  (vom  Stiele) 

•kumuka 

-kulika 

loskaufen 

-sangula 

-kombola 

losklopfen 

-kurnula 

-kula 

losmachen  s.  losbinden 

losspringen  (auf  jemand)  -dumira,  -sukira  makata 

-yurukira 

Löwe 

mprmdoro  (pl.  ewi-), 

lifiimba,  libonj 

mpozango,  kiricani, 

ngicenyama 

Lücke  (in  den  Zähnen) 

Ihr  ende 

linguli 

Luft 

moya 

m p u ngo 

Luftröhre 

mpimbo 

m  pimbo 

(Adamsapfel) 

tnkoromero 

mkoromero 

Lüge 

manga 

makeo,  udesi 

lügen 

-qnmba 

•  acta 

Lügner 

mqnrnbi 

mmakco,  mdesi 

Lunge 

mapapo  (lipaptj  ein  Flügel) 

Lust  (Verlangen) 

moyo 

moyo 

lustig  sein 

-tatra 

-htkerera 

M. 

inaeben 

-yenza 

-ktta 

(verfertigen ;  aus  Holz) 

-baza 

-hongola 

(aus  Leder) 

-sika 

»macht  (verschlägt) 

nandaica! 

chicti 

nichts!« 


364 

Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 

Macht 

manja 

makaka  r a 

mächtig  sein 

-tra  na  manja 

-tea  na  makaka  ra 

Made 

kibttnyu,  lupeto 

lisomi 

Mädchen 

msikana 

kamtcali 

(erwachsenes) 

ntombe  ntombazana 

mteali 

Magen 

mbirini 

lutumbo 

mager  werden 

-dasa,  -yonda 

-ganda 

mahlen 

-sira 

•hyaga 

Mahne  (vom  Zebra) 

mtcetre 

mchengo 

Mais 

ki manga,  mumbu 

marombe 

(in  der  Milch) 

kimanga  käudaka,  kimanga 

kisekona  (d.  h.  »ist eben « 

seil,  kiludaka) 

(grob  gemahlener) 

mahenga 

sokole 

Mais  braten 

-yf>sa.  -kazinga 

-nyanya,  -kalanga 

Maiskolben  (leerer) 

kigamu 

kinguenyero 

Haare  am  Maiskolben 

ndf/u 

ndcfu 

Haare  bekommen 

-kastra 

-kasira 

die  Koner  ausbrechen 

•  * 

-korotro/a 

-korowola 

Maisstengel 

lishanga 

lipese 

mal 

ka- 

ka- 

einmal 

kamozi 

kamonga 

ein  andermal 

kanye 

kangi 

Mangel  (Not) 

ukivea 

Maniok 

njumbtila,  mbteani 

mayao,  manindi 

Mann 

ndoela  (Ii-) 

mgosi 

aller  Mann 

Utjeyu 

mannbar 

-kuru 

-kuru 

mannbar  werden 

-chaya  manzi,  -kula 

für  mannbar  erklaren 

-btza  mkuru 

männlich 

-doda,  -duna 

-gosi 

Mark  (Knochen-) 

monyo 

mongo 

markten  s.  fedschen 

massieren  (mit  Blätter- 

-totea  (na  maqembe) 

-tmra  (na  maqembe) 

Dawa) 

das  Massieren 

mitowo 

mitowo 

Matte 

likasi 

mpasa,  ugono 

Matte  flechten 

-tvnga,  -ruka 

'bona 

Mattenflechter 

mtungi,  mruki 

mkon  i 

Mauer 

hi  tango  hra  mache 

Itcigo  Itca  mag  an  g  a 

Maus  (Feld-) 

mbetra 

mbetra 

(Hausratte) 

hgundirane 

ligundwane 

-Loch 

tnh'ndi  tea  mbetta 

meckern  (Ziege) 

-meto 

•meta 

Medizin 

mnti 

mt  era 

Medizin  bereiten 

-hiugisa  tn. 

-lungisa  m. 

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Sms:  Kingoni  und  Kismu. 

Meer 

nywiM  ys.  occ^ 

Mehl 

ml  tu  im 

it  h  p  m  b  p 

(grobes) 

murre 

muh  f  r  p 

Mehlbrei 

sima .  kiieza 

ii  ga/  i 

mehr,  durch 

•y\T\U  /««/'  *-W    ^lllll£lil  UJ^PII  f 

•  «/  fx  n  tt  0  —  n 

y     y  u 

nicht    mehr  (adv.), 

durch  negat.  Form 

mit  dem  Zusatz 

pa  tc  Hi ,  ka  n yp 

ka  ii  a  i 

meiden  (ausweichen) 

-IMlIlthllh'fl 

-  tin  (l ii kn 

meiden  (unterlassen) 

-  1  c     rj      •  A*  si  r*  /)  /f 

-  1  r  f\  u,      r\  Hl  i/A  II 

mein 

-o/wi  .  -«  riftro 

-  a  n  ii  ii .  -  a  n  e  ii  p 

meinen 

.A/m/T  ./V 
-UlJilU  ,  "II 

•  ic  u  n  a  f  -1  oia 

oder  durch 

sh  izio  ihuntma 

Meister 

/lAocfio,  nyungu  jj>i.  •  J 

j  it  n  u  i 

melken 

.  /■  fi  tri  fr 
-Af#  III  U 

Gelaß  zum  Melken 

/ 1 1  ttniin 
inungu 

sich    in    den  Mund 

-sireza 

-yorigrra 

melken 

Menge  (Volkes-) 

liqala,  lihanja 

Mensch 

munhi 

mit  ml  ii,  munu 

Menstruation  haben 

-giza 

'tea  kuligeza 

-ira  kuhaki 

(/.u  dieser  Zeit  dnrf  das  Weib  das  Essen  nicht  salzen,  sonst  wird 

Mann  an  den  Beinen  lahm!) 

merken  (sehen,  fühlen)  -bona 

-irona,  -iola 

Merkmal 

mbara 

mbara 

(eingeschnittenes) 

tingara 

messen 

•linga,  -Ungisa 

•  linga,  -Ungisa 

Messer 

mukira,  mkonrio 

kipula 

(Busch-) 

mbemba 

nyengo 

(-Griff) 

luti 

mpini,  chaka 

Messing,  -Ring 

kikono  ( kimsop* ) 

Ii  so  n  go  {liwarafi 

-Ring  (anschmieden, 

-tanrfa  kik. 

-nyemba  Iis. 

anlegen) 

Mhogo 

tijurnbtila ,  mbicani 

mayao.  manimii 

-Stengel 

kimuti  rha  nj. 

m  K  ongo  ira  ma. 

mich 

nrli;  (hetont)  tninne ,  netco 

ti  (Ii.  nenga 

Milch 

Itcisi,  tnasi 

In  z  ur  a 

süße 

ficisi  hra  ttamusa 

hiznra  l  tc  a  Uro 

Hiesttnilch 

kihtiri 

kituiri 

geronnene 

vigongota 

v  ig  on  got  a 

gerinnen 

-/in 

•  i/  it  hi  a 

sauer  werden 

-vii  ii  da 

•  r  it  ii  il  a 

Milchgefaß  (zum 

htunga 

1 i tu  ii  g  n 

Melken) 

mild 

-i/o  to 

•i/0/  o 

366 


Snss:  Kingoni  und  Kisutu. 


mir  (tonlos) 
(betont) 

bei  mir  (zuhause) 
mischen 


ndi 

minne,  neico 
mir  a  minne 

-skanganisa*  -eanga(nisa) , 

-(]umba{ni$a) 
ulonyo 
na 


ndi 
nenga 


-hasa 
inabuli 
na 


Mist 

mit  (Begleitung  und 
Mittel) 
mit  mir 
mit  dir 
mit  ihm 
mit  uns 
mit  euch 
mit  ihnen 
Mitleid 

Mitleid  haben 
mitsammen 
Mittag 
mittags 

(von  1 1  bis  '2  Uhr  sagt  man  liranga  lifudumar{w)a  die  Sonne  macht 

schwitzen,  um  2  Uhr  liranga  lipenduka  die  Sonne  wendet  sich  (Talh) 

Mitte,  in  der  Mitte      1  ......  mgati 

\  mukati.  pakati.  kukati 
mitten  \  1  pagatt 

in  die  Mitte  kicakati,  kv-  kugati 

Mitternacht  pakati  pa  usiku  pagatipakilo 

-jso/nofa,  -gaica  -gate a 

-bik{er)a  -bik{er)a 

-sheica  -she  fr  a 


nnmi 
naw 
nage 
nati 

namicr,  nanye 

natro 

musa 

-bon(er)a  m. 
ndaonnye,  partin; i 

imini  ikum 


namt 
natee 
nage 
nati 

narntre.  nanye 
nairo 
lipyana 
-lo/(er)a  L 
pamonga 

imini  ikuru 


mitteilen 
mündlich 
Heimliches 


von  der  Speise  durch  -shepuna 
Abbrechen  mitteilen 


-in 


eya 


nicht  mitteilen 
Mitteilung  (mitgeteilte 

Geschenke) 
mögen 

ich  mag  nicht 
möglich  sein 
Molke 
Monat 
Mond 


-nyicha 
msömoln 

-tanda,  -/una 
audita  ndi 
•yezeka.  -yenzeka 
mlaca 

nyanga 


-Innda. 
mbiritu 
-hotoreka 


mteezi 


gana 


waci 


isen  (vom  Mond)  -qina .  -kuh 


annehmen 
scheinen 
verschwinden 
es  ist  Vollmond 
es  ist  Neumond 
morden 


-punyula,  -/una  kufa 

-irala 

-fa,  -pera 

ii.  ikuru.  n.  ikannya 

H.  yafa 

-burara 


-kan  g  a  mar  a ,  -kula 
-pungula .  -/una  kufa 
-\rala 

•  yomoka 
m.  mute  ah  a 

•  kam  a 


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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


M order 

mburari 

mkomi 

morgen 

kusasa 

kirau 

Morgen 

[  kusasa 

lukera 

morgens 

früh  morgens 

kusasa  ludu 

lukera  neso 

gegen  8  Uhr 

rnba  rar  a 

mbarara 

Morgenstern 

nkanyesi  ya  kucha 

lutondn  lira  kucha 

Mörser  (aus  Hob.) 

likovu 

Iii  tili 

Moskito 

(lu)suiru 

njenjema,  l ingereng 

Motte  (kleiner  Schmet-  kapuruputu 

kapuruputu 

terling) 

(ist  den  Wangoni  nicht  als  kleiderfressend  bekannt) 

Mtama 

saka 

mapemba 

-Stengel 

lishanga 

iipese 

Mücke  s.  Moskito 

müde  werden 

•dinhca 

-totokera 

(auch  übertragen:  -dinitca  pete  jemandes  müde  sein) 

Mühe;  sich  Mühe  geben 

-kiitala ,  -qina 

-kangatnara 

Mühlstein  (der  untere) 

t '     2         1         7  * 

itcne  la  fcusira 

hear  a 

(der  obere,  kleine) 

mbokoto  (pl.  zim.) 

Ii  mir  a  na  (lu-) 

MQllhaufen 

Uzara 

kifyagiriro 

ßlund 

milomo  (auch  tnlomo) 
lok.  milomtceni  und 

milomo  (auch  mlom> 

milonyeni 

pa-,  tnum/omo 

ein  -Mundvoll« 

-mumata 

-fuurata 

nehmen 

Mündung  (Fluß-) 

mashangano 

makongano 

(des  Gewehrs) 

mlomo 

mlomo 

murren 

-trawaza 

-ngunula 

Muschel  (Flußperl-) 
Muscheltier 

|  likongice 

Kaurimuschel 

likfmo 

Musikinstrumente: 

mbeta  (Flöte) 
karombeta  (Trompete, 

mbeta 

europäisch) 

karombeta 

baragumu  , 

.      .         ;  (Horner) 
mbarabara     )  ' 

baragumu 

mbarabara 

numburu  (Trommel) 

rtgoma 

ligubu  (Saiteninstrument) 

müssen ; 

durch  -dinga  (notig  habt* n) 
oder  -faneUt  (nützen, 
frommen) 

müßig  sein 

•liirariza   mit  oder  ohne 
kizuHgtt  (grübelnd, 
spinnend)  (vgl.  liirara) 

Müßiggänger 

kiJitrarizt 

868 
Muster 

mutig  (im  Kampf) 

mutig  sein 
Mutter 

deine  Mutter 

deine,  seine  Mutter 


Mütze  (Art  Turban) 
(europaische) 


Spiss:  Kiugoni  und  Kisutu. 
lufano 

nyiraci  (vgl.  -ytcaza) 

-oina 

mama 

nyoko 

nyina 


tncheka 
kufia  (ksw.) 


-knnya mar  a 
ma(tr)u,  nyonyoro 
n  yok  o 

nyina  (das  Possessiv  muß 
jedoch  ausgedruckt 
werden) 

mchfka 

kofia  (ksw.) 


Nabel 

nach  (Richtung) 

(hinter,  später) 

nach  und  nach 
nachahmen 

nachdem;  z.U.  nachdem 

er  gesprochen 
nachdenken 
nachfolgen 

in  der  Regierung 
nachher  s.  hernach 
Nachkomme 
nachlässig 

nachlässig  sein 
Nachlässigkeit 
nachlassen 

(Selinürung  usw.) 

(erlassen) 
nachlaufen 
Nachmittag;  es  ist 

Nachmittag 
Nachricht 

»was  giht  es  für 
Nachrichten  i*- 

Nachricht  bringen 

Nachricht  senden 
nachsinnen  s.  nachdenkt 
nachspüren  (vom  Hund) 

(vom  Menschen) 
Nacht 

hei  Nacht 
Nachtlager  s.  Lager. 


N. 

nrja'ca 
kit-,  kica 
(e)mura  kica 
birinobicino 
-Hnyanisa ,  -landa 
lapti  akurumilepo 

-kumbula 
-landa 

-bekitca  ukosi 

mzukvru,  mttcana 
kishora ,  kiliicarizi 
-litcara 

vlitcaro,  libude 

-leyereza 
-xia,  -lek(er)a 
-landa  na  majuirane 
lapmduka  (seil,  liranya) 

(die  Sonne  sinkt) 
zindaira 

•  zindaica  muni'i* 

'kunjani?' 
-hika  (-era) 
-tutna  zitid. 
:n. 

-tunyaf{ir)a 

-shnra 

miku 

jHiusiku .  eusiktt 


lukufu  (my u/n) 
kv-,  kica 
kiimbc/f  kira 
m  bolr  m  bole 
-kotrekera 


-kumbuka 
koteekera 
-limba  uttca 

m  trän  a 


hnyama 


•hyereza 
■fck  a 

■  koirekf  ra  na  mjiunha 


mi  barn 

mi  bar  o  njanif 

-srnya  miharo 

-  nu  s  (ir)  a 
•  tlyomera 

kilo 

pa  kilo 


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Spiss:  Kingoni  und  Kisuto. 


H(>9 


Nacken 
nackt 


mmnduru\  kingutu 
(prädik.)  chabe 
(adject.)  -a  chabe 
kitungo 
lusunguru 
kikongurane 


Nadel 

Nagel  (aus  Kisen) 

(aus  Holz) 

Fingernagel 

Zehennagel 
nagen  (von  der  Maus  usw.)  rigcmgola,  nguenya 


kigosi 
waka,  tcuuli 
-  a  waka 

sindano  (singane) 
msomali  (ksw.) 


|  luzipo 


nahe 
nahebei 

n aherucken 

nahesteilen 

nähen 

nähern ,  sich 

nahezu  s.  beinahe 

Nahrung 

nähren 

Nacht 

Name 

wie  ist  dein  Name? 

Namen  geben 


pqfichane  na,  -pa,  -kwa 

!  sendereza 

-tunga 
-sendera 

kiso  {kisho),  chakwta 

-pana 

tntungo 


libizo  lako  nguwe  tranif 
-yeta  libizo 


ngongola,  nguenya 
papTpi 

pa/ichane  na,  -pa, 
•  kwa 

-hegereza 

-  hona 
-hegerera 

chakulya 
-perana 
lutoto 
lihina 

•  tina  lihina 


nämliche,  der  durch  Verdoppelung  des  Demonstrativpronomens. 


/inl/ewa 


Narbe 

(von  Einschnitten)  njojo 
Narr,  närrisch  s.  irrsinnig 


Nase 

aus  der  Nase  bluten 
Nasenschleim 
Nashorn 
naß 


mputnulo 

-puma  ngazi  mpumuio 

maßnyera 

kipembere 

-a  manzi,  -lutaka 
«0 

-tamba  na  ttian:t 


li/u 

pamozi,  ndaonye 
shara 


naß  werden 
Nebel 

neben,  nebeneinander 
necken 

Neffe  (der  Schwester 
Kind) 

(des  Bruders  Kind) 
Negerkorn 
nehmen 

mit  Gewalt 

mir  wenig  mit  der 
Hand  nehmen 

auf  den  Arm  nehmen  -singata 

•  nimm  da!-  »mi>w/« 

Mit  d.  Sem.  f.  Orient.  Sprachen.  1904.  Hl.  Abt 


Ii  warn  ba 
nembo 

mengero 

ma/inycra 
kipembere 
-deke 

-dekepa 
li/u/u,  li/und i 
pamonga 
-kina 


mtwana  (seil,  wamtanakwetu) 


saka 

-tf//a,  -tawata, 
•yamuka 
-rigewa,  -ka 


■  tntu 


mapemba 

-tola,  -tawata,  -tata 
-poka,  -yanuka 
-tona 

-pagata 
•  hat«!* 


370 


Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


Neid 

(Eifersacht) 
neidisch  sein 
neigen 

sich  neigen 


kigoro 
ukwere 

-bonera  shizio 

•kotama 

-{zi)kotama 


kigoro 
ukirere 

•  gundama 
-zigunda  ma 


die  Sonne  neigt  sich  Uranga  lachona 
(zum  Untergang) 
Neigung  s.  Begierde 
nein 

nennen  s.  u.  Name 
Nest 

Netz  (zum  Wildfang) 

(zum  Fischen) 
neu 


ngö,  ca  (Schnalzlaut) 
ktsaknsnka 


neugierig  sein 
Neuigkeit  s.  Nachricht 
Neumond  s.  Mond 


-cha 
-qapera 


ndd 

kisakasaka 

•  •      •      •  * 

Itpirtrt 

Itcavu,  lutengo 
-pya 

•pulikiza 


neun 

Ngoma  (Tanzarten) 
nicht 


-tins 


-hano  na  mchecht 
mktcendo,  lipuga 


-sann  na 
ligrcamlxi 
a  (vorgesetzt!) 

andi  ich  (bin)  nicht;  äko,  are  (azf),  alizT  er  ist  nicht  hier;  am;  asi 
trami  es  ist  nicht  meine  Art;  andi  na  ich  habe  nicht;  vor  einem  Infinitiv 
bedeutet  auch  bloßes  -na«  nicht,  z.B.  na  kuhamba,  ich  gehe  nicht  (zu 
ergänzen  *andi*  na  kuhamba  ich  bin  nicht  mit  gehen) 


nicht;  -nicht  wahr?«  atir,  ati  pool 

niederfallen  (bittend)  -gukira 

(seitwärts,  kopfüber)  -gekika 

niederhauen  (Holz)  -juwa 

niederknien  -guk{ir)a  madoro 

niederlassen,  sich  -sara  {•shard) 

(von  Vögeln)  -wa 

niederlegen  (Gaben  vor  -tid(ir)a 
jemand) 


sich  niederlegen 
niederreißen  (Haus) 
niederschlagen 
niedersetzen,  sich 
niedersitzen 
niederstellen 
niedertreten 
niederwerfen 
niedrig  (Haus) 

(Wasserstand) 


ande  (andi)i 

-f vgamira 

-garauka 

-tema,  -dumula 

-/ugam(ir)a 

-tama 

-gwa 

~nenul{ir)a 

-gona 
-bomola 


-lala 

-fuza,  -diriza 
-chaya  awe  (daß  er  falle)  pasi 

-sara  (past)  -tama  (pahi) 


-beka  pasi 
•nyat(ir)a 
-urisa 
-fichone 

-nyane  (-ninyane) 


niemand,  durch  aze  muntu  (es  ist  kein  Mensch) 
Niere  iso  (pl.röo) 

niesen  -yetemula 


-wika  pahi 

-libat(ir)a 

-gvoisa 

-fupi 

-debe 

-tesimula 


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Si'iss:  Kingoni  und  Kisutu.  371 

Nilpferd  kiboko  ndomondo 

nisten  -tutirira  (kisakasaka)  -tutirira  (kisakasaka) 

noch;  warte  noch  qare.  uime  (fang  an  und  stehe) 
oder  ulmde  huti  (uime  huti) 

er  ist  noch  da  akona,  kandi  akona 

noch  andere  want/ e  muva 

noch  nicht;  ich  hörte  noch  nicht  ningakazwe 
nochmals  kawili,  kanye  kangi 

Norden  mi$hu(u))uru  (heißt  auch  lukigi 

Süden) 

Not  ukiwa  ukiwa 

Notdurft  verrichten        -tunda  -tun da 

Nothütte  kikon^lu  sakasa 

notwendig  i 

nötig         |  halien  -dinga,  -/una  -Ion da 

nötig  sein  -fanera  -fan  er  a 

mich  tern  sein  pf.  von  -lamba  (nichts  oder  sehr  wenig  essen) 

wieder  nüchtern  werden  (vom  Rausch)  -temuka  (uchwala) 
nun  s.  jetzt 

(tonlos  anknüpfend)  nandatca 
nur  njtce\ngd,kupera  (postpos.)  ndü 

(tonlos)  kambe  (uniyamkere  kambe  lös  mich  nur  ab) 
nützen  -ftiza,  -fanera  -siza,  -fanera 

Nutzen  masizo,  mafanero  masizo,  mafanero 


o. 


0!  (Ausruf) 

au!  hau!  tree! 

au!  hau!  wee! 

ob 

kumbi,  koma,  kama 

kumbi,  koma,  kama 

Obacht  geben 

shakanipa 

-chenjera 

(auf  den  Feind) 

-shora 

-ngomera 

oben 

pezuru 

pachannya ,  panani 

Oberhaupt 

mkuru 

mute  aha 

obgleich 

nyanyana,  nakuwa 

nyangana,  nakuwa 

Ochse 

liboyi  (liboye),  nkatci 

liboyi  (liboye),  nkawi 

oder 

chere  (wörtl.  »sag!«, 

•  vielleicht«) 

offen  stehen 

-vulika 

-dindulika 

offenbaren 

-yazisa,  -gwaid(ir)a  mlomo  -mannyisa 

(Geheimes,  Böses) 

-sftew{er)a 

offenbar  werden 

-yazika 

-mannyika 

Offenbarung 

mayaziso  (neu) 

öffnen 

-viila 

-dindula 

(die  Augen) 

-papama  (-pakama) 

Öffnung 

mlomo 

mlom  o* 

(Tür-) 

lisango 

mlyango 

oft 

paninzi  (ka-) 

kamahere 

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372 

Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 

Oheim  s.  Vetter 

Öl 

ma/uta 

mahuta 

ohne  (etwas  sein) 

kuze  (na) 

ich  bin  ohne  Nahrung  ndize  na  chakusa\  andi  na  kixho 

OIUHUiH  llUf,  nciucii 

-lit tl<4  Hfl  (l 

_  A  )  Ti  W  •  /  L."  fj 
-  it  t  II  ft  Ii  A  (# 

win 

rMclfr                "  *  f 

1  i  kit  tu 
C  ff  A  If  c  II 

Ohrenbläserei  treiben 

-setta  (shetca ) 

'heha 

OlirfpitPP  <Tpl>f>n 

-makaya 

-pamanda 

Ohrläppchen 

nsetee  (njetce) 

likutu 

Ohrläppchen  durch- 

-sesa (shesha) 

-sika  likutu 

bohren 

Opfer  (Toten-) 

limiriro  (m-) 

•Heisch 

nyama  ya  imlozi 

nyama  ya  mahoka 

Onkel  s.Vetter 

opfern 

-ruma,  -tu/ira  lirumo 

-ruma,  -tulira  lirumo 

ordnen 

-lungisa 

-tendekera 

Ort 

ndaxco;  kikunja;  oder  durch  pa- 

Osten 

tnapumeranga 

mapumeranga 

(lok.  (permeranga  oder  pa-,  ku~) 


P. 

Packen  (fassen)  -bamba 
Paltnarten:  mkama  (Dumpalme);  ihre  Blätter 
liicale  (Fe.ierpalme?),  ihre  Zweige  mawale 

[mu) 


Papagei 
parieren 
passen 
passend  sein 
Pavian 
Pech 

(zum  Vogelfang) 
Perle  j 
Perlschnur  j 

große  Art 
Perlhuhn 
Person,  durch 
Pfahl 

(zum  Anbinden  von 

Haustieren) 
(spitzer  Pfahl  in  der 
Fallgrube) 
Pfand  geben 
Pfauenkranich 
Pfeffer 


kasuku 
-vika 

-linganira-,  fanera 

lyani 
ngoleko 


-kamula 
malala; 


■yepa 


usharoy  kihuhulero 

mache  (ga  usL) 
pangea,  ngerangeran* 
mnyikazi  (eig.  »selbst. 
kimuti 
kikonguxme 

luqipo 

-pikisana 

lihoholi 

toronga 


lyani 

ngoleko 

ulimbo 

usharoy  kihuhulero 

maganga  (ga  ush.) 

lichundu 

v  (0 
)  mxrene 

mkongoy  kibiki 

kipanda 

lihonga 

-temerana  ngani 

limtoali 

sobola 


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Spiss:  Kingoni  und  Kfcmtu. 


pi  eilen  (mit  dein  Mut  id) 

-o««z  luevoere 

Mm*    —  -   —  —     ^«          J  m.  m    /  .  .     f  — 

-fcuwa  lulujt 

(mit  Hute  der  Hand) 

-beta  mvemve 

-kuwa  mbembe 

1  feile 

kituliro 

kituliro 

(Tabaks-) 

c  hart  an  a 

(große) 

i  •  »  • 

ItJUHfO 

I  •  •  • 

n/v,:! 

mchohi 

mcnont 

-Spitze 

pambele  pa  mch. 

pambele  pa  mch. 

-Gift 

usungu 

usnungu 

Pferd  eantilope 

vtparapi 

mparapi 

rnu 

likwere 

Im.  Im.  *m" 

rilanze 

mbanae 

pflanzen 

• 

-chara 

-panda 

Pflanzung 

StTFlt4  9  fflUHflfl 

mgunda 

Dl1..*rt  .    J«_*  Dil«*.« 

fliege;  der  Pflege 

-gura 

-rwara 

bedürfen  (krank  sein) 

pflegen  (Cur  jemand 

-senga 

-shenga 

sorgen) 

-tumaika 

-serigeka 

(Kranke) 

-gulusa 

-licaltsa 

=  gewohnt  sein  s. 

d. 

Tl/T          1  •                /II  \ 

Pflegling  (allgem.) 

ffl,wt:i 

2 

ms  neu  zi 

pflücken 

7  

-Ära 

-yava 

rfosten;  lur-  (die 

kigoane 

... 

ngtngiritt 

vorderen) 

(die  hinteren) 

fattAra  (zm-) 

lustka  (stn-) 

Uaoel- 

lipanda 

lipanda 

rlropfen 

Ktrtmoo 

ktvtmba,  ktdtndtro 

picken  (mit  dem 

-nonga 

Iff  ff 

-hola,  honyola 

ocnnabel) 

TVI1 

rille 

kagade 

kagade 

Pinsel 

/ti/i  fcca  kutera,  lutero 

pirschen 

-zingira 

pissen 

-tunda 

-tunda 

TV  1 

Pilz 

nkoane 

tooga 

Plantage  s.  Pflanzung 

•  Plaü«  (weuäer  Heck  an 

impe/u 

kipaji 

der  ötirn  der  liere) 

platschern  (im  Wasser) 

-biiktiena 

- bukucha 

rlatz  (Ort,  Melle) 

kikunja,  ndawo 

kikunja,  ndawo 

(übriger  Platz) 

ndawo 

ndatco 

(freier  Platz  vor  den 

liwara 

Iwanja 

HQtten) 

platzen 

-dauka,  -papuka 

-hatuka 

plaudern 

-longera 

•  longera 

plötzlich 

kannye 

n yak  among  a 

pochen  s.  klopfen 


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■}74 

^pm*;  *    Ivirn'nm    linn  Tvislitll 

Pocken 

nampondo 

lihomanga  (u.  mah.) 

Polster 

msamiro 

msamiro 

Pollution  haben 

-ganya 

-ganga 

Pombe 

uchxcala ,  mgai 

ugimbi 

Posten  stehen 

-yimirira 

prahlen 

-(zi)meka 

(-zi)toga 

(als  Sieger) 

-landa  mashanza 

-landa  zinywazi 

Prahlerei 

mashanyo 

lutogo 

Preis  (Wert) 

ntengo 

marondo,  mukao 

preisen 

-toknza,  -yia 

-lumpirira 

prellen 

'dierera,  -sherera 

•pun ja 

pressen  (drucken) 

-bandiza 

-limbira  (-irira) 

(Ol  usw.) 

-kama 

-huja 

Priel  (Wasserloch) 

mtombo 

kiliva 

Probe  machen  i 

Ii  rinn 

-im  y  a 

probieren  \ 

prophezeien 

-kvruma  pambele 

-jova  paulongoio 

-kuruma  unjani 

Proviant  (Reise-) 

mpako 

mpako 

-träger 

mjingati  (pl.  mi-) 

mjingati  (pl.  mi-) 

prüfen 

-linga 

-linga 

prügeln 

-chaya 

-totca,  -lata,  -puta 

(Anzahl  der  Prügel 

durch  ntonga  ziwili  usw.) 

Pulsader  (an  den 

lukole 

lukole 

Schlafen) 

■ 

(an  der  Hand) 

inshipa 

mshipa 

Pulver  (Schieß-) 

tconga 

wonya 

putzen  (scheuern) 

-shanza 

-hongo/ya 

sich  putzen  (schön 

-ycnca  (-er era) 

-fusalirira 

kleiden) 

Q. 

Qualen 

-nenyeza ,  -zxcisa  ushungu 

-tambuza 

-bonisa  ushungu 

Quelle 

kifiera 

kipera 

Querbauin 

mtambiko 

mgomba 

querlegen 

-pingiliza 

'pinyiliza 

querliegen 

•pingika 

-pinyika 

quetschen 

•bandk(ir)a 

~limbir{ir)a. 

-limbat(ir)a 

R. 

Rabe 

lihuburu 

(li)kunguru 

rächen ,  sich 

-zisaulira 

-zilipirira,  -zitauh 

(z.  Ii.  nkomtt  zake  sein  Vieh  rächen) 

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Spiss:  Kingoni  and  Kisutu. 


375 


Kahm  lungwmgtee 


Kahm  abschöpfen 

yengula  lun. 

Kand  (der  auberste  1  en) 

maqereni,  peteni 

lupenja 

Kappenantuope 

m par  dpi 

«n    it  *rw  V  /i  Iii 

in  p  a  r  a  j)  i 

rasch 

man  tm  o ,  maztn gam 

nya  ta 

rasch  machen 

-nonopa 

-nonopa 

rasieren 

-singa 

-keta,  moveta,  -moga 

Rasiermesser 

sin  go 

tun  Bio 

nai  eneiieu 

-ift('r(t<s)0  Pinnau  a 

-lftnr1*ttlii*ft    <m  f  ft  ft  r  ft 

-tonauttrt»  m* nur u 

um  Rat  fragen 

-buza  zindaica 

L*  f\  f        tm  •  A  ft  <*  ft 

-KOia  mtnaro 

ratlos  werden  (sein) 

-ziyamba 

-zihola 

Ratte  (Feld-) 

mbetca 

lipannya 

(Haus-) 

liyundtcane 

ttgunilteane 

rauben 

■yamuka,  -lata 

a#  ft  M       «•  ft          n  m»  ft  ft  ft 

-  i/'inufca,  •nyaga, 
-poka 

Räuber 

mba/a 

mhiji 

Hilferuf:  »nyakato/  Räuber!« 

Raubtier 

likoko 

I  ikoko 

Rauch 

must 

i  y  'j %$  %  *,  1  y 

rauchen  (vom  Feuer) 

must  ubunya 

1 1/  osi  iu lui u  i no 

(Tabak) 

•betna 

-pep  a 

räuchern 

-yanika  pamusi 

-yanika  palyosi 

Räude  s.  Krätze 

raufen 

-bambana 

-limbana  malimbo 

Raum 

ndateo,  mkati 

ndateo,  mkati 

Raupe 

(lu)tambuzi 

(lu)tambuzi 

rauschen  (vom  Kleid, 

-pupuma 

-pupuma 

Wasser) 

räuspern  sich 

-koshora 

-kohomola 

(?) 

-onesa 

Rechenschaft  ablegen, 

-chenisa  (vorzeigen) 

durch 

rechnen  s.  zählen 

recht  (gut) 

-fte,  -abwino 

rechte  Hand,  rechts 

nga  neno  (kwa) 

-a  kulya  (-a  kulira) 

(von) 

Recht  sprechen 

-jutca  zindatea,  Uta 

-dumula  miharo, 
-lamul(an)a 

Rede 

rnazici,  zindatea 

miharo 

reden 

-kttruma 

• 

-J  ODO 

mitsammen  reden 

-kunimana,  -cherana 

schnell  reden,  red- 

-kuruma pi-pi-pi 

-jora  hökohöko 

selig  sein 

Regen  ) 
Regenzeit  \ 

mvula 

- 

mvula 

Regenbogen 

mpingo  (tea  mr.) 

kitcingo  (cha  mv.) 

-schirm  mtunzi,  iihau  (kleiner  Lederschild) 

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376 


Spjss:  Kingoni  und  Kisutu. 


Regenwurm  kilembo  (urembo) 

-zeit  (kleine)  lihova 
•     (große)  fisotcu 

Regen  machen  (durch  Zauber)  -hula  mvula 

die  Regenzeit  beginnt  lihova  lapinga 

ich  bin  in  den  Regen  gekommen  mvula  inmitile 
regieren  -rtisa  (hüten) 

oder:  -tea  nkosi,  tea  mlumzana 
Regierung  nkosi 

in  die  Regierung  ein-   -bekiwa  ukosi 
gesetzt  werden 
regnen  -na,  -neta 

es  regnet  {mvula)  iyana,  iyaneta 

nur  schwach  regnen    -fafaza,  -haza 
reiben  (ab-)  -yesula,  -chekika 

(=  zerreiben)  -sira 

(  —  scheuern)  -sanja 

Feuer  reiben  -pesha  mbaso 

(Streichholz)  -kwenda 
reich  werden  -fuma  (ininsi) 


nyambo,  ndupuka 
mtulo,  wali 
ki/uko 


Reich 

reichen  (hinlangen) 

(=  darreichen) 

(=  genügen) 
reichlich  vorhanden  sein 
reif  werden 
Reihe 

in  eine  Reihe  stellen 
Reiher  s.  Kranich 
rein  werden 
Reinheit 
reinigen 

(Getreide  durch  Worfeln) 
reinlich  angezogen  sein 
Reis  (in  der  Hülse) 

(enthülst) 

Arten:  weißer 
roter 
Reise 

Reiseproviant 
reisen 

(—  abreisen) 
reißen  (—  ziehen) 

(ausreißen) 

(in  Stücke  reißen) 


ukosi 

-nyuluka  (-gerula  chanja) 
-leta 

-kolitoa,  -fika 
-yanda  (gew.  pf.) 
-vuta 

ludicendvee 
-bekerera  Ind. 

-sambika,  -kannya,  shamika 

mashanzeko,  makannyo 

-shanza,  -sanja 

-pepeta 

-ffotca 

tnputiga 

mahenga 

bnngara 

ngindimba 

ulendo 

mpako 

-hamba 

-suka 

-dösa 

•shfpuna 

daula 


•dinda 
utwa 

-wikitca  utwa 

-tonya 
yatonnya 
-meremeta 
-hungulo,  porasa 
-hyaga 
-  hogo/ya 
-tika  moto 
kwenda 

-mota  (yamahere), 

-zimotera 
utwa 

-gorola  liwoko 
-leta 

-kotiwo,  -fika 

-yoroka 

-vunda 

m perera 

•  wika  mp. 


-hogo/ya 
-pepeta 
-govoa 
mpunga 

(ma)sokole,  sembe 

bungara 

ngindimba 

ulendo 

mpako 

•genda 

-wuka 

-hut  a 

-geha 

-hatula 


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Spiss:  Kmgoiu  und  Kisutu. 

Orr 
6t  1 

reiten 

-giwera 

reizen  (zum  Zorn) 

-kalimirisa 

-talamirisa 

(überhaupt  zum  Bösen) 

-yonisa 

-yonisa 

rennen  s.  laufen 

Rest  (von  Speisen) 

mlalo 

mlalo 

(angehrannte  Kruste) 

ukoko 

ukoko 

(von  Stoffen) 

kikaka 

kikaka 

retten 

-sangula 

-kombola 

gerettet  werden 

-sanguka 

-komboka 

Reue  haben,  durch 

-dadira  (zürnen) 

-hyomera 

-kaula  (aufhören) 

-leka 

shizioiyenyera  (betrübt  sein) 

Reuse 

mgono,  lutengo 

Rhinozeros  s.  Nashorn 

richten  s.  Recht  sprechen 

Ki  enter 

mteti,  mjuwi(tcazo),  mlamuh- 

{toazo) 

• 

riechen  (trans.) 

-Tiu.sa 

-nusa 

(intrans.) 

-nuka 

-nunga 

übel  riechen 

-nuka 

-nurTg  a 

wohlriechend  sein 

-nt/nAinro 

-nunkirira 

n*     it  t 

Riedbock 

niambaramba  (Ii-) 

Riegel 

mvaro 

-matnatro,  mgogo 

Kiemen 

1              M  t 

Ivqoto,  lustnga 

mkanda,  lusinga 

Kiese 

Itkongwe 

likongtoe 

Riesenschlange  (große 

sato 

sato 

Wasserschlange) 

Rind 

nkomo  (lok.  ezinkomeni) 

ngombe 

Stier 

kunzi 

kunzi 

Ochs 

liboya,  kaxoi 

liboya,  katei 

Kuh 

nkomokazi 

nginda 

Färse 

Utokazi 

nginda 

herabhängendes  Horn 

-wa  na  nsofu 

-wa  na  nsofu 

habend 

Rinde 

(n)kicendet  liqoro 

lipinda,himbo,  likungu 

abschälen 

-yeurula 

-kupula 

Ring  (am  Finger) 

ndandato 

lukene 

(am  Speer) 

limbuha  (eiserner) 

limbuha 

njonjera  (lederner) 

njonjera 

ngusi  (aus  Holz) 

ngusi 

(Kopfring) 

(n)kata 

njingo 

ringeln,  sich 

-zisonga ,  -songana 

-zinyenga,  -nyengana 

ringen  s.  raufen 

rinnen  (Hießen) 

-hamba 

-genda 

(schnell) 

•gigima 

-jumba 

(vom  Gefäß) 

-/uz  a 

-hulula 

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378 

Snss"   Kint'oni  und  Kisutu 

Rippe 

lumbambo 

Itcafu  (pl.  mba/u) 

Risse  bekommen 

-gazuka 

-panduka 

ritzen 

-tema 

-tema 

(Zeichen  einritzen) 

-Iowa 

-lemba 

Rizinusstaude 

lusha/uto 

mono 

Rizinusöl 

shafuto 

Rizinusfruchte 

zishafuto 

Rock 

micingiro 

mtcingiro 

roden 

-hwaya 

-kweta 

roh  (unreif) 

-tcisi,  -lushaza 

-bis  hi 

Rohr  (Allgemeinbegriff) 

lishangazana 

Arten:  Bambus 

mlahi 

Sumpfrohr 

litete 

lidete,  libango 

rollen  (Donner) 

-duma 

-buruma 

weiterrollen 

-gigOca 

-biruka 

Rose 

ulutca  (pl.  uhtvoa) 

ulutca 

Rost  (auf  Metall) 

utali 

utali 

rosten 

-kuta 

-kuta 

rosten  (im  Topf) 

-kazinga 

-kalanga 

( überm  Feuer) 

-  sitnira .  -unchn 

-  n  u  n  n  v  a 

rot 

-bomvu 

-dunlju 

ganz,  hell-,  feuerrot 

-bomvu  juu 

Rotz  (Nasenschleim) 

mqftnyera 

maperigo 

Rucken 

msana;  (der  obere  Teil) 

myongo 

im  Rücken 

kingutu 
pamsana,  muva 

kumbele 

aufdem  Rücken  liegen 

-lala  na  msana 

-gona  na  myongo 

auf  dem  Rücken 

-bereka 

-papa 

tragen 

Rückgrat 

litambo  (la  msana) 

Hjeg* 

rückwärts  (gehen  -hamba)  na  msana 

rudern 

-tmwa 

-huga 

rufen 

-biza  (-wiza),  -merneza 

•kema,  -kuta 

(zur  Unterredung  vor- 

•veza 

-veza 

laden) 

(=  schreien) 

-kala 

-emba 

um  Hilfe 

-haiza 

Ruf: 

•yeheef- 

•  mUteef» 

ruhen 

-pefümula 

-pümula 

Ruheplatz 

kipefumuh 

kipumulo 

ruhig  sein 

•binda 

-guna 

ruhig  (still),  adv. 

kuse 

* 

mbolembole 

ganz  ruhig 

duu,  zii 

ruhig  werden  (sich 

-lamulika ,  -pepa 

beruhigen) 


rühmen,  sich  -zimeka  -  zinyonga.  -zitoga 


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rühren  (Brei) 

(lässiges) 

(geronnene  Milch) 
Rumpf 
rund  sein 

Kunde,    die  Runde 

machen 
Runzel 

runzlig  werden 

rupfen 

Ruß 

Rüssel 

Rute 

rütteln 

(=  ausklopfen) 


Spiss:  Kingoni  und 

-bonda 

-zamaziza 

-juja  {Iwisi) 

mzimba 

-viringuka 

-tindira ,  -zungtika 

nyonga 

'puma  zinyonga 
-shutula 
masizi  (masisi) 
mboko 

•zamazisa 
-tmdita 


-fug" 

-kologa 
-juja  {Iwisi) 
muvi/i 
-viringuka 
•  tindira 

nyonga 

-puma  zinyonga 

-putula,  -kunda 

masisira 

mxcango 

luhwatu 

-nyugusa 

-kurigunda 


S. 


Saat 

sanyero 

mbeyu 

Saatbeet 

msere 

tikimba 

Sache  (materielle) 

luto,  kintu 

kin  du 

(=  Geschäft,  Anliegen)  naava 

mharo 

Sack 

nutandi 

mhaku  (msaku) 

(aus  Baumrinde) 

lipinda 

Ii  kotig  on  do 

säen 

-fem 

-  m  ija 

(=  setzen) 

-chara 

-panda 

saftig 

-lutaka 

-deke 

saftig  sein  (Fleisch) 

-nona 

-hata 

(Holz) 

-tamba 

-dekepa 

sagen 

-kuruma 

-jova 

-H  (nur  im  Präsens;  Pass,  -tiwa) 

-cho  (Imp.  ucho,  chonil  sage!) 

davon  relative  Form 

-chera  jemandem  sagen 

Sahne  s.  Rahm 

Saite 

luqoto,  lusinga 

lusinga 

Saiteninstrument  mit 

ligubu 

muhawara 

Bogen 

salben 

■tambizira  mafuta 

-pakira  mahuta 

Salz 

munyu 

mwinyo,  hihungu 

Same 

sanyero 

mbeyu 

sammeln 

-buta,  -butanisa,  -sendeza 

-hegereza 

sich  sammeln 

-butana 

(vom    Wasser  im 

'pum(irir)a 

-  hum{irir)a 

Brunnen) 

Sand 

msawa,  msawati 

mganga 

Sandkorn 

kamsawa 

kamyanga 

oou 

opiss .   iMiigoui  unci  ivisuui. 

Sandale 

kiqatulo 

kiratu 

Sandfloh 

litakennya 

linjolinjoli 

sanft 

-goto  )  mit  kuze  lulaka, 

-sisimu,  -a  maha 

Sanftmut 

uqoto  )  kuze  matukutero 

usisimu 

satt  werden 

•svta,  -kolkoa 

-yuguta  (-ika) 

sättigen 

-sutisa,  -kola 

-yuguta 

satteln 

-yanjara  (-yansara) 

•  tandika 

sauber  s.  rein 

säubern  s.  reinigen 

Sauce 

msuzi 

msuzi 

sauer  w  erden 

-vunda 

-vunda 

(=  gären) 

-tcira  (-bira) 

-lula 

(=  verderben) 

•  * 

•jada 

-jutcaruka 

Sauerteiff 

nknfn  ihirilfi/fi 

llf  \  ' *+\7     IUI/  HC  V \J 

.ci'in/j  iiiiiifiileun 

saugen 

oi'i9ii     Ii  iiiiuut 

-tujinfifi 

( aus-} 

-in  li  find 

-nutiQ 

säugen 

w 

-ngendisa 

-yorigesa 

Säugling 

mxtngindi 

my  ringest 

Sauin  (vom  Kleid) 

maqareni 

l upen  ja 

Schar  (von  Menschen) 

liwanja  (libanja) 

Ute  an  ja  (libanja) 

(von  Kriegern) 

libuto 

(von  Vieh) 

msambi 

msambi 

Schabe  s.  Motte 

schaben 

-hwaya 

•kwenda 

Schachtel 

lishara  (kashara) 

lidenge  (ka-) 

Schädel  (Hirnschale) 

lukakayo 

kitungu 

schaden 

-lemaza ,  -yenzera  kuuri 

-poteka,    -kitira  ki- 

haki 

Schaden  leiden 

-Itmara 

-potekiwa 

Schaf 

yimvu  (pl.  aroru) 

mberere 

Schaft  (Speer-,  hölzerner  tnsuka 

Teil) 

(aus  Hol/.) 

/«/» 

1 1  y  ' 1 y 

(Flinten-) 

kimuti  cha  chilamu 

Schakal 

(n)kandtce 

1 1/ftWf 

Schale  (Eier-) 

<«> 

/yiMO,  liqembfy  liqambi 

lijxcao 

(Trink-) 

mkere 

kibaba 

schälen 

-htcaya 

•kwenda 

Scham  (Scheu) 

shoni  (zisoni) 

shoni  (zisoni) 

schämen ,  sich 

-bona  (zi)shoni 

-bona  (zi)shoni 

Schande 

'zi)$honi 

(zi)shoni 

Schande  antum 

-pa  zishoni 

pa  zishoni 

scharf  (schneidend) 

•kali 

-kali 

scharf  sein 

-kalipa 

-kalipa,  -tema 

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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


schärfen 

scharren   (mit  den 

Füßen) 
Scharten  bekommen 
Schatten 

Schatten  werfen 

schätzen  s.  lieben 
(—  abschätzen) 
schaudern 
schauen 

schaukeln  (z.  B.  auf  dem 
Wasser) 

sich  schaukeln 
Schaum  (Speichel-) 

(im  Wasser) 
scheckig  sein 

(gesprenkelt  sein) 
scheren 

Scheibe  (Schnitzel  von 
Kartoffeln  usw.) 
in  Scheiben  schneiden 
Scheide 

scheiden  (trennen) 

(intrans.) 
scheinen  (Sonne) 

(Moud,  Sterne) 

heiß  scheinen 

schwach  scheinen 

es  scheint  mir 
Scheitel 

scheiteln  (die  Haare) 

Schelle 

Schelm 

schelten 

Schenkel 

schenken 

Scherbe 

scherzen 

scheuern 

schicken  (Sachen) 
(Personen) 


schieben 

schief  sein,  -stehen 


-nolo  (-noza) 


-myondoka 
kitunzi 
-yenza  kit. 
-tea  na  kit. 

-kurumisana  ntengo 
-gedez(er)a,  -tutum(ir)a 
-buka 
-qikika 

-qikika 
nyieetco 
lipuputo 

-tea  na  mabara  (mbara) 

-tea  na  nara 

-gunda 

lilenga 

-qazula 

Mala  (kisw.  ala) 
-gamula 

-gamuka  (-ana) 
-bala 
-kannya 
-chvta 

-bala  panyani 
ndi(a)bona 

pezuru  pa  lukakayo 

-chtmula 
(0 

likenjeza 
mba/a 

-tetisa,  -tuka 
mlenje 

-pa,  -pasa,  -pana 

ludengere 

-zala 

•shanza 

-peleka,  -mukita 

-tuma  (Pass,  -tunyica  und 

•tumiwa) 
-hambisa 
-sunduza 
-yawa,  -kotama 


-fyura 
-pala  (-palasa) 

•bunduka 
muhtoili 
-kita  muh. 
kita  muh. 

-jovisana  maronda 

-tetem(er)a 

-lora 

-beruka 


lifurufuru 
mveeru 

-tea  na  mabara  (mbara) 
-wa  na  madoteangi 

lilenga 

-kazula  (mapande) 

kilala  (kisw.  ala) 

-teagula 

•  teaguka  (  ana) 

-teala 

-tealala 

-kisa 

-teala  kadebe 
ndi(a)bona 
panani  pa  luk. 

(0 

likenjeza 
muhiji 

-kalimira,  -liga 

libondo 

-pera 

luyonjo 

-kina 

-hogo/ya 

-senga 

-gendisa 

-kunyuga 

-gondama 


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382 

Snss:  Ringoni  und  Kisutu. 

i_  •  1 

schielen 

•  lolekesa 

Ol*        1_  • 

Schienbein 

f  * 

Itvave 

livave 

schießen  (Bogen) 

-posa  (uchoht) 

-sopa  (upindi) 

(mit  Flinte) 

•chaya  (ktoarnu) 

-totea  (hvti) 

o  i  •  a  i 

Schießpulver 

uxmga 

wonga 

Schiff  (großes  Boot) 

>  * 

hgarawa 

Itgarawa 

Schild 

kisango 

kikopa 

Schildkröte 

likorigtee 

li  ko  rig  tee 

Schilfgras 

seggera 

seggera 

• 

-röhr 

lidete,  Itbango 

schimmern 

•kannya ,  -kazamuia 

-tcalala 

lebhaft  schimmern 

kazamula  kaze  kaze 

schimpfen  s.  schelten 

Schiinpfrede 

matuko 

maligo 

Schimpfwort 

lituko 

liligo 

schinden 

shmza 

-hinza 

Schirm 

mtunzi 

mtunzi 

(lederner) 

1  *  f 

ithau 

Schlacht  liefern 

-Iwa 

-komana 

schlachten 

■shawa 

Olli                 /  V 

Schlacken  (von  hisen) 

Itstmba  h  utalt 

Itstmba  la  utalt 

Olli* 

Schlaf 

ufongo 

lugono 

schlafen 

•  • 

-gona    lugono,  -goro- 

ka  lug. 

/     •             Iii*  V 

(einschlafen) 

• 

-yocAera 

♦    I*        Iii*         \  •* 

nicht  schlafen  können 

-utongo  uyala 

-lugono  lubera 

schläfrig  sein 

-yezera 

•gochera 

O      1    Im  /• 

Schlafe 

Im*               •     J       m • 

msnati,  mts/uiti 

mshati,  mishati 

schlaff  sein  (Seil) 

-tamba 

•  dekepa,  -legereka 

schlagen 

* 

-chaya 

-tote  a 

beabsichtigen  (jeman- 

-(m)songera 

-(m)«o»jcra 

J          V                          1_  1 

den)  zu  schlagen 

mit  der  flachen  Hand 

schlagen 

j 

-matcaya 

-makaya 

/                T  f                 1\    1  \ 

(von  Herz,  Puls) 

-dula,  -dikiza 

-pumunda 

Oll 

Schlamm 

f      »  » 

ludaka 

ludope  (mad opt) 

Schlange 

nyoka 

lyoka 

Schlangenarten :  große 

ITT                           1  1 

Wasserschlange 

sato 

sato 

O  1 

Spuckotter 

ndugutcaro 

ndugutcaro 

Funotter 

liwoma 

Ittcoma 

schlank 

-de 

-tali 

schlau  sein 

-tea  no  fyirt 

-tea  na  luhala 

(beim  Kauf) 

-«yj  na  nfenjro 

-u>a  na  malonda 

Schlauch  (aus  Fell  für 

msandi 

msako  (mhako) 

Wasser  usw.) 


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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


:58:? 


Schlauf  s.  Knoten 

schlecht 

-in 

-hakt 

schleichen  (vom  Dieb)  -nyenya 

-atega^  -gonaa 

schleifen  s.  schärfen 

Schleim  (Auswurf) 

*  * 

kikoshora 

{li)karafu 

schleppen 

-däsa 

-kteega 

schleudern 

-pas  a 

-sopa 

schließen 

-vala 

-din  da 

(Weg  abschließen) 

-vimba  (njira) 

-dinda  n. 

(Augen  schließen) 

-kujnra  (rntso) 

-kupira  (meso) 

Schlinge 

mqipo  tea  nyozi 

mteyo  tea  ndambo 

Schlingen  legen 

-qipa  nyozi 

-teya  ntambo 

schlingen  (schlucken) 

-miza 

-mila 

Schloß  s.  Riegel 

schluchzen 

-Jcara  na  zinyambezi 

-emba  na  maholi 

schlucken  s.  schlingen 
Schlummer  s.  Schlaf 
Schlund 
schlüpfrig  sein 


Schlüssel  kiwul(er)o 
Schmach  s.  Schande 
schinähen  s.  schelten 
Schmähung  s.  Schimpfrede 


miza  mpimbo 
-tierembuka  (-tilem- 

buka) 
kidindul(ir)o 


schmal 

-nyane  (-ntnyane) 

-debe 

Schmarotzerpflanze 

likurumbuko 

ngoromoko 

schmecken  s.  gefallen 

oder  wohlriechen 

•nunkirira 

-nunkirira 

schmeicheln 

-hrmyerera 

- hongerera 

schmelzen  (trans.) 

•ngewirisa 

-ngewirisa 

(intrans.) 

-ngewirika 

•  ngewirika 

Schmerz 

ushungu 

ushungu 

Schmerz  empfinden 

-ztca  ush. 

-toona  ush. 

-bona  ush. 

schmerzen 

-vava 

-vina 

Schmetterling 

kipuruputu ,  mguruyurt 

(       kipuruputu,  mguru- 

guru 

Schmied 

mponzi 

mp  onzi 

schmieden 

-ponda 

-ponda 

schmucken 

•lungisa 

-kola 

sich  schmucken  (mit 

-gowerera 

-fxca  lirira 

Kleidern) 

Schmutz  (Morast) 

ludaka;  mannyara 

schmutzig  werden 

-yonekara 

-hakara 

Schnabel 

mlomo 

mlomo 

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384 


Spiss:  Kingoni  mid  Kisutu. 


Schnacke 

schnalzen 

schnappen 

schnarchen 

schnauben 

Schnauben  (starkes) 

Schnecke 

Schneide 

schneiden 

schneidend 

schneidend  (scharf 
sein) 
Schneidezahn 
schnell 

schnell  machen 

Schnittwunde  (Narbe) 
schnitzen 

(=  einschneiden) 
schnupfen  (Tabak) 
Schnur 
schon 


suwu 


•chaya  mlomo 

•yanga 

-honya 


(Uycono 

ukali 

-sika 

•kali 

-kalipa 

lizinyo  la  pakati 
manono,  mazinyani 


njnnjo 


-Imra 

-bema  (ligwayi) 
nyozi,  ntambo 
nga  (postpos.) 


(z.  B.  sie  sind  schon  fort  wahambile  nga) 
schon  -se,  -abwino 

Schoß  (Mutter-)  kisu 
schöpfen  -ka,  -tapa 

heraus-  (Essen)  -pakvla 
Schöpfer  muicumbi 
Schöpflöffel  s.  Löffel 
Schoppen  (Trinkbecher  kija,  lichomera 

ftir  Bier) 
schräg  s.  schief 
Schraubenantilope 
schiecken 
schreiben 


njenjema.  lingerengera 
•  chaya  mlomo 
-yanga 
-korona 

-pumula  mapumo 

mapumo 

(li)kono 

wugi 

-tema 

-tema 

lino  la  pagati 
nyata,  kilong ola 
-yangupika  (-vungu- 

pika) 
nembo 
-hongola 
•Iowa 

-nusa  (lihona) 
mgohi  (mgoyi) 


-tnaha 
lireme 


schreien 

(von  Ziege) 
(vom  Rind) 
(vom  Löwen) 
(vom  Hund) 

Schreiner 

schreiten  (über 
hinweg) 

Schrift 

Schritt 


ndandala 
-yetvsa 

-Iowa  (eigentl.  Einschnitte 
machen)  -yandika  (\iis\v.) 
•kara 
-meto 
-konnya 
-bonga 
-yongota 

nyanga  ya  kubaza,  nkoche 
etwas  -yeka 

malowo;  mayandiko 
Iwiyao 


-nega 
-yokola 


kiheneko 


ndandala 

-kennyemusa 

-Iowa 

-emba 
-meta 
-dam  a 
-buruma 
-wuwuta 
ya  kubaza 
-jumba,  hyetuka 

malowo\  mayandiko 
liguru 


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Spiss:  Ktngoni  und  Kisutu.  385 


MJIU  UJI1CII 

-tjaiCtl  14    \7/9Wt  f 

_     »l ///>•- rtr  /2*t/ifl*Z*tA 
•(tnurru       iüi a  * ^ 

Sphrntt 

t^V  ill  Utk 

hfl  rxifnntiff) 

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X*i/i/t/»///j  *    k*tmtn    /Iricuf  ■ 
MtJtllutO  j   ArrCM»  ^KlÄW-^ 

&pliiih  mjiphpn 

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Vr»  r  1 1 1 1  i  1   ifiii  i%o  \  t   Miitn<it  *i  1 1 1 
OlIlllIU  ^ LIU IX II  l/ltU9loIIl 

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VJßuTV  JiVTV 

» *  r  1 1  s  f  n  n  d  p  1 1 ) 

fdiirvli  I.pihpn  pntst.^ 

zindn  ten. 

in  i  ran  d  o 

(rplipn      flip  SehlllilfMi 

•       n/i  mim  tu  to  iziiirfnu'fi  \ 

piii7ti7iphpn 

citi/^i.ibi\jiicii 

SCMUiUPIl 

i«/i  ann  *fti/i/Tin/t  /  •#  ri4i»*iy  im/  t"-tj  i 

-fr«  ///7  ^ninawGyUjnir  npiiru  ) 

|N            M  A*      *»  |  M/IM  y/ 

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(li\n  fitin  tin. 

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tHIIUJ  V_  41      II    V-  1.1  V/  1  I 

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J  it 

Schuß 

tnsuultt 

111  S  1  11  da 

^/•ll  II  «2*5  p! 

DJtH'i  tili tf 

n/i  fV/i 

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fflUflt  t 

Tri  U  u  (  * 

(flacher  Korb) 

luhengo 

luparo 

ill t  ti»ln 

v  ff  flifl^i^  (I 

_  n  *«     *n  •>/  v  /7 

«  yttyu 0  u 

i(]f*n   Snppr  fihriprpn 

^UCH      i-'llvvl        Hill  Ivl  VII 

•  1/1  ^Iw^U 

tiJc  liz\a 
• « *  *  ^i*ii* 

■Jlai  lieu ) 

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-Irmflftlfizn *  »lam ultra 

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-iri/in/ffi 

n  ti  (Msutiiy 

-  trttunitln 

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-7/171 17/7 771/2  /Vit 

spl  i  wutzi*  n 

fc_3  V  1  ft   V  ▼   V*  V4L#        1  A 

-Kur  u  hi  ft   it/  T)i  Di 

-ion  d  Je  ä  Jen  Jen  Jen 

Schwätzer  sein 

-tco  na  msindo 

-ira  na  msindo 

Schweif  s.  Schwanz 

schweigen 

-bin  da 

-guna 

=  sich  beruhigen 

-tula 

-tula 

schweigend  machen 

-bindifta 

-ffunisa 

(=  beruhigen) 

-tuliza 

-tuliza 

MiU.d.  Sein.  f.  Orient  Spä  hen.  III.  AH.  25 


386 


Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


schweigsam  -qolo 

schweigsam  sein  -shara  duu 
Schwein  (s.  auch  Wild)  ngvruwe 


Schweiß 
schwellen 

(vom  Fluß) 
schwer 

schwer  sein 

schwer  krank  sein 
Schwere 
Schwert 
Seil  wester 


fudumaro 
-vuvuka 
-qiratca 


-gura  kutei,  -kakuru 

(u)mazima 

lipanga 

udade  (pl.  adade) 


meine,  unsere  Schwester  mtanakwetu  (msikana) 


Schwiegermutter 


-söhn 

-tochter 

-vater 


mktceiiyama  mama 

mkwenyana 
mkwenyana  baxoa 


Schwiele  (an  Hand  usw.)  lingerengere 


schwierig 
schwimmen 
Schwimmer 
schwinden  (weniger 

werden) 
schwingen  (im  Kreise) 

(Schwingungen 
machen) 
schwitzen 

schwören 


lukuni 
-samf/ira 
sambi  (pl.  zi-) 
-pttngula 

•zungtdisa 
-fenga 

-puma  fudumaro 
-funga 


-goto 

-tama  duu 
ngurutee 

kihusu  (kihuchu) 

-vimba 

-mema 

-topa 

-rxcara  pateaha 
(u)mazima 
lipanga 
mlumbu 

mkohana  mau,  mkte> 
ma(u>)u 

mkohana  mktei 

mkohana  dadi, 

mkwi  dadi 
lingerengere 
lukuni 
-yogelera 

-punguka 

-tindisa 
-lembera 

-puma  kihuchu 

(kihusu) 
-lapa 


Eidesformen:  •  Mtwana  wami  kuseli*  \ 

»Mharuli  mkiwaya*  (beim  Mharuli  im  Grab)  (  »nihalike  chaf 
*apa  biif*  •«?  6«7-  (ich  heteure  eidlich)       i  verderben) 
»nife  bii!»  (ich  soll  gerade  sterben) 
Skorpion  kipiriri 
sechs  -sano  na-mozi 

See  (kleiner)  kizitea 

(großer)  Iwanse  (Iwanjt) 

(Lok.  efwanj?),  nyanza 
sehen  -bona,  -buka 


(ich  soll 


kipiriri 

-hana  na-rnonga 
litanda 


nyanja,  nyasa 
-wona,  -lora 


•  siehe  (da)!- 
sehnen  sich 
Sehnsucht 
sehr 
seicht 


•bona»,  • 
-haukira 
moyo 
kakuru 


-haukira 

moyo 

neso  (necho),  kavaka 
-debe 


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seihen  (durch-) 
Seil 

sein  (pron.  poss.) 
sein  (verh.) 

seit 

Seite  (eines  Körpers, 
Gegenstandes) 
(—  Gegend) 
auf  dieser  Seite 
auf  jener  Seite 

selbst 


selten 

senden  s.  schicken 

Sesam 

setzen 

(~  pflanzen) 

sich  setzet> 
Seuche  (hei  Menschen) 

(bei  Tieren) 
seufzen 

sicher  (adv.)  s.  gewiß 
sichtbar  werden 

nicht  sichtbar  sein 
sichten 

sie  (sing,  fem.)  s.  er 
(pltir.  tonlos) 
(betont) 

Sieb 

sieben  (verb.) 
sieben  (num.) 
sieden  (trans.) 

(intrans.) 
siegen 
Sieger 

siehe,  siehe  da! 
singen 

Sitte  (Brauch) 


Spim:  Kingoni  und  Kisutu. 
-vttzisa 

ntambo,  nyozi 
-ake 

-wa  (fi'ir  I'erf.  und  Fut.) 

-Ii  (für  Pras.) 
se/oku 

mxhurw,  ngaxannya 

Ittshrnzo  (zin) 
nganeno  (kica) 
pecheya  (kwa),  ngalapa 
-nyikazi 

loyani  (1.  Kl.,  pl.  lawayanü) 
yena  (I.  Kl.,  pl.  wona) 


-nyatii,  -zc-ninzi 

ludonya 
-beka 
•cliala 
•shala  pasi 
lu/u 

kipetopelo 
-quma 

-boneka  (-ara) 
-sita  {-era) 
-qeta 

I.  Kl.  tea  (mi) 

wona  wao  (usw.  nach 

Klassen) 
lishuzi 
-shtiza 

-xano  Tia-iriH 
-peka 

-tmta,  -wira 
-slura  (-yashula) 
msluri  (muyashuli) 
bona,  bonani 
-sawrr(er)a 
rnkvico 


-hulusa 
myohi  (mgoyi) 
-ake 
-wa 

Iwafu 

lushenzo  (zin) 

nganeno  (ktro) 

pecheya  (kwa),  ngalapa 

-ene  (nam(w)ene  ich 
seihst) 
warne  ne  du  selbst 
warn  ene  er  selbst 
tarne  ne  wir  selbst 
mwamene  ihr  seihst 
warn  ene  sie  selbst 
pamene  gerade  du 

-debe,  -ze-mahere 

mho  no 
-tri  Ara 
-panda 
-tama  pahi 
l  i/wa 

kipetopeto 
-quma 

•loleka 
-.sita  (-era) 
-hagula 

wa  (mi) 
wene 

likungando 

-kungunda 

-ha  no  na- ic  if  i 

-teleka 

•  vuta,  -wir a 

-leperera 

bona,  bonani 

-(y)itnba 

mkuwo 


388 


Snss:  Kingoni  und  Kisutu. 


s.  schnell 


sittsam 

Sitz 

sitzen 

zusammengekauert  s. 
Sklave 

freiwillig  als  Sklave 
folgen 
Sklaverei 
so 

sowie 
soeben 
sofort 
sogleich 
sogar  (Steigerung) 
Sohn 

mein  Sohn 

dein  Sohn 

sein  Sohn 
Soldat  (Krieger) 
sollen 

Sommer  (große  Regen- 
zeit) 
im  Sommer 
sondern 
Sonne 

Sonnenschirm 

sorgen  (fur  jemanden) 

Sorgfalt  entwickeln 

sorglos  sein 

Sorte 

spähen 

Späher 

Spalte 

spalten 

sieh  spalten 
spannen  (durch  An- 
ziehen usw.) 

stark 

den  Bogen  spannen 
sparen 

Sparren  (Dach-) 
spaßen  s.  scherzen 
spät  kommen 

wie  spät  ist  esi» 
später  s.  hernach 


-qoto,  -mazima 
kisharo 
shara  (-sara) 

(perf.  sharik  und  sh&i) 
•tjochama 
mufu,  mchatoa 
-konza 


naha,  nd 
nyako,  nyati 
kaloku,  hino  naha 


kana,  nyanyana 
mtwana  (mtana) 
mtanami  (mt.  warnt) 
mtanao  (mt.  wako) 
mtanae  (mt.  tcake) 


qoto,  -mazima 

■tama 

•  zisunyata 
rnsutu 
-hanya 

usutu 
naha,  nd 
nyako,  ngati 


kana,  nyanyana 
m  tcana 


kufanela  ku- 
r  (u) 

IISOWO 


isrrwo. 


ml. 


kodwa,  -sqfika 

liranya 

tntuttzt 

-fihenya 

-shakanipa 

-litcara 

mkutco,  hishmco 
-.sora  (shola),  -lungiusa 
sholi  (pl.  zi-) 
lugyezu  (pl.  ziny.) 
-pandula,  shazula,  -yezuJa 
-yezttka,  dauka 
-rigaya ,  -bana 

nyd-nyä-nyd 

-d/Jsa 

-beka  kuse 
lutunyu 


Ii  par  a 

ki/uko  (ki/uyyo) 

paki/vko 

kodwa,  -sa/ika 

lijutoa 

m  tunzi 

-xhenya 

-chen jera 

-lenyama 

lufuko 

-linyulira 

linyomrji 

-pandula 

-banduka,  -hatuka 
-ka:a 

tiyd-riyd-nijd 
•  hut  a 

-ic ika  maha 
mpayaro  (pl.  mpaparot 


-swera  -htcera 
liranya  Ii  kvpif  (wo  ist  die  Sonne?) 


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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 

389 

spazieren 

-hambahamba 

-gendagenda 

Spazierstock 

nduku,  ndonga 

msagi 

Speer 

mkotulo 

mkondo 

Stoß- 

mkondo  wa  mashanza 

mkondo  tea  mashanza 

LToßer  Stoß- 

mkondo  »oamo 

mkondo  naamo 

kleiner  Stoß- 

mkoiido  nyukutu 

mkondo  nyukutu 

Wurf- 

mkondo  tea  kuposa 

mkondo  tea  kuposa 

Wurf-  mit  Wider- 
haken 

mkondo  tea  mazinyo 

mkondo  tea  mazinyo 

ohne  Widerhaken 

mkondo  tea  luti 

mkondo  tea  luti 

•schaft 

luti,  lubani 

lugongo 

Speichel 

W 

(')  ' 

mati 

mati 

Sripif*hpr 

kirn  rit 

fc  i  b  fififi 

#»  1  V  U  /•  l* 

Speise 

c/takusa .  kiJio 

chakulya 

verbotene  Sueise 

mziro 

mziro 

Spiegel 

teuoie 

;  •  #  \'\ 
Kilole 

spielen 

(«)  , 

-znla ,  -CMza 

(')  , 

-zala,  -cheza 

•  11 

Spindel 

lugombero 

lugombero 

(der  Kreisel  daran) 

mpira 

■ 

mptra 

Spinne 

ligeyegeye 

ligeyegeye 

deren  Faden,  Gewebe 

ulimbo 

tatambuzi 

spinnen 

-sokota 

-sokota 

spionieren  s.  spähen 

Spitze 

lulaka 

lulaka 

Dacb- (bei  Rund  hätten)  chakongo 

spitzen 

-noza,  -baza 

-  hongola 

spitz  sein 

-nozeka 

spitzes  Holz  zum 

kiyimbo,  msokoto 

luhongoli 

graben 

Spitzname 

libizo  liwi 

l ih ina  Ith  ak i 

spotten 

-sheka 

-sheka 

sprecben  s.  sagen 

gelaufig  sprechen 

-kunima  kakuru,  -kinono 

-neso 

unbeholfen  sprechen 

-mamaza 

-mamaza 

mitsammen  sprechen 

-kurumana 

-jovana 

sprengen  (Wasser  usw.) 

-fesa,  -faza,  -Htidita 

-kungunda 

(auseinander-) 

-TflUXlZG 

-palagana 

Spreu 

ugaga 

springen  (=  laufen) 

-gigirna 

-jumba 

(^  hüpfen) 

-suka  makata 

(—  zerspringen  von 

-fayika 

-kayuka 

Topfen) 

(von  Holz) 

-dauka 

-haittka 

(=  Risse  bekommen)  -yazuka 

-pa(n)duka 

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390 

sprießen  j 
sprossen  ( 
spröde 

sprühen  (Funken) 
Sprung  s.  springen 
spucken 

spülen  s.  abspülen 
Spur  (Fuß-) 
Stab  s.  Stock 
Stachel  (der  Biene  usw.) 

(eiserner) 

(-dorn) 
Stachelschwein 

Stachel  desselben 
Stadt 

Stall  (eigtl.  Gehege,  Um- 
friedung) 

Stamm  (Volks-),  durch 
Stammes/eichen  (Ein- 
schnitte) 
bei  den  Wangoni 

stampfen    (mit  den 
Füßen) 
(mit  Morser) 

Stange    (zum  tragen, 
Querstange) 
(=  Dachsparren) 

StSngel  (Gnus) 
(Mais-,  Mtama-) 

stark  sein 

Starke 
statt 

oder  durch 
Staub 
stauben 

staubig  machen 
Staude 

vorstehende  Wurzeln 
einer  Staude 
staunen 

staunend  macheu 
stechen  (durch-) 

(die  Ohren-) 

(von  Insekten) 

(—  stoßen,  von  Vieh) 


Srws:  Kingoni  und  Kisutu. 


-mrra 


mera 


-lukuni ,  -yvrnu 
-putika 

-kafuna  (-ka/ula) 

lunyao 

luvcola 


libani 

muzi,  fikaya 
kttcaya 

lizwe  (Land) 
(zi)njonjo 


-lukuni,  -yumu 
-turuka 

-funny  a 

Ii  guru 

mhola 

lusunguru 

mmi/a 

nungu 

libani 

rnuzi,  likayn 
kixcaya 

mlima 

(zi)le  mbo,  nernbo 


-shesha  njnce  (die  Ohrläppchen  durchstechen) 
-cliaya  kigule 


-koxca 
mtambiko 

lutungo 

kimuti  (cha  uchani) 
lishanga 
-toa  na  manja, 
-qina 
manja 

pezuru  pa  (=  ktca ) 
-pindula  (wechseln) 
'lihubu 
-Intnnya 
-bunyisa 
lishaJiha 
rixhule 

-yetuka 
-yelusa 
-bowoza 
-shesha 
•luma 
-du(u))ula 


-ttcanga 
mgomba 

mpagaro 

lipese 

-tea  na  makaknra 
•kangamara 
makaknra 
panani  pa 

l  ifu  mbi 

•  tutuma 
-tutumisa 
litutu 

r is  in  a 

-kennye  muka 
-kf  n  nye  m  usha 
-hotola 

•  shesha 
-luma 
-tutana 


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Sp!88:  Kingoni  und  Kisutu. 


stecken  s.  setzen 


(intrans.  =  stecken- 

-pama 

-pama 

bleiben) 

stehen 

-{y)ima 

-(y)%ma 

stellen  lassen 

sia,  -hka 

-sia,  leka 

stehlen 

-{y)iba 

-hija 

steigen  (hinauf) 

-k  terra 

-kwera 

(hinab) 

-yeslui,  -yesika 

-suruka^  -herera 

gewandter  Steiger 

bobo  (t/a  rimuti) 

steil 

-kali 

-kalt 

Stein 

liehe 

Uganga 

.Steinchen  (Kiesel) 

luketo 

Stein  im  Weg  (an  den  kikutcaro 

man  siuuij 

zum  Kuchen 

liseko 

U/tga 

(=  Kern) 

lundumbu 

lundumbu 

Steinschloßeewehr 

k ihi im  it  cha  liflw 

stellen 

-beka 

-wika 

aufrechtstellen 

-yimisn 

-simika 

Stengel  (Gras-) 

kiniuti  (efta  uchetni) 

1 1  </i/t  ti iifi 

M«5#tW  "  */** 

lipese 

st  crVien 

«r/7      —  /i  •// /  irifj  i'fi 

-/to  a 

Stern 

(  /m  \kannupzi 

ndondwe 

Sternenhimmel 

lizuru 

Ii;  t/r  u 

Steuer  entrichten 

-hilird 

-(ye)tulira 

Stiefmutter 

mania     tea  kuymisa  \ 

9      .  I 

Stiefkind 

mtwana     »        •  i 

-tea  Kulcra 

Stiefvater 

Stiege 

mtandato  (ira  kukwerrra) 

jnianuaro  (tea  teure 

*n  sj  •*  x>  »"  ST  1 

Stiel 

luti 

*/»  I  i  IUI       i*  K.ft  A*/I 
7/*  JJ  l  rt  *  ^    1/  /*  «  A  u 

(der  Pllanze) 

kimuti 

vom  Stiel  gehen 

'koleküy  -muka 
(n)kunzi 

-  k  ti  It  k  a 

Stier 

.  to) 

(njkambaktee 

still  (adv.) 

duu,  zii 

duu,  zii 

stille  sein 

-binda 

-yuna,  -nyamaza 

(sich  beruhigen) 

-pepa>  -tula 

-pfpa,  tula 

stillen 

•bindisa 

• 

-  w  yamazisa 

(=  säugen) 

-riymdita 

-yonl/csa 

den  Durst 

•kofitra  na  manzi 

Stimme 

Unci 

lilowe 

stinken 

-nunka 

-nunya 

Stirne 

uso 

kitcunyi 

die  Stirne  runzeln 

-siqa 

-sis  ira 

Stirnband 

myamu 

myamu 

(a.  Bast,  b.  Toten trauer  ntambo 


392 

Snss:  Kingoni  und  Kisutu. 

Stock  (Stab) 

nduku,  ntoiiga 

• 

msagi 

(dünner) 

It  i  vicazi 

i  u  nw aiu 

Ladestock 

Iti       in  in 

lugaiiga 

i  Ii  y  a  it  g  a 

mit  dem  Stock  gehen 

-(IIJ/IUIHIJ*.  (i 

m.  lc  f\  i\  ti  f\  i  n 
a  itgti j  u 

stöhnen 

-ffUlflU 

-ny  nu 

Stoff 

nyura 

nyura 

benannte  Arten: 

billiges  Weißzeug 

(nyura  yd)  imsope 

bessere  Art  Weiß- 

asiria ,  siria 

zi'iicr 

Blauzeug,  kaniki 

( nyuTO  ya)  tmnyama 

bunte  leichte 

{nyura  yd)  mbara 

Tücher.  Leso 

bunte  stärkere 

a  uii  gu  nt 

Tücher 

starkes  Weißzeug 

/  t/KJ  a  ici 

einheimisches  Ge- 

UhQi/tnngo 

webe 

stolpern 

-huwara,  -KUCniwa 

1*  A  ff   —  a>  ^*  a*  aa>                     *•  a^           JL  ^  aat  A 

-ßcuwaro,  •hucntwQ 

(-kuchwd) 

(-kuchwa) 

stolz  sein 

-^ime  am 

-zi tog  a 

Stolz 

lUloqo 

stören 

-nengeza 

-nengeza 

störrisch  sein 

-wa  na  lulaka 

-tea  na  lulaka 

stoßen 

•sunduza ,  -duula 

-kanga,  -kunyuga 

(nach  hinten  aus-) 

-kawa 

-  fafcula 

(im  Morser) 

-kova 

4        n  m%  n  n 

"iwuny  ei 

Stößel 

■mknnn 

mttnannim 

stottern 

-mamaza,  -wa  na  kimatna 

-ira  «a  kibultu 

Stotterer  | 

kimama 

kimama 

Stottern    das  \ 

strafen 

-tukuttra 

-tukuttra 

zu  strafen  beabsieh- 

tigen 

-  son  y  era 

-songer  a 

straff  (gespannt)  j 

Ott  Uli       ^[lUllU.^      I  g^j^ 

stramm  , 

-gina 

-kangamara 

Straße 

njtra  wanzi,  oaraoara 

Strauch  s.  Staude 

Streit 

maqattano 

lunonao,  luKant 

streiten 

-qawana,  -l\ca 

•nonaa  ( -ana) 

sich  zanken 

-pikizana 

-taungana 

Streiter  (tapferer) 

ngtrax,  murtri,  murmayo 

streitsüchtig  sein 

-tea  na  maqtcawano 

-wa  na  luhondo 

strecken,  sich 

-ziyertda 

-zigorola 

streng 

•mkali 

-mkali 

streng  sein 

-wa  na  lulaka 

-wa  na  lulaka 

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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


303 


Strick  3.  Seil 
Strieme  - 
Stroh 

-hütte 
Strom 
Stück 
Stufe 
Stuhl 

stumm  sein 
Stummer 
Stummheit 
Sturm  (zur  See) 
(Wiroelwind) 

sturinen  (vom  Wetter) 
stutzen 

sich  stützen  (auf  den 
Stock) 
suchen 

Süden  s.  Norden 
Sultan  s.  Häuptling 
summen  (einzeln) 

(Schwann) 
Sumt)f 

tiefer  Sumpf 

-gras 

-Stengel 
Sünde 
Suppe 

(Fleisch-) 
süß  sein  (Honig,  Fett) 

(von  Süßkartoffeln) 

Süßkartoffel 
Syphilis 


mtmvuko 

uchani 

kikonjn 

Itcatute,  mfula  mhtru 

ityashanye 

lunyao 

Hsharo 

-wa  na  ktmuinata 

kimumata 

mutcero 

kißtngafunyicana 
(-*)  (-) 
-gula 

-nenyemula,  -yimisa 
yimisa  na  ntonya 

-/una 


mvim  bo 
many  a  hi 
zakaxa 

lipande 
myuru 

kitanda,  kilimba 
•tea  na  kimumata 

kimama 

liyiya 
tnpunyu 

•yuba 

-nenyemula,  -yimisa 


-londa 


-nyetu/ita 
-umicula 
msambo 
liqopozi 
lu/iano 

lishanya,  lishanyazana 
liyono,  kiyono;  zambi  (kisw.) 


•nyerenyeta 


lirambo 
luhano 

lidetfi,  libanyo 


(n)koto,  lambazi 


•nona 
-nonyozera 


kimunyuru 

luyora,  kiyatcayawa 


ubaya 

mshuzi 

-hata 

-nonyomara  (.süßlich, 
sein) 

nyahoro,  mbafata 
lubewa,  {ki-) 


Tabak 

Tabak  rauchen 
Tabak  schnupfen 

tadeln 

Tag  (als  Zeitmaß) 

heller  Tag 
um  Mittag 
den  ganzen  Tag 


T. 

liywayi,  lifole 
-bema  l. 
-bema  l. 
-tuka 

(lu)siku,  msana 


limbako,  lihona 
-hut a  I. 
-nusa  I. 
-liya 
I  iy  ano 


msana  loyani  nn  diesem  (jenem)  T;ige 
(i)mini  (i)mini 
imini  ikurti 
Uranga  lonke 


394 


Spiss:  Kingoni  and  Kisutu. 


tagen;  es  tagt 
Tal 

Talisman 
Tante  s.  Base 
Tan/.arten: 


tanzen 
tapfer 

tapfer  kämpfen 
Tasche 
Tat 

tätowieren 
Tau 

taub  werden 
Taube  (wilde) 

Haustaube 
tauchen  (untertauchen) 
(intrans.) 
(trans.) 

(=  eintauchen) 
Taugenichts  (Fauler) 
t'uimeln 

Tausch  (-handel) 
tauschen  (ver-) 

(ein-) 
tauschen 
Tausendfüßler 
Teil  (d.  h.  eine  Hälfte) 
teilen  (spalten) 

(=  austeilen) 
Termite  (Arbeiter) 

(Soldat) 

(geflügelt) 

-bau 
teuer  (Preis) 
tief  (von  der  .Stimme) 

tief  sein  (Wasser) 
Tier    (dessen  Fleisch 
genießbar) 

(Wild) 

(Raubtier) 
Tochter 

Tochter  des 
Tod 


kttyasa,  kukusa 
ligodi  (ki-) 
muH 

ngoma; 

Hgwamba ,  marombo 
kingindo 

-chaya  (ligtcamba  usw.) 
-kalipi.  ngteazi 
-gtcaza  kuhiru 
kiktcama 
liyerizo 

-tema  zinjonjo 
mbeto 

-vimha  zinjevce 

lijitca  (njitca) ;  j  u  nge  litcera 

nkunda;  junge  litcera 
-qtcira 

-ipcinsa 

-nyenyeza 

muvira  (Ii-) 

-peperuka 

ntengo 

-yanungana 

-ienga 

-nyenga 

chougororo 

ngashanye 

-pandula 

-gatca 

musica  (pl.  musica) 

ligenge 

iswa  (zi-) 

kiduli  cha  zistca 

-lukuni 

-kuru 

•chona 

nyat/ui 

nyamazani 
likoko 

mtwana  nt/asi 
nkosi  (n)kosazana 
kufa 
lu/u 


kxcicha,  kucha 
ligodi  (ki-) 
mtera 

ngoma 

mktcendo;  lipuga 
kingin  do 

-to tea  (mktcendo  usw.) 
-ho  man i 

hotn(an)a  kau? a ha 

kahako 

lukito 

-tema  nembo 
nungu 

-siba  makutu 

lijitca    (njiwa);  junge 

litcera 
nkunda;  junge  litcera 
-dwiwira 

-dteiteisa 

-chopeka 

mkata 

•peperu  ka 

mar  on  da 

-yanungana 

-gtila 

-konga 

ligongoro 

mhana 

-pandula 

-teaga 

likere,  me  he 
ngumbi 

k ihuguru  cha  ngumbi 

-yumu 

-waha 

-nyoleka 

nyarna 

nyamazan  i 
l  ikoko 

inte  a  na  tntlall  a 

ku/tca 
Ufte  a 


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Srtss:  Kingoni  und  Kisutu. 

Tomate 

lilunduluha 

lilunduluho 

Ton  (Erde) 

ludaJca  (Itca  mbiza) 

Ittdove  (Itca  kisai) 

Topf  (Wasser-,  irden) 

mbiza 

kisai,  kiwi y a 

(Koch-,  irden) 

ntaro 

chaliko 

(hölzerner) 

Utunqa 

litunga 

Bodeti  des  Tonfes 
i 

matako  (tja  mb.) 

Töpfer  (-in) 

mbumbi 

muteufi 

töpfern 
i 

•ummba 

-teumba 

Tor 

kishora ,  kipukunuktt 

k  iwu  ta 

Torheit 

ushora ,  upukupuku 

u  tr  tit  a 

(  =  Blödsinn) 

mosfiannua 

Cf 

mas  ha  tiny  a 

töten 

'burara 

•koma 

( —  schlachten) 

-shatca 

-s ha  tea 

Toter 

mtufi 

m  tu f  i 

trag 

-vira 

-kata 

trag  sein 

-rilaiMi .  -litcara 

-vilatta.  - 1 i tear  a 

ti-agen  (hesonders  auf 

-h/ta  (-ilira),  -tteala 

-gega 

dem  Kopf) 

(auf  der  Schulter) 

-chata 

-  chat  a 

(auf  dem  Ann  oder 

-singata 

- pagata 

Schoß) 

(auf  dem  Rucken) 

-bereka 

-bcreka 

Fruchte  tragen 

-zara  (eisepo) 

-wereka  (uhohi) 

tragend   sein  (vom 

•tu Ha ,  -tea  iia  kisti 

-tea  it  a  Urem/' 

Vieh) 

Traghnre 

** 

litara  {In  kutwa/a) 

litara  (la  k  ultra  la) 

Trager 

mtwali 

mgegi 

hf  if 

(Proviant-,  Diener  auf 

mjinyati  (pl.  «//'-) 

dem  Marsch) 

Trägheit 

uvira 

ukata 

L  rane 

nvembezi  (zi-) 

It  holt 

Tränen  vergießen 

-jmma  zirt- 

-puma  tnaholi 

Trank 

chakt/ptiza  (pl.  ra-) 

chakuntea 

tränken 

-puzisa,  -serim 

-nwesa  (-nwisa) 

Trauer  (Totenklage) 

maliro 

kitcembo 

trauern  (nachsinnen) 

-yamba ,  -kumbula 

-yamba ,  kumbula 

(Tote  hcklagen) 

-kara  maliro 

-tmba  kitcembo 

träufeln  (durch  etwas) 

-vt/zisa 

-  hu  In  lis  a 

träumen 

-pttjia  (titonyo) 

-puna  (u  ton  go) 

Ml                    V                              mf  ' 

treffen  (Ziel) 

•qonda 

-lit  iiga  m  i ka 

-xiuifiyiiliu    rill  •  * 

-  A  o  it  g  (l  ft  U   H  ft  •  • 

nicht  treffen  (obwohl 

-pamfmtui 

man  aneinander 

vorbeiging) 

treiben  (an-) 

-qmca 

-haka 

forttreiben 

-tinda 

-tinda 

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Spus:  Kingoni  und  Kisntu. 


treiben : 


auf    einen  Haufen 

-chupisa,  -butisa 

-chupisa,  -butisa 

treiben 

(Blätter) 

-rnera  ( rnaqernbe) 

-rnera  {rnaqernbe) 

(Bluten) 

-shuma  (ulutca) 

-shuma  (ulutca) 

(Ähren) 

-kashera  (mateere) 

-kashera  (mateerr) 

-pa  nauia 

nennen  ^leuenj 

-gamma 

auftrennen 

-kitmuJa,  -tcoix/la 

-voopola 

sich  trennen 

-qamkana 

-pandukana 

treten  (auf  etwas) 

-nyatira 

-libatira 

triefen 

-vuza 

-hulula 

trinken 

-jmza ,  -sera 

-ntca 

trinken  lassen 

-ptizisa ,  -serisa 

-nwesa 

Trinker 

mdakwe ,  lisela 

mg  alt 

Trinkgcfaß 

kija 

kihomera 
U) 

1  1  114111  1J  liKC^dJIg  IUC1 

Ii/ititr/i    (  »Juiha  ?  hiihfi'*\ 

in Kt* in  fiicii  n  i\  i  ie- 

trocken 

-yumu 

uocKcn  weruen 

-yuma 

-  1)  1*  'ft  ci 

UütMlCU 

irog 

ItyiCQ IHOU  ,  iflniir/lUI 

WulO 

X  1  UII1IIICI 

ll  It  III  Uli  in 

nun  m  ft  (  ij7 /    m  /7  ^ 

trommeln 

-chaya  w.,  -sino  n. 

-Iowa  ng.f  -ntna  ng. 

1  I  iilllcll 

ii inst  ^veraiieij 

it  im  ru  nvru 

LI  OXllCll  f 
LI  OI)It*lU  ) 

-ruca ,  -londa  (-tota) 

-hulula,  -ndonnyeka 

LI  vJoCCIl 

•//Py/IAC*  9     ~4t444oC4  y  •AH*»(* 

1  I  otz 

(UtQrCQ 

/  *l  /  ^« 

4  UlQKQ* 

LI  Ut£UCIll 

Yt  u/m/t/itifi 

n  it  n  tt  / 1  n  n  n 

-t/vi  tt/T  Ittl/iJr/t 

"Ii  l*    Mi*     44*41/  A  '+ 

•  ir **i  n /z  /*/ 1 nie n 
«*  i*   Fit*   luf  (4 

tri i lw*n  f WftÄSPr^ 

lit  U  LIT." II     \  »  "  C*Ä3Ct  J 

-/Y;/ 

*  /t  771  bul n 

tri  ill  wprrfpn 

II  UIJ    W  KZI  UCll 

-fittn  rnlcft     •  < //miaXvt  t*ft 
■uuirfyiAU  9   •  f/f'iit-niif  C4 

-t  i  mhitk  fi     -  h  n  Je  n  t  n 
—  il  m  i/un  Uj      (i  (l  ft  ll  /  (J 

trtinlrpn  wprdlcn 

WUlJlVCll     V*  ClUCU 

-fln  hiirn 

-  na  In 

1  l  Kill  Kell  I  HMU 

?  j  /  //  /  /"  f  /  .  #  r/ '     / Li  f  In 

*m  an  Ii 

Tuch  s.  Stoff 

(—  Lendentuch) 

kikwmda,  kikaka 

tüchtig  (adv.) 

kakiiru 

kawaha 

tüchtig  sein 

-qina 

-kangamara 

tun 

-yenza 

-kit  a 

etwas  nachher  (wied< 

erholt)  tun  -pinda  (s.  unter 

»dann«) 

»tut  nichts!« 

iiandavxi!  kunani? 

chtedl 

Tür 

kivaro 

lutanga 

der  Tür  gegenüber  msamo 


(Hauswand) 


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Smss:  Kingoui  und  Kisutu. 


Tür: 

der  abgegrenzte  Win- 
kel daselbst 

(=1  Öffnung) 
an  der  Tür 

(- pfosten ,  vorderer) 
(hinterer) 
Turban 


mbundu 

myango ,  lisatigo(uy>) 

lisangiceni 

kigoam 

mclieka 


mlyattgo 

nginyiriti 

fusika 

tncheka 


u. 


Übel,  das  wci*  (ki-y  ma-) 

übel  -in' 

Obel  riechen  -nunka 

übel  (unwohl)  sein ,  durch  shizio  inyera{nyera) 
über  (örtlich)  1 

(=  betreffs)  | 

(=  wegen)  kwa  (z.  B.  erschrecken  über  -yetuka 


pezuru  kwa  (-pa) 


uberall 

überaus,  durch 
Überdruß  s.  Ekel 
u  berei  n  k  om  in  en 

(bei  Zwistigkeiten) 
überfallen  (feindlich) 
überfließen 

überlaufen  (zum  Feind) 


ponke  (pongr) 

slurisa  (mit  folg.  Infinitiv) 

-layezana 
-bxcisana 
-du  mir  a 
-kukula 
-muka 


überlegen  (nachdenken)   -yamba,  -kumbula 


übermorgen 

überübermorgen 


ngomuxo 
ngomuso  munye 
ngommna 
-Uila(pa)uUndo 


ül>emachtcn 
überraschen 
Überraschung 
überreden 
Überrest  s.  Rest 
überschreiten  (Fluß) 

(über  etwas  hinweg) 
überschwemmen 
übersetzen  (Fluß)  s.  überschreiten 

(sprachlich)  -pendula 
übersiedeln  -tuta 
übertreffen  -.slura  (-yashula) ,  -ycqa 

übertreten  (Fluß)  s.  überlließen 

(üebot)  -sfttra,  -yeua 

überwinden  -yezay  -dura 


mayetwto 
-nyenytrera 

-kupuka 

-ycqa 

-mbonnya 


uhaki 
-haki 
-nunga 

panani pa 

ktca) 

poha 

muno 

-lagana 
-btcisana 
-dumira 
-kuka 

-kumbuka 
pamtondo 
pamtondo  neso 

-gona(pa)utendo 
-kennyemusa 
u  kennyemusho 
-ko/ya 

-yomboka 

-yeka 

-gubika 

-tignnamula 
•  hatna 
-pita,  -ruta 

•pita,  -ruta 
-Uperera 


31)8 


Spiss:  Kingoni  und  Risutu. 


-sara  (-shara) 
-leka 


übrig  (vorhanden)  sein    -sara  (-shara) 

Qbrig  lassen  -siay  -leka 

Ufer  maqereni,  msia  maqereni,  msia 

diesseitiges  msia  loten;  jenseitiges  msia  loyani,  pciheya 


umarmen,  sich  -singat(an)a 
umdrehen  -pendula 
umfassen  s.  umarmen 
Umfriedung  (aus  Holz,  lutango 
Mauer) 

(aus  Stengeln)  liguma 

umhergehen  ) 

.     7  -sungula 
umherirren  ) 

umkehren  s.  umdrehen 

umschauen  -buka  muva 


umsichtig  sein 
umsonst  chabe 
Umweg  machen  s.  umherirren 
umwenden  s.  umdrehen 
umwerfen  -tewa 

(Kleid)  -yambata 
umwickeln,  durch  -faka,-ngenisa (einstecken) 

umzäunen  -yakera  lutango 

Umzäunung  s.  Umfriedung 
umzüngeln  -zujujulira;  -jtneira 

(eigtl.  abschneiden) 
unabhängig  sein  -tea  na  ukosi 

unanständig  kishora ,  kipurupuru 

unbeholfen  sprechen  s.  stottern 
und  na 
uneben  sein  -tea  na  vigodi 

unehelich  zusammen-  -kombana 

leben 

unfruchtbar  (nicht  ge-  -nyumba 
bärend) 

unfruchtbar  sein,  so  daß  -tea  na  kifwisi 
die  Kinder  sterben 


-pagat{an)a 
-tiganamula 

Iwigo 

lihegere 

-tindira,  -hyunguta 

-lora  kumbele , 

-mnyuma 
-chenjera 
teaka 


-gwisa 
•ftcal{ir)a 

-teakera  Itcigo 


kipukupuku 
na 

-tea  na  vigodi 


■  mbende 


ungefähr,  durch 

Ungehorsam 

ungehorsam  sein 

Unglück 

unglückbringend 
Unglück  bringen 

unkeusch   sein  (ehe- 
brechen) 


chrre  («will  sagen-) 

ndiyaze  (sazi)  ( •  weiß  nicht- )  kwa/i 

lulaka  lulaka 

-wa  na  lulaka  -tea  na  lulaka 


ms{h)oro  (mi-) 
-sola  misoro 


•goneka,  -kema 


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Sriss:  Kingoni  und  KisutU. 

•> 

o 

Unkraut 

(-fornicari)  -zek{an)a 

-zek(an)a 

uchani 

mangahi 

Unrat  s.  Schmutz  und 

Exkremente 

unreif 

-lushaza 

•teisi 

unrein(lich) 

kishora 

kipukupuka 

unrein(lich)  sein 

-tea  na  manyara 

Unreinlichkeit 

mannyara 

mannyara 

unser 

-etu 

-etu 

Unsinn 

ushoro,  upurupuru 

upukupuku 

unten 

pafti 

pahi 

unter 

past  pa  (=  ktca) 

pahi pa 

unterbrechen 

-silisa,  -lekerisa 

-silisa,  -lekerisa 

unterdessen 

pakuti 

untergehen  (Sonne) 

-chona,  -rpeira 

chona 

(im  Wasser) 

•chona 

-dwiteira  (itcirira) 

unterhalten,  sich 

-qoka,  cheza 

-longera  (kisw.  ong* 

unterlassen 

-sia,  -leka 

•kotoka,  leka 

Unterredung 

zindawa 

miharo 

Unterricht 

mq/undiso,  mahyo 

unterrichten 

-funda  (-wa),  -laya 

untersinken  s.  untergehen 

unterstützen 

-yamkera ,  patisa 

-tanga 

(einander) 

-patixana ,  -lando/ozana 

-tangana 

untersuchen 

-bukikita,  -sholiki&a 

-lolikisa 

Untertan 

m/u ,  mfokazana 

Untertan  sein 

-konza ,  -vuma 

-hanga,  -idika 

untertauchen  s.  untergehen 

Untiefe;  hier  ist  e.  Untiefe  lapa  pachonile 

lapa  pachonile 

unverletzt 

-se,  -aburnio,  njalo 

-se,  -abicino,  njalo 

unverschämt  sein 

•ze  na  zishoni 

unverständlich 

kizungu{zungii) 

unverständlich  reden 

-zungulera,  -pikanisa 

Unwahrheit 

manga 

make  ft    it  dp  si 

unwohl  s.  krank  u.  Obel 

Urin 

mtundo 

makocho 

urinieren 

-tunda 

0) 

-koch  a 

i 

0) 

Ursprung 

UVfTO 

ma  hum(ir)o 

Ursprung  hahen 

-vera 

-huma 

(Quelle) 

kipera 

kipera 

* 

Urwald 

/wan",  lijwgoro 

m  h  i tu 

V. 

Vater 

batca 

dadi 

dein  Vater 

wo;  sein  Vater  isc 
•  • 

verabscheuen 

-yala  (kakitrii) 

-bera  (twso) 

s.  a.  hassen  u.  ekeln 

400 


Sriss:  Kingoni  und  Kisutu. 


verabschieden,  sich  ( 

jemand) 
verachten 
verandern 

sich  verändern 
verarmen 
verbergen 

sich  verbergen 

verborgen  sein 
verbeugen,  sicli 
verbiegen 

sich  verbiegen 
verbieten 
verbinden 

(an  einander) 

verbunden  sein  (mit- 
sammen) 
verborgen  s.  verbergen 
Verbot 

verbotene  Speise 
verbrennen  (intrans.) 

verbrennen  (trans.) 
verderben  (intrans.) 

verderben  (trans.) 
verdienen  (durch  Arbeit) 
Verdienst  (Lohn) 
verdoppeln 
verdorren 
verdunkeln 
verdünnen  (Getränk) 
verehren  (die  Ahnen) 

(ehren) 
vereinigen  s.  verbinden 
vererben 

verfallen  (einfallen) 
verfaulen 

verfehlen  (Weg  usw.) 
(Ziel) 

sich  verfehlen 
einander  verfolgen 

(durch  vorbeigehen) 
verfinstern 

sich  verfinstern  (von 

der  Sonne) 


-sharalisa  (pete) 

-pendula 
-penduka 
-dinga 
-ßm 

*  £ 

finka 
-kotama 

-gogowisa,  -pendamisa 

-gogoicara ,  -pendama 
-ya/wa,  -silisa 
•xeopa 
-qekanisa 
-qekana 

mzirn ,  uzirn 
mziro 
-sa  (-cha) 
-chisa 

-Imba,  -yonek(ar)a 
-bubisa,  -ytma 
-seteenjera 
(t)nkunzi 
-pinda  pawili 
-yuma 

-bekera  -mnyama 
-sumburusa 
-teia  (motion) 
-bonga ,  -tnkoza 

si(l)ira.  -lekera,  -yambukiza 

(-yambusa) 
-dirika 
-bola 
•buda 
-ponnya 
-yona 
-pambana 

-mbonya 
mbonya 


-tarn  is  a 
-hepa 

-  ng  an  a  m  ul  a 

•  nganamuka 

-fisa,  -fiha 
-z  if  is  a 
fisika 
-gundama 

-goyowisa,  -penda- 
misa 

-beza 

-tcopa,  -kunga 

•  lung  a 

-  lungana 

mziro,  uziro 

mziro 

-pya 

-nyanya 

-hakara 

-hakasa 

-heng  ulira 

njombe 

-pinda  -pawili 
-yuma 

-teikira  -tito 
-jimusa 
-teta  mahoka 
-bong a  -tokoza 

-si(!)ira, -lekera,  -yam- 
-bukiza  (-yambusa) 
-bomoka 
-wola 

- hotra ,  -yaga 

-kurusa 

-hakasa 

-gubira 
-gubika 


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Spiss:  Kiogoni  und  Kisutu. 

40 

verfluchen 

•hpirira,  -fungira 

verfolgen  s.  folgen  u.  vertreiben 

vcrfii  hrpn 

•      1  ft  «III  ou 

—imnixn 

-hakasisa 

I  Vinn     ^stülilon  l 
\  /All  il  Olrlllcul 

-y n Pisa 

-hijisa 

YPrtr**Kpn 

-sia,  -lekera 

vprtfptili  c\\ 

chabe 

waka 

-(/iitia .  -txtiAiiCCi 

-samwa 

VPi*t?ipßpn   f  vprKphfitfpii^ 

-fiita 

-gita 

vprfTpuHpn  l Vprmficrpn\ 

«  C-i  thCUUCII     1   *  vi  lUUl&CU  1 

_//7 enjy   l  TnQf>tt*pnip\ 
l // #.5t  et  c  ft yc  l 

-tag a  (msewenje) 

\*PfCFf  innren 

m  r>t in 
u 

mogo 

Verhau 

hi  tango 

lu  (u>)igo 

vprliindprn 

-nimhira  -t/alixa 

-dindirisa,  -beza 

\"  I»  V  1 1  1  1  T1  (rMT'TI 

*  CI  uuu^ciu 

J  f*   Z#c#    UJIfllly*  t 

-ftea  na  njala 

dpm  Vprhiinrfprn 

-l/i ni  hfl 

njihp  <5Pin 

IlCUlU     ill  in 

vprirrpn  sich 

1  VI  II  1  VII  «71VII 

-htifJa  -lasikri 

-gaga,  -tagika 

*  l**n*  II 

r*  w<hi 

-wing  a 

vt?rksufcn 

-tt*nga 

-gura,  -lomba 

vprlc  lÄiFpn 

-kulikt  rti    -nnt  pva 

-neneTera 

vaplrrnnnolt  coin 

»  cl  Krll  JlIJcIl  aclll 

-chipira 

VCI  I\III1W<  Ii 

-t/Wl  1  f  T  J<4 

-bik(ir)a 

vprltfir7Pn 
*  ci  rkiu  ««eil 

IJtllii^  II  l  <•!  U. 

-kepa 

»  cl  JalllCIl 

-hek{eUl)a 

v  erlangen 

mogo 

vprlsntfpn 

f  Cl  l€*l  l£l  II 

-hau  kirn 

-haukira 

fdns  ftiithnhpn^ 

i  vino        uuiaucii  i 

-f I1 11(1 

-londa 

i  ungestüm  vci  hin^i  ii j 

-sokosa 

verlassen 

-leka 

verlassene  Ansiede- 

mahami 

lung 

verleiten  s.  verfuhren 

verletzen 

-lemaza 

-poteka 

(durch  Anstoßen) 

-kucha 

-kucha 

verleugnen 

-gala 

-bera 

verleumden 

-kambera 

-heha 

-setca,  secha  (Pass,  -jserhtra)  gewohnlich  mit  Zusatz  na  manga  (lügnerisch) 

verlieren,  durch 

-buda,  fisika 

•tagika,  -gaga 

(aus  Nachlässigkeit) 

-lata 

-taga 

verloben 

-qoka  (-wo) 

-lawira 

sich  verloben 

-qokisatia 

-laxoirana 

verloren  gehen 

-buda,  -lasika 

-tagika,  -gaga,  -hotr 

vermehren 

-[g)ongeza 

-ongereza 

sich  stark  vermehren 

-gaiula 

-goroko 

vermeiden 

sia,  -leka 

-kotoka,  leka 

vermindern 

-pungida 

-kepa 

sich  vermindern 

•punguka 

•k  ( puka 

Mitt.  d.  Sem.  f.  Orient,  hpiwlioi 

.  190-1.  III.  Ab«. 

Spim:  Kingoni  und  Kisutu. 

-shangafu.sa 

msewenje 
lipwera 


-l/mga  vimuti 
-pamsa 


402 

vennischen 
Vermögen  (Sachen) 

(zugleich    mit  den 
Sklaven) 
vermögen  s.  können 
verneigen,  sich,  s.  verbeugen 
verputzen   (mit  Lehm  -batla 

verstreichen) 
verrammen 
verraten 
Verräter 
verrenken 

verrenkt  werden  -nyeny(cr)a 
verringern  s.  vermindern 
versammeln  -butanim;  -krta 

sich  versammeln  -butana 
Versammlung  mbuto,  libanja 

<tr) 

(im    Kreise    aufge-  mkumbi 
stellte) 

versäumen  swrera 
verschaffen  (für  jemand  -funira 
suchen) 

verscheuchen  -tjocha  (-koc/ia) 

verschieden  -nye 
verschlagen  (adj.)  s.  schlau 

(verb.); -es  verschlägt  ttandatca,  kunanii 
nichts- 

verschlechtern  s.  verderben 

verschlingen  s.  schlingen 

verschmähen  -yala 

verschnaufen,  sich  -pefumula 

verschütten  s.  ausschütten 

verschwägert  s.  Schwager 

verschweigen  -fim 

verschwenden  -lasha 

verschwiegen 

verschwiegen  sein 

verschwinden 

versenken 

versickern 

versinken  s.  untergehen 

versöhnen  (durch  Opfer)  -tela 

(durch  Worte)  -btciia,  -lamulira 

(—  beruhigen)  -hda ,  -jxpisa 

sich  versöhnen  -tncisana,  -lamulana 


•mazima 

-binda,  -shara  du 
-bunya,  -nyamarara 
-rpcirvta 


-hasa 

msewenje 

lipwera 


•  mata;  -kilima 

-longa  vimuti 

-paxcisa 

mpawo 

-pokonnya 

-pokonnyoka 

-lundamisa 
-lundama 
lipuga.  lirundu 

mkumbi 

-hicerera 
-londera 

-teinga 
-ngi 


-bera 
-pumula 


-fiha 
-  tag  a 
-mazima 


-tu  tum  a 

-duiteisa 

-yumirira 


-bxcisa  lamulira 
-tufa,  -pepisa 
-btrisana,  -lamulana 


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Sfiss:  Ringoni  und  Ktsutu. 

verspäten,  sich 

steera 

-hwera 

verspotten 

-shekay  -nyanya 

-heka 

Versprechen 

malayezo ,  makvmnimisö 

(eidliches) 

mafungo 

versprechen 

-layeza  ,  -kurttmisa 

(eidlich) 

-fungira 

•  lapira 

Verstand 

liairi,  maranqo 

luhala 

vri  aieiw *ii ,  MCI1 

-  zi  Kftn  g  Ifta 

verstecken  s.  verbergen 

verstellen 

-zxcoy  -yazf 

-pulika,  -man 

verstopfen 

-vimba 

-dtnda 

Verstopfung  haben 

-bimbitinoa 

-bimbitinoa 

(p) 

(/») 

Verstorbener  (Leichnam)  mhifi 

mtnfi 

(Geist) 

lihoka 

lihoka 

versuchen  s.  prüfen  und 

verfuhren 

Versuch  i 

malingo 

•  * 

mahngv 

Versuchung  j 

versüßen 

-tumgozvta 

-nungamita 

verstreuen 

-tindita 

-lagarifta 

vertau>chen  s.  tauschen 

verteilen  s.  austeilen 

Verliefung  (im  Boden) 

ligodi 

liltnat 

Vertrag  schließen 

-layezana 

-lagana 

vertrauen 

-temb{er)a 

•gomb(er)a 

vertreiben  s.  verscheuchen 

vertrocknen 

-yuma 

verunreinigen 

-tera  manyara 

(flüssiges,  durch 

-dung{ir)a 

-timbula 

Rühren) 

verwandeln  s.  verändern 

Verwandter 

kinini 

mlongo 

Verwandtschaft 

unmi 

lukolo,  ulongi 

verwechseln  s.  tauschen 

verweigern 

-yala 

-bera 

(wenn    man  nichts 

-landula 

geben  kann) 

verweilen 

-strera 

-htotra 

verweisen  (Verweis 

-hondim 

-hondisa 

geben) 

verwelken 

-yiima 

-yuma 

verwerfen 

-lasha 

-taga 

von  sich  weisen 

-nyanya 

(Frühgeburt  beim  Vieh)  -hopoza 

•hopoza 

(Frühgeburt  beim 

-nycreza 

-nyereza 

Hund) 


404 

Spiss:  Kingoni  und  Risutu. 

verwickeln 

-botanisa 

-botanisa 

sich  verwickeln 

-botana 

-botana 

verwunden 

-lemaza 

-poteka 

verwundern,  sich,  s.  staunen 

verwünschen  s.  verfluchen 

verzaubern 

-lava 

-loga,  -chatca 

verzäunen 

-yakira  lu  tango  (liguma) 

verzehren 

-sa  l-sha} 

-lya 

vprywpifpln  dureh 

-uamhfi  shizia 

-mtima 

veiveilien  s.  vergeben 

verviehen  f  fortziehend 

-tuta 

-hama 

is  auch  ansiedeln  1 

f  —  veivuiiern^ 

-swera 

-hwera 

-htnaisn 

•  kola 

hn  um  -  isp 

'  "«  'VI*  ,     f  <»  V 

dadi)  gew.  mit  dem  At- 

(Mutterseite) 

tnarome,  mama,  ngina 

mao  \  tribut  «klein« 

Vieh 

nvanta 

*w  W  ft<  *■  •  ft*P 

nyama 

(Rindvieh) 

nkomo  (lok.  ezinkomeni) 

ngombe 

V  iehseuche 

kipetopeto 

kipetopeto 

vir! 

-riinzi    m  kn  (-tph*  kisw  d 

fIHMI  ,     venu*    t                 tuon  •  1 

-amchere,  /ululu 

nicht  viel 

II  ICH  If  VICI 

- m  ttnni  ( -ntri  i/nrip\ 

'"/u/n    y         v  "w/ 

-debe 

viel  werdrn 

-vanda 

-yoroka 

vi^llpifht  durch 

VJCllCiUlt,    Ulli  dl 

fi itdiiia  * i  (  *hif?"i     ftjn-t  \ 

kwali  (ich  weiß  nicht) 

oder  cAerp  (»sag'!«) 

vier 

mcheche 

Viertel:  vorderesViertel 

mkono 

lixeoko 

hinteres  Viertel 

■  ■  A         W  *»—  ft    V-               *     •       A    fttft^  » 

mlenje 

libondo 

Vojrel 

nyoniizi) 

ndege 

Vogelkäfig 

hihunquru 

kihunguru 

(für  Hühner) 

kisakasaka 

kisakasaka 

Voerelleim 

ulhnbo 

ftfftt«f  Vft^ 

ulimbo 

Vogelnest 

kisakatiro 

kisakatiro 

Volk 

wantu 

wann 

Volksschar 

liqala,  Ihcanja 

liqala,  liwanja 

voll  s.  anfüllen 

ganz  voll 

pomoni 

halbvoll  sein 

-lipinga,  -litenda 

vollenden 

-qedisa,  -pezisa 

-mala 

(vollkommen  machen) 

-lungisa 

-kola 

Vollmond 

nyanga  ikuru 

mteezi  mkuru 

es  ist  Vollmond 

(nyanga)  yakannya 

(nyanga)  ya kann ya 

von  (bei  Pass.) 

na 

von  —  bis,  durch  -vera  ktca, 

-sttka  ktca  und  -hamba  kwa,  -fika  ktca  (d.  h. 
ausgehen  von  und  kommen  bis) 


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opiss:  ivitifjoni  unu  Kisutu. 

4U0 

vor  (lok.  u.  temp.) 

pambele  pa  (-kwa) 

paulongolo  pa  (-ktoa) 

voraus 

pambele  (Jeu-) 

paulöngolo  (ku-) 

vorausgehen 

-tangulira 

-tola,  -longola 

voraussagen 

-kuruma  pambele 

-jova  paulongolo 

vorbeigehen 

-slur a 
• 

-ruta,  -pita 

aneinander  vorbeigehen  (so  daß  man  doch  nicht  zusammentrifft)  -pambano 

vorbereiten  (zu-) 

sendereza 

-hegereza 

\ oruer 

-a.  pambele 

-a  ulongolo 

Vorderlader 

kibamu  cha  fataki 

ktbamu  cha  fataki 

vorlanren 

wagogo,  muengula 

teagogo,  mitengula 

1/  n  ^A*  An  A  ^  •m  4-  A  M 

v  orgesetzter 

mkuru 

muteaha 

vorgestern 

kutangt 

juzi 

vorvorgestern 

kutangi  kakuru 

• 

juzt  neso 

vorhanden    sein  (zu 

seitdem 

-hegerer  a 

Diensten  stehen) 

(reichlich) 

-fttmeka 

-moteka 

vorher  s.  voraus 

vorladen  (zur  Unter- 

-veza 

-veza 

redung) 

vorne 

pambele 

paulongolo 

nach  vorne 

kwambele  (ku-,  pa-) 

kulongolo 

vornehm 

-kosana  (vgl.  nkosi) 

vornehmen,  sich 

•zilaya 
-fuma 

-zi(w)unga 

Vorrat  haben 

-mot(er)a 

Vorratskorb  s.  Speicher 

Vorsatz 

malayo  (ga  shizio) 

Vorschein;  zum  Vor- 

-bonek(ar)a 

-* 

-wonekana 

schein  kommen 

Vorschrift 

mteto 

m  teto 

vorsetzen 

•bekera 

-wikira 

Vorsicht 

mashakanipo  («-) 

machen*  ero  (u-) 

vorsichtig  sein 

shakanipa 

-chenjera 

Vorteil  s.  Nutzen 

vorübergehen  s.  vorbeigehen 

vorubertreiben  (intrans., 

•muka  (na  manzi) 

auf  dem  Wasser) 

Vorwand 

manga 

makeo,  udesi 

vorwärts 

kumbelc  (pa-) 

kulongolo  (pa-) 

w. 

Wache  halten 

-litid(ir)a ,  -yimirira 

-lind(ir)a ,  -yimirira 

wachen  (wachend  liegen) 

-lala  me.so 

-gona  miho 

Wachs 

(i)ngina 

sera 

wachsam  sein 

shakanipa 

-chenjera 

wachsen 

•kula 

-kula 

40G 


Spiss:  Kingoni  und  Risutu. 


Wächter 

mlindi,  mwimiriri 

wackeln  (Hacke  am  Stiel)  -quka,  -ged*z(er)a 

Wade 

ligaro 

ligaro 

Waffenträger 

nyeke;  mjingati 

nyeke;  mjingati 

wagen 

-qina 

-kangamara 

wählen 

-qeta,  -qoma 

-hagula 

wahnsinnig  s.  irrsinnig 

wahr,  wahrhaftig,  wahr- 

kiwili 

kiwili,  chakaka 

lich  (adv.) 

(adj.) 

-a  ktwili 

-a  chakaka 

\v:ilir(  h;ift }  snrpciipn 

uiii  i  univi    01/1  \^\* 1 1 V/4 ■ 

-kurumiza 

(o) 

-joweza 

»nicht  wahr?« 

atii  ahpooi 

an  de? 

Wahrheit 

kiwili 

kiwili  chakaka 

während 

pa,  pakuti 

pa,  pakutt 

Waise 

mkixca 

mkitra 

Waid 

mdondo 

mapururu 

(dichter) 

lisati,  litogoro 

mhitu 

(Busch) 

tafeni 

dasi 

Wall  (Erdwall  im  Acker) 

msere 

likimba 

wälzen 

-yigikiza 

-birusa 

(p) 

sich  wälzen 

-gigizika 

-galauka 

Wamme  (der  Tiere) 

mbirini 

lusu 

Wand  (des  Hauses) 

likumbi 

likumbi 

Wange 

tnshaU 

njeje 

wanken  s.  schwanken 

wann  (interr.) 

nini 

ndali 

(rel.)  lapo,  lapo-kona  (z.B.  andiyazi,  lapo  aßre  (kona)  ich  weiß  nicht 

wann  er  gestorben  ist) 
Ukatane 


Wanze  (große  Art) 

(kleine) 
warm  sein 

sehr  warm  sein 
wärmen,  sich 
warten  s.  a.  abwarten 
Wärter,  Wärterin 

(Kranken-) 
warum  (interr.  u.  rel.) 

Warze 

waschen,  sich 

(Kleid) 
was  (int»;rr.  u.  rel.) 

(adv.)  was  fur  ein? 

was  ist  das? 


sikizi  (pl.  sikizi) 


-chisa 

-yota  (mbaso) 
•linda,  -yima 
tngulisi 

ngani,  ya  chani,  ndatca 

muni 
sumba 

-samba  (~iza) 

-sanja  (-shanza),  -samhiza 
ni.  chani 
njaniY  muni? 
nginit  gini? 


likupate,  ligoli, 

mnyakadotf. 
ngunguni 
-pyupa 
-pyisa 

•yota  (mbaso) 
-linda,  -yima 
mltcasi 

ngani, ya  chani,  ndatca 

muni 
lusunjuici 
-yoga,  -karawa 
-  hoy  of y  a 
kiki 
tculit 


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Snss:  Ringoni  und  Kisutu. 


407 


Wasser  manzi 
(großes  Wisser,  Strom)  Iwanqe 

Wasser  schöpfen  -ka 

Wasserbock  likulu 

Wasserjungfer  kipuruputu 

Wasserloch  rniombo 

Wassersucht  mangundura 

Wassertopf  mbiza 

Wasservogel  nyoni  ya 

waten  s.  durchwaten 

wechseln  -pendula 

wedeln  (mit  dem  -chikiza  (luchowa) 
Schweif) 

(gegen  Insekten)  -hajira 


magasi 

-nega,  -teka 

ndogoro 

kipuruputu 

kilitca 

mangundura 

kisai,  kiwiga 

ndege  ya  magasi 

-nganamula 
-towerera  (mkira) 

-punga 


weder  —  noch;  durch  zwei  negierte  Formen  nebeneinander 


Weg  njira  (njera) 

Viehweg  (mehrere  mzira 
Wege  neben  einander) 

Weg  einschlagen  -bamba,  -qonda  nj. 
weg-  s.  fort- 

wegen  ndawa  ya,  na,  kvca 

Wegzehrung  s.  Proviant 


njira  {njera) 

-lung a  nj. 

ndawa  ya,  na,  kvoa 


wehe! 

weheklagen 
wehetun  (trans.) 

(intrans.) 
wehen 
Weib 

erstes  Weib  des 
Häuptlings 

altes  Weib 

Nebenweib 
weiblich 
weich 

weich  werden 
weiden  (trans.) 

(intrans.) 
weigern,  sich 
Weihrauch 
weil 

Weile;  kleine  Weile 

lange  Weile 
weilen  s.  bleiben 
weinen 

Tränen  vergießen 


yereyeheel ainjaro/ yoyoo/  yere  yehee!  ainjaro! 


mage!  mayi 

-kara 

-lernaza 

-cava 

-vutira 

m/asi  (m/azi) 
krjsikazi 


mage/  mayi  vava  wee/ 

-emba 

-poteka 

-vina 

-pul  a 

mdalla 


mjasi  rnngam 
ifasi,  isü 


-tamba 
-rusa 

-sa,  -sa/una  (uchani) 
-yala,  -yeya 
ubani 

loku ,  ndawa 

pangane 

paninzi 

-kara 


mdalla  mdebe 

idalla 

-dekedeke 

-tamba 

-dima 

-lya  (manga hi) 

-bera 

ubani 

padebe 
pamehere 

-emba 


408 

Snss:  Kingoni  und  Kisutu. 

T»  glot      oV  111 

ICC*    71%*)    lifJtl  f 

-»  %f\  ft   n  si   In  h.  n  In 

*  *JU  tm    ¥9  Im    |U  ilu  itt 

weisen  (Weg) 

-chenisa,  -tangulira 

-langtsa,  -long on  to 

von  sich  weisen 

-qocha  (-kocha) 

-tri?/  ya 

weiß 

-msope 

-warafu 

ganz  weiß 

-msope  hwaa ,  -msope  mpttu 

weissagen  s.  voraussagen 

weit  (breit), 

-banzt 

-banzi 

weit  werden 

-natca 

(entfernt) 

kudeni  (pa-) 

kutali  (pa-) 

welcher  (interr.) 

njaniy  muni 

(rel.) 

-enje  oder  durch  das  Suffix  -o 

Welle 

lipuputo  (ga  manzt) 

mweru  (wa  magasi) 

Wellen  schlagen 

-miputa 

A  M. 

-chaya  miceru 

welken 

-yuma 

-yuma 

Welt,  Weltall 

lizwe  lonke 

mit  rna  wo  ha 

wenden  s.  drehen 

wenig 

-nyane 

-debe 

ein  klein  wenig 

kangakanani  (worth: 

•  ein  wie  Großes!«) 

* 

weniger,  durch 

pungula  (weniger  machen) 

•  kepa 

* 

weniger  werden 

-punguka 

-kepuka 

* 

wenigstens 

nyangana 

nyangana 

wenn 

ngati,  kamba  (kama,  kau  da, 

kandi)  oder  durch  -nga- 

-wenn doch!« 

ti  engatif  (z.  B.  sengati 

ndinuambana  wenn  ich 

ihn  doch  sähe!) 

wer  (interr.) 

wani 

ya  n  i 

werben  (um  eine  Frau) 

*  * 

-qokisa  (mfasi) 

-lawira  (m  da  IIa) 

werfen 

-posa 

-kumbira 

(wegwerfen) 

-Ituha,  -taya 

-taga 

(-gebären) 

-zara 

•wcreka 

Werg 

ntini 

fusi,  Ivcoga 

Werk 

liyenzo 

lijowo 

Wert 

ntengo 

maronda,  makao 

wert  sein 

-yeza ;  -ßka  kwa 

-yeza;  fika  kwa 

Wesen ,  Wesenheit 

fttkuwo  (vgl.  -wa  sein) 

mkuwo  (vgl.  -wa  sein) 

Wespe 

lidendefu 

/  inyugi 

Westen 

macJioneranga  (vgl.  chona) 

machonera  nga  (vgl. 

chona) 

Wette;  um  die  Wette 

-linga  majuwane,  -pikisana 

-taungana  majuwane 

laufen 

majuwane 

wetten 

-bekerana 

-wikerana 

Wetter;  es  ist  schönes 

kusire  kuse 

Wetter 

Regenwetter 

mivumbi  (ya  mvula) ,  mvula 

mihwcra  (ya  mvula) 

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Sras:  Kingoni  und  Kisutu. 


es  ist  trübes  Wetter 

kwagusera 

wetzen 

•kuwanisa 

-f  iroui  sa 

•* 

wichtig 

-niazima 

wickeln  s.  aufwickeln,  einwickeln 

Widder 

lipongo  (ki)  la  yimvu 

Ii  du  na  la  mberere 

Widerhaken  (am  Speer) 

ngowe,  lizinyo 

Uno  (pl.  mino) 

widerhallen 

-ztcakara 

-yuhwa 

widersprechen  (einander)  -pikis(an)a 

-lahong(an)a 

Widerstand 

nkatii 

mtaho 

widerstehen 

-tea  na\zi)nkani 

-tea  na  mtaho  (tni-) 

wie  (interr.) 

njatti 

ttuli 

wie  groß  (dick)? 

ngaka  {na  ni?  wie  was?) 

ude  wake  njanit 

wie  beschaffen? 

nyakot 

wie  schwer? 

umazima  njanit 

wieviel 

•ngaki  (-ngapi) 

-ringa 

(vergleichend) 

njenga,  ngati 

mbanqa  na,  hit  a 

wieder 

kanye. 

kangi 

oder  umschrieben  durch  d.  h.  -pinda 

wiederholen 

-pinda 

-pinda 

wiederkäuen 

-herula 

Wild  (Edel-) 

nyamazani 

n  yamazani 

wild 

-kali  (gefährlich) 

-kali  (gefährlich) 

(scheu),  durch 

-sawa,  -baleka  (fürchten. 
Hieben) 

Wildente 

libata  (lidata) 

libata  (lidata) 

Wildkatze 

ngtcawi,  mpaka 

kihyomi 

t* 

Wildnis  s.  Wald 

Wildschwein  (schwarzes)  liguruuse 

lig  urutoe 

(rötliches) 

lipango,  rigako 

livanao,  näako 

Wildtaube 

lijhca  (njiica) 

lijitca  (njiica) 

Wille 

lutando  (ma) 

Wind 

moya  (pl.  mioya) 

mpungo 

winden  s.  drehen,  aufwickeln 

sich  winden  (Fluß) 

'Zoinba 

-nyenga 

Windung  (des  Flusses) 

ttzomba 

Winkel  (abgegrenzter 

mbundtt  (kipungu) 

Teil  im  Hause) 

Wink    (zum  Herbei- 

lungtcayo 

lukinyiro 

kommen) 

winken 

-ngicaya 

-kinyira 

Winter  (heiße  Zeit  voi- 

liranga, usika 

kilolero 

der  großen  Regen- 

periode) 

wir 

ti 

tu 

(betont) 

tini,  tewo 

tteenga,  tteetvoe 

410 


Snas:  Kingoni  und  Kisutu. 


Wirbelwind 

kizunquzvnqu 

kipungurungu 

wirbeln  (Wind) 

-zunga(zunya) 

wirklich  (adv.) 

khoili 

chakaka 

wissen 

-yaze  (-yazera) 

-many  a 

wissen  lassen 

-yazisa 

-manyisa 

ich  weiß  nicht 

andiyazi  (siyazi) 

kxcali 

Witwe 

mverekazi 

Witz 

lisomo  (ma) 

muhenji 

Witze  machen 

som(is)a 

-henj{is)a 

wo  (intern) 

pi,  kupi 

koy  koki 

-wo  bist  du?. 

upit  uli  kupit 

(rel.) 

lapo 

Wöchnerin 

mjezane 

mjezane 

Woge  s.  Welle 

woher  } 

(interr.)  -pi,  kupi 

ko,  koki 

wohin  ) 

(rel.)  lapo 

wohl  (gesund) 

-se  -abwino 

-a  moyo 

(adv.,  tonlos) 

ndi 

Wohlgeruch 

manunkero 

wohlriechen 

-nunkerera  {-nunkirira ) 

-nunkerera(-nunkirira) 

Wohltat  erweisen  j 

sengura 

wohltun  j 

-yenzfTa 

wohnen 

shara 

-tarn  a 

Wolf  (Art  Wolf) 

limihi 

limihi 

Wolke 

Ufa 

lifufu,  Ii  fundi 

es  bilden  sich  Wolken 

iyaweka  maßt 

Wolle  (Tierhaare) 

tcoya 

wollen 

•tanda ,  -funa 

•qana  -londa 

nicht  wollen 

•  yala,  -yeya 

-bera 

worfeln  (Getreide) 

-pepeia 

-pepeta 

Wort 

ligama,  lisun 

lilowe 

wozu 

-a  chani;  uztoeni  (vgl.  etc 
masherero 

a  und  ni) 

Wucher 

masherero 

wuchern 

-slterera,  -dierera 

-sherera,  -dierera 

Wunde 

kironda 

wundern,  sich 

-yetuka 

•  kennyemuka 

Wunsch 

moya,  litando  (/«-,  ma-) 

wünschen 

-hankira ,  -tanda 

würdig  sein 

-fika  (z.  B.  ukosi  der  Herrschaft) 

würgen  (drücken) 

-bandezera 

•  limbirira 

(an  der  Kehle) 

-kamn 

-doda 

Wunn 

idembo 

ulembo 

(großer) 

nyoka 

nyoka 

Wurzel 

msisi,  mpande  (plur.  zin 

1)  mkiga 

würzen 

-nonisa 

Wüste  s.  Wald 

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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 


411 


z. 

zahlen 

saula 

-lipa 

zählen 

-bara 

-voaranga 

zahlreich  s.  viel 

Zahn 

lizinyo 

Uno 

Stock- 

liz.  la  msati 

I.  la  kupeta.  la  lujeje 

-lücke 

liioende 

Una  u  Ii 

zahm  werden 

-ic.ira  (sich  tre wohnend 

-h  v  oteer  er  a 

zähmen 

-iatza  (-iaPza) 

•  hyoicesa 

Zanije 

in  Oaniro 

mbaniro 

Zank 

lupikizano 

lutaungano 

zanken,  sich 

-pikizana 

-taungana 

Zanfen  (Pfropf) 

kivimbo 

k  i  b  in  d i  r  f> 

zappeln 

-vutuza  (-zimjao) 

-kunäunda 

zart 

-lula  (-rura) 

-lula  {-rura) 

Zauber,  Zauberei 

utakati]  ulotci 

uhaici 

-trank 

mteyo 

mwafi 

Zauberer,  -in  (böse) 

mtakati  mltmi  (mlotci) 

mchawi 

(Zauberer,   der  den 

nyanqa 

mganga 

bösen  Zauber  ver- 

treiben kann) 

zaubern 

-takata,  -loya 

-chawa,  -loga 

Zaun 

lutanao 

luwiao 

Zebra 

liduwe 

lipunda 

-mahne  (Kopf- 

imeewe 

mchengo 

schmuck) 

Zecke 

lika  tan  r 

in  n  ii  a  k  n  d o  t  o   1  ik  tj  an  t  e 

liaoli 

if 

Zehe 

luzipo  Iva  lunt/ao 

lukonje  Itca  mgulu 

zehn 

ichumi 

kumi 

Zeichen  (Abzeichen) 

mbara  (mi-) 

Zeichen  geben 

-zwisa 

-pulikizisa 

zeigen 

-ckenisa  (-chetigisa) 

-tconesa .  -lanaisa 

Zeit 

makati 

makati 

(Tages-) 

liranga 

liiuura 

um  welche  Zeit? 

liranga  kupii 

/tr.  nianil 

vor  Zeiten 

nyakennye,  kadeni 

noogo,  katali 

zur  Zeit  von  (früher) 

kadeni  ka.  padeni  jm 

katali  ka,  patali  pa 

übrige(verfügbare)Zeil 

; nda{w)o 

nda(w)o 

kurze,  lange  Zeit  s.  Weile 

Zelt 

hema  (kisw.) 

hema 

Zelt  aufstellet) 

-yimisa  h. 

-simika  h. 

Zelt  abbrechen 

-kumuta,  -tcojynfa 

-kumula,  -wopola 

zerbrechen  (trans.) 

-daula,  -faya,  -dennya 

-pa;ula,  kayula 

(in  trans.) 

-dauka,  -fayika,  denyika 

-pazuka,  -kayuka 

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412 


Spiss:  Kingoni  and  Kisutu. 
-qovca ,  -chikicha 


s.  schmelzen 


zerdrücken 
zerfließen  J 
zergehen  j 

zerfallen  (auseinander-)  -kumuka,  -rtopoka 

(  -  einfallen)  -dirika,  -buba 

zerkratzen  -hwepa 
zerplatzen  s.  platzen 
zerreiben 
zerreißen  (trans.) 

(intrans.) 
zerren 

zerschlagen     l  .  ,  

hn  ttern  \  "V>lca'  -konda  mit  nvmt,  mmt  (ganz 

zerspringen  s.  platzen 


-Sll'fl 

-ilaula,  -papula 
-dauka,  -papuka 
-dösa(dösa) 


zerstampfen 
zersturen 
zerstoßen 
zerstreuen  (Feind) 
zertreten 
Zeug  s.  Stoff 
Zeuge 

als  Zeuge  anrufen 
Zeugnis  geben  (ablegen)  -sltanzera 
zeugen  s.  erzeugen  und  bezeugen 


-timba 

•bubtia,  -diriza ,  -fuza 
-kotca 
-mtraza 
-nyatira 


schanzi  (m-) 
-biza  (m)sbanzi 


qotca,  -chikicha 


■kumuka ,  -tcopoka 

■  bomoka 
kapa 

-saga  (-hyaga) 

■  hatula,  -pazula 
hatuka,  -pazuka 
■huta(huta) 

und  gar) 

■  timba 
•bomola 
■twang  a 
•paraza 

■  libatira 


Zicklein 

lizinyane  (la  mbuzi) 

katnene,  kapeni 

Zickzack,  im 

Zickzack  -zomba(zomba) 

gehen 

Ziege 

mbuzi 

mene 

Ziegenbock 

lipcmgo  (la  mbuzi) 

ziehen 

-düsa 

-huta 

(Zahn) 

•kumula 

-kula 

zielen 

-linga,  -yandika 

•  linga>  yandika 

Zikade 

nyenzi  (kienzi) 

nyenzi  (kienzi) 

Zimmermann 

s.  Schreiner 

Zink 

mtofu 

Zipfel 

peieni 

lupenja 

Zirpe  (Zikade)               nyenzi  (kienzi) 

nyenzi  (kienzi) 

zittern 

-tutuma,  -gedeza 

-tetema,  hirira 

zögern 

swera 

-hvoera 

Zögling 

mfundi 

Zorn 

matukutero,  madadiro 

mahyotn  ero 

(heftiger) 

matutumiro 

matetemero 

zu  (auf  die  Fr 

age  »wo«)  pa 

pa 

(aufd. Frage -wohin«)  kwa%  ku 

kwa,  ku 

=  allzu  s.  dieses 
zubereiten 


•gendcreza,  -lungisa 


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Spiss:  Kingoni  und  Kisutu. 
umazima,  (zi)shfmi 

-punnyuka 
ndozi  (zin-) 
tnlunyulungu ,  moica 


-yezera  (liso) 

pambele 

-tenuka 

mabalikero 
W 

-barekera 


413 


-Vit  mir  a 

pamozi 

vtbido 

•tcmula  (c/tatnterno) 


pamuva 


Zucht  (Anstand) 
züchtigen  s.  schlagen 
zucken 
Zuckererbse 
Zuckerrohr 
zubinden  s.  binden 
zudecken  s.  bedecken 
zudrücken  (Auge) 
zuerst  (adv.) 
zufallen  (Falle) 
Zuflucht 

Zuflucht  nehmen 
zufrieden  sein 

zufriedenstellen 
zugeben 
zugleich 
Zukost 

ohne  Zukost  sein 


zuletzt 

zumachen  (Grube)  -fulvra 
zunehmen  s.  vermehren,  sich 
Zündhütchen  fataki  (kLsw.) 

Zunge  tulimi  («-) 

zürnen  -tukvt(ir)at  -dad{ir)a 

(mit  dem  Vorsatz  zu  songera 
strafen) 

zurück  muva  (pa-,  ku-)  emuvrni 

zurückbringen 

zurückgeben 

zurückhalten  (fest- 
halten) 

(Milch  im  Euter) 

zurückhalten 
s.  auch  abhalten 
zurückkehren 

(heim) 

(Fluß  ins  alte  Bett) 
zurücklassen 
zurüsten,  sich  (zur  Reise) 
zusammen  s.  beisammen 
zusammenbinden  s.  verbinden 
zusammenfallen  s.  einfallen 
zusammenfalten 

zusammenfließen  -shangana 


-kueza,  -ywanisa  (Itcüi) 


-chuleka 

-{b)uy(er)a 

-chona 

-sia,  -leka  {muva) 
-zihmgisa 


uhoni 

'punnyuka 
ndozi  (ein-) 


-kupira,  -sisira 

paulongolo 

-tenuka 


•tirira 

-tea 

-to  is  a 

-idika 

pamonya 

rnboya,  likoro 

-suma  (kilumo)  -luma, 
<*> 

kilumo 
panyuma,  kumbale 
-sir  a 


-hyomera 
-temera  ngani 

kumbele 
-kiritcusa 
-tin  da 


■kiritcuka 
(b)uy{er)a 

■  chona 

■  sia,  -leka  (muva) 
•  zikofa 


■yon  ja 
■konyana 


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414  Spiss:  Kingoni  and  Kirota. 

zusammenhangen    (in  -tungika 

einer  Reihe) 
zusammenkleben  -namik(an)a ,  -bony(an)a 

zusammenknüpfen  -tcopa  lifundo 

zusammenkommen  s.  versammeln,  sich  begegnen 
zusammenlegen  -songa 
zusammenreihen  -tunga 
zusammenrufen  s.  versammeln 
zusammenscli  rümpfen  -lamba 

(z.  B.  Bauch  vor  Hunger) 
zusammenstoßen  rgumulana 
zusammentreffen  s.  begegnen 
zusammentreiben  (Herde)  -tinda 
zusammenwachsen  -yerekana 
zusammenwickeln  -songa 
zusammenzählen  -bar{ir)a 
zusenden  -pe/rkrra,  -mukisira,  -tu  mim 


Zuspeise 

Zustand;   wie  ist  sein 

Zustand? 
zustopfen 

zuvor,  durch 
zuweilen 
zuwerfen  (Inn-) 

(Grube) 
zwanzig 
zwar 

zwar  —  aber 
zwei 
Zweifel 

zweifeln  -nyanya  (heißt 

Zweig 

Zwerchfell 

Zwerg 

Zwergantilope 
zwicken 
Zwilling 
Zwinge  s.  Ring 
zwingen  (physisch) 

(moralisch) 
/.wischen 


mbido 
alt  njanif 


-qala ,  -tangufira 
lusiku  hinge 
-posrra,  -gigijira 
-fulira 

machumi  mawili 
kodwa 

kodtca  —  kodwa 
-wili 

manyanyo 

auch  sich  weigern),  -bona 
Htambi  (liqambi) 
mshesho 
mfichane 
huruku 
-ngewa 
(ipasha 

-rfasa,  -suntluta 
-kalimira 
pakati  pa 


-xtopa  lifundo 

'9  on ja 
•tttnga 

-totoka 


-gerengana 
-gonja 

•  w  arang{ir)a 
-pelekera ,  -mukisira, 

-tu  mir  a 
mboga,  likoro 
a  Ii  wulit 

-din  da 

<•> 
hüte 

ligono  lingi 
-sopera 
-sir  a 


-wili 

manyanyo 
lita/i 
mshesho 
m/upi 

ngorombwe  (korombc) 

-tona 

lipasha 

-kunyuga 
-kalimira 
pakati  pa 


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415 


Bibliographische  Anzeigen. 

Contes  populaires  d'Afrique  par  Rene  Basset  ...  Paris: 

E.  Guilmoto  1904. 
(=  Les  Litteratures  populaires  de  tout  es  les  nations,  tome  47.) 

Besprochen  VOI1  JüLIü8  LlPPERT. 


Wiederum  eine  prächtige  und  dankenswerte  Gabe,  die  uns  der  nimmer 
rastende  Altmeister  der  französischen  Afrikanistik  mit  der  vorliegenden 
Sammlung  zum  Angebinde  macht.  In  170  Einzelerzählungen  gibt  er  uns 
Proben  aus  dem  Märchenschatz  und  der  Vorstellungswelt  afrikanischer 
Stämme  vom  Mittelmeer  zum  Kap,  von  der  Atlantis  zum  Indischen  Ozean, 
denen  dann  noch  der  Vollständigkeit  halber  Märchen  aus  den  Sprachen  von 
Madagaskar  und  der  amerikanischen  Neger  angeschlossen  sind,  im  ganzen 
aus  102  verschiedenen  Sprachen  und  Dialekten.  Der  weite  Stoff  ist  nach 
sprachverwandtschaftlichen  Gesichtspunkten  geordnet,  bis  auf  die  Sudan-  und 
Guineasprachen,  die  ja  noch  jedem  Versuche  linguistischer  Klassifikation 
spotten  und  deshalb  nach  ihrer  geographischen  Lage  zusammengestellt  sind. 
So  hat  das  Buch  die  folgenden  7  Gruppen  I.  Hamitische,  II.  Semitische,  III.  Nil-, 
IV.  Sudan-,  V.  Guinea  und  Senegal-,  VI.  Hottentotten-  und  VII.  Bantusprachen, 
zu  denen  dann  noch  VIII.  die  Sprachen  von  Madagaskar  und  IX.  die  Sprachen 
der  Neger  Amerikas  und  der  von  St.  Mauritius  hinzutreten.  Bei  einem 
jeden  Märchen  geben  Fußnoten  in  dankenswerter  Weise  sowohl  die  lite- 
rarische Quelle,  wie  auch  die  geographische  Lage  des  Dialektes  an.  Viel- 
leicht hätte  dieser  zweite  Zweck  durch  eine  beigegebene  Sprachenkarte  noch 
anschaulicher  zum  Ausdruck  gebracht  werden  können. 

In  einer  erschöpfenden  Einleitung  spricht  Verfasser  über  den  Plan  der 
Arbeit  und  geht  dann  auf  den  Inhalt  der  Sammlung  selbst  ein,  indem  er 
die  Moral  in  den  Märchen  und  die  gemeinsamen  Zuge  darin  ausführlich 
auseinandersetzt.  Im  großen  und  ganzen  überwiegt  die  Tierfabel,  doch 
treten  auch  Menschen  und  Dämonen  als  handelnde  Personen  auf.1 

1  In  der  Einleitung  (p.  VII)  stellt  Verfasser  die  Barbarei  der  Buschmänner 
und  Hottentotten  in  Gegensatz  zu  der  hohen  Kultur  der  Araber.  Diese  Gegenüber- 
stellung möchte  ich  aber  doch  auf  die  Buschmänner  beschränkt  wissen.  Zwar  sind  Hotten- 
totten und  Buschmänner  nur  Zweige  eines  Stamme»,  und  auch  ihre  kulturellen  Ver- 
hältnisse mögen  ursprünglich  nicht  wesentlich  voneinander  verschieden  gewesen  sein. 
Aber  diese  Ursprünglichkeit  der  Hottentotten  ist  schon  früh  durch  Mischung  mit 
einer  fremden,  wahrscheinlich  aus  Südostasien  gekommenen  Völkerschaft  stark  alte- 
riert  worden.  Auf  diese  Rassenmischung  weisen  schon  körperliche  Eigenschaften  hin, 
wie  z.  B.  die  vielfach  beobachtete  Schiefstellung  der  Augen,  die  den  Hottentotten 
manchmal  einen  chinesenhaften  Eindruck  machen  lassen,  aber  ihr  verdankt  die  Nation 


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416  Lippkrt:  Bibliographische  Anzeigen. 

Die  Übersetzungen  sind,  soweit  ich  das  an  den  Originalen  habe  nach- 
prüfen können,  korrekt.  Treffend  ist  auch  der  naive  Ton  der  Originale  in 
der  französischen  Übersetzung  wiedergegeben,  sodaß  schon  aus  diesem 
Grunde  die  Lektüre  des  Buches  zu  einem  Genuß  wird. 

So  wird  die  Sammlung,  die  den  Beweis  liefert,  daß  die  sprachliche 
Erforschung  des  längst  nicht  mehr  »dunkeln  Kontinents«  minder  geographi- 
schen Schritt  zu  halten  bestrebt  ist,  nicht  nur  von  den  Afrikanisten ,  Ethno- 
logen und  Folkloristen,  sondern  auch  von  dem  gebildeten  Laienpublikuin 
mit  Dank  begrüßt  werden.  Ihre  geschmackvolle  typographische  und  äußere 
Ausstattung,  mit  der  die  rühmlichst  bekannte  Firma  Guilmoto  (Successeur 
de  J.  Maisonneuve)  ihren  alten  Ruf  wahrt,  dürfte  das  Werk  auch  als  Ge- 
legenheitsgeschenk empfehlenswert  erscheinen  lassen. 

auch  ihren  Kulturbesitz,  der  sie  hoch  über  die  in  ihrer  Ursprünglichkeit  verbliebenen 
Buschmänner  hinaushebt.  Die  Sagen-  und  Legeiidenwclt  der  Hottentotten  kann  sich, 
wie  ja  auch  die  vorliegenden  Beispiele  zeigen,  mit  der  mancher  europäischen  Völker 
messen,  und  die  Erklärung  der  Sternbilder  bei  ihnen  kommt  an  poetischem  Gehalt 
manchen  Sagen  des  klassischen  Altertums  gleich.  Schon  der  Umstand  verbietet  es, 
die  Hottentotten  als  tiefstehend  anzusehen,  dnß  in  ihrer  Sprache  im  Gegensatz 
zu  den  Sprachen  so  vieler  anderen  Naturvölker  ein  Wort  für  den  Begriff  -Mensch- 
lichkeit« sich  findet. 


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Verlag  von  Georg  Reimer  In  Berlin 


Lehrbücher  des  Seminars  für 
Orientalische  Sprachen  zu  Berlin 

Herausgegeben  von  dem  Direktor  des  Seminars 
Groß  8°  •  lo  rotem  schmiegsamen  Kalikoeinband  mit  Golddrucktitel 


Erschienen  sind: 

Band  I:  Lehrbuch  der  Japanischen  Umgangssprache  von  Professor  Dr.  Rudolf 

Lange,  Lehrer  des  Japanischen  am  Seminar.    1890.   Preis  24  Mark. 
Band  II:  Suaheli  -  Handbuch  von  Walter  von  Saint  Paul  Illaire.  1890. 

Preis  10  Mark  50  Pf. 
Band  III:  Wörterbuch  der  Suaheli -Sprache,  Suaheli- Deutsch   und  Dt-utscb- 

Suaheli,  von  Dr.  C.  G.  Büttner,  Lehrer  des  Suaheli  am  Seminar.   1890.  Prei* 

13  Mark. 

Band  IV:  Japanisches  Lesebuch.  Märchen  und  Erzählungen  in  japanischer 
Umgangssprache  und  lateinischer  Umschrift,  nebst  Anmerkungen  und  Wörter- 
buch von  Hermann  Plaut.    1891.    Preis  20  Mark. 

Band  V:  Praktische .Grammatik  der  Neugriechischen  Schrift-  und  Umgangs- 
sprache. Mit  Übungsstücken  und  Gesprächen  von  J.  K.  Mitsotakis.  1891. 
Preis  12  Mark. 

Band  VI:  Lehrbuch  der  Ephe-Sprache  (Ewe),  Anlo-,  Anecho-  und  Dahoroe- 
Mundart  mit  Glossar  und  einer  Karte  der  Sklavenkaste  von  Dr.  phil.  Ernst 
Henrici.    1891.    Preis  16  Mark. 

Band  VII:  Handbuch  der  Nordchinesischen  Umgangssprache  mit  Ein- 
schluß der  Anfangsgründe  des  neuchinesischen  ofüciellen  und  Briefstils  von 
Prof.  Karl  Arendt,  Lehrer  des  Chinesischen  am  Seminar.  Mit  1  Kart«. 
1891.   Preis  24  Mark. 

Band  VIII:  Lehrbuch  des  Oshikuanjama  (Bantu-Sprache  in  Deutsch-Südwe*t- 
Afrika)  von  P.  H.  Brincker,  Missionar.    1891.    Preis  16  Mark. 

Band  IX:  Sammlung  Arabischer  Schriftstücke  aus  Zanzibar  und  Oman.  Mit 
einem  Glossar  herausgegeben  von  Dr.  B.  Moritz,  Lehrer  des  Arabischen  tun 
Seminar.    1892.    Preis  16  Mark. 

BandX:  Suaheli-Schriftstücke  in  arabischer  Schrift,  mit  lateinischer  Schrift 
umschrieben,  übersetzt  und  erklärt  von  Dr.  C.  G.  Büttner,  Lehrer  des  Suaheli 
am  Seminar.    1892.    Preis  22  Mark. 

Band  XI:  Lehrbuch  der  modernen  Osmanisohen  Sprache  von  J.  J.  Ma- 
nissadjian,  vormals  Lektor  des  Türkischen  am  Seminar.  1893.  Preis  16  Mark. 

Band  XII:  Einführung  in  die  Nordchinesische  Umgangasprache.  Prak- 
tisches Übungsbuch  zunächst  als  Grundlage  für  den  Unterricht  am  Seminar  von 
Prof.  Karl  Arendt.  In  2  Abteilungen.   1894.  Preis  beide  zusammen  48  Mark. 

Band  XIII:  Ein  Arabischer  Dialekt,  gesprochen  in  'Oman  und  Zanzibar. 
Nach  praktischen  Gesichtspunkten  bearl>eitet  von  Dr.  Carl  Reinhardt.  1894. 
Preis  40  Mark. 

Band  XIV:  Chrestomathie  der  Neugriechischen  Schrift-  und  Umgangs- 
sprache von  J.  K.  Mitsotakis.  Eiue  Sammlung  von  Musterstücken  der  Neu- 
griechischen Litte ratur  in  Prosa  und  Poesie,  mit  erläuternden  Anmerkungen  und 
biographischen  Notizen.    Preis  16  Mark. 

Band  XV:  Einführung  in  die  Japanische  Schrift  von  Prof.  Dr.  R.  Lange. 
Lehrer  des  Japanischen  am  Seminar.    1896.    Preis  8  Mark. 

Band  XVI:  Herero -Grammatik  von  Missionar  G.  Vi  ehe.  1897.  Preis  12  Mark 

Band  XVII:  Muhammedanisches  Recht  von  Ed.  Sachau.  1897.  Preis  26  Mark. 

Band  XVIII:  Suaheli- Märchen  von  C.Velten,  Lehrer  des  Suaheli  am  Seminar 
1898.    Preis  8  Mark. 

Band  XIX:  Übungs-  und  Lesebuoh  zum  Erlernen  der  japanischen  Schrift 
von  Prof.  Dr.  R.  Lange,  Lehrer  des  Japanischen  am  Seminar.    (Im  Druck.) 

•3  ■  Weitere  Bände  in  Vorbereitung 


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